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RHEINISCHE POST Freitag 19. September 2014 / GA Hochschule Niederrhein Textile Innovationen Der Blick für das Besondere Der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik bietet innovative Studiengänge an. Innovative Textilfirmen Das Monforts Quartier ist ein spannender Standort in Mönchengladbach. Einzigartiges Potenzial Die geplante Berufsschule „Textilakademie NRW“ soll Maßstäbe setzen. Erfolgreich – auch nach dem Studium Vier Absolventen der Hochschule Niederrhein berichten.

Hochschule RHEINISCHE POST Niederrhein · RHEINISCHE POST Freitag 19. September 2014 / GA Hochschule ... Seiten 13 bis 15 Schöne Kleider tragen und dabei die Umwelt scho- ... debereich

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RHEINISCHE POST

Freitag 19. September 2014 / GA

HochschuleNiederrheinTextile Innovationen

Der Blick fürdas BesondereDer Fachbereich Textil- undBekleidungstechnik bietetinnovative Studiengänge an.

InnovativeTextilfirmenDas Monforts Quartier ist einspannender Standort inMönchengladbach.

EinzigartigesPotenzialDie geplante Berufsschule„Textilakademie NRW“ sollMaßstäbe setzen.

Erfolgreich – auchnach dem StudiumVier Absolventen derHochschule Niederrheinberichten.

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Jennifer Jandoo (links) und Verena Winkelmann nutzen das kreative Potenzial ihres Master-Studiums zur Umsetzung eigener Ideen. Foto: Susanne Jordans

Der Blick fürdas BesondereDer Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hoch-schule Niederrhein in Mönchengladbach bietet innovativeStudiengänge für technische Textilien und Design.VON SUSANNE JORDANS

Vielfältige, auf moderns-te Produktionstechni-ken wie auch Hand-

werkskunst bezogenedeutsch- und englischspra-chige Studiengänge mit Ab-schluss Bachelor oder Masterof Science, ein Anteil auslän-discher Studierenden von 25Prozent aus mehr als 25 Na-tionen, Kooperationen mitvielen Partnerhochschulenund Firmen aus anderen Län-dern: Der Fachbereich Textil-und Bekleidungstechnik ander Hochschule Niederrheinin Mönchengladbach bereitet

Deutschen Mode-Instituts„DMI“ in Düsseldorf. Dortpräsentierten Studierendeihre Designarbeiten, die unteranderem vom Umgang mitMaterial wie Knochen undWollvlies inspiriert sind. DieDesigns verwiesen auch aufinterdisziplinäre Projekte, beidenen es um eine Bandbreitevon Fachgebieten wie Nach-haltigkeit und „smart textiles“geht.

Eigenes LabelWie vielfältig die Anregun-

gen eines solchen Studiumssind, erklären zwei Studentin-nen im Gespräch. „Meine In-spiration ist es, den sozialenWert von textilem Handwerkzu untersuchen und darausErkenntnisse auf neue De-signlösungen zu transferie-ren“, sagt Jennifer Jandoo. Die24-Jährige steht im vorletztenSemester ihres Master-Studi-engangs. Ihre Studienrich-tung „Bekleidung“ qualifiziertdie Produktentwicklerin zurGestaltung und Umsetzungvon Produkt- und Verfahren-sinnovationen. „Ich habemein eigenes Label gegrün-det, unter dem ich Häkel- undStrickartikel vertreibe. Meine

seine angehenden textilen In-genieure minuziös auf eineglobalisierte Industrie vor.

Ein Angebot, das auch an-derswo aufhorchen lässt. Sowar die Hochschule Nieder-rhein in diesem Jahr unter denweltweit besten Design-Hochschulen ausgewähltworden, am internationalenTextil-Wettbewerb „Feel theYarn“ teilzunehmen. Drei Stu-dentinnen des Masterstu-diengangs „Textile Produkte“waren dort mit ihren Kreatio-nen erfolgreich. Internationalund gleichermaßen hochka-rätig war auch das Publikumbeim Fashion.Day 2014 des

Studienstandort mit TraditionDer Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik an derHochschule Niederrhein in Mönchengladbach gehört zuden größten Studienorten für den textilen Ingenieurnach-wuchs in Europa. Er blickt auf eine 100-jährige Traditionzurück und bietet ein vielseitiges Studium zum Bachelorund Master of Science, sowohl deutsch- als auch englisch-sprachig. 32 Professorinnen und Professoren, rund 25Lehrbeauftragte und mehr als 30 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter stellen ihr Know-how in den Dienst der Ausbil-dung von 1800 Studierenden sowie in Forschung und Ent-wicklung auf hohem Niveau.

ImpressumEXTRA: Hochschule Niederrhein:Textile Innovationen

Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH,Zülpicher Straße 10, 40196 DüsseldorfGeschäftsführer: Dr. Karl Hans Arnold, Patrick Ludwig,Hans Peter Bork, Stephan Marzen, Johannes WerleDruck: Rheinisch-Bergische Druckerei GmbH, ZülpicherStraße 10, 40196 DüsseldorfVerlagsleitung Anzeigen (verantwortlich): Oliver NothelferKontakt: Alexander Steinberg, 0211 505-2644,E-Mail: [email protected]: Rheinland Presse Service GmbH,Monschauer Straße 1, 40549 Düsseldorf,José Macias (verantwortlich), Jörg Mehl, Wilhelm Plum;Mitarbeit: Susanne Jordans, Andrea Stockhausen-Grüten,Christian Lingen, Jan SchnettlerKontakt: 0211/528018-0E-Mail: [email protected]

InhaltDer Blick für das Besondere Master-Studentinnen

entwickeln innovative Design-Ideen ..Seiten 2 und 3Einzigartiges Potenzial Neue Berufsschule „Textil-

und Bekleidungsindustrie ...................Seiten 4 und 5Analysieren, messen und identifizieren Die Öffent-

liche Prüfstelle für das Textilwesen................ Seite 6Die Farbe des Fortschritts Der Campus verändert

sich.....................................................................Seite 7Innovative Textilfirmen in Mönchengladbachsurbaner Mitte Das Monforts Quartier zeigt einen

Querschnitt Mönchengladbachs textiler Vergangen-

heit, Gegenwart und Zukunft............. Seiten 8 und 9„Ein Nährboden für Studenten“ Das Forschungsin-

stitut Textil und Bekleidung............. Seiten 10 und 11MG zieht an – Go Textile! Im Mai 2015 findet wieder

die wichtigste textile Nachwuchsmesse statt. Seite 12Erfolgreich nach dem Studium Vier Absolventen der

Hochschule Niederrhein berichten ....Seiten 13 bis 15Schöne Kleider tragen und dabei die Umwelt scho-nen „Fairquer“ setzt auf Nachhaltigkeit .......Seite 16

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Das Wissen, was hier vermit-telt wird, ist technischer,übergreifender. Ich habe hierFächer wie Intelligente Beklei-dung, Umwelt und Recyclingbelegt.“

Angst vor der Zukunft ha-ben die Studentinnen, die vonden Professorinnen EllenBendt und Dr. Marina-ElenaWachs betreut werden, nicht:„Wir bewegen uns grundsätz-lich extrem nah dran an derRealität. An dieser Hochschu-le wird man schnell erwach-sen – gefragt ist Eigen-Ma-nagement in allen Bereichen.Und sehr viel Fleiß. Mit unse-ren Ingenieurs-Studiengän-gen sind wir breit aufgestellt,äußerst flexibel in der Berufs-wahl und beliebte Bewerberbei den Firmen“, weiß VerenaWinkelmann.

Bachelorarbeit, die ich unterder Thematik, Häkeln als Teil-disziplin von Inklusion‘ miteiner Behindertenwerkstatt inder Nähe Mönchengladbachsrealisierte, vertiefe ich inner-halb meines Masterstudien-gangs über den Transfer aufandere gesellschaftlicheGruppen. Hierbei sollen bis-herige Erkenntnisse zur Ver-tiefung der Sinneswahrneh-mung und sozialer Kompe-tenzschulung mit Grundschü-lern über die textile hand-werkliche Fertigung erprobtwerden. Gemeinsam etwasHandwerkliches zu unterneh-men, ist eine Kommunikati-onsform, die mehr und mehrverloren geht. Das hole ich mitmeiner Arbeit in die Unter-richtswelt und die Gesell-schaft zurück.“

Nah an der RealitätIhre gleichaltrige Kommi-

litonin Verena Winkelmannhat sich der Studienrichtung„Design“ verschrieben. Zur-zeit brütet sie über ihrer Ab-schlussarbeit. „Ich lasse michvon Sub- und anderen Kultu-ren inspirieren. Der sibirischeSchamanismus oder das mo-derne Nomadentum der NewAge Travellers faszinieren

mich. Ich versuche, in meinenArbeiten die Besonderheitendieser Kulturen zu interpretie-ren.„ Bevor sie ihren Master-Studiengang an der Hoch-schule Niederrhein begann,hatte Verena Winkelmannden Bachelor an der Düssel-dorfer Akademie für Modeund Design absolviert. „DieAusbildung dort ist extrem Fa-shion-lastig: Von der Inspira-tion über Silhouetten-Ent-wicklung bis zum Schnitt undder Fertigung haben wir allesgelernt. Der Master in Mön-chengladbach gibt mir jetztdarüber hinaus die Möglich-keit, in die Breite zu gehen.

