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Folge 119 Osterode am Harz, Mai 2013 Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V. Storch vor Drewenzsee und Osterode Aquarell: Wanda Rakowicz

Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V....Folge 119 Osterode am Harz, Mai 2013 Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V. Storch vor Drewenzsee und Osterode

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Folge 119 Osterode am Harz, Mai 2013

Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V.

Storch vor Drewenzsee und OsterodeAquarell: Wanda Rakowicz

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Drewenzsee und Oberländischer KanalGemälde: Ala Pisarska

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1OSTERODER ZEITUNG

Kirche in Arnau

Kirche in Döhringen Gemälde: Ala Pisarska

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OSTERODER ZEITUNG2

InhaltKirchen in Arnau und Döhringen ......................................................... 1Urkunde der Übernahme der Patenstadt durch den LandkreisOsterode am Harz .................................................................................. 4Grußwort zum 60-jährigen Patenschaftsjubiläum ............................... 5

Aus der Kreisgemeinschaft Programm des Hauptkreistreffens am 21. und 22. September 2013in Osterode am Harz .............................................................................. 6 Bericht des Vorstandes ............................................................................ 7

Aus unserer Patenstadt Osterode am Harz ..........................................13Heimatkunde – Geschichte – Kultur

Ehemalige deutsche ev. Kirchen in unserem Heimatkreis heute ........17Das Bundesvertriebenengesetz 1953 .....................................................21NS-Zeit im Kreis Osterode ....................................................................27Osterode in den 30er und 40er Jahren ..................................................31Polnische Sprache, preußische Gesinnung ...........................................40Zu den Osteroder Wappen .....................................................................48Die Forsten um Osterode in früheren Jahrhunderten .........................53Osterode „in den Alpen“ .......................................................................57Die Wolfsgrube im Prinzwald ...............................................................58Nachtrag zum „Artesischen Brunnen“ .................................................60Die Meerjungfrau von Osterode ...........................................................62Mein Heimatdorf Taulensee ...................................................................63

In unserem Heimatkreis damals:Erinnerungen und Erlebnisse

Unser Leben in Thomascheinen ............................................................72Der Geburtstag unseres Lehrers in Tharden ........................................79Ist Hellsehen möglich .............................................................................81Das Erinnerungsfoto ..............................................................................85

In unserem Heimatkreis heute:Informationen und Impressionen

Erlebnisse unserer Busreise nach Osterode ..........................................87Spurensuche bei einer Reise ...................................................................92Leserzuschriften ......................................................................................97Bergfriede ............................................................................................... 99

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3OSTERODER ZEITUNG

Meilensteine – Kulturerbe ....................................................................101Kulturverein „Sasinia“ ..........................................................................104Glückwunsch Ingrid Lipka ..................................................................105Ein Enkel schließt den Kreis ................................................................106Sechzig Jahre Vergessen ........................................................................108Johanniter in Osterode .........................................................................109Der Oberländische Kanal .....................................................................110Henryk Hoch wiedergewählt ..............................................................117Versäumt, aber nicht vergessen ............................................................117

FamiliennachrichtenGeburtstage – Jubiläen – Todesfälle ....................................................120 Mitteilungen für die Folge 120 der Osteroder Zeitung .....................133

Jubiläen – Ehrungen – NachrufeGünther Behrendt – 80 Jahre ...............................................................134

MitteilungenHeimatkreis-Reise abgesagt .................................................................135Studienreise nach St. Petersburg ..........................................................135Einen neuen Start wagen ......................................................................137

Suchanzeigen ............................................................................................139

Kulturzentrum Ostpreußen im DeutschordensschlossEllingen/Bay. – Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm 2013 140

Ostpreußisches Landesmuseum – Ausstellungen 2012/2013 ............141

Organisation der KreisgemeinschaftVorstand der Kreisgemeinschaft –Namen und Anschriften der Mitglieder ............................................142 Redaktion der Osteroder Zeitung –Namen und Anschriften der Mitarbeiter ............................................142 Geschäftsstelle und Heimatstube ........................................................143

Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft ............................................144

Impressum ................................................................................................145

Mitgliederversammlung – Treffen .........................................................146

Ergänzung DAMALS – Gymnasialsammlung ...................................147

Gemälde – Ala Pisarska ...........................................................................148

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5OSTERODER ZEITUNG

Grußwortzum 60-jährigen Patenschaftsjubiläum

Die Patenschaft des Landkreises Osterode am Harz zu der Kreisge-meinschaft Osterode/Ostpreußen feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Ju-biläum.

Diese Patenschaft wurde am 19. Oktober 1953 durch einstimmigen Kreistagsbeschluss begründet. Zunächst vornehmlich – den Bedürfnissen der Nachkriegszeit geschuldet – auf finanzielle und materielle Hilfe ausge-legt, hat sich die Patenschaft zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit ent-wickelt, die das kulturelle Erbe pflegt und lebendig hält und damit einen wichtigen Beitrag zur europäischen Völkerverständigung leistet.

Noch heute erinnert die Gedenktafel im Kreishaus an zentraler Stelle an die Übernahme der Patenschaft durch den Landkreis Osterode am Harz. Die Verbundenheit zwischen dem Landkreis Osterode am Harz und der Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen bleibt auf diese Weise stets vor Augen und präsent.

Auch zukünftig werden sich die Aufgaben der Kreisgemeinschaft und damit der Patenschaft nicht erschöpfen.

Es bleibt in der heutigen Zeit des Generationswechsels, in einer Zeit des Übergangs von der Erinnerung an Erlebtes zur Erinnerung an Mitgeteil-tes, unerlässlich, sich der Formen des Erinnerns zu vergewissern. Da sich die Zugänge zur Geschichte mit jeder Generation und dem Zeitabstand zu den historischen Ereignissen verändern, muss sich auch die Vermitt-lungspraxis beständig modernisieren. Die Erinnerungs- und Gedenkkul-tur steht vor neuen Herausforderungen. Unser Erbe der Erinnerung heißt Verantwortung – und diese Verantwortung bezieht sich nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auf die Zukunft.

Das Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen, welches in diesem Jahr am 21. und 22. September in Osterode am Harz stattfindet, wird erneut ein Ort der Begegnung, des Wiedersehens und der Erinnerung sein.

Der Landkreis Osterode am Harz wünscht der Veranstaltung einen erfolgreichen und harmonischen Verlauf. Möge das Treffen allen Teilneh-menden in guter Erinnerung bleiben.

Liebing, stellv. Landrat

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Aus der Kreisgemeinschaft

Termine der Heimattreffen 2013vom 21. bis 22. September 2013

Programm

Sonnabend, den 21. September 2013

9.30 Uhr Saalöffnung für alle Teilnehmer sowie Dorf- und Schülergemeinschaften Stadthalle

11.00 Uhr Begrüßung/Eröffnung Stadthalle

14.00 Uhr Mitgliederversammlung Stadthalle Restaurant „da capo“

ab16.00 Uhr Unterhaltungsprogramm Stadthalle

ab19.00 Uhr Gemeinschaftsabend mit Unterhaltungsprogramm Stadthalle

Sonntag, den 22. September 2013

9.30 Uhr Saalöffnung Stadthalle

11.00 Uhr Feierstunde Stadthalle

Es besteht die Möglichkeit zur Besichtigung der neuen Büro- und Ausstellungsräume der Kreisgemeinschaft im Hause Abgunst 1 (Nähe Pension Börgener).

Öffnungszeiten für diese Besichtigungen:Sonnabend, 21. September 2013, von 10.00 bis 12.00 Uhr undSonntag, 22. September 2013, von 13.00 bis 14.30 Uhr

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7OSTERODER ZEITUNG

Der Vorstand informiertDer Vorstand hat seit seiner Wahl am 15. September des vergangenen

Jahres zwei Sitzungen durchgeführt: Am 22. Oktober 2012 in Osterode am Harz und am 6. März 2013 in Hannover. Dabei genehmigte er jeweils die Niederschriften der vorangegangenen Sitzung und beschloss in die-sem Zusammenhang unter Aufgreifen eines Vorschlages aus der Mitglie-derversammlung in Osterode Ostpr./Ostróda, dass die Niederschriften über Mitgliederversammlungen künftig von den Mitgliedern über die Ge-schäftsstelle per Post, Fax oder E-Mail angefordert werden können und auf gleichem Wege zugestellt werden.

In Auswertung des Hauptkreistreffens der Kreisgemeinschaft vom 15./16. September 2012 in Osterode/Ostróda traf der Vorstand insgesamt eine positive Bewertung des Verlaufs und zog zugleich Schlussfolgerun-gen für eine sorgfältigere Vorbereitung, Organisation und Durchführung künftiger Treffen in unserer Heimatstadt, um einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten und unnötige Irritationen zu vermeiden. Zugleich leg-te er die Termine und Programme der Heimattreffen am 26. Mai 2013 in Hamm-Westtünnen und am 21./22. September 2013 in Osterode am Harz fest und verständigte sich darüber, den in der Mitgliederversammlung in Osterode/Ostróda unterbreiteten Vorschlag, die Hauptkreistreffen wech-selseitig in unserer Patenstadt und in unserer Heimatstadt durchzuführen, sorgsam zu prüfen und bei positiver Resonanz zu realisieren. Das Pro-gramm des diesjährigen Hauptkreistreffens am 21./22. September 2013, das unter dem Motto „60 Jahre Patenschaft des Landkreises Osterode am Harz“ steht, und die Einladung zur Mitgliederversammlung sind in dieser Folge abgedruckt. Wir laden alle Landsleute und Leser des Heimatbriefes sehr herzlich ein, mit ihrer Teilnahme die ungebrochene Verbundenheit mit unserer Kreisgemeinschaft und unserer Heimat Ostpreußen zu be-kunden.

Zur Beratung standen des Weiteren die Vereinsregularien, die perso-nelle und finanzielle Situation der Kreisgemeinschaft, die Herausgabe der Folgen 118 und 119 der Osteroder Zeitung, die der Kreisgemeinschaft im Heimatkreis, die Zukunft der Heimatstube, die Homepage und die Chro-nik der Kreisgemeinschaft sowie Auszeichnungen und Ehrungen.

Mit Schreiben vom 11. September 2012 ist die Vereinsregistereintra-gung über Personaländerungen beim Amtsgericht Göttingen unter der neuen VR-Reg.-Nr.: 180085 erfolgt. Neu gefasst wurde auf Grund der

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personellen Veränderungen im Vorstand der Geschäftsverteilungsplan und außer Kraft gesetzt die „Organisatorischen Regelungen der redaktio-nellen und sonstigen Aufgaben bei der Herausgabe der Osteroder Zeitung ab Folge 100“. Änderungen der Geschäftsordnung, der Wahlordnung und der „Ordnung für Ehrungen“ werden gegenwärtig nicht für notwendig erachtet, außer Kraft zu setzen, und über notwendig werdende Änderun-gen der Satzung ist jeweils aktuell in den Mitgliederversammlungen zu entscheiden.

Die personelle und die finanzielle Situation der Kreisgemeinschaft bilden unverändert die entscheidenden Voraussetzungen für die weitere Existenz der Kreisgemeinschaft und die Erfüllung der satzungsgemäßen Aufgaben. Der Vorstand hat deshalb diese Problematik in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit gestellt und zum Schwerpunkt seiner weiteren Tätigkeit erklärt. Sein Anliegen ist es, die Arbeitsfähigkeit des Vorstandes in seiner Amtsperiode und damit den Fortbestand der Kreisgemeinschaft bis 2016 zu sichern. Mit aller Deutlichkeit ist festzustellen, und jeder sollte sich das auch eindringlich klar machen, dass die Kreisgemeinschaft als Verein auf-gelöst werden muss, wenn es nicht gelingt, in diesem Zeitraum personelle und finanzielle Stabilität zu erreichen. Vor dieser Situation steht nicht nur unsere Kreisgemeinschaft, wie die Arbeitstagung der Kreisvertreter am 9./10. März 2013 in Bad Pyrmont bei der Beratung unter dem Tagesord-nungspunkt „Zur Situation der Kreisgemeinschaften“ gezeigt hat. In Aus-wertung dieser Tagung werden wir überlegen, welche Möglichkeiten ei-ner engeren Zusammenarbeit mit anderen Kreisgemeinschaften es für die Zukunft gibt und die Mitglieder über die Ergebnisse in Kenntnis setzen. Unter dem Tagesordnungspunkt „Zur Situation der deutschen Minderheit in Polen“ informierte der Vorsitzende der sozial-kulturellen Gesellschaft Oppeln, Norbert Rasch, u. a. darüber, dass nunmehr ein Internetportal der Deutschen in Polen in deutscher Sprache unter www.vdg.pol zur Ver-fügung steht, in dem auch aktuelle Informationen über den Verband der deutschen Gesellschaft in Ermland und Masuren abgerufen werden kön-nen.

Aktuell ist unsere personelle Situation dadurch gekennzeichnet, dass Landsmann Klaus Silz infolge einer ernsten Erkrankung das Amt des Schatzmeisters niederlegen musste und aus dem Vorstand ausgeschieden ist. Von dieser Stelle aus wünschen wir Klaus Silz nochmals unter Beher-zigung der Worte von Goethe: „Es ist unglaublich, wie viel der Geist zur Erhaltung des Körpers vermag … der Geist muss nur dem Körper nicht

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9OSTERODER ZEITUNG

nachgeben“ Kraft und Zuversicht für eine erfolgreiche Behandlung und baldige Genesung. Ein Nachfolger für dieses wichtige Amt und damit die Arbeitsfähigkeit des Vorstandes steht zur Zeit nicht zur Verfügung, muss aber unbedingt bis zur Mitgliederversammlung im September 2013 gefunden werden. Der Vorstand hat bereits erste Gespräche eingeleitet, um dieses Problem zu lösen. An alle Landsleute ergeht hiermit der Appell, Flagge zu zeigen und ernsthaft mitzuhelfen, geeignete Landsleute für eine Mitarbeit zu finden oder selbst zu einer Mitarbeit bereit zu sein.

Ähnliches gilt für die finanzielle Situation. In der Sitzung am 6. März 2013 konnten die Jahresrechnung 2012 und der Haushaltsvoranschlag 2013 zur Vorlage in der Mitgliederversammlung festgestellt werden und zugleich wurde ein Stufenplan für die Sicherung eines ausreichenden Spen-denaufkommens erstellt, da dieses in den letzten Jahren um fast die Hälfte zurückgegangen ist. Die Leser des Heimatbriefes sind daher aufgerufen, in ihrer Spendenbereitschaft nicht nachzulassen und die Kreisgemeinschaft auch weiterhin finanziell zu unterstützen. Mag es auch für diesen einen oder anderen makaber oder unseriös klingen, aber das testamentarische Bedenken der Kreisgemeinschaft als eine durchaus irdische und humane Angelegenheit sollte in diese Überlegungen einbezogen werden.

Diese dargelegte Situation war für den Vorstand auch Anlass, sich ein-gehend mit der Zukunft der Heimatstube (Heimatkreiskartei, historische Sachzeugen und Archiv) zu beschäftigen. Die Satzung legt in § 11 „Auf-lösung des Vereins“, Abs. 3 fest: „Die Heimatkreiskartei und historische Sachzeugen sowie das Archiv sind der Landsmannschaft Ostpreußen e.V. zu übertragen.“ Der Beschluss der Ostpreußischen Landesvertretung 2011 zur „Zukunft der Heimatstuben“ lautet:

1. Die Heimatmuseen bzw. Heimatstuben sind von den Kreisgemein-schaften so lange wie möglich in einer eigenen Regie und Verantwor-tung als selbstständige Einrichtungen an ihren bisherigen Standorten zu betreiben.

2. Bei einer Aufl ösung der Heimatstube sind die Sammlungen an das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg und an das Kulturzen-trum Ostpreußen in Ellingen zu übertragen.

3. Eine Abgabe der Sammlungen an den Patenschaftsträger oder an eine Einrichtung in Ostpreußen soll nur in begründeten Ausnahmefällen und unter der Voraussetzung erfolgen, dass die Eigentumsrechte und die tatsächliche Sachherrschaft bei der jeweiligen Kreisgemeinschaft verbleiben.

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Das verpflichtet uns, rechtzeitig eine abgestimmte und tragfähige Stra-tegie für den Fortbestand unserer Heimatstube zu erarbeiten, damit die in jahrzehntelanger, mühevoller Arbeit zusammengetragenen Schätze als Ostpreußisches Kulturgut bewahrt wird und auch zukünftigen Generati-onen erhalten bleibt. Hiervon ausgehend fand am 7. März 2013 in Ostero-de am Harz eine Beratung des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüne-burg, Herrn Dr. Wolfgang Mähnert, und des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen, Herrn Wolfgang Freytag, sowie Herrn Dr. Wieslaw Skrobot, Beauftragter des Landrates des Kreises Ostróda, statt. In deren Ergebnis verständigten die teilnehmenden Seiten sich darüber, die erforderlichen vertraglichen Regelungen für eine zukünftige Übernahme der Heimatstu-be im Fall der Auflösung der Kreisgemeinschaft durch die Ostpreußische Kulturstiftung, in deren Trägerschaft sich Lüneburg und Ellingen befin-den, zu erarbeiten und der Mitgliederversammlung zur Beschlussfassung vorzulegen. Über den Fortgang der Arbeiten werden wir in weiteren Fol-gen berichten.

Ausführlich beriet der Vorstand über das weitere Erscheinen und die Gestaltung der Osteroder Zeitung und billigte jeweils die vom neuen Schriftleiter vorgetragenen Entwürfe für die Folgen 118 und 119. Die Fol-ge 118 hat nach den vorliegenden Rückmeldungen eine überwiegend po-sitive Resonanz gefunden, und wir sind der Überzeugung, dass dies auch für die Folge 119 zutreffen wird, die nunmehr ebenfalls vorliegt. Teilen Sie uns bitte Ihr Urteil, Ihre Meinung über die Osteroder Zeitung mit. Ihre Vorschläge und Hinweise und vor allem Ihre Beiträge sind ausdrücklich erwünscht, damit wir auch künftig das gute Niveau der Osteroder Zeitung halten können. Im Interesse einer größeren Transparenz unserer Arbeit ist beabsichtigt, in einer Rubrik „Leserbriefe“ Ihre Hinweise, Vorschläge und kritischen Bemerkungen zu veröffentlichen und so einen öffentlichen Meinungsaustausch anzuregen. Zugleich sprechen wir Lm. Alfred Knafla nochmals unseren Dank und die Anerkennung für seine langjährige ver-dienstvolle Arbeit zur Herausgabe der Osteroder Zeitung und für seine Bereitschaft zur weiteren Mitarbeit in der Redaktion aus.

Die Kreisgemeinschaft hat in den zurückliegenden Jahren regelmä-ßige Arbeitsbesuche im Heimatkreis durchgeführt und satzungsgemäß verschiedene Projekte und Vorhaben und entsprechend den bestehenden Verträgen über Zusammenarbeit unterstützt, um die mehr als 600-jähri-ge, überwiegend deutsche Geschichte und das in dieser Zeit entstande-ne Kulturgut zu bewahren und zu pflegen und damit einen Beitrag zur

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11OSTERODER ZEITUNG

Völkerverständigung in Europa zu leisten. Die Arbeitsbesuche sollen zu-künftig fortgesetzt werden, um die bestehenden Kontakte zu erhalten und auszubauen; die Chronik der Kreisgemeinschaft gibt Auskunft über die Aktivitäten und die Unterstützung von Projekten im Heimatkreis. Der nächste Arbeitsbesuch ist für den Monat Mai 2013 geplant, in dem es u. a. auch darum gehen wird, sich über die Möglichkeiten und die Prioritäten bei der Realisierung bestehender aktueller Projekte und Vorhaben zu ver-ständigen. Zu diesen gehören die Ausgestaltung des Kulturhistorischen Zentrums in Osterode Ostpr./Ostróda, die gemeinsame deutsch-pol-nische Geschichtsschreibung der Region Osterode Ostpr./Ostróda, die Herausgabe einer Wissensenzyklopädie über Osterode Ostpr./Ostróda in polnischer Sprache auf der Grundlage des Kreisbuches, die Gestaltung des früheren Ehrenfriedhofes, die Errichtung eines Europäischen Parks der Geschichte und Erinnerung am Standort des früheren Tannenbergdenk-mals, die Durchführung einer wissenschaftlichen Konferenz anlässlich des 100. Jahrestages der Schlacht bei Tannenberg 2014, die Aufstellung eines Gedenksteins mit Gedenktafel am Standort des ehem. Luisen-Theaters und einer Gedenktafel an der früheren Baderbrücke, die Neufassung der Gedenktafel am früheren kath. Friedhof in der Kaiserstraße, die Sanierung des Kriegerdenkmals in Gilgenburg und die Pflege der Kirche und des Friedhofs in Marienfelde. Das Sommerfest des Verbandes der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren findet in Osterode Ostpr./Ostró-da statt, diesmal im neuen Amphitheater am Drewenzsee. Das Programm verspricht, dass dieses Treffen wiederum zu einem kulturellen Höhepunkt der Stadt und zu einem kulturellen Erlebnis werden wird. Wer seine Teil-nahme noch nicht vorgesehen hat, der ist aufgerufen, sich noch kurzfristig hierfür zu entscheiden, es lohnt sich, an diesem Tag in der Heimat zu wei-len. Der Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren und die Deutsche Gesellschaft „Tannen“ laden alle recht herzlich ein.

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

1. September 2013

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Aus: Mitteilungsblatt der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, Nr. 3 (211), Olsztyn-Allenstein, März 2013, Seite 20

Was die Homepage und die Chronik der Kreisgemeinschaft anbetrifft, wofür künftig Gisela Schweda verantwortlich sein wird, hat der Vorstand in der weiteren Arbeit auf das rechtzeitige Einstellen der Jahreseinträge der Chronik sowie die tagesaktuelle Gestaltung der Homepage und das Digitalisieren und Einstellen der Osteroder Zeitung informiert. Die erfor-derlichen Kontakte für die Realisierung der letzteren Aufgabe zur Dru-ckerei Rautenberg wurden hergestellt.

In Anerkennung und Würdigung ihrer langjährigen verdienstvollen Ar-beit für unsere Kreisgemeinschaft hat der Vorstand beschlossen, der Mitglie-derversammlung im September 2013 die Ernennung von Günther Behrendt, Alfred Knafla, Lothar Scherlin und Günter Stanke zu Ehrenmitgliedern vorzuschlagen. Wir sind davon überzeugt, dass dieser Vorschlag die unein-geschränkte Zustimmung unserer Mitglieder und Landsleute finden wird.

Der Vorstand wird auch künftig in der Osteroder Zeitung regelmäßig über seine Arbeit berichten und die Mitglieder über die aktuelle Situation in unserer Kreisgemeinschaft informieren. Wir nutzen zugleich die Ge-legenheit, um auf diesem Wege allen Landsleuten aus dem Heimatkreis und den Lesern der Osteroder Zeitung für ihre Treue zur Heimat und die Unterstützung unserer Arbeit zu danken, die wir auch weiterhin für den Fortbestand der Kreisgemeinschaft benötigen.

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13OSTERODER ZEITUNG

Aus unserer Patenstadt Osterode am Harz

Heimatstube, Geschäftsstelle und Archiv befinden sich in Osterode, Abgunst 1, einem Haus mit Vergangenheit, die der Leiter des Stadtarchivs, Ekkehard Eder, eingehend beschrieben hat: „Aus der Geschichte des Hau-ses Abgunst 1 in Osterode.“ Wichtiges gebe ich hier weiter.

Das Gebäude wurde 1899–1902 für eine Kunstgewerbefabrik errichtet und erweitert, aber 1929 an die Stadt Osterode verkauft. Im gleichen Jahr verlegten die Harzwasserwerke ihre Hauptverwaltung nach Osterode und nutzten das Gebäude vielseitig. Ab 1935 zogen städtische Behörden ein, dann Kreisbehörden.

Nach dem Krieg wurden hier Vereine und Organisationen wie der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge oder der Kreisverband des Bundes der Vertriebenen untergebracht. „Im Sommer 2010 richtete die Kreisgemeinschaft, die bislang die Räume im Alten Rathaus genutzt hatte, hier ihre Geschäftsstelle ein“, schreibt Eder (S. 9). Im Alten Rathaus war das Schild „Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen e.V.“ im März die-ses Jahres noch nicht abgenommen, obwohl alle Räume vom Stadtarchiv belegt sind.

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OSTERODER ZEITUNG14

Herr Eder zeigte mir dort die Festschrift „800 Jahre Osterode“ und ko-pierte mir den für uns interessanten Beitrag „Osterode/Harz – Osterode/Ostpr.“ von Erich Freise, 1952 veröffentlicht. Aber ich habe Bedenken, ihn zu übernehmen. Herr Eder meinte schon, ich sollte ihn neu schreiben.

Besser neuzudrucken wäre der Festvortrag „Osterode am Harz – Os-terode Ostpreußen“, den Prof. Dr. Reinhard Wenskus, Göttingen, zum 25-jährigen Jubiläum des Heimat- und Geschichtsvereins am 9. Oktober 1979 in Osterode hielt. Auf amüsante Weise bietet er Detailwissen über den Deutschen Orden, seine Mitglieder aus dem Harzgebiet und beson-ders den Gründer Osterodes, Luther von Braunschweig. Interessant die These, dass der Ortsname Hirschfeld von Herzfeld im Harz abzuleiten ist. Der Text ist in der OZ-Folge 54 von November 1980 (S. 176–290) nachzulesen.

Klaus Masuhr

Die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen dankt allen, die die Kreisgemeinschaft durch eine Spende finanziell

unterstützen.

Die Kreisgemeinschaft finanziert ihre satzungsgemäßenAufgaben ausschließlich aus Spenden. Sie schaffen daher mit

Ihren Spenden die finanziellen Voraussetzungen dafür, dass die Kreisgemeinschaft ihre Aufgaben erfüllen und damit auch die

Osteroder Zeitung weiterhin herausgeben kann.

Konto der Kreisgemeinschaft: Postbank HamburgKonto-Nr. 301 366 204, BLZ 200 100 20Für Überweisungen aus dem Ausland:

Postbank HamburgIBAN DE 44 2001 0020 0301

3662 04 BIC PBNKDEFF

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15OSTERODER ZEITUNG

Unsere Heimatstube

Ein Schatz in unserer Heimatstube: Der Osteroder Fischmarkt, Ölgemälde von Fritz-Karl Poersch. Die Anlegestelle und Verkaufs-tische standen am Drewenz-see gleich ne-ben der alten Post.

und ihr Gestalter und Hüter:Lothar Scherlin

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OSTERODER ZEITUNG16

Was wird aus der Heimatstube, wenn die Kreisgemeinschaft nicht mehr bestehen sollte? Und dem Ar-chiv? Am 7. März 2013 fanden Beratungen mit kompetenten Ge-sprächspartnern statt. Vor dem Schwarz-storch Vorstandsmit-glied Wieland Mücke aus Osterode am Harz, daneben Geschäftsfüh-rer Stefan Olear und der Vorsitzende Prof. Dr. Edgar Steiner. Rechts von ihm Dr. Wieslaw Skrobot, Dr. Wolfgang Freytag und Dr. Wolfgang Mähner. Vorne rechts die neue Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle, Frau Joanna Krzystecko. Ganz vorn meine Jacke.

Auch in der Hei-matstube: Osterode

1844, Ölgemälde von Heinz R. Hüb-

ner (TitelbildFolge 112).

Text und Fotos:Klaus Masuhr

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17OSTERODER ZEITUNG

Heimatkunde – Geschichte – KulturEhemalige evang. Kirchen in unserem Heimatkreis heute

– Eine Bilddokumentation mit kurzen Angabenzur Baugeschichte und zum Baustil –

(Fortsetzung von Folge 118/2012, S. 46)

8. Ev. Kirche in Marwalde. In Marwalde war schon 1470 eine Kirche vorhanden. Sie wurde 1656 von den Tataren stark beschädigt und 1694 umfassend erneuert. Nach erneuter Zerstörung durch Blitzschlag 1876 wurde sie grundlegend reno-viert und erweitert. 1905 wurde der hohe Turm errichtet. Der Innenraum war im Mittelschiff mit einem Tonnengewölbe über den seitlichen Emporen fl ach gedeckt.

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OSTERODER ZEITUNG18

9. Ev. Kirche in Kurken. Eine erste Holzkirche bestand bis 1712. 1751 wurde eine neue Kirche errichtet, die 1753 eingeweiht worden ist. Die neue Kirche war ein einfacher verputzter Saalbau. 1960 wurden die Wände des Schiffs erhöht und der Westturm neu erbaut. Im Inneren Zeltdecke und Emporen auf Holzstützen.

Foto: Marita Pausch

10. Ev. Kirche in Seelesen (Ortsteil von Bujaken). Die erste in der Ordenszeit erbaute Kirche ist 1656 abgebrannt. Der 1710 erstellte Neubau wurde 1846 aus baulichen Gründen geschlossen und 1857 abgebrochen. Erst 1880 wurde eine neue Kirche errichtet. Das massive rechteckige Gebäude ist einfach gehalten. Die Glocken befanden sich in einem abseitigen Glockenstuhl. Foto: Paul Slopinski

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11. Ev. Kirche in Waplitz. Die in der Ordenszeit erbaute Kirche ist während des Hungerkrieges 1414 beschädigt worden. Als sie baufällig geworden war, wurde sie 1870 durch einen massiven Neubau aus Feld- und Ziegelsteinen im romani-schen Stil ersetzt. Der Turm der alten Kirche blieb erhalten, wurde aber gründ-lich renoviert.

12. Ev. Kirche in Locken. Chorloser Backsteinbau auf Feldsteinsockel von 1407 mit einem kunstvoll gestalteten Hauptportal im Westen. 1878–79 umfassende Restaurierung. Ostgiebel, Mauerkernkrone und nördliche Vorhalle stammen von 1879. Später wurde ein Turm vor dem Westgiebel aufgeführt. Der Stumpf des Turms ist aus Backstein auf hohem Feldsteinunterbau. Das zweite Turmgeschoss ist durch Doppelblende mit Stichbogenblende beiderseits belebt. Der Oberbau ist ein zurückgesetzter Ständerbau mit schindelgedeckter welscher Haube. Im Inneren Flachdecke von 1878.

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13. Ev. Kirche in Tannenberg. Um 1800 erbauter kleiner Putzbau mit drei-seitigem Schluss an beiden Enden und einem hölzernen Dachreiter über der Westwand. 1824 wurde die Kirche erneuert und 1909 nach Süden erweitert. Im Inneren bemalte Holzdecke, frei stehender Glockenstuhl mit zwei Glocken südlich der Kirche.

14. Ev. Kirche in Liebemühl. Die erste Kirche war eine Backsteinkirche, die um 1335 erbaut und 1341 geweiht worden ist. Diese Kirche wurde, da sie sehr baufällig war, 1898–1901 durch einen Neubau im neugotischen Stil ersetzt. Von der alten Kirche blieb der quadratische Turm, der südlich vor dem Westgiebel der alten Kirche stand, erhalten. Die neue Kirche ist mit diesem Turm, der zugleich der südwestliche Eckturm der Stadtbesichtigung war, durch einen überdachten Kreuzgang verbunden. Foto: H. ZillgithAnmerkung: Die Angaben zur Baugeschichte und zum Baustil bei den Bildern 8 bis 14 sind den folgenden Werken entnommen: 1. Dehio-Handbuch der Kunst-denkmäler West- und Ostpreußen (1993), 2. dem Beitrag „Das evangelische Kirchenwesen im Kreis Osterode“ von Dr. Iselin Gundermann im Kreisbuch Osterode Ostpreußen von Klaus Bürger. Alfred Knafl a

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Eine Verpfl ichtungfür das ganze deutsche Volk

Vor 60 Jahren:Harte Debatte zum Bundesvertriebenengesetz

So wortkarg die erste Lesung des Bundesvertriebenengesetzes war und aufgrund der späten Stunde ohne einführende Erklärung an die Ausschüs-se verwiesen worden war – so umfangreich stellten sich die nachfolgen-den Verhandlungen dar. Ein Jahr später (1953) kommt das Gesetz in die zweite und dritte Lesung. Es ist zuvor in elf Ausschüssen des Bundestages und in neun Ausschüssen des Bundesrates beraten worden. Eine Fülle von Verhandlungen mit den verschiedenen Ressorts der Bundesregierung, den Wirtschafts- und Standesorganisationen der Bundesrepublik, den Orga-nisationen der Vertriebenen und vielen Sachverständigen war notwendig.

Der Bundesminister für Vertriebene, Dr. Hans Lukaschek, sah das Ziel der Arbeiten darin, „bei allen in Frage kommenden Stellen die Be-reitschaft zu einer umfassenden Regelung der Rechte zu schaffen, die die Gemeinschaft des deutschen Volkes in der Bundesrepublik bereit ist, den Vertriebenen zuzugestehen. Ihre echte Aufnahme in die Gemeinschaft des deutschen Volkes ist ja das eigentliche Ziel“.

Die Regelung der Rechtsstellung und die Eingliederung der Vertrie-benen und Flüchtlinge war in den ersten Jahren nach dem „Zusammen-bruch“ eine vordringliche Aufgabe der Länder, die zunächst eigene ge-setzliche Grundlagen schufen, die durch bizonale Regelungen, wie das Soforthilfegesetz und das Flüchtlingssiedlungsgesetz, ergänzt wurden. Als die Freizügigkeit im Bundesgebiet wieder hergestellt worden war und die Umsiedlung der Vertriebenen im Bundesgebiet anlief, wurde eine bundes-gesetzliche Regelung notwendig.

Der schriftliche Bericht des Ausschusses für Heimatvertriebene des Deutschen Bundestages, der den Beratungen zu Grunde lag, sah deshalb in dem Entwurf des Bundesvertriebenengesetzes „einen Abschluss der Vertriebenengesetzgebung“ schlechthin. Das vorgelegte Gesetz gliederte sich in sieben Abschnitte.

Der erste Abschnitt regelte in den Paragrafen 1–20 die Begriffsbestim-mung, angelehnt an das nordrhein-westfälische Flüchtlingsgesetz, die Anspruchsvoraussetzung für Rechte und Vergünstigungen sowie die Ver-

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triebenenausweise. Maßgebend für die Anerkennung als Vertriebener ist der Verlust des Wohnsitzes durch Vertreibung, also aller kriegsbedingter Maßnahmen, nach denen Deutsche ihren Wohnsitz verloren haben – un-abhängig vom Potsdamer Protokoll, gleich ob durch kollektive Vertrei-bung in Mittel- und Osteuropa oder durch Einzelmaßnahmen in West-europa oder im übrigen Ausland. Die Regelungen erfassten auch ähnliche Fälle, etwa aus dem Saargebiet ausgewiesene Personen oder die Sowjetzo-nenflüchtlinge.

Der zweite Abschnitt (§§ 21–25) befasst sich mit Behörden und Bei-räten, insbesondere der Bildung von Beiräten für Vertriebene und Sow-jetzonenflüchtlinge beim Bundesministerium für Vertriebene und bei den zentralen Dienststellen der Länder.

Die Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge ist Gegenstand der §§ 26–28 des dritten Abschnitts: Umsiedlung, Landwirtschaft, Zulas-sung zur Berufs- und Gewerbeausübung, Förderung selbstständiger wie unselbstständiger Erwerbstätiger. Die Umsiedlung der Vertriebenen in der Bundesrepublik war notwendig, weil von den zunächst 8,1 Millionen Ver-triebenen 4,455 Millionen in den drei Ländern mit den ungünstigsten An-satzbedingungen untergebracht sind: Schleswig-Holstein (rund 767.000 Vertriebene, 31 % der Bevölkerung), Niedersachsen (rd. 1,8 Mio., 36,6 %) und Bayern (1,9 Mio., 20,6 %). Der Bundesdurchschnitt liegt 1952 bei 16,8 %. Aus diesen drei Ländern sollten 600.000 Vertriebene in die übri-gen Länder umgesiedelt werden.

Die Eingliederung der aus der Landwirtschaft stammenden Vertriebe-nen und Flüchtlinge erwies sich als eines der wichtigsten, aber auch um-strittensten Gebiete des Gesetzes, ist doch der Arbeitsplatz in der Land-wirtschaft „an die Beschaffung geeigneten Landes und geeigneter Ge-bäude in einem Umfang, der den einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb lebensfähig macht, gebunden“. Bis zum Dezember 1952 war trotz erheb-licher Mittel (564 Mio. DM) aus Landes- und Bundeskassen sowie von Mitteln des Marshall-Plans (ERP) mit 35.000 Landwirten nur ein kleiner Teil der 294.000 Vertriebenen ehemals selbstständigen Landwirte wieder sesshaft gemacht worden. Insgesamt kamen rd. 1,39 Millionen Vertriebene aus der Landwirtschaft und suchten fast aussichtslos eine neue Existenz. Das Gesetz nahm Beteiligungen an Neusiedlungen ebenso wie auslaufen-de oder wüste Höfe in den Blick, die Ansiedlung auf Moor-, Ödland und Rodungsflächen, Einheirat, Pacht und die Finanzierung von Flüchtlings-siedlungen.

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Weiter wurden genauso Zulassung von Berufs- und Gewerbeausübung geregelt wie die Zulassung zur Kassenpraxis, Kredite, Zinsverbilligungen und Bürgschaften für Existenzgründer und steuerliche Anreize. Ein be-sonderes Problem waren die unselbstständig Beschäftigten. Der Anteil der Arbeitslosen in der Bundesrepublik lag bei den Einheimischen bei 1,8 %, bei den Vertriebenen bei 3,8 %, also mehr als doppelt so hoch. Von 1000 Arbeitslosen waren 295 Vertriebene.

