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CASE REPORT
Höckerersatz im Molarenbereich mit einem thermoviskosen Bulk-Fill-Komposit – ein klinischer Fallbericht
Prof. Dr. Jürgen Manhart, München
Zusammenfassung:
Direkte Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich gehören zum Standard im
Therapiespektrum der modernen konservierend-restaurativen Zahnheilkunde. Diese Füllungsart
hat in vielen klinischen Studien ihre Leistungsfähigkeit im kaulasttragenden Seitenzahnbereich
unter Beweis gestellt und wird mittlerweile auch vermehrt in Defekten mit Höckerersatz als
Alternative zu indirekten Versorgungen eingesetzt. Die Verarbeitung erfolgt im Regelfall in einer
aufwendigen und zeitintensiven Schichttechnik. In den zahnärztlichen Praxen besteht allerdings
eine große Nachfrage nach möglichst einfach und sicher bzw. schnell und somit ökonomischer zu
verarbeitenden Materialien auf Kompositbasis für den Seitenzahnbereich. Dieser Bedarf kann
durch immer beliebter werdende Bulk-Fill-Komposite mit gesteigerten Durchhärtungstiefen
abgedeckt werden. Eine neue Entwicklung in dieser Materialklasse stellt ein Komposit mit
thermisch gesteuertem Viskositätsverhalten dar.
Schlüsselwörter
Bulk-Fill-Technik, thermoviskoses Komposit, Komposit, direkte Restaurationen,
Seitenzahnbereich, Adhäsivrestaurationen, Höckerersatz
1. Einleitung
Die Indikationen für direkte Kompositrestaurationen haben in den letzten Jahren aufgrund der
materialtechnischen Verbesserungen der Kompositwerkstoffe und zugehöriger Adhäsivsysteme bei
gleichzeitiger Optimierung der Behandlungsprotokolle eine stetige Erweiterung erfahren [1-13].
Direkte Kompositrestaurationen sind heutzutage für viele zahnärztliche Praktiker die bevorzugte
Füllungsvariante, auch für große Kavitäten im okklusionstragenden Seitenzahnbereich [9, 14-17].
Im Fokus des Interesses steht hierbei auch immer mehr die substanzschonende Versorgung von
Defekten mit Höckerbeteiligung als Alternative zu indirekten Onlays und Teilkronen [2, 9, 18-
29]. Der Ersatz von einzelnen oder mehreren Höckern mit direkten Kompositen stellt mittlerweile
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aus werkstoffkundlicher Sicht kein Problem mehr dar und ist wissenschaftlich abgesichert [30].
Allerdings ist der intraorale Aufbau eines oder mehrerer kompletter Zahnhöcker mit Komposit,
zusätzlich zur Versorgung der okklusalen Isthmus- und approximalen Kastenbereiche eines
Defektes, für den Behandler ein erheblicher Mehraufwand in der additiven Gestaltung. Dies
bedarf entsprechender Übung und zieht meist auch eine deutlich längere Ausarbeitungsphase
nach sich, da die Höhe der direkt im Mund modellierten Höcker praktisch kaum sofort passt und
meist erst durch Zurückschleifen adjustiert werden muss, um eine korrekte statische und
dynamische Okklusion einzustellen. Deshalb ist bei der Versorgung einer sehr großen Kavität, die
den Ersatz mehrerer Zahnhöcker erfordert, eine indirekte Restauration immer noch eine sinnvolle
Alternative; dies erfordert aber oft einen zusätzlichen Abtrag an Zahnhartsubstanz [9]. Klinische
Untersuchungen zu Seitenzahnkompositrestaurationen mit Höckerersatz zeigen eine akzeptable
bis sehr gute klinische Performance und qualifizieren diese Restaurationen in ausgewählten
klinischen Fällen als Alternative zu indirekten Versorgungen [15, 31-34].
Üblicherweise werden lichthärtende Komposite aufgrund ihrer Polymerisationseigenschaften und
der limitierten Durchhärtungstiefe in einer Schichttechnik mit Einzelinkrementen von max. 2 mm
Dicke verarbeitet. Die einzelnen Inkremente werden wiederum jeweils separat polymerisiert, mit
Belichtungszeiten von 10-40 s, je nach Lichtintensität der Lampe und Farbe bzw.
