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Folge 122 Osterode am Harz, Dezember 2014 Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V. Stadtkirche von Liebemühl, gemalt von Inge Steinmeyer, geb. Mierau, fotografiert von Harry Zillgith, der das Bild besitzt.

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Folge 122 Osterode am Harz, Dezember 2014

Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V.

Stadtkirche von Liebemühl,gemalt von Inge Steinmeyer, geb. Mierau,

fotografiert von Harry Zillgith, der das Bild besitzt.

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Altar der evangelischen Kirche zu Gilgenburg. Foto: Uwe Schweda

Eigentlich sollten hier weitere Bilder von Liebemühl erscheinen, aber die Verbindung ist abgerissen. Für die Folge 123 ist Gilgenburg als Titel vorgesehen. Wer Beiträge, Bilder oder Material zum Thema hat, sende es an den Schriftleiter. Vielleicht wiederholt sich dann der Glücksfall eines Gemäldes einer deutschen Künstlerin. Zu polnischen Malerinnen hat Gisela Schweda bereits Verbindungen aufgenommen.

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1OSTERODER ZEITUNG

Geistliches WortLiebe Leserin, lieber Leser der Osteroder Zeitung,ich könnte es wie in den letzten Jahren machen und mein Geistliches

Wort mit dem beginnen, was mich beim Schreiben gerade bewegt. Es ist Ende September, da muss mein Beitrag fertig sein für die Weihnachtsausga-be. Also: Ich könnte es wie in den letzten Jahren machen, es gibt so vieles, was mich und ganz sicher auch Sie bewegt und leider uns allen zu schaffen, ja Angst macht.

Aber ich will dieser Versuchung widerstehen und einmal all das aus-blenden, was Zeitungen, Radio- und Fernsehprogramme tagtäglich in un-sere Häuser bringen. Ich mache stattdessen einen Sprung nach vorne, es ist Dezember 2014, Weihnachten steht vor der Tür. Wir sind bei unseren Weihnachtsvorbereitungen und ich spekuliere jetzt ein wenig. Die meisten Leser dieser Zeilen gehören bestimmt zu den älteren Semestern (wenn Jün-gere dazu gehören, um so schöner). Doch als Senior oder Seniorin stehen mir meine Enkel, bei den „ganz Alten“ möglicherweise die Urenkel vor Augen, ihre Erwartungen, ihre stille Freude, dass nun bald Weihnachten ist. Vielleicht kann uns das anstecken, vielleicht kann uns der Blick in die erwartungsvollen Kinderaugen ablenken von unseren Sorgen, Ängsten und Nöten, die uns ganz gewiss auch in den Advents- und Weihnachtstagen bedrängen werden. Und es wird uns wieder bewusst werden, was Weih-nachten letztendlich bedeutet: Dass hier etwa geschehen ist, was wir mit unserem Verstand nicht fassen können. Gott ist in diese Welt gekommen, als Kind in der Krippe, in einem Winkel der damaligen Welt, unbeachtet von den Großen, von denen, die das Sagen hatten. Aber durch dieses Kind in der Krippe hat die Welt allem äußeren Anschein zum Trotz ein anderes Ge-sicht erhalten. Nicht Macht und Größe, auch nicht Terror und Gewalt, so bedrängend das alles auch sein mag, bestimmen letztendlich unser Leben, sondern Liebe und Verständnis füreinander.

Ich weiß, liebe Leserin, lieber Leser, dass die Weihnachtsbotschaft in un-serer Zeit immer mehr an Bedeutung verliert, dass immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren und den Sinn ihres Lebens anderswo suchen. Das ist schmerzlich. Lassen wir uns dadurch aber nicht beirren. Ich möchte uns allen Mut machen, am Gottvertrauen festzuhalten und wenn wir es verloren haben, einen Weg zu suchen, um dieses Gottvertrauen wieder zu gewinnen.

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und Gottes treues Geleit im Jahr 2015 wünscht Ihnen Ihr Pfarrer i. R. Werner Nabakowski

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OSTERODER ZEITUNG2

InhaltGeistliches Wort ................................................................................................ 1Mitteilungsblatt der deutschen Gesellschaften:Prof. Steiner Ehrenbürger ................................................................................. 4

Aus der Kreisgemeinschaft Der Vorstand informiert ................................................................................... 8Bilder vom Hauptkreistreffen Osterode am Harz .......................................... 12Meine Heimat Ostpreußen. Erinnerungen an ein geliebtes Land ................. 15Burghard Gieseler neuer stellvertretender Vorsitzender ............................... 20Bilder vom Regionaltreffen Hamm-Westtünnen ............................................ 21Bericht vom Deutschlandtreffen in Kassel ...................................................... 22Literaturhinweis des Schriftleiters ................................................................... 23Bärenfang und Heimatklang ............................................................................. 24Termine der Heimattreffen 2015 ...................................................................... 27Regionaltreffen in Hamm-Westtünnen am 15.5.2015 .................................... 28Hauptkreistreffen in Osterode am Harz am 19.9.2015 .................................. 29Heimattreffen Baarwiese, Altfi nken, Hirschberg u. Thomareinen ............... 30Dorftreffen Frögenau und Kaulbruch ............................................................. 31

Aus unserer Patenstadt/unserem Patenkreis 20 Jahre Partnerschaft, Grußwort des Ehrenbürgermeisters ......................... 34Osterode in Namibia (HarzKurier) ................................................................. 37Gedenkstein der vereinigten Landsmannschaften .......................................... 40

LeserbriefeLied „Mein Hohenstein“ .................................................................................. 41Gedenkstein in Wysoka Wies/Kernsdorf ........................................................ 42Oberländer Glücksnadel ................................................................................... 43Glücksnadel und Gilgenburg ........................................................................... 45

Heimatkunde – Geschichte – Kultur Konfessionen im Kreis Osterode – ein unerforschtes Gebiet ....................... 46Chronik der Stadt Liebemühl ........................................................................... 50Liebemühler Lied und „Kosebrumm“ ............................................................ 51Wandertafel und Karnitten ............................................................................... 52Von Taschkent und Göteborg. Familie Kerst aus Liebemühl ....................... 53Hohenstein und Mrongovius ........................................................................... 56Geschichte der höheren Lehranstalt in Hohenstein ....................................... 58Stalag Ib bei Hohenstein ................................................................................. 63Kriegserinnerungen von Dr. Wolfgang Kowalski (Fortsetzung) ................ 68

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Eine Stippvisite in Zarskoje-Selo (Dr. Werner Möllenkamp) ...................... 72Fruehboten der Brandtschen Ostpolitik (Prof. Armin Mruck) .................... 76

In unserem Heimatkreis damals: Erinnerungen und Erlebnisse Kleeblümchen .................................................................................................. 80Von Bienau nach Hoffeld (Fortsetzung) ....................................................... 82Flucht und Verschleppung .............................................................................. 91Das Erinnerungsfoto ....................................................................................... 95Bilder vom Kaiser-Wilhelm-Gymnasium ..................................................... 96

In unserem Heimatkreis heute: Informationen und ImpressionenOstpreußenreise 2012 ...................................................................................... 98Eindrücke einer Reise in die Heimat meines Vaters ..................................... 107Königsberg und Kurische Nehrung ............................................................... 112Ostpreußen lebt auch in Kanada .................................................................... 114

FamiliennachrichtenGeburtstage – Ehejubiläen – Todesfälle ......................................................... 116

Mitteilungen Busfahrt in den Heimatkreis ........................................................................... 131Bestattungen in Ostpreußen möglich ............................................................ 132

Suchanzeigen ........................................................................................................ 134

VeranstaltungshinweiseKulturstiftung Ellingen, OL Lüneburg ......................................................... 140

Aus der KunstszeneTraum eines Ritters (Ala Pisarska) ................................................................. 141Workshop in Osterode .................................................................................... 143Herbstbilder von Boz·ena Szpaczynska .......................................................... 144Hotel Rotes Schloss und Marian Mackiewicz ............................................... 145

Neue Bücher ......................................................................................................... 146

Organisation der Kreisgemeinschaft Vorstand der Kreisgemeinschaft –Namen und Anschriften der Mitglieder ........................................................ 149Redaktion der Osteroder Zeitung –Namen und Anschriften der Mitarbeiter ...................................................... 149Geschäftsstelle und Heimatstube ................................................................... 150Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft ...................................................... 151

Impressum ............................................................................................................. 152Fotos von Osterode und Buchwalde (Sylwia Pocałujko-Andrzejewska) .........U3

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OSTERODER ZEITUNG8

Der Vorstand informiert Liebe Landsleute, liebe Leser der Osteroder Zeitung in Nah und Fern,

ein geschichtsträchtiges Jahr neigt sich dem Ende zu: Vor 100 Jahren be-gann der 1. Weltkrieg, er forderte rund 17 Millionen Menschenleben; vor 75 Jahren der 2. Weltkrieg, der zwischen 60 und 70 Millionen Menschen das Leben kostete und die Ursache, der unmittelbare Anlass für Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten des früheren Deutschen Reiches war. Für uns als unmittelbar Betroffene von Flucht und Vertrei-bung sollten diese Ereignisse Mahnung und Verpflichtung sein, in unse-ren tagtäglichen Bemühungen für Völkerverständigung und Frieden in der Welt nicht nachzulassen. Seien wir uns dessen stets bewusst und handeln wir danach, wir befinden uns damit in vollem Einklang mit dem satzungs-gemäßen Auftrag unserer Kreisgemeinschaft. Wie notwendig ein solches Handeln gerade heute ist, das verdeutlichen uns die kriegerischen Ereig-nisse in der Welt, in Sonderheit das neuerliche Säbelrasseln und Wieder-aufflackern des Kalten Krieges in Europa.

In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren es die Pa-tenschaften der Kommunen mit den Vereinen der Heimatvertriebenen, so auch zwischen unserer Kreisgemeinschaft und dem Kreis und der Stadt Osterode am Harz, die es uns in schwieriger Zeit ermöglichten, in einem neuen Umland ein Stück der alten Heimat zu pflegen und zu bewahren. Diese Patenschaften bildeten einen wichtigen Baustein für die seit mehr als sechs Jahrzehnten errichtete Brücke für ein freies, friedliches und geeintes Europa, heute ergänzt durch die bestehenden kommunalen Partnerschaf-ten, wie die zwischen der Stadt und dem Landkreis Osterode am Harz und der Stadt und dem Landkreis Ostróda.

Diese Partnerschaften sind konkreter Ausdruck der sich schrittweise vollziehenden Einigung Europas, ein Prozess, in dem sich auch die Ziele und das Anliegen von Patenschaft und kommunaler Partnerschaft zu-nehmend annähern. Für manchen von uns mag die historische Tatsache, dass sich mit diesem Prozess die Ereignisse der Geschichte nicht mehr rückgängig machen lassen, noch sehr schmerzhaft sein. Doch jeder von uns sollte begreifen: Die Erkenntnis, dass wir nach der Wende 1989/90 unsere Heimat als einen Teil Europas zurück gewonnen haben, wird sich mit den Jahren zunehmend durchsetzen, denn das ist der alleinige friedli-che Weg zur Bewahrung und Gestaltung auch der Zukunft Ostpreußens. Alles andere wäre ein verhängnisvoller Irrweg. Und welche Gefahren ein

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solcher Irrweg in sich birgt, das zeigt die aktuelle politische Situation in Europa.

Unsere Kreisgemeinschaft besteht nunmehr bereits seit 1949/50 (die Angaben hierzu, wie sie auch in unserer Chronik wiederzufinden sind, sind widersprüchlich). Viele Heimattreffen hat es in den zurückliegenden Jahren gegeben, in Osterode am Harz und anderenorts. Groß war die Zahl der Teilnehmer in den Anfangsjahren, und heute? Betrachten wir die Zahl der annähernd 85 Teilnehmer am diesjährigen Hauptkreistreffen, so kann einem schon weh ums Herz werden. Früher sprachen wir von der Erleb-nisgeneration. Sie hat sich eingebracht und hierbei offensichtlich „aufge-braucht“. Heute wird für die Nachkommen der Begriff Bekennergenera-tion gebraucht, die das Erbe antreten, weitertragen und pflegen soll. Doch irgendwie scheint es schlecht um diese bestellt zu sein, wenn sich niemand findet, der bereit ist, das Erbe anzutreten. Grund genug, ernsthaft darüber nachzudenken und etwas zu verändern. Nicht nur der Vorstand befindet sich hier in der Pflicht, das muss Sache von uns allen sein.

Angesichts dieser Situation ist es mehr als verständlich, dass die Zu-kunft der Kreisgemeinschaft auch weiterhin im Mittelpunkt der Arbeit des Vorstandes und seiner Sitzungen am 14./15. August und 13. Septem-ber 2014 sowie der Beratung in der Mitgliederversammlung anlässlich des Hauptkreistreffens gestanden hat.

Die Mitgliederversammlung am 13. September 2014 bestätigte Vor-standsänderungen, genehmigte den Jahresbericht des Kreisvertreters und die Jahresrechnung 2013, erteilte dem Vorstand Entlastung und fasste ei-nen Beschluss über die Zusammenarbeit mit der Kreisgemeinschaft Moh-rungen.

Vorstandsänderungen machten sich notwendig, da Gisela Schweda am 25. August 2014 auf eigenen Wunsch das Amt als Stellvertreter des Vorsit-zenden niedergelegt hat. Bei einem Treffen am 4. September in Hannover ist es uns gelungen, Herrn Burghard Gieseler, der sich selbst für eine akti-ve Mitarbeit in der Kreisgemeinschaft angeboten hatte, als Nachfolger für dieses Amt zu gewinnen. Der Vorstand hat in seiner Sitzung am 13. Sep-tember 2014 Herrn Gieseler gemäß Satzung § 6 Absatz 1 für den Rest der Wahlperiode zum Nachfolger im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden berufen und die Mitgliederversammlung hat diese Berufung am gleichen Tag bestätigt. Burghard Gieseler wird unmittelbar im Anschluss an diesen Bericht des Vorstandes auf Seite 20 kurz vorgestellt. Auch das Amtsgericht Göttingen hat mit Schreiben vom 01.10.2014 diese Vorstandsänderungen

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bestätigt. In seiner Sitzung am 4./5. November 2014 hat der Vorstand die erforderlichen organisatorischen Festlegungen aus diesen Veränderungen im Geschäftsverteilungsplan beschlossen. Danach werden auch Gisela und Uwe Schweda weiterhin aktiv für die Kreisgemeinschaft durch die Wahrnehmung von Aufgaben bei der Organisation des Regionaltreffens in Hamm, in der Redaktion der Osteroder Zeitung sowie bei der Führung der Homepage und der Chronik tätig sein. Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir die anstehenden personellen Probleme in unserer Kreisgemein-schaft noch nicht gelöst haben, doch es ist unsere feste Absicht, alles zu tun, damit ihr Fortbestand über die aktuelle Wahlperiode bis 2016 hinaus gesichert bleibt. Wir wiederholen deshalb unsere bisherigen Appelle in der Osteroder Zeitung und auf den Heimattreffen, sich für eine Übernahme des Staffelstabes und eine Tätigkeit im Vorstand zur Verfügung zu stellen.

Die finanzielle Situation der Kreisgemeinschaft ist gegenwärtig stabil und sichert dieses Vorhaben. Für die Zukunft müssen wir jedoch dafür Sorge tragen, dass es keinen weiteren Rückgang der jährlichen Spenden gibt. Deshalb richten wir an Sie alle die herzliche und eindringliche Bitte, in Ihrer Spendenbereitschaft nicht nachzulassen und uns auch weiterhin finanziell zu unterstützen.

Ohne diese Spenden ist insbesondere die Herausgabe der Osteroder Zeitung als historischer Zeitzeuge und Sprachrohr der Kreisgemeinschaft gefährdet und wir gelängen damit in einen Teufelskreis. Die seit der Mit-gliederversammlung 2012 unter der Federführung des neuen Schriftleiters Klaus Masuhr erschienenen Folgen 118 bis 121 haben eine sehr positive Resonanz gefunden. Wir werden auch künftig alle kritischen Hinweise ihrerseits ernst nehmen und beachten, um das gute Niveau der Osteroder Zeitung zu halten. Sie sind aufgerufen, mit ihren Artikeln einen Beitrag hierzu zu leisten.

Ausführlich beschäftigte sich der Vorstand mit der Zukunft unserer Heimatstube und des Archivs. Nach der Bestätigung der in der Mitglie-derversammlung vom 21. September 2013 beschlossenen Änderung des § 11 der Satzung durch das Amtsgericht Göttingen steht nunmehr fest, dass bei Auflösung des Vereins unser Sammlungsbestand an die "Ostpreu-ßische Kulturstiftung" mit Sitz in Ansbach als Trägerin des Ostpreußi-schen Landesmuseums in Lüneburg und des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen fällt. Gegenwärtig beschäftigt uns in besonderem Maße die Durchführung einer ordnungsgemäßen Bestandsaufnahme des Samm-lungsbestandes der Kreisgemeinschaft in der Heimatstube und im Archiv.

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Sie ist sehr zeitaufwendig und arbeitsintensiv und erfordert zudem Sach-kenntnis. Wir stehen hierzu mit dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg in Kontakt, aber eine Unterstützung durch Landsleute mit ent-sprechender Erfahrung wäre für uns, und insbesondere für Hans-Jürgen Falke als Nachfolger des verstorbenen Lothar Scherlin, sehr hilfreich.

Nach wie vor stagniert leider immer noch die Aktualisierung der Home-page und der Chronik der Kreisgemeinschaft. Beides führt unverändert ein stiefmütterliches Dasein und ist Anlass für Unmut und berechtigte Kri-tik. Der Vorstand hat beschlossen, dieses leidliche Problem so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen und in Zukunft für eine ständige Ak-tualisierung, ein Update, zu sorgen. Unsere Bitte an Sie: Sollten Sie uns bei der Lösung dieser Aufgabe durch Ihre Hinweise, Vorschläge und, wenn es geht, durch eine aktive Mitarbeit helfen können, so lassen Sie es uns wissen.

Das Regionaltreffen in Hamm-Westtünnen am 15. Juni 2014 hat eine sehr positive Resonanz und allgemeine Zustimmung gefunden. Mit knapp 160 Teilnehmern läuft es zunehmend dem Hauptkreistreffen in Osterode am Harz den Rang ab. Wir kommen daher nicht umhin, die Durchführung von Heimattreffen in der Kreisgemeinschaft grundsätzlich zu überlegen und zu entscheiden, wie das künftig gehandhabt werden sollte. Auch hier ist Ihre Meinung gefragt.

Was die Zusammenarbeit mit der Kreisgemeinschaft Mohrungen an-betrifft, so hat die Mitgliederversammlung sich dem Beschluss des dorti-gen Kreistages angeschlossen, zur Zeit von einer Fusionierung zu einer „Arbeitsgemeinschaft Ostpreußisches Oberland (AG OO)“ Abstand zu nehmen und weiterhin den Gedankenaustausch und Kontakt für evtl. spä-tere Entscheidungen zu pflegen.

Liebe Landsleute und Leser der Osteroder Zeitung, der Vorstand wünscht Ihnen allen ein besinnliches, friedliches und gesegnetes Weih-nachtsfest und einen guten und beschwerdefreien Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2015. Wir danken ausdrücklich jedem unter Ihnen sehr herzlich, der in der Vergangenheit unsere Arbeit in der unterschied-lichsten Art und Weise unterstützt und damit zugleich seine Verbunden-heit mit unserer Kreisgemeinschaft sowie seine Treue zu unserer Heimat Ostpreußen bekundet hat. Wir benötigen diese Hilfe und Unterstützung auch in der Zukunft für den Fortbestand unserer Kreisgemeinschaft, denn es gibt eine Menge zu überlegen, zu entscheiden und zu tun. Packen wir es gemeinsam an.

Der Vorstand

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Prof. Steiner bei seiner Rede.

Die Besucher des Hauptkreistreffens 2014 in der Osteroder Stadthalle.

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Henryk Hoch, der Vorsitzende der deutschen Minderheit Ermland/Masuren

Der stellvertretende Bürgermeister der Patenstadt Osterode am Harz, Renz.

Die aufmerksamen Zuhörer in der Stadthalle Osterode.Text und Fotos: Klaus Masuhr

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Prof. Edgar Steiner, Ehrenbürger unserer Heimatstadt Osterode/Ostróda, erhält das preisgekrönte Gemälde „Oberländische Landschaft“, gemalt von der polnischen Künstlerin Ala Pisarska (s. Titelbilder Folge 120/121), besorgt und transportiert von Gisela Schweda, überreicht durch Waldemar Czichon und

fotografi ert von Klaus Masuhr.Genauer Bildtitel:Endlich Frühling in unserer Stadt!Wreszcie wiosna w naszym miescie!

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Meine Heimat OstpreußenErinnerungen an ein geliebtes Land

Auszug aus dem Unterhaltungsprogrammdes Schauspielers Herbert Tennigkeit zum Hauptkreistreffen

Was ist Ostpreußen? Ostpreußen, das ist: Samland, Ermland und Masuren Das Frische und das Kurische Haff Die Dünen und der Ostseestrand. Königsberg, Insterburg und Allenstein Kant, Herder, Sudermann Agnes Miegel und Käthe Kollwitz.

Ostpreußen, das ist:Gastfreundschaft und Treue Muttchen, Vattchen, Onkelchen und Tantchen Lorbaß und Marjellchen.

Ostpreußen, das ist: Tannenberg und Hindenburg Suleyken und Johkehnen Frauenburger Dom und Heiliglinde Bernstein und die Elche. Rositten, Nidden auf der Nehrung Trakehnen und seine Pferde Wogende Kornfelder, dunkle Wälder und kristallne Seen.

Ostpreußen, das ist: Copernicus und Lovis Corinth Simon Dach und Siegfried Lenz und Ännchen von Tharau, die mir gefällt. Schmackostern und Sonnenwendfeuer Schlittschuhlaufen und Eissegeln Schabbern und Plachandern.

Ostpreußen, das ist: Geburtsland und geliebte Heimat von Millionen Deutschen.(Autor unbekannt)

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Königsberger Speisekarte Ein jeder schwärmt auf seine Weise für eine ganz bestimmte Speise. Der eine findet Wiener Schnitzel als unerhörten Gaumenkitzel. Der zweite schwört auf Krautsalat und findet Rohkost delikat samt Gurken, Sellerrie, Tomaten. Der dritte mag gern Gänsebraten. Der Vierte fühlt sich pudelwohlbei Schweinebauch und Sauerkohl. Kurzum – der Menschheit Glück und Jammer liegt oftmals in der Speisekammer.Ich bleibe gleichfalls bei der Regel, denn meine Wiege stand am Pregel. Und wär Lukullus hier geboren, hätt er wie ich sein Herz verloren – an Königsberger Klops natürlich. Er fände es auch nicht genierlich, und würde darob gar nicht staunen, daß Fleck man kocht aus Rindskaldaunen. Denn dieser Fleck schmeckt gar nicht übel mit Mostrich, Majoran und Zwiebel. Doch fast so delikat wie Fleck sind graue Erbsen – fett mit Speck. Auch Spirgel auf Kartoffelbrei. und Sauerampfer – schön mit Ei!Dann Flinsen mit Farin bestreut, Schwarzsauer um die Weihnachtszeit. Und Pflaumenkeilchen – Bartsch mit Beeten gab es in Kalthof und Methgethen. Loblieder sang ein Jedermann auf das Königsberger Marzipan.

So stand es auf den Speisekarten in Julchenthal und Königsgarten. Und wer dies alles nicht geschmeckt, hat nie das Paradies entdeckt.

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17OSTERODER ZEITUNG

Lob der Heimat Du schöne Heimat, mein Ostreußenland, Wie arm ist der Mensch, der dich nicht gekannt! Das blanke Vieh und die wogenden Felder,Die wandernden Dünen, die träumenden WälderDie Schlösser und Burgen, den Bernsteinstrand, Die tausend Seen im Masurenland, Die Haffe, die Elche – ich muß es gestehn: Wer das nicht gesehn, hat gar nuscht gesehn!

Wie gut wurd bei uns doch gekocht und gebraten!Drum sind wir auch aller so kräftig geraten. Meist zweimal im Jahr wurd e Kuigel geschlacht. Und Bauchstick und Rauchwurst und Silz gemacht. Es gab Marzepan und Glums mit Schmand Und Fleck und Klops und noch so allerhand, Daß einer drei Tag noch de Lippen sich leck. Wer das nich geschmeckt, hat gar nuscht geschmeckt!

Wir aßen meist langsam und tranken meist schnell Schönbuscher DunkeI, Ponarther hell, Und zwischendurch, schnell abzubeißen, Als Magenwärmer e großem Weißen, E Tulpche Grog und als letztem Gang Noch Nikolaschka und Bärenfang. So haben wir alle Gebrechen kuriert.Wer das nich probiert, hat gar nuscht probiert!

Ei unsre Marjellchens erst! Stramm und rund, E bische drullig aber kerngesund Und gut gewachsen, groß, gerad, Und sieß wie Honig und Muschkebad. O ja, wie glücklich ist doch der Mann, Wo so e Frauche erobern kann, Denn unsre Marjellchens, daß ihr es mal wißt, Wer die nich geküßt, hat gar nich geküsst!

Alfred Lau

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OSTERODER ZEITUNG18

Zu HauseWas war Zuhause? Das war Uhleflucht beim Abendbrot, war der Duft von selbstgebackenem Brot, das waren Maßliebchen am Wegesrand, das war, wenn ich ging an des Vaters Hand.

Zuhause – das war Grützwurst mit viel Majoran, das waren Herzen aus Königsberger Marzipan, das waren Winter – streng und kalt, das waren Leberblümchen im Wald.

Zuhause – das waren Kornblumen im Ährenfeld,das war der Himmel – vom Blitz erhellt,das war Würfelzucker aus Großvaters Hand,das war Gurkensalat mit gelbem Schmand.

Zuhause – das war Schlittchefahren mit Schellengeläut, war Großmutters Stimme: „Sonntag is heut!" Das waren goldgelbe Kartoffelflinsen und, wenn jemand sagte: „Marjell, mußt nich plinsen!"

Zuhause – das war Heiligabend bei klirrendem Frost, war e Stundenlutscher, der e Dittche kost, das war Beerenpflücken im Wald, das war Tilsiter Käs – paar Wochen alt.

Zuhause –das war die warme Ofenbank,das war e Flasche Bärenfang,das war die Roggenmuhme im Feld,das war meine eigene kleine Welt –ja, das war meine Heimat, mein Zuhause.

Ingrid Koch

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Herbert Tennigkeit mit Günther Behrendt und Edgar Steiner.Fotos: Klaus Masuhr

Mit Ehren-BürgermeisterDernedde, Osterode

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OSTERODER ZEITUNG20

Burghard Gieselerneuer stellvertretender Vorsitzender

Burghard Gieseler wurde am 15. Februar 1960 als erster Sohn des Ver-waltungsgerichtsrates Volkmar Gieseler und seiner Ehefrau Ingeborg in Hannover geboren, wo er auch aufwuchs und das Abitur am altsprachli-chen Kaiser-Wilhelm-Gymnasium bestand.

Nach dem Wehrdienst studierte er die Fächer Latein, Griechisch und Geschichte in Tübingen, Hamburg und Göttingen. Diese drei Fächer un-terrichtet er auch heute als Studiendirektor am Albertus-Magnus-Gymna-sium in Friesoythe.

Zugleich ist er Fachberater für Griechisch und berät die Landesregie-rung und die Landesbehörden bei allen Fragen, die das Fach Griechisch betreffen.

Seit 2004 ist Burghard Gieseler Landesvorsitzender des Niedersächsi-schen Altphilologenverbandes mit ca. 1000 Mitgliedern. Dieses Amt wird er im März des nächsten Jahres niederlegen.

Burghard Gieseler ist verheiratet und hat zwei Kinder (Friederike: 13 Jahre und Justus: 9 Jahre).

Der familiäre Bezug zu Osterode kommt von seinem Vater, der auf dem Forstamt Taberbrück aufgewachsen ist und 1927 am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Osterode Ostpr. das Abitur abgelegt hat.

Der Vorstand

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

15. März 2015

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Bilder vom Regionaltreffen in Hamm-Westtünnenam 15. Juni 2014

Rede des Vorsitzen-den Prof. Steiner vor

144 Besuchern.

Fotos:Uwe Schweda

Die Organisatoren Waldemar Czichon und Frau Angelika, Hans-Jürgen Falke

und Gisela Schweda.

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OSTERODER ZEITUNG22

Teilnahme am Deutschlandtreffender Ostpreußen

am 17./18. Mai 2014 in KasselDie KGO war auch diesmal beim Gesamt-Ostpreußen-Treffen in Kas-

sel vertreten. Wir hatten einen Stand-Tisch, auf dem wir unsere Adresslis-ten der Landsleute mit den ehemaligen Heimatadressen und den aktuellen im Westen sowie Bücher und Orts-/Stadtpläne präsentierten.

Das Treffen war gut besucht, an beiden Tagen jeweils ca. 5000 Teilneh-mer, auch unser Stand wurde reichlich frequentiert.

Allen Besuchern unseres Standes wurden bei Bedarf entsprechende In-formationen vermittelt.

Das offizielle Treffen wurde am Samstag, 17. Mai 2014, durch den Spre-cher der LO, Herrn Stephan Grigat, unter dem Motto „Ostpreußen lebt“, „Ostpreußen hat Zukunft“ in der Rothenbachhalle eröffnet!

Die versammelten Besucher, ca. 4000–5000, des Treffens in der Rothen-bachhalle haben unter anderem die Verleihung des Ostpreußischen Kul-

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turpreises an Prof. Dr. Dr. h. c. Ingo von Münch und die Verleihung des Gierschke-Dornburg-Preises an Dr. Christian Tilitzki miterlebt!

Der Schauspieler Herbert Tennigkeit war auch aktiv in das Programm mit seinen Geschichten in ostpreußischer Mundart eingebunden.

Bevor der Sonntag, 18. Mai 2014, mit einer Großkundgebung begann, gab es vor dem Toreingang zum Messe-Gelände eine Demo. Die Polizei sorgte für Ruhe und ein baldiges Ende.

Nach Glockengeläut vom Königsberger Dom und Einmarsch der Fah-nenträger, stellvertretend für alle Bundesländer, hielt Dr. Wolfgang Thüne die Totenehrung.

Anschließend gab es Grußworte von Herrn Stephan Grigat sowie Fest-ansprache durch Herrn Prof. Dr. Arnulf Baring.

Den musikalischen Rahmen bildete das Ostpreußenlied sowie Änn-chen von Tharau, vorgetragen vom Bariton Christoph von Weitzel, das Blasorchester Cottbus e.V. und zum Schluss von allen Anwesenden gesun-gen die dritte Strophe des Deutschlandliedes.

Mit dem Ausmarsch der Fahnenträger ging der öffentliche Teil des Treffens zu Ende.

Als Schluss-Resümee bleibt festzuhalten „Kassel war eine Reise wert“, das Treffen war gut organisiert, ist harmonisch verlaufen, so dass es sicher allen Besuchern gut gefallen hat!

Waldemar Czichon

Literaturhinweis:

Bei der Korrektur-Durchsicht dieser OZ nutze ich den frei gebliebe-nen Raum für persönliche Ergänzungen zur Buchbesprechung S. 146/147 (Grimm/Mruck: Zwei deutsche Lebenswege). Habe es nach Fertigstellung der Zeitung im Urlaub auf Mallorca um den 9. November gelesen. 25 Jah-re vorher flog Armin Mruck spontan aus den USA nach Berlin und war noch vor mir am geöffneten Brandenburger Tor. Danach war er bei den amerikanischen Medien ein gefragter Mann. Er berichtet auch von seinen Reisen nach Ostpreußen, Europa und z. B. Japan. Hannelore Grimm war als DDR-Bürgerin lange auf dem Ostblock beschränkt. Sie kann Indivi-dualreisen ans Schwarze Meer und in den Kaukasus beschreiben und nach der Wende eine große organisierte USA-Reise. Mehr als eine anregende Ferienlektüre für weniger als 10 Euro! Der Schriftleiter

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Bärenfang und Heimatklang2000 Ostpreußen beim 19. Landestreffen

in Mecklenburg-VorpommernRostock – Weithin sichtbar grüßten große Ostpreußenfahnen vor der

Stadthalle die 2000 Besucher des 19. Landestreffens der Ostpreußen am 27. September 2014. Diese landesweite Veranstaltung findet seit 1996 im jähr-lichen Wechsel auch in Schwerin und Neubrandenburg statt – in Rostock nun zum siebten Mal. Die Organisatoren hatten kräftig eingeladen und al-les gut vorbereitet. 40 Helfer aus Anklam, Rostock und Neubrandenburg sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Mit Bussen reisten wieder ganze Heimatgruppen an, viele Autos reihten sich auf den Parkplätzen, einige sogar aus Hamburg, Kiel, Leipzig, Köln und Stuttgart. So füllte sich die große Stadthalle bis zum letzten Platz und hinauf zu den Rängen. Ganz selbstverständlich strebten die Besucher ihren Tischen zu, die jeweils mit großen Tafeln aller 40 ostpreußischen Heimatkreise ausgeschildert waren – von Memel bis Neidenburg, von Elbing bis Goldap. Dazu lagen Be-sucherlisten aus, die das Auffinden anhand der Eintragungen erleichter-ten. Die weiteste Anreise mit 85 Jahren hatte Gerhard Weiss aus Swakop-mund/Namibia, der bis 1948 bei Laukischken/Kreis Labiau lebte. Wie er nahmen 300 Gäste erstmals an diesem Landestreffen teil. Radio M-V und das NRD-Nordmagazin sendeten jeweils kurze Berichte.

Zum Auftakt intonierte das Blasorchester der Hansestadt Rostock ei-nen Festmarsch. Sichtlich erfreut über die vielen Besucher eröffnete Lan-desvorsitzender Manfred Schukat das nunmehr 19. Landestreffen. Er hieß alle Teilnehmer und Ehrengäste herzlich willkommen, darunter fast 100 Landsleute aus allen drei Teilen Ostpreußens. Unter preußischen Marsch-klängen und mit stehendem Applaus begrüßt, zogen 66 Heimatfahnen fei-erlich in die Halle ein, fast alles Geschenke der polnischen, russischen und litauischen Verwaltungen in Ostpreußen, welche die alten deutschen Wap-pen wieder verwenden. Das geistliche Wort sprach Propst Gerd Pank nin vom Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis über das „Dennoch des Glaubens“ (Psalm 73, 23). Er erinnerte an eine alte Ostpreußin, die aus dem Vertrauen zu Gott bis zuletzt ihre Kraft und Hoffnung schöpfte. So kann man sogar seinen Feinden vergeben und ist offen für Neues. Zum Vaterunser und Totengedenken, begleitet vom Orchestersatz „Ich bete an die Macht der Liebe“, erhoben sich die Teilnehmer und stimmten gemein-sam in das Ostpreußenlied ein. – Ein Bundessprecher der Ostpreußen,

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Stephan Grigat, erlebte zum dritten Mal ein Landestreffen in Mecklen-burg-Vorpommern mit. Auch er freute sich über den hervorragenden Be-such und sparte nicht mit Anerkennung. In seiner Festrede rief Stephan Grigat die Ostpreußen auf, der Heimat treu zu bleiben und ihr Wissen an Kinder und Enkel weiterzugeben, denn nur so hat Ostpreußen Zukunft. Es folgten offizielle Grußworte von Peter Stein MdB sowie Torsten Renz MdL, der seinen Vater aus Ortelsburg mitgebracht hatte. Beide Politiker lobten das Treffen und die Verständigungsarbeit der Ostpreußen. Justiz-ministerin Uta-Maria Kuder hatte als Schirmherrin das Landestreffen ge-fördert, ihre Grüße überbrachte MR Ulrich Hojczyk aus Schwerin. Dr. Fred Mrotzek von der Universität Rostock trug seinen Protest gegen die Ilja-Ehrenburg-Straße vor, die in Rostock immer noch den Namen dieses sowjetischen Hasspropagandisten trägt. An die friedliche Wende vor 25 Jahren, ohne die es solche Treffen nicht gäbe, erinnerten Heinrich Hoch und Barbara Ruz·ewicz vom deutschen Dachverband in Ermland und Ma-suren. Herzliche Dankesworte der Memelländer fand Magdalena Piklaps. Von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge gab es eine Auszeichnung, weil die Ostpreußen aus M-V dieses Jahr wieder 30 Kriegsgräberstätten im Osten besuchten. Der Volksbund sammelte 1600 Euro Spenden ein. An seinem Info-Stand erfuhr z. B. Siegfried Laszus aus Barth endlich, wo das Grab seines Vaters ist. Den Reigen der Grußworte beschloss in unver-fälschtem Ostpreußisch Paul Gollan aus Bischofsburg. Er bewirtschaftet dort noch den elterlichen Hof und hat 1991 den ersten deutschen Verein in Ermland-Masuren gegründet. Alle Referenten erhielten ostpreußische Präsente und viel Beifall. Die gemeinsam gesungene Nationalhymne und ein Konzert des Blasorchesters beendeten die Feierstunde.

