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www.foederal-erneuerbar.de
Zahlen Daten Fakten
Interviews mit den Energie- und Umwelt-ministern der Länder
Energiekonzepte auf einen Blick
Best-Practice-Beispiele: Wie bringen die Länder die Energiewende voran?
Über 40 Seiten Statistik zu Erneuerbaren Energien in den Ländern
BUNDESLÄNDER MIT NEUER ENERGIEStatusreport Föderal Erneuerbar 2016/17
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BUNDESLÄNDER MIT NEUER ENERGIE
Die Bundesländer sind ein entscheidender Treiber der Energiewende. Jedes Land trägt mit seinen Zielen und Initiativen zur gesamtdeutschen Trans-formation des Energiesystems bei. Dabei haben die einzelnen Länder ganz unterschiedliche Cha-rakteristika, Stärken und Schwächen. Diese indi-viduellen Ausgangsbedingungen und Strategien sind zum Teil geographisch begründet, da Erneu-erbare Energien stark vom Dargebot der Natur abhängen. Sie resultieren aber auch aus verschie-denen politischen Kulturen sowie Wirtschafts- und Forschungsschwerpunkten. Und nicht zuletzt haben die Länder aufgrund der jeweiligen histo-rischen Entwicklungen der Energieversorgungs-systeme ganz eigene Ausgangsbedingungen im Energiewende-Prozess. Trotz dieser Vielfalt sind der Ausbau Erneuerbarer Energien und Kli-maschutz gemeinsame Ziele aller Länder – und diese komplexe Aufgabenstellung kann auch nur durch ein diversifiziertes Konzert der Lösungen, wie es die Länder anbieten, gemeistert werden.
Auf den folgenden Seiten soll daher die födera-le Energiewende im Detail beleuchtet werden. In einzelnen Bundesländer-Kapiteln werden neben einleitenden und allgemeinen Informa- tionen zu den Ländern und dem jeweiligen Stand beim Umbau der Energieversorgung besondere Stärken und Erfolge grafisch herausgehoben. In Interviews geben die für Erneuerbare Energien zuständigen Ministerinnen und Minister einen ge-nauen Einblick in aktuelle Herausforderungen und Strategien bei der Umsetzung der Energiewende im Land. Ein redaktioneller Beitrag fasst die Ener-giepolitik des jeweiligen Landes zusammen und ordnet diese ein. Zudem werden Best-Practice-Beispiele dargestellt, die das Engagement der Länder anhand vorbildlicher Projekte oder Initia-tiven illustrieren.
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Bundesländer mit neuer Energie
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Hamburg
Politik
Regierungsparteien SPD und Bündnis 90/GRÜNE
Sitzverteilung in der Bürgerschaft und Stimmenanteil nach der Bürgerschaftswahl 2015
Datum der letzten Wahl 15. Februar 2015
Nächste Wahl Frühjahr 2020
Erster Bürgermeister Olaf Scholz
Für Erneuerbare Energien zuständige Behörde
Behörde für Umwelt und Energie
Senator Jens Kerstan (B‘90/GRÜNE)
Landesinfo
Landeshauptstadt Hamburg
Einwohner Ende 2015 1.787.408
Fläche (in km²) 755,3
Anteil landwirtschaftliche Fläche 2014
24,50%
Anteil forstwirtschaftliche Fläche 2014
6,80%
Bevölkerungsdichte 2015 (Einwohner pro km²)
2.366
BIP/Kopf 2015 61.133,20 €
Schulden/Kopf 2015 16.070,76 €
Die nach Einwohnern zweitgrößte Stadt Deutsch-lands bildet einen eigenen Stadtstaat, der rein flä-chenmäßig der zweitkleinste ist. Dank der zweit-höchsten Einwohnerdichte im Ländervergleich tummeln sich auf der relativ begrenzten Fläche der Hansestadt jedoch mehr Bürger als in den Flächenländern Saarland und Mecklenburg-Vor-pommern. Abgesehen von den jeweiligen Landes-hauptstädten ist Hamburg sogar die größte Stadt Europas. Die Bedeutung Hamburgs entwickelte sich vor allem aus der Hansezeit, in der die Ha-fenstadt zum wichtigsten Handelsplatz zwischen Nord- und Ostsee wurde. Auf diese Traditionen ist Hamburg noch heute stolz. So verfügt Hamburg heute über den größten Seehafen Deutschlands, der auch gerne als „Tor zur Welt“ bezeichnet wird und Hamburg eine entscheidende Funktion als Umschlagplatz für die globalisierten Wirtschafts-ströme sichert. Das Bruttoinlandsprodukt ist hier pro Kopf das mit Abstand höchste im Länderver-gleich.