Der vierte Abschnitt des Gesetzes behandelte in den §§ 81–94 vor allem Schuldenregelungen und sozialrechtliche Regelungen.

Der fünfte Abschnitt enthält wegweisend Regelungen zu Kultur, For-schung und Statistik (§§ 95–96), in § 95 die Vorschriften über die Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen und Flüchtlinge und die Förderung der wissenschaftlichen Forschung.

Abschnitt VI umfasst die Strafbestimmungen, Abschnitt VII die Über-gangs- und Schlussbestimmungen.

Dem langen Vorlauf durch die Ausschüsse und der Vorlage des Geset-zes folgte im Bundestag ein zähes Ringen um die einzelnen Paragraphen und Abschnitte an mehreren Plenartagen. Gefochten wurde vor allem im Bereich der Landwirtschaft um fast jede Regelung von den Zusammen-setzungen der Siedlungsbehörden, über Steuervorteile bei der Einheirat bis zur Neusiedlung. Die Fronten verliefen quer durch die Parteien (bei FDP und CDU), die „Grüne Front“ stand gegen die Vertriebenen und die Kommunisten gegen alle anderen. Die Beschwörungsformeln verra-ten, wo die Knackpunkte liegen: „Worauf es mir ankommt, ist“, so etwa der CSU-Abgeordnete Dr. Horlacher, „dass im Dorfe Frieden zwischen den Einheimischen und Flüchtlingen hergestellt wird und die Grundlagen so geschaffen werden, dass der Friede gehalten werden kann.“ Dabei sei die Heimattreue des einen ebenso hoch einzuschätzen wie die durch die Austreibung verletzte Heimattreue des anderen.

Die KPD beantragte die Enteignung allen Großgrundbesitzes über 100 ha zu Gunsten der Flüchtlinge, ganz wie in der Propaganda der stalinisti-schen Entkulakisierung bzw. der Bodenreform in der Sowjetzone behaup-tet. Das vorgelegte Gesetz ist in den Augen der KPD nur „ein übler Bluff, ein übles Täuschungsmanöver“. Der Begriff des Vertriebenen sei ohnehin nur geschaffen worden, um „den Revanchegedanken in den Flüchtlings-kreisen zu wecken“. In Westdeutschland habe in der Vergangenheit „im Gegensatz zu dem Gebiet der damaligen Sowjetzone jede wirkliche Für-sorge und Bereitschaft gefehlt, sie wirtschaftlich, kulturell und politisch

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einzugliedern. Die Amerikaner unterstützten hier die Propaganda für die Rückgewinnung der alten Gebiete, gestehen aber dem Sender „Freies Eu-ropa“ zu, die Oder-Neiße-Grenze als endgültige Grenze zu bezeichnen. Aus dem nichtkommunistischen Bereich (Österreich, Jugoslawien (!), Italien, Frankreich, Luxemburg, Holland, Dänemark, Spanien und aus den Überseegebieten) seien mindestens zwei Millionen Deutsche ausge-siedelt. Abgesehen von dem schwerwiegenden ehrenrührigen Verhalten Herbert Wehners und seinen Aggressionen seien ohnehin die Agenten, Hetzgruppen und Propagandazentralen der Bundesrepublik an der Situ-ation schuld. Insbesondere die Journalisten des Hetzsenders RIAS-Berlin gehörten verhaftet und abgeurteilt, wie der „Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen“, die berüchtigte Verbrechergruppe „Kampfgrup-pe gegen Unmenschlichkeit“ oder jene Ostbüros der CDU, der SPD und der FDP. „Vor allen Dingen aber wird das ganze Problem gelöst werden“, so der Frankfurter KPD-Mann Müller, „wenn wir endlich zur deutschen Einheit kommen.“ (Gemeint ist hier noch recht optimistisch die Übernah-me der Bundesrepublik Deutschland durch die Partei neuen Typs (SED) und ihre bewaffneten Organe.)

Die Föderalistische Union (FU) sorgte sich um den Vorsprung, den Vertriebene erhalten könnten. Sicherlich „haben die Vertriebenen unver-dient ein hartes Schicksal erlitten“, für Gleichberechtigung sei man, ande-rerseits allerdings nicht für Benachteiligung anderer, sonst schaffe man ja neue Entrechtete. Die Deutsche Partei (Ewers) spricht von Erpressung, die im Gesetz festgeschrieben wird, und hält dem Hauptberichterstatter Linus Kather (CDU) nicht zu Unrecht vor, dass er „bedauerlicherweise während der ganzen Debatte in zweiter und dritter Lesung“ nicht für sei-ne eigene Fraktion habe sprechen können. Sein – Ewers – Versuch, dem Gesetz einen zweiten Absatz in der Präambel „mit dem verfassungsmäßi-gen Recht jedes Menschen auf seine angestammte Heimat“ voranzustel-len, führt durch die Vortragsweise zu neuem Tumult. Für die FU Bayern-partei/Zentrum erklärt Dr. Decker: „Der erbittertste Kampf ging um die Beschaffung von Grund und Boden für vertriebene Bauern.“ Es sei davon gesprochen worden, „dass das Gesetz die Verwurzelung der Entwurzelten zum Ziel habe. Sie würden allerdings dem Gesetz nicht zustimmen, da „seine Verwirklichung zur Entwurzelung der Verwurzelten, nämlich der einheimischen Bauern, führt.“

Für die FDP verweist der Abgeordnete Frühwald auf den Unfrieden, der durch § 61 in die Gemeinden getragen wird, „wo der Bewerber, der

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Vertriebene, einer anderen Konfession angehört als die juristische Person, die Eigentümer des Landes ist. … Niederbayern hatte vor dieser Katastro-phe der Flüchtlingsumwälzung nur 2 % Evangelisch-lutherische, heute hat es 10 %“. Dies schaffe einen „Unruheherd in jedem Dorf“, letztend-lich sei das Ganze nur ein „Arbeitsbeschaffungsprogramm für arbeitslo-se Rechtsanwälte“. Sein Parteifreund Dannemann erweitert dies bei dem „am heißesten umstrittenen Paragrafen“ 61 um die Versicherung, dass man nichts gegen Vertriebene habe und mit allen Mitteln versuchen werde, dieses Problem zu lösen, allerdings werde hier ein Gesetz „mit Zwangspa-ragrafen und mit Zwangsmethoden geschaffen“, die sich „nicht wesentlich von den Methoden unterscheiden, die wir leider in den letzten hinter uns liegenden Jahren erlebt haben“.

Die Debatte nahm zeitweilig Formen an, die Abgeordnete wie den FDP-Mann Dr. Tischler beschämten. Mit einem aufgenommenen Zwi-schenruf – „In diesen zwei Tagen ist mehr zerstört worden, als in drei Jahren aufgebaut wurde“ – beschreibt er die gefühlte Stimmungslage und weist die Vorwürfe von Zwangsmaßnahmen und Enteignungen zurück.

Wohl am entscheidensten stellt sich die Sozialdemokratie hinter die Anliegen der Vertriebenen und rügt den Tonfall der Debatte. Ihr Ab-geordneter Reitzner hält fest: „Das Vertriebenenschicksal ist doch das Schicksal einer Gruppe, die wegen ihrer Volkszugehörigkeit und wegen des verlorenen Hitler-Krieges haftbar gemacht wurde. Blinde Zufälligkeit hat gewütet und blinde Zufälligkeit hat entwurzelt. Ein sozialer Sturz wie selten in der Geschichte ist unleugbar die Folge dieser Vertreibung. Keine Legendenbildung kann die bittere Tatsache dieses sozialen Sturzes über-tönen.“

Zudem könne man wenig vom Ausland an Hilfe erwarten, wenn man nicht selbst alles unternehme. Und auch wenn die Betreuung ein Ende findet, so bleibt der Heimatvertriebene weiter „Vertriebener, weil er seine Heimat verloren hat und weil er selbstverständlich das Naturrecht auf die Rückkehr in seine Heimat“ nicht aufgeben will. Die Bundesrepublik, so Reitzner (SPD) weiter, „als demokratischer Staat mit seiner kurzen Ent-wicklungszeit wird erst krisenfest werden, wenn es uns gelingt, die Mas-sen der sozial schwachen Heimatvertriebenen und Einheimischen in ein positives Verhältnis zur Demokratie zu bringen“.

Dies könne nur erzielt werden, „wenn wir alle Anstrengungen in Rich-tung auf Vollbeschäftigung, Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohnun-gen für beide, Einheimische und Vertriebene, mobilisieren.“

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Die Regierungsparteien haben nicht geschlossen gegen die Verschlech-terungen des Gesetzentwurfes gestimmt, trügen also die Verantwortung für die Schmälerungen der berechtigten Forderungen der Vertriebenen und Flüchtlinge zu Gunsten der „egoistischen Widerständler und Vertre-ter der sogenannten Grünen Front“. Trotz der sichtbaren Mängel werde man zustimmen, allerdings nur, um es später für die Vertriebenen erheb-lich zu verbessern.

Ähnlich argumentierten die 18 heimatvertriebenen Abgeordneten um Dr. Kather, die trotz der fehlenden Sicherheit, dass „das Gesetz insoweit den Erfordernissen genügen wird“, zustimmten, da „auch dieser Teil des Gesetzes gegenüber der Vergangenheit im Ganzen einen Fortschritt dar-stellt“.

Der Abgeordnete Struve (CDU) sieht in dem thematisierten, vermeint-lichen „Gegensatz zwischen vertriebenen und einheimischen Bauern“ eine große Belastung für die Debatte und „eine völlige Frontverschiebung“. Stattdessen sei es eigentlich Aufgabe der Abgeordneten, zu unterstreichen, „dass das Vertriebenenproblem eine Aufgabe ist, die das ganze deutsche Volk diesseits des Eisernen Vorhangs gemeinsam verpflichtet“.

Was man ohne jede Übertreibung über dieses Gesetz sagen kann: Es war eine schwere Geburt. Paragraf um Paragraf wird abgestimmt, mit welchselndem Abstimmungsverhalten. Unruhe und heftige Auseinander-setzungen bestimmen das Bild. Die „unklare Gefechtslage“ zwingt den Bundestagspräsidenten regelmäßig zu Mitteln wie dem Hammelsprung oder gar der namentlichen Abstimmung aus der Debatte heraus zu grei-fen. Abschweifende fraktionslose Abgeordnete werden in ihre Schranken verwiesen oder bekommen das Wort entzogen. Die stringente Sitzungslei-tung führt letztendlich trotz aller Verzögerungen zu dem von den Vertrie-benen so lange erhofften Ergebnis: Am 25. März 1953 nimmt der Deut-sche Bundestag das Bundesvertriebenengesetz „gegen einige Gegenstim-men bei wenigen Enthaltungen“ an.

Dr. Gunnar Digutsch

Aus: Deutscher Ostdienst (DOD), 55. Jahrgang, Nr. 3/2013, Seiten 9–11

Adresse: Bund der Vertriebenen, Tel.: 0228/81007-12, Fax: 0228/81007-50 oder -52, [email protected]

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NS-Zeit im Kreis OsterodeEigentlich wollte ich über das Thema nach Augenzeugenberichten und

Dokumenten schreiben und suchte nach Zeitzeugen und Material, fand aber wenig darüber. In Folge 7 der Osteroder Zeitung von 1957 steht in dem Artikel über den Osteroder Stadtkämmerer und Justitiar „Kurt Schacht“, von Siegfried Plicht geschrieben, der Satz: „Bürgermeister Kühn schied aus, da seine Wahlperiode abgelaufen war und er nicht wiederge-wählt wurde.“ (S. 35) Dem widerspricht in Folge 9, S. 14–16, Dr. Wolf-gang Kowalski, erster und langjähriger Herausgeber der OZ, unter dem Titel „Die Wiederwahl von Bürgermeister Willy Kühn im Jahre 1933“ auf-grund der Fakten. Danach wurde der parteilose Kühn, der als deutschna-tional galt, von der Stadtverordnetenversammlung am 12. Juni 1933 trotz NSDAP-Mehrheit einstimmig wiedergewählt, aber nach Querelen mit NS-Leuten aus dem Amt gedrängt. Am 31. Juli 1933 bestätigte der Re-gierungspräsident in Allenstein seine telegrafische Ablehnung der Amts-einführung des wiedergewählten Bürgermeisters. Natürlich konnte so der Eindruck entstehen, dass Kühn erst gar nicht wiedergewählt wurde.

Aber hat sich etwas am 30. Januar 1933 in Osterode abgespielt? Da hät-te ich gern mehr erfahren! Mir berichtete lediglich ein damals achtjähriger Osteroder aus nicht mehr ganz sicherer Erinnerung, dass er an dem Tag (oder war es der Tag darauf?) mit älteren HJ-Pimpfen ins Kaiser-Wilhelm-Gymnasium mitging, die Rede eines Lehrers (wohl nicht des Direktors Cybulla!) hörte und so etwas wie eine Feier erlebte. Fasziniert war er vor allem von den Uniformen des Jungvolks bei der Veranstaltung. Darauf nervte er seine Eltern, ihm auch so eine Kluft zu kaufen. Die erhielt er aber erst regulär mit zehn Jahren. Am 30. Januar 1933 wurde meine einzige Ku-sine Ruth in Osterode geboren. Ihr Vater, ein Eisenbahner, wertete das als Zeichen vom Himmel und trat bald darauf in die Partei ein. Mir versprach er später, wenn Deutschland den Krieg gewonnen hätte, eine Eisenbahn, die vom Wohnhaus unseres Hofes bis zur Scheune reichen sollte. Und mein Vater wäre dann Großgrundbesitzer in der Ukraine! Man müsste nur an den Endsieg glauben! Mir kamen aber bald Zweifel an diesen tollen Zukunftsaussichten, da ich gern Diskussionen zu später Stunde im Haus belauschte, bei denen mein Onkel mit seinen Beiträgen auf verlorenem Posten stand.

Mein Vater war gegen Krieg und Uniformen. Aber als ländlicher Reit-sportler muss er SA-Mitglied gewesen sein! Das hat er lange bestritten.

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Dann fand er einen Ausweg: Seine Beiträge waren nicht abgeführt wor-den! Und ohne Beitrag kann man nicht Mitglied sein! Tatsächlich gab es Unterschlagung in der SA! Ein in Not geratener Landwirt wurde deswe-gen angeklagt und musste das Dorf verlassen, wie man in der Arnauer Chronik nachlesen kann.

Meine Mutter konnte es vermeiden, in die NS-Frauenschaft einzutre-ten. Sie erzählte, dass sie ausgerechnet an dem Tag, an dem jüdische Ge-schäfte boykottiert wurden, in Osterode Kleidung einkaufen musste. Ein SA-Mann versperrte ihr den Weg, als sie das Geschäft von der Straße aus betreten wollte. Nach einigem Hin und Her verriet er ihr, dass der Hof-eingang noch unbewacht sei. So kam sie doch noch zu ihrem Kleiderkauf. Und der SA-Mann schien von seinem Auftrag nicht überzeugt gewesen zu sein.

Von unseren französischen Kriegsgefangenen ertrank einer beim Baden im Mörlensee, den anderen konnte mein Vater retten. Dann blieb Iwan, der Weißrusse, bis zur Flucht. In Küche und Haus waren Marja, die Polin, und Maria, die Ukrainerin, als Zivilgefangene behilflich.

Als Marja schwanger wurde und ein Kind erwartete, gab es Kompli-kationen. Ein Parteifunktionär hielt die Prügelstrafe für angemessen. Die Bauern wehrten sich dagegen. Vater des Kindes war ein Pole, der wohl bestraft wurde. Darauf verunglückte ein Funktionär mit dem Motorrad tödlich, weil ein Draht über die Chaussee gespannt war. Mein Vater ver-dächtigte Polen. Nach seiner Darstellung müsste es stimmen, dass der Un-fall mit den anderen Vorkommnissen zu tun hatte. Vielleicht weiß jemand mehr!

1942 war ich im Osteroder Krankenhaus, weil ich an Diphterie er-krankt war. An der Epidemie starben wohl einige Kinder. Ein lettischer Arzt geriet unter Verdacht der fahrlässigen Tötung oder gar der Sabota-ge. Jedenfalls mussten meine Eltern zu seiner Entlastung aussagen, dass er mir durch Kehlkopf-Schnitt das Leben gerettet hatte. In Osterode erleb-ten wir, meine Mutter und ich, einen Fliegeralarm, als wir mit dem Zug zu spät aus Elbing zurückkamen und in der Kreisstadt übernachten mussten. Aber zum Glück erfolgte bald die Entwarnung. Aus Osterode brachte mir mein Vater Sperrholzteile eines abgestürzten Jagdflugzeugs mit. Wann und wo genau das Unglück passierte, können vielleicht andere präzise sagen.

Genauer konnte ich den Zeitpunkt eines anderen Ereignisses ermitteln, das uns sehr aufregte. Es muss in den Herbstferien 1944 gewesen sein, weil

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meine schon schulpflichtige Cousine aus Elbing bei uns zu Besuch war. Auch sie kann sich gut erinnern. Wir hörten abends vor dem Schlafenge-hen dröhnende Motorengeräusche eines tieffliegenden Flugzeuges mehr-mals hintereinander, die sich mir tief einprägten, weil sie mit schlimmen Ängsten verbunden waren. Ob es einen Knall oder Stromausfall gab, kann heute niemand mehr genau sagen. Jedenfalls brannte in den Stromleitun-gen ein Fallschirm lichterloh. Wie mir mein Arnauer Nachbar Hans Glüer berichtete, kam sein anderer Nachbar auf dem Abbau, Otto Meyke, zu seinem Vater gelaufen, um von dort den Vorfall telefonisch nach Osterode zu melden. Es kamen bald darauf Soldaten an den Tatort, die aber nach Glüers Aussage dort nur herumstanden und nichts unternahmen. Auch die notdürftig versteckten anderen Fallschirmteile aus Seide waren länger zu besichtigen, wurden nicht abgeholt und von den Anliegern friedliche-ren Zwecken zugeführt.

Die Fallschirmspringer verschwanden wohl in den Wäldern, wie es auch aus anderen Orten im Kreis Osterode gemeldet wurde. Wahrschein-lich hatten sie Kontakt zu unseren russisch sprechenden Bediensteten. So tauchten bei uns Kindern Bonbons mit russischer Aufschrift auf, die zur Untersuchung nach Osterode gebracht wurden, sich aber als ungiftig he-rausstellten.

Im Herbst 1944 kam ich in die Schule. Der Weg von Abbau zum Dorf führte durch die „Parowe“, eine Schlucht, die reißende Wassermassen haben konnte. Bei Schnee war auch der Hohlweg gefährlich. Wir gin-gen dann auf dem hohen Seitenrand. Dabei rutschte ich einmal unter die Schneemassen des Hohlwegs. Aber ältere Schüler zogen mich schnell wie-der hervor.

In der Schule ging es sehr diszipliniert oder gar militärisch zu. Auf-stehen, Setzen, Aufstehen, Heil-Hitler-Grüßen, Setzen! Aber es fiel nicht auf, wenn wir Jüngsten nicht die rechte Hand zum Gruß erhoben und stumm blieben. Bei Älteren wurden Exempel statuiert und Prügelstrafen eingetragen. Als ich 1985 die Schule erstmalig wieder betrat, zeigte mir der polnische Lehrer Otremba die Schulchronik und konnte sich nicht die Bemerkung verkneifen, dass hier ein „Prügelpädagoge“ gewirkt habe.

Sonst kann ich mich nur noch an einen für Erstklässler langweiligen Film über Bienen erinnern, in Schwarz-Weiß mit nervtötendem Summen. Ob das schon ein früher Sielmann-Film war?

Die größte Ablenkung vom Unterricht war der Tag, an dem eine end-lose Reihe von Trecks auf der Dorfstraße durch die Schulfenster zu se-

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hen war. Einige Pferdewagen waren einige Zeit später auf der Seite meines Schulweges zu sehen. Und tatsächlich stand, als ich zu Hause war, ein Planwagen auf dem Hof. Wir hatten Flüchtlinge aufgenommen, die aus dem Raum Gumbinnen kamen und den schönen französischen Namen Dubois trugen.

Wenige Monate später wurden wir dann selbst zu Flüchtlingen. Lehrer Lenk, den mein Vater schon als Lehrer Lewandowski hatte, überbrachte die Botschaft: Jetzt ist es soweit!

40 Jahre später überreichte mir die polnische Hof-Nachfolgerin Adele Malec eine alte Ansichtskarte von Arnau. Auf der Rückseite waren Zah-len-Additionen von Kinderhand geschrieben. Frau Malec hatte die Karte aufbewahrt, weil es das Einzige war, was noch heil war, als sie als Flücht-linge mit einer Kuh aus Ostpolen kamen. Sogar alle Fensterscheiben wa-ren von den Russen zerstört, wie sie sagte.

Ich habe die Handschrift auf der Karte als meine eigene identifiziert.

Dieser und der folgende Beitrag verdanken ihr Entstehen einer Bege-benheit vor fast vier Jahren. Zweites Osteroder Treffen in Ostpreußen! Spät habe ich das Hote Sajmino in Buchwalde erreicht. Ich sitze allein, ver-witwet seit fast einem Jahr, beim Abendessen. Habe Kontakt zum Neben-tisch, an dem, wie ich sehe, zwei Damen und zwei Herren sitzen, die sich schon lange kennen müssen. Werde schließlich an den Tisch gebeten und darf an interessanten Gesprächen teilnehmen, die sich weitgehend um das Fachgebiet Geschichte drehen. Zum Schluss schreibt mir Prof. Dr. Armin Mruck von der Towson University in Maryland/USA seine e-mail-Adresse auf einen unscheinbaren Zettel. Den lege ich zu Hause in eine Schublade, ohne von der Adresse Gebrauch zu machen.

Februar 2013. Bin von Südamerika zurück und muss langsam an die nächste Folge der OZ denken. Bin seit 1. Juli 2012 Schriftleiter und habe die Nr. 118 mit viel Unterstützung hingekriegt. Möchte über die NS-Zeit in Osterode schreiben, frage viele, finde aber kaum Unterlagen und Berichte. Finde auch die e-mail-Adresse aus Towson und frage seinen Schulfreund. Der macht mir Mut. Also beginne ich den Schriftverkehr mit Prof. Mruck und finde Resonanz. Er war sofort bereit, den Artikel über die NS-Zeit in Osterode zu schreiben. Seine hochinteressanten Ausführungen machten mir Mut, auch ein paar kleine Mosaiksteinchen zum Thema beizutragen. Wer bietet mehr?

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Osterode Ostpreußenin den 1930er und 1940er Jahren

erlebt von einem gebürtigen Osteroder

Der wichtige deutsche Historiker des 19. Jahrhunderts, Leopold von Ranke, lehrte, dass Geschichte so wiedergegeben werden soll, „wie es wirklich gewesen“ ist, was bedeutet, dass Historiker die Verpflichtung ha-ben, ihre persönlichen Erlebnisse so darzustellen, wie sie sie erlebt haben. Dabei muss festgestellt werden, dass das Erlebnis der einen Zeitzeugen nicht notwendigerweise die gleichen sein müssen wie die anderer Zeit-zeugen. Im Endeffekt ist Geschichte ein großes Mosaik, das aus unzählig vielen kleinen Steinen besteht. Meine Erlebnisse sind ein kleiner Stein im vielfältigen und farbenfrohen Mosaik.

Blicke ich auf meine eigenen persönlichen Erlebnisse zurück, so heben sich einige besonders heraus: der 30. Januar 1933, die sogenannte Macht-übernahme durch die Nationalsozialisten, dann erste Judenboykotte, dann der Röhm-Putsch, der Tod des Feldmarschalls und ehemaligen Präsidenten der Weimarer Republik, von Hindenburg, die Saarabstimmung, die Wie-derbesetzung des Rheinlandes, die Olympiade 1936, der Anschluss Öster-reichs, die Pogrome gegen die deutschen Juden mit dem Abbrennen vieler Synagogen einschließlich der in Osterode, die sogenannte Befreiung des Sudetenlandes, die Annexion der Rest-Tschechoslowakei, der Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Polenfeldzug, die für die deutschen Soldaten siegreichen Feldzüge gegen Dänemark, Norwegen, Holland, Frankreich, Jugoslawien, Griechenland, der Krieg gegen die Sowjetunion, Stalingrad, dann die Niederlagen der deutschen Wehrmacht im Osten, Süden, Westen Europas, auf der Erde, in der Luft und auf den Ozeanen der Welt, der Tod Adolf Hitlers, das Ende des sogenannten Dritten Reiches im Mai 1945.

Wie nun habe ich persönlich diese historischen Ereignisse erlebt? Da ist zu allererst der 30. Januar 1933 – vor achtzig Jahren. Es war ein kalter Tag in unserer Heimat. Der Drewenzsee war völlig zugefroren. Was taten wir Jungens? Nach der Schule und dem Mittagessen ging es herunter zum Drewenzsee zum Schlittschuhlaufen. Wir jagten über das glatte Eis, tob-ten uns aus. Gegen fünf Uhr wurde es dunkel. Wir waren halb erfroren und freuten uns auf den warmen Kachelofen zu Hause. So läutete ich die Klingel bei unseren Freunden, die im Parterre wohnten. Bei ihnen durfte ich mich erwärmen. Im Hintergrund hörte ich aufgeregte Stimmen im Ra-

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dio. Ein Reporter berichtete über eine große Fackelparade in Berlin. Als Siebenjähriger hatte ich wenig Ahnung von Politik. Mein Instinkt sagte mir, dass etwas Wichtiges geschehen war. Der Instinkt hatte recht. Mei-ne Eltern kommentierten nicht das Ereignis. So nahm das übliche Leben seinen Fortgang: Schule, Zeugnisse, Sport, Ferien an der Ostsee oder auf dem Lande bei Verwandten. In der Stadt sah man mehr Uniformen, nicht nur von Soldaten, sondern von Mitgliedern verschiedener NS-Organisati-onen. Osterode war Garnisonsstadt. Mein Onkel war Oberfeldwebel. Ab und zu durfte ich ihn in der Kaserne besuchen. Eines Tages schenkte er mir eine Handvoll von Wahrzeichen der Weimarer Republik. Er meinte, diese hätten jetzt ausgedient. Was das bedeutete, wusste ich nicht.

Die nächsten historischen Ereignisse, an die ich mich lebhaft erinne-re, war der sogenannte Röhm-Putsch und der Tod Hindenburgs. Mein Vater war von einem Erholungsurlaub aus dem Schwarzwald zurückge-kehrt. Er schien sich nicht besonders gut erholt zu haben. Er hatte vom Mord des ehemaligen Stabschefs der S.A., anderen Führern der S.A. und der Reichswehr gehört. Nachrichten, die ihn deprimierten. Mein Bruder und ich fühlten das. – Der Tod Hindenburgs schlug wie ein Blitz ein. Ich war auf dem Gut eines Onkels während der Sommerferien, befand mich auf dem Feld, wo ich neugierig zuschaute, wie ein Mähdrescher repariert wurde. Eine Kusine kam gelaufen und rief außer Atem „Hindenburg ist tot“. Alle Herumstehenden hörten augenblicklich mit der Reparatur auf und schauten sich entsetzt an. Wie würde es jetzt weiter gehen ohne den damals allgemein verehrten greisen Feldmarschall?

Wenige Wochen später wurde Hindenburg im Ehrenmal Tannenberg während eines Staatsbegräbnisses mit militärischen Ehren beigesetzt. Adolf Hitler, der „Führer und Reichskanzler“, wie er sich jetzt nann-te, fuhr mit einem offenen Mercedes durch die Stadt Osterode, um am Staatsbegräbnis präsent zu sein. Wir hatten schulfrei und mussten an den Straßen Spalier stehen. Das war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich Hitler persönlich sah. Ich hatte den Eindruck, dass er enttäuscht und ärgerlich war, da niemand von uns „Heil“ schrie. Das war nicht Osteroder Art. Gut kann ich mich an das Ergebnis der Saarabstimmung erinnern. Die Schüler und Lehrer der Jahnschule wurden zusammengerufen, um die Rundfunkübertragung aus Saarbrücken zu hören. Wieder war es die allgemeine Stimmung, die im Gedächtnis haftet. Man freute sich mit den Saarländern, dass sie jetzt wieder ein Teil Deutschlands waren. Instinktiv fühlten wir, dass Deutschland Frankreich vorzuziehen war.

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Überhaupt, so meine ich zumindest, kann für die Jugend, die im so-genannten Dritten Reich aufwuchs, festgestellt werden, dass Gefühle eine größere Rolle spielten als der Verstand. Viele von uns dachten, dass die neue Zeit eine gute Zeit war. Dass der Idealismus von Tausenden junger Menschen missbraucht wurde, ist eine der großen Tragödien des Dritten Reiches.

Viele von unserer Generation begrüßten die oben erwähnten augen-scheinlichen außen- und innenpolitischen Erfolge der 1930er Jahre. Wir waren stolz, Deutsche zu sein. Doch wir waren nicht chauvinistisch. Ein Beispiel dafür ist die Olympiade in Berlin im Jahre 1936. Natürlich freu-ten wir uns, wenn Deutsche als Sieger hervorgingen. Andererseits war DER Held der Olympiade der Afroamerikaner Jesse Owens, der drei Goldmedaillen gewann. Berlin wurde zu einem Treffpunkt der interna-tionalen Jugend. Dass diese internationale Jugend schon in wenigen Jah-ren gegeneinander Krieg führen würde, war für uns damals undenkbar. Wenn deutsch bewohnte Gebiete wieder ein Teil Deutschlands wurden, wurde dies betrachtet als eine natürliche Entwicklung. Menschen hatten ein Selbstbestimmungsrecht. Ebenso wurde es von vielen in der Jugend begrüßt, dass sie gemeinsam in der Jugendbewegung, der Hitler-Jugend, dienen konnten. Es spielte keine Rolle, zu welcher Klasse man gehörte. Man wanderte, spielte, sang, zeltete, ja marschierte gemeinsam über den Osteroder Markt, hoffte, dass Mädchen einen sehen und bestaunen wür-den. Dass man letztendlich sinnlos geopfert wurde, war nicht im Denken der Großzahl der Jugend.

Langsam wurde es manchen, wenn auch wenigen Jugendlichen klar, dass nicht alles Gold war, was glänzte. Als die ersten Boykotte gegen deut-sche Osteroder Juden stattfanden, gingen manche Osteroder dennoch in jüdische Geschäfte. Ich erinnere mich an eine Frau, die in unserer Nähe wohnte, wie sie einem S.A.-Mann, der in voller Uniform vor einem jüdi-schen Geschäft stand, die Zunge ausstreckte, ihr Bild erschien im Stürmer-kasten, der auf primitive Weise Juden darstellte und verunglimpfte. Als im November 1938 Synagogen in ganz Deutschland in Brand gesetzt wurden, kam einer unserer Studienräte im Gymnasium in der ersten Schulstunde in die Klasse und verkündete „endlich“. Niemand einschließlich einiger HJ-Führer zollte ihm Beifall. Eher blicken wir uns stumm an. Ich konnte füh-len, dass viele von uns dachten: „Gotteshäuser brennt man nicht nieder.“ Zu meinem zehnten Geburtstag lud meine Muttre Freunde ein, darunter meinen jüdischen Freund (Gustav Gladtke – Gustav, wo bist du???). Als

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einer der Gäste zu meiner Mutter sagte: „Dann pack mal deine Sachen und geh schnell nach Hause.“ Gustavs Vater war im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden. Während des Krieges hatte sich unter den Klassenkameraden eine Gruppe gebildet, die es sich zum Ziel gemacht hatte, führende Nationalsozialisten dadurch zu verunsichern, dass man in ihre Weinkeller eindrang und ihre Weinflaschen zertrümmer-ten. Eines Morgens kam ich in die Klasse und fand, dass einige meiner Mitschüler fehlten. Sie waren von der Polizei verhaftet worden wegen an-tinazistischer Umtriebe. Es war ihr Glück, dass der Direktor des Gym-nasiums, Dr. Cybulla, der in der Stadt wegen seines tief gefühlten und gelebten Humanismus respektiert war, für diese Schüler sprach. Sie kamen mit Ermahnungen davon. So lange deutsche Osteroder Juden in Osterode waren, machte es meine Mutter sich zur Aufgabe, sie stets freundlich und höflich zu grüßen. Für sie und manche anderen Osteroder war es eine Selbstverständlichkeit.

Das Jahr 1939 war ein Jahr der zunehmenden Kriegsfurcht und des Beginns des Zweiten Weltkrieges. Viele Osteroder konnten sich an den Ersten Weltkrieg erinnern, einschließlich meiner Eltern und vieler Ver-wandten. Die Tannenbergschlacht hatte im Kreis Osterode stattgefunden. Die Stadt Osterode war zeitweilig General Hindenburgs Hauptquartier gewesen. Teile Ostpreußens waren für kurze Zeit von Russen erobert und besetzt worden. Kosaken waren besonders gefürchtet. So gab es am 1. September und danach keine Begeisterung. Im Gegenteil, viele Menschen hatten bis zum letzten Augenblick gehofft, dass ein Krieg vermieden wer-den würde.

Als Jungens wussten wir weniger über die Schrecken und Grausamkei-ten eines Krieges als über die Heldentaten. Die Bücher, die uns empfohlen wurden, waren Bücher der Heldenverehrung. Krieg war etwas Ehrenvolles. Ich erinnere mich gut an den 1. September 1939. Zum ersten Mal heulten die Fliegeralarmanlagen. Wir mussten in den improvisierten Luftschutz-keller. Als Jungens waren wir mutig – so dachten wir zumindest –, blieben draußen, um polnische Flieger zu erblicken. Wir sahen keine. Dafür sahen wir Geschwader nach Geschwader deutscher Heinkel-111-Bomber Rich-tung Süden fliegen. Wir waren beeindruckt von der deutschen Luftwaffe. Doch der Ernst des Krieges ließ nicht lange auf sich warten. Lazarett-züge mit verwundeten Soldaten, die durch Osterode fuhren, zeigten uns die blutige Seite des Krieges. Bald erschienen schwarz umrahmte Gefal-lenenanzeigen in der Osteroder Zeitung. „Gefallen für Führer, Volk und

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Vaterland“, so hieß es. Schule fiel zunächst für ein paar Wochen aus. Wir wurden zum Landeinsatz kommandiert, mussten Kartoffeln einsammeln. Am Abend wussten wir, was wir geleistet hatten. Aufregend war es, dass wir mit Mädels zusammen arbeiteten. (Herta Sonntag: Wo bist du?)

Der Polenfeldzug ging verhältnismäßig schnell zu Ende. Deutsche Truppen marschierten in Warschau ein. Eine Siegerparade fand in der Hauptstadt Polens statt. Hitler nahm die Parade ab.

„Die Deutsche Wochenschau“ zeigte uns die Heldentaten der siegrei-chen deutschen Soldaten. Zurück ging es in die Schule mit all ihren Freuden und Ängsten. Es wurde wieder gebüffelt in der Penne, wie wir die Schule nannten. Der Krieg wurde zum Alltag. Frauen, Mütter, Brüder, Schwes-tern, Väter bangten um ihre Angehörigen, die irgendwo an der Front oder im besetzten Gebiet waren. Der Briefträger wurde zur wichtigen Person. Durch ihn erfuhren wir, ob unser Vater, Bruder, Sohn noch lebte oder ver-wundet oder gar gefallen war „für Führer, Volk und Vaterland“.

Zum Alltag der Schüler/innen des Gymnasiums und des Lyzeums ge-hörte die traditionelle Tanzstunde und, wenn man evangelisch war, der Konfirmandenunterricht, wobei die Tanzstunde beliebter war. Für viele von uns war es einfach aufregend und schön, gemeinsam mit Mädels zu tanzen und einfach Spaß am Leben zu haben. Es war die Tanzstunde, die mich in einen Konflikt mit dem Dienst an der Hitlerjugend brachte. Statt zum Dienst zu gehen, zog ich es vor, zur Tanzstunde zu gehen, was zu einer öffentlichen Mahnung vor versammelter Mannschaft (man nannte sie „Stamm“) führte. Der Stammführer verkündete, dass es für manche wie Armin Mruck wichtiger war, zur Tanzstunde zu gehen als dem Va-terland zu dienen. Kirchliche Einsegnung nach dem Konfirmandenunter-richt blieb für viele Familien trotz Nazismus ein wichtiges Familienereig-nis. Tanzen blieb für viele von uns außer dem Sport ein Hauptvergnügen. Dann im Winter 1942/43 wurde die 6. deutsche Armee in der Stalingrad-Schlacht besiegt. Etwa 100 000 deutsche Soldaten gingen in russische Ge-fangenschaft. Es wurde ein allgemeines Tanzverbot verkündet und ange-ordnet. Es bilden sich sogenannte Kränzchen/Freundeskreise mit Mäd-chen und Jungen. Unterhaltung mit Gesprächen, Musik und Tanz fand jetzt mit Unterstützung der Eltern in den Wohnungen statt. Die Eltern meinten: Warum sollt ihr gar keine Freude mehr haben? Bald werdet auch ihr eingezogen werden!