Noch am Vormittag eröffnete der russische Kant-Chor Gumbinnen in festlichen Kostümen das ostpreußische Kulturprogramm mit deutschen und russischen Chorälen. Die Gastronomie der Halle war für die Mittagspause gut gerüstet; die Königsberger Klopse waren schmackhaft und preiswert. Dicht umlagert wurden auch die Anklamer Verkaufsstände mit Heimatbü-chern und Landkarten. 6000 kleine und 300 große Flaschen Bärenfang wur-den umgesetzt und damit ein Teil der Unkosten bestritten. Den Nachmittag moderierte Heimatsänger Bernstein. Erstmals trat das Mecklenburg-Pom-meraner Folkloreensemble Ribnitz-Damgarten bei den Ostpreußen auf. 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene begeisterten die Besucher eine Stunde lang mit den schönsten Volkstänzen der Region. Aber auch die deutschen Vereine aus Ostpreußen hatten kurze Programme einstudiert. Mit Chorlie-dern und dem Gumbinner Tanz grüßten die Landsleute aus Heydekrug und

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Memel, Lötzen und Heilsberg. Viel Applaus erhielt auch die Tanzgruppe SAGA aus Bartenstein in ihren ostpreußischen Trachten. Zuletzt brachte der Shanty-Chor „De Klaashahns“ aus Rostock die Stimmung zum Überlaufen. Zu den schönsten Liedern von Heimat und Meer bildete sich eine endlo-se Polonaise durch den Saal, der sich spontan viele begeisterte Landsleute anschlossen. Die meisten Besucher blieben daher bis zum großen Finale. Sämtliche Mitwirkenden auf der mit leuchtenden Sonnenblumen üppig ge-schmückten Bühne stimmten noch einmal gemeinsam mit den Gästen das Ostpreußenlied an und reichten sich zum Zeichen der Verbundenheit die Hände. Manfred Schukat dankte allen fleißigen Helfern und lud die Ost-preußen zum 20. Landestreffen in die Kongresshalle Schwerin am 26. Sep-tember 2015 ein. Für das nächste Jahr sind auch wieder zahlreiche Heimat-treffen geplant. So ging ein Tag zu Ende, der den Ostpreußen viel gegeben hat: Große Wiedersehensfreude, neue Kontakte und viele Anregungen. Mes-sen und zählen lässt sich das sicher nicht – es war einfach wieder nur schön.

Friedrich Schülke, SchriftführerLandsmannschaft Ostpreußen e.V., Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern

Hirtenstraße 7a, 17389 Anklam, Tel. 03971/245688

Die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V. dankt allen,die die Kreisgemeinschaft durch eine Spende finanziell

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Aus der Kreisgemeinschaft

Termine der Heimattreffen 2015

Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

in Osterode am Harz, Stadthalle am Sonnabend, 19. September 2015.

Das Programm ist auf Seite 29 abgedruckt.

Regionaltreffen der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

in Hamm-Westtünnenam Sonntag, 17. Mai 2015, Von-Thünen-Halle

(Vereinsheim des Schützenvereins Westtünnen 1893 e.V.),Hubert-Westermeier-Straße 1.

Das Programm ist auf Seite 28 abgedruckt.

Hinweise für die Anfahrt:Mit der Bahn: Vom Bahnhof Hamm (Westf.) Busverbindung mit der Linie 30 bis zur Haltestelle Von-Thünen-Halle. Der Bus verkehrt am

Sonntag stündlich ab 9.27 Uhr. Mit dem Auto auf der A2: Abfahrt an der Anschlussstelle Hamm/Werl; auf der Werler Straße in Richtung Hamm bis zur Dr.-Loeb-Caldendorf-

Straße, auf dieser Straße bis zur Hubert-Westermeier-Straße.

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OSTERODER ZEITUNG28

Regionaltreffen in Hamm-Westtünnenam 17. Mai 2015

P r o g r a m m

10.00 Uhr Saalöffnung für alle Teilnehmer

12.00 Uhr Eröffnung/Begrüßung

Gemeinsames Singen des Ostpreußenliedes

Totenehrung – Musik „Ich hatt´ einen Kameraden“

Bericht des Kreisvertreters Gemeinsames Singen „Mein liebes Osterode“

Grußworte

Gemeinsames Singen der Nationalhymne

Schlussworte des Kreisvertreters

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29OSTERODER ZEITUNG

Hauptkreistreffen in Osterode am Harzam 19. September 2015

P r o g r a m m

09.30 Uhr Saalöffnung für alle Teilnehmer Stadthalle

10.00 Uhr Mitgliederversammlung Stadthalle Garderobenkeller

12.00 Uhr Eröffnung des Heimattreffens – Glockengeläut aus der heimatlichen Kirche in Osterode/Ostpreußen – Gemeinsames Singen „Lobe den Herren“*) – Begrüßung durch den Kreisvertreter – Totenehrung – Musik: „Ich hatt‘ einen Kameraden“ – Gemeinsames Singen: „Mein liebes Osterode“*) – Grußworte der Gäste – Bericht des Kreisvertreters – Gemeinsames Singen des Ostpreußenliedes*) – Gemeinsames Singen der Nationalhymne*)

14.00 Uhr/ Unterhaltungsprogramm Stadthalle16.00 Uhr

16.00 Uhr/ Abschluss des Hauptkreistreffens Stadthalle18.00 Uhr Schlussworte des Kreisvertreters

*) Liedertexte befinden sich auf den Tischen. Musikalische Begleitung Lm. G. Behrendt.

Es besteht die Möglichkeit zur Besichtigung der Geschäftsstelle und der Heimatstube der Kreisgemeinschaft im Haus Abgunst I (Nähe Pension Börgener) nach Vereinbarung.Oder: Öffnungszeiten für diese Besichtigungen: Sonnabend, 19. September 2015 von 10 bis 12 Uhr.

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OSTERODER ZEITUNG30

Heimattreffen der ostpreußischenHeimatfreunde aus Baarwiese, Altfinken,

Hirschberg und ThomareinenDie Planung unseres diesjährigen Dorftreffens in Dierhagen gestaltete

sich schwierig. Unser langjähriger Austragungsort „Haus am See“ stand uns nicht mehr zur Verfügung. Diese Situation konnte aber kurzfristig gelöst werden: Es fand sich in Dierhagen eine sehr schöne Pension mit Gaststätte. Dieser Standortwechsel tat der Beteiligung am Treffen jedoch keinen Abbruch.

Wie gewohnt trafen die Heimatfreunde aus Nah und Fern bei herrli-chem Sonnenschein pünktlich am neuen Standort ein. Die Wiedersehens-freude war nach einjähriger Pause groß.

Die Wirtin, Frau Springer, begrüßte uns herzlich mit gedecktem Kaf-feetisch und mit einem reichlichen Kuchenbuffet. Den frisch gebackenen Kuchen ließen sich alle gut schmecken und es wurde fleißig geplaudert.

Dorftreffen der Heimatfreunde aus Ostpreußen in Dierhagen/Zingst am 3. Mai 2014. Foto: Viegas

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Nach der langen Wiedersehenspause gab es viel zu erzählen. Einige Hei-matfreunde hatten die geliebte Heimat im Laufe des Jahres besucht. Sie wussten viel Neues und Positives zu berichten. Auch wurde an die Ver-gangenheit erinnert. Immer wieder kamen Schicksale und Ereignisse von der Flucht aus der Heimat ins Gespräch. Die Zuschauer stellten oft Paral-lelen zu ihren eigenen Erlebnissen fest.

Die Zeit verging viel zu schnell. Man nahm Abschied mit dem festen Vorsatz, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.

Also, liebe Heimatfreunde, wir sehen uns wieder

am 9. Mai 2015, 14 Uhr, im Gasthof & Pension Stocker,Neue Straße 6, 18347 Ostseebad Dierhagen,

Tel. 038226/508-0, Fax 038226/508-40.

Übernachtungen können unter o. a. Anschrift bzw. Telefon/Fax ge-bucht werden. Interessierte Heimatfreunde sind herzlich willkommen!

Ingrid Viegas, Hofzeichendamm 9, 13125 Berlin

Dorftreffen Frögenau und KaulbruchZuhause ist …

wo Erinnerungen geboren werden,Wo das Leben tanzen lernt.

Wo immer ein Lächeln auf Dich wartet.

Ende April 2014 zog es uns wieder in unser schönes gastliches Hotel – Haus Große Kettler – nach Bad Laer. Durch Krankheit und anderer fami-liärer Verpflichtung war unser Kreis dieses Jahr etwas kleiner geworden. Jedoch hoffen wir, dass wir uns im nächsten Jahr wieder in größerer An-zahl begrüßen können. Die Stunden vergingen für uns alle viel zu schnell; es gab viel zu erzählen und es wurden immer wieder neue Erinnerungen wach. Unsere Herma Deland spendete im Gedenken an ihren Paul einen gelagerten Bärenfang (im masurischen Brimselek). Elke Schuster und Ge-org Ulrich liefen mit ihrem vorgetragenen Sketch wieder zur Höchstform auf und machten uns allen viel Freude. Wie auch bei vielen vergangenen Treffen hat Elke Schuster auch diesmal keine Mühe gescheut und mit ihrer netten und freundlichen Art dazu beigetragen, dass uns diese Stunden lan-ge in Erinnerung bleiben werden.

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Der Höhepunkt war die Überreichung der Ehrenurkunde an Elke Schuster (vorne rechts mit Dirndl im Bild) für ihre langjährige Treue zur Kreisgemeinschaft und ihr Bekenntnis zur Heimat Ostpreußen. Die Ur-kunde mit einem Blumenstrauß überreichte Waldemar Czichon, Schatz-meister im Vorstand der Kreisgemeinschaft Osterode. Als Gratulanten schlossen wir uns alle an.

Ein Wiedersehen mit Gottes Hilfe für das 24. Treffen ist am Wochen-ende vom 17. bis 19. April 2015 wieder in Bad Laer – Haus Große Kettler.

Dazu Rückfragen und Informationen bei Elke Schuster, Tel. 06251/65679, und Werner Ehmke, Tel. 05624/6416.

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

15. März 2015

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Aus unserer Patenstadt/unserem Patenkreis

Bierbörse international mit viel Trubel in Osterode am Harz! Vor der Stadthalle ist es noch sehr ruhig am Tage unseres Hauptkreistreffens vom 13. bis 14. September 2014.

Fotos: Klaus Masuhr

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Grußwort20 Jahre Partnerschaft Ostróda–Osterode am HarzMeine Herren Bürgermeister,liebe Gäste aus Ostróda und Armentières,meine Damen und Herren,

auch ich bin als eine der ersten Kontaktpersonen in dieser Zeit gebeten worden, über persönliche Begegnungen zu berichten, dies tue ich gern!

Nachdem 1985 noch ein Besuch unseres damaligen Bürgermeisters Siegfried Wendlandt vor den verschlossenen Türen des Rathauses in Ostróda endete, waren wir 1992 willkommen. Die politischen Verände-rungen in Europa hatten dies auch als Folge der Demokratisierung in Polen möglich gemacht.

Schon bei unseren ersten Begegnungen im Mai 1992 spürte ich bei un-seren Gastgebern eine unerwartete Offenheit, Gastfreundschaft und Ver-trauen. Wir erfuhren viel über die „polnische Seele“ und ihre Erwar-tungen an uns.

Erstaunlich war für mich, dass viele Menschen schon damals mehre-re Tätigkeiten ausüben mussten, um wirtschaftlich überleben zu können. Dies betraf zum Beispiel auch Lehrer und Offiziere gleichermaßen.

Unvorstellbar für mich der Offizier, der gleichzeitig Eishersteller ist. Unerwartet für mich war auch die Einladung auf das Freizeitgelände der polnischen Armee und zu einem Vergleichsschießen mit Pistolen. Ich glaube, von uns traf nur Frank Seeringer, ansonsten staubte es auf dem angrenzenden Feld, der riesige Findling als Ziel blieb durch uns unver-sehrt. Erstaunlich war der Wunsch der Militärs, vor dem Hintergrund der Entwicklungen in der alten Sowjetunion, lieber gestern als morgen Mitglied der Nato zu werden. Nach den jüngsten Entwicklungen in der Ukraine kann ich den Wunsch heute erst verstehen.

Schon vor Beginn der offiziellen Partnerschaft „tanzte die Partner-schaft“.

Anlässlich der 30-jährigen Partnerschaft zu Armentières / 20 Jahre Stadthalle tanzten und sangen die Folkloregruppen Les Jouveignes aus Armentières und Ostrodzianie aus Ostróda – auch hier im Ratssaal. Die Folge: Viel Freude, Völkerverständigung in bestem Sinn und eine gerisse-ne Bürgermeisterkette.

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Bei unzähligen Begegnungen und Gesprächen im Verlauf meiner Be-suche in Ostróda haben wir gegenseitige Vorurteile und Ängste immer weiter abbauen können. So auch bei einem Besuch, bei dem auch Michael Paetzold anwesend war.

In presseüblicher Hektik ließ er mitten in der Stadt auf einem frei zugänglichen Mauerrest des alten Schlosses seine wertvolle Kamera samt Notizblock liegen. Zwei Stunden später, 10 km entfernt, stellte er in Stare Jablonki den Verlust fest. Der Hotelinhaber organisierte die Rückfahrt, um zu suchen. Die Kamera liegt unversehrt auf der Mauer. Zum Hauptkreistreffen 2000 in Osterode am Harz waren auch die Bür-germeister der Gemeinden des neuen Landkreises Ostróda eingeladen. Sie zum Heimatabend der Kreisgemeinschaft zu bitten, traute man sich noch nicht. Also trafen wir uns zu einem fröhlichen Abend am Kastani-enring. Dabei auch Herr von Stein-Kaminski für die Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen. Der Marillenbrand aus der Steiermark mundete als „Berg-Wodka“.

Sagenhaft die Gastfreundschaft in Polen: Essen und Trinken in allen landesüblichen Variationen und zu allen Zeiten. So erlebten wir auch einen Grillabend mit anschließenden Ritterspielen, danach zur Stärkung einfach mal ein Spanferkel. Dies konnte ein normaler Magen nur mit Wodka und Saft vertragen.

Beliebt bei Gastgebern und Gästen auch die Abende an einem idyllisch gelegenen See beim Schlosshotel Karnity nahe Liebemühl. Dort wollten unsere Gastgeber mit uns deutsche Volkslieder singen. Sie sangen mit In-brunst – wir kannten keine Texte!

Bei einem privaten Besuch bei der Familie des ehemaligen Bürgermeis-ters Babalski hieß es: Wir gehen angeln! Das Ergebnis waren: Deutlich mehr geangelte Forellen am Haken als wir verzehren konnten und ein auf den Hund gekommener Bürgermeister, denn Familie Babalski hatte sich in einen an den Teichen lebenden Hund verliebt und ihn gekauft.

Bootsfahrten auf dem Drewenz-See können stürmisch sein. Es soll ein Ratsmitglied aus Osterode geben, welches noch heute seine Brille auf dem Seegrund vermutet.

Nach einem anstrengenden Besuchstag kehrten wir bei anderer Gele-genheit in unser Hotel zurück. Die Gastgeber einer großen Hochzeitsfeier entdeckten uns, plötzlich waren wir Ehrengäste, an Schlaf war nicht mehr zu denken.

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Die Reihe der Erlebnisse ließe sich durchaus fortsetzen, aber unsere Besuche waren natürlich auch damit verbunden, die Lebens- und Ar-beitsbedingungen zu erkunden. Betriebsbesuche, Besuche in öffentli-chen Einrichtungen standen immer auf dem Programm. Die Fleischfa-brik, das Waggonwerk, die Yachtfabrikation, die höchsten Ansprüchen genügt, oder Geflügelschlachtbetriebe zum Beispiel. So konnten wir auch die enormen Entwicklungen und positiven Veränderungen im-mer wieder feststellen.

Ein besonders positives Ergebnis hatte ein Besuch bei der Polizei in ihrem Neubau. Ich erhielt zur Erinnerung ein Wappen. Nach einer Ge-schwindigkeitskontrolle erblickte der Polizist das Wappen auf der Ablage. Wir konnten ohne Strafe weiterfahren!

Abschließend möchte ich feststellen, dass die auch von unserem dama-ligen Stadtdirektor Enno Mönnich nachdrücklich unterstützte Entschei-dung unseres Rates, die Partnerschaft einzugehen, genau richtig war. Sie zu bewahren und weiterzuentwickeln, ist eine bleibende Verpflichtung.

Städtepartnerschaften, auch unsere zu Ostróda und Armentières, ha-ben die Menschen in Europa einander näher gebracht, haben Vorurteile abgebaut und Verständnis für einander geweckt.

Begegnungen von Menschen aller Altersschichten, aus allen euro-päischen Nationen, sind auch zukünftig notwendig. Sie zu fördern, muss auch zukünftig eine unverzichtbare Aufgabe des gesamten Rates sein. Hass, Streit und Krieg sind menschenverachtend!

Unsere gemeinsame Zukunft liegt in Europa – frei, geeint, solida-risch und weltoffen – allen egoistischen politischen Parolen zum Trotz.

Exotische Reiseziele mögen erstrebenswert sein, aber unsere Liebe muss unserem Europa mit allen seinen Stärken und Schwächen gelten.

Es lebe die Partnerschaft in unseren drei Städten Ostróda, Armentières und Osterode!

Osterode am Harz, 19. Juli 2014Wolfgang Dernedde, Ehrenbürgermeister

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Sensation im HarzKurierLeserin entdeckt den Namen unserer Paten-stadt in Süd-West-Afri-ka und mailt das Foto an ihre Zeitung.

übermittelt vonWieland Mücke,Osterode

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Name geht zurück auf Osterode in PreußenDer Gittelder Jörg Arnold

recherchierte mit Hilfe von Freunden in Namibia,wonach die Farm in der Kalahari benannt wurde

Osterode. „Osterode gibt es auch in Namibia“ – so titelte der Harz-Kurier am 6. März 2014 und veröffentlichte ein Foto einer Farm mit dem Namen Osterode Suid. Der Schnappschuss war Leserin Barbara Kuhlen-kamp während ihres Urlaubs gelungen.

Sie schrieb an die Redaktion: „Leider konnten wir mit dem Besitzer nicht persönlich sprechen, sonst hätten wir ihn gerne einmal nach den Be-weggründen der Namensgebung seiner Farm gefragt.“

Mittlerweile scheint geklärt, woher der Name Osterode Suid kommt. Ermittelt hat es Jörg Arnold aus Gittelde zusammen mit seinen Freun-den Tanya und Manfred Förtsch, die in Windhoek als African Bush Bird Tours-Reiseveranstalter tätig sind.

Der Name geht tatsächlich auf Osterode am Harz zurück – jedoch auf Umwegen über Osterode in Ostpreußen.

Erste Informationen„Nachdem im HarzKurier über die Geschichte der Farm Osterode

Suid in Namibia berichtet wurde, habe ich mich mit unseren Freunden Tanya und Manfred Förtsch in Windhoek in Verbindung gesetzt und um Unterstützung gebeten. Ich wusste, dass der Vater von Manfred Förtsch in der Nähe eine Farm betreibt, und so war es einen Versuch wert, an In-formationen zu kommen“, sagt Jörg Arnold.

Die erste Spur zu einem Pfarrer in der Nachbargemeinde sei dann al-lerdings negativ gewesen.

Arnold weiter: „Ein früherer Kollege von Tanya Förtsch konnte sich er-innern, dass eine in Pretoria lebende Doktorandin namens Dr. Lucie Möl-ler ihre Dissertation über die Farmgeschichten Namibias geschrieben hat. Er fand die Beschreibungen zu der Farm, die in Afrikaans verfasst wurde.“

Schutztruppen aus Preußen

In der Übersetzung heißt es: „Die meisten Soldaten aus der Schutztrup-penzeit in Südwestafrika kamen aus Ost- und West-Preußen, wie auch aus

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dem Polen und aus den baltischen Provinzen. Weitere Soldaten kamen aus dem heute bekannten Deutschland. Osterode in Ostpreußen ist heute als Ostróda in Polen bekannt. Die Stadt ist ursprünglich nach Osterode am Harz benannt worden. Alte Dokumente berichten, dass Osterode in Ost-preußen 1335 von Klaus von Döhring erbaut worden ist. Seit 1701 wurde es von Ostpreußen verwaltet. Zwischen 1939 und 1945 gab es hier keinen Krieg. 1945 allerdings haben die Russen den Ort eingenommen und voll-ständig abgebrannt. Die Ruinen wurden an Polen übergeben, das Dorf wurde anschließend wieder am Drewitz-Meer aufgebaut.

Käsemacher aus Preußen

Laut Erzählungen kommt der erste Eigentümer der Farm aus Ostróda in Preußen. Der Eigentümer war ein ausgebildeter Käsemacher. „Der so-genannte Osteroder Meier-Käse war bis Windhoek bekannt und beliebt.“

Die beiden Farmen, so heißt es weiter, waren ursprünglich eine Farm, die später aufgeteilt wurde – in Osterode Noord und Osterode Suid.

Die Farm wurde inzwischen verkauft, außerdem wurden fünf Hektar Land an die katholische Kirche verschenkt, um die Wasserversorgung der Menschen in der Umgebung zu sichern. Die Farm Osterode Suid liegt in der Kalahari und damit in einem sehr regenarmen Gebiet. Sie gehört heute einer Afrikaans sprechenden Familie.

Begeisterndes Reiseland

Jörg Arnold ist von Namibia als Reiseland begeistert und ist erst Anfang März von einer Namibia-, Simbabwe- und Botswanareise zurückgekehrt. Er schwärmt: „Wer in Namibia ankommt, wird von der Weite und der Vielfalt der Landschaften beeindruckt sein. Im Westen liegt die Namib-Wüste mit den Städten Swakopmund, Walvis Bay und der Diamantenstadt Lüderitz. Im Süden liegt der Fish River Canyon, der zweitgrößte Canyon der Welt, im Osten die Kalahari und im Norden trennt ein grüner Streifen die Grenzen zu Angola, Sambia, Simbabwe und Botswana.“

„Wer grandiose Landschaften und wilde Tiere liebt, wer sich auf die unvergleichliche Gastfreundschaft einlässt, wird spätestens vor dem Heimflug feststellen, dass er von einem besonderen Virus befallen ist, der ihn nicht loslässt. Die zweite Reise nach Namibia wird dann eine Reise zu Freunden sein“, sagt Jörg Arnold aus Gittelde abschließend.

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„Der sogenannte Osteroder Meier-Käse war bis Windhoek bekannt und beliebt.“ Auszug aus der Dissertation von Dr. Lucie Möller.

Die Farm Osterode Suid mitten in der Kalahari-Wüste – fotografiert von HarzKurier-Leserin Barbara Kuhlenkamp während eines Namibia-Urlaubs.

Fotos: Barbara Kuhlenkamp (1), Jörg Arnold (4)Afrikanische Elefanten.Flug zwischen Fish River Canyon und Lüderitz.

Gedenkstein inunserer Patenstadt.

Entdeckt undfotografi ertvon Klaus Masuhr

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LeserbriefeIn der Osteroder Zeitung, Folge 120/Seite 101, wurde auf Veranlas-

sung von Landsmann Gustav Rupietta, Neugasse 40, 64372 Ramstadt, Tel. 06154/4324, unter der Rubrik „Suchanzeigen“ nach den Noten zu dem „Hohensteiner Lied“ gefragt und gleichzeitig der Liedertext dazu (insge-samt sechs Strophen) veröffentlicht.

Von Landsmann Gustav Rupietta erreicht uns nunmehr nachstehende Mitteilung:

„Auf die Suchanzeige nach den Noten zum Hohensteiner Lied melde-ten sich bei mir zwei Damen, die sich an dieses Lied erinnern konnten. Die Noten zu diesem Lied waren leider nicht zu beschaffen. Nach längerem Überlegen habe ich mich dann mit unserer Kirchenmusikerin in Verbin-dung gesetzt und ihr das Hohensteiner Lied aus meinem Gedächtnis her-aus Zeile für Zeile vorgesungen. Daraufhin hat sie die Noten notiert und über ihren Computer die nachstehend abgedruckte Noten-Passage zum Hohensteiner Lied erstellt.

Text und Melodie stammen von unserem damaligen Hohensteiner Klas-senlehrer Friedrich Nabakowski. Er hat uns dieses Lied in den Jahren um 1936 vorgesungen bzw. auf der Geige vorgespielt. Mit dieser Veröffentli-chung geht das geistige Gut von Friedrich Nabakowski nicht verloren.

Weiterer Hinweis bzw. Suchanzeige von Lm. Gustav Rupietta:

Wer besitzt noch ein Konfirmationsbild von den Mädchen und Jungen des Jahrgangs 1924, die im Jahre 1938 in Hohenstein von Pfarrer Bury eingesegnet wurden? Mitteilungen erbeten an Gustav Rupietta (Anschrift/Telefon siehe oben).

Mein Hohenstein, mein Hohenstein

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OSTERODER ZEITUNG42

Gedenkstein beim alten evangelischen Friedhof in Kernsdorf/Wysoka Wies

wurde aufgestelltIn der „Osteroder Zeitung“, Folge 121 (auf den Seiten 101/102) wur-

de von der Säuberung und Pflege des alten evangelischen Friedhofes in Kernsdorf/Wysoka Wies berichtet und darüber hinaus die spätere Auf-stellung einer Informationstafel vor dem Friedhof in Aussicht gestellt. Dieses Versprechen vom letzten Jahr (Oktober 2013) wurde nunmehr kurzfristig eingelöst! Seit Ende Mai 2014 steht am Eingang zum Friedhof ein Gedenkstein mit einer Informationstafel in polnischer und deutscher Sprache (siehe Foto).

Der mächtige Stein stammt aus der heimatlichen Umgebung. Er hat eine Höhe von 2,20 Metern und einen Umfang von ca. 4 Metern. Bear-beitet wurde der Stein von dem Steinmetz H. Jaroszewski aus Ruhwalde/

Gedenkstein mit Informationstafel beim alten ev. Friedhof in Kernsdorf (Wysoka Wies). Foto: K. H. Marx

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43OSTERODER ZEITUNG

Wygoda. Die Inschrift auf der Informationstafel in polnischer und deut-scher Sprache lautet:

ZUM GEDENKEN AN DIE BEWOHNERVON KERNSDORF/WIESOKA WIES,

DIE AUF DIESEM FRIEDHOF RUHEN.

Den polnischen Bewohnern und ehrenamtlichen Helfern und dem Or-ganisator dieser ehrwürdigen und auch mit Kosten verbundenen Maßnah-men an einem alten deutschen Friedhof gebührt ein ganz besonderer Dank und die Hochachtung aller ehemaligen Bewohner von Kernsdorf.

Ingrid Marx, Richard-Königs-Straße 4, 42899 Remscheid, Tel. 02191/349679

Oberländer GlücksnadelWar das eine Überraschung, als ich in der neuen Ausgabe der „Oste-

roder Zeitung“ vom Mai 2014 den Bericht über die „Oberländer Glücks-nadel“ fand!

Meine Mutter, Anna Schmidt, geb. Depner, geb. 1889 in Mohrungen, gest. 1946 in Oelsa/Krs. Freital, erhielt von ihren Schwestern Louise und Ella Depner, Osterode, die abgebildete „Oberländer Glücksnadel“ etwa 1937/38 als Geschenk. Wir wohnten zu dieser Zeit in Dresden. Bis auf ei-nige Kleinigkeiten (darunter die Glücksnadel) verloren wir bei den Bom-benangriffen vom 13. bis 15. Februar 1945 unsere gesamte Habe und wur-den nach Oelsa evakuiert.

Kurz vor ihrem Tod im Oktober 1946 schenkte meine Mutter die Na-del ihrer Schwester Ella (zurück – sie war nach der Flucht zu uns nach Dresden gekommen und verlor dort noch ihre letzte Habe!). Zusammen mit einigen s. Zt. geretteten Silberbesteck-Teilen erhielt ich auf abenteu-erliche Weise die Nadel 1964 über die Zonen-Grenze hinweg nach Diez. Meine Frau (Heirat 1955) hat das Schmuckstück all die Jahre sorgsam auf-gehoben. Meine Enkelin wird sie weitertragen.

Und dazu noch die „Story“: Die Urgroßtante unserer Enkelin hieß Hilla Pajewski, Tochter des Kaufmanns P. aus der Kaiserstraße 2, und hat-te in der Schule meine Tante, Ella Depner, als Lehrerin.

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OSTERODER ZEITUNG44

Das Anwesen/Laden Udo Koschorrek kenne ich von meinen Ferien-aufenthalten bei den Tanten in Osterode (Nähe Landkirche und Praxis Dr. Heydek). Meine Mutter und ihre beiden Schwestern waren Kunden bei U. K.

Nun hoffe ich, dass ich zu diesem Artikel „Oberländer Glücksnadel“ einen kleinen Beitrag leisten konnte.

Hans-Herbert SchmidtOraniensteiner Straße 51a, 65582 Diez/Lahn, Tel. 06432/2869

Vorder- und Rückseite der Oberländer Glücksnadel des Osteroder Goldschmieds Udo Koschor-rek

Fotos:Hans-Herbert

Schmidt

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Glücksnadel und GilgenburgVielleicht interessiert meine kleine Geschichte und passt in die nächste

Folge der „Osteroder Zeitung“. In der „Osteroder Zeitung“, Folge 121, Mai 2014, gibt es einen Bericht über den Silberschmuck aus Osterode bzw. den Goldschmiedemeister Udo Koschorrek.

Dieser Name ist mir aus den Erzählungen meiner Mutter in guter Er-innerung, und zwar ließ mein Vater Gustav Baering, Gilgenburg/Ostpr., „Getreide, Saaten, Futter, Düngemittel, Kohlen, Saat- und Speisekartof-feln, landwirtschaftl. Maschinen“ (so firmierte er) bei Herrn Koschorrek wiederholt Schmuck arbeiten. Auf die Frage nämlich: „Was schenkst du deiner Frau?“ soll er geantwortet haben: „Schmuck, meine Frau behängt sich gern.“ – Eines dieser Schmuckstücke hat auf für mich rätselhafte Wei-se die Flucht überstanden.

Was für mich noch mehr Fragen aufwirft, ist die Tatsache, dass meine Mutter etl. Jahre vor ihrem Tod (1986) dieses wundervolle Schmuckstück nacharbeiten ließ, und das bei der so kleinen Kriegerwitwenrente. Es ist ein Amethystanhänger (2,5 auf 3,5 cm) mit besonders schöner Randver-zierung und gedrehter Kette in Gold. Bei welchem Juwelier, weiß ich lei-der nicht.

Da meine Mutter zwei Töchter hatte (meine Schwester und mich), wollte sie beiden dieses Erinnerungsstück hinterlassen. Da wir beide nicht wissen, welches das Original und welches das Duplikat ist, sind wir, jeder für sich, beide der festen Überzeugung, im Besitz des Originals zu sein.

Zu dem Taufengel in der evangel. Kirche in Gilgenburg wäre noch zu sagen, dass wir drei Kinder (mein Bruder, meine Schwester und ich) unter den Fittichen dieses Taufengels getauft worden sind.

Mein Vater wurde noch am 19. Januar 1945, der Tag, an dem meine Mutter (Edith Poetzel, vorh. Baering) mit uns drei Kindern Gilgenburg verließ, zum Volkssturm eingezogen. Seit diesem Tag fehlt jede Spur von ihm. Leider waren auch später alle Nachforschungen ergebnislos.

Es drängte mich einfach, diese Zeilen niederzuschreiben.

Mit freundlichen GrüßenUte von Lindauer-Wildau, geb. Baering, Hauffstraße 22, 71263 Weil der Stadt

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OSTERODER ZEITUNG46

Heimatkunde – Geschichte – Kultur

Konfessionen im Kreis Osterode –ein unerforschtes Gebiet

Osterode war bis 1945 konfessionell betrachtet fast ausschließlich evan-gelisch. Erst in der zweiten Hälfte des XIX. Jh. hatte in der Stadt und im Kreis die Zahl der Juden und der Katholiken zugenommen. Die Zunahme der Katholiken in der Südhälfte des Kreises war auf die Zuwanderung aus dem Löbauer Gebiet zurückzuführen. In der Stadt brachte das Wachsen der Osteroder Garnison ein Ansteigen der Anzahl der Einwohner katho-lischen Glaubens mit sich.

Die ersten jüdischen Mitbürger (zu ihnen gehörte die Familie Samulon) haben sich in Osterode in der ersten Hälfte des XVIII. Jh. niedergelas-sen. Eine weitere Zunahme der Osteroder jüdischen Glaubens ist mit den Stein-Hardenbergschen Reformen (Judenemanzipation) zu verzeichnen.

1905 sah die konfessionelle Struktur im Kreis Osterode folgenderma-ßen aus:

Konfession Zahl der Bürger % der Bevölkerung

evangelisch 64.579 88,0katholisch 8.061 11,0Juden 389 0,5sonstige 392 0,5

Eine Besonderheit des Kreises Osterode, insbesondere in der südlichen Hälfte, war eine starke polnisch sprechende Minderheit der evangelischen Gläubigen. 1905 wurde Polnisch im ganzen Kreis von 45,2% der Einwoh-ner als erste Sprache gesprochen. In der Stadt Osterode selbst hat bis 1907 eine polnische Kirche existiert.

Weniger bekannt ist, dass in der zweiten Hälfte des XIX. Jh. und in den ersten zwanzig Jahren des XX. Jh. vor allem in den Dörfern um Hohen-stein und Gilgenburg die sog. Gebetsvereine (Sekten) verbreitetet waren. Ihnen gehörten zumeist polnisch sprechende evangelische Gläubige an, die im Volksmund Gromadki und in manchen Gegenden nach dem litauisch-

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preußischen Bußprediger Christoph Kukat auch Kukatianer genannt wur-den. Bei diesen Gebetsvereinen handelte es sich um eine Gemeinschaftsbe-wegung, die sich vor allem am Ende des XIX. Jh. in privaten Häusern zu Gebetsveranstaltungen versammelte und ihr Leben streng nach den Re-geln der Bibel im Sinne der pietistisch-religiösen Erweckungsbewegung gestaltete. Nach Überlieferungen alteingesessener Osteroder befand sich die Kapelle eines solchen Gebetsvereins noch bis kurz vor dem zweiten Weltkrieg in der Bahnhofsquerstraße, in der Nähe des alten Gladkischen Speichers. Frau Dr. Iselin Gundermann erwähnt zudem Aktivitäten der Christlichen Gemeinschaften in Bieberswalde und Liebemühl (Kreisbuch Osterode Ostpreußen, S. 604). Ein gewisser Kubisch aus Osterode, ein sog. Evangelist des Gemeinschaftsbundes, hat des Weiteren im Selbstver-lag Materialien der Königsberger Gemeinschaftskonferenz veröffentlicht. (Quelle?)

Bis 1933 haben die Gläubigen verschiedener Konfessionen mehr oder weniger friedlich miteinander gelebt. Auch innerhalb der verschiedenen Glaubensrichtungen gab es, laut zugänglichen Quellen, kaum Ereignisse, die das Zusammenleben beeinträchtigten oder belasteten. Nach 1933 hat sich diese Situation jedoch gravierend verändert. Das Schicksal der jüdi-schen Osteroder ist bekannt – 1939 wurde die Stadt „judenfrei“ erklärt. Die Katholiken hat die neue Situation am wenigstens getroffen, sie hatten ihre „Obrigkeit“ in Rom. Ziemlich kompliziert war dagegen die Lage der evangelischen Kirche. Die neuen Machthaber in Berlin wollten auch Ein-fluss auf die Kirche ausüben. Schnell fanden sich Geistliche und einfache Gläubige, die diesem Wunsch nachgingen. Innerhalb der deutschen evan-gelischen Kirche bildete sich eine „führertreue“ Deutsche Christen Be-wegung, die bald das offizielle Kirchenleben beherrschte. Der Leiter der Deutschen Christen in Ostpreußen, Ludwig Müller, wurde im April 1933 von Hitler zum „Sonderbeauftragten für Kirchenfragen“ ernannt. Fünf Monate später, im September 1933, wurde er zum sog. ReiBi (Reichs-bischof) gewählt. Beeinflusst durch den Nationalsozialismus wurde die evangelische Kirche zu einer „völkischen Nationalkirche“.

Als Gegenpol bildete sich zuerst die Jungreformatorische Bewegung und dann die Bekennende Kirche, die sich gegen den Totalitätsanspruch des Staates und die Vereinnahmung des Evangeliums für politische Zwe-cke stellten. Es entbrannte der sog. Kirchenkampf. Beispiele hierfür sind die Pfarrer Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer. Die Bekennende Kirche war zunehmenden politischen Verfolgungen ausgesetzt und viele ihrer Vertreter wurden später fast ausnahmslos an die Ostfront geschickt.

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Demzufolge spielte sie im kirchlichen Leben, insbesondere in Ostpreu-ßen, fast keine große Rolle.

Zu den wenigen, die aktiv am Kirchenkampf im Kreis Osterode teil-genommen haben, zählt Otto Glüer, der 1933 in Groß Schmückwalde das Pfarramt übernommen hat. Er war aktives Mitglied der ostpreußischen Bekenntnisbewegung und im Mai 1934 als einziger Ostpreuße Teilnehmer an der ersten Synode der Bekennenden Kirche in Barmen. Auf Grund sei-ner Aktivitäten und seiner kritischen Haltung gegenüber dem Nationalso-zialismus wurde Pfarrer Glüer 1936 wegen „heimtückischer Angriffe auf Partei und Kirche“ zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Die Gemeinde Groß Schmückwalde – Peterswalde stand jedoch treu zu ihrem Pfarrer und hat sich „während der Haftzeit Glüers der Partei gegenüber unfreundlich- verachtend verhalten“, wie Dr. Iselin Gundermann schreibt (Kreisbuch Osterode Ostpreußen, Seite 550). Nach seiner Freilassung wurde er jedoch vom Reichsminister für kirchliche Angelegenheiten seines Amtes verwie-sen und versetzt. Dagegen nutzten auch die mehr als 1900 Unterschriften nichts, die der Gemeindekirchenrat für ihn gesammelt hatte. Am 21. Mai 1937 wurde Pfarrer Glüer aufgefordert, Ostpreußen „wegen staatsfeindli-chen Verhaltens“ binnen 24 Stunden zu verlassen. Er übersiedelte zu sei-nem Schwager nach Drakenstedt bei Magdeburg und war nach dem Krieg aktiver Pfarrer in der DDR und auch ein angesehener Verfasser von theolo-gischen Werken. 1972 ist er in Naumburg an der Saale verstorben.