Auch wenn der Hafen eine exponierte Stellung in der Hamburger Wirtschaft einnimmt, hat die-se durchaus noch mehr zu bieten. Unternehmen aus dem Luft- und Raumfahrtsektor, der Kon-sumgüterindustrie und der Medienbranche lie-fern ebenfalls wichtige Beiträge zur Hamburger Wirtschaftsleistung. Auch der IT-Sektor und die Kreativwirtschaft sind in der Metropole im Nor-den wichtige Branchen. Darüber hinaus hat sich Hamburg auch zur Hauptstadt der Windenergie in Deutschland ausgerufen. Mit der alle zwei Jahre stattfindenden Wind Energy hat sich Hamburg die Weltleitmesse der Branche gesichert, zudem ha-ben viele große Windenergieunternehmen ihren Hauptsitz oder Zweigstellen in Hamburg.
Auch bei der eigenen Energieversorgung kann man die Nutzung der Windenergie in Hamburg be-obachten, Windräder drehen sich etwa im Hafen oder auf dem Energieberg Georgswerder. Insge-samt ist der Energieverbrauch Hamburgs jedoch noch stark fossil geprägt, insbesondere durch Öl-produkte und in geringerem Maße Erdgas. Durch das 2015 in Betrieb gegangene Kohlekraftwerk Moorburg wird sich zudem der Kohleverbrauch und damit der Treibhausgasausstoß der Stadt erst einmal erhöhen – hier braucht es mehr Rücken-wind für Veränderung.
CDU 20 Sitze (15,9 %)
GRÜNE/GAL 14 Sitze (12,3 %)
FDP 9 Sitze (7,4 %)
AfD 7 Sitze (6,1 %)
Fraktionslos 3 Sitze
DIE LINKE 10 Sitze (8,5 %)
SPD 58 Sitze (45,7 %)
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Energie- und Klimaziele
Ziel Stromerzeugung
Windenergie Ausbau der Leistung auf 120 MW
Ziele Klimaschutz
Reduktion der Treibhausgas emissionen
um 2 Mio. t gegenüber 2005 bis 2020
um 50% gegenüber 1990 bis 2030
um mindestens 80% gegenüber 1990 bis 2050
Reduktion der CO2-Emissionen pro Kopf
auf 2t/a bis 2050
Quellen: Koalitionsvertrag der rot-grünen Regierung vom April 2015 sowie Hamburger Klimaplan vom Dezember 2015
Übersicht ausgewählter Daten zu Erneuerbaren Energien im Land
Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch (2013)
2,80%
Installierte Leistung Windenergie onshore (2015)
59 MW
Neu installierte Leistung Photovoltaik pro km² (2015)
1,6 kWp
Elektrische Leistung der Biogasanlagen pro km² Landwirtschaftsfläche (2014)
5,4 kW
Stromerzeugung aus Wasserkraft (2014) 0,4 Mio. kWh
Anzahl der durch das MAP geförderten Wärmepumpen (2015)
2
Fernwärmeerzeugung aus Erneuerba-ren Energien (2013)
805 Mio. kWh
Bruttobeschäftigung Erneuerbare Energien (2013)
9010
CO2-Emissionen aus dem Primärener-gieverbrauch pro Kopf (2013)
6,3 t
Energieproduktivität (2013) 1,56 €/kWh
Quelle: www.foederal-erneuerbar.de
Informationen der Landesregierung zum Ausbaustand Erneuerbarer Energien
Die in dieser Publikation verwendeten Werte stammen aus Quellen, die für das gesamte Bundesgebiet ein-heitlich verö�entlicht wurden und daher untereinander vergleichbar sind. Die einzelnen Bundesländer haben aufgrund anderer Erhebungsmethoden jedoch teilweise andere und aktuellere Werte zum Ausbaustand der Er-neuerbaren Energien. O�zielle Zahlen und Informatio-nen der Landesregierung dazu finden Sie hier:
www.hamburg.de/energiewende
Primärenergieverbrauch (in TJ)
97.24564.275
Zwischen dem Gesamtwert und der Summe der einzelnen Energieträger ergibt sich eine durch den hier nicht abgebildeten Posten „Sonstige“ resultierende Di�erenz.Quelle: LAK 2016
Anteil der Erneuerbaren Energien am PEV in Prozent
Hamburg
Deutschland
3,3 (2003)
2,9 (2000)10,8 (2013)
4,2 (2013)
39.40213.880
9.796423
PEV gesamt 2013 (0,24 Mio. TJ)
104.78266.997
43.02713.771
138
Mineralöl und Mineralölprodukte Gase Braunkohle
Erneuerbare Energien
Stromaustauschsaldo Steinkohle Kernenergie
PEV gesamt 2003 (0,24 Mio. TJ)
7.867
Bruttostromerzeugung 4.107 Mio. kWh
Stromerzeugung EE 494 Mio. kWh
Stromerzeugung 2014
Erneuerbare Energien 12,0 %
Sonstige EE 1,6 %
Photovoltaik 0,7 %
Bioenergie 7,7 %
Windenergie 2,0 %
Sonstige 5,5 %
Erdgas 14,7 %
Steinkohle 67,8 %
Quelle: BDEW, LAK Energiebilanzen, Statistische Landesämter, Stand: 07/16
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ForschungAnzahl der EE-Patente pro 1 Mio. Einwohner
Hamburgs Hafen ist ein Tor zur Welt. Hier fahren nicht nur Güter ein und aus, auch der Austausch von Ideen wird da-durch angeregt. Auch diese Internatio-nalität trägt sicher dazu bei, dass in Hamburg relativ zur Einwohnerzahl so viele Patente im Bereich Erneuerbare Energien wie nirgendwo sonst erteilt wurden.
EnergiespeicherAnteil von kleinen PV-Anlagen mit Batteriespeichern
Aus der Tradition als Handelsstadt wis-sen die Hamburger um die Bedeutung von geeigneten Lagerfl ächen, nicht umsonst heißt gibt es hier die weltbe-kannte Speicherstadt. Auch bei der Nutzung der Solarenergie besinnen sich die Hamburger auf diese Tradition und weisen den deutschlandweit höchsten Anteil an kleinen PV-Anlagen mit Speichern auf.
2,9 % 2016
KlimaschutzCO2-Intensität
Hamburg ist ein traditionell starker Wirtschaftsstandort, sowohl Industrie als auch Handel haben ihren festen Platz in der Hansestadt. Gleichzeitig ist Hamburg als Hafenstandort auch stark durch den Klimawandel gefährdet. Gut, dass die Hanseaten Ökonomie und Klimaschutz erfolgreich verbinden können und die ge-ringste CO
2-Intensitat bei
der Generie rung Ihrer Wirt-schaftsleistung aufweisen.
42,5 2012 –2015
108 t CO2 / Mio. € BIP 2013
58 % 2015
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WindenergieRepowering-Anteil neuer Anlagen
Hamburg will sich als Windhauptstadt Deutschlands positionieren – mit der internationalen Windenergiemesse und als Standort vieler relevanter Unter-nehmen ist die Hansestadt hierbei auf gutem Weg. Wichtig ist dazu auch, dass Hamburg in der eigenen Nutzung der Windenergie Akzente setzt - und mit einem Windenergiezubau allein auf Basis des Zukunftsthemas Repowering agiert Hamburg als Trendsetter.
