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BGFA-Info 3 /2008 Chrom Literaturstudie untersucht Expositionen und Risiken Toner Diskussionen um gesundheitliche Belastung halten an Holzstaub Neues Verfahren zur Messung von Allergenen

Holzstaub - ipa-dguv.de · de des Spitzentechnologie-Wettbewerbs ... auf Palladium, ... eine Reaktion hervorriefen, wurde eine Dosis-Wirkungskurve

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BGFA-Info 3 /2008

ChromLiteraturstudie untersucht Expositionen und Risiken

TonerDiskussionen um gesundheitliche Belastung halten an

HolzstaubNeues Verfahren zur

Messung von Allergenen

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3BGFA-Info 03/08

EDITORIAL

Stärkung der Prävention

Das Gesetz zur Reform der gesetzlichen Unfallversicherung ist in Kraft getreten. Das sogenannte Unfallversichungsmodernisierungsgesetz – kurz UVMG – regelt unter anderem, dass die Deutsche Gesetzliche Unfallver-sicherung (DGUV) die gesetzlichen Unfallversicherungsträger bei der Erfüllung ihrer Präventionsarbeit unterstützt. Eine wichtige, der DGUV dabei zugeschriebene Aufgabe ist die Koordination, Durchführung und Förderung gemeinsamer Maßnahmen sowie die Forschung auf dem Gebiet der Prävention von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren.

Das UVMG betrifft damit direkt auch die Arbeit des BGFA. Schwerpunkt der Arbeit des Instituts ist die Präventionsforschung aus der Praxis für die Praxis. Das BGFA unterstützt damit die Unfallversicherungsträger bei ihrem gesetzlichen Auftrag. Ein Beispiel für praxisnahe Forschung ist die Interven-tionsstudie „Hautschutz“ (▸ Seite 12). Das parallel zur Präventionskampagne „Haut“ durchgeführte Projekt, in dem die Wirkung von Hautschutzexterna untersucht wurde, konnte in diesen Wochen abgeschlossen werden.

Eine unverzichtbare Methode, um Gefahrstoffe am Arbeitsplatz zu detektieren, ist das Biomonitoring. Es kann sowohl Gefahrstoffe im Körper nachweisen, als auch das sogenannte Effektmonitoring abbilden. Über die Bedeutung des Biomonitoring spricht Prof. Angerer im Interview (▸ Seite 18). Belastungen am Arbeitsplatz, die das BGFA in seinen Projekten untersucht, sind vielfältig: So hat die Arbeitsmedizin bei einem Galvaniseur erstmals eine Soforttyp-Allergie gegen Rhodium nachgewiesen (▸ Seite 6). Wissenschaftler des Instituts haben ein Verfahren zur Quantifizierung von Holzstauballergenen entwickelt (▸ Seite 10). In einer Literaturstudie hat das BGFA Daten zu Expositionen und Risiken von Chrom und seinen Verbindungen am Arbeitsplatz ausgewertet (▸ Seite 20).

Gefahrstoffe, die in den Körper gelangen, können Veränderungen im Erbgut hervorrufen. Nicht immer bleibt eine dauerhafte Schädigung zurück, denn komplexe Reparaturmechanismen können die Schäden beheben. Die Erforschung dieser Mechanismen ist ein wichtiger Bestandteil der arbeitsmedizinischen Forschung (▸ Seite 15).

Die Wissenschaft kann mit den verfügbaren Daten aber nicht immer zur eindeutigen Klärung eines Sachverhaltes beitragen. Aktuelles Beispiel sind die möglichen Gefahren durch Kopierer, Laserdrucker beziehungsweise Tonerstäube am Arbeitsplatz. Verschiedene wissenschaftliche Studien haben sich in der Vergangenheit mit dem Thema auseinandergesetzt. Bereits 2006 hatte das BGFA in einer Literaturstudie die verfügbaren wissenschaftlichen Daten zu möglichen Gesundheitsgefahren ausgewertet (▸ BGFA-Info 02/2006). In unserem Praxisbericht geben wir einen Überblick über die wissenschaftlichen Fakten und zum Umgang mit Druckern im Büro (▸ Seite 24).

Eine spannende Lektüre wünscht IhnenIhr

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4 BGFA-Info 03/08

Inhalt

3 Editorial

5 Meldungen

6 Arbeitsmedizinischer Fall

BGFA weist Soforttyp-Allergie gegen Rhodium bei einem Galvaniseur nach

10 Forschung

10 Holzstaub: Verfahren zur Quantifizierung von Abachiholz-Allergenen entwickelt

12 Hautschutz: Interventionsstudie zu Hautmitteln abgeschlossen 15 DNA-Reparatur: Vielfältige Varianten von Reparaturmechanismen

können dazu beitragen, genotoxische Effekte besser zu beurteilen 20 Chrom: Literaturstudie untersucht Expositionen und Risiken von

Chrom und Chromverbindungen am Arbeitsplatz

18 Interview Jürgen Angerer zur Bedeutung des Human-Biomonitorings

24 Aus der Praxis Toner: Diskussionen um gesundheitliche Belastungen am

Arbeitsplatz halten an

28 Für Sie gelesen

31 Impressum

32 Kongresse

33 Aus dem BGFA

34 Termine

35 Publikationen

DNA-Reparaturmechanismen haben eine große Bedeutung für die arbeitsmedizinische Forschung Seite 15

Die aktuell abgeschlossene Hautschutzstudie des BGFA untersuchte, wie Hautmittel im Berufsalltag wirken. Seite 12

Das BGFA entdeckt Soforttyp-Allergie gegen Rhodiumsalze. Seite 6

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5BGFA-Info 03/08

Meldungen

Meldungen

BGFA Partner des Verbundprojekts ParkCHIP

Mit der Entwicklung eines Biomarker-Chips für das Parkinson-Syndrom hat sich die Ruhr-Universität Bochum unter Beteiligung des BGFA in der ersten Run-de des Spitzentechnologie-Wettbewerbs „Hightech.NRW“ durchgesetzt. Das Ziel des Verbundprojektes ParkCHIP ist die Prototyp-Entwicklung eines Biomarker-Chips für das Parkinson-Syndrom in ei-nem Zusammenschluss von Klinik und Wissenschaft. Ein umfangreiches Panel an Biomarkern, die diese Krankheit oder deren Progression möglicherweise ausrei-chend spezifisch charakterisieren können, soll im Praxistest validiert werden. Das Parkinson-Syndrom zählt zu den Erkrankungen, die schwierig zu diagnos-tizieren sind. Daher ist der Biomarker-Chip von hohem Interesse. Bei erfolgreichem Einsatz in dieser ersten Praxisphase hat dieser Chip nach Meinung führender Wirtschaftsforscher ein großes Potenzial im Zukunftsmarkt der Biotechnologie. Die Herstellung miniaturisierter Biomarker-Chips zur Charakterisierung eines verän-derten Autoimmunantikörper-Repertoires bei Parkinson-Patienten stellt damit einen innovativen Ansatz in der Diagnostik dar. Die erstmalige Etablierung eines einfa-chen, minimal invasiven diagnostischen Testverfahrens für das Parkinson-Syndrom könnte zur Absicherung der Diagnose, zur Beurteilung der Progressionsrate, zum Verständnis des natürlichen Krank-heitsverlaufes und zur Identifizierung von präsymptomatischen Parkinson-Patienten dienen. Langfristig soll dieses Projekt auch zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in Zukunfts-technologien in NRW beitragen. Die hier vorgestellte innovative Strategie zur Iden-tifizierung von Biomarkern lässt sich vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung mit hoher Wahrscheinlich-keit auch auf andere neurodegenerative Erkrankungen, wie beispielsweise Alzhei-mer, übertragen.

DFG fördert Projekt zur Krebsentstehung durch Arsen

Mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) führt das BGFA zusammen mit der Universität Duisburg-Essen ein Forschungsprojekt zur kanzerogenen Wirkung von Arsen auf humane Urothelzellen durch. Kooperationspartner für das Projekt sind PD Dr. Elke Dopp vom Institut für Hygiene und Arbeitsmedizin (Universitätsklinikum Essen) und Prof. Dr. Alfred Hirner, Institut für Umweltanalytik (Universität Duisburg-Essen). Am BGFA leitet Dr. Georg Johnen, Kompetenz-Zentrum Molekulare Medizin, das Projekt. Arsen wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eines der wichtigsten gesundheitsgefährdenden Trinkwasserbelastungen angesehen. Dabei sind die Mechanismen der arseninduzierten Kanzerogenese sehr komplex und in vielen Teilen noch nicht verstanden. Ziel des von der DFG geförderten Verbundprojekts ist die Erforschung der Entstehung von Harnblasenkarzinomen infolge einer Arsenbelastung. Das BGFA wird Modelle zur Kanzerogenese auf molekularer Ebene testen. Dabei werden sowohl genetische als auch epigenetische Veränderungen infolge verschiedener Arsenexpositionen durch die Messung von mRNAs, microRNAs, DNA-Methylierung und DNA-Mutationen bestimmt. Insbesondere chronische Exposi-tionen gegenüber niedrigen Konzentrationen und frühe DNA-Veränderungen sollen im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen.

BGFA als Standort im „Land der Ideen“ ausgezeichnet

Die Sieger des Wettbewerbs zur bundesweiten Veranstaltungsreihe „365 Orte im Land der Ideen“ für das Jahr 2009 stehen fest: Darunter ist auch das BGFA. Mit seiner Bewerbung „Forschung für den Ge-sundheitsschutz“ wird das Institut am 20. November 2009 der Ort im „Land der Ideen“ sein. An diesem Tag wird das BGFA sich und seine Arbeit der breiten Öffentlichkeit vorstellen. Einmal mehr präsentierte sich das BGFA als die Schnittstelle zwischen arbeitsmedizinischer Forschung und Praxis für den Gesundheitsschutz für rund 70 Millionen Versicherte und konnte damit die 18-köpfige Jury überzeugen. Die Initiative „Deutschland – Land der

Ideen“ zeichnet Erfolgsgeschichten aus, die Deutschland mit Kreativität und Innovationskraft zukunftsfähig machen. An jedem Tag des Jahres steht ein Ort in Deutschland im Mittelpunkt und macht seine Idee mit einer besonderen Veranstaltung für die Öffentlichkeit erlebbar. Die Initiative betont die Stärken des Standortes Deutschland und spie-gelt seine wesentlichen Eigen-

schaften wider: Einfallsreichtum, schöpferische Leidenschaft und visionäres Denken. Schirmherr der Initiative ist Bundespräsident Horst Köhler, auf den die Formulierung „Land der Ideen“ zurückgeht. „Deutschland - ein Land der Ideen: Das ist nach meiner Vorstellung Neugier und Experimentieren. Das ist in allen Lebensbereichen Mut, Kre-ativität und Lust auf Neues, ohne Altes auszugrenzen“, so der Bundespräsident. Die Initiative wird getragen von der Bundesregierung und der Wirtschaft, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und führende Unternehmen.

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6 BGFA-Info 03/08

Zwei Metalle der 6. Periode des Periodensystems der Elemente sind als Auslöser einer Soforttyp-Allergie bekannt: Platin und Iridium. Während die Platinsalzallergie häufig ist, wurde von einer Soforttyp-Allergie auf Iridiumsalze nur einmal berichtet (1). Es handelte sich um einen Arbeiter eines elektro-chemischen Be-triebs, der Titan-Anoden herstellte. Der Pricktest mit Iridiumchlo-rid war positiv und Scratchtests mit einer Iridiumchloridlösung sowie mit Iridiumsalz enthaltenden Lösungen vom Arbeitsplatz produzierten systemische allergische Reaktionen.

Platinsalzallergien treten bei Arbeitern in Edelmetallscheiderei-en (2) und der Katalysatorherstellung (3) häufig auf. In beiden Industrien besteht eine komplexe Exposition zu verschiedenen Metallen. Die Diagnose wird in der Regel durch arbeitsbezogene Beschwerden und einen positiven Pricktest mit Platinsalz gestellt, der hoch spezifisch ist. Expositionstests können arbeitsbezogen nach Mischen der Platinsalze mit Laktose (4) oder als bronchiale Provokationstests mit direkter Inhalation der Salzlösung mittels Vernebler erfolgen (5).

Palladium, Rhodium and Ruthenium gehören der 5. Periode des Periodensystems der Elemente an. Es ist bekannt, dass Arbeiter

Rolf Merget, Ingrid Sander, Thomas Brüning

von Edelmetallscheidereien und Katalysatorproduktionen mit einer Platinsalzallergie positive Pricktests mit diesen Metallen aufweisen können (6-8). Da diese Personen primär gegenüber Platinsalzen exponiert waren, werden die Kutanreaktionen auf Palladium, Rhodium und Ruthenium als Kreuzreaktionen interpretiert (2). Es existiert nur eine Fallbeschreibung über ein berufliches Soforttyp-Asthma durch Palladiumsalze (9). Die Exposition erfolgte durch Emissionen aus einem Palladiumchlorid enthaltenden Galvanikbad. Dieser Arbeiter zeigte ausschließlich einen positiven Pricktest mit Tetrammin-Palladium(II)chlorid (1 µg/mL) sowie einen positiven bronchialen Provokationstest mit diesem Salz, das als Aerosol appliziert wurde. Eine Rhodiumsalz-Soforttyp-Allergie ist bislang nicht beschrieben.

Fallbeschreibung

Wir berichten die Kasuistik eines Versicherten, der sich zur Begutachtung hinsichtlich einer Berufskrankheit 4301 (Durch allergisierende Stoffe verursachte obstruktive Atemwegserkran-kungen) im BGFA vorstellte. Der 27-jährige atopische Nichtraucher begann seine Tätigkeit als Galvaniseur 1997, hatte aber bis 2002 nur selten Metallkontakt. Ab 2002 war er mit dem Ansetzen der

Rhodium ist ein silberfarbenes Metall, das vor allem als Katalysator- oder Beschichtungsmaterial eingesetzt wird. Beim Recycling entsprechender Produkte können Expositionen gegenüber Rhodium auch in Edelmetall-scheidereien auftreten. Das Metall zählt zur Gruppe der Platinmetalle, von denen bereits einige als Auslöser für allergische Reaktionen bekannt sind. Rhodium gehörte bislang nicht dazu. Das BGFA hat jetzt den ersten Fall einer Soforttyp-Allergie gegen Rhodiumsalze bei einem 27-jährigen Galvaniseur beschrieben.

Allergie gegen Rhodium?

BGFA entdeckt Soforttyp-Allergie gegen Rhodiumsalze

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7BGFA-Info 03/08

ARBEITSMEDIZINISCHER FALL

Galvanikbäder, insbesondere der Rhodiumbäder beschäftigt. Hierbei bestand Exposition zu verschiedenen Rhodiumsalzen und in geringerem Umfang zu Goldsalzen. Während er täglich gegenüber Rhodiumsalzen exponiert war, kam es zusätzlich etwa einmal im Monat zu einer Exposition gegenüber Platinsalzen. Drei Jahre später entwickelte er arbeitsbezogenen Fließschnup-fen und Atembeschwerden. Diese Beschwerden konnte er der Exposition zu Rhodiumsalzen zuordnen. Zu Platinsalzen bestand kein Bezug.

Eine erste auswärtige Untersuchung im Januar 2007 zeigte einen positiven Expositionstest mit erhitztem Rhodiumsulfat, das der Patient von der Arbeit mitgebracht hatte. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er Ende 2007 innerhalb des Betriebs versetzt. Danach kam es noch zu gelegentlichem arbeitsbezogenen Fließ-schnupfen und Atembeschwerden beim Ansetzen von Rhodi-umbädern – trotz Abzug und dem Benutzen von Atemschutz. Außerhalb des Arbeitsplatzes war er beschwerdefrei.

Untersuchungen am BGFA

Im Mai 2007 wurde der Patient erstmals am BGFA untersucht. Er war ohne Medikation und in den letzten Tagen vor der Untersu-chung beschwerdefrei. Es wurden Pricktests mit verschiedenen Metallsalzen durchgeführt: Natriumchloridsalze von Platin (Na2PtCl6), Rhodium (Na3RhCl6), Palladium (Na2PdCl4), Iridium (Na3IrCl6) und Gold (NaAuCl4). Die Metallsalze wurden von De-

gussa (Hanau) als 22 mmol/L Lösungen zur Verfügung gestellt. Diese Stammlösungen wurden am Tag vor der Untersuchung zehnfach mit Phosphatpuffer verdünnt. Um Verunreinigungen zu erkennen, wurden die 2,2 mmol/L-Lösungen von Platin- und Rhodiumchlorid auf weitere Edelmetalle (Rh, Pt, Pd, Ru, Ir, Au) mit ICP-OES (Inductively Coupled Plasma Optical Emission Spectrometry) untersucht. Dabei konnten keine Verunreinigungen festgestellt werden: 440 mg/L Platin und 220 mg/L Rhodium wurden in den entsprechenden Lösungen gemessen; alle ande-ren Metalle lagen unter 0,2 mg/L. Für Metalle, die im Pricktest eine Reaktion hervorriefen, wurde eine Dosis-Wirkungskurve in vierfachen Verdünnungsschritten bis 0,13 µmol/L (ingesamt sieben Verdünnungsschritte) erstellt.

Außerdem wurden quantitative bronchiale Provokationstests durchgeführt. Diese erfolgten mit den gleichen Salzen von Pla-tin und Rhodium in vierfachen Dosierungsschritten mit einem APSpro Dosimeter (Cardinal Health, Würzburg) und einem DeVil-biss 646 Vernebler (DeVilbiss, Malsch) an zwei aufeinander fol-

Abb. 1: Quaddeldurchmesser im Pricktest mit Na2PtCl6 und Na3RhCl6. Angegeben sind jeweils arithmetische Mittelwerte von Doppelbe-stimmungen. Der Konzentrationsbereich lag zwischen 0,1 µmol/L und 2,2 mmol/L.

