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Hinweis auf abnorme Kernverh~i|tnisse ira Endospermhiiutchen von Fritillaria imperialis Von Walter Schwarz Mit 8 Textfiguren Eingegangen am 14. Januar 1933 In den Pr/~paraten vom Endos,permhs der Fritillaria imperialis, die die GroBpraktikanten des Darmst/tdter botanisehen Instituts ira Anfang des Wintersemesters 1932/33 anfertigten, gelangte eine groBe Zahl von Unregelm~Bigkeiten zur Beobachtung, welche dioe Grgge, Form und Struktur der Kerne und die Kernte betrafen. Eine daraufhin vorgenommene Durehmusterung ~lterer Pr~parate ergab, dag auch hier derartige Erschei- nungen zu beobaehten waren, allerdings nieht in derselben H/~ufigkeit. Das Material, das uns das botanische Institut Frankfurt liebenswiirdigerweise iiber]ieB, ist von Herrn Dr. BoB seinerzeit in Bieberieh a. Rh. (1927 oder 1928) gesammelt worden. Die gefundenen Verh~ltnisse seien hier an Hand einiger Mikrophoto- graphien und Zeichnungen kurz geschildert, obwohl eine Literaturdurchsicht zeigte, dag die meisten der beobachteten Erscheinungen sehon bekannt sind. Die kurze Notiz ist wohl trotzdem gereehtfertigt, da es sieh um sehwer zu- g~tngliche und wenig bekannte Arbeiten handelt, die schon 25 Jahre und lš zuriiek liegenl). Bel der Durehsieht der Pr~parate f/tllt als erstes ins Auge, dag die von den moe Fritillaria-Prs her gewohnte Gleichm~tgigkeit in der Verteilung der freien Kerne und in ihrer Grgge gestgrt ist. Neben Kernen von NormalgrSl3e finden s l~ Diese besitzen manehmal noch normale Form (Fig. 1 a), meistens aber geht zugleich mit der Vergrggerung liber das normale N[ag eine Forms vonstatten. Ganz ungewohnte Kernformen treten auf. So besitzt z. B. der auf Fig. 2 dargestellte Kern Kreuzform. Beide Arme des Kreuzes sind gekriimmt. Der Kern fiihrt eine sehr groBe Zahl von Nukleolen. Die Riesenkerne sind hs vakuolisiert. 1) Die wesentlichen Beobachtungen sind in den unter 1. und 3. im Literatur- verzeicbnis aufgeft~hrten Arbeiten niedergelegt.

Hinweis auf abnorme Kernverhältnisse im Endospermhäutchen vonFritillaria imperialis

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Hinweis auf abnorme Kernverh~i|tnisse ira Endospermhiiutchen von F r i t i l l a r i a i m p e r i a l i s

Von Walter Schwarz

Mit 8 Textfiguren

Eingegangen am 14. Januar 1933

In den Pr/~paraten vom Endos,permhs der Fritillaria imperialis, die die GroBpraktikanten des Darmst/tdter botanisehen Inst i tuts ira Anfang des Wintersemesters 1932/33 anfertigten, gelangte eine groBe Zahl von Unregelm~Bigkeiten zur Beobachtung, welche diœ Grgge, Form und Struktur der Kerne und die Kernte�8 betrafen. Eine daraufhin vorgenommene Durehmusterung ~lterer Pr~parate ergab, dag auch hier derartige Erschei- nungen zu beobaehten waren, allerdings nieht in derselben H/~ufigkeit. Das Material, das uns das botanische Ins t i tu t Frankfur t liebenswiirdigerweise iiber]ieB, ist von Herrn Dr. BoB seinerzeit in Bieberieh a. Rh. (1927 oder 1928) gesammelt worden.

Die gefundenen Verh~ltnisse seien hier an Hand einiger Mikrophoto- graphien und Zeichnungen kurz geschildert, obwohl eine Literaturdurchsicht zeigte, dag die meisten der beobachteten Erscheinungen sehon bekannt sind. Die kurze Notiz ist wohl t rotzdem gereehtfertigt, da es sieh um sehwer zu- g~tngliche und wenig bekannte Arbeiten handelt, die schon 25 Jahre und lš zuriiek liegenl).

Bel der Durehsieht der Pr~parate f/tllt als erstes ins Auge, dag die von den mœ Fritillaria-Prs her gewohnte Gleichm~tgigkeit in der Verteilung der freien Kerne und in ihrer Grgge gestgrt ist. Neben Kernen von NormalgrSl3e finden s�8 l~�8 Diese besitzen manehmal noch normale Form (Fig. 1 a), meistens aber geht zugleich mit der Vergrggerung liber das normale N[ag eine Forms vonstat ten. Ganz ungewohnte Kernformen treten auf. So besitzt z. B. der auf Fig. 2 dargestellte Kern Kreuzform. Beide Arme des Kreuzes sind gekriimmt. Der Kern fiihrt eine sehr groBe Zahl von Nukleolen. Die Riesenkerne sind hs vakuolisiert.