SolarthermieKollektorfl äche pro km²
Auch im hohen Norden kann die Sonne ordentlich scheinen – wie jeder Strand-korbnutzer wohl schon einmal am eigenen Leib erfahren konnte. Die Hamburger haben das längst erkannt und nutzen die solare Energie nicht nur für Sonnenbrände, sondern auch für Warmwasserbereitung und Heizungs-unterstützung. Gemessen an der Landesfl äche sind in der Hansestadt die meisten Solarthermiekollektoren installiert.
120,8 m² pro km2
2015
100%2015
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Herr Senator, erstmals gibt es in Hamburg eine eigene Behör-de für Umwelt und Energie. Was bringt diese Spezialisierung? Wir können jetzt mit ganzer Kraft die großen Aufgaben im Natur-, Arten- und Klimaschutz anpacken und uns noch besser als zuvor um den Ausbau der Erneuerbaren Energien küm-mern. Dafür haben wir zusätz-liche 30 Millionen Euro bei der Bürgerschaft beantragt und bekommen - für Spezialmaß-nahmen in allen Bereichen; im Energiebereich z.B. für die Er-stellung eines Wärmekatasters, für die Förderung des Holzbaus und der energetischen Quar-tierssanierung.
Hamburg will bis 2030 den CO2-Ausstoß verglichen mit 1990 halbieren. Sind dabei In-dustrie und Hafen eingeschlos-sen und was sind die wichtigs-ten Maßnahmen, das Ziel zu erreichen? Natürlich sind Industrie und Ha-fen dabei. Wichtigste Maßnah-men: „Unternehmen für Res-sourcenschutz“, mit mehreren Unterprogrammen, z.B. KWK-Initiative, Heizungs-Netzwerk und SmartPORTenergy. Alle zie-len auf schnelle, systematische Erschließung von Potenzialen beim Ressourcensparen in Un-ternehmen. Mit einer Kombi-nation von Vor-Ort-Beratungen, einem Netzwerk zur Kommuni-
kation von Know-how und Er-fahrungen und von finanziellen Anreizen werden freiwillige In-vestitionen in Ressourceneffi-zienz angestoßen, die über die gesetzlichen Vorgaben hinaus-gehen. Die Kooperation mit über zwanzig großen Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Technik sichert enge Kontakte. Das Förderprogramm ist seit Jahren stark nachgefragt und hat gute CO2-Einspar-Werte. Bis Ende 2014 wurden – bezogen auf das Basisjahr 2012 – rund 36.000 t vermieden. Weiter die „Freiwillige Selbstverpflich-tung von Industrieunternehmen 2013 – 2018 zur Umsetzung be-trieblicher CO2-Minderungen“. Damit sagen Unternehmen zu, bis 2018 zusammen mindes-tens 150.000 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen. Bis Ende 2014 sind – wieder bezogen auf das Basisjahr 2012 – bereits rund 88.000 t CO2 vermieden worden.