Es geht auch ohne: AlsJennifer Jandoo ihre

Handwerkskunstdemonstrieren wollte,ihre Stricknadeln aber

nicht dabei hatte,strickte sie einfach per

Hand. Für die Probeauf diesem Foto

benötigte sie15 Sekunden.

Fotos: Susanne Jordans

Mit einer langen Liste an Ausbildungsberufen bietet die Textil-und Modebranche zahlreiche Karriere-Alternativen. Foto: ikr

Die Alternativefür Berufsstarter

Modenähers gehören das Er-stellen von Musterstückenund der Entwurf von Prototy-pen. Darüber hinaus sorgenSonderanfertigungen im Ar-beitsalltag für Abwechslung.

ProduktveredlerInProduktveredler (in Textil)

arbeiten in den BereichenFärberei, Druckerei, Be-schichtung und Textilausrüs-tung. Wegen des großen Auf-gabenspektrums ist die drei-jährige Ausbildung sehr kom-plex. Zum Grundwissen gehö-ren dabei vor allem auch che-mische Kenntnisse und dasWissen um den technischenUmgang mit Produktionsma-schinen. Neben der Produkti-on ist die Qualitätssicherungein wichtiger Aspekt des Beru-fes, da der Anspruch an denPerfektionsgrad der Ware inVeredlungsbereich nochdeutlich höher ist. WP

Weitere Informationen zuden Ausbildungsberufen imTextil-, Bekleidungs- und Mo-debereich gibt es unterwww.go-textile.de/ausbildung

Nicht nur nach einemHochschulstudiumbietet die Textil-, Be-

kleidungs- und Mode-Bran-che beste berufliche Perspek-tiven. Einen guten Karriere-start versprechen auch zahl-reiche interessante Ausbil-dungsberufe, die mit ihrerpraxisorientierten Annähe-rung an das Metier am Endeauch weiterführende Qualifi-kationswege offen halten.Hier zwei Beispiele.

ModenäherInDer Klassiker unter den

Ausbildungsberufen im Tex-tilbereich ist sicherlich der desModenähers respektive derModenäherin. In der zweijäh-rigen dualen Ausbildung wirddas gesamte handwerklicheRüstzeug vermittelt, das zurAnfertigung von Bekleidungerforderlich ist. Zwar muss inaller Regel nach technischenVorlagen gearbeitet werden,in der täglichen Arbeit sindzugleich aber auch Selbst-ständigkeit und Kreativität ge-fragt. Denn zu den Haupttä-tigkeiten eines ausgebildeten

MÖNCHENGLADBACHWirtschaft · Immobilien · Netzwerke

Der Masterplan MG3.0 ist ein lebendiges Stück Stadtentwicklung, das konkrete Form annimmt. Gemeinsam mit unserer Wirtschaft und der Hochschule Niederrhein entwickeln wir Mönchengladbachs neues Wissensquartier – die Hochschulachse. Raum für Forscher, Entwickler, Macher, Existenzgründer und Investoren.

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Platz da für Denker

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Futuristisch mit einer Prise Christo: Die künftige Textilakademie auf dem Campus der Hochschule Niederrhein verpackt Wissen so, dass es den modernenAnforderungen der Branche entspricht. Quelle: sop architekten düsseldorf

Einzigartiges Potenzial

fahrungen im Aufbau und inder Leitung von Ausbildungs-einrichtungen. Er schildert dieMotivation zur Gründung derAkademie: „Die Branche zeigtsich mehr als andere besorgtüber den Mangel an Fachkräf-tenachwuchs. Das liegt zumeinen am angekratzten Imageder Industrie, das immer nochvon langjährigen Fachkräftenan die Neuzugänge weiterge-reicht wird: Jobs wie Maschi-nen- und Anlagenführer gel-ten bei vielen Jugendlichen alsunattraktiv.

VON SUSANNE JORDANS

Die Pläne sind fertig,und zum Ausbil-dungsjahr 2017/2018

könnte der Unterricht losge-hen: Auf dem Campus derHochschule Niederrhein sollfür die Branche Textil und Be-kleidung die „Aus- und Wei-terbildungsakademie der Tex-til- und Bekleidungsindus-trie“, kurz „TextilakademieNRW“, entstehen. Damit rüs-ten sich dann neben den Stu-dierenden auch Berufsschüle-rinnen und -schüler für die

Zukunft – und zwar aus ganzNordwestdeutschland. Dabeiprofitieren sie von der top-modernen Hardware und re-nommierten Infrastruktur desHochschul-Fachbereichs„Textil- und Bekleidungstech-nik“ einerseits und einer star-ken Orientierung an den tat-sächlichen Bedürfnissen ihrerzukünftigen Arbeitgeber aufder anderen Seite.

Es ist diese Mischung, diefür ein einzigartiges Potenzialbei einer Berufsausbildungsorgt. Um dieses Spitzenmo-dell für die Zukunft der Bran-

che zu realisieren, hat sicheine private Trägerschaft for-miert. Sie setzt sich zusam-men aus dem Verband derRheinischen Textil- und Be-kleidungsindustrie mit demAUNDE-Group-Chef Rolf Kö-nigs als Vorstand sowie demVerband der Nordwestdeut-schen Textil- und Beklei-dungsindustrie mit dessenPräsidenten Dr. Wilfried Holt-grave. Weitere Akteure sinddie ZiTex und die HochschuleNiederrhein.

Das KonzeptZiele der Textilakademie

sind, wie Rolf Königs am Ran-de der Textilmesse „MG ziehtan“ im vergangenen Jahr skiz-zierte, eine Verbesserung derAusbildung sowie eine Profes-sionalisierung der Fortbil-dung in allen Branchen, dieetwas mit Textil oder Beklei-dung zu tun haben. Die Kern-punkte des Akademie-Kon-zeptes lauten: Durch qualita-tiv hochwertige Ausbildungs-angebote und beste Berufs-perspektiven wird der Nach-

wuchs gesichert. Es entstehenneue Impulse durch nachfra-georientierte und qualifizierteSeminare. Die Qualität derAusbildung findet auf interna-tional höchstem Niveau statt.Für die Branche wird eineneue Weiterbildungskulturgeschaffen.

Fachkräfte-Mangelentgegenwirken

Lutz Huchel ist der Pro-jektleiter der Textilakademie.Er verfügt über langjährige Er-

Mit der geplanten Berufsschule „Textil- und Bekleidungs-industrie“ will Mönchengladbach den Ausbildungsmarktumkrempeln und Maßstäbe für die Zukunft setzen.

„Mit unserem Konzept wollen wir Schüler und Betriebe gleich-zeitig gewinnen“, sagt Projektleiter Lutz Huchel. Foto: I. Raupold

AusbildungsgängeDiese Ausbildungsgänge können an der Textilakademiebelegt werden:Maschinen- und Anlagenführer/in TextiltechnikMaschinen- und Anlagenführer/in VeredlungProduktgestalter/in TextilProduktionsmechaniker/in TextilProduktprüfer/inProduktveredler/in TextilTextillaborant/in Textil

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AUNDE-Group-Chef Rolf Königs ist Vorstand der neuen „Textilakademie NRW“, deren Ziele eineVerbesserung der Ausbildung sowie eine Professionalisierung der Fortbildung in allen Branchen,die etwas mit Textil oder Bekleidung zu tun haben, sind. Foto: Zitex

gesamt sechs Wochen theore-tische Einheiten absolvieren,die auf zwei oder drei Ausbil-dungsblöcke aufgeteilt wer-den. Ein eigenes Gästehausnimmt in dieser Zeit diejeni-gen auf, die aufgrund der Ent-fernung zu ihren Wohnortennicht pendeln können. Ge-plant ist, 300 bis 350 Azubisinsgesamt aufzunehmen. Vonihnen werden 80 bis 100 proBlock auf dem Campus sein.Die maximale Klassengrößeist auf 24 Schüler beschränkt.„Mit diesem Konzept wollenwir Schüler und Betriebegleichzeitig gewinnen. Zurzeitziehen viele Azubis nach Bay-ern, weil dort die Angebotequalitativ hochwertiger sindals anderswo. Das muss baldnicht mehr sein“, sagt LutzHuchel.

sämtliche genannten Baustei-ne an einem Ort bündeln. So-mit konzentriert sich amStandort Mönchengladbachdie gesamte gewerblich-tech-nische Berufsausbildung derBranche für Nordwest-deutschland: Neben Nord-rhein-Westfalen sind dies dieBundesländer Niedersachsenund Schleswig-Holstein sowiedie Hansestädte Hamburgund Bremen.

