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HinweisBei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmendes Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besserenDurchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter daseingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, dieTexterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichenDateien mit Fehlern behaftet.
Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seitehttp://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.htmleingesehen und heruntergeladen werden.Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel undStaatsexamensarbeiten bereit.
Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007
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Übung im Experimentalvortrag zur organischen Chemie
Wintersemester 1995/96
Vortragsthema:
Kautschuk
[indianisch kaou-tschou : "Stamm, der tränt. "]
Heike Dany
Februar 1996
Chemie in der Schule: www.chids.de
Inhaltsübersicht
Einleitung
Literatur
Geschichte des Kautschuks
a) Naturkautschuk
b) Synthetischer Kautschuk
Naturkautschuk
Gewinnung und Weiterverarbeitung
Vulkanisation
Einsatzgebiete und Wirtschaftliche Bedeutung
Chemische und Physikalische Eigenschaften
Synthesekautschuk
Siliconkautschuk
Versuchvorschriften
Abbildungen
Seite 1
Seite 3
Seite 5
Seite 7
Seite 9
Seite 10
Seite 12
Seite 15
Seite 18
ab Seite 21
Chemie in der Schule: www.chids.de
Einleitung
Kautschuk, ein seit Jahrtausenden von Menschen verwendeter Naturstoff, steht
heute leider etwas im didaktischen Abseits und im Hintergrund des schulischen
Interesses. Seiner historischen, wissenschaftlichen, technischen und
wirtschaftlichen Bedeutung kommen bundesdeutsche Lehrpläne bei weitem nicht
nach. Ziel dieses Vortrages soll es demnach sein, diesen Sachverhalt aufzuzeigen
und mit einfachen, aber einleuchtenden Experimenten und Demonstrationen die
Bedeutung des Kautschuks näherzubringen.
Dieser Vortrag soll u.a. begreifbar machen, daß die technische Kautschuksynthese
ebenso weltweite soziale, wirtschaftliche und technische Veränderungen
verursachte wie früher die Indigosynthese und die Synthese des Ammoniaks.
1990 lag der Weltkautschukverbrauch bei 15,8 Mill. t, davon sind 67 %
Synthesekautschuk. Die Zuwachsrate wird auf 2,1% jährlich geschätzt.
Weltweit der führende Rohstoff-Lieferant und Partner für die kautschukverarbeitende
Industrie ist die Bayer AG, bei der ich mich hiermit für die enorme Unterstützung bei
der Erarbeitung meines Vortrages bedanken möchte.
Literatur
Praxis der Naturwissenschaften Chemie 4/38, 1989
Praxis der Naturwissenschaften Chemie 5/41, 1992
Försterling/Kuhn, Praxis der Physikalischen Chemie, Weinheim 1985
Hofmann, Kautschuk-Technologie, Aachen 1975
Theisen, Zur Situation des Naturkautschuks, 1972 (Vortrag)
Int. Inst. Syn. Rub. Prod. Ine., Synthetischer Kautschuk, New York 1973
diverse Produkt-Prospekte der Firmen Monette, Marburg; Bayer, Leverkusen; Hüls,
Mari; Wacker, München
Die demonstrierlen Versuche habe ich in zahlreichen Schulbüchern gefunden, die ich
hier nicht alle aufzählen kann. Ich habe mich bemüht, die Versuchsvorschriften so
deutlich, wie möglich zu formulieren. Aufgrund der Einfachheit der Experimente
dÜrfte die Nachahmung daher kein Problem darstellen.
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Geschichte des Kautschuks
a) Naturkautschuk
seit dem 4. Jahrhundert: Mayas in Süd- und Mittelamerika benutzen ein aus
Baumsaft stammendes elastisches Harz zur Herstellung von Bällen für kultische
Spiele
Christopher Columbus (1451-1506), der bei seiner Amerikareise 1492 in Haiti solche
Spiele beobachtete, berichtete als erster davon in Europa; Kautschuk (indianisch
kaou-tschou: "Stamm, der tränt"); Verwendung zur Abdichtung von Gefäßen, evt. zur
Herstellung von Kleidungsstücken und eben für Bälle; aus massivem Kautschuk:
extrem schwer und hart, sprangen aber viel besser als die in Spanien
gebräuchlichen Bälle; Proben kamen im 16. Jahrhundert wiederholt nach Spanien,
als Kuriosum ohne praktischen Wert.
John Tradescant (1608-1662) brachte 1656 die Guttapercha (malaiisch gutah:
Gummi, pertjah: Sumatra) nach Europa. Weil der Rohkautschuk klebrig und nur
wenig haltbar ist, legte man auf seine technische Nutzung zunächst keinen Wert.
Der Franzose De La Condamine (1701-1774) wies die französische Akademie 1740
erneut auf die eigentümlichen Eigenschaften und besonders aus das elastische
Verhalten des Kautschuks hin.
1770 erste einfache Verwendung des Kautschuks als Radiergummi (rubber,
"Abreibmittel") durch den Engländer John Priestley (1733-1804)
18. Jahrhundert, Kautschuk konnte in bestimmten Lösungsmitteln aufgelöst werden:
erste technische Nutzung; aus einer Lösung von Kautschuk in Terpentin oder
Petroleum ließen sich Mäntel imprägnieren (Kautschuk in Benzol auf Leinwand)
1825 entstanden durch Charles Maclntosh die "macintosh's": an heißen
Sommertagen wurden die Mäntel weich und klebrig und begannen zu stinken; in der
Kälte konnten sie bequem in die Ecke gestellt werden, da waren sie hart und
brüchig. Verbesserung erst nachdem man gelernt hatte, den Kautschuk zu
vulkanisieren.