Glüers Haltung war keine Seltenheit. Darauf lässt die Aussage von Frau Dr. Iselin Gundermann schließen, dass „1941 von den 20 im Kreise Os-terode amtierenden Geistlichen zwölf an der Front standen“, denn es war allgemein bekannt, dass sich die Nazis auf diese Art und Weise ihrer un-liebsamen Gegner entledigten. Aber es gab auch genügend andere Beispie-le willfähriger Gefolgsleute. So hat z. B. der Rektor einer Mittelschule in Osterode in einem Vortrag mit dem Thema „Wer seinem Volk dient, dient seinem Schöpfer“ folgendes gesagt: „Jetzt nach Schaffung des Großdeut-schen Reichs gilt es nicht, die Hände in den Schoß zu legen, sondern das Schwert scharf zu machen zum Kampf gegen jeden fremden Glauben, der dieselben jüdischen Wurzeln hat wie der Sowjetstern in Moskau und der Liberalismus eines Roosevelt in New York. Die Kirchen und die Konfes-sionen sind die Feinde unseres Volkes.“ (Hugo Linck, Der Kirchenkampf in Ostpreußen 1933 bis 1945. Geschichte und Dokumentation, Gräfe und Unzer, München 1968, S. 203)

Die allgemein gut bearbeitete Geschichte von Osterode weist auf dem Gebiet der Kirchengeschichte zwischen 1933 und 1945 eine Lücke auf.

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Seit Monaten erforsche ich die Situation der Konfessionen im Kreis Os-terode in dieser Zeit und würde mich sehr über Hinweise der Leser der Osteroder Zeitung zu dieser Thematik freuen. Insbesondere interessiert mich der Glaubens- und Gewissenskonflikt der evangelischen Osteroder während der Nazizeit. Was wurde zu dieser Zeit gepredigt? Wie hat der „einfache“ Christ die christliche Lehre mit der täglichen Realität verein-bart? Wie gestalteten sich das Miteinander und das Zusammenleben der evangelischen Mehrheit mit der katholischen Minderheit und anderen Konfessionen (Konflikte, gemeinsame Feiern). Ein anderes Feld, zu dem es kaum Überlieferungen gibt, ist das tägliche Religionsleben der jüdi-schen Gemeinde. Nicht erforscht sind schließlich die oben erwähnte pie-tistische Gemeinschaftsbewegung in der Stadt und im Kreis und auch die Geschichte der Osteroder Baptisten.

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn mich die Leser der Ostero-der Zeitung mit ihren Erinnerungen und Memoiren bei meinen wissen-schaftlichen Untersuchungen unterstützen könnten. Ihre Hinweise rich-ten Sie bitte an die folgende Adresse: J. B. Koslowski, Skr. pocztowa 100, ul. Okrzei 63, 87-800 Wloclawek 2, Polen, E-mail: [email protected]

Die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V. dankt allen,die die Kreisgemeinschaft durch eine Spende finanziell

unterstützen.

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Ihren Spenden die finanziellen Voraussetzungen dafür, dass die Kreisgemeinschaft ihre Aufgaben erfüllen und damit auch die

Osteroder Zeitung weiterhin herausgeben kann.

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Chronik-Titelblätter und Werbemarke.

Der sehr sorgfältigen Ausarbeitung des His-torikers Klaus Bürger von 1979 sind die sieben „Handvesten“ der Liebemühler Rechte und Freiheiten vorangestellt. Die Jahresberichte be-ginnen 1800 und reichen bis 1922. Als Anlagen folgen Akten, Berichte, Angaben und Beschrei-bungen von 1749 bis 1924. Das Buch, 156 S., broschiert, ist für 1 Euro in der Geschäftsstelle zu beziehen.

LibmühlIm Herzogthumb Preussen / so die Polen Milomlin nennen. Ist ein

Städtlein / dem Pomesanisch Evangelischen Bischoff / noch zu deß Hen-nenbergers Zeiten / gehörig. Und seynd / unter andern / Bischöffe in Po-mesania gewesen / Doct. Georgius Ventus, und Iohannes Wigandus. Es ligt Libmühl zwischen Morung / und Osterrode / am Wasser Karbin. Solle Anno 1337 gebauet worden seyn / und 70. See / umb sich haben.

Aus: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae

Liebemühl an der LiebePlakatinhalt bei einem Ostpreußentreffen in Köln vor Jahrzehnten, dem Schrift-leiter im Gedächtnis haften geblieben.

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Liebemühler Kirche. Foto: Uwe Schweda

An der Liebe liegt ein Städtchenweit im Lande unbekannt,hier gab einst ein schönes Mädcheneinem Müller seine Hand.

Als sie nun in Treu verbundensuchten sie ein eignes Heim,und bald war der Platz gefundenan dem Flüßchen klar und rein.

Diese liebe Mühle brachtereichen Segen, reines Glück,und noch mancher Enkel dachtean den großen Ohm zurück.

Drum heißt heute unser StädtchenLiebemühl am Liebe-Fluß,trägt im Wappen ein Mühlenrädchendas ist der Geschichte Schluß.

Wer kann mehr über die Her-kunft des Liedes und die Melodie mitteilen?

Und nun zu „Kosebrumm“! Landsleuten, die ich wegen Liebemühl an-sprach, fiel spontan das Wort ein. Einige erzählten mir die Geschichte, am ausführlichsten Harry Zillgith, der mir eigentlich noch den Text besorgen wollte. Ich versuche es so: Viehmarkt in Liebemühl! Ein Marktbesucher hat eine Ziege erstanden und will das entsprechend in der Gaststätte am Bahnhof feiern. Aber wo die „Kose“ festmachen? Da sieht er eine stabile Stange, wie geschaffen dafür, Tiere anzubinden. Er schafft das auch noch, bevor der Zug einfährt, und verschwindet in der Wirtschaft.

Nachdem der Zug durchgefahren ist, wird die Schranke hochgezogen. Passanten sehen – oh, Schreck! – eine Ziege am Schrankenmast baumeln. Bis der Besitzer der Ziege ausfindig gemacht ist, vergeht Zeit. Noch mehr, bis der nächste Zug kommt und die Schranke wieder heruntergelassen wird. Der frischgebackene Besitzer der Ziege kümmert sich jetzt, trotz

Liebemühler Lied

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fortgeschrittenen Zustands, rührend um das malträtierte Tier, das noch Laute von sich gibt, bis es verstummt. Auf die Frage, ob es noch gelebt hat, soll er etwas unartikuliert folgende Worte von sich gegeben haben: „Kose brumm.“ – Erstaunlich, dass eine solche Geschichte für den Spott-namen einer Stadt sorgte. Oder gibt es noch eine andere Bedeutung des Namens und wurde die Geschichte dazu passend erfunden? Vielleicht kann jemand genauer darüber Auskunft geben und die Quellen nennen. Das Wort „Kose“ statt Ziege ist mir von meiner Mutter her geläufig, die in Winkenhagen bei Tarden aufwuchs und mehr auf Liebemühl als Osterode bezogen war. Klaus Masuhr

Am 20. Januar 1945 wollte meine Mutter mit uns Kindern eigentlich zu ihren Eltern nach Winkenhagen, als wir schon in Osterode im Verkehrs-chaos den Treckwagen verließen. Ein deutscher Offizier hatte sie mit der Pistole bedroht, weil Iwan, unser weißrussischer Kutscher, auf ihre An-weisung der Wehrmacht die Vorfahrt genommen hatte. Zum Glück hatte ich meinen Schlitten an den Wagen gehängt. So konnten wir meinen damals dreijährigen Bruder durch den Schnee ziehen, 12 km von Osterode nach Liebemühl. Dort wurde der Bahnhof unsere Rettung, denn wir fanden noch Platz in einem Zug. 1985 auf meiner ersten Ostpreußenreise habe ich den Bahnhof verbotenerweise fotografiert, finde aber das Bild nicht mehr. Die Suche würde das rechtzeitige Erscheinen der OZ gefährden.

Klaus Masuhr

Wander-Informa-tionstafel.

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Schloss Karnitten. Fotos: Uwe Schweda

Von Taschkent und GöteborgFamilie Kerst aus Liebemühl

Ilona Kerst, 1926 in Liebemühl geboren, hat eine interessante Le-bensgeschichte. Seit 1951 wohnt sie in Göteborg und traf ihren Vater erst 1958 wieder. Gustav Kerst, Bäckerei-Besitzer in Liebemühl, kam schon im Ersten Weltkrieg mit 20 Jahren in russische Gefangenschaft. Stationen Murmansk und Taschkent, wo er 1922 Olga Protschenkowa aus Minsk heiratete. Sie war Krankenschwester bei seiner Operation. 1923 reisten sie nach Ostpreußen und übernahmen die Bäckerei in Liebemühl. 1929 reis-ten Mutter und Tochter zu ihren Verwandten nach Russland. 1945 gelang-te die Familie mit Gespann bis Stolp in Pommern, aber Ilona war in Tirol, wie ich ihrem Gedicht für eine Familienfeier entnehme. Ein Verwandter müsste der Verfasser des Flüchtlings-Liedes sein, das dem Schriftleiter aus früher Jugend irgendwie bekannt vorkommt.

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1946: Olga und Gustav Kerst in Stolp.

1958 in Helsa/Hessen. Vater und Tochter treffen sich nach 14 Jahren wieder.

Der FlüchtlingFern der Heimat, irr‘ als Flüchtling´in der Fremde ich umher.Doch die meisten meiner Liebenach, die find ich nimmer mehr.

Dort, wo Kieferwälder rauschendort, ja dort bin ich zu Hauswo der Ostfluß leise schlängeltsteht mein liebes Vaterhaus.

Meine Lieben, die dort wohntenalle sind im Wind verstreutkeiner weiß, wo sie gebliebenob sie noch am Leben sind?

Freudlos ist mein ganzes Leben,seit ich in der Fremde bin.Keiner mag mich hier verstehen;Fühl, daß ich ein Flüchtling bin.

Mürrisch morgens, mürrisch abendsmürrisch jedes einz‘ges Wort.Keiner will den Flüchtling sehenjeder wünscht ihn wieder fort.

Wer die Heimat nicht verloren,wem noch selbst kein Leid geschehenkann die Leiden und die Sehnsuchteines Flüchtlings nicht verstehen.

Doch das Schicksal wollt es andersirr‘ nun in der Welt umher.Finde meine teure Heimatund die Lieben nimmer mehr.

Herrgott, der du bist da droben,hör mein Bitten und mein Flehen.Laß mich die geliebte Heimatdoch noch einmal wiedersehen.

August Kerst, Melodie: Das Wolgalied

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Neues Glück in Schweden.Ilona Kerst mit Per Forsman am 24. Juni 1989 im Sommerhaus in

Nasala.

Bahnhof Liebemühl 1971.Ilona Kerst mit Frau Martens.

Juli 2004. Elch hilft bei Apfelernte.

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Hohenstein/OlsztynekHohenstein/Olsztynek wurde um 1350 gegründet. Die am Stadtrand

gelegene Burg war Sitz eines Kammeramtes zur Verwaltung der über-wiegend aus Prußen bestehenden Bevölkerung des Umlandes. Die Burg besaß ursprünglich nur einen Wohnflügel, in dessen Obergeschoss drei Haupträume (Remter, Wohngemach, Kapelle) untergebracht waren. An der Ostseite befand sich ein auf dem äußeren Strebepfeiler vorgelagertes Oratorium von zierlicher Gestalt (im 19. Jahrhundert abgebrochen). Die Hohensteiner Burg behielt ihre Verwaltungsfunktion noch über die Or-denszeit hinaus bei. 1793 erfolgte ein Umbau zur Beamtenwohnung..1845 wurde in der alten Ordensburg ein Progymnasium eingerichtet. 1857 wur-de die Lehranstalt zu einem vollständigen Gymnasium erweitert, das über lange Zeit das einzige im Umkreis von hundert Kilometern war. Die erste Abiturientenprüfung fand 1858 statt. Bekanntester Schüler war der Bakte-riologe und Serologe Emil von Behring. Bis heute dient die durch Anbau-ten erweiterte Burg als Schule.

Vor der Burg liegt die mittelalterliche Pfarrkirche St. Peter, errichtet im späten 14. Jahrhundert. Es handelt sich um einen Saalbau mit innen gerundetem und außen polygonalem Chor. Die Kirche erlitt sowohl 1914

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als auch 1945 schwere Kriegsschäden. Nach dem Wiederaufbau 1974-77 dient sie als Museum.

Im Ersten Weltkrieg lieferten sich im Rahmen der Tannenbergschlacht vom 27. bis 29. August 1914 deutsche und russische Soldaten in der Stadt Straßenkämpfe, in deren Folge das Rathaus und 189 weitere Gebäude zer-stört wurden. Mit Hilfe der Patenstadt Leipzig begann noch während des Krieges der Wiederaufbau unter Anwendung moderner Stadtplanung, der 1923 mit der Einwohnung des neuen Rathauses abgeschlossen war.

Rathaus zu Hohenstein.

Christoph Cölestin Mrongovi-us, geboren am 19. Juli 1764 in

Hohenstein, gestorben am 3. Juni 1855 in Danzig/Gdansk. Pfarrer und Gymnasiallehrer, unterrich-

tete Polnisch, Griechisch, Kaschu-bisch, Tschechisch und Russisch.

Fotos: Uwe Schweda

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OSTERODER ZEITUNG58

Geschichte der höheren Lehranstaltin Hohenstein Ostpreußen

während ihres fünfzigjährigen Bestehens(verfasst 1895 von dem Direktorats-Verweser

Prof. Dr. Gotthold Sachse)1. Fortsetzung

Am 15. Oktober 1848 bezog das Progymnasium in Hohenstein sein eigenes Haus. Zu diesem Zeitpunkt waren fünf Gymnasial- und eine Vor-bereitungsklasse mit insgesamt 151 Schülern vorhanden. Die Zahl der Klassen hatte sich seit der Gründung der Anstalt im Jahre 1845 um eine (die oberste Klasse) vermehrt.

Das Provinzial-Schul-Kollegium hatte, nach der Bekanntmachung im Amtsblatt des Jahres 1845 Nr. 11, der jungen Anstalt die Aufgabe gestellt, ihren Zöglingen die Reife für G y m n a s i a l - S e k u n d a zu vermitteln und gleichzeitig hinzugefügt, dass die Anstalt möglichst die Organisation eines vollständigen Gymnasiums erlangen soll.

Für den Lehrplan war der Minesterial-Erlass vom 2. Januar 1845 maß-gebend. An den Anstalten mit einer kleinen Sexta sollte anstatt einer Vor-schule die Sexta zu einer Klasse mit zweijähriger Kursusdauer gemacht und für die jüngeren Knaben das lateinische Pensum verringert werden. Deshalb hatte die hiesige Septime drei Stunden Latein, fünf Deutsch, drei Geographie, vier Rechnen, zwei Religion, zwei Naturgeschichte, zwei Gesang, zwei Zeichnen und drei Schreiben; insgesamt 26 Stunden. Für die Sexta waren festgelegt: Sieben Stunden Latein, drei Deutsch, vier Geo-graphie, zwei Religion, zwei Naturgeschichte, eine Geometrie zusam-men mit Quinta, zwei Gesang, zwei Zeichnen, zwei Schreiben; insgesamt 29 Stunden. Das lateinische Pensum der Sexta war u. a. formelles Lesen und Übersetzen leichter Stücke aus Ellendts Lesebuch. O s t e r n 1 8 4 8 w u r d e d e r l a t e i n i s c h e U n t e r r i c h t e i n g e s t e l l t . Die dadurch gewonnenen Stunden kamen den Deutschen, Rechnen und der Naturgeschichte zugute.

Schon Direktor Dewischeit hielt die Einrichtung einer Vorbereitungs-klasse für das Hohensteiner Progymnasium für unbedingt notwendig. Gleich in seinem ersten Jahresbericht bezeichnete er das verschiedene Maß der Kenntnisse und den großen Altersunterschied der neu aufge-

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nommenen Schüler als einen Übelstand, der die Erfolge des Unterrichts schwer beeinträchtigte. Die Berechtigung der Klagen erkennt der Kundige aus folgenden Angaben der 17 Schüler der Septima am Ende des ersten Schuljahrs: Von diesen war einer acht, sieben neun, einer zehn, drei elf, vier zwölf und einer sogar 14 Jahre alt. Deshalb benutzte der Direktor jede Gelegenheit, das Publikum auf die Vorteile der Vorbereitungsklas-se hinzuweisen. Besonders sei sie für die Knaben notwendig, die aus den Schulen der nächsten Umgebung kamen; sie besaßen zwar Wissen, aber es fehle ihnen die rechte geistige Durchdringung des Gelernten. Aber die Mahnungen wurden nicht beachtet! Bei den Bewohnern Hohensteins ist dies nicht zu verwundern; ihnen bot die Stadtschule einen genügenden Einsatz. Viele von den auswärtigen Eltern scheuten die aus dem Besuche der Septima entstehenden Pensionskosten. Die Frequenz dieser Klasse war nie groß. Sie betrug 1845/6 14, 1846/7 17, 1847/8 zehn, 1848/9 zwölf, 1849/50 sieben, 1850/1 zehn, 1851/2 sieben, 1852/3 sechs Schüler. So sah sich der Direktor genötigt, so schwer es ihm auch ankam, bei der Behörde den Antrag auf Auflösung der Vorbereitungsklassen zu stellen. O s t e r n 1 8 5 3 g i n g d i e K l a s s e e i n .

Viele Eltern waren gezwungen, ihre Kinder, damit sie doch eine Be-rechtigung für einen Berufszweig erlangten, auf eine andere Schule zu geben. Deshalb konnte sich Direktor Dewischeit bei seinen Bemühun-gen um die Errichtung einer Sekunda auf die Wünsche der Eltern seiner Schüler berufen. Schon im ersten Schuljahr stellte er bei der Behörde den Antrag, der neuen Anstalt durch Eröffnung einer Sekunda einen gewis-sen Abschluss zu geben. Die Landräte der Kreise Osterode, Allenstein und Neidenburg unterstützten das Gesuch. Der Minister v. Eichhorn gab in seinem Erlass vom 21. Dezember 1845 einen abschlägigen Bescheid, da das Bedürfnis nicht erwiesen sei. Auf einen erneuten Antrag erwiderte der Minister unter dem 3. April 1846 dem Provinzial-Schul-Kollegium, es sei eine „unrichtige Voraussetzung, dass des Königs Majestät die Anstalt zu einem vollständigen Gymnasium bestimmt habe; es sei nur von einem Progymnasium mit vier Klassen die Rede gewesen; auf ein vollständiges Gymnasium könne er keine Aussicht machen.“

Direktor Dewischeit und die Kreisstände ließen auch in der Folgezeit nichts unversucht, die behördliche Genehmigung zur Bestimmung der Hohensteiner Lehranstalt a l s v o l l s t ä n d i g e s G y m n a s i u m zu erreichen bzw. durchzusetzen. In einer Petition an den Provinzial-Landtag vom 27. März 1847 wiesen die Stände des Allensteiner Kreises nach, dass das Bedürfnis einer Erweiterung des Hohensteiner Progymnasiums vor-

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liege. Es wurde auf die bisher erreichten Unterrichtserfolge hingewiesen. So konnte u. a. nachgewiesen werden, dass ein Hohensteiner Schüler des Progymnasiums nach nur 1½-jährigem Besuch der Sekunda die Prüfung zur Aufnahme in die Prima des Gymnasiums zu Rastenburg erreicht hat. Weitere ähnliche Erfolge ermutigten den Direktor zu neuem Vorgehen.

Der Landtag wurde gebeten, unter Berufung auf die Königliche Ver-heißung und auf die nachweislich erreichten Unterrichtserfolge, die Sache energisch zu betreiben. Sollte der Landtag in diesem Jahre nicht zusam-men treten, so sei es Pflicht der Landtagsdeputierten, in dieser Angelegen-heit beim Minister selbst vorstellig zu werden. In einem weiteren Antrage an das Provinzial-Schul-Kollegium begründete Direktor Dewischeit die Notwendigkeit der Einrichtung einer definitiven Sekunda mit Entlas-sungsprüfungen mit dem Bildungsbedürfnis der ihre Söhne dem Progym-nasium anvertrauten Eltern. Das Geringste, was diese Eltern wünschten, sei, dass ihren Kindern der Weg zum Steuer-, Bau-, Forst- und Postfa-che sowie zum Civil-Supernumerardienst bei einer Regierung oder einem Oberlandesgericht eröffnet werde.

In diese Zeit fällt ein behördlicher Beschluss über Beratungen von Schulmännern über eine Reform bzw. Reorganisation der höheren Lehr-anstalten. Der Minister Graf Schwerin hatte dazu 20 erfahrene Schulmän-ner aus unserer Provinz, und ferner den Direktor Dr. Ellendt vom altstäd-tischen Gymnasium in Königsberg sowie den Direktor einer Privatschule Dr. Strehlke in Danzig, auf den 25. Juli 1848 nach Berlin berufen. Die eingeladenen Lehrerkollegien der Gymnasien und der zu Entlassungsprü-fungen berechtigten höheren Bürgerschulen waren angewiesen worden, auf Grund der gemachten Erfahrungen ihre Wünsche in kürzester Form zum Ausdruck zu bringen und ihren Provinzial-Schul-Kollegien mitzu-teilen, damit sie der Beratungskommission als Grundlage dienen konnten. D a s S c h u l - K o l l e g i u m d e r P r o g y m n a s i e n w u r d e z u d i e s e n B e r a t u n g e n n i c h t e i n g e l a d e n . Daraufhin wand-te sich das Lehrerkollegium des Progymnasiums zu Rössel am 4. August 1848 an das Ministerium, mit der Bitte, auch die Progymnasien zur Äu-ßerung ihrer Wünsche heran zu ziehen, denn diese Art Schulen hätten Bedürfnisse und Wünsche, für die den Vertretern der Gymnasien das Ver-ständnis fehle. Diesem Antrage, dem sich die Lehrer des Hohensteiner Progymnasiums begreiflicherweise gern anschlossen, wurde daraufhin auf Grund eines Erlasses des Ministers von Ladenberg vom 24. August 1848 Folge geleistet.

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Das Lehrerkollegium des Kneiphöfischen Stadt-Gymnasiums übergab der Behörde ein Gutachten, das auch den Beifall der Hohensteiner fand. Nachfolgend die wesentlichen Punkte dieses Gutachtens: Freie lateinische Arbeiten sowie die Übungen im Lateinsprechen seien zweckwidrig. Das Deutsche und die Geschichte müssten eine größere Berücksichtigung fin-den. Beim Unterricht in der Geschichte (sowie in der Geographie) seien die Schüler über die Verfassung des Vaterlandes zu belehren; doch habe man sie nicht nur mit den Rechten des Staatsbürgers bekannt zu machen, sondern auch über die Pflichten desselben mit dem nötigen Ernste aufzu-klären. Der politischen Geographie müsse man in den oberen Klassen eine Stunde zuweisen sowie der Physik auf Sekunda eine Stunde zulegen. Auch scheine es wünschenswert, eine Stunde für die Naturgeschichte in Prima zu ermitteln.

Zu diesen, für alle Lehranstalten geltenden Vorgaben, fügte das Ho-hensteiner Kollegium noch seine besonderen Wünsche hinzu. Diese be-zogen sich auf den Ausbau der Schule durch Einrichtung einer definitiven Sekunda mit Entlassungsprüfung für Prima und auf die Verbesserung der Gehaltsverhältnisse für Lehrer.

An der nun anstehenden Beratung über die Reform der höheren Schu-len sollten nach der Bestimmung des Ministers insgesamt 31 Deputier-te der höheren Lehranstalten teilnehmen. Wahlberechtigt und wählbar waren alle Leiter, die definitiv angestellten ordentlichen Lehrer und die Hilfslehrer. In Preußen fielen die Wahlen auf den Direktor des Kneiphö-fischen Gymnasiums, Dr. Skrzerzka, Oberlehrer Gross in Marienwerder und Direktor Fabian in Tilsit. Trotz der warmen Fürsprache des Direk-tors Dr. Skrzerzka wurden die Anträge des Hohensteiner Kollegiums von der Konferenz n i c h t angenommen.

Gegen die Hinzufügung e i n e r oberen Klasse (der Sekunda) spra-chen sich die Kommissare des Ministeriums ganz entschieden aus. Ver-mutlich war die Rücksicht auf die Progymnasien im Westen der Monar-chie ausschlaggebend, von denen manche nur 30–40 Schüler hatten. Der Vervollständigung des Progymnasiums zu einem Gymnasium war man geneigt; doch wegen der Schwierigkeit, die erforderlichen Mittel zu be-schaffen, ließ man diesen Gedanken fallen. Auch der persönliche Einsatz des Progymnasiallehrers Witt aus Hohenstein hatte keinen Erfolg. Dieser nahm nämlich als Vertreter des Kreises Osterode an den Beratungen der Nationalversammlung teil und hatte bei dem Minister um eine Audienz nachgesucht.

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In all diesen Enttäuschungen wurden dem Direktor Dewischeit im-merhin die Genugtuung zuteil, dass der Minister in einem Erlass vom 21. April 1849 die Berechtigung seiner Forderungen ausdrücklich anerkannte. „Die Befriedigung derselben sei aber erst in besseren Zeiten zu erwarten.“

Da der Sommer verging, ohne dass die Zukunft des Hohensteiner Pro-gymnasiums gesichert wurde, richtete der Magistrat und die Stadtverord-neten von Neidenburg am 25. September 1849 an den Abgeordneten ihres Wahlkreises, Landrat von Pequilhen, die Bitte, beim Minister der geistli-chen Angelegenheiten dahin vorstellig zu werden, dass entweder die defi-nitive Sekunda nebst Entlassungsprüfung für Prima eingerichtet, oder das Progymnasium i n e i n G y m n a s i u m u m g e w a n d e l t w e r d e . Die gleichen Forderungen kamen aus den Städten Soldau, Gilgenburg, Osterode, Allenstein und Hohenstein. Alle Petitionen blieben jedoch er-folglos. Die abschlägige Antwort wurde mit dem Mangel an Geldmitteln begründet; die Erweiterung der Anstalt mache die Einrichtung einer neu-en Lehrerstelle notwendig. Direktor Dewischeit suchte in einer Eingabe vom 7. Februar 1851 den Nachweis zu führen, dass eine neue Lehrkraft aus den Mitteln der Hohensteiner Anstalt unterhalten werden könne. Er bat um die Berechtigung, seinen Sekundanern nach beendigtem zweijäh-rigen Kursus ein vollgültiges Primanerzeugnis auszustellen. Das Provin-zial-Schulkollegium zog die Richtigkeit der vom Direktor aufgestellten Berechnung jedoch in Zweifel, und da mit einer Beihilfe aus Centralfonds nicht zu rechnen sei, versagte es diesem Antrage die Genehmigung.

Dieser ablehnende Bescheid blieb den Eltern der Schüler nicht verbor-gen. Die Folge war ein Sinken der Schülerzahl. Im Winterhalbjahr 1850/51 betrug die Frequenz 155, im nächsten Halbjahr ging sie auf 132 herab. Von 14 Sekundanern blieben sieben, von 38 Tertianern 30, von 15 Septimanern nur sechs. Im Winter 1851/52 verringerte sich die Gesamtzahl um fünf. Bei einer solchen Frequenz traf den Direktor im Juli 1852 der Befehl, mit dem Schluss des laufenden Semesters die provisorische Sekunda aufzu-lösen, wie ein Donnerschlag. Es war für ihn ein schmerzlicher Gedanke, das Werk, an dem er mit so viel Liebe und Aufopferung gearbeitet hatte, selbst einreißen zu müssen. Er glaubte in dieser Anordnung des Ministers einen schweren Vorwurf gegen seine Amtsführung sehen zu müssen und forderte den Magistrat auf, das Provinzial-Schul-Kollegium um die Anga-be der Gründe für die Auflösung der provisorischen Sekunda und um das Fortbestehen derselben zu bitten. „Ich bitte“, schloss er in seinem Brief an den Magistrat, „auf mich selbst keine Rücksicht zu nehmen. Ich werde der Wohlfahrt der Stadt und Umgebung mit meiner Person niemals hin-

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derlich sein wollen. Mit Gottes Hilfe wird man mich wohl auch anderswo verwenden können.“

Die Auflösung der Sekunda entzog dem Progymnasium 35 Schüler. Sämtliche Sekundaner, 14 Tertianer, acht Quartaner und ein Septimaner gingen ab. Die Eltern der Schüler sahen in der Verringerung der Klassen-zahl den Anfang der Auflösung der ganzen Hohensteiner Anstalt. Ver-ständige Männer erzählten dem Direktor allen Ernstes, dass die Lehrer woanders untergebracht würden, und als Ersatz für die Schule käme eine Schwadron Kürassiere in die Stadt. Das Schlossgebäude würde dann in eine Kaserne umgewandelt.

Schluss folgt

Stalag Ib bei Hohenstein (Olsztynek)Zwei Erlebnisse im Jahre meiner Einschulung (1943, in der Jahn-Schule

zu Osterode) konnte ich lange Zeit nicht richtig einordnen. E r l e b n i s 1 : Eventuell im genannten Jahr, oder gar noch etwas früher, kamen je-den Werktagsmorgen drei französische Architekten in unser Büro in der Osteroder Herderstraße 4 zur Arbeit. Immer wenn mein Vater, Hans Schäfer, auf Fronturlaub kam, war er mit der Arbeit dieser „Kollegen“ sehr zufrieden. Diese Kollegen waren Kriegsgefangene aus Hohenstein. Bis auf das Wochenende lebten sie jeweils in der Jugendherberge in Os-terode. Weil sie sozusagen im „offenen Vollzug“ lebten, konnten sie sich frei bewegen. Eine Flucht kam für sie wohl nicht in Frage, zumal sie mit ihrer andersartigen Kleidung und den für uns seltsamen Pelerinen immer sofort zu erkennen waren. Außerdem war der größte Teil Frankreichs von den Deutschen besetzt. E r l e b n i s 2 : Meine Großmutter machte nahe der Stadt Hohenstein häufig Kaffeekränzchen für Rotekreuzschwestern und Offiziere, denen ich immer als „deutscher Junge“ mit zusammenge-knallten Hacken vorgestellt wurde. Erst später erfuhr ich, dass viele dieser Militärs von Beruf Ärzte waren. Auch dann konnte ich mir immer noch nicht recht vorstellen, wo in Hohenstein so viele Offiziere stationiert sein konnten. Mein späteres, hartnäckiges Nachfragen ergab, dass einer der Herren der leitende Arzt von Stalag Ib war. Auf den Fotos, welche meine

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Großmutter von ihren Gästen erhielt, sehen die Männer nicht gerade wie Rekruten aus. Sie hatten im Zivilleben schon viel Berufserfahrung hinter sich gebracht und kamen zu einem hohen Prozentsatz aus dem „Reich“. Der leitende Arzt, ein Regierungsmedizinalrat, lebte vor und nach dem Krieg in Wiesbaden1. Was heißt nun Stalag Ib?

„Stalag“ war eine militärinterne Abkürzung für S t a m m l a g e r . Die Gefangenenlager des Zweiten Weltkrieges waren den Wehrkreisen in Deutschland und Österreich unterstellt. Letztere wurden mit römischen Zahlen durchnummeriert. Ausgerechnet dem Raum Ostpreußen wurde die erste römische Ziffer zugeteilt. Die Buchstaben dahinter kennzeich-

Einzelne Teilnehmeram Kaffeekränzchen.

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nen den Ort. So war a) das Lager Stablack bei Preußisch Eylau, b) jenes bei Hohenstein, c) bei Heydekrug, d) bei Ebenrode bzw. Stallupönen usw.

Das Lager zwischen dem Tannenbergdenkmal und dem Dorf Königs-gut (Krolikowo) war 1939 angeblich zunächst gar nicht für Gefangene gebaut worden. Darin sollten während der 25-Jahr-Feier der siegreichen Schlacht vom August 1914 die einstigen Kriegsteilnehmer wohnen. Es bot für 10 000 Gäste genügend Platz. Man konnte die einfachen Unterkünfte den Veteranen mit Stockbetten in Großbaracken durchaus für die wenigen Tage zumuten. Nur weil die Mobilmachung für den „Polenfeldzug“ im Gange war, wurde die Feier kurzfristig abgesagt. Das ergab große Enttäu-schungen bei den ehemaligen Kriegern, u. a. aber auch bei den Hohenstei-ner Stadtobersten, dem ostpreußischen Fremdenverkehrsverband und der Hohensteiner Gastronomie.

Seltsam sahen die Häuser für das ursprünglich vorgesehene Fest aber schon aus. Mächtig ist auch der Bauaufwand für das Fest in der Zeit zuvor gewesen. Ganz praktisch aber ist das Resultat. Mitten im Aufmarschgebiet

Um die Entfernungen zu verdeutlichen: von Hohenstein bis Königsgut sind es 2 km.

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des Krieges, zu dem unser Landkreis besonders gehörte, hatte man sofort ein schlüsselfertiges, großes Gefangenenlager mit Zentrale und sanitären Anlagen zur Verfügung. Die doppelten Stacheldrahtzäune, zwischen de-nen später Hunde laufen konnten, waren schnell ergänzt. Gleiches galt für Wachtürme und andere Sicherheitsvorkehrungen. Den Abschnitten des Zweiten Weltkrieges folgend kamen als Gefangene zunächst die Po-len, dann die Franzosen, die Belgier, Italiener, Serben und Russen. Im La-ger wurden sie registriert und dann, über das Land verteilt, zum Arbeiten eingesetzt. Die „Westgefangenen“ genossen bei ihren Arbeitgebern mehr Vertrauen als jene aus dem Osten. Von vielen Franzosen weiß man, dass Stalag Ib ihnen die Möglichkeit einräumte, auf längere Zeit bei den Ar-beitgebern zu leben. Die im Gebiet operierende SS bediente sich in Ein-zelfällen der Gefangenen sogar als Wachmannschaften.2 Damit ist noch nicht geklärt, nach welchen Kriterien darüber entschieden wurde, wer von den Gefangenen im geschlossenen Vollzug verbleiben musste. (Das System der Aufteilung der Zwangsarbeiter auf das Deutsche Reich muss hier unberücksichtigt bleiben.) Dass sich Stalag Ib mit seinen technischen

Teilbereich des Lagers mit den weit hinuntergezogenen Dächern; in der Nähe das Tannenbergdenkmal.

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Möglichkeiten schnell zum größten ostpreußischen oder gar deutschen Gefangenenlager entwickelte, welches übrigens laufend erweitert wurde, passte vielen Nachbarn des Lagers überhaupt nicht. Es wurde vor und nach der Vertreibung im privaten Kreis und in der Öffentlichkeit wenig darüber gesprochen, geschweige denn geschrieben. Was schriftliche Un-terlagen anbetrifft, so ist nach Auskunft von Dr. Andreas Kossert (Berlin) im heute zuständigen polnischen Staatsarchiv von Allenstein auch nicht viel zu finden.

Das Lager bestand aus ca. 50 Baracken von je 30 m Länge und einer Reihe von Zentralgebäuden. Darin waren im Durchschnitt 20 000 Ge-fangene untergebracht. Bilder, die im Bundesarchiv (Koblenz) lagern, lassen erkennen, dass den Gefangenen auf dem Gelände Freigang ermög-licht wurde. Es ist durch Zäune erkennbar, dass die Nationalitäten von einander getrennt waren. Bis Kriegsende starben in Stalag Ib ca. 55 000 Gefangene, von denen die Mehrheit Russen waren. Ein Höhepunkt der Todesfälle muss im Winter 1941/42 gewesen sein. Als Gelände für die Massengräber wird der erweiterte Friedhof des Dörfchens Schwenteinen (an der heutigen Autobahn von Warschau nach Danzig) angegeben. Kos-sert teilt in seinem Buch über Ostpreußen (2005, S. 308)3 mit, dass Ge-neralleutnant Oskar von Hindenburg (1883–1960), Sohn von Paul von Hindenburg, das Lager bis Dezember 1944 geleitet haben soll. (Nach aktueller Rücksprache mit Kossert enthält diese Behauptung ein Rest-risiko.) Angenommen, Oskar von Hindenburg wäre tatsächlich der La-gerleiter gewesen, so könnte man daraus den Eindruck gewinnen, dass die promimente, vertrauenswürdige Person, in Sichtweite zur Gruft des ehemaligen Reichspräsidenten und Vaters, für eine menschenwürdige Be-handlung der Gefangenen gesorgt hat. Das Gleiche sollte für meine ein-gangs genannten Rotkreuzschwestern und Ärzte auch gelten. Da Stalag Ib kein Vernichtungslager, sondern ein Sammelplatz für Kriegsgefangene sein sollte, spricht die oben genannte Zahl der Toten u. a. für Hunger und nicht ausreichende medizinische Betreuung vor und während der Epide-mien im Lager.

