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SYMBOLISMUS SYMBOLISMUS

Historischer Hintergrund 1890-1914 - Stephan Lange · Romantik, dem englischen Praeraffaeliten und der Dichtung und Dichtungstheorie Poe beeinflusst wurde. Weitere Einflüsse erhielt

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SYMBOLISMUS SYMBOLISMUS

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Historischer Hintergrund 1890-1914

Das Wilhelminische Zeitalter

• Der Zeitraum zwischen 1890 und 1914 ist geprägt durch den Regierungsantritt Kaiser Wilhelm II. 1888. Mit der Entlassung Bismarcks 1890 findet ein grundlegender Wechsel in der deutschen Politik und auch in der Stimmung im deutschen Reich statt. Der bürgerliche Nationalliberalismus gewinnt zwar an ökonomischem, verliert aber an politischem Gewicht. Stattdessen setzen sich konservative Strömungen durch.

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Ein Staat auf dem Weg zur Moderne

• Die Phase um die Jahrhundertwende wird auch als Phase der Hochindustrialisierung bezeichnet. Deutschland vollzieht endgültig den Übergang vom Agrar- zum Industriestaat. Ab 1900 arbeiten mehr Menschen im Industrie- als im Agrarbereich. Gleichzeitig nimmt dank verbesserter Hygiene in den Städten, Fortschritten in der Medizin und Veränderungen im generativen Verhalten die Bevölkerung rapide zu. Im Zuge der verschärften Industrialisierung setzt zudem eine starke Urbanisierungstendenz ein. Obwohl fast die gesamte Bevölkerung vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert, bleiben die sozialen Gegensätze aber erhalten.

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Militarismus und Orientierungslosigkeit

• Auch die Armee gewinnt enorm an politischem und gesellschaftlichem Einfluss. In der Öffentlichkeit übertrumpfen die Leitbilder des preußischen Militärszunehmend die des bürgerlichen Liberalismus. Um Waffen und Uniformen wird vor allem von Presse und Literatur eine romantischer idealisierender Glanz gelegt. Auch im Zivileben wird es wichtig, „gedient“ zu haben. Diesem Gehabe fehlt es aber an innerer Substanz, es reicht nicht aus, um einen gesellschaftlichen Stil zu bilden. „Klirrendes Auftreten, darunter Unsicherheit und das Gefühl, dass das alles nicht dauern könne: Das war der Nenner des Wilhelminismus.“ (Hagen Schulze). Vor allem um 1900 herum kommt es zu wachsenden Identitäts– und Orientierungsproblemen in weiten Kreisen der

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Gesellschaft, die in großem Maße auf die rapide voranschreitende Säkularisierung der Gesellschaft zurückzuführen sind. Es entsteht das Gefühl, in einer tiefen Zeitkrise zu stecken. Auf der Suche nach neuem Sinn gewinnen auch säkuläre Sinnstiftungen an Bedeutungen, die den Charakter von „Quasireligionen“ (Thomas Nipperdey) annehmen konnten: Arbeit, Gewinnstreben und Familie, Nation oder Revolution, Bildung und auch die Kunst.

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Misslingen der „inneren Reichsgründung“

• Der Grund für die Unsicherheit und Identitätslosigkeit liegt auch im Misslingen der „inneren Reichsgründung“. Konfessionelle und territoriale Spaltungen bleiben erhalten, es wird auch kein Mittel zur Überwindung der sozialen Gräben gefunden, die Behandlung der Arbeiterschaft schwankt zwischen Ausbau des Arbeiterschutzes und erneutem Kampf gegen die Sozialdemokratie. Auch die Parteien können nicht für Ausgleich in der Gesellschaft sorgen, sie sind faktisch machtlos.