Idee, Kautschuk mit Schwefel zu versetzen hatte Nathaniel Hayward: Charles
Goodyear kaufte ihm diese Idee für teures Geld ab. 1839 gelang es Goodyear aus
Rohkautschuk Gummi zu machen. Dieses Verfahren wurde später als
Vulkanisation bezeichnet (wichtigste Entdeckung für das Verwerten von Kautschuk)
Chemie in der Schule: www.chids.de
Interesse an Kautschuk steigt nach Entdeckung der Vulkanisation sprunghaft an; in
USA und Europa entstehen Fabriken zur Gummiproduktion und -verarbeitung.
1846 erfindet der Engländer Alexander Parkes die Kaltvulkanisation (Kautschuk in
eine Lösung von Schwefelchlorid und Kohlenstoffdisulfid)
Rohkautschuk kommt nach wie vor aus Brasilien, Kautschuk-Monopol; 1830
30 Tonnen Kautschuk-Export, 1880 über 15000 Tonnen. Obwohl Gummi bis dahin
lediglich für Gebrauchsartikel wie Regenmäntel, Wasserschläuche, Geldtaschen,
Handschuhe, Bälle usw. verwendet wurde. (siehe Abb. 1)
Jahrhundertwende technische Anwendung in chemischer Industrie, Elektroindustrie
und vor allem in der Automobilindustrie.
Robert William Thompson umschlingt 1840 die eisenbewehrten Räder seiner Chaise
mit luftgefüllten und lederumwickelten Gummischläuchen. Auf den holprigen
schottischen Wegen litten bis dahin nicht nur die Insassen, sondern vor allem auch
die Zugtiere. Der erste luftgefüllte Gummireifen war geboren. Thompson erhielt
das Patent auf seine Erfindung.
Erst 1880 technische Verwertung durch den irischen Tierarzt John B. Dunlop; Patent
auf einen aus zwei Hüllen bestehenden, aufgepumpten Reifen. Die von der
Dunlop-Gesellschaft hergestellten Luftreifen verhalfen in der Folgezeit vor allem den
Fahrrädindustrie zum Durchbruch. (siehe Abb. 2)
Weitere Entwicklungen durch Michelin, Henry Ford, Harvey Firestone:"Das Jahr
1906 war für uns ein großes Jahr. Wir verkauften in diesem Jahr mehr als eine
Million Luftreifen . Ford stellte mehr Kraftwagen her als irgendeine andere Fabrik,
und auf uns entfiel der größte Anteil an der Ausrüstung der Fordwagen mit Reifen."
Nachfrage nach Gummi stieg und Brasilien erlebte einen Kautschukboom
ohnegleichen (Stadtenwicklung, Prunkbauten, Eisenbahnbau etc.): Opfer waren vor
allem die eingeborenen Indianer; mit Gewalt zum Sammeln von Latex gezwungen.
Strenge Gesetze zur Erhaltung des Monopols: bei Androhung der Todesstrafe war
es verboten , Samen oder Jungpflanzen der Hevea auszuführen. Trotzdem gelang es
dem Engländer Henry Wickham, 1876 rund 70000 Heveasamen außer Landes zu
schmuggeln . (siehe Abb.3) 2800 dieser Samen keimten in einem englischen
Treibhaus und gelangten als kleine Bäumchen 1882 nach Südostasien . In Englands
ostindischen Kolonien entstanden in der Folgezeit Heveaplantagen, die zur Zeit
des "Rubberbooms" immer größere Mengen Kautschuk auf den Markt brachten.
1914 lieferten die Plantagen mit 70000 Tonnen etwa 59% der Welterzeugung an
Kautschuk. Das brasilianische Kautschukmonopol war gefallen.
2
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Chemie in der Schule: www.chids.de
Während des 1. Weltkrieges stieg der Bedarf an Kautschuk in bis dahin ungeahnte
Höhen, von 1914-1918 verbrauchten allein die westlichen Verbündeten über 700000
Tonnen . Die Kautschukplantagen in den englischen Kolonien dehnten sich aus und
in den 20er Jahren war das Kautschuk-Monopol endgültig von Brasilien auf England
übergegangen. 1939 waren auf der Erde rund 45 Millionen Autos registriert und es
gab über 250 Millionen Reifen. Die Nachfrage war größer als das Angebot; die
Preise stiegen . Zum großen Kautschukboom kam es aber nicht mehr. Der
Naturkautschuk hatte Konkurrenz bekommen: Der Synthesekautschuk ging in
Produktion.
b) Synthetischer Kautschuk
1825 Michael Faraday: bei dem aus Kautschuk zu gewinnenden Öl handelt es sich
um einen Kohlenwasserstoff,
1861 isoliert G. Williams einen Reinstoff mit einer Siedetemperatur von 3rC, nennt
ihn Isopren und gibt eine Summenformel von CsHs an.
1898 kann die Konstitution des Isoprens geklärt werden. 2-Methyl-1,3-butadien
"'t\W. Euler synthetisiert im Labor der Universität Leipzig das Isopren und wies dadurch
nach, daß es sich um "doppelt ungesättigtes ß-Methyldivinyl" handelt
Fritz Hofmann findet 1909 in der Farbenfabrik Bayer einen Syntheseweg für die
Polymerisation von Isopren zu Synthesekautschuk; Bayer erhielt das Patent für
dieses Verfahren; jedoch keine technische Nutzung, wegen Zl:J teurer Herstellung
von Isopren.
1910 Hofmann synthetisiert aus Dimethylbutadien Methylkautschuk (leichter
zugänglich); erste Autoreifenpressung (siehe Abb. 4); 2500 Tonnen
Methylkautschuk werden während des 1. Weltkrieges von Bayer hergestellt.
2,3 - Dimethyl-1,3-butadien CH 3I
CH2 = C-CH = CH 2I
CH 3
1919 wird Produktion wieder eingestellt, da Qualität schlechter als die des
natürlichen Kautschuks.
3Chemie in der Schule: www.chids.de
1926 Butadien steht als wirtschaftlich erschwinglicher Grundstoff zur Verfügung;
Produktion von Synthesekautschuk mittels Alkalimetallen als Katalysator bei der
Polymerisation -> Buna- Kautschuk (Bayer Leverkusen)
Anionische Additionsreaktion
2Na + H2C~
Butadien-1,3
<:) Na+Na-H2C~
Carbanion
+~~ Na
+~--~. Na -------,.