Prof. Dr. Eckhard Schäfer

Quellen:1 Dokument des leitenden Lagerarztes im Besitz des Autors2 Familienchronik E. Schäfer3 Andreas Kossert: Ostpreußen – Geschichte und Mythos, München 2005.Alle drei Abbildungen wurden von E. S. gefertigt

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Kriegserinnerungenvon Dr. Wolfgang Kowalski (Fortsetzung)

Einmal aber war ich doch an einer „großen“ Tat beteiligt. Posten hatten in der Nacht in der Nähe der Kirche Licht beobachtet, das anscheinend lang und kurz aufblitzte. Das war was für uns! Einen Spion fassen, der Lichtzeichen gab! Mit Wissen des Feldwebels mach-ten wir uns, so etwa vier bis fünf Mann, auf. Wir schlichen uns von mehreren Seiten an das Licht heran. Und wir stellten nach langem Schleichen, häu-figem Beobachten fest, dass es – Äste waren, die sich vor einem erleuchteten Fenster bewegten. So war es also nichts mit der erträumten Heldentat! Nur ei-nes war mir begegnet: so beim scharfen

Spähen roch es mir doch so. Und – ach du Deiwel! Ich lag – in richtiger Menschenschiete!

Für mich dauerte das einen Monat. Einmal – ich schrubbte gerade einen Kessel – kam der Kompanieführer und fragte die einzelnen Leu-te nach ihrem Beruf. „Kaufmann.“ „Schreiben Sie ihn auf, Feldwebel!“ „Student der Theologie.“ „Schreiben Sie ihn auf, Feldwebel!“ „Doktor der Philosophie.“ „Schreiben Sie ihn auf, Feldwebel!“ So wurden wir aus-sortiert, wir, die Unbrauchbaren. Es waren so etwa zwölf bis 15 Mann, die schließlich unter Führung eines Unteroffiziers mit der Bahn nach Eydtkuhnen fuhren. Wir waren als Ersatz zur 4. Feldkompanie versetzt. Herrlich war das! Aber doch auch traurig. War es nicht ein Wahnsinn, eine Borniertheit, uns „unfähige“ Leute an die Front abzustellen? Das hat nichts mit der noch größeren Borniertheit, ja, Frechheit zu tun, dass der Kompaniechef uns wegen unseres Berufs für unfähig hielt. Und dass er, der Chef einer Ersatzkompanie, seine Kompanie von Unfähigen reinig-te, obwohl er doch eigentlich wissen musste, dass seine Kompanie nicht dazu da war, geschlossen „eingesetzt“ zu werden. Hier begann das, was sich später so unheilvoll ausgewirkt hat: Abstellung an die Front als Stra-fe.

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Auf einer Wache hatte ein Unteroffizier der 4. Pi. Komp. auf uns ge-wartet. Er marschierte mit uns los. Über die Grenze bei Eydtkuhnen mar-schierten wir begeistert mit der Wacht am Rhein. Allmählich wurde es dunkel. Es ging gen Osten. Ab und zu ein leises Grollen von der Front, wie wir es auch schon in Nemmersdorf gehört hatten. Einmal trillerte ein Infanteriegeschoss über uns herüber. Wir verbeugten uns. Einige Kaval-leristen tauchten aus der Nacht auf und fragten etwas. Vor uns zuckte ab und zu Mündungsfeuer von Batterien auf.

Schließlich waren wir an einem Laufgraben, der uns bis in die vorders-te Stellung brachte. Die Kompanie war als Infanterie eingesetzt. Sie lag zwischen Eydtkuhnen und Wilkowischken. In einem kleinen Unterstand lag der Chef der 4/Pi bei einer Kerze, ein Hauptmann Zimmermann. Der Unteroffizier meldete uns. „Ja, wo bringe ich Euch unter?“ Wir wurden dann in einen oder zwei Unterstände geführt, deren „Bewohner“ auf Pos-ten waren. Es war saukalt, denn Decken hatten wir nicht. Ich fror. Oder war es das Kanonenfieber? Denn ab und zu kamen einige Granaten über uns herüber, die hinter der Front einschlugen.

Am nächsten Morgen mussten wir unsere Behausung räumen, weil die angestammten Bewohner schlafen wollten. Wir gingen, es waren wohl vier bis fünf Mann, an den Bau eines eigenen Unterstandes. Zunächst hoben wir, was wegen der russischen Scharfschützen nicht ungefährlich war, eine Grube aus. Selbstverständlich falsch, nämlich in der rückwärtigen Gra-benwand. Aber es gelang ohne Verluste. In der Nacht zogen wir dann los in das rückwärtige Gelände, wo einige hundert Meter hinter dem Graben ein zerstörtes Bauernhaus stand. Ab und zu rauschten russische Artille-riesalven über uns hinweg und schlugen weiter hinten aufblitzend ein. Ich hatte mich aber doch schon daran gewöhnt, war ruhig. Im Schutz der noch stehenden Wände will ich mir eine Pfeife anstecken. Donnerwetter, sie ist weg! Und nun? Ich war doch recht traurig, konnte ja nun nicht mehr rauchen. Wir holten Balken aus dem Haus und zogen los zum Graben. Da trat ich im Graben auf etwas Hartes. Mir blitzt – doch eigentlich ganz verrückt! – der Gedanke durch den Kopf: „Deine Pfeife?“ Ich bücke mich, und – sie ist es!

Wir setzten also die Stempel, legten die Quer- und Längsbalken und beschütteten alles mit Erde. Wir waren stolz auf unser Werk, sehr stolz, wenn auch der Kompaniechef die Lage in der Rückwand auszusetzen hat-te. Und als wir uns noch Stroh als Lager beschafft hatten, da war es herr-lich. Leider aber – regnete es durch.

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Einmal wären mein Kamerad Anders und ich beinahe den Heldentod gestorben. „Seid vorsichtig!“, so hatte man uns gesagt, „uns gegenüber liegen Scharfschützen!“ Na, wir waren klüger, wir wollten doch die rus-sischen Gräben sehen und womöglich die Scharfschützen finden. Kaum hatten wir die Köpfe rausgesteckt – patsch! Mit lautem Knall sitzt ein Schuss in der Grabenwand. Na, unser Ehrgeiz war zufriedengestellt.

Nur wenige Tage – drei oder vier? – dauerte unsere Tätigkeit an der Front. Die Kompanie wurde herausgezogen. Es hieß, die Pioniere hätten zu hohe Verluste gehabt, sie dürften nicht mehr als Infanterie eingesetzt werden. So zogen wir zurück. Tatsächlich, so nehme ich an, wurden wir Pioniere als erste herausgezogen, weil bereits ein Rückzug auf die Gum-binnen-Angerapp-Stellung vorgesehen war.

Meines Wissens blieben wir einige Tage in dem Ort Gutkow. „Ort“ ist allerdings reichliche Schönfärberei. Es waren ein paar verfallene Lehm-hütten. Wir lagen in einer solchen und hatten somit ein halbes Dach über dem Kopf. Dann bauten wir, glaube ich, einmal eine kleine Behelfsbrücke.

Bald marschierten wir weiter, sicher zu dem Zeitpunkt, als die Front aufgegeben wurde.

War es hier, war es schon früher? Ich weiß es nicht. Ich sah eines Nachts ein herrliches Bild: schwere Artillerie, die Geschütze mit sechs oder acht Pferden bespannt, arbeitete sich durch den russischen Dreck.

Auf unserem Weitermarsch, der nur auf Nebenwegen vor sich ging, sagte ich plötzlich zu meinem Nebenmann: „Du, das ist ein deutscher Weg!“ Auch das nur ein Landweg, aber eben ein deutscher Landweg. Und es stimmte. Der nächste Ort war deutsch. Und zwar marschierten wir nördlich von Eydtkuhnen im Abstand von einigen Kilometern nach Westen, denn links von uns sahen wir das Aufblitzen der Sprengungen der Bahnhofsanlagen und hörten die schweren Detonationen.

Einmal, wir marschierten fast nur nachts, traten wir zum Abmarsch an, und zwar wie üblich, mit brennenden Zigarren und Zigaretten. Das war nicht erlaubt, wurde aber geduldet. Da verbot unser Zugführer das Rau-chen. Quatsch!, dachten wir und hielten die Glimmstengel in der hohlen Hand. Er wiederholte seinen Befehl. Quatsch!, dachten wir, es ist ja Krieg. – Da sagte er: „Wir sind von allen Seiten von den Russen eingeschlossen, nur ein einziger Landweg ist für die Division noch offen. Wir müssen also ganz still und ohne den geringsten Lichtschimmer marschieren!“ – Junge, Junge, da verschwanden aber fix alle Lichtpunkte! Es war ein schwerer

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Marsch. Stockdunkel und alle paar 100 m ein Halt. Müde waren wir, mar-schierten in halbem Schlaf, und öfter stießen wir mit der Nase auf den Tornister des Vordermannes.

Einmal wieder ein schönes Bild. Gutshof, wir empfangen Essen. Gegen Osten Aufblitzen von Geschützen und Feuerschein. Und vor diesem röt-lichen Himmel die Silhouetten einer großen Scheune und der Soldaten mit ihren Pickelhauben.

Wie mit meiner Pfeife im Graben, so hatte ich hier in einer Nacht ein merkwürdiges kleines Erlebnis mit meinem Messer. Wir schliefen in der Scheune im Heu. Morgens fasste ich immer zuerst nach meinen Sachen, die ich in der Tasche hatte. Das Messer ist weg. Ich überlege: es ist aus der Ecke der rechten Tasche herausgerutscht. Also: hier! Ich hatte es von ei-nem Schulkameraden meines Bruders Curt zur Versetzung von Obertertia nach Untersekunda geschenkt bekommen. Es blieb mein Talismann, und ich habe es erst im Moor bei Schülp so etwa 1952 verloren.

Die folgenden Kampftage gehören wohl zur Schlacht an der Rominter Heide. In meinem Soldbuch waren sie als Schlacht bei Göritten eingetra-gen. Ich besinne mich auf die Ortsnamen Bilderweitschen, Martischen, Gr. Degesen und – vielleicht Kattenau.

Bei Bilderweitschen hatten wir wohl die erste Feindberührung. Wir waren Artilleriebedeckung. Ich sah schöne Kriegsbilder: Telefontrupps, Artilleriebeobachter in einem Chausseebaum, Meldereiter und -radfahrer, Adjutanten zu Pferde, auffahrende Artillerie, Infanterie in Schützenlinie. Öfter Gewehr- und MG-Feuer. Überall Schrapnells in der Luft und ein-schlagende Artilleriesalven. Wir wurden mehrmals aus der Deckung her-ausgeschossen.

Im übrigen kann ich aus diesen Kampftagen nur einzelne Episoden ge-ben. Es ist ja überhaupt so für den Frontsoldaten: die „Schlacht“ spielt sich für ihn in einzelnen kleinen, oft lächerlichen Erlebnissen ab, und erst nachher erfährt er, dass er eine Schlacht mitgemacht hat.

Einmal marschierten wir auf einem Landweg, Kolonnen auf ihm, wir nebenbei. Plötzlich heulen Granaten. Wir ducken uns oder nehmen volle Deckung. Die Granaten schlagen zwischen dem Weg und uns ein; Blind-gänger!

In meiner Gruppe war auch ein Pionier Nau, meines Wissens junger Kaufmann aus Pommern, katholisch. Wir hatten uns manchmal über Le-ben und Sterben, über Schicksal und Glauben unterhalten. Nicht merk-

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würdig für junge Soldaten im Kriege. Er hatte gesagt: „Das Schicksal, Tod oder Leben, ist mir vorausbestimmt. Ich bin Fatalist. Und so habe ich kei-ne Furcht.“

Wir lagen an einem kleinen Abhang, ich sehe noch die Stelle. Einige Granaten schlagen kurz vor der Kante des Abhangs ein, einige hinter uns im flachen Tal. So geht das mehrere Male. Während ich den Kopf in den Dreck stecke, sehe ich, dass Nau weint und zittert. „Mensch, Nau, bist Du verwundet?“ „Nein, aber es ist ja so furchtbar!“ „Nanu“, sage ich, „ich denke, Du bist Fatalist!“ „Sei doch still, Du lockst uns ja die Granaten her!“ Ich lachte.

Das klingt sehr großartig, was ich da sage. Nein, ich war nie ein „miles gloriosus“. Aber eines kann ich voll Stolz sagen: ich suchte wohl den Gra-naten zu entgehen wie alle Frontsoldaten. Aber Angst – nein! Ich war im-mer ruhig, und am ruhigsten war ich in den bösesten Augenblicken. Nur zwei- oder dreimal habe ich während des Krieges die Nerven verloren, aber auch nur für kurze Zeit. So war es auch noch während des Polenfeld-zuges 1939 und noch bei den letzten Kämpfen in Ostpreußen. So kann ich sagen, dass ich mich nicht nur als Kriegsfreiwilliger gemeldet habe, son-dern dass ich es blieb bis zum Ende des zweiten Krieges. Ein stolzes Wort, aber ich schreibe es trotz der Gefahr, dass man mir nicht glaubt.

1943 – Eine Stippvisite in Zarskoje-SeloEntgegen Hitlers Parole, ein deutscher Soldat friert nicht, hatten die

Frontsoldaten der 21. Ostpreußischen Infanterie-Division auch im 2. Ladogasee-Winter viel durchgemacht. Ihre selbst gebauten Bunker waren ein wenig größer geworden, deren Balkendecke vornehmlich gegen das russische Artillerie- und Granatwerfer-Feuer war fester und zum Teil so-gar mit Grasnarbe bedeckt, widerstandsfähiger geworden. Die Kälte zwi-schen minus 40° und 50° Celsius blieb unerbittlich. Da wurden die Essen-träger in den Feuerpausen stets mit herzlichem Dank bedacht. Sie hatten gelernt, wann sie unbeschadet kommen konnten und wann keinesfalls und wo sie notfalls hinter einer Erdwalldeckung Schutz finden konnten. Ihr Leutnant, der das eigene Artilleriefeuer zu leiten hatte, durfte sich vier Wochen lang im Divisionsstab erholen, sein Onkel, Hauptmann Gün-

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ther Skowronski, genannt Sko, 1 C im Divisionsstab der Generalstäbler Oberstleutnant von Prittwitz und Gaffron, hatte von der Skowronski-Familie in Osterode Weisung erhalten, sich um den Enkelsohn des Justiz-rats Emil Skowronski und Oma Lydia zu kümmern, soweit Familienmit-glieder in Masuren mit Feldpostpaketen und dem sonntäglichen Gebet in der Kirche um den Beistand der Götter in das Schicksal der Jugend einzuschalten vermochten.

Der 1 C-Sko war ein großer Geschichtenerzähler und beliebt im Divi-sionsstab. Und weil Sko nun im dritten Kriegsjahr selbst mit einem Hei-maturlaub an der Reihe war, den Prittwitz und Gaffron zu genehmigen hatten, war man im Stab und im Artillerieregiment damit einverstanden, dass Sko den Leutnant für zwei oder drei Wochen mit nach Osterode nahm, was der Zustimmung des Artillerie-Regimentskommandeurs för-derlich war, der Leutnant würde, wenn alles gut lief, im Sommer Ober-lautnant werden und die Führung einer 10,5 cm-Feldhaubitzen-Batterie, wahrscheinlich die fünfte, übernehmen. Als die Urlaubsvorbereitungen Skos und des Leutnants soweit gediehen waren, dass man Termine erör-tern konnte, brachte Prittwitz und Gaffron unter dem Siegel strengster Geheimhaltung den Ortsnamen Zarskoje-Selo ins Gespräch.

Die Technik der Deutschen Reichsbahn hatte die Gleise der russischen Bahn auf die schmalere Deutsche Bahn umgenagelt, nur wenige marode Holzbohlen hatten ersetzt werden müssen. Bis MGA fuhren schon die deutschen Güterwagenzüge, das Stück bis Kirischi und Pogostje würde in Kürze auch fertig werden. Vom Eisenbahnknotenpunkt MGA war mit ei-nem Kübel-Auto an einem Tag Zarskoje-Selo zu erreichen, hielt man sich im Zarenschloss nicht zu lange auf, schaffte man an einem Tag Hin- und Rückreise und fand noch ein paar Stunden Zeit, das Schloss zu besichti-gen. Die Division würde den Kübelwagen stellen. Weil es sich, und das war das Problem, um eine Führersache handele, sei außer einer absolu-ten Geheimhaltung eine erstklassige Planung von Nöten, denn werde das Vorhaben durchgeführt, müsse es auch gelingen, denn der Führer hasste nichts mehr als halbe Sachen. Worum es sich denn überhaupt handele? Sagen Sie‘s nicht weiter. Es handelt sich um das Bernstein-Zimmer. Fragen Sie mal Ihren Sko. Der kann es Ihnen erklären.

Sko! Was ist da los?

Die Preußen hatten mit großer Hilfe der Ostpreußen dem Zaren Pe-ter I., auch Peter der Große genannt, ein Schmuckzimmer mit Wänden,

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bedeckt mit Bernstein, geschenkt. Der Zar hatte es im Katharinenpalast in Zarskoje Selo, nun Puschkin genannt, einrichten lassen. Ursprüng-lich wurde das Zimmer 1701 vom Preußischen König Friedrich I. für Schloss Charlottenburg in Berlin in Auftrag gegeben. Die Ostpreußen waren aufgrund ihrer natürlichen Bernsteinvorkommen wahre Meister der Bernsteinschnitzerei. Alle Kunststeinkünstler waren damals sicher, Bernstein sei ein ganz besonderer Edelstein. Obwohl die honiggelben bis braunen Wandvertäfelungen als sehr kostbar und glanzvoll galten, war ihre Bedeutung in Ostpreußen mehr verknüpft mit „Gabe der Heimat“ und „Schmuck aus der ostpreußischen Küstenerde“. 1710 machte der Preußenkönig Wilhelm I., Sohn von Friedrich I., das Bernsteinzimmer dem russischen Zaren zum Geschenk. Zum Dank und Austausch erhielt der Preußenkönig 248 große russische Männer für seine Leibgarde, der Langen Kerls. Damals wurde das Bernsteinzimmer in 18 Kisten verpackt und per Kurier nach Sankt Petersburg transportiert. Nach kurzem Lager im Wirtschaftsgebäude des Sommerpalais lagerte man es in der Kunst-kammer ein. 1741 richtete man im Winterpalais das Bernsteinzimmer ein. Nach der Thronbesteigung der Zarentochter Elisabeth I. 1741 nutzte sie das Bernsteinzimmer mit vier kostbaren florentinischen Steinmosa-iken, einem Geschenk der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, als Empfangsraum im neu erbauten Sommerpalast von Zarskoje Selo. Sein endgültiges Aussehen erhielt das Bernsteinzimmer schließlich durch die ostpreußenstämmige Zarin Katharina II., alsbald Katharina die Große ge-nannt. 450 Kilogramm Bernstein wurde zusätzlich zur Ausschmückung des Raumes genutzt.

Peter I., Peter der Große, seit 1682 Zar und seit 1721 Kaiser Russlands, war in erster Ehe mit Eudoxia Lopuchina verheiratet, doch die Ehe hielt nicht. Der Zar hatte sich die Aufgabe gestellt, in Russland den Schiffbau zu fördern. Weil seine Parole „selbst ist der Mann“ lautete, reiste er in die Niederlande, um den Schiffbau zu studieren. Albert Lortzing bewunderte den Mann und widmete ihm die Komische Oper „Zar und Zimmermann“. Wieder von den holländischen Werften auf dem Heimweg, machte er eini-ge Tage in Marienburg Station. Die kleine Garnison-Stadt Alechane, we-gen des deutschstämmigen Teils der Bewohner in Marienburg umbenannt, der eingewanderte Pfarrer Glück hatte eine Pfarrei eingerichtet, die Pilger und Wanderer aufnahm. Eine Wanderin war die masurische Pflegetochter Martha Skowronski. Pfarrer Glück hatte keine eigenen Kinder, so konnte er sich mit Sorgfalt Marthas Bildung widmen. Er predigte häufig in der Garnisons-Kaserne. So lernte Martha den Kommandeur und russischen

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Oberbefehlshaber Menschikoff und auch den Zaren Peter den Großen kennen. Die gescheite und hübsche Martha gefiel dem Zaren und er über-redete sie, weil vor seiner Reise in die Niederlande geschieden, seine Frau zu werden. Nun war Martha Skowronski evangelische Christin, und weil nach dem russischen Gesetz eine Kaiserin dem griechisch-katholischen Glauben angehören musste, wurde Martha bei dem Übertritt zur katholi-schen Konfession in Katharina umgetauft.

Dieser zweiten Ehe entstammen zwei Töchter. Die ältere war Elisabeth, die späterhin als Kaiserin über Russland herrschte. Die zweite Tochter Pe-ter des Großen und Martha Skowronski wurde Herzogin von Schleswig-Holstein.

Etwa eine Stunde später verließen der 1 C Sko und sein Neffe, der Leutnant der Artillerie, im Kübel wieder Zarskoje Selo und fuhren zurück zum Bahnknotenpunkt MGA. Skowronski übergab dem Fahrer einen handgeschriebenen Bericht über ihren Besuch im Schloss.

„Für Prittwitz und Gaffron?“, fragte der Leutnant.

„Ja.“

„Das Ergebnis unseres Besuches?“

„Ja. Ich teile ihm mit, dass das Bernsteinzimmer noch hier ist. Wenn unser großer Boss es in Berlin haben will oder auf dem Obersalzberg, muss er Leute hinschicken, die es demontieren und wegschaffen. Unser Kunstsammler wird schon wissen, wie.“

„Und das war‘s dann?“

„Ja, mein lieber Neffe. Aber es bleibt etwas, wenn einer von uns oder wir beide aus Russland wieder raus kommen.“

„Und das wäre?“

„Die Skowronskis in Osterode waren ja immer interessiert an den Er-lebnissen unserer lieben Martha oder Katharina. Sie redeten gern über die liebe Verwandtschaft in Zarskoje Selo und Petersburg, dem heutigen Le-ningrad. Unsere Oma bekam ganz rote Backen, wenn ihre Gedanken auf die Reise nach Russland gingen.

Eines guten Tages würden die Skowronskis diese Erinnerungen mit-nehmen in den Himmel.“

Günther Sko, Lydia Sko, August PuviusWerner Möllenkamp, Augustinum Roth

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Fruehboten der Brandtschenneuen Ostpolitik

Der Niedersaechsische Kreis fuer Ostfragen.Die Barsinghausener Gespraeche. Schriften zur Deutschen Frage.Deutsch-osteuropaeische Beziehungen standen unter der schweren Last des Zweiten

Weltkrieges und der Nachkriegszeit. Millionen von Osteuropaeern und Deutschen hatten ihr Leben eingebuesst. Millionen von Osteuropaeern und Deutschen hatten ihre Heimat verloren. Deutsche Nationalsozialisten hatten Russen/Bolschewisten als Untermenschen bezeichnet. Millionen von Polen sollten Sklaven deutscher Nationalsozialisten werden. Beschluesse der Siegermaechte und provozierter Hass fuehrten zu Flucht, Vergewaltigun-gen und Vertreibung von Millionen von Deutschen aus Ostpreussen, Pommern und Schle-sien. So standen Deutsche, Russen, Ukrainer, Polen, Litauer, Jugoslawen vor einer Mauer, die kaum zu durchbrechen war. Der „Eiserne Vorhang“ schien die politische Realisierung der menschlichen Trennung zwischen West und Ost zu sein.

Trotz dieser mehr als negativen Vorbedingungen erwuchsen langsam aber sicher unter Deutschen und Osteuropaeern, Individuen und Gruppen, die sich vornahmen, Bruecken zwischen Ost und West zu bauen. Der Barsinghausener Kreis wurde zu einem dieser west-oestlichen Brueckenbauer. Auch fuehrende Politiker, eher deutsche als osteuropaeische, wurden Teil dieser Entwicklung, die letztendlich ueber „Wandlung durch Annaeherung“ zur Brandtschen Neuen Ostpolitik fuehrten, zum symbolischen Kniefall in Warschau im Dezember 1970. Fruehere Schritte in dieser Richtung wurden waehrend der Kanzlerzeiten von Ludwig Erhard und Kurt Georg Kiesinger gegangen. Ein erster politischer Schritt in dieser Richtung war die Zur-Seite-Stellung der sogenannten Hallstein Doktrin. Die-se Doktrin hatte diplomatische Anerkennung solchen Staaten untersagt, die die Deutsche Demokratische Republik diplomatisch anerkannten. Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger oeffnete erste Tueren zur DDR. Er korrespondierte mit dem DDR-Ministerpraesidenten Stoph. Diplomatische Beziehungen zu Rumaenien wurden aufgenommen. Das Verhaeltnis zu Jugoslawien wurde normalisiert. (Wilhelm von Starnberg, Hrsg. „Die deutschen Kanz-ler von Bismarck bis Schmidt“, Athenaeum. Koenigstein/Tns., 1985, S. 402, 412.)

Es ist die These dieses Beitrages, dass politisch-diplomatische Schritte der deutschen Bundeskanzler, die eventuell zur Neuen Ostpolitik Willy Brandts fuehrten, moeglich wur-den durch die Basisarbeit sogenannter Heimatverbaende sowie auch der evangelischen und katholischen Kirche in der Bundesrepublik und in Polen. Zu erwaehnen an dieser Stelle ist die fruehe Erklaerung der deutschen Vertriebenen, die „Charta der Heimatvertriebenen“ (1950) in ihrem Bekenntnis zu Europa, zur friedlichen Loesung von Problemen, ebenso die „Ostdenkschrift der EKD“ und der Briefwechsel der deutschen und katholischen Bischoe-fe. Gleichfalls als Fruehboten der Brandtschen Neuen Ostpolitik verdienen die Gesprae-che polnischer und deutscher Historiker erwaehnt zu werden. Im Oktober 1956 fand im Tuebinger Institut fuer osteuropaeische Geschichte eine erste Tagung deutscher und polni-scher Historiker statt. Diese Tagung fuehrte allen Teilnehmern vor Augen, wie schwer, aber auch notwendig eine solche offene klaerende Aussprache ist, um Ressentiments zu ueber-winden, um Vorstellungen der Partner kennenzulernen, um eine gemeinsame europaeische Grundlage zu gewinnen. Teilnehmer dieser Tagung waren neben deutschen Wissenschaft-

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lern vor allem exilpolnische Historiker unter der Leitung von Prof. Dr. Tytus Komarnicki und dem Tuebinger Professor Werner Markert. Durch Vortraege von Experten, die sich mit Aspekten deutsch-polnischer Geschichte befassten und die sich gleichzeitig bemueh-ten, Gegenwartsgeschichte und Politik zu vermeiden, trugen dazu bei, „das Eis jahrelanger Entfremdung zu brechen“. Ein zweites deutsch-polnisches Historiker-Gespraech fand im Maerz 1964 im Londoner Historischen General-Sikorski-Institut statt. In diesem Treffen, das von Professor Markert und Professor Komarnicki initiiert worden war, konnten … praezise Themenkreise aus der mittelalterlichen Geschichte, der fruehen Neuzeit, dem 19. Jahrhundert und der Zeitgeschichte behandelt werden. Diese positiven wissenschaftlichen Begegnungen zeugten persoenliche Kontakte, die in den folgenden Jahren fortgesetzt und gepflegt wurden. (Richard Breyer, „Das Gespraech der Historiker und sein Echo in Ost und West“ in „Nachbarn im Osten 1945–1966 – Erkenntnisse und Wandlungen in zwei Jahrzehnten“, Schriften zur deutschen Frage 14, bearbeitet von Peter Nasarski, Hrsg. Nie-dersaechsisches Ministerium fuer Bundesangelegenheiten, fuer Vertriebene und Fluecht-linge, Leer 1965, S. 77–99.)

Nicht alle Reaktionen, vor allem auf polnischer Seite, waren positiv. Diese kam aus dem nationalpolnischen Milieu. Exilpolnische Historiker wurden als pro-deutsch ange-griffen. Die Tagungen wuerden darin resultieren, dass die ehemaligen deutschen Gebiete oestlich der Oder-Neisse-Linie wieder deutsch werden wuerden, was das eigentliche Ziel der Deutschen waere (ebendort, S. 90 ff.). Im Gegensatz dazu stand das als allgemein kon-servativ eingeschaetzte „Ostpreussenblatt“, das das Londoner Treffen als durchaus positiv betrachtete (ebendort, S. 90).

Es ist in dieser zeitlichen Umgebung, dass die Barsinghausener Gespraeche statt fan-den. Auch sie, so die Meinung dieses Autors, halfen die Grundlage fuer die Brandtsche Neue Ostpolitik zu legen. Allerdings fehlen zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags dem Autor praezise Fakten, um seine These schluessig zu beweisen. Doch da Politiker wie Brandt und sein enger Mitarbeiter Egon Bahr sicherlich ueber das intellektuelle Klima und die allgemeine Meinung informiert waren und zumal Politik als Kunst des Moeglichen interpretiert wird, steht die Vermutung nahe, dass ihm, Brandt, die Historiker-Gespraeche zwischen Polen und Deutschen und die Grundrichtung der Barsinghausener Gespraeche bekannt waren und dass damit die Neue Ostpolitik einschliesslich des historischen und symbolischen Warschauer Kniefalls von der Allgemeinheit und letztendlich vom Bonner Bundestag gebilligt werden wuerden. – Richard Breyer in dem oben angegebenen Beitrag spricht das Problem der Wirksamkeit solcher Gespraeche und Begegnungen an. Er zitiert den polnischen Wissenschaftler Prof. Komarnicki: „Wenn … solchen Kontakten auch kein unmittelbarer Einfluss auf die Politik eingeraeumt worden ist, in London ebenso wenig wie in Tuebingen, Prag oder Muenster (alles Orte, in denen Gespraeche von Historikern stattfanden – der Autor), weil die Politik – etwa zwischen Polen und Deutschen – sich auf voelliger anderer Ebene bewegt, so war doch das klar herausgestellte Ziel der Gespraeche, eine Atmosphaere zu schaffen, die einer moeglichst objektiven Arbeit zugute kommt, wel-che ihrerseits die Einstellung der Voelker beeinflusst“ (ebendort, S. 98). Sicherlich trifft dies auf die Barsinghausener Gespraeche zu.

Anfaenge dieser Gespraeche gehen auf einen Zusammenschluss der in Niedersachsen taetigen Verbaende, die sich mit Vertriebenen- und Ostfragen beschaeftigten, zurueck. Dies geschah in den Jahren 1957/58, kurze zwoelf Jahre nach Ende des Zweiten Welt-

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krieges. Die Gruppe nannte sich „Arbeitskreis fuer Ostfragen“. Der Arbeitskreis machte es sich zur Aufgabe, „den nachkriegsdeutschen Standort aus Geschichte und Gegenwart festzustellen und ueber den kuenftigen Weg gemeinsam nachzudenken“. (Hrsg.: Der Nie-dersaechsische Minister fuer Vertriebene, Fluechtlinge und Kriegssachgeschaedigte. „Die Barsinghausener Gespraeche. Schriften zur deutschen Frage 1–4“, Leer, 1961, S. 7.) Auf einer Grundsatztagung beschloss der Arbeitskreis fuer Ostfragen zwoelf Thesen, die als Richtlinien dienen sollten. Unter diesen Thesen finden wir die Gedanken, dass eine Wie-dervereinigung Deutschlands und eine Regelung der Grenzfragen nur im europaeischen Rahmen einschliesslich der osteuropaeischen Nachbarvoelker denkbar sei; Kollektiv-schuld des deutschen Volkes sei nicht gerechtfertigt; ein Diktatfrieden fuer Deutschland sei abzulehnen; auch wenn die Bundesrepublik ein fester Teil der westlichen Buendnisgemein-schaft ist, habe sie dennoch die Verpflichtung, ihren Beitrag zur Loesung des Ost-West-Konfliktes zu leisten; um die Wiedervereinigung zu erreichen sowie eine Regelung der Ostfragen sei eine gruendliche Kenntnis des Deutschlandbildes der Nachbarn und anderer Laender erforderlich; die Voelker des „Ostblocks“ seien nicht mit deren Staatsfuehrungen zu identifizieren; dringend erforderlich sei eine gruendliche Kenntnis der Geschichte, der Wirtschaft, der Kultur und der politischen Entwicklung der oestlichen und suedoestlichen Nachbarvoelker. Eine These, die auf Hans Beske zurueckzufuehren ist, ist besonders zu betonen. Sie drueckt den Grundgedanken und die Ziele des Arbeitskreises fuer Ostfragen aus. „Aussoehnung ist die Grundlage einer gerechten Ordnung in Ost-Mittel-Europa. Die Notwendigkeit einer solchen Ordnung sollten sich alle beteiligten Voelker bewusst sein. Die Bereitschaft zu dieser neuen Ordnung und das Vertrauen in ihr Gelingen erfordern die Pflege und Vertiefung des Gemeinsamen und Verbindenden vor einer Auseinandersetzung ueber das Trennende.“ („Die Barsinghausener Gespraeche 8–10. Leer, 1962, S. 255–256.) Besonders herausgestellt ist die Rolle, die Deutsche in dieser Entwicklung tragen: „Es ist die deutsche Sache, den Schritt zur Aussoehnung mit den Nachbarvoelkern so oft zu tun, bis er uns abgenommen wird. – Die Aussoehnung des deutschen Volkes mit seinen Nach-barn ist der Gradmesser unserer gesamteuropaeischen Glaubwuerdigkeit. Die Aussoeh-nung mit der Welt kann zur entscheidenden Niederlage des Bolschewismus und den gros-sen Sieg unseres Volkes ueber den Nationalismus in uns bedeuten“ (ebendort, S. 131–136).

Dass diese Thesen konsequent befolgt wurden, ist das Verdienst der Veranstalter, dar-unter Regierungsrat Hans Beske vom Niedersaechsischen Ministerium fuer Fluechtlinge, Vertriebene und Kriegsgeschaedigte, Werner Petersmann, Gerhard Rauhut, Peter Nasarski, Redakteur der „Schriften zur deutschen Frage“, sowie die zahlreichen Referenten und Dis-kutierenden aller Generationen des In- und Auslandes. Die Gespraeche wurden mit Tole-ranz und Offenheit gefuehrt. Als wie wertvoll diese Gespraeche betrachtet wurden, zeigt sich in deren Veroeffentlichung unter dem Titel „Barsinghausener Gespraeche“. Einige der behandelten Themen seien hier als Beispiele genannt: „Der geistige Standort der Heimat-vertriebenen“, „Das oestliche Ausland und die deutschen Vertriebenen und Fluechtlinge“, „Die politische Lage des heutigen Polen“, „Die Lage der katholischen Kirche in Polen“, „Moeglichkeiten deutsch-russischer Nachbarschaft“, „Fuer deutsch-polnische Aussoeh-nung“, „Europa im Spiegel russischer Geschichtsdarstellung“.

Ein Rueckblick auf die Arbeit des Arbeitskreises fuer Ostfragen, verbunden mit den Barsinghausener Gespraechen, verbunden mit deren Publikationen sowie auch die „Schrif-ten zur deutschen Frage“, herausgegeben vom Niedersaechsischen Ministerium für Ver-triebene, Fluechtlinge und Kriegsgeschaedigte, zeigt wie vorausschauend, man koennte

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behaupten prophetisch, deren Mitarbeiter waren. Die Ziele, die sie sich setzten, sind in Erfuellung gegangen: die deutsche Wiedervereinigung im europaeischen Rahmen als Er-gebnis von Verhandlungen der Siegermaechte mit Vertretern der beiden deutschen Staa-ten (2+4-Gespraeche), die Aussoehnung mit den Voelkern Ost- und Suedosteuropas, das Ende der Sowjetunion, ein vereintes, freiheitliches, demokratisches Europa. – Diese positi-ve Entwicklung deutsch-osteuropaeischen Verhaeltnisses erstreckte sich ueber beinahe ein halbes Jahrhundert. Sie kann als logische Konsequenz der Mittellage und der Mittlerrolle Deutschlands betrachtet werden. Nach der belastenden Zeit des Zweiten Weltkriegs und den Jahren vorher und nachher machten sich in den 1950er Jahren Stimmen zu einem Neu-anfang deutsch-osteuropaeischer Kontakte hoerbar: die Historikertreffen in Tuebingen und in London, die Erklaerungen deutscher und polnischer evangelischer und katholischer Kirchenkreise, die Veroeffentlichungen von heilenden und verbindenden Schriften wie z. B. die „Dokumente der Menschlichkeit“ mit einem Vorwort von Albert Schweitzer, her-ausgegeben vom Goettinger Arbeitskreis, oder „Die Stimme des Menschen“, erschienen im Piper Verlag in Muenchen 1961, oder „Und bringen ihre Garben aus russischer Kriegs-gefangenschaft“, eingeleitet von Helmut Gollwitzer u. a. veroeffentlicht vom Kreuz-Ver-lag in Stuttgart 1956. Die Barsinghausener Gespraeche fallen in diese Atmosphaere. Elf we-sentliche Anstoesse zu einem besseren Verhaeltnis Deutscher zu Ost- und Suedosteuropa kamen von der Bundesrepublik.

Die ost- und suedosteuropaeischen Staaten standen unter dem beherrschenden Ein-fluss der Sowjetunion. Herauszustellen unter fuehrenden Bundesrepublikanern, die sich frueh mit Wort und Tat fuer eine deutsch-polnische Verstaendigung einsetzten, ist Marion Graefin Doenhoff.

