20
Vom Regen in die Traufe? Wie wirkt sich Gewalt in der Herkunftsfamilie auf spätere Beziehungen aus? Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

  • Upload
    ginny

  • View
    45

  • Download
    3

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Vom Regen in die Traufe? Wie wirkt sich Gewalt in der Herkunftsfamilie auf spätere Beziehungen aus?. Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010. Gewalt in Teenagerbeziehungen ist ein wichtiges soziales Problem. weil sie häufig vorkommt - PowerPoint PPT Presentation

Citation preview

Page 1: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Vom Regen in die Traufe?

Wie wirkt sich Gewalt in der Herkunftsfamilie auf spätere

Beziehungen aus?Heinz KindlerFachtagung „Gewalt in

Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Page 2: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Gewalt in Teenagerbeziehungen ist ein wichtiges soziales

Problemweil

sie häufig vorkommtteilweise chronifiziert oder eskaliert

undden Opfern schwer zu schaffen

macht

Page 3: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Häufigkeit von (sexualisierter) Gewalt in Teenagerbeziehungen Keine repräsentativen deutschen Studien Sexualisierte Gewalt (Krahé 2009):

Berichtete schwere Viktimisierung (♀): 29% Berichtete schwere Viktimisierung (♂): 18%

Körperliche Gewalt (Böhm 2006 Berufschüler) Berichtete schwere Viktimisierung (♀): 20% Berichtete schwere Viktimisierung (♂): 9%

Körperliche Gewalt (IDVS-Germany

Studierende): Jede körperliche Gewalt: 27% Schwere körperliche Gewalt: 7%

Page 4: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Chronifizierung und Eskalation

Derzeit mindestens 4 Studien die

Chronifizierung bzw. Eskalation auf Täter- bzw.

Opferseite untersucht haben Z.B. Fritz et al. (2003) 4-5 Jahre Längsschnitt

Risiko PGAusübung im jg. EA wenn dating violence: 67%

Z.B. Halpern et al. (2009) 5-Jahres

Längsschnitt Risiko PGVik. im jg. EA wenn dating violence: 48% Risiko PGVik im jg. EA ohne dating violence: 29%

Page 5: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Folgen bei Opfern

Derzeit keine Meta-Analysen, nur

wenige kausal informative Studien, aber

zumindest einige LS und qualitative

Untersuchungen Qualitative Studien: Scham, Enttäuschung,

Furcht, Ärger, viel Bewertungsunsicherheit Z.B. Ackard et al. 2007, 5 Jahres LS

Depression Odds Ratio ca.2.0 34➾46% Suizidalität Odds Ratio ca. 2,1 08➾14%

Page 6: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Fallbeispiel: Melissa 16 Jahre• vielleicht ist es halt auch Liebe und

er braucht mich

• da sind bei ihm halt alle Sicherungen durchgebrannt

• so viel besser bin ich auch nicht, ich habe ihn auch schon geschubst

• ich weiß echt nicht, was ich machen soll, ich kann‘s halt nicht (eine glückliche Beziehung führen)

Page 7: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Zudem scheint es schwer Gewalt in den Beziehungen von Teenagern zu verhütenMeta-Analyse Anderson & Whiston (2005)

Prävention sexualisierter Gewalt* Einstellungen -.21* Inzidenz -.10

Meta-Analyse Ting (2009)Prävention körperlicher Gewalt

* Einstellungen -.35* Wissen -.32

Page 8: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Ein zusätzliches Rätsel

Paul (5 Jahre):„Das ist gar nicht schön, wenn der Papa die Mama haut. Wenn ich mal eine Familie hab, mache ich das anders.“

Page 9: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Trotzdem: Hohe Raten intergenerationaler

Weitergabe Weitergabe-Rate PartnerschaftsgewaltDerzeit mindestens 4 LängsschnitteRisiko 4-5 fach erhöht

Weitergabe-Rate KindesmisshandlungDerzeit mindestens 6 LängsschnitteRisiko 4-6 fach erhöht (15-30%)

Page 10: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

?Wie können wir Entstehung und Dynamik von Gewalt in Teenagerbeziehungen sowie

intergenerationale Weitergabe besser

verstehen und unsere Reaktion/Angebote weiterentwickeln?

