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Das Studentenmagazin der Uni Rostock auf Papier In diesem Heft: Verteiltes Zukünftiges Gebummmstes Selbstgemachtes Gebildetes Egales >>> heulermagazin.de Sommer in der Stadt

heuler - das Studentenmagazin #102

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Der heuler ist das Studentenmagazin der Universität Rostock. Dies ist die Sommerausgabe 2013.

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Das Studentenmagazin der Uni Rostock auf Papier

In diesem Heft: VerteiltesZukünftigesGebummmstes SelbstgemachtesGebildetesEgales

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Sommer in der Stadt

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Stefanie Krauß

Mit dieser Ausgabe wird mal wieder der Grundstein für eine neue heuler -Ära gelegt. Mich zieht es nun für ungewis-

se Zeit ins Ausland und Tona zum Abschluss ih-res Studiums. Der Weg sei also geebnet für einen neuen Wechsel.

Ich habe es nie aufgegeben, dir, lieber Leser, die kulturelle Vielfalt Rostocks ein wenig näher-zubringen und dich auf das farbenfrohe Angebot in unserer Stadt aufmerksam zu machen. Nun ist die Georg Büchner Ende Mai fast still und heim-

Carlo Ihde

Marcel Dittmann

Dirk Ramthor

Hannes Falke

Henning Wüstemann

Stephan Holtz

Theresia ZiegsAntonia Wolschon

Maria Annemüller

Ole Schulz

Anne Halbauer

Sarah Schüler

Fritz Beise Alex Hintze

Friederike Wollgast

Steffen Dürre Andreas Doneith

Robert Giessmann

Wir sind heuler - du auch?Meld dich per E-Mail: [email protected]

lich von uns gegangen, nur wenige wollten sich dagegen wehren. Der Stubnitz scheint die Welt außerhalb von Rostock immer noch besser zu ge-fallen und das Theater im Stadthafen wird zum Ende des Jahres fast unbeachtet dichtgemacht. Diese Rostocker Kulturgüter verabschieden sich leise und nur bei wenigen von uns hat dies für Aufregung gesorgt. Leider. Interessiert dich das, lieber Leser, nicht? Was dann?

Wir schreiben mit und für euch über The-men, von denen wir denken, dass sie euch inter-

Wo ein Ende ist, ist auch ein Anfang!

essieren oder angehen könnten. Tun sie das? Gebt uns doch eine Rückmeldung, was euch interes-siert und schreibt uns! Im nächsten Heft wollen wir euch zu Wort kommen lassen. Wir sind ge-spannt auf eure Meinungen.

Steffie

>>> heulermagazin.de>>> facebook.com/heulermagazin

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Jakob Willich Yvonne Hein Marcus Sümnick Fabian Scheller Luise Wagner Sophie Auer

Tom Warnke

Beke Detlefsen

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heuler-Studentenmagazin

Parkstraße 6, 18057 Rostock

Tel/Fax: 0381-498-5608 / -5603

>>> heulermagazin.de

Nr. 102 | Juli 2013

Herausgeber

Studierendenschaft der

Universität Rostock

Redaktionsleitung

Stefanie Krauß (V. i. S. d. P.)

Antonia Wolschon

[email protected]

Geschäftsführung

Henning Wüstemann

[email protected]

Ressortleitung

Sarah Schüler, Friederike Wollgast (Uni)

Antonia Wolschon, Marcel Dittmann (Leben)

Theresia Ziegs, Ole Schulz (Politik)

Stefanie Krauß (Kultur)

Layout & Grafik

Dirk Ramthor & Steffen Dürre

Korrektorat/Lektorat

Andreas Doneith

Redaktionelle Mitarbeit:

Maria Annemüller, Sophie Auer, Beke

Detlefsen, Hannes Falke, Robert Giess-

mann, Anne Halbauer, Yvonne Hein,

Alex Hintze, Stephan Holtz, Carlo Ihde,

Isabell Kilian, Johanna-Katharina Möller,

Lara Sophie Prinzler, Fabian Scheller, Tom

Warnke, Sandra Wendland, Luise Wagner,

Jakob Willich

Cover:

Steffen Dürre

Fotografie:

Marcus Sümnick

Druck: ODR Ostseedruck Rostock

Auflage: 3.500 Exemplare

Erscheinungsweise: viermal im Jahr

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InHALT / AuSGABe 102

6 unI7 Hochschulgruppen und ihr Nutzen Ohne Fleiß kein Preis

8 Bewerben lohnt sich immer Studienfinanzierung

10 Zieleinlauf mit dem Tretboot Interview mit dem Tretbootteam der Uni Rostock

12 Kann man aus Geschichte lernen? Über Sinn und Unsinn von Geschichte

14 E-Learning – Zukunft der Uni Rostock? Vom Ausbau des E-Learning-Angebotes an der UR

16 Gegendarstellung zum Artikel „Aussiebfächer“

17 Achilles Verse

18 LeBen19 Wenn jetzt Sommer wär‘ Stadtwald oder Stadthafen?

22 Last-Minute-Semesterferienplanung Ein Kurztrip ist doch meistens drin

24 Do it yourself Eis machen ohne Eismaschine

26 Das Rad der Zeit und die Zeit des Rades Fahrradszene in Rostock

28 POLITIK29 Wer kriegt was? Verteilung von finanziellen Mitteln an der Uni Rostock

30 Blühende Ignoranz und ein verbesserter Verbotsantrag Die NPD sitzt leider immer noch im Schweriner Landtag

32 Freiheit versus Vaterland Eine buschikose Bilanz

33 Der Studierendenschaft eine Stimme verleihen? Der neue studentische Prorektor

34 Bildungsrepublik ade? Unterfinanzierung des Bildungssystems

35 Inklusion exklusiv Die Uni Rostock und der pädagogische Ansatz unserer Zeit

36 KuLTuR37 Les Bummms Boys40 Open-Stage und Livemusik in Rostock41 Das hmt-Kulturcafé42 ROhrSTOCK - Das Studentenkabarett44 Literaturseiten46 Bühne – Ein Herz und eine Seele47 FiSh-Festival-Review / Rostock in 100 Worten48 Kulturtermine 50 Postskriptum / Kommentar51 Comic

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Sommer, Sonne, Semesterferien – endlich!

Wer sich gern auf dem Wasser bewegt, kann beim Tretbootteam der Uni Rostock

ein neues Lieblingshobby finden. Wer lieber flexibel am Strand lernt als in der stickigen

Bibliothek, dem sei unser Beitrag zum Onlinelernen wärmstens empfohlen.

Viel Spaß am Strand – und beim Lesen!

Friederike Wollgast und Sarah Schüler

uni

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Prüfungslernerei, der tägliche Haushalts-wahnsinn, nebenbei noch Geld verdienen und insgesamt einfach zu wenig Zeit – oft ge-

hörte Ausreden an unserer Universität, wenn es um den Einsatz in Bereichen außerhalb des regulären Stundenplanes geht. Aber es sind eben genau das: Ausreden. Denn es gibt durchaus Studenten, die in der Lage sind, beides zu bewältigen: den eigenen Alltag und zusätzliches soziales Engagement, ohne welches nämlich zum Beispiel auch dieser schöne heuler nicht möglich gewesen wäre.

Hochschulgruppen bieten dir eine gute Mög-lichkeit zum ehrenamtlichen Austoben. Während die politischen Vertretungen, wie die der Jusos oder der Grünen, sich vor allem mittels Gremienar-beit in den verschiedenen Studierendenvertretun-

Ohne Fleiß kein Preis: Hochschulgruppen und ihr NutzenSchluss mit den Ausreden! Wir Studenten sollten uns wieder mehr engagieren, uns für unsere Interessen einsetzen und etwas verän-dern wollen. Ganz einfach geht das in den verschiedenen Hoch-schulgruppen an unserer Universität – und wir selbst profitieren sogar auch noch davon.

Hochschulgruppe Webseite E-MailGrüne Hochschulgruppe www.ghg-rostock.de

[email protected]

Hochschulpiraten wiki.piratenpartei.de/HSG:Rostock [email protected]

Hochschulgruppe der Jusos www.jusos-rostock.de/?cat=10 [email protected]

Liberale Hochschulgruppe www.lhg-rostock.de [email protected]

Ring Christlich-Demokratischer Studenten www.rcds.de [email protected]

Sozialistisch Demokratischer Studierendenverband

www.sdsrostock.blogsport.de [email protected]

AIESEC www.aiesec.de/rostock [email protected]

Amnesty International www.amnesty-rostock.de [email protected]

Hochschulgruppe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG)

www.dighochschulgruppe.wordpress.com [email protected]

Entrepreneurs Club Rostock e. V. www.ecr.uni-rostock.de [email protected]

Hanseatischer Börsenverein www.boersenverein.org [email protected]

MARKET TEAM e. V. Rostock www.market-team.org/rostock [email protected]

Studentische Unternehmensberatung Rostock e. V.

www.stub-rostock.de [email protected]

Verband Dt. Wirtschaftsingenieure – Hochschulgruppe Rostock e. V.

www.wiwi.uni-rostock.de/~vwi-hro [email protected]

gen für politische und hochschulpolitische The-men einsetzen, gibt es eine Vielzahl von weiteren Organisationen, die andere Schwerpunkte setzen. Die Hochschulgruppe Rostock der Deutsch-Israe-lischen Gesellschaft (DIG) zum Beispiel, die über die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse im jüdischen Staat informieren will, oder die Am-nesty International-Hochschulgruppe Rostock, die versucht, durch Aktionen auf Ziele ihrer Organi-sation wie die Wahrung der Menschenrechte und den Einsatz für politische Gefangene aufmerksam zu machen.

Andere Gruppen wiederum organisieren Workshops und Vorträge oder vermitteln Praktika an interessierte Studenten. Die Tätigkeiten sind häufig so vielseitig wie die Hochschulgruppen

selbst. Gemein haben die Organisationen jedoch meist das allwöchentliche Treffen zum Planen, Organisieren, Aufgabenverteilen und zum Ideen-austausch. Durch die aktive Teilnahme kannst du dir nicht nur wichtige Soft Skills für die spä-tere Berufslaufbahn aneignen, nützliche Kontakte knüpfen und neue Mitstudenten kennenlernen, sondern auch, so ganz nebenbei, ein wenig für deinen Lebenslauf tun. Und selbst wenn es in ei-ner ganzen Sitzung dann wirklich nur um die eine Frage gehen sollte, ob und wo Gruppen-T-Shirts bestellt werden (Name des Informanten und der betreffenden Hochschulgruppe werden hier lieber nicht verraten), kann auch das nützlich sein – Dis-kussionsfähigkeiten und Konfliktmanagement ha-ben noch niemandem geschadet.

Problem bei der Sache mit den Hochschulgruppen:

Die Mehrheit der Studenten weiß nicht einmal, dass diese Gruppen überhaupt existieren.

Leider gibt es an unserer Universität – an-ders als an vielen anderen Hochschulen – bisher keine Erfassung dieser Gruppen und damit auch keine leicht zugängliche und übersichtliche Auflistung.

Der AStA arbeitet gerade an einem Flyer über die politischen Hochschulgruppen. Mit seiner Mithilfe und der nebenstehen-den Liste hier ein Versuch, euch einen ers-ten Überblick zu verschaffen. Die Gruppen sind außerdem alle bei Facebook vertreten.

Autorin: Beke Detlefsen möchte mehr sein als nur (feierwütige) Studentin und wünscht sich das auch von zahlreichen anderen.

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Von den Eltern unabhängig sein, das Stu-dium ohne große finanzielle Sorgen über die Runden bringen und vielleicht sogar

individuell gefördert werden: Das wünscht sich wohl ein Großteil der Studenten. Und es ist gar nicht so surreal. Denn in Deutschland existieren rund 1.750 Stiftungen, die Begabtenförderung betreiben. Circa 14.000 Studenten erhalten in Deutschland Unterstützung durch die Begabten-förderungswerke – das sind etwa zwei Prozent aller Studierenden. Einige Stiftungen haben einen politischen oder zumindest kirchlichen Hinter-grund, aber auch einige Firmen und Wirtschafts-verbände fördern. Unterstützung erhalten auch die Stiftungen selbst – vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, mit circa 136 Millio-

nen Euro jährlich. Die Stipendien errechnen sich meist nach BAföG-Satz und einem zusätzlichen monatlichen Büchergeld von 150 Euro. Gesell-schaftliches Engagement und gute Noten im Ab-itur werden meist vorausgesetzt, aber oft zählen auch Faktoren wie die Nationalität oder die Leis-tungen während des Studiums. Sicher ist eins: Be-werben lohnt sich immer.

Eine sehr beliebte und auch die größte Stif-tung Deutschlands ist die Studienstiftung des deutschen Volkes – das klingt zunächst etwas merkwürdig, ein bisschen nach Burschenschaft und braunem Gedankengut. Das Leitmotiv „Leis-tung, Initiative, Verantwortung“ spiegelt die ei-gentliche Intention wider. Die Studienstiftung ist mit ihren knapp 11.000 Stipendiaten in ganz

Deutschland, davon circa 60 in Rostock, der Rie-se unter den Begabtenförderungswerken. Sie legt beim Auswahlverfahren aber nicht nur Wert auf Leistung, die in Noten gemessen wird, sondern auch auf soziales Engagement und die Initiative, etwas bewegen zu wollen.

Einziger Haken: Das Bewerbungsverfahren. In der Vergangenheit beruhte es auf Schul- und Professorenvorschlägen, wurde jetzt aber auch für Eigenbewerbungen geöffnet. Am besten schaut ihr einfach mal auf der Internetseite der Stiftung rein und bewerbt euch selbst (nur im 1. und 2. Semester möglich) oder fragt mal euren Lieblingsprof, ob er euch vorschlagen würde ...

Link: >>> studienstiftung.de

Bewerben lohnt sich immerIn Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, sich das Studium zu finanzieren. Noch mehr als reine Finanzierung bieten Stipendien – also aufgepasst!

Autoren: Maria Annemüller und Robert Giessmann wissen, dass jeder Student die Chance hat, ein Stipendium zu bekommen. Illustration: Steffen Dürre

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Neben politischen, konfessionellen oder ande-ren Stiftungen gibt es auch eine Alternative: Das ABSOLVENTA-Stipendium. Hier spielt weder die Studienrichtung noch die Nationalität, die politische Identifikation, die Noten oder das ge-sellschaftliche Engagement eine übergeordnete Rolle. Denn hier entscheidet die Internetgemein-schaft, welcher der Bewerber das Stipendium er-hält. Was zählt, ist eine kreative Botschaft, die das Forum beeindruckt: Ein Video, ein Lied, ein besonders beeindruckendes Motivationsschrei-ben oder andere kreative Ideen sind gefragt. Auch in der Gruppe ist eine Bewerbung möglich. Die Frage nach der Relevanz der Förderung für den Bewerber ist ein ausschlaggebender Punkt.

Die gewünschte Unterstützersumme wird von dem Studenten selbst festgelegt, darf aber 3.000 Euro nicht überschreiten – denn das Sti-pendium ist einmalig und auf ein konkretes For-schungsziel oder Studienprojekt ausgerichtet. Das kann z. B. ein Auslandssemester oder auch das nötige Material, um für die Doktorarbeit eine landesweite Umfrage durchzuführen, sein. Lebenshaltungskosten werden hierbei jedoch nicht getragen, da die Förderung einmalig ist

und damit nicht zur Finanzierung des komplet-ten Studiums beitragen kann. Ein weiterer Vor-teil ist, dass man sich jedes Jahr neu bewerben kann – selbst wenn man bereits das ABSOLVEN-TA-Stipendium erhalten hat. Das höchststehende Auswahlkriterium beläuft sich auf ein überzeu-gendes Projekt und dessen Darstellung.

Je geringer die Summe ist, die der Bewerber angibt, desto wahrscheinlicher ist die Zusage des Stipendiums von der Internetgemeinde. Grund: Es steht nur ein bestimmtes Budget zur Verfü-gung – und derjenige mit den meisten Stimmen erhält die Förderung. Verschiedene Unterneh-men aus den unterschiedlichsten Branchen der Privatwirtschaft wie beispielsweise der Markt-führer des Fernstudiums ILS, der Online-Deko-rationsanbieter banjado und European Waterbed Production (EWP) sind als Geldgeber bekannt. Auch Doktoranden können an der Bewerbung teilnehmen. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 11. August.

Link: >>> stipendium.de

Breiten- vs. Elitenförderung

Bei den Unsummen, die in Begabtenförderungs-werke fließen, stellt sich immer wieder die Frage, ob das Geld nicht lieber für eine gesunde Brei-

tenförderung der Studierenden oder des Hochschulbe-reichs genutzt werden sollte. Genau dieser Ansatzpunkt sorgte im StuRa schon für unzählige hitzige Diskussio-nen.

In der Tat sind 136 Millionen Euro eine ganze Stan-ge Geld, verteilt auf 14.000 Stipendiaten also rund 800 Euro pro Monat. Effektiv ist das halt aber auch nur der BAföG-Satz (immerhin darlehensfrei, also wirklich ge-schenkt!) plus 200 Euro pro Person. So viel Geld kommt bei den Stipendiaten aber gar nicht an – gut 10 Prozent gehen für Verwaltung und weitere 12 Prozent für die so-genannten „ideellen“ Zusatzangebote wie Sommeraka-demien oder Sprachkurse drauf. Bei der Studienstiftung bekommen zum Beispiel 56 Prozent der Stipendiaten nur das Büchergeld (150 Euro im Monat), 27 Prozent Teilstipendien (also etwas zwischen 150 und 750 Euro im Monat) und nur 17 Prozent die vollen 750 Euro.

Andererseits braucht zum Beispiel schon die Univer-sität Rostock 145 Millionen Euro im Jahr – und hat laut eigener Aussage knapp 20 Millionen zu wenig –, sodass mit 136 Millionen mehr im Hochschulbereich die Arbeit auch noch nicht getan wäre ...

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HeuLeR: WIe SeID IHR ZuM TReTBOOTFAH-Ren An DeR unI GeKOMMen?Nicolas: Bei einer Ersti-Veranstaltung habe ich die Tretbootleute bei ihrem Vortrag gesehen und unterhielt mich mit einem Teammitglied, welches mich direkt am Abend zum Teamtreffen einlud. Seitdem bin ich dabei. Mittlerweile bin ich Kapitän der Mannschaft und studiere Maschinenbau mit Vertiefung Schiffbau.Julia: Durch das WG-Leben in Rostock lernte ich über einen der Mitbewohner das Team kennen. Mit Schiffbau an sich habe ich nie was am Hut gehabt und studiere auch weiterhin nur allgemein Maschi-nenbau. Außerdem kümmere ich mich um die Fi-nanzen und PR.