Die neue Strukturder Ausbildung

Der Unterricht an der Aka-demie findet im Block statt.Ein Drittel der Lehre ist in derSchule zu absolvieren, die bei-den anderen Drittel im jewei-ligen Ausbildungsbetrieb. Dasbedeutet, dass die Schüler ins-

zung des Lernstoffes in Mön-chengladbach berücksichtigt,sagt Lutz Huchel: „Der inter-nationale Wettbewerb erfor-dert Innovationen in immerkürzerer Zeit. Hierzu sindqualifizierte Facharbeitskräfteunabdingbar. Wir gehen beiunserem Aus- und Weiterbil-dungsangebot auf die Anfor-derungen der Betriebe ein.Damit nutzen wir alle Mög-lichkeiten, die aus der priva-ten Struktur der Akademieentstehen.“

Daneben feuert der demo-grafische Wandel das Rennenum die besten Nachwuchs-kräfte weiter an, sagt Lutz Hu-chel: „Die Ausbildungsberufeunserer Branche sind wie inanderen Branchen auch starkvon sinkenden Schülerzahlenbetroffen.“

Alles blickt aufMönchengladbach

Neben der Berufsschulesollen, so Lutz Huchel weiter,die Techniker- und Meister-ausbildung, die überbetriebli-che Ausbildung, die fachlicheWeiterbildung, duale Studien-gänge und Förderklassen Be-standteile der Akademie sein:„Die Akademie wird zusam-men mit der Hochschule Nie-derrhein umfangreiche Wei-terbildungsangebote anbie-ten und die im Bereich derTextiltechnik europaweit ein-malige Maschinen- und La-borausstattung der Hoch-schule einbeziehen.“

Die nordwestdeutscheund die rheinische Textil- undBekleidungsindustrie möchtemit dieser Neuausrichtung

Zum anderen ist es bei vie-len Auszubildenden nochnicht angekommen, dass sichdie Branche in Deutschlandseit zehn Jahren technolo-gisch konstant verändert. Wirbewegen uns ingenieurtech-nisch auf Höchstniveau undoperieren mit Hightech-Ma-terialien. Die Unternehmensehen daher bei der Qualitätder Auszubildenden Nachhol-bedarf.

Herausforderungender Branche

Den staatlichen Berufs-schulen fehlen für ein solchnotwendiges, hochwertigesAngebot oft einfach das geeig-nete Personal und die finan-ziellen Mittel. Außerdem sindzurzeit Weiterbildungsange-bote wenig nachfrageorien-tiert. Weiterhin brechen denSchulen die Schülerzahlenweg. Es existiert mittlerweilesogar ein Trend zur Schlie-ßung von textilen Ausbil-

dungsbereichen in Berufs-schulen. Deswegen entwi-ckeln wir eine Alternative inprivater Trägerschaft. Wir ar-beiten natürlich nach allenRegeln und Auflagen derstaatlichen Aufsichtsbehör-den.“

Rolf Königs: „Die Auf-sichtsbehörde reagiert auf diezu geringe Schülerzahl proKlasse (mindestens 16) mitZentralisierung des Berufs-schulunterrichtes. So müssenzum Beispiel Textillaborantennach Münchberg und Schopf-heim und Produktgestalternach Plauen. Dies bedeutetaber eine Dezentralisierungder Ausbildungsberufe. Sieschadet den Auszubildendenund den Ausbildungsbetrie-ben. Diese Fehlentwicklungwerden wir durch eine echteZentralisierung der Ausbil-dung in der TextilakademieNRW beseitigen.“

Die Interessen der Betrie-be werden zu einem hohenMaße bei der Zusammenset-

Die BrancheNach Angaben der Verbände stellt die Textil- und Beklei-dungsindustrie in Nordwestdeutschland mit über 30 000Beschäftigten etwa ein Drittel aller Beschäftigten derBranche in Deutschland. Mehr als 250 mittelständisch ge-prägte Unternehmen stellen ein Drittel aller Betriebe derdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Alleine Nord-rhein-Westfalen weist mit einem Umsatz von 5,2 Milliar-den Euro etwa 30 Prozent des bundesdeutschen Umsat-zes aus. Die Exportquote lag 2013 bei 44 Prozent. Damitist Nordrhein-Westfalen das Textil- und BekleidungslandNummer eins in Deutschland. Der Umsatzanteil der Textil-und Bekleidungsindustrie mit Produktneuheiten lag inden vergangenen Jahren bei 23 Prozent.

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Analysieren, messen, identifizieren: Mit oftmals innovativen Verfahren führt die ÖffentlichePrüfstelle für das Textilwesen jährlich über 1000 Aufträge aus. Fotos (3): Hochschule Niederrhein

Zur PersonProf. Dr. Lutz Vossebein studierte Biologie und promo-vierte 1998 in Biochemie. Er leitete die Abteilung „Mikro-biologie und Hygiene“ am wfk-Forschungsinstitut für Rei-nigungstechnologie in Krefeld, bevor er als Lehrbeauf-tragter zur Hochschule Niederrhein, Fachbereich Textil-und Bekleidungstechnik, stieß. Seit 2011 ist er dort Profes-sor für Textiltechnologie, Textile Prüfungen und Quali-tätsmanagement. Er vertritt weiterhin die Hochschule inzahlreichen Normungsgremien. Mit seinem vielfältigenTätigkeitsmix bildet er eine Schnittstelle zwischen derHochschule und der Textilindustrie.

funktion, Abriebbeständig-keit, Lichtechtheit. Auch dieRetro-Reflektionsstreifenmüssen bestimmte Anforde-rungen erfüllen.“

Weitere Informationen zur Öf-fentlichen Prüfstelle für dasTextilwesen der HochschuleNiederrhein gibt’s im Internetunter www.oepruef-hsnr.de

gewonnene Ausschreibungder Polizei Nordrhein-Westfa-len: „Die Einheiten sollten mitneuen Uniformen ausgestat-tet werden. Dazu war es nötig,die technischen Lieferbedin-gungen für die Bekleidung zuoptimieren, um diese an Her-steller weiterleiten zu können.Wir prüften die Materialienauf Wasserdichte, Schutz-

Analysieren,messen undidentifizieren

von uns zum Beispiel Trans-portschäden durch Pilze undandere Mikroorganismen. DieMikrobiologie rundet unserPortfolio ab“, erläutert Prof.Vossebein.

IndividuelleKundenwünsche

Das Institut ist als einesvon wenigen in Deutschlandeine unabhängige Prüfstelle,was entscheidend bei gericht-lichen Auseinandersetzungensein kann. Ein Unternehmen,das intern prüft, ist im Gegen-satz zu einer unabhängigenStelle nicht gerichtsfest. DieÖffentliche Prüfstelle in Mön-chengladbach ist ein nachDIN EN ISO/IEC 17025 akkre-ditiertes Prüflabor und arbei-tet nach Normen, es nimmtaber auch individuelle Kun-denwünsche entgegen.„Wenn die textilen Verpa-ckungen eines Kunden zumBeispiel besser sind als die üb-lichen, testen wir sie auf ihreEigenschaften wie Barriere-wirkung und mehr“, sagt Prof.Vossebein. Die ÖffentlichePrüfstelle für das Textilwesengreift bei ihrer Arbeit auf dieKompetenz und das Wissen

des renommierten und in Eu-ropa größten Fachbereiches„Textil- und Bekleidungstech-nik“ der Hochschule Nieder-rhein zurück. „Wir waren vorunserer Umstrukturierung einTeil des Fachbereichs, seitdem 1. Januar 2013 zahlen wirals Unternehmen der Hoch-schule Miete und erstatten ihrdie Kosten für die Gerätenut-zung“, erklärt Prof. Vossebeindas durchaus erfolgreiche Ge-schäftsmodell der Prüftstelle,die als GmbH firmiert.

Über 1000Aufträge pro Jahr

Mehr als 1000 Aufträge proJahr gehen an die ÖffentlichePrüfstelle. Die Kunden sindRohstofflieferanten, Herstel-ler von Garnen, Flächen undBekleidung, Konfektionäresowie textile Dienstleister wieWäschereien. Die Aufträgekommen aus aller Welt, dennschließlich nutzen deutscheKonfektionäre die Produkti-onsmöglichkeiten, die dieGlobalisierung bietet.

Es sind vom Volumen undZeitaufwand her ganz unter-schiedliche Aufträge, die dasInstitut entgegennimmt. DieReißfestigkeit von Garnenetwa testet das Team inner-halb von 24 Stunden, das Pil-ling-Verhalten von Textilienkann mehrere Tage Laborar-beit bedeuten. Größere Pro-jekte haben auch schon ein-mal Laufzeiten von sechs biszwölf Monaten. Zu diesenumfangreichen Aufträgenzählt Prof. Vossebein zum Bei-spiel die von seiner Prüfstelle

VON SUSANNE JORDANS

Das seit über 100 Jahrenstaatlich anerkannteInstitut an der Mön-

chengladbacher Richard-Wagner-Straße testet Fasern,Garne und textile Flächen aufbeispielsweise Abriebbestän-digkeit, Farbechtheit und Tra-gekomfort. Materialien wer-den analysiert und identifi-ziert, ihre Farben gemessenund die Brennbarkeit bewer-tet. Schadenanalyse undSchadengutachten zählenebenso zum Service-Pro-gramm wie Reklamationsbe-ratungen, bei denen geeignetePrüfverfahren ausgewähltund zur Fehlervermeidungangewendet werden.

Die Methoden und Ver-fahren, die in der Prüfstellezum Einsatz kommen, werdenständig weiterentwickelt undgelten oftmals als innovativ.Um etwa hygienische Frage-stellungen zu klären, bietetdie Prüfstelle seit April diesesJahres auch mikrobiologischeUntersuchungen an. „Hygie-neuntersuchungen kommenetwa bei Wäschereien aberauch für Handelsketten zumEinsatz. Überprüft werden

Mit insgesamt zehn Mitarbeitern führtProf. Dr. Lutz Vossebein die Öffentli-che Prüfstelle für das Textilwesen derHochschule Niederrhein.

Prof. Dr. Lutz Vossebein ist der Leiter der Öffentlichen Prüfstellefür das Textilwesen der Hochschule Niederrhein.