Page 11: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Vorgehen in der Forschung Längsschnittlicher Ansatz

Untersuchung von Vermittlungsmechanismen und Fällen, in denen Gewalt nicht weitergegeben wird Interventionen, die auf erkannte Vermittlungsmechanismen zielen Prüfung, ob dadurch Weitergabe-Raten und Auftretenshäufigkeit von Gewalt vermindert werden kann

Page 12: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Beispiel: Intergenerationale Weitergabe von

Kindesmisshandlung 3 Wege:

* negativ verzerrte Beziehungsbilder und -erwartungen

* eingeschränkte Selbstkontrolle* geringes Selbstvertrauen

Page 13: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Risikomechanismen bei der Entstehung von M & V

Lebensgeschichtlich verzerrtes

Fürsorgebild Konflikt mit anderen

Entwicklungsaufgaben Care-/ Control Conflict Sucht (Verständnis

Suchtmechanismen) Generelle emotionale Instabilität Antisoziale Entwicklung Generell herabgesetzte Belastbarkeit Negative Selbstwirksamkeit

Page 14: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Was denken wir in Bezug auf Gewalt in Teenagerbeziehungen

verstanden zu haben?

belastete Bindungsentwicklung Beeinträchtigungen in der Fähigkeit zum Umgang mit sozialen Regeln schädliche Haltungen bei Gleichaltrigen frühere Traumatisierung

Page 15: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Belastete Bindungsentwicklung Beispielstudie: Minnesota Hochrisiko-LS

Mechanismen: Negative BE➾ Zurückweisungsempfindlichkeit ➾ heftige

Gefühle / vorbeugende Kontrolle ➾ Gewalt Negative BE➾ eingeschränkte emotionale Koheränz

➾Verstrickung/bloßes Ausagieren von Gefühlen Ansatzpunkte: emotionale Erziehung / Gruppenarbeit (z.B. Safe Dating Program), Mentoring, Therapie, konfrontative Ansätze

Page 16: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Beeinträchtigte Fähigkeit zum Umgang mit soz.

Regeln Beispielstudie: Dunedin LS Mechanismen:

Überlernte Erfahrung sich bei Grenzen /

Einschränkungen mit Gewalt durchsetzen zu

können instabiles „aufgeblähtes“ Selbstbild ➾

Kränkbarkeit ➾ empfundene Berechtigung zu

bestrafen früh: Elternarbeit, später: multisystemisch, dann: Sanktion + konfrontativ

Page 17: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Gleichaltrige

Beispielstudie: Oregon at-risk LS Mechanismen:

Unter Jungs: deviancy talk, Orientierung an

brutalisierten & vergröberten Formen von

Männlichkeit Unter Mädchen (z.B. Weisz ua.): Wendung nach

Innen, Verhinderung von Hilfesuche Ansatzpunkte: Peer education, Mentoring

Page 18: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Traumatisierung Beispielstudie: Wolfe – Studien Mechanismen:

Sensitivierung / erhöhtes Erregungsniveau ➾

Gewalt Wiedererleben ➾ Bewertungsunsicherheit /

Verwicklung Ansatzpunkte: pädagogische oder therapeutische Angebote nach Traumatisierungen von Kindern

Page 19: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Fallbeispiel:Amir und Rebekka

Amir (16) und Rebekka (17), mind. 2 Gewaltvorfälle

Rebekka gg. Amir, größere Anzahl Gewaltvorfälle Amir gg. Rebekka + KM Mechanismus Amir: antisoz. Entwicklung, Interventionschance durch Tre von Freundeskreis, konfrontativer Ansatz Mechanismus Rebekka: hochgradig vermeidende Bindungsentwicklung, fehlende emo. Integrität, anfällig: Gewalt – Versöhnungszyklus, Ansatzpunkt: Mentoring, FF

Page 20: Heinz Kindler Fachtagung „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ Februar 2010

Danke für Ihre Aufmerksamkeit