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Imperialismus

• Auf der anderen Seite führt der wirtschaftliche Aufstieg zu einem enormen wirtschaftlichen und politischen Potenzial des Reiches. Die Beschränkung auf den Kontinent wird im Zeitalter des Imperialismus, in dem andere europäische Großmächte ihren Einfluss auf die gesamte Welt auszudehnen versuchen, als demütigend empfunden. Dementsprechend wird auch in Deutschland der Ruf nach einer aggressiven Kolonialpolitik immer lauter, vorangetrieben vor allem von konservativen Organisationen wie dem „Alldeutschen Verband“ von 1893. Die Betätigung des Reiches als Kolonialmacht führt aber zu Spannungen mit den anderen Großmächten. Zudem verstehen es die nach Bismarck regierenden

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• Kanzler und auch der Kaiser nicht, das Bündnissystem Bismarcks aufrecht zu erhalten. Das Reich isoliert sich zunehmend selbst. Das Gefühl, eingekreist zu sein, löst in Deutschland noch einmal einen geradezu neurotischen Nationalismus aus. Auch dieser vermag die Stabilität des sozialen Friedens in den letzten Jahren vor dem Krieg allerdings kaum noch zu gewährleisten. Der Kriegsbeginn wird daher von vielen Deutschen als reinigendes Gewitter empfunden.

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Arthur Schopenhauer

• geb. 22.2.1788 in Danzig• gest. 21.9.1860 in Frankfurt• Die bisherige Philosophie hatte versucht, die Welt aus den

letzten Prinzipien heraus zu erklären. Schopenhauer dagegen will die Welt nicht erklären, sondern sie so, wie sie uns erscheint, verstehen. Philosophie soll nicht nach dem Warum, sondern nach dem Was fragen. Er fasst dabei die Erfahrungswelt als Gehirnphänomen auf. Der Verstand erschafft die Welt der materialen Gegenstände, indem er die empfangenen Sinnesreize kausal interpretiert.

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Primat des Willens

• Schopenhauer meint, im Inneren des Menschen finde sich ein erkenntnisloser Lebenstrieb, der Wille. Er versteht den Willen dabei als etwas unpersönliches, nur bedingt steuerbares. Er will nichts bestimmtes, sondern ist ziellos. Der Vernunft kommt nur ein unselbstständiger und abgeleiteter Status zu.

Leiden als Grundphänomen• S. findet den Anstoß zum Denken darin, dass die Welt

„eine so trübsälige“ sei. Die Gründe liegen nach seiner Einschätzung darin, dass zum einen jeder Einzelwille mit den anderen im Kampf liege, zum anderen darin, dass schon im Prinzip des Willens Leiden immanent sei. Ist der Trieb unerfüllt, leidet man, wird er erfüllt, stellt sich ein unbefriedigendes Sättigungsgefühl ein und es entsteht ein neuer Trieb.

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Therapieangebot: Selbstverneinung des Willens

• Der Trieb soll nach Schopenhauer in eine Form gewandelt werden, in der er durch die Realität nicht mehr enttäuschbar ist: Ästhetik, Philosophie. Das Interesse des Künstlers und des Philosophen richtet sich nämlich nicht auf die Existenz des Gegenstandes, sondern auf das allgemeine Muster, die Strukturen und Formen des Gegenstandes. Es ist ein unpersönliches, nach Objektivität strebendes Interesse. Der Mensch wird dadurch zum „klaren Weltauge“, das die Dinge nur noch spiegelt, ohne sie wissenschaftlich zu erklären oder moralisch zu bewerten.

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Friedrich Nietzsche

• geb. 15.10.1844 in Röcken• gest. 25.8.1990 in Weimar

NihilismusNietzsche nutzt das Wort „Nihilismus“ als Ausdruck für die Verfallenheit seiner Zeit. Anstelle des sicher Bestehenden sei das „Nihil“, das Nichts getreten. Das Leben hat keinen Zweck und kein Ziel. Nietzsche will die innere Brüchigkeit seines Zeitalters zu verdeutlichen und seine Gegenwart als nihilistisch entlarven. Nihilismus bedeutet zum ersten: Es gibt keine Wahrheit.

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• Die Zeitgenossen Nietzsches meinten nach seiner Ansicht, durch den Fortschritt der Wissenschaften die Wahrheit zu besitzen. Nietzsche dagegen glaubte, das der Mensch gar keine Möglichkeit habe, eine absolute Wahrheit zu erfassen. N. bedeutet zum zweiten: Es gibt keine Moral. Nietzsche betrachtet die Moral als fragwürdig. Sie verkünde sittliche Grundsätze, das Handeln richte sich aber nicht danach. N. bedeutet zum dritten: Es gibt keine Religion. Als Konsequenz aus seiner nihilistischen Haltung verwarf Nietzsche die Religionen, insbesondere das Christentum. Die Religion wird als Werk des Menschen enttarnt.