Der Krieg schien kein Ende zu haben. Todesanzeigen in der Osteroder Zeitung wurden immer häufiger. Man hörte/las von diesem und jenem,

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den man gekannt hatte, dass er „für Führer, Volk und Vaterland“ gefallen sei. Kaum eine Familie blieb verschont. In meiner Familie war es ein Vetter, der im Kaukasus sein Leben ließ. Unsere Familie erreichte das Unglück im Februar 1943. Mein geliebter und bewunderter Bruder Dieter, Leutnant zur See und Kommandant eines Aufklärungsflugbootes, stationiert im ho-hen Norden Norwegens, in Tromsö, verlor sein junges Leben durch den Absturz eines Flugbootes am 23. Februar. Einige Flieger der Besatzung wurden gerettet. Er versank mit dem Flugboot. Der Staffelkommandeur schrieb: „Ein Bedienungsfehler lag nicht vor. Wir aber werden umso ver-bissener gegen den Feind fliegen.“ Die Nachricht vom Fliegertod mei-nes Bruders wurde am 5. März 1943 von einem sogenannten Amtsträ-ger der NSDAP meiner Mutter, die augenblicklich allein zu Hause war, überbracht. Meine Mutter, die zunehmend kritisch wie auch mein Vater gegenüber dem Regime war, wies dem Parteigenossen die Tür, sie wollte mit ihm nichts zu tun haben. Jedes Wort von ihm erübrigte sich, für die damalige Zeit eine mutige Tat. Ebenso couragiert war die Familie, als es dazu kam, ein Inserat in der Osteroder Zeitung aufzugeben. Die Familie entschied, anstatt der üblichen Formel „für Führer, Volk und Vaterland“ zu drucken: „Für seine geliebte Heimat.“ Die Osteroder Zeitung ehrte den Auftrag der Familie. Humaner war die Wehrmacht, die es gestattete, dass mein Vater, der seit Anfang des Krieges eingezogen war, nun in der Osteroder Garnison seinen Verwaltungsdienst weiter ausführen konnte. Der 5. März war auch der Tag, an welchem ich die mündliche Prüfung des Abiturs ablegte. Als ich meinen Vater vom Bahnhof abholte und wir ge-meinsam zur Dohnastraße gingen, sprachen wir kaum ein Wort. Zu Hause weinten wir gemeinsam.

Meine reguläre Osteroder Zeit endete mit der üblichen Einberufung zum Reichsarbeitsdienst. Ich wurde zur Landarbeit auf einem soge-nannten Staatsgut eingesetzt. Der Truppführer sprach besser polnisch als deutsch. Außer uns wenigen Arbeitsmännern schufen auf dem Gut nur Polen. Wir arbeiteten gemeinsam. Um mir Extranahrung zu verschaffen, ging ich am frühen Morgen in den Kuhstall, wo mir ein polnisches Mäd-chen frische Milch in mein Kochgeschirr gab. Im August erhielt ich den Gestellungsbefehl zur Luftwaffe, die mich in verschiedenen Gebieten Eu-ropas stationierte. Hier in den USA sagte man: „Gehe zur Armee und lerne die Welt kennen.“ Als 18-Jähriger lernte ich Frankreich ziemlich gründlich kennen und schätzen. Meine im Gymnasium erlernten Fran-zösischkenntnisse gaben mir die Möglichkeit, mit Franzosen zu sprechen und z. T. zu fraternisieren. Drei Wochen Urlaub durfte ich im Frühjahr

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1944 in Osterode verbringen. Die Zugfahrt vom Pas de Calais in Nordost-frankreich, wo ich stationiert war, um die Abschussstellen der V 1 und V 2 (Vergeltungswaffen) zu schützen, bis nach Osterode dauerte nicht ganz zwei Tage. Unterwegs sah man von Bombenangriffen zerstörte Städte. Er-staunlich war, wie viel normales Leben in Osterode herrschte. Niemand schien Hunger zu leiden. Es gab keine Stromausfälle. Tanzen war wieder erlaubt. Wir vergnügten uns mit Mädels im Tanzlokal am Bismarckturm. Die Schulen funktionierten wie eh und je. Was sich verändert hatte, war, dass zunehmend „Fremde“ aus den von Bomben gefährdeten Städten des Reiches, wie man damals sagte, ein zeitliches Zuhause in Ostpreußen fan-den. Der erste Bombenangriff auf Ostpreußen fand im August 1944 auf Königsberg statt.

Einige Sommermonate verbrachte ich in Neukuhren an der Ostsee als Flieger, der zum Pilot und/oder Navigator ausgebildet werden sollte in der Flugzeugführerdoppelschule A 125. Jegliches Training war theoretisch. Niemals sah ich ein Flugzeug von innen. Am Abend des 20. Juli 1944 hieß es „Alarm! Alarm! Alarm!“ im Fliegerhorst. Die gesamte Schuleinheit wurde zusammengerufen. In knappen Worten sprach der Kommandeur der Schule, dass ein Attentat auf den Führer verübt worden sei. Da wir nur etwa 150 km vom Führerhauptquartier bei Rastenburg lagen, könnten wir eventuell zum Sondereinsatz befohlen werden, um den Führer, falls er noch lebte, und das Hauptquartier zu schützen. Danach durften wir auf unsere komfortablen Zimmer zurückgehen, mussten uns allerdings bereit halten. Was erstaunlich war, dass niemand von den Flugschülern auch nur ein Wort sagte. Niemand sprach entrüstet über das Attentat. Was mag wohl in den Köpfen der Flugschüler vorgegangen sein? Jahre spä-ter in meiner Lehrtätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit in den USA und in Europa machte ich es mir zur Aufgabe, die Geschichte des Anti-Nazi-Widerstandes durch Vorträge und Veröffentlichungen publik zu machen. Noch heute als Professor emeritus werde ich regelmäßig gebeten, zu die-sem wichtigen Thema zu sprechen.

Im Oktober 1944, inzwischen von der Luftwaffe abgelöst und zur Feldartillerie abkommandiert, durfte ich Ostpreußen in der Abwehr-schlacht Schlossberg-Ebenrode verteidigen. Nach einer Verwundung im Nahkampf mit einer usbekischen Einheit verbrachte ich drei Monate im Lazarett in Thüringen. An der Front hatte ich das Glück, unter einem kriegserfahrenen Oberfeldwebel zu dienen, der, als der Volkssturm aus-gerufen wurde, sagte: „Mruck, jetzt kommt der Sturm, dann kommt der

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Orkan und dann ist die ganze Sch… zu Ende.“ Es war nur eine Frage der Zeit, wann dieser unselige Krieg zu Ende war.

Das letzte Mal, dass ich in Kriegszeiten Osterode sah, war am 20. Ja-nuar 1945. Nach einer erneuten Verwundung in Westpreußen im späten Winter 1944/45 erhielt ich Genesungsurlaub. Nach Mitternacht kam ich per Bahn in Osterode an. Der Bahnhof schien verlassen zu sein. Es gab keine militärische Kontrolle. Überhaupt schien Osterode beinahe tot zu sein. Schnellen Schrittes ging ich nach Hause zur Dohnastraße 9, klingelte an der Wohnungstür, wo mir fremde Menschen, Flüchtlinge aus dem Os-ten Ostpreußens, die Türe öffneten. Sie sagten mir, dass meine Mutter mit Verwandten geflohen sei, dass sie tagelang auf mich gewartet hätte – ohne Erfolg, Kirschkuchen, den sie für mich gebacken hatte, wäre im Kinder-zimmer.

Nach siebzehn Jahren, nach Wiedervereinigung mit den Eltern, nach erfolgreichem Studium der Geisteswissenschaften/Geschichte in Marburg und in Göttingen, nach Promotion zum Dr. phil., nach akademischer Kar-riere in den USA, nach Gründung einer deutsch-amerikanischen Familie mit einer amerikanischen Frau und drei Kindern, konnte ich wieder mit einem neuen VW in die alte Heimat fahren. Was meine Frau und ich in der Dohnastraße vorfanden, war nicht das altgewohnte Wohnhaus, sondern ein grüner Rasen und ein polnischer Kindergarten. Neues Leben hatte eine neue Heimat gefunden. Das Gymnasium und der Wasserturm hatten sich nicht verändert.

Drei Jahre später fuhr ich wieder mit einem ostpreußischen Freund aus Mohrungen in die alte Heimat. Ich feierte meinen 50. Geburtstag im Tanzsaal des Hotels am Bismarckturm, dem gleichen Tanzsaal, in dem ich mich während des Urlaubs im Frühjahr 1944 vergnügt hatte, in internati-onaler Umgebung, denn bei Osterode in Mörlen wurde eine Fleischfabrik gebaut. Ein polnischer Musiker, der von meinem Geburtstag gehört hatte, gratulierte mit diesen Worten: „Wir gratulieren Ihnen in ihrer alten, unse-rer neuen Heimat.“

Inzwischen sind viele alte Osteroder in der früheren Heimat gewesen, wie auch ich selbst mit Teilen meiner Familie, darunter meine älteste Toch-ter, die, als sie Osterode etwas kennengelernt hatte, meinte, jetzt könnte sie verstehen, dass ich immer noch an der Heimat hinge. Wir feierten 2007 gemeinsam mit alten Bekannten, neuen Freunden, Deutschen, Polen und Amerikanern das 100. Jubiläum des Gebäudes des ehemaligen Kaiser-Wil-helm-Gymnasiums. Dabei hielt ich einen kurzen Vortrag in der Aula des

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jetzigen Lyzeums an der gleichen Stelle, wo mein Vater, damals Leiter des Männergesangvereins, vor vielen Jahren eine Festrede gehalten hatte. Wo früher deutsche Gäste gesessen hatten, saßen jetzt einige wenige Deutsche, Amerikaner und viele Polen, Lehrer/innen und Schüler/innen, jetzige und frühere. Am Haupteingang des Gymnasiums flatterten die polnische, die deutsche und die Europafahne.

Erfreut waren Besucher des neuen Osterode und heutigen Ostróda über die großen Veränderungen der Stadt. Die Stadt war größer und, wie ich meine, wieder schön, wenn auch anders. So ist Ostróda heute zu ei-ner erfolgreichen Touristenstadt geworden. Ostróda und Umgebung mit seinen Wäldern und vielen Seen, mit seiner langen deutsch-polnischen Geschichte bietet dem Besucher Interessantes und Erholsames an. Polen, Deutsche, Europäer, US-Amerikaner leben in Frieden und Harmonie und in Freundshaft miteinander.

Osterode/Ostróda: vivat – crescat – floreat.Dr. Armin Mruck, Professor of History, Townson University,

Coordinator Carl von Ossietzky Universität Oldenburg – Townson University, Townson, MD 21252 – USA, E-mail: <[email protected]>

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Folgender Artikel erschien in der von mir abonnierten Zeitschrift „DA-MALS – Das Magazin für Geschichte“ mit dem Bild vom Osteroder Markt um 1931, das ich aber aus unserer Bildgalerie habe. Weitere Fotos lasse ich aus urheberrechtlichen Gründen weg. Der Textabdruck erfolgt mit Ge-nehmigung des Verlags Konradin Medien.

Der journalistisch aufgemachte Artikel des polnischen Historikers mag einigen Lesern ungewohnt deutlich oder gar einseitig vorkommen, er hält aber einer wissenschaftlichen Überprüfung stand. Zu dem Ergebnis kamen wir durch den Vergleich mit neueren deutschen Veröffentlichungen.

Die Schriftleitung.

Alter Markt am Markttag, vor 1945Osterode, polnisch Ostróda, liegt am Nordwestrand Masurens. In der dünnbesie-delten Region Ostpreußens waren Kleinstädte wie diese ein wichtiger Umschlag-platz für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Das Foto zeigt den Osteroder Markt um 1931.

Polnische Sprache, preußische Gesinnung

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In Masuren, der idyllischen Landschaft im Norden des heutigen Po-len, wurde bis in die späte Bismarck-Zeit fast nur Polnisch gesprochen. Dennoch waren die meist armen Bewohner dieses Landstrichs durch und durch preußisch – und blieben es auch nach der erzwungenen Germani-sierung in der Folge der Reichsgründung.

Es war im dritten Kriegsjahr, der deutsche Russland-Feldzug hat-te knapp vier Monate zuvor begonnen, als Marion Gräfin Dönhoff, die spätere Herausgeberin des Hamburger Wochenblattes „Die Zeit“, und ihre Cousine Sissi von Lehndorff Ende September 1941 am Allensteiner Bahnhof ihre Pferde sattelten und zu einem fünftägigen Wanderritt auf-brachen. Der Bericht „Ein Ritt durch Masuren“, den Marion Gräfin Dön-hoff kurz darauf niederschrieb, gehört inzwischen zu den meistgelesenen Reiseschilderungen über ein Naturparadies, das bis heute die Phantasien und Sehnsüchte der Deutschen beflügelt. Schöne Fernsehbilder, von Stör-chen und unberührten Landschaften schwärmende Tourismuswerbung, nostalgische Reiseberichte aus der Feder von Klaus Bednarz oder Ralph Giordano haben einen wesentlichen Anteil daran. Doch so sanft sich das Land der weiten Wälder und stillen Wasser auch gibt, für seine Menschen war es nie ein Paradies.

Die Gräfin, damals 32 Jahre alt und auf Schloss Friedrichstein bei Kö-nigsberg geboren, lebte zu jener Zeit unweit von Elbing (Elblag), in Quit-tainen, verwaltete das zweite ostpreußische Landgut der Dönhoffs. Fried-richstein und Quittainen sind von Masuren nicht einmal 150 Kilometer Luftlinie entfernt. Dennoch war für die damals schon auf den Balkan und nach Afrika weitgereiste Adlige der Süden Ostpreußens, in den sie zum ersten Mal „eintauchte“, eine Terra incognita, die sie immer wieder in Staunen versetzte.

Da war die Natur. Auch Marion Gräfin Dönhoff erlag dem besonde-ren Zauber des Landes: „Die Sonne färbt die Kiefernstämme glühend rot und lässt das Buchenlaub in allen Schattierungen von leuchtendem Gold bis zum tiefen Kupferton erstrahlen. Unten liegt der blaue See, eingefasst von einem schmalen Saum lichtgelben Schilfes. Herr Gott, wie schön diese Welt ist – sein könnte …“

Und da waren die Menschen. Manche Einheimische vertanden kein Deutsch, wie etwa der junge Fährmann vom Beldahn-See, auf den die Rei-terinnen einredeten, er sollte den Motor ja recht leise in Gang setzen, um die Pferde auf dem wackeligen Kahn nicht aufzuscheuchen. Er tat‘s nicht, fast hätte die Überfahrt ein tragisches Ende genommen.

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„Merkwürdig, wie die Lebensgewohnheiten dieser östlichen Völker, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer, überall die gleichen sind … Aus-gewachsene Männer oder Kinder, die tagaus, tagein nichts anderes tun, als mit ihrer Kuh umherzuziehen und sie irgendwo am Wald- oder Wegerand zu hüten … Der Forstmeister, dem ich erzähle, dass ich in der Slowakei oft Bauern gesehen habe, die viele Stunden über Land zum Markt wan-dern mit einem Hahn oder einem Stück Käse unter dem Arm, meinte, es sei hier nicht viel anders.“ Heute noch geben solche Schilderungen Rätsel auf. Ein „östliches Volk“ in Ostpreußen? Mitten im 20. Jahrhundert? Von den Nazis geduldet?

Zu keiner Zeit ein Fürstentum, aber geographisch klar umrissen

Die idyllische Landschaft im Norden des heutigen Polen ist nie ein Fürstentum, nie eine separate Teilprovinz eines Staates gewesen. Dennoch lässt sich das historische Masuren geographisch durchaus exakt umschrei-ben. „Soweit der masurische Dialect von einer evangelischen Bevölkerung gesprochen wird, ist Masuren“, schrieb 1875 der Heimatforscher Fried-rich Krosta. Masuren umfasste den südlichen Teil Ostpreußens von der Grenze zu Polen bis dorthin im Norden, wo das Verbreitungsgebiet der polnischen Sprache aufhörte. Nach 1918 war dieses Terrain in etwa nörd-lich der Linie Osterode (Ostróda) – Passenheim (Pasym) – Lötzen (Gizy-cko) – Marggrabowa (Olecko) zu Ende.

Deutsche Einwanderer kamen nach Masuren nicht viele, weil sie wäh-rend der Ostsiedlung und auch später das Kulmer Land und die Gegenden um Königsberg bevorzugten. Die vom Deutschen Orden teilweise mit Gewalt christianisierten einheimischen Pruzzen lösten sich nach und nach im Norden im deutschen, im Süden im polnischen Milieu auf, bis sie als Volksgruppe ganz und gar untergingen.

Deutschnationale Autoren und Politiker behaupteten seit Ende des 19. Jahrhunderts vehement, in Masuren werde „Masurisch“ gesprochen. Doch Slawisten bescheinigten stets von neuem, es sei ein Dialekt der polnischen Sprache gewesen. Seit dem 14. Jahrhundert wanderten immer wieder über die südliche Grenze des Ordensstaates und später Preußens polnische Ansiedler aus der benachbarten Region Mazowsze (Masowien) in die menschenleere, sumpfige sogenannte Große Wildnis ein. Als Ko-lonisten waren sie willkommen. „Sprachlich isoliert und auf sich gestellt, gelang den Polen in Masuren keine Weiterentwicklung des Polnischen, vielmehr behalf man sich bei Neuerungen, indem man deutsche Begriffe

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übernahm. Aus den wenigen Germanismen kann jedoch nicht auf eine deutsch-polnische Mischsprache geschlossen werden … Gerade anhand des masurischen Polnisch gelang polnischen Sprachwissenschaftlern die Rekonstruktion der hochpolnischen Sprache im 16. und 17. Jahrhundert“, schreibt der deutsche Historiker Andreas Kossert. Auf Masowien geht auch der Name Masuren zurück.

Mit der Umwandlung des Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum durch Albrecht von Brandenburg-Ansbach und nach seinem Glaubens-wechsel 1526 traten auch seine polnischen Untertanen in Masuren ohne viel Aufhebens zum Protestantismus über. Luthers „Kleiner“ und „Gro-ßer Katechismus“, auch das erste Gesangbuch wurden auf Albrechts An-weisung ins Polnische übersetzt. Die Verkündung des Evangeliums sollte in der Muttersprache erfolgen, nur so konnte der neue Glaube Wurzeln schlagen. Der polnischsprachige Protestantismus wurde zu einer wichti-gen Eigenheit Masurens.

Bis in die späte Bismarck-Zeit wurde im ländlichen Masuren nur Pol-nisch gesprochen, in den Elementarschulen ausschließlich in Polnisch unterrichtet, in den Kirchen nur auf Polnisch gepredigt. Der preußische Staat ließ auch hier seine zweckmäßige Toleranz walten. Noch waren die Masuren im offiziellen Sprachgebrauch „Pohlen“ und sprachen „Poll-nisch“. Sie wurden gebraucht als Steuerzahler und Soldaten, und solange sie dem nachkamen, waren Sprache und Religion nicht von Belang. Doch wer nicht konnte oder wollte, bekam sehr schnell die ganze Härte des aufstrebenden preußischen Staates zu spüren. Ob Dürre, Hagel, Brand, Gebrechen oder Epidemie, auch in Masuren kannten Preußens staatliche Steuereinzieher und Rekrutenfänger keine Gnade. Es wurde erbarmungs-los beschlagnahmt, gepfändet, eingekerkert, Geld herausgepresst für Hof, Herr und Krieg.

Preußischer König stellt sich vor seine masurischen Untertanen

Bis auf eine kleine Minderheit, die sich später ein polnisches National-bewusstsein aneignete und bei der Volksabstimmung von 1920 für Polen stimmte, bezog sich das Polnisch-Sein der Masuren bis ins 20. Jahrhundert ausschließlich auf die Sprache. Nach der Reichsgründung 1871 waren sie nur noch ein Relikt aus Preußens vornationaler Zeit. Ihre Identität war klar umschrieben: polnische Sprache, eine inbrünstige, vom katholischen Brauch stark beeinflusste evangelische Volksfrömmigkeit und ein uner-schütterlicher, auf den König bezogener, preußischer Patriotismus. In

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Anbetracht der bitteren Armut und der primitiven Lebensformen, die in Masuren vorherrschten, pflegte die kleine lokale deutsche Elite, pflegten Besucher und Visitatoren von außerhalb eine fast schon koloniale Über-heblichkeit an den Tag zu legen, die etwa den preußischen Historiker Max Toeppen 1867 dazu veranlasste zu schreiben: „Die geistige Bildung der Masuren steht auf einer niedrigen Stufe; man kann von ihnen nicht ver-langen, daß sie reflectieren wie die Deutschen.“ So waren die preußischen Könige in den Augen der Masuren, eines „Naturvolkes“, wie sie Toep-pen beschrieb, die Garanten und Bewahrer ihrer Andersartigkeit in einem multiethnischen Preußen.

Nicht zu Unrecht, wie das Beispiel Friedrich Wilhelms IV. zeigt. 1840 vereitelte der preußische König höchstpersönlich die ersten Versuche, Polnisch als Unterrichtssprache aus masurischen Schulen zu verbannen, indem er Kultusminister Johann Eichhorn anwies, „meinen Untertanen nichtdeutscher Zunge Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und alle, die meinem Szepter unterworfen sind, sorgfältig zu pflegen, damit fortan kei-ne Nationalität erlösche“. Bis weit ins 19. Jahrhundert war Preußen das Vaterland der Masuren. Mit den Begriffen „Deutschland“ und „deutsche Nation“ konnten sie nichts anfangen.

Jahrhundertelang war die Region das Stiefkind des preußischen Staates. „Wo sich aufhört die Kultur, beginnt zu leben der Masur“ – solche Verse voller Spott und Hohn prägten über Jahrzehnte das Bild Masurens in der deutschen Öffentlichkeit. „Masuren stand für Rückständigkeit, Armut und kulturelle Wüste an der Peripherie des Reiches und wurde absichtlich in seiner kulturellen Bedeutung herabgesetzt, belächelt und verhöhnt“, schreibt Kossert.

In weiten Landstrichen herrscht bittere Armut

Masurens Städte glichen lange Zeit größeren Dörfern. Die Gegend war zu arm, um Gewerbe und Handwerk in nennenswertem Umfang zu er-nähren. Alles wurde selbst genäht, gezimmert, verarbeitet. Im hügeligen, vom Gletschergeröll bedeckten Norden Masurens quollen Jahr für Jahr Tonnen von Steinen beim Pflügen aus dem Boden. Erst als der Straßen-bau im 19. Jahrhundert im größeren Maß einsetzte, konnte man sie an die Wegebauer verkaufen. Auf den halbsandigen Böden gediehen Roggen, Gerste, Hafer und Buchweizen. Weizen kam kaum vor. Das rauhe Klima und die dadurch bedingte kürzere Vegetationszeit taten ein Übriges. Die Erträge waren schlecht.

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Im morastigen Süden wiederum zogen Bauern zum Wiesenbeweiden und Grasmähen Bretterschuhe an, um in den schwimmenden Moorland-schaften nicht zu versinken. Kühe brachen oft ein, wurden von Insekten aufs Schwerste geplagt, Seuchen dezimierten das Vieh. Nur wenn der Bo-den gefror, konnte man das Heu einfahren. Erst die intensiven Maßnah-men zur Bodenverbesserung (die „Meliorationen“ seit Mitte des 19. Jahr-hunderts brachten Fortschritte.

Dürftig ausgebildete Lehrer, schlechte Schulgebäude, viele Familien zu arm, um die Kinder zum Unterricht zu schicken, der Weg zur Kirche oft 20 und mehr Kilometer lang; viel Trunksucht, bittere Armut, wohin das Auge blickt: Tief traurig sind die Beschreibungen Masurens aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Auch noch Marion Gräfin Dönhoff beobachtete bei ihrer Reise im Herbst 1941 verwundert „die hiesige Bevölkerung, weil die Leute so ganz ohne Bedürfnis und ohne Ehrgeiz sind. Es ist angeblich schwierig, sie zur Arbeit zu bringen, weil ihnen der Antrieb des Verdie-nenwollens fehlt. Sie tun offenbar im Allgemeinen nur so viel, wie nötig, um gerade eben den Lebensunterhalt zusammenzubringen – … ein, wie ich finde, höchst sympathischer Zug“.

Frankreichs Reparationen finanzieren Infrastruktur

Was der Gräfin gefiel, war den meisten Deutschen in Masuren ein Stein des Anstoßes. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts nahm ihre Zahl schnell zu. 1868 wurde Masuren an das preußische Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Sieg über Frankreich und die Reichsgründung von 1871 versetzten auch die Deutschen in Masuren in eine langanhaltende Hochstimmung. Zudem entfachten die gigantischen französischen Reparationen von fünf Milliarden Goldfrancs den Gründerzeitaufschwung, der auch vor Masu-ren nicht haltmachte: die rasante Entwicklung des Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesens, Straßenbau, immer neue wilhelminische Staatsbau-ten aus rotem Backstein in den Städten, neue Militärstandorte entlang der Grenze zu Russland. Mehr und mehr Beamte, Angestellte, Unternehmer und Glücksjäger, Offiziere und Rekruten strömten nun aus dem Reich nach Masuren.

„Selbstgefällig erhob sich die bürgerlich biedere deutschsprachige Ho-noratiorenschaft über die polnischsprachige Mehrheit und sah ihre vor-nehmste Aufgabe darin, den Slawen die angeblich überlegene deutsche Kultur zu vermitteln. Landrat, Kommunalbeamte, städtische Geschäfts-leute und Gutsbesitzer – allesamt Vertreter der deutschen Minderheit in

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Masuren – wahrten sorgsam das deutsche Monopol in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, indem sie der masurischen Bevölkerung jegliche Be-teiligung daran verweigerten“, kommentiert Historiker Kossert. Masuren seien nur erwünscht gewesen als Handlanger, Lohnarbeiter, Dienstboten und Soldaten. „Das waren Züge eines ethnisch begründeten Kolonialis-mus im eigenen Land.“

Mit der Reichsgründung von 1871 wurde das alte multiethnische Preu-ßen zu Grabe getragen. Bereits 1873 ordnete Oberpräsident Karl von Horn an, dass der gesamte Schulunterricht nur noch auf Deutsch abgehal-ten werden solle, ausgenommen Religion. Mit der Thronbesteigung Wil-helms II. 1888 war es auch damit vorbei. In amtlichen Statistiken sank die Zahl der polnischsprachigen Masuren drastisch, weil nur jeder, der auch nur wenige Worte Deutsch verstand, in der Rubrik „deutsche Mutterspra-che“ landete. Seit 1890 wurde „Polnisch“ von Amts wegen durch „Ma-surisch“ ersetzt. Zudem setzte eine Massenauswanderung der Masuren an die Ruhr ein, oft die einzige Möglichkeit, durch Knochenarbeit und schnelles Deutsch-Werden der masurischen Armut zu entkommen. In den ländlichen Gegenden aber, war erst einmal die Elementarschule beendet, lebten die Menschen wie eh und je, fast ohne mit Deutsch und den Deut-schen in Berührung zu kommen.

Dennoch zogen die deutschen Eliten und die deklassierten polnisch-sprachigen Masuren am selben Strang. Während es die einen verstanden, jeden Ansatz von Opposition zu vereiteln, hielten die anderen, obwohl arm und schlecht behandelt, eisern fest an ihrer Religion und an ihrer Treue zur Monarchie. Nach 1918 verkörperte der „Retter Ostpreußens“, Paul von Hindenburg, in beider Augen den „Ersatzkaiser“. Masuren blieb im Kaiserreich und in der Weimarer Zeit eine Bastion der Konservativen. Sozialdemokraten waren in Ostpreußens südlichen Wahlkreisen chancen-los, während die Rechtsparteien oft sogar bis zu 90 Prozent der Wähler-stimmen auf sich vereinigen konnten.

Welch Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet das arme Masuren ne-ben der Gegend um Tilsit (Sowetsk) und Goldap (Gołdap), der einzige Teil Deutschlands war, in dem im Ersten Weltkrieg gekämpft wurde. Dreimal fielen 1914 russische Truppen in Masuren ein. Die russische Besetzung und die schweren Kämpfe, die mit der Tannenberg-Schlacht im August 1914 ihren Anfang nahmen, und mit der Masurischen Winterschlacht im Februar 1915 und der Befreiung Lycks (Ełk) endeten, hinterließen Zerstö-rungen, die größer waren als die von 1945.

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Hitler gibt Masuren das Gefühl, aufgenommen zu seinDer mühsame Wiederaufbau fiel zusammen mit der Volksabstimmung

vom 11. Juli 1920, die der Versailler Vertrag vorsah. Sollte Masuren fortan zu Ostpreußen oder zu dem gerade nach 123 Jahren der Teilungen wie-der entstandenen Polen gehören? Das Ergebnis – mehr als 99 Prozent für Deutschland – zeigte, wie aussichtslos das polnische Anliegen war. Auch wenn die polnische Agitation massiv behindert und vermeintliche „Polen-freunde“ in der Lokalpresse denunziert wurden, die deutsche Seite teil-weise auf Polnisch die deutsche Sache zu preisen gezwungen war; es war klar: Die polnischsprechenden Masuren wollten Deutsche sein.

Doch sie blieben „Deutsche zweiter Klasse“, und es klingt wie ein schlechter Scherz, dass ausgerechnet Hitler ihnen das Gefühl gab, endlich in die „Volksgemeinschaft“ aufgenommen zu sein. Auf seinen triumphalen Reisen durch Masuren im April und Juni 1932 machte er sich das perso-nenbezogene Obrigkeitsdenken der durch Minderwertigkeitskomplexe, Armut und Arbeitslosigkeit geplagten Menschen zunutze. Inmitten der Massenhysterie, die ihn begleitete, empfingen sie „durch ihn die Weihe, für alle Ewigkeit deutsch zu sein und deutsch zu bleiben …“ (NS-Propa-gandatext). Und so erzielte die NSDAP 1932/33 in den ärmsten, polnisch-sprachigen Gegenden Masurens ihre reichsweit besten Ergebnisse von bis zu 80 Prozent. Über SA und NSDAP stiegen erstmals Masuren in die örtlichen Führungszirkel auf. Das Machtmonopol der alten Elite war ge-brochen, Hitlers Wirtschaftpolitik bescherte Masuren einen Aufschwung.

In die „Volksgemeinschaft“ aufgenommen, zahlten die „innerlich treu-deutsch gesinnten Masuren“ (NS-Beschreibung), denen die Nazis das Polnisch-Sprechen trotz aller Verbote nicht ganz abgewöhnen konnten, am Ende einen furchtbaren Preis. Der deutsche Nationalismus nahm sich der Vernichtung alles Masurischen an und leistete dabei ganze Arbeit. Der Einmarsch der Sowjets 1945 und die anschließende Polonisierung unter kommunistischen Vorzeichen besiegelten den Untergang. Heute lebt das alte Masuren nicht mehr in den Menschen, in ihrer Kultur und Sprache. Immerhin lebt es in der Erinnerung und in der Landschaft.

LiteraturAndreas Kossert, Masuren. Ostpreußens vergessener Süden. Berlin 2001.Hermann Pölking, Ostpreußen. Biographie einer Provinz. Berlin 2011.

Janusz Tycner, geb. 1955, ist Historiker, Reise-Journalist, Autor und Übersetzer. Der Warschauer begleitet die DAMALS-Leserreise nach Ostpreußen.

(Schaubild S. 147)

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Ziemlich ähnlich, aber im Kern andersZu den Wappen von Osterode

Wenn man im Internet über Google „Wappen von Osterode/Ostpreu-ßen“ eingibt, erscheint im Portal Wikipedia zuerst „Ostroda“. Tatsächlich gibt es dort auch gleich ein farbiges Wappen, auf das ich unten zu sprechen komme. Man staunt über den mehrseitigen Text, den man in vielen Spra-chen lesen kann. Gleich in der ersten Zeile liest man neben dem polnischen Stadtnamen auch „deutsch Osterode in Ostpreußen.“ Nach zwei Fotos und dem Abschnitt zur geographischen Lage folgt die Geschichte. Und in dieser wird ganz realistisch über unsere alte Stadt geschrieben. „Im Schut-ze einer Ende des 13. Jahrhunderts entstandenen Burg des Deutschen Or-dens wuchs durch mitteldeutsche Einwanderer eine Siedlung heran …“ Da ist die Rede von Komturen, Stadtrecht, Burg, Überfällen durch fremde Mächte, Bränden, Seuchen, Napoleon, Eisenbahn … So liest man auch über die uns diktierte Volksabstimmung. Es „stimmten fast 100 % der Bevölkerung für den Verbleib in Deutschland“. Auch über unser Schick-sal ab dem 20. Januar 1945 wird, wenn auch kurz, berichtet. Das ist etwas völlig anderes, als ich vor der Wende von polnischen Historikern lesen konnte. Was jetzt in Wikipedia zu finden ist, liest man auch auf Polnisch. Da auch die Städtepartnerschaft mit Osterode/Harz zur Sprache kommt, könnte ich mir denken, dass auch die Arbeit unserer Kreisgemeinschaft im Sinne einer Völkerverständigung sichtbare Spuren der Toleranz, Koope-ration und Anerkennung hinterlassen hat. Das genannte Wappen der heu-tigen Stadt, angesichts der vielen sachgerechten Darstellungen, verblüfft mich aber.

Auf den ersten Blick hin, meine ich Ähnlichkeiten zu „unserem Wap-pen“ zu erkennen. Um den Unterschied besser festzustellen, werden sie hier in annähernd gleicher Größe abgedruckt. Gemeinsam haben sie den roten Grund, einen Reiter auf einem Schimmel, von rechts nach links agie-rend, das Pferd mit einem Sattelzeug, der Reiter mit einer Lanze. Diese ersten Gemeinsamkeiten haben sicher wohl eine Ursache, über die man sich so seine Gedanken machen kann.

Nun aber zu den Unterschieden: Das historische Wappen zeigt einen Ordensmann in goldenem Harnisch (auf blauer Satteldecke mit einem Schild, das mit dem Balkenkreuz bedeckt ist. Dazu ist parallel zur Mähne des Pferdes die Lanze zu sehen. Die Bewegung des Pferdes könnte man als ruhig schreitend bezeichnen.

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Versuchen wir nun den Vergleich der beiden Wappen.

Zu diesem Zwecke sollten beide Symbole in ähnlicher Größe zu sehen sein. Auf den ersten Blick hin meine ich Ähnlichkeiten zwischen den bei-den zu erkennen. Gemeinsam haben sie den roten Grund, einen Reiter auf einem Schimmel, für den Betrachter von rechts nach links agierend (in der Heraldik soll es wohl umgekehrt gesehen werden), das Pferd mit einem Sattelzeug, der Reiter mit einer Lanze. Diese ersten deutlichen Gemein-samkeiten haben wohl, bezogen auf das polnische Wappen, werbetakti-sche Gründe, etwa um des Tourismus willen. So ganz konsequent möchte man das alte Aussehen nun doch nicht aufgeben.

Nun zu den Unterschieden:

Das deutsche Wappen zeigt einen Ordensmann in goldenem Harnisch auf blauer Satteldecke mit einem Schild, das mit dem Balkenkreuz bedeckt ist. Dazu ist parallel zur Mähne des Pferdes die Lanze zu sehen. Die Bewe-gung des Pferdes könnte man als ruhig schreitend bezeichnen.

Dagegen zeigt das Wappen von Ostroda einen St. Georg (durchgängig in gelber Farbe gehalten), der auf einen Lindwurm unter dem Pferde ein-sticht. Hierbei ist das Pferd in starker Bewegung.

Wappen von Osterode Wappen von Ostróda

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Obwohl unser Wappen von Osterode in der gesamten polnischen Nachkriegszeit als das eigentliche angesehen wurde und alle kommunis-tischen Geschichtsfälschungen überdauerte, kam es 1994 im Rat der Stadt von Ostroda zu einer Änderung. Räte, die nicht unbedingt als deutsch-freundlich bezeichnet werden können, stellten die Forderung nach einem neuen Aushängeschild für die Stadt. Man wollte das Balkenkreuz1 loswer-den. Die Forderung fand im Plenum eine Mehrheit.

Für uns zeigte sich das neue polnische Wappen in der Öffentlichkeit zum ersten Male 2004 bei der Wiedereinweihung des ehemaligen Drei-kaiserbrunnens als Denkmal der Europäischen Einheit auf dem Markt-platz. Es war auf einer der drei Seiten angebracht. Auf der zweiten Seite erschienen dann die Europasterne und auf der dritten – nicht das unsrige Wappen, sondern jenes der Stadt Osterode am Harz. Äußerst clever. An der Farbgebung des Wappens von Ostroda, das in das System von „Po-lishsymbol“ integriert ist, wurde wohl noch bis 2006 herumprobiert. Zu diesem Zeitpunkt lag auch eine Variante vor, in welcher der Reiter ganz in Blau und das Pferd in Gelb gehalten ist. Neben den Einwürfen steht das Wort bzw. der Name „Herb“. Zusätzlich wird mitgeteilt, dass das Wappen nicht urheberrechtlich geschützt sei. Somit kann es hier für unsere Ver-gleichszwecke gezeigt werden.

Eine Überraschung beim historischen Wappen

Der Gymnasiallehrer Johannes Müller (1905)2 schreibt in seinem Buch „Osterode in Ostpreußen“: „Das älteste bekannte Stadtwappen befindet sich auf einem wächsernen Hängesiegel an einer Urkunde von 1356. Es stellt dar einen Gewappneten mit Schild, Schwert und Lanze. Er sitzt ru-hig und auf einem langsam nach rechts schreitenden Rosse … Man darf ihn mit Voßberg3 als Deutschordensbruder ansprechen.“ (S. 235)

Müller schreibt aber auf der nächsten Seite weiter: „Dieses Wappen er-litt um den Beginn des neunzehnten Jahrhunderts eine Änderung derart, dass dem Geharnischten ein Lindwurm beigesellt wurde. Die Stadt nahm den heiligen Georg, den Drachentöter, ohne ersichtlichen Anlass als ihr Wappen an.“

Zu den möglichen Gründen der Änderung könnten aus meiner Sicht u. a. zählen: 1. dass das Drachentötermotiv zu dieser Zeit im gesamten Hanse- bzw. Ostseeraum beliebt und vielfach anzutreffen war, 2. dass vielleicht die durch die französische Armee (auf ihrem Weg in Richtung

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Moskau) auferlegte Last mit Plünderungen, Rekrutierung und der Ein-quartierung Napoleons in Osterode zum Lindwurm wurde, von dem man sich nun befreien wollte, 3. dass vielleicht eine ostpreußische Sage4 Pate gestanden hat. Letztere erzählt Curt Elwenspoek in Folge 5 der OZ. Er meint (S. 32), dass die „Geschichte von des edlen Ritters Kampf mit dem Drachen“ wohl in das Osteroder Stadtwappen eingegangen sei.