WIe vIeLe MITGLIeDeR HABT IHR IM MOMenT IM TeAM unD WAS SInD IHRe AuFGABen?Julia: Normalerweise umfasst das Team 10 bis 15 Leute. Im Moment haben wir leider nur noch fünf Mitglieder, die alle Maschinenbau studieren. Für Maschinenbau wohl einzigartig gibt es deshalb der-zeit einen Frauenanteil von 60 Prozent. Die geringe Anzahl an Leuten ist jedoch schwierig, da wir allein sechs Leute für das Fahren auf Regatten benötigen.

Wenn ICH An TReTBOOTe DenKe, STeLLe ICH MIR DAS eRST MAL SeHR GeMüTLICH vOR. IHR WOLLT BeI Den WeTTBeWeRBen ABeR nICHT nuR GuTe KOnSTRuKTIOnen ABLIe-FeRn, SOnDeRn AuCH BeSOnDeRS SCHneLL SeIn. TRAInIeRT IHR vIeL IM vORAuS?Julia: Oh ja, zuallererst Konditionsgrundlagen auf Rennrädern. Mindestens einen Monat vor den Wettkämpfen werden dann die Trockenübungen abgelöst durch das gezielte Trainieren der Diszipli-nen auf dem Wasser.Nicolas: Die einzelnen Disziplinen werden dann von ausgewählten unterschiedlichen Leuten ge-fahren.

WIe vIeL eIGenveRAnTWORTunG STeCKT In euReM PROJeKT?Julia: Die Arbeit wird von uns komplett eigenver-antwortlich in der Freizeit betrieben, auch wenn wir trotzdem von der Uni unterstützt werden. Lei-der werden uns keine Punkte angerechnet, aber wir können Wissen aus unserem Maschinenbaustudi-um praktisch anwenden.Nicolas: Unser Know-how haben wir schon bei der „International Waterbike Regatta“ (IWR), die jedes

Jahr an einer anderen europäischen Hochschule mit Schwerpunkt Maschinenbau bzw. Schiffstechnik ausgetragen wird, in Kroatien unter Beweis stellen können. Dort treten studentische Teams gegen-einander an. Es darf allerdings nur räumliche und finanzielle Unterstützung durch die Uni gewährt werden. Konstruktive oder fachliche Hilfe, z. B. die Planung und den Bau der Boote, bekommen wir da-bei nicht. Das muss komplett selbstständig erfolgen.

WIe STARK IST BeI Den WeTTBeWeRBen WIe DeR IWR MITTLeRWeILe DIe KOnKuRRenZ?Julia: Dieses Jahr waren es nur wenige Teams mit sehr guten Booten, die um den Gesamtsieg fuhren. Dabei haben wir uns den dritten Platz erkämpft. Die Teams vor uns kamen aus Hamburg und Dan-zig. Siegreich waren wir in unseren Spezialdiszip-linen 100-m-Sprint und Langstrecke (circa 10 km).Nicolas: Das Hauptaugenmerk bei der Veranstal-tung liegt allerdings nicht auf dem sportlichen As-pekt, sondern mehr auf der Konstruktionsklasse der Boote. Das heißt: ein Schaulaufen für innovative Antriebe, Konstruktionskonzepte und Ideen. Bei den neueren, auf Wettkampf getrimmten Booten ist natürlich auch Training notwendig, um mit Muskel-

Zieleinlauf mit dem TretbootEndlich ist der Sommer in Rostock angekommen. Zeit, um seinen Sportsgeist zu wecken. Julia und Nicolas vom Tretbootteam der Uni verbessern beim Konstruieren ihrer wendigen Boote noch dazu ihr handwerkliches Geschick. Der heuler hat mit den bei-den Maschinenbauern gesprochen und herausgefunden, war-um Tretbootfahren alles andere als ein gemütlicher Sport ist.Autorin: Sarah Schüler ist für die Frauenquote in Tretbooten.

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kraft im Sprint nochmals Sekunden zu gewinnen.Julia: Bei der IWR ist es natürlich spannend, auch andere Boote zu fahren. Jedes Boot steuert sich an-ders und man erzielt nicht die gleichen Ergebnisse wie die auf ihre Boote spezialisierten Fahrer. Das heißt, es ist definitiv eine sportliche Komponente vorhanden.

IHR HABT GeSAGT, IHR WeRDeT vOn DeR unI unTeRSTüTZT. ReICHen DIe GeLDeR DeR unIveRSITäT ALLeIn DAFüR AuS? WOHeR Be-ZIeHT IHR eueR BAuMATeRIAL?Julia: Nein, die reichen lange nicht aus. Viele Lehrstühle treten jedoch als Sponsoren auf und helfen uns. Aber wir suchen immer wieder Spon-soren in der Wirtschaft – vor allem für das Ma-terial, was wir zum Bauen benötigen. Für unser neuestes Boot „Rollo“ hatten wir ca. 20.000 Euro Materialkosten – Arbeitszeiten sind nicht mitbe-trachtet. Daher sind wir oft für das Team unter-wegs, um Sponsoren für uns zu gewinnen. Für diese Aufgabe können wir übrigens immer studen-tische Verstärkung gebrauchen.Nicolas: Ein Großteil an Sponsorenleistungen sind vor allem Maschinenstunden bei den Unterneh-men, die als Privatperson unbezahlbar wären. Da-rüber hinaus dürfen wir Materialreste verwenden, die in einer Großproduktion nicht genutzt werden können, jedoch für unsere Einzelanfertigungen noch super geeignet sind.

WeLCHe BOOTe HABT IHR AKTueLL unD WAS SInD IHRe BeSOnDeRHeITen?Julia: Momentan haben wir drei aktive: das sind unser Erfolgsboot „annaχ“ (gesprochen anna-chi), das neueste „Rollo“ und unsere alte Dame „Renate“. Ein viertes ist inaktiv und im großen Hörsaal der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik aus-gestellt. Dabei handelt es sich um das 1992 erstmals in diesem Rahmen in Rostock gebaute Tretboot „Anna“.Nicolas: Wir bauen verschiedene Rümpfe. Zum Beispiel haben wir Testrümpfe aus Glasfaser – diese sind relativ schwer. Für die Rennen haben wir spezi-elle Rümpfe aus Carbonfasern mit Leichtbauelemen-ten – diese wiegen lediglich fünf Kilo.Julia: Für diese Art von Neubauten existiert dann auch die Möglichkeit, studentische Arbeiten zu schreiben. Sei es Bachelor-, Studien- oder Projektar-beit, angefangen mit der Optimierung der Strömun-gen sowie der Steifigkeiten der Rümpfe.

WIe SeID IHR eIGenTLICH AuF DIe nAMen Ge-KOMMen?Julia: „Renate“ und „Rollo“ sind eindeutig durch Torfrock inspiriert, was auch die Farbgebung von „Rollo“ definiert: Als Wikinger-König musste er na-türlich durch entsprechendes Lenkerband und Sat-telüberzüge rote „Haare“ bekommen. Die Namens-gebung von „annaχ“ liegt etwas länger zurück. Bei der Neukonzipierung innerhalb einer studentischen

Arbeit des alten Bootes „Anna“ ergab sich die Be-zeichnung Projekt X. Daraus wurde dann recht schnell ein griechisches Chi und somit „annaχ“ .

WAS MuSS JeMAnD MITBRInGen, DeR BeI euCH MITMACHen MöCHTe?Nicolas: Viele im Team bauen gerne mit diesen hochwertigen Materialien. Es gibt aber auch ganz andere Möglichkeiten der Mitarbeit für Leute, de-nen das nicht so liegt. Das beginnt mit der Pflege der Sponsorenkontakte, der Öffentlichkeitsarbeit oder der Organisation der Finanzen. Man lernt das Arbeiten mit Materialien und den praktischen Umgang mit unterschiedlichsten Werkzeugen. Zum anderen lernt man auch wichtige Personen durch die Sponsoren kennen. Noch viel wichtiger ist aber das Netzwerk, welches man kennenlernt durch die ehemaligen Mitglieder.Julia: Spaß! Freude am Basteln, Planen und Tüf-teln. Ich habe anfangs auch nicht viel gebaut und viele der organisatorischen Aufgaben übernom-men. Aber wer technisches Interesse hat, kommt sehr schnell rein. Wer sich dafür interessiert, bei uns mitzumachen, kann uns über [email protected] kontaktieren oder einfach Mitt-wochabend ab 19 Uhr zur Teamsitzung über den Innenhof Maschinenbau in den Keller kommen. Da können wir dann alles zeigen und dabei entspannt ein Bier trinken. Wer die Boote einfach nur in Akti-on sehen will oder auch mal Probe fahren möchte, kann dies allerdings auch vom 8. bis 11. August auf der Hanse Sail!

Das klingt vielversprechend. Vielen Dank für das Gespräch.

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Viele Lehrer verweisen bei der Frage nach dem Zweck des Geschichtsunterrichts auf die Erziehung zum demokratischen und

mündigen Bürger. Fraglich ist, ob dieses Ziel mit dem heutigen Konzept von Querschnitten erreicht wird. Bei Querschnitten wird Geschichte als Wurst gedacht, die sich mit jedem Tag nach oben verlängert, im Geschichtsunterricht schneidet man sie an einer Stelle durch, um sich die Zusam-mensetzung an dieser Stelle anzusehen. Mithilfe dieses Verfahrens können Lehrer vermitteln, dass zum Beispiel das Römische Reich untergegangen ist – aber nicht, warum es dazu kam, und schon gar nicht, was uns das heute sagt.

Anders macht man es in den Niederlanden, in denen es Geschichte als eigenständiges Fach gar nicht mehr gibt. Es wurde eingefügt in das größere Fach „Weltorientierung“. Dieses Fach erläutert ein relevantes Thema, innerhalb dessen der aktuelle Zustand erklärt (Politik), die Gesell-schaft, die Umgebung beschrieben (Sozialwissen-schaften), die geografischen Gegebenheiten un-tersucht (Geografie) und zu allem die historische Dimension geliefert wird. Ein Modell auch für deutsche Schulen? Kersten Krüger, emeritierter

Professor am Historischen Insti-

tut der Uni Rostock, zeigt sich skeptisch. Zwar sei das System an

sich ein gutes, in dem mehr gelernt werden kön-ne, allerdings bleibe Geschichte nach seinen Er-fahrungen immer dasjenige Fach, das mehr oder minder ignoriert würde. Der Mensch brauche allerdings die Betrachtung von Geschichte ganz unbedingt, da jede persönliche und gesellschaft-liche Standortbestimmung und Ausrichtung mit einem Blick in die Vergangenheit geschehe – und seien es nur die Erfahrungen, die Entscheidun-gen beeinflussen. Das Zusammenfassen von Fä-chern darf daher keineswegs einem Eindampfen gleichkommen, denn damit würden wir „gesell-schaftliche Risiken wie politischen Extremismus heraufbeschwören, die wir nicht mehr beherr-schen könnten“, so Prof. Krüger.

Der Geschichtsunterricht muss also nicht ein-fach Fakten präsentieren, sondern den Schülern je-derzeit klarmachen, was diese für ihre Gegenwart und ihr Leben bedeuten. „Wenn die Schüler nicht verstehen, was uns die Geschichte lehrt, dann haben wir es ihnen beizubringen“, so Krüger. Am besten lasse sich das durch die bereits zitierten Längsschnitte verwirklichen, die auch ohne eine Fusion der oben genannten Fächer im Unterricht verwendbar sind. Dabei werde die Wurst an ei-nem Thema der Gegenwart beginnend nach unten

geschnitten und beispielhaft Fälle ana-lysiert. So könnte man etwa die Machtüber-

nahme der Nazis 1933 mit dem Untergang der Römischen Republik um 50 v. u. Z. und anderen Themen unter dem Aspekt der Umwandlung einer Demokratie in eine Diktatur vergleichen. Wolf-gang Nieke, Professor für Allgemeine Pädagogik, vertritt dahin gehend die Ansicht, dass der Mensch am meisten durch Differenz und Vergleich lerne.

Problematisch an der Methode sei jedoch, dass sie derzeit nicht im Lehrplan vorgesehen ist und dass bei falscher Handhabung ein Inselwissen bei den Schülern entsteht. Einer entsprechenden Um-stellung müsste daher eine Reform des Lehramts-studiums vorausgehen. Studierenden müsse trotz Querschnitt-Forschung die Möglichkeit gegeben werden, unter Anleitung Überblickswissen zu er-werben. Hierfür seien Vorlesungen anscheinend nicht besonders geeignet, sodass sich am ehesten Übungen („Epochen im Überblick“) anböten, so Prof. Krüger.

Was am Beispiel des Geschichtsunterrichts gezeigt wurde, lässt sich auch auf andere Fächer übertragen. Die Lernbereitschaft steigt nach-weislich, wenn die Schüler einen Sinn in dem sehen, was sie da lernen, und es ist die Aufgabe des Lehrers, diesen Sinn glaubhaft zu machen. Gleichzeitig ist es aber auch Pflicht der Lehrplan-erstellenden, darauf zu achten, dass der Sinn eines Faches glaubhaft vertreten werden kann. Und dann: Guten Appetit!

Autor: Alex Hintze ist in der letzten adoleszenten „Warum?“-Phase. Illustration: Steffen Dürre

Hand aufs Herz: Was habt ihr aus eurem Geschichtsunter-richt in der Schule mitgenommen? Versteht ihr es jetzt, historische Dimensionen zu ermessen? Vermutlich eher weniger. Doch liegt es am Fach? Warum studieren es dann so viele, um es eines Tages selbst zu lehren? Ein Artikel über Sinn und Unsinn von Geschichte.

Kann man aus Geschichte lernen?

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E-Learning – Zukunft der Uni Rostock?E-Learning an Hochschulen ist in den letzten Jahren immer beliebter und wesentlicher Bestandteil der Lehre geworden. Auch die Uni Rostock baut ihr Onlinelernen-Angebot immer weiter aus. Der heuler erfuhr im Gespräch mit Matthias Linke, was an unserer Uni online alles möglich ist und wie sich das Angebot auch zukünftig gestalten könnte.

Matthias Linke ist Verantwortlicher für alle Angelegenheiten rund um das ILI-AS-System am IT- und Medienzentrum

(ITMZ). Zur Zeit profitieren rund 4.000 Nutzer aktiv vom Onlineangebot der Universität Rostock, bis Mai gab es in diesem Jahr circa 770 neue Anmeldungen. Vor fast zehn Jahren (2004) wurde mit der „Note-book University Rostock“ ein Projekt gestartet, das den Weg zum heutigen Onlineangebot ebnete. Die beteiligten Fakultäten entschieden sich damals für das ILIAS-System. Fast gleichzeitig entstand auch das Stud.IP-Portal. Warum das Letztere im heutigen

Uni-Alltag viel dominanter vertreten ist, erklärt sich Linke damit, dass die Forderungen der Studenten danach größer waren.

Das Teletutoren-Projekt

Mittlerweile entdecken auch viele Dozenten das ILIAS-System und sehen es als äußerst hilfreich an, da sie eigene Lerninhalte zu ihren Seminaren ge-stalten können. Seit 2008 werden mit dem Teletuto-ren-Projekt Onlineprojekte von Dozenten, die durch

Hilfsstellen von Studenten unterstützt werden, für ein halbes Jahr gefördert. In der Sozialpsychologie nutzt Prof. Perleth bereits seit Langem mit seinen Lerntagebüchern das ILIAS-System. In diesen ler-nen die Studenten dann, wie man eigentlich richtig lernt. Auch die Medizinische Fakultät sei äußerst innovativ im computergestützten Lernen. Die Ein-zigen, die sich mit der Nutzung von ILIAS noch etwas schwer tun, seien die Ingenieurs- und Na-turwissenschaftlichen Fakultäten. Die Physik nutzt sogar lieber ein eigenes System anstelle des schon vorhandenen.

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SprachenzentrumSeit 2007 plant das Sprachenzentrum schon eigene E-Learning-Angebote. In den folgenden Jahren er-weiterten selbst erstellte Lern- und Übungsseiten vor allem das Englischangebot. Ergänzend zu den Englischkursen findet man beispielsweise hilfreiche Tipps und Übungen für das Bewerben auf Englisch, jedoch sind diese Angebote durch Passwort ge-schützt, das nur in den jeweiligen Kursen vergeben wird. Freien Zugang zu hilfreichen Grammatik-übungen hat jeder Student für die Sprachen Eng-lisch (unter anderem auch Business-Englisch), Fran-zösisch, Spanisch, Schwedisch und Latein. Wer sich einmal ein C-Test-Beispiel ansehen möchte, wird ebenfalls fündig. Der C-Test ist zur Einstufung des Sprachniveaus gedacht, der dann den Zugang zu den Kursen am Sprachenzentrum ermöglicht. Mit dem Campus Language Training kann man Englisch und Deutsch seit 2001 ab Anfangslevel lernen, praktisch für ausländische Studenten oder Studenten, die über keinerlei Englischkenntnisse verfügen. Mit diesem Programm kann man sich Teilnahmeschei-ne für Bewerbungen erarbeiten oder gar komplett Englisch-Onlinekurse ab der Aufbaustufe belegen, die sonst nur als Präsenzkurse zu belegen waren.

e-LeARnInG-AnGeBOTe:

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Studium OptimumViele Lehramtsstudenten können sicher ein Lied davon singen, dass es in wichtigen erziehungswis-senschaftlichen Seminaren nahezu unmöglich ist, in der Regelstudienzeit einen Platz zu bekommen. Dank des Studium Optimum-Wettbewerbes lässt sich dieser Missstand nun in einigen Bereichen schließen. In der differentiellen Psychologie bie-tet sich nun für Studenten, die keinen begehrten Seminarplatz bekommen haben, die Möglichkeit, im Selbststudium mithilfe der Online-Lerneinheit „Beobachtungspraktikum“ den Schein zu erwer-ben. Sie können sich dann die Zeit frei einteilen und müssen lediglich zu einigen Konsultationen die zu bearbeitenden Aufgaben besprechen. Auch andere Fakultäten haben bei ihren eingereichten Projekten für das Studium Optimum vor allem das elektronische Lernen fokussiert, wie beispielsweise das „virtuelle Chemielabor“ der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.