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Überwindung des Nihilismus

• Nietzsche sah im Nihilismus aber nur eine Übergangsform. Der Mensch müsse vielmehr dem weiter wirkenden Nihilismus zum Trotz das Leben bejahen. Es gilt, das sinnlose Dasein zu bejahen, um so in der Sinnlosigkeit Sinn zu schaffen.

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Richard Wagner• geb. 22.5.1813 in Leipzig• gest. 13.2.1883 in Venedig

Richard Wagner gehört zu den umstrittensten, bedeutendsten und wirkungsmächtigsten Musikern seiner Zeit. Er ist der Schöpfer des Musikdramas, das von der Dichtung ausgeht. Wagner schrieb alle Texte für seine Opern selbst. Dahinter steht die Idee einer Synthese der Künste zu einem „Gesamtkunstwerk“. Der Inhalt der Werke kreist immer um das Thema der Erlösung des Helden. Der Konflikt, in dem der Held steckt, hat seine Ursache zumeist im Zusammenprall zweier fremder oder feindseliger Welten.

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• Erlösung hieß bei Wagner nichts anderes als die Aufhebung dieser Spaltung.

• Wagner verfasste diverse musiktheoretische Schriften, die wichtigste ist vielleicht „Das Kunstwerk der Zukunft“. Darin beurteilt er unter dem Einfluss sozialrevolutionärer Ideen und der Philosophie Ludwig Feuerbachs die Menschheitsgeschichte nach dem Schema: „Die Menschheit, wie sie ist und wie sie sein sollte.“ Daraus leitet er das Prinzip der „Erlösung durch Selbstvernichtung“ ab. Gemeint war damit das Prinzip der Negation der Negation, mit dessen Hilfe sich der „Kulturmensch“ der Gegenwart zum künstlerischen Menschen der Zukunft erlösen soll.

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Entwicklung und Programm des Symbolismus

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Allgemeines

Der Symbolismus wurde von J. Moréas geprägt. Er veröffentlichte am 18.09.1886 ein Manifest in der Zeitschrift „Figaro“ als Zusammenfassung der bereits verwirklichten symbolistischen Ästhetik.

Der Symbolismus ist eine literarische Strömung insbesondere der europäischen Lyrik seit etwa 1860. Er stellt die wichtigste Ausprägung des Manierismus dar, gilt als die letzte große Stilepoche und hat starke Wirkung auf die Gegenwartsliteratur

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Der Symbolismus entstand in Frankreich und war teilweise eine Reaktion auf klassische und realistische Strömungen.

Vorbild des Symbolismus war Ch. Baudelaire.Er erstellte eine dichterische Theorie, die von der deutschen

Romantik, dem englischen Praeraffaeliten und der Dichtung und Dichtungstheorie Poe beeinflusst wurde.

Weitere Einflüsse erhielt er von dem Platonismus, von der Philosophie, speziell von Adolf Schopenhauer und Friedrich Nietzsche, sowie von der Musik Richard Wagners.

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Der symbolistische DichterDer symbolistische Dichter grenzt sich gezielt von dem

gesellschaftlichen und politischen Leben, das vom Spätbürgertum, Imperialismus, Kapitalismus und Positivismus geprägt war, ab. Er zieht sich bewusst in ein vollkommen wirklichkeitsfremdes literarisches Werk zurück, das auch als Elfenbeinturm bezeichnet wird.

Der symbolistische Dichter handelt gegensätzlich des Naturalismus, indem er auf die Wirklichkeitswiedergabe und konkrete Inhalte, die auf die Zweckhaftigkeit und Wirkabsichten in politisch- moralischer, weltanschaulicher oder sozialer Hinsicht verzichtet.

Ebenfalls grenzt er sich von der Romantik und dem Impressionismus ab, indem er die Vorstellung objektiver Gegenstände, persönlicher Empfindungen und äußere Stimmungseindrücke ausschließt.

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Es werden Elemente der realen Welt in Bildzeichen, Symbole, dargestellt.

Baudelaire sagte über den Symbolismus „nach Gesetzen, die im tiefsten Seeleninnern entspringen, sammelt und gliedert die(se) Teile neu und erzeugt daraus eine neue Welt.“

Die autonome Welt der Schönheit also soll symbolhaft die geheimnisvollen, magisch-mystischen Zusammenhänge zwischen den Dingen, die hinter allem Sein liegende Idee ahnbarmachen.

