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handeln ›››››› DAS MAGAZIN DES HILFSWERKS DER EVANGELISCHEN KIRCHEN SCHWEIZ | Nr. 321 3 / August 2013 Simbabwe: Wenn das Klima sich verändert

HEKS-Magazin handeln, Nr. 321, August 2013

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Sie fragen sich, wie Themenschwerpunkte in HEKS-Projekten umgesetzt werden und wie die Arbeit praktisch aussieht? Es interessiert Sie, wie HEKS funktioniert und wer die Menschen dahinter sind? Das HEKS-Magazin «handeln» gibt Einblick in die vielfältige Arbeit des Hilfswerks und dessen Partnerorganisationen im In- und Ausland. Schwerpunkt in diesem Heft: Simbabwe - Wenn das Klima sich verändert.

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Page 1: HEKS-Magazin handeln, Nr. 321, August 2013

handeln››››››DAS MAGAZIN DES HILFSWERKS DER EVANGELISCHEN KIRCHEN SCHWEIZ | Nr. 321 3 / August 2013

Simbabwe:Wenn das Klima sich verändert

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2 EDITORIAL INHALT

Liebe Leserin, lieber LeserIm vergangenen Juni versammelten sich wie alle zwei Jahre die HEKS-Verantwortli-chen aus den Schwerpunktländern für ein einwöchiges Seminar in der Schweiz. Zieldieser Zusammenkünfte ist die gemeinsame Bearbeitung wichtiger Themen der Ent-wicklungszusammenarbeit und der Humanitären Hilfe. Im Zentrum des diesjährigenForums stand die Umsetzung des mit der Direktion für Entwicklung und Zusam-

menarbeit (DEZA) vereinbarten strategischen Pro-grammes für die kommenden vier Jahre.

Dabei zeigte sich einmal mehr, wie anspruchs-voll und komplex die Arbeit in den verschiedenenLändern geworden ist. Nicht nur gilt es über die ge-eigneten Arbeitsinstrumente zu verfügen, um einesorgfältige Analyse lokaler Kontexte vornehmen undwirkungsvolle Projekte für die Bevölkerung ausar-

beiten zu können. Wir müssen auch fähige Partnerorganisationen für die Imple-mentierung der Projekte finden und diese in ihrer Entwicklung unterstützen.

Die Schilderungen aus vielen Ländern machten mir einmal mehr bewusst, wieoft wir in fragilen Kontexten arbeiten und damit nicht nur die Aspekte der Entwick-lung ländlicher Gemeinschaften berücksichtigen, sondern auch der Vermeidung oderBearbeitung von Konflikten grösste Beachtung schenken müssen. Immer häufigerwerden unsere Projekte eine Kombination dieser beiden Elemente enthalten.

Viel Zeit wurde auch in die Bestimmung aussagekräftiger Indikatoren zur Mes-sung der Wirkung unserer Arbeit investiert. Wie lässt sich aufzeigen, was wir be-wirken? Welche Daten müssen dazu in welchen Abständen erhoben werden? Wielässt sich der Aufwand für die Erhebung von Daten in einem vernünftigen Ausmasshalten? Was muss bei der Durchführung von Evaluationen berücksichtigt werden?Diese und viele andere Fragen wurden am Seminar intensiv diskutiert.

Was mich persönlich einmal mehr ganz besonders beeindruckt hat, ist die stetsspürbare positive Energie. Da kommen aus der halben Welt HEKS-Landesdirektorenzusammen, die zum Teil in sehr schwierigen und belastenden Situationen arbeiten.Sie sind nicht selten mit erheblichen Sicherheitsproblemen konfrontiert, müssen denKonsens mit lokalen Behörden suchen und den Erwartungen der Bevölkerung ge-recht werden. Und dann wollen wir in der Schweiz auch noch wissen, ob sie die ver-einbarten Ziele erreicht haben.

Und dennoch scheint den HEKS-Verantwortlichen in den Ländern die Zuversichtnicht auszugehen. Ihr Glaube an eine bessere Welt ist unerschütterlich. Über kultu-relle und Sprachgrenzen hinweg wird gemeinsam nach Lösungen von Problemengesucht, werden erfolgversprechende Modelle entwickelt und Erfahrungen ausge-tauscht. Engagement und Ernsthaftigkeit sind allseits spür- und greifbar, auch wennzwischendurch herzhaft gelacht wird.

Unseren Mitarbeitenden in zwanzig Ländern gilt mein ganz besonderer Dank.Sie sind mittlerweile zu einer grossen HEKS-Familie zusammengewachsen, deren En-thusiasmus ansteckt und die unzähligen Menschen Hoffnung auf ein besseres Lebengibt. Helfen Sie uns, liebe Leserin, lieber Leser, diese HEKS-Familie zu unterstützenund die Flamme der Hoffnung für eine bessere Welt am Leben zu erhalten. Dafürdanke ich Ihnen von ganzem Herzen!

Ueli Locher, Direktor «han

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3 Menschenrechtspreis für HEKS-

Mitarbeiterin Tilla Jacomet

4 Pakistan: Schulhäuser feierlich

übergeben

6 Simbabwe –Klimawandel zwingt die Menschen zum Umdenken

11 Humanitäre Hilfe für syrische

Flüchtlinge

12 Kampf gegen Unterdrückung

und Armut in Guatemala

14 Fluorfilter für sauberes

Trinkwasser in Äthiopien

16 Das neue HEKS-Asyllexikon:

Interview mit Tilla Jacomet

18 Chancengleichheit

zahlt sich aus – Ein Rückblick

19 Chèques-emploi:

Ein Interview mit Isabelle Perrin

20 Patenschaft für Jugendliche

aus Israel und Palästina

21 10 Fragen an

Lewis Kudzanai Mashingaidze

22 400 Kinder lernen von

und mit HEKS

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3NAHE BEI DEN MENSCHEN

Die PreisträgerinnenTilla Jacomet und Leyla Kanyare.

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HEKS freut sich über den Menschenrechtspreisder Stiftung Freiheit und Menschenrechte,der dieses Jahr auch an die HEKS-Mitarbeite-

rin Tilla Jacomet geht. Sie ist die Leiterin der HEKS-Rechtsberatungsstellen St. Gallen/Appenzell undThurgau.

Tilla Jacomet ist Juristin und migrierte ausDeutschland in die Schweiz. Sie begann ihre Arbeitals Asylrechtlerin 2004 beim Bundesamt für Migra-tion auf und kennt das Asylverfahren, seine Her-ausforderungen für Behörden und Asylsuchendevon verschiedenen Seiten. 2008 übernahm sie dieLeitung der HEKS Rechtsberatungsstelle für Asylsu-chende St. Gallen/Appenzell. Heute ist sie verant-wortlich für die beiden HEKS RechtsberatungsstellenSt. Gallen/Appenzell und Thurgau. Die Rechtsbera-tungsstellen setzen sich professionell und sachlichfür ein faires und rechtstaatliches Asylverfahren ein.

Tilla Jacomet teilt sich den Preis mit der in derSchweiz lebenden Somalierin Leyla Kanyare, Präsi-dentin des Somalischen Integrationsvereins der Ost-schweiz (SIVO), den sie 2005 gründete. Der Vereinermöglicht Flüchtlingen und ihren Familien die Teil-nahme an Projekten, Veranstaltungen oder ge-

meinsamen Ausflügen. Durch diesen Verein habenviele SomalierInnen ihre schlimmen Erfahrungen desBürgerkriegs verarbeiten können und gleichzeitigdas Leben in der Schweiz besser kennengelernt.

Die in der Schweiz angesiedelte Stiftung Frei-heit und Menschenrechte verleiht den Preis peri-odisch an Persönlichkeiten oder Institutionen, diesich in herausragender Weise für Freiheit und Men-schenrechte einsetzen. Für die Verleihung des Preises an die beiden Frauen seien «ihre klare Ziel-setzung, ihr Engagement und ihr wirkungsvoller Ein-satz zugunsten von asylsuchenden Menschen in derSchweiz und die Verbesserung des schweizerischenUmgangs mit Flüchtlingen» ausschlaggebend ge-wesen. Die Stiftung ortet die gewichtigsten men-schenrechtlichen Probleme der Schweiz im poli-tischen und administrativen Umgang mit Asylsu-chenden bzw. Flüchtlingen bzw. AusländerInnen.

HEKS möchte Tilla Jacomet und Leyla Kanyarean dieser Stelle herzlich zum Preis gratulieren!

Die feierliche öffentliche Preisverleihung erfolgtam Dienstag, 5. November 2013 um 18.30 im Rat-haus der Stadt Bern.

Menschenrechtspreis an HEKS-Mitarbeiterin Tilla Jacomet

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VON BETTINA FILACANAVO

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des Landes und ist von den Flutschä-den am schlimmsten betroffen.

Im Fokus der Wiederaufbauar-beiten von HEKS standen 36 Schul-gebäude, von denen 13 komplett neugebaut wurden. Die Partnerorganisa-tion ADF, mit der HEKS schon beimWiederaufbau von Schulen nach demschweren Erdbeben vom Oktober2005 in Kaschmir zusammengearbei-tet hatte, betreute die Aktivitäten vorOrt. Ein Team von Bauingenieurenstellte laufend sicher, dass die vonHEKS und der Glückskette geforder-ten Qualitäts- und Sicherheitsrichtli-nien eingehalten wurden.