Weitere Studium Optimum-Projekte unter:>>> www.qualitaetsdialog.uni-rostock.de/studium-optimum/

Ersetzt E-Learning die Präsenz-Uni?Eine generelle Ersetzung der Präsenz-Universitäten durch E-Learning hält Matthias Linke für unmög-lich. Man könne nicht alles online lernen oder via aufgezeichneten Vorlesungen. Wo sich Wissen schnell ändert, wäre E-Learning nichts. Auch auf Professoren ganz zu verzichten, wird nicht passie-ren, aber Onlinelernen wird auf jeden Fall einiges erleichtern, so Linke. Große Vorteile sieht er im zeit- und raumunabhängigen Lernen, ebenso im Schließen und Ergänzen von Kapazitätslücken bei vorherrschendem Personalmangel. Er hofft auf eine zukünftige gemeinsame Plattform, die Stud.IP- und ILIAS miteinander verbindet. Videos könnten bei-spielsweise ergänzend als Material zum Seminar genutzt werden. Dabei müsse man sich nicht mehr um Copyright-Verletzungen Gedanken machen, da man auf jene Dateien nur in der geschützten Se-minargruppe zugreifen könnte. Zudem eigne sich ILIAS seiner Meinung nach hervorragend, um eige-ne Lernpläne zu erstellen.

FAZIT:Vielleicht sollte man zukünftig den Studenten einfach die Wahl lassen: sich das Wissen als gute Übung für das Studium via Internetangebot selbst aneignen und für diejenigen, die lieber weiterhin an Präsenzveranstaltungen teilnehmen, diese eben-falls ermöglichen.

Autorinnen: Steffie Krauß lernt auch lieber flexibler beim Kaffee zu Hause.

>>> www.sprachenzentrum.uni-rostock.de/e-learningauto-nomes-lernen/Campus Language Training:>>> www.sprachenzentrum.uni-rostock.de/campus-lan-guage-training/

Page 15: heuler - das Studentenmagazin #102

Man würde es nicht vermuten, aber auch das Studium eines jeden Mediziners be-ginnt in Rostock im Sprachenzentrum.

Das macht auch Sinn, denn um den Prof überhaupt verstehen zu können, wenn er beispielsweise von der Circumferentia articularis radii des proxima-len Radioulnargelenks (einem Teil des Gelenks zwischen Elle und Speiche im Unterarm) spricht, sind schon gewisse Grund-kenntnisse der medizinischen Terminologie nötig.

Seit dem vergangenen Wintersemester besteht für Studierende nun die Möglichkeit, den Terminologie-Kurs auch online zu absolvieren – vorausge-setzt, man bringt ein großes Latinum mit, das nicht älter als zwei Jahre ist. In einer Einfüh-rungsveranstaltung erhält man mit seinem Pass-wort den Zugang zu allen Vokabeln und sämtlichen Grammatikübungen, die man machen kann, aber nicht muss. Kontrolle und Verbesserungen werden durch das E-Learning-Programm vorgenommen.

Der große Vorteil an diesem Angebot ist ganz offensichtlich die individuelle Lerneinteilung und Befreiung von festen Kursterminen. Andererseits bie-tet ein „Live-Kurs“ gerade zu Beginn des Studiums auch eine tolle Möglichkeit, seine Kommilitonen kennenzulernen – und die häufig klausurrelevanten speziellen Vorlieben des Kursleiters, der am Ende auch die Prüfung für die E-Learner zusammenstellt.

Was das Studieren im Netz angeht, sind einige Abiturienten den Studenten der Uni Rostock schon einen Schritt voraus. Im Rahmen des landesweiten Juniorstudiums, durch das fachlich interessierte Schüler gefördert und auf den Übergang an die Hochschule vorbereitet werden sollen, sind den

teilnehmenden Gymnasiasten bestimmte Vorlesungen in den Fächern Ge-schichte, Informatik, Chemie, Biologie, Agrarwissenschaften,

Medizin, Mathematik, Theologie oder Kommunikation online zu-

gänglich. So ist es Juniorstudenten möglich, schulbegleitend zu studie-

ren, ohne im Unterricht zu fehlen, was bisher oft unumgänglich war.

„Welch ein Luxus!“, denkt sich da doch so mancher Student. Tatsächlich

wäre es doch ziemlich ungerecht, das Privileg des E-Learnings als immatriku-

lierter Mediziner nicht nutzen zu können. Das sieht das Anatomische Institut zum Glück ge-nauso und ermöglichte auch den (Senior-)Studenten in den letzten Wochen des Semesters den Zugang zu den Videoaufzeichnungen.

Dann wäre ja alles bestens! Bleibt vonseiten der Studenten nur zu hoffen, dass die Öffnung des Tores in den virtuellen Hörsaal zeitlich nicht allzu begrenzt ist und möglicherweise sogar noch ausge-weitet wird. Und vonseiten des Professors, dass er durch sein Entgegenkommen nicht bald allein mit dem Kameramann im Hörsaal steht …

Das virtuelle Medizinstudium – Erfahrungen einer MedizinstudentinAutorin: Luise Wagner wird nie virtuell operieren.

Page 16: heuler - das Studentenmagazin #102

16 17

Eine der

e r s t e n

Fragen,

die sich stellt,

wenn man sich

für ein Studium in

Rostock entschieden

hat, ist

die nach dem

neuen Wohnsitz. Viele

Rostocker in spe, gerade

aus dem Ausland, nehmen

dabei gerne die Studenten-

werkswohnheime in der

Südstadt in Anspruch. Man

spart sich die Suche nach

einer

Unterkunft, bezahlt

eine ver-

nünftige Miete und hat es nicht

weit zur U

ni. Häufig kommen dazu

noch sympathisch

e Mitbewohner

und damit die ersten einheimisch

en

Kontakte in der neuen Heimatstadt.

In den ersten Wochen ist

das am hei-

ßesten diskutierte Thema zwischen neuen

und alten Bewohnern aber oft nicht der

schnellste

Weg zum Strand oder d

er beste

Club. Vielmehr beschweren sic

h die Neulinge

darüber, dass a

m Abend das Internet so

lang-

sam wird, dass es te

ilweise kaum noch nutzbar

ist. Als W

ohnheimveteran bleibt dann nur zu sa-

gen „Das w

ar schon im

mer so.“ M

anche lernen,

damit zu leben, m

anche sehen darin einen Grund,

ihren Mietvertrag nicht zu verlängern und sic

h nach

einer neuen Bleibe umzusehen.

Probleme mit d

er Internetanbindung in

den Wohn-

heimen haben fast schon Trad

ition. Ja

hrelang angehäufte

Unterschrifte

nlisten und Besch

werdemails an das Studen-

tenwerk zeugen von der immer w

ieder aufbrandenden Un-

zufriedenheit d

er Bewohnersch

aft. Am sch

lechtesten ist die

Situation in den let

zten Jahren im Wohnheim Albert-E

instein-

Straße  28. Dessen Bewohner werden als einzige noch durch

alte Kabelmodemtechnik angebunden. N

un soll zumindest h

ier

Abhilfe gesch

afft werden: D

as Studentenwerk arbeitet derzeit in

Abstimmung m

it den Miete

rn an einer Lösung ohne große Baumaß-

nahmen. Denn letztendlich

zahlt jeder Bewohner pro Monat le

diglich

circa 15 Euro für D

atennetz- und TV-Ansch

luss an das Studentenwerk

– zu wenig, um davon große Umbauten der In

frastruktur zu finanzieren.

Doch diese wären notwendig, um die k

onstant steigende N

achfrage nach

Bandbreite zu befrie

digen. Die v

orhandene Verkabelung re

icht nicht aus,

wenn alle Bewohner am Abend gleichzeitig

Sendungen in Mediatheken se-

hen oder andere datenintensive N

etzanwendungen nutzen wollen.

Dort heißt es: „Hohe Durchfallquoten von 80 bis 90  Prozent hingegen gibt es bei den Maschi-nenbauern im Fach Physik. Das Problem liegt hier, wie auch in anderen natur- und ingenieurwissen-schaftlichen Fächern, vor allem in der mangel-haften mathematischen Ausbildung während der Schulzeit. Wenn dann an der Uni offenbart wird, dass das Benutzen von Formelsammlungen in der Prüfung nicht gestattet ist, fallen die Studenten aus allen Wolken. Und da Differenzialgleichungen und Kurvenintegrale zur Herleitung von fundamentalen Formeln benötigt werden, …“

Hierzu stellen wir fest: Zu unserer Arbeit über vier Jahre mit insgesamt fast 1.300 Studenten macht der heuler in vier Sätzen drei falsche Aussagen:

1. Die tatsächlichen Durchfallquoten liegen bei 6 von 7 Klausuren im Bereich von 73% bis 45%, nur in einem Falle bei 83%. Die mittlere Durchfallquote ist 66,4%.

2. In unseren Klausuren durften immer Formel-sammlungen benutzt werden, zuerst als Tafelwerk, zur 2.  Klausur wurden die Studenten angehalten, Formelsammlungen im Umfang von zwei Seiten A4 selbst zu schreiben, die sie neben Tafelwerken benut-zen durften. Gleichzeitig erging der Hinweis, dass ab der 3. Klausur nur noch selbst geschriebene Formel-sammlungen im o. g. Umfang zugelassen würden!

3. In keiner Klausur mussten Differenzialglei-chungen und Kurvenintegrale gelöst werden! In diesen Klausuren ging es einzig und allein um den Nachweis elementarer Kenntnisse physikali-scher Grundlagen, die nur wenig über den „Abitur-stoff“ hinausgehen.

Es wurden verschiedene Maßnahmen ergrif-fen, um die Studenten besser an die Physik her-anzuführen, ein durchschlagender Erfolg blieb leider aus. Nun erlauben die Studienordnungen nach 3 fehlgeschlagenen Klausuren eine münd-

Gegendarstellung zum Artikel „Aussiebfächer: Legende oder bittere Wahrheit?“ (heuler 01-2013, S. 9)

liche Ergänzungsprüfung. Dort konnten wir dann 2010 nach der Prüfung Folgendes hören: 1. Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, dass ich Sie mit drei nicht bestandenen Klausuren belästigt habe. Das war ein Fehler. Ich habe mich jetzt drei Wochen sehr intensiv auf diese Prüfung vorbereitet und gemerkt: A) Physik kann man auch als Maschinenbauer verstehen, B) Physik ist interes-sant, C) Physik ist für den Maschinenbauer wichtig! 2. Leider haben wir nicht auf Sie gehört („wel-cher junge Mensch hört schon auf Ältere“) und den Begriff „Freiversuch“ allzu wörtlich genommen, sind also eben mal hingegangen, ohne uns darauf in irgendeiner Weise gezielt vorbereitet zu haben ... Wie sagte Galileo Galilei: „Man kann nieman-den etwas lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu finden.“ Was aber, wenn Studen-ten nicht suchen?

Prof. Dr. Heinrich Stolz Dr. Gerd Rudlof

Page 17: heuler - das Studentenmagazin #102

Achilles VerseInternet im Wohnheim: Carpe diem?

Eine der

e r s t e n

Fragen,

die sich stellt,

wenn man sich

für ein Studium in

Rostock entschieden

hat, ist

die nach dem

neuen Wohnsitz. Viele

Rostocker in spe, gerade

aus dem Ausland, nehmen

dabei gerne die Studenten-

werkswohnheime in der

Südstadt in Anspruch. Man

spart sich die Suche nach

einer

Unterkunft, bezahlt

eine ver-

nünftige Miete und hat es nicht

weit zur U

ni. Häufig kommen dazu

noch sympathisch

e Mitbewohner

und damit die ersten einheimisch

en

Kontakte in der neuen Heimatstadt.

In den ersten Wochen ist

das am hei-

ßesten diskutierte Thema zwischen neuen

und alten Bewohnern aber oft nicht der

schnellste

Weg zum Strand oder d

er beste

Club. Vielmehr beschweren sic

h die Neulinge

darüber, dass a

m Abend das Internet so

lang-

sam wird, dass es te

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ist. Als W

ohnheimveteran bleibt dann nur zu sa-

gen „Das w

ar schon im

mer so.“ M

anche lernen,

damit zu leben, m

anche sehen darin einen Grund,

ihren Mietvertrag nicht zu verlängern und sic

h nach

einer neuen Bleibe umzusehen.

Probleme mit d

er Internetanbindung in

den Wohn-

heimen haben fast schon Trad

ition. Ja

hrelang angehäufte

Unterschrifte

nlisten und Besch

werdemails an das Studen-

tenwerk zeugen von der immer w

ieder aufbrandenden Un-

zufriedenheit d

er Bewohnersch

aft. Am sch

lechtesten ist die

Situation in den let

zten Jahren im Wohnheim Albert-E

instein-

Straße  28. Dessen Bewohner werden als einzige noch durch

alte Kabelmodemtechnik angebunden. N

un soll zumindest h

ier

Abhilfe gesch

afft werden: D

as Studentenwerk arbeitet derzeit in

Abstimmung m

it den Miete

rn an einer Lösung ohne große Baumaß-

nahmen. Denn letztendlich

zahlt jeder Bewohner pro Monat le

diglich

circa 15 Euro für D

atennetz- und TV-Ansch

luss an das Studentenwerk

– zu wenig, um davon große Umbauten der In

frastruktur zu finanzieren.

Doch diese wären notwendig, um die k

onstant steigende N

achfrage nach

Bandbreite zu befrie

digen. Die v

orhandene Verkabelung re

icht nicht aus,

wenn alle Bewohner am Abend gleichzeitig

Sendungen in Mediatheken se-

hen oder andere datenintensive N

etzanwendungen nutzen wollen.

Wie kam dieser Engpass

zustande? Die

eigentliche

Intention des Studentenwerks

war jedenfalls sehr löblich

: Alle

Studenten in Wohnheimen werden

direkt ins Universitätsn

etz einge-

bunden. Abrufen von Artikeln über

die Bibo oder Zugriff auf die Server des

Rechenzentrums sind dadurch

direkt

möglich. D

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istung

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r viele Studenten aber immer m

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in den Hintergrund.

Der durch

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che Wohnheimbe-

wohner nutzt seine mietvertraglich

zugesi-

cherte Datennetzanbindung schließlich

wohl

wesentlich häufiger u

nd intensiver privat als f

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das Studium. Hier liegt dann der Übergang der

Verantwortung vom Studentenwerk zum Universi-

tätsnetz. Denn dieses is

t laut N

etzordnung RUN „nur

für Forschung, Lehre und Studium“ zu nutzen. M

it an-

deren Worten: Der fr

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ternet ist den

Mietern im Wohnheim nicht vertra

glich zugesich

ert. Die

gleiche Netzordnung gilt allerdings zum Beispiel au

ch für

alle Universitätsm

itarbeiter oder in der B

ibo – Aufrufe von

Facebook oder YouTube werden natü

rlich weder hier noch im

Wohnheim verfolgt.

Noch bis 2016 läuft der Vertrag, den das Studentenwerk

mit einem Netzbetreiber gesch

lossen hat. Ob die Anbindung der

Wohnheime in der gleichen Weise zukunftssicher weitergeführt

werden kann oder ob eine neue Strat

egie gefahren werden muss,

wird noch zu entscheiden sein. Dabei m

üssen wieder einmal die Inte-

ressen der Studenten gegen Kosten abgewogen werden – keine einfache

Entscheidung fü

r die Verantwortlic

hen. Den eingesch

lagenen Weg der

Kommunikation mit d

en Mietern weiterzuverfolgen, kann sich dabei nur

positiv auswirken.

Auto

r: To

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ben,

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Page 18: heuler - das Studentenmagazin #102

18 19

Nur vier Artikel in diesem Ressort? So hat-te ich mir meine letzte heuler-Ausgabe am Anfang eigentlich nicht vorgestellt.

Mittlerweile weiß ich jedoch, dass es nicht besser hätte werden können: Wir haben

Reisetipps, eine Anleitung zum Eis-selber-Machen, einen Artikel über die Rostocker Fahrradszene sowie ein battle zwischen

Barnstorfer Wald und Stadthafen in petto. Der (Studenten-)Sommer kann kommen! Diese für mich letzte Ausgabe widme ich allen fleißigen Redakteuren, dem ganzen heuler-Team und vor allem meinem groß-

artigen Ko-Ressortleiter Marcel. Nach all den anstrengenden, lustigen, nervenden, kon-spirativen, Mut machenden, aufmun-ternden, zeitraubenden und doch süchtig machenden Stunden beim heuler fällt es

mir nicht leicht, adieu zu sagen.

Antonia und Marcel

leben

Page 19: heuler - das Studentenmagazin #102

Es ist Sommer in der Stadt und in dieser schönen Jahreszeit werden von Rostocker Studenten vor allem zwei Orte in Beschlag genommen: der Barnstorfer Wald und der Stadthafen – zwei Loca-tions, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir haben getestet, wo man besser Sport machen,

entspannen und Zeit mit der Sommerromanze verbringen kann.

Wenn jetzt Sommer wär‘ –

Stadtwald oder Stadthafen?

Der Barnstorfer Wald, von vielen Studenten auch liebevoll „Barni“ genannt, und der Stadthafen sind die Sommer-Hotspots der

Hansestadt. Wenn die Tage wärmer werden, findet man an der Hafenkante kaum noch einen Platz zum Sitzen und im Stadtwald tummeln sich unzählige

Test: Bist du ein Barni- oder ein Stadthafen-Typ?Du willst wissen, was dein Herz wirklich begehrt und welche Location

am besten zu dir passt? Mach den Test und finde es heraus!

Frisbee-Golfer, Kubb-Spieler, Slackliner und Hun-debesitzer. Beide Orte haben schon aufgrund ihrer Lage einen unverwechselbaren Charakter.

Das heuler -Testteam hat sich für diese Ausgabe auf den Weg gemacht, um herauszufinden, was den Stadthafen und den Barnstorfer Wald darüber hin-

10 PunKTe unD WenIGeRDu bist der klassische Barni-Typ. Du liebst das Rauschen der Blätter, ein schattiges Plätzchen, an dem man ein schönes Picknick genießen kann, und könntest den ganzen Tag nur auf Bäume klettern. In Flecktarn gekleidet und mit einer Lupe im Gepäck erkundest du Zentimeter für Zentimeter den Waldboden auf der Suche nach interessanten Kleininsekten und Pflanzen. Nachmittags legst du dich auch gerne mal mit einem Bierchen ins hohe Gras und beobachtest die Wolken. Pass auf, dass du vom Denken an das dreckige Hafenwasser keinen Herpes be-kommst.

11 PunKTe unD MeHRInsekten oder andere Kleintiere sind dir nicht geheuer, weshalb du stets mit einem guten In-sektenspray ausgerüstet bist. Hunde und ihre Besitzer machen dir zu schaffen, und egal wo du bist, träumst du von Schiffen und dem weiten Meer. Blau ist deine Lieblingsfarbe und nur am Wasser fühlst du dich so richtig wohl. Du bist ein typisches Stadthafen-Kind. Geheimtipp: Ein Matrosenoutfit oder blau-weiß gestreifte Acces-soires machen dich noch authentischer.