Im Symbolismus werden Realitätsbruchstücke in ihren Sachbezügen, Raum- und Zeitkategorien getrennt und allegorisch zu traumhaften Bildern verknüpft und zu verrätselten Metaphern geführt. Reale und imaginäre Sinneseindrücke werden vertauscht.

Oft werden bewusst dunkle und hermetische Aussagen aus diesen symbolistischen Spielereien gezogen

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Der Symbolismus zeigt eine klare Neigung, reale Gegenstände zu entdringlichen, abstrahieren und jegliche Assoziation an Realität, durch die Verabsolutierung der Kunstmittel durch reine Wortkunst und Sprachmagie abzuschaffen.

Es werden alle klanglichen und rhythmischen Mittel eingesetzt:

Reim, Assonanz, Lautmalereien, Farb- und Lautsymbolik⇒Musikalität der Sprache

Der Symbolismus zeigt zwei Richtungen auf:1. Die abstrakt- reflektierende Richtung, die sich durch

Intellektualität und Formstrenge kennzeichnet. Die Hauptvertreter sind St. Mallarmé, der eine starke theoretische Wirkung zeigten, und P. Verlaine. In dieser Richtung werden metrische Formen von Wortklängen überspült.

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Die Musikalität entsteht zu Gunsten freier Verse. Die Sprache ist noch immer Bedeutungsträger. Hier reichen die wenn auch „schwebenden“ Inhalte der Gedichte von abstrakten Reflexionen bis zum dichterischen Schaffensprozess.

2. Die visionäre Richtung hat als Hauptvertreter A. Rimbaud und hat teilweise Eigenschaften, gilt also als Vorreiter, für weitere Stilrichtung, wie dem Dadaismus und dem Surrealismus. Hier reichen, die wenn auch „schwebenden Inhalte der Gedichte bis zu halluzinatorisch- visionären Beschwörungen der Erfahrungen eines durch Drogen erweiterten Bewusstseins.

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Hauptvertreter des deutschen Symbolismus

George war der Vorreiter des deutschen Symbolismus. Er hat schon ganz früh an den berühmten Abendsitzungen von Mallarméteilgenommen, die ihn somit geprägt haben. In seinen Spätwerken jedoch entfernt er sich von dem französischen Symbolismus, wird konservativer. George war der erste, der deutsche, symbolische Lyrik veröffentlichte.

Rilke steht für die Ausgewogenheit von Gegenstandsdarstellung und Verinnerung, Mimesis und Abstraktion, Ideal des durchkomponierten Gedichts im Symbolismus.

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• Hofmannsthal war ein Ästhetiker und symbolistischer Lyriker. Doch dann erlitt er eine Sprachkrise, konnte die Worte nicht mehr verstehen. Die gewohnten Begriffe verloren ihre Sprachkraft. Da ihm die Worte nichts mehr sagten, verabschiedete er sich von der Lyrik und beschäftigte sich von nun an mit dem „Sozialen“. Hofmannsthals Sprachkrise wurde in dem Chandos-Brief (1902) festgehalten, in dem er schreibt: „Es zerfiel mir alles in Teile und nichts mehr lies sich mit einem Begriff umspannen

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Kurzbiographie Stefan George

Geboren am 12.07.1868

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Kurzbiographie Stefan George

1882- 1888 Gymnasium in Darmstadt

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Kurzbiographie Stefan George

1888 Abitur und reist anschließend nach: EnglandItalien FrankreichSpanien

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Kurzbiographie Stefan George

1889- 1891 Studium der Philologie in Berlin

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Kurzbiographie Stefan George

1890 Begegnung mit Ida Coblenz in Bingen

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Kurzbiographie Stefan George

1891 erscheinen die „Hymnen“ als Privatdruck

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Kurzbiographie Stefan George

1891 lernt Hofmannsthal kennen 1891- 1892 Gedichtbände „Pilgerfahrten und „Algabel“1892 erscheinen die „Blätter für die Kunst“

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Kurzbiographie Stefan George

1893 schließt er Freundschaften mit Ludwig KlagesKarl WolfskehlAlfred Schuler

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Kurzbiographie Stefan George

1897 „Das Jahr der Seele“1898 trifft er Georg Bondi, der sein Verleger wird

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Kurzbiographie Stefan George

1900 „Der Teppich des Lebens“ und die „Lieder von Traum und Tod“1907 „Der siebte Ring“1914 „Der Stern des Bundes“

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Kurzbiographie Stefan George

1933 lehnt Vorsitz der „Deutschen Akademie für Dichtung“ ab

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Kurzbiographie Stefan George

Stefan George starb am 04.12.1933 in Muralto bei Locarno

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Auf der Terrasse (S. George)Die hügel vor die breite brüstung schütten

Den glatten guss von himmelsgrünen glase.Die wirren wipfel und des glückes hütten.