Im Juni wurden nun die letztenSchulhäuser an das Bildungsministe-rium von Sindh übergeben. HEKS-Mitarbeiter Khalid Grein hat im Aprildie Projektregion besucht und war beider Übergabe von drei Schulen dabei.Dabei hat er auch mit Eltern und Leh-rern gesprochen, die ihm immer wie-der beteuerten, wie wichtig ihnen dieBildung sei. So sagte ihm eine Mut-ter: «Bildung ist Leben, man brauchtes wie Wasser zum Trinken.» Bei derEröffnung einer Schule kam ein Schü-ler von einer Nachbarschule, die HEKSbereits einigen Monaten zuvor über-geben hatte, den weiten Weg, um

NACH DEN GROSSEN ÜBERSCHWEM-MUNGEN vor drei Jahren ist dieSituation der Bevölkerung in

der Projektregion Sindh immer nochprekär, wurden doch riesige Anbauflä-chen vom Hochwasser zerstört. Trotzdieser schwierigen Ausgangslage istBildung für viele Eltern wichtig. NachAbschluss der Soforthilfe, die HEKSgemeinsam mit der lokalen Partner-organisation Anatolian DevelopmentFoundation (ADF) und Caritas Schweizim Norden Pakistans geleistet hatte,wurde im Februar 2011 mit den Wiederaufbauarbeiten begonnen. Diesehr arme Region Sindh liegt im Süden

Kinder und Eltern freuensich über neue SchulenNach den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan leistete HEKS Nothilfe undstartete im Februar 2011 mit dem Wiederaufbau von Schulhäusern in der Provinz Sindh.Im Juni wurden nun die letzten Schulen offiziell ans Bildungsministerium übergeben.Das Projekt wurde von der Glückskette mitfinanziert.VON BETTINA FILACANAVO

Feierliche Übergabe desSchulhauses in WahidBuy Bhayo. HEKS-Mitar-

beiter Khalid Grein(vorne rechts) weihtdas Schulhaus gemein-

sam mit Eltern undSchülerInnen ein.

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Dieser Brief erreichte unseren Partner ADF in Pakistan Ende

April per E-Mail:

Sehr geehrte ADF,

Ich schreibe diesen Brief auch im Namen meines 11-jährigen

Sohnes Asim Ali, der in die Schule geht. Er besucht die fünfte

Klasse im Dorf Qiyas Bhayo im Distrikt Kashmore im Norden

der Provinz Sindh. Mit diesem Schreiben möchte ich Ihnen

meinen Glückwunsch zum Bau der neuen Schulen in unserem

Dorf aussprechen. Schon seit langer Zeit hatte man sich in

unserer Region nicht mehr um die schulischen Infrastrukturen

gekümmert. Schüler wie Lehrer hatten grosse Mühe, den

Schulalltag abzuwickeln. Der Unterricht musste zeitweise

sogar gänzlich ausfallen. Nach den Fluten hatte das Dorf das

nötige Material nicht, um die Schule wieder aufzubauen. Man

sagt, dass Bildung die beste Investition überhaupt sei. Der

Dank für diese Investition geht an Sie und die NGO, die mitge-

holfen haben, in unserem Dorf drei Schulhäuser zu bauen, für

die die ganze Dorfbevölkerung sehr dankbar ist. Dies eröffnet

unseren Schülern grosse Möglichkeiten für ihre Bildung. Als

Vater eines Sohnes, der eine der neuen Schulen besucht, bin

ich Ihnen sehr dankbar. Mein Sohn Asim Ali betet ebenfalls für

Sie. Und mein jüngster Sohn Yasrab, der die erste Klasse be-

sucht, ist glücklich, weil er in der Schule seinen eigenen Stuhl

hat – dank Ihnen. Gott segne Sie. Hyder Ali Bhayo

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Bildung ist Leben. Man brauchtsie wie Wasser zum Trinken

sich persönlich dafür zu bedanken,dass HEKS ihm durch den Schulbaunun ermöglicht, zur Schule zu gehen.Für viele Begünstigte hat neben demZugang zu trinkbarem Wasser auchder Zugang zur Bildung eine grossePriorität.

HEKS wird auch nach Abschlussder Wiederaufbauphase weiterhin inPakistan in der Projektregion Sindhtätig sein. Durch die Fluten hat sichder Zugang zu trinkbarem Wasserhier enorm verschlechtert. Wasser-quellen sind heute oft versalzt undviele Brunnen und Handpumpen unbrauchbar. Deswegen unterstütztHEKS seit 2012 auch ein Projekt, daszum Ziel hat, den Zugang zu trinkba-rem Wasser in 183 Dörfern zu ver-bessern. Handpumpen werden neuinstalliert und flutsicher gemacht. Zu-sammen mit unserem lokalen PartnerResearch and Development Founda-tion (RDF) erarbeiten die Dörfer auchPläne zur Katastrophenvorsorge, umsich gegen mögliche neue Katastro-phen zu wappnen. Dies ist in einemGebiet, welches regelmässig von Flu-ten und Dürren heimgesucht wird,extrem wichtig. Ein weiteres Trink-wasser-Projekt in der NachbarprovinzNausharoferoz ist in Planung.

Weitere Informationen zu den Pro-jekten in Pakistan finden Sie unter

www.heks.ch/handeln

Das neue Schulhaus inJangal Kahn Miran.

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Klimawandel zwingt dieMenschen zum UmdenkenIn Simbabwe müssen die Menschen reagieren. Die Regenzeiten werden immer kürzer, das Wasser immer knapper. Die HEKS-Partnerorganisation Fambidzanai unterstützt die Klein-bäuerinnen und Kleinbauern dabei, ihre Anbaumethoden dem Klima anzupassen.VON SUSANNE STAHEL (TEXT) UND ANDREAS SCHWAIGER (FOTOS)

HE K S I S T I M S Ü D E N S I M B A B W E S in Mata-beleland tätig, unter anderem mit der Part-nerorganisation Fambidzanai. Die Stiftung

Fambidzanai Permaculture Centre wurde 1988 ge-gründet und hat ein Schulungszentrum etwa zwan-zig Kilometer ausserhalb der Hauptstadt Harare, einzweites ist im Süden des Landes im Bau. Wie einForschungszentrum arbeitet Fambidzanai unter an-derem mit Demonstrationsparzellen, Evaluationenund Marktanalysen für den Absatz von biologischenProdukten. In verschiedenen Ausbildungsmodulenermutigen Fachleute die teilnehmenden Kleinbäue -rinnen, ihre Produktion zu diversifizieren. Sie gebenKurse zu Themen wie Bienen- und Kleintierzucht,Kräuteranbau und verbesserte Anbaumethodenoder etwa zum Bau eines Wassertanks. Die Klein-bäuerinnen erhalten zudem Starthilfen wie eineGeiss, Setzlinge oder Material zum Bau eines Was-sertanks. Zudem finden Informationsveranstaltun-gen zu HIV/Aids, zur Gleichberechtigung zwischenMann und Frau sowie zum Umweltschutz und Klimawandel statt. Die ausgebildeten Actors ofChange sensibilisieren in ihren Dörfern und in Schu-len. Die Arbeit und Verantwortung hängt zumgrössten Teil an den Frauen, denn sie sind auch dieLeidtragenden, wenn ihre Männer und Söhne illegalnach Südafrika auswandern, wo sie als billige

Arbeitskräfte zum Beispiel in Minen ausgenutztwerden. Rund ein Fünftel der erwachsenen Bevöl-

kerung ist mit dem HIV-Virus infiziert oder hat Aids.Somit gehört Simbabwe zu den am stärksten be-troffenen Ländern. Da vor allem die Zwanzig- bisVierzigjährigen betroffen sind, geraten gewachseneBevölkerungs- und Altersstrukturen des Landes ausdem Gleichgewicht. Mit den sogenannten Aids-Waisen entstand zudem eine neue soziale Rand-gruppe, sie wird in Simbabwe auf etwa 1,6Millionen geschätzt. Die durchschnittliche Lebens-erwartung ist innerhalb der letzten zehn Jahre von55 Jahren auf 44 Jahre gesunken und gehört heutezu den weltweit niedrigsten. Auch Khathaziliewurde von Fambidzanai ausgebildet. Sie rät denMenschen, treu zu sein, sich regelmässig testen zulassen, und erklärt ihnen Verhütungsmethoden.HIV-positiven Menschen empfiehlt sie gute Ernäh-rung und dass sie ihre Diagnose kommunizieren.«Wenn wir wissen, dass du HIV-positiv bist, könnenwir uns schützen und dich schonen, etwa bei derArbeit, wenn wir merken, dass du müde wirst»,sagt sie den Leuten immer wieder.

1997 schulte Fambidzanai eine Frauengruppe,die bis heute den biologischen Gemeinschaftsgar-ten Zimiselani bewirtschaftet. Es wachsen Kürbisse,Cowo, Knoblauch, Tomaten, Randen, Karotten undviele Kräuter. Die Frauen verfügen über ein profun-des Fachwissen, kennen den Nährwert der einzel-nen Gemüse, wissen, weshalb sie welche Pflanzenmiteinander kombinieren, und zeigen stolz ihrenKompost. Sie haben den Anbau der zunehmendenTrockenheit angepasst und von Mais auf Hirsesor-ten umgestellt. Damit das Wasser langsamer ver-dunstet, legen sie Stroh auf die Beete, dies hält denBoden feuchter und kühler. Die Kundschaft kommt

Ich suche immernoch ein biologischesMittel gegen die roteSpinne, die meineTomaten frisst

Sikhumbuzo Mulo

Unten: Anbautechnik: Sarah Shumba wird dieErdlöcher mit selbstge-machter Komposterdefüllen und die Samennach dem ersten Regen-fall aussäen. Die Erdebedeckt sie später mitBlättern.