Du liebst

Hunde über alles

und hast kein Problem

damit, tagelang mit Hun-

dekacke am Schuh rumzu-

laufen?

ja: +1 / nein: +2

Du hast

panische Angst vor

Kleininsekten, speziell

Mücken, Ameisen und

Fliegen?

ja: +2 / nein: +1

Du bist notorisch

seekrank und hast eine

Allergie gegen Salzwasser?

ja: +1 / nein: +3

Du schläfst

mit offenem Fens-

ter, um dir auch nachts

einen Hauch von frischer

Seebrise um die Nase wehen

zu lassen?

ja: +2 / nein: +1

Du gehst

gern auf Safari und

findest es unheimlich span-

nend, in Büschen rumzukrau-

chen, um noch unentdeckte

Tierarten aufzuspüren?

ja: +1 / nein: +3

Du bist im-

mer up to date und

suchst schon lange eine

Möglichkeit, deine neusten

Modeerrungenschaften zu

präsentieren?

ja: +2 / nein: +1

Du magst eigent-

lich keine Menschen,

aber Bäume sind okay?

ja: +3 / nein: +1

Deine Punktzahl:

....................

aus so einzigartig macht. In den Kategorien Sport, Romantik, Praktisches und Erholung haben wir uns auf Spurensuche begeben und die Vor- und Nach-teile professionell analysiert und gegenübergestellt. Mach den Test und finde heraus, was dein Lieblings-ort dir zu bieten hat.

Page 20: heuler - das Studentenmagazin #102

20 21

Ameisen, Mücken, Spinnen, Krabbeltiere ... oh Gott, im Wald gibt es Natur! Wer Angst vor Kleinsttieren hat, sollte sich mit Insekten-spray ausrüsten. Ansonsten muss sich auf den Besuch des einen

oder anderen frei laufenden Vierbeiners inklusive Hinterlassenschaften eingestellt werden. Schade ist auch, dass der nächste Supermarkt mehr als eine Meile entfernt ist und man außer einem Busch kein stilles Örtchen findet. Dafür kann man es sich hier zum Lernen bequem machen und wird nicht vom städtischen Trubel abgelenkt. (ah)

RomantikEin romantisches Picknick zu zweit auf einer sonni-gen Lichtung, zwischen Gänseblümchen und strah-lend gelbem Löwenzahn – der Romantikfaktor des Barnstorfer Waldes ist sehr hoch. Pärchen können hier ungestört die gemütliche Zweisamkeit genie-ßen und sich auch beim wilden Knutschen neugie-rigen Blicken entziehen. (ah)

SportDas Geld für die Muckibude kannst du getrost spa-ren! Der Busch deiner Wahl fungiert perfekt als Um-kleide. Auf der Slackline kannst du dich mit Balance-übungen aufwärmen. Es folgt die Klettereinheit auf dem idealen Baum oder auf Spielplatzgerüsten. Weiter geht es im Hürdenlauf über kleine Sträucher, zur Abwechslung mal kurz zum Baumstammheben anhalten. Wenn es dann langsam dunkelt, wird das Speedminton-Set auf dem Kastanienplatz ausge-packt. Passende Leuchtstäbchen im Ball erleichtern das Suchen im Dunkeln. Sport frei! (sk)

ErholungDie Vögel zwitschern, die Bäume rauschen und das Gras kribbelt im Gesicht. Im Barni fühlt man sich in zwei Minuten wie auf einer Lichtung mitten im Urwald. Hier gibt es unzählige Ecken, wohin man sich zurückziehen und alleine die Ruhe genießen kann. Wer sozialen Anschluss sucht, trifft auf dem Kastanienplatz auf Gleichgesinnte. Nur blöd, dass man hier mitten in der Flugbahn der Frisbee-Golfer sitzt. (aw)

Barnstorfer Wald

Page 21: heuler - das Studentenmagazin #102

Der praktisch denkende Mensch sieht den Hafen ambivalent. Wäh-rend für das leibliche Wohl und den Biernachschub dank Späti, Edeka und Tanke reichlich gesorgt ist, mangelt es an Entsorgungs-

möglichkeiten für Einweggrill, Pappteller und Co. Je nach Wetterlage kann der Wind erfrischen oder einem alles um die Ohren pusten. Sehr zum Leid-wesen der Frauen gibt es außerdem leider keine öffentlichen Toiletten. (lw)

RomantikWas gibt es schon Romantischeres als einen Son-nenuntergang am Stadthafen? Mit einer flauschigen Decke und einer Flasche Sekt ist das Rendezvous dann perfekt! Doch Vorsicht: Wenn es heftig funkt, bietet der Stadthafen kaum einen Rückzugsort für wildes Geknutsche! Es sei denn, man trifft sich auf der Gehlsdorfer Seite für ein Picknick im Grünen. Ein kleiner Hinweis dazu: Die letzte Fähre zum Stadthafen zurück fährt um 20 Uhr in der Woche und um 18:10 Uhr am Wochenende. (lw)

SportAn Land ist der Stadthafen in erster Linie ein traumhafter Ort zum Joggen. Was kann es Besseres geben, als sich beim Schwitzen eine frische Brise um die Ohren wehen zu lassen? Das schätzen auch die Landboard-Kiter auf der Haedgehalbinsel. Auf dem Wasser sind die Möglichkeiten des Stadtha-fens schier unbegrenzt. Ob Drachenboot, Segeln, Rudern oder Stand Up Paddling – alles ist möglich. Nur schwimmen gehen sollte man in der Brühe lie-ber nicht. (aw)

ErholungWer gerne für sich alleine die Seele baumeln lässt, ist im Stadthafen falsch, denn hier heißt es: sehen und gesehen werden. Am besten trifft man sich an der Waterkant am Matrosendenkmal oder zwischen Besitos und Theater am Stadthafen mit Freunden zum Grillen und Chillen. Aber Vorsicht, hier kön-nen Kubb-Hölzer vorbeifliegen! Der Hafenklassiker lässt seine Mitspieler gerne emotional werden. (sa)

Stadthafen

Autorinnen: Anne (ah), Luise (lw), Steffie (sk), Sophie (sa) und Antonia (aw) kletterten im namen der Wissenschaft auf Bäume und schwammen durchs Hafenbecken. Fotos: Fabian Scheller & Marcus Sümnick

Page 22: heuler - das Studentenmagazin #102

2322

Blind BookingAuf gut Glück in die Ferien! Heute buchen und morgen abfliegen. Wer Überraschun-gen liebt, der sollte Blind Booking ausprobieren, denn erst, nachdem der Flug gebucht ist, entscheidet der Zufall aus einer Handvoll Reisezielen, wohin es gehen wird. Diese Art zu verreisen ist eine gute Sache, wenn man spontan ist und Lust auf Urlaub hat, jedoch keine bestimmte Stadt sehen will.

KOSTen: 66 Euro pro Person für Hin- und Rückflug

KOnTAKT: >>> germanwings.com

SPOnTAneITäTSFAKTOR: Hoch!

Autorin: Sophie Auer

Ferien auf BalkonienIdeen für eine schöne Zeit daheim

Wer jedoch kein größeres Budget zur Verfügung hat, der sollte seinen Balkon aufpeppen. Rasenteppich (im Angebot schon ab 9,99 Euro/m²), Schilfmatten als Sichtschutz (ca. 20 Euro), sowie Blumen und selbst angepflanzte Kräuter bieten ein schönes Ambiente für Grillabende und Cock-tailnachmittage. Also wieso keinen stressfreien Urlaub auf Balkonien? Die Sonne scheint schließlich überall gleich.

KOSTen: komplett variabel

KOnTAKT: der eigene Freundes- und Familienkreis

SPOnTAneITäTSFAKTOR: extrem hoch

Autorin: Isabell Kilian

Last-Minute-SemesterferienplanungPrüfungen, Hausarbeiten, Praktika. Normalerweise ist die vorlesungsfreie Zeit an der Univer-sität mit viel Arbeit gefüllt. Umfassende Urlaubsplanungen bleiben dementsprechend auf der Strecke. Ein Kurztrip ist jedoch meistens drin: Wir zeigen, wie man auch mit nur wenig Zeit und einer Handvoll Geld trotzdem erinnerungswürdige Ferien gestalten kann.

Page 23: heuler - das Studentenmagazin #102

Straßenmusik-TourDas ist der Einkaufsmeilen-Blues

Mit Straßenmusik kann man sich seine Reise von der Hand in den Mund finanzieren. Benzin- und Versorgungskosten, Bahnticket und Zeltplatzgebüh-ren lassen sich mit einem „Arbeitsaufwand“ von wenigen Stunden decken und so bleibt genügend Zeit, die eben beschallte Stadt zu erkunden. Noch dazu öffnen sich beim Spielen in Einkaufspassagen nicht selten neue Türen: Freundliche Menschen, in-teressante Gespräche, nützliche Kontakte und wei-tere Auftrittsmöglichkeiten gehören ebenso zu den Erfahrungen wie pöbelnde Rentner. Mein Tipp: Je gröber der Plan, desto größer das Abenteuer!

KOSTen: plus/minus 0 Euro

KOnTAKT: selbstständig; allerdings hat jede Stadt eigene Rege-lungen zur Straßenmusik

SPOnTAneITäTSFAKTOR: 100 Prozent – einfach Instrument einpacken und los geht’s!

Autor: Ole Schulz

Meer erleben mit dem ZweiradSemesterferien in Rostock und Umgebung

Das Rostocker Umland bietet die optimalen (flachen) Bedingungen, um selbst mit dem ältesten Drahtesel eine entspannte Tour durch die schöne Mecklenbur-ger Landschaft zu machen. Es gibt zahlreiche tolle Strecken und interessante Ort in der Umgebung. Wie wäre es zum Beispiel, mit der Fähre in War-nemünde überzusetzen und dann zum hübschen Wäldchen Schnatermann zu fahren? Oder mit einer Tour zum Strand des Ostseebades Heiligendamm und dem Rückweg über Bad Doberan?

KOSTen: Mucke, Spucke und Luftpumpe

KOnTAKT: >>> fahrradregion-rostock.de

SPOnTAneITäTSFAKTOR: abends planen, morgens losfahren

Autorin: Anne Halbauer

Bustour nach KopenhagenEtwas ist los im Staate DänemarkKopenhagen ist nicht nur wegen seiner Sehenswür-digkeiten einen Trip wert, auch als Konzertstätte lockt es immer wieder. Und von Rostock aus gelangt man bequem bis zum Hauptbahnhof. Wer Bus- und Fährfahrt nicht scheut und schon immer mal Ko-penhagen sehen wollte, ist hier gut bedient.

KOSTen: ca. 100 Euro mit Übernachtung von Freitag bis Sonntag

KOnTAKT: >>> berlinlinienbus.de,>>> sleepinheaven.com

SPOnTAneITäTSFAKTOR: Mindestens 3 Tage vorher buchen!

Autor: Tom Warnke

Illustrationen: Steffen Dürre

Page 24: heuler - das Studentenmagazin #102

2524

Do it yourself: Eis machen

ohne Eismaschine

Zunächst werden Sahne, Joghurt und

Zucker mit dem Handrühr-

gerät fluffig aufgeschlagen,

dann werden die bereits

etwas angetauten Früchte püriert.

Die Sahne-Joghurt-Masse und die Früchte werden miteinander vermischt und noch

einmal kurz mit dem Handrührgerät aufgeschlagen. Dann

wird alles in kleine Förmchen, z. B. Kaffeetassen, umgefüllt.

Die Förmchen kommen circa zwei Stunden in die Tief-

kühlbox. Wer es ganz professionell ma-

chen will, rührt die Eismasse von Zeit zu

Zeit um. Bevor das Eis gegessen wird, soll-

te es 20 Minuten angetaut sein. Viel Spaß

beim Ausprobieren!

Was braucht

ihr dazu?200g Sahne

150g Naturjoghurt

350g Früchte, TK (z. B. Beerenmix)

6 gehäufte EL Puderzucker

Handrührgerät

Pürierstab

Zeit: 10 Minuten ohne Gefrierzeit

für 5 Portionen

Eine kühle Erfrischung an heißen Sommertagen bietet das selbst gemachte Frucht-Joghurt-Eis. Für die Herstellung muss man keine italienische Eisakademie besucht und auch keine hoch technisierte Küchenausstattung haben. In wenigen Schritten erklären wir euch, wie’s gemacht wird.

Selbst ist der Student Wir zeigen euch, wie man

mit Kreativität und einfachen Mitteln die Studentenwelt ein

bisschen schöner machen kann.

1

2

3

Autorin: Sophie Auer bewahrt einen kühlen Kopf.

Page 25: heuler - das Studentenmagazin #102

Was braucht

ihr dazu?200g Sahne

150g Naturjoghurt

350g Früchte, TK (z. B. Beerenmix)

6 gehäufte EL Puderzucker

Handrührgerät

Pürierstab

Zeit: 10 Minuten ohne Gefrierzeit

für 5 Portionen

Selbst ist der Student Wir zeigen euch, wie man

mit Kreativität und einfachen Mitteln die Studentenwelt ein

bisschen schöner machen kann.

Page 26: heuler - das Studentenmagazin #102

2726

Das Rad der Zeit und die Zeit des RadesAutor: Jakob Willich trinkt ein Radler. Illustration: Steffen Dürre

Seit einigen Jahren gibt es eine große Gruppe von Fahrradfahrern, die nur noch schlichte, aber schicke Fixie-Räder fahren.

Ein Fixie ist kein ganz normales Radel. Es gibt weder verschiedene Gänge noch einen Frei-lauf, sodass man nicht mal eben rollen lassen kann, sondern stetig weitertritt. Gebremst wird entweder durch den Gegendruck mit den Pedalen (sogenannter Skid Stop) oder durch einen pro-fessionellen Skid Slide, wobei das Gewicht nach vorne verlagert und mit den Füßen das Hinterrad zum Sliden gebracht wird. Durch das Eingang-rad ist es auch möglich, rückwärts zu fahren. Ziel des Fixie-Fahrens ist es, sich durch die begrenzte Ausstattung bewusster und aufmerksamer durch den Verkehr zu bewegen.

Die Rostocker Fixie-Clique setzt sich aus ei-nem großen, konstanten Freundeskreis zusam-men, der es sich seit 2010 zum Ziel gemacht hat, möglichst zahlreiche zweirädrige Aktionen zu starten. Im Jahr finden mehrere Alleycat Races statt: Dutzende Teilnehmer düsen von Check-

point zu Checkpoint (vgl. Schnitzeljagd) und lösen Aufgaben. Vom Denken bis zum Trinken, vom Bayern- bis zum Ghetto-Alleycat kann alles vorkommen. Und das Geniale ist, dass alle – egal ob Fixie-Fahrer oder gemütlicher Hollandradler – teilnehmen können.

Über die Zeit hat sich auch die Critical Mass in Rostock etabliert. Jeden letzten Freitag im Monat trifft man sich und macht in Form einer friedlichen Demonstration aufs Radfahren auf-merksam. Unter dem Motto „We are not blocking traffic. We ARE Traffic!“ fahren mehrere Dutzend zusammengewürfelte Radler durch Rostock und benutzen legal die Autowege. Legal deshalb, da die Straßenverkehrsordnung besagt, dass eine Gruppe von mehr als 16 Radlern als Verband gilt und damit auch die Straße benutzen darf. Gerade im Sommer ist die Critical Mass ein Wahnsinns-Gaudi mit Musik und viel guter Laune.

Und was treibt dann der ADFC in Rostock? Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ist als Fahrradlobby in Deutschland der Gegenpol zum

ADAC und gründete sich vor rund 40 Jahren mit dem Ziel, auch den Fahrradfahrern eine Stimme zu verleihen. Denn lange hatten es sich die Planer der deutschen Städte vorgenommen, möglichst autofreundlichen Verkehr zu konzipieren.

Der ADFC hat in Rostock bereits große Er-folge in Kooperation mit der Stadtverwaltung zu verzeichnen. So sind sehr viele Einbahnstraßen mit dem Zusatzschild gekennzeichnet worden, dass Radfahrer auch in Gegenrichtung fahren dürfen. Ebenfalls hat der ADFC bewirkt, dass vier Zählstationen innerhalb Rostocks mit Induktions-schleifen aufgebaut wurden, um erfassen zu kön-nen, wie viele Zweiräder pro Tag durch die Stadt rollen. Bestimmt hat der ein oder andere von euch die Zählstation in der Langen Straße gesehen und war erstaunt, dass man auch bei schlechtestem Wetter nicht der Einzige auf der Straße war. Sta-tistiken dazu findet man im Internet.

Der ADFC fordert, bei künftigen Umbauarbei-ten in der Stadt auch breitere Radwege und 30er-Zonen einzurichten. So wird sich zeigen, ob die

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FIxIe-FAHRen: >>> ROSTOCKFIxeD.BLOGSPOT.COM>>> AuGuSTe86.De

CRITICAL MASS: >>> CMROSTOCK.De

ADFC: >>> ADFC-Mv.De

STATISTIKen ZuM ROSTOCKeR RADveRKeHR: >>> RADReGIOn-ROSTOCK.De

TeMPO-30-DeBATTe: >>> 30KMH.eu

LASTenRäDeR: >>> LASTenRAD-Mv.De

Die Sonne kommt immer mehr in unserer Hansestadt heraus und die Straßen werden belebter. Auch die Radler besteigen ihre Räder und flitzen herum. Rostocker Radler fahren bunt, chic, schnell und manchmal etwas anders. Denn für sie ist der Drahtesel mehr als nur ein stupides Transportmittel geworden.

bald erneuerte Ulmenstraße auch das Radfahren sicherer macht. Auch die Hundertmännerbrücke liegt dem ADFC sehr am Herzen. Denn über die-se schmale Brücke düsen Tag für Tag hunderte Rostocker Studenten auf ihren Bikes. Wenn hier Tempo 30 für Autos Pflicht wäre und die Radwege besser ausgebaut wären, würde es für die Studis wesentlich sicherer. Wer sich mit der Tempo-30-Debatte befassen will, kann sich im Netz über die Petition erkundigen, die selbst der Güstrower Bürgermeister seit Kurzem unterstützt!

Weg von der Fahrradpolitik, hin zum Fahr-radspaß! Jetzt wo die Wärme und die Mecklen-burger Landschaft nach draußen locken, rufen sowohl die Fixie-Gruppe als auch der ADFC zu Touren auf. Denn wenn man ehrlich ist, geht es doch beim Radeln vor allem um den Spaß in der Gruppe, egal ob mit den besten buddies, den Kommilitonen, der Familie oder seinem Hund.