Welchen Spielraum sehen Sie für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien? Vorweg: Wir haben als Stadt-staat wenig Platz und wenig Einfluss auf den Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuer-baren Energien, da ja wesentli-che Rahmenbedingungen durch den Bund gesetzt werden. Bei Windenergie an Land können wir durch vereinzelten Zu-
„Mit ganzer Kraft im Natur-, Arten- und Klimaschutz anpacken“
Interview mit Jens Kerstan (B‘90/Grüne), Senator für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg
bau von neuen Anlagen v.a. im Hafenbereich noch mehr tun, außerdem durch Repowering bestehender Standorte. Unser langfristiges Ziel ist eine ins-tallierte Windenergieleistung von 120 MW. Bei der Photovol-taik kommt ein weiterer Aus-bau vor allem von Dachanla-gen in Betracht, während für PV-Frei flächenanlagen kaum noch Raum vorhanden ist und der auch noch mit solarthermi-schen Anlagen in Konkurrenz steht. Bioenergie: Hier gibt es noch etwas mehr Spielraum, was sowohl Strom-, als auch Wärmeerzeugung angeht: noch bessere Nutzung des biogenen Anteils im Müll und anderer bio-gener Reststoffe und der Aus-bau der thermischen Verwer-tung von holzigem Grünschnitt, Rest- und Altholz. Darüber hi naus leistet Hamburg auch als Wirtschafts- und Technolo-giestandort Beiträge zum Aus-bau Erneuerbarer Energien. So bietet Hamburg Unternehmen und Forschungseinrichtungen gute Voraussetzungen, damit Technologien und Prozesse weiterentwickelt und angeboten werden, um die Nutzung erneu-erbarer Energien deutschland- und weltweit voranzubringen. Zudem unterstützt Hamburg Unternehmen darin, ihre Strom- (und Wärme)nachfrage zu flexi-bilisieren und damit besser in Einklang mit dem Angebot er-
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Schleswig- Holstein nach Ham-burg exportiert werden kann und wie dies zur Reduzierung von Ausfallarbeit bei Windener-gieanlagen beitragen kann. Es soll untersucht werden, wie Lastmanagement und Speicher zum Ausgleich und zur Glättung von Lastspitzen beitragen, die Übertragungsnetze entlasten und vielleicht auch die Reserv-ehaltung durch konventionelle Kraftwerke reduziert werden könnte. Durch die Einbindung von lokalen Akteuren, Multi-plikatoren sowie Bürgerinnen und Bürgern soll eine hohe Akzeptanz des Projektes und der Energiewende entstehen. Gleichzeitig soll klar werden, ob und wie man das Projekt auf andere Regionen in Deutschland und Europa übertragen kann. Projektbeginn: voraussichtlich Oktober 2016, erste Ergebnisse voraussichtlich 2017/2018.
Bisher liefert das Kohlekraft-werk Wedel von Vattenfall einen erheblichen Teil der Wärme. Wie wird der künf-tig gewonnen und wie ist der Stand der Dinge beim mögli-chen Erwerb des Fernwärme-netzes? Fernwärme: Wir diskutieren den Ersatz für Wedel, das nach über 50 Jahren am Netz das Ende seiner betriebsüblichen Le-bensdauer erreicht hat. Es gibt ein Gutachten für eine Nach-
folgelösung, das durch einen breit angelegten Partizipations-prozess mit den Stakeholdern begleitet wurde. Gegenwärtig entwickeln Vattenfall und die Umweltbehörde jeweils eigene Szenarien. Unsere Szenarien werden dem Energienetzbeirat zur Diskussion vorgetragen. Ziel ist, möglichst viel preis-werte erneuerbare Wärme für die Verbraucher bereitzustel-len. Das Gesamtkonzept soll zentrale und dezentrale Anteile berücksichtigen. Die Stadt wird sich Anfang 2017 positionieren. Anschließend beginnen bilate-rale Verhandlungen zwischen der Stadt und den Mitgesell-schaftern der Vattenfall Wärme Hamburg, also der Vattenfall-Gruppe. Die Stadt wird 2018 nach einer Neubewertung des Unternehmens die endgültige Entscheidung tre�en.
neuerbar erzeugten Stroms zu bringen. Für die Weiterentwick-lung entsprechender Rahmen-bedingungen setzt sich Ham-burg auch auf Bundes ebene ein.