Rechts: Schulungszen-trum mit Schulgartender HEKS-Partneror-ganisation Fambizanai.

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direkt in den Garten, so dass keine der Frauen ihreZeit auf einem Markt verliert. Aus dem Erlös finan-zieren die Frauen ihre Familien und die Aids-Wai-senkinder, um die sie sich kümmern und derenSchulgeld sie bezahlen. Die Frauen brauchen heutemehr für sich selbst und können weniger verkau-fen. Denn aufgrund der schwierigen wirtschaftli-chen Lage und der Dürre ist die Ernährungs-sicherung wieder in den Vordergrund gerückt. DieFrauen bilden sich ständig weiter, biologischeSchädlingsbekämpfung, Bäume pflanzen, Heilkräu-terkunde, Diversifizierung und weitere Möglichkei-ten, sich den neuen klimatischen Bedingungenanzupassen, stehen auf der Themenliste, die sie denAusbildnern der HEKS-Partnerorganisation Fambid-zanai in die Hand gedrückt haben. Ruth Bajila, 56,hat fünf Kinder und fünf Grosskinder. Sie gärtnerthier seit sechzehn Jahren. «Wir helfen einander undunterstützen uns, denn das Leben ist hart», sagt sie.Auch Sikhumbuzo Mulo aus dem nahe gelegenenPhuzukevela kann mit den Produkten aus dem Gar-ten ihre grosse Familie ernähren. «Ich suche immernoch ein biologisches Mittel gegen die rote Spinne,die meine Tomaten frisst», erzählt sie.

Die PionierinEnde März 2013: Die Regenzeit neigt sich demEnde zu. Doch anstatt dass die Felder leuchtendgrün sind, ist alles leicht bräunlich und bereits tro-

cken, die nächste Dürre zeichnet sich ab. Die Men-schen müssen sich entsprechend anpassen. DiePartnerorganisation Fambidzanai bringt den Bäue-rinnen und Bauern Anpflanztechniken bei, damitsie mit weniger Wasser einen genauso guten Ertragerzielen können.

Auch die siebzigjährige Witwe Sarah Shumbamusste umdenken. Sie hat ihr ganzes Leben aufdiesem Stück Erde verbracht und pflanzte früherviel Mais. Nun hat sie sich der zunehmenden Tro-ckenheit angepasst und von Mais auf Hirse sowieeine neue Anbautechnik umgestellt. Sie ist die ersteBäuerin, die vor fünf Jahren mit Conservation Far-ming begonnen hat, und ist stolz darauf, in ihremAlter noch als Pionierin zu gelten. Die 23-facheGrossmutter gräbt im August und September Lö-cher, füllt diese mit ihrer selbstgemachten Kom-posterde, und nach dem ersten starken Regenfallsät sie die Samen. Die Erde bedeckt sie später mitBlättern, so bleibt der Boden kühler, das Wasser län-ger im Boden und die Pflanzen haben beste Bedin-gungen zu wachsen. Ernten kann sie im März. DieTiere lässt sie auch nach der Ernte nicht in diesemFeld grasen, der Boden liegt brach, und im Augustbeginnt der Kreislauf von vorne. Einen Teil der Erntebraucht sie für den Eigenbedarf und für ihre grosseFamilie, sie selbst wohnt bei einem ihrer Söhne unddessen Familie. Sie sagt, es bleibe ihr immer auchetwas für den Verkauf.

Wassertanks und Brunnen «Wir können uns weder Arbeiter leisten nochhaben wir genügend Essen für Freiwillige. Deshalbhelfen wir einander gegenseitig», sagt Methuli Si-banda und schaut stolz seinen neu gebauten Was-sertank an, der rund 5000 Kubikliter Wasser fassenkann. Bei Fambidzanai lernten er und seine Kolle-gen, wie ein Tank gebaut wird und wie man Zementmischt. Das Material dazu wurde ihnen zur Verfü-gung gestellt. In diesem Dorf konnten sie für zehnHaushalte einen Wassertank bauen. Es würde vielmehr brauchen, aber das Geld reicht nicht. Ein Tankkostet 600 Dollar und sollte dreissig Jahre halten.Das Prinzip ist einfach: Das Regenwasser wird inDachrinnen gefasst und von da in einem Rohr inden Tank daneben geleitet. Die Familie braucht die-ses saubere Regenwasser als Trinkwasser und zumKochen. Das Wasser zum Wäschewaschen oder Be-wässern der Gartenbeete holen die Frauen nachwie vor am Brunnen oder im Fluss. Wenn es wäh-rend der Regenzeit genügend regnet, reicht dasWasser für einen Haushalt von fünf bis sechs Personen bis zur nächsten Regenzeit. Doch da die Regenzeiten immer kürzer werden, speichern die Tanks nicht mehr genügend Wasser, um die Trockenzeit zu überbrücken.

Rund um Maphisa hat HEKS mit seiner Part-nerorganisation Fambidzanai nebst Wassertanksauch Brunnen gebaut. Für die Frauen eine riesigeErleichterung. Vorher mussten sie bis zu fünf Kilo-meter zurücklegen bis zum sauberen Trinkwasser.

Unten: Ziegen als Start-hilfe sind eine wichtigeKomponente des HEKS-Projekts in Madwaleni.

Rechts: Der DorfchefPhil Sibanda präsentiertden neuen Brunnen sei-nes Dorfes, dank demdie Frauen und Kindernicht mehr so weitgehen müssen, um sau-beres Trinkwasser zuholen.

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Für jeden Brunnen gibt es ein Brunnenkomitee mitVorsitzendem, Kassier und Sekretär. Sie sind dafürzuständig, dass der Platz sauber gehalten wird unddiejenigen, die Wasser beziehen, ihre monatlicheGebühr bezahlen.

Im Dorf von Sunboy Dube, 64, gibt es heutesauberes Trinkwasser. Er ist der Dorfchef und froh,dass heute 35 Haushalte und ein Schulhaus mitdem Wasser dieses 55 Meter tiefen Brunnens ver-sorgt werden können. Jeder Haushalt bezahlt monatlich einen Beitrag für Unterhalts- und Repa-raturkosten. Am ehesten gehe die Lederpumpe in55 Meter Tiefe kaputt, sie werde brüchig undmüsse ersetzt werden.

Auch Andile Dube beklagt den Rückgang deskostbaren Wassers. «Wir haben nicht genug zuessen für alle, das ist unser grösstes Problem», sagtdie Dreissigjährige. Sie ist die Sekretärin des Brun-nenkomitees. Seit zwei Jahren werde es schlimmer,und was sie im Garten anpflanze, reiche nicht fürdas ganze Jahr. Es bleibe kaum etwas für den Ver-

kauf, so dass sie sehr wenig Bargeld hätten. Somuss sie etwa auch das Schulgeld für ihre Kinder inRaten abstottern; dieses kostet pro Kind und Tri-mester 35 Dollar. Eigentlich weiss Andile nicht, wiesie es immer wieder schaffen; man helfe einanderhalt, leihe sich auch mal ein Tier. Sie hat selbst vorzwei Jahren eine Geiss bekommen, inzwischen hatsie zwei eigene und eine weitergegeben. Andile istfroh um die Milch und den Dünger.

Auch Phil Sibanda, 80, hat eine Geiss erhalten.Er ist Dorfchef und für den Dorffrieden zuständig.Bereits sein Vater war Dorfchef, er hat das Amt ge-erbt. «Man muss ein Herz dafür haben, den Frie-den und die Gerechtigkeit lieben», sagt er. Sokommen die Leute mit Eheproblemen und anderenKonflikten zu ihm und er versucht, ihnen zu helfen.Phil freut sich sehr über die Unterstützung von Fam-bidzanai. An den Kurs rund um die Geissenhaltungerinnert er sich gut. Auch an alles andere, was Fam-bidzanai in seinem Dorf bereits bewirkt hat: So wur-den die Frauen in den Gärten in biologischerLandwirtschaft und Produktion geschult und dasDorf bekam einen Brunnen. Jetzt müssen dieFrauen und Kinder nicht mehr so weit fürs Wassergehen. «Der Status und das Sozialprestige der Leutesind gewachsen, seitdem sie eine Geiss haben», be-tont der Dorfchef. Nur müssten für die Geissen bes-sere Ställe gebaut werden, denn es erfrieren immerwieder Tiere im Winter. Und bessere Zäune würdensie auch brauchen, «denn die Tiere sind gefrässig»,fügt er lachend hinzu.