Abb. 2: Zeit-Wirkungskurve der bronchialen Provokationstests mit Na3RhCl6 (A) und Na2PtCl6 (B). Die Inhalationen begannen mit ei-ner Konzentration von 0,13 nmol/L (eine Dosis von 5,9 fmol) mit bei-den Metallsalzen. Bei Platinsalz betrug die höchste Konzentration 34,4 µmol/L oder 6.7 mg Metall/L (eine Dosis von 1,55 nmol oder 293 ng Metall), bei Rhodiumsalz betrug die höchste Konzentration 2,1 µmol/L oder 216 µg Metall/L (eine Dosis von 97 pmol oder 10 ng Metall). Blau: spezifischer Atemwegswiderstand (sRt); rot: FEV1. Die Messungen erfolgten jeweils zehn Minuten nach jeder Inhalation.

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8 BGFA-Info 03/08

genden Tagen. Aus Sicherheitsgründen wurde mit 1000-fach verdünnteren Lösungen als im Pricktest begonnen. Die niedrigste Metallsalz-Konzentration war 0,13 nmol/L entsprechend einer Dosis von 5,9 fmol.

Bodyplethysmographie und Spirometrie wurden durchgeführt. Der spezifische Atemwegswiderstand und FEV1 wurden zehn Minuten nach jeder Inhalation registriert. Ein Test wurde bei einem FEV1-Abfall von mehr als 20 Prozent abgebrochen. Ein Methacholintest erfolgte am Tag vor und nach den spezifischen Provokationen (10).

Ergebnisse

Die Lungenfunktion war normal (FEV1 109%Soll), es zeigte sich aber eine bronchiale Hyperreaktivität (Provokationsdosis für einen Abfall der Einsekundenkapazität um mehr als 20 Prozent (PD20FEV1): 161 µg Methacholin). Im Pricktest mit Rhodiumsalz zeigte der Patient Quaddelreaktionen ab Konzentrationen von 2,1 µmol/L (0,216 mg Metall/L), mit Platinsalz ab 550 µmol/L (107 mg Metall/L). Die Empfindlichkeit auf Rhodiumsalz war somit ca 250-fach höher als auf Platinsalz. Die Dosis-Wirkungskurve mit beiden Metallsalzen war annähernd linear (Abbildung 1). Pricktests mit Palladium-, Iridium- und Goldsalz waren negativ.

In den bronchialen Provokationstests zeigten sich Sofortreakti-onen bei 0,097 nmol Rhodiumsalz (10 ng Metall) und 1,55 nmol Platinsalz (293 ng Metall) (Abbildung 2). Die Empfindlichkeit auf Rhodiumsalz war somit um den Faktor 16 höher als auf Platinsalz. Der Methacholintest 24 Stunden nach der letzten spe-zifischen Provokationstestung zeigte eine PD20FEV1 von 73 µg Methacholin.

Diskussion

Die Diagnose einer Rhodiumsalz-Allergie basiert auf typischen arbeitsbezogenen asthmatischen und rhinitischen Beschwerden sowie auf positiven Prick- und Provokationstests mit Rhodium-chlorid. Die Spezifität des Pricktests mit Rhodiumsalzen wurde bereits früher gezeigt (6-8, 11), deshalb wurde auf entsprechende Tests bei nichtexponierten Kontrollpersonen verzichtet.

Aus ethischen Gründen und in Anbetracht der sehr geringen Rhodiumdosis für eine bronchiale Reaktion des Patienten wurde ebenfalls von bronchialen Provokationstests bei nichtexponierten Kontrollpersonen abgesehen, da eine irritative Reaktion sehr

unwahrscheinlich war. Auch die Zunahme der bronchialen Hyperreaktivität nach den beiden

spezifischen Testungen spricht für einen immunologischen Mechanismus. Frühere Untersuchungen konnten zeigen, dass Provokationstests mit Platinsalzen bei wesentlich höhreren Dosen hochspezifisch sind (5). Die Reaktivität des Patienten im Prick- und Provokationstest auf Rhodiumsalz war in der gleichen Größen-ordnung wie die Reaktivität von Edelmetallscheidereiarbeitern auf Platinsalz (5).

Interessanterweise zeigten sich positive Reaktionen im Prick-test mit Rhodiumsalz mit den gleichen Konzentrationen wie im bronchialen Provokationstest. Retrospektiv wurde die Startdosis

Rhodiumdraht und Rhodiumfolie

Abb.: Ausschnitt aus der Kristallstruktur des

Natriumchloridsalzes von Rhodium (Na3RhCl6)

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9BGFA-Info 03/08

ARBEITSMEDIZINISCHER FALL

im bronchialen Provokationstest zu gering gewählt, aber die vierfachen Verdünnungsstufen waren geeignet, da keine schwere Bronchialobstruktion auftrat.

Da positive Pricktests mit Rhodiumsalzen bei Platinsalz-allergi-schen Arbeitern in Edelmetallscheidereien (6-7) und Katalysator-produktionen (8) beobachtet wurden, könnte die Rhodiumsalz-Sensibilisierung des Patienten als Kreuzreaktivität bei primärer Platinsalzallergie interpretiert werden. Dies ist aber aus mehreren Gründen im vorliegenden Fall wenig wahrscheinlich: Zum einen war der Patient ein Galvaniseur mit wesentlich häufigerem Kon-takt zu Rhodium als zu Platin. Das Gegenteil trifft für Arbeiter in Scheidereien und Katalysatorproduktionen zu: Hier ist die Exposition gegenüber Platinsalzen dominant. Zweitens waren die Beschwerden mit Rhodium-, nicht aber mit Platinsalzexposition assoziiert. Drittens war der Patient sowohl im Prick- als auch im bronchialen Provokationstest im Vergleich zu Platin wesentlich empfindlicher gegenüber Rhodium. Verunreinigungen der Test-substanzen konnten jeweils durch Metallanalysen ausgeschlossen werden. Die Reaktionen auf Platinsalze können als Kreuz- oder Kosensibilisierung interpretiert warden, eine Unterscheidung ist nicht möglich, da der Patient gegenüber beiden Metallen exponiert war.

Die Untersuchungen am BGFA konnten bei dem Patienten keine spezifischen IgE-Antikörper gegen Rhodiumsalz nachweisen. Dies spricht aber nicht gegen einen IgE-vermittelten Mechanismus, denn auch bei Platinsalzen gelingt der In-vitro-IgE-Nachweis nur mit geringer Sensitivität (2).

Der Patient berichtet über Beschwerden nach Einwirkung meh-rerer Rhodiumsalze. Am BGFA wurde nur mit Rhodiumchlorid getestet, man kann aber davon ausgehen, dass Tests mit an-deren Rhodiumsalzen ähnliche Reaktionen gezeigt hätten, wie für Platinsalze bekannt (12). Diese Annahme wird gestützt durch die Beschwerden des Patienten nach Kontakt mit verschiedenen Rhodiumsalzen und dem früher positiv beschriebenen Expositi-onstest mit Rhodiumsulfat.

Luftmesswerte oder ein Biomonitoring lagen im vorliegenden Fall nicht vor. In Anbetracht der zuletzt seltenen arbeitsbezogenen Beschwerden erscheint dies für die Diagnose und Prävention letz-lich auch entbehrlich. Nach Aussagen des Patienten benutzte er zuletzt grundsätzlich einen Abzug und Atemschutz. Eine Anerken-nung als Berufskrankheit 4301 war nicht möglich, da die gefähr-dende Tätigkeit noch nicht aufgegeben wurde. Da gelegentliche Symptome trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen persistierten und eine bronchiale Hyperreaktivität gemessen werden konnte, wurde komplette Expositionskarenz gegenüber Rhodium- und Platinsalzen empfohlen. Eine innerbetriebliche Versetzung aus dem exponierten Bereich heraus wird angestrebt.

Die Autoren:Prof. Dr. Thomas Brüning, Prof. Dr. Rolf Merget,

Dr. Ingrid SanderBGFA

Wis

sen

Literatur

1. Bergman A, Svedberg U, Nilsson E. Contact urticaria with anaphylactic reactions caused by occupational exposu-re to iridium salt. Contact Dermatitis 1995;32:14-17

2. Bernstein IL, Merget R. Metals. In: Asthma in the work-place, 3rd edition. Bernstein, Chan-Yeung, Malo, Bern-stein, eds. Marcel Dekker Inc. New York 2006, 525-554

3. Merget R, Kulzer R, Dierkes-Globisch A, Breitstadt R, Ge-bler A, Kniffka A, Artelt S, Koenig HP, Alt F, Vormberg R, Baur X, Schultze-Werninghaus G. Exposure-effect re-lationship of platinum salt allergy in a catalyst produc-tion plant - Conclusions from a five-year prospective co-hort study. J Allergy Clin Immunol 2000;105:364-370

4. Pepys J, Pickering CAC, Hughes EG. Asthma due to inhaled chemical agents- complex salts of pla-tinum. Clin Allergy 1972;2:391-396

5. Merget R, Schultze-Werninghaus G, Bode F, Berg-mann EM, Zachgo W, Meier-Sydow J. Quantitative skin prick and bronchial provocation tests with pla-tinum salt. Br J Indust Med 1991;48:830-837

6. Murdoch RD, Pepys J. Platinum group metal sensitivi-ty: reactivity to platinum group metal salts in platinum ha-lide salt-sensitive workers. Ann Allergy 1987;59:464-469

7. Murdoch RD, Pepys J, Hughes EG. IgE antibody res-ponses to platinum group metals: a large scale re-finery survey. Br J Ind Med 1986;43:37-43

8. Cristaudo A, Sera F, Severino V, De Rocco M, Di Lella E, Picar-do M. Occupational hypersensitivity to metal salts, including platinum, in the secondary industry. Allergy 2005;60:159-164

9. Daenen M, Rogiers P, van de Walle C, Rochette F, De-medts M, Nemery B. Occupational asthma caused by palladium. Eur Respir J 1999; 13:213-216

10. Baur X, Huber H, Degens PO, Allmers H, Ammon J. Relation between occupational asthma case history, bronchial metha-choline challenge, and specific challenge test in patients with suspected occupational asthma. Am J Ind Med 1998;33:114-221

11. Santucci B, Valenzano C, de Rocco M, Cristaudo A. Pla-tinum in the environment: frequency of reactions to platinum-group elements in patients with dermati-tis and urticaria. Contact Dermatitis 2000;43:333-338

12. Cleare MJ, Hughes EG, Jacoby B, Pepys J: Im-mediate (type I) allergic responses to plati-num compounds. Clin Allergy 1976;6:183-195

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10 BGFA-Info 03/08

Beschäftigte in der Holzindustrie sind oft gegenüber einer Vielzahl verschiedener Hart- und Weich-Holzstäube exponiert. Als Ursache allergischer Atemwegserkrankungen wird häufig der Staub des tropischen Abachiholzes beschrieben, das überwiegend im Sau-na- und Modellbau Einsatz findet. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Holzarten, die überwiegend allergische Reaktionen der Haut (Typ IV) hervorrufen, hat Abachiholz einen sehr hohen Proteingehalt, der das Holz als effektiven Atemwegsensibilisator (Typ I) prädestiniert. Da die ursächlichen Abachiholz-Allergene identifiziert und charakterisiert sind (2-4), eignet sich Abachiholz daher ausgezeichnet als Modellsystem für die Quantifizierung luftgetragener Atemwegsallergene am Arbeitsplatz.

Das Testprinzip

Bei der Auswahl geeigneter Testverfahren ist zu berücksichtigen, dass immunologische Tests anderen, wie beispielsweise enzyma-tischen Nachweismethoden, durch die hochspezifische Erkennung des Allergens und die enorme Sensitivität weit überlegen sind. Eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung eines im-munologischen Nachweisverfahrens sind spezifische Antikörper. Diese können allergenspezifische polyklonale IgG-Antikörper von immunisierten Tieren sein oder auch monoklonale IgG-Antikörper, die von entsprechend präparierten Hybridomzelllinien produziert werden. Für das Verfahren zur Quantifizierung von Abachiholzal-lergenen wurden polyklonale (pAk) IgG-Antikörper verwendet, die durch die Immunisierung von Kaninchen gewonnen wurden

und insbesondere das Hauptallergen des Abachiholzes (Trip s 1) spezifisch erkennen.

Spezifisches IgG für Allergenexpositionsmessung

Ein Allergen ist definiert als ein Protein, das von humanen IgE-Antikörpern gebunden wird. Für Abachiholz sind verschiedene IgE-bindende Proteine beschrieben, die zum Teil nur von einzel-nen Personen, zum Teil aber auch von allen Personen als Allergen erkannt werden. Jeder einzelne Abachiholz-Allergiker erkennt dabei sein individuelles Allergen-Spektrum, das je nach Sensibili-sierung nur ein Allergen oder viele Allergene umfassen kann. Um aber eine effektive Quantifizierung des Gesamtallergengehaltes durchführen zu können, benötigt man ein Nachweisverfahren, mit dem alle relevanten Proteine erfasst werden. Dazu wurde ein Kaninchen mit einem Abachiholzextrakt immunisiert. Die Immunisierung führt zur Produktion und Sekretion von vielen verschiedenen, hochspezifischen IgG-Antikörpern. Diese poly-klonalen IgG-Antikörper werden dann aus dem Blut des Kanin-chens gewonnen und auf ihre Spezifität geprüft. Erkennen die polyklonalen IgG-Antikörper alle relevanten Proteine, können sie für die Abachiholzallergenquantifizierung eingesetzt werden.

Das Verfahren zur Quantifizierung von Abachiholzallergen wurde nach dem Prinzip des Inhibitionstests aufgebaut. Für die Test-durchführung (5) werden Abachiholzallergene an eine Festphase gekoppelt. Die Abachiholzallergen-spezifischen IgG-Antikörper

Sabine Kespohl, Johannes Schulze, Monika Raulf-Heimsoth

Etwa 700 000 Beschäftigte sind in Deutschland beruflich gegenüber Holzstaub exponiert (1). Diese Belastung kann zu Atemwegsallergien führen. Um Erkrankungen am Arbeitsplatz zu vermeiden, sind für zahlreiche Stoffe Arbeitsplatz-grenzwerte (AGW) aufgestellt worden. Dazu wird eine eindeutige Dosis-Wirkungsbeziehung benötigt, die allerdings bei sensibilisierenden Stoffen bislang noch nicht bestimmt werden konnte, da einerseits die individuelle Empfind-lichkeit stark variiert und andererseits die Luftkonzentrationen der Allergene nicht gemessen werden konnten. Um eine Korrelation von Holzstaubexposition und allergischen Symptomen berechnen zu können, ist es entscheidend, nicht nur den einatembaren Staub nach EN 481 zu messen, sondern die tatsächliche Allergenkonzentration. Deshalb entwickelte das BGFA ein Testverfahren zur Quantifizierung von Holzallergenen – am Beispiel von Abachiholz.

Holzstauballergene werden messbarBGFA entwickelt Verfahren zur Quantifizierung von Abachiholzallergenen

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11BGFA-Info 03/08

FORSCHUNG

werden zusammen mit definierten Mengen Abachiholzallergen als Standard beziehungsweise der zu untersuchenden Probe mit der Festphase in Kontakt gebracht. Da die in Lösung befindlichen Antikörper sich sowohl an die Allergene auf der Festphase als auch an die Allergene, die sich in der Lösung befinden, binden können, entsteht ein Gleichgewicht zwischen gebundenem und gelöstem Abachiholzallergen. Das bedeutet, mit zunehmender Allergenkonzentration in der Probe nimmt die spezifische Abachiholz-Antikörperbindung an die Festphase ab. In einem zweiten Reaktionsschritt wird nun die Menge der gebundenen Antikörper bestimmt. Dies erfolgt über einen enzymkonjugierten Nachweisantikörper. Durch Substratzugabe kommt es zu einer proportionalen Farbentwicklung, wobei eine geringe Farbintensi-tät eine hohe Abachiallergen-Konzentration in der Probe anzeigt. Anhand einer Standardkurve kann der Abachiholzallergengehalt in der Holzstaubprobe exakt bestimmt werden (siehe Abbildung). Mitgeführte Holzstaubproben anderer Spezies zeigten auch in hohen Konzentrationen keinerlei Kreuzreaktivität, was die hohe Testspezifität verdeutlicht.

Holzallergen-Messung in der Praxis

Mit diesem Testverfahren wurde in drei Abachiholz-verarbeiten-den Betrieben (6) der tatsächliche Allergengehalt am Arbeitsplatz bestimmt (siehe Tabelle). Insgesamt wurden zweimal vier und einmal sechs Proben mit einem stationären VC25-Staubsammler während verschiedener Arbeitsprozesse genommen. In den drei Betrieben wurden durchschnittliche Staubkonzentrationen zwischen 0,4 und 2,3 mg/m³ gemessen. Der gemessene Aller-

gengehalt in der Luft lag bei 8 bis 20 ng/m³. Auffällig bei den Messungen war, dass die gemessene Staubkonzentration am Arbeitsplatz nicht mit der Allergenkonzentration korrelierte. So wurde in Firma 2 die höchste Staubkonzentration von 2,3 mg/m³ Luft gemessen, der Allergengehalt in der Luft hingegen lag mit 10 ng/m³ im mittleren Bereich. Umgekehrt wurde in Firma 3 mit der höchsten Allergenkonzentration von 19 ng/m³ nur eine mittlere Holzstaubkonzentration von 1,1 mg/m³ gemessen. Die Staubkonzentration ist demnach kein zuverlässiges Werkzeug, um Sensibilisierungsrisiken zu detektieren. Die schlechte Korrelation zwischen Staub- und Allergen-Konzentration lässt vermuten, dass die jeweils verarbeiteten Abachihölzer möglicherweise unter-schiedliche Allergengehalte haben. Proteinbiochemische Untersu-chungen der verschiedenen Abachiholzentitäten bestätigen, dass der unterschiedliche Allergengehalt zum einen von der Lagerdauer des Holzes, aber auch vom Herkunftsland abhängig ist (6).

