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Hinweise zur Sortenwahl bei Sojabohnen · Coraline präsentiert sich zweijährig in einzelnen Versuchen mit ansprechenden Ertrags-leistungen auf Löß-Standorten. Die etwas längere,

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Page 1: Hinweise zur Sortenwahl bei Sojabohnen · Coraline präsentiert sich zweijährig in einzelnen Versuchen mit ansprechenden Ertrags-leistungen auf Löß-Standorten. Die etwas längere,
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Hinweise zur Sortenwahl bei Sojabohnen Sojabohnen wurden in Sachsen-Anhalt 2018 auf 950 ha angebaut. Der Anbauumfang in Ostdeutschland wird begrenzt bleiben, da sich Soja nur dort sicher anbauen lässt, wo mittelfrüher Körnermais reif wird. Die in Ostdeutschland anbauwürdigen Sorten zählen zu der Reifegruppe 000 (sehr früh) und in Ausnahmefällen zur Reifegruppe 00 (früh). Die Sojabohne gehört zu den Leguminosen und ist somit in der Lage, mit Hilfe von Rhizobiumbakterien Stickstoff aus der Luft zu binden. Die Knöllchenbakterien von Soja kommen in unseren Böden nicht vor und müssen deshalb in den ersten Anbaujahren mit dem Saatgut ausgebracht werden. Ideal für den Anbau von Sojabohnen sind gut erwärmbare Böden mit guter Wasserführung. Reichen die Niederschläge nicht aus, ist eine Beregnung lohnend. Um die Verluste bei der Ernte gering zu halten, müssen wegen des tiefen Hülsenansatzes die Flächen möglichst steinfrei sein. Als Vorfrüchte eignen sich alle Wintergetreidearten. Die Saatstärke beträgt ca. 50 - 70 keimfähige Körner pro m². Die Saattiefe variiert je nach Boden- und Witterungsbedingungen zwischen 2 cm (frühe Aussaat, kalte Böden) und 4 cm (späte Aussaat, warme Böden). Die Aussaat sollte von Mitte April bis Anfang Mai erfolgen. Die Vegetationsdauer der sehr frühen Sorten liegt bei etwa 140 - 150 Tagen. Die Sojabohne hat ihren größten Wasserbedarf während der Blüte und der Korn-füllungsphase, also Ende Juli bis August. Die Reife der Sojabohnen beginnt mit Gelbver-färbung und Blattfall. Nach dem vollständigen Blattfall, wenn die Samen in den Hülsen frei liegen und beim Schütteln klappern, ist der Erntezeitpunkt ab Mitte September erreicht. Unter optimalen Verhältnissen liegt die Kornfeuchte bei 14 bis 16 %. Aufgrund der späten Reife wird diese unter unseren Bedingungen oft nicht erreicht. Es muss dann auch bei über 20 % geerntet und danach getrocknet werden.

Die Landessortenversuche (LSV) wurden in Ostdeutschland im Anbaugebiet D-Süd- auf den Standorten Beetzendorf, Gadegast (beide Sachsen-Anhalt) und Sonnewalde (Brandenburg) sowie im Anbaugebiet Löß-Standorte in Salbitz und Pommritz (Sachsen), Bernburg (Sachsen-Anhalt) und Dornburg (Thüringen) angelegt. Der extreme Witterungsverlauf führte zu dem niedrigsten, in den letzten 10 Jahren ermittelten, Ertrag von 24 dt/ha auf den Löß - Standorten. Im Vergleich dazu wurde auf den Löß-Standorten im Jahr 2017 mit 40,6 dt/ha ein sehr hohes und 2016 mit 30,0 dt/ha ein mittleres Ertragsniveau, realisiert. Die später reifenden Sorten wurden durch die Bedingungen des Jahres deutlich bevorteilt. Die am frühesten reifenden Sorten Merlin und Sculptor fielen dagegen deutlich ab. Auf den D- Süd Standorten führte die extreme Trockenheit dazu, dass aufgrund der hohen Streuung 2018 kein Versuch in die Auswertung einbezogen werden konnte. Aus den mehrjährigen LSV-Ergebnissen lassen sich nachfolgende Hinweise zur standort-spezifischen Nutzung der Sojabohnensorten in Sachsen-Anhalt geben: Reifegruppe 000

Abelina reift zügig ab und erreichte auf den Löß-Standorten mittlere Samenerträge. Ihre Erträge unterliegen größeren Schwankungen. Ihre Standfestigkeit und ihre TKM sind mittel.