Das Bild des Wappens mit Drachentöter und Lindwurm ist in Müllers Jahresbericht5 des Osteroder Gymnasiums von 1904 (Nachdruck, S. 33 f) als Siegel zu sehen und in seinem Buch von 1905 (S. 236) die nachfolgende Abbildung.

In dem genannten Jahresbericht des Gymnasiums von 1904 schlägt Müller dem Magistrat der Stadt Osterode die „würdigste Lösung der Wappenfrage“ vor. Er wünschte sich das „uralte Wappen“ zurück. Es solle der „gerüstete Deutschherr“ wieder erscheinen (Nachdruck, S. 25 und 31).

Die Stadtväter diskutierten diesen Vorschlag und beschlossen am 19. Mai 1904 „… das alte Wappen durch den Berliner Wappenmaler, Professor Ad. M. Hildebrandt, zeichnen zu lassen“ (im Buch, S. 236).

Gründe für die plötzliche Rückbesinnung werden nicht genannt. Am 16. September 1904 wurde das historische Wappen mit dem Balkenkreuz durch einen königlichen Erlass genehmigt (im Buch S. 236).

Die Darstellung bei Müllerist nur 25 mal 27 mm groß

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Ich muss die Texte mehrfach lesen, um sie überhaupt glauben zu kön-nen. Annähernd hundert Jahre lang gab es also bei uns schon einmal das Lindwurm-Wappen. Dieses so andersartige Wappen unserer Stadt muss in der Zeit seiner Gültigkeit dann auch im „Reich“ derart bekannt gewor-den sein, dass es noch 1915 teilweise verwendet wurde. Der Kriegshilfs-verein des Regierungsbezirkes Minden widmete nämlich damals unserer Stadt einen Ostpreußen-Gedächtnisteller mit aufgedrucktem Telegramm des Kaisers Wilhelm II. aus Lötzen an den Reichskanzler von Bethmann-Hollweg während der Winterschlacht in Masuren. Auf diesem Teller ist das Lindwurm-Wappen, fast identisch mit dem heutigen Wappen von Ostróda, noch zu sehen. Die Abbildung ist übrigens sehr deutlich auf der Rückseite unserer OZ, Folge 108, vom Dezember 2007 zu sehen.

Der Rat der Stadt Ostróda von 1994 kannte sich in unserer reichhalti-gen Stadtgeschichte offensichtlich besser aus als viele unserer Landsleute. Wenn es bei unseren Vorfahren in einer so langen Zwischenzeit das andere Wappen gab, dann hatten es die polnischen Stadträte, fünf Jahre nach der Wende, doch ziemlich leicht, das Zeichen aus dem neunzehnten Jahrhun-dert als ihr neues zu präsentieren. Mit dieser Motivwahl konnten sie sich, völlig im Einklang mit der Stadtgeschichte, elegant vom Symbol des Bal-kenkreuzes (und seinem geschichtlichen Gedankengut) verabschieden.

Neben den Informationen aus dem Internet und meinen Gesprächen mit Zeitzeugen seien zusätzliche Angaben gemacht:1 Anmerkung: Die Balkenkreuze auf dem Rücken von Amateurrittern waren immer gut zu gebrau-

chen. So waren sie beispielsweise 1932 als die historischen Helden beim Festumzug anlässlich des 550-jährigen Jubiläums des Dorfes Dungen dabei (vgl. OZ Folge 118, S. 58). Wir sangen einst in westdeutschen Jugendgruppen mit Begeisterung die Liedstrophe: „Das Balkenkreuz, das schwar-ze, fliegt voran auf weißem Grunde …“ Und heute sind die Möchtegernritter, die dieses Zeichen auf ihrer Kutte tragen, bei den vielen Ritterspielen in Polen die germanischen Feinde.

2 Johannes Müller, Osterode in Ostpreußen, von Hermann Riedel verlegt, Osterode/O., 1905, S. 235–236

3 Friedrich A. Voßberg, Geschichte der preußischen Münzen und Siegel, (ohne Verlagsangabe) Ber-lin, 1843, S. 35

4 Elwenspoek, Curt, Das schwarze Schloss im Schwarzen See – Eine ostpreußische Sage. OZ, Folge 5, 1956, S. 30–32

5 Johannes Müller, Osteroder Wappen und Siegel; im Jahresbericht des Städtischen Gymnasiums, Osterode/O., 1904 (Wieder abgedruckt in den Sonderschriften der OZ, Band 6, 2000, S. 19–34)

Prof. Dr. Eckhard Schäfer

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Die Forsten um Osterodein früheren Jahrhunderten

Das Gebiet um Osterode wies von jeher reichen Waldbestand auf. In den Jahren um 1630 gehörten zum Amte Osterode an Wildnissen, Wal-dungen und Damerauen: die „Görlitzer Heide“, der „Zeysegarten“ (ein Erlenwald, der sich am Drewenzsee bis Thyrau und Bergfriede erstreckte) und die „Osterodische Heide“. Diese grenzte an die Ämter Mohrungen und Hohenstein. Weiterhin das Gebiet um „Grünort“, welches vom „Lie-bemühlschen-“ und „Skapenwalde“ durch den Liebefluss getrennt war.

Diese ausgedehnten Waldstrecken dienten allerlei Tieren als Behausung. Hier befand sich Hochwild (Hirsch, Reh, Elch, Wildschwein) und Nie-derwild (Hase, Fuchs etc. und Federwild). Aber auch Wild, das heute bei uns gänzlich verschwunden ist, bevölkerte zu jener Zeit die Wälder. Zu-nächst B ä r e n . Um 1600 war ein Bärenkasten aufgestellt; der Bär wurde etwa durch ein altes Pferd als „Luder“ angelockt. Ein Bauer aus Dungen, der den Bärenkasten stellte, erhielt jährlich 3 Mark. 1599 sandte man ei-nen gefangenen Bären zum Herzog nach Königsberg. Wer unbefugt einen Bären erlegte, erhielt eine harte Strafe. Der Wildnisbereiter zu Liebemühl, Jakob Liebe, der 1638 einen Bären geschossen hatte, wurde verhaftet, zum Aburteilen nach Königsberg geschickt und dort seines Amtes enthoben. Auch noch später kamen Bären vor. 1659 wird berichtet, dass Bären gele-gentlich Honigbeuten aufbrechen. Allerdings wurde festgehalten, dass der Bär damals ein recht seltenes Wild war.

Weit länger hielten sich die W ö l f e . Schon im Jahre 1588 gab es Wolfsgärten, in denen die Wölfe durch Luder angelockt und mit Schlag-bäumen gefangen wurden. Ein solcher Wolfsgarten wurde 1588 von einem Waldknechte gewartet, der unter dem Wildnisbereiter stand. Zwei Wölfe wurden 1599 in dem Thyrauer Wolfsgarten erlegt, und der Jäger erhielt dafür 3 Mark. In demselben Jahre wird auch ein Wolfsgarten bei Dungen erwähnt. Hier wurden vier Wölfe getötet. 1627 brachte man bei Osterode vierzehn und 1628 fünf Wölfe zur Strecke. Bisweilen, so 1628, biss ein toll-wütiger Wolf einen Begegnenden, der dann dem sicheren Tode verfallen war. Von 1640 bis weit über 1650 hinaus wird oft beklagt, dass der Wolf Schafe und Gänse gerissen habe. Laut Amtsrechnung von 1684 erhielt der Wildnisbereiter damals über 22 Mark Fanggeld.

Noch hundert Jahre später, 1781, ja sogar noch 1803, verpflichtete die Regierung bei Landverschreibungen den Käufer ausdrücklich, Leute zur

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Wolfsjagd abzustellen. Am 20. November 1806 weilten König Friedrich Wilhelm der Dritte und seine Gemahlin Luise in der Stadt. Beide hatten bisher weder Wölfe noch Elchtiere gesehen. Man veranstaltete deshalb eine Meile von der Stadt eine Treibjagd, wobei ein Wolf erlegt und eine be-deutende Zahl Elche gesichtet wurden. Auch weiter ins neunzehnte Jahr-hundert hinein waren in Ostpreußen Wölfe keineswegs selten. Noch 1817 forderte die Regierung auf, die Wolfsjagden ausgedehnt und zweckent-sprechend zu betreiben. Von November 1815 bis November 1816 wurden in ihrem Bezirkd 97 Alt- und Mittelwölfe, und außerdem 120 Nestwölfe erlegt.

Völlig verschwunden ist der B i b e r . Um 1600 wurde er noch gesich-tet und 1599 wurden bei Osterode zwei, 1601 drei Biber erlegt. Der Wild-nisbereiter bekam für jeden eine Mark.

Der E l c h hat sich bis etwa 1850 in dem beschriebenen Wildnisge-biet gehalten. 1628 fanden öfter Elchjagden statt. 1638 wurden die „Asch-brenner“ aus der Osteroder Wildnis und aus dem Liebemühler- und Ska-penwalde verwiesen, weil sie das Wild – besonders die Elchtiere – durch Rausch und Lärm zu stark beunruhigten. Damals lebten viele Elche zu Rotten von vierzehn bis fünfzehn Stück in den Osteroder Waldungen. Der schlesische Herzog Johann Christian, der pfand- und pachtweise das Amt Osterode innehatte, durfte alljährlich sechs bis acht Elche schlagen oder schießen (1636, 1638). Dieses Recht wurde jedoch nur ihm alleine zuge-standen. Auch waren ihm zwölf Rehe und vier Sauen zugebilligt. Fried-rich Wilhelm der Dritte ließ 1800 aus dem Revier Taberbrück Elchkälber in den Tiergarten bringen, welcher in dem neuen Palais in Potsdam ange-legt wurde. Bei Taberbrück standen in den Jahren 1837 und 1848 noch ei-nige Elche. Die Ereignisse von 1848 führten anscheinend dazu, dass dieses erlesene Hochwild in kurzer Frist bei Osterode vernichtet wurde.

Auch an W i l d s c h w e i n e n fehlte es früher nicht. Ein hauendes Wildschwein wurde 1599 am Schilling geschossen, und 1601 wurden ein hauendes Schwein, zwei Bachen und fünf Frischlinge im Wildgarten bei Dungen erlegt. Immerhin scheint es, als ob dieses Wild eben nicht so häu-fig vorkam.

Das F e d e r w i l d dagegen war recht zahlreich anzutreffen. Zur Or-denszeit galten Haselhühner als besonders geschätztes Wild. 1401 und 1403, so wird ausdrücklich berichtet, schickte man dem Hochmeister aus Osterode Haselhühner. 1600 wurden mehrere fürstliche Wildschützen und Jäger nach Osterode gesandt, um dort Federwild zu erlegen. B r a c h -

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h ü h n e r (Rebhühner) schätzte man von jeher nicht so hochwertig ein. Weit höher achtete man A u e r h ä h n e . Der schlesische Herzog und Amtsinhaber hatte 1636 die Erlaubnis, Brachhühner nach Belieben zu schießen, jedoch nur fünf bis sechs Auerhähne. 1638 durfte sein Schütze Haselhühner, Birkhühner, Enten und anderes Federwild schießen, aber nur für die fürstliche Tafel.

Bekanntlich lieferten die Waldungen unserer Gegend sehr gesuchtes Holz, welches besonders zu Masten verwendet wurde. Das Holz war von jeher berühmt. 1559 wurden sehr große Masten aus den Osteroder Fors-ten geholt, und 1568 erbat sich die Königin von Dänemark Holz aus den Osteroder Waldungen.

Die Waldungen des Amtes wurden von F o r s t b e d i e n t e n (d. h. Forstbeamten) verwaltet, deren Titel sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach änderten. In ältester Zeit scheint der oberste Forstbediente ein-fach als Jäger bezeichnet worden zu sein; so z. B. im Jahre 1407. Im sech-zehnten Jahrhundert wird er zumeist W i l d n i s b e r e i t e r genannt. Der Titel findet sich noch im siebzehnten Jahrhundert. Um 1650 tritt die Bezeichnung H o l z f a k t o r in den Vordergrund. Unter ihm standen W a l d w a r t e , doch taucht 1614 schon der Begriff Forstmeister auf. Im achtzehnten Jahrhundert gewinnt der Titel F ö r s t e r die Oberhand, doch schon um 1750 erscheint daneben der Oberförster, der an der Spitze der U n t e r f ö r s t e r steht.

Dem Wildnisbereiter waren, neben dem Wärter zu Thyrau, 1665 und sicherlich auch sonst die B i e n e r untergeordnet und mussten zugleich Wartung tun. Damals wohnten sie in Tafelbude, Parwolken, Dungen, Hirschberg und Bergfriede. 1727 gab es sieben Waldwarte; 1781 dreizehn Unterförster. Der Wildnisbereiter wohnte bis 1731 zumeist in dem Oste-roder Schlosse. Damals wurden zur besseren Aufsicht über die Heide ein Forsthaus auf Figainen erbaut. Die vier Diensthufen des Försters lagen im Dorfe Thyrau. Während vorher in Figainen ein Unterförster geses-sen hatte, der daselbst eine Diensthufe besaß, verwaltete nunmehr der Förster zugleich die Stelle des Unterförsters. Später wurde der Sitz des Forstbedienten nach Taberbrück verlegt. Dort wohnte 1788 ein Oberförs-ter. Die dreizehn Unterförster wohnten 1781 in Adlersbude, Bergfriede, Dungen, Hirschberg, Pillauken, Thyrau, Taberbrück, Papken, Gensne, Eising, Görlitz, Lövenstein und bei Görlitz. Um 1820 hatte die Forstin-spektion Osterode ihren Sitz in Liebemühl. Sie zählte zum Distrikt des zweiten Oberforstmeisters und umfasste die drei Oberförstereien (Forst-

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reviere) Adlersbude, Alt-Christburg und Taberbrück. Es gehörten dazu ein Forstinspektor, die in Saalfeld befindliche Forstkasse, drei Oberförster mit achtzehn Unterförstern und vier Waldwärtern.

W i l d d i e b e r e i war begreiflicherweise nichts Seltenes. Schon 1588 wurde der Wolfsgarten von Unberufenen durchjagt, obgleich er einge-zäunt war, und seine beiden Tore beobachtet wurden. Damals trieben Bauern gerne Wilddieberei, fingen Hasen entweder auf der Lausche, d. h. etwa soviel als auf dem Anstand, oder im Garn, schossen und jagten, hieben Bienen-Beuten ab und stellten sie in ihre Gärten.

Betrachten wir die Gehälter, wobei wir es freilich nicht vergessen dür-fen, dass die Landnutzung und Bezüge in Naturalien nicht stets erwähnt werden: Der Wildnisbereiter und Fischmeister erhielt um 1599 an Gehalt 50 Mark, 1628 180 Mark, 1636 den gleichen Betrag, dazu 40 Scheffel Korn, 24 Scheffel Malz und 2 Last Hafer.

1656 erhielt er 90 Mark, davon 30 Mark als Wohnungsentschädigung, 24 Scheffel Gerste, 12 Scheffel Korn, 1 Last 30 Scheffel Hafer, 9 Mark zum Dienstpferde, eine Hofkleidung aus der preußischen Rentkammer und die vier Thyrauer Diensthufen zinsfrei. 1684 erfreute er sich bereits wiederum der Dienstwohnung im Osteroder Schloss; daneben bezog er 132 Mark in bar, 12 Scheffel Korn = 24 Mark, 24 Scheffel Gerste = 36 Mark, 1 Last 30 Scheffel Hafer = 90 Mark. 1727 zahlte man ihm 62 Taler und 60 Groschen. Die Waldwarte erhielten im Durchschnitt 6 Taler. Das bare Geld des Wild-nisbereiters war 1780 gleich hoch, abgesehen von 30 Talern, die ihm als Wolfsjäger und für Schreibzeug bewilligt wurden. Alles in allem gerechnet wurde sein Diensteinkommen damals auf 394 Taler angeschlagen.

Quellenangabe: Johannes Müller/ Osterode in OstpreußenGünther Behrendt

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Osterode „in den Alpen“Das rote Stadtwappen von Osterode/Ostpreußen mit dem Ordens-

ritter auf dem Schimmel begrüßt uns in den Salzburger Kalkalpen. Ge-nauer gesagt, in der Ostpreußenhütte. Sie steht auf 1630 m Meereshöhe über dem Tal der Salzach bei Werfen. Wenn man nach zweistündigem Anstieg vor dem Giebel der Hütte steht, sieht man auf der rechten Seite des Gebäudes einen Erker mit mehreren Fenstern. In diesem Erker steht ein mehreckiger Frühstückstisch, an dem sieben bis acht Personen Platz nehmen können. An der Stirnwand dieses besonderen Raumes hängt das Osteroder Stadtwappen inmitten einer Galerie von zwanzig weiteren Städtekennzeichen unserer ost- und westpreußischen Heimat. Ich habe das Gefühl und zugleich die Gewissheit, dass die heutigen Einheimischen dort, in der unmittelbaren Nachbarschaft des Berchtesgadener Landes, am Fuße des Hochkönigs, von unserer Heimat und deren Kulturgeschichte etwas ahnen. Selbst wenn in den Räumen mehrheitlich salzburgische Lau-te zu hören sind und wenn die Bergbauern zu einem kühlen Bier herüber-kommen, kann man hier doch lesen, dass es Städte wie Hohenstein und Memel weit im Osten gibt, auch wenn diese sich heute anders schreiben.

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Wanderer, die hier heraufkommen, spüren wohl, dass der Name der Hüt-te heute die Erinnerung an ein Land bewahren kann, das uns genommen wurde. Eine Ostpreußenhütte passt auch genau in das Salzburger Land. Denn viele Menschen dieser Region wurden 1731/32 wegen ihres evan-gelischen Glaubens ausgewiesen. Der preußische König Friedrich Wil-helm I. sorgte für sie und siedelte sie vorwiegend im Memelgebiet und im Raum Gumbinnen an. Im Gedenken an diese Menschen, die sich bei uns bewährten und zu uns gehören wollten, wurde diese Hütte fast 200 Jahre später von der Sektion Königsberg des Deutschen Alpenvereins er-richtet. Die Königsberger mussten dafür von Österreich den Bauplatz erst einmal erwerben. Dann konnte man 1927 mit dem Bau beginnen und im Sommer 1928 die Einweihung feiern. Dabei gab es auch einige Geschenke, die direkt aus Ostpreußen kamen. Nach Kriegsende beschlagnahmten die Alliierten das Haus und gaben es an Österreich weiter. Erst 1974 wurde die Sektion Königsberg (heute mit Sitz in München) wieder als Besitzer eingetragen. Diese Berghütte, deren Name auf unsere Heimat weist, mit den behaglichen Schlaf- und Aufenthaltsräumen nebst guter Küche woll-te uns neugierig machen. Die Anschrift lautet: Postf. 16, A 5450 Werfen, Tel.: 0043 (0) 664 5000 137, Mail: ostpreußenhü[email protected]. Die Sektion Königsberg des Deutschen Alpenvereins hat uns freundlicherweise die Abdruckerlaubnis für das umseitige Bild erteilt.

Prof. Dr. Eckhard Schäfer

Die Wolfsgrube im PrinzwaldVon den unvergesslichen Radfahrten, die mein Vater mit mir unter-

nahm, um mich mit den Schönheiten der oberländischen Heimat vertraut zu machen, ist mir eine Fahrt zur Wolfsgrube besonders im Gedächtnis geblieben. Offenbar war sie für jemand, der die Wälder um Osterode nicht so gut kannte wie mein Vater, schwer zu finden, denn sie lag zwar nicht weit von der Straße, jedoch mitten in einem Jagen1. Meiner Erinnerung nach sind wir über Figehnen die Lockener Chaussee raufgefahren, dann links in eine der Schneisen eingebogen und schließlich querwaldein durch das Herbstlaub gestapft. Aber so sehr ich auch auf dem Messtischblatt

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suchte, ich habe sie jetzt nicht mehr gefunden. Wen kann man fragen? Si-cher haben nur wenige Osteroder diesen verschwiegenen Platz je besucht, allenfalls Förster und Jäger.

Solch eine mittelalterliche Wolfsfalle ist eine höchst einfache und doch sinnreiche Einrichtung: eine Grube von schätzungsweise 10 m im Durch-messer, vielleicht 5 m tief, mit steilen Böschungen, in der Mitte ein Hügel von ca. 2 m Höhe. Darauf wurde der Köder, z. B. ein Schaf, angebunden. Der Abstand vom Grubenrand zur Hügelkuppe entsprach der Länge eines Wolfssprunges – abwärts! Das Lamm reißen, vielleicht an Ort und Stelle verspeisen, dann der Sprung zurück. Nun aber aufwärts! Und aus dem Stand! Es gelingt nicht! Unüberspringbar ist jetzt der Abstand zum hohen Rand der Grube. Und der steile Abhang, obendrein glatt durch altes Laub, ist auch nicht zu erklimmen.

Oben aber stehen die Jäger, für die es nun ein Leichtes ist, den Wolf zu erlegen, der nicht entkommen kann.

So hat mir damals mein Vater die Funktion der Wolfsgrube erklärt. Be-nutzt wurden diese Fallen, von denen es in Ostpreußen wohl noch mehr gab, sicher noch, solange Wölfe unsere Forsten durchstreiften, wie mir ein befreundeter Förster bestätigte.

Ilse Conrad-Kowalski

1 In den ostpreußischen Forsten waren durch rechtwinklig vernetzte Wege – Gestelle – die Wald-flächen in nummerierte Quadrate, die „Jagen“, eingeteilt; an den Kreuzungen der Gestelle zeigten „Jagensteine“ die Nummern der angrenzenden Jagen an, so dass man mit Hilfe des entsprechen-den Messtischblattes jederzeit seinen Standort bestimmen konnte.

Querschnitt

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Nachtrag zum „Artesischen Brunnen“I. Im Juni 1945 gab es den Brunnen noch in seiner ursprünglichen

Form. Mitteilung von Frau Ursel Bogdanski, die von Pommern aus nach scheinbar geglückter Flucht durch die Sowjets nach Osterode zurückge-trieben wurde.

II. Ein zweiter artesischer Brunnen existierte tatsächlich im Seegang I, war aber bis Ende des Krieges für die Allgemeinheit unzugänglich, da er sich auf dem Grundstück der Firma Helmuth Thieme befand, das durch einen Bretterzaun abgesperrt war. Mithin entspricht die Mitteilung, dass die Osteroder nach dem Krieg (als der Zaun vermutlich zwecks Brenn-holzgewinnung abmontiert war), dort ihr Kaffeewasser holten. Da es Tie-fenwasser (nicht Tafelwasser!) war, eignete es sich ja wohl zum Kaffeeko-chen besonders gut.

III. Der Druck der wasserführenden Schicht, durch den ja das Wasser erst herausgepresst wird, kann nur von außen durch ein Gewässer mit hö-herem Wasserspiegel erzeugt werden; hier war es ja wohl der Drewenzsee mit seinem höheren Wasserstand, der die Brunnen sprudeln ließ. Mithin könnten logischerweise die artesischen Brunnen in Osterode nur versie-gen, falls die Seeoberfläche unter den Stand des eingeschlossenen Wassers absinken würde.

Liebe Ilse,gerne versuche ich Dir mit meinem alten Osteroder Gedächtnis zu hel-

fen. Deinen Artikel über den Artesischen Brunnen in Osterode habe ich gelesen. Ich kann aber berichten, dass es davon zwei Brunnen in Osterode gab. Der bekanntere Brunnen ist der in der Wasserstraße an dem klei-nen Platz vor dem Fahrrad- und Opel-Händler Carus und der Kronen-apotheke. Gegenüber war die „Ausstellung Lipsky“ und die Praxis von Zahnarzt Schmidt-Röder. Ein zweiter Brunnen befand sich innerhalb des Hofes hinter unserem Geschäft in der Wasserstraße. Wir hatten dort ein Warenlager, das nur von dem Seesteg I durch ein Tor (stets verschlossen) zu erreichen war. Hier sprudelte das Wasser, auch noch 1945, wesentlich stärker. Unser Studienrat Baumhauer meinte, dass die Ursache ein frühe-rer Arm der Drewenz sei. Von den höher gelegenen Drewenzwiesen (das ganze Gelände hinter Traufetter und dem Deutschen Theater war ver-sumpft) soll das Wasser unter einer Tonschicht zum See verdeckt geströmt sein. Dieser Höhenunterschied ist bei einem Artesischen Brunnen ja auch

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notwendig. Vielleicht hilft Dir meine, wohl nicht ganz maßstabgerechte Zeichnung etwas.

Über Ereignisse vor 1934 kann ich nichts wissen. Meine Eltern haben Ende 1933 das Porzellangeschäft von Ida Lux am Markt gekauft, das Ge-schäft wurde später in die Wasserstraße verlegt. Ich habe Osterode erst Ostern 1934 mit Schulbeginn im Gymnasium kennen gelernt.

Dr. med. Hans Joachim Thieme

Die roten Punkte sind die beiden Quellen. Der Brunnen an der Kronen Apothe-ke war bekannter, da er öffentlich war. Der andere Brunnen auf dem Gelände hinter der langen Mauer am Seesteg I konnte nicht eingesehen und betreten werden. Wir hatten dort unser Warenlager und damit einen Schlüssel zum Hof. Ganz früher war dort ein „Geschäft John“ mit „Öle-Fette-Trane“, später Neuer Markt/Friedrichstraße.

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Die Meerjungfrau von Osterode/OstródaDer Legende zufolge kam die Jungfrau von Osterode/Ostróda gerade-

wegs aus der Ostsee. Alles begann vor langer, langer Zeit, als am Meeres-grund ein großer Bernsteinpalast stand. Sein Besitzer hatte eine Tochter mit goldenem Haar und blauen Augen. Die Meerjungfrau trug eine Per-lenkrone und einen Bernsteinmantel. Die Tage verbrachte sie damit, ihrem Vater zauberhafte Lieder zu singen und mit den Fischen zu spielen. Eines Tages verließ sie aber das Schloss. Sie entfernte sich zu sehr von ihrem Zuhause und schwamm den Fischern ins Netz. Nach großer Mühe gelang es ihr, den Männern zu entkommen. Erschrocken schwamm sie vor sich hin, bis sie in den breiten, grünen Fluss Drewenz/Drweca schwamm, der in einen See mündete. Die Meerjungfrau sah die saftigen Wiesen, dichten Wälder und die guten Menschen, die am Wasser wohnten, und ließ sich in ihren Bann ziehen. Sie beschloss dort zu bleiben. Nachts sang sie den Menschen wunderschöne Lieder, am Tag beobachtete sie ihren Alltag. Auf diese Weise erfuhr sie von dem Problem, mit dem die Stadtbewohner seit langem zu kämpfen hatten. Die im Flussdelta gebaute Stadt konnte nicht wachsen. Sie brauchte Raum. Der reiche Ordensritter jedoch, dem die an-grenzenden Dörfer gehörten, stimmte der Verschiebung der Stadtgrenzen nicht zu. Schließlich stellte er eine Bedingung auf, die schier unmöglich zu erfüllen war. Er zeigte auf einen gigantischen Stein an der Burgmauer und sprach: „Ich verschiebe die Stadtgrenze um so viele Meter, wie vie-le jemand den Stein tragen kann!“ Am See wohnte ein starker Schmied. Jeden Abend führte er einen unerbittlichen Kampf mit dem Stein, doch er konnte ihn nicht einmal hoch heben. Der Ritter lachte voller Schaden-freude und war sich seiner Sache sicher: Osterode/Ostróda würde niemals größer werden. Eines Tages jedoch hörte die Meerjungfrau die Unterhal-tung zweier Stadtbürger und erfuhr von der Boshaftigkeit des Ritters und dem großen, schweren Stein. Die Königstochter beschloss, ihren Vater um Hilfe zu bitten. Der Herrscher des Baltikums verlieh dem Schmied jeden Tag mehr Kräfte, so dass dieser den Stein endlich hoch hob. Die Stadt-bewohner befestigten den Stein mit Ketten an seinem Rücken, und der Schmied zog ihn weit über die Stadtgrenzen hinaus. Als er sah, was vor sich ging, schnappte sich der Ritter sein Schwert und ritt zum Schmied. Dort schlug er mit voller Wucht auf den Stein. Der Schmied verlor sein Gleichgewicht und viel zu Boden, wo ihn der Stein zerdrückte. Leider er-füllte der böswillige Ritter sein Versprechen nicht. Die Stadtgrenzen blie-ben unverändert. Einige Tage später weckte ihn des Nachts ein Geräusch,

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das vom Hof zu kommen schien. Als er aus der Burg lief, bemerkte er den Schmied mit dem Stein auf dem Rücken. Laut schreiend warf er sich mit dem Schwert auf ihn. Der Geist des Verstorbenen verschwand aber in Windeseile, so dass der Ritter in die Tiefen des Flusses fiel. Seit dieser Zeit soll bei Vollmond der Schmied immer noch die Burg aufsuchen, während man vom Fluss her die zarte Stimme der Meerjungfrau hört.

Quelle: West Masuren (übermittelt von Gisela Schweda)

Mein Heimatdorf Taulensee –dort, wo die Wicker fl ießt

Mit diesem Bericht möchte ich das Interesse, insbesondere das mei-ner Landsleute aus Taulensee, wecken. Durch Flucht und Vertreibung sind die meisten Unterlagen verloren gegangen. Unsere Kreisgemein-schaft hat nach jahrzehntelanger akribischer Ausarbeitung Ortspläne mit Einwohnerverzeichnissen nach dem Stand vor 1945 erstellt, und zwar für sämtliche Gemeinden im ehemaligen Kreis Osterode Ostpreu-ßen. Insgesamt wurden 181 Ortspläne mit Einwohnerverzeichnissen er-arbeitet und in den laufenden Folgen unseres Heimatbriefes „Osteroder Zeitung“ veröffentlicht und zugleich den Landsleuten auf Anforderung Ausdrucke zur Verfügung gestellt. Die Veröffentlichung des Ortsplans Taulensee erfolgte in der „Osteroder Zeitung“ im Jahre 1985 (Folge 64/Seite 347). Diese Dokumentation kann nach wie vor bestellt werden. Um ein wirklichkeitsnahes und sachliches Bild von unserem Heimat-dorf zu vermitteln, muss man zunächst auf historische Überlieferungen zurückgreifen.

Wann das Dorf gegründet wurde, wissen wir nicht. Es dürfte wohl schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gewesen sein. Zum ersten Mal wird es urkundlich im Jahre 1390 erwähnt, als die Besitzerin 30 Hufen mit Mühle und Krug verkauft. Die Geschichte von Taulensee und seine

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Gründung ist untrennbar mit dem Deutschen Ritterorden verbunden. Das Gebiet, in das der Deutsche Ritterorden vorstieß, war von den Litauern und Prussen besiedelt. Letztere gehörten, ebenso wie die benachbarten Li-tauer, wie die Kuren und wie die Letten, zur baltischen Völkergruppe. Sie waren also keineswegs Slaven, wie man oft liest. Die Prussen besiedelten zwar ein großes Gebiet, nämlich ungefähr das spätere Ostpreußen, aber die Siedlungsdichte in dieser Region war außerordentlich gering. Nach der Unterwerfung der Prussen begannen die Kreuzritter sofort mit dem Bau von Burgen, in denen ständige Besatzungen vorhanden waren. Über die Gründung von Städten in dem o. a. Gebiet lesen wir bei B. Freiherr von Richthofen wie folgt: Als die Ordensritter das Prussenland betraten, war es in 11 Gaue aufgeteilt, und zwar Pomesanien, Pogesanien, Warmien, Samland, Natangen, Barten, Nadrauen, Sassen, Galinden, Sudauen und Scharlauen.

Aus dem Gau Sassen entstand das spätere Kreisgebiet Osterode. Als die Eroberung und Besiedlung durch den Orden als gesichert galt, konn-te auch die Kolonisation des Landes Sassen eingeleitet werden. Im An-schluss an die Erbauung einer Burg erfolgte gewöhnlich die Gründung einer befestigten Satdt (z. B. Osterode), die zugleich militärische und wirtschaftliche Bedeutung hatte. Nach Beendigung dieser Maßnahmen pflegte der Orden die Besiedlung damit zu beginnen, dass er zunächst Dienstgüter, zum Teil von beträchtlichem Umfang, an große Privatun-ternehmer unentgeltlich verlieh. Das Hauptmerkmal der Dienstgüter bestand in der Verpflichtung der Besitzer zum Kriegsdienst. Neben der Verleihung von Dienstgütern begann der Orden auch Zinsdörfer anzule-gen. Über die Bedingungen, die mit dem Erwerb von Grund und Boden verbunden waren, erhalten wir (von H. Bockmann 1981) wie folgt Auf-schluss: Man kann unterscheiden zwischen 1. im Dorfverband siedelnden Bauern, 2. den Besitzern von Einzelhöfen und 3. den Bürgern der Städte (siehe auch P. Schütz/Dort wo der Döhlaubach fließt). Mit der Erschlie-ßung des Landes Sassen beginnt auch die Gründungsgeschichte unseres Heimatortes.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts suchte der mächtige stolze Adel durch willkürliche Eingriffe und wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen die Freien zu eigenen Bauern zu machen. Das gelang ihm auch durch die vie-len von der Landesherrschaft genehmigten Auskäufe. In erster Linie war es Finck (Finckenstein), der durch solche Praktiken seine sowieso schon riesigen Ländereien zu vergrößern verstand. 1540 wurden, um ein Bei-

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spiel zu nennen, die Bewohner von Taulensee als Freie geführt. Als aber Hans von der Gablenz ihnen später Plonchau verkaufen will, muss er zu seiner Verwunderung feststellen, dass sie bereits F. Finck untertänig sind. Im 16. Jahrhundert gehörte also Taulensee zu der großen Begüterung der Reichsgrafen von Finckenstein, die dann in den Jahren 1831/32 zwangs-versteigert und zerschlagen wurde. Nach der Zwangsversteigerung wur-de das Gut Taulensee von dem Land- und Stadtsgerichtsdirektor Johann Heinrich Kern aus Löbau erworben.

In Folge 16 (1962) der „Osteroder Zeitung“ können wir in einem Be-richt von Ch. Bohnstedt geb. Bartels lesen: „Meine Eltern besaßen das Gut Taulensee von 1888 bis nach dem 1. Weltkrieg. Mein Vater sprach stets davon, es ginge aus einer Handfeste hervor. Der Ort sei zur Ordenszeit von Ulrich von Taulensche gegründet und es leite sich von ihm der Name Taulensee ab.

Schon lange vor meiner Kindheit wurden die großen Wälder, die noch Finckensteinscher Besitz waren, sofort nach dem Ankauf durch Justiz-rat Kern (vielleicht auch schon vorher) gerodet, und das Land, das sich zum Teil immer noch als Waldboden auswies, war unter den Pflug ge-kommen.“ Sie schreibt weiter: „Zur rechten Hand an der „Wicker“ hatte mein Vater hintereinander drei Fischteiche anlegen lassen und zuerst mit Forellen, später mit Karpfen besetzt. Es waren die ersten Fischteichan-lagen im Kreise Osterode; sie wurden oft besichtigt. So schön das mit den Fischteichen war, aber links neben der Chaussee gelegene Wiesen, die 200 Morgen große „Koyna“, die waren doch das Herzstück mei-ner Heimat. Diese Wickerwiesen hatten auch meinen Vater im Jahr 1888 zum Kauf des 1600 Morgen großen Gutes veranlasst. Links der Wicker war das Torfbruch. Gleich hinter der Brücke beginnt linker Hand der 17 Morgen große Gutspark. Seine natürliche Schönheit liegt darin, dass er in die angrenzenden Wiesen übergeht. Er ist von dem seinerzeit berühm-ten Gartenkünstler Larasse geformt und angelegt worden mit großzügi-gen Terrassen, Natursteintreppen und Wegen zum Teich hinunter. Auch fehlte es nicht an einem Tennisplatz, an Rasenbänken, Lauben und Bos-ketts mit seltenem Gehölz.“ - Soweit ihre Kindheits- und Jugenderinne-rungen.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Gut Bartels an den Domänenpächter Domanski-Mühlen, und von diesem dann an die Ostpreußische Landge-sellschaft zur Aufsiedlung verkauft. Der letzte Besitzer des Restgutes war Ernst Bodzian. Er starb mit seinem ältesten Sohn Joachim nach der Ver-

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treibung im Oktober 1945 in einem Lager bei Wittenberg/S. Und wurde auf dem Friedhof Wittenberg beerdigt.

Schon in Folge 15/1961 der „Osteroder Zeitung“ schrieb Landsmann Johannes Wittek, der letzte Lehrer von Taulensee, einen Aufsatz über un-ser Dorf. Er schreibt: „Mögen die Zeiten vergehen, es bleibt doch die Er-innerung. Die Jahre schwinden, die Liebe zur Heimat bleibt. Am Fuße der Kernsdorfer Höhen und in Blickrichtung zum großen Damerau-See liegt im alten preussischen Gau Sassen die Dorfflur von Taulsensee. Schon in uralter Zeit war die Gegend besiedelt, denn in der Nähe des Dorfes wurde ein Hügelgrab aus der älteren Eisenzeit entdeckt. Der Name Tawel-sehe ist altpreußisch. (Siehe auch Tawelninken).“

Vom Mittelpunkt unseres Dorfes (Dorfanger) in westlicher Richtung gelangte man nach Marwalde, im Norden grenzte es an Güntlau und Döhlau, östlicher Nachbar war Mertinsdorf. In südlicher Richtung ging es nach Fiugaiken, das zu Taulensee gehörte. Am Ausgang des Dorfes, bei Schwan, führte der Weg geradeaus zum Friedhof, der an der Gemarkung Güntlau grenzte. Er lag 200 Meter abseits vom Dorf und strahlte eine fei-erliche Ruhe aus.