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Mit dem NEW Blauhaus entsteht in Mönchengladbach ein neues Campus-Wahrzeichen, dessenFarbgestaltung vor allem auch ein Synonym für den technischen Fortschritt ist. Grafik: NEW

Die Farbe des FortschrittsAuf dem Gelände der HochschuleNiederrhein in Mönchengladbach wirdviel in Bewegung gesetzt, um die Leh-re zu modernisieren und um Synergie-effekte mit der Wirtschaft zu fördern.

und Bekleidung sowie die Öf-fentliche Prüfstelle für dasTextilwesen haben Räumlich-keiten im „Gebäude Z“ erhal-ten. Aber auch das Sprachzen-trum und die Druckerei sindhierhin umgezogen.

auch der Fachbereich Textil-und Bekleidungstechnik inden Neubau eingezogen undnutzt die Räume für For-schungs- und Lernzwecke.Sowohl Labore als auch dasForschungsinstitut für Textil

VON SILVANA BRANGENBERG

Das Leitbild der Hoch-schule Niederrheinheißt „Grenzen über-

winden“. Damit sind nichtnur die wissenschaftlichenDisziplinen gemeint, sondernebenso standortspezifischeGrenzen sowie die von For-schung, Lehre und Industrie.Sukzessive wird der Hoch-schulcampus modernisiert,um Synergieeffekte zu nutzen.

Das NEW BlauhausAm 18. Juni fiel der Start-

schuss für den Bau des wohlmarkantesten Gebäudes aufdem Hochschulgelände. Mitdem Blauhaus wollen dieHochschule und der Energie-versorger NEW ein neuesCampus-Wahrzeichen bauen,das als ein Art Anschauungs-objekt für regenerative Ener-gien und innovative Konzeptegenutzt werden soll. LautHochschulpräsident Hans-Henning von Grünberg sym-bolisiert das moderne Ener-gieeffizienz-Zentrum NEWBlauhaus die enge Verzah-nung zwischen Wissenschaftund Wirtschaft in Mönchen-gladbach.

Denn von der 3500 Qua-dratmeter großen Nutzflächedes Gebäudes werden zweiDrittel durch die Hochschuleund ein Drittel durch denEnergieversorger NEW belegt.Sowohl die Bibliothek der

Hochschule als auch zwei In-stitute werden das Blauhausnach Baufertigstellung bezie-hen. Die Bauzeit des zehn Mil-lionen Euro teuren Blauhausist auf 14 Monate angesetzt.Die Technik ist vom Feinstenund entspricht den höchstenStandards, die mit einem sol-chen energieeffizienten Ge-bäude verbunden werden. Sobesteht die Fassade des fünf-eckigen Solitärs aus Photovol-taik-Elementen. Darüber hi-naus gibt es ein Blockheiz-kraftwerk, einen Brennwert-kessel und eine Wärmepumpemit Eisspeicher.

Der Name „Blauhaus“geht nicht nur auf die Farbeim Logo von Hochschule so-wie NEW und auf das farblichins Blaue gehende emaillierteGlas zurück. Blau steht auchfür die Farbe des technischenFortschritts. Die innovativeKooperation aus Lehre, For-schung und Industrie und dendaraus entstehenden Syner-gieeffekten ist derzeit einzig-artig in Mönchengladbach.Das Gebäude soll 2015 be-zugsfertig sein.

Die HochschulachseDas NEW Blauhaus ist

gleichzeitig auch ein Puzzle-teil des in Mönchengladbachsukzessive umgesetztenstädtebaulichen Masterplans,der drei Teilräume als Ent-wicklungsschwerpunkte vor-sieht. Das Blauhaus steht auf

der sogenannten Hochschul-achse. Um das städtebaulicheZusammenwachsen der Zen-tren Mönchengladbach undRheydt zu fördern, soll hiergemeinsam mit Wirtschaftund Hochschule ein neuesWissensquartier entstehen.„Die Hochschulachse ist dasZentrum des Masterplans 3.0,da die Hochschule wichtig fürMönchengladbach ist“, sagtFritz Otten, Vorsitzender desVereins MG 3.0. Und so sollsich der Hochschulcampusostwärts weiterentwickeln.

Das Gelände des heutigenPolizeipräsidiums bietet sichals idealer Erweiterungs-standort durch die Nähe desCampus Webschulstraße an.Ende 2016 soll das Polizeige-lände frei werden. Gleichzei-tig entsteht dabei eine wichti-ge räumliche Verbindungzum angrenzenden MonfortsQuartier, in dem das textileErbe Mönchengladbachs ge-würdigt werden soll. Zusam-men mit der Hochschule wirdhier laut David Bongartz vonder Wirtschaftsförderungsge-sellschaft WFMG ein „textilesEnsemble“ entstehen.

„Gebäude Z“Seit dem 1. Juni 2013 ist

die Hochschule NiederrheinMieter des neuen Multifunkti-onsgebäudes an der Richard-Wagner-Straße in Mönchen-gladbach. Der dreigeschossi-ge Neubau, der auch unterdem Namen „Gebäude Z“ be-kannt ist, kostete rund 20 Mil-lionen Euro und bietet eineNutzfläche von 3800 Quadrat-metern. Neben den Wirt-schaftswissenschaftlern ist

Beim ersten Spatenstich enthüllten Vertreter der Hochschule undder NEW ein Modell des „Blauhaus“. Foto: Detlef Ilgner

shop: a lber to-pants .com

8 H O C H S C H U L E N I E D E R R H E I N 9H O C H S C H U L E N I E D E R R H E I N

Innovative Textilfirmen in Gladbachs urbaner MitteEin lebendiges Museum, ein neu gegründeter Maschinenhersteller, die Materialbibliothek einesEntwicklungsdienstleisters: Das Monforts Quartier nahe dem Campus zeigt einen Querschnitt ausGladbachs textiler Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

VON JAN SCHNETTLER

Das Areal zwischenHochschul-Campusund Monforts Quar-

tier bildet die Nahtstelle zwi-schen Gladbach und Rheydt.Und zugleich verbinden die-se beiden Eckpfeiler textileVergangenheit und innovati-ve Zukunftsgewandtheit. Inder Hochschule in Form derLehre, im Monforts Quartierdurch den Branchenmix. In-dustrie und Dienstleistung,Gastronomie, Ausbildungund eine Art lebendiges Mu-seum, das Textiltechnikum,finden in den Hallen der ehe-maligen Monforts-DynastiePlatz – darunter mittlerweileauch etliche spannende Tex-tilunternehmen.

Das fängt an mit der Neu-gründung eines Textilma-schinenherstellers – bis vorwenigen Jahren schier un-denkbar in der Branche. Die

Jagenberg AG, der Investorhinter dem Monforts Quar-tier, ging als leuchtendes Bei-spiel voran und gründete dieJagenberg TextileGmbH & Co. KG. Sie stelltnun bereits seit einigen Mo-naten auf mehr als 1500 Qua-dratmetern Anlagen für denNassveredlungsprozess vonWeb- und Maschenwarenher.

Made in GermanyDamit werden in Mön-

chengladbach nun Maschi-nen der 2005 gekauften Küs-ters-Gruppe mit dem Güte-siegel Made in Germany pro-duziert, und gleichzeitigwandern Arbeitsplätze vonFernost zurück an den Nie-derrhein. Mehr noch: Vonhier aus beliefert JagenbergTextile nun den europäi-schen, südamerikanischenund teilweise sogar den asia-tischen Markt.

Ganz neu im MonfortsQuartier ist der Entwicklungs-und Testdienstleister Imat-Uve, der zahlreiche namhafteAutobauer zu seinen Kundenzählt. „Im rechten Teil des Di-rektorenhauses beziehen wirbis zum Jahresende mit unse-rer Materialbibliothek 350Quadratmeter“, sagt Ge-schäftsführer Dr. Hans PeterSchlegelmilch. Dort sollenbald innovative Oberflächen-materialien unter Einbezie-hung der Sinne Fühlen, Rie-chen, Hören und Sehen an-sprechend präsentiert wer-den. Daraus sollen nicht zu-letzt Kontakte, Ideen und An-sporne für Weiter- und Neu-entwicklungen entstehen.

Alteingesessen und seitder Insolvenz im Jahr 2010 inrussischer Hand wiederer-starkt ist die A. MonfortsWerkzeugmaschinen GmbH.Ihre Werkzeugmaschinen mithydrostatischer Führung –

erstmals dem interessiertenPublikum regelmäßig öffent-lich zugänglich. Sie bildet deninhaltlichen Kern des Mon-forts Quartiers, um den he-rum sich nicht zuletzt dieProduktionsbetriebe grup-pieren. Im engen Zusam-menspiel mit dem MuseumSchloss Rheydt wird derzeitdaran gearbeitet, modernePräsentationstechniken mitProjektionen und Videos zuerstellen.

Mit zwei studentischenStart-up-Unternehmen –dem Fashion-Label Frey-muth & Nikoleisen sowieWolfamsel, einer Manufakturnachhaltig produzierter Flie-gen – wird das innovative tex-tile Gesamtpaket vollends ab-gerundet. Hinter diesembrandneuen „MQ Design De-partment“ stehen – wie solltees anders sein – kreative Köp-fe und Absolventen derHochschule Niederrhein.

ein Ölfilm zwischen Säuleund Schlitten verhindert,dass die Maschinen ver-schleißen – sind weltweit ein-zigartig. Triebwerk-, Auto-mobil- und Pumpenherstel-ler sind die typischen Abneh-mer der ebenso innovativenwie individuellen Produkte.Im Sommer präsentierte mansich Kunden, Zulieferern undFachleuten erstmals im Rah-men einer Leistungsschau,den „Monforts Days“ – Zei-chen des wieder gewachse-nen Selbstvertrauens desTraditionsunternehmens.