USA-Forschung zur gleichen Zeit: 2-Clorbutadien als Grundstoff führt zum
synthetischen Kautschuk Neoprene.2-Chlorbutadien Cl
ICH 2 = C-CH = CH 2
"Auch Gummiräder müssen rollen für den Sieg", dieser Propagandaspruch des
nationalsozialistischen Regimes hing während der Kriegsjahre an manchem
Gebäude. Errichtung von Produktionsstätten für Synthesekautschuk. Im Kriegsjahr
1944 wurden auf dem Höchststand der Produktion insgesamt 132000 Tonnen
Buna hergestellt.
1945-1951 Verbot der Produktion von Synthesekautschuk und auch der Grundstoffe
Butadien und Styrol durch alliirtes Dekret.
1952 in Hüls und Leverkusen Wiederaufnahme der Produktion
1960 wurde auf der Welt erstmals mehr Synthesekautschuk als Naturkautschuk
produziert.
Heute hat der Synthesekautschuk nicht mehr die Aufgabe, Naturkautschuk zu
ersetzen oder gar zu verdrängen. Vielmehr soll mit ihm zusammen die Palette der
Anwendungsgebiete erweitert werden.
4Chemie in der Schule: www.chids.de
Gewinnung und Weiterverarbeitung von Naturkautschuk
Es ist eine Vielzahl von Pflanzen bekannt, die Kautschuk enthalten. Die meisten
führen einen milchigen Saft, der als Latex bezeichnet wird. Dabei handelt es sich
um eine Kautschukdispersion in einem wässrigen Serum. Diese Pflanzen, die sehr
verschiedenen botanischen Familien angehören, sind in der tropischen Zone
besonders stark verbreitet.
Natürlich können nicht alle Kautschukpflanzen industriell genutzt werden, entweder
weil der Ertrag oder der Kautschukgehalt des Latex zu gering ist, oder aber, weil der
gewonnene Kautschuk durch Begleitstoffe wie Harze zu stark verunreinigt ist.
Die meisten und wesentlichsten Kautschukplantagen sind Anpflanzungen der Hevea
brasifiensis.
Der so entstehende Naturkautschuk sammelt sich als Latex in den Gefäßen , die auf
der Innenseite der Rinde nahe dem Cambium liegen.
Gewonnen wird dieser durch Anritzen der Rinde (siehe Abb.5). Schneidet man die
Rinde eines Baumes ein, erzeugt man in dem durch die Milchsaftgefäße gebildeten
Reservoir eine Öffnung, was das Ausfließen des Latex längs der Kerbe zur Folge
hat. Dieses Fließen des Latex hört nach 2 bis 5 Stunden auf und der Latex
koaguliert schließlich auf dem Einschnitt wie Blut auf einer Wunde. Nach dem
Zapfen bildet sich rasch neuer Latex, so daß in den folgenden Tagen wieder gezapft
werden kann.
Dieser Latex ist ein kolloidales System, dessen flüssige Phase Wasser ist, in dem
zahlreiche organische und anorganische Stoffe gelöst sind. Je nach Jahreszeit, Alter
der Bäume, Bodenbeschaffenheit und Zapfrythmus schwankt der Gehalt an
Kautschuk-Trockensubstanz zwischen 20 und 45%.
Eine typische Latex-Analyse ergibt: 60% Wasser
34% Kautschuk-Trockensubstanz
2% Proteine (nat. Stabilisatoren)
1,6% Harze
1,4% Zucker
0,6% Asche
0,4% Fettsäuren
Die Zapfmethoden sind im Laufe der Zeit sehr verfeinert worden . Von dem
großflächigen Entfernen der Rinde bei der Wildkautschuk-Gewinnung ist man auf
den Plantagen zu den schematisch aufgezeigten Methoden übergegangen (sieheAbb.6).
5Chemie in der Schule: www.chids.de
Die beste Zapfzeit ist früh morgens, wenn wegen der noch niedrigen Temperaturen
die Gefahr der Koagulation durch Verdunstung nicht so groß ist. Die am häufigsten
verwendete Methode wird mit S2/d2 bezeichnet, d.h. eine halbe Spirale an jedem 2.
Tag. Das bedeutet, daß ein Zapfer auf einer Plantage bis etwa 1OUhr vormittags bei
S2/d2-Zapfung um 350-400 Bäume zu bearbeiten hat, d.h. er muß jeweils einen
neuen Schnitt von ca. O,5mm Tiefe in die Rinde legen und den Latex einsammeln,
der sich seit dem letzten Einschnitt angesammelt hat. Der Latex wird an eine
Sammelstelle gebracht und dort nach verschiedenen Methoden aufgearbeitet.
Latex-Aufarbeitung
Festkautschukgehalt im Latex 30-40%, keine Bedeutung für Latexverarbeiter
(Transportkosten zu hoch, sämtliche Eiweißsubstanzen noch enthalten):
Aufkonzentrieren des natürlichen Latex
a) Eindampfen
b) Zentrifugieren (heute wichtigste Konzentrierungsart: 60%ig, Ammoniak
stabilisiert)
c) Aufrahmen (reversible Agglomeration der Kautschukteilchen mit
Ammoniumalginat, keine Brown'sche Bewegung mehr, 65%ig)
Aufarbeitung zum Festkautschuk
Para-Kautschuk: Latex in flache Schüssel über rauchendes Feuer, Eintauchen von
Holzstäben; gleichzeitiges Gerinnen und Trocknen; Feuerzusatz Urikurinüsse:
phenolhaitiger Rauch, Koagulation beschleunigt, Kautschuk stabilisiert; dauerndes
Aufgießen des Latex auf Holzstäbe läßt Ballen des sog. Para-Kautschuks enstehen.