Die Daten geben zwar keinen direkten Aufschluss über eine Dosis-Wirkungsbeziehung von Holzallergenen und Sensibilisie-rungsrisiko, der Test zeigt aber, dass eine allergenspezifische Messung Risikoquellen einer Sensibilisierung bei exponierten Beschäftigten erkennt und zur Überprüfung von Interventions-maßnahmen verwendet werden kann.

Die Autoren:Dr. Sabine Kespohl, PD Dr. Monika Raulf-Heimsoth

BGFADr. Johannes Schulze

Holz-Berufsgenosssenschaft

Standardkurve zum Ablesen des Allergengehalts

Firma Staubgehalt (mg/m³ Luft) Allergenkonz. (ng/mg³ Luft)

1 0,4 8,0

2 2,3 10,0

3 1,1 19,0

Testergebnisse der untersuchten Firmen: Staub- und Allergengehalt in der Luft bei drei untersuchten Firmen

Lite

ratu

trLiteratur:

1. Kauppinen T, Vincent R, Liukkonen T, Grzebyk M, Kaup-pinen A, Welling I, et al. Occupational exposure to in-halable wood dust in the member states of the Eu-ropean Union. Ann Occup Hyg 2006;50:549-61

2. Ferrer A, Maranon F, Casanovas M, Fernandez-Caldas E. Asthma from inhalation of Triplochiton scleroxylon (samba) wood dust. J Invest Allergol Clin Immunol 2001;11,199-203

3. Quirce S, Hinojosa M, Maranon F, Ferrer A, Fernandez-Cal-das E, Sastre J. Identification of obeche wood (Triplochi-ton scleroxylon) allergens associated with occupational asthma. J Allergy Clin Immunol 2000;106:400-1

4. Kespohl S, Sander I, Merget R, Petersen A, Meyer HE, Sickmann A, et al. Identification of an obeche (Triplochiton scleroxylon) wood allergen as a class I chitinase. Allergy 2005;60:808-14

5. Kespohl S, Sander I, Wolf J, Woeste W, Brüning T, Raulf-Heimsoth M: Identifizierung und Quantifizie-rung von Abachiholzallergenen am Arbeitsplatz. Ge-fahrstoffe und Reinhaltung der Luft, 2005;65:472-477

6. Kespohl S, Sander I, Schulze J, Poppe M, Brüning T, Raulf-Heimsoth M: Development of an obeche wood allergen quan-tification assay for assessment of allergen exposure in work-places. Scand J Work Environ Health, 2008;34:387-95

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12 BGFA-Info 03/08

Die Kosten von rund 1,25 Milliarden Euro pro Jahr, die beruflich bedingte Hauterkrankungen den gesetzlichen Unfallversiche-rungsträger verursachen, machen es deutlich: Eine gezielte Prävention ist unerlässlich. Das Tragen von Schutzhandschuhen ist zwar eine Möglichkeit, aber nicht immer umsetzbar. In diesen Fällen kommen Hautmittel – also Hautschutz- (HS) und Haut-pflegemittel (HP) – eine besondere Bedeutung zu. Bisher fehlt allerdings eine ausreichende wissenschaftliche Bewertung der Wirkung dieser Hautmittel für die betriebliche Primärprävention. So liegen überwiegend nur Herstellerangaben zur Wirksamkeit von Hautmitteln vor. Relevante Fragen zur Qualität der Inhalts-stoffe, wie häufig die Hautmittel aufgetragen werden müssen und wie sie von Arbeitnehmern im betrieblichen Alltag überhaupt integriert werden können, sind in vielen Bereichen weitgehend unbeantwortet.

Mit der Interventionsstudie „Objektivierung der Wirkung von Hautschutzexterna unter Berücksichtigung von Einzel- und Mischexpositionen“ hat das BGFA in Kooperation mit der Klinik für Dermatologie und Allergologie im St. Josefs-Hospital der Ruhr-Universität Bochum und mit Unterstützung der Vereinigung der Metall-Berufsgenossenschaften eine vergleichende Untersuchung zur Überprüfung der Wirksamkeit von Hautmitteln durchgeführt. Als Studienkollektiv wurden Arbeitnehmer eines mittelständischen metallverarbeitenden Betriebs ausgewählt. Sie sind gegenüber Kühlschmierstoffen exponiert, die hautirritativ wirken.

„Gesunde Haut – weniger Hauterkrankungen“ – mit diesem Slogan wirbt die Präventionskampagne Haut für gesunde Haut im Beruf und im Privatleben. Mehr als 10 000 Berufskrankheiten, die im Jahr 2007 von den Berufsgenossenschaften bestätigt wurden, betrafen die Haut. Das sind mehr als 43 Prozent aller Berufskrankheiten. Diese Zahlen sprechen für die Notwendigkeit eines konsequenten Hautschutzes am Arbeitsplatz. Eine Möglichkeit die Haut zu schützen, ist das Tragen von Handschuhen. Ist das im Arbeitsablauf nicht immer möglich, kommen Hautmittel zum Einsatz. Das BGFA hat in einer Studie untersucht, wie diese wirken.

Randomisierte Interventionsstudie

Das Besondere dieser Studie ist ihr Design: Mittels einer ran-domisierten Interventionsstudie wurden unter einheitlichen Untersuchungsbedingungen sowie einer umfangreichen Ex-positionserfassung ein definiertes Hautschutzkonzept unter standardisierten Bedingungen mit dem betrieblichen Ist-Zustand verglichen. Hierzu wurden die Teilnehmer der Studie in einer Eingangsuntersuchung hautärztlich untersucht und ein klinischer Befund der Haut erhoben. Nach einer Klimatisierungsphase wurden hautphysiologische und mikrotopographische Untersu-chungen durchgeführt. Neben dem umfangreichen Fragenkatalog zu beruflichen Faktoren, wie Tätigkeit und Kühlschmierstoffbe-lastung, wurden die Teilnehmer auch zu bisher durchgeführten Hautschutz- und Hautpflegemaßnahmen sowie außerberuflichen Faktoren befragt.

Mit der Erstuntersuchung konnte der betriebliche Ist-Zustand ermittelt werden. Anschließend wurden die Probanden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Danach erfolgte in jeder dieser Gruppen die ebenfalls randomisierte Aufteilung auf jeweils zwei Inter-ventionsarme. Eine Gruppe wendete auf einer Hand Hautschutz an, die andere Hand blieb ohne Anwendung. Die zweite Gruppe verwendete bei einer Hand Hautschutz- und Hautpflegemittel, bei der anderen nur Hautschutzmittel.

Hautschutz in der Praxis

Interventionsstudie abgeschlossen

Dirk Taeger, Heinrich Dickel, Beate Pesch,

Sandra Schöneweis, Anke Leiste, Rolf Merget, Peter Altmeyer, Thomas Brüning

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13BGFA-Info 03/08

FORSCHUNG

Eingehende Schulung der Probanden

Um eine korrekte Anwendung der Hautmittel zu gewährleisten, wurden die Probanden hinsichtlich der in der Gruppe durch-zuführenden Hautschutz- und/oder Hautpflegemaßnahmen geschult und es wurden ihnen Informationsblätter mitgegeben. Darin wurden die notwendigen Hautschutz- und Hautpflege-maßnahmen anhand von Piktogrammen eingängig dargestellt. Zudem wurden den Probanden Einmalhandschuhe ausgehändigt, damit die eine Hand entsprechend der Interventionsmaßnahme eingecremt werden konnte, ohne dass die andere Hand damit in Kontakt kam.

Die Untersuchung des Hautbefundes wurde nach drei, sechs und zwölf Monaten wiederholt. Bei den Folgevisiten wurde zunächst erneut eine eingehende Schulung über die anzuwendenden Hautschutz- und Hautpflegemaßnahmen durchgeführt. Aufge-brauchte Tuben wurden eingesammelt und neue ausgehändigt. Die klinischen, hautphysiologischen und mikrotopographischen Untersuchungen wurden entsprechend wiederholt. Während des gesamten Studienverlaufs wurde die korrekte Anwendung der Hautmittel durch regelmäßiges Aufsuchen der Probanden im Betrieb gewährleistet. Innerhalb des Studienjahres untersuchte das BGFA insgesamt 96 Beschäftigte des Bochumer Getriebe-herstellers. Die ausschließlich männlichen Probanden waren zwischen 17 und 65 Jahre alt. Alle kommen mit Kühlschmierstoffen in Kontakt und müssen überwiegend ohne Schutzhandschuhe arbeiten.

Bewertung durch zwei Fachärzte

Der klinische Hautbefund der Probanden wurde durch den Stu-dienarzt erhoben, dem die Gruppenzugehörigkeit der Probanden

nicht bekannt war. Zudem wurde eine Bilddokumentation der Hände angefertigt. Nach Studienende bewertete ein weiterer Hautarzt – unabhängig und in Unkenntnis des ursprünglichen Befundes – die Hände mittels der vorliegenden Befunde. Wichen der erste und der zweite Befund voneinander ab, besprachen die Ärzte ihre getroffenen Einteilungen noch einmal gesondert. Der Hautzustand wurde in eine von drei Gruppen eingeteilt: • unauffälliger Befund• gering auffälliger Befund • auffälliger BefundEin „auffälliger“ Befund beinhaltet Hautveränderungen, die eine spezifische Therapie notwendig erscheinen ließen.

Während des Studienverlaufs verbesserte sich der Hautzustand der Probanden. Zu Beginn der Studie – also vor der Intervention – waren vier Hautbefunde „auffällig“. Am Studienende hatte sich einer der „auffälligen“ Hautbefunde zu einem „unauffälligen“ entwickelt und die drei anderen in „gering auffällige“ Befunde. Die Anzahl der „unauffälligen“ Befunde stieg im Studienzeitraum von 63 auf 68 Prozent, während die Anzahl der „geringfügig auffälligen“ Befunde von 35 auf 32 Prozent sank.

Kein „auffälliger“ Befund am Ende der Studie

Am Studienende wies kein Proband mehr einen „auffälligen“ Befund auf. Ein bestimmter Interventionsarm konnte für diese Verbesserung nicht verantwortlich gemacht werden, da die vier, zu Beginn der Studie, „auffälligen“ Hautbefunde nur in zwei von den vier Interventionsarmen aufgetreten sind. Die Fallzahlen reichen allerdings nicht aus, um hierzu eine eindeutigere Aussage treffen zu können. Die Analyse der hautphysiologischen und mikrotopographischen Parameter zeigte eine Abhängigkeit von

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14 BGFA-Info 03/08

exogenen Faktoren wie mittlere Tagestemperatur und mittlerer relativer Luftfeuchte in Bochum – aber auch Alter und Hauttyp, je nach betrachtetem Parameter. So lässt sich beim Hautkontrast ein besseres Ergebnis bei der Gruppe feststellen, die Hautschutz- und Hautpflegemittel verwendet hat. In dieser Gruppe stieg auch die Hautfeuchtigkeit. Der signifikante Anstieg beim pH-Wert der Haut in den Interventionsarmen mit der lediglichen Anwendung von Hautmitteln dürfte am ehesten artifiziell auf die angewandten Präparate zurückzuführen sein.

Motivierte Probanden

Ziel der Studie war unter anderem, Erkenntnisse über den Einfluss von Hautmitteln auf den Hautzustand unter realen Arbeitsbe-dingungen zu gewinnen. Durch gezielte Schulungsmaßnahmen der Arbeitnehmer konnte das Eincremeverhalten nach einem Jahr bei 80 Prozent der Probanden als sehr gut bis gut und bei 10 Prozent der Teilnehmer immerhin noch als befriedigend beurteilt werden.

Die Tatsache, dass kein Hautbefund nach Studienabschluss als „auffällig“ eingestuft werden musste, demonstiert einen vorhandenen Interventionseffekt. Ob dieser tatsächlich auf die Anwendung der Hautmittel zurückzuführen ist oder auf das erhöhte Bewusstsein der Probanden und daraus resultierender Verhaltensänderungen, die den Hautzustand beeinflussen, lässt sich nicht abschließend klären.

Verschiedene Effekte feststellbar

Die hautphysiologischen und mikrotopographischen Parameter zeigten, dass sie insbesondere von exogenen klimatischen Fak-toren abhängig sind. Die Klimatisierungszeit in der Klimakam-mer reichte offenbar nicht aus, diese Effekte zu verhindern. Die Abhängigkeit von exogenen Faktoren lässt den Einsatz dieser Verfahren an einer überwiegend gesunden Haut, zur Evaluierung des Hautzustandes unter Feldbedingungen, nicht als aussage-kräftig erscheinen. Die Beurteilung der Hautgesundheit durch einen Facharzt, gegebenenfalls in Kombination mit den haut-physiologischen und mikrotopographischen Parametern, scheint hier eher angebracht zu sein. Ein Einfluss der Hautmittel auf die Haut ist insbesondere für die Hautfeuchtigkeit und den pH-Wert zu sehen. Die Zunahme der Hautfeuchtigkeit und die Erhöhung des pH-Wertes könnte auf einen Interventionseffekt hinweisen, der durch die Anwendung der Präparate induziert wurde.

Abschließend liefert diese Studie zwei Erkenntnisse: Zum einen sind randomisierte Interventionsstudien zum Thema Wirksamkeit von Hautmitteln im beruflichen Alltag durchführbar. Zum anderen führt eine verbesserte Aufmerksamkeit für Hautschutz und Haut-pflege zu einem verbesserten Hautzustand. Die Anwendung von Hautmitteln unterstützt diesen Effekt, allerdings lässt sich eine Beurteilung des Hautzustandes nur klinisch vornehmen.

Der ausführliche Abschlussbericht der Studie wird demnächst veröffentlicht. Parallel zu den im BGFA durchgeführten Untersu-chungen führt das Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg (IPASUM; Prof. Dr. H. Drexler) eine Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit von Hautschutzpräparaten unter Arbeitsplatzbedingungen durch. Bei der Konzeption und im Verlauf der Studien erfolgt eine enge Abstimmung der beiden Institute, so dass nach Abschluss der Erlanger Untersuchungen auch eine vergleichende Auswertung möglich sein wird.

Die Autoren:Prof. Dr. Thomas Brüning, Prof. Dr. Rolf Merget,

Dr. Beate Pesch, Sandra Schöneweis, Dirk TaegerBGFA

Prof. Dr. Peter Altmeyer, Dr. Heinrich Dickel, Anke LeisteKlinik für Dermatologie und Allergologie

der Ruhr-Universität Bochum

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15BGFA-Info 03/08

FORSCHUNG

Die Funktion der menschlichen DNA, die rund 30 000 Gene ent-hält, und unter anderem die Zellproliferation, also Zellteilung und -vermehrung, in unserem Körper genetisch steuert, kann durch verschiedene innere und äußere Einflüsse gestört werden und sogar außer Kontrolle geraten, was dann zu schwerwiegenden Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs führen kann.

Grundsätzlich wird zwischen exogenen und endogenen Schä-digungen unterschieden. Während letztere meistens durch Stoffwechselvorgänge hervorgerufen werden, können exogene Schädigungen verschiedene Ursachen haben: Chemikalien, UV-Strahlung der Sonne oder ionisierende Strahlung. Hierzu gehören auch Gefahrstoffe, mit denen Beschäftigte an ihren Arbeitsplätzen in Kontakt kommen können.

In mehreren Studien untersucht das BGFA derzeit die Auswirkun-gen verschiedener Gefahrstoffe auf die DNA und ihrer Repara-turmechanismen. Hierzu gehören Quarzstaub (WISMUT-Studie), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Dämpfe und Aerosole aus Bitumen (Humanstudie Bitumen), und bestimmte Metallverbindungen (WELDOX). Welche Arten von DNA-Reparaturmechanismen gibt es?

Da es sich bei der Zellproliferation um einen grundlegenden Prozess handelt, ist der Körper bestrebt Schädigungen der DNA schnell zu eliminieren beziehungsweise so gering wie möglich zu halten, damit Schäden im Erbgut sich nicht anhäufen können und so zu einer genetischen Instabilität und einem erhöhten Krebsri-

Die menschliche DNA besteht aus mehr als drei Milliarden Basenpaaren und ist unter anderem auch für die Steuerung der Zellproliferation zuständig. Schädigungen der DNA, die durch verschiedene innere und äußere Einflüsse hervor-gerufen werden können, beeinflussen unter Umständen diese Steuerung und können dann zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Der menschliche Körper verfügt deshalb über eine Reihe von Reparaturenzymen, die in der Regel dafür sorgen, dass diese DNA-Schädigungen schnell eliminiert werden. Da jeder Mensch unterschiedliche Varianten eines Gens mit geringfügig anderen Eigenschaften besitzt, ergibt sich für jeden Menschen auch ein indivi-duelles Spektrum an Reparaturgenvarianten, welches in einer individuellen Fähigkeit resultiert, DNA-Schäden zu reparieren. Aus diesem Grund können Erkenntnisse über die Bedeutung von Varianten der DNA-Reparaturenzyme dazu beitragen, genotoxische Effekte, die durch berufsbedingte Expositionen verursacht werden, besser zu beurteilen.