Die Barsinghausener Gespraeche sind Ausdruck einer Entwicklung, die auf vielen Ebe-nen, wenn auch nicht ohne Widerstand, eine Annaeherung, Verstaendigung und letztendlich Aussoehnung mit ost- und suedosteuropaeischen Laendern und vor allen Dingen mit Polen anstrebte. Wie erfolgreich diese Entwicklung war, zeigt sich im gut nachbarlichen Ver haelt-nis, das die Bundesrepublik Deutschland unterhaelt. Dieses gut nachbarliche Verhaeltnis fu-ehrte gleichzeitig zu guten menschlichen Kontakten. Als eines von sicherlich vielen Beispie-len kann die Verbindung Osterode/Ostpreussen-Ostroda/Polen gelten. Nicht nur ist Os-terode/Harz die Patenstadt von Osterode/Ostpreussen, sondern auch die Schwesterstadt von Ostroda/Polen. Auf vielen Ebenen, staedtisch, schulisch, kulturell, finden regelmaessig Begegnungen statt. Im Jahr 2007 feierten ehemalige deutsche Gymnasiasten mit ehemali-gen und jetzigen polnischen Oberschuelern/innen das einhundertjaehrige Jubilaeum des frueheren Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums. Das gleiche Schulgebaeude war/ist die schulische Heimat von deutschen und polnischen Schuelern/innen, Lehrern/innen, Direktoren/innen. Eine zeitbedingt kleine deutsche Delegation fuehrte den Festumzug von der katholischen Kirche zum Gymnasium, dessen Eingang von der polnischen, der deutschen und der euro-paeischen Flagge geschmueckt war. Festreden wurden auf deutsch und polnisch gehalten. Ein polnischer Schuelerchor sang „Gaudeamus igitur“. – Im Jahre 2009 feierten Polen und Deutsche das einhundertjaehrige Jubilaeum der evangelisch/protestantischen Kirche. Vor der Kirche wurde ein Stein eingeweiht, der an die deutsche Vergangenheit dieser Kirche erinnert. Ein letztes hier zitiertes Beispiel fuer die engen deutsch-polnischen Beziehungen von Ostroda/Osterode ist die Wahl eines deutsch-polnischen Buergers als Stadtrat von Os-troda, der gleichzeitig die deutsche Minderheit im Gebiet Allenstein/Olsztyn betreut.

Dr. Armin Mruck, Professor of History emeritus, Towson University, Towson, Md./USA

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KleeblümchenHeute haben wir den 18. Juli 2014 und ich bin schon 84 Jahre alt. Ich

sitze auf meiner Terrasse und schaue in meinen Garten in meiner zwei-ten Heimat, in Köln, und runzele die Stirn. Ziemlich viel Klee im Rasen! Alles ist voll der weißlichen Kleeblümchen. Gut für die Bienen! Ich gu-cke genauer hin; ja, es sind die richtigen Kleeblümchen mit den langen elastischen Stängeln. Mit denen konnte man so schön Kränzchen flechten. „Trifolium repens“, wie der Botaniker sie nennt.

Und ein Bild aus meiner Kindheit zieht sich durch mein Gemüt:

Osterode, Sommer 1936. Ich bin Schülerin in der Eingangsklasse der Städtischen Volksschule für Mädchen, genannt Luther-Schule oder Süd-Schule. Neben unserer Schule gab es auch gleich die Jungenschule. Sie hieß Jahn-Schule. Beide Schulen hatten große, nebeneinander liegende Schul-höfe. Der von den Jungen lag an der Straße. Der von uns grenzte an einen Sportplatz und stieg ein wenig an. In der Mitte seiner freien Seite führte ein Treppchen von unserem Schulhof zu dem großen Sportplatz, der na-türlich höher lag als unsere Schulhöfe.

Manchmal gingen wir sogar mit unserer Klassenlehrerin dorthin zum Turnen oder Kreisspielen. Mit seinem großen grünen Rasen und den vie-len Blümchen war er natürlich viel schöner als unser Schulhof, der als Bo-den nur Erde mit kleinen Steinen hatte.

Die Schulglocke läutete zur großen Pause. Wir Kinder stürmten auf den Schulhof. Was wollen wir spielen?

Mein Blick fiel auf das Treppchen am Rand des Schulhofes und lockte. Da oben, auf dem Sportplatz, da ist es doch so schön! „Wollen wir nicht mal dort hoch gehen?“, schlug ich Christel, meiner besten Freundin, vor. Sie war sofort einverstanden. Bald standen wir im grünen Klee mit ganz vielen weißen Kleeblümchen. War das schön!

Wir setzten uns nieder und begannen sofort, uns jeder ein Kränzchen zu flechten. Ging das gut! Die elastischen Stiele ließen sich leicht verschlin-gen und es brach nur selten einer ab. Wir reihten beim Flechten Blüte an Blüte. Oh, mein Kränzchen reicht schon so weit – von Ohr zu Ohr! Wie

Aus unserem Heimatkreis damals:Erinnerungen und Erlebnisse

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schön würden wir aussehen! Wir vergaßen Raum und Zeit.

Aber irgendwann mussten wir gespürt haben: Da war doch noch et-was? Ist die Pause schon zu Ende? Auf dem Schulhof waren keine Kinder mehr. Das war unheimlich!

Wir stiefelten also auf unser Klassenzimmer zu, drückten die Tür auf und sahen mit Entsetzen, wie alle Schülerinnen brav auf ihren Bänken saßen und nach vorne guckten. Fräulein Depner nahm uns sehr böse in Empfang.

Ich weiß weder heute – noch ahnte ich damals –, was sich nach der Pau-se in unserem Klassenzimmer abgespielt haben könnte. Jedenfalls muss Fräulein Depner in großer Sorge gewesen sein, als sie merkte, dass die Ilse Bitschkowski und die Christel Falkowski fehlten. Ob sie das dem Rektor gemeldet hat? Oder ob sie sich Hilfe geholt hat? Natürlich musste es bei den Schülerinnen für solche Vergehen eine Strafe geben!

Meine Freundin Christel musste „in der Ecke stehen“ und ich musste in einer anderen Ecke stehen. Das gefiel mir gar nicht. Das war vor allem deswegen, weil „meine Ecke“ viel weiter hinten im Klassenzimmer war.

Fräulein Depner war eine moderne Lehrerin. Sie hat uns weder ge-schlagen noch angeschrien. Selbst das „In-der-Ecke-stehen“ sehe ich – so-gar aus heutiger Sicht – für angemessen an. Mein Selbstbewusstsein hat auf keinen Fall gelitten. Aber mir ist nachhaltig klar geworden, dass man sich im Zusammenleben an bestimmte Regeln halten muss, auch wenn rechts und links Verlockungen zu anderem am Wegesrand liegen.

Ilse Winter, geb. Reinhardt-BitschkowskiDabringhauser Straße 146, 51059 Köln, Tel. 0221/686442

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

15. März 2015

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Von Bienau nach HoffeldEine besondere Fluchtgeschichte

nach Erzählungen und Tagebuchaufzeichnungeneines damals 16-jährigen Jugendlichen

1. Fortsetzung

Auf unserer Flucht waren wir dem Feind dreimal besonders nahe: Das erste Mal, als Elbing schon eingenommen war und wir die Stadt gerade noch umfahren konnten; das zweite Mal saßen wir beim Angriff auf Dan-zig eine Woche lang fest, bis unsere deutschen Soldaten den Flüchtlingen einen Fluchtweg freigekämpft hatten und wir weiterziehen konnten. Das dritte Mal dann in Swinemünde, wo wir den Großangriff der Amerikaner miterlebten.

Weil wir uns auf Anraten der deutschen Soldaten oft vom großen Treck trennten und auf Nebenwegen fuhren, sind wir der großen Gefahr ent-kommen, denn die Russen überholten uns auf den Hauptstraßen. Wenn die Gefahr vorbei war, schlossen wir uns wieder einem großen Treck an. So blieb uns einige Male ein schlimmeres Schicksal erspart.

Auf die Flucht, aber womit?

Da der Aufbruch für alle Menschen so plötzlich kam, konnten sie sich keine Gedanken machen, womit sie fliehen wollten. Man nahm oft das Nächstliegende. Für uns waren es die Pferdefuhrwerke, die zum Schutz bespannt wurden. Andere hatten keine Wagen. Familie Bastian kam mit dem Fahrrad. Das Vorhaben wurde sofort aufgegeben und sie schlossen sich uns an. Viele Pferdeschlitten waren unterwegs. Das half den Flüch-tenden nur vorübergehend. Spätestens bei Tauwetter saßen sie fest, muss-ten ihre Sachen zurücklassen und zu Fuß weiter flüchten.

Ich habe ein Ochsengespann vor Augen – sehr langsam, behäbig und sperrig. Langsamkeit war ein Handicap; Langsamkeit konnte man sich unter diesen Umständen ganz und gar nicht leisten. Der Gespannführer wollte niemanden vorbei lassen. Es war nur zu verständlich, er wollte doch nicht zurückbleiben. Bei jedem Überholmanöver bekam man die Peitsche zu spüren und Flüche zu hören, auch meine Mutter. Man stelle sich Ochsen im Schnee vor – Pferde hatten schon Schwierigkeiten. In sol-chen Situationen war sich jeder selbst der Nächste; es ging ums Überleben

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und darum, seine Lieben in Sicherheit zu bringen. Für Mitleid war keine Zeit! Und die Front war nahe, die Kanonen grollten, die Angst war allge-genwärtig. In unserer kleinen Gruppe galt es immer wieder zusammen zu bleiben, einer auf den anderen zu achten. … Einer für alle, alle für einen …

24. und 25. Januar 1945Der damals 16-jährige Rudi erinnert sich:

In Fürstenau ging es einen Tag nicht weiter. Waren ziellos, lagerten in Instwohnungen mit viel Musikinstrumenten. Im Kuhstall verhungerten und verdursteten Kühe. Draußen standen Kühe erfroren im tiefen Schnee. Wir waren alle sehr bedrückt.

Erst 95 Kilometer waren geschafft und es ging weiter.

Was geschah mit den Tieren?Bei jedem Halt wurden als erstes die Pferde versorgt so gut wie mög-

lich untergestellt, abgeschirrt, getränkt und gefüttert, entweder mit dem mitgeführten Futter oder mit dem, was wir manchmal vorfanden. Unseren Tieren galt immer die besondere Sorge. Sie mussten sich ausruhen können und durften sich nicht verletzen, denn sie sollten uns ja in Sicherheit brin-gen. Dafür waren Rudi, Herr Morgenstern und meine Mutter zuständig.

26. Januar 1945Rudi:

Tiegenhof, Rast in einer Meierei. Wegen Glatteis Morgensterns Pferd „Äffchen“ im Stall stehengelassen. Es war über 20 Jahre alt und nur hinten am Wagen mitgeführt worden. Sie konnten sich nicht von ihm trennen. Es hat uns sehr laut nachgeschrieen.

… 105 Kilometer waren zurückgelegt – und wir zogen weiter – alle zusammen im tiefen Winter.

Gerda erinnert sich, dass sie aus dieser Meierei gefrorene Butter mit-nahm. Sie stopfte sie einfach in ihre Manteltasche, weil nichts zum Ein-packen vorhanden war. Es war wichtig, etwas zum Essen zu haben. Es wurde improvisiert und organisiert; so war es halt.

Angst um die wehrpflichtigen MännerWährend unserer Flucht mussten wir oft um unsere wehrpflichtigen

Männer bangen. Auch diese Angst kam noch hinzu. Deutsche Feldjäger suchten die Wagen nach Männern ab, die an die Front sollten. Da Ger-

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das Vater sich noch nicht zu seiner Einheit zurückgemeldet hatte, musste er sich immer wieder verstecken oder Ausreden einfallen lassen, weshalb er am Treck war. Und es klappte auch. Als Rudi, der 16-Jährige, unter-wegs noch eingezogen werden sollte, weigerte sich seine Mutter, ohne ihn weiterzufahren. Alle anderen standen solidarisch hinter ihr. Und erneut hatten wir Glück, er blieb. Man ernannte ihn kurzerhand zum „Treck-führer“. Wir standen wieder einmal: … Einer für alle, alle für einen … Welche Belastung für eine Mutter mit vier Kindern. Diese sprechen heute mit Hochachtung von ihr.

27. und 28. Januar 1945Rudi:

Von Steegen nach Bohnsack. Wir standen abends bei großer Kälte vor der Weichselfähre im Stau. Zur linken Seite ein hoher Wall, von dort Ge-schrei und Jammern von Kindern zu hören, bis sie nicht mehr konnten und verstummten. Zur rechten Seite leerstehende Wohnhäuser, drinnen noch etwas warm. Wir trauten uns aber nicht hinein, hatten Angst, von unserem Treck abzukommen, wenn es weiter ging. Es liefen schon Kinder umher, die ihren Treckwagen suchten.

… 130 Kilometer lagen hinter uns. Wir zogen weiter – bei Kälte und Schnee – und der Kanonendonner war so beängstigend nahe.

Flüchtlingskinder

Wir beiden kleineren Kinder erlebten die Flucht nicht ganz so drama-tisch wie viele andere Flüchtlingskinder. Uns blieb das ganz große Leid erspart. Die Situation konnten wir im Ganzen nicht erfassen. Der gro-ße Ernst war uns nur im Augenblick bewusst: Ich hatte Angst um meine Mutter, Angst, allein gelassen zu werden, wenn direkte Gefahr bestand, auch Angst, weil alle Angst hatten.

Gerda weiß von vielen Frauen, die ihrer Mutter Kinder mitgeben wollten, die sie selbst irgendwo aufgesammelt hatten, weil sie ohne El-tern hilflos weinend im Schnee herumstanden. „Ihr habt doch einen Wa-gen“, hieß es. Dass es nicht ihr eigener war, dazu hoffnungslos überla-den, wussten sie ja nicht und war ihnen im Moment auch egal. So blieben die Kleinen oft schreiend in der Kälte zurück und sind erfroren. Dieses Schreien wird Gerda nie vergessen. Niemand wird solche Szenen aus sei-nem Gedächtnis verbannen können; zu tief und heftig wurden sie einge-graben.

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Gretel erinnert sich an einen Fluchtwagen mit Ofen. Dort wurde ein Kind geboren. Als man dem Wagen einige Zeit später wieder begegnete und nach dem Säugling fragte, war er bereits gestorben. Er wurde von der Familie jedoch weiter mitgenommen. Viele Tote wurden einfach aus dem Wagen in den Straßengraben gelegt und mit Schnee bedeckt, denn es musste weitergehen. Für Trauer blieb kaum Zeit. Es war so unvorstellbar grausam. An solche Begebenheiten erinnere ich mich nicht. Mit Sicherheit werde auch ich sie wahrgenommen haben. Doch die Natur war gnädig und senkte sie tief ins Vergessen. Ich fühlte die Fürsorge der Mutter und Oma, das Umsorgtsein. Die Wärmflasche für mich musste zum Beispiel bei je-der sich bietenden Gelegenheit mit heißem Wasser gefüllt werden. Das war die Aufgabe meiner Oma. Ich denke auch an das Abrubbeln meiner Hände und Füße, damit sie nicht verfroren und an das warme Verpackt-sein vorne im Wagen. Meine Oma hielt mich in schlimmen Situationen fest umschlungen, denn meine Mutter musste ja bei dem Pferd bleiben.

Zwischendurch beschäftigte ich mich auch mit meinen Zöpfchen, die nun schon dreimal geflochten werden konnten – ich fand, die waren tüchtig gewachsen, war mächtig stolz darauf (die Gedanken eines Kin-des). Die Halbwüchsigen, die Teenager, wurden in dieser Zeit erwachsen. Rudi, Gerda und Else mussten, als die Ältesten von uns Kindern, schon viele Pflichten übernehmen. Für sie galten bereits andere Regeln. Gretel erzählt, dass sie während der Flucht 15 Zentimeter gewachsen war und dann nicht mehr. Wie konnte so etwas passieren?

Rudi:

Nun an der Weichsel angekommen, begann ein großer Bombenangriff auf Danzig. Sogenannte „Tannenbäume“ erhellten die Stadt. Danach be-gann der Angriff. Trotz Bombenhagels übergesetzt. Fanden in einem Haus mit Schweinebuchten und anderen Viehständen Unterschlupf.

Und wo wurde geschlafen?

Wenn abends gehalten wurde, versuchte man so gut es ging, dass Mensch und Tier zur Ruhe kamen und versorgt wurden. Man nahm die Unterkünfte, wie sie sich anboten. Mit einer Einquartierung klappte es je-doch nicht immer. Wir konnten zwar einige Male hastig verlassene leerste-hende Häuser benutzen, aber ich erinnere mich auch an eine Unterkunft im Schweinestall. Hier mussten wir wegen hoffnungsloser Überfüllung im Gang liegen, wo alle anderen Menschen über uns hinwegstiegen. Ich

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beneide diejenigen, die in den Schweineboxen liegen durften. Weil wir to-tal übermüdet waren, konnten wir auch unter diesen Umständen schla-fen. Wenn bei längeren Haltepausen draußen übernachtet werden musste, wurden manchmal zum Schutz Bäume gefällt und Wagenburgen gebaut. Oft schlief man besonders in den dünn besiedelten Gebieten hinter Dan-zig trotz der noch immer großen Kälte in der freien Natur, entweder im Wald oder im Straßengraben, denn nicht jeder hatte auf den Wagen Platz. Man deckte sich mit einer Felldecke von Familie Menzel zu und benutz-te die mitgenommenen Betten. Einer musste immer bei den Pferden und Fuhrwerken bleiben und aufpassen, sonst wäre alles geplündert worden. Es wurde erzählt, dass den Menschen die Futtersäcke unter den Körpern geklaut wurden, wenn sie auf den Wagen übermüdet einschliefen. Aufpas-sen wurde groß geschrieben. Die Wache an den Gespannen ging reihum, und so schlief man denn wohl auch – reihum. Meine Mutter ist so manches mal vorn auf dem Wagen eingenickt. Das Pferd wusste, was es tun sollte. Man schlief wohl wenig in dieser Zeit; die Körper liefen auf Hochtouren. Viele Stresshormone wurden freigesetzt, sie ließen die Körper durchhal-ten.

Gerda erinnert sich, dass wir auch in einer Kirche und in einem Schloss übernachteten, Körper neben Körper. Dort starben in einer Nacht Men-schen und Kinder wurden geboren. Alles war total verschmutzt. So war das Leben damals. Gretel prägte sich wiederum einen Kuhstall als Unter-kunft ein. So hat jeder seine Erinnerungen.

Halt – weiter!

Wenn wir im großen Treck fuhren und dieser zum Stehen kam, hörte man, wie das langgezogene

H - a - a - l - t , h - a - a - l - t , h - a - a - l - t

sich unendlich wiederholend durch die Wagenreihen gereicht wurde. Die Frauen liefen mit Kochtöpfen, zündeten kleine Feuer an, anfangs im Schnee, um etwas Warmes zuzubereiten. Oft kam es erst gar nicht dazu, weil es plötzlich wieder

W- e - i - t - e - r , w - e - i - t - e - r , w - e - i - t - e - r

hieß. Lange hörte man dieses „Halt“ und „Weiter“, bis es leiser und lei-ser wurde und schließlich ganz verstummte. Von meinem erhöhten Platz im Wagen konnte ich dieses alles gut beobachten. Ich sah die Feuerchen im Schnee und die hastenden Frauen mit ihren Töpfen. Was kam eigentlich in

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diese Töpfe hinein? Gerda meint, meist Kartoffeln, die man noch irgend-wo, mitunter angefroren, in Mieten fand.

29. Januar 1945Rudi:

In Quadendorf acht Tage nicht weiter. Waren ziellos, zogen dann in südwestlicher Richtung weiter. Bastians wollten eventuell nach Danzig, um von dort mit einem Schiff weiterzukommen. Es klappte aber nicht.

… 140 Kilometer hatten wir geschafft.

Gerda:

Vor Danzig ging es nicht weiter wegen Angriff. Waren das erste Mal von den Russen eingekesselt. Sie hatten einen Keil ins Land getrieben. Eine Woche bei einem Bauern einquartiert, dort die Wagen geparkt, bis der Fluchtweg für die Flüchtlinge freigekämpft war. Mutter hat dort Wolle ge-sponnen, dafür gab es Essen. Im Wohnzimmer lag Stroh, Schlafgelegenheit für uns alle.

Wollten alle drei (Vater war noch bei uns) ohne Treck weiterziehen, hatten ja selbst keinen Wagen. Versuchten auf die „Gustloff“ zu kommen. Sie lag in Gotenhafen, einem Vorhafen von Danzig und war für viele Menschen die vermeintlich letzte Rettung. Hofbesitzer hat angeboten, uns mit nach Danzig zu nehmen; hatte dort Besorgungen zu machen. Muss-ten uns von allem, dem Wenigen, trennen. Schon weit vor Erreichen des Schiffes großes Chaos – kein Durchkommen! Fürchterliche Szenen spielten sich ab, entsetzliche Bilder: Verlassene Wagen, alles durcheinander, Pferde, denen die Deichsel durch die Leiber gerammt worden waren, umgekippte Kinderwagen, auf den Kindern herumgetrampelt, Menschen drängten und irrten umher, total kopflos, alles hoffnungslos überfüllt. Schreien – Schreien – Schreien. Es war für uns aussichtslos, überhaupt in die Nähe des Schif-fes zu kommen. Im Nachhinein war es unser Glück; wie viele verzweifel-te Menschen überlebten diesen Fluchtversuch nicht, denn die „Gustloff“ wurde von russischen Torpedos getroffen und versank. Wir fuhren mit dem Hofbesitzer zurück zu den anderen. Eines der Wunder, das wir auf der Flucht erlebten – oder nur Glück? Für mich war es das schlimmste, ent-setzlichste Erlebnis in den drei Monaten unseres langen Fluchtweges; noch schlimmer als der Angriff auf Swinemünde. Es ist unvergesslich im Ge-dächtnis eingebrannt. Und weiter ging die Flucht: Wir liefen, liefen, liefen. Am Ende der Flucht hatten meine Schuhe keine Sohlen mehr.

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8. Februar 1945Rudi:

In Lichtstedt zwei Tage nicht weiter, planen eventuell nach Berlin oder Sachsen weiterzuziehen. Meine Eltern hatten zusammen mit meiner gan-zen väterlichen Verwandtschaft Amselshain, südlich von Leipzig, in Sach-sen, als Treffpunkt und Auskunft ausgemacht.

… 175 Kilometer hatten wir geschafft.

„Die Russen“Die „Russen“, das Feindbild, stand für mich ganz allgemein für Krieg,

Grausamkeit, Mord, Verfolgung und damit eventuell verbundenem Ge-trenntsein von meiner Mutter. Tief in meinem kleinen Kopf eingebrannt der Satz: „Um 5 Uhr können uns die Russen eingeholt haben!“ Diese Nach-richt lief einmal rasch wie ein Feuer durch den Treck. Ich hatte große Angst und spürte auch die Angst der Erwachsenen, und ich fragte ständig, wie spät es sei. Ich sah mich und meine Mutter über die Äcker laufen. „Wenn der Russe kommt, nimmst du mich und die Papiere, und dann laufen wir weg!“ Dann kamen die Gedanken, ob wir wohl in dem tiefen Schnee schnell genug sein würden; kindlich-naive Gedanken. Die Papiere waren wichtige Dokumente, die in einer Umhängetasche aus Tarnstoff mitgeführt wurden. Die Wichtigkeit dieser Tasche war mir damals sehr bewusst. Meine Mutter sollte mich und die Papiere retten und laufen, laufen, laufen.

Da wir Nebenwege fuhren, überrollten uns die Russen nicht, denn sie überholten den Haupttreck auf den Hauptstraßen. Somit hatten wir das große Glück, nie direkt mit den Russen konfrontiert zu werden. Wir konn-ten immer vor der Front davonlaufen. Auch als wir eingekesselt waren, hat man uns doch noch einen Fluchtweg geschaffen bzw. freigekämpft. Ich nenne es ein kleines Wunder. Den Frauen wurde schon sehr früh ge-sagt, ihre Ringe und Uhren abzunehmen und lose in den Manteltaschen aufzubewahren. Der Russe würde sie ihnen brutal abreißen, auch wenn der Finger dabei bricht. Man hörte viel von der Brutalität des Feindes. Die Armbanduhr meiner Mutter stahlen später allerdings deutsche Landsleu-te, nicht die Russen. Arno hat sich eine Szene eingeprägt, wo ein deutscher Soldat mit dem Gewehr auf einen Mann einprügelte und mit Fußtritten in einen Keller jagte. Also auch Deutsche …

SoldatenkolonnenUnd es ging weiter, irgendwie immer weiter. Die Gefahr war allgegen-

wärtig. Das bedrohliche Grollen der Kanonen war Dauerkulisse und in

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der Nähe der Ostsee besonders intensiv zu hören. Deutsche Soldatenko-lonnen kamen entgegen. Die Straßen mussten freigehalten werden. Die Treckwagen fuhren hart am Straßenrand. Unsere Soldaten versuchten, den Feind noch etwas aufzuhalten, um den Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, sich in Sicherheit zu bringen. Durch diese Fahrmanöver rutschten manche Fuhrwerke in den Straßengraben und kamen dort nicht wieder heraus. Zum Helfen blieb keine Zeit. Meine Mutter hielt Kontakt zu den Soldaten, fragte nach der Front, fragte, wie wir fahren könnten. „Trennt euch vom Treck, fahrt Nebenwege, der Feind überrollt euch“, war oft der Rat. Diese Fahrweise hat uns wahrscheinlich das Leben gerettet. Die Panzer unserer Soldaten, die an die Front fuhren, sehe ich vor mir. Aus meiner damaligen Kinderperspektive waren es unendlich lange Rohre, die bedrohlich suchend hin und her schwenkten. Es war unheimlich, keine Menschen zu sehen. Die Panzer erschienen wie Roboter. Und dann das Klirren der Panzerketten! Gespenstisch! Und immer wieder meine Stoß-gebete: „Mutti, dann nimmst du mich und die Papiere!“

Judenmädchen

Es kamen uns nicht nur Soldatenkolonnen, die an die Front zogen, entgegen, sondern einmal sogar eine Gruppe junger Frauen. Viele liefen barfuß und ohne Kopfbedeckung. Waren es ausnahmslos nur junge Frau-en? Ich weiß es nicht. Ich sah nur die jungen Frauen in der ersten Reihe; ich sah, wie sie ihre Hände in den Schnee steckten und dann zum Mund führten. Auf die Frage an meine Mutter: „Warum, wer sind die Frauen, warum essen sie Schnee?“, kam die Antwort: „Das sind Judenmädchen.“ Mehr habe ich nicht als Erklärung bekommen, und nachgefragt habe ich auch nicht. Ich fühlte damals so etwas wie Dankbarkeit, hatte ich doch keinen Hunger und keinen Durst und musste keinen Schnee essen. Ich durfte den Finger in den Schmalz- oder den Honigtopf stecken und ihn ablecken. Der Anblick dieser traurigen Menschen schockte mich zutiefst. Mein Gott, wo brachte man sie hin?

11. Februar 1945Rudi: In Neuendorf fünf Tage nicht weiter! … 190 Kilometer!

15. Februar 1945 Bis in den Wald bei Karthaus, übernachtet bei viel Schnee und Kälte um minus 20°. Am Lagerfeuer Schnee geschmolzen, zu Trinkwasser für uns und für die Pferde. … 200 Kilometer lagen hinter uns.

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16. Februar 1945Rudi: Bis 8. März ging es jeden Tag weiter, 21 Tage lang bis

Pritter vor Ostwine. Immer noch sind wir ein vollstän-diger Treck mit drei Einspännerwagen. Ich lief fast im-mer neben oder hinter dem Wagen zu Fuß mit.

… 200 Kilometer und immer weiter!

Von Danzig bis Swinemünde

Nach dem Angriff auf Danzig zogen wir in Pommern fast immer an der Küste entlang. Östlich der Weichsel war alles schon verlassen. Pom-mern war damals noch intakt, wie man es eben so intakt nennen konnte. Wir mussten so weiterfahren, weil die russische Armee einen Keil bis nach Danzig vorgetrieben hatte und uns der Fluchtweg abgeschnitten war. Es blieb uns nur der Küstenstreifen, den deutsche Soldaten zuvor uns Flüchtlingen frei geschossen hatten. Wir sind der Front dann prak-tisch davongelaufen. Die russischen Panzer unter General Schukow er-reichten Köslin am 28. Februar 1945; wir waren bereits am 23. Februar 1945 dort.

Die deutschen Panzer, die noch verzweifelt Gegenwehr leisteten, soll-ten jeder nur noch zehn Granaten gehabt haben – und ein deutscher Pan-zer stand gegen zehn russische. Wie irrsinnig war doch dieser Krieg – un-sere Führung. Während wir weiter zogen, hörte man das Rauschen des Meeres, erzählt Gerda, unheimlich begleitet vom Kanonendonner.

Die Gegend war sehr dünn besiedelt. Wir bekamen kaum Gelegenheit zur Einquartierung und mussten draußen übernachten, obwohl es immer noch eisig kalt war. Nicht jeder konnte auf einem Wagen schlafen. So wur-den eine Felldecke und Betten in den Straßengraben oder unter Büsche und Bäume gelegt. Der Fluchtalltag wurde zum Einerlei. Jeder Tag wur-de neu bewältigt; es musste weitergehen – und es ging weiter. Jeder Tag war kalt, voller Angst vor dem Feind, vor der Zukunft? Ich glaube, an die Zukunft dachte man gar nicht. Wir lebten im Jetzt und mussten das Heu-te bewältigen. Was morgen kommen könnte, würde man sehen! Andere Menschen, sagt Gerda, sahen wir erst wieder, als wir Pommern durchquert hatten, am Anfang Mecklenburgs – und es wurde langsam wärmer. Ein kleiner Lichtschimmer nach all den schrecklichen, strapaziösen Tagen.

(Wird fortgesetzt)Ingrid Simonsen, geb. Goritza

Helmoldstraße 25, 24539 Neumünster, Tel. 04321/81477

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Flucht und Verschleppung:20. Januar 1945 bis August 1947

Am Spätnachmittag des 20. Januar 1945 wurde uns ein Lastwagen zum Abtransport Alter und Kranker von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt. Ich leitete den Transport, auf dem sich Herr und Frau Weski, die Lehrerin Cordula Schwarz mit ihrem 81-jährigen Vater und beiden Schwestern, Frau Duscha, meine aus Zichenau umquartierte Tante mit der Tochter, meine Eltern mit meiner 85-jährigen Großmutter aus Meitzen befanden. Unser Ziel war Mohrungen. Die Straßen waren von Trecks ver-stopft, die Fahrt dauerte 13 Stunden (56 km). Im Hotel Reichshof in Moh-rungen nahmen wir Quartier, da am Sonntag keine Möglichkeit bestand, weiterzukommen. Erst am Montagnachmittag verluden wir unser Gepäck und fanden Platz in einem Güterzug, welcher Montagabend Mohrungen verließ. In unserem Waggon war in einer Ecke Munition gelagert. Wir hat-ten – da ich in Dienstkleidung fuhr – sehr viele Mütter mit Säuglingen im Waggon. Kurz vor Grünhagen (Strecke Mohrungen–Elbing) stießen wir auf einen Allensteiner Lazarettzug. Fräulein Schwarz und ich stellten uns sofort dem Arzt zur Verfügung und machten Notverbände bis in die ers-ten Morgenstunden hinein.

Ein fürchterlicher Schneesturm setzte ein, und wir zogen mit dem nö-tigsten Handgepäck zum Bahnhof Grünhagen, um auf den angekündigten Hilfszug zu warten. Statt dessen sahen wir 5000 Menschen uns am Morgen von russischen Panzern umstellt. Der Bahnhof wurde unter Beschuss ge-nommen, Tote und Verletzte blieben liegen. Bald traten wir den Rückzug in Richtung Mohrungen an. Herr und Frau Bednarski, Frau Saborrosch und die beiden Mädels hatten sich uns angeschlossen. Wir 16 Hohenstei-ner blieben bis Mohrungen zusammen. Hier nun erlebten wir die ersten Vergewaltigungen, hatten kaum noch etwas zu essen. Täglich steckten die Russen Häuser in der Umgebung an, schossen nachts mit Pistolen in den dicht mit Menschen gefüllten Zimmern auf Lampen und Bilder. Herr Bed-narski erlitt eine Schlagaderverletzung und konnte an dem für den nächs-ten Tag geplanten Weitermarsch nicht teilnehmen. Wir elf gingen nun zu Fuß von Dorf zu Dorf, um nach Hohenstein zurückzukommen. Wir hat-ten kein Brot und aßen eben nur dann, wenn wir gerade etwas fanden. Die beiden Altchen – Herr Schwarz und meine Großmutter – zogen wir zum Teil auf einem von meinem Vater gebauten Schlitten. Bald aber ver-schwand der Schnee, und es setzte Schlagwetter ein.

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Erst am 5. Februar waren wir wieder in Hohenstein. Die Straßen wa-ren leer. Wir gingen durch die Allensteiner Straße am Wasserturm vorbei und wollten in die Wohnung von Fräulein Schwarz. Ein großes russisches Plakat und einige russische Offiziere schreckten uns ab. Wir gingen wei-ter durch die Poststraße (Leipziger Straße) zur Neidenburger Straße. Die Wohnung meiner Eltern war abgebrannt. Wir gingen durch die Trümmer auf den Hof, um den russischen Soldaten und das Flintenweib, die uns seit einiger Zeit in einiger Entfernung folgten, loszuwerden. Wir versuchten nun, meine Wohnung zu erreichen, da wir schon von Weitem gesehen hat-ten, dass das Kraftsche Haus noch stand. Kurz vor dem Hindenburgkaffee aber hielt ein Posten uns an, und wir mussten alle mit in den Keller des Nischkschen Hauses. Hier fanden wir sehr viele Leute aus den umliegen-den Ortschaften: Kunchengut, Paulsgut, Nadrau usw.

Am 6. Februar holte ein Soldat meine damals schwer erkrankte Mutter runter, sie sollte zum Arzt kommen. Unten angekommen, schrien die Sol-daten, Hitler solle sie gesund machen, sie solle sich fortscheren. Zu glei-cher Zeit wurde auch mein Vater entlassen. Nach vielen Bitten willigte man ein, dass auch die alte Großmutter mit durfte. Meine Eltern durften aber nicht in der Stadt bleiben. Auf Umwegen sind sie aber doch in meine Wohnung gelangt und auch dort geblieben.

Am 8. Februar wurde ein 150 Mann starker Transport zusammenge-stellt und marschierte ab. Wir wurden an diesem Tage in die Wohnung von Herrn Ewert verlegt. Am 10. Februar wurden die drei Damen Schwarz und ich aufgerufen und nun traten wir den Fußmarsch nach Zichenau an. In den drei Tagen bekamen wir drei Pellkartoffeln als Verpflegung; neben-her lebten wir von Schnee aus dem Straßengraben. Niemand hat diesen Weg wohl ohne Kolbenschläge passiert. In Zichenau erhandelte Fräulein Schwarz für den Trauring ihrer Mutter, den wir immer noch als einzigen Schmuck haben durchbringen können, ein halbes Schwarzbrot, welches wir mit Heißhunger verzehrten. Bald wurde Gretel Schwarz bewusstlos und starb am Abend des 22. Februar, kurz bevor wir zum Bahnhof muss-ten. Wir konnten sie noch draußen in den Schnee betten.

Am 23. Februar fuhr unser Zug von Zichenau ab. Unterwegs hatten wir viele Tote.

Am 10. März wurden wir in Stalina-Gorsk, einer großen Industriestadt, ausgeladen. Hier kamen 1500 Frauen in einen Raum. Schon am nächsten Tag kam ich ins Hospital. Die sanitäre Einrichtung war verheerend. Zehn Frauen lagen auf einer Stube. Fast alle hatten infektiöse Darmerkrankun-

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gen. Toiletten gab es nicht. In den vier Wochen meines dortigen Aufent-haltes starben in meinem Zimmer 26 Frauen.

Am 23. März starb auch Hildegard Schwarz an einer Gesichtsrose. Am 16. April wurden wir verladen. Die Offiziere sagten, der Transport gehe nach Königsberg, und wir glaubten es damals noch. Sechs Tage danach wurden wir in einem Sumpfgebiet ausgeladen und in ein kleines Lager, das mit einem 4 m hohen Holzzaun umgeben war, gebracht. Es waren dort schon Männer und Frauen aus Ostpreußen. Rings herum waren Torffel-der, und wir hatten die Aufgabe, weitere Gebiete für den Torf urbar zu machen. Unsere erste Arbeit war Stubben roden, Holz und Ziegel tragen. Am 2. Mai wurden die Torfbrigaden zusammengestellt. Wir hatten täglich einen Weg von 6 km zur Arbeitsstelle: hin und zurück. Die Verpflegung war sehr schlecht und bei weitem nicht ausreichend. Täglich hatten wir mehrere Tote. Ich wurde als Schwester eingesetzt und hatte die 280 Frauen und 150 Männer zu betreuen. Oft schickte man mich aber ohne Medika-mente, nur mit etwas Verbandsstoff und einem Fieberthermometer hin-aus. Obwohl ich keine Arbeit hatte, nahm ich in vier Monaten 50 Pfund ab. Cordula Schwarz wurde täglich elender, kam dann ins Krankenrevier, und in der Morgenfrühe des 17. Juli 1945 musste ich Abschied von ihr nehmen. Sie ging gefasst in den Tod, und ihre letzten Worte waren Grüße für die Heimat. Am 19. Juli 1945 wurde sie von deutschen Kameraden auf dem Waldfriedhof Pustascha begraben. Einen Tag darauf wurde sie zum Heimtransport aufgerufen.

Im September erkrankte ich an Typhus und kam Anfang Oktober in ein Hospital für deutsche Kriegsgefangene in der Nähe des Städtchens Skopin im Bezirk Ryasan, 400 km südöstlich von Moskau. Das Lager um-fasste 800 Männer und 150 Frauen. Die Behandlung dort war gut. Wir hatten zwölf deutsche Ärzte und einen Zahnarzt.

Nach meiner Genesung kam ich zum Stammpersonal des Lagers, arbei-tete zuerst im Bekleidungsmagazin und dann als Verbandsschwester unter einer russischen Oberschwester auf der chirurgischen Abteilung. Die po-litische Schulung machte ein Antifaschist, der als Aktivist dort eingesetzt war. Der russische NKWD-Offizier, in Württemberg geboren, hat uns durchaus menschlich behandelt. Jeden Sonntag machte ich Gottesdienst, habe fünf Kinder getauft und Weihnachten mit meinen Mädeln ein schö-nes Krippen-Spiel gebracht.