Taulensee war nicht nur ein Bauerndorf, sondern es waren auch einige Handwerker hier ansässig. Folgende Betriebe möchte ich hier anführen: Fleischereien Adolf Podraza und Emil Stumpe, Schmiedemeister Arthur Sobolewski, Tischlermeister Julius Lodwig, Schneidermeister Hermann Grolla und Schuster Nachtigall. An der Chaussee nach Marwalde lag der „Einmann-Industriebetrieb“ Labatzki. Hier wurden Grabsteine, Einfas-sungen und Zementrohre hergestellt.

In der Dorfmitte stand die Schule mit Wohnhaus. Der letzte Lehrer (1933-45) war, wie bereits erwähnt, Johannes Wittek. Der zweite Lehrer, Herr Koelkebeck, ist im 2. Weltkrieg gefallen. In dieser Schule wurde ab 1935 eine ländliche Berufsschule mit einem Mehrzweckraum eingerichtet. Hier wurden die Jugendlichen vom 14. bis 18. Lebensjahr in allem unter-richtet, was man in der Land- und Hauswirtschaft wissen und erlernen sollte. Auch Lehrgärten waren vorhanden.

Neben der Schule stand das Gasthaus mit Gemeindesaal. Bis 1936 ge-hörte das Gasthaus dem jüdischen Gastwirt Bodzian mit Wirtschaftsge-bäuden und Parkanlagen, daneben eine Spiritusbrennerei, verwaltet von Otto Wondrich. Zu erwähnen wäre noch der letzte Bürgermeister Paul Tatar, der 1945 von den Russen im Dorf erschossen wurde. Seine Frau

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Martha leitete die Poststelle. Während meiner Schulzeit war sie auch un-sere beliebte Handarbeitslehrerin.

Nachstehende Häuser sind 1945 abgebrannt: Das Restgut von Bruno Schwan, Landarbeiterhaus (bewohnt von den Familien Nachtigal, Lau, Sowintek, Lagondniy und Kwiatkowski), Landarbeiterhaus von Pod-wojewski und Neubach, Gutshaus und Wirtschaftsgebäude von Ernst Bodzian, Brennerei und Wohnhaus von Otto Wondrich, Wohnhaus von Adolf Podraza, Schmiede von Arthur Sobolewski und Scheune von G. Biendara.

Unsere Schule in Taulensee Foto: Irene Pfeiffer (1972)

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Namensangaben zu dem Foto:

Stehend meine Schwester Frida (geb. 1918) als Leiterin der Mädchen-gruppe, rechts sitzend die Verfasserin Irene Pfeiffer (geb. 1926). Weite-re Namen aus meinem Gedächtnis: Traute Tatar, Liesbeth Kwiakowski, Liesbeth Podwojewski, Hedwig Peters, Christel Sodtke, Grete Klosows-ki, Traute Rosteck, Liesbeth Schuster, Hedwig Rupietta, Christel Lodwig.

Chronik von Taulensee(Auszug aus dem Kreisbuch Osterode Ostpreußen)

? Entdeckung eines Hügelgrabes aus der älteren Eisenzeit.

1390 Verkaufte die Frau von Taulensee ihr Erbe von 30 Hufen zu T. „mit aller hirschaft, mole und kretzeme“ (Krug).

1399 Erscheint Tawel-sche, der Name ist altpreußisch.

1410/11 Hat T. durch den Krieg 600 Mark Schaden.

BDM-Mädchengruppe (1936) in Taulensee bei der Auffahrt zum Gutshof Bodzi-an (rechts im Hintergrund die Schmiede von Schmiedemeister Arthur Sobolews-ki) Einsenderin: Irene Pfeiffer

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1450 Dankt Sander von Seythen dem „Hans von Tawelsse“ für gute Bezahlung des Dorfanteils in T., der seinem Weibe „angestorben“ ist. Es wird auch Frau „kune von tawlse“ genannt.

1454 Ist Jenchen Nachtegal Besitzer von T.

1471 Macht Hans von Tawelsee „Schicht“ (Erbteilung) mit seinem Sohn. An jeden fallen 20 Hufen und die Hälfte von Mühle, Krug, Gericht, Teich und Garten.

1480 Kauft Gregor von T. von seiner Stiefmutter Corencia 16 ½ Hufen zu 7 Mark.

1483 Verkauft „Gregor Tawlesy“ an Jorge Eysax 2 Hufen für 14 Mark.

1484 Erschienen Jorge und Gregor von T. vor Komtur Merten Truch-sess und baten ihn um Erneuerung ihrer alten Handfeste „Ober die gutter czum Tawl-sch und waysels“ die ihnen im letzten Krieg abhanden gekommen war. Sie erhalten die beiden Güter von zu-sammen 45 Hufen, „darczu 12 Morgen wisewachs bey der wicke-raw gelegen“, alles zu kölm. Recht und auch freie Fischerei mit kleinem Gezeug im Gilgenburger See. Er muss dem Orden einen Platendienst leisten und ein Krampf und Wachs und einen kölm. Pfennig geben.

1490 Verkauft Hans Birckhahn 5 Hufen zu T. an Michel. Der veräußert diese gleich an Andreas Smolen.

1494 Verkauft Jorge von Eisax 11 Hufen zu T.

1515 Leistet T. einen preußischen Dienst in guter Rüstung.

1540 Ebenso einen Platendienst von 48 Hufen. Im Ort wohnen 19 Freie und 5 Gärtner.

1541 Wird Georg Golnitzki, der eigenmächtig die 4 Kirchenhufen „in seinen nutz genommen“ hat, vom Landesherren auferlegt, sie he-rauszugeben und „dem gemeinen kasten“ zu überantworten.

1558 Beschweren sich die Freien des Amtes Hohenstein bei einer Kom-mission. Simon von T. antwortet auf alle Punkte als ihr Sprecher.

1578 Beschweren sich die Freien von T. beim Herzog. Ihre Vorfahren hatten im Dorf einen Krug gebaut; jeder Krüger musste Abga-ben an das Dorf zahlen. Als nun eine Witwe den Krug an ihren Schwager verkaufen wollte, habe Bartel Finck, der nun als Vor-mund der nachgelassenen Kinder des Felix Finck in T. regierte,

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das nicht gestattet, sogleich den Krug vernagelt und den Schwager ins Gefängnis gesteckt. B. Finck gestattete ihnen auch nicht, das Malz in ihrer eigenen Mühle zu ihrer Notdurft zu verbrauen; sie sollten es vielmehr zur Mühle Gilgenburg fahren. B. Finck sagt in seinem Gegenbericht: Die Handfeste gestattet es nicht, einen Krug zu errichten. Felix F. habe schon einmal den Verkauf des Kruges nicht erlaubt. Malz müssen sie außerhalb mahlen lassen, „weil ein merklicher vnderschleiff mit dem malcz geschichtet, dorüber F.D. Die Erbzeisse veruntreuet“ wird. Auf diese Weise seien in den letzten Jahren 30 Mark unterschlagen worden. Die Regierung gibt in einem Abschied B.F. Recht. Die Erben des Felix Finck sollen bei einem evtl. Verkauf des Kruges „die Nächsten“ sein.

1579 hat T. 45 Hufen. Die Bauern sagen, sie können nicht genau ange-ben, wie viel Hufen jeder von ihnen bewirtschafte, den „etzliche neben denn Huben ein Viertel haben, ein Halb von ein Halb usw.“ Im Ort wohnen 22 Bauern, 1 Krüger, 1 Erbmüller, 1 Schmied, 1 Kaufgärtner, 5 Gärtner, 1 Hirt.

1595 Beschwert sich die ganze Gemeinde des Freidorfes T. beim Fürsten. Alle sind empört, dass ihre Verschreibungen „tod vnd nichtig sein sollen“. Bei Landkäufen müssen sie nun „Aufl ange“ geben; ihre Vorfahren brauchten es nicht. Die alte Fischereige-rechtigkeit ist ihnen genommen worden. Die Grenzen sind in Unordnung. Der Hauptmann, der an ihrer Grenze Wiesenwachs besitze, wolle nicht mit ihnen gemeinsam Brachhalten. Tritt Vieh von ihnen über, so lässt er es pfänden. Ihnen seien doch die gro-ßen und kleinen Gerichte verschrieben worden. Wenn sie aber einen strafen wollen, schicke der Hauptmann gleich Richter und Beisitzer und lasse sie in Pein und Gefängnis nehmen. Ihr Hirt habe einmal einen Wolf, der das Vieh anfi el, mit seinen Hunden umzingelt und getötet. Da ließ der Hauptmann den Ältesten des Dorfes mit dem Wolfsbalg kommen und warf dem Dorfvertreter solange ins Gefängnis, bis er sich verbürgte, 6 Mark Strafe zu zahlen.

1657? Brannte der Krug zu T. im Kriege ab; vor 1682 war er schon wie-der aufgebaut.

1686 Kauft ein Freier von T. für 100 Gulden „eine Chatte oder Häus-lein“ in T., das der Kirche Marwalde gehört.

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1698 Gab ein Freier seine 1/12 Hufen in T. an eine Witwe und zog nach Strassburg. Ernst Finck von Finckenstein zog die Hufen ein und verkaufte sie später. Die Regierung befi ehlt ihm, bei 1000 ung. Gulden Strafe die Hufen wieder zurück zu geben. Finck ge-horchte aber nicht; er nahm der Witwe vielmehr noch Vieh weg. Die Regierung droht nochmals mit Bestrafung.

1700 Besitzt Finck von Finckenstein 27 Hufen in T., davon 22 ½ Hu-fen Vorwerk. Die Finckensteinschen Äcker liegen mit denen der Kölmer im Gemenge. 1 ½ Hufen sind an den Krüger auf Zins ausgetan. Der Krüger schenkt jährlich 20 Tonnen Bier und 1 Ohm Branntwein aus. Im Vorwerk werden gehalten: 6 Ochsen, 56 Pferde, 10 Kühe, 115 Schafe.

1783 „Har das adl. Dorf T. 24 Feuerstellen“.

1820 Hat T. 24 Feuerstellen und 180 Einwohner. (Bis etwa 1908 ge-hörte T. der Familie Bartels. Sie verkaufte es zur Aufsiedlung.)

1861 Hatte das adlige Dorf und Rittergut T. 2935 Morgen Land, 33 Wohngebäude, 279 Einwohner (14 kath., 5 Juden).

1880 Wohnten im Dorf 148 Personen und im Gut 120 Personen.

1883 Zählte man im Dorf 20 Wohngebäude, 23 Pferde, 68 Stück Rind-vieh, 61 Schafe, 24 Schweine, 2 Ziegen und im Gut 11 Wohnge-bäude, 25 Pferde, 65 Stück Rindvieh, 730 Schafe, 42 Schweine, 85 Haushalte.

1925 Hat T. 1082 ha Land, 85 Haushalte, 432 Einwohner.

1939 Lebten in T. 462 Einwohner. Fiugaiken gehört zu T., Amtsbezirk: Marwalde, Amtsgerichtsbezirk: Gilgenburg, Postbestellamt: Tau-lensee, Standesamt: Marwalde, ev. Kirche: Marwalde, kath. Kir-che: Gilgenburg.

1939 106 Haushalte mit 462 Einwohnern, davon 338 in Land- und Forstwirtschaft, 47 in Industrie und Handwerk, 24 in Handel und Verkehr.

Quellennachweise: Kreisbuch Osterode Ostpreußen, Ernst Hartmann: Geschichte der Stadt Hohenstein in OstpreußenErnst Hartmann 1958: Der Kreis OsterodeIrene Pfeiffer, Greifswalder Straße 127, 10409 Berlin, Tel. 030/4247015

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Aus unserem Heimatkreis damals:Erinnerungen, Erlebnisse und Geschichten

Unser Leben in Thomascheinennach der Flucht 1945 bis 1957

Unsere FluchtEs fehlten noch vier Monate bis zu meinem neunten Lebensjahr, als

Vati, Mutti, mein jüngerer Bruder Erwin und ich am Freitag, dem 19. Ja-nuar 1945, von zu Hause flüchten mussten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als einige Tage vor unserer Flucht schon einige Bomben fielen und wir ängstlich Schutz in unserem Keller suchten. Mit zwei Leiterwagen und vier Pferden verließen wir unseren Hof. Es dauerte lange, bis wir uns in den endlosen Treck auf der Straße Hohenstein – Biessellen einreihen konnten. Nur sehr langsam kamen wir vorwärts. Als wir durch das Dorf Manchengut fuhren, brannten dort schon mehrere Häuser. Hinter Man-chengut sahen wir plötzlich einen voll beladenen Wagen mit darauf sit-zenden schreienden Menschen die hohe Böschung hinunter stürzen. Am späten Abend erreichten wir Langgut. Hier fuhr sich einer unserer Wagen an einem Chaussee-Stein fest. Während Vati und der Kutscher den Stein beseitigten, gingen Mutti, Erwin und ich in ein Haus, um uns aufzuwär-men. Hier trafen wir noch deutsche Soldaten. Nach einigen Stunden fuh-ren wir in der Dunkelheit weiter und erreichten mühsam Eckersdorf, wo wir auf dem Hof unseres Onkels Fritz Schikowski zunächst eine Bleibe fanden. Unser Onkel mit seinen Leuten war in großer Unruhe und damit beschäftigt, die Fluchtfahrzeuge zu beladen. Wir legten uns zum Schlafen und Ausruhen hin. Mein Onkel fuhr mit seinen Wagen fort, obwohl er wusste, dass er nicht sehr weit kommen würde. Wir blieben auf dem Hof.

Schon am nächsten Tage kamen die Russen. Was die getrieben haben, weiß jeder und wird es nicht vergessen. Die Russen nahmen unseren Kut-scher und das Mädchen sowie unsere besten zwei Pferde und einen Wagen und fuhren davon. Vati durfte ihnen nichts mehr sagen. Am selben Tage kamen noch mehrere bekannte und uns unbekannte Familien in das schon fast überfüllte Haus. Die Russen gingen Tag und Nacht ein und aus und nahmen nach und nach zuerst die jungen Männer und Frauen, und dann auch die Älteren mit. So blieben nur noch die Mütter mit den Kindern im

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Haus, und als einziger Mann noch unser Vati. Einmal wurde auch er von den Russen abgeholt und mit mehreren anderen Männern in einen Kel-ler im Dorfe eingesperrt. Die größeren Kinder aus unserem Hause hatten beobachtet, in welchem Keller sie eingesperrt waren, und so konnten wir ihnen etwas zu essen bringen. Nach einigen Tagen kam Vati wieder zurück und war dann mit uns bis zum 17. Februar 1945 zusammen. An diesem Tage erschien ein Russe, der zuvor bei einem Bauern im Nachbardorf Sa-bangen (Nähe Thomascheinen) als Arbeiter beschäftigt war. Er kam in einer Pferdekutsche vorgefahren, rannte durchs Haus und sagte zu Vati, dass er sich fertig machen sollte; nachmittags holt er ihn ab. Vati hätte sich ja verstecken können, jedoch der Russe hätte es fertig bekommen, uns alle im Haus zu erschießen und das Haus abzubrennen. Er wurde abgeholt. Mutti gab ihm noch den Pelzmantel mit, und er verabschiedete sich von uns für immer. Mutti flehte den Russen an, doch er wehrte alles kurz ab. Nun waren nur noch Frauen und Kinder im Haus. Von unserem Vati ha-ben wir nichts mehr gehört.

Nach ungefähr zwei Monaten meldete sich unsere Tante Schikowski und berichtete, dass sie mit dem Treck nicht weit gekommen waren. In einem Dorf bei Mohrungen endete die Flucht; die Russen waren da. On-kel Fritz wurde verschleppt, und auch von seinem Schicksal hat man nie etwas erfahren.

Heimkehr nach Thomascheinen

In Eckersdorf wurde es allmählich ruhiger. Die größeren Kinder sam-melten in den unbewohnten Häusern des Dorfes alles, was noch gebraucht werden konnte. Sie brachten Lebensmittel und Roggen, damit wir zu es-sen hatten und auch Holz zum Heizen. In den kleinen Kaffeemühlen wur-de der getrocknete Roggen gemahlen und aus dem Mehl Brot gebacken, Kerzen, die wir in den Chausseegräben gesammelt hatten, spendeten uns abends das Licht.

Doch mit der Zeit wollten wir wieder nach Hause zurück in unser Hei-matdorf Thomascheinen. Inzwischen waren sämtliche Pferde, das Vieh und Geflügel geraubt. Die Jungen aus unserem Haus sammelten im Dorfe alle vorhandenen Kinderwagen; für jede Familie wenigstens einen. Diese Kinderwagen hielten wir zunächst versteckt. Anfang Mai zogen dann ei-nige geflüchtete Landsleute aus unserer Gruppe mit einem Handwagen in Richtung ihres Heimatdorfes Sabangen (Nähe Thomascheinen). Sie muss-ten eine Wegstrecke von rd. 30 km zurücklegen, sind dort gut angekom-

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men, haben sich alles angesehen und kamen nach ein paar Tagen wieder zu uns zurück. Sie erzählten, dass schon viele Deutsche wieder in ihre Häu-ser zurückgekehrt sind und dort auch nicht schlechter leben als wir hier in Eckersdorf. Daraufhin beschlossen wir, wieder heimzukehren in unser Heimatdorf Thomascheinen.

Die Jungen befestigten auf den Kinderwagen große Wäschekörbe. In diese packten wir die noch vorhandenen Kleidungsstücke und etwas zum Essen und machten uns an einem frühen Morgen auf den Weg. Mutti zog den Wagen, mein Bruder Erwin saß auf diesem Wagen und ich lief neben-bei. So machten es die anderen auch. Die kleinen Kinder wurden auf den Wagen gesetzt und die größeren Kinder halfen der Mutter beim Ziehen des Wagens. Wir kamen nicht weit, denn die Räder rollten von der Achse und so kamen wir nur langsam vorwärts. Einige aus unsere Gruppe trenn-ten sich deshalb von uns und fuhren voraus. Wir wurden zeitweise von russischen Militärfahrzeugen überholt; die Russen haben uns aber nichts angetan. Am späten Abend kamen wir todmüde in Manchengut an. Nie-mand wollte und konnte weiter, obwohl unser Zuhause in Thomascheinen nur noch ca. 1 km entfernt lag. Bei einer alten Frau machten wir Rast, trugen Stroh ins Haus und bedeckten uns notdürftig. Wir Kinder schlie-fen übermüdet ein, während unsere Mütter uns bewachten. Am nächsten Morgen erzählte man uns, dass unser Hof in Thomascheinen von Russen besetzt sei, die in der Umgebung das Getreide dreschen. Wir machten uns trotzdem auf den Weg. An unserer Hofstelle, die außerhalb des Dorfes Thomascheinen liegt, zogen wir zunächst vorbei, weil wir Angst hatten, allein den Hof zu betreten. Im Dorf Thomascheinen nahm uns ein alter bekannter Mann auf. Am Nachmittag gingen wir voller Anspannung mit zwei weiteren Frauen auf unseren Hof, um uns alles anzusehen.

Das Wohnhaus war ausgeplündert, die Fenster zerschlagen. Sämtliche Zimmerfußböden voller Stroh, Glasscherben, Schmutz und Unrat. Im Stall lag eine tote Kuh. Die Russen waren beim Dreschen. Dazu hatten sie sich zur Hilfe Frauen aus den Nachbardörfern geholt. Eine Frau hat in der Küche für alle gekocht. Man hat uns hier zunächst nichts getan, doch wir blieben vorerst im Dorf wohnen. Am Tage gingen wir wieder zu unserem Hof. Unsere Mutti hat mit dem Spaten den Garten umgegraben und Kartoffeln gepflanzt. Später sind wir noch zwei bis drei Mal nach Eckersdorf gegangen, um unsere restlichen Sachen zu holen. Als wir zum letzten Male abends aus Eckersdorf nach Hause kamen und alles abgela-den hatten, nahmen uns zwei Russen die Hälfte unserer Sachen weg.

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Als die Roggenernte begann, zogen wir zu unserem Nachbarn Rzen-dowski, um näher an unserem Hofe zu sein. Gemeinsam mit der Nachba-rin mähte Mutti mühsam den Roggen. Auf einem Handwagen wurden so-viel Roggengarben wie nur möglich in die Scheune verbracht. Mit unseren Nachbarleuten lebten wir gut zusammen. Plötzlich erkrankten Mutti und ich an Typhus. Frau R. hat uns vier bis sechs Wochen betreut. Zum Essen bekamen wir nur Mus mit Wasser gekocht und trockenes Brot dazu. Als wir schon wieder aufstehen konnten und es uns etwas besser ging, wurde erzählt, dass in nächster Zeit die Polen kämen, um leer stehende Häuser und Höfe zu besetzen. Daraufhin haben viele Deutsche aus unserer Um-gebung die Heimat verlassen und sind von Osterode aus in zusammen-gestellten Bahntransporten in Richtung Westen gefahren. Wir blieben zu Hause, da wir uns noch zu schwach fühlten.

Einzug in unser HausSchon früh kam Frost, und unsere Kartoffeln waren in der Erde leicht

eingefroren. Zum Graben der Kartoffeln hatten wir keine Kraft. Auf Mut-tis Bitten kamen Frauen aus Manchengut und gruben sie aus. Als wir die Kartoffeln im Keller hatten, zogen wir auch in unser Haus. Hier erkrankte nun mein Bruder Erwin an Typhus. Mutti und mir ging es gesundheitlich wieder besser. In den leer gewordenen unbewohnten Häusern sammelte Mutti Möhren, Wruken und Piluschkken. Den Roggen hatte Mutti mit dem Dreschflegel gedroschen, im Wind gereinigt und zur Mühle gebracht. Der Pole gab uns das Mehl.

Vor Weihnachten kamen schon die Polen ins Dorf. Mutti brachte ihnen ab und zu einen Korb mit Kartoffelschalen zum Verfüttern hin. Dafür erhielt sie von ihnen 1 Liter Milch. Überall ging Mutti zu Fuß hin, und wir blieben mit Angst zu Hause. Später bekamen wir Lebensmittelkarten, und Mutti konnte uns jetzt aus dem 10 km entfernten Biessellen etwas zum Essen holen.

Als wir den Winter gut überstanden hatten, grub Mutti die Milchkan-nen aus der Erde. In diesen hatten wir vor der Flucht mehrere Gardinen und Bestecke vergraben. Mit einigen dieser Sachen ging sie zu den Polen in die Dörfer, um dafür Eier oder Sahne zu bekommen, denn unsere Er-nährung war sehr mangelhaft. Einmal brachte sie sogar ein Huhn und drei bis fünf Küken mit nach Hause. Diese fütterten wir und bekamen sie groß.

Mit unseren Kartoffeln kamen wir gut aus und konnten auch noch verkaufen. Wir erhielten nun unserer erstes polnisches Geld. Mutti ging

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wie immer zu Fuß nach Biessellen, fuhr von dort aus mit dem Zug nach Osterode und ging hier zum Roten Kreuz, um etwas zum Essen zu ho-len. Wir schafften uns ein Kaninchen an und fütterten dieses im Zimmer. Später hatten wir mehrere Kaninchen und konnten dann schon mal eines schlachten. Die Polen im Dorf kannten wir inzwischen. Mutti hat manch-mal bei den Polen gearbeitet. Daraufhin kamen diese zu uns und pflüg-ten ein Stück Acker für Kartoffel- und Roggenanbau. Mutti hat die Egge selbst gezogen.

Auf unserem Hof hatten wir kein Wasser. Dieses holten wir aus den Teichen. Wir hatten auch keine Streichhölzer und somit abends auch keine Beleuchtung im Hause. Später dienten Kienspäne als Leuchten. Von dem Ruß wurde unser Zimmer immer schwärzer. Doch hatten wir im Keller noch Briketts. Abends wurde ein glühendes Brikett sorgfältig mit Asche bedeckt, damit wir aus der verbliebenen Glut morgens wieder Feuer an-machen konnten. Im Herbst 1946 erwarb Mutti eine Petrolium-Laterne – wie haben wir uns darüber gefreut! Wäsche wurde in klarem Wasser gekocht und gewaschen. Wir alle hatten auch mal Krätze! Unsere Küken wurden groß, und im Sommer 1947 hatten wir schon Hühner. Auch hatte Mutti mit ihrer Arbeit ein kleines Ferkel verdient. Es wurde im kleinen Keller versteckt und dort auch gefüttert. Niemand durfte davon erfahren, weil die Gefahr bestand, dass es gestohlen werden könnte.

In diesem Sommer (1947) wurde in Manchengut eine polnische Schule eröffnet. Ich ging in diese Schule und begann den Unterricht im 2. Schul-jahr. Ein Schreibheft und einen Bleistift bekam ich auch.

Im Herbst hatten wir schon mehr Kartoffeln geerntet. Mutti fuhr mit einem Handwagen, voll beladen mit Kartoffeln, nach dem 10 km entfern-ten Hohenstein auf den Markt, um dort die Kartoffeln zu verkaufen. In Hohenstein gab es schon kleine Geschäfte, und so konnte sie für den Erlös auch bereits etwas kaufen. Sie ging früh morgens los und kam erst abends wieder zurück. In dieser Zeit waren wir ganz allein zu Hause.

Aus Hohenstein brachte Mutti schon mal etwas Fett, ein Stückchen Speck und Zwiebeln mit. Als Salz benutzen wir das rote Viehsalz. Hin und wieder bekamen wir jetzt auch schon mal Liebesgaben vom Pfarrer. Brot hatten wir eigentlich immer noch genug, doch es wurde mit gekochten Kartoffeln gebacken bzw. „gestreckt“. Holz war noch von unseren frühe-ren Vorräten vorhanden. Im Zimmer heizten wir einen eisernen Ofen, auf dem wir auch kochten. Die Fenster waren fast zwei Jahre hindurch ent-zwei; Mutti hatte sie mit Brettern vernagelt. Leider drang der Frost auch

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in den Keller, obwohl wir die Kellerfenster verstopft hatten. Daraufhin haben wir ab und zu im Keller Stroh abgebrannt, damit der Frost nicht an die Kartoffeln kam.

In den Jahren 1947 und 1948 hatten wir auch schon etwas Obst und Kirschen, wovon wir einen Teil verkaufen konnten. Und so „krabbelten“ wir uns langsam höher. Es war wohl im Jahre 1947, als wir ein U.N.R.A.-Pferd bekamen. Wir besaßen weder Pferdegeschirr, Sielen, Wagen und auch kein Pferdefutter (Häcksel). Das Pferd wurde im kleinsten Stall ge-halten, damit es niemand finden konnte. Eine Zeit hindurch haben wir es mit Wruken und Kartoffeln gefüttert. Dann gab es Mutti einem Mann im Nachbardorf Sabangen, der bereits einen Sielen hatte. Nun konnte er seinen und auch zum Teil unseren Acker bearbeiten. Da er das Pferd aber auch nicht richtig ernähren konnte, brachte er es zurück. Anschließend nahm es ein Mann aus Manchengut, der es ein Jahr lang behielt, und der auch unser Feld so gut wie möglich bestellte.

Am Karfreitag 1947 ging ich ins Dorf Thomascheinen, um Butter ab-zuholen. Auf dem Rückwege bekam ich furchtbare Schmerzen am linken

Hofstelle Schwesig in Thomascheinen 1935 Einsenderin: Edith Weichenthal

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Fuß, so dass ich kaum nach Hause gehen konnte. Der Fuß wurde von Tag zu Tag schlimmer. Es bildete sich eine große Blase, die sich später öffnete. Mutti wusste nicht, wie sie mir helfen könnte. Es blieben offene Wunden, die sehr schmerzhaft waren und eiterten. Den Fuß konnte ich nicht aufset-zen. Nach mehreren Wochen kam ich nach Biessellen in ein Waisenhaus, wo mein Fuß behandelt wurde. Es besserte sich aber nicht, und ich wurde daraufhin ins Krankenhaus nach Allenstein gebracht.

An dieser Stelle wuchs wildes Fleisch, und man stellte Knochentu-berkulose fest. Nach vier Wochen wurde ich zurück geschickt; die Ärz-te konnten mir nicht helfen. Man behielt mich nun wieder in Biessellen, und zwar den ganzen Sommer und Herbst. Mutti besuchte mich ab und zu. Mein Fuß besserte sich vorerst nicht. Kurz vor Weihnachten hatte ich mich stark erkältet und bekam hohes Fieber. Außerdem kamen noch Ma-sern hinzu. Mutti war sehr lange in Sorge um mich, doch bald ging es mir besser und am 4. Januar 1948 holte mich Mutti nach Hause. Wir waren auch bei anderen Ärzten; es kamen noch zwei bis drei Knochensplitter aus den Wunden.

Anfang Februar 1948 schlachteten wir unser erstes Schweinchen, das im Keller groß gezogen wurde. Das Fleisch verarbeiteten wir auch im Keller, weil wir vor den Polen Angst hatten. Wir freuten uns, nach so langer Zeit wieder Fleisch essen zu können. Den Winter haben wir gut überstanden. Unserer Mutti halfen wir so gut wir nur konnten. Wasser zum Kochen und Trinken nahmen wir aus dem Teich. Bauer Skibba aus Manchengut, der unser Pferd hatte, fuhr uns das Holz aus unserem Walde auf unseren Hof. Das Holz haben wir dann selbst zerhackt bzw. klein gemacht. Auch bei der Frühjahrsbestellung haben wir unserer Mutti ge-holfen. Kurz vor der Ernte brachte uns der Bauer Skibba das Pferd zurück und wollte uns nicht mehr helfen. Wir behielten es eine kurze Zeit, und dann nahm es Bauer Gringel aus Langstein in Pflege. In der Ernte halfen uns einige Nachbarn und Bekannte. Mein Fuß war immer noch offen; ich konnte aber schon besser laufen. Nun ging ich auch wieder zur Schule. Am 1. September 1948 begann auch mein Bruder Erwin in die Schule nach Manchengut zu gehen. Wir hatten nur polnischen Unterricht.

In der Kartoffelernte habe ich bei fremden Menschen Kartoffeln ge-sammelt, um zu erreichen, dass diese Leute uns dann ebenfalls bei der Erntearbeit halfen. Von Zuckerrüben haben wir Sirup gekocht, um einen Brotaufstrich zu haben. Das wenige Geld, das wir hatten, mussten wir für Steuern und für das Pferd ausgeben. Wir besaßen nur unsere alte Beklei-

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dung, die immer wieder gestopft und geflickt werden musste. Nur etwas Wolle hatte Mutti gekauft, selbst gesponnen und aus dem Garn Strümp-fe für uns gestrickt. Etwas Fleisch hatten wir von den Kaninchen. Kurz vor Weihnachten nahm Mutti unser Pferd „Liesa“ wieder zurück zu uns nach Hause. Wir haben es den Winter hindurch gefüttert. Mit einem alten Spazierschlitten holten wir nun das Wasser von Leuten, die eine Pumpe hatten.

Anfang 1949 wurde uns ein Pole mit Familie in unser Haus „gesetzt“, obgleich Mutti sich dagegen sträubte. Er bekam die Hälfte der Gebäude und auch Land – alles umsonst. Im Winter bemühte sich Mutti um den Verkauf von Holz aus unserem Wald, was ihr auch nach einigen Mona-ten gelang. Inzwischen hatten wir uns eine Ziege angeschafft, und im Juni konnte Mutti sogar für das Geld aus dem Holzverkauf eine Kuh kaufen und auch Sielen für das Pferd und andere notwendige Dinge. Beim Bear-beiten des Feldes half uns nun die Familie Wischnewski aus Sabangen. Es wurden vermehrt Zuckerrüben und Flachs angebaut. Rüben und Flachs lieferten wir im Herbst an die Genossenschaft und erhielten dafür Zucker und Leinen. (wird fotgesetzt)

Edith Weichenthal (geb. Schwesig), Ludwig-Richter-Weg 4, 70724 Hilden,Tel. 02103/66614

Der Geburtstag unseres Lehrersin Tharden

Wir hatten damals in Tharden nur eine einklassige Schule mit ca. 30–34 Schülern. Im Lernen und Wissen aber standen wir den Stadtkindern kei-neswegs nach, was sich später oft bewies.

Unser Lehrer, Herr Erwin Danert (Danielowski), wurde von allen Schülerinnen und Schülern sehr verehrt. Sein Geburtstag am 11. Februar war für uns Kinder immer ein Festtag. Schon lange vorher gab es große Aufregung. Heimlich wurden Gedichte gelernt und Geld gesammelt, und dann in Liebemühl ein Blumentopf für den Geburtstag gekauft. Zu Hau-se wurden Blümchen geschnitten (meist waren es Alpenveilchen), so dass fast alle Kinder zusätzlich ein Sträußchen für unseren Lehrer mitbringen konnten. Am Geburtstag, wenn unser Lehrer den Klassenraum betrat,

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wurde er mit einer schön bunt bemalten Wandtafel und einem herzlichen Geburtstagsgruß empfangen. Anschließend stellten sich einige Schulkin-der vor den Lehrer, trugen ihm ihre Gedichte vor, und alle überreichten ihm dann ihre Blümchen. Herr Danert las uns schöne Geschichten vor; unsere Bücher und Hefte blieben an diesem Vormittag im Schultornister.

Der Höhepunkt aber war für uns Kinder, wenn es dann etwas zum Na-schen und Schleckern gab. Frau Danert, die uns Mädchen in Handarbeit unterrichtete, hatte zu diesem Geburtstag herrliches Gebäck „gezaubert“, und wir größeren Mädchen fühlten es als sehr wichtige Aufgabe, wenn wir all die schönen Sachen (es waren auch große Teller mit Schokoladen-riegeln und anderen Süßigkeiten da) den Kindern servieren durften. Man-ches wurde mit nach Hause genommen, um es der Familie zu zeigen. Der Schulvormittag endete einige Stunden früher als sonst üblich. Für mich war die Geburtstagsfeier unseres Lehrers bis zu meiner Schulentlassung im Jahre 1939 immer ein schönes und unvergessenes Erlebnis. Nach der Flucht bis zum Tode unseres verehrten Lehrers (Anfang der siebziger Jah-re) habe ich seinen Geburtstag nie vergessen und ihm stets Glückwünsche zugesandt.

Einsenderin des Berichtes und des Fotos: Erna Wolf, geb. Reuß,Zellescher Weg 30B, 01217 Dresden, Tel.: 0351/4763174

1938: Lehrer Erwin Danert mit einer Schülergruppe bei einem Ausfl ug zum Tannenberg-Denkmal

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Ist Hellsehen möglich?Vorbemerkung: In der Osteroder Zeitung Folge 9, Seite 19 (Weihnach-

ten 1958) erschien ein Bericht mit dem Titel „Förster Kaluscha“. In diesem Bericht wird der Mord an diesem Förster durch einen tödlichen Schuss ei-nes Wilddiebes geschildert und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass bei der Fahndung nach dem Täter auch eine Königsberger Hellseherin einge-setzt wurde. Förster Kaluscha stand im Dienste des damaligen Majors a. D. und Rittergutsbesitzers Graf zu Eulenburg-Bednarken. Nachstehend ein Auszug aus diesem Bericht von 1958 in der Osteroder Zeitung:

„Den Bednarkener Wald betreute unter anderem auch Förster Kaluscha, der im Kreis Osterode Ostpreußen und darüber hinaus in der deutschen Jägerschaft dadurch bekannt geworden war, dass er am 10. März 1924 den letzten Luchs in Deutschland geschossen hatte. Aus dem Verhalten des Wil-des und anderen Anzeichen merkten die Forstbeamten von Bednarken und Döhlau, dass in ihren Revieren ein Wilderer sein Unwesen trieb, und so beschloss man, gemeinsam vorzugehen, um ihm das Handwerk zu legen.

Im Herbst entdeckte Kaluscha in einem Gebüsch an einem Wildwech-sel einen gut getarnten Unterstand, den offenbar der Wilddieb angelegt hatte. Sofort war der Entschluss gefasst: der Wildschütz muss auf frischer Tat gefasst werden. Gemeinsam mit dem Revierförster bezog er eines Abends einen Posten in der Nähe des Unterstandes. Obwohl sie die ganze Nacht in ihrem Versteck blieben, bemerkten sie nichts. Kein Mensch – kein Schuss weit und breit.

Am nächsten Morgen, als es schon hell ist, stehen sie auf, um nach Hause zu gehen. Sie sind noch nicht weit gegangen, da fällt ein Schuss. Der Revierförster wirft sich auf den Boden, um gegen weitere Schüsse gedeckt zu sein. Kaluscha, in der Meinung, sein Begleiter sei getroffen, bückt sich zu ihm nieder, um ihm zu helfen. Da fällt ein zweiter Schuss. In den Kopf getroffen, bricht Kaluscha tot zusammen. Der Revierförster bemüht sich um ihn. Die Verwirrung in diesem Augenblick benutzt der Wilddieb, der schon vor Ankunft der beiden Förster im Versteck gesessen hatte. Er flieht in Richtung Peterswalde. Einige nachgesandte Schüsse verfehlen ihr Ziel.