Mechanismen für die Reparatur der Erbsubstanz

Bedeutung von DNA-Reparaturmechanismen für die arbeitsmedizinische Forschung

Hans-Peter Rihs, Thomas Brüning

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16 BGFA-Info 03/08

siko führen. Die DNA-Reparaturmechanismen sind Prozesse, die durch ein komplexes Netzwerk an Sensoren und Signalwegen gesteuert und letztendlich von Enzymen umgesetzt werden. Rund 130 Gene sind in diese Reparaturprozesse eingebunden, die die ursprüngliche Struktur der DNA in der Zelle wieder herstellen sollen. Diese Prozesse werden unter dem Oberbegriff DNA-Reparatur zusammengefasst.

Da jeder Mensch unterschiedliche Varianten eines Gens mit ge-ringfügig anderen Eigenschaften besitzt, ergibt sich für jeden Menschen auch ein individuelles Spektrum an Reparaturkapa-zitäten. Diese sind aber auch dringend notwendig, können doch theoretisch täglich 1016 bis 1018 DNA-Reparaturprozesse anfallen (1012 Zellen pro Erwachsener x 104-106 DNA-Schäden pro Zelle und Tag).

Vier verschiedene Grundarten von Reparaturmechanismen lassen sich unterscheiden: Die einfachste Form stellt die so-genannte Umkehr des DNA-Schadens dar. Daneben kann ein DNA-Schaden aber auch herausgeschnitten werden (Exzision). Hierbei unterscheidet man nochmals zwischen der sogenannten Mismatch-Reparatur, bei der nicht korrekt gepaarte Nukleotide entfernt werden, der Basen-Exzisionsreparatur, in deren Ver-lauf modifizierte Basen sowie hauptsächlich Einzelstrangbrüche herausgeschnitten werden, und der Nukleotid-Exzision, bei der primär großräumige DNA-Addukte entfernt werden. Der vierte Mechanismus ist die Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen, die unter anderem durch Sauerstoffradikale, bestimmte Che-mikalien sowie ionisierende (radioaktive) Strahlung entstehen, und durch eine enzymatisch koordinierte Verknüpfung repariert werden (Tabelle). Doppelstrangbrüche sind besonders schwer zu reparieren, weswegen radioaktive Strahlung unter anderem so

Tabelle: DNA-Schäden, Ursachen, Reparatur und beteiligte Enzyme

DNA-Schaden Ursachen eines DNA-Schadens Reparatur-Mechanismus Beteiligte Enzyme

O6-Alkylguaninaddukte Alkylierende Substanzen Schadensumkehr durch enzymatischen Transfer der Alkylgruppe mittels AGT

O6-Alkylguanintransferase (AGT)

Einzelstrangbrüche • Endogene Prozesse (z.B. Topoisomerasen bei der Replikation)

• spontane Vorgänge

Direkte DNA-Reparatur DNA-Ligasen

Doppelstrangbrüche • Sauerstoffradikale, ionisierende Strahlung

• verschiedene Chemikalien• Vervielfältigung von DNA

mit Einzelstrangbrüchen

• bevorzugt nicht-homologes end joining (NHEJ)

• Homologe Rekombination (HR)

• XRCC3 (bei HR), XRCC4• Ku70/ku80-Heterodimere• DNA-Ligase IV• Endonuklease Fen-1 • DNA-abhängige

Proteinkinasen• Exonuklease Artemis

Modifikation an Basen Basenverlust

• Methylierung fällt aus • Desaminisierung von Cytosin • Thermische Depurinisierung

Basen-Exzisions-Reparatur (BER)

• DNA-Glykosylasen (z.B. APE1, OGG1), XRCC1

• DNA-Polymerase ß,• DNA-Ligase

Fehlerhafte Stellen in einem DNA-Strang

Addukte von PAKs und aromatischen Aminen

Nukleotid-Exzisions-Reparatur (NER)

• Endonucleasen (z.B. ERCC1),• DNA-Polymerase;• PCNA,DNA-Ligase,• TFIIH-Beteiligung (z.B. ERCC2)

Großräumige DNA-Addukte (z.B. Thymidindimere)

UV-induzierte Vernetzung von zwei benachbarten Thymidinen durch Strahlung (UV-B, UV-C)

Nukleotid-Exzisions-Reparatur (NER)

• Endonucleasen,• DNA-Polymerase;• PCNA,DNA-Ligase,• TFIIH-Beteiligung (z.B. ERCC2)

Kurze Insertionen/Deletionen • Zufällige Mutationen• Lesefehler der DNA-

Polymerase

Mismatch-Reparatur (MMR) • MSH2/MSH6 (Erkennen von Fehlpaarungen)

• MLH1/PMS2 (Strangdiskriminierung)

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17BGFA-Info 03/08

FORSCHUNG

gefährlich ist. Die meisten anderen DNA-Schäden kann der Körper relativ gut reparieren, wenn diese nicht im Übermaß auftreten. Hat man jedoch einen erblichen Defekt in einem Reparaturenzym, wie zum Beispiel bei der Krankheit Xeroderma pigmentosum (vermehrter Hautkrebs durch UV-Strahlung), so erkennt man erst, wie wichtig die DNA-Reparatur ist, die normalerweise ständig im Hintergrund abläuft.

Die Proteine, die als Reparaturenzyme fungieren, wirken beim Auftreten einer DNA-Schädigung auch als „Sensoren“ in der Zelle. Indem sie den Zellzyklus an bestimmten Kontrollpunk-ten blockieren, können sie erreichen, dass mehr Zeit für die DNA-Reparatur vor der eigentlichen Zellteilung zur Verfügung steht.

DNA-Reparaturmechanismen und ihr Einsatz in der arbeits-medizinischen Forschung

Für die Aufklärung der Entstehung von arbeitsbedingten Erkran-kungen infolge der Veränderung der DNA durch Arbeitsstoffe können Untersuchungen der DNA-Reparaturvarianten mit dazu beitragen, die Entstehung von bestimmten Erkrankungen auf molekularer Ebene besser zu verstehen.

Die oxidative Schädigung der DNA, die im Rahmen verschiede-ner Projekte am BGFA mittels Adduktmessung erfasst wird (z.B. Humanstudie Bitumen), stellt letztendlich den Endpunkt einer ganzen Kette von Ereignissen dar, in deren Verlauf die DNA-Reparaturmechanismen nicht ausreichend waren. Im Kompetenz-Zentrum Molekulare Medizin wird unter anderem untersucht, welche Zusammenhänge zwischen den verschiedenen DNA-Vari-anten von Reparaturenzymen und den gemessenen DNA-Effekten existieren. Hierzu werden zurzeit Nachweisverfahren auf der Basis von Real-time PCR (Polymerase Chain Reaction)-Methoden für verschiedene DNA-Varianten von Reparaturenzymen etabliert. So stehen robuste und schnelle Analyseverfahren zur Verfügung, die es erlauben, gezielt den Einfluss von verschiedenen Varianten eines Reparaturenzyms auf seine Fähigkeit zur DNA-Reparatur unter bestimmten Expositionsbedingungen zu untersuchen. Zusatzinformationen zum Thema Rauchen werden ebenfalls berücksichtigt bzw. können separat untersucht werden, da ei-nige Reparaturenzyme, wie z.B. Glykosylasen, gezielt in diesem Zusammenhang tätig werden.

Im Rahmen der Kooperationsprojekte WELDOX und SALIA werden von der TU Berlin auf Proteinebene Vorgänge wie die Poly-ADP-Ribosylierung in weißen Blutzellen untersucht. Die-se Ribosylierung stellt eine erste zelluläre Antwort auf DNA-Schäden dar und initiiert den Aufbau von DNA-

Reparaturkomplexen. Der Nachweis solcher Strukturen kann mögli-cherweise in Zukunft dazu dienen, DNA-Schädigungen früher zu detektieren.

Zusammenfassend lässt sich feststel-len, dass die Erforschung des Einflusses von individuellen Varianten verschie-dener Reparaturenzyme in Gegenwart bestimmter Arbeitsplatzexpositionen erst begonnen hat, dass aber Ergebnisse aus diesen Untersuchungen zu einem weiterge-henden Verständnis beitragen können, die Entstehung verschiedener berufsbedingter Erkrankungen besser zu verstehen, und so der arbeitsmedizinischen Prävention nutzen können.

Die Autoren:Prof. Dr. Thomas Brüning,

Dr. Hans-Peter RihsBGFA

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18 BGFA-Info 03/08

Das Human Biomonitoring (HBM) ist Be-standteil arbeitsmedizinischer Vorsorge-untersuchungen. Warum ist es so wichtig? Reicht es nicht aus, die Schadstoffkonzen-tration in der Luft zu bestimmen?Es ist in der Tat so, dass die Prävention vor gesundheitsschädlichen Wirkungen von Gefahrstoffen auf zwei Säulen ruht: Auf der Raumluftmessung, dem sogenannten Ambient Monitoring (AM), sowie auf der Bestimmung von Schadstoffen, ihrer Stoff-wechselprodukte beziehungsweise ihrer biochemischen oder biologischen Effekte in menschlichen Körperflüssigkeiten, dem sogenannten Human Biomonitoring. Vereinfacht ausgedrückt messen wir mit dem AM das, was der Mensch aufnehmen könnte; mit dem HBM aber das, was der Mensch tatsächlich aufgenommen hat.

Das HBM ist also die bessere Alternative?Nein, so einfach ist das nicht. AM und HBM ersetzen sich nicht, sondern ergänzen sich gegenseitig. Aber das HBM bietet die beste Möglichkeit, Gesundheitsgefährdungen abzuschätzen und den einzelnen Menschen vor Gesundheitsgefahren zu schützen.

Personenbezogene Raumluftmessungen erlauben dies doch auch?Nur bedingt. Mit dem HBM können wir darüber hinaus die Schadstoffmengen abschätzen, die über die Haut oder auch oral aufgenommen werden. Darüber hin-aus erfassen wir unterschiedliche Schad-stoffaufnahmen unter anderem in Folge unterschiedlicher körperlicher Aktivität,

Synergismen, Antagonismen, die inter-individuell unterschiedlichen Fähigkeiten der Schadstoffentgiftung.

Wird das Human Biomonitoring noch nicht hinreichend eingesetzt?Leider nicht, denn dem HBM stehen ver-schiedene Hindernisse im Wege. Zwar ist es heute Bestandteil der arbeitsmedizi-nischen Vorsorge nach Paragraph 15 der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV). Doch es ist noch zu sehr eingeengt, beispiels-weise durch Anhang V der GefStoffV, der unter anderem eine Stoffliste beinhaltet, die bei weitem nicht vollständig ist. Auch in Betrieben wird häufig die Auffassung vertreten, man habe durch die Raumluft-messung hinlänglich gezeigt, dass die Luftgrenzwerte eingehalten werden und deshalb sei ein HBM überflüssig. Dies ist natürlich aus den eben genannten Gründen nur bedingt richtig. Letztlich spielen auch ökonomische Gesichtspunkte eine Rolle.

Ist es nicht tatsächlich so, dass das HBM erhebliche zusätzliche Kosten verursacht, die die Betriebe zu tragen haben?Nein. Ein intelligenter Einsatz des HBM kann sogar Kosten sparen! So sollte es bereits im Rahmen der Gefährdungsbe-urteilung nach Paragraph 7 der GefStoffV häufiger eingesetzt werden. In vielen Fäl-len wären umfangreiche Raumluftmessun-gen unnötig: zum Beispiel wenn das HBM zeigt, dass die betroffenen Arbeitnehmer nicht höher belastet sind als die Allge-meinbevölkerung.

Das bedeutet aber, man muss die Hinter-grundbelastung der Bevölkerung kennen.Das ist sogar entscheidend! Nur so können wir beurteilen, ob es an Arbeitsplätzen überhaupt zu einer Aufnahme von Ge-fahrstoffen kommt, die über die der All-gemeinbevölkerung hinausgeht. Diesen Sachverhalt hat die MAK-Kommission der DFG schon vor mehr als 3 0 Jahren erkannt. Deshalb ist die Methodensammlung „Ana-lysen in biologischem Material“ so ausge-legt, dass neben dem arbeitsmedizinischen auch der umweltmedizinische Konzentra-tionsbereich erfasst werden kann.

Es gibt also bereits Analysenmethoden?Ja, seit mehr als 30 Jahren erarbeitet und publiziert die MAK-Kommission solche Methoden. Diese sind die Grundlage für die Evaluierung biologischer Grenzwerte am Arbeitsplatz – wie beispielsweise für die BAT- und BLW-Werte – und auch für die Ableitung von Grenzwerten im Umweltbereich, den HBM-Werten und den Referenzwerten, die von der HBM-Kommission des Umweltbundesamtes (UBA) evaluiert werden. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch einen anderen Aspekt erwähnen: Diese Metho-densammlung „Analysen in biologischem Material“ ist weltweit die einzige ihrer Art und sie wird als solche nicht nur inter-national beachtet, sondern die Methoden finden auch internationale Anwendung. Nicht zuletzt hat das dazu geführt, dass Messwerte im Bereich des HBM interna-tional gut übereinstimmen.

Eine wichtige Aufgabe der Prävention ist es, Gesundheitsgefahren durch Chemikalien am Arbeitsplatz zu vermeiden. Das Human Biomo-nitoring stellt eine unverzichtbare Methode dar, um Gefahrstoffe im Körper nachzuweisen und mögliche Effekte abzubilden. Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Angerer beschäftigt sich seit langem mit dem Human Biomoni-toring. Er ist langjähriges Mitglied der MAK-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und stellvertretender Vorsitzender der Kommission „Humanbiomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Er leitet seit 1977 den Arbeitskreis „Analysen in biologischem Material“ der DFG, der die gleichnamige Methodensammlung erarbeitet und publiziert. Der Chemiker ist Vizepräsident der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin. Prof. Angerer ist Mitheraus-geber verschiedener nationaler und internationaler Fachzeitschriften. Seit Herbst 2008 ist er als Wissenschaftler für das Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin der Ruhr-Universität Bochum (BGFA) tätig.

Gefahrstoffbelastungen richtig erfassenHuman Biomonitoring – ein wichtiger Baustein in der Prävention

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19BGFA-Info 03/08

INTERVIEW

Bedeutet dies, dass wir in Deutschland auf dem Gebiet des HBM eine Art Vorrei-terrolle einnehmen?Das ist sicherlich so. Dies hängt natürlich nicht nur mit dieser Methodensammlung zusammen, sondern vor allem damit, dass das HBM seit Jahrzehnten in der Gefahr-stoffgesetzgebung verankert ist. Auch die berufsgenossenschaftlichen Grundsätze für arbeitsmedizinische Vorsorgeunter-suchungen enthalten im Rahmen der speziellen Untersuchungen das HBM – wo es möglich und sinnvoll ist. Diese beson-dere Konstellation in Deutschland hat dazu beigetragen, dass wir – anders als unsere europäischen Nachbarn – das HBM in den letzten 30 Jahren nicht nur zielstrebig aus-gebaut, sondern auch umfangreich einge-setzt haben. Das kommt uns nun zu Gute, da in den letzten vier bis fünf Jahren das Interesse an HBM weltweit zugenommen hat, insbesondere in den USA. Dies gilt für den Bereich Arbeitsmedizin genauso wie für den Bereich Umweltmedizin.

Sie plädieren also für die Anwendung des HBM im Bereich der Arbeitsmedizin und im Bereich der Umweltmedizin?Nicht nur das. Es gibt nur ein einziges HBM und dies muss beide Bereiche umfassen. Wir haben diesen Punkt schon im Hin-blick auf die Grenzwerte angesprochen. Zu Bedenken ist, dass es sich in der Ar-beitsmedizin und in der Umweltmedizin um die gleichen chemischen Substanzen handelt. Zum anderen brauchen wir HBM-Ergebnisse aus beiden Bereichen für die Interpretation der Daten. Nehmen wir zwei aktuelle Beispiele: bei den heute so viel diskutierten perfluorierten Tensiden (PFT) liegt die Hintergrundbelastung um mindestens drei Zehnerpotenzen unter den Belastungen, die an Arbeitsplätzen auftreten – ohne dass sich bei letzteren Gesundheitsschäden erkennen lassen. Anders verhält es sich bei den Phthalaten: Hier messen wir bei bestimmten Gruppen

der Allgemeinbevölkerung Belastungen, die bis in den Bereich des non-observed-effect-level (NOEL) und darüber hinaus reichen.

Ist für das HBM nicht ein erheblicher ap-parativer Aufwand zu treiben?Dies ist tatsächlich so. In den arbeits-medizinisch- und umweltmedizinisch-toxikologischen Laboratorien setzen wir die jeweils leistungsfähigsten Methoden zur instrumentellen Analytik ein. Mitunter ist ein erheblicher Aufwand nötig, um die häufig nur in Ultraspurenkonzentrationen auftretenden Schadstoffmetaboliten emp-findlich und spezifisch nachzuweisen. Da-mit gelingt es uns heute aber, das gesamte Spektrum relevanter Substanzen mit einem sogenannten Dosismonitoring abzudecken. Wenn wir dazu übergehen wollen – und dies wird der nächste Schritt sein – DNA-Addukte krebserzeugender Stoffe im menschlichen Körper zu bestimmen, wer-den die analytischen Anforderungen sogar noch einmal drastisch ansteigen. Die spe-zifische Bestimmung von DNA-Addukten wäre ein Meilenstein in der Prävention.