Inhaltlicher KernWer von Tradition im

Monforts Quartier spricht,kommt nicht umhin, das Tex-tiltechnikum zu erwähnen.Die Sammlung rund 200 his-torischer Maschinen undWebstühle ist die weltweitwohl größte und bedeutend-ste ihrer Art und ist nunmehr

Mit seiner Sammlung historischer Maschinen dokumentiert dasTextiltechnikum ein wichtiges Stück Stadtgeschichte. Foto: kn

Mit der Gründung der Jagenberg Textile GmbH&Co. KG wurde im Monforts Quartier ein neuesKapitel in der textilen Geschichte Gladbach aufgeschlagen. Foto: Isabella Raupold

Das Monforts Quartier an der Schwalmstraße hat sich in nur wenigen Monaten zu einemmodernen Gewerbestandort für Produktion und Dienstleistung entwickelt. Foto: kn

Stationen einer Standortgeschichte2009 Die Jagenberg AG er-wirbt die Mehrheitsbeteili-gung an der AMV-Vermö-gens-GmbH & Co. KG (Eigen-tümergesellschaft der Mon-forts-Liegenschaft) – und da-mit auch an dem sanierungs-bedürftigen Tochterunter-nehmen A. Monforts Werk-zeugmaschinen GmbH &Co. KG2010 Erfolgreicher Abschlusseines Planinsolvenzverfah-rens zur Sanierung der A.Monforts Werkzeugmaschi-nen GmbH & Co. KG undÜbernahme der Mehrheits-

beteiligung durch das russi-sche Unternehmen KirovskyZavod, St. Petersburg2011 Die Jagenberg AG über-nimmt alle Anteile an derAMV Vermögens-GmbH & Co2012 Kirovsky Zavod über-nimmt alle Anteile an der A.Monforts Werkzeugmaschi-nen GmbH2013 Die Jagenberg AG ent-wickelt die Monforts Liegen-schaft zum Monforts Quartier;die EigentümergesellschaftAMV Vermögens-GmbH & Cofirmiert um zur MQ Manage-ment GmbH & Co KG

1884 Gründung einer Textil-maschinenfabrik durch Au-gust Monforts1919 Gründung der Unter-nehmenstochter Monforts Ei-sengießerei2004 Verkauf der Eisengieße-rei Monforts, nach InsolvenzÜbernahme durch die indi-sche Firma Alucast AutoParts, nach zweiter Insolvenz2011 Stilllegung des Betriebes2006 Verkauf der Textilma-schinen-Sparte an die Lübe-cker Possehl-Gruppe; 2012Weiterverkauf an die Fong’sIndustries Group, China

Gute Adresse mit 16 FirmenDas aus der Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Tex-tilmaschinenfabrik hervorgegangene Monforts Quartierrepräsentiert nicht nur ein wichtiges Stück Mönchenglad-bacher Textilgeschichte. Durch das Engagement der Ja-genberg AG hat sich das an der Schwalmstraße in Hardter-broich gelegene 100 000 Quadratmeter große Areal inkürzester Zeit zu einem insgesamt attraktiven Standortfür Produktion/Verarbeitung, Dienstleistung, Ausbildungund Events entwickelt. Mit zur Zeit 16 Firmenadressen be-trägt die Belegungsquote 73 Prozent der Mietflächenka-pazitäten, die sich auf insgesamt 40 000 Quadratmeterbelaufen. Davon entfallen auf Produktions- und Lagerflä-chen 28 000, auf Büro- und Loftflächen 9000 sowie aufServiceflächen 3000 Quadratmeter. Der städtebaulicheMasterplan Mönchengladbach MG 3.0 hat das MonfortsQuartier zudem als Masterplan-Projekt im Entwicklungs-schwerpunkt Hochschulachse aufgenommen.

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10 H O C H S C H U L E N I E D E R R H E I N

Forschung und FörderungVON SUSANNE JORDANS

Das Forschungsinstitutfür Textil und Beklei-dung der Hochschule

Niederrhein (FTB) wurde imJahr 2005 als In-Institut desFachbereiches Textil- und Be-kleidungstechnik gegründet.Das Institut befasst sich mitanwendungsorientierter For-schung und Entwicklung inden Gebieten Textil, Beklei-dung und Design sowie in an-grenzenden Wissensgebieten.Am Institut bündeln zwölfHochschulprofessoren ihreinterdisziplinären Kompeten-zen, um die Basis für innovati-ve Prozesse und Produkte zuschaffen. Neben der Bearbei-tung öffentlich geförderterund industrieller Forschungs-und Entwicklungsprojektezählt die Förderung des wis-senschaftlichen Nachwuchseszu den Hauptaufgaben desFTB. Hierbei kooperiert dasInstitut mit dem FachbereichTextil- und Bekleidungstech-nik der Hochschule Nieder-rhein. Forschungsschwer-punkte des FTB sind textileStrukturen, Produktentwick-lung, Funktionalisierung undDesign.

hergestellten Textilien sindtechnische Textilien, nur etwa25 Prozent gehen in die Mode.Der Rest sind dann Heimtexti-lien, also Teppiche, Gardinenund mehr. Den Mode-Einzel-handel greifen wir eher in derder Lehre auf. Dort erwartetunsere Studierenden ein gro-ßer Arbeitsmarkt. Auch sehrerfolgreiche deutsche Labelsfreuen sich auf den von unsausgebildeten Nachwuchs.Last but not least: Vergessenwir den immer stärker wer-denden Online-Handel nicht.

Das Gespräch führteSusanne Jordans

„Ein Nährbodenfür Studenten“Welche Fertigkeiten vermit-telt das FTB den Studieren-den?Prof. Rabe Unsere Studieren-den sammeln am FTB wertvol-le Berufserfahrung und lernen,wissenschaftlich zu arbeiten.Diese Aspekte sind uns sehrwichtig, weil den Studentin-nen und Studenten Kreativitätgeradezu eingepflanzt wirdund sie selbst Wissen erzeu-gen. Damit bewegen wir unsauf universitärem Niveau,ohne die Anwendungstechnikaus den Augen zu verlieren.

Welche inhaltlichenSchwerpunkte bieten Sie amInstitut an?Prof. Rabe Wir sind breit aufge-stellt und decken in unsererLehre und Forschung die ge-samte Fertigungskette von der

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Maike Rabe, der Leiterin desForschungsinstituts für Textil und Bekleidung.

Faser bis zum Endprodukt ab.Der Schwerpunkt unserer Tä-tigkeiten ist die Oberflächen-funktionalisierung, so dassTextilien neue Eigenschaftenverliehen werden. Diese Texti-lien kommen in unterschiedli-chen Bereichen zum Einsatz,darunter in der Automobilin-dustrie, im Gesundheitswesenund im Personenschutz. Dane-ben spielt das Thema Farbe amInstitut eine große Rolle. Diesparsame und damit auch um-weltfreundliche Gestaltungvon Textilien mit Digitaldruckkombiniert Funktion mit Äs-thetik und ist damit ein wun-derbarer Nährboden für dieDesign-Studenten. Aufgrunddieser Vielfalt suchen die2000 Studierenden des Fach-bereichs Textil- und Beklei-dungstechnik immer häufiger

den Kontakt zum Forschungs-institut.

Wo schlagen Sie eine Brückezwischen dem FTB und derIndustriewelt?Prof. Rabe Wenn wir unsere Tä-tigkeiten in perspektivischeForschung und Lehre untertei-len, skizzieren wir folgendeWelten: In der Forschung bau-en wir den Bereich Funktionenstärker aus, um auf die Anfra-gen aus der Industrie exakterzu reagieren. Die Unterneh-men aus den unterschiedli-chen Bereichen sind unserePartner, mit denen wir Pro-blemstellungen bearbeiten.

Können Sie ein Beispiel nen-nen?Prof. Rabe Wenn ein Partneraus dem Sektor Berufsbeklei-

dung nach Produkten sucht,die zum Beispiel seine Mitar-beiter vor Messerstichenschützen sollen, entwickelnwir gemeinsam mit dem Indus-trieunternehmen textileStrukturen, die diesen Stich-schutz ermöglichen. In einemaktuellen Fall haben wir überdie Auswahl der richtigen Fa-ser eine entsprechende Strick-jacke entwickelt, die etwaBusfahrer oder Taxichauffeuretragen können, um Messeran-griffe unbeschadet zu über-stehen. Denken Sie daran,dass Textil nicht gleich Modeund Bekleidung ist. Nahezu 50Prozent der in Deutschland

Die umweltfreundliche Gestaltung vonTextilien im modernen Digitaldruck-Verfahrenist einer der Themenbereiche, mit dem sich das

Forschungsinstitut für Textil in Bekleidungbefasst. Das Institut wird von Prof. Dr.-Ing.