Eine lange Fahndung beginnt, bei der auch eine Königsberger Hell-seherin eingesetzt wurde. Auf Grund ihrer Angaben hat man die Waffe des Wilddiebes in einem Torfbruch gefunden. Schließlich fasste man auch den Wilderer; er wurde zum Tode verurteilt. (Später zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt – die Red.)

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Nördlich des Landweges von Friedenthal nach Bednarken befindet sich eine Erhebung. Nach Osten hin blickt man weit ins ostpreußische Land. Bei klarer Sicht sieht man in der Ferne die Türme des Tannenberg-denkmals bei Hohenstein. Kaluschas Wunsch war es immer, nach seinem Tode hier unter den alten Bäumen zu liegen. Graf zu Eulenburg, der Be-sitzer von Bednarken, erfüllte ihm den Wunsch. So ruht Kaluscha mitten in dem Walde, den er geliebt und betreut hatte, in einem Grabe, das von Findlingen eingefasst ist.“

Zur Aufklärung des Mordes an seinem Förster hat seinerzeit der Rit-tergutsbesitzer Graf zu Eulenburg-Bednarken die Hellseherin, Frau Gün-ther-Geffers, gebeten, tätig zu werden. Nach vorliegenden Überlieferun-gen*) hat diese Hellseherin zur Aufklärung entscheidend beigetragen. Sie schilderte im Trancezustand den Vorgang des Mordes. In der Nähe des Tatortes sagte sie: „Hier muss es sein – das fühle ich.“ Danach instruierte sie den Grafen und die ihn begleitenden Herren, wie ihr im Trancezustand Fragen zu stellen seien. Sie stellte sich zunächst so hin, wie der Förster gestanden hatte, und fiel dann genau in die gleiche Furche, in der er lag, als ihn der tödliche Schuss getroffen hatte. Dann markierte sie den Mörder, der in einem Birkenbusch gesessen hatte, und lief durch den Kartoffela-cker den gleichen Weg, den er genommen hatte. Dabei lahmte sie, obwohl sie nicht wissen konnte, dass der Mörder ein Holzbein hatte. Sie führte die Herren auf einem großen Umweg, den der Mörder gemacht hatte, zu einem Gehöft und sagte: „Hier wohnt K., der weiß alles.“ Zu dem Zeit-punkt konnte noch niemand wissen, dass dieser K., der tatsächlich in dem Hause wohnte, Näheres über den Mord wusste und später den Hauptbe-lastungszeugen im Schwurgericht abgab. Der Mörder war, bevor er auf die Jagd ging, von K. vor dem Förster Kaluscha gewarnt worden. Darauf hatte er gesagt: „Ganz gleich – dann schieße ich ihn tot.“

Vom Gehöft des K. aus führte die Hellseherin die Gruppe in das Ge-höft des Mörders in Peterswalde, schritt in die Stube und sprach vor sich hin: „Nichts sagen, nichts sagen, sie können mir doch nichts nachweisen.“ Man ging wieder aus der Stube hinaus und sie sagte: „Da geht er.“ Dabei wies sie auf die Richtung, aus der der Mörder kam, als er verhaftet wurde. Sodann führte Frau Günther-Geffers (immer noch im Trancezustand) den Weg, den der Mörder zur Mordstelle gegangen war; einen sehr schwieri-gen, steilen Pfad auf quelligem Bruch, auf dem ihr die begleitenden Herren kaum folgen konnten. Das Ganze dauerte 21/2 Stunden. Es ist dadurch nach Ansicht des Grafen zu Eulenburg-Bednarken festgestellt, dass der

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Mörder nicht gleich nach Hause ging, sondern einen großem Umweg machte. Die Hellseherin, die der Spur folgte, barg sich unterwegs in einem Gesträuch und sagte: „Angst – Angst.“

In einer späteren gerichtlichen Zeugenvernehmung, bei welcher es um die Glaubwürdigkeit der „hellseherischen Fähigkeiten“ von Frau Gün-ther-Geffers ging, befragt der Gerichtsvorsitzende u. a. den Grafen zu Eulenburg-Bednarken: „Hat Frau Günther-Geffers nicht alles theatra-lisch ausgeschmückt?“ Die Antwort des Grafen: „Nein, sie war ja nicht bei Bewusstsein. Sie war auch schwer aufzuwecken. Es ist ganz unmög-lich, dass sie den Namen des späteren Hauptbelastungszeugen K. und den Namen und Wohnort des Mörders aus Peterswalde wissen konnte. Diese Namen wurden vorher garantiert nicht genannt.“ Der Verteidiger erkun-digt sich, wie diese Namen im Trancezustand genannt wurden, da dieses für die Sachverständigen wichtig sei. Antwort des Grafen: „Alle Namen kamen nur sehr langsam und wie gestottert.“ Vorsitzender: Haben Sie darauf gewartet, dass sie den Namen des Mörders nennen wird? Graf zu Eulenburg: Nein, wir waren aufs Höchste überrascht. Der Verteidiger befragt den Zeugen, ob das Erwachen aus dem Trancezustand echt war. Graf zu Eulenburg: Wir waren ängstlich geworden, dass sie nicht wie-der aufwachen würde. Es war dann, als wenn ein Mensch aus einer Ohn-macht erwache. Der Verteidiger erklärt, dass er unter Umständen darauf bestehen müsse, dass sich Frau Günther-Geffers im Gerichtssaal in Trance versetze, um den Nachweis zu erbringen, dass es sich bei ihr um keine Komödie handle.

Die Hellseherin Frau Günther-Geffers wurde seinerzeit als Angeklag-te in einem Gerichtsverfahren in zweiter Instanz auf Kosten der Staats-kasse freigesprochen. Dieser Prozess fand in Insterburg statt und dauerte zehn Tage. Die Anklage lautete auf vorsätzliche betrügerische Absichten. Trotz verschiedener Ansichten waren sich die Sachverständigen in diesem Prozess doch wohl darüber einig, dass es „seelische Kräfte gibt, die man zweckmäßig als Telepathie bezeichnet, wenn sie zum Teil auch ein Hellse-hen im oben angegebenen Sinne nicht anerkennen wollten“. Es ist jedoch weder gelungen, das Hellsehen wissenschaftlich abzutun, noch das Ver-trauen des Volkes zu Personen mit übersinnlichen Kräften zu untergraben. Der Jubel der Zuhörer beim Freispruch der Günther-Geffers, die Blumen, mit denen sie überschüttet wurde, sprechen eine deutliche Sprache. Wer dem Prozess beigewohnt hat, kann an dem „guten Glauben“ der Hellse-herin nicht zweifeln. Durch umfangreiche Zeugenaussagen wurde immer

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wieder glaubhaft bestätigt, dass die Hellseherin in zahlreichen krimina-listischen Fällen ihre Fähigkeiten bewiesen hat. In einer vom Verteidiger als Gegenmaßnahme zusammengestellten Broschüre, die dem Gerichts-hof und der Presse überreicht wurde, hatten 25 angesehene Personen der damaligen Provinz, darunter die Gräfin zu Eulenburg, Amtsgerichtsräte, Ärzte, Lehrer, Gutsbesitzer, Gemeindevorsteher usw., die größtenteils im Prozess als Entlastungszeugen auftraten, in Form von Dankesschreiben die erfolgreiche Aufklärungsarbeit von Frau Günther-Geffers bestätigt.

Zur Lebensgeschichte der Hellseherin: Frau Elsbeth Günther-Geffers ist am 11. Juni 1871 geboren. In ihrem vierten Lebensjahr will sie in Neu-wied am Rhein in Schlafzuständen den Brand des Neuwieder Doms vier Tage vorhergesagt haben. In der Schule haben sich für sie ebenfalls merk-würdige Vorfälle ereignet. In einer Turnstunde will sie im Alter von 13 Jahren einem Mädchen gesagt haben, es möge lieber nicht turnen, denn es trage ein Kind unter dem Herzen. Dieser Äußerung wegen sollte sie aus der Schule entlassen werden. Die Behauptung stellte sich aber als sicher heraus, und sie wurde in die Schule wieder aufgenommen.

Weiterhin erzählte sie Fälle aus ihrer Familie: So habe sie vorausgesagt, dass ihr Mann sein Examen geteilt vornehmen werde. Dies ist eingetrof-fen, denn er sei während des Examens schwer erkrankt und habe den Rest des Examens später nachholen müssen. In ähnlicher Weise habe sie ein Telegramm mit der Todesnachricht ihres Bruders vorausgesagt.

Günther Behrendt

*) Der Insterburger „Hexen“-Prozess von Dr. Reinhold Zenz, 1928 Verlag der Königsberger Allge-meinen Zeitung und Verlagsdruckerei GmbH

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

1. September 2013

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Das Erinnerungsfoto

Gasthaus Otto Moede in Buchwalde (um 1920)Einsenderin: Margrit Stein, geb. Sabels

Paradieser Weg 75, 59494 Soest, Tel. 02921-61575

1933 in Bienau: Hochzeitsfoto meiner Großeltern Otto und Marie Decker, geb. Bader. Weitere Namensangaben, soweit bekannt: Rechts neben dem Brautpaar die Eltern der Braut Bertha und Hermann Bader – links die Eltern des Bräuti-gams Friedrich Decker und Frau – in der hinteren Reihe in der Mitte der Bruder der Braut Heinrich Bader und ihre Schwester 3. v. r. (Grete). Wer kennt weitere Namen und könnte mir dazu etwas sagen?

Einsenderin: Helga Hock, Breslauer Straße 10, 58511 Lüdenscheid

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Das Erinnerungsfoto

Freiwillige Feuerwehr Bergfriede (vor 1930) Foto: H. Gajewski

Das Spritzenhaus (Feuerwehrgerätehaus) in Bergfriede (1974)Foto: Edith Schommartz

Einsender: A. Knafl a

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Aus unserem Heimatkreis heute:Informationen und Impressionen

Erlebnisse bei unserer Busreisezum Hauptkreistreffen 2012

nach Osterode/OstródaMein Mann und ich haben die Busreise vom 11. bis 20. September

2012 zum Hauptkreistreffen nach Osterode/Ostróda mitgemacht. Der PLEWKA-Reisebus war mit 55 Reiseteilnehmern voll belegt. Landsmann Günther Behrendt, der die Reise gut organisiert hatte, begrüßte uns bei Reisebeginn über das Mikrofon im Reisebus in herzlicher Weise und gab einige Erläuterungen und Erklärungen zum Reiseverlauf. Zugleich wurde uns unser zuverlässiger Busfahrer Arthur und unsere nette und freundli-che Reisebetreuerin Hilda vorgestellt. Sehr schnell kam eine vertraute und harmonische Geselligkeit auf, als das erste heimatliche Volkslied aus den zuvor verteilten Liedertextheften gesungen wurde, begleitet von Günther

Günther Behrendt mit seinem Akkordeon im Reisebus Foto: Jörg Bogum (2012)

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Behrendt auf seinem Akkordeon. Musik und Gesang verbindet die Men-schen und befreit die Seele, und so fühlten wir uns in der Reisegruppe recht bald aufgehoben und geborgen, wie in einer großen „ostpreußischen Familie“ – und das war schön! Unterhaltsam und kurzweilig waren auch die von Günther Behrendt und anderen Reiseteilnehmern vorgelesenen lustigen Geschichten und Witze. Diese unterhaltsamen Einlagen wurden uns während der gesamten Reisezeit geboten.

Am zweiten Reisetag, nach der Zwischenübernachtung, hatten wir Ge-legenheit, die große Christusstatue in der Nähe der Stadt Schwiebus/Swie-bodzin zu bewundern. Ein überwältigender Anblick in der Landschaft, der alles im Umfeld klein und winzig erscheinen ließ.

Später, bei einer zweistündigen Mittagspause in Thorn/Torun, ergab sich die Möglichkeit zu einem Altstadtbummel auf den sehr belebten Stra-ßen dieser Stadt an der Weichsel mit vielen alten gut erhaltenen Bauwer-ken.

Ohne Zwischenfälle erreichten wir in der Abendzeit das neu erbaute moderne Vier-Sterne-Hotel „Willa Port“ in Osterode/Ostróda, unmittel-bar im Park am schönen Drewenzsee gelegen. Hier waren die Zimmer für unsere Reisegruppe reserviert.

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Laut Reiseprogramm stand den Reiseteilnehmern der nächste Tag zur freien Verfügung und wurde überwiegend zu Besuchen der Hei-matdörfer und -städte genutzt. Auch mein Mann und ich fuhren per Taxe gemeinsam mit zwei Reiseteilnehmern aus unserem Reisebus nach Kernsdorf und Ruhwalde. Hier war ich einmal zu Hause. Lei-der regnete es an diesem Tage fast ununterbrochen. Wir ließen uns aber nicht entmutigen und marschierten, ausgerüstet mit Regenjacken und Schirmen zunächst die Kernsdorfer Dorfstraße lang und dann von der Abzweigung Kernsdorfer Höhe in Richtung Klonau. Nach etwa drei Kilometern erreichten wir das ehemalige Grundstück meiner Tante und Onkel Alma und Johann Gollan. Sämtliche Hofgebäude brannten 1945 restlos ab. Hier im ehemaligen Garten dieser jetzt völlig zugewachse-nen Hofstelle befindet sich das Grab meines Cousins Erwin Gollan, der im Februar 1945 im Alter von 17 Jahren von Russen erschossen wurde. Die Brüder Paul und Heinz Wölk haben um das Grab herum einen Zaun gesetzt und ein großes Eisenkreuz aufgestellt. Seit 1993 sind wir fast jedes Jahr mit dem Pkw nach Ostpreußen gefahren und haben bei diesen Besuchen das Grab immer wieder gepflegt; so auch dieses Mal trotz Regen. Pitschnass gingen wir zurück nach Kernsdorf, wo für uns in einer kleinen Pension (Cherkowski) ein Doppelzimmer reserviert war. An dem brennenden Kamin konnten wir unsere Sachen trocknen und wurden von unseren Quartierleuten liebevoll betreut, und zwar zunächst mit heißem Tee und Gebäck. Am Abend saßen wir dann mit sieben Personen zum Essen zusammen, hatten uns viel zu erzählen und tauschten Erinnerungen aus. Wir sangen auch einige Volkslieder. Es war ein gelungener Abend.

Am nächsten Tage hat uns unser Bekannter Waldemar Senkbeil mit sei-nem Auto abgeholt, und wir fuhren dann (bei viel besserem Wetter) durch Georgental zu meinem Zuhause nach Ruhwalde/Abbau. In Georgental steht nur noch ein Haus und eine Scheune. Mein elterliches Anwesen ist 1945 ebenfalls abgebrannt. Hier sind nur noch die Grundmauern und die Stufen der Eingangstreppe zu sehen. Als einziges blieb unser alter Apfel-baum erhalten. Er war voll roter Äpfel; ich konnte nicht widerstehen und habe mir einige abgepflückt (ohne zu fragen) und später genussvoll ver-zehrt. Anschließend wanderten wir zum Kurt Komogowski, der dort in der Nähe als einziger zurückgebliebener Deutscher wohnt und uns schon erwartete und mit Kaffee und Kuchen bewirtete. Dazu kam dann noch unerwarteter Besuch, und zwar Meta und Elly, geb. Deike, früher Abbau Marienfelde.

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Die Pension Cherkowski in Kernsdorf – links im Hintergrund die Kernsdorfer Höhe mit dem weißen Beobachtungsturm Einsenderin: Ingrid Marx

Ingrid Marx auf den verbliebenen Treppenstufen ihres Elternhauses in Ruhwal-de/Abbau Foto: Ingrid Marx (2012)

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Wir drei Frauen sind dann zu Fuß nach Marienfelde gegangen. Es war mein alter, vertrauter Weg, den ich früher als Kind immer zur Schule und zur Kirche ging.

Der anschließende Gottesdienst in der voll besetzten Marienfelder Kir-che war für mich ein weiterer Höhepunkt aller Ereignisse der vergangenen beiden Tage. Ich habe den Gottesdienst gemeinsam mit meinem Mann in dieser meiner heimatlichen Kirche in stiller Einkehr und im Gedenken an vergangene Zeiten sehr nachhaltig erlebt. Im Jahre 1938 wurde ich in die-ser Kirche getauft und im November 1944, bei winterlichem „Stiemwet-ter“, war ich das letzte Mal dort als Kind bei einem Gottesdienst.

Das Sonderprogramm zum Hauptkreistreffen am 15. und 16. Septem-ber 2012 erlebten wir in der Gemeinschaft mit den Landsleuten. Darüber hat die „Osteroder Zeitung“ in der Folge 118 (Ausgabe Dezember 2012) auf mehreren Seiten ausführlich berichtet. Ein erfreuliches Ereignis möchte ich in diesem Zusammenhang hervorheben: Zur feierlichen Enthüllung der Erinnerungstafel am ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gymnasium erschien ich mit einer Bekannten recht frühzeitig; sozusagen zufällig als erste Besuchs-gäste. Hier wurden wir von einem netten Herrn empfangen und überaus herzlich begrüßt, was wir als außerordentlich angenehm empfunden hat-ten. Erst später stellte sich für uns heraus, dass es sich bei diesem freundli-chen Herrn um den polnischen Gymnasialdirektor handelte. Ebenso herz-lich begrüßte uns die anwesende polnische Deutschlehrerin und kümmerte sich liebevoll um uns. Diese Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit, die wir erleben durften, ist uns in sehr angenehmer Erinnerung geblieben.

Hervorzuheben wäre noch die erlebnisreiche Masurenrundreise bei herrlichem Wetter am 17. September 2012 in die Johannisburger Heide mit einer Flussfahrt mit einem Schaufelradboot. Unvergessen auch der ge-sellige Nachmittag und Grillabend am 18. September 2012 im Garten des „Deutschen Hauses“ in Osterode, den die Frauen der Deutschen Gesell-schaft „TANNEN“ liebevoll und mit viel Mühe für uns ausgerichtet hat-ten. In fröhlicher Stimmung wurde geplaudert und viel gesungen. Gün-ther Behrendt spielte für uns wieder einmal auf seinem Akkordeon.

Für uns war es eine gelungene Reise, und wir (mein Mann und ich) ha-ben uns bereits für die nächste Busreise in die Heimat vom 10. bis 19. Juni 2013 mit Landsmann Günther Behrendt angemeldet. Die Liebe und Ver-bundenheit zu unserer Heimat lebt in unseren Herzen und in Gedanken sind wir oft in Ostpreußen, meinem Zuhause. Die nachstehenden Zeilen drücken unsere Empfindungen aus:

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Spurensuche bei einer Reisein die unvergessene Heimat

Im Alter von siebzig Jahren beschäftigt man sich wieder einmal mit dem „Woher komme ich – wohin gehe ich“, um quasi seinen Lebenskreis schließen zu können.

Viel hatte ich von meinen Großeltern, von meiner Mutter und von mei-ner Tante über unsere ostpreußische Heimat erfahren. Sie erzählten von unserer Heimatstadt Hohenstein, von der Schönheit der Natur, von den liebenswerten Menschen, die dort lebten, von den knackigen Wintern, den heißen Sommern und von dem starken Willen der Menschen, die sich dort im Einklang mit der Natur, letztendlich auch mit den zu bewältigenden

Sitz‘ ich in stiller Stunde – verträumt im Abendsonnenschein,Gedanken gehen in die Runde – nach Zuhause, nach Daheim.Wo wir einst geboren – wo der Ahnen Wiege stand,am großen Meer, der Ostsee, – in unserem Heimatland.Vergangene Kindertage – verlorene Jugendzeit,die schönste Zeit unseres Lebens – ist längst Vergangenheit.So sitz‘ ich da und träume – und denke weit zurück,an alte schöne Zeiten – und an ein stilles Glück.

Die Wolken zieh‘n gen Osten – sie treiben schnell dahin,und werden heut‘ noch sehen – wo ich geboren bin.Es gab auch schwere Zeiten – dem geborgenen Daheim.Die Jahre sind vergangen – die Zeit so schnell verrinnt,gegangen viele liebe Menschen – die nicht mehr bei uns sind.Die Zeit wird weitergehen – und einmal, irgendwann,wird auch keiner mehr da sein – der Zeugnis geben kann.

Von uns‘rer lieben Heimat – wo wir gelebt einst froh und frei,sie wird vergessen werden – als ob sie nie gewesen sei.Die Fremden, die dort wohnten – wir wünschen ihnen Glück,mögen in Frieden leben – wir kehren nie zurück!

Ingrid Marx, geb. Dyga, Richard-Koenigs-Straße 4, 42899 Remscheid,Tel. 02191/349679

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politischen Verhältnissen, die vor dem Krieg auch dort ausgetragen wur-den, zurechtfinden mussten. Es endete alles mit der Flucht in den Westen Deutschlands, jedenfalls für unsere Familie.

Schon immer war es mein Wunsch, dieses Land und insbesondere mei-ne Geburtsstadt Hohenstein, welche ich im Alter von vier Jahren verlassen musste, mit eigenen Augen zu sehen. Wissen wollte ich: Wo wurde ich geboren? Wo haben wir damals gewohnt? Welche Menschen leben jetzt dort? Wie sieht mein Geburtshaus heute aus? Stimmt auch alles, wa man mir als Kleinkind über Hohenstein und Kurken und über Ostpreußen er-zählt hatte? Wie wäre mein Lebensweg wohl verlaufen, wenn meine Mut-ter sich im Januar 1945 nicht zur Flucht entschlossen hätte?

Es ist mir gelungen, all diese Fragen zu beantworten, indem ich die Gelegenheit nutzte, gemeinsam mit meinem lieben Mann im September 2012 an einer Busreise zum Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft nach Osterode/Ostróda teilzunehmen. Nach einer sehr kurzweiligen Busfahrt, die durch Gesänge mit Akkordeonbegleitung und Anekdoten sehr un-terhaltsam und harmonisch verlief, bereuten wir die Teilnahme an dieser Fahrt zu keiner Zeit, zumal ich auch von den Erfahrungen der älteren ost-preußischen Reiseteilnehmer profitieren konnte. Gemäß Reiseprogramm erreichten wir nach einer Zwischenübernachtung in Schwiebus/Swibod-zin und Kurzbesichtigung der Stadt Thorn am nächsten Tag Osterode, wo alle Reiseteilnehmer im Hotel Willa Port am schönen Drewenzsee wohnten. Von diesem Standort aus starteten wir dann entsprechend die organisierten Unternehmungen, wie Stadtbesichtigungen, Fahrt auf dem Oberlandkanal, Andacht in der wieder aufgebauten Kirche in Marienfelde (vorbei an den Kernsdorfer Höhen), Masurenfahrt durch die Johannisbur-ger Heide mit Schifffahrt und Aufenthalt in Nikolaiken. Im Deutschen Haus in Osterode fand ein geselliger Nachmittag und Grillabend mit Un-terhaltungsprogramm statt, der mir einen Eindruck in die Gegebenheiten und Aktivitäten der jetzt in Osterode lebenden deutschstämmigen Men-schen gab. Dies hat mich sehr berührt. Alle Besichtigungen und Eindrü-cke waren für mich schön, sehr interessant und neu; ja machten mich ein wenig stolz auf unser Ostpreußen – aber auch wehmütig. Gestärkt durch viele Gespräche anlässlich dieser Ausflüge erhielt ich viele Informationen für unsere Unternehmungen, wie Besichtigung der Marienburg und Fahrt mit dem Zug von Osterode dorthin und zurück. Auch eine Besichtigung der historischen Stadt Danzig konnten wir miterleben, die uns bleibende Eindrücke hinterlassen hat.

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Für immer unvergessen bleibt mir die private Autofahrt zu meinem Geburtshaus Hohenstein mit Hilda, der freundlichen und hilfsbereiten Betreuerin aus unserem Reisebus, die mir als Dolmetscherin bereitwillig zur Verfügung stand. Dies war der absolute Höhepunkt meiner Reise nach Ostpreußen. Ausgerüstet mit einem Hohensteiner Stadtplan stand ich nun vor meinem Geburtshaus und durfte sogar dieses Haus mit meinem Mann und der Dolmetscherin betreten! Es öffnete uns eine ältere Dame von über 90 Jahren mit ihrer Tochter, und wir wurden freundlich hereingebeten. Das Haus befindet sich in keinem allzu schlechten Zustand, wurde ge-teilt und umgebaut. Anhand von Plänen und durch Erzählungen wuss-te ich, dass ich dort geboren wurde, in dem Zimmer, wo der schöne alte Kachelofen noch steht. Mit Hilfe der Dolmetscherin erfuhr ich dann, dass diese Familie im Jahre 1946 mit zwei Kindern mein Geburtshaus beziehen durfte, nachdem meine Familie mit mir am 18. Januar 1945 Hohenstein verlassen hat und per Bahn flüchtete. Nach der Begrüßung führte mich die ältere Dame in den Raum, wo ich das Licht der Welt erblickte. Es war unbeschreiblich, was da mit mir geschah. Nur so viel: Ich fiel auf die Knie und wurde von tausend Gefühlen übermannt. Es fand eine Art Zeitraffer statt, in dem alle Informationen, die ich über diesen Ort besaß, wie eine Sekundenbombe in mir explodieren. Die jetzigen Bewohner ließen mich diskret kurz alleine. Nach einigen Minuten hatte ich mich wieder gefangen und unser Besuch wurde weitergeführt. Ich erfuhr von der alten Dame, dass der alte Kachelofen immer noch derselbe ist, wie zu unseren Zei-ten, dass in der Küche immer noch die gleiche sehr gut erhaltene Leuchte hängt, dass von der Küche zwischenzeitlich ein kleiner Raum abgetrennt wurde und dass auch der Spülstein in der Küche aus unserer Zeit vor 1945 stammt.

Die alte Treppe zum Obergeschoss des Hauses wird von der alten Dame nicht mehr genutzt, denn das Obergeschoss steht leer. Weiterhin erfuhr ich, dass im Hof, zu welchem ein Hintereingang führt, seinerzeit nach Ende der Kriegshandlungen eine leere Badewanne gefunden wurde. Mit dieser Badewanne hatte es eine besondere Bewandnis: Meine Groß-mutter hatte vor der Flucht einige Wertgegenstände, die man nicht trans-portieren konnte und wollte, in die Wanne gelegt und diese dann versteckt (eingebuddelt). Sicherlich dachte meine Großmutter, dass wir nach der Flucht zurückkehren würden. Durch Zufall erfuhr ich später durch eine Klassenkameradin meiner Tante, dass es in der Zeit der Russenbesetzung in Hohenstein einen älteren Deutschen gab, der den Russen gegen Privile-gien die Verstecke der geflüchteten Deutschen verriet und auch die Verste-

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cke der Frauen, die aus Angst vor den Russen irgendwo untergekommen waren. Eine wirklich sehr schlimme Sache, bei der es keine Rolle mehr spielt, was aus den jeweiligen zurückgelassenen Wertgegenständen wurde. Nachdem ich von diesen Ereignissen erfuhr, bin ich meiner Mutter noch im Nachhinein sehr dankbar, dass sie den Mut hatte, seinerzeit mit uns rechtzeitig zu flüchten.

Bei der Gelegenheit meines Besuches in meinem Geburtshaus erfuhr ich auch etwas über die jetzigen Besitzverhältnisse des Hauses und wahr-scheinlich auch von anderen Liegenschaften, die jetzt von den heimischen Polen dort bewohnt werden. Die Bewohnerin unseres ehemaligen Wohn-hauses hat erst vor 20 Jahren einen Teil des Hauses (das Vorderhaus) vom polnischen Staat schriftlich übereignet erhalten, also „erwohnt“.

Dankbar bin ich auf jeden Fall der jetzigen Bewohnerin meines Ge-burtshauses, die mir zu dem absoluten Höhepunkt meiner Ostpreußen-

Mein Geburtshaus in Hohenstein (rechts Gebäude) – bis 1936: Bahnhofstraße 5, danach bis 1945: Adolf-Hitler-Straße 6, nach 1945 bis heute: ul. Swierczewskiego 10 Foto 2012, Einsenderin: Rita Koulouris

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reise verholfen hat, indem sie mir das Betreten meines Geburtsraumes ge-stattete und mir wahrheitsgetreue Auskünfte gab.

Nach einer Rundfahrt durch Hohenstein und Besichtigung der evange-lischen Kirche, die jetzt ein Museum ist und gerade eine Brot-Ausstellung anbot, brachte uns unsere Dolmetscherin wieder nach Osterode zurück.

Eine weitere Suche stand noch an, nämlich der Besuch des Geburtsor-tes meiner Mutter, das war das Dorf Kurken, etwa 2 km von der Südspit-ze des Lansker Sees entfernt im östlichsten Zipfel des ehemaligen Krei-ses Osterode, unmittelbar am Großen Kernsee (Kernos-See) gelegen. Ein freundlicher deutsch sprechender Taxifahrer aus Allenstein fuhr mit uns zunächst zum Lansker See. Hier war ich daran interessiert, hauptsächlich die Halbinsel „Lallka“ kennen zu lernen. Der Grund ist familiär. Mein Großvater hatte den Namen Wilhelm Borowski; dessen Vater hieß Carl (1859–1934) und dessen Vorfahr war August Borowski. Dieser hatte ge-meinsam mit seinem Bruder Christof Borowski, geb. 1755 in Biesselen, gestorben am 24. 05. 1833, auf der Halbinsel Lallka eine gemeindefreie Bauern- und Fischwirtschaft. Diese Familie besitzt ein Familienwappen, und aus deren Beschreibung geht hervor, dass die Familie Borowski mit anderen Familienmitgliedern die Halbinsel Lallka seit dem 17. Jahrhun-dert bewohnte und Fischereirechte besaß; einschließlich 75 ha Landbesitz an der Ostseite in Richtung Südspitze des Lansker Sees. Seit Kriegsende ist dieses Gebiet repräsentativer Staatsbesitz Polens und steht vorwiegend für Jagden, Erholungen, Feiern, Zusammenkünfte etc. zur Verfügung. Der Zugang zur Halbinsel Lallka ist durch einen Wachdienst abgesperrt. Somit war uns der ersehnte Besuch der Halbinsel leider verwehrt. Nach Auskunft unseres Taxifahrers ist dieses Gebiet, welches ich als kleines Pa-radies bezeichnen möchte, für die weitere Zeit auch für die dort lebenden Bewohner tabu.

Auf einem Waldweg an der Ostseite des Lansker Sees fuhren wir dann (vermutlich unerlaubt) durch die herrliche unberührte Naturlandschaft in südliche Richtung bis zu einer befestigten Straße, die uns zu dem Dorf Kurken führte. Gott sei Dank kam uns vorher niemand entgegen!

In dem Dorf Kurken erbte mein Großvater von seinem Vater ehemals einen Grundbesitz von 16 ha mit Haus und Stallungen. Dieses Haus wur-de von den Russen zur Zeit der Schlacht bei Tannenberg abgebrannt und etwa 1920 als Backsteingebäude wieder aufgebaut. Meine Mutter erbte dieses Haus bei ihrer Heirat im Jahre 1941 von ihrem Vater Wilhelm Bo-rowski. Bis Kriegsende war alles an eine Familie G. Eggebrecht verpach-

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tet. Unten im Haus war die Post des Dorfes untergebracht. Meine Mutter wohnte in Hohenstein, wo auch ich geboren wurde (wie zuvor beschrie-ben). Wir fanden dieses Backsteinhaus auf dem großen Grundstück, und zwar an der Brücke des Alle-Zuflusses, von Hohenstein kommend auf der linken Seite. Das Haus war umgebaut und gut erhalten. Die Stallungen sind auch noch da. Wir entdeckten am Flussufer Paddelboote, trafen aber – bis auf einen großen Hund – dort niemanden an. In einem kleinen Gast-haus an der Brücke fragten wir nach dem Namen Borowski, aber niemand kannte oder wollte diesen Namen kennen. Auch auf dem verwilderten alten Dorffriedhof waren Namen älteren Datums nicht auszumachen, so dass wir mit viel Unsicherheit und doch der Erkenntnis, dass ich hier in Kurken vor dem Geburtshaus meiner Mutter stand, dieses Dorf wieder verließen. Dennoch sind bei mir Zweifel geblieben. Die Fahrt nach Kur-ken war äußerst unbefriedigend, so dass ich mir wahrscheinlich nochmals anhand alter Vorkriegsortspläne von Kurken Sicherheit verschaffen wer-de, ob ich wirklich den richtigen Ort besucht habe. Leider lebt aus meiner Familie niemand mehr, die mir noch genauere Angaben machen könnte.

Ich werde mein Ostpreußen mit Wehmut in Erinnerung behalten, so wie ich es jetzt kennen lernen durfte.

Rita Koulouris (geb. Bebeniß), Im Langzeil 7, 75181 Pforzheim,Tel.: 07231/788060

LeserzuschriftenZu dem Bericht „Hinweistafel Tannenberg-Denkmal“ (Osteroder Zei-

tung Folge 115/Seite 71) schreibt uns Landsmann Helge Richter (Liebe-mühl) wie folgt:

„Laut Text auf der Hinweistafel wurden die Leichen von 20 unbekann-ten deutschen Soldaten beigesetzt. Dazu eine kleine Ergänzung:

Wie mir von Zeitzeugen erzählt wurde, waren auf dem Denkmalge-lände auch russische Soldaten beigesetzt. Als Beweis mag das beigefüg-te Foto (Kopie einer Ansichtskarte) mit dem Denkmal aus Hohenstein

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angesehen werden. Auf dem Foto sieht man deutlich russisch-ortho-doxe Grabkreuze als Zeichen einer toleranteren Zeit.

Die Ansichtskarte stammt aus einer kleinen, mir vorliegenden Serie von vier Denkmalmotiven, herausgegeben von der Stadt Hohenstein, Ver-lag E. Grüneberger, Inh. B. Lipowski.

Berichtigung zum gleichen Beitrag(Hinweistafel Tannenberg-Denkmal)

Auf Seite 72 der „Osteroder Zeitung“ / Folge 115 muss es richtig hei-ßen: „August 1914“ (nicht April 1914).

Mitgeteilt von Landsmann Willi Gerke, Berlin

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Bergfriede

Der neu angelegte Kinderspielplatz auf dem ehem. Schulhof der Volksschule Bergfriede. Im Hintergrund das frühere Schlachthaus (re.) und das alte Wohn-haus der Fleischerei Rex.

Der neue Sportplatz am Weg nach Adl. Bergfriede. Im Hintergrund das ehem. Gemeindehaus, heute kath. Kirche. Das Gebäude links im Bild ist die Sporthalle am Gymnasium, das kleine gelbe Gebäude rechts enthält die Umkleide- und Waschräume. Fotos: Inge Schütz

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Bergfriede

Die ehem. Revierförsterei Schießgarten, Bergfriede (jetzt poln. Försterei) in einer idyllischen Lage am Ufer der Drewenz

Der Campingplatz an der Försterei Schießgarten, Bergfriede, mit der neuen Badestelle des Dorfes in der Drewenz Fotos: Inge Schütz

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Meilensteine –Europäische Tage des Kulturerbes 2011

im Landkreis Osterode/OstródaAuf Initiative des Kultur-Verein „Sasinia“ im Rahmen des Europäi-

schen Tages des Kulturerbes, gab es im September 2011 zwei Bildungsak-tivitäten in einigen Orten im Kreis Osterode. An beiden Veranstaltungen hat eine Gruppe von Schülern und Erwachsenen teilgenommen, die am lokalen Kulturerbe interessiert sind.

Am 17. September 2011, bei einer starken Unterstützung der Oberförs-terei Liebemühl/Miłomłyn und des Oberförsters Wiesław Stachowicz fan-den in der Gemeinde Locken/Łukta pädagogische Workshops statt. Am Treffen beteiligten sich Schüler der Realschule in Locken/Łukta sowie eine Gruppe von Förstern, die an der vergangenen Geschichte der umgebenden Wälder interessiert sind.

Während der Tour zum Taberbrücker Forst besuchten die Teilnehmer den Waldfriedhof mit den zerstörten Grabsteinen des verdienten Ober-försters (Osteroder Forstverwaltung), Ernst F. Schultze und dessen Toch-ter Auguste. Diese Grabsteine wurden im Jahre 2010 von den Mitgliedern des Kulur-Vereins „Sasinia“ in den Wäldern unweit Taberbrücks gefunden und identifiziert.

Walter Mathiak, Autor der kürzlich erschienenen Monografie, hat Fol-gendes über den Oberförster Schultze geschrieben:

„Kemnitz wurde noch Förster, gelegentlich Forstmeister, genannt. Seine Nachfolger nannten sich zumeist Oberförster, manchmal auch Landjäger. In jüngerer Zeit titulieren sie sich als Forstmeister. Nachfolger von Kemnitz wurden der Oberförster Albrecht Friedrich Haupt (ab 1802 Landjäger) und 1805 der Landjäger Ernst Friedrich Schultze. Während der Amtszeit von Schultze hatte Napoleon 1807 sein Hauptquartier kurzfristig in Os-terode. Napoleon rekognoszierte des öfteren die Gegend bis zur Passarge und zog dabei Schultze als Ortskundigen hinzu.“ [Mathiak 2010: S. 388]

„Er blieb in Taberbrück wohnen und starb hier 1850. 1820/21 wird er als Mitglied der Freimaurerloge „Zur festen Burg am Neide“ geführt (APG 31.201, 356).“ [Mathiak 2010: S. 392]

Im Oktober 2011 haben die Mitarbeiter des Taberbrücker Forstes und befreundete Gemeinden das Gebiet des beschädigten Grabes saniert, die Monumente des Oberförsters und dessen Tochter wurden erhöht und von

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einem Zaun aus Eichenbrettern umzäunt. Der Friedhof ist jetzt unter der liebevollen Obhut der Förster.