Gibt es also trotz aller bisher erreichten Erfolge noch Forschungsbedarf?Ja, sogar immens großen. Neben der forschungsintensiven Entwicklung von HBM-Methoden bei neuen Problemstoffen und der diagnostisch validen Bestimmung von DNA-Addukten steckt das Human Bio-monitoring im Bereich der biologischen Effektmarker noch in den Kinderschuhen. Bei dieser ganzen Diskussion sollte auch nicht vergessen werden, dass uns das HBM – in der Form, wie wir es heute anwenden – in die Lage versetzt, den Me-tabolismus von Schadstoffen, ihre Kinetik und Wirkungen direkt am Menschen und ohne zusätzliche Dosierungen oder den Umweg über Tierversuche zu studieren. Insgesamt ist das HBM also nicht nur ein diagnostisches Instrument, sondern ein echtes Forschungsinstrument.

Wer ist denn in der Lage solch aufwendi-gen Techniken vorzuhalten?Das ist sicherlich ein Problem. Schon in der Vergangenheit ist es zu einem Kon-zentrationsprozess gekommen. Nur noch wenige Laboratorien in Deutschland sind im Stande, solche Untersuchungen durch-zuführen und das ganze Spektrum an HBM-Untersuchungen abzudecken. Ich werde deshalb nicht müde dafür zu werben, Exzellenzzentren für HBM in Deutschland zu etablieren. Diese sind nicht nur aus den genannten Gründen notwendig, sondern auch Voraussetzung, um international Anschluss halten zu können. Dazu bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von For-schungsinstituten und der DFG, die das HBM seit mehr als 30 Jahren unterstützt hat. Aber wir brauchen dazu auch die Hilfe der einschlägigen Landes- und Bundesmi-nisterien und der oberen Behörden.

„Anschluss halten“ hört sich aber nicht nach der Vorreiterrolle Deutschlands an.Das ist meine größte Sorge. Nur ein Beispiel: Aller Voraussicht nach wird der Umweltsurvey des UBA nach mehr als 20 Jahren eingestellt. Er ist eines der wichtigsten Instrumente, um aktuelle Referenzwerte der Allgemeinbevölkerung zu erhalten, die einen Vergleich mit Ar-beitsplatzbelastungen überhaupt ermög-lichen. Das geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem die EU einen „coherent approach on human biomonitoring“ in den „Health Action Plan“ aufgenommen hat und viele EU Mitgliedsländer die Vorzüge des HBM erkennen. Wir brauchen also – um dies noch einmal hervorzuheben – eine breite öffentliche Diskussion in Deutschland über das HBM. Wir werden nur Erfolg haben, wenn Arbeits- und Umweltmedizin an ei-nem Strang ziehen, den unbestreitbaren Nutzen des Human Biomonitoring her-ausstellen und wenn es besser als bisher gelingt, die deutschen Interessen in Bezug auf das HBM in der EU zu vertreten.

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Bereits 1990 stufte die International Agency for Research on Cancer (IARC) eine berufliche Exposition gegenüber Chrom(Cr)-VI als krebserzeugend beim Menschen in Gruppe 1 ein. Metallisches Chrom und Cr(III) wurden als nicht klassifizierbar in Gruppe 3 eingestuft. Als Zielorgan für die krebserzeugende Cr(VI)-Wirkung über eine inhalative Exposition gelten Lunge und Nasenepithel. Schweißrauch wird von IARC als „possibly carcinogenic to hu-mans“ (Gruppe 2B) bewertet.

Die deutsche Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschäd-licher Arbeitsstoffe (MAK-Kommission) hat Cr(VI)-Verbindungen bisher nicht generell als krebserzeugend für den Menschen be-wertet. Derzeit ist das lösliche Zinkchromat in der Kategorie 1 als krebserzeugend beim Menschen eingestuft. Die übrigen Cr(VI)-Verbindungen sowie das wasserlösliche Chromtrioxid (CrO3) finden sich aktuell in Kategorie 2 (auf Basis von Tierver-suchen als krebserzeugend beim Menschen anzusehen). Die MAK-Kommission überarbeitet allerdings derzeit die komplexe Fragestellung der Einstufung von Cr(VI)-Verbindungen. Aufgrund des krebserzeugenden Potenzials bestehen keine entsprechenden MAK-Werte.

In der aktuellen Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 905 (Verzeichnis krebserzeugender, erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe) gibt es keine Angaben zur Einstufung der Kanzerogenität von Chrom. Daher gilt die ent-sprechende EU-Einstufung: Im Anhang 1 zur EU-Richtlinie RL 67/548 werden Zinkchromat und CrO3 als krebserzeugend für den Menschen (K1) geführt; die löslichen Cr(VI)-Verbindungen sowie im Besonderen Kalium-, Natrium-, Calcium- und Stronti-umchromat sind als kanzerogen im Tierversuch (K2) eingestuft. Ein Grenzwert für Cr(VI)-Verbindungen existiert allerdings aktuell auch in der EU nicht.

Bis zum Inkrafttreten der neuen Gefahrstoffverordnung im Jahr 2005 galten in Deutschland am Arbeitsplatz technisch basierte Luftgrenzwerte für Cr(VI)-Verbindungen (TRK-Werte berechnet als CrO3): 0,1 mg/m³ beim Lichtbogenhandschweißen mit umhüllten Stabelektroden und bei der Herstellung von löslichen Cr(VI)-Verbindungen sowie 0,05 mg/m³ im Übrigen. Die im Januar 2006 veröffentlichte TRGS 900 enthält für Cr(VI)-Verbindungen keine Grenzwerte mehr, da nur noch gesundheitsbasierte Grenzwerte Anwendung finden sollen. Cr(VI)-Verbindungen

Chrom wird metallisch oder in Verbindungen für verschiedenartige Anwendungen eingesetzt. Große Mengen werden insbesondere bei der Herstellung von korrosions- und hitzebeständigen Legierungen verwendet. Beim Schweißen von Edelstahl können chromhaltige Schweißrauche freigesetzt werden. Das BGFA hat in einer Literaturstudie sowohl untersucht, wie hoch berufliche Expositionen gegenüber Chrom und seinen Verbin-dungen insbesondere beim Schweißen und in der Chromatindustrie sind, als auch, ob wissenschaftlich belast-bare Dosis-Wirkungs-Beziehungen für das Lungenkrebsrisiko bei Chromexposition ableitbar sind.

Beate Pesch, Tobias Weiss, Rainer Van Gelder, Thomas Brüning

Chrom und seine Verbindungen am Arbeitsplatz

Literaturstudie untersucht Expositionen und Risiken

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21BGFA-Info 03/08

FORSCHUNG

sind in Anhang V Nr. 1 der GefStoffV aufgeführt. Danach sind arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen nach Exposition gegenüber Cr(VI)-Verbindungen anzubieten.

Berufskrankheiten durch Chrom

Seit 1952 können chrombedingte Krebserkrankungen als Berufs-krankheit unter der BK-Ziffer 1103 (Erkrankungen durch Chrom und seine Verbindungen) anerkannt werden. Insbesondere kann Lungenkrebs durch ausreichend hohe Belastung gegen-über Cr(VI)-Verbindungen beruflich bedingt sein. Von 1984 bis einschließlich 2006 wurden 222 Fälle als BK 1103 anerkannt, darunter 28 Schweißer (M. Butz, DGUV, Sonderauswertung). Im Jahr 2005 wurden insgesamt zwölf BK-Fälle der Ziffer 1103 anerkannt, darunter zehn Lungenkrebsfälle. Zwei davon waren Schweißer. Ähnliche Zahlen wurden in 2006 ermittelt: Von zehn anerkannten Berufskrankheiten, waren neun Lungenkrebsfälle, darunter ebenfalls zwei Schweißer.

Für die Anerkennung einer beruflich bedingten Lungenkrebser-krankung bei Schweißern durch Cr(VI) wurde von Norpoth und Popp im Jahr 1994 eine kumulative Belastung gegenüber 2 mg Cr(VI) /m³ x Jahre vorgeschlagen (1). Dieser Zahlenwert wurde auf der Basis von zehn Jahren Exposition in der Höhe des damals gültigen TRK-Wertes ermittelt.

Wirkungsmechanismen

Obwohl Chrom weltweit in großen Mengen industriell erzeugt und verwendet wird, sind die Kenntnisse der molekularen Wirkungs-mechanismen immer noch vergleichsweise gering. Verschiedene Übersichtsartikel fassen den Wissensstand zusammen (2, 3). Klar ist, dass die Oxidationsstufen und einzelnen Chromverbindungen unterschiedliche toxikologische Profile aufweisen. Die Wirkungen sind abhängig von der intrazellulären Bioverfügbarkeit bezie-hungsweise der Löslichkeit der jeweiligen Verbindung. Cr(III) wird nicht effizient in Zellen aufgenommen. Chromate dagegen sind strukturell physiologischen Sulfat- und Phosphationen ähnlich und können so leichter über Sulfatkanäle in die Zellen aufgenommen werden. Partikelgebundenes Chrom kann durch die sogenannte Phagozytose in die Zellen gelangen.

Cr(VI) ist, zum Beispiel im Gegensatz zu Nickel, ein starkes Mutagen, kann also zu Veränderungen des Erguts führen. Die Mechanismen beschränken sich dabei nicht auf oxidative Schäden am Erbgut, sondern schließen eine Störung der DNA-Reparatur und Signaltransduktion ein (4,5).

Sechswertige Chromsalze sind stark ätzende Oxidationsmittel und können entzündliche und allergische Reaktionen der Atemwege verursachen. Die Inhalation von Cr(VI) in hohen Konzentrationen kann zu Geschwüren in den Nasenschleimhäuten führen. Zu-

sätzlich können beim Schweißen Chrom-haltiger Verbindungen entzündliche Prozesse durch den allgemeinen Partikeleffekt auftreten.

Chromexposition beim Schweißen

Messdaten von Cr(VI) in der einatembaren Fraktion (E-Fraktion) des Schweißrauches werden in der Expositionsdatenbank MEGA des BGIA - Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzli-chen Unfallversicherung erfasst. Bislang wurde sechswertiges Chrom überwiegend durch eine Probennahme der einatembaren Fraktion bestimmt. Daher ist es schwierig, die kumulative Lun-genbelastung zuverlässig als Cr(VI)-Jahre in der alveolengän-gigen Fraktion abzuschätzen. Auch die genaue Positionierung des Messkopfes in Bezug auf Haube oder Handschild wird erst seit Kurzem dokumentiert. Wie eine aktuelle Auswertung der BGIA-Expositionsdatenbank MEGA (15,16) durch das BGIA zeigte, sind hohe Cr(VI)-Konzentrationen im Schweißrauch an einigen Arbeitsplätzen möglich. Sie können beispielsweise durch ei-nen hohen Chromgehalt der Werkstoffe, bei emissionsstarken Verfahren und aufgrund enger Raumverhältnisse hervorgerufen werden.

Technisch schwierig sind Messungen unter den heute weit ver-breiteten Staubmasken, die die Partikelbelastung wesentlich reduzieren. Das Humanbiomonitoring kann hier eine wichtige Ergänzung zu den Luftmessdaten bieten. Von der MAK-Kom-mission wurde 2008 ein sogenannter Biologischer Arbeitsstoff-Referenzwert (BAR) von 0,6 µg Gesamtchrom pro Liter Urin etabliert. Die Belastung von Schweißern ist häufig größer als dieser Wert und liegt somit oberhalb der Grundbelastung der Allgemeinbevölkerung. Die von der MAK-Kommission aufgestell-ten Expositionsäquivalente (EKA) versuchen einer bestimmten Urinkonzentration mögliche Belastungen in der Atemluft zuzu-ordnen. In der Praxis besteht hier jedoch nur selten eine enge Korrelation, da unlösliche beziehungsweise wenig lösliche Chromverbindungen relativ langsam ausgeschieden werden. Die im Urin gemessenen Werte spiegeln sowohl die Exposition von Cr(III) als auch Cr(VI) wider.

Krebs-Risiko

Epidemiologische Studien zum Zusammenhang zwischen berufli-cher Chromexposition und dem Auftreten von Krebserkrankungen, insbesondere Lungenkrebs, wurden für verschiedene berufliche Settings durchgeführt. Sowohl Kollektive aus der Chromatpro-duktion als auch Schweißer wurden eingehender untersucht.

In der Chromatproduktion wurden vor allem Kohorten bei zwei Herstellern wiederholt beobachtet und ausgewertet. Die soge-nannte ‚Painesville-Kohorte‘ ist eine relativ kleine Studie mit rund 500 Beschäftigten (6-8). Von 1940 bis 1997 traten 51 Lungenkrebs-

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fälle auf (SMR 2,66, 95% CI 1.99-3.47). Eine Rauchadjustierung wurde nicht vorgenommen. Unterhalb von 1 000 µg/m³ x Jahre wurde kein Exzessrisiko gefunden. Bei Personen, die erst nach einer Produktionsumstellung (nach 1971) – die eine erhebliche Minderung der Exposition zur Folge hatte – eingestellt wurden, traten nur noch drei Lungenkrebsfälle auf. Das Lungenkrebsrisiko war nicht mehr erhöht (SMR 0,84, 95% CI 0,17-2,44).

Für die ’Baltimore-Kohorte‘ wurde im Jahr 2000 eine neue statistische Auswertung veröffentlicht (9). Zur Ermittlung der Exposition wurden 70 000 historische Cr(VI)-Luftmessungen aus der Chromatproduktion herangezogen. Der Rauchstatus wurde zum Zeitpunkt der Einstellung recherchiert. Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten waren zu diesem Zeitpunkt Rau-cher. Die Mortalität der Kohorte von 2 357 Arbeitern, die dort erstmalig in der Zeit von 1950-1974 beschäftigt waren, wurde bis 1992 verfolgt. Das entsprechende Lungenkrebsrisiko (SMR) betrug 1,80 (95% CI 1,49-2,14). Fast alle Lungenkrebsfälle (116 von 122) traten unter Rauchern auf. In Hinblick auf die Herleitung einer Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen kumulativer Cr(VI)-Exposition und Lungenkrebsrisiko erweist sich die kleine Fallzahl als problematisch. Nur wenige Fälle zeigten eine Belastung von weniger als 1 000 µg/m³ x Jahre. Entsprechend unsicher sind die Risikoschätzer. Die Dosis-Wirkungs-Beziehung ist deshalb auch stark abhängig vom jeweiligen statistischen Modell. So ergab eine mit anderen Verfahren durchgeführte statistische Analyse an diesem Kollektiv im Jahr 2004 für eine Erhöhung um 1 000 µg/m³ CrO3 eine relatives Risiko (Rate Ratio) von 2,44 (95% CI 1,54-3,83) (10).

Auch in zwei deutschen Chromatbetrieben wurde das Lungen-krebsrisiko nach Umstellung der Produktion – es wurde kein Kalk mehr zugesetzt – ermittelt (11). In diesen Betrieben war die Lungenkrebssterblichkeit (22 Fälle) gegenüber der Allge-meinbevölkerung marginal erhöht (SMR 1,48, 95% CI 0,93-2,25).

Um die lebenslange Exposition zu ermitteln, wurden hier 7 000 Chrombestimmungen im Urin ausgewertet. Die Belastungen gingen in den 1990er Jahren stetig zurück: von mehr als 20 µg/L auf 5 µg/L. Basierend auf zwölf Fällen war nur in der höchsten Belastungskategorie (mehr als 200 µg/L-Jahre) das Lungenkrebs-risiko signifikant erhöht (SMR 2,09, 95% CI 1,08-3,65). Legt man die EKA-Korrelation zugrunde, entsprechen 200 µg/L-Jahre etwa 500 µg Chromat/m³ x Jahre beziehungsweise 250 µg Cr(VI)/m³ x Jahre. Da diese Expositionskategorie in der Studie nach oben nicht begrenzt ist, bleibt unklar, welche mittlere Exposition dieser Risikoverdopplung entspricht.

Chrom(VI) liegt im Schweißrauch partikelgebunden als Chromat in löslicher Form vor. Eine Meta-Analyse zum Lungenkrebsrisiko bei Schweißern ergab ein relatives Risiko von 1,26 (95 % CI 1,20-1,32) (12). Edelstahlschweißer hatten kein höheres Risiko als Schweißer im Schiffbau (12). Hier müssen Partikeleffekte und die Unterschiede in den Emissionsraten zwischen den Schweißver-fahren beachtet werden: Edelstahl wird vorzugsweise mit emissi-onsarmen Schweißverfahren bearbeitet. Im Schiffbau sind unter bestimmten Arbeitsbedingungen sehr hohe Partikelbelastungen möglich, beispielsweise im Doppelboden von Schiffen.

In einer multi-zentrischen IARC-Kohortenstudie mit mehr als 11 000 männlichen Schweißern wurden 116 Lungenkrebsfälle beobachtet (SMR 1,34, 95% CI 1,10-1,60) (13, 14). Anhand von Tätigkeitsangaben konnte das Lungenkrebsrisiko näher abge-schätzt werden. Die Expositionsbewertung für Cr(VI) berücksich-tigt jedoch keine zeitlichen Veränderungen der Exposition und weicht teilweise von den in der BGIA-Expositionsdatenbank MEGA (15,16) dokumentierten personenbezogenen Messwerten ab. Die Risikoschätzung zeigte für Personen, die mindestens fünf Jahre lang überwiegend Edelstahl geschweißt haben, aufgrund der kleinen Fallzahl keine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung. Rauchen und Ko-Expositionen wurden nicht berücksichtigt.

Insgesamt betrachtet erweist sich das Lungenkrebsrisiko bei Schweißern als relativ gering erhöht, ohne dass eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung mit einer möglichen Chromexposition ermittelt werden kann. Schweißer sind auch durch Nickel, Asbest und Partikel belastet. Eine sichere Zuordnung des Krebsrisikos zu Cr(VI) ist somit nicht unproblematisch.