Maike Rabe geleitet. Foto: Susanne Jordans

11H O C H S C H U L E N I E D E R R H E I N

Nach der Positionierung der PSA-Strickjacke unter der Messervorrichtung im FTB-Testlabor (links) schnellt das Messer mit der Geschwindigkeit eines potenziellenAngreifers herunter (Mitte). Die Kontrolle der Strickjacke (rechts) zeigt: Das Opfer hätte höchstens ein Hämatom davongetragen. Fotos: Susanne Jordans

Gestrickte Sicherheitger Forschungsarbeit konzi-piert hat und die nun als Per-sönliche Schutzausrüstungfür Personen (PSA) in die Seri-enreife und damit auch in dieVermarktung geht. Möglichmachte dieses Kleidungsstückeine Hochleistungsfaser. Ausder erstellte das FTB

Hightech-Garne, die sichdurch ihre extreme Festigkeitauszeichnen. Ein solcherStichschutz aus Maschen istin Deutschland bislang ein-zigartig. „Wir wollten Strickstatt Gewebe, weil dies denTragekomfort erhöht. EinBusfahrer sitzt schließlich den

Dass die wissenschaftli-che Arbeit am For-schungsinstitut für

Textil und Bekleidung immerauch einen starken Bezug zurPraxis hat, zeigt das Beispieleiner stichsicheren Strickja-cke, die FTB-Mitarbeiterin Su-sanne Aumann in zweijähri-

ganzen Tag am Steuer“, er-klärt Susanne Aumann dieAuswahl: „Eine Masche ist vielanschmiegsamer und damitflexibler als Stoff.“ Bus- undTaxiunternehmen verlangenzunehmend nach Schutzklei-dung, so Susanne Aumann,weil sich Messerangriffe auf

ihre Mitarbeiter häufen. „Aberdie Kleidung darf nicht provo-kant wirken, die Unterneh-men verlangen einen unsicht-baren Schutz.“ Auch in dieserHinsicht haben Strick-Texti-lien die Nase vorn, weil sichihre Funktionalität besser ka-schieren lässt. SJ

Neue ForschungsprojekteDas Bundesministerium für Bildungund Forschung (BMBF) hat der Hoch-schule Niederrhein die Finanzierungs-zusage für zwei Forschungsprojekteerteilt, die beide einen eindeutigenAnwendungsbezug haben.

Bettina Karmann das Vorha-ben.Das Projekt „PlasRec“ hat zumZiel, Reifenprototypen ökolo-gisch und ökonomisch herzu-stellen und abschließend zubeurteilen. Gesucht wird einErsatz für die seit Jahrzehntenüblichen Fadenbeschich-tungssysteme auf Basis vonResorcin/Formaldehyd/Latex(RFL). Die RFL-Benetzungsorgt für eine Haftvermittlungzwischen den textilen Festig-keitsträgern und der Gummi-matrix, so dass Autoreifendauerhaft in Form gehaltenwerden. Bisher mussten diezu beschichtenden Reifendurch ein Verfahren geführt

werden, das Dämpfe und Aus-gasungen in die Umgebungabgibt. Mithilfe der vom FTBzu entwickelnden Technolo-gie werden diese uner-wünschten Nebeneffekte ver-mieden. Das führt zu einermaßgeblichen Reduktion vonpotenziell umweltschädli-chen Verbindungen. SJ

Im Projekt „NanoGetter“sollen textile Filter auf derBasis von Nanofasern mit

katalytisch wirksamen Parti-keln ausgerüstet werden. Dieso entwickelten aktiven Filterkönnen Schadstoffe nicht nurauffangen, sondern direkt zer-stören. Mit der neuen Tech-nologie wäre es etwa möglich,pharmazeutische Wirkstoffeim Spurenbereich bei derTrinkwasseraufbereitungnachhaltig zu entfernen.„Zurzeit werden bestimmteSchmerzmittel, die ins Trink-wasser gelangen, von der Fil-tration nicht aufgefangen. Andieser Lösung arbeiten wir“,erläutert Projektmitarbeiterin

Neue textile Filter könntenTrinkwasser sauberermachen. Foto: Patrick Pleul

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12 H O C H S C H U L E N I E D E R R H E I N

„MG zieht an – Go Textile“ ist die größte Recruitingmesse im deutschsprachigen Raum und somit eine ideale Plattform für Studenten. Im Mai 2015 kommen wieder über100 Aussteller – von Textilmaschinenherstellern über Produzenten von Kleidungsstücken bis hin zu Händlern – zur Leistungsschau nach Mönchengladbach. Fotos: kn

Junge Modellabels zeigen ihreKollektionen.

MG zieht an – Go Textile!VON CHRISTIAN LINGEN

Sie ist die größte Recrui-tingmesse im deutsch-sprachigen Raum und

das Aushängeschild der texti-len Kompetenzregion Nieder-rhein: die Messe „MG zieht an– Go Textile“. Bereits zumneunten Mal präsentieren sicham 28. und 29. Mai 2015 füh-rende Hersteller von Mode,Händler, Maschinenbauer undDienstleister. Auf über 7000Quadratmetern sind über 100Aussteller zu finden. Was ein-mal mit einer Idee begann, istzu einer der wichtigsten Mes-sen in Sachen Textil- und Be-kleidungstechnik geworden.Der Erfolg führte inzwischendazu, dass sich die Messe sel-ber finanzieren kann.

„Riesige Plattform fürden Nachwuchs“

„MG zieht an ist eine riesi-ge Plattform für den textilenNachwuchs. Das Zusammen-spiel der einzelnen Bereichemacht den Reiz aus“, sagt Da-vid Bongartz, Prokurist derWirtschaftsförderung Mön-chengladbach. So zeigen sichmit Herstellern von Textilma-schinen über die Produzentenvon Kleidungsstücken bis hinzum Händler alle, die an derTextilbranche beteiligt sind.Für den Wirtschaftsstandort

Zum neunten Mal findet im Mai 2015 die wichtigste textile Nachwuchsmesse im deutschsprachigenRaum an der Hochschule Niederrhein statt. Erwartet werden rund 7000 Besucher an zwei Tagen.

Mönchengladbach ist die Mes-se unverzichtbar. „Für dieStadt spielt die Messe eine sehrbedeutende Rolle. Viele Fir-men haben dadurch denStandort Mönchengladbachfür sich entdeckt“, sagt DavidBongartz.

Die neuestenKollektionen

Der zweite große Profiteurist die Hochschule. Sie kannzeigen, was im FachbereichTextil- und Bekleidungstech-nik gemacht wird, welchekreativen Entwicklungen dieStudenten vollzogen habenund so beste Werbung in eige-ner Sache machen. Der Fach-bereich ist bei den Studentennicht nur äußerst beliebt, erbietet ihnen auch genug Frei-raum für ihre Kreativität. DieZahl von 1800 Studierendenalleine in diesem Fachbereichspricht für sich. Während derMesse zeigen Studenten undjunge Modelabels ihre neues-ten Kollektionen bei verschie-denen Modeschauen. Die Un-ternehmen schauen dabei ge-nau hin. Für viele Studenten ist„MG zieht an“ daher die großeChance, mit vielen Firmengleichzeitig in Kontakt zu kom-men. Ein professionelles Fo-toshooting hilft bei Bewer-bungsfotos. Davon braucht somancher Student nach derMesse nämlich einige.

Neben Mönchengladba-cher Firmen wie Monforts,Gardeur, Eva Brachten undVan Laack gehören bekannteinternationale Spitzenunter-nehmen zu den Ausstellern.Mit dabei sind unter anderemHugo Boss, Jack Wolfskin, Fal-ke und Esprit. Im Audimax derHochschule finden Gesprächemit renommierten Designernstatt.

Eintritt freiGeöffnet hat „MG ziehtan – Go Textile“ am Don-nerstag, 28. Mai 2015,von 9 bis 17.45 Uhr undam Freitag, 29. Mai 2015,von 9 bis 15.30 Uhr. DerEintritt ist frei. Am zwei-ten Tag werden um17.30 Uhr die Absolven-ten der Hochschule ver-abschiedet, und ab22 Uhr steigt die großeAbschlussparty. Die Ver-anstalter erwarten rund7000 Besucher.

13H O C H S C H U L E N I E D E R R H E I N

Erfolgreich –auch nach dem Studium

Der Abschluss ist gemacht – und was jetzt? Diese Frage stellen sich vieleStudentinnen und Studenten. Sollen sie eine Anstellung suchen oder sichselbstständig machen? Und wie geht das, wie setzt man seine Ideen um?

Vier Absolventen der Hochschule Niederrhein berichten von ihren Erfahrungen.

Wie die Westwood

TEXTE: ANDREASTOCKHAUSEN-GRÜTEN

Merle Vick will nichtnur extravaganteund innovative

Mode gestalten, ihr liegt vorallem die Nachhaltigkeit amHerzen: Ökologische und so-ziale Aspekte spielen auchhier für die 23-Jährige einegroße Rolle. Sicher verstärk-ten diese Grundsätze der Ab-solventin der HochschuleNiederrhein noch Erfahrun-gen – wie zum Beispiel wäh-rend eines Praktikums in Ban-gladesch.

Im März schloss MerleVick ihr Studium mit dem Ba-chelor of Science im Studien-gang Textil- und Bekleidungs-technik mit Schwerpunkt Be-kleidungsmanagement ab.„Während des Studiums habeich in Dänemark und ebenauch in Bangladesch ein Prak-

Sie gehört zu einer ganz neuen Generation jungerDesigner: Die 23-jährige Merle Vick absolvierte unteranderem Praktika in Dänemark und Bangladesch.

tikum absolviert“, erzählt diejunge Frau. Gerade ein Auf-enthalt in dem Staat in Süd-asien, in dem sich erst 2013der verheerende Einsturz ei-ner Textilfabrik mit vielen To-ten ereignete, und die Eindrü-cke in dem von Armut gepräg-ten Land hinterlassen beimBesucher Spuren.