Im Projekt New 4.0 wollen Hamburg und Schleswig-Hol-stein verstärkt Erneuerbare Energien integrieren. Worum geht es dabei? Ziel ist, die Stromversorgung in Schleswig-Holstein und Ham-burg mit einem möglichst ho-hen Anteil Erneuerbarer Ener-gien (Wind) sicher zu stellen. Schleswig-Holstein in seiner Rolle als großer Produzent von Windenergie und Hamburg als großer Verbraucher eignen sich hervorragend, um die Synchro-nisierung von Erzeugung und Verbrauch durch flexible, intel-ligente Vernetzung von Erzeu-gern und Verbrauchern und die Flexibilisierung des Verbrau-ches in einem Modellprojekt zu demonstrieren. Es soll gezeigt werden, dass die Gesamtregion bereits 2025 zu 70 Prozent sicher und zuverläs-sig mit regenerativer Energie versorgt werden könnte und bis 2035 zu 100 Prozent. Es soll erprobt werden, wie die wach-sende Windstromerzeugung in
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Hamburg ist ein führender Standort der Windener-giebranche, sowohl deutsche als auch internatio-nale Firmen aus diesem Sektor sind hier tätig und machen Hamburg zur Windhauptstadt. Die Ener-giewende soll aber nicht nur von hier aus verkauft, sondern auch in der Stadt vorangetrieben werden. Die Hamburger Energiepolitik wird dabei vorrangig durch verschiedene Klimaziele begründet. Sie wur-den im Sommer 2013 im Masterplan Klimaschutz erstmals formuliert und im Hamburger Klimaplan (Dezember 2015) bestätigt. Bis 2050 soll demnach eine Reduzierung der Treibhausgase um mindes-tens 80 Prozent erreicht werden, für 2030 ist eine Halbierung der Emissionen angestrebt. Ein solches prozentuales Ziel ist für das Jahr 2020 nicht vorge-sehen, bis dahin soll Hamburg einen Beitrag zu den nationalen Klimaschutzanstrengungen leisten und die Emissionen um mindestens 2 Millionen Tonnen gegenüber 2012 senken.
Zur Einhaltung dieser Ziele setzt Hamburg auf drei Säulen: die Steigerung der E±zienz, moder-ne Energienetze und den Ausbau Erneuerbarer Energien. Bei der E�zienz setzt Hamburg auf Be-ratungsangebote sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Einer der Schwerpunkte der Hamburger Energiewende-Aktivitäten ist dabei die Gebäudesanierung, bei welcher Hamburg mit den landeseigenen Gebäuden vorangehen und so eine Vorreiterrolle einnehmen will.
Beim Thema Energienetze haben die Hamburger Bürger einen sehr direkten Einfluss auf die Ener-giepolitik ausgeübt: Mittels Volksentscheid ver-pflichteten sie den Senat zum vollständigen Rück-kauf der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze. Auch wenn der Senat selbst zunächst nur eine Beteili-gung angestrebt hat, kommt diesem der größere Gestaltungsspielraum durch die vollständige Re-kommunalisierung auf dem Weg zur Energiewende ganz gelegen. Das Stromnetz wurde dabei schon 2014 durch ein städtisches Unternehmen über-nommen, seitdem stehen hier Themen wie Smart
Energiepolitik unter der Lupe:Der Hamburger Dreiklang für die Energiewende
Grid und Elektromobilität ganz oben auf der Agen-da. Der Rückkauf des Gas- und Fernwärmenetzes ist in den Jahren 2018 bzw. 2019 möglich und soll dann erfolgen.
Beim Thema Ausbau Erneuerbarer Energien wird Hamburg vor allem bei der Windenergie konkret. Laut Koalitionsvertrag soll die installierte Leistung der Windenergie auf 120 MW anwachsen und sich damit gegenüber heute ungefähr verdoppeln. Für diese Marke ist allerdings kein genaues Zieljahr angegeben. Auch im Wärmebereich will Hamburg stark auf Erneuerbare Energien setzen. Wichtige Schritte dafür sind die energetische Quartiers-sanierung, die Umstellung der bestehenden Ener-gieerzeugungsanlagen, insbesondere im Fernwär-menetz Vattenfall, auf Erneuerbare Energie und der Aufbau neuer Wärmenetze basierend auf erneuer-barer Wärmeerzeugung. Auch ein Förderprogramm für Erneuerbare Wärme soll bei der Zielerreichung helfen.