Egal ob schnell oder langsam. Egal ob durch M-V oder Europa-Touren. Wer Lust hat, neue Leute kennenzulernen und raus in die Natur zu

fahren, sollte unbedingt den Hintern hochbe-kommen und sich erkundigen, wann die nächste Fahrt losgeht.

Exkurs: Cargo Bike – LastenradKurz vor dem Wohnungsumzug und vorher teures Geld für einen Miettransporter gezahlt? Ziemlich altmodisch! Kenner und Könner setzen immer mehr auf Lastenräder, sogenannte Cargo Bikes. In Rostock gibt es schon ca. 10 bis 15 sol-cher Räder, die dafür gedacht sind, schwere Las-ten von A nach B zu bringen. Sowohl zwei Klein-kinder als auch mehrere Bierkästen finden vorne auf der Ladefläche Platz. Wer solch ein Gefährt mal zum Spaß ausprobieren will, kann gerne den ADFC bitten, eine Proberunde fahren zu dürfen oder leiht sich für den nächsten Transport einfach Cargo Bikes.

Für Internet-Abenteurer

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Frustration, Desinteresse und Machtlosigkeit – Einstellungen, die im Bezug auf politisches

Engagement immer häufiger festzustellen sind. Doch wir müssen keineswegs nur hilflos zuse-

hen, wie andere für uns Entscheidungen treffen. Es liegen genügend Möglichkeiten des Mitwir-kens vor uns. So haben wir verschiedene Bei-

spiele von Willensbildung und -umsetzung für euch zusammengetragen, deren Ursprung oft nicht mehr als eine Vision war. Veränderungen

sind möglich!

Theresia Ziegs und Ole Schulz

politik

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Anders als vielleicht vermutet, finanziert sich die Universität Rostock nicht über ihre Studentenschaft. Zwar zahlte jeder Student

im letzten Semester 131 Euro, doch davon gingen 78  Euro auf das Semesterticket, 45  Euro an das Studentenwerk und 8 Euro an die Studentenschaft, also AStA, StuRa und natürlich die einzelnen Fachschaften. Der Hauptfinanzier unserer Uni ist das Land Mecklenburg-Vorpommern. M-V stellte im Jahr 2011 rund 88,5  Mio.  Euro für die Lehre und Forschung an der Univer-sität zur Verfügung und noch einmal rund 47  Mio.  Euro extra für die Medizinische Fakultät. Die zweitgrößte Ein-nahmequelle sind die Dritt- und Sondermittel. Mehr als 53  Mio.  Euro Fördergelder bekam die Uni beispielsweise von der EU, dem Bundesmi-nisterium für Wirtschaft und Technologie und dem Bundes-ministerium für Bildung und Forschung, um nur drei der zahlreichen Drittmittelgeber zu nennen. Als dritte Einnah-mequelle sind die Dienstleis-tungen, wie zum Beispiel die Nutzung von Geräten oder Laboren, zu nennen, die die Universität Rostock univer-sitätsfremden Personen an-bietet. Allerdings sind diese Einnahmen so gering, dass sich genaue Zahlen zu nennen nicht lohnen würde. Die Summen der drei Bereiche variieren jedoch und sind in den letzten sechs Jahren stetig angestiegen.

Wie viel Geld eine Fakultät bekommt, hängt davon ab, wie viel Personal sie hat, wie groß, aber auch, wie kostenintensiv sie ist. Am Beispiel: Dass die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät mehr Ausgaben hat als die Philosophische Fakultät,

Wer kriegt was?Am Historischen Institut lehren Doktoranden, ohne ein Gehalt zu kriegen – die finanziellen Mittel dafür fehlen. Gleichzeitig wird neben der Mensa Süd ein neues Gebäude für die Physi-ker gebaut. Ungerecht? Ein Fehler der Verteilung der finanziellen Mittel? Doch wer entscheidet, welche Fakultät wie viele Gelder bekommt? Und woher kommen diese Gelder?

ist verständlich: Die Geisteswissenschaftler brau-chen keine Labore, Gerätschaften, Chemikalien oder biologische Substanzen. Obwohl an der Philo-sophischen Fakultät fast 1,5-mal so viele Studenten studieren wie an der Mathematisch-Naturwissen-schaftlichen Fakultät, hat letztere mehr Geld zur Verfügung.

Die Verwaltung der Uni Rostock und speziell das Dezernat für Haushaltsangelegenheiten sowie die Stabsstelle Controlling beschäftigt sich mit der

Verteilung der Gelder an die einzelnen Fakultäten. Dazu bedient sich unser Controlling-Bereich des LOM-Modells (Leistungsorientierte Mittelvertei-lung). Das ist ein Steuerungsinstrument der Univer-sität Rostock und richtet sich nach der Leistung der Fakultäten des vergangenen Jahres. Mit dem LOM-Modell werden vier Prozent des Uni-Haushaltes für Sachmittel für die einzelnen Fakultäten verteilt. Dabei wird auf die Größe, die Kostenintensität und

die Leistungen in Forschung und Lehre der Fakultät Bezug genommen. Verglichen werden dabei jedoch nicht die einzelnen Fakultäten der Uni Rostock, sondern der Hochschulen aus Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Sachsen-Anhalt. So wird zum Beispiel der Fachbereich Biologie der Uni Rostock mit dem Fachbereich Biologie der Uni Greifswald hinsicht-lich Studenten, Absolventen, Forschungsleistungen und Kostenintensität verglichen und entsprechend

gewichtet. Anhand des Ver-gleiches und unter der Be-trachtung der Ausgaben des vorherigen Jahres werden die Gelder für eine Fakultät berechnet.

Aber auch die Dritt-mittel spielen eine ganz entscheidende Rolle für den Finanzhaushalt der Fakul-täten. Viele Drittmittelge-ber erhoffen sich mit einer finanziellen Unterstützung von Lehre und Forschung einen Nutzen, und seien es nur die Absolventen, die dank einer sehr guten Leh-re nun in den Unternehmen forschen können. Die meis-ten Drittmittel bekommen die Medizinische Fakultät, die Mathematisch-Natur-wissenschaftliche Fakultät

und die Fakultät für Informatik und Elektrotech-nik. Die wenigsten Drittmittel hingegen erhalten die Theologische Fakultät, die Juristische Fakultät und die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät. Um diese Gelder müssen sich die Fakultä-ten selbst bemühen.

Unter der Betrachtung aller Verteilungsgründe dürfte damit geklärt sein, warum einige Fakultäten höhere Budgets zur Verfügung haben als andere.

Autorin: Yvonne Hein würde auch gern nach dem LOM-Modell bezahlt werden, wenn sie bezahlt werden würde ...

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30 31

Die Nationaldemokratische Partei Deutsch-lands – jeder hat schon einmal von ihr ge-hört. Als extrem rechte Partei vertritt sie

eine nationalistische Ideologie. Selber nennt sie sich auch „Die Volksunion“, auf ihrer Webseite heißt es: „Zuerst das eigene Volk, dann die anderen Völker; zuerst die eigene Heimat, dann der Rest der Welt.“ Das Geld der Deutschen solle für eigene inländi-sche Zwecke verwendet werden, Jobs vorrangig für Deutsche vorhanden sein, unsere Kultur und die Traditionen beibehalten werden. Kurz gefasst: Deutsches soll deutsch bleiben. Wie egoistisch und gefährlich das klingt, ist wohl jedem bewusst. Seit 2006 sitzt die NPD mit im Landtag Mecklen-burg-Vorpommern. Viel erreicht hat sie bisher nicht, denn die demokratischen Parteien und ihre Abge-ordneten stimmten niemals den Anträgen der NPD zu. Die NPD verfolgt verfassungsfeindliche Ziele. Geduldet werden muss sie trotzdem. Provokativ stellen die fünf Abgeordneten mit Udo Pastörs als stellvertretendem Landesvorsitzenden der NPD in Mecklenburg-Vorpommern fast vollständig sinn-freie Anträge, sie agieren populistisch in öffentli-chen Sitzungen, wollen Aufmerksamkeit in den Medien erregen. Bisher ist die NPD in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern als Oppositionspartei im Landesparlament vertreten. Sechs Prozent er-hielt sie bei den Landtagswahlen 2011 in M-V. Das bedeutete einen Verlust von 1,3 Prozent, kann aller-

dings immer noch als Erfolg für die Partei angese-hen werden. Die Verdrängung aus dem Schweriner Landtag ist damit nicht gelungen. Mit dieser Positi-on ist es ihr möglich, Wahlkreis- und Bürgerbüros zu eröffnen, bezahlte Mitarbeiter zu haben und die Vorteile des Landtags zu nutzen. So sichert sich die NPD mehr und mehr eine feste Stellung im Bundes-land, da sie nun mit finanziellen Mitteln des Landes unterstützt wird. Das heißt, dass die NPD legitime Mittel bekommt, mit denen sie ihr rechtes Gedan-kengut verbreiten kann.

Holger Apfel, seit dem 13.  November  2011 Bundesvorsitzender der NPD, ist Landtagsabgeord-neter in Sachsen. Einer der bekanntesten Vorfäl-le, der durch die Medien ging – und der die Ge-fährlichkeit der NPD verdeutlicht –, geschah am 21. Januar 2005. Holger Apfel und seine Fraktion verließen den Plenarsaal, als die Schweigeminute des Jahrestages für die Befreiung des Konzentrati-onslagers Auschwitz und die Bombardierung der Stadt Dresden vollzogen wurde. An dieser Stelle ist auch Udo Pastörs als einer von Apfels Stellver-tretern zu nennen. Pastörs ist, wie mehrere andere NPD-Mitglieder auch, vorbestraft. Bisher liefen gegen ihn zwei Strafverfahren, eines u. a. wegen Volksverhetzung, als er Deutschland im Jahr 2009 als „Judenrepublik“ bezeichnete. Die Anzahl der rechtsextremistischen Straf- und Gewalttaten scheint sich zu häufen: Im Jahr 2012 lag sie bei

Blühende Ignoranz und ein verbesserter Verbotsantrag

Antidemokratisch, antisemi-tisch und ausländerfeindlich – dennoch sitzt die NPD im Schweriner Landtag. Ein er-neuter, durch den Bundesrat beim Bundesverfassungs-gericht gestellter Antrag auf Verbot der NPD soll endlich Klarheit und ein Verbot der NPD bringen.

Autoren: Maria Annemüller, Johanna-Katharina Möller und Lara Sophie Prinzler wissen, dass der Rechtsextremis-mus trotz eines nPD-verbots nicht aufgelöst wird. Illustrationen: Steffen Dürre

NPD

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17.134, basierend auf den Zahlen des Bundeskri-minalamtes. Das ist ein Anstieg um 992 Strafta-ten im Vergleich zum Jahr 2011.

Die NPD existiert seit 1964. Das erste Ver-botsverfahren wurde im November 2000 von der Bundesregierung durch den Beschluss ein-geleitet, an das Bundesverfassungsgericht einen Antrag auf ein Verbot der NPD zu stellen. Erst nachdem es im August des Jahres zu mehre-ren großen Demonstrationen gegen rechte Ge-walt gekommen war, hatte sich Bundeskanzler Gerhard Schröder für ein Verbot der NPD und damit für gemeinsame Bemühungen von Bun-desregierung, Bundesrat und Bundestag um ein NPD-Verbotsverfahren ausgesprochen. Die rot-grüne Bundesregierung reichte ihren Antrag als erstes der drei Organe am 30.  Januar 2001 beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein. Erst zwei Monate danach reichten Bundes-tag und Bundesrat ihre Anträge – schließlich doch nicht gemeinschaftlich – ein. Ende 2001 wurden fünf Verhandlungstermine festgesetzt, zu denen insgesamt 14 NPD-Funktionäre gela-den wurden. Nach und nach stellte sich heraus, dass unter diesen Personen V-Leute waren. Am 18.  März  2003, mehr als zwei Jahre nach Be-ginn der Verhandlung, wurde der Antrag abge-wiesen und das Verfahren eingestellt. Drei der sieben Richter hatten sich gegen eine Fortfüh-rung des Gerichtsverfahrens ausgesprochen.

Seit 2008 wird erneut öffentlich über ein NPD-Verbotsverfahren und dessen Wirksamkeit diskutiert. Im September 2009 äußerte sich Joa-chim Herrmann (CSU), Innenminister Bayerns, zu einem möglichen gemeinsamen Antrag mit den Ministerpräsidenten der SPD-regierten Bundeslän-der: „Bayern möchte dem Treiben der NPD nicht zusehen, bis sich diese Verfassungsfeinde in der Republik etabliert haben.“

Im Dezember 2012, also etwa zehn Jahre nach dem Scheitern des ersten NPD-Verbotsverfahrens, beschloss der Bundesrat erneut, beim Bundesver-fassungsgericht einen Antrag auf Verbot der NPD zu stellen. Anlass dafür war das Bekanntwerden der Morde der terroristischen Gruppe „Nationalso-zialistischer Untergrund“ (NSU), bei denen einige Täter in direkte Verbindung mit der NPD gebracht werden konnten. Schon Ende 2011 wurden die Verstrickungen des ehemaligen stellvertretenden Landesvorsitzenden der NPD in Thüringen Ralf Wohlleben in den Nationalsozialistischen Unter-grund aufgedeckt, was sofort eine erneute Forde-rung nach einem NPD-Verbot nach sich zog.

Der Bundesrat beschloss am 14.  Dezember 2012 mit großer Mehrheit – nur Hessen hatte

sich seiner Stimme ent-halten – eine erneute Antrags-stellung. Der Bundestag hinge-gen sprach sich im April 2013 gegen einen eigenen Verbotsantrag aus. Doch warum fand der von der SPD initiierte An-trag keine Mehrheit im Parlament? Die Ansicht von Thomas Oppermann (SPD), dass die NPD antidemokratisch, antisemitisch und ausländerfeindlich sei und die freiheitlich-demokratische Grundordnung bekämpfe, wird zwar von allen Seiten ausdrücklich geteilt und unterstützt. Jedoch warnen die Gegner des Verbotsantrags vor den niedrigen Er-folgschancen beim Bundesverfassungsge-richt. Es fehle an Beweismaterial und ein Scheitern würde einen großen Triumph für die NPD bedeuten. Weiterhin wird immer wieder betont, dass auch ein NPD-Verbot kein Ende des Rechtsradikalismus bedeute. Der Bundestag meint, dass die NPD weiterhin be-obachtet werden solle, auch wenn es dadurch zu prozessualen Hindernissen kommen könne. Er spricht der Bekämpfung des Rechtsextremis-mus in seinen Ursprüngen eine größere Bedeut-samkeit zu als den Bemühungen, die NPD zu ver-bieten. Deshalb wird der Bundesrat allein vor das Bundesverfassungsgericht ziehen – die Vorberei-tungen für den erneuten Verbotsantrag laufen.

In DeR näCHSTen AuSGABe folgt ein Interview mit Sylvia Bretschnei-der, Präsidentin des Landtages Mecklen-burg-Vorpommern, über ihre Erfahrun-gen mit der NPD im Landtag.

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Ein Jahr lang hatte die Rosto-cker Burschenschaft Redaria-Allemannia den Vorsitz des Dachverbandes Deutsche Bur-schenschaft inne. Rund ein halbes Jahr nach Ende ihrer Amtszeit scheint der Dachver-band rechts gesinnter denn je. Mussten sich die Redaren dem stramm konservativen Flü-gel in ihrem eigenen Verband beugen?Autorin: Antonia Wolschon ist auf dem rechten Auge nicht blind. Illustration: Steffen Dürre

Rund 350 Burschenschaftler waren am 23.  Mai im Thüringischen zusammenge-kommen, um die Jahrestagung ihres Dach-

verbandes zu begehen. Schon wenige Minuten nach Ende der einleitenden Pressekonferenz wurden durch SPIEGEL ONLINE pikante Details bekannt, über die auf dem Burschentag zu Eisenach in 2013 entschieden werden sollte: Wieder mal und laut SPIEGEL ONLINE in diesem Jahr angeblich initiiert von der Redaria-Allemannia Rostock war von einer Form des Ariernachweises die Rede. Genau dieselbe Thematik hatte schon auf dem Burschenschaftstag 2011 für einen Eklat gesorgt. Dass ein Ariernach-weis längst überholt ist, war glücklicherweise auch einer Mehrheit der Burschen bekannt.

Fast acht Monate ist es her, dass ich die Ros-tocker Redaria-Allemannia interviewt habe. Die Redaren stellten im Geschäftsjahr 2012 den Vorsitz

des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft. Zwar zählten sie 2012 im Verband zu einer liberalen Minderheit, jedoch hat sich unter ihrer Schirmherr-schaft anscheinend wenig geändert. Freilich, unter der Rostocker Leitung konnte die Entzweiung des zerrütteten Dachverbands abgewendet werden. Of-fenbar jedoch nur, weil aufgeschlossene Burschen dem Verband nach und nach den Rücken zukeh-ren. 2012 haben 15 Burschenschaften ihren Dach-verband verlassen. Darunter auch die Rostocker burschenschaftlichen Kollegen, die Alte Rostocker Obotritia. Seit Januar 2013 haben sich bis jetzt mehr als ein Dutzend weiterer Burschenschaften für den Austritt entschieden.

Die Mitte, in der sich die Redaren noch im ver-gangenen Jahr verorteten, dürfte es so mittlerweile kaum noch geben. Laut SPIEGEL ONLINE sei es die Redaria-Allemannia aus Rostock gewesen, die den Antrag zum Ariernachweis in der Lightvariante beim Burschenschaftstag 2013 stellte. Demnach dürften nur Bewerber, die männliche studierende Deutsche sind, Mitglied in der Deutschen Bur-schenschaft werden. Als Deutscher gelte dabei, wer Sprache und Kultur beherrsche und das gleiche geschichtliche Schicksal und die Abstammung als Deutscher vorweisen könne. Ist das die Liberalität einer Burschenschaft? Da kommt der derzeitige Vorsitz der konservativen, völkisch-national ein-gestuften Wiener akademischen Burschenschaft Teutonia gerade recht. Den Österreichern werden Verbindungen zur rechten FPÖ nachgesagt. Zudem sind sie Mitglied der Burschenschaftlichen Gemein-schaft (BG), dem rechten Lager des Dachverbands.