Transluzenzgrad der entsprechenden Kompositpaste [35]. Dickere Kompositschichten führten mit
den bis vor Kurzem verfügbaren Materialien zu einer ungenügenden Polymerisation des
Kompositwerkstoffs und somit zu schlechteren mechanischen und biologischen Eigenschaften
[36-38].
Vor allem bei großvolumigen Seitenzahnkavitäten kann das Einbringen des Komposits in 2 mm
dicken Schichten ein sehr zeitintensives und techniksensitives Vorgehen sein [30]. Deshalb
besteht bei vielen Zahnärzten der Wunsch nach einer Alternative zu dieser komplexen
Mehrschichttechnik, um Komposite zeitsparender und somit wirtschaftlicher und gleichzeitig mit
größerer Anwendungssicherheit verarbeiten zu können [39-42]. Hierfür wurden in den letzten
Jahren die Bulk-Fill-Komposite entwickelt, die bei entsprechend hoher Lichtintensität der
Polymerisationslampe in einer vereinfachten Applikationstechnik in Schichten von 4-5 mm Dicke
mit kurzen Inkrementhärtungszeiten von 10-20 s schneller in der Kavität platziert werden können
[35, 40, 43-46].
Die Bulk-Fill-Komposite werden üblicherweise in zwei Varianten angeboten, die eine
unterschiedliche Anwendungstechnik erfordern:
1. Niedrigviskose, fließfähige Bulk-Fill-Komposite, die gut an den Kavitätenboden
und die Kavitätenwände anfließen und die Innenwinkel und -kanten der
Präparationen optimal benetzen. Diese fließfähigen Bulk-Fill-Komposite müssen an
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der Oberfläche von einer zusätzlichen Deckschicht (2 mm Dicke) aus einem
seitenzahntauglichen, herkömmlichen Hybridkomposit geschützt werden [30, 47,
48], da ihr reduzierter Füllkörperanteil und die vergleichsweise großen Füllkörper
für einen geringen Polymerisationsstress optimiert sind. Dies resultiert allerdings
im Vergleich zu traditionellen Hybridkompositen in schlechteren mechanischen
und ästhetischen Eigenschaften, wie einem geringeren E-Modul, einer höheren
Abrasionsanfälligkeit, einer größeren Oberflächenrauigkeit sowie einer schlechteren
Polierbarkeit [35, 49-53]. Darüber hinaus dient die Deckschicht zur Ausgestaltung
einer funktionellen okklusalen Konturierung, die mit einer fließfähigen Konsistenz
kaum oder nur sehr schwierig zu gestalten wäre.
2. normal- bis hochviskose, standfeste, modellierbare Bulk-Fill-Komposite, die bis an
die okklusale Oberfläche reichen können und keine schützende Deckschicht und
somit kein zusätzliches Kompositmaterial benötigen.
Bulk-Fill-Komposite in beiden Viskositätsvarianten erlauben aufgrund optimierter
Durchhärtungstiefen Schichtstärken von 4-5 mm. Dies bedeutet, dass die hochviskosen Vertreter
in einer Kavitätentiefe, die maximal der Durchhärtungstiefe des Materials entspricht, in einer
Einschichttechnik eingesetzt werden können. Liegen tiefere Defekte vor oder werden die
fließfähigen Varianten eingesetzt, so erfordert dies immer ein zweiphasiges Vorgehen mit einer
zusätzlichen Kompositschicht.
Einen neuen Ansatz verfolgt das thermoviskose Bulk-Fill-Komposit VisCalor bulk (VOCO,
Cuxhaven). Hierbei handelt es sich um ein bei Raum- und Körpertemperatur hochviskoses
Kompositmaterial, das durch Erwärmung in einem Kompositofen oder einem speziellen Dispenser
mit Aufheizfunktion auf die Temperatur von 68 °C bzw. 65 °C in eine fließfähige Konsistenz
überführt wird (Thermo-Viscous-Technology). Das Material fließt in der erwärmten Phase optimal
an die Kavitätenwände an, auch in engen und untersichgehenden Bereichen, und erleichtert
somit die Applikation des Füllungswerkstoffs in den Zahndefekt. VisCalor bulk erreicht bei
Zahnkontakt innerhalb kurzer Zeit Körpertemperatur und geht somit wieder in den hochviskosen,
modellierbaren Zustand über. Das Material vereint somit die Fließfähigkeit eines flowable
Komposites während der Applikation mit der Modellierbarkeit eines stopfbaren Komposites. Da
die gesamte Kavität mit demselben Material gefüllt werden kann, ergibt sich auch eine
Zeitersparnis gegenüber kombinierten Systemen aus fließfähigen und modellierbaren
Kompositmaterialien. VisCalor bulk kann in Schichten von bis zu 4 mm Dicke verarbeitet werden
und wird in 4 Farben angeboten (Universalfarbe, A1, A2, A3). Es weist eine
Polymerisationsschrumpfung von 1,44 Vol.-% bei gleichzeitig niedrigem Schrumpfungsstress (4,6
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MPa) auf. Das Material verfügt mit einer Biegefestigkeit von 164 MPa über eine hohe Stabilität
und sichert durch eine geringe Wasseraufnahme eine gute Farbstabilität und stabile mechanische
Eigenschaften. Die Applikationskompule hat eine schmale, biegsame Kanüle, die eine direkte
Applikation des thermoviskosen Komposits auch in schwer zugängliche Bereiche und enge
Kavitätenareale ermöglicht.