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass nach Schweißrauchexposition ein nur relativ gering, aber signifikant erhöhtes Lungenkrebsrisiko beobachtet wird. Präzise Dosis-Wirkungs-Beziehungen für einen Zusammenhang zwischen einer Cr(VI)-Exposition und der Entwicklung von bösartigen Lungentumoren konnten bislang weder für Expositionen in der Chromatindustrie noch bei erhöhten Schweißrauch-Expositionen

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FORSCHUNG

aufgestellt werden. Aufgrund kleiner Fallzahlen, der fehlenden oder nicht ausreichenden Kontrolle von Rauchen und dem gleich-zeitigen Auftreten von Ko-Expositionen sind die statistischen Unsicherheiten erheblich. Aufgrund der engen Korrelationen von Cr(VI) und Cr(III) können die Wirkungen bei der Chromat-herstellung statistisch nicht eindeutig zugeordnet werden. Glei-ches gilt für Chrom und Nickel im Schweißrauch. Ein mit einer Risikoverdopplung für Lungenkrebs assoziiertes Dosismaß für Cr(VI)-Belastungen kann aufgrund der unzureichenden Daten-lage deshalb derzeit wissenschaftlich nicht zuverlässig abgeleitet werden. Eine Übertragung von Ergebnissen aus Chromatkohorten auf Schweißer ist aufgrund der unterschiedlich einwirkenden Chromverbindungen und deren Bioverfügbarkeit grundsätzlich als kritisch anzusehen.

Auf Grund der in verschiedener Hinsicht unzureichenden Da-tenlage ist die Ableitung eines wissenschaftlich belastbaren Dosismaßes für eine Verdopplung des Lungenkrebsrisikos nicht möglich. Ein im Sinne eines vereinfachten BK-Anerken-nungsverfahrens mögliches Dosismaß könnte daher nur über eine sozialpolitische Konvention aufgestellt werden. Die Höhe eines solchen Dosismaßes könnte nach unserer Bewertung der Literatur allerdings im Bereich des Vorschlages von Norpoth und Popp bei etwa 2 000 µg Cr(VI)/m³-Jahren liegen (1994; damals gültiger TRK-Wert 200 µg/m³ multipliziert mit zehn Jahren). Zu beachten ist jedoch, dass für gutachterliche Feststellungen einer Lebensdosis geeignete Messdaten von Cr(VI) in der alveolen-gängigen Fraktion in der Regel fehlen. Die Nutzung von Chrom-gehalten in der einatembaren Fraktion kann die lebenslange Lungenbelastung überschätzen. Vor dem Hintergrund, dass die IARC Schweißrauch bislang in Kategorie 2B führt (IARC 1990) und die MAK-Kommission Chromat lediglich in Kategorie 2 der krebserzeugenden Arbeitsstoffe führt, wäre dies eher als ein „progressiver“ Vorschlag anzusehen. Sowohl IARC als auch die MAK-Kommission beschäftigen sich allerdings derzeit mit einer Überarbeitung ihrer jeweiligen Chromatbewertungen.

Bei der wissenschaftlichen Bewertung der Chromeffekte sollten an Schweißerarbeitsplätzen zukünftig auch allgemeine Partikel-effekte, das Zusammenwirken mit Nickel und Lebensstilfaktoren sowie die Biopersistenz eingehender berücksichtigt werden. Weiterhin bleibt festzustellen, dass die Wirkungsmechanismen im Einzelnen wenig bekannt sind und dass die Frage der Lös-lichkeit der Cr(III) und Cr(VI)-Verbindungen in Hinblick auf die Kanzerogenität besser abgeklärt werden sollte.

Die Autoren:Prof. Dr. Thomas Brüning, Dr. Beate Pesch,

Dr. Tobias WeißBGFA

Dipl.-Chem. Rainer Van GeldernBGIA Li

tera

tutr

Literatur:

1. Norpoth K, Popp W. Lungenkrebs bei Schwei-ßern. Wissenschaftlich begründete arbeitsmedizi-nische gutachterliche Stellungnahme. 1994

2. Beyersmann D, Hartwig A. Carcinogenic metal com-pounds: recent insight into molecular and cellu-lar mechanisms. Arch Toxicol 2008 (epub ahead)

3. Salnikow K, Zhitkovich A. Genetic and epigenetic mechanis-ms in metal carcinogenesis and cocarcinogenesis: nickel, ar-senic, and chromium. Chem Res Toxicol 2008; 21(1):28-44

4. O‘Hara KA, Vaghjiani RJ, Nemec AA, Klei LR, Barchow-sky A. Cr(VI)-stimulated STAT3 tyrosine phosphorylati-on and nuclear translocation in human airway epitheli-al cells requires Lck. Biochem J 2007; 402(2):261-269

5. Barchowsky A, O‘Hara KA. Metal-induced cell si-gnaling and gene activation in lung disea-ses. Free Radic Biol Med 2003; 34(9):1130-1135.

6. Luippold RS, Mundt KA, Austin RP, Liebig E, Panko J, Crump C et al. Lung cancer mortality among chromate produc-tion workers. Occup Environ Med 2003; 60(6):451-457.

7. Luippold RS, Mundt KA, Dell LD, Birk T. Low-le-vel hexavalent chromium exposure and rate of mor-tality among US chromate production employees. J Occup Environ Med 2005; 47(4):381-385

8. Mancuso TF. Chromium as an industrial carcino-gen: Part I. Am J Ind Med 1997; 31(2):129-139

9. Gibb HJ, Lees PS, Pinsky PF, Rooney BC. Lung cancer among workers in chromium chemical pro-duction. Am J Ind Med 2000; 38(2):115-126.

10. Park RM, Stayner LT. A search for thresholds and other non-linearities in the relationship between hexavalent chro-mium and lung cancer. Risk Anal 2006; 26(1):79-88

11. Birk T, Mundt KA, Dell LD, Luippold RS, Miksche L, Stein-mann-Steiner-Haldenstaett W et al. Lung cancer mor-tality in the German chromate industry, 1958 to 1998. J Occup Environ Med 2006; 48(4):426-433.

12. Ambroise D, Wild P, Moulin JJ. Update of a me-ta-analysis on lung cancer and welding. Scand J Work Environ Health 2006; 32(1):22-31

13. Gerin M, Fletcher AC, Gray C, Winkelmann R, Boffetta P, Simo-nato L. Development and use of a welding process exposure matrix in a historical prospective study of lung cancer risk in European welders. Int J Epidemiol 1993; 22 Suppl 2:S22-S28.

14. Simonato L, Fletcher AC, Andersen A, Anderson K, Be-cker N, Chang-Claude J et al. A historical prospec-tive study of European stainless steel, mild steel, and shipyard welders. Br J Ind Med 1991; 48(3):145-154.

15. Van Gelder R. BGIA-Expositionsdatenbank MEGA. Aus der Ar-beit des BGIA, Nr. 0207. Hrsg.: Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz - BGIA, Sankt Augustin 4/2008

16. Stamm R. MEGA-Database: One Million Data Since 1972. Appl. Occup. Environ. Hyg. 16(2) (2000), pp. 159-163

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24 BGFA-Info 03/08

Diskussionen um gesundheitliche Belastungen durch Tonerstäube halten an

Stäube aus Laserdruckern stehen seit Jahren im Verdacht, die Gesundheit zu beeinträchtigen. Verschiedene Studien haben sich bereits mit diesem Thema beschäftigt – wissenschaftlich belegbare Beweise für eine tatsächliche Gesundheitsgefahr durch Tonerstäube konnten bisher allerdings nicht gefunden werden.

Vicki Marschall

Emissionen aus Laserdruckern und Fotokopierern werden immer wieder mit gesundheitsschädigenden Effekten bei exponierten Büroangestellten in Zusammenhang gebracht. Verschiedene Stu-dien haben in den letzten Jahren potenzielle Gesundheitsgefahren durch Tonerstäube am Arbeitsplatz untersucht. Beunruhigt durch entsprechende Meldungen in der Presse befällt gerade Büroange-stellte immer wieder ein ungutes Gefühl, wenn der Laserdrucker mitten im Zimmer aufgestellt ist. Bei der Interessengemeinschaft Tonergeschädigter haben sich zahlreiche Betroffene gemeldet, die annehmen, dass ihre gesundheitlichen Beschwerden von Tonerstäuben verursacht worden sind.

Dr. Jens Petersen von der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) kennt die Sorgen der versicherten Mitgliedsunterneh-men: „Anfragen zu dem Thema Tonerstaub gehören zum Alltag in der Prävention der VBG“, so der leitende Arbeitsmediziner „Besonders in Zeiten verstärkter medialer Aufmerksamkeit oder bei Veröffentlichung neuerer Forschungsergebnisse steigt der Beratungsbedarf regelmäßig an. Häufige Beratungsthemen in den Unternehmen sind dabei Gesundheitsgefahren und Auswir-kungen von Tonerstaub, Geräteauswahl und -wartung sowie die Aufstellung von Bürogeräten.“

Toner am Arbeitsplatz – Gesundheit im Fokus

Wis

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Inhaltsstoffe von Tonern

Toner setzen sich aus einer Vielzahl von Komponenten zu-sammen. Das pulverförmige Gemisch besteht im Allgemei-nen zu rund 90 Prozent aus Harzpartikeln, um die Toner-partikel auf dem Papier zu fixieren sowie bei Farbtonern zu rund fünf Prozent aus Farbpigmenten. Der Rest sind unter-schiedliche Wachse, Eisenoxid sowie verschiedene ladungs-steuernde und hitzebeständige Mittel, die zusätzlich ein aus-gewähltes Fixierverhalten auf Papier aufweisen müssen.

Tonerpartikel werden nach dem Schmelzverfahren hergestellt, das heißt die Inhaltsstoffe werden gemischt, miteinander ver-schmolzen, mechanisch zerkleinert und gesiebt. Das finale Pro-dukt hat eine durchschnittliche Größe von 7 µm. Neben den Tonerpartikeln können auf deren Oberfläche in geringsten Men-gen potenziell toxische Verbindungen anhaften beziehungs-weise auch in freier Form in Tonerstäuben enthalten sein. Dazu zählen die flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffe („Volati-le Organic Compounds“, VOC), wie Styrol, Toluol, Ethylbenzol, Xylole, Phenole, Aldehyde und Ketone aber auch unterschied-liche Carbonsäuren. In Ausnahmefällen konnte auch kanze-rogenes Benzol in Tonermaterialien nachgewiesen werden.

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25BGFA-Info 03/08

AUS DER PRAXIS

BGFA bewertete nationale und internationale Studien

Die Berufsgenossenschaft hat die Sorgen seiner Mitglieder ernst genommen und unter anderem am BGFA eine Literatur-studie in Auftrag gegeben. Das Forschungsinstitut bewertete 2006 rund 100 nationale und internationale Veröffentlichungen (▸ BGFA-Info 02/2006). Zu diesem Zeitpunkt lagen rund ein Dutzend Einzelfallberichte zu gesundheitlichen Beschwerden nach Tonerstaubemissionen, eine Fall-/Kontrollstudie sowie eine Querschnittsstudie vor.

Alle Studien, die sich mit dem Freiwerden von Toneremissionen beschäftigten, zeigten, dass Kopierer und Drucker während der Benutzung flüchtige organische Kohlenwasserstoffe, so genannte VOCs - Volatile Organic Compounds (▸ Infokasten S. 24), in die Umgebungsluft abgeben. Die gemessenen Konzentrationen la-gen jedoch um den Faktor 100 bis 1 000 unterhalb der gültigen Arbeitsplatzgrenzwerte für die jeweilige Einzelsubstanz. Nahezu alle Konzentrationen lagen damit im Bereich der Hintergrundbe-lastung der Allgemeinbevölkerung. Eine zusätzliche Belastung oder Gefährdung durch Toneremissionen konnte nicht belegt werden.

Keine klare Dosis-Wirkungsbeziehung

Die Wissenschaftler des BGFA konnten in den vorliegenden Stu-dien auch keine positiven Dosis-Wirkungsbeziehungen finden (d.h. ansteigende gesundheitliche Effekte mit zunehmender Tonerstaubexposition). Die Datenlage war jedoch gering, so dass sie intensiveren Forschungsbedarf anmahnten und gleichzeitig Empfehlungen für die Ausrichtung zukünftiger Studien gaben. Da anzunehmen ist, dass die Tonerpartikel zukünftig kleiner produziert werden, um die Druckqualität weiter zu verbessern, sollten Studien die Wirkung von Fein- und Ultrafeinstäuben mitberücksichtigen. Außerdem müssten Standards entwickelt W

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Laserdrucker und Tintenstrahldrucker

Für die normale Büroarbeit oder den Privatgebrauch eig-nen sich am besten Laser- und Tintenstrahldrucker. Sie ba-sieren auf unterschiedlichen Drucksystemen.

Tintenstrahldrucker

Das System des Tintenstrahldruckers basiert auf dem direkten Be-sprühen des Papiers mit dem Tintenstrahl. Während ein Schritt-motor das Blatt durch den Drucker zieht, bewegt sich der Druck-kopf horizontal über das Papier und spritzt aus winzigen Düsen die Tintentropfen. Die Düsen werden elektronisch gesteuert, so dass die Tinte kontrolliert auf das Papier abgefeuert wird. Die Kombination von bewegtem Papier, dem Tintenkopf und der kont-rolliert abgegebenen Tintentropfen ergibt ein Muster - das Druck-bild. Nicht benötigte Tropfen werden bereits am Druckkopf wie-der aufgefangen und erneut dem Tintenkreislauf zugeführt.

Laserdrucker

Im Gegensatz zum Tintenstrahldrucker findet der Ausdruck beim Laserdrucker ohne Berührung von Bildtrommel und Pa-pier statt. Außerdem werden die Seiten vollständig im Spei-cher aufgebaut und nicht wie beim Tintenstrahldrucker Zeile für Zeile gedruckt. Die Bildtrommel (auch Photo- oder OPC-Trommel) wird vor dem Druck negativ aufgeladen. Der Laser „schreibt“ mittels eines Spiegelsystems die Seite auf die Trom-mel. Die Stellen, auf die später der Toner aufgetragen wird, wer-den so neutralisiert. Dreht sich die Trommel an der Toner-Rol-le vorbei, bleiben die negativ geladenen Farbteilchen nur an den neutralisierten Stellen haften. Das Papier wird positiv auf-geladen und zieht den Toner an. Durch die nachgelagerten Fi-xierwalzen wird der Toner bei einer Temperatur von rund 180 Grad Celsius im Papier eingebrannt. Bei mehreren Kopien wird dieser Vorgang wiederholt. Zum Schluss wird die Bildtrom-mel entladen und der überschüssige Toner entfernt. Farblaser-drucker arbeiten nach dem gleichen Prinzip, mit dem Unter-schied, dass vier Druckwerke hintereinander geschaltet sind.

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26 BGFA-Info 03/08

werden, um die Studien langfristig miteinander vergleichen zu können. Dabei muss auf Seiten der Effekte eine Standardisierung der Parameter stattfinden.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ließ die mög-lichen Risiken durch Druckeremissionen untersuchen. Es gab eine

Studie in Auftrag, bei der Wissenschaftler 2006 die Raumluft von 63 Büros und 69 der dort arbeitenden Personen untersuchten. Die Ergebnisse der meisten Parameter in der Raumluft waren unauffällig. Nicht geklärt werden konnte die genaue Zusam-mensetzung feiner und ultrafeiner Partikel. Bei den gemessenen ultrafeinen Partikeln, deren Konzentration während der Nutzung der Drucker und Kopierer signifikant anstieg, handelte es sich offenbar überwiegend nicht um Tonermaterial.

Unspezifische Beschwerden

Unklar blieb auch der Zusammenhang mit den gesundheitlichen Beschwerden der untersuchten Personen. Die Literaturstudie des BGFA aus dem Jahr 2006 fasst zusammen, dass Betroffene meist über unspezifische Beschwerden wie Hautjucken, Hautreizung, Ausschlag, allergische Augenreaktionen, Husten, Kopfschmerzen, Verstopfung, Atemnot sowie Kurzatmigkeit klagen. Die Symptome der Probanden in der Studie des BfR waren ebenso unspezifisch und in keinem Fall schwerwiegend. Nicht auszuschließen sei deshalb nach Meinung der Wissenschaftler das sogenannte Sick-Building-Syndrom. Es beschreibt die gesundheitlichen Be-schwerden, die immer dann auftreten, wenn sich die Betroffenen in einem bestimmten Gebäude aufhalten.

„Welche Komponenten die unerwünschten Wirkungen auslösen könnten, ist noch ungeklärt“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Auch er empfiehlt weiterführende Forschun-gen, um konkrete Aussagen zu gesundheitlichen Risiken von Tonerstäuben treffen zu können: „Studien zur physikalischen und chemischen Identität der gemessenen Partikel sollten deshalb mit hoher Priorität durchgeführt werden, um gegebenenfalls gezielte Maßnahmen zur Risikobegrenzung ableiten zu können.“Wis

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Prüfsiegel BG-prüfzert und Blauer Engel

Gerätehersteller haben unterschiedliche Möglichkeiten ihre Pro-dukte zertifizieren zu lassen und auf die Qualität sowie Sicher-heit ihrer Geräte hinzuweisen. Die Zertifikate „Der blaue En-gel“ und „BG-Prüfzert“ werden auch für Drucker vergeben.