Weitere Informationen zu den Projekten in Simbabwe

finden Sie unter www.heks.ch/handeln

Vom Brotkorb dessüdlichen Afrikaszum Bezüger internationalerErnährungshilfe

Zur politischen Situa-tion in Simbabwe1980, nach der Unab-hängigkeit, galt Sim-babwe das ersteJahrzehnt als Vorbild füreine friedliche postkolo-niale Transformation.Als sich die soziale undpolitische Lage in denneunziger Jahren zuse-

hends verschlechterteund der Präsident Ro-bert Mugabe sowieseine ZANU-Partei anPopularität verloren,nahmen die innenpoliti-schen Spannungen zu.Nach der brutalen Land-reform Mugabes im Jahr2000 schlitterte dasLand in eine umfas-sende Krise, die 2008 inHungersnot, Hyperinfla-tion und Gewaltexzes-sen gipfelte. Das einstblühende Land warplötzlich auf internatio-nale Ernährungshilfe an-gewiesen. Die Wahlen,

die im gleichen Jahrstattfanden, mündetenin roher Gewalt: Da da-mals weder der amtie-rende Präsident RobertMugabe noch MorganTsvangirai, Führer derOppositionspartei Move -ment for DemocraticChange (MDC), das ab-solute Mehr erreichten,sollte eine Stichwahlstattfinden. Aufgrundmassiver Repressionengegen Mitglieder derOppositionspartei undGewaltakten zog Mor-gan Tsvangirai seineKandidatur zurück und

Robert Mugabe wurdemit grosser Mehrheitwiedergewählt. UnterVermittlung des damali-gen südafrikanischenStaatspräsidentenThabo Mbeki einigtensich die beiden verfein-deten Politiker im Sep-tember 2008 auf eineMachtteilung. Das Landerholte sich zwischen-zeitlich etwas, doch2009 fiel nach einer Hyperinflation die Wäh-rung definitiv zusam-men, im Moment wirdmit US-Dollars oder süd-afrikanischen Rand be-

zahlt. Doch der Überle-benskampf für die Be-völkerung ist hart unddie Arbeitslosenquotemit etwa 80 Prozent im-mens. Im März 2013wurde bei einer gerin-gen Wahlbeteiligungvon 25 Prozent das Ver-fassungsreferendum derEinheitsregierung mit 93Prozent angenommenund 2013 sollen nunWahlen durchgeführtwerden. Die Bevölke-rung blickt diesen mitBesorgnis entgegen undhat Angst vor einer er-neuten Gewaltwelle.

Simbabwe mit seinenrund 13 Millionen Einwoh-nern ist eines der ärmstenLänder. Es gehört weltweitzu den von HIV und Aidsam stärksten betroffenenLändern. In keinem Landder Welt ist die Lebens-erwartung innerhalb so kurzer Zeit derart stark zu-rückgegangen: in wenigerals einem Jahrzehnt von55 auf 44 Jahre. Die Lebenserwartung gehörtheute zu den weltweitniedrigsten.

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Das Leid in Syrien nimmt kein Ende

HEKS leistet für 600 000 Franken humanitäre Hilfe für rund 840 palästinensische und syrische Familien, die aus dem kriegsgeplagten Syrien in den Norden Libanons ins palästinen-sische Flüchtlingslager Nahr el Bared geflohen sind. Vor Ort arbeitet HEKS mit seiner Partnerorganisation Najdeh zusammen. Mitfinanziert wird das Projekt von der Glückskette.VON BETTINA FILACANAVO

Die Anzahl der Familien im CampNahr El Bared ist bereits auf 841 an-gewachsen (Stand Ende Mai 2013).Das Flüchtlingshilfswerk der Verein-ten Nationen meldet, dass in den letz-ten zwölf Monaten über eine halbeMillion Flüchtlinge in Libanon Zu-flucht vor dem Krieg in Syrien gesuchthat. Die libanesische Regierungschätzt die Dunkelziffer eher auf eineMillion. Täglich kommen zwischen3000 und 4000 Menschen über dieGrenze. Bei einer Bevölkerungsgrössevon lediglich vier Millionen Einwoh-nern verursacht dieser Zuwachs vonFlüchtlingen aus Syrien einen enor-men Druck auf die libanesische Ge-sellschaft, die versucht, diese Flücht-linge aufzunehmen.

HEKS unterstützt zusammen mitseiner Partnerorganisation Najdeh pa-lästinensische und syrische Familien,die aus Syrien in den Norden Liba-nons ins palästinensische Flüchtlings-lager Nahr el Bared geflohen sind. Die Familien erhalten in einer erstenPhase bis Ende Oktober monatlicheinen Gutschein im Wert von 100 US-Dollar. Damit können sie in lokalen

Supermärkten Lebensnotwendigeskaufen. So ist ihnen im kleinsten Rah-men etwas Wahlfreiheit gewährt. DieFlüchtlingsfamilien werden beraten,wie man mit sehr wenig Geld die Fa-milie gleichwohl gesund ernährenkann.

Die Frauen erhalten Hygienepa-kete, deren Inhalt für ein halbes Jahrreichen sollte. Darin enthalten sindDamenbinden, Seife und Shampoosowie medizinische Produkte zur Be-handlung von Erkrankungen, die aufdie prekären hygienischen Verhält-nisse zurückzuführen sind. Auch hierfinden parallel zu der Verteilung derPakete für Frauen Kurse zu Hygiene-massnahmen in Ausnahmesituatio-nen mit marginalen sanitären Einrich-tungen statt.

Psychosoziale Betreuung für TraumatisierteViele Flüchtlinge haben im persönli-chen Gespräch mit unserem HEKS-Mitarbeiter, der das Camp im Maibesuchte, von ihren Schicksalen er-zählt. Sie sind vor den Bomben undden Scharfschützen geflohen, die ihreStädte belagerten. Meistens wusstendie Flüchtlinge nicht einmal, welcheSeite auf sie schoss. Sie konntennichts mitnehmen ausser den Klei-dern, die sie am Leib trugen.

Aber ihr Leid nimmt auch dortkein Ende. Ohne Geld, Unterkunftoder eine Möglichkeit, Arbeit zu finden, sind sie auf die Hilfe von anderen angewiesen. Einige finden Unterkunft bei Verwandten oder Be-kannten. Aber viele müssen hoheMieten (bis zu 300 US-Dollar) für einkleines Zimmer oder eine Garage zah-len, welche zur Wohnung umfunk-tioniert wurde. Daher tun sich drei bisvier Familien zusammen und lebengemeinsam in einem oder vielleichtzwei Zimmern. Eine junge Frau er-

zählte, dass sie mit ihren beiden klei-nen Kindern zwei Zimmer mit zweiweiteren Familien teilt (insgesamt elfPersonen).

Ein junger Mann berichtete unterTränen, dass sein Vater durch eineBombe sein Bein und seine Schwesterdas Augenlicht verloren hat, und ernun in Libanon kein Geld hat, umdiese medizinisch behandeln zu las-sen. Dabei gehört er zu den wenigen,die es geschafft haben, (illegal) Arbeitzu finden.

Die Hilfe, die unsere Partnerorga-nisation diesen Menschen anbietet,beschränkt sich daher nicht nur aufdie Verteilung der Nahrungsmittel-gutscheine und Hygieneartikel fürFrauen. Eine wichtige Komponenteder Arbeit von Najdeh ist auch diepsychosoziale Betreuung dieser trau-matisierten Menschen, insbesondereder Frauen und Kinder. Die Kinder erhalten durch geschultes Personalpsychologische und psychosozialeUnterstützung, um ihre Erlebnisse ausdem Krieg sowie ihre Flucht zu ver-arbeiten. Für schwere Fälle ist die Unterstützung eines Psychologenoder einer Psychologin gewährleistet.Auch das Thema sexuelle Gewaltwird kindergerecht aufgenommen,da es immer wieder zu Übergriffenkommt. Zusätzlich finden Workshopsfür und mit den Eltern statt. Mit In-formationskampagnen werden dieFlüchtlinge zudem auf ihre Rechtehingewiesen und etwa bezüglich sichändernder Registrierungsbedingun-gen aufgeklärt

Spenden bitte auf das PC-Konto 80-1115-1 mit dem

Vermerk «Syrien»‚ oder per SMS an2525 mit dem Keyword «Syrien 25»

(1 bis 99 Franken möglich).

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Indigene protestieren imApril 2013 vor demCorte Suprema de Justi-cia in der Hauptstadt.Sie fordern die Verurtei-

lung des ehemaligen Ge-nerals und StaatschefsRios Montt. Das Verfas-sungsgericht hat das Urteil, das gegen ihn ge-

fällt wurde, wieder auf-gehoben. Nun muss derProzess neu aufgerolltwerden.

SuleymaEvelí Revo-lorio de Ji-ménez, Mit-arbeiterinim HEKS-Projekt«Nuestras Raíces».

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Der Kampf gegen Unter-drückung und ArmutDie Bevölkerung im Departement Jalapa im Südosten Guatemalas gehört mehrheitlich zurEthnie der Xinca, eines der ursprünglichen Völker Guatemalas. Zwei Drittel der Bevölkerungleben unter der Armutsgrenze und sind immer wieder Repressionen und Menschenrechts-verletzungen ausgesetzt. Das von HEKS unterstützte Projekt «Nuestras Raíces» (unsere Wurzeln) hat in der Region zu neuer Hoffnung Anlass gegeben.VON BETTINA FILACANAVO

IM KAMPF GEGEN die grossen inter-nationalen Unternehmen, die unserLand ausbeuten wollen und unsere

Rechte missachten, ist es wichtig,dass wir internationale Unterstützungbekommen», sagt Suleyma Evelí Re-volorio de Jiménez. Sie ist 22 Jahre altund im HEKS-Projekt «Nuestras Raí-ces» verantwortlich für die Begleitungund Information der Gemeindeleite-rInnen, also der angesehenen Persön-lichkeiten in den indigenen Dorf-gemeinschaften. Diese sind mit einerVielzahl von Problemen konfrontiert:So besteht die Gefahr, dass in JalapaBergbauunternehmen Lizenzen zurAusbeutung von Gold und Silber be-kommen könnten. Die damit ver-bundenen Risiken sind gross; die Zer-störung von Land und die Ver-schmutzung des Wassers würde dieBevölkerung in noch grössere Armutund Not treiben. Die guatemalteki-sche Regierung fördert den Rohstoff-abbau durch multinationale Konzerneohne Rücksicht auf die negativen Folgen für Mensch und Natur. Men-schenrechtsverteidiger, Gewerkschaf-terInnen sowie Kleinbäuerinnen und-bauern, die sich für ihr Land und ihre

Rechte einsetzen, werden aufgrundihres Engagements bedroht, attak-kiert oder gar umgebracht. Über-griffe, Drohungen, Einschüchterun-gen und Morde sind Methoden, diedabei angewendet werden.