(Zapfer des Wild-Kautschuks, Aufarbeitung vor Ort)
Plantagen: Koagulation durch Ameisensäure und Essigsäure; einfüllen des Latex in
lange, rechteckige Bottiche, Zusatz von Ameisensäure, über Nacht bilden sich
Koagulatplatten (siehe Abb. 7).
Versuch-Nr.1 (Latexkoagulation)
Weiterverarbeitung der Koagulatplatten zu smoked sheets: nasse Koagulatplatten
werden auf der sheet-Mangel (Quetschwalzen, 3-4mm dicke Koagulat-Platten)
weitgehend vom Serum befreit, rippenförmige Prägung erleichtert Trocknen,
ansehnlicher und vermindert Kleben der Platten aufeinander; Konservierung (Harze
und Eiweiße) durch Räuchern (60°C, 2-3Tage getrocknet). Die trockenen sheets
werden dann nach dem Abkühlen zu 100kg-Ballen gepreßt (siehe Abb . 8).
6
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Chemie in der Schule: www.chids.de
Vulkanisation
Ursprünglich ist Vulkanisation der Name für die von dem Amerikaner Goodyear um
1840 entwickelte Methode zur dreidimensionalen Vernetzung von Naturkautschuk
unter gleichzeitiger Einwirkung von Schwefel und Hitze (d.h. den Attributen des
Vulkanismus')
Bei der Vulkanisation werden nicht miteinander fixierte, relativ frei bewegliche
Makromoleküle untereinander verbunden. (Übergang eines plastischen in einen
elastischen Zustand). Die Vernetzung erfolgt überwiegend mit Schwefel, aber auch
mit Peroxiden, Isocyanaten etc.
CH3 eH]I I I I I I
,..-C-C=C-C-C-C=C-C-...I I I I I I
I I I I f I... -C-C=C-C-C-C=C-C-...
I I I I I ICH3 CH3
I I
CH35 ~HJ~I I j I I i I I
... -C-C-C-C-C-C-C-C-...I I I I I I I f
S SI I
S SI t I I I I ! I
... -C-C-C-C-C-C-C-C-,..I I r I I I I I
ca, 5 CH3 SI f
Plastomer (Kautschuk)
keine Querverbindung
Elastomer (Weichgummi)
weitmaschige Vernetzung
0,2-5% Schwefelzusatz
Duromer(Hartgummi)
engmaschige Vernetzung
25-50% Schwefelzusatz
7Chemie in der Schule: www.chids.de
Die Vernetzung mit Schwefel erfolgt als Heißvulkanisation z.B. bei Temperaturen
im Bereich von 120-160°C.
Mit Schwefeldichlorid oder Dischwefeldichlorid kann Kautschuk auch bei tieferen
Temperaturen (Kaltvulkanisation) zu Gummi vulkanisiert werden.
Voraussetzung: makromolekulare Stoffe, die ungesättigte Dienmonomereinheiten
tragen . Neben dem Naturkautschuk (Polyisopren), Polybutadien, Polychlorbutadien,
Styrol-Butadien- und Acrylnitril-Butadien-Copolymere.
Neben den Vernetzungschemikalien werden je nach gewünschten Eigenschaften
dem Kautschuk verschiedene Zuschlagsstoffe beigegeben , zur Herstellung von
Elastomeren:
Mastikationschemikalien: Erniedrigung der Viskosität verbessert die Verarbeitung
und Einarbeitung anderer Hilfsstoffe; Mercaptane oder Disulfide fördern
wahrscheinlich die Bildung von Primärradikalen.
Vulkanisiermittel : Schwefel (+ Vulkanisationsbeschleuniger), Disulfide, Peroxide
und Isocyanate
Alterungsschutzmittel : Antioxidantien (sek. und tert. Amine), Eigenschaften des
Werkstoffs Gummi werden durch Alterung (Abbauvorgänge, Versprödungen,
Verrottungen, Zermürbungen, Rißbildungen und Ermüdungserscheinungen)
verschlechtert.
Füllstoffe: verstärkende Wirkung; Ruße (z.B. beim Autoreifen wesentlich
verbesserte Verschleißbeständigkeit), helle Füllstoffe (kolloidale Kieselsäure,
Silikate, Tonerdegel, Kaolin, Kreide und Metalloxide), anorganische oder organische
Pigmente(Eisen-, Titan- und Chromoxide) bewirken Eigenfarbe des Gummis;
Organische Füllstoffe: Styrolharz oder Phenoplaste liefern hartgummiähnliche,
schlagfeste Produkte (z.B. Schuhsohlen, 5-60% Styrolharz)
Weichmacher: Ester der Phthal-, Adipin-, Sebacin- und Phosphorsäure,
hochsiedende Petroleumdestillate, Verbesserung der Fließfähigkeit, der
Füllstoffverteilung und Verarbeitbarkeit.
Latexchemikalien: Zuschlagstoffe, die schon in den Latex eingearbeitet werden;
Dispergatoren, Emulgatoren, Stabilisierungsmittel, Netz- und Schaummittel.
chem. Treibmittel: Herstellung poröser Gummiartikel; Azo- und Nitroso
Verbindungen
Klebrigmacher, Haftmittel, Geruchsverbesserer, Termitenschutzmittel,
antibakteriell wirkende Substanzen, Formentrennmittel, etc.
Versuch 2 (Nachweis des Schwefels in vulkanisiertem Kautschuk)
8
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Chemie in der Schule: www.chids.de
Einsatzgebiete des Naturkautschuks
Früher wurde der Naturkautschuk aufgrund seiner ausgewogenen
Eigenschaftskombinationen als "Allzweck-Kaufschul(' bezeichnet. Infolge der
zunehmenden Verfeinerung und Spezialisierung des Synthese-Kautschuks wurde er
aber mehr und mehr wie dieser in die Rolle eine"Spezial-Kaufschuks" gedrängt.
wichtigstes Einsatzgebiet: Herstellung dünnwandiger weicher Artikel mit hoher
Festigkeit z.B. Luftballone, chirurgische Handschuhe, sanitäre Gummiartikel;
auf dem Gebiet der Federelemente und Puffer ist er noch der bedeutendste
Rohstoff (hohe Elastizität)
PKW-Reifensektor. keinerlei Bedeutung mehr
größerdimensionierte LKW-Reifen: hohe Elastizität mit geringer Wärmeentwicklung
(heat-build-up sehr niedrig)
Wirtschaftliche Bedeutung des NRDer NR ist nach wie vor ein wichtiges Produkt zur Erfüllung technischer
Anforderungen. Jahr für Jahr hat die erzeugte Menge und der Verbrauch an NR
zugenommen.