Der Blaue Engel

Das Umweltzeichen „Der blaue Engel“ kennzeichnet be-reits seit 30 Jahren Produkte und Dienstleistungen mit Um-weltbezug. Es wurde 1978 auf Initiative des Bundesminis-ters des Inneren und durch den Beschluss der Umweltminister des Bundes und der Länder ins Leben gerufen. Es soll dort, wo herkömmliche Produkte die Umwelt belasten, umwelt-freundliche Entwicklungen und Alternativen erkennbar ma-chen. Der Blaue Engel wird an die Hersteller verliehen, die ih-re Produkte auf freiwilliger Basis kennzeichnen können.

BG-Prüfzert

Seit 1984 vergeben die berufsgenossenschaftlichen Prüf- und Zer-tifizierungsstellen ihr eigenes Prüfzeichen. Gekennzeichnet wer-den verwendungsfertige Arbeitsmittel ebenso wie Teile, Anbau- und Zusatzgeräte und Teilaspekte. Dabei wird festgestellt, ob das Produkt die Anforderungen an Sicherheit und Gesundheitsschutz einhält. Eine Produktionskontrolle ist ein wesentlicher Bestand-teil des Zertifizierungsprogramms, um den Schutz des Zeichens sicherzustellen. Das Zertifikat BG-Prüfzert ist fünf Jahre gültig.

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27BGFA-Info 03/08

AUS DER PRAXIS

Büroverhältnisse für Studie simuliert

Speziell mit den Stäuben und Gasen, die Laserdrucker und -ko-pierer freisetzen, hat sich das BGIA - Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung auseinandergesetzt – ebenfalls auf Initiative der VBG. Der Versuchsaufbau simulierte Büroverhältnisse, die selbst unter schlechten Bedingungen in der Realität kaum zu befürchten sind: In einer kleinen unbelüfteten Kammer wurden unterschiedliche Fabrikate handelsüblicher Farbfotokopierer sowie Farb- und Schwarz-Weiß-Laserdrucker im Dauerbetrieb untersucht. Die gemessenen Emissionen ergaben verschiedene organische Stoffe – darunter auch das krebserzeu-gende Benzol – und Stäube. Außerdem nahm das Institut das Tonerpulver unter die Lupe.

Selbst unter diesen ungünstigen Bedingungen blieb die Kon-zentration der gröberen Stäube unter der Nachweisgrenze. Lediglich eine Emissionszunahme der ultrafeinen Stäube war zu beobachten. Der Anteil größerer Teilchen stieg mit der Druckdauer. Wie auch andere Studien berichten – emittierten alle Geräte in der Untersuchung des BGIA flüchtige organische Verbindungen, deren Konzentration aber ebenfalls unter den Arbeitsplatzgrenzwerten blieb; meist sogar unterhalb der stren-geren Umwelt- und Innenraum-Richtwerte. Freigesetztes Ozon scheint offenbar kein Problem mehr zu sein, da die meisten Drucker ozonfrei arbeiten.

Makrophagentest zeigt Entzündungspotenzial

In Zusammenarbeit mit der Universität Essen wurde in dieser Studie die Wirkung der Tonerstäube auf isolierte Alveolarmakro-phagen untersucht. Dabei handelt es sich um Fresszellen, die Fremdkörper aus der Lunge beseitigen. Der Makrophagentest zeigte ein Reiz- und Entzündungspotenzial von Tonerstäuben auf die Atemwege – allerdings erst bei hohen Konzentrationen.

Auf Grundlage dieser Ergebnisse entwickelten der Fachausschuss Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem BGIA ein neues Konzept, um Laserdrucker und -kopierer zu beurteilen. Um das Gütesiegel der Berufsgenossenschaften „sicher – ergonomisch – emissi-onsarm“ zu erhalten, dürfen Geräte nur noch sehr geringe Emissionen aufweisen. Für das Tonerpulver wurde ebenfalls ein Prüfkatalog erstellt. Er empfiehlt bestimmte Werte für Metalle und organische Inhaltsstoffe und ist die Voraussetzung für die Vergabe des BG-PRÜFZERT-Zeichens „schadstoffgeprüft“. Die emittierten Stoffe aus Druckern sind per se keineswegs harmlos – das bestätigen alle bisherigen Untersuchungen. Allerdings sind die Konzentrationen derart gering, dass man davon ausgehen kann, dass für gesunde Menschen kein zusätzliches Risiko am Arbeitsplatz besteht, das ein umweltbedingtes Risiko übersteigt. Einen wissenschaftlichen Beleg für ein erhöhtes gesundheitliches Risiko gibt es bis heute nicht. Keine der Studien kann einen

wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen Druckeremissionen und den gesundheitlichen Beschwerden herstellen. Wiederholt ist von nicht erklärbaren körperlichen Beschwerden die Rede.

Von einer Entwarnung spricht trotzdem niemand. Stattdessen werden Unternehmen und Mitarbeitern Empfehlungen für den Umgang mit Druckern und Kopierern an die Hand gegeben: So hat die VBG eine Broschüre herausgegeben, die umfassend über Funktion und Umgang mit Laserdruckern berichtet. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eigens ein Informationsblatt zu Tonerstäuben veröffentlicht. Darin werden Empfehlungen gegeben, was bei einem Papierstau im Laserdrucker zu beachten ist, da es in diesem Fall leicht zum Kontakt mit Toner kommt.

Prüfsiegel beim Kauf neuer Geräte und Toner beachten

Eine Hilfe beim Kauf von Laserdruckern können die beiden Prüfsiegel „BG-PRÜFZERT“ und „Der blaue Engel“ sein. Geräte mit dem Umweltzeichen „Der blaue Engel“ müssen Mindeststan-dards bei der Emission von Staub und flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffen einhalten. Auch das Siegel „BG-PRÜFZERT“ bescheinigt Geräten, dass der Ausstoß an Schadstoffen im Rah-men strenger Vorgaben bleibt.

Wer ganz sicher gehen will, sollte Lösungsansätze außerhalb gesetzlicher Regelungen finden: Dazu gehört, den Drucker re-gelmäßig warten zu lassen, den Büroraum zu lüften oder den Drucker in einen separaten Raum zu stellen. Ältere Geräte sollten nach Möglichkeit gegen Drucker mit einem Prüfsiegel ausge-tauscht oder ein schadstoffärmerer Toner verwendet werden.

Die Autorin:Vicki Marschall

BGFA

Link

s

Weiterführende Informationen

• Stellungnahme des BGFA zu Tonerstäubenwww.bgfa.de Webcode: 511488

• Informationsblatt „Aus der Arbeit des BGIA“ Nr. 0276: „Emis-sionen aus Laserdruckern und Kopierern“ des BGIA www.bgia.de Webcode: d7631

• Studienergebnisse der Bundeszentrale für Risikobewertungwww.bfr.bund.de/cd/11029

• Broschüre der VBG „Laserdrucker sicher betreiben“ www.vbg.de Webcode 313

• Informationsblatt „Sicherer Umgang mit Tonerstäuben“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)www.baua.de/down/tonerstaeube.pdf

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28 BGFA-Info 03/08

Für Sie gelesenAus dem BGFA

Monika Zaghow

Entwicklung eines neuen Messverfahrens zum Nachweis von β-(1→3) Glukan in luftgetragenen Stäuben.

Sander I, Fleischer C, Borowitzki G, Brüning T, Raulf-Heimsoth M: Development of a two-site immunoassay based on monoclonal antibodies to measure airborne exposure (1→3)-β-D-glucan. J Imm Meth 2008; 337: 55-62

β-(1→3)-Glukan ist Bestandteil der Zellwände von Pilzen, ei-nigen Bakterien und Pflanzen und wirkt auf das menschliche Immunsystem. Es spielt eine Rolle bei Entzündungsreaktionen, die durch Bioaerosole ausgelöst werden. Einige Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Atemwegsbeschwerden und einer erhöhten Bioaerosolbelastung. Eine Belastung durch Bio-aerosole tritt insbesondere in feuchten Gebäuden auf, in denen das Wachstum von Pilzen und verschiedenen Bakterien begünstigt wird. Diese Mikroorganismen enthalten Endotoxine, Mykotoxine und β-(1→3)-Glukan. Um die Rolle des β-(1→3)-Glukan besser charakterisieren zu können, ist es deshalb notwendig, die ein-atembare Menge in der Luft zu bestimmen. Hierzu wurde am BGFA ein auf monoklonalen Antikörpern (m-Ak) basierender zweiseitiger Enzym-Immunoassay (mAk-EIA) entwickelt. Die mit diesem mAk-EIA erzielten Messergebnisse von luftgetragenen Staubproben wurden mit den Werten eines kommerziellen Mess-verfahrens für β-(1→3)-Glukan verglichen, das auf dem Limulus Amoebozyten Lysat basiert (Glucatell Test).

Drei monoklonale Antikörper (mAk) wurden durch die Immu-nisierung von Mäusen mit einem β-(1→3)-Glukan-Konjugat hergestellt. Mit portablen Pumpen und GSP-Sammelköpfen wurde luftgetragener einatembarer Staub an verschiedenen Ar-beitsplätzen gesammelt, extrahiert und mit dem mAk-EIA, sowie dem Glucatell Test gemessen. Im Vergleich zu den Ergebnissen des Glucatell-Tests konnte eine sehr hohe Korrelation festgestellt werden (Korrelationskoeffizient r2=0.91). Die Ergebnisse zeigen, dass der Assay ausreichend sensitiv ist, um β-(1→3)-Glukan in Luftstaubproben zu messen. Er ist damit für Expositionsmessun-gen in Studien zur Untersuchung gesundheitlicher Effekte durch β-(1→3)-Glucan geeignet.

Da der mAb-EIA auf monoklonalen Antikörpern beruht, ist eine Standardisierung sehr gut möglich, so dass Ergebnisse, die in unterschiedlichen Laboren erzielt werden, besser miteinander verglichen werden können. Außerdem ist dieser Test im Vergleich zum Glucatell Test kostengünstiger und damit erhöhen sich die Chancen für seinen möglichen routinemäßigen Einsatz.

Studie zur Lungenkrebsmortalität bei deutschen Uranbergarbeitern

Taeger D, Krahn U, Wiethege T, Ickstadt K, Johnen G, Eisenmenger A, Wesch H, Pesch B, Brüning T: A study on lung cancer mortality related to radon, quartz, and arsenic exposures in German uranium miners. J Tox Env Health 2008; 71: 859-865

Die hier vorgestellte Studie evaluierte am Beispiel deutscher Uranbergarbeiter der WISMUT das proportionale Risiko an Lun-gentumoren infolge der Exposition gegenüber Radon, Quarz und Arsen zu erkranken. Unter Männern zählen Lungentumoren zu den häufigsten Arten von Tumoren und sind eine der führenden Todesursachen bei deutschen Uranbergarbeitern. Die Interna-tional Agency for Research on Cancer (IARC) stufte Radon und seine Zerfallsprodukte, kristallinen Quarz und Arsen als humane Karzinogene mit der Lunge als Zielorgan ein. Die Uranberg-arbeiter der früheren ostdeutschen WISMUT Aktiengesellschaft waren gegenüber diesen Lungenkarzinogenen in großem Umfang exponiert.

Grundlage für die hier vorgestellte Studie ist das Archiv des pathologischen Instituts in Stollberg. Hier wurden Autopsien verstorbener Bergarbeiter insbesondere mit dem Fokus auf berufsbedingte Lungenerkrankungen wie Silikose und Lungen-tumoren durchgeführt. Nach der Wiedervereinigung wurde das Autopsie-Archiv für die Forschung geöffnet. Somit standen rund 400.000 Gewebeschnitte, 66.000 Gewebeblöcke und 200 ganze Lungen von ca. 30.000 von Bergarbeitern und ihren Angehörigen sowie Bewohnern der näheren Umgebung zur Verfügung. Die Datenbank des WISMUT Probenarchivs sowie eine umfangreiche Job-Exposure-Matrix (JEM) wurden in dieser Studie verwendet, um die proportionale Lungentumorrate zu berechnen, also das expositionsabhängige Verhältnis von Lungentumoren zu Erkrankungen des Herzkreislaufsystems. Analysiert wurden die Untersuchungsbefunde von 8066 Uranbergarbeitern, die zwischen 1957 und 1990 gestorben waren. Insgesamt starben 3174 Bergleute infolge von Lungentumoren und 4892 infolge von Herz-Kreislauferkrankungen.

Es zeigte sich, dass die proportionale Lungentumorrate der Uranbergarbeiter der WISMUT um das 2,9fache höher ist als das in der Allgemeinbevölkerung in Ostdeutschland. Kumulative Radon-, Quarz und Arsenexposition wurde als Risikofaktor für die Entstehung von Lungentumoren bestätigt. Allerdings modifiziert das Vorhandensein einer Silikose das Risiko der kumulierten Radon- und Quarzexposition. Die Autoren geben jedoch zu bedenken, dass die ausgewählte Studienpopulation auf einem Gewebearchiv basiert, so dass die hier vorgestellten Ergebnisse nicht ohne Einschränkungen generalisiert werden dürfen.

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29BGFA-Info 03/08

FÜR SIE GELESEN

Entwicklung berufsbedingter Lungen- und Atemwegserkrankungen in Deutschland zwischen 1970 und 2005van Kampen V, Merget R, Butz M, Taeger D, Brüning T: Trends in suspected and recognized occupati-onal respiratory diseases in Germany between 1970 and 2005. Am J Ind Med 2008; 51: 492-502

Beruflich bedingte Lungen- und Atemwegserkrankungen machen einen großen Teil der beruflich verursachten Erkrankungen in vielen Ländern aus. Allein in Deutschland hatten sie im Jahr 2005 einen Anteil von rund 40 Prozent an den anerkannten Berufs-krankheiten (BK). Über die gesetzliche Unfallversicherung, die in Deutschland seit 1884 existiert, sind Arbeiter und Angestellte bei ihrer Arbeit versichert. Die deutschen Unfallversicherungs-träger haben den gesetzlichen Auftrag, berufsbedingte Unfälle und Erkrankungen zu verhüten und nach Eintritt eines Versiche-rungsfalles den Verletzten, seine Angehörigen oder Hinterblie-benen zu entschädigen. Darüber hinaus wirken sie mit an der Beseitigung von arbeitsplatzbezogenen Gesundheitsgefahren und der Entschädigung verletzter Personen. Laut Sozialgesetzbuch VII sind alle Ärzte dazu verpflichtet, Patienten mit Verletzungen und Erkrankungen, die eine mögliche berufliche Ursache haben, den Unfallversicherern zu melden.

In diesem Artikel von van Kampen et al. wurden basierend auf den Berichten der deutschen Unfallversicherungsträger

die Zahlen der angezeigten und anerkannten berufsbedingten Lungen- und Atemwegserkrankungen zwischen 1970 und 2005 ausgewertet. Berücksichtigt wurden dabei alle 18 Lungen- und Atemwegserkrankungen, die in der Berufskrankheiten-Liste der BK-Verordnung aufgeführt sind.

Die Ergebnisse zeigen, dass seit 1998 eine Abnahme der ange-zeigten und anerkannten berufsbedingten Lungen- und Atem-wegserkrankungen verzeichnet werden kann. Diese Entwicklung basiert hauptsächlich auf dem deutlichen Rückgang der nicht-malignen Erkrankungen durch Quarz (Silikose und Silikotuber-kulose) und der allergischen und chemisch-irritativen obstruk-tiven Atemwegserkrankungen. Im Gegensatz dazu stagnieren die durch Asbest hervorgerufenen Erkrankungen der Lungen und Atemwege wie Asbestose und Lungen- oder Kehlkopfkrebs beziehungsweise die Erkrankungszahlen steigen sogar weiterhin an (Mesotheliom).

Zusammenfassend stellen die Autoren fest, dass Präventionsmaß-nahmen zu einer Reduzierung einiger der häufigsten berufsbe-dingten Lungen- und Atemwegserkrankungen geführt haben. Ausnahmen bilden hier die Asbest-induzierten Erkrankungen, hier muss jedoch auch die lange Latenzzeit von mehr als 20 Jahren berücksichtigt werden. Da Asbest seit 1993 in Deutschland nicht mehr verwendet werden darf, ist davon auszugehen, dass es in den kommenden Jahren bzw. Jahrzehnten auch hier zu einer Abnahme der Zahlen der gemeldeten und angezeigten Fälle kommt.

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30 BGFA-Info 03/08

Für Sie gelesenInternationale Literatur

Silikose-Sterblichkeit im schwedischen Eisenerzbergbau

Hedlund U, Jonsson H, Eriksson K, Järvholm B: Exposure-Response of Silicosis Mortality in Swedish Iron Ore Miners. Annals of Occupational Hygiene 2008. 52(1): 3-7

Die Lungenkrankheit Silikose war bereits im Altertum bekannt. Durch Präventionsmaßnahmen konnten in den letzten Jahr-zehnten des vorherigen Jahrhunderts die Anzahl der Neuer-krankungen dramatisch gesenkt werden. Hedlund und seine Koautoren untersuchten an 7 729 schwedischen Bergleuten den Einfluss von Langzeitexposition gegenüber Quarz auf die Silikosesterblichkeit. Diese Bergleute waren zwischen 1923 und 1996 im schwedischen Eisenerzbergbau beschäftigt. Die Diag-nose Silikose wurde über das nationale Todesursachenregister Schwedens erhoben, das ab 1952 die Todesursachen erfasst. Die Exposition und die Arbeitsplatzbeschreibungen der Bergleute wurden Staubmessprotokollen entnommen. Insgesamt konnten 3 239 personenbezogene gravimetrische Messungen verwendet werden. Da keine Expositionsdaten vor 1965 vorlagen, wurden hierfür die gemittelten Werte von 1965 bis 1973 verwendet.