Die Rostocker Redaria-Allemannia hat es je-denfalls nicht vermocht, die Deutsche Burschen-schaft auf einen liberaleren Kurs zu bringen. Vor rund 200 Jahren sind Burschenschaftler vor allem für Meinungsfreiheit eingetreten. Heute denke ich: Vaterland? – Ja! Ehre und Freiheit? – Leider nein.

Freiheit versus Vaterland Eine burschikose Bilanz

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Seit die Stelle des studentischen Prorektors an der Uni eingeführt wurde, gab es diesbezüglich ei-nige Probleme. Heiko Marski, Lehramtsstudent,

wurde 2010 zum studentischen Prorektor gewählt. Aber aufgrund seines unklaren arbeitsrechtlichen Status verklagte er die Uni. Er forderte mehr Gehalt für seine 50-Stunden-Woche als eine Aufwandsentschädigung von 800  Euro. Doch er verlor den Rechtsstreit. Seine Stelle blieb daraufhin vakant.

Seit April 2013 sitzt nun wieder ein studentischer Ver-treter im Rektorat: Benjamin Pleban, Lehramtsstudent für Englisch und Chemie sowie Informatik. Benjamin Pleban meint, dass es von größter Bedeutung sei, dass die studentischen Interessen auch auf der höchsten Stu-fe vertreten werden. Das nennt er seine Hauptaufgabe. Erfahrungen sammeln konnte Pleban bereits in verschie-denen Gremien, beispielsweise in AStA-Referaten. Jetzt sitzt er im Beirat „Hochschulpaktmittel“. Die Hochschu-

Der Studierendenschaft eine Stimme verleihen?Nur hier gibt es ihn, nur an der Universität Rostock: einen studentischen Vertreter im Rektorat. Benjamin Pleban ist im April in die Hochschulleitung gewählt worden. Doch welche Ziele hat er? Was macht er dort? Und wie kann er die Studenten vertreten?

len verhandeln zurzeit wegen der Unterfinanzierung mit dem Land, da wesentlich mehr Geld benötigt wird. Da die Aufgaben des studentischen Prorektors jedoch nicht präzise beschrieben sind, musste Pleban erst einmal Pri-oritäten setzen und sich in sein Gebiet einarbeiten. Bis jetzt konnten noch keine Projekte begonnen werden, doch er hat sich Ziele gesetzt. Er nimmt an der Senats-kommission für Studium, Lehre und Evaluation teil, weil er die Evaluierung der Lehrveranstaltungen vereinfa-chen möchte. „Diese unterscheidet sich von Fakultät zu Fakultät: Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät veröffentlicht ihre Evaluierungsergebnisse, die Philosophische Fakultät hingegen nicht.“ Außerdem möchte der studentische Prorektor für die Modulari-sierung der Lehramtsstudiengänge eintreten. Benjamin Pleban hat viele Pläne. Ob er diese zugunsten der Stu-denten neben seinem Studium umsetzen kann, wird sich im Laufe des nächsten Jahres zeigen.

Der Weg zum studentischen Prorektor

Der StuDentinnenrat Schlägt Dem Senat einen KanDiDaten vor, Der DieSen wieDerum Dem Konzil vorStellt. DaS Konzil wählt Daraufhin Den StuDen-tiSchen ProreKtor für eine amtSzeit von einem Jahr. in Die-Sem Jahr gab eS zwei anwärter auf Die Stelle. Die Stimme DeS StuDentiSchen ProreKtorS zählt genauSo viel wie Die Der anDeren ProreKtoren.

Autorin: Maria Annemüller fragt lieber einmal mehr nach als einmal zu wenig.

REKTORPROREKTOREN4 Mitglieder

KANZLER

HOCHSCHULLEITUNG

UNIVERSITÄTSRAT5 Mitglieder

Studentische Mitglieder werden auf 1 Jahr gewählt

KONZIL66 Mitglieder

AKADEMISCHER SENAT22 Mitglieder

1 schlägt Rektor, Prorektor vor; beschließt Vorlage des Entwicklungsplans2 entscheidet über Rechenschaftsbericht der Universitätsleitung3 beratende Funktionen4 leitet Universitätsverwaltung, verantwortlich für Haushalt der Hochschule

1

2

3

4

Wahl auf

5 Jahre

Wah

l 2

½ Ja

hre

Wahl

2 Jahre

Wahl 4 Jahre

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Mittwochabend, es ist Fasching. In der StuRa-Sitzung

finden sich einige verkleidete Mitglieder. Der Universitäts-kanzler Neukirchen gibt einen Einblick in die Haushaltsla-ge der Uni. Er kommt zu dem

Schluss: Es fehlt Geld. Als wäre es abgesprochen, reden danach

Studenten aus Greifswald. Sie wol-len den StuRa von ihrer Kampagne

gegen die Unterfinanzierung der Bildung überzeugen. Es soll ein Wahlkampfthema

werden, so die Vorstellung. Diese Initiative wird von Studenten von der Donau bis zur Elbe, von Kiel bis Regensburg unterstützt. Jeden Monat treffen sie sich, um neue Schritte einzuleiten. Im März haben sie sich für einen Namen entschieden: „Bildung braucht“-Bündnis. Das soll auf die Kritik am Kooperationsverbot hin-weisen. Außerdem verstehen sie unter ihrem Motto: „Bildung braucht: Offenheit, Geld, Infrastruktur und Gerechtigkeit“. Da-mit fassen die Initiatoren das zusam-men, was auch der Bildungsfor-scher Henrik Piltz kritisiert. Piltz berechnet in einer Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dass über 10 Milliarden Euro nötig wä-ren, um die Qualität der Lehre und Forschung zu verbessern und mehr Studenten auch aus bildungsfernen Schichten zum Studieren zu bewegen. Darin sind aber die Kosten für Sanierungsmaß-namen und Ähnliches noch nicht in-begriffen. „Im internationalen Vergleich schneidet das deutsche Hochschulsystem nicht gut ab“, schreibt er. In den letzten Jahren habe sich die Unterfinanzierung verstärkt, da die Grundmittel nur unzureichend erhöht wurden und mit Inflation und Ge-haltssteigerungen nicht mithalten können. Die Studen-ten des „Bildung braucht …“-Bündnisses fragen sich des-halb auf ihrer Internetseite (>>> kampa2013.de): „Wie also soll Merkels Vision wahr werden?“ und fordern, dass die Ausfinanzierung gewährleistet wird, unabhängig von Einzelpersonen oder Drittmitteln. Außerdem wollen sie ein familien- und altersunabhängiges BAföG, damit ein „frei zugängliches, gerechtes Bildungssystem“ entsteht. Hierzu wurde bereits eine Petition mit entsprechenden Forderungen erstellt. Es geht dabei um das gesamte Bildungssystem, nicht nur um die Hochschulbildung. Ob und inwieweit die Forderungen der Studenten beim Bundestagswahlkampf eine Rolle spielen, wird sich im September zeigen.

„Bildung für alle!“, ruft Angela Merkel 2008

aus und setzt damit ein inter-nationales Ziel auf die politische Agenda in Deutschland. Doch immer wieder kommt Kritik an

der Umsetzung auf. Nun will eine Initiative von Studenten die Unter-

finanzierung des Bildungssys-tems zum Wahlkampfthema

machen.

Bildungs-republik

ade?Autorin: Theresia Ziegs findet das engagement

bemerkenswert. Illustration: Steffen Dürre

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Schaut man sich das Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 2013 an, findet man immerhin drei schulpädagogische Seminare,

die das Wort „Inklusion“ direkt im Titel tragen. Au-ßerdem fand im Mai der dritte Inklusionskongress in Rostock statt, zu dem auch interessierte Studen-ten eingeladen waren, über neueste Entwicklungen mitzudiskutieren.

Dieses Angebot ist im Vergleich zu vorherigen Semestern bereits eine leichte Steigerung und spie-gelt somit zumindest etwas die neuen Studienord-nungen im Lehramt wider. Tatsächlich lassen sich dort in allen Studienordnungen Module finden, die sonderpädagogisch ausgerichtet sind und Inklusion thematisieren. Und in jedem Lehramt sind diese ver-pflichtend zu belegen. Dass der Umfang und die in-haltliche Tiefe von Modulen, die sich mit Inklusion beschäftigen, im Lehramt für Gymnasien geringer ist als beispielsweise im Lehramt für Grundschulen oder im Lehramt Sonderpädagogik, ist dabei nicht überraschend.

Aber es zeigt sich, dass die Uni Rostock beim Thema Inklusion mitzieht. Immerhin ist es z. B. im alten, auslaufenden Lehramt für Grund- und Haupt-schulen möglich, während der Regelstudienzeit von neun Semestern keine einzige sonderpädagogische Lehrveranstaltung zu besuchen. Hier vertraute man anscheinend auf die Freiwilligkeit/Bereitschaft und

Inklusion exklusivDie Uni Rostock und der pädagogische Ansatz unserer Zeit

das eigene Interesse der Studierenden. Allerdings muss man auch bedenken, dass die Studienord-nungen der alten Lehrämter zu Zeiten konzipiert wurden, als der Inklusionsgedanke noch nicht der allerneueste Trend in der Pädagogik war.

vOn DeR THeORIe ZuR PRAxIS – DAS RüGeneR InKLuSIOnSMODeLL (RIM)

Wie sich Inklusion auf den Lernerfolg der Schüler auswirkt, wird seit dem Schuljahr 2010/11 flächen-deckend auf der Insel Rügen erprobt, ein deutsch-landweit einzigartiger Versuch. Entwickelt wurde das Modell vom Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation der Uni Rostock. Hierfür lernen alle Kinder der ersten und zweiten Klasse – egal ob mit oder ohne sonderpä-dagogischem Förderbedarf – gemeinschaftlich. Als Vergleichsgruppe dienen Kinder der Hansestadt Stralsund, die im klassischen Schulsystem lernen. Der nach dem Ende des Schuljahres 2011/12 ver-öffentlichte Zwischenbericht spiegelte letztendlich aber nicht die erhofften Ergebnisse wider.

Nach den zwei Schuljahren zeigte sich, dass die Stralsunder Kinder in den Bereichen Mathematik und Rechtschreibung etwas bessere Leistungen er-zielten als die Rügener Schüler. Im Bereich Lesen gab es keinen relevanten Unterschied zwischen

den Gruppen, hier erzielten beide durchschnittli-che Leistungen. Im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung erreichte jedoch die Rügener Vergleichsgruppe bessere Werte, was die positiven Auswirkungen von Inklusion auf soziale Gruppen deutlich macht.

Allerdings ließ sich durch die Einteilung der Versuchsgruppen in ein oberes, mittleres und un-teres Leistungsniveau auch erkennen, dass die be-sonders leistungsstarken Kinder von der inklusiven Beschulung nicht profitiert haben. Deshalb müsse man die Förderung dieser etwas intensivieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklung der Kinder im klassischen und inklusiven Schulsystem fortsetzen wird. Dies wird in einer weiteren, ab-schließenden Evaluation festzustellen sein.

Interessant: Der Bildungsökonom Klaus Klemm hat berechnet, was ein flächendeckendes inklusi-ves Bildungssystem in Mecklenburg-Vorpommern kosten würde: Jährlich müssten dafür zusätzlich 45,2 Millionen Euro aufgewendet und 636 Lehrer eingestellt werden. Ob dies mit den finanziellen Mitteln des Landes in absehbarer Zeit zu stemmen ist, sei dahingestellt. Auf Dauer führt am Konzept Inklusion – nicht nur in der Schule – kein Weg vor-bei. Daher tut das Land gut daran, frühzeitig Wege zur Umsetzung zu finden. Ein erster Schritt ist an unserer Uni gemacht.

Autorinnen: Friederike Wollgast und Sandra Wendland fühlen sich an der uni Rostock gut inkludiert.

Kaum ein pädagogisches Thema ist in den letzten Jahren in Medien, Universitäten und Weiterbildungsstätten ähnlich prä-sent wie das der Inklusion. Neben geeigneten Räumlichkeiten ist vor allem das Personal in pädagogischen Einrichtungen für eine erfolgreiche Umsetzung ausschlaggebend. Aber inwiefern spielt Inklusion im Lehramtsstudium an der Uni Rostock eine Rolle?

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kultur

In diesem Ressort dominieren diesmal die musi-schen Künste. Wir zeigen euch, wie vielfältig die Rostocker Kulturszene sein und wie man selbst zum Mitmacher werden kann. Bei Open-Stage-Performances in der hmt, bei der monatlichen Jazz Jam Session im CarLo 615 oder beim Stu-

dentenkabarett ROhrSTOCK kann man vielfältig sein Talent unter Beweis stellen. In einem hei-teren Interview stellen wir euch die Band Les Bummms Boys vor. Und dazu könnt ihr noch

ein paar lyrische Highlights eines langjährigen Poetry-Slam-Akteurs genießen. Abschließend könnt ihr euch mithilfe der Kulturtipps wieder Anregungen holen, was ihr open air oder bei

schlechtem Wetter drinnen erleben wollt.Steffie Krauß

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HeuLeR: SeIT WAnn MACHT IHR MuSIK?Stephan: Die Band seit 2006. Und jeder für sich so ab 18, 19 Jahren.Powi: Du darfst doch nicht sagen, ab dem wieviel-ten Lebensjahr, sonst wissen doch alle, wie alt du bist. Wir dürfen ja nie älter als 25 werden.Stephan: (lacht): Nee, wieso? Ich muss ja nicht sagen, wie alt ich bin. Ich sag einfach nur ab 18. Und wenn ich jetzt 19 bin, mach ich erst ein Jahr Musik. (alle lachen)

SeID IHR SCHOn IMMeR In DIeSeR FORMATI-On GeWeSen? WIe HABT IHR euCH ZuSAM-MenGeFunDen?Tom: Wir waren schon mal mehr. Wir hatten noch einen Gitarristen dabei, den Jens. Und der ist seit 2010 nicht mehr dabei.Stephan: Tom war auch schon mal nicht dabei.Tom: Obwohl, wir drei haben immer zusammen Musik gemacht. Wir haben trotzdem noch illegal ...Stephan: Illegal?Tom: Na, wir drei haben ja weitergemacht auf der Straße.Stephan: Ja, aber wieso illegal?Tom: Ja, weil ich ja aus der richtigen Band kurz

Interview mit

raus war.Stephan: Ach so, ach so. Das ist ja jetzt nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ... (alle lachen)Stephan: Wir haben uns letztendlich durch den gemeinsamen Freundeskreis kennengelernt.

WIe KAM eS Zu Den eRSTen AuFTRITTen?Tom: Im ersten halben Jahr haben wir nur Stra-ßenmusik gemacht, von der Kröpi bis Warnemün-de. Da haben wir auch gar nicht geprobt.Powi: Ich bin erst mit Stephan zu zweit durch Europa gereist. Die Sommerferien haben wir mit Gitarren auf den Rücken verbracht. Und wir sind auch nicht mit mehr als jeweils 10 Euro losgefah-ren. Wir hatten echt nicht mehr Geld ...Stephan: ... und sind mit mehr wiedergekommen.Powi: Da haben wir auch die eigenen Songs aus-probiert.Tom: Wir haben uns eine lange Zeit gar nicht um Auftritte bemüht. Die Leute blieben einfach auf der Straße stehen und haben zugeguckt. Und regelmä-ßig wollten Leute Karten von uns haben und haben uns dann auch gebucht. Wir haben ganz viele Stu-dentenveranstaltungen gemacht, also viele Fach-schaften, nach und nach alle Weihnachtsfeiern,

Wer nicht weiß, was Pop ‘n‘ Roll ist, sollte sich das neue Album „Saftla-den“ der Les Bummms Boys anhö-ren. Die Rostocker gehören mitt-lerweile zur Mecklenburgischen Musiklandschaft wie die Sprotte in die Ostsee. Angefangen mit Straßenmusik über Dorffeste bis hin zu Scheidungsfeiern haben sie schon eine Menge erlebt. Sie touren mit ihrem markanten Po-lizeibus bis nach Dresden und stellten am 22. Juni ihre neue CD im Zirkus Fantasia in Rostock vor begeistertem Publikum vor. Wir haben mit den Jungs gesprochen und erfuhren unter anderem, wa-rum H. P. von Scooter eigentlich so berühmt geworden ist.

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Frühlings- und Sommerfeste. Es kam alles durch eine glückliche Fügung. Wenn wir auf dem einen Auftritt gespielt haben, haben uns wieder andere Leute ge-sehen, die uns dann wieder zum nächsten gebucht haben. Das ging Schlag auf Schlag.

unD JeTZT SeID IHR RICHTIGe BeRuFSMuSIKeR?Stephan: Nee, jetzt ist alles vorbei. Die haben uns alle gesehen und jetzt bucht uns keiner mehr. (alle lachen) Ja, also wir leben von der Musik. Wir ma-chen nicht nur Auftritte, sondern auch Trommel-kurse. Wir haben ein kleines Studio und gehen auch mal an die Musikschule. Und dieser ganze Brei aus allem fügt sich dann quasi zum Kühlschrank, der dann hoffentlich voll ist.

WIe IST eS Zu euReM BAnDnAMen GeKOMMen?Powi: Keiner weiß es mehr so genau, aber jeder hat seine eigene Geschichte. Erst hießen wir ja Rohkost, aber den Namen gab es dann schon, also brauchten wir einen anderen Namen. Und dann wa-ren wir irgendwie bei Straßenmusik und das war ja Bums-Musik mit Rhythmen und sehr rock-`n`-rollig. Also waren wir beim bummms und weil wir Jungs sind, hatten wir dann boys. Und dann haben wir gesagt, das klingt aber zu dumm, wir wollen auch in Hotels spielen, es muss elegant klingen und dann haben wir einfach les davorgesetzt. Und die drei m waren, damit es nicht zu dumm klingt.Tom: Es gab mal 2007, 2008 ein Lied „Wir sind Les Bummms Boys“. Dann haben wir extra für eine Straßenmusiktour ’ne CD aufgenommen mit einem Mikrofon im Raum ...Stephan: ... in meinem alten Büro.Powi: Und da ist das Lied entstanden, aber das wird keiner mehr hören. Das einzige Tape, von dem wir

wissen, dass es das noch gibt, das hat H. P. von Scoo-ter. Den haben wir nämlich bei dieser Tour an einer Tankstelle getroffen und dann ist Stephan hingelau-fen und hat ihm diese ganz verkrüppelte, schlecht eingepackte CD mit Cover-Liedern und ein bis zwei eigenen drauf gegeben. Und Scooter hat diese CD.

HABT IHR Denn nOCH MAL WAS vOn IHM GeHöRT?Stephan: Er hatte einen wunderbaren Lidschatten.Powi: Ja, danach ist er dann richtig berühmt gewor-den. Er hat viele Ideen davon aufgefasst.Tom: Danach kam „How much is the fish“, oder?Powi: Ja, weil er von der Küste kam. Ja, er ist uns dankbar, glaube ich.