.~.
.'.,l
3,5
2,5
z
1/,5
qs
A94S ISO 'ss '60 (65 '70 (15 '80 '8S
9Chemie in der Schule: www.chids.de
Chemische und Physikalische Eigenschaften des Kautschuks
Der Kautschukkohlenwasserstoff besteht zu über 99% (Analysengenauigkeit) aus
linear angeordnetem cis-1,4-Polyisopren. Das trans-Polyisopren, Guttapercha und
Balata, ist nicht als Kautschuk anzusprechen .
~1,4-polyisopren
Aus der Synthesekautschuk-Forschung ist bekannt, daß bereits ein trans-Anteil von
wenigen Prozent im Polyisopren eine starke Veränderung des typischen
Eigenschaftsbildes mit sich bringt.
Das durchschnittliche Molekulargewicht des Kautschukkohlenwasserstoffes beträgt
200000-400000. Das entspricht einer Anlagerung von 3000 bis 5000
Isopreneinheiten.
Versuch 3 (Depolymerisation von Kautschuk)
Auf jede gebildete Isopreneinheit kommt im fertigen Kautschukkohlenwasserstoff
eine Doppelbindung. Die Doppelbindung und die Methylengruppen stellen
reaktionsfähige Stellen dar. An diesen kann die Reaktion mit Schwefel bei der
Vulkanisation stattfinden (Grundvoraussetzung!).
An den Doppelbindungen können aber auch Additionsreaktionen stattfinden, z.B.
von Sauerstoff odr Ozon, durch die der Kautschuk abgebaut oder ein Vulkanisat
zerstört wird (Alterung).
Versuch 4 (Addition von Brom)
10Chemie in der Schule: www.chids.de
Eine charakteristische pysikalische Eigenschaft des Naturkautschuks ist sein
Verhalten gegenüber Lösungsmitteln. Bringt man Rohkautschuk mit organischen
Flüssigkeiten wie Benzol , Benzin, pflanzlichen Ölen oder Erdöl, Tetrachlor
kohlenstoff und anderen in Berührung so quillt der Kautschuk erheblich, wobei eine
mehr oder minder zähflüssige Kautschuklösung oder ein Gel entsteht. Der
vulkanisierte Kautschuk dagegen quillt nur mehr oder weniger - je nach Art des
Lösungsmittels. Eine der Wirkungen der Vulkanisation besteht somit darin, die
unbegrenzte Quellung des Rohkautschuks in eine mehr oder weniger große, jedoch
stets begrenzte Quellung umzuwandeln.
Versuch 5 (Quellvermögen)
Schließlich zeigen sich bei der Verformung des Kautschuks bemerkenswerte
thermische Begleiterscheinungen. Diese werden als Gough-Joule-Effekt.
bezeichnet:
-bei rascher Deformation erwärmt sich der Kautschuk im Unterschied zu den
bei anderen Stoffen beobachteten Reaktionen
-umgekehrt zieht sich eine an einem Ende befestigte Kautschuk-Probe, die
durch Belastung ihres anderen Endes mittels eines Gewichtes gedehnt wurde
bei plötzlicher Erwärmung zusammen.
Versuch 6 (Elastizität)
Diese Erscheinung steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Struktur des
Kautschuks und seiner spezifischen Elastizität.
Erhöht man die Temperatur eines Gummibandes, an dem ein Gewichtstück hängt,
dann ziehen sich die Makromoleküle wegen der größeren Temperaturbewegung
stärker zusammen und bilden wahrscheinlichere Formen, das Gummiband verkürzt
sich; umgekehrt dehnt es sich bei Erniedrigung der Temperatur aus. Diese
Erscheinung steht im Gegensatz zum Verhalten der meisten Festkörper
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Chemie in der Schule: www.chids.de
Synthesekautschuk
Klassifizierung
Die Zahl der dem Verarbeiter von der chemischen Industrie angebotenen
synthetischen Kautschuktypen ist bereits sehr groß und wächst ständig. Daher ist es
der Übersichtlichkeit halber notwendig, sie zu klassifiziern. So läßt sich
beispielsweise die Herstellungsart der synthetischen Kautschuke als ordnendes
Prinzip wählen.
Je nach Herstellungsverfahren erhält man durch Polymerisation einheitlicher
Monomere Polymerisate, oder es entstehen durch gemeinsame Polymerisation
verschiedener Monomere Mischpolymerisate. Durch Polykondensation bzw.
Polyaddition erhält man Polykondensate und Polyadditionsprodukte.
Von den synthetischen Kautschuktypen haben die meisten ganz spezielle
Eigenschaften; sie sind daher schwierig untereinander zu vergleichen, weil sie meist
für verschiedene Anwendungsgebiete eingesetzt werden .