Amadea zeigt hohe Ertragsleistungen auf Löß-Standorten. Die Sorte ist ausreichend standfest. Der RP-Gehalt ist recht gering. Sie reift ca. 10 Tage später als Merlin.

ES Comandor konnte 2018 die sehr ansprechenden Erträge aus dem ersten Prüfjahr bestätigen und bringt damit dreijährig aufgrund des schwächeren Vorjahresergebnisses mittlere bis leicht überdurchschnittliche Ertragsergebnisse. Die etwas längere, zügig abreifende Sorte ist sehr standfest. Ihre RP-Gehalte liegen im mittleren Bereich.

Lissabon erreicht mehrjährig hohe Samenerträge auf Löß- und in den Vorjahren auch auf D-Süd-Standorten. Insbesondere mit den trockenen und heißen Bedingungen des Jahres und denen im Jahre 2016 kam Lissabon ausgesprochen gut zurecht. Die etwas kürzere, standfeste Sorte reift ca. 7 bis 8 Tage später als Merlin. Der RP-Gehalt ist unterdurch-schnittlich. In allen Jahren zeigt sie eine gleichmäßige Abreife.

Merlin ist in der Reife die früheste Sorte im Sortiment. Ihre Erträge lagen in den letzten Jahren mehr oder weniger deutlich unter dem Durchschnitt. Dennoch besteht eine günstige Kombination aus Frühreife und Ertragsvermögen. Im RP-Gehalt liegt Merlin etwas unter dem Durchschnitt. Die Tausendkornmasse ist vergleichsweise niedrig. Merlin hat eine mittlere Pflanzenlänge und Standfestigkeit. Korn und Stroh von Merlin reifen sehr gleichmäßig ab.

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Sirelia reift bei guter Standfestigkeit zügig ab. Auf den Löß-Standorten liegen ihre Erträge im überdurchschnittlichen Bereich. Sirelia reift ca. 7 bis 9 Tage später als Merlin.

Amarok zeigt schwankende Ertragsleistungen auf Löß-Standorten und liegt damit mehrjäh-rig auf niedrigem Ertragsniveau. Der RP-Gehalt ist überdurchschnittlich. Die etwas längere Sorte reift ca. 7 bis 8 Tage später als Merlin.

Obelix, nicht mehr in den Prüfungen, aber auf den D-Süd Standorten weiterhin empfohlen, ist ausgesprochen frohwüchsig, bleibt aber kurz bis mittel im Wuchs und reift ca. 3 bis 5 Tage später als Merlin. Sowohl auf den Löß-Standorten als auch auf den D-Süd-Standorten zeigte die ausgesprochen großkörnige Sorte mittlere Erträge und niedrige RP-Gehalte.

Coraline präsentiert sich zweijährig in einzelnen Versuchen mit ansprechenden Ertrags-leistungen auf Löß-Standorten. Die etwas längere, später abreifende Sorte ist sehr stand-fest. Ihre RP-Gehalte liegen im mittleren Bereich.

RGT Shouna erbrachte 2018 zwar bessere Erträge als im Vorjahr, liegt im Mittel aber beider Prüfjahre auf Löß-Standorten deutlich unter dem Versuchsdurchschnitt. Ihre RP-Gehalte liegen im mittleren (Löß-Standorte) bis sehr hohen Bereich (D-Süd-Standorte). Sie ist innerhalb der 000-Gruppe bis zu 12 Tage später als Merlin reif. Ihre TKM ist niedrig.

Regina erreicht zweijährig geprüft hohe Ertragsleistungen auf Löß-Standorten. Auf den D-Süd-Standorten konnte sie im Vorjahr nicht überzeugen. Die mittellange, ausgesprochen

großkörnige Sorte ist sehr standfest. Der RP-Gehalt ist recht hoch. Toutatis bestätigte auch im zweiten Prüfjahr ihre schwachen Ertragsleistungen aus 2017 auf Löß-Standorten. Auf den D-Süd-Standorten zeigte sie 2017 sehr hohe Erträge. Die kurze Sorte ist standfest. Sie ist innerhalb der 000-Gruppe ca. 6 bis 8 Tage später als Merlin reif. Reifegruppe 000/00

Solena, wird weiterhin für die D- Süd Standorte empfohlen stand aber nicht mehr in den Prüfungen. Die Sorte brachte überdurchschnittliche Ertragsleistungen auf den Löß- und knapp mittlere auf den D-Süd-Standorten. Die RP-Gehalte fallen leicht überdurchschnittlich aus. Zu beachten ist ihre nur mittlere Standfestigkeit. In der Reife ist sie auf Löß-Standorten ca. 2 Wochen später als Merlin.