Unsere Entlassung kam wie eben alles dort unberechenbar unvorher-gesehen. Am 1. August 1947 hieß es abends um 7 Uhr: „Mädel, holt eure

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Sachen, morgen früh fahrt ihr alle in die Heimat!“ Am Abend des 14. Au-gust, als die Sonne sich in der Oder spiegelte, klang der Choral auf. „Nun danket alle Gott“ und die Worte des 126. Psalms hallten in uns wider. „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. „Unsere Grüße aber schickten wir auch in dieser Stunde hinaus in die vielen Lager hinter Stacheldraht, zu all den Frauen und Männern auch aus unserem Kreis und aus dem ganzen Vaterland, und wir beteten: „Herr, mach sie frei!“

Hildegard Iwan, geb. Grapentin,25.08.1916–06.12.2000

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Erinnerungsfoto

Schülergruppe der Aufbauschule Osterode Ostpreußen (August 1944). In der unteren Sitzreihe (1. von links): Erich Schwesig, Thomascheinen, Alter: 19 Jahre. Wer erkennt sich oder Angehörige auf diesem Foto?

Einsenderin: Edith Weichenthal (geb. Schwesig)Ludwig-Richter-Weg 4, 40724 Hilden, Tel. 02103/66614

Wohin gehört dieses Konfi rmationsfoto?

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Bilder vom Kaiser-Wilhelm-Gymnasium Osterode

Schüler und Lehrer auf Ausflügen und im Unterricht

Klassenausfl ug mit Studienrat Dr. Paul Gerhard Schultze. Übernachtung in der Jugendherberge in Pulfnick.

Dr. Paul Gerhard Schultze, 01.04.1932 bis Januar 1945, Studienrat am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, Theologie, Germanistik, Hebräisch, Deutsch, * 12.06.1900 in Altfelde/Westpr., † in Wolfsburg.

Dr. Kurt Cybulla, 01.04.1923 bis 01.10.1945, Oberstudiendirektor am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, Latein, Griechisch, Deutsch, * 30.12.1883 in Lipowitz/Ortelsburg, † 16.08.1958 in Kassel-Wilhelmshöhe. Wegen Schwierigkeiten mit der NSDAP am 01.10.1942 als Oberstudiendirektor zur Kant-Schule Goldap versetzt.

Friedrich Prediger, 01.11.1936 bis Januar 1945, Studienrat am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, Geschichte, * 01.08.1883, † 1962 in Goldberg/Meckl.

zugesandt von Ilse Conrad-Kowalski

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1940 Unterricht am Wasserturm mit Oberstudienrat Dr. Reinhold Janeck. 1939 versetzt von der Oberschule in Lyck zum Kaiser-Wilhelm-Gymnasi-um, Botanik, Zoologie, Mathematik, Physik, * 26.06.1884.

Bruno Fink, 1917 bis Januar 1945, Studienrat am Kaiser-Wilhelm-Gym-nasium, Latein, Griechisch, Geschich-te, * 04.02.1884 in Klein-Klaußitten, † 14.04.1946 in Marburg/Lahn.

Dr. Rudolf Grabo, 01.08.1937 bis Januar 1945, Studienrat am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, Englisch, Erd-kunde, Deutsch, * 13.01.1883, † 1957 in Weimar. Bis 1937 Oberstudiendirektor an der Oberschule für Jungen in Moh-rungen. Wegen Schwierigkeiten mit der NSDAP versetzt als Studienrat an das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium.

Paul Busse, 01.04.1934 bis Januar 1945, Studienrat am Kaiser-Wilhelm-Gym-nasium, Mathematik, Physik, Chemie, Mineralogie, * 15.09.1883, † April 1945 in Nordhausen/Thür. Bis 1934 Ober-studiendirektor am Realgymnasium Tilsit. Wegen Schwierigkeiten mit der NSDAP versetzt als Studienrat an das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium.

Bilder vom Kaiser-Wilhelm-Gymnasium Osterode

Schüler und Lehrer auf Ausflügen und im Unterricht

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Ostpreußenreise vom 10. bis 21. Juni 2012

Sonntag, 10.06.2012:

Mein Bruder Reinhard und seine Frau Annita holten mich in Villingen ab. Wir fuhren bis zu unserem ersten Ziel nach Dresden. Dort kamen wir um 16.30 Uhr an; ohne Verkehrsstau und ohne Regen. Wir machten so-gleich einen kleinen Spaziergang zur Hofkirche und über die Elbterrassen zurück zu unserem Übernachtungshotel B&B in der Dresdner Neustadt.

Montag, 11.06.2012:

In Dresden besichtigten wir zunächst die Frauenkirche und anschlie-ßend die wunderschönen historischen Bauten und Anlagen. Wir waren überwältigt und begeistert.

Dienstag, 12.06.2012:

Ein Defekt am Auto zwang uns etwas verspätet in die zweite Etappe, 720 km Richtung Osten, zu starten. Wir fuhren über Berlin, Frankfurt/Oder, Posen, Thorn und Löbau zu unserem Urlaubsdomizil auf der Kernsdorfer Höhe. Hier in Kernsdorf (heutiger Name Wysoka-Wies), mitten im Hei-matgebiet unserer Eltern und Großeltern, trafen wir gegen 19 Uhr ein und wurden in dem wunderbar renovierten Feriengästehof Dylewianka von dem ganz gut englisch sprechenden Sohn des Hauses freundlich empfangen. Er zeigte uns unsere netten Zimmer im ersten Stockwerk; ein großes Giebel-zimmer für Reinhard und Annita, dazu ein kleines Zimmer für mich. Beide Zimmer hell mit kleiner eigener Dusche und WC. Die alten Balken wurden recht gut in den „Fast-Neubau“ des Hauses integriert. Kein Wunder – denn Vater und Sohn haben einen kleinen Betrieb in Osterode, der sich auf Reno-vierungen von Altbauten spezialisiert hat. Der Vater hat sich zusammen mit seiner Ehefrau Grazyna, mit fünf Kühen und Ziegen, auf der Kernsdorfer Höhe einen Traum erfüllt. Das Geschäft wurde vom Sohn übernommen. Dieser Sohn dolmetschte am ersten Abend sehr viel, denn alle waren sehr um unser Wohl besorgt. Wir erzählten dann auch von unserem Vorhaben, alte Spuren zu suchen, und sofort war man bereit, uns in jeder Form zu helfen.

Aus unserem Heimatkreis heute:Informationen und Impressionen

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Zusätzlich zu Unterkunft mit Frühstück hatten wir uns für die fünf Abende auch zum Essen angemeldet. Dafür wurden pro Person 30 PLN, also 7,50 €, berechnet. Wir sagten dem Sohn, dass wir gerne polnisch es-sen würden. Daraufhin übertraf sich Grazyna von Tag zu Tag mit dem Vorbereiten der polnischen Gerichte. Am ersten Abend gab es Kohlrou-laden, Käse, Aufschnitt und Tee und (immer) drei Brotsorten. Alles sehr lecker! Mit dem Sohn haben wir uns dann noch lange unterhalten, wobei er „maman“ (leicht französisch getönt) immer übersetzte. Es war unheim-lich nett!

Mittwoch, 13.06.2012:

Nach nächtlichem Kampf mit Mücken und einem Tagesanbruch um 4 Uhr mit Kuckucksruf (es war wirklich immer um 4 Uhr hell!), bekamen wir ein herrliches Frühstück mit selbst gemachter Marmelade, Kaffee, Tee und wunderbar gelben Eiern. Um 9.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Spurensuche. Zunächst nach Döhlau – heute Dylewo. Überall unter-wegs sahen wir Störche. Abends standen zwei Störche sogar direkt vor „unserem“ Haus. In Döhlau parkten wir zwischen Kirche und ehema-ligem Schloss. Die Kirche – in der ich auf den Tag genau vor 69 Jahren getauft worden bin – konnten wir uns nur von außen durch ein Gitter an-schauen. Heute ist es eine katholische Kirche. Neben der Kirche befinden sich die Grablegen der Familie von Rose, der ehemaligen Gutsbesitzerfa-milie und Arbeitgeber unseres Vaters in den letzten Jahren vor der Flucht.

Anschließend gingen wir in den verwilderten Park und fanden auch den Teich, an dem uns ein vielstimmiges Froschkonzert empfing. Die Mücken fanden uns natürlich auch sofort, und so verließen wir den Park durch einen Torbogen mit der Jahreszahl 1907. Die schmiedeeisernen Torflügel waren allerdings nicht mehr vorhanden.

Vorbei an der Brennerei (hier steht noch der Schornstein), den teilwei-se noch stehenden Wirtschaftsgebäuden, dem langen, noch fast erhalte-nen Stall- und Speichergebäude aus Backstein, hin, zum noch bewohnten Haus, in dem unsere Eltern zuletzt gewohnt hatten. Reinhard konnte sich noch an einiges erinnern. Zurück durch das Tor mit dem „R“ zum parkenden Auto. Hier standen Kinder, und wir erfuhren, dass in dem rechten Flügel des Schlosses jetzt die Grundschule von Döhlau eingerich-tet ist und gerade Pause war. Reinhard nutzte die Gelegenheit und fragte bei den anwesenden Lehrern, ob jemand englisch oder deutsch spreche. Man holte sofort eine Lehrerin, die gut deutsch sprach. Ihr erzählten wir

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den Grund unseres Besuches. Sie ließ durch einen Kollegen den Kirchen-schlüssel holen, ließ sich von einem Kollegen in ihrer Klasse vertreten und unterhielt sich mit uns eine gute ¾ Stunde lang. Der Mittelteil des Schlosses wurde damals von den Russen wahllos zusammengeschossen. Vor etwa zehn Jahren fand man bei Ausgrabungen durch Archäologen unzählige Wodkaflaschen. Aber man fand in den Kellergewölben auch unschätzbare Werte, Skulpturen, Gegenstände und Bilder, die Herr von Rose gesammelt und in Haus und Park aufgestellt hatte. Er muss wohl versucht haben, bei Kriegsende alles sicher in seinem Keller zu verwah-ren. Heute steht das meiste in Warschau, aber auch in anderen Museen in Polen. Jolantha erzählte sehr viel Interessantes, u. a. auch, dass sie in Stef-fenswalde lebt. Welch ein Zufall, denn dort war das Gut unserer Großel-tern und unser nächstes Ziel.

Durch eine schöne alte Allee, vorbei an Raps- und Roggenfeldern, ging es nach Steffenswalde, heute Szczepankowo. Von Ferne sah man schon den noch stehenden Schornstein der Brennerei. Daran orientierte sich Reinhard und so standen wir dann bald vor dem Ruinenberg des Guts-hauses. Teile der Freitreppe waren noch erkennbar, dazu eingestürzte Kel-ler, alles bereits bewachsen mit dicken Bäumen. Der Park mit der durch-fließenden Döhle ist völlig verwildert. Die gemauerten Grotten und die kleine Brücke sind eingestürzt. Einen Teil hat man planiert und eine Art Sportplatz davon gemacht. Alles andere wird, nach Fußspuren und ande-ren Merkmalen, von Kühen genutzt. Einige Hofgebäude stehen noch und werden auch wieder genutzt, denn Jolantha erzählte uns, dass das Gut von einem deutsch/polnischen Ehepaar wohl vor kurzem aufgekauft und wieder bewirtschaftet werden soll.

Den Familienfriedhof fanden wir zunächst nicht, denn das Eisentor, das unser Bruder Helfried noch vor 30 Jahren gesehen hat, hat wohl in-zwischen „den Besitzer gewechselt“. Wir nahmen in einer Tüte Erde aus dem Park mit und haben sie als Gruß nach Detmold/Hiddessen auf den Friedhof zum Grab der Eltern mitgenommen.

Dann ging es weiter nach Geierswalde, heute Gierzwald. Dort suchten wir die Kirche auf, in der unsere Mütter getauft und konfirmiert wur-den und wo noch heute der Kronleuchter hängt, den unser Großvater zur Geburt seiner ersten Tochter gespendet hatte. Die Kirche ist noch heute evangelisch und auch in Gebrauch, wie wir an einem frischen Margariten-strauß erkennen konnten. Die Kirchentür war verschlossen. Wir trafen niemanden, der uns hätte Auskunft geben können. Ein Foto konnten wir nur durch das Fenster machen.

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Unsere nächste Station war Grunwald. Hier erinnert ein riesiges Denk-mal an die Schlacht von Tannenberg anno 1410, wo sich die Polen erfolg-reich gegen die Streitmacht der Deutschen Ordensritter unter dem Hoch-meister Ulrich von Jungingen gewehrt haben. Leider zogen dort graue Wolken auf und wir schafften es nicht mehr zum Auto, wurden nass und mussten uns unterstellen.

Das Tannenbergdenkmal, in dem Hindenburg im Jahre 1934 beigesetzt wurde, ein riesiger achteckiger Bau, dessen Entstehung und Einweihung unsere Großmutter so detailgenau beschrieben hat, steht nicht mehr. Es wurde dem Erdboden gleichgemacht. Wir haben in Hohenstein, heute Olsztynek, danach gesucht und fanden im Wald ein Hotel mit Namen „Tannenberg“, aber keiner konnte (oder wollte) uns Auskunft geben, wo das Denkmal genau stand.

Als wir dann in Richtung Osterode fuhren, mussten wir Umleitun-gen fahren, denn überall wurde gebaut. Diesmal war es die Autobahn von Danzig nach Warschau. Als wir in Osterode ankamen, regnete es. Kurzer Abstecher an den Drewenzsee, der bei Regen natürlich nicht den Glanz hatte, von dem unsere Oma immer schrieb. Anschließend ging es heim auf die Kernsdorfer Höhe, durch Peterswalde (Pietrzwald), wo früher ein Onkel wohnte.

Zum Abendessen hatte uns Grazyna einen wunderbaren Auflauf mit Hähnchenbrust, Kräutern, Pilzen und Käse gemacht, dazu Tee, Salat und Aufschnitt. Anschließend überraschte sie uns noch mit einem Mokkaku-chen als Nachtisch. Der Sohn war wieder aus Osterode gekommen, und wir erzählten viel. Grazyna hatte inzwischen mit einem Mann aus Marien-felde (Glasnoty) Kontakt aufgenommen und ihn abends zu einem Besuch eingeladen. Kurt Komogowsky sprach deutsch und erzählte, dass sie 1945 die Wahl der Flucht oder des Erschießens gehabt hätten. Die Letzten aus seinem Ort haben sich für ein Dableiben entschieden. So musste er mit sechs Jahren ansehen, wie die Russen vor seinen Augen den Vater erschos-sen und die Häuser anzündeten. Er hat nach dem Krieg in Döhlau in der Schlosserei gearbeitet und lebt heute mit kleinster Rente, etwas Vieh und von EU-Beihilfen. Er hat noch Kontakt zum Osterode-Kreis und hat uns vom bevorstehenden Ostpreußen-Heimattreffen im Herbst erzählt. Au-ßerdem hat er alle Osteroder Zeitungen aufgehoben, auch Berichte aus den Kriegs- und Fluchtjahren, und versprach uns, sie uns zukommen zu lassen. Wir boten an, sie bei ihm abzuholen, jedoch wohnt er wohl so abseits, dass wir nicht dorthin gekommen wären. Grazyna bot sich an, alles zu holen.

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Donnerstag, 14.06.2012:

Nach einem reichhaltigen Frühstück mit heißer „polnischer Roter“ und vielen anderen Köstlichkeiten machten wir uns um 9.30 Uhr auf den Weg nach Osterode. Apotheke, Bank und das Museum waren zunächst unsere Ziele. Dann haben wir das Krankenhaus gesucht und auch gefun-den. Den Altbau, in dem wir geboren wurden und unsere Mutter starb, gibt es noch. Die ev. Kirche mit dem markanten Doppelturm war unser nächstes Ziel. Eigentlich wollten Reinhard und ich den Turm besteigen, doch, obwohl es so angeschrieben war, machte uns niemand im Pfarrhaus auf. Vor dem Kircheneingang befindet sich ein Gedenkstein mit der In-schrift: „Zum Gedenken an die auf deutschen Friedhöfen ruhenden Men-schen, denen Stadt und Landkreis Osterode Ostpreußen Heimat war. Sie sind unsere Vorfahren, die in unseren Herzen weiterleben. Kreisgemein-schaft Osterode Ostpreußen e.V.“ Also auch ein Gedenkstein für unsere Eltern und Großeltern!

Es war herrlich warmes und sonniges Wetter und das regte uns zur Weiterfahrt an den Bärtingsee (Jezioro Bartezek) an. Nördlich von Os-terode, zwischen Liebemühl und Mohrungen, fanden wir den See und den Geburtsort unserer Großmutter. Sie hat diesen See in ihren Erinnerungen immer wieder beschrieben. Ein riesiger Schilfgürtel am Seeufer macht es heute fast nicht möglich, nahe ans Wasser zu kommen. In Bärting fuhren wir bis an das Ende der Straße und landeten auf einem riesigen Betrieb, der sich vielleicht aus dem urgroßelterlichen Gut entwickelt hat. Es wurde dort emsig gearbeitet; wir wollten nicht stören.

Nun ging es nach Süden über kleine Straßen und vorbei an vielen Seen nach Deutsch Eylau, heute Ilawa. Wir wollten in Schönberg (Szymbark) eine alte Deutsch-Ordensritter-Burg besichtigen, die zweitgrößte nach der Marienburg. Leider fing es an, stark zu regnen. Wir konnten nicht aussteigen und entschlossen uns dann, nach Hause (Kernsdorf) zurück-zukehren. Wir waren um 17 Uhr mit Rafal verabredet, einem etwa 30-jäh-rigen Mann aus Döhlau, der sich mit der Geschichte Döhlaus befasst und darüber eine Abhandlung in Polnisch geschrieben hat. Er sprach etwas deutsch, zeigte uns Zeitungsausschnitte der Osteroder Zeitung, für die er ab und an schreibt. Er ist Tischler, hat drei Jahre in Venlo (NL) gearbeitet und würde gerne in Deutschland arbeiten. Er zeigte uns Bilder von Aus-grabungen der Archäologen und erzählte, dass er selbst in Warschau war, um die Skulpturen und Büsten (auch die Büste von Herrn v. Rose, die früher in der Kirche stand, befindet sich jetzt dort) anzuschauen. Leider

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wurde er abgewiesen und konnte sie nicht sehen. Wir zeigten ihm den alten Ortsplan von Döhlau mit den Häusern und Namen der damaligen Bewohner und stellten fest, dass noch einige Familien bzw. deren Nach-kommen dort wohnen. Wir schenkten ihm den Plan und auch Kopien von alten Döhlauer Fotos, die wir dabei hatten. Er wollte uns auch Bilder und Berichte mitgeben, und so verabredeten wir uns für den nächsten Tag in Osterode im Museum.

Zum Abendessen hatte sich unsere liebe Grazyna wieder etwas Beson-deres einfallen lassen: Lamm, Rosmarinkartoffeln, Kapuzka (säuerliches Weinkraut) und eine riesige Schüssel Salat. Radieschen und Erdbeeren aus dem eigenen Garten vervollständigten das Mahl. Alles schmeckte wun-derbar, und wir hätten hinterher gerne einen Wodka (in Polen soll es den besten geben) getrunken. Grazyna hat uns aber nicht verstanden, sondern uns nur die Gläschen hingestellt. Als dann der Sohn kam, konnten wir uns verständigen, aber er meinte, dass „maman“ etwas Besseres hätte: einen 60-%igen Heidelbeer-Likör. Der war wirklich hervorragend!

Freitag, 15.06.2012:Die ganze Nacht stürmte und regnete es; morgens grau und nur 11°

Außentemperatur. Trotzdem machten wir uns nach einem Frühstück mit Rührei und Speck auf den Weg in Richtung Elbing (Elblag). Wir wollten doch eine Teilstrecke auf dem Oberlandkanal mitmachen und hofften, dass sich das Wetter bessern würde. Es wurde heller und so ließen wir das Auto ziemlich einsam in Jelenie stehen und fuhren mit einem kleinen Schiff den Kanal „bergauf“ bis nach Buchwalde (Buczyniec). Die ganze Strecke (El-bing–Osterode) hätte etwa elf Stunden gedauert; unsere Teilstrecke mit viermal über Land dauerte ca. zwei Stunden. Das Wetter war ideal, da nicht zu heiß und ohne Regen, so dass wir die zwei Stunden genießen konnten. Wir zahlten für die Schifffahrt pro Person 55 Zloty und zehn Zloty p. P. für das Zurückbringen zum Auto. Reinhard hatte schon unter-wegs ausgemacht, an welche Stelle am Kanal er fahren wollte, um sich die Technik genauer anzuschauen. Wir gingen zum Maschinenhaus; die Tür stand offen, und wir konnten hineinschauen. Riesige Zahnräder und di-cke Stahltrossen, alles dick voll mit Schmiere. Es war beeindruckend, aber Annita und ich respektierten das Schild an der Tür, das ein Betreten verbot und gingen wieder in Richtung Auto. Auf einmal fing alles an zu dröhnen und zu rattern und das von außen sichtbare Wasser-Schaufelrad setzte sich in Bewegung. Wir schauten uns an – er hatte es geschafft. Reinhard hatte sich mit den drei anwesenden Mitarbeitern so lange auseinandergesetzt,

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bis sie ihm nicht nur die Technik erklärten, sondern für ihn alles in Gang setzten. Strahlend kam er zum Auto, griff eine Flasche Wein (für solche Freundlichkeiten hatten wir einiges dabei) und bedankte sich damit bei den Männern, die ihrerseits hoch erfreut waren.

Dann fuhren wir zurück nach Osterode, tranken Kaffee und aßen ein (sehr!) süßes Teilchen. Danach ging es zum Museum im alten Ordens-schloss, einem imposanten Backsteinbau, in dem auch Napoleon einmal sein Domizil hatte. Dort trafen wir auf Rafal, der uns eine CD übergab mit Bildern und Texten über Döhlau. Eine Ausstellung mit Aquarellen eines Litauischen Malers, dessen Mutter Ostpreußin war und der sich als Thema „Durch den Krieg zerstörte Kirchen und Kulturdenkmäler im ehemaligen Ostpreußen“ gesetzt hatte, sollte an dem Mittag noch eröffnet werden. Wir hatten die Möglichkeit, diese Ausstellung schon vorher anzuschau-en, und das war sehr eindrucksvoll. Gegenüber vom Ordensschloss lockte dann noch der in der Sonne glitzernde Drewenzsee. Hier verbrachten wir noch eine Zeit auf der Promenade und konnten dort die Aufzeichnungen unserer Großmutter nachvollziehen.

Samstag, 16.06.2012:

Morgens war es etwas wärmer und es schien die Sonne. Ein abwechs-lungsreiches Frühstück mit frischem Ziegenkäse, heißer Wurst und fri-scher Pfefferminze im Tee brachte uns in Schwung. Dann ging es über Dt. Eylau, das an dem längsten Binnensee (27 km) liegt, vorbei; diesmal im Sonnenschein. Unser Ziel war Marienburg (Malbork) an der Nogat, ca. 50 km süd-östlich von Danzig. Mich hatten als Kind schon die Bilder dieser mächtigen Burg des Deutsch-Ritter-Ordens fasziniert. Wenn man dann aber vor diesem monumentalen Backsteinbau steht, verschlägt es ei-nem fast die Sprache. Die Ausmaße der Anlage kann man auf einen Blick gar nicht erfassen. Der polnische Staat restauriert alles originalgetreu und zwar u. a. mit Geldern der UNESCO, denn die Burg wurde als Weltkul-turerbe ausgewiesen. Zunächst gingen wir in die riesige Kirche, die schön geschmückt war, da an dem Tag dort drei Hochzeiten stattfanden. Dann liefen wir außen an der Nogat (einem Nebenfluss der Weichsel) entlang und versuchten, von der anderen Seite des Flusses die Gesamtlage zu er-fassen. Wir erkundigten uns nach einer Führung, doch die hätte mindes-tens zwei Stunden gedauert, also liefen wir alleine herum.

Erschöpft, auch von der Wärme, ließen wir uns auf dem Marktplatz zu Kaffee und Eis nieder und erstanden dann noch eine hübsche Blumen-

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schale für unsere Grazyna. Erholt verließen wir Marienburg und fuhren ca. 30 km nord-östlich nach Elbing (Elblag), denn wir hatten gehört, dass die Innenstadt wieder schön aufgebaut wird. Elbing war früher eine Han-sestadt. Die Innenstadt wurde im Krieg fast völlig zerstört. Nun baut man mit EU-Geldern die Innenstadt wieder im alten Stil auf, und wir waren begeistert, wie schön die alten (neuen) Giebelhäuser, der Hansezeit nach-empfunden, wieder entstehen. Elbing ist eine Hafenstadt ohne direkten Zugang zum Meer, denn sie liegt am Frischen Haff und der Zugang zur Ostsee liegt im russischen Teil des Haffs. Was uns aufgefallen ist: Alle Sa-nierungs- und Restaurierungsarbeiten, die mit Fremdgeldern vorgenom-men werden, sind auch als solche ausgewiesen: „mit Geldern der EU oder UNESCO“. Und man merkt überall, dass eine Öffnung gen Westen ge-wünscht wird.

Inzwischen zog der Himmel wieder zu und auf dem Heimweg über Osterode regnete es. Die Störche standen auf der Wiese und Grazyna empfing uns mit vielversprechendem Duft aus der Küche. Es gab zwei Sorten von Piroggen (Maultaschen) mit Hackfleisch und Kapuzka, selbst gemachtes Schmalz und eine Tarte mit Speck, Lauch, Zwiebeln, Äpfeln und Ei. Zum Nachtisch hatte sie uns noch heiße Apfeltaschen aus Blätter-teig gemacht; es war unser Abschiedsessen!

Sonntag, 17.06.2012:

In der Nacht hatte es heftig gestürmt und Gewitterregen war nieder gegangen, doch am Morgen klarte es auf. Zu unserem letzten Frühstück übertraf sich Grazyna noch einmal selbst: Rührei mit Speck, frischer Pfef-ferminztee und ca. 1 kg frischer Ziegenkäse, den sie uns dann unbedingt mitgeben musste. Nach dem Frühstück packten wir und zahlten: 1350 Zloty, also ca. 337,50 €, für drei Personen mit Frühstück und Abendessen. Wir gaben ihr dann 150 Zloty mehr, wofür sie sich überschwänglich be-dankte. Der Abschied fiel schwer. Eine Überraschung gab‘s zum Schluss auch noch: auf dem Tisch lag eine Plastiktüte von Kurt K. (siehe Mittwoch, 13.06.) und darin die letzten Ausgaben der „Osteroder Zeitung“ (die Aus-gabe 05/2012 haben wir mitgenommen) sowie das von der Kreisgemein-schaft Osterode Ostpreußen e.V. herausgegebene Buch (eine Dokumen-tation) Flucht und Vertreibung aus dem Kreis Osterode Ostpreußen 1945 mit Berichten von uns teilweise bekannten Personen. Und dann übergab uns Grazyna auch noch ein vierblättriges Kleeblatt als Glücksbringer mit auf die Fahrt.

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Für den beginnenden Heimweg schlug ich Reinhard vor, so nach Os-terode zu fahren, wie unser Vater immer von Döhlau über Steffenswalde nach Osterode gefahren sein muss. Diese schönen alten Alleen, rechts und links mit riesigen Anbauflächen oder auch Brachland! Von der Chaussee in Steffenswalde in Richtung Norden sahen wir dann die Baumgruppe, die wohl unseren alten Familienfriedhof begrenzte. Wir hielten an, stiegen aus und zwängten uns durch einen Stacheldraht- und Elektrozaun. Es war der Friedhof! Das Tor fehlte, die Umrandungsmauer ist völlig zerstört. Keine Grabsteine, nur zerstörte und umgeworfene Grabeinfassungen. Dazwi-schen alles zertrampelt von Kühen und deren Hinterlassenschaften. Was uns dann berührte, waren drei Grablichter, zwei davon schon sehr viel älter und zertreten, eins aber sicher nicht älter als einige Monate, natürlich auch umgekippt und zerstoßen. Aber: es muss oder musste bis vor kurzem noch jemanden in Steffenswalde geben, der wusste, dass dort ein Friedhof war, auch wenn alles heute eine eingezäunte Viehweide ist. Es war für uns ein sehr emotionaler Moment. Ich war das erste Mal meiner Mutter so nah wie noch nie zuvor – und doch so fern! Wir fuhren weiter und waren dankbar, dass wir die Grabstätte unserer Mutter und unserer Urgroßeltern doch noch gefunden hatten.

Dann ging es um Danzig herum (wir wollten dem EM-Trubel meiden) über Zoppot nach Gdingen. Dort machten wir Halt, gingen auf die Mole und konnten den Danziger Hafen sehen und die lange Mole von Zoppot mit dem großen Hotel am Strand, in dem unsere Großeltern ihre Hoch-zeit gefeiert hatten. Eigentlich wollten wir Kaffee trinken, aber der sonn-tägliche Trubel dort gefiel uns nicht und so fuhren wir weiter nach Stolp (Slupsk), wo wir unser nächstes Nachtquartier gebucht hatten. Wir check-ten ein und verließen das Hotel gleich wieder, um 16 km weiter an den Strand nach Ustka zu fahren. Das Wetter wurde immer besser: so konnten wir den netten Badeort und die lange Strandpromenade noch genießen.

Montag, 18.06.2012, bis Donnerstag, 21.06.2012:Das Frühstück im Hotel war ordentlich, aber überhaupt nicht mit

dem der letzten Tage zu vergleichen. Es hieß nun Packen zur Heimrei-se, zunächst an der Küste entlang gen Westen. Unsere nächsten Stationen während der kommenden Tage waren Köslin (Koszalin), Kolberg (Ko-lobrzeg), Swinemünde (Swinoujscie) und von hier aus weiter an der Küste über Heringsdorf, Zinnowitz nach Greifswald. Die zahlreichen interes-santen Sehenswürdigkeiten bei den genannten Stationen ließen wir uns nicht entgehen; wir haben sie ausgiebig genossen.

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Auf der Rückreise nach Süddeutschland besuchten wir unterwegs Freunde und arrangierten noch ein Treffen mit zwei Schwestern, die in Detmold und Bünde wohnen, um einen ersten Erlebnisbericht zu geben. Dann fuhren wir weiter zum Friedhof nach Detmold/Hiddessen. Dort brachten wir Blumen und die mitgebrachte Erde aus Steffenswalde auf das elterliche Grab. – So schloss sich ein Kreis.

Diese Reise mit über 4000 km war sehr wichtig für uns. Wir haben die unberührte Schönheit der Gegend in unserem Heimatland Ostpreußen gesehen und können jetzt unsere Eltern und Großeltern besser verstehen. Wir haben erlebt, wie sich jetzt andere Menschen, nach fast 70 Jahren, mit Recht dort beheimatet fühlen. Wir haben dankbar erfahren, dass es viele liebe und gastfreundliche Menschen gibt, die unser Anliegen verstanden haben und auf ein gutes Miteinander bedacht sind. Wir haben Zerstörung gesehen, aber auch den Willen des Neuanfangs und Wiederaufbaus ge-spürt und erlebt. Wir wissen, dass es Ostpreußen auf der Landkarte nicht mehr gibt – aber noch in unseren Herzen – und dass es sich lohnt, dieses Land zu lieben.Gerda Hildbrand, geb. Möller (Enkelin von Ella Brümmer – früher Steffenswalde)

Wilstorfstraße 25, 78050 Villingen-Schwenningen

Eindrücke einer Reisein die Heimat meines Vaters

Im Herbst des Jahres 2013 fuhren meine Frau und ich zusammen mit einem befreundeten Ehepaar in die Heimat meines Vaters – nach Ostpreu-ßen. Unser Weg führte uns von Danzig über Frauenburg und die Mari-enburg nach Osterode, von wo aus wir über Allenstein quer durch die Johannisburger Heide bis zu den großen Seen fuhren. Das Gut Steinort am Mauersee war der Ziel- und Wendepunkt unserer Reise. Denn von hier ging es dann wieder auf einer etwas nördlicheren Route Richtung Danzig.

Es würde den Rahmen dieses kurzen Berichtes sprengen – und es ent-spräche auch gar nicht meiner Absicht –, wenn ich hier nun alle Sehens-würdigkeiten unserer Reise aufzählen wollte. Vielmehr möchte ich mich auf Eindrücke konzentrieren, die meine Gedanken – obwohl ich erst 1960

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in Hannover geboren bin – in die Vergangenheit führten. Doch mein Blick soll nicht allein bei dem verharren, was einmal gewesen ist, sondern sich auch auf das richten, was ist und was vielleicht einmal sein wird. Der Ver-gleich mit der Gegenwart ist schmerzlich, aber gleichzeitig auch voller Hoffnung.

Unsere erste Station war Danzig. Wer schon einmal durch die Gassen der Altstadt gebummelt ist und dann vielleicht auf alten Fotografien gese-hen hat, wie Danzig 1945 aussah – nämlich nur Steinhaufen, keine Häuser! –, der wird vor der gewaltigen Wiederaufbauleistung der Polen den größ-ten Respekt empfinden.

Von Danzig aus fuhren wir zur Marienburg und staunten nicht schlecht, als uns die Stimme des Audioguides sagte, die Polen sähen die Marienburg nicht mehr als eine polnische oder deutsche Burg, sondern als eine eu-ropäische! – Ein Satz, der sich mir eingeprägt hat und an den ich in den folgenden Tagen noch verschiedentlich denken musste.

Frauenburg. Es gab frischen Fisch aus dem Haff. An der Mole bot uns die Natur ein Bild tiefen Friedens: Enten zogen gemächlich ihre Bahnen auf dem Wasser, das sich in der Abendbrise kräuselte. In der Ferne konnte man die Nehrung erkennen. Die untergehende Sonne kündigte mit rötli-chem Licht die nahende Nacht an. Welch ein Kontrast zu den Bildern des Frühjahrs 1945! Ist es Grausamkeit oder Milde, dass die Natur von sich aus nichts von dem unsäglichen Elend erzählt, das sich hier zugetragen hat? Nur wer etwas weiß, sieht mehr.

Der emotionale Höhepunkt der Reise war zweifellos unser Besuch in der engeren Heimat meines Vaters – in Taberbrück und Osterode.

Mein Großvater leitete in den zwanziger Jahren die Oberförsterei (= Forstamt) Taberbrück, wo mein Vater aufgewachsen ist und eine unver-gleichbare Jugendzeit verlebt hat. Noch als Hundertjähriger hat er in der OZ (Folge 107) über das freie und naturnahe, zugleich aber stil- und ni-veauvolle Leben in seinem Elternhaus berichtet, wo einst General Luden-dorff anlässlich der Einweihung des Reichsehrenmals in Tannenberg für zwei Wochen logierte …

Und heute? Das Forsthaus ist in einem erbärmlichen Zustand und wird von Menschen bewohnt, die von den früheren Bewohnern und deren Le-ben in diesem Haus nichts wissen. Die Veranda, die mein Vater so liebte, hat man abgerissen und an ihrer Stelle einen unsäglichen Vorbau gesetzt. Gut, dass ich das nicht mehr meinem Vater berichten muss.

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Ganz anders der Eindruck in Osterode. Wir kamen dort an einem Sonn-tag an. Das Stadtmuseum in der alten Ordensburg wurde eigens für uns aufgeschlossen. Im Mittelpunkt des kleinen Museums steht ein von der Kreisgemeinschaft Osterode gestiftetes (und von den Polen aufgestelltes!) Stadtmodell, das Osterode in den 20er und 30er Jahren zeigt. Vom Muse-um aus gingen wir zum ehem. Kaiser-Wilhelm-Gymnasium (und jetzigen Lyzeum), wo mein Vater 1927 das Abitur gemacht hat. Wegen des Sonn-tags war kein Schulbetrieb. Wir lasen neben dem Haupteingang die zwei-sprachige Tafel: „KAISER-WILHELM-GYMNASIUM OSTERODE OSTPR: 1907–1945 GEWIDMET VON DEN EHEMALIGEN SCHÜ-LERN DEN POLNISCHEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN MIT DEN BESTEN WÜNSCHEN FÜR EINE GEMEINSAME EU-ROPÄISCHE ZUKUNFT.“ Durch eines der Fenster sah ich eine Galerie mit Fotos aus alter (deutscher) Zeit …

Am nächsten Tag wurden wir in der Schule auf das Freundlichste will-kommen geheißen und gleich in den Trakt geführt, in den ich tags zuvor geschaut hatte. Das erste, was ich dort sah, war ein Bild meines Vaters! Es war das Einzelporträt, das auch bei mir zu Hause hängt: – mit Stürmer und unzähligen Alberten auf der Brust. Mir wurde eine zweisprachige (!) Schulchronik überreicht, in der Prof. Steiner die Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums darstellt. Schließlich fragte man mich, ob ich nicht Lust hätte, in den Unterricht zu kommen. Natürlich hatte ich! Die Schüler erhoben sich, als wir eintraten, und hörten dann mit großem Interesse zu, als ich ihnen erzählte, was mich in diese Schule geführt hatte. Abschlie-ßend versäumte ich es nicht, meine Freunde über das Erreichte und meine Hoffnung auf das noch zu Erreichende in der Aussöhnung unserer Völker zum Ausdruck zu bringen. Als wir den Raum verließen, erhoben sich die Schüler abermals. Ich wünschte, deutsche Schüler hätten solche Umgangs-formen!