Und Merle Vick ist einMensch, der hinterfragt. DieseEigenschaft schreibt manauch der englischen Modede-signerin Vivienne Westwoodzu, dem beruflichen Vorbildvon Merle Vick: „Sie bricht mitMode-Konventionen undprovoziert. Damit zeigt sieauch, dass es sich bei Modeum ein gesellschaftlich undkulturell bedeutsames Phäno-men handelt“, betont MerleVick. „Außerdem bindet Vi-vienne Westwood wichtigeAspekte der Nachhaltigkeit,sowohl in ökologischer als

auch sozialer Hinsicht, in ihreDesigns ein, ohne bei der Ge-staltung ihrer Mode Abstrichezu machen. Sie steht für Indi-vidualität.“

So beharrlich wie dieMode-Ikone, die sich an dieWeltspitze vorgearbeitet hat,verfolgt auch Merle Vick ihreZiele. „Nach dem Studiumhabe ich erst ein Praktikumbei einem Label für nachhalti-ge Mode in Düsseldorf ge-macht. Parallel zum Studiumhabe ich das eigene Label,Wolfamsel’ fortgeführt“, er-zählt sie. „Ich arbeite in mei-nem eigenen Atelier im Mon-forts Quartier in Mönchen-gladbach. Der Schwerpunktliegt auf Nachhaltigkeit undRecycling, kombiniert mit gu-tem Design und innovativenProdukten“. Zurzeit im Fokusdes Labels Wolfamsel: Fliegenin verschiedenen Designs. Ge-näht werden sie bei der Cari-tas Köln. „Außerdem ist dieZusammenarbeit mit anderenModedesignern aus meinemStudium geplant.“

„Ab September schließeich ein Master-Studium imFach Textile Produkte mitdem Schwerpunkt Design an.Parallel dazu werde ich künf-tig an der Planung der Messe,MG zieht an’ beteiligt sein“,so Merle Vick. Diese Messedes Fachbereiches Textil undBekleidung findet 2015 inMönchengladbach statt.„Nach dem Studium möchteich vor allem internationaleErfahrungen in der Mode-branche sammeln, um michspäter selbstständig zu ma-chen“, verrät Merle Vick. Mit-telfristig steht die Zusammen-arbeit mit dem befreundetenDesigner-Double „Freymuth& Nikoleisen“ sowie ihremFreund, dem Textil-DesignerMichael Wolf, an.www.wolfamsel.com

Zurzeit sind Fliegen in verschiedenen Designs ein großes Themavon Merle Vicks Modelabel „Wolfamsel“.

Merle Vick arbeitet in ihrem eigenen Atelier im Monforts Quartierin Mönchengladbach. Fotos: Isabella Raupold

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14 H O C H S C H U L E N I E D E R R H E I N

Die ExtravaganteChic, elegant, sehr feminin und mit Liebe zum außerge-wöhnlichen Detail: So lässt sich die extravagante Modevon Natasa Boskovski umschreiben.

Die 34-Jährige NatasaBoskovski, die Anfang2012 an der Hoch-

schule Niederrhein ihren Ab-schluss als Diplom-Design-Ingenieurin absolvierte, gehtganz in ihrem Metier auf. „Ichmöchte mein Handwerk vonGrund auf beherrschen undimmer wieder weitere Fein-heiten dazu lernen“, betontdie junge Designerin.

Deshalb arbeitete sie nachdem Studium in Mönchen-gladbach zunächst auch beieiner Meister-Schneiderin inDüsseldorf. Gerade im Be-reich der Mode sind es De-tails, die eine Kollektion ein-zigartig machen und von derMasse abheben. Zurzeit fertigtNatasa Boskovski in ihrerDüsseldorfer Wohnung Braut-kleider, Abendgarderobe,Korsagen, elegante Kleiderund Röcke auf Anfrage einzel-ner Kundinnen nach Maß an.„Von den Schnitten bis zurFertigung mache ich allesselbst“, erzählt die junge Frau.„Im Sommer habe ich aber einpaar Aufträge zur Produktionnach Mazedonien gegeben.“Schließlich stammen ihre El-tern aus der ehemaligen jugo-slawischen Republik Mazedo-nien.

„Schon während der Di-plom-Arbeit habe ich darübernachgedacht, mich selbst-

ständig zu machen“, erzähltNatasa Boskovski. Mit ihremMann war sie extra in einegrößere Wohnung umgezo-gen, um sich ein kleines Ate-lier einzurichten.

Nachdem sie inzwischenviele Kundinnen für ihre Maß-anfertigungen gewinnenkonnte, sucht sie derzeit inDüsseldorf auch ein kleinesLadenlokal. „Außerdem zieheich gerade einen Online-Han-del auf“, verrät die 34-Jährige.

Das Besondere an ihrer

Mode sind nicht nur die ele-ganten Schnitte. Großen Wertlegt die kreative Jungunter-nehmerin zudem auf die Ma-terialien. „Ich verwende nurNaturfaserstoffe wie Baum-wolle, Leinen und Seide –hauptsächlich von vertrau-enswürdigen Händlern, diesich auf umweltfreundlicheund fair gehandelte Biostoffespezialisiert haben “, sagt Na-tasa Boskovski. „Ich machekeine schnelllebige Mode,sondern qualitativ hochwerti-ge, beständige und klassi-sche.“

Zurzeit hat die attraktiveDesignerin, die ihre Modeauch selbst vorführt, noch einweiteres großes Ziel vor Au-gen: „Ich möchte meine Kol-lektion im Januar 2015 imGreenshowroom der BerlinerFashion Week vorstellen.“ EinStand in diesem Forum fürjunge Labels sei während desgroßen Mode-Events in derBundeshauptstadt nicht ganzso teuer. Darüber hinaus wirdsie Anfang September auf derder Messe „Fair trade &friends“ in Dortmund mit ih-rer Mode vertreten sein –Mode, geprägt von weiblicherEleganz und Einzigartigkeit,die Aspekte wie Umwelt- undSozialverträglichkeit nie au-ßer Acht lässt.www.lovelykarma.de

Der Macher

Seit über 20 Jahren ist derDiplom-Ingenieur fürBekleidungstechnik in

der Modebranche tätig. Zugu-te kommen dem 49-Jährigendabei vor allem die Erfahrun-gen, die er als Geschäftsführeroder Vorstand mehrerer nam-hafter Brands und Modefir-men sammelte.

„Angefangen habe ichnach dem Studium bei einerauf die Bekleidungsindustriespezialisierten Unterneh-mensberatung und landetezwei Jahre später bei der HugoBoss AG“, erzählt GuidoDohm, der seinen Abschlussan der Krefelder Hochschulemit „sehr gut“ gemacht hat.Damit war er gleich für eineder bekanntesten deutschenMarken in der Bekleidungsin-dustrie tätig, und zwar als Vor-standsassistent sowie „Tech-nischer Direktor Textile Li-zenzen und Handelsware“. Zuden weiteren Stationen seinerKarriere zählten Mode-Unter-nehmen wie René Lezard,Laurèl (Escada), Tom Tailorsowie More & More. In denFirmen war er in leitenderFunktion tätig, als technischerDirektor, Geschäftsführer so-wie auf Vorstandsebene.

„Ich bin froh, dass ich zumrichtigen Zeitpunkt am richti-gen Ort Menschen traf, diemich gefördert haben. Natür-lich muss man mobil sein, umdie Chancen ergreifen zu kön-nen. Ich bin daher schon sehroft umgezogen. Der Beruf hat

mir vor allem tiefe Einblicke inandere Länder ermöglicht.Die Eindrücke in den oft vonArmut geprägten Beschaf-fungsländern haben michDankbarkeit gelehrt.“

Fundierten Kenntnisse imCustomer Relationship Ma-nagement (CRM), Dialogmar-keting und E-Commerce führ-ten Dohm dann in einen an-deren Zweig des Modemark-tes: die Entwicklung und Um-setzung von Multi-Channel-Strategien. Als Vertriebsvor-stand der Global Group Dia-log Solutions AG entwickelteer für zahlreiche Markenun-ternehmen Konzepte, wieKunden nachhaltig an die je-weilige Marke gebunden wer-den können – darunter auchfür den Deutschen Fußball-Bund.

Heute ist Guido Dohmselbstständiger Unternehmer.2013 wurde er Partner bei derCooperation ExchangeDeutschland e.K. mit Sitz inRemagen. Das Unternehmenhat sich auf die Vermarktungvon Saison-Überhängen undRestposten spezialisiert. DieModeunternehmen wissenihre Ware bei ihm in gutenHänden. „Es gibt zu viel Wareauf dem Markt, und Lagerwa-re bindet zu viel Kapital. Wirveräußern diese Saisonüber-hänge diskret und marken-konform unter anderem anPartner in Asien, Russland,USA, Südafrika, Südamerikaund Europa.“

Guido Dohm zählt zu den erfolgreichs-ten Absolventen der HochschuleNiederrhein im Fachbereich Textil-und Bekleidungstechnik.

Guido Dohmwar fürverschiedenenamhafteFirmen inleitenderPositiontätig. Heuteist er selbst-ständig undvermarkteterfolgreichSaison-Überhängeund Rest-posten.

Foto: privat

Im Januar will NatasaBoskovski ihre Mode auf derBerliner Fashion Weekvorstellen.

Natasa Boskovski fertigt für ihre Kundinnen Mode nach Maß an. Fotos: privat

Geradlinig erfolgreich

So geradlinig, wie der 32-Jährige sein Studium alsDiplom-Ingenieur Tex-

tiltechnik mit SchwerpunktManagement an der Hoch-schule Niederrhein abschloss,ist auch sein Weg in dieSelbstständigkeit. Innerhalbkürzester Zeit verschaffte sichAsem Chaudhary in der hartumkämpften Modebrancheeinen Namen und baute einMode-Unternehmen auf, zudessen Kunden alleine inDeutschland 600 Premium-Boutiquen und Departement-Stores gehören.