Klassifizierung der Kautschuk-Klassen (nur Trivialnamen)
ABR
ACM
AFMU
ANM
AU
BR
CFM
CN
CO
CR
CSM
ECO
EPDM
EPM
FPM
FSI
IIR
IR
NBR
NCR
Acrylester-Butadien-Kautschuk
Acrylatkautschuk
Nitrosokautschuk
Acrylatkautschuk
Urethankautschuk
Butadienkautschuk
Fluorkautschuk
Chlorpolyethylen
Polychlormethyloxyran
Chloroprenkautschuk
Chlorsulfonylpolyethylen
Epichlorhydrin-Copolymere
Ethylen-Propylen-Terpolymere
Ethylen-Propylen-Copolymere
Vinylidenfluorid-Hexafluorpropylen-Copolymere
Methylsiliconkautschuk
Butylkautschuk
Isoprenkautschuk (synthetisch)
Nitrilkautschuk
Acrylnitril-Chloropren-Kautschuk
12
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Chemie in der Schule: www.chids.de
NR Naturkautschuk
PBR Pyridin-Butadien-Kautschuk
PSI Methyls iliconkautschuk
SBR Styrol-Butadien-Kaustchuk
SI Methylsiliconkautschuk
SIR Styrol-Isopren-Kautschuk
UE Urethankautschuk auf Polyether-Basis
VSI Methylsiliconkautschuk mit Vinylgruppen
Unterschiedliche Eigenschaften von Vulkanisaten:
Zugfestigkeit, Bruchdehnung , Stoßelastizität, Abriebbeständigkeit, Wetter- und
Ozonbeständigkeit, Alterungs- und Oxidationsbeständigkeit, Kälteflexibilität,
Schwerentflammbarkeit, Gasdurchlässigkeit, Beständigkeit gegen Lösungsmittel,
Säuren und Laugen, Preis.
Wichtige Einsatzgebiete für Synthesekautschuke:
PKW- und LKW-Reifen, Gurte und Riemen, Federelemente, Schläuche , Dichtungen,
Lebensmittelbedarfsgegenstände und Pharma, Sauger, sanitäre Gummiartikel,
Ballone, Gewebegummierung. Handschuhe, Kabel, Sohlen und Schuhe, Latexartikel
An dem Beispiel der Silikonkautschuke seien auf den folgenden Seiten die
vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Synthesekautschuke demonstriert.
Wirtschaftliche Bedeutung des Synthesekautschuks
Während im letzten Jahrzehnt der Naturkautschukverbrauch in der Welt und auch in
der BRD nur verhältnismäßig wenig stark zugenommen hat und auch künftig
weiterhin nicht steil anziehen wird, ist mit einem immer stärker werdenen
Synthesekautschukanteil bei der Kautschuksbedarfsdeckung zu rechnen.
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Von der Gesamtmenge Kautschuk werden etwa 49% in der Reifenindustrie
eingesetzt.
Außer den Reifen kann das gewöhnliche Automobil aber noch bis zu 500
Gummiteile enthalten mit einem Gesamtgewicht von etwa 45kg je Fahrzeug. Das
bedingt weitere 25% des gesamten Kautschukverbrauchs.
Querschnitt eines Pkw-Reifens
......... ~lll
1. Gürtel StahlJ I I2. Gürtel Stahl~ I3. Gürtel Nylon __'
~--_Drahtkemgummierung
~--_ Drahtkem
f--__WUlststreifen
~---Drahtkappe
OIf-__ lnnengummi
~~__ 1. Kar1<asslage
'7-f-- - 2. Kar1<asslage
Lauffläche mit Kissen ~__
Schulterteil _
Seitenteil__•
Humpstreifen --.:
5
a;4.5z~ 4(J)
.§ 3,5
~ 3"oz a.s2~---------------_
68 6ll 70 71 n 73 74 75 76 rr 78 711 80 81 82 83 84 85 86 87 88 81l 90
Jahr
o PKW • KAUTSCHUK
.\ bb. 4: Der weitaus größte Teil der Synlbesekautscbukprodllktion gebtin die Autoindustrie. Die Grapbik zeigt den parallelen Verlauf vonPKW· und Syntbesekautscbukproduktion (Kautscbnkproduktion inII)! I. PKW-Einheiten in 10' Stück)
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i 0 In
IH3C-Si-CH3
Siliconkautschuk eSI
H3C- Si - CH=CH2~Vernet~ungI (Peroxid)
Chemische Basis der Siliconkautschuke sind lineare Siliconöle 0I
mit Hydroxyl-, Vinyl- und anderen reaktiven Gruppen. Diese H3IC- ?i- C1H
3
oPolymere lassen sich auf verschiedene Weise vernetzen, wobei I
H3C- Si - CH3mehr oder weniger weitmaschige Strukturen mit ausgeprägtem 6H
3
elastischen Verhalten entstehen. Durch den Zusatz aktiver Füllstoffe,
insbesondere hochdisperser Kieselsäure, wird Silicongummi mit seinen
charakteristischen Elastizitäts-, Dämpfungs- und Festigkeitseigenschaften erzeugt.
Durch Vulkanisation, d.h. Vernetzen der Ketten, lassen sie sich in elastischen
Silicongummi überführen. Je nach Art der Vulkanisation (Vernetzer, Temperatur)
und der Viskosität des Basispolymers unterscheidet man verschiedene
Kautschukklassen sowie Heiß- und Kaltvulkanisation:
a) Heiß vulkanisierter Siliconkautschuk (HTV)
b) Flüssigsiliconkautschuk
c) Kaltvulkanisierende 2-Komponenten-Siliconkautschuke (RTV-2):
zweikomponentige, gieß- und streich- oder knetbare Massen, die nach Zugabe der
Härterkomponente zu hochelastischem Silicongummi vulkanisieren. Die Vernetzung
erfolgt bei Raumtemperatur.
Versuch 7: Additionsvernetzende Vulkanisation
Die Additionsvernetzung beruht auf der Addition von Si-H an Doppelbindungen. Als
Katalysator wirken Salze und Komplexe der Elemente Platin, Palladium und
Rhodium.
Damit die Reaktion bereits bei Raumtemperatur abläuft, werden Platin
Olefinkomplexe eingesetzt. Es entstehen bei der Reaktion keine Spaltprodukte.