Der Göttin schatten rastet auf der vase.

Entgegen eil ich einem heissen rade.Ein blitz: für uns ein zug von wunderstaben

Sogleich ergriffen durch erhöhte gnade. Dann aber ach in stete nacht begraben…

Ich suche wieder die verwischten gleise.Der göttin schatten rastet auf der vase.

O wärest wirklich du so gross und weise?Ich quäle mich in törichter ekstase.

Triumph! Du bist es- aus dem abendroteGetauschter blicke las ich meine trauer.

Doch treu bekennend kamst du selber boteUnd stolz war unsers bundes kleine dauer.

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Interpretation auf der TerrasseDer Titel verweist bereits auf die Szene. Die Namens lässt vermuten, dass der Ort sehr wichtig ist. 1. Stophe:In der 1. Strophe wird die Terrasse näher beschrieben. Imposante Treppen mit breiter Rampe, Steinvasen und Götterstatuen.

Dadurch wird der Gedanke an ein barockes Schloss geweckt. Ebenso werden dazugehörige Assoziationen wie ein großer Garten etc. geweckt. Es werden Empfindungsqualitäten beschrieben.

Das Wort schütten kann auch als werfen verstanden werden. Der Eindruck von flirrend heißer, glasiger Luft mit bizarrer Himmelsfärbung entsteht. Somit entsteht ein Bild des Schattenwerfens vom Hügel, Häusern und Bäumen. Die erste und zweite Zeile vermitteln ein Gefühl. Ein Gefühl, welches entsteht, wenn man an einem heißen Sommertag auf der Terrasse sitzt. Wipfel und Hütten sollen in Bezug zu schütten aus dem ersten Vers gesehen werden. Schatten von Bäumen und Häusern zeichnen sich neben dem mächtigen Schatten des Hügels ab. Der vierte Vers bildet einen Satz für sich und führt ein neues Bild ein. Typisch für den Symbolismus. Gegenüberstellung von Gefühlt (Seele) und dem folgenden Detail (Dinge).

Der Blick richtet sich vom Gesamteindruck der Terrasse auf ein Detail. Es entsteht ein neues Klangbild. Das bisher dominierende ü fehlt. Dafür gibt es ein neues Klangbild „a“ und eine Häufung von dentalen Verschlusslauten. Der Text war bisher als etwas fließendes zu sehen (vgl. schütte). Durch das veränderte Klangbild entsteht ein Eindruck der Verfestigung. Es wird sich auf ein Detail konzentriert. Der vierte Vers wird zusätzlich in der dritten Strophe wiederholt. Es scheint so, als wäre die Intention der „Göttin“ in der Nachmittagssonne noch nicht ganz klar oder noch nicht völlig erschöpft. Es bleibt aber bereits festzuhalten, dass es in dieser Strophe ein Opposition von Flüssigem und Festem gibt. Dies kommt von den steten Schatten von den Häusern und den sich bewegenden, verändernden Schatten der Bäume. Das auftauchen des letzten Verses gibt etwas rätselhaftes auf.

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Interpretation2. StropheDie zweite Strophe schwenkt über von der Situation auf ein Geschehen. Ein auftauchendes „Ich“ berichtet von einem Vorgang, welcher völlig dunkel bleibt, da der Kontext nicht existiert. Eine Bedeutungsfixierung ist somit nicht möglich. Auch dies wird als ein Stilmittel des Symbolismus verstanden. Es steht nur fest, dass das „Ich“ ein Ziel verfolgt. Der dritte Satz beschreibt eine Klage über den Verlust des Gewährten. Der Sturz in die lichtlose Nacht.Ansätze für Interpretationsmöglichkeiten folgen im Anschluss.