2. Klinischer Fall
Eine 50-jährige Patientin erschien in unserer Sprechstunde zum Austausch der Kompositfüllung
in Zahn 46, da sich aufgrund des fehlenden distalen Approximalkontakts regelmäßig eine
Speiseimpaktation im Zahnzwischenraum zum zweiten Molaren einstellte (Abb. 1).
Der Zahn reagierte auf den Kältetest ohne Verzögerung sensibel und zeigte auf den
Perkussionstest ebenfalls keine Auffälligkeiten. Nach der Aufklärung über mögliche
Behandlungsalternativen und deren Kosten entschied sich die Patientin für eine plastische
Füllung mit dem thermoviskosen Bulk-Fill-Komposit VisCalor bulk (VOCO GmbH, Cuxhaven) in
der Bulk-Fill-Technik.
Zu Beginn der Behandlung wurde der betreffende Zahn mit fluoridfreier Prophylaxepaste und
einem Gummikelch gründlich von externen Auflagerungen gesäubert. Anschließend wurde die
passende Kompositfarbe am noch feuchten Zahn ermittelt. Das alte Kompositmaterial wurde nach
der Verabreichung von Lokalanästhesie vorsichtig aus dem Zahn entfernt. Nach dem Exkavieren
wurde die Präparation mit Feinkorndiamanten finiert. Im Bereich des distalen Kastens verlief die
Defektbegrenzung deutlich subgingival, der distolinguale Höcker fehlte und musste nachfolgend
somit komplett mit Komposit wieder rekonstruiert werden (Abb. 2). Die Kompositfüllung in Zahn
47 wurde an der mesialen Fläche rekonturiert, da sie eine unphysiologische Ausbuchtung aufwies
(Abb. 2).
Abb. 1: Ausgangssituation: Insuffiziente Kompositfüllung in Zahn 46 (Foto über Intraoralspiegel).
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Nachfolgend wurde das Behandlungsareal durch das Anlegen von Kofferdam isoliert, der im
distalen Approximalraum des zu behandelnden Zahns in der Langlochtechnik positioniert wurde
(Abb. 3).
Im Anschluss wurde die Kavität mit einer zirkulären Metallmatrize eingegrenzt (Abb. 4), die im
distalen Bereich mit einem lichthärtenden Provisoriumsmaterial (Clip, VOCO, Cuxhaven)
stabilisiert wurde (Abb. 5).
Auf einen distalen Keil wurde verzichtet, da die Gefahr bestand, dass dieser die Matrize beim
Einbringen auf den Kastenboden disloziert hätte.
Für die adhäsive Vorbehandlung der Zahnhartsubstanzen wurde das Universaladhäsiv Futurabond
M+ (VOCO GmbH, Cuxhaven) ausgewählt. Bei Futurabond M+ handelt es sich um ein modernes
Einflaschen-Universaladhäsiv, das mit allen gebräuchlichen Konditionierungstechniken und
sämtlichen derzeit angewendeten Adhäsivstrategien kompatibel ist ("Multi-mode"-Adhäsiv): der
phosphorsäurefreien Self-Etch-Technik und beiden phosphorsäurebasierten Etch-and-Rinse-
Konditionierungstechniken (selektive Schmelzätzung bzw. komplette Total-Etch-Vorbehandlung
Abb. 2: Nach der Entfernung der alten Füllung und Exkavation kariöser Zahnanteile wurde die Kavität finiert. Am distalen Kastenboden verläuft die Defektgrenze deutlich subgingival und der fehlende distolinguale Höcker muss komplett mit Komposit rekonstruiert werden.