Am 17. März 2013 gab es einenAnschlag auf vier Mitglieder der loka-len indigenen Regierung von SantaMaria Xalapán. Dabei wurde einesder Mitglieder, Exaltación Marcos, er-mordet. Darauf haben rund 200SchweizerInnen ein von HEKS aufge-setztes Solidaritätsschreiben unter-zeichnet, das der indigenen Xinca-Regierung und der Diözese Jalapa ge-

schickt wurde. Eineinhalb Monatespäter, Anfang Mai, verhängte Präsi-dent Otto Pérez Molina den Ausnah-mezustand über das Gebiet. Deröffentliche Raum wurde durch dasMilitär besetzt, was unter den Men-schen Angst und Schrecken verbrei-tete und fundamentale Grundrechteder Bevölkerung ausser Kraft setzte.Inzwischen wurde der Ausnahmezu-stand auf Anweisung des Parlamentswieder aufgehoben.

Bevorstehende VolksbefragungDie guatemaltekische Regierung hatdie Verpflichtung, bei geplanten

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Nebst dem Anbau vonGrundnahrungsmittelnwird im Projekt auch derAnbau von Medizinal-pflanzen gefördert. Mit-

arbeiterInnen der loka-len Gesundheitskomi-tees lernen, traditionellealternative Medika-mente herzustellen.

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Grossprojekten auf dem Territoriumder indigenen Bevölkerung die «con-sulta» (Volksbefragung) durchzufüh-ren, da sie die betreffenden inter-nationalen Verträge unterschriebenhat. Die Morde sowie der Ausnahme-zustand sind Mittel, um die Bevölke-rung vor der bevorstehenden Befra-gung unter Druck zu setzten, da anzunehmen ist, dass sie ganz ent-schieden gegen die Ausbeutung derBodenschätze stimmen wird. Bisheute (Stand 11. Juli 2013) konntedie «consulta» wegen der Repres -sionen nicht durchgeführt werden.

Stärkung kultureller IdentitätDie ständige Angst vor Gewalt setztdie Bevölkerung und auch die Projektmitarbeitenden enorm unterDruck. «Die Arbeit von HEKS ist füruns fundamental wichtig», sagt Su-leyma Evelí Revolorio de Jiménez, diemutige junge Mitarbeiterin. «DieMenschen brauchen die Unterstüt-zung und die Begleitung in ihrem ge-waltlosen Kampf für ihr Land, ihreKultur und ihre Existenzrechte.»Darum sei internationale Präsenz inGuatemala so wichtig: «Bei Men-schenrechtsverletzungen haben wirdie Gewissheit, dass die internatio-nale Öffentlichkeit über die Ereignisseinformiert wird», erklärt sie. Deshalb

wird auch der im Juni 2013 gefällteEntscheid der Schweiz, die Botschaftin Guatemala weiterzuführen, vonHEKS und anderen Organisationenals wichtig erachtet.

Ökologische Landwirtschaft undbessere GesundheitsversorgungDie politische Arbeit ist eine wichtigeKomponente des HEKS-Projekts. Eineweitere ist die Ernährungssicherung.Die ländlichen Gemeinden im Süd-osten von Guatemala wurden seitjeher vernachlässigt. So auch das De-partement Jalapa. Die Familien, diedort leben, sind Bauern und bewirt-schaften Kleinstparzellen. Die Erntenreichen in den meisten Fällen bei wei-tem nicht zur Selbstversorgung.

Armut und Not prägen den Alltag dermeisten Familien. Das Projektgebietvon Santa Maria Xalapán umfassteine Region mit 43 Dorfgemeinschaf-ten und hat zum Ziel, die Ernäh-rungssicherheit von 400 Familien zuverbessern, die Gesundheitsversor-gung sicherzustellen und einen Bei-trag zur Stärkung der kulturellenIdentität zu leisten.

Im Auftrag jeder Dorfgemein-schaft beteiligen sich je zwei Perso-nen an Aus- und Weiterbildungs-aktivitäten zur Verbesserung der An-baumethoden. Sie werden zu soge-nannten Dorfleitenden ausgebildet.Das Gelernte wenden sie auf ihrenParzellen an und geben ihr Wissen anNachbarn weiter. Sie lernen, ihreGrundnahrungsmittel ohne den Ein-satz von chemischen Düngern undPestiziden anzubauen. Die ökologi-sche Landwirtschaft ist eine realisti-sche Chance, aus der Abhängigkeitund dem Kreislauf der Verarmungauszubrechen. Ein weiteres Ziel desProjekts ist die Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Nebst demAnbau von Grundnahrungsmittelnwird auch der Anbau von Medizinal-pflanzen gefördert. In acht Dorfge-meinschaften werden die von derBevölkerung bestimmten Personen zuGesundheitsanimatorInnen aus- undweitergebildet. Im Vordergrund stehtdie Prävention von Krankheiten.

Weitere Informationen zu denProjekten in Guatemala finden Sieunter www. heks.ch/handeln.

Guatemalanetz Bern:www.guatemalanetz.chGuatemalanetz Zürich:

www.guatemalanetz-zuerich.ch/

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HON-DURAS

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BELIZEMEXIKO

JalapaGUATEMALA

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G U AT E M A L A

Guatemala hat rund14,3 Millionen Einwoh-ner und durchlebte einender schlimmsten Bürger-kriege Lateinamerikas.Rund 40 Prozent der Ge-samtbevölkerung sind In-digene, meist aus derVölkergruppe der Maya.Die Hälfte der Menschenlebt in Armut, 15 Prozentin grosser Armut.

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14 ENTWICKLUNG LÄNDLICHER GEMEINSCHAFTEN

NE I N, E R W I D E R T A B U S H YA B O,es sei nicht die schwierigsteArbeit, die übel riechenden

Kuhschädel und Rinderknochen säu-berlich im Brennofen aufzutürmen.Abush Yabo ist einer der zwei äthio-pischen Mitarbeiter im Defluoridie-rungszentrum von Modjo, das fürWasserfilter ein Substrat aus Kno-chenkohle herstellt. Sein KollegeEdao Keder weist auf ein Betonbas-sin, das mit feinem Granulat gefülltist. Die verkohlten Knochen werdenerst mit einer Hammermühle zermah-len und müssen dann in diesem Bas-sin mit Natronlauge gewaschenwerden. Dies, erklärt Edao Keder, be-freie das Granulat vom Brandgeruchund Staub. Es sei wohl die mühsams-te Arbeit, das feuchte und schwereMaterial aus dem Bassin zu schaufelnund auf blecherne Gestelle zu vertei-len, wo es unter der afrikanischenSonne getrocknet werde. AbushYabo nickt, auch das Verschliessendes Brennofens sei nicht gerade eineangenehme Arbeit, denn das Feuermüsse bereits gelegt worden sein,wenn sie den rauchenden Eingangmit Backsteinen zumauern. Doch washat denn eigentlich die kleinindu-strielle Produktion von Filtermaterial

in einem Projekt für ländliche Ent-wicklung zu suchen?

Zu viel Fluor im Wasser schadetEdao Keder und Abush Yabo wuch-sen in der ländlichen KleinstadtModjo auf, das in der trockenenEbene des Grossen AfrikanischenGrabenbruchs (engl. Rift Valley) liegt.Dieser breite Graben, der sich über6000 Kilometer von Syrien bis nachMoçambique zieht, entstand wäh-rend 35 Millionen Jahren, als die Kon-tinentalplatten von Arabien undAfrika auseinanderzudriften began-nen. Zahlreiche aktive Vulkane mar-kieren diese geologische Zone undbescheren ihren Ländern ein Mineral,das sowohl gute als auch schädlicheEigenschaften aufweisen kann: dasFluorid. In der Zahnpasta helfen kleins-te Mengen davon, die Zähne zu stär-ken. Im Grundwasser des GrossenAfrikanischen Grabenbruchs hat essich jedoch in solch hohen Mengenangereichert, dass es genau das Ge-genteil bewirkt: Die Zähne entwickelnhässlich braune Flecken. Wenn dasschädliche Trinkwasser bis ins Er-wachsenenalter eingenommen wird,entstehen schmerzhafte Verformun-gen im Skelett. Schon ein dreissigjäh-

riger Mann wird am Stock gehenmüssen und später jegliche Arbeits -fähigkeit verlieren. Die vorprogram-mierte Katastrophe soll nach Schät -zungen der äthiopischen Behörderund acht Millionen Menschen im RiftValley betreffen. Weil es keine Hei-lungsmethoden gibt, kann nur vor-beugend geholfen werden, indemdas Fluorid aus dem verseuchtenTrinkwasser gefiltert wird.

Rinderknochen reinigen das WasserIn den nächsten drei Wochen werdendie beiden Mitarbeiter des Defluori-dierungszentrums in das Dorf GrabaFila fahren und das getrocknete undsauber riechende Substrat in einenneu installierten Gemeinschaftsfilterfüllen. Er besteht aus zwei je tausendLiter fassenden, weissen PVC-Tanks,die neben einem Bohrloch stehen,aus dem seit Jahren gesundheits-schädliches Grundwasser gepumptwurde. In wenigen Wochen wird sichdas Leben der 2800 Menschen inGraba Fila ändern: Auch sie erhalteneine Chance, einer gesunden undwürdigen Zukunft entgegenzusehen.Im Mai 2013 wurden zudem zweineue Gemeinschaftsfilter eingeweiht,in Graba Fila und in Korke Adi. Insge-samt können davon 4800 Begüns-tigte profitieren. In diesem Jahr sollennoch vier weitere Gemeinschaftsfiltergebaut werden.