Nach einigen frühherbstlichen Tagen, in denen sich uns die ostpreußi-schen Wälder in den herrlichsten Farben darboten, erreichten wir schließ-lich das in traumhafter Landschaft gelegene Gut Steinort, den Stammsitz der Grafen Lehndorff. Das Gutshaus, das nach dem Sozialismus mehrfach den Besitzer gewechselt hat und sich in einem traurigen Zustand befindet, wird nun endlich aus dem Mitteln der deutsch-polnischen Kulturstiftung restauriert. Hoffentlich reicht das Geld.

Steht man heute vor dem Gebäude, so fällt es einem nicht leicht, sich vorzustellen, was sich hier im Sommer 1944 zugetragen hat. Es erscheint

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paradox, dass in diesem Schloss der Reichsaußenminister von Ribbentrop mit seinem Stab und der am Staatsstreich des 20. Juli beteiligte Heinrich Graf Lehndorff mit seiner Familie tatsächlich unter einem Dach lebten. Und doch gibt es einen Hinweis – wieder eine zweisprachige Hinweis-tafel: „ZUR ERINNERUNG AN DEN 100. GEBURTSTAG VON HEINRICH GRAF LEHNDORFF DEM LETZTEN HERRN AUF STEINORT UND AKTIVEN TEILNEHMER DER BEWEGUNG DES 20. JULI GEGEN ADOLF HITLER UND DAS NS-REGIME.“

Wenn ich meine Eindrücke zusammenfasse, komme ich zu dem Ergeb-nis, dass sich auf polnischer Seite in den letzten beiden Jahrzehnten ein Umdenken vollzogen hat. Während man früher die deutsche Geschich-te der Gebiete östlich von Oder und Neiße grundsätzlich geleugnet hat, so macht man heute das genaue Gegenteil: In zahlreichen zweisprachigen Gedenktafeln wird darauf aufmerksam gemacht, was einmal an der betref-fenden Stelle in deutscher Zeit gewesen ist.

Offenbar haben der Zwei-plus-Vier-Vertrag und der EU-Beitritt zu einem Vertrauen in die Endgültigkeit der bestehenden Grenzen geführt, durch das die Normalisierung im Umgang mit der Geschichte erst mög-lich wurde. Es klingt widersprüchlich – (ist es aber nicht): Das Vertrauen in die Grenzen hat ihnen ihren trennenden Charakter genommen.

Es ist hingegen ein Trauerspiel, dass diese veränderte polnische Hal-tung in Deutschland kaum zur Kenntnis genommen wird. Die Deutschen – jedenfalls die Generationen, die keinen direkten Bezug zu den früheren Ostgebieten haben – zeigen nur wenig Interesse an allem, was im Osten liegt (die eigene Geschichte inbegriffen). Hier könnte eine historische Chance vertan werden.

Den Vertriebenen – und besonders den Kreisgemeinschaften mit ihrem konkreten regionalen Bezug – kommt in dieser Situation eine besondere Funktion zu, der sie aber auch schon in der Vergangenheit gerecht geworden sind. Denn ohne die auf Versöhnung gerichtete Poli-tik der Vertriebenen wäre das polnische Umdenken auch nicht möglich gewesen. Ihr Beitrag zur Pflege der deutschen Geschichte und Kultur der Ostgebiete sowie zur Versöhnung mit deren heutigen Bewohnern ist unverzichtbar. Allerdings hängt der Erfolg in der Zukunft davon ab, ob es den Vertriebenen gelingt, ihre Kinder und Enkelkinder für diese Aufgabe zu begeistern.

Burghard Gieseler

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Das ForsthausTaberbrück …

… und unten die Bildtafel im polnischen Gymnasium Ostróda mit dem Abiturbild des Vaters aus dem Jahr 1927

Burghard Gieseler

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Orgel imKönigsberger Dom

Im Rahmen einer Städte-Reise, durchgeführt durch Ostreisen, 32657 Lemgo, nach ehemals Königsberg haben wir auch andere ehemals deutsche Städte und Kurorte besucht wie Pillau, Palmnicken, Crantz, wo z. B. der Schauspieler und Intendant Volker Lechtenbrink geboren wurde, Rauschen mit der Sonnenuhr am Ende der Promenade und die ornitologische Station Rositten, die mittlerweile zum Weltnaturkulturerbe erklärt wurde, auf der Kurischen Nehrung.Hierbei entstanden interessante Bildaufnahmen. Waldemar Czichon

Königsberger Dom und Kant-Denkmal (oben)

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Rauschenmit Sonnenuhr

Auf der großen Dünean der Kurischen Nehrung

RosittenmitVogelwarte

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Ostpreußen lebt auch in KanadaUnser Landsmann Gerry (Gerhard) Dames, im Januar 1945 im Alter

von zehn Jahren aus seiner Heimatstadt Osterode geflüchtet, lebt seit sei-nem 20. Lebensjahr in Kanada, 183A 13451-127 St.NW Edmonton-Alta T5L 5B3. Hier hat er seine Existenz aufgebaut und eine Familie gegründet. Nach längerer Krankheit verstarb seine Ehefrau und seine Kinder sind ausgezogen. Nun ist er allein. Als Leser der „Osteroder Zeitung“ empfin-det er zu seiner ostpreußischen Heimat eine tiefe und innige Verbunden-heit.

In einem Brief, gerichtet an Landsmann Günther Behrendt, schrieb er aus dem gegebenen Anlass

70. Jahrestag der Flucht aus Ostpreußen 1945–2015.

Er berichtet von seiner Flucht aus Osterode am 20. Januar 1945 und von Erinnerungen an seine Kindheit im Land der vielen Seen und Wälder im heimatlichen Oberland, an die Felder in der Heimat mit Mohn- und Kornblumen. Immer wieder erfasst ihn ein schwermütiges Verlangen, wenn er leise, ganz leise das alte Lied summt, das schon die Eltern sangen: Das Ostpreußen-Lied „Land der dunklen Wälder“. Der deutsche Text des Liedes ist ihm geläufig. Er hat seine deutsche Muttersprache nicht verges-sen, obwohl in den 60 Jahren seines Lebens in Kanada nur die dortige Lan-dessprache (englisch) angewendet wurde. In seinem Brief hat Landsmann Gerry Dames den deutschen Text des Ostpreußen-Liedes in die englische Sprache wie folgt übersetzt.

englisch:Land der dunklen Wälder Land of dark Forestund kristall‘nen Seen, and crystal Lakes,über weite Felder over wide Fieldslichte Wunder gehen. light Mirades go.

Starke Bauern schreiten Strong Farmers stridehinter Pferd und Pflug, behind Horse and Plow,über Ackerbreiten over broad Fieldsstreicht der Vogelzug. cross the migrating Birds.

Und die Meere rauschen And the Seas warden Choral der Zeit, the Song of Time,

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Elche steh‘n und lauschen Moose stand and listenin die Ewigkeit. into Eternity.

Tag hat angefangen Day has dawnedüber Haff und Moor, over Logon and Bog,Licht ist aufgegangen Light has begunsteigt im Ost empor. rising in the East.

Dieses Lied soll und wird unserem Landsmann in Kanada weiterhin bis zu seinem Lebensende begleiten.

Günther Behrendt

Die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V. dankt allen,die die Kreisgemeinschaft durch eine Spende finanziell

unterstützen.

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Familiennachrichten

Ehrenmitglied Benno Meyel 95 Jahre

Am 15. Juni 2014 vollendete das Ehrenmitglied der Kreisgemeinschaft Benno Meyel im engsten Kreis seiner Familie, Freunde und Weggefähr-ten in Hamburg das 95. Lebensjahr. Geboren und aufgewachsen in der Kreisstadt Osterode Ostpr., besuchte er die Jahnschule und anschlie-ßend die Städtische Handelsschule. Nach seiner Verwaltungslehre beim Landrats amt in Osterode wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen und danach zur Wehrmacht einberufen. Als Leutnant der Luftwaffe erlebte er das Kriegsende in Baden-Württemberg. Frühzeitig stellte er sich dort der landsmannschaftlichen Arbeit zur Verfügung und zählt zu den Mitbe-gründern der Landsmannschaft Ostpreußen (LO). Von 1950 bis 1960 war er Landesgeschäftsführer der Landesgruppe Baden-Württemberg der LO, die seine Verdienste in der landsmannschaftlichen Arbeit im Dezember 1960 durch die Verleihung ihres Dankabzeichens in Gold würdigte.

Durch berufsbedingten Wohnungswechsel kam Lm. Meyel nach Ham-burg und war hier von 1961 bis 1966 Bezirksgruppenleiter der Bezirks-gruppe Altona der Landesgruppe Hamburg der LO. Zugleich arbeitete er seit 1972 viele Jahre bis ins hohe Alter aktiv in der Heimatkreisgruppe Osterode der Landesgruppe Hamburg der LO mit, der er auch heute noch sehr innig verbunden ist.

In der Kreisgemeinschaft war Lm. Meyel von 1966 bis 1972 als Kassen-prüfer tätig und gehörte von 1972 bis 1992 ununterbrochen dem Kreistag (Gesamtvorstand) an, verantwortlich für die Betreuung der Aussiedler aus dem Kreis Osterode.

In Würdigung seiner außerordentlichen Leistungen und seines lang-jährigen, nimmermüden Einsatzes für Ostpreußen erhielt Lm. Meyel als Auszeichnungen u. a. das Verdienstabzeichen der LO, das Silberne und das Goldene Ehrenzeichen der LO, die Bismarck-Erinnerungsmedaille in Bronze, die Ehrenmitgliedschaft der Kreisgemeinschaft und den Wappen-schild der Stadt Osterode Ostpr.

Noch heute nimmt Benno Meyel als Ehrenmitglied unserer Kreisge-meinschaft ungeachtet seines hohen Alters regen Anteil an unserer Arbeit und stellt sein umfangreiches Wissen und seine großen Erfahrungen in den Dienst zu lösender aktueller heimatpolitischer Aufgaben.

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117OSTERODER ZEITUNG

Wir haben mit der Gratulation zu seinem Ehrentag, überbracht von Ehrenmitglied Günter Stanke, Benno Meyel für das in den zurückliegen-den Jahrzehnten für unsere Kreisgemeinschaft, die Landsmannschaft und unsere Heimat Ostpreußen Geleistete sehr herzlich gedankt und ihm die besten Wünschen für Gesundheit, Wohlergehen, Schaffenskraft sowie Glück und Geborgenheit in der Familie und einen gesegneten, erfüllten Lebensabend übermittelt.

Der Vorstand

Ehrenmitglied Dieter Gasser 80 JahreAm 20. Juni 2014 vollendete Lm. Dieter Gasser das 80. Lebensjahr. In

der vom Vorstand aus diesem Anlass übermittelten Grußadresse heißt es:„Lieber Dieter,als Deine langjährigen Mitstreiter und Weggefährten gratulieren wir

Dir sehr herzlich zur Vollendung des

80. Lebensjahres.Wir nehmen Deinen heutigen Ehrentag zum Anlass, um Dir für all

das zu danken, was Du in den zurückliegenden Jahrzehnten für unsere Kreisgemeinschaft und unsere Heimat Ostpreußen geleistet hast. Durch Dein beispielhaft engagiertes und schöpferisches Wirken als langjähriger Schatzmeister sowie als Vorsitzender und Kreisvertreter hast Du Dir blei-bende Verdienste um unseren Verein und die Anerkennung, die Achtung und das Vertrauen der Landsleute erworben. Die Arbeit unserer Kreis-gemeinschaft in diesen Jahren bleibt untrennbar mit Deinem Namen und Deinem erfolgreichen Wirken verbunden. Du bist und bleibst für uns ein Beispiel ostpreußischer Tugenden, ein Vorbild an Treue und Ergebenheit zur Heimat, ein Muster an Einsatz- und Hilfsbereitschaft, gepaart mit Bescheidenheit, Verlässlichkeit und Disziplin bei der Wahrnehmung der übertragenen Verantwortung.

Möge der heutige Tag, verlebt im Kreise der Familie und guter Freun-de, zu denen Du uns unverändert zählen darfst, Dir Freude bereiten und Kraft geben für weitere Jahre eines erfüllten Lebens, in denen noch Platz bleibt, um gemeinsam mit Deinen Osteroder Schicksalsgefährten aktiv für unsere Heimat Ostpreußen zu wirken.

Hierzu wünschen wir Dir Gesundheit, Wohlergehen, Schaffenskraft und Glück.“

Der Vorstand

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70. GeburtstagDanlowski, Heinz (Frögenau), Weberstr. 3, 49465 Bramsche, am 26.03.2014Deike, Bodo Wolfgang (Marienfelde), Flurstr. 32B, 33609 Bielefeld, am 15.06.2014Lipowski, Udo (Worleinen), Hattinger Str. 584, 44879 Bochum, am 07.07.2014

75. GeburtstagBaum, Hildegard geb. Kuschkowitz (Gr. Pötzdorf), Kleiner Kirchrain 5, 37247 Grossalmerode, am 26.09.2014O`Donnel, Elfriede geb. Preuß (Thierberg Abbau), Nagelshof 28, 22559 Hamburg, am 23.05.2014Dorka, Wolfgang (Frögenau), Liethweg 20, 31737 Rinteln, am 31.03.2014Gresch, Heinz-Jürgen (Frögenau), Stradower Weg 46, 03226 Vetschau, am 15.12.2014Kersting, Ursel geb. Glattkowski (Bieberswalde), Geranienstr. 17, 59063 Hamm, am 20.10.2014Kujawa, Werner (Osterode), Luisenstr. 13a, 61231 Bad Nauheim, am 18.10.2014Silz, Klaus (Buchwalde), Gropiusring 2, 22309 Hamburg, am 08.07.2014

78. GeburtstagGresch, Helmut (Kittnau), Friedensstr. 31, 39446 Löderburg, am 01.10.2014

80. Geburtstag

Gorny, Otto (Ganshorn), Dornsoderstr. 14, 21769 Hollnseth, am 10.11.2014Heruth, Gerhard (Osterode), Unnaerstr. 17, 04720 Döbeln, am 20.09.2014

Geburtstage

Herzlichen Glückwunsch zum

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Hinze, Elisabeth geb. Zander (Frögenau), Barlachstr. 10, 39108 Magdeburg, am 21.03.2014Kersting, Ursel geb. Glattkowski (Bieberswalde), Geranienstr. 17, 59063 Hamm, am 20.10.2014Krüger, Christel geb. Warschewski (Schildeck), Plauer-Chaussee 1B, 18292 Krakow am See, am 23.12.2014Schmidt, Hannelore geb. Trampnau (Osterode), Parkstr. 81, 19322 Wittenberge, am 07.04.1934Sendzik, Gerhard (Marienfelde), Bahnhofstr. 16A, 22956 Grönwohld, am 05.09.2014Wischnewski, Erna geb. Preuß (Kl. Schmückwalde), Riesaer Str. 143, 04319 Leipzig, am 19.10.2014

81. GeburtstagBehr, Dietlinde geb. Braun (Frögenau), Birkenweg 28, 21445 Wendorf, am 22.03.2014Brandt, Otto (Mühlen), Parkstr. 9, 99510 Apolda, am 12.06.2014Burdinski, Heinz (Locken), Hauptstr. 27, 03051 Cottbus, am 03.11.2014Gralka, Helga geb. Duscha (Gusenofen), Köpersweg 5, 44894 Bochum, am 01.08.2014Heruth, Willi (Bieberswalde). Pollhansheide 5, 33758 Schloss Holte-Stuckenbrock, am 08.12.2014Kumpf, Marianne geb. Schröder (Liebemühl), Kaltenbachweg 19, 83246 Unterwössen, am 17.07.2014Neumann, Edith geb. Lucka (Heinrichsdorf), Lohmannsweg 84, 33659 Bielefeld, am 28.09.2014Poreski, Ernst (Frögenau), Hohenzollernstr. 29, 53721 Siegburg, am 25.05.2014Senff, Brigitte (Sassendorf), Gottschalkring 22, 21073 Hamburg, am 26.08.2014

82. GeburtstagBode, Frieda geb. Schwiderski (Frögenau), Winterbergstr. 12, 27711 Osterholz-Schermbeck, am 21.05.2014Dworak, Hildegard geb. Wacholz (Taulensee), Paulinerstr. 10 in 58239 Schwerte, am 30.08.2014Gehrke, Ulrich (Osterode), Bahnhofstr. 51a, 83329 Waging, am 21.10.2014

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Groncki (Gröhner), Annemarie geb. Karpinski (Haasenberg), Wies Jesionowo, 11-040 Dobre-Miasto PL, am 19.01.2015Jerzembek, Hildegard (Groß Lehwalde), Parkstr. 61, 19322 Wittenberge, am 14.07.2014Koslowski, Edith geb. Eichler (Marienfelde-Abbau), Zum Schmarloh 10, 29351 Grebshorn, am 11.10.2014Leitsch, Grete geb. Ruth (Frögenau), Schöne Aussicht 9, 55546 Fürfelde, am 06.02.2014Leveringhaus, Ursula geb. Petelkau (Rauden), Steilstr. 14, 44797 Bochum, am 31.08.2014Menski, Charlotte geb. Mathias (Johanisberg), Lehmweg 5, 21385 Amelinghausen, am 10.08.2014Neumann, Walter (Heinrichsdorf) Lohmannsweg 84, 33659 Bielefeld, am 05.11.2014Träger, Else geb. Pelka (Frögenau), Friedensstr. 26, 39446 Löderburg, am 18.02.2014

83. GeburtstagEnder, Ruth geb. Schiminski (Kernsdorf), Am Rauhbusch 12, 52134 Herzogenrath, am 05.09.2014Formanowitz, Walter (Masuren), Baumstr. 4 in 18209 Steffenshagen b. Bad Doberan, am 07.12.2014Göttsche, Lieselotte geb. Schwiderski (Frögenau) Breslauer Str. 164, 27729 Wallhöfen, am 06.03.2014Lange, Heinz (Worleinen), Amtsplatz 6, 18258 Schwaan, am 13.12.2014Masch, Hildegard geb. Schulz (Ketzwalde), Am Sonnenberg 26, 23992 Neukloster, am 12.09.2014Mohrenz, Adelheit geb. Ritter (Kernsdorf), Elchweg 9, 44627 Herne, am 01.07.2014Pagel, Erna geb. Ganady (Ketzwalde), Ringstr. 1, 14641 Bredow, am 07.10.2014Sdrojek, Erwin (Ketzwalde), Gerh.-Hauptmann-Weg 3, 24223 Raisdorf, am 23.12.2014

84. GeburtstagDrawert, Horst (Kernsdorf) Im Lindenfelde 25, 30974 Wennigsen, am 14.08.2014

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121OSTERODER ZEITUNG

Gollan, Alfred (Sabangen und Witulten), Samogowo 10, 11-015 Olsztynek PL, am 04.07.2014 Gronowski, Adele geb. Marquardt (Frögenau), Hirschgraben 25, 44892 Bochum, am 01.05.2015Jung, Edith geb. Krenz (Frögenau), Sennbrink 6, 58093 Hagen-Herbeck, am 12.02.2014Kerski, Günter (Thierberg), Haffring 13 B, 17373 Ueckermünde, am 05.11.2014Lorenz, Irmgard geb. Kubiessa (Frögenau), An der Gete 113, 28211 Bremen, am 01.05.2014Olschewski, Herbert (Frögenau), Liststr. 32, 44892 Schwenningen, am 28.05.2014

85. GeburtstagElzermann, Hildegard geb. Hertrich (Kernsdorf), Andersenring 83b, 23560 Lübeck, am 06.09.2014Goldmann, Irmgard geb. Goralski (Frögenau), Neue Str. 10, 06712 Zeitz, am 21.02.2014Heruth, Horst (Bieberswalde), Biesdorferstr. 36, 21502 Geesthacht, am 17.02.2014Joraschkewitz, Gertrud geb. Milinski (Ketzwalde), Schieferstr. 64, 36179 Bebra, am 17.06.2014Krieg, Frieda geb. Zdunek (Ketzwalde), Hüttengasse 50, 69253 Heiligkreuzsteinach, am 15.12.2014Müller-Groeling, Hubertus Prof. Dr. (Karolinenhof), Roesoll 6, 24226 Heikendorf, am 09.11.2014Nickel, Ernst Rudolf (Geierswalde) Mozartplatz 20, 14772 Brandenburg, am 04.01.2015Schareina, Walter (Gilgenburg), a.d. Nebelbeeke 5, 34379 Calden, am 25.11.2014Schnaibel, Käthe geb. Pelka (Frögenau), Im Schlenk 23, 47055 Duisburg, am 26.05.2014Schwiderski, Horst (Frögenau), Bergstr. 43, 27729 Wallhöfen, am 08.06.2014Sturm, Hilde geb. Behrendt (Kernsdorf), Im Feldbruch 65, 53892 Troisdorf, am 19.10.2014Trampnau, Dieter (Osterode), Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 58, 19322 Wittenberge, am 25.04.2014Zamzow, Hanni geb. Oestereich (Pulfnick), Annabergweg 12, 52355 Düren, am 19.08.2014

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86. GeburtstagCziesla, Heinz (Moschnitz), Industriestr. 4, 59269 Neubeckum, am 05.10.2014Dworak, Ernst (Ketzwalde), Paulinenstr. 10, 58239 Schwerte, am 24.12.2014Gohlke, Horst (Frögenau), Spielplatzweg 5, 04860 Torgau, am 23.04.2014Gontarski, Waltraud geb. Eichler (Marienfelde-Abbau), Ellernkamp 18, 29331 Lachendorf, am 07.09.2014Kwader, Herta geb. Wazinski (Buchwalde), Hildegardstr. 4, 85716 Unterschleißheim, Lohhof, am 23.12.2014Maroldt, Helmut (Kernsdorf), Hehler 60, 41366 Schwalmtal, am 26.07.2014Pottek, Edith (Marienfelde), Alte Molkerei 3, 18225 Kühlungsborn, am 04.12.2014Wachholz, Kurt (Ketzwalde), Nienhäger Str. 58, 18209 Bad Doberan, am 21.07.2014Wroblewski, Kurt (Kernsdorf), Lauschützer Chaussee 2, 03172 Schenkendöbern OT Lauschütz, am 01.05.2014

87. GeburtstagDembski, Heinz (Tannenberg), Talstr. 87, 89518 Heidenheim, am 04.09.2014Hangebrock, Frieda geb. Libuda (Lindenau), Bärenmühlweg. 42, 82362 Weilheim/Obb., am 28.07.2014Scharein, Oswald (Osterode), August-Bebel-Str. 64, 59077 Hamm, am 08.07.2014Schütz, Margot geb. Abramowski (Kernsdorf) Silberstr. 43, 56077 Koblenz, am 16.07.2014Voigt, Helene geb. Klaing (Frögenau), Heinrich-Schmidt-Str. 18, 35475 Lollar, am 06.02.2014Warnke, Karl (Ketzwalde), Alte Dorfstr. 19, 18209 Reddelich, am 20.11.2014Warschewski, Edith (Frögenau), Nordstr. 40, 04746 Hartha, am 27.05.2014

88. GeburtstagHohenstein, Friedrich (Fritz), (Gilgenburg), Redderblock 54, 22145 Hamburg, am 18.09.2014

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123OSTERODER ZEITUNG

Melzer, Horst (Osterode), Senefelder Str. 8a, 38124 Braunschweig, am 15.12.2014Melzer, Ursula geb. Zimmermann (Ketzwalde), Schulstr. 23 in 06846 Dessau, am 25.11.2014Pajonzek, Gerhard (Schildeck), Jägerstr. 140b, 45699 Herten, am 20.12.2014Reimer, Willy (Tafelbude), Georgstr. 9, 58089 Hagen, am 10.11.2014Rieger, Gertrud geb. Baum (Frögenau-Kaulbruch), Meisenstr. 82, 45772 Marl, am 19.01.2015Szelski, Kurt (Taberbrück), Albert-Altwicker-Str. 25, 47445 Moers, am 03.01.2015Senf, Wilhelm (Sassendorf), Quellgrund 11, 21149 Hamburg, am 24.01.2015

89.GeburtstagGottschalk, Anneliese geb. Schiminowski (Kernsdorf) Karl-Marx Str. 7, 39221 Kleinmühlingen, am 20.10.2014Guhling, Irmgard geb. Groß (Frögenau), Goethering 11, 49196 Bad Lear, am 06.02.2014Jerzembek, Elfriede (Gr. Lehwalde), Parkstr. 61, 19322 Wittenberge, am 09.10.2014Mrongowius, Otto (Ketzwalde), Thüringer Str. 81 in 68309 Mannheim, am 21.06.2014Pfeiffer, Irene (Taulensee), Greifswalder Str. 127, 10409 Berlin, am 19.01.2015Pichottky, Horst (Bergfriede), Eichredder 23, 22113 Oststeinbek, am 20.07.2014Rehm, Emma geb. Kwiatkowski (Kernsdorf), Burichweg 12, 79688 Hausen, am 13.11.2014Trzaska, Herbert Emil (Rohmanen), Bergstr. 50, 59069 Hamm, am 27.10.2014

90. GeburtstagBrill, Margarete geb. Rominski (Frögenau), Bardenfl eh 11, 28295 Bremen, am 21.03.2014Rupietta, Gustav (Hohenstein-Sprechan), Neugasse 40, 64372 Ramstadt, am 15.02.2014

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Wagler, Charlotte geb. Rogalla (Frögenau-Kaulbruch), Oberheidstr. 143, 45475 Mühlheim, am 04.04.2014Wolf, Erna geb. Reuß (Tharden), Zellescher Weg 30b, 01217 Dresden, am 14.12.2014

91. GeburtstagGürnth, Hildegard geb. Olschewski (Buchwalde), Straße des Aufbaus 3a,03222 Lübbenau/Spreewald, am 06.01.2015

92. GeburtstagBraun, Heinz (Bieberswalde, Liebemühl), Freiherr-vom-Stein-Str. 7, 46284 Dorsten, am 13.09.2014Meyel, Olga geb. Schumann (Osterode), Netzestr. 1. 1, 22547 Hamburg, am 04.11.2014Sobottka, Hermann (Bieberswalde), Gudastr. 4, 67549 Worms/Rhein, am 17.07.2014

93. GeburtstagDongowski, Erna geb. Schirsching (Bieberswalde), Kleverkämpchen 17, 45279 Essen, am 23.08.2014Koch, Frieda geb. Czerwonka (Frögenau), Weinbergweg 20, 10119 Berlin, am 19.04.2014Konopka, Irmgard geb. Priebe (Osterode), Forsthausweg 3, 37154 Northeim, am 29.11.2014

94. GeburtstagStatezny, Richard (Bieberswalde), Am Westheck 120, 44309 Dortmund, am 16.01.2014

95. GeburtstagBonkowski, Gerhard (Osterode), Brauereihof 19, 13585 Berlin, am 08.11.2014

96. GeburtstagSenff, Elsbeth (Sassendorf), Gottschalkring 22, 21073 Hamburg, am 01.02.2015

104. GeburtstagBieber, Adolf (Hirschberg), Ev. Alterszentrum, Haus Elisabeth, Mozartstr. 9, 35274 Kirchheim, am 04.06.2014

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125OSTERODER ZEITUNG

Ehejubiläen

Wir gratulieren zur

Goldenen HochzeitCzichon, Ewald und Ehefrau Irene geb. Schönfi sch (Steffenswalde), Pfi rsichstr. 2, 33803 Steinhagen, am 15.04.2014Gorny, Otto und Ehefrau Elfi e geb. Ney (Ganshorn), Dornsoder Str. 14, 21769 Hollnseth, am 26.06.2014 Gresch, Helmut und Ehefrau Carla geb. Stange (Kittnau), Friedensstr. 31, 39446 Löderburg, am 25.07.2014Harra, Kurt und Ehefrau Hannelore geb. Sendzik (Marienfelde), Bahnhofstr. 16A, 22956 Grönwohld, am 26.09.2014Hohenstein, Friedrich (Fritz) (Gilgenburg), Redderblock 54, 22145 Hamburg, am 18.09.2014

Diamantenen HochzeitDworak, Ernst und Hildegard geb. Wachholz (Taulensee), Paulinerstr. 10, 58239 Schwerte, am 09.10.2014Gürnth, Hans und Hildegard geb. Olschewski (Buchwalde), Straße des Aufbaus 3a, 03222 Lübbenau/Spreewald, am 11.12.2014Piontek, Fritz und Ehefrau Vera geb. Reich (Osterwein), Ulmenallee 15, 44803 Bochum, am 03.09.2014Schnaible, Günther und Ehefrau Käthe geb. Pelka (Frögenau), Im Schlenk 33, 47055 Duisburg, am 07. Mai 2014Dworak, Ernst und Ehefrau Hildegard geb. Wachholz (Taulensee), Paulinenstr. 10, 58239 Schwerte, am 09.10.2014Piontek, Fritz und Ehefrau Vera geb. Reich (Osterwien), Ulmenallee 15, 44803 Bochum, am 03.09.2014 Trzaska, Herbert Emil und Ehefrau Rosemarie geb. Saborrosch (Hohenstein), Bergstr. 50, 59069 Hamm, am 30.10.2014

Eisernen HochzeitScharein, Oswald und Ehefrau Anneliese (Osterode), August-Bebel-Str. 64, 59077 Hamm, am 11.12.2013

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OSTERODER ZEITUNG126

Todesfälle

Ehrend gedenken wir der Verstorbenen

GnadenhochzeitBenno Meyel und Frau Olga, geb. Schumann am 28. Dezember 2013

Der Vorstand entschuldigt sich für einen bedauerlichen Fehler, der ihm bei der Würdigung des 70. Hochzeitstages von Benno und Olga Meyel in der Folge 121 der Osteroder Zeitung unterlaufen ist.

Den aufmerksamen Lesern ist natürlich nicht entgangen, dass uns bei der Würdigung des 70. Hochzeitstages von Benno und Olga Meyel am 28. Dezember 2013 in der Folge 121 (Mai 2014) der Osteroder Zeitung ein bedauerlicher Fehler unterlaufen ist, denn es handelte sich bei diesem Ehe-jubiläum nicht um die Steinerne Hochzeit (65. Hochzeitstag), sondern um die Gnadenhochzeit.

Daran ändert auch nicht der Umstand, dass der 70. Hochzeitstag man-cherorts die Bezeichnung Kupferhochzeit, Kupferne Hochzeit, Platin-hochzeit und auch Steinerne Hochzeit trägt, denn für Ostpreußen ist es die Gnadenhochzeit.

Wir haben uns bei Benno und Olga Meyel für dieses Versehen ent-schuldigt und ihm versprochen, uns zu bessern und beim nächsten Jubilä-um, der Juwelenhochzeit, aufmerksamer zu sein.

Balzer, Adelheit geb. Rotzoll (Bieberswalde), am 17.09.2014 im Alter von 93 Jahren (Enkelin Manuela Kalff, Bochumer Str. 46, 46282 Dorsten)Bienkowski, Gertrud geb. Mathiak (Worleinen), am 11.03.2011 im Alter von 89 Jahren (Tochter Elisabeth Bienkowski, Middelschulteweg 13, 59174 Kamen)Bonin, Günther (Hirschberg), am 17.01.2014 im Alter von 84 Jahren (Ehefrau Erika Bonin, Pirminiusstr. 47, 66907 Glanmünchweiler)Brandt, Erich (Mühlen), am 21.04.2014 im Alter von 93 Jahren (Otto Brandt, Parkstr. 9, 99510 Apolda)

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127OSTERODER ZEITUNG

Dambon, Günter (Teltow), am 04.08.2014 im Alter von 82 Jahren (Ehefrau Dambon, Waltraud, Bäkegrund 6, 14513 Teltow)Dobrowolski, Arthur (Arnau), am 29.05.2014 im Alter von 82 Jahren (Ehefrau Helga Dobrowolski, Im Steinfeld 4, 48465 Suddendorf)Döring, Winfried Peter Dr. (Osterode, Herderstr.), am 08.02.2014 im Alter von 85 Jahren (Annelies Döring Harder, Ellenberger Str. 5, 24376 Kappeln)Dümpel, Irmgard geb. Pelz (Neumünster), am 12.04.2014 im Alter von 89 Jahren (Gunter Pelz, Tasdorfer Weg 14, 24536 Neumünster)Grolla, Traute geb. Jaworski (Elgenau), am 08.04.2014 im Alter von 76 Jahren (Siegfried Grolla, Hagener Str. 62, 58566 Kierspe)Gutgesell, Inge geb. Wichmann (Groß Lehwalde), am 13.06.2013 im Alter von 84 Jahren (mitgeteilt von Anni Beetschen, Olbergsholz 13, 46147 Oberhausen)Hauel, Angela geb. Jirjahlke, am 14.05.2014 im Alter von 61 Jahren (Stephan Olear, Fuchshaller Weg 1A, 37520 Osterode am Harz)Hensel-Eggert, Hella (Ruhwalde), Januar 2013 im Alter von 87 Jahren (lt. Traueranzeige Preuss. Allgemeine Zeitung)Hollmann, Elfriede geb. Dudek (Ruhwalde), am 13.10.2014 im Alter von 83 Jahren (Schwester Irmgard Fiegenbaum, Feldstr. 4, 18190 Sanitz)Horowitz, Irmgard, (Datum: unbekannt), Eggi 1, 58135 Hagen Kempa, Auguste verwitwete Libuda geb. Senff (Sassendorf), am 25.05.2002 (Anneliese Chodak, Triftstr. 69a, 21075 Hamburg)Kempa, Erwin (Jankowitz), am 20.05.1992 in Hamburg (Anneliese Chodak, Triftstr. 69a, 21075 Hamburg)Kempa, Hans (Jankowitz) am 13.08.2000 im Alter von 54 Jahren (Anneliese Chodak, Triftstr. 69a, 21075 Hamburg)Komossa, Liesbeth geb. Kollak (Kl. Kirsteinsdorf), am 15.07.2014 im Alter von 96 Jahren (Irene Welke, Augsburger Str. 61, 01309 Dresden)Lehner, Otti geb. Skibba (Heinrichsdorf), am 05.07.2014 im Alter von 86 Jahren (Thomas Lehner, Brokhuchtinger-Landstr. 24, 028259 Bremen)Libuda, Günter (Geierswalde), am 29.07.2014 im Alter von 81 Jahren (Schwester Frieda Hangebrock, Bärenmühlweg 42, 82362 Weilheim. Sohn Bert Libuda, Niemannstr. 19, 21073 Hamburg)Libuda, Waltraud geb. Sonnack (Haasenberg), verstorben 2012, im Alter von 82 Jahren in Ostpreußen (mitgeteilt von Anneliese Chodak, Triftstr. 69a, 21075 Hamburg)Lorenz, Irmgard geb. Kubiessa (Frögenau), am 16.11.2014 im Alter von 84 Jahren (Sohn Lutz Lorenz, An der Gete 113, 28111 Bremen)

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OSTERODER ZEITUNG128

Marga, Heinz (Liebemühl), am 17.04.2014 im Alter von 79 Jahren (Schwiegertochter Elke Marga, Schmaler Weg 7, 32107 Bad Salzufl en)Melzer, Gerrit Hilde geb. Neustädt, am 20.08.2014 (Eheman Horst Melzer (aus Osterode), Senefelderstr. 8a, 38124 Braunschweg)Menzendorf, Charlotte geb. Neumann (Worleinen), am 26.08.2014 im Alter von 98 Jahren (Tochter Brigitte Simke, Freiligrathstr. 9, 29410 Salzwedel)Mersch, Edeltraud geb. Eichel (Ketzwalde), (mitgeteilt von Waltraud Gontarski geb. Eichler, Ellernkamp 18, 29331 Lachendorf)Nadolny, Gerhard (Bieberswalde), am 01.04.2014 im Alter von 88 Jahren, (mitgeteilt von: Erna Dongowski, Kleverkämpchen 17, 45279 Essen)Nowitzki, Christel geb. Parczany (Dungen), am 22.02.2014 (Sohn Erich Nowitzki, Johanniterstr. 44, 48565 Steinfurt)Piontek, Günter (Liebemühl), am 01.07.2014 im Alter von 72 Jahren (Ehefrau Helga Piontek, Kellersfeld 4, 42369 Wuppertal)Poetzel, Gertrud (Marienfelde), am 20.03.2014 im Alter von 90 Jahren (Ilona Loewenich, Maieweg 11, 53842 Troisdorf-Spieh)Porsch, Sieghard (Osterode), am 22.06.2014 im Alter von 72 Jahren (Ingrid Porsch, Lindacher Str. 67, 84489 Burghausen)Rafi nski, Margarete geb. Kalwa (Marienfelde-Abbau), verst. 2014 im Alter von 85 Jahren in Ostpreußen (benachrichtigt von Hildegard Jesse, Lindenstr. 6, 29351 Metzingen-Eldingen)Rauch, Christel geb. Priebe (Gilgenburg), 03.10.2014 (Schwester Hildegard Frohberg, 01309 Dresden Scherlin, Lothar (geb. Czerlinski), am 10.07.2014 (Familie Fleter-Berthold, Sadowastr. 17, 42115 Wuppertal)Siegl, Helga geb. Petelkau (Rauden), am 30.08.2014 im Alter von 87 Jahren (Sohn Frank Siegl, Alexanderstr. 29, 44137 Dortmund, und Schwester Ursula Leveringhaus, Steilstr. 14, 44797 Bochum)Schilawski, Emmi (Hohenstein), am 20.07.2014 im Alter von 104 Jahren (Nichte Eva Schreck, Mariendorfer Weg 25, 12051 Berlin)Skopljak, Hildegard, geb. Waschk (Groß Lehwalde), am 19.06.2014 im Alter von 85 Jahren (mitgeteilt von Anni Beetschen, Olbergsholz 13, 46147 Oberhausen)Suchotzki, Ursula geb. Hermannski (Ostrowitt), am 08.08.2014 im 81, Lebensjahr (Sohn Bernhard Suchotzki, Gerhard-Fuß-Str. 23, 52355 Düren)Steffen, Gerda geb. Krüger (Burgfriede), am 21.05.2014 im Alter von 89 Jahren (Tochter Martina Benzko, Anny-Schäfer-Weg 8, 06618 Naumburg/Saale)

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129OSTERODER ZEITUNG

Nachrufe Angela Hauel

*07.02.1953 † 14.04.2014

Viel zu früh beendete eine heimtückische Krankheit das Leben von An-gela Hauel. Über 20 Jahre war sie für unsere Kreisgemeinschaft insbeson-dere in der Geschäftstelle und bei den Heimattreffen aktiv tätig. Begonnen hatte sie 1992 zunächst als Reinigungskraft, später kamen als Aufgaben die Unterstützung bei der Organisation des Hauptkreistreffens in Osterode am Harz und der Regionaltreffen in Recklinghausen und Hamm, und hier insbesondere der Verkauf von Büchern und Karten und die Auskunftser-teilung aus der Heimatkreiskartei sowie die Mitwirkung bei der Erstel-lung der Familiennachrichten für die Osteroder Zeitung und letztlich div. EDV-Eingaben zur Digitalisierung von Fotos, Büchern etc. des Archivs, Homepage-Eintragungen und die unvollendet gebliebene Erstellung einer OZ-Finderdatei der Folgen 1 bis 114 hinzu.