„Wir sind Marktführer imPremium-Bereich Lederja-cken“, sagt der Chef von 50Mitarbeitern. Gut erinnert ersich aber noch an die Anfängenach dem Studium in Krefeld.

Lässig, elegant und hochwertig: So umschreibt AsemChaudhary sein Mode-Label „tigha“, das er im Jahr 2009 inDüsseldorf gründete.

„Zuerst habe ich als Einkäuferfür ein großes Online-Unter-nehmen gearbeitet“, erzählter. Dann wollte er seine Idealeverwirklichen. „Ich bezeichnemich als kommerzielle Avant-garde“, so Asem Chaudhary.„Angefangen habe ich vor fünfJahren in einer Halle im Düs-seldorfer Hafen, in der ichauch gelebt habe“, sagt erschmunzelnd, „da war eineCouch und eine Matratze.“Mit dem Laptop auf den Bei-nen habe er dort mit einemMitarbeiter ein Konzept erar-beitet, um auf dem Mode-markt Fuß zu fassen.

Da er selbst Lederjackenliebt, wurden diese die Basisvon „tigha“. „Mit drei selbstkreierten und in Asien produ-zierten Lederjacken bin ich zu

Mode vor, die in Pakistan, In-dien, China und der Türkei ge-fertigt wird und auch onlineerhältlich ist. Die Umsetzungist Sache meiner vier Desig-ner“, so Chaudhary, der nochin Skandinavien und Öster-reich expandieren und Schu-he und Strickwaren in das Sor-timent aufnehmen will.

„Wir sind jung, topp auf-gestellt und wahnsinnig ren-tabel“, sagt Chadhaury selbst-bewusst über sein Team, dasüberwiegend aus „Textilern“der Hochschule Niederrheinbesteht – und im Schnitt26 Jahre jung ist.www.tigha.com

eine klare Linie.“ Gerade dieist dem 32-Jährigen wichtig.Das beweisen auch seineShowrooms in Hamburg (ehe-maliges Beatles-Museum),München, Amsterdam, Zürichund Düsseldorf.

Zurzeit läuft der Endspurtfür die offizielle Eröffnung derDependance in der Alten Pa-pierfabrik in Erkrath: Im Erd-geschoss des 1600 Quadrat-meter großen Firmensitzeswird die Kollektion präsen-tiert, in den oberen Etagensind Administration, Logistikund kreativer Bereich unter-gebracht. „Ich gebe dasGrundkonzept für meine

großen Modehäusern in Ber-lin und München gegangen“,erzählt der Diplom-Ingenieurpakistanischer Abstammung.Nachdem diese abgelehnthatten, besuchte AsemChaudhary „Topläden inDeutschland wie Jades24,Stierblut und Haders“. Sienahmen die hochwertigen Le-derjacken zu bezahlbarenPreisen ins Sortiment. „Dawusste ich: Jetzt muss ich Gasgeben“, sagt der Unterneh-mer. „Bei mir ist das eine Mi-schung aus Idealismus undEgo“, gibt Asem Chaudharyzu. Er liebt seine Kollektionen,trägt sie mit Vorliebe selbst:lässige Hosen, locker fallendeHemden oder Shirts – und na-türlich die Lederjacken ausfeinem pakistanischem Büf-fel- und Nappaleder in unter-schiedlichen Schnitten undFarben. Vieles ist in Schwarzoder Grau gehalten, ergänztdurch ein farbiges Accessoireder Saison, spricht Frauenund Männer an.

Ob Jacken, Mäntel, Jeans,Blusen oder Röcke – „unsereProdukte sind stimmig, per-fekt, bezahlbar und haben

15H O C H S C H U L E N I E D E R R H E I N

Geradlinig und selbstbewusst: Asem Chaudhary. „Wir sindMarktführer im Premium-Bereich Lederjacken“, sagt er.

Lederjacken sind die Basis von Asem Chaudharys Mode-Label „tigha“. Seine Mode zeigt Chaudhary unter anderem in Showrooms in Hamburg, München, Amsterdam,Zürich und Düsseldorf. Fotos: privat

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fach zum Thema Nachhaltig-keit geben wird. Weil das The-ma Nachhaltigkeit besondersin der Zukunft immer bedeu-tender werden wird, plant dieGruppe derzeit, Vorträge undWorkshops in Schulen abzu-halten. „Die Jugendlichensind die Kunden von morgen.Sie können den Markt verän-dern. Ökologisch und fair pro-duzierte Mode muss nichtteuer sein. Das wollen wir zei-gen“, sagt Vera Gail.

Da das Thema Mode beiJugendlichen häufig erst mitBeginn der Pubertät ein im-mer bedeutenderes wird, seies wichtig, sie schon davor fürnachhaltige Mode zu begeis-tern. Und wenn die Kundenvon morgen bewusst kaufenund die Unternehmen diesenWunsch bei ihrer Produktionberücksichtigen, können amEnde alle gewinnen: die Kun-den, die Umwelt und die An-gestellten, die zu fairen Löh-nen die Stoffe zusammennä-hen.

den alte Hosen oder T-Shirtszerlegt und wieder zusam-mengenäht. So entstehen völ-lig neue Kleidungsstücke.

Inzwischen hat sich „Fair-quer“ an der Hochschule Nie-derrhein etabliert. BeimHochschultag im April stelltedie Gruppe ihre Ideen vor undlud zu Vorträgen. Außerdemgelang es ihnen, für einenWorkshop die Umweltschutz-organisation Greenpeace zugewinnen. „Wir wissen selbernicht so recht, wie es kam,aber wir werden immer häufi-ger zu Messen eingeladen undauf unsere Initiative ange-sprochen“, sagt Regina Wei-dental.

Workshops undVorträge geplant

Dort haben sie bereitsmehrere Start-Up-Unterneh-men kennengelernt und ih-nen ihre Ideen präsentiert. Ander Hochschule haben sie be-wirkt, dass es ein Wahlpflicht-

Schöne Kleider tragen unddabei die Umwelt schonenVON CHRISTIAN LINGEN

Sie sind jung und gut ge-kleidet. Mode ist fürVera Gail und Regina

Weidental mehr als nur einStück Stoff. Sie soll nämlichnicht nur hübsch aussehen,sie soll auch nachhaltig sein.Deshalb engagieren sich diebeiden Studentinnen desFachbereichs Textil- und Be-kleidungstechnik in der Initia-tive „Fairquer“. Ihr Ziel: Siemöchten das Gespür dafürwecken, Stoffe umweltscho-nend und unter guten Arbeits-bedingungen zu produzieren.„Wenn weniger Chemikalienin den Stoffen enthalten sind,ist das außerdem besser fürdie Gesundheit“, sagt VeraGail.

Angefangen hat alles vorzwei Jahren. Damals nahmRegina Weidental an einemProjekt teil, das sich mit derFrauenrechtsvereinigungFEMNET beschäftigte. DieInitiative setzt sich für die

Die Studentengruppe „Fairquer“ setzt sich für Nachhaltigkeit in der Textilindustrie ein – mit Erfolg.

wirtschaftlichen, sozialen undkulturellen Rechte von Frauenein. „Dabei wurde ich auf dieArbeitsbedingungen vonFrauen in der Textilindustrieaufmerksam“, sagt sie.

Kleiderkreiselschonen die Umwelt

Ihre Erkenntnisse erzähltesie einigen Freundinnen, undso entstand das Projekt „Fair-quer“. Die Gruppe von rund20 Studenten betreibt seitdemAufklärungsarbeit. „In einigenLändern werden die Abwäs-ser, die bei der Produktionvon Stoffen entstehen, unge-filtert in Flüsse geleitet. Da-runter leiden Tiere, Pflanzenund auch Menschen“, sagtVera Gail.

Besser sei es deshalb,wenn die Textilindustrie wei-testgehend auf Chemikalienverzichtet. Die großen Unter-nehmen seien jedoch nicht di-rekt schuld an der Umweltver-schmutzung. „Sie bekommen

die Stoffe geliefert. Ihre Ent-stehung nachzuverfolgen, istnicht immer leicht“, sagt Regi-na Weidental.

Durch den Verzicht aufChemikalien profitiert abernicht nur die Natur. Auch dieTräger der Kleidungsstückehaben davon einen eindeuti-gen Vorteil. Je weniger Che-mie im Stoff ist, desto wenigerwird von der Haut aufgenom-men. „Wir haben ein Portfolioentwickelt, in dem Firmenund Geschäfte stehen, dienachhaltige Waren herstellenund verkaufen“, sagt ReginaWeidental.

Viele Käufer legen inzwi-schen Wert auf ökologischhergestellte Kleidung. Nochnachhaltiger sei jedoch Se-cond-Hand-Ware. „Beson-ders unter Frauen sind Klei-derkreisel beliebt. Da tauschtman einfach unter einanderKleider und andere Textilien“,sagt Vera Gail. Eine weitereMöglichkeit sei das Upcyclingvon alter Kleidung. Dabei wer-

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Für Regina Weidental (links) und Vera Gail ist Mode mehr als ein Stück Stoff. Mit „Fairquer“ setzen sie sich für Nachhaltigkeit in der Textilindustrie ein. Foto: Andreas Baum