***Am 24. September 2011, mit der Unterstützung der Oberforstwirt-

schaft Hohenstein/Olsztynek und des Vereins Freunde Kernsdorfer Höhe/Wzgórza Dylewskie, fanden historisch-kulturelle Bildungs-Work-shops in der Gemeinde Osterode/Ostróda, am geheimnisvollen Opfer-stein im Haasenberger Wald/Zajaczki, zwischen Peterswalde/Pietrzwałd und Kernsdorf/Wysoka Wies, statt.

Zu den wichtigsten Teilnehmern zählten die Schülerinnen der Grund-schule in Peterswalde/Pietrzwałd sowie Mädchen der Realschule Nr. 2 in Osterode/Ostróda. Der Gruppe schlossen sich auch Gäste der Pension „Alte Schule“ in Kernsdorf/Wysoka Wies an.

Das Treffen begann mit einer gemeinsamen Suche nach dem Opfer-stein, versteckt im Gebüsch des Waldes. Es war nicht allzu schwierig, ihn zu finden, da aufgrund der Feststellung einer zukünftigen Organisation und Zusammenarbeit mit dem Oberforstamt Hohenstein/Olsztynek zu-vor das umgebende Gelände des Steins gesäubert und mit einem kleinen Zaun eingezäunt. Es war ein Hinweis auf einen vorhandenen Zaun vor dem Zweiten Weltkrieg, als der Opferstein im Verzeichnis des Landkrei-ses der Naturdenkmäler stand.

Im Frühjahr 2012 wird neben dem Stein eine Informationstafel aufge-stellt, vorbereitet vom Kultur-Verein „Sasinia“ und dem Team der Land-schaftsparks im ehem. Gerswalde, Kr. Mohrungen/Jerzwałd.

Gisela Schweda

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Der zerstörte Grabstein hat einen würdigen Platz im Wald gefunden

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Kulturverein „Sasinia“Der Kulturverein „Sasina“ ist 2002 entstanden. Registrierung im Land-

Gericht-Register erfolgte 2001. Der Verein vereinigt über 40 Personen, die im Bereich der Regionalkultur, der Kulturerbschaft und der Mitarbeit der Bürger und der Gesellschaft zum Handeln tätig sind.

Die Hauptvoraussetzungen des Vereins sind:1. Das Handeln zugunsten der Kultur- und Kunstentwicklung und zu-

gunsten der Kulturgüter- und des Traditionschutzes.2. Verbreitung des historischen Wissens, besonders in Ostróda (Ostero-

de) und im Kreis Ostróda (Osterode).3. Aufrechterhaltung der Volkstradition, Pfl ege des Polentums und Ent-

wicklung des National-, Bürger- und Kulturbewusstseins.4. Handeln zugunsten der europäischen Vereinigung und der Kontakt-

und Zusammenarbeit, Entwicklung zwischen den Völkern und Gesell-schaften.

5. Verbreitung und Schutz der menschlichen Freiheit und der Menschen-rechte und der politischen Freiheiten und auch des Handelns zugun-sten der Demokratieentwicklung.

6. Förderung der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft durch das universale Handeln zugunsten der Außerregierungsorganisationen (Vereine).

7. Förderung der Sozialaktivität der Bürger, Förderung unter anderem Sozialgruppen, wie die Behinderten, Senioren, Obdachlosen, Arbeits-losen, Kinder, Frauen und andere Sozialgruppen, die diese Unterstüt-zung benötigen.

8. Handeln zugunsten freien Zugangs zur Information, die unentbehrlich für Entwicklung der Bürgergesellschaft ist.

9. Handeln zugunsten der Ökologie und des Tierschutzes sowie des Na-turerbes.Der Verein realisiert seit Juli 2003 mit der Kreisgemeinschaft Oste-

rode Ostpreußen ein Projekt „Gemeinsame Erbschaft“ im Rahmen des Programms „Die Partnerschaft der Städte und Bürger“ der Stefan Batory Stiftung. Das Ziel der Stiftung ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit der damaligen und heutigen Einwohner von Ostróda/Osterode zu entwi-ckeln, Freundschaftsbande unter den Einwohnern von Ostróda und Oste-rode am Harz aufzubauen und die Kultur und Geschichte beider Staaten kennen zu lernen. Gisela Schweda, gefunden im Internet

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105OSTERODER ZEITUNG

Chefi n stets aktiv

Mögest Du 100 Jahre leben, IngridSie wurde im deutschen Osterode geboren,

lebt aber seit ihrer Kindheit im polnischen Ostró-da. Hier fand sie ihren Platz auf der Erde und un-ter den Menschen.

Ihr Leben begann unter typischen, aber grau-samen Bedingungen. Sie war zwei Jahre alt, als im Januar 1945 die Rote Armee sich Osterode näherte. Am 21. Januar floh sie wie viele andere Osteroder auf den Armen ihrer Eltern aus der Stadt. Nicht sehr weit, nach Preußisch Stargard. Dort holte sie die Front ein und dort wurde ihr jüngerer Bruder Piotr geboren. Die Eltern kehr-ten im August 1945 nach Osterode zurück und erkannten ihre Stadt nicht wieder. Das Haus der Familie war geplündert, ausgeraubt und abgebrannt worden. Ingrid stieß etwas später zur Familie. Sie ging in Stargard in einen polnischen Kindergarten.

Sie stammt aus der ungewöhnlich sportlichen Familie Hoch. Ihre drei Brüder betrieben aktiv Fußball, Tischtennis und Leichtathletik. Der Bru-der Piotr, der als Erwachsener in Danzig studierte, spielte sogar in der Erstligamannschaft von Lechia Gdansk.

Ingrid zeigte sich schon als Teenagerin (damals nannten sie sie Irena) als Sporttalent. Sie spielte Tennis. Viele Jahre lang war sie Wojwodschafts-meisterin – zuerst bei den Juniorinnen, danach bei den Seniorinnen, ähn-lich wie ihr Bruder Günter. Als die Tischtennismannschaft von „Sokół“ Ostróda Spielerinnen brauchte, meldete sie sich gerne dafür und wurde schnell ihre Stütze und auch eine Spitzenspielerin der Wojwodschaft. Als Tischtennisspielerin errang sie viele Titel. Tischtennis war so nach ihrem Geschmack, dass sie es bis heute betreibt. Im letzten Jahrzehnt gewann die Mannschaft der „Tannen“ unter anderem dank ihr sechs Mal die Tischten-nis-Amateurliga in Osterode. Diese ist nur dem Namen nach eine Ama-teurliga. In ihr spielen ausschließlich Oldboys, Meister wie sie, von denen einige – um hier kein Alter auszuplaudern – viel, viel jünger sind.

Sport, und besonders Tischtennis, ist nicht die einzige Leidenschaft im Leben von Ingrid. Die zweite ist die ehrenamtliche Arbeit für die na-

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OSTERODER ZEITUNG106

tionale deutsche Minderheit. Nach der politischen Wende wurde Ingrid zuerst Mitglied der Allensteiner und danach der Osteroder Gesellschaft der deutschen Minderheit. Seit vielen Jahren wird sie in den Vorstand ih-rer Organisation gewählt, und weil sie sehr aktiv und allgegenwärtig ist, nannten die Mitglieder der Gesellschaft sie „Chefin“. In der letzten Ka-denz arbeitet Ingrid auch eng mit dem Johanniterorden zusammen.

Privat ist sie glückliche Großmutter von vier Enkeln und ein seltener Gast zu Hause, öfters im Deutschen Haus in Osterode.

Von wem ist hier die Rede? Von Ingrid Lipka, und warum? Aus Anlass ihres 70. Geburtstags. Und daher wünschen wir ihr 100 aktive Lebensjah-re.

Die Redaktion der Osteroder Gesellschaft der deutschen Minderheit

Wir schließen uns den Glückwünschen der Osteroder Gesellschaft der deutschen Minderheit an. Wir wissen ihr Engagement und ihren Einsatz auch für die Kreisgemeinschaft zu schätzen und danken ihr herzlich. Wir hatten das Glück, zum „Tag des Meeres“ Ende Juni 2012 wieder in ihrem gastlichen Haus zu wohnen. Und zum Osteroder Treffen im September machte sie kurzfristig Übernachtungen im Deutschen Haus „Tannen“ möglich. Sie schickt uns das Mitteilungsblatt der deutschen Gesellschaften zu, mit dem man polnisch lernen kann, da die meisten Beiträge zweispra-chig sind. Also: Sto lat, sto lat, Ingrid Lipka. Niech zyje nam!

Die Schriftleitung

Ein Enkel schließt den KreisLeserbrief zu dem Artikel „Sechzig Jahre vergessen“ im „Mitteilungs-

blatt der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, Nr. 5 (201), Mai 2012

Sehr geehrte Damen und Herren,

am gestrigen Volkstrauertag habe ich noch einmal Ihren o. g. Artikel gelesen. Ich war von ihm sehr betroffen. Der von der Müllhalde von einem sensiblen Bürger Osterodes gerettete Erinnerungsstein stellt ein histori-sches Mahnmal gegen den Krieg dar.

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107OSTERODER ZEITUNG

Wie sagte doch in ihrer Gedenkrede bei der zentralen Feier zum Volkstrauertag in Berlin die Vorsitzende der CSU-Landes-gruppe im Bundestag, Frau Gerda Hassel-feldt: „Erinnerung und Mahnung dürfen nicht nur Thema eines Tages sein. Es sei eine nie endende Aufgabe, der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken und aus der Vergangenheit Lehren zu zie-hen“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. 11. 2012).

Auf dem abgebildeten Gedenkstein lese ich, dass er dem Andenken der im Ersten

Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten „des Kgl. Preuss. Inf. Reg. v. Grol-mann I. Pos. Nr. 18“ gewidmet ist. In dieser Einheit diente mein Großvater (Vater meiner Mutter – Adam Dembski, abgebildet auf dem Bild –, geb. am 14. Dezember 1885 in Königshagen bei Soldau, Krs. Neidenburg/Ostpr.). In diesem Regiment leistete er seinen Wehrdienst vom 13. Oktober 1897 bis 22. September 1899 ab. „Dembski wurde infolge der Mobilmachung an 1. 8. 1914 bei nebenstehendem Truppen teileingestellt“, so ein Eintrag in seinem Militärpass. Dabei musste mein Großvater seine Ehefrau und seine sechs Kinder im Alter von einem bis dreizehn Jahren zurücklassen. Vom 23. bis 30. August 1914 war seine Einheit an der Schlacht von Tannenberg beteiligt. Davon erzählte mein Großvater zutiefst betroffen.

Gott sei Dank überlebte er den Russlandfeldzug unversehrt, kam nach sechswöchiger Schiffsfahrt von Nikolajew (am Schwarzen Meer) nach Bremerhaven und wurde am 7. April 1919 nach Königshausen entlassen – ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse. Bald darauf musste er erleben, dass sein Heimatdorf als Bestandteil des „Soldauer Ländchens“ dem neu gegründeten polnischen Staat angegliedert wurde. Sein Militär-pass und das Eiserne Kreuz bedeuteten meinem Großvater viel. Nach 1945 trug er beides gut versteckt bei sich, ungeachtet der Gefahren, die mit deren Entdeckung verbunden waren. Bei seiner Ausreise in die Bun-desrepublik 1957 gehörten sie zu seinem Gepäck. Und so schließt sich der Kreis: Der Enkel von Adam Dembski erkennt in Ihrer Zeitschrift den Gedenkstein, gewidmet den Kameraden seines Regiments.

Mit freundlichen Grüßen Helmut Kowalewski, LinsengerichtAus: Mitteilungsblatt der deutschen Gesellschaften in Ermland und

Masuren, Nr. 2 (210), Februar 2013, Seite 17

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Osterode – Gedenkstein gerettet

Sechzig Jahre VergessenZunächst einmal wurde er ohne besondere Ankündigung aufgestellt,

aber an den Ort, an dem er einst stand. Einst weggeworfen, wurde er jetzt von Neuem ein Grundstein der Erinnerung.

Der Erinnerungsstein für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus der weißen Kaserne (Grolmankaserne) lag über sechzig Jahre hindurch auf einer Müllhalde, obwohl er zum ewigen Andenken aufgestellt wurde. Dorthin wurde er von einem Platz im Zentrum der Stadt gebracht, als Osterode polnisch war. Niemand erinnert sich mehr daran, unter welchen Umständen dies geschah. Es sind zwei Generationen herangewachsen, die überhaupt nichts wussten; dass es irgendwann einmal einen solchen Stein in der Stadt gab.

– Vor zwei Jahren stolperte ein Osteroder über ihn, ein Sammler von Andenken aus der Vergangenheit, und setzte uns über seinen Fund in Kenntnis. Dieser Mann transportierte ihn auf seinen Grund und Boden und bewahrte ihn dort auf. Wir erledigten derweil alle Formalitäten, um ihn legal aufstellen zu können, sagt Henryk Hoch, der Vorsitzende der Gesellschaft der deutschen Minderheit „Tannen“ in Osterode.

Die „Tannen“ kümmerten sich nicht nur um die notwendigen Geneh-migungen, sondern benachrichtigten auch den Denkmalpfleger der Wo-

jwodschaft über den Stein, und dieser trug ihn auf die Liste der rechtlich geschützten Objekte ein. Jetzt rührt niemand mehr diesen Stein vom Fleck.

Vor einigen Tagen wurde der Gedenkstein auf dem Friedhof für die im Ersten Weltkrieg ge-fallenen deutschen Soldaten auf-gestellt.

– Das ist für ihn der beste Platz. Durch diesen Friedhof führt der Weg zum Strand, also werden ihn viele Leute sehen, versichert Henryk Hoch.

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Der Vorsitzende freut sich, dass der Stein gefunden wurde und das unbeschädigt. Ein weiteres Denkmal, ein Zeugnis unserer Vergangenheit, wurde gerettet, fügt er hinzu.

Wann der Stein wieder feierlich enthüllt wird, ist noch nicht klar. Die mit seiner Aufstellung verbundenen Kosten trug die Kreisgemeinschaft Osterode in Deutschland.

Aus: Mitteilungsblatt der deutschen Minderheit in Ermland und Masu-ren, Mai 21012

Johanniter in Osterode

Immer hilfreich in der NotBereits ein weiteres Mal organisierte der Orden der Johanniter in der

Adventszeit seine jährliche Versammlung in Osterode.

Neben vielen anderen seiner Mitglieder waren auf ihr der Komenda-tor Christoph von der Groeben und die für ihre außergewöhnliche Ak-tivität bekannte Heidi von Rosenberg anwesend. Zu ihr kamen auch die Mitarbeiter der Johanniter-Sozialstationen im Ermland, in Masuren sowie in Marienwerder und Marienburg, Vertreter der Gesellschaften der deut-schen Minderheit sowie die Bürgermeister von Bartenstein, Marienwerder und Marienburg, Vertreter der Gesellschaften der deutschen Minderheit sowie die Bürgermeister von Bartenstein, Marienwerder, Hohenstein und andere Vertreter der Verwaltung.

Nach dem von Pastor Paweł Hause aus Rastenburg zelebrierten Got-tesdienst fand ein feierliches Treffen im Hotel „Sajmino“ statt, das die Ju-gendtanz- und Gesangsgruppe „Tannen“ der Osteroder Gesellschaft der deutschen Minderheit in ihrem Auftritt verschönerte. Es gab auch Weih-nachtspäckchen und Ansprachen, aber vor allem war es ein wichtiges In-tegrationstreffen.

Der Orden der Johanniter ist auf unserem Gebiet schon viele Jahre tä-tig. Er hat neun Sozialstationen in Ermland und Masuren. Dank der Be-mühungen unter anderem von Heidi von Rosenberg, Dr. Maril und Herrn Blumschein kommen aus Deutschland nicht nur Spenden, sondern auch Ausstattung wie Medikamente, Rehabilitationsgeräte, Verbandsmateriali-en und Lebensmittel zu unseren Stationen. Heute sind sie, und das muss

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man betonen, auch schon dank der Unterstützung der lokalen Selbstver-waltungen tätig. Sie stellen ihnen Räumlichkeiten zur Verfügung und si-chern auch Geldmittel für die Tätigkeit. Solch eine Zusammenarbeit ist ungewöhnlich wichtig, auch für viele Mitglieder der deutschen Minder-heit, deren materielle Situation nicht die beste ist.

Wir wünschen unseren Brüdern und Schwestern vom Orden der Jo-hanniter im Jahr 2013 viel Gesundheit und Ausdauer in ihrer humanitären Arbeit.

Aus: Mitteilungsblatt der deutschen Minderheit in Ermland und Masu-ren, Mai 2012

Der Oberländische Kanal (Rollberge) /Kanał Ostródzko-Elblaski

Westmasuren verdankt seine Schönheit einer Jahrhunderte dauernden Eiszeit. Es waren die Bewegungen des Gletschers, die zahlreiche Erhe-bungen, Täler und Seen formten. Dieses hügelige Gebiet können wir heute mit dem Auto, der Bahn oder einem anderen Verkehrsmittel erkunden, doch im 19. Jahrhundert existierten solche Möglichkeiten höchstens in der Phantasie einiger Visionäre. Es waren die sich in dieser Gegend präch-tig entwickelnden Manufakturen und die Holzindustrie, die die Behör-den Ostpreußens dazu zwangen, im schwer passierbaren Oberland eine Transportmöglichkeit für diese Güter zu finden. So entstand die Idee der Errichtung des Oberlandkanals, dessen Umsetzung sich jedoch schwierig gestaltete. Das Problem lag im zu überwindenden Höhenunterschied zwi-schen den Gewässern der Seen Pinnausee/Pniewo in Masuren und Drau-sensee/Druz·no im Weichselwerder.

Allen Widrigkeiten zum Trotz leitete der holländische Ingenieur Ge-org Jacob Steenke den Bau am 28. Oktober 1844 mit einem feierlichen Spatenstich ein. Der Kanal sollte bald zum weltweit technischen Wunder ernannt werden. Der 147 km lange Kanal erhielt seinen polnischen Namen

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von seiner längsten Strecke zwischen den Städten Osterode/Ostróda und Elbing/Elblag (82 km). Hier befinden sich zwischen den Städten Maldeu-ten/Małdyty und Elbing/Elblag die einzigartigen hydrotechnischen Ge-räte. Die hier angewandten Technologien brachte der Ingenieur Steenke von seinen Auslandsreisen mit, z. B. aus den USA, wo der Prototyp des masurischen Kanals, der Morris Channel, entstand. Bezeichnenderweise ist es die Maschinerie des Oberlandkanals, die bis heute intakt geblieben ist. Unermüdlich transportiert sie Kajaks, Schiffe und Schiffchen über das Gras, indem sie den natürlichen Hindernissen zum Trotz den Hö-henunterschied überwindet. Fünf Rollberge in den Orten Buchwalde/Buczyniec, Kanthen/Katy, Schönfeld/Olesnica, Hirschfeld/Jelenie und Kußfeld/Całuny ziehen die Schiffe auf großen Plattformen mit Hilfe von Leinen nach oben. Diese historische Konstruktion basiert ausschließlich auf der Wasserkraft, was sich in einem der Maschinenhäuser beobachten lässt. Die zu überwindenden Rollberge sind zwischen 350 und 550 m lang, die Schifffahrt auf Gras dauert jeweils ca. 20 Min. Der längste trockene Abschnitt befindet sich in Buchwalde/Buczyniec.

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113OSTERODER ZEITUNG

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Ritterkämpfe in der Osteroder Burg Fotos: Erich Weyer

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Störche und Schwäne Fotos: Erich Weyer

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Segelregatta und Bootsanlegestelle Fotos: Erich Weyer

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Henryk Hoch als Vorsitzender desVerbandes der deutschen Gesellschaftenin Ermland und Masuren wiedergewähltAm 16. und 17. März 2013 fand in Sensburg/Mragowo eine Wahlver-

sammlung des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren statt. Außer den Delegierten nahmen an der Versammlung Gäste aus der Landsmannschaft Ostpreußen unter der Leitung des Sprechers, Stephan Grigat, sowie der Vorsitzende des Verbandes der sozialkulturellen deutschen Gesellschaften (VdG), Bernard Gaida, teil. Nach der Entgegen-nahme der Berichte und der Erteilung der Entlastung des Vorstandes für das Jahr 2012 wurde die Wahl des Vorsitzenden für die nächste dreijäh-rige Amtsperiode bis 2016 durchgeführt. Das Vertrauen als Vorsitzender erhielt erneut Henryk Hoch, dem wir hiermit zu seiner Bestätigung im Amt sehr herzlich gratulieren und dem wir weiterhin viel Erfolg in dieser verantwortungsvollen Tätigkeit wünschen. Mitglied des Vorstandes ist des weiteren Ingrid Lipka, Schatzmeisterin der Deutschen Gesellschaft „Tan-nen“ in Osterode/Ostróda, der ebenfalls unser Glückwunsch gilt.

In dieser Sitzung hat Bernard Gaida auch über die Situation der deut-schen Minderheit in Polen nach dem Ergebnis der Volkszählung 2011 ge-sprochen. Die Volkszählung hat u. a. ergeben, dass ca. 4600 Deutsche in der Wojewodschaft Ermland und Masuren leben.

Nach dem Internetportal www.vdg.de

Versäumt, aber nicht vergessenBereits vor einem Jahr beging Günter Stanke in Tangstedt seinen 80.

Geburtstag und im gleichen Jahr zusammen mit seiner Ehefrau Marie-Louise die goldene Hochzeit. Im allgemeinen Trubel der Ereignisse um die Neuwahlen in der Kreisgemeinschaft ist es versäumt worden, dieses Jubiläum eines langjährigen verdienstvollen Mitstreiters in unserer Ge-meinschaft zu würdigen. Wir sind beschämt ob dieses Versäumnisses und wollen das heute mit einer ehrlichen Entschuldigung und dieser verspäte-ten Gratulation nachholen.

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OSTERODER ZEITUNG118

Günter Stanke wurde am 16. Mai 1932 in Osterode/Ostpr. geboren. Dort besuchte er u. a. die Kaiser-Wilhelm-Oberschule für Jungen, das frühere Kaiser-Wilhelm-Gymnasium. Am Sonntag, dem 21. Januar 1945, musste die Familie vor der anrückenden Roten Armee in teilweise offe-nen Waggons der Deutschen Reichsbahn nach Westen flüchten. Der Zug kam aus Marwalde, wurde in Osterode verlängert und landete nach langer Fahrt über Pommern und Berlin auf dem Betriebsbahnhof der Wanderer-Werke in Siegmar-Schönau bei Chemnitz in Sachsen. Nach einem Zwi-schenaufenthalt bis Mai 1945 auf dem Gut Mühlenhof im Kreis Goldberg in Mecklenburg fand die Familie auf ihrer Flucht nach dem Westen im späten Herbst 1945 eine erste feste Bleibe im Zollhaus Kronsgaard/Ost-see, Kreis Flensburg, wo der Vater eine Anstellung als Zollbeamter an der dänischen Grenze gefunden hatte.

Nach der mittleren Reife in Kappeln/Schlei absolvierte Günter Stan-ke eine erfolgreiche Lehre als Polsterer und Dekorateur und trat 1953 in den Dienst der Hamburger Polizei ein, eine Tätigkeit, die für ihn Beruf und Berufung werden sollte. Trotz der hohen beruflichen Belastung durch den unregelmäßigen Dienst, der familiären Verpflichtungen als junger Fa-milienvater und der ehrenamtlichen Tätigkeit im Kirchenvorstand seiner Wohngemeinde Tangstedt, engagierte sich Günter Stanke früh in der ost-preußischen landsmannschaftlichen Arbeit in Hamburg. 1975 übernahm er den Vorsitz der örtlichen Heimatkreisgruppe Osterode in Hamburg, zu deren Gründern auch sein Vater Konrad Stanke gehörte und engagierte sich zugleich im Vorstand des Landesverbandes der vertriebenen Deut-schen (LvD) in Hamburg. Im Jahre 1984 wurde er zum Vorsitzenden der ostpreußischen Landesgruppe in Hamburg in der ostpreußischen Lands-mannschaft und zum Mitglied der ostpreußischen Landesvertretung ge-wählt. Vielfältige Aktivitäten der Landesgruppe Hamburg, insbesondere nach der Öffnung der Grenze, sind mit seinem Wirken eng verbunden.

Günter Stanke hat sich stets streitbar und kompromisslos, öffentlich und mit Nachdruck für die berechtigten Anliegen der Vertriebenen ein-gesetzt und Konzessionen an den herrschenden Zeitgeist stets abgelehnt. Vaterlandsliebe im umfassenden Sinne und ostpreußische Tugenden sind für seine Person kennzeichnend. Seiner Lebensdevise entsprechend, legte er mit 70 Jahren seine Ehrenämter in der ostpreußischen Landsmannschaft in jüngere Hände, sich selbst aber nicht aufs Bärenfell. Er ist unverändert für seine Heimat Ostpreußen aktiv, leitet nach wie vor mit seiner Frau die örtliche ostpreußische Heimatkreisgruppe Osterode in Hamburg und

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119OSTERODER ZEITUNG

setzt sich weiterhin aktiv für den Zusammenhalt der Ostpreußen in Ham-burg ein.

Über viele Jahre, solange ihm das gesundheitlich möglich war, nahm Günter Stanke regen Anteil an der Arbeit der Kreisgemeinschaft und war mit seiner Frau regelmäßiger Teilnehmer der Hauptkreistreffen und selbst mit seinen Vorschlägen und Anregungen ein kritischer Geist in den Mit-gliederversammlungen. Bis zum heutigen Tag pflegt das Ehepaar Stanke einen guten und innigen Kontakt zur Kreisgemeinschaft.

Für seine Verdienste wurde Günter Stanke im Jahre 1982 mit dem sil-bernen und 2002 mit dem goldenen Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet.

Wir wünschen Günter Stanke und seiner Frau Marie-Luise Gesundheit und noch viele Jahre eines erfüllten gemeinsamen Lebens und sind davon überzeugt, dass darin die Treue zur Heimat Ostpreußen stets einen gebüh-renden Platz einnehmen wird.

18. Landestreffen der OstpreußenMecklenburg-Vorpommern

Sonnabend, 5. Oktober 201310 bis 17 Uhr

inNeubrandenburg

Jahn-Sport-ForumSchwedenstraße/Kulturpark

Reservierte Tische für alle 40 ostpreußischen Heimatkreise.Für das leibliche Wohl und genügend Parkplätze ist gesorgt.Bitte Verwandte und Freunde informieren und mitbringen.

Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe MVManfred F. Schukat, Hirtenstraße 7a, 17389 Anklam

Tel. 03971-245688

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OSTERODER ZEITUNG120

70. Geburtstag

Kowalski, Fred Joachim (Hohenstein), Bertram-Blank-Str. 8a, 51427 Refrath, am 23.07.2013

75. Geburtstag

Bartsch, Frank (Gilgenburg), Im Tiefen Horn 4, 27336 Häuslingen, am 23.03.2013Braumgart, Gerda geb. Czerwonka (Frögenau), Breiter Weg 40, 98590 Wernshausen, am 10.05.2013Buczylowski, Ute geb. Braun (Frögenau), Wiedetwiete 38, 22880 Wedel, am 08.04.2013Danlowski, Alfred (Frögenau), Rotenburger Str. 13, 49565 Bramsche, am 22.01.2013Deutsch, Erika geb. Böhnke (Wönicken), Feldstr. 29a, 17489 Greifswald, am 08.01.2013Galka, Käthe geb. Lange (Treueneck), Ertmannstr. 12, 49082 Osnabrück, am 05.01.2013Jablonowski, Gertrud (Frögenau), Bahnhofstr. 25, 08543 Ruppertsgrün, am 29.03.2013Jebram, Emma geb. Sontowski (Haasenberg), Kleinraden, Anlegerweg 4, 03222 Lübbenau (Spreewald) , am 13.06.2013Komogowski, Kurt (Ruhwalde), Wólka Klonowska, PL 14-120 Dambrówno, am 16.02.2013

Familiennachrichten

Geburtstage

Herzlichen Glückwunsch zum

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121OSTERODER ZEITUNG

Kopetsch, Günter (Rauschken), Dorotheenhof 22, 59423 Unna, am 22.12.2012Kuchenny, Horst (Osterode), Th.-Heuss-Str. 68, 56564 Neuwied, am 28.01.2013Loesch, Edeltraut geb. Bandorski (Marienfelde), Hegacker 29, 44627 Herne, am 23.08.2012Masuhr, Klaus (Arnau), Im Anger 3, 56154 Boppard, am 14.01.2013Mayland, Wolfgang, (Osterode), Burgschrofenweg 25, 87538 Obermaiselstein, am 04.03.2013Raffel, Paul (Wönicken), Dorfstr. 41, 18586 Baabe/Rügen, am 04.01.2013Reszotanski, Gertruda geb. Breda (Haasenberg), Zajaczki 4, PL 14-100 Ostróda, am 09.05.2013

80. Geburtstag Behr, Dietlinde geb. Braun (Frögenau), Birkenweg 28, 21445 Wentorf, am 22.02.2013Behrendt, Günther (Sabangen), Qualenriethe 9, 31535 Neustadt, am 05.05.2013Benzing, Annelore geb. Liedtke (Moldsen), Schloßstr. 22, 78132 Hornberg, am 23.08.2013Brosowski, Edith geb. Simon (Lichteinen), Robert-Koch-Str., 29664 Walsrode, am 08.07.2013Brosowski, Helmut (Osterode), Dobberziner Str. 100, 19348 Perleberg, am 27.04.2013Goltze, Gerda geb. Schmeichel (Liebemühl), Abtstr. 7, 14776 Brandenburg, am 19.01.2013Kloosterziel, Christel geb. Koslowski, (Hohenstein), Altenpfl egeheim in Remscheid, am 16.04.2013Krych, Else geb. Goldner (Turauken), Sperberstr. 58, 44357 Dortmund, am 28.02.2013Leitner, Christel, (Osterode), Gymnasiumstr. 38, 74072 Heilbronn, am 30.04.2013Libuda, Günter, PL Zajaczki 10/3, am 14.04.2013Neumann, Walter (Heinrichsdorf), Lohmannsweg 84, 33659 Bielefeld, am 05.11.2012

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OSTERODER ZEITUNG122

Piorek, Günter (Osterode) Chemin de L´Aucienne Gare, F- 84400 Seignon, am 28.01.2013Poreski, Ernst (Frögenau), Hohenzollernstr. 29, Siegburg, am 25.05.2013Radomski, Emanuela geb. Sander (Heinriettenhof), Neuenfelder Str. 86, 21109 Hamburg, am 20.07.2013Schulz, Helga geb. Zdunek (Ketzwalde), Am Fließ 16, 15306 Vierlinden, OT Görlsdorf, am 16.04.2013Senff, Brigitte (Jankowitz), Quellgrund 11, 21149 Hamburg, am 26.08.2013Stobbe, Christel geb. Madeya (Hirschberg), Am Burgfried 11, 24944 Flensburg, am 9.01.2013

81. Geburtstag

Bode, Frieda, geb. Schwiderski (Frögenau), Winterbergstr. 12, 27711 Osterholz-Scharmbeck, am 21.05.2013Chodak, Anneliese geb. Libuda (Jankowitz), Triftstr. 69a, 21075 Hamburg, am 09.02.2013Dambon, Waltraud geb. Born (Kernsdorf), Bäkegrund 6, 14513 Teltow, am 10.05.2013Hirt, Ruth geb. Liedtke (Maldsen), Sulzbach 41, 77793 Gutach, am 28.01.2013 Josefski, Paul (Liebemühl), Daniel-Schönemann-Str. 3b, 14548 Schwielowsee, am 11.03.2013Leitsch, Grete, geb. Ruth (Frögenau), Schöne Aussicht 9, 55546 Fürfelde, am 06.02.2013Milinski, Gertraut geb. Wlotzka (Ketzwalde), Am Engelbach 22, 29699 Bomlitz, am 8.02.2013 Niederbach, Hans-Jürgen geb. Niedballa (Gilgenburg), Carlgrensvägen 28, S-89230 Domsjö, am 10.03.2013Schulz, Gerhard (Osterode), Bahnhofstr. 30 B, 31275 Lehrte am 29.03.2013Träger, Elsa, geb. Pelka (Frögenau) Friedensstr. 26, 39446 Löderburg, am 18.02.2013

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123OSTERODER ZEITUNG

82. Geburtstag

Bieber, Bruno (Barwiese), Dörgenkamp 1, 27386 Hemsbünde, am 17.01.2013Diskowski, Hans (Buchwalde), Hermann-Ehlerstr. 90, 42109 Wuppertal, am 04.03.2013Friedrich, Margarete geb. Brosowski (Paulsgut), Schützenstr. 74, 45964 Gladbeck, am 27.05.2013Göttsche, Lieselotte, geb. Schwiderski (Frögenau), Breslauer Str. 164, 27729 Wallhöfen, am 06.03.2013Kilian, Karl (Liebemühl), Lindenbergstr. 16, 51647 Wiehl, am 27.01.2013Olschewski, Elfriede geb. Schwarz (Kl. Schmückwalde), Horster Str. 2, 45897 Gelsenkirchen, am 29.01.2013Philipp, Heinz (Osterode), E.-Tengelmann-Ring 11E, 45259 Essen, am 05.08.2013Seega, Walter (Warglitten bei Hohenstein), Schillerstr. 65, 46535 Dinslaken, am 27.11.2012Sokolowski, Helmut (Altstadt), Kerkeler Str. 20, 48727 Billerbeck, am 05.02.2013Striewski, Käthe geb. Kalkstein (Kernsdorf), Dorfstr. 7a, 23992 Pernick, am 21.04.2013

83. Geburtstag

Jung, Edith geb. Krenz (Frögenau), Sennbrink 6, 58093 Hagen-Herbeck, am 12.02.2013Goldian, Hildegard geb. Franz (Bergfriede und Balzen), Karlshöhe 6, 58509 Lüdenscheid, am 05.08.2013Gronowski, Adele, geb. Marquardt (Frögenau), Hirschgraben 25, 44892 Bochum, am 01.05.2013Lorenz, Irmgard geb. Kubiessa (Frögenau), An der Gete 113, 28211 Bremen, am 01.05.2013

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OSTERODER ZEITUNG124

Oetermann, Ruth geb. Korte (Frögenau), Lange Str. 166, 59067 Hamm, am 20.06.2013Olschewski, Herbert (Frögenau), Liststr. 32, 44892 Schwenningen, am 28.05.2013Range, Elli geb. Ritter (Kernsdorf), Butzerweg 1A, 14669 Falkenrede, am 19.01.2013Werner, Frieda geb. Josewski (Leip), Strootstr. 51a, 49809 Lingen-Ems, am 27.04.2013

84. Geburtstag

Bonin, Günter (Hirschberg), Pirminiusstr. 47, 66907 Glanmünchweiler, am 05.12.2012Goldmann, Irmgard geb. Goralski (Frögenau), Neue Str. 10, 06712 Zeitz, am 21.02.2013Kempa, Ernst (Ketzwalde), Bützower Str. 9, 18276 Groß Schwiesow, am 19.04.2013Schnaible, Käthe geb. Pelka (Frögenau), Im Schlenk 23, 47055 Duisburg, am 26.05.2013Schwiderski, Horst (Frögenau), Bergstr. 43, 27729 Wallhöfen, am 08.06.2013

85. Geburtstag

Diskowski, Erich (Buchwalde), Am Birkenfeld 26, 42553 Velbert, am 25.02.2013Gohlke, Horst (Frögenau), Spielplatzweg 5, 04860 Torgau, am 23.04.2013Kraft, Christel geb. Krause (Bergfriede), Karl-Wehrhan-Str. 38, 32758 Detmold, am 11.12.2012Kerbstadt, Charlotte-Martha geb. Breda (Bieberswalde), An der Tiergartenbreite 10, 38448 Wolfsburg, am 09.03.2013Kuhnke, Werner Otto (Osterode), Albert-Schweitzer-Str. 1E, 82152 Planegg, am 04.09.2013

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125OSTERODER ZEITUNG

Mehrmann, Ernst (Osterwein), Weitmarer Str. 125, 44795 Bochum, am 22.07.2013Wasniewska, Kunigunde geb. Neumann (Döhringen u. Kraplau), ul. Gryfa Pomorskiego 81-B 8, PL 81-572 Gdynia Weiß, Gerhard (Gilgenburg), Breklingfünfzehn 1, 24881 Nübel, am 30.07.2013

86. Geburtstag

Olschewski, Helmut (Marienfelde, Kl. Schmückwalde, Osterode), Horster Str. 2, 45897 Gelsenkirchen, am 29.07.2013Rieger, Gertrud, geb. Baum (Frögenau-Kaulbruch), Meisenstr. 82, 45772 Marl, am 19.01.2013Senf, Wilhelm (Jankowitz), Quellgrund 11, 21149 Hamburg, am 24.01.2013Theil, Gertrud geb. Ganady (Ketzwalde), Meydenbauerweg 24, 13593 Berlin, am 15.04.2013Voigt, Helene geb. Klaing (Frögenau), Heinrich-Schmidt-Str. 18, 35475 Lollar, am 06.02.2013Warschewski, Edith (Frögenau), Nordstr. 40, 04746 Hartha, am 27.05.2013Werner, Walter (Leip), Strootstr. 51a, 49809 Lingen-Ems, am 02.02.2013Zimmermann, Hans (Johann), (Kernsdorf), Neutorstr. 50, 29410 Salzwedel, am 23.01.2013

87. Geburtstag

Groth, Anneliese geb. Niederbach (Niedballa) (Gilgenburg), Crusemarkstr. 34, 13187 Berlin, am 24.04.2013Pelka, Gerhard (Frögenau), Zum Schiefen Tal 2, 39444 Hecklingen, am 13.06.2013Pfeiffer, Irene, Greifswalder Str. 127, 10409 Berlin, am 19.01.2013