IHR HABT eIn uMWeLTFReunDLICHeS ALBuM PRODuZIeRT. WAS STeCKT DAHInTeR?Powi: Ja, wir sind selber doch schon ...Tom: Wir duschen nicht!Powi: ... so kleine Weltverbesserer, Ökomenschen. Wir wollten das ganze Konzept so ein bisschen grün anlegen. Wir wollten es ein bisschen vorleben. Und da werden jetzt halt nur Materialien benutzt, die biologisch abbaubar sind und nur wenig aua ma-chen, planetarisch gesehen.

ABeR DIe CD WIRD SICH SCHOn MeHRMALS ABSPIeLen LASSen?Powi: Ja, und man kann sie auch essen (alle lachen). Und dabei hört man die Musik dann im Kopf.

WeR SCHReIBT euRe TexTe?Powi: Die Texte und meistens auch die Ideen für Harmonien kommen von Stefan. Wir sind dann für das gute Aussehen da. (alle lachen) Wir arbeiten dann in der Band zum Beispiel an der Attitüde des Textes.

IHR SCHeuT euCH ABeR AuCH nICHT vOR SPRACHLICHen exPeRIMenTen, WIe WIR Ge-HöRT HABen. KönnT IHR KuRZ eRZäHLen, WIe IHR DARAuF GeKOMMen SeID, „RInG OF FIRe“ AuF TSCHeCHISCH Zu SInGen?Powi: Während unserer Abiturzeit waren wir im Skilager in Tschechien. In unserem Hotel arbeite-te eine Portiersdame, die den ganzen Tag schlecht drauf war. Auf der Fahrt lernten wir so einen Rockabilly-Typ kennen, der Kontrabass spielte. Dann haben wir uns gedacht, sie aufzuheitern, und suchten uns dafür typische Touristensätze aus dem Tschechisch-Wörterbuch raus, woraus wir ihr ein Lied schrieben. So was wie „Mein Auto ist kaputt, ich brauche einen Ölwechsel“ oder „Wie hätten Sie gerne ihr Beefsteak?“ Als wir im Halbkreis um sie herumstanden und es ihr vorspielten, musste sie dann irgendwann auch lachen.

eRInneRT IHR euCH An eIne SITuATIOn, In DeR JeMAnD MIT euReR MuSIK SO GAR nICHTS AnFAnGen KOnnTe?Stephan: Oh ja, das war in einem Dorf, dessen Na-men wir nicht nennen möchten. Auf dem Fest gab es immer einen DJ und eine Band. Offensichtlich hatten sie vorher aber noch nie eine Band gesehen. Wir waren quasi wie Aliens. Beim DJ, der die ganze Zeit Schlager spielte, war die Tanzfläche voll. Und dann kamen wir!Powi: Das ging dann irgendwann so weit, dass der Veranstalter vorsichtig zu uns kam und meinte: „Jungs, habt ihr noch etwas anderes? Die Leute fan-gen langsam an zu meutern …“Stephan: Und dann stand auch noch Kalle auf und stapfte zielsicher auf Powi zu, sodass er schon den Bass beiseitenahm, um reagieren zu können. Wir ha-ben dann auch ganz schnell abgebaut und sind weg.

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WAS DüRFen WIR vOn euReM neuen ALBuM „SAFTLADen“ eRWARTen?Stephan: Es ist etwas ernsthafter als das letzte Al-bum, aber es ist im Prinzip von Liebe bis Hass alles dabei. Wir spielen viel mit Ironie und singen über Dinge, die vielleicht gerade nicht so rundlaufen, wollen das aber ohne den erhobenen Zeigefinger. Deswegen heißt das Album auch „Saftladen“, ist umweltfreundlich produziert und die Erde als Ka-rikatur auf dem Cover zu sehen. Das hat der Ros-tocker Künstler Maik Bauer extra für uns gestaltet.Tom: Es gibt aber anscheinend immer noch Leute, die uns in Rostock noch nicht so wahrgenommen haben und dann fragen, ob wir immer noch Stra-ßenmusik machen.Stephan: Obwohl ich Straßenmusik mal wieder ganz gerne machen würde. Aber leider waren die vergangenen Sommer vom Wetter her so, dass man das nicht richtig machen konnte. Da müssten wir uns höchstens ein Zelt mitnehmen.

MIT WeLCHeM KünSTLeR WüRDeT IHR GeR-ne ZuSAMMenARBeITen?Stephan: Da gäbe es viele, von denen man viel ler-nen könnte. Auf jeden Fall mit Farin Urlaub. Das ist ein genialer Musiker.Powi: John Butler.Tom: Jason Mraz.Powi: Also bei Interesse können sie sich gerne an uns wenden. Wir schauen dann, wann in unserem Terminkalender etwas frei wird.

WAS WAR BISHeR eueR SKuRRILSTeR AuF-TRITT, FüR Den IHR GeBuCHT WuRDeT?Powi: Wir haben mal auf einer Scheidungsfeier ge-spielt. Die Frau hatte ein großes Grundstück und hat sich dann eine Bühne gemietet in der Größe, wie sie immer beim Campuserwachen steht, und

hat dann mit 40 Leuten, inklusive Familie mit Kin-dern und allem, ihre Scheidung gefeiert.Stephan: Sie hatte wohl einen guten Ehevertrag.

WAS WAR eueR ORIGIneLLSTeS FAnGeSCHenK?Powi: Ein künstlicher Kaktus. Der ist jetzt unser Maskottchen und steht immer vorne im Bus.Tom: Also ich freue mich immer über Kuchen – ob-wohl ich eigentlich davon weg bin.

SInD SCHOn MAL MäDeLS MIT HeIRATSAn-TRäGen ODeR KInDeRWünSCHen Zu euCH GeKOMMen?Tom: (überlegt) Ja, Kinderwünsche gab es schon. Als wir im LT „Eisprung“ gespielt haben, gab es da ein, zwei Anfragen von Damen. Auch per Mail gab es das schon.

SPReCHen euCH MAnCHMAL LeuTe An, WeIL SIe euCH eRKennen, unD WOLLen MIT euCH eIn BIeR TRInKen GeHen?Powi: Ja, das gibt es. Ich bin eine Zeit lang viel mit der Mitfahrzentrale gefahren und habe da Leute kennengelernt, die uns kannten und dann auf ein-mal eine CD von uns dabeihatten.Stephan: Wir wurden auch schon in Dresden und Berlin erkannt. Aber die hauptsächliche Verbrei-tungsform findet wohl über die Mitfahrzentrale statt.Tom: Wir haben schon überlegt, für jeden, der bei der Mitfahrzentrale mitfährt, eine Bummms-Ge-bühr einzufordern. Oder wir benennen die GEMA-Gebühren in Bummms-Gebühren um.

Vielen Dank für das Gespräch!

Autorinnen: Steffie Krauß und Sarah SchülerFotos:; Sarah Schüler

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In gehobenem Ambiente, im CarLo 615 am Stadthafen, kann man für einen kleinen Obo-lus Livemusik beim gemütlichen Wein- oder

Bierchen genießen. Für Essen und Getränke muss man zwar etwas tiefer in den Geldbeutel greifen, aber in dieser angenehmen Umgebung schmeckt

der Wein dann umso besser. Das Publikum ist zwar schon eher der Musik angepasst, man sieht somit überwiegend Anzugträger mittleren Alters, aber man wird auch nicht komisch angestarrt, wenn man dieser Kleiderordnung nicht folgt. Die Gäste werden den ganzen Abend mit abwechs-lungsreicher Musik unterhalten. Falls sich mal niemand spontan zu einer Session bereithält, hat der Veranstalter, Andreas Martens, für alle Fälle vorgesorgt: Vier Musiker seien immer eingekauft und bereiten zusammen mit dem musikalischen Leiter, Andreas Weise, ein „Notfallprogramm“ vor. Sie bestreiten den ersten Teil des Abends an Piano, Schlagzeug, Bass und anderen Instru-menten. Mal ruhig, aber auch mit schnelleren Klängen gestaltet sich der Abend dann sehr ab-wechslungsreich. Der zweite Teil des Abends ist für die Open-Stage-Künstler vorgesehen. Jeder versierte Künstler kann sich nun mit seinem eige-nen Instrument oder am vorhandenen Piano oder Schlagzeug austoben. Wenn doch einmal mehre-re Saxophone oder Trompeten bereitstehen, kön-

nen diese dann zusammen oder abwechselnd das Publikum begeistern und die fehlenden Instru-mente werden von den vorher engagierten Profis bedient. Je nach Stimmung der Musiker und des Publikums kann solch eine Session auch schon mal bis in die Nacht gehen. Äußerst spannend an-

zusehen sind sowohl die spontanen Interaktionen der Open-Stage-Künstler als auch die üblichen So-loauftritte, bei der jeder Musiker die nötige Auf-merksamkeit erhält.

Fazit: Für Jazzfans oder solche, die einfach gerne Livemusik hören, ist die monatliche Jazz Jam Session die beste Gelegenheit, mal ein biss-chen musikalische Abwechslung in den Alltag zu bringen. Hier kann man sich einfach zurückleh-nen und gute Musik genießen. Ein rechtzeitiges Erscheinen oder besser noch das Reservieren eines Tisches ist von Vorteil, um die Musik von einem guten Platz und nicht nur stehend genie-ßen zu können. Essen und Trinken bei Livemusik – was will man mehr?

Termine: Jeden letzten Dienstag im Monat ab 20 Uhr im CarLo 615 (Warnowufer 61) für drei Euro (Studenten) und fünf Euro (Nicht-Studenten).

Jazz Club Rostock Im Juni feierte der Jazz Club Rostock gerade sein zehnjähriges Be-stehen. Als Vereinsmit-glieder bedeutet das für alle Organisatoren und Mithelfer, dass sie bis 17 Uhr ihren Hauptbe-ruf ausüben, um dann abends ihrem privaten Vergnügen, der Jazz-

Leidenschaft frönen zu können. Für Andreas Mar-tens ist Jazz eine sehr spannende Musikrichtung und ihn überrascht es immer wieder, was in der Musik so möglich ist. Neben der Jazz Jam Session und monatlichen Konzerten im CarLo 615 wird jedes Jahr auch ein Jazz Band Ball veranstaltet. Zum 13. Mal gilt es dann also im Oktober: Schick machen und gehoben zu Swing und Big-Band-Jazz abtanzen. Zum nunmehr fünften Mal findet im Au-gust das Jazzfestival see more jazz in Rostock statt. Im Klostergarten, im Zoo und in der Kunsthalle kann man dann Jazz satt zu einem vernünftigen Preis live erleben. Für dieses Jahr wird ein High-light Clint Eastwoods Sohn, Kyle Eastwood, sein – ein Hotelzimmer für seinen berühmten Vater sei ebenfalls schon reserviert, verrät Andreas Martens, der Mitorganisator des Festivals. Mittlerweile hätte der Jazz Club Rostock auch keine Probleme mehr, gute Künstler zu bekommen.

Jazzfestival see more jazz: Fr. 16.08. ab 19:30 Uhr, KlostergartenSa. 17.08. ab 19:30 Uhr, Zoologischer GartenSo. 18.08. ab 11:00 Uhr, KunsthalleEintritt zu allen Konzerten: 39 Euro(auch einzeln zu kaufen)

Open-Stage und Livemusik in RostockJazzmusik ist nicht nur was für die ältere Generation, selbst wer noch nie Bekannt-schaft mit dieser Musikrichtung gemacht

Autorin: Steffie Krauß verspürt große Lust, Saxophon zu lernen. Fotos: Marcus Sümnick

Jazz Jam Session

hat, wird sich bei der Jazz Jam Session mit Livemusik von wechselnden Künstlern ver-gnügen können.

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Ein bisschen wie im Märchen: Das ehrwür-dige Rostocker Katharinenstift in der östli-chen Altstadt, ehemals eine Klosteranlage

des Franziskanerordens, in der seit dem Jahre 2001 die Hochschule für Musik und Theater ihren Platz in der Hochschullandschaft gefunden hat, schafft Atmosphäre! In den Gängen des Gebäudes spürt man förmlich den kreativen Geist, der die-sen Ort ausmacht. Im Foyer des Katharinensaales erwartet eine Bühne mit einem Klavier Studie-rende, die dieser Kreativität Ausdruck verleihen möchten.

Genau das – und die pure Freude am Musizie-ren und Darstellen – ist die Grundidee des Kultur-cafés, das vom StuRa der hmt ins Leben gerufen wurde. Mittlerweile hat sich diese Veranstaltung zu einem echtem Geheimtipp entwickelt. Jeden letzten Donnerstag im Monat stürmen die Studen-ten – mal mehr, mal weniger zahlreich – mit ihren Instrumenten, ihrem Gesang und ihren Schau-spielkünsten die offene Bühne. Einen Ablaufplan

für den Abend gibt es nicht, ebenso wenig wie ein Motto oder ein festgelegtes Genre: Erlaubt ist, was gefällt und vor allem, was Spaß macht.

Offizieller Startschuss ist 22 Uhr, doch die meisten Akteure müssen sich erst einmal Mut antrinken. Auch das darf an einem studentischen Abend nicht fehlen: ein, zwei Bierchen zur Gi-tarrenmusik oder ein Glas Rotwein zum Klavier-stück; für ausreichend Getränke zu moderaten Preisen sorgt der hmt-StuRa.

Am Abend des 25. April 2013 eröffnet ein Schauspielstudent die Bühne mit einem lustigen Vortrag über den „Rhabarber-Barbara-Bar-Barba-ren-Bart-Barbier“. Anschließend gibt es allerhand auf die Ohren. Die Beiträge reichen von klassi-scher Geige über das ausgefallene Marimbafon bis hin zu Rap und Beatboxen. Um die Lachmus-keln kümmert sich das Kabarett ROhrSTOCK mit Ausschnitten aus seinem neuen Programm.

Und wenn gerade niemand auf der Bühne steht? Dann bietet sich zwischen den Auftritten

immer wieder die Gelegenheit, interessante Men-schen in familiärem Ambiente kennenzulernen und anregende Gespräche zu führen.

Fazit: Ob aktiver Musiker oder laienhafter Amateur, ob hmt- oder Uni-Student: Das Kultur-café ist eine vielfältige Mischung aus Konzert und Theater mit chilliger WG-Party-Stimmung in historischer Atmosphäre und bei freiem Eintritt.

An der hmt werden fast täglich Konzerte mit verschiedenen Instrumenten aus unterschiedli-chen Genres gespielt. Das Beste: Der Eintritt ist in der Regel frei. Bei größeren Musikveranstal-tungen oder Theaterstücken seid ihr als Student mit maximal 5,50 Euro dabei.

>>> hmt-rostock.de/veranstaltungen/veranstaltungskalender.html

Autorin: Anne Halbauer mag Kultur und Café Bier.

Das hmt-Kulturcafé

Eine historisch-malerische Kulisse, studentische

Stimmung, viele begabte junge Menschen, eine Bühne

mit einem Klavier – genau das sind die Zuta-ten für einen grandiosen

Abend der etwas anderen Art.

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GeschichteDoktor Wolfgang Dalk, den Lehramtsstuden-ten aus den Sprecherziehungsseminaren wohl-bekannt, gründete 1970 das Studentenkabarett ROhrSTOCK. Bereits seit vielen Jahren gibt es drei Formationen innerhalb des Kabaretts: die aktuelle Studentengruppe, das Sommerprogramm und die sogenannten Oldies. Neben der Studentengruppe schreiben auch die Oldies (ehemalige Studenten, die einfach nicht genug bekommen können) für je-weils ein Jahr ein neues Programm mit neuen Sze-nen, das lediglich in der zweiten Hälfte aktualisiert wird. Das Sommerprogramm, zusammengesetzt aus aktuellen und ehemaligen Studenten, spielt hauptsächlich ein Repertoire aus schon existieren-den Szenen, die zu einem Thema umgeschrieben

werden und durch neue Szenen ergänzt werden. Noch vor einigen Jahren, als die Modularisierung der Studiengänge noch bevorstand, sollen 30 bis 40 Auftritte pro Semester, vor allem an auswärtigen Universitäten, die Regel gewesen sein. Mittlerwei-le beschränken sich die Auftritte der Studenten im Wesentlichen auf Rostock; in der Bühne 602 und mitunter im Ursprung oder der Kleinen Komödie wird gespielt, bis sie in der Semesterferienpau-se vom Sommerprogramm abgelöst werden. Der Großteil der Auftritte wird hingegen vom Sommer-programm und den Oldies in und um Rostock ge-spielt. Michael Ruschke zeichnet als künstlerischer Leiter für alle Programme verantwortlich und spielt zusätzlich noch bei den Oldies mit.

CastingMit einem Casting fängt oft alles an. Mindestens vier, maximal acht Darsteller können in einem Programm mitwirken, da der Vereinsbus nur neun Plätze fasst und ein Techniker beziehungs-weise der künstlerische Leiter immer mitmuss. Bei dem Casting versuchen die alten Darsteller und der künstlerische Leiter dann, in kleinen Tests herauszufinden, wer sowohl sprachlich als auch darstellerisch für die Gruppe geeignet ist. Im ersten Teil wird das Funktionieren der Sprach-werkzeuge getestet, woran sich einfache Panto-mimeaufgaben anschließen; gerne wird dabei auf das Raten von dargestellten Märchen zurückge-griffen. In der dritten Runde sind Improvisieren und Kreativität verstärkt gefragt: In einer kleinen

Das Studentenkabarett ROhrSTOCK

Das Kabarett ROhrSTOCK darf sich mit nun-mehr 43 Jahren zu Recht ältestes amtierendes Studentenkabarett Deutschlands rühmen. An-gefangen hatte es mit einer Studentengruppe, die sich vordergründig der politischen Satire verschrieben hatte. Welche Themen heute in-

teressieren und was die aktuelle Truppe über das Arbeiten in einer Kabarettgruppe denkt, hat der heuler für euch herausgefunden. Vier der derzeitig sieben studentischen Darsteller – Mellie, Karo, Phil und Phillip – standen uns in einem Gespräch Frage und Antwort.

Autorinnen: Steffie Krauß kennt das legendäre Probenlager sehr gut. Friederike Wollgast hat jetzt zumindest eine ziemlich genaue vorstellung. Foto und Grafik: Kabarett ROhrSTOCK

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Geschichte müssen die Casting-Teilnehmer den Rest der Gruppe von ihrem Talent überzeugen. Im Anschluss an die Auswahl geht es dann auch sofort in die Planung der Termine für das anste-hende Probenlager.