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Interpretation3. StopheFüllt das Intervall erneuten Suchens auf den Spuren des Verlorenen. Durch die Wiederholung des letzten Verses der ersten Strophe kehrt die Erinnerung zurück. Grund dafür ist der Verlust des Hochgefühls, das der Augenblick der Lichterscheinung gewährte. Angedeutet wird ein Bezug zwischen der Impression auf der Terrasse und dem offenbarenden Blitz. In den vier Sätzen werden immer nur Andeutungen gemacht. Es fehlt der konkrete Zusammenhang für den Leser. Dies soll allerdings seinen Sinn für andere Relationen schärfen. Die Wiederholung soll die Wichtigkeit unterstreichen. Die Impressionen aus der ersten Strophe entfaltet sich zu einer symbolischen Suggestivität. Suggeriert wird ein Bezug zwischen dem Schatten der Göttin der rastet und dem aufblitzenden Licht des Offenbarungsmoments (Opposition zw. Schatten und Wirklichkeit).

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Interpretatin4. StropheDie vierte Strophe bringt die endgültige Erfüllung. Statt unverbundener, einzelner

Sätze gibt es einen geschlossenen syntaktischen Zusammenhang. Wieder wird ein Augenblick festgehalten in Bezug und gleichzeitig im Kontrast zum ersten Augenblick (2. Strophe). Der Ausruf des Triumphs beendet die Qual des Suchens. Im Vergleich zum ersten Ereignis ist dies nicht gleich wieder verschwunden, sondern greifbar. Die Begegnung ist intensiver. Die Selbsterkenntnis über die dennoch kurze Dauer ist von Trauer geprägt. Der inhaltliche Unterschied zur zweiten Strophe spiegelt sich auch im Rhythmus wieder. Beim ersten Ereignis war die Freude nur sehr kurz (Takt,Doppelpunkt, Intensivierung). Hier ist es so, dass es kein finales Drängen gibt. Der Rhythmus ist gleichmäßiger und entspannter. Das Tempo ist verlangsamt. Das Bild des Abendrots ist als Metapher des Abschieds, aber auch mit der Möglichkeit der Wiederkehr zu verstehen. Als Impression kontrastiert „abendrot“ mit der „nachmittagssonne“ der ersten Strophe und signalisiert den Fortgang der Zeit.

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Interpretation1. Möglichkeit Strophe 2-4: Das Rad kann als für einen Wagen stehen. Das Wort heißkann die Möglichkeit des Heißlaufens des Wagen bedeuten. Diesem läuft das „Ich“ entgegen, da dort ein Mädchen drin sitzt. Er möchte den Blick dieses hübschen Mädchens erhaschen. Der Blitz aus ihren Augen lässt Seelenverwandtschaft vermuten. Alles ist im Nu vorbei. Es folgt die Suche nach ihr, bis sie plötzlich wieder auftaucht. Die Blicke werden als Triumph erfahren. Dieser ist aber wirklicher Triumph, da die unvermeidliche Getrenntheit den schönen Augenblick überschattet. Diese Deutung bleibt ohne Bezug auf die erste Strophe und ist daher wohl unwahrscheinlich.

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Interpretation2. Möglichkeit Strophe 2-4Eine andere Interpretation versucht die Homogenität der Bilder zu

begreifen. Das heiße Rad ist das Sonnenrad und knüpft an die erste Strophe an, indem der Schattenwurf auf die Quelle des Sonnenlichts verweist. Der Göttin Schatten sind die Strahlen des Lichts die auf der Vase ruhen. Die Sonne selbst ist die Göttin. Das Entgegeneilen ist metaphorisch und bezeichnet, auf den Standort der Terrasse bezogen, eine rein innere Erfahrung. Es beschreibt das Emporstreben des Ergriffenen, der Seele zur Sphäre des Lichts. Der Göttin entgegenstreben.