Ein wichtiges energiepolitisches Thema in Ham-burg ist die Diskussion um den Weiterbetrieb des Kohlekraftwerks Wedel, welches bislang für die Fernwärmeversorgung einiger Stadteile ent-scheidend war. Eigentlich sollte schon 2015 die Entscheidung über Weiterbetrieb oder alternative Erzeugungslösungen getro¯en werden, nun ist die-se auf Ende 2016 vertagt. Auch das Thema Elek-tromobilität bewegt im wahrsten Sinne des Wor-tes die Stadt und ihre Bürger. Hamburg ist hierbei einer der Vorreiter in Deutschland. Die bisherigen (Forschungs-)Projekte waren dabei so erfolgreich, dass der größte deutsche Autohersteller Hamburg nun als Modellstadt für intelligenten Verkehr aus-gewählt hat und hier in Kooperation mit dem Senat eine Vielzahl zukunftsfähiger Mobilitätsansätze ausprobieren will.
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Die Wirtschaft ist ein entscheidender Faktor beim Energieverbrauch jedes Landes, und daher na-türlich auch eine wichtige Stellschraube bei den Bemühungen um eine e±ziente und klimafreund-liche Energieversorgung. In Hamburg wurde die Rolle und das Potenzial von Unternehmen erkannt und ein eigenes Förderprogramm für diese Ziele und Zielgruppe aufgelegt.
Für das neue Programm „Energiewende in Unter-nehmen“ stellt die Behörde für Umwelt und Ener-gie seit März 2016 und bis Ende 2020 insgesamt bis zu 24 Millionen Euro aus EU-Fördermitteln bereit. Die Förderung wird im Rahmen eines In-
Best-Practice-Beispiel aus dem Land: Unternehmen aktiv für die Energiewende
Energiebranche stattdessen gefördert werden um das Projekt umzusetzen. Neuinvestitionen, die ge-zielt für Erneuerbare Energien ausgegeben wer-den, haben Priorität bei der Förderung.
Ergänzend fördert die Hamburgische Investitions- und Förderbank auch die Entwicklung von Ener-giemanagementsystemen, die mit Zertifizierungs-systemen einher gehen. Der Fokus liegt hier auf der primären Einsparung des Energieverbrauchs. Hier gibt bei vielen Unternehmen noch an ver-schiedensten Stellen Verbesserungsbedarf, der über entsprechende Beratungen realisiert wer-den soll.
Mit Hilfe der Stadt werden Hamburger Unterneh-men so auf einen nachhaltigen Weg gebracht, der CO
2- arm und innovativ ist und der sich auch öko-
nomisch auszahlt.www.hamburg.de/energieflexibel/6161528/flexibel-und-e�-zient/
vestitionskostenzuschusses gezahlt, die Unter-nehmen müssen sich also selbst engagieren, werden dann aber dabei unterstützt. Förderfä-hig sind dabei eine Flexibilisierung des eigenen Energieverbrauchs oder die Erhöhung der Eige-nenergieerzeugung (beispielhaft genannt werden etwa Wärmepumpen, Power-to-X-Lösungen oder unterschiedliche Energiespeicher), die Stabilisie-rung der Stromnetze oder die Einspeisung von überschüssiger Wärme in Wämenetze. Vorausset-zung für eine Förderung ist die Reduzierung des Treibhausgasausstoßes im Unternehmen nach Realisierung der Maßnahmen.
Die Projektdurchführung bleibt dabei flexibel: wenn das Unternehmen sich nicht selbst darum sorgt, kann ein dienstleistendes Unternehmen der
Behörde für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg
Klimasparen zahlt sich aus
Wie beim Sparbuch gilt auch bei den Treibhausgasen: je früher und je mehr gespart wird, desto besser. Um entsprechende Bemühungen bereits unter Studierenden anzuregen und zu erleichtern, hat die Behörde für Um-welt und Energie Deutschlands erstes Klimasparbuch für diese Zielgruppe entwickelt. Der Ratgeber umfasst eine Vielzahl an Tipps für ressourcenschonendes Ver-halten im Alltag. Darüber hinaus sind in dem Ratgeber auch Gutscheine und Adressen klimafreundlicher Lä-den, Restaurants und Ausflugsziele enthalten, womit das oft ohnehin schon klimafreundliche Studentenleben noch treibhausgasärmer gestaltet werden kann.
https://ahoiklimasparbuch.tumblr.com/
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