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OSTERODER ZEITUNG126

Warnke, Herbert (Ketzwalde), Koppelstr. 30, 47551 Bedburg-Hau, am 01.03.1926

88.Geburtstag

Eichler, Waldemar (Marienfelde-Abbau) zu erreichen über Hildegard, Jesse, Lindenstr. 6, 29351 Metzingen-Eldingen, am 03.05.2013Guhling, Irmgard geb. Groß (Frögenau), Goethering 11, 49196 Bad Lear, am 6.02.2013

89. Geburtstag

Brill, Margarete geb. Rominski (Frögenau), Bardenfl eet 11, 28295 Bremen, am 21.03.2013Plagens, Ilse geb. Krumm (Osterode), Wittener Str. 73a, 42279 Wuppertal, am 26.04.2013

90. Geburtstag

Graw, Werner (Locken), Borbeck 1, 42477 Radevormwald, am 20.04.2013Jesse, Hildegard geb. Eichler (Marienfelde-Abbau), Lindenstr. 6, 29351 Metzingen-Eldingen, am 08.05.2013Markowski, Horst (Marienfelde), Röckenstr. 37, 45327 Essen, am 21.02.2013Poetzel, Herta geb. Krischan (Kernsdorf), Tempelberg 56, 21629 Neu Walenstorf, am 29.01.2013Riggers, Helene geb. Gorny (Ganshorn), Hauptstr. 10A, 21769 Hollnseth, am 11.02.2013Quintern, Felicitas geb. Kalweit (Osterode), Utendorfer Str. 54, 98617 Meiningen, am 14.04.2013

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127OSTERODER ZEITUNG

91. Geburtstag

Ulonska, Dietrich (Königsgut bei Hohenstein), Martin-Luther-Str. 3, 18209 Bad Doberan, am 22.02.2013

92. Geburtstag

Brandt, Erich (Mühlen), St.-Elisabeth-Heim, Insinger Str.1, 90449 Nürnberg, am 08.01.2013Burbaß, Käthe geb. Kosalski (Thierberg), Schenkendorfstr. 17, 46047 Oberhausen am 28.04.2013Heinzke, Edith geb. Wahner (Osterode), Amselstieg 1B, 21217 Seevetal, am 19.06.2013Koch, Frieda geb. Czerwonka (Frögenau), Weinbergweg 20, 10119 Berlin, am 19.04.2013Lunk, Lotte geb. Stolzenwald (Osterode), Spreyerweg 22, 40229 Düsseldorf, am 30.01.2013Morgenrot, Hedwig geb. Falk (Rauschken), bei Tochter Schwehn-Morgenroth, Broicherdorstr. 116, 41564 Kaarst, am 15.04.2013Ulonska, Wolfgang (Königsgut bei Hohenstein), An der Mole 2, 23966 Wismar, am 08.01.2013Walesch, Herta geb. Kupisch (Kernsdorf), Schillerstr. 27 A, 58089 Hagen, am 26.01.2013

93. Geburtstag

Dembska, Martha geb. Koletzki (Ruhwalde-Abbau), Nad Drewecow 7, PL 13-300 Nowe-Miasto, am 06.09.2012Koschinski, Erich (Frögenau), Brockhagener Str. 280, 33649 Bielefeld, am 24.02.2013

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OSTERODER ZEITUNG128

94. Geburtstag

Kolakowski, Ewald (Elgenau), Im Krummen Timpen 1, 33604 Bielefeld, am 12.04.2013Korzen, Olga geb. Ostrzinski (Ludwigsdorf), Seestr. 14, 50374 Erftstadt, am 21.06.2013Kwass, Friedrich, (Wittigwalde), Alte Rathausstr. 11, 49767 Twist, am 18.03.2013Meyel, Benno (Osterode), Netzestr. 1, 22547 Hamburg, am 15.06.2013Mursch, Charlotte geb. Lada (Alt-Finken), Freih.-v.-Stein-Str. 2, 91126 Schwabach, am 16.04.2013Senff, Elsbeth (Jankowitz), Gottschalkring 22, 21073 Hamburg, am 01.02.2013

95. Geburtstag

Geertz, Helene geb. Pawlowski (Manchengut), Dorfstr. 58, 24620 Bönebüttel, am 30.04.2013Schäfer, Gisela geb. Freytag (Osterode), Nürnberger Str. 92, 72760 Reutlingen, am 08.12.2011

96. Geburtstag

Saxlehner, Helene geb. Glaubitt (Osterode), Advent-Altenheim, Waldstr. 2, 29525 Uelzen, am 01.05.2013

103. Geburtstag

Schilawski, Emmi (Hohenstein), Seniorenheim, 99198 Erfurt-Vieselbach, am 05.01.2013

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129OSTERODER ZEITUNG

Goldenen Hochzeit

Dames, Gerhard und Ehefrau Phyliss geb. Trout (Osterode) 6220 -135 Avenue N W, Edmonton – Alberta, T5A OM8, Canada, am 30.03.2013Rittner, Eberhard und Ehefrau Margitt geb. Schulz (Kernsdorf), Im Hohenfelde 23, 30853 Langenhagen, am 22.03.2013Rosteck, Werner und Ehefrau Gisela geb. Müller (Taberbrück), Dorfstr. 16, 17099 Datzetal, am 08.02.2013

Diamantenen Hochzeit

Lange, Heinz und Ehefrau Ingeborg geb. Wunderlisch (Worleinen), Seniorenresidenz, Amtsplatz 6, 18258 Schwaan, am 28.03.2013Olschewski, Helmut und Ehefrau Elfriede geb. Schwarz (Kl. Schmückwalde), Horster Str. 2, 45897 Gelsenkirchen, am 28.03.2013Tissarek, Heinz und Ehefrau Marta (Nasteiken), Hohes Feld 22, 29465 Schnega, am 14.02.2013

Ehejubiläen

Wir gratulieren zur

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OSTERODER ZEITUNG130

Burgstahler, Margarete geb. Montowski (Döhlau), am 12.01.2013 im Alter von 81 Jahren (Tochter Hannelore Sobiech, Neuenweg 19, 41334 Nettetal)Dombrowski, Kurt (Frögenau) am 05.12.2012 im Alter von 88 Jahren (Bruder Günter Dombrowski, Stellingstr. 5, 19249 Lübtheen)Fiut, Elisabeth geb. Gurzinski (Groß-Schmückwalde), am 24.06.2012 im Alter von 80 Jahren (Tochter: Irene Nowak, Brahmsallee 4, 20144 Hamburg)Gehrke, Ulrich (Osterode), am 01.04.2013 im Alter von 77 Jahren (Ehefrau Elisabeth Gehrke, An der Katherinenburg 12, 49086 Osnabrück)Grigoleit, Erna geb. Hoffmann (Pulfnick), am 12.10.2012 im Alter von 98 Jahren (Dip. Ing. Klaus Grigoleit, Weberstr. 1, 39576 Stendal)Grönert, Herman (Wittmansdorf Kr. Osterode ) im Alter von 87 Jahren (Ehefrau Doris Grönert, Karl-Marx-Str. 75, 28279 Bremen)Günther, Erna geb. Choinatzki (Hohenstein), am 25.10.2012 im Alter von 89 Jahren (Sohn Heinz Waldfried, Siebmacherstr. 11, 90489 Nürnberg)Hagemann, Eduard (Hohenstein), am 12.09.2012 im Alter von 94 Jahren (Nichte Liesbeth Gerstemann, Lessingstr. 5, 17268 Templin)Heß, Hildegard geb. Wendt (Mühlen), am 09.01.2013 im Alter von 89 Jahren (Christel Völkert, Liebensteiner Str. 7, 36456 Barchfeld)Jablonowsky, Kurt (Kaulbruch), am 11.11.2012 im Alter von 77 Jahren (Lisa Jablonowsky, Enge Gasse 23, 08468 Reichenbach)Jankowski, Willi (Osterode), am 07.12.2012 im Alter von 78 Jahren (Christel Jankowski, Nietzschestr. 38, 42327 WuppertalKernchen, Erwin (Gr. Lehwalde) am 27.12.2012 im Alter von 76 Jahren (Ehefrau Lydia Kernchen, Kernsdorf , Reckerdingsweg 32, 59427 Unna-Massen)Konanz, Asta Friederike Karolie (Hohenstein), am 04.09.2012 im Alter 83 Jahren (Rita Koulouris, Im Langzeil 7, 75181 Pforzheim)

Todesfälle

Wir gedenken der Verstorbenen

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131OSTERODER ZEITUNG

Krause, Ottilie geb. Goldner (Turauken), am 11.11.2011 im Alter von 80 Jahren (Horst Krause, Zu den Höfen 5, 32602 Vlotho)

Kuhn, Edith geb. Dembert (Kl. Reußen), am 08.02.2012 im Alter von 87 Jahren (Sohn Klaus-Dieter Kuhn, Birkenstr. 7, 56317 Linkenbach)

Labrenz, Ella geb. Walter (Gr. Lehwalde), am 04.02.2013 im Alter von 96 Jahren (Sohn Reinhard Labrenz, Dorfstr. 22, 24999 Wees)

Paltinat, Winfried (Diepholz), am 03.09.2012 im Alter von 77 Jahren (Waltraut Paltinat, Spreeweg 1, 49356 Diepholz)

Pawlowski, Willi (Manchengut), am 25.09.2012 im Alter von 92 Jahren (Gerda Pawlowski, Rainweg 74, 07318 Saalfeld)

Pehlke, Ruth geb. Krause (Bergfriede) am 28.02.2012 im Alter von 85 Jahren (Christel Kraft, Karl-Wehrhan-Str. 38, 32758 Detmold)

Pura, Helene Maria geb. Wazinski (Arnau Abbau), am 25.01.2012 im Alter von 75 Jahren (Erika und Rolf Weißmann, Eichenallee 40 D, 21220 Seevental)

Sack, Herta geb. Markus (Osterode), am 15.10.2012 im Alter von 76 Jahren (Tochter Petra Jatzek, Am Sanner Weg 20, 39596 Wischer)

Saxlehner, Helene geb. Glaubitt (Osterode), am 25.02.2013 im Alter von 95 Jahren (Wolfgang Glaubitt, Blachfeld 14, 14532 Kleinmachnow)

Schädler, Walter (Osterode), am 25.12.2012 im Alter von 83 Jahren (Lisa Schädler, Kahlbergstr. 40, 37589 Kalefeld)

Schiener, Ursula geb. Leitner (Osterode), am 08. 07.2011 im Alter von 76 Jahren (Schwester Christel Leitner, Gymnasiumstr. 38, 74072 Heilbronn)

Schönhoff, Helene geb. Kirsch (Wahlsdorf/Mühlen), am 21.01.2013 im Alter von 87 Jahren (Gerd Leszinski, Asternweg 18, 42549 Velbert)

Thimm, Gerda geb. Krogull (Hohenstein), am 17.07.2012 im Alter von 85 Jahren (Schwester Eva Schreck, Mariendorfer Weg 25, 12051 Berlin)

Tymnik, Ottilie geb. Krokowski (Elgenau), am 04.03.2012 im Alter von 91 Jahren (Sohn Bernd Tymnik, Hoyerstr. 1, 24768 Rendsburg)

Ulonska, Jürgen (Königsgut bei Hohenstein), am 14.09.2012 im Alter von 74 Jahren (Wolfgang Ulonska, An der Mole 2, 23966 Wismar)

Vogelpohl, Helene Auguste geb. Kwaschny (Faulen), am 20.03.2013 im Alter von 91 Jahren

Voß, Gerda geb. Reschke (Moldsen/Osterode), am 24.12.2012 im Alter von 90 Jahren (Gerd Voß, Sielower Mittelstr. 20, 03055 Cottbus)

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OSTERODER ZEITUNG132

Walesch, Jürgen, (Kernsdorf), am 31.08.2003 im Alter von 63 Jahren (Eva Walesch, Janiki Wielkie Ostpr. PL 14-230 Salewo)Weisser, Hedwig geb. Koletzki (Ruhwalde), am 28.10.2012 im Alter von 90 Jahren (Renate Kaltenbrunner, Tiroler Weg 10, 79285 Ebringen)Wischnewski, Margarete geb. Kwass (Nasteiken), im Alter 83 Jahren (Gerhard Wischnewski, Friedrichshöfer Str. 57, 25704 Meldorf)

Berichtigung aus Folge 118

Truschkowski, Fritz, nicht Fruschkowski, verstorben im Alter von 86 Jahren, nicht 90 Jahren.Braun, Heinz Otto, nicht nur Otto, 90. GeburtstagKomogowski, nicht Komagowski, Horst, 70. GeburtstagLibuda, Waltraudt geb. Sonnak, nicht Waltaut, Heimatort Haasenberg, nicht Zajeczki 10/3Koslowski, Edith, 80. Geburtstag, Anschrift: Zum Schmarloh 10, 29351 Grebshorn, nicht Topasweg 5, 23566 LübeckPilarski, Hedwig 80. Geburtstag am 27.06.2012 und nicht am 27.06.2010Todesfall Schäfer, Gisela – Hinterbliebener: Sohn Prof. Dr. Eckhard Schäfer und nicht Ehemann.

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133OSTERODER ZEITUNG

Veröffentlichung von Familiennachrichten in der Folge 120 der Osteroder Zeitung

In der Folge 120/Dezember 2013 der Osteroder Zeitung können die folgenden Familienereignisse veröffentlicht werden: - 70., 75., 80. und alle weiteren Geburtstage sowie- Goldene, Diamantene und Eiserne Hochzeiten, soweit sie in der Zeit bis zum 31. Dezember 2013 begangen werden,- Todesfälle, die in der Zeit bis zum 1. Oktober 2013 eintreten.Einsendeschluss: 1. Oktober 2013Wir bitten, für die Mitteilungen die folgenden Muster zu verwenden:

Geburtstag/Ehejubiläum

Name:

Geburtsname:

Vorname:

Geburtsdatum:

Tag der Goldenen/Diamantenen/Eisernen Hochzeit:

Letzter Wohnort im Heimatkreis:

Jetzige Anschrift:

Todesfall

Name:

Geburtsname:

Vorname:

Verstorben am: im Alter von Jahren

Letzter Wohnort im Heimatkreis:

Anschrift der Hinterbliebenen:

Wir bitten, die Mitteilungen schriftlich (mit Brief oder Postkarte) der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Fax: 05522/919870 e-mail: [email protected], mitzuteilen.

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OSTERODER ZEITUNG134

Jubiläen – Ehrungen – Nachrufe

Landmann Günther Behrendt – 80 JahreAm 5. Mai 2013 beging Günther Behrendt in Neustadt a. Rbge. seinen

80. Geburtstag. Geboren wurde er in Sabangen, Kreis Osterode Ostpr., wo er auch aufgewachsen ist und bis zur Flucht im Jahr 1945 lebte. Von 1948 bis 1951 absolvierte er eine Lehre und Ausbildung zum Versiche-rungskaufmann und war danach in diesem Beruf bis zu seiner Pensionie-rung 1991 tätig. Den Landsleuten in der Kreisgemeinschaft ist Günther Behrendt kein Unbekannter. Vielfältig sind die Aufgaben und Funktio-nen, die Günther Behrendt seit seiner Mitgliedschaft 1986 vorbildlich und verlässlich wahrgenommen hat und noch heute ausübt, so als langjähriges Mitglied des Kreistages, des Kreisausschusses und des Vorstandes, als Be-auftragter für die Betreuung der Landsleute in der Heimat, als Geschäfts-führer und Mitglied der Redaktion der Osteroder Zeitung. Die Erarbei-tung und der Versand von Ortsplänen und die Vorbereitung und Mitge-staltung der Heimattreffen sind ebenso untrennbar mit seinem Namen verbunden, wie die Organisationen von Busfahrten in den Heimtkreis, die sich großer Beliebtheit erfreuen und bei denen er seit 1996 auf insgesamt 26 Reisen mit ca. 1100 Reiseteilnehmern zurückblicken kann. Nicht ver-gessen werden darf und in guter Erinnerung ist uns allen sein Auftreten als Akkordeonspieler auf unseren Veranstaltungen, womit er für die not-wendige musikalische Umrahmung oder die erforderliche Stimmung und Geselligkeit sorgt. Durch sein engagiertes und aktives Wirken für unse-re Heimat Ostpreußen, seine ausgeprägte Einsatz- und Hilfsbereitschaft und sein hohes Verantwortungsbewusstsein hat sich Günther Behrendt die Achtung und das Vertrauen der Landsleute erworben. Die Entwick-lung der Kreisgemeinschaft in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten ist untrennbar mit seinem Namen und seiner Arbeit verbunden. Die Kreis-gemeinschaft hat ihn hierfür wiederholt geehrt und ausgezeichnet, so u. a. mit der Verleihung ihres goldenen Verdienstabzeichens.

Der Vorstand dankt Günther Behrendt aus Anlass seines 80. Geburts-tages sehr herzlich für all das, was er in den zurückliegenden Jahren für unsere Kreisgemeinschaft geleistet hat und unermüdlich leistet und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass er noch viele Jahre mit uns gemeinsam und in unserer Mitte aktiv für unsere Heimat Ostpreußen tätig bleibt. Hierzu wünschen wir ihm weiterhin Gesundheit, Wohlergehen, Schaffenskraft sowie Glück und Geborgenheit in und mit der Familie.

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135OSTERODER ZEITUNG

Busreise vom 10. bis 19. Juni 2013nach Osterode

Wegen zu geringer Beteiligung kann diese Busreise leider nicht statt-finden.

Günther Behrend

„St. Petersburg und die Deutschen“Studienreise nach St. Petersburg

vom 22. bis 28. August 2013

Das Kulturreferat am Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg, die Stiftung zur Förderung und Entwicklung der deutsch-russischen Be-ziehungen „Deutsch-Russisches Begegnungszentrum“ in St. Petersburg und das Reisebüro Russland Reisen Romanova laden Sie vom 22. bis 28. August 2013 zu einer Studienreise nach St. Petersburg ein. Deutsch-russi-

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OSTERODER ZEITUNG136

sche Begegnungen, der interkulturelle Austausch und die Geschichte der Deutschen in St. Petersburg stehen hierbei im Vordergrund.

Das wohl bekannteste Geschenk in der Geschichte der deutsch-russi-schen Beziehungen ist das mythen- und geheimnisumwobene Bernstein-zimmer. Im Auftrag des Preußenkönigs Friedrich I. von deutschen Hand-werksmeistern gefertigt, wurde das Bernsteinkabinett 1716 von seinem Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm I. als diplomatisches Instrument zur Festigung deutsch-russischer Freundschaftsbeziehungen genutzt und dem russischen Zaren Peter I. geschenkt. Fast zwei Jahrhunderte lang be-fand es sich im Katharinenpalast in Zarskoje Selo bei St. Petersburg. Wäh-rend der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde das Bernstein-zimmer nach Königsberg gebracht, wo es im Laufe des Krieges verloren ging. Über seinen Verbleib gibt es eine kaum noch überschaubare Fülle an Behauptungen und Spekulationen.

Auch wenn wir vermutlich das Geheimnis um das Bernsteinzimmer auf unserer Studienreise nicht lüften können, so werden wir doch seine Symbolik entschlüsseln und uns mit seinem Vermächtnis auseinander-setzen. Wir werden selbstverständlich dem Katharinenpalast in Puschkin

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137OSTERODER ZEITUNG

Einen neuen Start wagenMit großer Freude durfte ich bei meinen Besuchen in Osterode (und

anderen ostpreußischen Städten) erfahren, dass nicht nur das offizielle deutsch/polnische Verhältnis als konfliktfrei beurteilt wird, sondern dass auch auf der zwischenmenschlichen Ebene erfreuliche Fortschritte erzielt wurden.

Als Angehöriger der vor 1945 Geborenen (Jahrgang 1941) beschäftigt mich sehr der Gedanke, welche Signale wir den polnischen Nachbarn geben können, um unsere bewegte gemeinsame Geschichte ins Reine zu bringen. Es können nur kleine Schritte sein, die aber glaubwürdige Zei-chen für eine Partnerschaft zwischen der noch in der Heimat geborenen Generation und den jetzigen und zukünftigen polnischen Bewohnern set-zen.

(früher Zarskoje Selo) mit dem mit deutscher Hilfe 2003 originalgetreu rekonstruierten Bernsteinzimmer einen Besuch abstatten.

In St. Petersburg wird insbesondere das Deutsch-Russische Begeg-nungszentrum in der St. Petri Kirche Ausgangspunkt für das Knüpfen neuer Kontakte und für spannende Einblicke in die russisch-deutsche Ge-schichte sein. In fachkundigen Führungen durch die Stadt und ihre Um-gebung werden wir die Geschichte St. Petersburgs kennenlernen, in der Deutsche über lange Zeit eine besondere Rolle gespielt haben. Sie kamen als Adlige an den Zarenhof, wirkten als Kaufleute und Handwerker in der Stadt oder wurden als Kolonisten auf dem Lande angesiedelt. Die deut-schen Einflüsse, die oft nicht auf den ersten Blick zu entdecken sind, wer-den sichtbar gemacht. Wussten Sie, dass der Grundstein der Sammlung der Eremitage 225 Gemälde waren, die Katharina die Große bei einem Berliner Kaufmann 1764 erwarb? Auch die dunklen Kapitel der deutsch-russischen Beziehungen mit der Blockade Leningrads während des Zwei-ten Weltkriegs werden wir ausführlich thematisieren.

Freuen Sie sich auf spannende Besichtigungen, informative Vorträge, anregende Diskussionen und auf einzigartige kulturelle Veranstaltungen!

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OSTERODER ZEITUNG138

Hier in aller geborenen Kürze meine Vorstellungen:

• Ich schlage vor, die Beziehungen zwischen der Kreisgemeinschaft, der Stadt Ostróda und der deutschen Minderheit neu zu positionieren. So könnte z. B. eine gemeinsame Stiftung gegründet werden, in die z. B. Spenden, Schenkungen, Erbschaften, testamentarische Verfügungen fl ießen. Zinserlöse würden dann für kulturelle, jugendbezogene, sozi-ale und umweltfreundliche Projekte verwendet werden können.

Erfolgreiches Beispiel einer ähnlichen Stiftungsidee ist der National-fonds in Israel, der sich die Aufforstung von Wüstengebieten zum Ziel gesetzt hat.

• Anstelle einer Stiftung bietet sich auch die direkte Unterstützung bei kommunalen Aktivitäten an, die eine Stadtverschönerung zum Ziel ha-ben. So wäre es neben einer Baumbepfl anzung von zeichensetzender Bedeutung, die Innenstadt (aber auch Außenbezirke) mit Park-/Ru-hebänken attraktiv zu beleben. Die jeweiligen Spender erhalten (falls gewünscht) eine entsprechende Widmung direkt an der Parkbank.

Ähnliche Angebote gibt es bereits in einigen deutschen Kurorten/Parkanlagen. (Ich selbst konnte meiner Geburtsstadt Marienwerder/Kwidzyn eine Bank „spendieren“.)

Selbstverständlich müssten alle Maßnahmen mit den polnischen Part-nern koordiniert werden.

Ich würde mich freuen, wenn meine Ideen breitestmögliche Resonanz finden könnten. Alle weiteren Detailfragen wären Beratungspunkte der Kreisgemeinschaft.

Dietmar Wittesch, geboren 1941 in Marienwerder, getauft in Osterode

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139OSTERODER ZEITUNG

SuchanzeigenWer kannte Erich Ratzki? Er wurde geboren am 13. 11. 1900 in

Wormditt/Kreis Mohrungen, trat 1932 in die NSDAP ein, war von 1932–37 Kreisleiter in Allenstein, wurde 1935 Bürgermeister von Wartenburg und 1937 Bürgermeister von Osterode. Im gleichen Jahr änderte er sei-nen Namen in „Sanden“ um. Danach verliert sich seine Spur.

Hinweise erbeten an H.-P. Blasche, Lanker Straße 40, 40545 Düssel-dorf, Tel. 0211-17181290, [email protected].

SucherfolgBildunterschrift Folge 118, S. 13

Ergänzung zur Unter-schrift des Bildes mit den früheren Schülern des Gym-nasiums: Der fehlende Name lautet: Jürgen Stomprowski, Lübeck (besser Bad Schwar-tau).

Mitgeteilt vonIlse Conrad-Kowalski

Hintergrund: Im letzten Heft hatte der Schriftleiter bei den Namen der letzten Schüler aus deutscher Zeit (Steiner, Otzen, Gasser, ?) ein Fragezeichen gesetzt!

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OSTERODER ZEITUNG140

Kulturzentrum Ostpreußenim Deutschordensschloss Ellingen/Bay.

Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm 2013 Sonderausstellungen 15.12.2012–21.04.2013 Lötzen – die Perle Masurens 400 Jahre Stadtrechte27.04.–08.09.2013 Angekommen Die Integration der Vertriebenen in Deutschland (mit Begleitprogramm)05.05.2013 19. Sammler- und Tauschtreffen Postgeschichte und Philatelie12.05.2013 Internationaler Museumstag21.09.–08.12.2013 Fischers Fritz fischt … Fische und Fischfang von der Altmühl bis zum Kurischen Haff (mit Begleitprogramm)23./24.11.2013 18. Bunter Herbstmarkt

KabinettausstellungenJanuar–Juni 2013 Fotografiert um die Jahrhundertwende Hermann Ventzke unterwegs mit der PlattenkameraJuli–Dezember 2013 Stück für Stück Fotos von Lieblingsobjekten aus den Heimatsammlungen

Ausstellungen in Ost- und Westpreußen Dauerausstellungen inStuhm, Deutschordensschloss Geschichte der Stadt StuhmPr. Holland, Schloss Geschichte der Stadt Pr. HollandLyck, Wasserturm Lyck – die Hauptstadt MasurensRosenberg, Hist. Feuerwehrhaus Geschichte der Stadt RosenbergLötzen, Feste Boyen Lötzen – die Perle MasurensGoldap, Haus der Heimat Goldap – Tor zur Rominter HeideJohannisburg, Städt. Kulturhaus Geschichte der Stadt Johannisburg

Ganzjährig Dauerausstellung zur Geschichte und Kultur Ostpreußens im neuen Altvaterturm auf dem Wetzstein bei Lehesten, Thüringer Wald

Kulturzentrum Ostpreußen Schlossstraße 9, 91792 Ellingen/Bay.Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag 10–12 und 13–16 Uhr (Okt.–März) 10–12 und 13–17 Uhr (April–Sept.)Telefon 09141-8644-0 www.kulturzentrum-ostpreußen.deTelefax 09141-8644-14 info@kulturzentrum-ostpreußen.de

– Änderungen vorbehalten –

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141OSTERODER ZEITUNG

Ostpreußisches LandesmuseumAusstellungen 2012/2013

13.10.2012–01.04.2013 Rominter Heide – Wald der Sehnsucht einst und heute

01.12.2012–14.04.2013Glanz und Elend

Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum

13.04.–22.09.2013Könige im Kaiserwald

Die Kunst des Richard Friese

12.05.2013Internationaler Museumstag

18.05.–13.10.2013Das Erleben des Elementaren

Der Expressionist Karl Eulenstein

05.10.2013–19.01.2014Impressionen aus Masuren und Krakau

01.11.2013–03.11.2013Museumsmarkt

Tradition und Moderne

23.11.2013–30.03.2014„Zeichnen, Malen, Werkunterricht“

Prof. Karl Storch

– Änderungen vorbehalten –

Ritterstraße 10, 21335 LüneburgTel.: 04131 / 75 99 5-0, Fax 04131 / 75 99 5-11

Email: [email protected], www.ostpreussisches-landesmuseum.de

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OSTERODER ZEITUNG142

Organisation der Kreisgemeinschaft

Vorstand der Kreisgemeinschaft –Namen und Anschriften der Mitglieder

1. Prof. Dr. med. Edgar Steiner Vorsitzender und Kreisvertreter Friedrich-Hegel-Str. 18, 15230 Frankfurt/Oder, Tel.: 0335/539096

2. Gisela Schweda Stellvertretende Vorsitzende Winkelmannshof 26, 45891 Gelsenkirchen, Tel.: 0209/781664

3. Klaus Silz Schatzmeister Gropiusring 2, 22309 Hamburg, Tel.: 040/6308451

4. Hans-Jürgen Falke Im Luftfeld 53, 40849 Düsseldorf, Tel.: 0211/404829

5. Klaus Masuhr Im Anger 3, 56154 Boppard, Tel.: 06742/4451

6. Wieland Mücke Ackerbreite 12, 37520 Osterode am Harz, Tel.: 05522/318331

Redaktion der Osteroder Zeitung –Namen und Anschriften der Mitarbeiter

1. Klaus Masuhr, Schriftleiter (Anschrift s. oben)

2. Günther Behrendt Qualenriethe 9, 31535 Neustadt a. Rbge., Tel.: 05032/61614

3. Alfred Knafla Kapellenbrink 10A, 30880 Laatzen, Tel.: 0511/1872114

4. Stephan Olear Fuchshaller Weg 1a, 37520 Osterode am Harz, Tel.: 05522/955277

3. Prof. Dr. med. Edgar Steiner (Anschrift s. oben)

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143OSTERODER ZEITUNG

Geschäftsstelle und Heimatstubeder Kreisgemeinschaft

Anschrift: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V. Abgunst 1, 37520 Osterode am Harz Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz Tel.: 05522/919870, Fax: 05522/919870 E-Mail: [email protected]

Geschäftsführer: Stephan Olear

Geschäftszeiten: Dienstag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr

Beauftragter für die Heimatstube:Lothar Scherlin, Hochdahl A211, Sedentaler Str. 25–27,40699 Erkrath, Tel.: 02104/8333620

Die Ausstellungsräume der Heimatstube können jederzeit während der o. a. Geschäftszeiten der Geschäftsstelle besichtigt werden.

Konto der Kreisgemeinschaft:Postbank Hamburg, Konto-Nr. 301 366 204, BLZ 200 100 20 Für Überweisungen aus dem Ausland: Postbank Hamburg,IBAN DE 44 2001 0020 0301 3662 04 BIC PBNKDEFF

Präsentation im Internet:www.kreisgemeinschaft-osterode-ostpreussen.de

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OSTERODER ZEITUNG144

Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft

Bücher1. Chronik der Stadt Liebemühl 1800-1922, 156 Seiten, 1,– Euro

2. Bildband III – Osterode Ostpr. in alten Ansichten – Format A5, 186 Seiten, 170 Wiedergaben alter Aufnahmen, davon 45 farbig, 10,– Euro

3. Bildband IV – In alten Ansichten – Gilgenburg, Hohenstein, Liebemühl im Kreis Osterode Ostpr., Format A5, 175 Seiten, 170 Reproduktionen, davon 32 farbig, 10,– Euro

4. Geschichte des Amtes und der Stadt Hohenstein, Nachdruck von 1859, Format A5, 132 Seiten, 7,50 Euro

5. Sonderschrift „Städtepartnerschaft Hohenstein-Leipzig. 1915“, Format A5, 90 Seiten, 1,– Euro

Kreiskarte und Stadt-/Ortsplänea) Kreiskarte Osterode Ostpr. im Maßstab 1:100000, 9,– Euro

b) Stadtplan Osterode Ostpr., 4,– Euro

c) Stadtplan Hohenstein, 2,50 Euro

d) Stadtplan Liebemühl, 2,50 Euro e) Stadtplan Gilgenburg, 2,50 Euro

e) Ortspläne von allen Dörfern in der Größe DIN A4, 3,50 Euro

f) CD mit allen Ortsplänen der Gemeinden im ehem. Kreis Osterode Ost-pr. einschl. Einwohnerverzeichnissen und Kirchspielen (Stand. 1945), 20,– Euro

Bestellungenausschließlich bei der Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Telefon und Fax: 05522/919870.

Die oben angegebenen Preise zuzüglich Versandkosten von 2,50 Euro bei Büchern bzw. 1,50 Euro bei Kreiskarten und Plänen sind im Voraus auf das Konto der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen: Postbank Hamburg, Konto-Nr. 301 366 204, BLZ 200 100 20, zu überweisen.

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145OSTERODER ZEITUNG

Impressum

Herausgeber: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

Kreisvertreter: Prof. Dr. med. Edgar Steiner

Redaktion:

Klaus Masuhr, Schriftleiter: Koordinierung, Gestaltung und inhaltliche Gliede-rung, Zusammenstellung des Manuskripts; Heimatkunde – Geschichte – Kultur, Aus unserer Patenstadt Osterode am Harz, Inserate

Günther Behrendt: In unserem Heimatkreis damals (Erinnerungen – Erlebnis-se – Berichte), Ortstreffen und Schülertreffen, Mitteilungen und Suchanzeigen, Ortspläne

Alfred Knafla: Dokumentation und Verschiedenes

Stephan Olear: Familiennachrichten, Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft, Versand der Zeitung

Prof. Dr. med. Edgar Steiner: Berichte über die aktuellen Vorgänge in der Kreis-gemeinschaft (insbesondere Kreistreffen), Termine der Heimattreffen, Organisa-tion der Kreisgemeinschaft, In unserem Heimatkreis heute (Informationen – Im-pressionen – Reiseerlebnisse), Ehrungen – Gedenken – Buchbesprechungen

Bitte senden Sie Ihre Beiträge unmittelbar an die zuständigen Mitarbeiter!

Bestellungen, Abbestellungen, Adressenänderungen: Geschäftsstelle der Kreis-gemeinschaft Osterode Ostpr. e.V., Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Te-lefon und Fax: 05522/919870

Druck: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, 26789 Leer/Ostfriesland

Auflage: 4.200

Erscheinungsweise: Zwei Folgen jährlich, im Mai und im Dezember

Einsendeschluss: 1. Februar und 1. September

Jeder Verfasser ist für seinen Beitrag verantwortlich. Namentlich gekennzeichne-te Beiträge geben nicht in jedem Fall die Auffassung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich bei allen eingesandten Manuskrip-ten das Recht vor, Kürzungen und sinnvolle Änderungen ohne Rückfrage vorzu-nehmen sowie den zeitlichen Abdruck der Beiträge zu bestimmen. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Kreisvertreters.

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OSTERODER ZEITUNG146

Aus der KreisgemeinschaftEinladung zur MitgliederversammlungAm 21. September 2013 um 14.00 Uhr findet in der Stadthalle, Restau-

rant „da capo“, in Osterode am Harz unsere diesjährige Mitgliederver-sammlung statt.

Die Tagesordnung lautet wie folgt:

1. Eröffnung 2. Genehmigung der Niederschrift über die Mitgliederversammlung am

15. September 2012 in Osterode/Ostróda 3. Entgegennahme des Jahresberichtes des Kreisvertreters 4. Entgegennahme der Jahresrechnung 2012 5. Bericht der Rechnungsprüfer 6. Genehmigung des Jahresberichts des Kreisvertreters und der Jahres-

rechnung 7. Erteilung der Entlastung des Vorstandes 8. Neuwahl eines Vorstandsmitgliedes 9. Satzungsänderung (§ 11 „Aufl ösung des Vereins, Absatz 3)10. Ernennung von Ehrenmitgliedern11. Verschiedenes

Ich bitte um zahlreiches und rechtzeitiges Erscheinen.

Mit freundlichen GrüßenProf. Dr. Edgar Steiner

Vorsitzender (Kreisvertreter)

Die Neufassung des Textes der Satzungsänderung wird mit der Ein-ladung in der „Preußischen Allgemeinen Zeitung. Das Ostpreußenblatt“ bekanntgegeben.

Regionalreffen der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.in Hamm-Westtünnen (S. Heft 118, S. 4) am 26. Mai 2013

Kleines Ostpreußentreffen NRWauf Schoß Burg am 14. Juli 2013

Ostpreußentreffen Mecklenburg-Vorpommernin Neubrandenburg am 5. Oktober 2013

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147OSTERODER ZEITUNG

JanuszTycner

Ergänzend zum Beitrag des polnischen Historikers „Polnische Sprache, preußische Gesinnung“ drucken wir mit Erlaubnis des Verlags der Zeitschrift DAMALS auch das abschließende Schaubild

Uns liegt ein Aufsatz des polnischen Historikers Dr. Wiesław Skrobot vor, der auch der Beauftragte für die Osteroder Museen ist:

„Gymnasialsammlung OsterodePoczatki muzealnictwa ostródzkiego“

Auf der Grundlage deutscher Veröffentlichungen von 1929 bis 1987 entwickelt der Autor die Geschichte der Gymnasialsammlung von den Anfängen 1883 mit Prof. Emil Schnippel (abgebildet) bis 1945, mit Bildern des alten und neueren Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums, des Katalogs von 1912, dem Hünengrab von 1934 auf dem Gelände des Gymnasiums und den verdienstvollen Beteiligten Dr. Kurt Cybulla, Dr. Friedrich Baumhau-er und Franz Migge.

Der Artikel wurde 2009 in polnischer Sprache in „Okolice Ostródy“ gedruckt und müsste für uns übersetzt werden.

Klaus Masuhr

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OSTERODER ZEITUNG148

Villa Wirth in Osterode

Der Bismarckturm. Beide Gemälde von

Ala Pisarska

Und in Nr. 120 das Titelbild von ihr: Osterode!?

Ala Pisarska, Jahrgang 1947, lebt und wirkt seit 1973 in Osterode/Ostróda, hat als Pädagogin an ver-schiedenen Orten und in verschiedenen Positionen gearbeitet. Sie schreibt Ro-mane, Gedichte, Geschich-ten für Kinder, malt und zeichnet. Sie ist Mitglied im Verein der Hobbymaler in Osterode/Ostróda sowie im Verein der Autoren von Ermland und Masuren.

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Boote am SeeAquarell: Wanda Rakowicz

Abend am SeeAcrylzeichnung: Ala Pisarska

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Störche am DrewenzseeAquarell: Wanda Rakowicz