Polymer
AaditionsvernetzungI
R 0I I
- 0 - Si - eH =eH 2 + H - Si - RI IR 0
IR - Si - R
IoI
R- Si- RI
R 0I I
- 0 - Si - eH = eH 2 ... H - Si - RI IR 0
IVernetzer
IR 0I I
- 0 - Si - eH 2 - eH 2 - Si - RI IR 0
IR - Si - R
Pt-Kat --.. I
oI
R - Si - RI
R 0I I
- 0 - Si - eH :2- eH 2 - Si - RI I~ 0
I
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Eigenschaften der additionsvernetzten Kautschuke: praktisch schrumpffrei,
irreversible Reaktion, Elastizität im Temperaturintervall von -50° bis +200°C, geringe
Wärmeleitfähigkeit, Isolatorwirkung, Wetterbeständigkeit
Anwendung: Formenbau, Elektronik. Maschinen- und Industrieanlagenbau, Medizin
Versuch 8: Kondensationsvernetzende Vulkanisation
Diese Vernetzung von Zweikomponenten-Siliconkautschuk beruht auf der Reaktion
von a, QJ-Dihydroxypolydimethylsiloxan mit Kieselsäureestern. Als Katalysator wirken
zinnorganische Verbindungen. Die Reaktionsgeschwindigkeit ist abhängig von der
Konzentrationdes Vernetzers, seiner chemischen Struktur sowie der Art des
Katalysators. Als Nebenprodukt wird Alkohol abgespalten.
IKondensationsvemetzung(RlV-2 Kautschul<) 0
IR-Si-R
IR OR' R 0 RI I Sn-Kat I I I
4 -O-Si-OH + R'O-Si-OR'~ -O-Si-O-Si-O-Si-O-+ 4R'OHI I I I IR OR' A 0 R
I" Polymer Kieselsäure- A -Si - A
vemetzer Io
Eigenschaften der kondensationsvernetzten Kautschuke: chemische Schrumpfung
durch Abspaltung von Alkohol bei der Vernetzung, Reversion (Depolymerisation
durch Spaltprodukte (Alkohol) schon ab 80°C möglich, lange Verarbeitungszeit
bedingt auch lange Vulkanisationszeit, Elastizität im Temperaturintervall von -50°C
bis +200°C, geringe Wärmeleitfähigkeit, Isolatorwirkung, Wetterbeständigkeit.
Anwendung: Formenbau, Elektronik, Mascchinen- und Industrieanlagenbau, Medizin
d) Kaltvulkanisierende 1-Komponenten-Siliconkautschuke (RTV-1)
Beim Vermischen von OH-endständigen Polydisiloxanketten mit Vernetzern entsteht
ein lagerstabiles tetrafunktionelles Gebilde (R ist meist CH3), sofern die Abfüllung
ohne Zutritt von Luftfeuchtigkeit erfolgt.
Die Si-X-Gruppen reagieren erst bei der Verarbeitung mit der Luftfeuchtigkeit. Es
bildet sich dabei eine Si-Q-Si-Brücke (Kondensation) unter gleichzeitiger
Abspaltung eines Amins, Essigsäure oder einer neutralen Verbindung, z.B. Alkohol,
frei.
Im Fall von Elastosil N199 wird ein Oxim frei. Es folgt eine Kettenverlängerung und
räumliche Vernetzung.
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Versuch 9: Einkomponenten-Siliconkautschuk
R RI I
HO - Si ty 0 - Si- OH + 2R- SiX 3
I IM R
X R R XI I I ,
~ R-Sj-O -SiAvO-Si-O-Si-R ~2~X
I I I IX R R X
;<:: - N-F1 AminI
H
x=- 0 -c -CH~ Acetat11 ..
o
:x -;Ol~ X:
x
xx
x XI ,
R-Si"vO - Si-RI
X X 0I j I
H -SiI\;Sj-O-SiI\;O - Sj-R +~~X
I !X ~I ?
x
x XI I
R-Sjt\vO - Si-RI I
~ X
XI
~ -Si'VO - Si-gI
x
x XI !
R- SiIV'~ - Si - S,
Eigenschaften des vernetzten Kautschuks: Temperaturbeständikeit bis 180°C,
chemische Beständigkeit gegenüber schwachen Säuren und Laugen, wie auch
polaren Lm und Salzlösungen, Witterungs- und Alterungsbeständigkeit,
Haftverhalten sehr gut.
Anwendung:
-Maschinenbau, Automobilindustrie, Industrieanlagen: Abdichtungen von
Elektroherden und Gefriertruhen, Getriebe, Zylinderkopfhauben usw., Verkleben von
Windschutzscheiben.
-Elektroindustrie: Beschichtugnen von Kabeln, Isolationen, Einbettung und
Vergießen von kleinen Bauteilen.
-Textilindustrie: Beschichtung von gewebe, Antirutschausrüstung
-Bauindustrie: Fugendichtungen
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Versuchvorschriften
Versuch 1 (Koagulation von Latexmilch durch Ameisensäure)
Weiße Kautschukmilch wird mit Ameisensäure (25°A>ig) angesäuert. Sie gerinnt
sofort. Aus der Masse läßt sich ein Gummiball formen, der, auf den Boden geworfen,
in die Höhe springt.
Die Koagulation wird vermutlich durch die anwesenden Proteine (2%ig) ausgelöst
(Wasserentzug, Denaturierung).
Versuch 2 (Schwefelnachweis in vulkanisiertem Kautschuk)
In einem trockenem Reagenzglas wird ein Stück Gummi (Gummiband oder
Luftballon) erhitzt und der entweichende Dampf mit angefeuchtetem Bleiacetatpapier
geprüft. Wegen der starken Rauchentwicklung empfiehlt es sich, dieses direkt in das
Reagenzglas zu stopfen.
Das Reagenzpapier wird schwarzbraun durch Bildung von Blei(II)-sulfid. Bei der
thermischen Zersetzung von Gummi entsteht also Schwefelwasserstoff. Im Gummi
muß demnach Schwefel enthalten sein.