Abb. 3: Isolation des Behandlungsgebiets mit Kofferdam, der im Bereich 46 und 47 in der Langlochtechnik appliziert wurde.
Abb. 4: Abgrenzung des Zahndefekts mit einer zirkulären Metallmatrize
Abb.5: Konditionierung der Zahnhartsubstanz mit 35%-igem Phosphorsäuregel.
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von Schmelz und Dentin mit Phosphorsäure). Auch bei diesen Universaladhäsiven resultiert die
vorangehende Phosphorsäurekonditionierung des Zahnschmelzes (selektive Schmelzätzung) in
einer besseren Haftvermittlung [54-56]. Im Gegensatz zu den klassischen Self-Etch-Adhäsiven
verhalten sich die neuen Universaladhäsive unempfindlich gegenüber einer Phosphorsäureätzung
des Dentins [57-61]. Die Möglichkeit, bei Verwendung dieser Universaladhäsive das
Applikationsprotokoll in Abhängigkeit von intraoralen Notwendigkeiten ohne Wechsel des
Haftvermittlers jederzeit kurzfristig variieren zu können, reduziert die Techniksensitivität und gibt
dem Behandler die nötige Freiheit, auf unterschiedliche klinische Situationen (z.B. pulpanahes
Dentin, Blutungsgefahr der angrenzenden Gingiva, etc.) flexibel reagieren zu können.
Im vorliegenden Fall wurde die Total-Etch-Vorbehandlung von Schmelz und Dentin mit
Phosphorsäure eingesetzt. Hierzu wurde 35%-ige Phosphorsäure (Vococid, VOCO GmbH,
Cuxhaven) zuerst zirkulär entlang der Schmelzränder aufgetragen und wirkte dort für 15 s ein.
Danach wurde zusätzlich das gesamte Dentin der Kavität mit Ätzgel bedeckt (total etch) (Abb. 5).
Nach weiteren 15 s Einwirkzeit wurden die Säure und die damit aus der Zahnhartsubstanz
herausgelösten Bestandteile gründlich mit dem Druckluft-Wasser-Spray für 20 s abgesprüht und
anschließend überschüssiges Wasser vorsichtig mit Druckluft aus der Kavität verblasen (Abb. 6).
Abbildung 7 zeigt die Applikation einer reichlichen Menge des Universalhaftvermittlers
Futurabond M+ auf Schmelz und Dentin mit einem Microbrush.
Das Adhäsiv wurde für 20 s mit dem Applikator sorgfältig in die Zahnhartsubstanzen einmassiert.
Nachfolgend wurde das Lösungsmittel mit trockener, ölfreier Druckluft vorsichtig verblasen und
der Haftvermittler danach mit einer Polymerisationslampe für 10 s ausgehärtet (Abb. 8).
Abb. 6: Vorsichtige Trocknung der Kavität nach dem Absprühen der Phosphorsäure.
Abb. 7: Applikation des Haftvermittlers Futurabond M+ mit einem Minibürstchen auf Schmelz und Dentin.
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Es resultierte eine glänzende und überall gleichmäßig von Adhäsiv benetzte Kavitätenoberfläche
(Abb. 9).
Dies sollte vor dem Einbringen des Restaurationsmaterials sorgfältig kontrolliert werden, da matt
erscheinende Kavitätenareale ein Indiz dafür sind, dass nicht ausreichend Adhäsiv auf diese
Stellen aufgetragen wurde. Im schlimmsten Fall könnte sich dies in einer verminderten Haftung
der Füllung an diesen Bereichen auswirken. Parallel dazu einhergehend wäre auch eine optimale
Versiegelung betroffener Dentinareale gefährdet. Eine mangelhafte Versiegelung einzelner
Dentinabschnitte kann bei vitalen Zähnen zu persistierenden postoperativen Hypersensibilitäten
führen. Diese Komplikation, die oft den Austausch einer neu angefertigten Restauration bedingt,
lässt sich aber in den meisten Fällen durch ein sorgfältiges Adhäsivprotokoll vermeiden. Werden
daher bei der visuellen Kontrolle derartige, nicht von Adhäsiv abgedeckte, matt aussehende
Areale entdeckt, so wird dort korrigierend selektiv nochmals Haftvermittler aufgetragen, um die
Adhäsivschicht zu optimieren.