Hier liegt also die Antwort deroben gestellten Frage. Ländliche Ent-

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Was habenRinderknochenmit sauberemTrinkwasser zutun?Wie in Äthiopien Wasser von schädlichem Fluor gereinigt und zu sauberem Trinkwasser wird. VON RAYMOND ROHNER (TEXT UND FOTOS)

In Äthiopien leben knapp94 Millionen Menschen.Das Land ist rund dreimalso groß wie Deutschland.Äthiopien zählt zu denärmsten Ländern derWelt. Die Hälfte der Men-schen ist unterernährt undauch in «guten» Erntejah-ren bleiben MillionenÄthiopier auf Nahrungs-mittelhilfe angewiesen.

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wicklung braucht moderne Technikund industrielle Produktion nicht aus-zuschliessen, solange damit lokaleRessourcen nachhaltig genutzt undfür einen lebensnotwendigen Zweckeingesetzt werden. Das Fluorfilter-projekt wurde durch ein Konsortiumvon HEKS, dem schweizerischen For-schungsinstitut Eawag in Dübendorfund den beiden afrikanischen Orga-nisationen OSHO und CDN lanciert.Eawag konnte in mehrjähriger For-schung aufzeigen, dass granulierteKnochenkohle Fluorid genügend effektiv absorbiert. Es kann in Äthio-pien, das zu den grössten Rinder-produzenten der Erde gehört, kos-tengünstig hergestellt werden. HEKSunterstützte den Bau des Defluoridie-rungszentrums in Modjo, das vonOSHO geführt wird. In der zweitenProjektphase wird nun ermittelt, wiedie Installation und Benutzung vonFluorfiltern immer mehr Menschenzugutekommen kann. Denn nicht nur der Einsatz von Edao Keder undAbush ist gefragt. Es ist eine Auf-gabe, die sich das Defluoridierungs-zentrum, die Regierungsbehörden,Hilfsorganisationen und dörflicheWasserkomitees teilen müssen, umden Menschen im Grossen Afrikani-schen Grabenbruch den Zugang zumlebensnotwendigen Wasser zu er-möglichen.

Weitere Informationen zum Fluor-Projekt in Äthiopien finden Sie hier:

www.heks.ch/handeln

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Edao Keder und Abush Yabo stellen mit Rinderknochen ein Substrat zur Reini-gung des Trinkwassers her. In Gemeinschaftsfiltern wird das Wasser gereinigt.

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16 ANWALTSCHAFT FÜR SOZIAL BENACHTEILIGTE

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Tilla Jacomet, warum braucht es einAsyllexikon?

Gerade im Vorfeld einer Abstim-mung wie der vom 9. Juni zum Asylgesetz wird deutlich, dass dieBürgerinnen und Bürger sich ohneneutrale Informationen nur mit sehrviel Aufwand und Eigenrechercheeine eigene Meinung bilden können,welche die eigenen Werte und Über-zeugungen widerspiegelt. Auch Men-schen, die beispielsweise bei ihrerArbeit in Kirchgemeinden, Spitälernoder sozialen Diensten mit konkretenFragen zum Asylwesen konfrontiertsind, benötigen schnell und unkom-pliziert Antworten, die verständlichund auch rechtlich gestützt sind.Dafür braucht es ein Asyllexikon –zum Nachschlagen, Verstehen undMitreden.

Für wen ist das Asyllexikon gedacht?Für alle, die sich für das Thema

Asyl interessieren, aber auch für Fach-personen, Kirchen, Pfarrer, Sozialäm-ter oder Medienschaffende …

Wie wurde die Idee eines Asyllexi-kons geboren?

Die Rechtsberatungsstellen in derOstschweiz haben 2008 begonnen,Workshops für die interessierte Öf-fentlichkeit anzubieten. Dabei haben

wir festgestellt, dass oft die grundle-genden Begrifflichkeiten des Asylwe-sens nicht klar sind. Gleichzeitigspürten wir in den Veranstaltungeneinen grossen Bedarf an Diskussion,an Erfahrungsaustausch und Interessefür konkrete juristische Problematikenin unserem Beratungsalltag. Damitwir an den Workshops nicht so vielZeit für die Begriffserklärung aufwen-den müssen, hatten wir die Idee, fürdie Teilnehmenden ein kleines Lexi-kon der wichtigsten Begrifflichkeitendes Asylwesens zusammenzustellen.Dass daraus einmal eine richtige Pu-blikation mit 4000 Exemplaren mitfranzösischer Übersetzung wird, hät-ten wir nicht erwartet.

Was kann man im Asyllexikon nach-schlagen?

Man findet darin alle aus unsererSicht wichtigen Begriffe zum Asylwe-sen mit kurzen, knappen Erklärun-gen. Was ist zum Beispiel ein Nicht-eintretensentscheid, der sogenannteNEE? Wer erhält wirklich Asyl, undwas ist die Flüchtlingseigenschaft?Dürfen Asylsuchende arbeiten, undwie beteiligen sie sich an den Kostendes Asylverfahrens? Sind Sans-PapiersAsylsuchende? Oder was verstehtman unter frauenspezifischer Verfol-gung? Auf diese und viele andere Fra-

Was bedeutet eigentlich ein «NEE»?Zum nationalen Flüchtlingstag vom 16. Juni 2013 veröffentlichte HEKS ein Asyllexikon. Komplexe Themengebiete und die wichtigsten Begriffe des Asylwesenswerden darin übersichtlich dargestellt und knapp und verständlich erklärt. Verantwortlich für das Asyllexikon ist Tilla Jacomet, Leiterin der HEKS Rechts-beratungsstellen für Asylsuchende St. Gallen, Appenzell und Thurgau. Sie und ihreMitarbeitenden haben das Lexikon erstellt. Mit ihr sprach Bettina Filacanavo.

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gen findet man im Asyllexikon Ant-worten.

Wie seid ihr bei der Erstellung derStichwortliste vorgegangen?

Ich erinnere mich gut an eineTeamsitzung im Herbst 2012, ander wir über einer Liste mitBuchstaben von A wie Asyl bisZ wie Zwangsausschaffungsassen, und jeden Buchstabengemeinsam mit zahlreichenStichworten füllten. Es wurdeangeregt diskutiert, welche Begriffewirklich so wichtig wären, dass sie esin das Asyllexikon schafften. Die Her-ausforderung war nicht, Begriffe zufinden, sondern sie zu priorisierenund auf das aus unserer Sicht Nötig-ste zu reduzieren. Unser Asyllexikonsollte ja Klarheit schaffen und nichtverwirren oder abschrecken. Spätergaben wir die Rohfassung des Asylle-xikons verschiedenen KollegInnen,AnwältInnen, Laien und Organisatio-nen wie beispielsweise der Schweize-rischen Flüchtlingshilfe SFH zumGegenlesen, so dass auch hier nochdas eine oder andere Stichwort hin-zukam oder wegfiel.

Das tönt nach aufwendiger Arbeit.Ja, es steckt sehr viel Zeit darin.

Als Rechtsberatungsstelle für Asylsu-

chende habenwir in unserem Alltag schonalle Hände voll zu tun, um für die rat-suchenden Asylsuchenden da zu seinund die Wahrung ihrer Rechte wäh-rend des Asylverfahrens im Auge zubehalten. Ein solches Projekt wie dasAsyllexikon kann nur mit einem enor-men Zusatzaufwand betrieben wer-den. Ich hoffe jedoch, dass er sichgelohnt hat, und wir einen Beitrag zumehr Sachlichkeit in der Asyldiskus-sion leisten können.

Wie schnell veraltet das Asyllexikon?Das ist eine sehr gute Frage. Wir

befinden uns momentan in der zehn-ten Asylgesetzesrevision seit dessenInkrafttreten 1981. Bereits im Januar2014 kommen die nächsten grossen

Änderungen, wel-che wir jedoch

schon im Vorausmitberücksichtigt

haben. Es ist wirklicheine Herausforderung,

in diesem schnell lebi-gen Rechtsgebiet Infor-

mationen zu bieten,welche eine Lebens-

dauer von mehreren Jah-ren haben. Einzelne De-

tails ändern sehr schnell.Der Kern des Asylrechts be-

zieht sich jedoch auf dieFlüchtlingskonvention, und

die hat zum Glück Bestand.Ich bin zuversichtlich, dass das

Asyllexikon in den nächsten ein biszwei Jahren aktuell bleiben wird.Einer zweiten Auflage steht ausser-dem nichts im Wege: Das Fachwissenist im HEKS vorhanden und wir gebendieses gerne weiter.

Hier kann man das Asyllexikon zum Preis von 10 Franken

(exklusiv Versandkosten) beziehen:

HEKS-Regionalstelle Ostschweiz,Weinfelderstrasse 11,

Postfach 1323, 8580 Amriswil oder online:

www.heks.ch/asyllexikon

Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz

AsyllexikonDie wichtigsten Begriffe kurz erklärt

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18 SOZIALE INTEGRATION

haben, bleiben häufig langzeitarbeits-los. Für niedrig qualifizierte Menschengibt es kaum Erwerbsmöglichkeiten.Gut ausgebildete Ausländerinnenund Ausländer arbeiten häufig weitunter ihren Qualifikationen. Und Ju-gendliche auf Lehrstellensuche, dieausländisch klingende Namen haben,schreiben durchschnittlich fünfmalmehr Bewerbungen als Schweizer Ju-gendliche.