SY Livius erreichte auf den Löß-Standorten in den Jahren 2016 bis 2018 von Jahr zu Jahr bessere Erträge und lag im dreijährigen Durchschnitt über dem Mittel. Die etwas längere Sorte ist sehr standfest. Ihre TKM und RP-Gehalte liegen im mittleren Bereich. In der Reife ist sie ca. 11 Tage später als Merlin. Reifegruppe 00

Primus, nicht mehr in den Prüfungen, kam in den Vorjahren auf ein unterdurchschnittliches Ertragsniveau. Aufgrund der sehr hohen Rohproteingehalte werden dennoch mittlere Roh-proteinerträge realisiert. Kennzeichen der langen Sorte sind das sehr große Korn und ihre vergleichsweise frühe Abreife in der frühen Reifegruppe. Es ist mit einer um ca. 17 Tage späteren Reife zu rechnen im Vergleich zu Merlin. Zu beachten ist ihre verzögerte Strohab-reife. Die Sorte ist für die Tofuherstellung geeignet.

Aufgrund der bisherigen Versuche und Erkenntnisse eignen sich nachfolgende Sorten für den Anbau:

Reifegruppe Eignung für Löß- Standorte D- Süd Standorte

000 weniger günstige Standorte

Merlin, Amadea, ES Comandor, Lissabon, Sirelia

Merlin, Lissabon, Sirelia, Amarok, Obelix

2) (sehr früh)

000-00 mittlere Standorte SY Livius Solena

2)

(sehr früh bis früh)

00 günstige Standorte

Primus

1)2)

(früh)

1) Sorte zur Herstellung von Tofu geeignet

2) Sorte nicht mehr im Sortiment

Page 4: Hinweise zur Sortenwahl bei Sojabohnen · Coraline präsentiert sich zweijährig in einzelnen Versuchen mit ansprechenden Ertrags-leistungen auf Löß-Standorten. Die etwas längere,

LSV Sojabohnen 2016 – 2018 nach Anbaugebieten Samenertrag, RP- und Ölgehalt bei 86 % TS und TKM auf Löß-/V-Standorten

Samenertrag

relativ

RP-Gehalt

%

Ölgehalt

%

TKM

g

dreijährige Prüfergebnisse 2016 - 2018

Anzahl Orte 10 10 9 10

BB 31,4 dt/ha 35,4 18,5 186

Abelina 98 35,1 19,2 182

Amadea 105 34,5 18,3 183

Amarok 91 36,4 17,8 177

ES Comandor 100 36,2 17,7 194

Lissabon 106 34,5 18,6 191

Merlin 92 34,8 19,2 171

SY Livius 103 36,0 18,6 194

Sirelia 105 35,3 18,8 198

zweijährige Prüfergebnisse 2017 - 2018

Anzahl Orte 6 6 5 6

BB 32,3 dt/ha 35,4 18,9 186

Lissabon 103 34,6 19,2 190

Coraline 102 35,8 18,7 181

RGT Shouna 92 36,5 18,8 176

Regina 106 37,0 18,4 209

Toutatis 86 33,9 19,5 192

einjährige Prüfergebnisse 2018

Anzahl Orte 3 3 3 3

BB 24,0 dt/ha 36,3 19,1 170

Lissabon 111 35,1 19,5 174

GL Melanie 100 36,8 18,4 166

Lenka 111 38,6 18,5 211

RGT Stumpa 113 36,4 19,4 170

Sculptor 90 36,1 18,7 174

BB = Bezugsbasis (orthogonales Sortenmittel des Anbaugebietes)

Herausgeber: Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Bearbeiter: Thomaschewski, H. Zentrum für Acker- und Pflanzenbau Telefon: 03471-334 215 Strenzfelder Allee 22 Fax: 03471-334 205 06406 Bernburg Die Auswertung kann im Internet unter folgender Adresse abgefragt werden:

http://www.llg.sachsen-anhalt.de Veröffentlichung und Vervielfältigung der Versuchsergebnisse bedürfen der Genehmigung d. Herausgebers! Redaktionsschluss: 01.03.2019