Das in einem Kompositofen (Caps Warmer, VOCO, Cuxhaven) auf 68 °C erwärmte thermoviskose
Komposit VisCalor bulk (VOCO, Cuxhaven) (Abb. 10 und 11) wurde zuerst nur im Bereich des
distalen Kastenbodens in geringer Menge appliziert (Abb. 12).
Abb. 8: Nach dem sorgfältigen Verblasen des Lösungsmittels aus dem Adhäsivsystem erfolgt die Lichtpolymerisation des Haftvermittlers für 10 s.
Abb. 9: Nach dem Auftragen des Adhäsivs zeigt die versiegelte Kavität in allen Bereichen eine glänzende Oberfläche.
Abb. 10: Das thermoviskose Komposit VisCalor bulk wird in einem Kompositofen (Caps Warmer) auf 68 °C erwärmt.
Abb. 11: Die schmale, biegsame Kanüle der VisCalor bulk-Kompule erleichtert eine direkte Applikation des Füllungsmaterials auch in schwer zugängliche Bereiche und enge Kavitätenareale.
CASE REPORT
Die schmale, biegsame Kanüle der VisCalor bulk-Kompule erleichtert dabei eine direkte
Applikation auch in schwer zugänglichen Bereichen und engen Kavitätenarealen (Abb. 11).
Ein spezielles Handinstrument (Easy Contact Point, Helmut Zepf Medizintechnik GmbH,
Seitingen-Oberflacht) zur Gestaltung eines straffen Approximalkontaktes wurde in die noch nicht
polymerisierte Kompositmasse eingesetzt (Abb. 13).
Durch kontrolliertes, festes Andrücken des an der Spitze des Arbeitsendes gabelförmig gestalteten
Instrumentes gegen den Nachbarzahn wurde die Matrize im Kontaktbereich in die gewünschte
Form gebracht und der Zahn sowie auch der Nachbarzahn wurden – wie bei der Verwendung
eines Holzkeils - minimal aus der Ruheposition ausgelenkt um die Matrizenbanddicke zu
kompensieren; gleichzeitig wurde ein zervikaler Kompositsteg ausgeformt, der nach dem
Aushärten des Füllungsmaterials für 20 s mit einer Polymerisationslampe (Lichtintensität ≥
1.000 mW/cm²) (Abb. 14) – das Instrument bleibt beim Polymerisationsvorgang in der Kavität –
die Matrize in dieser vorverspannten Position gegen den Nachbarzahn stabilisiert und dadurch
einen straffen Approximalkontakt gewährleistet (Abb. 15).
Abb. 12: Im ersten Schritt wird VisCalor bulk nur im Bereich des distalen Kastenbodens in geringer Menge appliziert.
Abb. 13: Ein spezielles Handinstrument (Easy Contact Point, Helmut Zepf Medizintechnik GmbH) zur Etablierung eines straffen Kontaktpunkts wird in die noch nicht polymerisierte Kompositmasse eingesetzt.
Abb. 14: Durch festes Andrücken des am Arbeitsende gabelförmigen Instrumentes gegen den Nachbarzahn wird die Matrize im Kontaktbereich in die gewünschte Form gebracht und der Zahn sowie auch der Nachbarzahn werden minimal aus der Ruheposition ausgelenkt um die Matrizenbanddicke zu kompensieren, gleichzeitig wird ein zervikaler Kompositsteg ausgeformt. Die Polymerisation stabilisiert das derart ausgeformte Komposit.
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Nachfolgend wurde mit dem nächsten Inkrement VisCalor bulk das restliche Kavitätenvolumen
(maximale Schichtstärke 4 mm) komplett in der Bulk-Fill-Technik aufgefüllt (Abb. 16) und die
Außenkontur des fehlenden distolingualen Höckers modelliert (Abb. 17).
Diese Schicht wurde wiederum für 20 s mit Licht polymerisiert. Nach Entfernung der
Metallmatrize wurde die Restauration auf Imperfektionen kontrolliert und anschließend noch
zusätzlich für jeweils 10 s von mesiobukkal, mesiolingual, distobukkal und distolingual
nachbelichtet.
Nach Abnahme des Kofferdams wurde die höckerersetzende direkte Bulk-Fill-
Kompositrestauration sorgfältig mit rotierenden Instrumenten (okklusal) und abrasiven
Scheibchen (approximal) ausgearbeitet und die statische und dynamische Okklusion adjustiert.