Mit seiner nationalen Kampagne«Chancengleichheit zahlt sich aus»hat HEKS das Thema öffentlich ge-macht und insbesondere Unterneh-men und KMU angesprochen. DennHEKS ist überzeugt, dass Chancen-gleichheit nicht nur benachteiligtenMenschen zugutekommt, sondernauch den Unternehmen, die diesenMenschen Chancen eröffnen.

Zusammenarbeit mit UnternehmenGemeinsam mit dem Schweizeri-schen Arbeitgeberverband (SAV), derdie Kampagne national unterstützthat, publizierte HEKS ein Dossier mitBeispielen von zwölf Schweizer Unter-nehmen, die Massnahmen zur Förde-rung von benachteiligten Menschengetroffen haben – seien es Menschenüber 50 Jahre, wenig ausgebildeteSchweizerInnen und MigrantInnen

oder Jugendliche mit Migrationshin-tergrund. Die Kampagne, die am 21. Mai mit einer nationalen Presse-konferenz eröffnet wurde, endetenicht nach dem zweiwöchigen Pla-kataushang. Zwischen Mai und Sep-tember organisieren die HEKS-Regionalstellen zusammen mit denkantonalen Handelskammern oderWirtschaftsverbänden Impulsveran-staltungen für Unternehmen aus derUmgebung. Die Anlässe, die bisherstattfanden, waren insgesamt gut be-sucht und boten eine ideale Platt-form, um voneinander zu lernen, zudiskutieren und Kontakte zu knüpfen.Auch für HEKS haben sich bereits ei-nige spannende Projekte und Koope-rationen mit Firmen ergeben, die nunweiter ausgearbeitet werden. Auch inZukunft will HEKS diese Art von Zu-sammenarbeit aufrechterhalten undweiter stärken. Als ersten Schritt hatHEKS eine Umfrage bei den Teilneh-menden an den Impulsveranstaltun-gen durchgeführt und ist nun dabeizu evaluieren, was die Unternehmenfür die Förderung von Chancen be-nötigen – und wie HEKS sie gege-benenfalls unterstützen kann. Dennes braucht die Beteiligung und denWillen aller Akteure, damit Chancen-gleichheit nachhaltig umgesetzt wer-den kann.

«Ich habe ihr Plakat in St. Gallen ge-sehen. Gefällt mir.» «Tolle Idee mitden gleichen Menschen in verschie-denen Positionen. Das bleibt hän-gen.» «Super Plakat – und es stimmt,was darauf steht.» Diese und vieleweitere solcher Rückmeldungen zei-gen, dass die neue Inlandkampagnevon HEKS von der Öffentlichkeit posi-tiv wahrgenommen wurde. Nicht nuraufgrund der überraschenden Plakat-idee, sondern auch wegen der Bot-schaft, die dahintersteckt: WelchenJob man macht, liegt auch an denChancen, die man erhält.

Die ungleichen Chancen auf demArbeitsmarkt sind in der Schweiztraurige Realität: Arbeitnehmendeüber 50 Jahre, die ihren Job verloren

Schritt für Schritt Richtung Chancengleichheit

Männer und Frauen über 50 Jahre, Menschen mit geringer Qualifikation oder Jugendliche mitMigrationshintergrund sind im Erwerbsleben benachteiligt. Die neue HEKS-Kampagne «Chancengleichheit zahlt sich aus» appellierte insbesondere an Schweizer Unternehmen, Chan-cengleichheit zu fördern. Denn Chancengleichheit kommt nicht nur benachteiligten Menschen zugute, sondern auch den Unternehmen, die diesen Menschen Chancen eröffnen.

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Impulsveran-staltungenfür Unter-nehmen zum ThemaChancen-gleichheit in Bern,Basel undSt. Gallen. Fo

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VON CHRISTINE SPIRIG

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«Haushalthilfen sind Angestellte wie andere auch»

Das HEKS-Projekt Chèques-emploi bietet Hausangestellten im Kanton Waadt eine ad-ministrative Dienstleistung an, um die korrekte Anmeldung von Angestellten in Privat-haushalten zu erleichtern. Eine Rechts-Hotline, die letztes Jahr 3362 ArbeitgeberInnenund 418 Angestellte beraten hat, trägt dazu bei, dass Hausarbeit als vollwertige Arbeitwahrgenommen wird. Joëlle Herren führte das Interview mit der Juristin Isabelle Perrin.

Wie ist die Idee für Chèques-emploi entstanden?

HEKS hat festgestellt, dass diemeisten der in privaten Haushaltenbeschäftigten Personen Sans-Papierssind, und es kam öfter vor, dass eineFrau selbst mit gebrochenem Armnoch arbeitete. Wir mussten ihnendeshalb dringend Zugang zu den So-zialleistungen verschaffen.

Was bringt die Arbeitgeber dazu, sich bei Chèques-emploi zu melden?

Vor 2008 versicherten nur Ar-beitgeberInnen mit einer sozialenAder ihre Hausangestellten. Aber seitdas Gesetz zur Schwarzarbeit in Kraftgetreten ist, ist die hauptsächlicheMotivation «alles korrekt zu ma-chen».

Weshalb haben Sie eine Hotlineeingerichtet?

Die Fragen zum Arbeitsrecht undzu den Sozialversicherungen sind oftkompliziert. Deshalb bietet die Hot-line Beratung durch eine Juristin an,die auch in komplexen Fällen weiter-helfen kann. Die Juristin nimmt jedeWoche rund 100 Anrufe entgegen.

Welche Fragen werden am häufigsten gestellt?

Fragen zu Arbeitsverträgen, zurKündigungsfrist, zu Arbeitsunfähig-keit sowie zur Vergütung von Ferienund Feiertagen. Dass in der Mittel-klasse Hausangestellte beschäftigtwerden, ist ein relativ neues Phäno-men. Diese «neuen Patrons» findennichts dabei, dass sie selbst ganzselbstverständlich jeden Monat ihrenLohn erhalten, auch wenn sie krankoder in den Ferien waren. Dass sieihre Putzfrau bezahlen müssen, auchwenn sie Grippe hat, kommt ihnen je-doch seltsam vor. Es geht also darum,Hausarbeit aufzuwerten und die Ar-beitsverhältnisse im Sektor Privat-haushalt zu verbessern. Haushalts-hilfen sind Angestellte, wie andereauch.

Wer sind die typischen Hausange-stellten?

Viele Migrantinnen mit oderohne Aufenthaltsbewilligung. Früherputzten sie in ein paar Haushalten,um etwas zum Lohn des Mannes da-zuzuverdienen. Heute leben vieleHausangestellte in extrem prekären

Verhältnissen und nur vom Putzen.Sie jonglieren zwischen zehn undzwölf regelmässigen Kunden, dieihnen keine Ferienentschädigungzahlen und auch keinen Lohn, wennsie selbst weg sind. Die Angestelltensind im Durchschnitt nur währendneun Monaten im Jahr bezahlt –Rechnungen begleichen müssen sieaber das ganze Jahr über.

So funktioniert Chèques-emploi:Das HEKS-Projekt Chèques-emploi bietetHausangestellten im Kanton Waadt eineadministrative Dienstleistung an, um diekorrekte Anmeldung von Angestellten inPrivathaushalten zu erleichtern. Ziel desProjekts ist es, den Hausangestellteneinen Zugang zu den sozialen Leistungenzu ermöglichen und ihnen bessere Ar-beitsbedingungen zu verschaffen. DieArbeitgeberInnen leisten regelmässigeVorauszahlungen für die Sozialversiche-rungsbeiträge. Jeden Monat füllen siezudem einen «Check» mit den geleiste-ten Stunden und dem ausbezahlten Gehalt aus und senden diesen, unter-zeichnet von der Arbeitnehmerin oderdem Arbeitnehmer, ein. Auf dieser Basisberechnet Chèques-emploi die entspre-chenden Beiträge und überweist sie andie Sozialversicherungen. Das HEKS-Pro-jekt Chèques-emploi in Lausanne holtmit über 3000 sogenannten «Checks»pro Monat viele Waadtländer Hausange-stellte aus der Schwarzarbeit heraus undverhilft ihnen zu sozialem Schutz. EineRechts-Hotline, die letztes Jahr 3362 Ar-beitgeberInnen und 418 Angestellte be-raten hat, trägt ihren Teil dazu bei, dassHausarbeit als vollwertige Arbeit wahr-genommen wird. In der gesamten West-schweiz machen rund 13 000 HaushalteGebrauch von diesem Angebot. LetztesJahr wurden so rund 65 Millionen Fran-ken an die Sozialversicherungen über-wiesen. Weitere Informationen zum

Projekt unter www.heks.ch/handeln

In derSchweiz arbeiten geschätzte40 000 bis100 000Sans-Papiersin Privat-haushalten.90 Prozentdavon sindFrauen.Fo

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20 NAHE BEI DEN MENSCHEN

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«Für mich war das alternative Som-merlager eine der wertvollsten Erfah-rungen meines Lebens», schwärmtdie 16-jährige Anat aus Tel Aviv. «Ichhabe die besetzten Gebiete besuchtund weiss nun, wie ich mich persön-lich für Veränderungen einsetzenkann. Ich erzähle allen, was ich erlebtund gesehen habe, meinen Eltern,meinen Freundinnen, meinen Leh-rern. Sie haben ja keine Ahnung,denn über die israelische Siedlungs-politik zu sprechen, braucht bei unsviel Mut und kommt einem Tabu-bruch gleich.»