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Interpretation3. Möglichkeit Strophe 2-4Bei der Göttin handelt es sich um eine imaginäre Figur. Es bezieht sich

auf die Muse des Dichters. Also auf seine Inspiration. Ausgangspunkt ist die Impression der ersten Strophe. Strukturelle Oppositionen von Schatten und Licht, Wirrheit der Natur und Klarheit der künstlerischen Form. Die Sphäre der Göttin bestimmt die Imagination. Der Schatten der Göttin auf der Vase weckt die Sehnsucht nach ihrer Erscheinung. Die Terrasse wird zum Ort der Visionen. Um die Erleuchtung wird sich bemüht. Bei der Wiederkehr der Erscheinung wird die Vision zur Realität. Entspricht am ehesten einer symbolistischen Interpretation

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Rainer Maria Rilke

• 4. Dezember 1875 in Prag geboren• 1886-1891 Militär-Ober-/Realschule• 1894 „Leben und Lieder“• 1895 „Larenopfer“• 1896 „Traumgekrönt“

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• Seit 1897 Bekanntschaft mit Lou Andreas-Salomé• 1897 „Advent“• bis 1900 Novellen und Dramen• 1899 „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets

Otto Rilke“• 1899 „Vom lieben Gott . . .“• nach Russlandreise 1899

mit Ehepaar Andreas Beginn vom „Buch vom mönchischen Leben“, dem „Stunden – Buch“

• 1899 „Mir zur Feier“

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• 28. April 1901: Heirat mit Clara Westhoff• 1901 „Das Buch von der Pilgerfahrt“ StB• 1902 „Buch der Bilder“• 1902 Trennung des Ehepaares• 1902 „Von der Armuth und

vom Tode“ StB• 1904-1910 „Die Auf-

zeichnungen des M. L. Brigge“• 1907 „Neue Gedichte“• 1912-1922 „Duineser Elegien“

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• 1913 „Das Marienleben“• 1922 „Sonette an Orpheus“• 29. Dezember 1926

in Valmont gestorben

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LIEBESLIEDWie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt? Wie soll ich siehinheben über dich zu andern Dingen?Ach gerne möchte ich sie bei irgendwasVerlorenem im Dunkel unterbringenan einer fremden stillen Stelle, dienicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.Auf welches Instrument sind wir gespannt?Und welcher Geiger hat uns in der Hand?O süßes Lied.

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InterpretationInterpretation• Musikalität: fünfhebiger Jambus, Vokale „i“ + „a“• Reimschema: abc abc bdd effe• Z.1-3: Zweideutigkeit

– rhetorische Frage des von Liebe erfüllten lyrischen Ichs

– Ausdruck der Angst vor der Nähe zum lyrischen Ich (Nähe => „rührt“ Z.2) („Seele über ich hinheben“ Z.2f)

– charakteristisch: Spaltung des lyrischen Ichs• inhaltlicher Parallelismus und P. der Frage „Wie . . .“• „Seele“ und „Dingen“: Schlüsselworte des

Symbolismus

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• Z.4-7: keine genaue Definition des Fluchtortes durch „außergewöhnlichen“ Wortgebrauch

• „Ach . . .“ Z.4: Ausdruck der Unruhe,des Unfriedens• Beleg des Angstausdrucks durch Suche nach

„fremde[r], stille[r] Stelle“ ohne Geliebte • Ausdruck der Ergriffenheit („ ...wenn deine Tiefen

schwingen.“) eher unwahrscheinlich• Z.8-10: Bild des verbindenden Bogenstrichs („dich

und mich“ Z.8, „zwei Saiten, eine Stimme“ Z.10)• durch „anrühren“ Z.8 Verbindung zur 1.Frage• Andeutung der nicht existierenden Selbstbestimmung

(„nimmt uns“ Z.9), der Ausweglosigkeit (Gebrauch des Präsens)

• Andeutung des „Eins-seins“ im Sinne der anfänglichen Fragen

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• Z.11-12:• Frage nach dem Instrument

=> Frage nach dem Schicksal, der Zukunft• Frage nach dem Geiger

=> Frage nach einer höheren Macht• Z.13:

• Überschwelgen der Liebe im lyrischen Ich• leiser Anklang von Wehmut und vielleicht

schon Ironie

• Liebeslied (zweihebiger Jambus) O süßes Lied– wiederkehrender Charakterzug (Lied)– Gegensatz zu dem Angstausdruck

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• Z.1-3 und Z.11-12: „Rahmen“ des Gedichtes• Parallelismus der Fragen• Parallelismus des Liedes

• Bezug zu Rilke• Zwiespalt seines Lebens:

– Harmonie mit der Liebenden– Gelingen der Flucht in die Einsamkeit

⇒Mit der Zeit ergab er sich in sein „Schicksal“ und sah sich singend als den Überwinder des Vergänglichen: „Gesang ist Dasein.“