Angela Hauel gehörte zu den stillen, leisen Mitarbeiterinnen, die sich nicht in den Vordergrund drängte, sondern im Hintergrund verlässlich ihre Aufgaben erfüllte. Sie war immer da, wenn sie gebraucht wurde. Sie beeindruckte durch ihre offene, aufgeschlossene und hilfsbereite Art, ihr freundliches Wesen.

Wir danken Angela Hauel für die Zeit, die sie unter uns weilte und mit uns gemeinsam für unsere Heimat wirkte. Wir werden ihr als liebenswerte Mitarbeiterin ein bleibendes ehrendes Andenken bewahren.

Unser aufrichtiges Beileid gilt ihrem Lebensgefährten Stephan Olear und ihren Familienangehörigen.

Wachholz, Willi (Ketzwalde), am 06.07.2014 im Alter von 88 Jahren (Wachholz, Bautzner Str. 124 A, 01099 Dresden)Wasniewska, Kunegunde geb. Neumann (Döringen und Kernsdorf), am 29.09.2014 im Alter von 86 Jahren (Neffe Andrzej Kozielski-Neumann, ul. Dasinskiego 7/5, 11-500 Gizycko, PL)Woyciechowski, Horst (Thyrau), am 28.01.2014 im Alter von 84 Jahren (Brunhilde Woyciechowski, Am Stadtrand 16, 98646 Hildburghausen)

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OSTERODER ZEITUNG130

Ehrenmitglied Lothar Scherlin*19.08.1931 † 10.07.2014

Kurz vor seinem 83. Geburtstag vollendete sich in der Seniorenresidenz in Erkrath das Leben von Lothar Scherlin, geboren am 19.August 1931 in Treuwalde, wo er bis zur Vertreibung auch seine Kindheit und frühen Ju-gendjahre verbrachte. Unseren Landsleuten ist er ein guter alter Bekannter aus seiner langjährigen aktiven Tätigkeit als Mitglied des seinerzeitigen Kreistages und im verantwortungsvollen Amt des Geschäftsführers sowie als Beauftragter für die Heimatstube unserer Kreisgemeinschaft, das er bis zu seinem plötzlichen Ableben bekleidete. Lothar Scherlin bleibt uns in Erinnerung als ein initiativreicher, hilfsbereiter, pflichtbewusster und un-serer Heimat Ostpreußen treu ergebener Landsmann, der die ihm übertra-genen Aufgaben gewissenhaft, zuverlässig und mit großem organisatori-schen Talent erfüllte. Bis ins hohe Alter war er immer zur Stelle, wenn Not am Mann gewesen ist und er gebraucht wurde. Besonders am Herzen lag ihm die Bewahrung und Pflege der kulturellen historischen Sachzeugen unseres Heimatkreises, was sich u. a. in seinem unermüdlichen Einsatz bei der Verwaltung und Reorganisation unseres Heimatarchivs sowie jüngst bei der Gestaltung der neuen Ausstellungsräume der Heimatstube der Kreisgemeinschaft in unserer Geschäftsstelle ausdrückte; all das trägt für immer seine Handschrift. Die Kreisgemeinschaft gedenkt seiner mit gro-ßer Dankbarkeit und wird ihm ein stetes ehrendes Gedenken bewahren. Lothar, dieser prachtvolle Mensch, der stets Lebenslust verkörperte und Lebensfreude ausstrahlte, bleibt unvergessen.

Der Vorstand

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

15. März 2015

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131OSTERODER ZEITUNG

Mitteilungen für die Folge 123 der Osteroder ZeitungIn der Folge 123/Mai 2015 der Osteroder Zeitung können die folgenden Fami-lienereignisse veröffentlicht werden: - 70., 75., 80. und alle weiteren Geburtstage sowie- Goldene, Diamantene und Eiserne Hochzeiten, soweit sie in der Zeit bis zum 31. Mai 2015 begangen werden,- Todesfälle, die in der Zeit bis zum 1. April 2015 eintreten.Einsendeschluss: 1. April 2015Wir bitten, für die Mitteilungen die folgenden Muster zu verwenden:

Geburtstag/Ehejubiläum

Name:

Geburtsname:

Vorname:

Geburtsdatum:

Tag der Goldenen/Diamantenen/Eisernen Hochzeit:

Letzter Wohnort im Heimatkreis:

Jetzige Anschrift:

Todesfall

Name:

Geburtsname:

Vorname:

Verstorben am: im Alter von Jahren

Letzter Wohnort im Heimatkreis:

Anschrift der Hinterbliebenen:

Wir bitten, die Mitteilungen schriftlich (mit Brief oder Postkarte) der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Fax: 05522/919870 e-mail: [email protected], mitzuteilen.

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OSTERODER ZEITUNG132

Mitteilungen

Busfahrt in den Heimatkreis Osterodegeplant

In der Zeit vom 28. Juni bis 7. Juli 2015 soll eine Busfahrt in unseren Heimatkreis stattfinden.

Abfahrten bzw. Zustiegsmöglichkeiten:

28.06.: Ab Herten – Gelsenkirchen ZOB – Herne Hbf. – Dortmund ZOB – Hamm Rhynern, Raststätte – Herfort Ost, Raststätte – Hannover Hbf. ZOB – Zweidorfer Holz, Rasthof – Helmstadt, Raststätte – Börde, Rasthof – Michendorf bei Berlin, Rasthof – Weiterfahrt Richtung Grenz-übergang Pomellen zum Hotel bei Stettin.

29./30.06.: Nach dem Frühstück am 29.06. Weiterfahrt Richtung Dan-zig. Hier zwei Übernachtungen in einem Hotel in Danzig mit Besichti-gungsprogramm.

01.07.: Frühstück und Weiterfahrt in Richtung Osterode mit Zwi-schenstation am Oberlandkanal mit Schifffahrt. In einem Osteroder Hotel Zimmereinteilung, Abendessen und Übernachtung.

Vom Osteroder Hotel aus werden verschiedene Ausflüge und Besichti-gungen unternommen, u. a. ein geselliger Nachmittag bei Kaffee und Ku-chen im „Deutschen Haus“ der Deutschen Gesellschaft „Tannen“ in Os-terode. Zum Besuch der Heimatdörfer steht ein freier Tag zur Verfügung.

Auf der Rückfahrt am 06.07. ist eine Zwischenübernachtung im Hotel SEN in Swiebodzin (Schwiebus) eingeplant.

Reiseveranstalter:

Nischik, Alicja, Ewaldstraße 131, 45699 Herten

Tel. 02366/936916, Mobil: 0170/2009806

E-Mail: [email protected]

Das ausführliche Reiseprogramm mit Preisangaben kann beim Reise-veranstalter angefordert werden.

Die Redaktion

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133OSTERODER ZEITUNG

Frau Marie Meyer, geb. Zink, an ihrem 100. Geburtstag am 6. März 2013 in Berlin. Sie wurde am 6. März 1913 in Bergfriede geboren und lebt im Ev. Pfl ege-heim in 12159 Berlin, Albestraße 31. Ihre Frage: Gibt es eine Möglichkeit, in der Heimaterde beigesetzt zu werden? Unsere Geschäftsführerin hat die Frage mit Henryk Hoch und Ingrid Lipka in Ostróda geklärt. Ihre Antwort:

Die Bestattungen in Ostpreußen sind grundsätzlich möglich. Als An-sprechpartner steht das Deutsche Haus in Ostróda zur Verfügung. Die Einzelheiten wegen der Bestattung und Grabpflege sind dort zu bespre-chen. Hier die genaue Adresse:

Haus „Tannen“ der deutschen Minderheit(Stowarzyszenie Mniejszosci Niemieckiej „Jodly“ w Ostródzie)ul. Herdera 714-100 OstródaPolenTel. 0048/896467021E-Mail: tannen-ostró[email protected]

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OSTERODER ZEITUNG134

Suchanzeigen

Im Rahmen der Familienforschung suche ich alle Informationen, die meine Großeltern Albert Haushalter und Grete Haushalter sowie meinen Vater Paul Haushalter betreffen. Alle Personen stammten aus Ostpreußen.

Albert Haushalter wurde am 8. März 1913 in Osterode (Ostpreußen) geboren. Er war verheiratet mit Grete Haushalter, geb. Kahanski oder Kochanska. Letzter Wohnort 1939/42 war in G. Gröben, Kreis Osterode/Ostpreußen. Von ihr sind keine persönlichen Daten überliefert. Wie kom-me ich jetzt an die Hochzeitsdaten/Geburtsurkunden des Paares bzw. wie erfahre ich, ob es eventuell Kinder gab?

Am 28. August 1949 wurde mein Großvater aus östlichem Gewahrsam kommend im Lager Gronenfelde entlassen und am 30. August 1949 von einer britischen Entlassungsstelle registriert. Letzter Truppenteil Division „Brandenburg“.

Seine Frau Grete Haushalter soll auf der Flucht umgekommen sein. Gibt es einen Sterbeeintrag und woher bekomme ich den?

Mein Vater Paul Haushalter wurde am 7. November 1936 in Gröben (Osterode/Ostpreußen) geboren. Laut polnischer Geburtsurkunde war sein Vater Albert Haushalter und seine Mutter Greta Kochanska.

Seine Jugendzeit soll er in einem polnischen Internat verbracht haben. Woher bekomme ich Angaben zu Wohnortanschriften?

Über weitere Kinder der Ur-Großeltern gibt es ebenfalls keine Infor-mationen. Gröben hat heute die Bezeichnung Grabin (PLZ 14-106), ge-hört zur Gemeinde Ostróda, Kreis Ostrodzki, Woiwodschaft Warmins-ko-Mazurskie, Polen.

Mein Großvater Albert Haushalter wohnte nach der Kriegsgefangen-schaft 1949 bei seiner Stiefmutter Martha Gumbel, Hellwegstraße 113 in Dortmund. 1950 heiratete er erneut und wohnte ab 1954 in Dortmund-Schüren. Über die leiblichen Eltern gibt es ebenfalls keine Informationen.

Vor seinem Tode hat er leider alle Unterlagen beseitigt, die auf seine Herkunft schließen lassen.

Wer kann Angaben machen?

Informationen erbeten an: Dirk Haushalter, Reidemeisterstraße 3, 58636 Iserlohn, [email protected]

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135OSTERODER ZEITUNG

Ich suche dringend ein Foto meines Großvaters Adolf Schwarz, der 1894 in Dombrowken (nach 1938 Eichdamm), Kr. Osterode, geboren wurde und im Jahr 1918 meine Großmutter Annemarie Schwarz (gebo-ren 1898 in Osterwein) heiratete. Er war von Beruf Kraftfahrer, Maurer und Bauunternehmer und lebte mit seiner Familie zunächst in Osterwein, wanderte aber mit ihr und den Schwiegereltern im Jahre 1922 nach Gel-senkirchen aus, um dort Bergmannswohnungen zu bauen. Wegen schwie-riger Bedingungen kehrten alle 1924 wieder nach Ostpreußen zurück. Sei-ne Schwester Wilhelmine war mit Albert Reschke verheiratet und lebte in Jugendfelde. Beide Familien hatten engen Kontakt. Mein Großvater baute dann in Gilgenau ein Haus, das bis heute existiert. 1922 wurde meine Tante Lisette, 1928 meine Mutter Annerose geboren. 1930 starb Adolf Schwarz unter ungeklärten Umständen. Von Unfall und Selbstmord war die Rede, doch bisher habe ich keine gesicherten Erkenntnisse. Wer weiß mehr?

1931 heiratete meine Großmutter dann Walter Hohenstein, der aus Gilgenburg stammte. Leider wurde über meinen „richtigen Großvater“ Adolf Schwarz zeitlebens weder gesprochen noch existiert ein Foto von ihm. Dieses Familiengeheimnis möchte ich gern entschlüsseln. Wer von den ehemaligen „Gilgenauern, Osterweinern, Jugendfeldern und Domb-rowkenern“ kann mir helfen und hat vielleicht noch Informationen für mich oder ein Foto, auf dem Adolf Schwarz zu sehen ist?

Mitteilungen erbeten an: Freya Rosan, Georgstraße 10, 26931 Elsfleth, Tel. 04485/881, E-Mail: [email protected]

Mein Name ist Elisabeth Helmke. Ich bin die Tochter von Gertrud Mathiak (verh. Bienkowski), die aus Worleinen stammte. Ich bin 1953 in Saalfeld (Kreis Mohrungen) geboren und möchte eine wahre Geschichte erzählen:

Der Hof, auf dem meine Mutter zwischen 1945 und 1953 lebte, gehörte einer Familie Kaminski. Die Tochter wollte 1937 heiraten, was ihr und ihrem Verlobten aber von den Nazis angeblich aus Gesundheitsgründen verboten worden ist. Die junge Frau war jedoch schwanger, und so kam das Kind ohne Vater zur Welt, da der Mann sich einer anderen Verbindung zugewandt hatte. Nach dem Kriege dachten alle unabhängig voneinander, dass sie nicht mehr leben würden.

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OSTERODER ZEITUNG136

In den 1970er Jahren gelang es dem Kind, mittlerweile fast 40 Jahre alt, herauszufinden, dass sein leiblicher Vater noch lebt, in der damaligen DDR wohnen würde und eine Familie hätte. Das erwachsene Kind fuhr von Ostpreußen aus dort hin, traute sich aber dann doch nicht, an der Haustür zu klingeln, weil es plötzlich Angst bekam, dass es die Familie seines Vaters mit seiner Existenz belasten und vielleicht auch zerstören könnte.

Jahre vergingen … der Mann siedelte Ende der 1970er Jahre nach West-deutschland über … hier bekam ich Kontakt zu ihm, da er sich bei meiner Mutter meldete, die er ja aus den Jahren in Saalfeld kannte.

Ich ermunterte ihn mehrmals, doch den Kontakt zu seinem Vater zu suchen, um die Sehnsucht nach seiner Herkunft zu stillen … aber er traute sich auch jetzt nicht.

Mit seinem Einverständnis habe ich dann im letzten Jahr versucht, den Kontakt herzustellen: das einzige, was er wusste, war der Name seines Vaters, dass er eine Familie mit zwei Kindern haben solle und der Name des Ortes in Sachsen-Anhalt.

Nach vielen Telefongesprächen kam ich über den Kontakt zu einer Frau aus dem Ort, die sich an den Namen des Vaters erinnern konnte, zu einer Nachbarin, die die Familie gut kannte.

Diese Nachbarin sagte mir dann, dass der Vater vor wenigen Jahren verstorben sei, und dass er mit seiner Frau drei Kinder habe, die alle noch leben … jedoch über ganz Deutschland verteilt. Von einem dieser Ge-schwister hat sie mir auch die Telefonnummer gegeben. Der Bekannte aus Saalfeld hatte sich aber auch jetzt noch nicht getraut, Kontakt zu seinen Geschwistern aufzunehmen … zu groß war noch die Angst vor Ableh-nung.

Er war aber damit einverstanden, dass ich an seiner Stelle den Kontakt zu seinen Geschwistern herstelle, natürlich nur, sofern sie daran interes-siert wären.

Ich habe die drei Geschwister in Mecklenburg, Bayern und Baden-Württemberg erreicht. Sie fielen aus allen Wolken, als sie von der Existenz des Bruders erfuhren … der Vater hat in all den Jahren nicht die kleinste Andeutung über den Sohn gemacht.

Mit der Gewissheit, dass die Geschwister auch Interesse an seiner Be-kanntschaft haben, konnte der Bruder aus Saalfeld endlich Mut fassen und seinerseits mit seinen Geschwistern in Kontakt treten.

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137OSTERODER ZEITUNG

Für mich war das eine sehr schöne Erfahrung, dass ich dabei geholfen habe, Menschen zusammenzubringen, die sich noch nie gesehen hatten und teilweise auch von ihrer Existenz nichts wussten.

Mein Interesse an den Menschen und meine Fähigkeit, zu kommuni-zieren und Kontakte herzustellen, möchte ich den Lesern gerne ehrenamt-lich zur Verfügung stellen.

Menschen, die gerne mit anderen Menschen in Kontakt treten wollen, aber nicht so recht wissen, wie sie es anfangen sollen, denen möchte ich meine Unterstützung und Begleitung anbieten.

Archivforschung und Urkundensuche ist allerdings nicht mein Inter-essensgebiet.

Sie können mich unter der Tel.-Nr. 02307/41565 in Kamen erreichen.

Im Namen einer 92-jährigen ehemaligen Einwohnerin von Worleinen, die heute in Merseburg wohnt, möchte ich Sie bitten, möglichst in der nächsten Ausgabe der Kreiszeitung etwas über Worleinen zu berichten … vielleicht auch über das Hotel Masuria, das auf dem ehemaligen Grund-stück meiner Großeltern Mathiak gebaut worden ist.

Elisabeth Helmke, Middelschulteweg 13, 59174 Kamen

Manchmal können Wün-sche schnell erfüllt werden! Hotel Masu-ria auf dem Grundstück Mathiak. Wei-tere Bilder von Worleinen auf den nächsten Seiten!

Fotos:Uwe Schweda

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Worleinen/Worliny bei Locken/Łuktaim Landkreis Osterode/Ostróda

In Worleinen/Worliny steht das gemütliche Hotel Masuria unmittelbar am Eißing See und ist von Wäldern umgeben. Den Gästen stehen 65 Zim-mer und Appartements zur Verfügung, sowie vier Konferenzsäle inklusi-ve dem „Goldenen Saal“ für 250 Personen (er kann in drei kleinere Räume unterteilt werden) und zahlreiche Freizeitmöglichkeiten (Pool, Saunen, Fitnessraum, Whirlpool, Bowling, Billard, Nachtklub, Kosmetiksalons und Sonnenbänke). Für die aktive Erholung werden geboten zwei Tennis-plätze, ein Beach-Volleyballplatz, Trekking-Fahrräder, Wassersportgeräte. In der Hotelnähe verlaufen einige Fahrradwege.

Quelle: Gebiet Westmasurens – WanderatlasGisela Schweda

Worleinen, Hotel Masuria

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Eißingsee

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OSTERODER ZEITUNG140

Zur Zeitim Umbau!

April–Sept. Di.–So. 10.00–12.00 u. 13.00–17.00 Uhr,Okt.–März Di.–So. 10.00–12.00 u. 13.00–16.00 Uhr Museumsshop.

Sakrale Gegen-stände aus Silber

und Bernstein, 1930er Jahre.

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Traum eines Ritters Im nassen Mantel aus grauer Stille meine Stadt im Regen schläftauch der Ritter von Mackiewiczgekonnt aus Holz geschnitzt/ auf der Brust das Wappen von Osterode /den Traum seiner Vergangenheit träumt …als er noch Jüngling warblitzschnell schwang das Schwertmannhaft die Stirn dem Kampf entgegenstelltauf dem Schutzschild die Ehre tragendvor ihm verneigte sich die Blumeam Wegesrand …war bewaffnetbedrohlicher Ritter.

Aus der Idee des Bildhauers geschnitztlauscht er dem Märchenregen/ sogar die Drewenz Saite weint /mit halbgeschlossenen Lidern von Ruhm dauernd träumtam Ufer Tag und Nachtseinen Auftrag zu erfüllen hat …die Vergangenheit schleicht sich durch die Uferpromenade im silbernen Nebelmantel eingehülltvor dem Ritter verbeugt sie sichauf dem Tablett aus Wasserlilieträgt als Geschenk ihre kühlen Träume.

Polnisch: Ala PisarskaFrei übersetzt v. Gisela Schweda

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Sen rycerza

W mokrym płaszczu z szarej ciszy moje miasto w deszczu śpi także rycerz Mackiewicza zręcznie dłutem wydobyty / herb Ostródy lśni na piersi / swój sen o przeszłości śni … kiedy jeszcze był młodzieńcem błyskawicznie władał mieczem mężnie czoła stawiał w boju i na tarczy chwałę nosił kwiat mu kłaniał się przydrożny … był orężem rycerz grożny.

Wyrzeźbiony myślą twórcy zasłuchany w baśń deszczową / nawet struna Drwęcy łka / przymkniętymi powiekami o świetności ciągle marzy na nabrzeżu w dzień czy w nocy

swoją misję do spełnienia ma …Przeszłość snuje się bulwarem otulona ciepłym szalem srebrnej mgły rycerzowi pokłon składa na paterze z wodnej lilii niesie w darze swoje chłodne sny.

Ala Pisarska

Hinweis zu Folge 121, S. 117: Die von Ala Pisarska künstlerisch gestal-tete Rekonstruktion einer nicht mehr vorhandenen Kirche war wohl die von Pötzdorf (nicht Groß-Schmückwalde). Der Schriftleiter

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Internationaler Workshop in Malereiund Skulptur in Osterode/Ostróda

Vom 27. Juli bis zum 30. Juli 2014 fand am Drewenz See ein internati-onaler Workshop Malerei und Skulptur statt. Der Veranstalter des Work-shops war der Verein der Hobby Maler - die Umweltbildung im Auftrag der Gemeinde Osterode/Ostróda „Konsolidierung der Schönheit der Ge-gend um Osterode, Natur 2000“.

Teilnehmer waren u.a. Künstler aus der Tschechischen Republik, Deutschland, Russland und Polen. Das Ziel des Workshops war es – Um-weltbildung und der Schutz des Naturerbes durch die Verewigung der Natur in Bildern und Skulpturen – Förderung des Tourismus und des Freizeitangebotes in Osterode – verstärkte Förderung von lokalen Künst-lern – Unterstützung der Amateure und Professionellen – Integration der Künstler – Austausch von Erfahrungen – Verbesserung der künstlerischen Fähigkeiten – Ermutigung zum alternativen Freizeitangebot am 29. Juli im Burghof für die Bewohner von Osterode. Der Workshop präsentierte die Arbeit der Teilnehmer den Bewohnern und Touristen in einer Ausstellung im Lesesaal der Burg.

Im Park an der Uferpromenade

Empfang beim Bürgermeister

übermittelt vonGisela Schweda

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Herbstlandschaft.

Herbstwald. Gemälde: Boz·ena Szpaczynska

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Marian Mackie-wicz, geboren 1948 in Deutsch Eylau / Iława, wohnt in Osterode / Ostróda. Seit 1996 Mitglied im Verband Bil-dender Künstler von Ermland

und Masuren in Allenstein / Olsztyn. Seine Leidenschaft ist die Bildhauerei in verschiedenen Formen, Flachrelief, Holzschnitzerei, Musik. Einige seiner Werke schmücken die Uferpromenade am Drewenz-See.

Hotel Rotes Schloss (Czerwony Zamek) i ulica 11 Listopada (Wilhelmstraße). W ostatnim domu po lewej stronie (Wilhelmstraße) mieszkał u swojego dziadka, urzednika sadowego Emila Skowronskie-go, pózniejszy pisarz Werner Möllenkamp.Hotel Rotes Schloss und Wilhelmstraße (ul. 11 Lis-topada). In dem letzten Haus auf der linken Seite (Wilhelmstraße 9) wohnte bei seinem Großvater, dem Justizrat Emil Skowronski, der spätere Schrift-steller Werner Möllenkamp.

Seine Berufstätigkeit in Südamerika und Südafrika wurde für Dr. Friedrich-Werner Möllenkamp (91) im Augustinum Roth zur Inspiration für zahlreiche Kriminal- und Abenteuer-romane.

Fotos und Text übermittelt von Gisela Schweda

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Neue Bücher

Ella Brümmer: Ein Leben – zwei Seiten. Schicksal einer Gutsbesitzer-familie aus OstpreußenEigenverlag © Gerda Hildbrand, Villingen-Schwenningen, 280 Seiten, 71 Abbildungen, Festeinband, 24,00 EURISBN 978-3-00-045649-7Vorbestellungen nimmt die Herausgeberin gerne entgegen:Gerda Hildbrand, Wilstorfstraße 25, 78050 Villingen-SchwenningenE-Mail: [email protected]

Ella Stöhmer, geboren 1882 am Bärtingsee im Kreis Osterode, wo sie eine wundervolle Kindheit verbrachte, eine mutige Ostpreußin, die mit ihrer Heimat untrennbar verbunden war, hat nach ihrer Flucht in den Westen ihre Lebenserinnerungen zu Papier gebracht.

Sie schildert im ersten Teil das gesellschaft-liche, kulturelle und wirtschaftliche Leben ih-rer Vorfahren auf ostpreußischen Gütern. Mit nur 19 Jahren heiratete sie den Gutsbesitzer Hans Brümmer und wurde Gutsherrin. Auf Grund der Einberufung ihres Mannes in den Ersten Weltkrieg, aus dem er schwer krank

zurückkehrte, oblag ihr die alleinige Leitung des Gutsbetriebes. Nach Ende des Krieges folgten Jahre des Wiederaufbaus und wirtschaftlicher Schwierigkeiten.

Im zweiten Teil berichtet sie, unter welch‘ schwierigen Bedingungen das Gut während des Zweiten Weltkrieges zu führen war. Im Januar 1945 erhielt sie endlich den Packbefehl, bereitete in Windeseile die Flucht vor und führte tapfer und unerschrocken den Gutstreck. Auch ihr blieb der Weg durch die Hölle nicht erspart; sie erlebte Schreckliches 1945–46 im Kreis Osterode. Kraft schöpfte Ella Brümmer aus ihrem tiefen Gottver-trauen und ihrer Liebe zur Heimat, die sie bis zu ihrem Tode von fast 95 Jahren 1977 in Detmold nicht verlor.

Ihre handschriftlichen Aufzeichnungen wurden erst im Jahre 2006 von Frau Brümmers Enkeln im Nachlass ihrer Tochter Ilse entdeckt und von einer der Enkeltöchter, der Herausgeberin Gerda Hildbrand, abgeschrie-

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ben und für eine Veröffentlichung vorbereitet, um sie als Zeitdokument zu erhalten.

Bestellungen und weitere Informationen:Gerda Hildbrand, Wilsdorfstraße 25, 78050 Villingen-SchwenningenE-Mail: [email protected]

Hannelore Grimm, Armin Mruck: Zwei deutsche Lebenswege zwi-schen Diktatur und Demokratie

Deutschland 1945: Ein blutjunger Soldat liegt schwer verwundet in einem Lazarett; eine ebenso junge Krankenschwester rettet mit äu-ßerstem Einsatz sein Leben. Ihre Wege ver-lieren sich bald in den Wirren des Nachkriegs und der politischen Neuordnungen. Die eine lebt in der DDR, der andere in der Bundesre-publik, schließlich in den USA.

Deutschland ein halbes Jahrhundert später: Die beiden haben sich wieder gefunden und beginnen in einem transatlantischen Brief-wechsel, sich ihre wechselvolle Geschichte zu erzählen.

Zwei deutsche Lebenswege im 20. Jahrhun-dert – ein ungewöhnlicher Erinnerungsbericht zweier Zeitzeugen.

Liebe Schwester Hannelore,

es ist hier in Reisterstown bei Baltimore im Staate Maryland ein schnee-grauer, ziemlich dunkler Nachmittag. Ich gehe an meinen PC heran, um die Mails zu erledigen, und lese eine völlig unerwartete Nachricht von ei-nem Menschen, dem ich viel zu verdanken habe, nämlich Ihre Pflege und Ihre tief empfundene Menschlichkeit. So habe ich Sie natürlich nie ver-gessen, habe ziemlich oft von Ihnen gesprochen. In meiner Bibliothek ist ein kleiens Buch aus Ihrer Bibliothek, Kleists „Michael Kohlhaas“. Ich bin noch ganz überwältigt von einer wiedergewonnenen Verbindung. Mein Leben hat mich in die USA geführt, wo ich Frau und Kinder und En-

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kel habe. Seit 1953 lehrte ich in New York, an der New York University, dann Morgan State University in Baltimore, und seit 1967 bin ich Professor (Historiker) an der Towson University, der zweitgrößten im Staate Ma-ryland. Auch habe ich seit einigen Jahren einen Lehrauftrag an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, mit der ich gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Daxner, dem damaligen Präsidenten der Universität, seit 1987 eine enge Partnerschaft aufgebaut habe. Meine Frau ist gebürtige Ameri-kanerin, deren Eltern aus Solingen stammen. Schwiegereltern und Eltern leben nicht mehr. Zunächst nur einmal so viel. Ich würde mich sehr freuen über eine weitere Verbindung.

Ihr Armin

Nachdem das Schicksal mich und den verwundeten Soldaten Armin Mruck 1945 im Lazarett zusammengeführt hatte, kam es 2004 in Berlin zu einem Wieder-sehen. In der Bildmitte links ich, Hannelore Grimm, und rechts Armin Mruck, vorn links Marlene Mruck, vorn rechts Schwiegertochter Bärbel Grimm.

Redaktioneller Hinweis: Der von Prof. Mruck geschriebene Beitrag über den Widerstand im Dritten Reich kann erst in der nächsten Folge er-scheinen, da er unvollständig und entstellt eintraf. Zum Glück konnte ich den schon vorher vorgesehenen Artikel über die Frühboten der Brandt-schen Neuen Ostpolitik druckreif aufarbeiten. Der Schriftleiter

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Organisation der Kreisgemeinschaft

Vorstand der Kreisgemeinschaft –Namen und Anschriften der Mitglieder

1. Prof. Dr. med. Edgar Steiner Vorsitzender und Kreisvertreter Friedrich-Hegel-Str. 18, 15230 Frankfurt (Oder), Telefon: (0335) 539096

2. Burghard Gieseler Stellvertretender Vorsitzender Elritzenweg 35, 26127 Oldenburg, Telefon: (0441) 6001736

3. Waldemar Czichon Schatzmeister Schillerstr. 11, 33803 Steinhagen/Westf., Telefon: (05204) 7478

4. Klaus Masuhr Im Anger 3, 56154 Boppard, Telefon: (06742) 4451

5. Hans-Jürgen Falke Im Luftfeld 53, 40849 Düsseldorf, Telefon: (0211) 404829

6. Wieland Mücke Ackerbreite 12, 37520 Osterode am Harz, Telefon: (05522) 318331

Redaktion der Osteroder Zeitung –Namen und Anschriften der Mitarbeiter

1. Klaus Masuhr, Schriftleiter (Adresse wie oben)

2. Günther Behrendt Qualenriethe 9, 31535 Neustadt a. Rbge., Tel.: 05032/61614

3. Alfred Knafla Kapellenbrink 10 A, 30880 Laatzen, Tel.: 0511/872114

4. Gisela Schweda Winkelmannshof 26, 45891 Gelsenkirchen, Tel.: 0209/781664

5. Joanna Krzysteczko (siehe Geschäftstelle und Heimatstube der Kreisgemeinschaft)

6. Wieland Mücke (Adresse wie oben)

7. Prof. Dr. Edgar Steiner (Adresse wie oben)

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OSTERODER ZEITUNG150

Geschäftsstelle und Heimatstubeder Kreisgemeinschaft

Anschrift: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. Abgunst 1, 37520 Osterode am Harz Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz Tel.: 05522/919870, Fax: 05522/919870 E-Mail: [email protected]

Leiterin: Joanna Krzysteczko

Geschäftszeiten: Dienstag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr

Beauftragter für die Heimatstube: Hans-Jürgen FalkeIm Luftfeld 53, 40849 Düsseldorf, Telefon: (0211) 404829

Die Ausstellungsräume der Heimatstube können jederzeit während dero. a. Geschäftszeiten der Geschäftsstelle besichtigt werden.

Konto der Kreisgemeinschaft: Postbank Hamburg, Kontonummer: 301 366204, BLZ 20010020 Für Überweisungen aus dem Ausland: Postbank Hamburg,IBAN DE 44 2001 00200301 3662 04BIC PBNKDEFF

Präsentation im Internet:www.kreisgemeinschaft-osterode-ostpreussen.de

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151OSTERODER ZEITUNG

Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft

Bücher1. Chronik der Stadt Liebemühl 1800-1922, 156 Seiten, 1,– Euro2. Bildband III – Osterode Ostpr. in alten Ansichten – Format A5, 186

Seiten, 170 Wiedergaben alter Aufnahmen, davon 45 farbig, 10,– Euro3. Bildband IV – In alten Ansichten – Gilgenburg, Hohenstein, Liebemühl

im Kreis Osterode Ostpr., Format A5, 175 Seiten, 170 Reproduktionen, davon 32 farbig, 10,– Euro

4. Geschichte des Amtes und der Stadt Hohenstein, Nachdruck von 1859, Format A5, 132 Seiten, 7,50 Euro

5. Sonderschrift „Städtepartnerschaft Hohenstein-Leipzig. 1915“, Format A5, 90 Seiten, 1,– Euro

Kreiskarte und Stadt-/Ortsplänea) Kreiskarte Osterode Ostpr. im Maßstab 1:100000, 9,– Eurob) Stadtplan Osterode Ostpr., 4,– Euro c) Stadtplan Hohenstein, 2,50 Eurod) Stadtplan Liebemühl, 2,50 Euroe) Stadtplan Gilgenburg, 2,50 Eurof) Ortspläne von allen Dörfern in der Größe DIN A4, 3,50 Euro g) CD mit allen Ortsplänen der Gemeinden im ehem. Kreis Osterode Ost-

pr. einschl. Einwohnerverzeichnissen und Kirchspielen (Stand. 1945), 20,– Euro

Bestellungenausschließlich bei der Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Telefon und Fax: 05522/919870.Die oben angegebenen Preise zuzüglich Versandkosten von 2,50 Euro bei Büchern bzw. 1,50 Euro bei Kreiskarten und Plänen sind im Voraus auf das Konto der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.: Post-bank Hamburg, Konto-Nr. 301 366 204, BLZ 200 100 20, zu überweisen.

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OSTERODER ZEITUNG152

ImpressumHerausgeber: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

Kreisvertreter: Prof. Dr. med. Edgar Steiner

Redaktion:

Klaus Masuhr, Schriftleiter: Koordinierung, Gestaltung und inhaltliche Gliederung, Zusammenstellung des Manuskripts; Heimatkunde – Geschichte – Kultur

Günther Behrendt: In unserem Heimatkreis damals (Erinnerungen – Erlebnisse – Berichte), Ortstref-fen und Schülertreffen, Mitteilungen und Suchanzeigen, Ortspläne

Alfred Knafla:Dokumentationen und Verschiedenes

Gisela Schweda: Aus unserem Heimatkreis heute (Informationen – Impressionen – Reiseerlebnisse)

Joana Krzysteczko:Farniliennachrichten, Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft, Versand der Zeitung

Wieland Mücke: Aus unserer Patenstadt Osterode am Harz

Prof. Dr. med. Edgar Steiner: Informationen des Vorstandes, Heimattreffen, Organisation der Kreisgemein-schaft, Ehrungen – Gedenken – Buchbesprechungen

Bitte senden Sie Ihre Beiträge unmittelbar an die zuständigen Mitarbeiter!

Bestellungen, Abbestellungen, Adressenänderungen: Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V., Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Telefon und Fax: (05522) 919870

Druck: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, 26789 Leer/Ostfriesland

Auflage: 4.000 Exemplare

Erscheinungsweise: Zwei Folgen jährlich, im Mai und im Dezember.

Einsendeschluss: 1. Februar und 1. September

Jeder Verfasser ist für seinen Beitrag verantwortlich. Namentlich gekennzeichne-te Beiträge geben nicht in jedem Fall die Auffassung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich bei allen eingesandten Manuskrip-ten das Recht vor, Kürzungen und sinnvolle Änderungen ohne Rückfrage vorzu-nehmen sowie den zeitlichen Abdruck der Beiträge zu bestimmen.

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Kreisvertreters.

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Haus am Drewenzsee, Osterode.

Zehmensee, Buchwalde.Fotos: Sylwia Pocałujko-Andrzejewska

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Birken am Großen Eyling-See bei Liebemühl.

Gemälde von Inge Steinmeyer, geb. Mierau, 1927 in Liebemühl geboren, im Besitz von Harry Zillgith, der das Foto besorgte, auch dort 1927 geboren. Sein Stempelabdruck geriet in die Vergrößerung links unten. In seinem Leserbrief Folge 121, S. 25, fehlte er, da er nicht gedruckt wurde: Auf der Knappule 16, 44265 Dortmund, Tel. 0231/460832. Das von ihm empfohlene lesenswerte Buch „Von Weepers nach Sieprz“, auf S. 153 (121) kurz besprochen, ist doch noch unter der Telefonnummer 02301/9770229 in Holzwickede bei Delfmann zu beziehen.