Anat ist Mitglied der HEKS-Part-nerorganisation New Profile, die jun-gen Menschen aus Israel einen Raumbietet, wo sie kritische Fragen offendiskutieren können: Ist es gerecht, einGebiet durch militärische Kontrolle

besetzt zu halten? Wie wirkt sich diestarke Militarisierung auf die Gesell-schaft aus?

Im diesjährigen Sommerlagerlernte Anat die Organisation Ta’ayushkennen, in der sich jüdische und pa-lästinensische Israeli mit gewaltlosenAktionen für das Ende der israeli-schen Besatzung des Westjordan-lands und des Gazastreifens ein-setzen. So werden zum Beispiel Bau-ern und ihre Herden auf die Weidebegleitet, um sie vor Übergriffen ausnahen israelischen Siedlungen zuschützen. Droht eine Hauszerstörung,markiert Ta’ayush Präsenz. Oder siehilft der Dorfbevölkerung, trotz Ver-bot, Wasser aus ihren Zisternen zuschöpfen.

Kein Wasser, dafür PoolsEine Tour in die Hügel Hebrons hatAnat die Augen geöffnet: «Auf die-ser Tour habe ich mit eigenen Augengesehen, wie sehr die israelische Mi-litärverwaltung die Rechte der ansäs-sigen Bevölkerung einschränkt. Ichhatte zwar schon davon gehört, miraber keine Vorstellungen machenkönnen. Es ist unglaublich, dass denMenschen in den palästinensischen

Dörfern der Zugang zu Wasser ver-weigert wird, dass sie auf ihrem eige-nen Land nicht einmal richtige Häuserbauen dürfen, während die israeli-schen Siedlungen nebenan dauerndwachsen und es dort sogar Swim-mingpools gibt! Hier werden grund-legende Menschenrechte verletzt.Und es wird sich nichts ändern, so-lange wir wegschauen. Das Sommer-lager hat mir Hoffnung auf Ge-rechtigkeit gegeben. Ich bin zuver-sichtlich, dass auch ich etwas bewir-ken kann.»

Engagiert auf beiden SeitenIm Nahen Osten unterstützt HEKS pa-lästinensische und israelische Organi-sationen, die sich für die Einhaltungund den Schutz der Rechte aller inPalästina und Israel lebenden Men-schen einsetzen. Durch Exkursionenund direkte Begegnungen soll diejunge Generation nachvollziehenkönnen, was die Verletzung vonMenschenrechten für die Betroffenenund ihren Alltag bedeutet. Es werdenFragen diskutiert und Handlungs-möglichkeiten entwickelt. In gemein-samen Projekten und Aktionenerfahren die Jugendlichen und jun-gen Erwachsenen, dass sie mit ihremEinsatz für mehr Gerechtigkeit etwasbewirken können. Unterstützen Siedie vielen positiven Kräfte für Friedenund Gerechtigkeit in Palästina und Is-rael mit einer Patenschaft. HerzlichenDank.

Weitere Auskunft erteilt Ihnen Susanne Loosli, Tel. 044 360 88 09,

E-Mail [email protected]. Den Anmeldetalon finden Sie auf

der Rückseite dieses Magazins.

Das können Sie tun: Unterstützen Sie den Einsatz junger Leute für Gerechtigkeit

Für nur einen Franken pro Tag werden Sie Patin oder Pate von engagierten Jugendlichen in Palästina und Israel.

Anat aus Tel Aviv ar-beitet mit jungenMenschenaus Israel.

VON MONIKA ZWIMPFER

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21NAHE BEI DEN MENSCHEN

Was machen Sie heuteberuflich?

Ich bin seit zehn Jahren Direktorvon Fambidzanai. Studiert habe ichursprünglich Agronomie, später Ma-nagement, und ich habe eine Weiter-bildungen in ökologischem Landbauund Permakultur gemacht.

Was beschäftigt Sie im Momentam meisten?

Ich denke oft darüber nach, wieich noch effizienter dazu beitragenkann, dass sich die Lebensumständeder armen Menschen hier verbessern.

Wie sind Sie mit HEKS in Kon-takt gekommen?

Als ich meine Arbeit bei Fambid-zanai begann, war HEKS bereits einPartner von uns. Doch die Zusam-menarbeit war schwierig. HEKS über-

legte sich, diese zu beenden, da sieZweifel an unserem Managementund unserer Projektumsetzung hattenund wir ihnen zu wenig transparentwaren. Ich war damals ganz neu alsDirektor angestellt, verstand die Be-denken und teilte die Ideen und An-sprüche von HEKS, auch bezüglichTransparenz, und so war es einegrosse Herausforderung für mich,diese Visionen hier umzusetzen.HEKS gab uns die Chance und be-gleitete uns. Heute sind wir gute Part-ner.

Wie wohnen Sie?Ich wohne mit meiner Frau und

meinen Kindern in einem Haus amStadtrand von Harare. Wie fast allehier haben wir ein zweites Haus aufdem Land, wo wir Getreide und Ge-müse für den Eigengebrauch an-

pflanzen und wo wir am Wochen-ende oft hinfahren.

Was haben Sie gestern gegessen?

Am Morgen Bohnen, Eier undBrot, am Mittag Cowo (ein grünesBlattgemüse), Sadza (Polenta ausHirse oder Mais) und Poulet, amAbend Bohnen, Salat und Rindfleisch.

Was macht Sie glücklich?Wenn ich mit meiner Familie bin

oder mit interessanten Leuten neueIdeen austauschen kann.

Was macht Ihnen Angst?Die instabile politische Situation

in unserem Land und die politischeGewalt.

Was bringt Sie zum Lachen?Alles, was ich lustig finde.

Ein schöner Moment, an denSie sich erinnern?

Erfolgsgeschichten von Gruppen,mit denen wir arbeiten. Beispiels-weise in Mashonaland East wurdeeine Frauengruppe in kurzer Zeit selb-ständig, gewann Selbstvertrauen, inihrem Gemeinschaftsgarten wuchsund gedieh es, und sie konnten ihreProdukte auch verkaufen.

Was ist Ihr grösster Wunsch?Dass wir erfolgreiche Projekte

haben und erfolgreiche Programmein anderen Ländern besuchen kön-nen, um zu schauen, wie sie dort imLandwirtschaftsbereich und mit Per-makulturen arbeiten. Privat wünscheich mir, dass alle meine Kinder einegute Ausbildung machen können.

10 Fragen an Lewis Kudzanai Mashingaidze

Lewis Kudzanai Mashingaidze ist 51 Jahre alt. Er ist verheiratet und wohnt mit sei-ner Frau und seinen vier Söhnen in Harare in Simbabwe. Er ist der Direktor derHEKS-Partnerorganisation Fambidzanai.

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22 NAHE BEI DEN MENSCHEN

IMPRESSUM Nr. 321 3/August 2013handeln. Das Magazin des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz. Erscheint 4-mal jährlich. Auflage 52 000 Redaktionsleitung:Susanne Stahel Redaktion: Bettina Filacanavo Fotoredaktion: Ruedi Lüscher Korrektorat: www.korr.ch Gestaltung: Herzog Design, Zürich Druck:Kyburz AG, Dielsdorf Papier: LEIPA ultraLux silk /Recycled /FSC Material Abonnement: Fr. 10.–/Jahr, wird jährlich einmal von Ihrer Spende abgezogenAdresse: HEKS, Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich, Telefon 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01, E-Mail [email protected], Internet www.heks.ch bzw.www.eper.ch HEKS-Spendenkonto: Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz, PC 80-1115-1

Im Mai fand in der Primarschule Nie-derglatt mit 400 Kindern vom Kin-dergarten bis zur sechsten Klasse eineProjektwoche zum Thema «Lebens-räume» statt. Ausgehend von denFragen: Was brauche ich, um glück-lich und zufrieden zu leben?, Wasbrauchen wir in unserer Schule, umuns wohlzufühlen? über die Frage:Was brauchen Tiere, um artgerechtleben zu können?, wurde der Kreisder Lebensräume immer weiter undführte zur Frage: Was brauchen Men-schen an anderen Orten dieser Welt,um zufrieden zu leben?

Die Kinder aus Niederglatt lern-ten durch drei Referentinnen von

HEKS, die einen Morgen lang an derSchule unterrichteten, die Aktion«Hilfe schenken» kennen und bastel-ten Herden von Ziegen, Scharen vonHühnern und Enten oder Wälder vonMoringabäumen, welche sie schliess-lich am Abschlussfest an die Elternverkauften. So kamen 6200 Frankenzusammen oder 80 Geissen, 760Hühner, 720 Enten und 2600 Morin-gabaum-Setzlinge.

Die Tiere und Baumsetzlinge be-deuten für arme Bauernfamilien inverschiedenen Ländern den erstenSchritt zu einem Leben ohne Hunger.Unsere Referentinnen waren von derAktion der Schule begeistert, und wir

wollen uns an dieser Stelle für denEinsatz der Lehrerschaft und der vie-len Kinder ganz herzlich bedanken.

Fotogalerie des Anlasses unter www.heks.ch/handeln

Informationen zu «Hilfe schenken»

unter www.hilfe-schenken.ch

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Die HEKS-Geissenma-schine auf dem Schul-hausplatz in Niederglatterklärt spielerisch denGeissenkreislauf in denHEKS-Projekten. Die

Kinder bastelten zu-dem Ziegen, Hühnerund Enten, welche sieam Abschlussfest ihrenEltern verkauften.

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400 Kinder lernen von und mit HEKS