1) Die wesentlichen Beobachtungen sind in den unter 1. und 3. im Literatur- verzeicbnis aufgeft~hrten Arbeiten niedergelegt.

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Einen Riesenkern mit 5 Vakuolen stellt Fig. 3 dar. Nicht selten sind auch ,,lgingkerne" (Fig. 4). Es ist unklar, oh es sich hierbei um Kerne von echter Ringform, um Kernverschmelzungen oder um Kerne mit zentraler Vakuole handelt. Es ist ebenso unklar, ob die Riesenkerne durch Wachstum oder durch Kernverschmelzung zustande kommen. Ftir Kernverschmelzlmg

Fig. 1

Fig. 2

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spr ieh t der auf Fig. 5 da rges te l l t e Riesenkern , da hier die l inke Seite des K e r n s drei un t e r e inem W i n k e l zusammenstol3ende Trennungsl in ien e rkennen l~gt , die den E i n d r u c k erweeken, dag m a n es hier m i t e inem aus drei Einzel- kernen zusammengese tz ten Riesœ zu tun hat . Sehr h/tufig s ieht m a n Bilder , wie sie die beiden K e r n e bei b und e auf Fig. 1 bieten. Man wird hier zuers t an Ami tosen denken. Doeh is t es aueh nieh~ ausgesehlossen, dag

Fig. 3

Fig. 4

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Kernverschmelzungsstadien vorliegen. Die Gr61te der Kerne gibt keinen Anhaltspunkt fiir die eine oder die andere M6gliehkeit.

Es sind ferner ganz seltsame Kernteilungs�9 zu beobachten (Fig. 6 und Fig. 7).

Fig. 5

Fig. 6

Der eine Teil des Kerns befindet sich ira Stadium der Te]ophase, der andere im ~quatorialplat tenstadium (Fig. 7 a und b). Die ganze Teilungsfigur ist sehr viel breiter als es normalerweise der Fall ist, wie ein Vergleich zeigt (siehe Fig. 6 und Fig. 7). Etwas Derartiges habe ich in der Literatur nicht erw~hnt gefunden. Vielleicht handelt es sich um einen Kern, der aus zwei

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Einzelkernen verschmolzen ist, die ira ~itosenablauf zeitlich um ein Geringes di�9 Daftir spricht die ungew6hnliche Ausdehnung der Teilungsfigur und die anscheinend gr66ere Zahl der Chromosomen.

Zum Schlu6 sel noch einer Tatsache Erw/~hnung getan, die in neuester Zeit in anderem Zusammenhang Bedeutung erlangt hat. Es ist das die symme-

Q

Fig. 7

a b Fig. 8

C

trische Lage der Nukleolen in Tochterkernen, die neben anderen gewichtigeren Beweisen eine Stiitze der Auffassung von H e � 9 liber die Natur der ~ukleolen ist. Diese symmetrisehe Lagerung ist bei den Endospermkernen von Frittillaria mit sehr groBer Deutl�9 zu beobaehten. In Fig. 8a- -c sind einige der auffallenderen Fs zusammengestellt. Es kann sich dabei um keirten Zufall handeln. Das wird dureh die groBe Zahl der beobachteten F~tllœ und dureh die grolle Zahl der symmetrisch angeordneten Nukleolen ausgeschlossen.

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L i ~ e r a t u r 1)

1. Busca l ion i , L., Osservazioni e ricerche sulla cellula vegetale. Annuario Ist. bot. Roma, 7, 1898, S. 255.

2. Dixon , H. H., Abnormal nuclei in the endosperm of Fritillaria imperialis. Ann. of Bot. 9, 1895, S. 665.

3. - - , Note on the nuclei of the endosperm of Fritillaria imperialis. Proc. Roy. Irish Acad. S› 3, 8, 1893--96, S. 721.

4. Saame, O., Uber Kernverschmelzung bel der karyokinetischen Kernteilung ira protoplasmatischen Wandbelag des Embryosacks von Frltillaria imperialis. Ber. d. Deutsch. bot. Ges. 24, 1906, S. 300.

5. Van Wisse l ingh , C., Uber das Kerngerfist. II. Bot. Zeitschr. 57, 1899, S. 155. (Hier auf S. 173 eine Bemerkung fiber abnorme Mitosen bel FritiUaria.)

1) Es sind hier nur jene Arbeiten zitiert, in denen unmittelbar auf die abnormen Kernverh~Itnisse ira Endosperm von Fritillaria bezug genommen wird. Von allgemeineren Darstellungen verweise ich au�9 Schnar f , Embryologie der Angiospermen, S. 329 und Tischler , Allgemeine Pflanzenkaryologie, S. 13, 14, 452ff, 506ff.