Pb2+ + 2 CH
3COO- + H 2S _. PbS l(schwarz) + 2 CH
3COOH
Versuch 3 (Depolymerisation von Kautschuk)
Etwa 1g Naturkautschuk wird im Reagenzglas erhitzt. Kot,t"chlJIc t f
\/Die entstehenden Dämpfe werden in ein mit kaltem IWasser gekühltes zweites Reagenzglas geleitet. Das sich hier sammelnde
Kondensat wird mit Baeyers Reagenz (sodahaltige Permanganat-Lösung) geprüft.
Baeyers Reagenz wird sofort zu braunem Mangan(IV)-oxidhydrat reduziert, es sind
also ungesättigte Verbindungen vorhanden. Beim Erhitzen von Kautschuk erfolgt
Depolymerisation zu gasförmigen und flüssigen ungesättigten Kohlenwasserstoffen.
CH30HI I
--~... - CH2- C - C - eH _
" 2OH H
"Glykol" 18
Oxidation~
Reduktion +4
• MnO(OH)2 j (braun)
CH3H, I- CH - C - C - CH -
2 I I 2
o 0
"/MnO -,1 I/
2 €9I-e1-
CH 3I
-CH 2- C = CH - CH2
-
Isopren-Einheit
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Versuch 4 (Addition von Brom an eine Lösung von Kautschuk in Toluol)
Etwa 1-2 Tropfen Brom werden in Sml Trichlormethan gelöst. Diese Lösung ist in
Anteilen in eine Lösung von Kautschuk in Toluol zu geben.
Die braune Bromlösung wird entfärbt. Kautschuk ist also eine ungesättigte
Verbindung (Nachweis der Mehrfachbindungen).
CH3
I-CH 2- C = CH - CH
2-
CH 3elektrophile I
+ Br ~ -CH 2- C -CH - CH -2 Addition \, ,/ 2
Isopren-Einheit
1
1t -Komplex
CH 3 BrI I
- CH - C - C - CH -2 I I 2
Br H
Additionsprodukt
Versuch 5 (Quellvermögen)
CH 3I
-CH 2- C -CH - CH - + Br""fb/ 2
~y
Bromonium-Ion
In drei Schraubdeckelgläser werden jeweils 2g kleingeschnittener Naturkautschuk
gegeben. In die Gläser 1 und 2 werden jeweils SOml Toluol hinzugegeben und dann
1 Stunde bzw. 1 Tag stehengelassen. Glas 3 dient dem Vergleich.
Bereits nach kurzer Zeit ist das enorme Quellvermögen des Kautschuks
beobachtbar. Die hydrophoben Toluol-Moleküle können sich demnach hervorragend
zwischen die langkettigen Polyisoprene einlagern.
!IIIVersuch 6 (Elastizität) :!t I " ~ns ; s ;o t i' or'
j i i ' ... : mm Jur C;'l meS5~":I!I, ; IIn der in der Abbildung skizzierten Anordnung wird '~e'momeler __~ 4 -- :;,,"''''iGanO
ein Gummiband (2mm Durchmesser, 20cm lang) 1-:I :F::r 0n9dc~e _i";~ :: : 'TlI 'L-
durch Belasten mit einem Gewichtsstück auf etwa I t,__ ~::;:;; ~~<die doppelte Länge gedehnt und die Stellung des '-i~
Zeigers auf der Skala abgelesen. Sodann wird durch ,"'elalioranl _._ - fe:ger
f s.a,a
Durchblasen von warmer Luft mit einem Föhn das ~ Li
Gummiband erwärmt. Dabei zieht sich das Band zusammen. (a)--- ....aaqscnae
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Gummi besteht aus Makromolekülen, die durch Schwefelbrücken miteinander
vernetzt sind. Wegen der freien Drehbarkeit der Kettenglieder um die Valenzachsen
können diese Makromoleküle sehr verschiedene, meist geknäulte Formen
annehmen. Die wahrscheinlichste Form der Makromoleküle ist die Knäuelform.
Dehnt man ein Gummiband, dann werden die Makromoleküle gestreckt, also in
einen geordneteren Zustand überführt. Da die Moleküle das Bestreben haben, in
den weniger geordneten Zustand zurückzukehren, zieht sich das Gummiband nach
Auffhören der äußeren Kraft auf seine ursprüngliche Länge zurück (Entropie-Effekt).
Durch die Vernetzung wird erreicht, daß das Gummistück dabei seine ursprüngliche
Form zurückerhält, während im Gegensatz dazu nicht-vulkanisierter Kautschuk
Fließverhalten zeigt.Kautschuk vulkanisiert(EJastomer/Gummi)
Gegenzug
Zug- -
- entropie-{qummil elastischErhöht man die Temperatur eines Gummibandes, an dem ein Gewichtsstück hängt,
dann ziehen sich die Makromoleküle wegen der größeren Temperaturbewegung
stärker zusammen und bilden wahrscheinlichere Formen, das Gummiband verkürzt
sich also (Entropie-Effekt!); umgekehrt dehnt es sich bei Erniedrigung der
Temperatur aus. Diese Erscheinung steht im Gegensatz zum Verhalten der meisten
Festkörper.
Versuche 7-9 (Siliconkautschuk) wurden dem Experimentalkoffer zum Thema
Silicone der Wackerchemie München entnommen.
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Abbildungen
Abbildung 1:
Abbildung 2:
Stiefel aus Naturkautschuk. Er wurde von den Amazonas
Indianern hergestellt. Das Muster stammt aus dem frühen 19.
Jahrhundert.
1888 wurde von J.8. Dunlop der erste aufgepumpte Reifen aus
zwei Hüllen entwickelt.
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Abbildung 3:
Abbildung 4:
Sir Henry Wickham neben einem wilden Kautschukbaum in
Brasilien.
Der Kaiser neben seinem Mercedes mit den ersten in
Deutschland gefertigten Reifen aus 100% synthetischem
Kautschuk.
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,
Abbildung 5: Zapfen eines Kautschukbaumes auf einer modernen
malaiischen Plantage.
Abbildung 6:
l'(
GrätehalbeGräte
halbeSpiral~
volleSpirale
vSasalschnitt
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