Danach wurde mit diamantimprägnierten Silikonpolierern (Dimanto, VOCO GmbH, Cuxhaven) eine
glatte und glänzende Oberfläche der Restauration erzielt. Abbildung 18 zeigt die fertige direkte
Kompositrestauration mit Höckerersatz, welche die ursprüngliche Zahnform mit anatomisch
funktioneller Kaufläche, physiologisch gestaltetem Approximalkontakt und ästhetisch akzeptabler
Erscheinung wiederherstellt. Zum Abschluss wurde mit einem Schaumstoffpellet Fluoridlack
(Bifluorid 12, VOCO GmbH, Cuxhaven) auf die Zähne appliziert.
Abb. 15: Deutlich ist am distalen Kastenboden der Kompositsteg zu sehen, der die vorgespannte Situation fixiert und somit die Matrizenschichtstärke kompensiert und für einen straffen Approximalkontakt sorgt.
Abb. 16: Mit dem zweiten Inkrement aus dem thermoviskosen Bulk-Fill-Komposit VisCalor bulk wird das komplett Restvolumen der Kavität gefüllt.
Abb. 17: Der fehlende distolinguale Höcker ist komplett in Komposit aufgebaut. Es schließt sich die Lichtpolymerisation des Füllungsmaterials für 20 s an.
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3. Schlussbemerkungen
Die Bedeutung direkter Füllungsmaterialien auf Kompositbasis wird in der Zukunft weiter
zunehmen. Es handelt sich hierbei um wissenschaftlich abgesicherte und durch die Literatur in
ihrer Verlässlichkeit dokumentierte, hochwertige permanente Versorgungen für den kaubelasteten
Seitenzahnbereich [11, 62-68]. Gemäß der neuen S1-Leitlinie der DGZ und der DGZMK zu
Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich aus dem Jahr 2016 (AWMF-Registernummer:
083–028) können diese Restaurationen nach der aktuellen Datenlage zur Versorgung von Klasse-
I- und -II-Kavitäten erfolgreich im Seitenzahnbereich eingesetzt werden [30].
Die Ergebnisse einer umfangreichen Übersichtsarbeit haben gezeigt, dass die jährliche
Verlustquote von Kompositfüllungen im Seitenzahnbereich (2,2%) statistisch nicht
unterschiedlich zu der von Amalgamfüllungen (3,0%) ist [64]. Auch für Defektkonfigurationen
mit Höckerersatz werden direkte Kompositrestaurationen mittlerweile vermehrt eingesetzt und
erweisen sich hier in ausgewählten klinischen Fällen als Alternative zu indirekten Versorgungen
[15, 31-34]. Der zunehmende wirtschaftliche Druck im Gesundheitssystem erfordert für den
Seitenzahnbereich neben den zeitaufwändigen High-End-Restaurationen auch eine einfachere,
schneller zu erbringende und somit kostengünstigere Basisversorgung. Hierfür sind seit einiger
Zeit Bulk-Fill-Komposite mit optimierten Durchhärtungstiefen auf dem Markt, mit denen man in
einer, im Vergleich zur 2 mm-Schichttechnik mit traditionellen Hybridkompositen,
wirtschaftlicheren Prozedur klinisch und ästhetisch akzeptable Seitenzahnfüllungen legen kann
[69, 70]. Neben den normalen Bulk-Fill-Kompositen steht dem Behandlungsteam im Bereich der
plastischen Adhäsivmaterialien mit großer Durchhärtungstiefe nun auch noch eine
Materialvariante mit thermisch gesteuertem Viskositätsverhalten zur Verfügung.
Abb. 18: Endsituation: Fertig ausgearbeitete und hochglanzpolierte Bulk-Fill-Kompositrestauration mit Höckerersatz. Die Funktion und Ästhetik des Zahnes ist wieder hergestellt.
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Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Jürgen Manhart Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Goethestraße 70 80336 München E-Mail: [email protected] www.manhart.com www.dental.education
Der Autor bietet Fortbildungen und praktische Arbeitskurse im Bereich der ästhetisch-
restaurativen Zahnheilkunde (Komposit, Vollkeramik, Veneers, postendodontische Versorgung,
Zusammenarbeit Zahnarzt und Zahntechniker, ästhetische Behandlungsplanung, Bisshebung im
Abrasionsgebiss) an.
CASE REPORT
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