Probenlager in Dänemark:Zwischen Whirlpool und Brain-storming

Traditionell findet das Probenlager der Studenten in dem kleinen Bungalow-Ferienort Marielyst in Dänemark statt. Eine Woche lang müssen es dann alle Teilnehmer 24 Stunden am Tag mitei-nander aushalten. Es wird zusammen gekocht, im Whirlpool gebadet, getrunken und vor allem das gemeinsame Programm erarbeitet. Caro und Phil finden besonders den Findungsprozess sehr interessant. Zu Beginn wird ein Problemkatalog via Klebezettel auf einer großen Glastür im Feri-enhaus angebracht. Dort verzeichnet jeder, was

ihn aktuell aufregt oder auch belustigt. Die Ideen werden dann mit Rollenwünschen kombiniert und zur selbstständigen Bearbeitung weiter ver-geben. Daraus entstehen schließlich Songs oder ganze selbst geschriebene Szenen. Das Selbst-schreiben ist jedoch kein Muss: Für alle Fälle unterstützt der künstlerische Leiter und schließt sich dazu stundenlang in seinem Zimmer ein. Aus harmlosen Gesprächen am Frühstückstisch oder lustigen abendlichen Runden entsteht dann mitunter eine eigene Szene mit angesprochenen Themen oder originalen Zitaten der Bewohner. Auf das aktuelle Programm „WG Total“ sind alle Darsteller sehr stolz, da sie die Hälfte des Pro-gramms selbst geschrieben haben.

Warum zieht es so viele Lehr-amtsstudenten auf die Bühne?Es fällt auf, dass bei ROhrSTOCK vor allem Lehr-amtsstudenten den Weg auf die Bühne suchen. Aktuell spielen sogar ausschließlich zukünftige Lehrer mit, zwei von ihnen mit musikalischer Erfahrung von der hmt. Der Wunsch nach einem kreativen Betätigungsfeld neben dem Studium scheint in dieser Studentengruppe besonders hoch zu sein. Sie merken an, dass das Agieren auf der Bühne eine gute Übung für den späteren Lehrerberuf sein könne. Das Spielen vor Pub-likum, aber auch die kleinen Improvisationen, die in viele Auftritte eingebaut werden, trainie-ren für den späteren Alltag vor der Klasse. Man könne einfach mal rauslassen, was im täglichen – und oft überfüllten – Uni-Alltag auf der Stre-cke bleibt, ebenso wird der Trainingsaspekt, mit anderen zusammen etwas Eigenes zu gestalten, sehr wertgeschätzt.

Aufwand?Der größte Aufwand ist vor der Premiere mit regel-mäßigen langen Proben zu verzeichnen. Während des Semesters hält sich dieser in Grenzen, da das Programm steht und sich oft nur noch einige Stun-den vor dem Auftritt zum erneuten Auffrischen der Texte und Szenen getroffen wird.

Verliert das Studentenkabarett an politischer Satire?Problematisch sehen die Darsteller generell, dass man nicht ein ganzes Semester lang politisch aktuell bleiben kann. Was letzte Woche noch aktuell gewesen wäre, müsse es nächste Woche nicht mehr sein. Außerdem haben sich die Zeiten im Vergleich zum einstigen Ka-

barett stark verändert. Während laut Phil in der DDR via Kabarett viel stille Kritik geäußert worden sei, sei heutzutage schon vieles da und es sei schwer, Neues zu finden. Doch Mario Barth sei keineswegs das gro-ße Ziel, der politische Anspruch solle immer mit dabei sein. Da sich nach Philipps Meinung Studenten auch privat eher für die Uni interessieren als für Berlusconi, liege die Konzentration im aktuellen Programm eben hauptsächlich auf der Hochschulpolitik an ihrer eige-nen Uni. Lustig dürfe es aber dennoch bleiben. So gibt es im aktuellen Programm einen Medienrap und von Wulff bis Gauck werden dennoch wieder viele politi-sche Themen angesprochen.

Was ist das Besondere an ROhrSTOCK?

Ein Vorteil des Kabaretts gegenüber klassischem The-ater ist, dass eigene, alltägliche Themen eingebracht und mit eigenen Texten beziehungsweise Musik ver-sehen werden können. So haben alle Bühnenfiguren

einen Bezug zur realen Person des Darstellers. Nichts-destotrotz ist die Bühne für keines der Mitglieder neu, alle haben bereits Erfahrungen im Bereich Theater sammeln können. Auch dass sie sich direkt an die Stu-denten richten und über aktuelle Probleme meckern und auf diese aufmerksam machen können, finden alle einstimmig vorteilhaft. Man spiele eigentlich nur das, was man eh schon in sich trage, und neue Leute brin-gen neue Blickwinkel und Ideen. Auch wenn Tradition und Geschichte des Kabaretts einen gewissen Druck ausüben, ein entsprechend anspruchsvolles Programm auf die Bühne bringen zu wollen, steht bei ROhr-STOCK vor allem der Spaß und die Freude am Mitein-ander im Vordergrund. Caro bringt es abschließend auf den Punkt: Kabarett ist einfach ein bisschen bunter!

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Autor: Carlo IhdeIllustration: Steffen Dürre

Der Weg eines jeden

Jeder ist mal schlecht drauf und um dahin kommen zu

können mussjeder mal schlecht drauf werden.

Jeder wird dann schlecht draufgewesen sein und in diesem

Sein auch drauf und dran gewesensein ungerecht zu werden.

Jeder wird ungerecht gewesensein und hinterher bemerkenwie sehr nötig und gleichwohl

schmerzhaft peinlich es istbereuend zu werden undes zu sein. Wenn jeder malbereuend gewesen sein wird

kommt das Plateau wo manrelativ gut drüber hinweg kommt wenn man gut drauf

wird, ist, und oder bleibt. Plateau ist, dem Reue und davor Fehler

vorangehen und dem Fehler unddanach Reue folgen auf dem Fuß.

Jeder ist mal irgendwozwischendrin, gefangenirgendwo in schmerzhaftpeinlicher Menschlichkeit.

Fahrt nach Norden

Investiere Tagesfreizeitin mein Nachtleben,

nach Tagesabbruch bleiben Stunden im Dazwischen und

gleich um die Ecke von morgengehts nach Norwegen

übern Wendekreis. Innurgeraden Kalenderwochen

werde ich wieder anlanden.Dann aber liegt alles schief

und ich darin richtig.

Wo-anders

Literaturseite

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Wahrhaftig

Ich will wahr sein wahrhaftigwie sonst nichts

und reden für eine Sicht meiner Wahlfürsprechen wahrhaftig fürdie Ohren einer Welt meiner Träume.Und ich weiß es werden wenige hören. Es haben viele zu hören nicht die

Ohren nicht die Zeit zum Hörenhaben Zeit für nichts.

Ich aber möchte wahrhaftigbleiben auch über die Zeiten

hinweg die sie nicht haben.

briefe hin und her

und mancheiner brachte sein leben zum schalter einer post

in form eines briefes der hieß„an gabi“

und klebte vorher eine markedie war einseitig beleckt und

eine schalterfrau haute ihroben drauf die basic facts

des heutigen tages.dann ging es über umwege

an gabi.und der mancheine bekam

ein paar erwartungsfroh langetage später sein leben zurück

in form eines briefes der hieß„von gabi“ und sagte:

lass mich in ruhe mit deinenscheiß-briefen du verfickter stalker.

mann ey. Penner.

Liebe und so

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Ja, da werden Kindheitser-innerungen wach. Die in den 70er-Jahren entstandene,

gesellschaftskritische, schon Sitcom-artige Serie „Ein Herz und eine Seele“ begeisterte vie-le Zuschauer bis weit in die 90er-Jahre. Und ist auch heute noch Tradition: Jedes Jahr zu Silvester wird neben „Dinner for One“ die „Ein Herz und eine Seele“-Folge „Silvester-punsch“ ausgestrahlt. Der Witz der Serie lebt von den unterschied-lichen Charakteren. Die von „Ekel“ Alfred Tetzlaff ausgehenden Sticheleien gegenüber seiner Frau Else, der Tochter Rita und deren Ehemann Michael stehen dabei im Mittelpunkt. Das hypochondri-sche, chauvinistische Familienoberhaupt verhält sich jedoch nicht nur ekelhaft gegenüber seiner „dusseligen“ Frau Else, sondern schaukelt sich auch besonders in den politischen Streitigkeiten mit seinem Schwiegersohn hoch. Der in die West-Familie eingeheirate-te „Zoni“ und SPD-Sympathisant Michael hat dabei stets schlechte Karten bei den regelmäßig von Alfred initiierten politischen Dis-kussionen.

Wer die insgesamt aus 25 Folgen bestehende Serie nicht kennt, erhält nun dank der Theaterproduktion einen guten Eindruck von dieser. Die Liebe zum Detail steckt vor allem im zeitgenös-

Ein Herz und eine Seele

Koproduktion des Volkstheaters Rostock mit dem Mecklenburgischen

Landestheater ParchimPremiere: 28. Juni 2013

sischen Bühnenbild und Requisiten wie Staubsauger und Fernseher. Die

Schauspieler scheinen sich sehr auf die Serie eingestimmt zu haben, die bekannten

Schrulligkeiten der Figuren haben sie trotz ihres vergleichsweise jungen Alters gut einfangen können.

In den drei adaptierten Folgen „Hähnchen“, „Frühjahrs-putz“ und „Silberhochzeit“ bekommt man bestens die Bezie-

hungen der Figuren untereinander präsentiert. Ekelpaket Alfred, gespielt von Carl M. Pohla, zeigt sich auch im Umgang mit dem Publikum liebevoll beleidigend und derb. Else, gespielt von Wiebke Rohloff, offenbart ihre Einfältigkeit und Naivität in ganz alltägli-chen Dingen und glänzt mit fehlendem technischen Verständnis oder völliger Fußballunkenntnis. Else hat im wahrsten Sinne das große Los mit ihrem kleinwüchsigen, unfreundlichen Ehemann gezogen – unterschiedlicher können Eheleute wohl nicht sein. Al-les in allem für Serienkenner ein amüsantes Revival und für alle anderen ein unterhaltsamer Abend.

TeRMIne:3.–28.  Juli von Mittwoch bis Sonntag, jeweils 20:00–22:30 Uhr (zwei Pausen) in der Kleinen Komödie in WarnemündeAu

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Page 47: heuler - das Studentenmagazin #102

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Wusstet ihr schon, ...... dass sich eine Schlange mit einem Aalschwanz

um die linke Doppelsäule des Rathauses windet? Sie heißt Johannes – nach dem Jahrestag Rostocks, dem Johannistag – und

ist mittlerweile die fünfte Schlange am Rathaus. Einer Legende nach soll bei einer Sturmflut vor 170 Jahren ein Aal an den Säulen des Rathauses

hängen geblieben sein. Aus dem Aal wurde später eine Aalschlange, gefertigt aus Zement. Doch vor wenigen Jahren wurde Johannes‘ Vater gestohlen, und

als er 2001 zurückkam, hatte Johannes dessen Platz schon eingenommen. Nun schlängelt er sich in seiner Bronzehaut und spendet den Ratsfrauen und -herren

Weisheit. Johannes‘ Kopf zu streicheln soll Glück bringen!

Autorin: Theresia Ziegs

FiSH Festival-Review

Rund 3.500 FiSH-Festival-Besucher – mehr

als jemals zuvor – wurden laut www.fish-rostock.de von den

Kurzfilmen angelockt. Preisträger Film des Jahres ist der 18-jähri-

ge Daniel Asadi Faezi mit seiner 9½-minütigen Dokumentation

„Koora“ über indische Müll-sammler in einem Armen-

viertel Kalkuttas.

Dank unseres aufmerksamen Lesers Tino Höfert können wir richtigstellen:

1. Der korrekte Name des Festivals lautet filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern.

2. Das filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern wird nicht „komplett vom NDR“ finanziert, sondern auch

durch verschiedene andere Finanzierungsquellen, unter anderem durch öffentliche Förderungen vom Kultus-

ministerium oder der Stadt Schwerin, durch Stiftungs-zuschüsse, Sponsoring und Eigenmittel wie den

Kartenverkauf, ge- und unterstützt.3. Veranstalter und Träger ist nicht der NDR,

sondern die eigenständige FilmLand Mecklenburg-

Vorpommern gGmbH.

Richtigstellung zum Artikel „Qualität muss nicht teuer sein“ (heuler -Ausgabe 101, S. 46) zu

folgendem Satz: „Im Gegensatz zum Rostocker FiSH wird das Schweriner

Kunstfilmfestival beispielsweise komplett vom NDR getragen.“

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Mitheulen statt rumflennen!Wir schreiben uns die Welt, wie sie uns gefällt.Mach mit beim heuler und werde rasender Reporter, Fotofuzzi oder Pixelschubser.Meld dich per E-Mail: [email protected]

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Make love, not Facebook posts

„Ich hab dich letzte Woche um 9:15 Uhr im Hörsaal Schwaansche Straße gesehen. Du hattest einen total lustigen Birnensticker auf deinem MacBook. Wollen wir uns nicht mal im Stadthafen treffen?“ Es handelt sich hierbei nicht um eine bisher unveröffentlichte Strophe von Falcos Lied Jeanny. Nein, so oder ähn-lich klingen Suchanzeigen, die an der Pinnwand der Facebook-Seite Spotted: Universität Rostock gepostet werden. Schüchterne bis feige Studenten können sich hier anonym und mit ihren Seminar-flammen verabreden. Musste man in der sechsten Klasse noch aufwendig bei Martin nachfragen, wie Christin einen selbst denn so fände, geht das heut-zutage ganz einfach online. Sicherlich fühlt sich das „brünette Mädel in der dunkle [sic] Jacke gestern im ST, deren Namen ich leider vergessen habe“ sehr geschmeichelt, von einem Gentleman derart einzig-artig und lyrisch adressiert zu werden. Ich sage es mit den Worten des Kommentars von Chris P.:„Man up and tell the person when you see them. Make love, not Facebook posts.” Manchmal wird die Seite aber auch genutzt, um sich über geklautes Geld in der Mensa oder Schrammen in Autos ohne Beken-nerschreiben zu beschweren. Und das bringt mich auf eine Idee. Ehrliche Abneigung üben, ohne die Person im Seminar bloßzustellen. „Ich hab dich letzte Woche um 9:15 Uhr im Hörsaal Schwaan-sche Straße gesehen. Du beschwerst dich immer gerne über schlecht recherchierte und langweilig gehaltene Vorträge. Jetzt will ich dir mal was sagen: Dein Referat letzte Woche, das mit den verschie-denfarbigen PowerPoint-Folien und den Quellen, die so aktuell waren wie die Unterwäsche meiner Oma, definiert den Begriff Jahrhundertkatastrophe neu und war dermaßen monoton vorgetragen, dass ich mich mit meinem eigenen Gürtel auspeitschen musste, um nicht ins Wachkoma zu fallen. Wage es ja nicht noch einmal, andere zu kritisieren. Wollen wir uns mal nicht im Stadthafen treffen? Dein Ste-phan Holtz.“ Ich sichere mir noch heute die Seite Verspotted: Universität Rostock.

Autor: Stephan Holtz klagt nicht übers Wetter, sondern über Wetterklager.

Eigentlich könnte es mir egal sein.Dass uns kritische Leserbriefe interessier-ter Rostocker Studenten mittlerweile so

selten erreichen, dass wir sie als Fossile vergan-gener Zeiten unter Artenschutz stellen sollten. Halt, stopp! Da war doch diesmal was. Eine FiSH-Richtigstellung und eine Gegendarstellung aus dem Institut für Physik. Wow, wir haben gleich zweimal Leserpost erhalten! Bemerkens-wert der letzte Satz der Gegendarstellung: „Was aber, wenn Studenten nicht suchen?“Oder dass notorisch maulfaule und meinungs-lose, an fast allem gänzlich desinteressierte Hobbystudenten die Seminarzeit totsitzend auf ihren Handys herumsimsen. Und dass sich zu viele dies ignorierende Dozenten – Motto: Mir egal! – davon beeindrucken lassen.

Egal sein könnten mir als angehendem Deutschlehrer auch die Wahlquoten der Fach-schaftsratswahlen im Bereich Germanistik. Von 690 wahlberechtigten Germanistikstudenten taten 26 ihre Stimme kund. Wahlbeteiligung: 3,8 Prozent. Gäb’s ’ne Wählerpartei, so wäre sie knapp an der 5-Prozent-Hürde gescheitert. War-um tun diese 26 Wähler das? Haben die nichts Besseres zu tun?

Egal. Denn bei der kürzlich durchgeführ-ten StuRa-Wahl lief’s schließlich deutlich

Hoch lebe die Gleichgültigkeit!

oder: Da hab ich keine Meinung zu ...

besser. Da hatte ja auch jeder Studierende persönlich einen Wahlbrief in den heimischen Briefkasten erhalten. Wahlbeteiligung gesamt: 8,33 Prozent – ein sattes Plus von 0,03 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und auch Konzil und Akademischer Senat sind durch je 8,2 Prozent le-gitimiert. Die Wahl des Rates der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät vermochte gar 12,5 Prozent der potenziellen Wählerschaft zu mobilisieren – absolutes Spitzenergebnis, Wahlbeteiligung im zweistelligen Prozentbereich! Na bitte, es geht doch.

Eigentlich könnte es mir egal sein. Wie den meisten von uns. Ist es aber nicht. Mich be-schämt es, feststellen zu müssen, dass Desinter-esse und Passivität die treibenden Kräfte unserer heutigen Uni-Generation zu sein scheinen.

Gestern in der Stadt nahm, als ich meinen Pausenkaffee schlürfend auf meinem Handy den Wetterbericht prüfend dahinschlenderte, ein Werbeplakat der gemeinnützigen Hilfsorganisa-tion „Die Tafeln“ meinen Blick gefangen. Drauf stand: „Lieber essen verteilen als Likes!“

Mitheulen statt rumflennen!Andreas, heuler-Lektor

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Hannes' letzter Strip

Hannes zieht sich wieder an und geht.Comic: Hannes Falke - Wer dann?

Mit dieser heuler-Ausgabe wird das Comic von Hannes zum letzten Mal erscheinen. Lieber Hannes, wir danken dir für dei-ne großartigen Illustrationen, die dem heuler stets einen ganz besonderen Schliff verliehen haben. Wir wünschen dir alles Gute und hoffen, dass du die Welt auch weiterhin mit deinen Arbeiten bezaubern wirst. Deine heuler-Redaktion

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