Bei 58 Bergleuten wurde eine Silikose auf dem Totenschein als Todesursache oder andere wesentliche Begleiterkrankung angeführt. Die mediane kumulative Quarzexposition lag bei den Silikose-Todesfällen bei 4,8 mg/m³ x Jahre und bei den Bergleu-ten ohne Angabe einer Silikose auf dem Totenschein und den Lebenden bei 0,88 mg/m³ x Jahre. Das Mortalitätsrisiko steigt mit steigender kumulativer Belastung an. Die Autoren folgern, dass ein erhöhtes Risiko an Silikose zu versterben für kumulative Quarz-Expositionen um 3 mg/m³ x Jahre besteht.

Kommentar: Die Studie von Hedlund und Koautoren reiht sich in die gepoolten IARC Silikosemortalitätsstudie ein, die von Steen-land 2005 zitiert wird (Am J Ind Med 48:16-23). Allerdings sind verschiedene Besonderheiten zu beachten. Zunächst ist der mitt-lere Quarzanteil in der vorliegenden Studie mit 2,5% im Vergleich zu anderen Industriezweigen relativ gering (vgl. BGIA-Report 8/2006 „Quarzexpositionen am Arbeitsplatz“). Da in der untersten Expositionskategorie keine Todesfälle mit zugrundeliegender Todesursache Silikose auftraten, verwendeten die Autoren die Kategorie 3-4,9 mg/m³ x Jahre als Referenzkategorie. Das macht den Vergleich mit der IARC-Studie schwieriger. Rechnet man diese Risiken um, so ergibt sich eine Dosis-Wirkungsbeziehung mit einer Verdoppelung bei rund 3-4,9 mg/m³ x Jahre. Diese Risiken sind geringer als die der gepoolten IARC-Studie und gelten nur für alle Silikose-Todesfälle. Bezogen auf die Todesfälle mit Silikose als zugrundeliegende Todesursache ergibt sich ein ähnliches Bild, allerdings ist die Dosis-Wirkungsbeziehung wesentlich geringer ausgeprägt. Kritisch zu sehen ist die Diagnoseermittlung über

Todesursachenbescheinigungen. Das wird von den Autoren in der Arbeit ausführlich diskutiert. Wünschenswert wäre eine detaillierte Auswertung der Expositionsbeziehung mittels dif-ferenzierter Expositionsmodelle.

Dipl.-Stat. Dirk Taeger

Krebsrisiko und Endotoxinexposition

Laakkonen A, Pukkala E (2008) Cancer incidence among Finnish farmers, 1995-2005. Scand J Work Environ Health 34: 73-79

Mastrangelo G, Fadda E, Rylander R, Milan G, Fedeli U, die Schio R, Lange JH (2008) Lung and other cancer site mortality in a cohort of Italian cotton mill workers. Occup Environ Med 65: 697-700

Endotoxine sind ubiquitär und ihre Wirkung ist vielgestaltig. Verschiedene epidemiologische Studien haben einen Zusam-menhang zwischen inhalativer Endotoxinexposition in der Kindheit und Allergieprävention ermittelt. Laakkonen et al. und Mastrangelo et al. diskutieren, dass auch das Krebsrisiko von der Endotoxinexposition beeinflusst sein kann.

Knapp 90 000 finnische Farmer wurden in die Studie von Laakko-nen et al. aufgenommen und über 18 Jahre beobachtet. In dieser Zeit traten 19 640 Krebserkrankungen auf. Insgesamt war das Krebsrisiko der Farmer jedoch geringer, als das der Normalbe-völkerung. Nur für Lippenkrebs galt dieser Zusammenhang nicht. Am geringsten war das Risiko an Krebs zu erkranken für Rinder- und Milchkuhzüchter. Bauern aus der Milchwirtschaft, die auf Getreideanbau umsattelten, steigerten ihr Risiko wieder. Gerade dieser Befund unterstütze, so die Autoren, die Hypothese, dass Endotoxin eine wichtige Rolle in diesem Geschehen spielt.

Mastrangelo et al untersuchten 3 961 Arbeiter aus einer italieni-schen Baumwollfabrik hinsichtlich ihres Krebsrisikos. Sie unter-schieden dabei Beschäftigte mit hoher (Arbeitsplatz „cardroom“) und geringer Endotoxinbelastung, je nach Arbeitsbereich in der Fabrik. Es zeigte sich, dass es einen signifikanten Zusammen-hang zwischen der Dauer der Arbeitszeit in den höher belasteten Bereichen und einem, im Vergleich zur Normalbevölkerung, verringerten Lungenkrebsrisiko gab. Für andere Tumoren, wie Magen-, Leber- oder Speiseröhrenkrebs ließ sich kein Zusam-menhang finden.

Kommentar: Die Hypothese von Laakkonen et al., dass die En-dotoxinexposition gerade für das besonders niedrige Krebsrisiko von Milchkuhzüchtern verantwortlich wäre, ist kritisch zu be-trachten. Aus verschiedenen Studien (Übersicht siehe Liebers et

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FÜR SIE GELESEN / IMPRESSUM

al.: Occupational endotoxin exposure and possible health effects on humans; Am. J. Ind. Med. 2006) ist bekannt, dass es gerade beim Getreideanbau zu hohen Endotoxinexpositionen kommt. Ein höheres Risiko der Getreidebauern an Krebs zu erkranken im Vergleich zu Milchkuhzüchtern ist unter diesem Aspekt nicht verständlich. Auch denkbar wäre die Möglichkeit, dass potente Inhalationsallergene einen Einfluss auf das Immunsystem und damit die Krebsentwicklung haben könnten.

Mastrangelo greift in seinen Untersuchungen nicht auf aktuelle Endotoxin-Messungen an den Arbeitsplätzen der Betroffenen zurück. Die Einteilung der Autoren in niedrige und hohe Ex-positionsbereiche erscheint dennoch realistisch. Aus anderen Studien ist bekannt, dass in Baumwollfabriken im Bereich des Vorwerks, wo die Baumwollballen geöffnet und zu Karden ge-zogen werden, die höchsten Endotoxinmengen auftreten. Da die Arbeitsbereiche nicht immer räumlich vollständig voneinander getrennt sind und einzelne Arbeiter mitunter ihren Einsatzort zeitweilig wechseln, wäre ein per sönliches Belastungsprofil allerdings dennoch interessant gewesen. Außer dem weisen Lane et al. (The measurement and health impact of endotoxin contamination in organic dusts from multiple sources: focus on the cotton industry. Inhal Toxicol 2004) darauf hin, dass Baum-wolle aus unterschiedlichen Ursprungsregionen sich um bis zum vierfachen in der Endotoxinbelastung unterscheiden kann.

Ein anderes Problem ist, dass das Rauchverhalten der Arbeiter nicht abgefragt wurde. Gerade für Lungenkrebs ist diese Variable schließlich von großer Bedeutung.

Aus immunologischer Sicht lässt sich allerdings vorstellen, dass Endotoxin als wirksames Immunstimulanz via TNF-α Makro-phagen, zytotoxische T-Zellen und natürliche Killerzellen akti-viert. Überhaupt können im Immunsystem durch den Kontakt mit verschiedenen mikrobiologischen Organismen bestimmte grundlegende Reaktionsmuster angestoßen werden. Die Hypo-these der Autoren bleibt also interessant, wenn auch Endotoxin vielleicht nur ein „Surrogatmarker“ für andere immunrelevante Substanzen ist.

Dr. Verena Liebers

Korrektur

Im BGFA-Info 2/2008 wurde PD Dr. Kurt Straif in der Berichter-stattung über die DGAUM-Jahrestagung dahingehend falsch zi-tiert, dass in der MAK-Kommission keine Wissenschaftler mitar-beiten dürften, die in den letzten vier Jahren in der Industrie tätig waren. Richtig ist, dass auch in der Industrie tätige Fachleute aufgrund ihrer Qualifikation und Expertise in die MAK-Kommissi-on als voll stimmberechtigte Mitglieder berufen werden können. Im

pres

sum

Impressum

Herausgeber

BGFA – Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin

der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung

Institut der Ruhr-Universtität Bochum

Verantwortlich

Prof. Dr. Thomas Brüning, Institutsdirektor

Redaktionsleitung

Vicki Marschall

Redaktion

Vicki Marschall, Dr. Thorsten Wiethege, Dr. Monika Zaghow

Gestaltung

Vicki Marschall

Titelbild

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Bildnachweis

Bernd Naurath (S. 6, 18-20), Vicki Marschall (S. 24-26), Andreas Ren (S. 3), P. Brand (S. 34), Land der Ideen (S. 5), Wikipedia (S. 8), Fotolia.com: Alibama (S. 13), Andreas Fischer (S. 15), Dreef (S. 22), Fotobre (S. 11), Sebastian Kaulitzki (S. 17), Mack7777 (s. 29), Ray (Montage S. 6), Andrea Riva (Montage S. 12), A. Seifert (Montage S. 12), Carmen Steiner (S. 14)

Grafiken

Bernd Naurath

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2 000 Exemplare

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ISSN 1612-9857

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32 BGFA-Info 03/08

Symposium zu Blasenkrebs am BGFA

Rund 28 000 Menschen erkranken in Deutschland pro Jahr an Harnblasenkrebs. Bei Diagnosen in frühen Tumorstadien kann die Erkrankung häufig erfolgreich thera-piert werden. Moderne Tumormarker zur Früherkennung nutzen dabei zunehmend Kenntnisse zur Tumorbiologie. So untersuchen der UroVysionTM-Test und bestimmte Microarrays chromosomale Instabilität in ausgewählten Bereichen des Erbgutes, welche möglicherweise früher als eine auffällige Zytologie die beginnende Krebsentstehung anzeigen und auch im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen eingesetzt werden können. Das BGFA veranstaltete im Oktober speziell zum Thema „Chromosomal Instability and Bladder Cancer“ ein wissenschaftliches Symposium. Diskutiert wurde unter anderem wann ein Screening für Blasenkrebs empfohlen werden kann, welche Kenntnisse zur Tumorbiologie und speziell in Hinblick auf chromosomale Instabilität bestehen, welche Aussagekraft diagnostische Tumormarker haben, wie die komplexen Daten zur chro-mosomalen Instabilität besser ausgewertet werden können und welche Störfaktoren die Gewinnung von geschädigten Zellen im Urin beeinflussen können.

45. EUROTOX

Anfang Oktober trafen sich auf Rhodos rund 1 000 Wissenschaftler zum 45. „EUROTOX“-Kongress – weltweit einer der wichtigsten Toxikologieveranstaltungen. Der themati-sche Schwerpunkt „From Toxins To Omics: Health, Safety And Well-Being“ umfasste mehr als 100 Vorträge und 800 Posterbei-träge. Aus dem Kompetenz-Zentrum Mole-kluare Medizin des BGFA präsentierte Dr. Hans-Peter Rihs einen Beitrag mit ersten Ergebnissen zur modulierenden Wirkung bestimmter Reparatur-Enzymvarianten auf die oxidative DNA-Schädigung. Die vorgestellten Daten wurden im Rahmen der Humanstudie Bitumen ermittelt.

Denkanstöße für zukünftige Projekte

Die Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi) hielt Ende September ihre dritte Jahrestagung ab. In Bielefeld trafen sich die Mitglieder, um sich über aktuelle Themen der Epidemiologie in Wissenschaft und Öffentlichkeit auszutauschen. Von besonderem Interesse für das BGFA waren Beiträge zur Arbeits- und der Genetischen Epidemiologie, die sich für Auswertungen aktueller und zukünftiger Projekte am Institut eignen. Die Wissenschaftler des BGFA gaben auch Einblicke in ihre Arbeit: Anne Spickenheuer hielt einen Vortrag über die statistische Modellierung in der Humanstudie Bitumen. Martin Lehnert berichtete über die Epidemiologie von Zweittumoren nach Harnblasenkrebs. Weiterhin stellte Sylvia Rabstein in einem Beitrag das Risiko von Brustkrebs bei Exposi-tion gegenüber Aminen in Abhängigkeit vom Acetyliererstatus vor. Die Vortragssession „Statistische und epidemiologische Methoden“ moderierte Dirk Taeger.

Molekulare Marker für Mesotheliome

Die 9. Internationale Konferenz der IMIG (International Mesothelioma Interest Group) tagte im September in Amsterdam. Dort präsentierten internationale For-schergruppen aktuelle Ergebnisse, unter anderem zu den Themen Frühdiagnose, Molekulargenetik und Molekularpatho-logie von Mesotheliomen. Molekulare Marker zur Diagnose von Mesotheliomen standen besonders im Fokus verschiede-ner Diskussionen, an denen sich auch die Wissenschaftler des BGFA beteiligten.

Kongresse

Arbeitsschutz im internationalen Austausch

Die vierte internationale Arbeitsschutz-Konferenz (WorkkingOnSaftey.Net) tagte Ende September in Hersonissos (Kreta). Mehr als 350 Wissenschaftler tauschten sich über die neuesten Erkenntnisse zur Verhinderung von Arbeitsunfällen und dem Management von arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken aus. Das BGFA nahm mit drei Vorträgen an dem wissenschaft-lichen Diskurs teil.

Beate Pesch, BGFA, mit Wolfgang Schulz (mitte), Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und Bart Kimeney, Radboud Universität Nijmegen

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33BGFA-Info 03/08

KONGRESSE / AUS DEM BGFA

Aus dem BGFA

Erfolgreiche Teilnahme am Ringversuch

Das Kompetenz-Zentrum Allergologie/Immunologie hat erfolgreich an einem Ring-versuch der ASTM International (früher bekannt als American Society for Testing and Materials) teilgenommen. Gemeinsam mit Forschern aus weiteren fünf Ländern waren die Wissenschaftler des BGFA haben an der Überprüfung von Testverfahren zur Quanti-fizierung von Latexallergenen (Hev b 1, Hev b 3, Hev b 5, Hev b 6.02) in Naturgummilatex-Handschuhen beteiligt. Die amerikanische Vereinigung ist eine der größten internati-onalen Standardisierungsorganisationen. Sie veröffentlicht technische Standards für Waren und Dienstleistungen. Mehr als 30 000 Mitglieder leisten ihren Beitrag, um weltweit Standards zu erstellen und einzuhalten. Allein im Jahr 2005 gab es mehr als 12 000 ASTM-Standards. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Entwicklung von standardisierten Prüf- und Analyseverfahren. Das Annual Book of ASTM Standards (Jahrbuch der ASTM-Normen) umfasst inzwischen 81 Bände. Die Mitglieder setzten sich aus unterschiedlichen Bereichen – Herstellern, Anwendern, Regierungen und Akademikern – aus mehr als 100 Ländern zusammen.

Bitumensitzung im BGFA

Zur inzwischen 17. Sitzung des Gesprächskreises Bitumen lud das BGFA im September ein. Mehr als 40 Teilnehmer aus Bereichen des Arbeitsschutzes, der bitumenherstellen-den und -verarbeitenden Industrie, der entsprechenden Ministerien und universitärer Forschungseinrichtungen trafen sich, um an zwei Tagen die aktuelle Entwicklung zum Themenkomplex „Bitumen“ zu diskutieren. Dabei wurden Themen wie „Bitumen und REACH“, die Neubewertung der Expositionsdaten nach den internationalen Vergleichs-

messungen, der Einbau von Asphalt bei abgesenkten Temperaturen sowie einige Aspekte zur Verwendung von Gummisasphalt diskutiert. Darüber hinaus wurde auch über den aktuellen Stand der „Humanstudie Bitumen“ des BGFA mit den beteiligten Kooperationspartnern berichtet. Am zweiten Tag kamen überwiegend die Teilnehmer des projektbegleitenden Arbeitskreises der „Humanstudie Bitumen“ zusammen. Sie beschäftigten sich unter anderem mit dem aktuellen Stand der Bitumen-Datenbank nach Beendigung der Rekrutierungsphase der Feldstudie und ihrer deskriptiven Analyse sowie Strategien zur statistischen Modellbildung zur Bewertung komplexer biologischer Daten.

Die Teilnehmer des Gesprächskreises Bitumen tagten in Bochum

Neue Mitarbeiter

Die Stabsstelle „Regulation“ am BGFA wird seit dem 1.09.2008 von Dr. Dirk Pallapies geleitet. Der Facharzt für Pharmakologie

und Toxikolo-gie arbeitete zunächst als wissenschaft-licher Mitar-beiter in der Abteilung für Pharmakologie und Toxikolo-gie der Ruhr-U n i v e r s i t ä t

Bochum. Anschließend war er bei der BASF SE Ludwigshafen in den Abteilun-gen für Arbeitsmedizin und Gesundheits-schutz bzw. für Produktsicherheit tätig. Währenddessen schloss er ein Master of Science-Studium in Epidemiologie an der Harvard School of Public Health in Bos-ton ab. Im BGFA vertritt Dr. Pallapies die Position des Instituts bei regulatorischen Fragestellungen. Außerdem wird er sei-ne toxikologische und epidemiologische Expertise in verschiedene Forschungspro-jekte einbringen. Dr. Kirsten Sucker erweitert das Team im Kompetenz-Zentrum Medizin. Die Psycho-login studierte in Gießen sowie Oldenburg und promovierte an der Ruhr-Universität Bochum. Am Medizinischen Institut für Umwelthygiene (MIU) in Düsseldorf erforschte sie die Belästi-gungswirkung von Industrie-gerüchen. Die Geruchsbeur-teilung in der Landwirtschaft un te rsuch te sie am Lan-desumweltamt Nordrhein-Westfalen (LUA). Primär wird sie sich am BGFA mit der Thematik der Che-mosensorik beschäftigen, in deren Rahmen sie das Projekt Gefahrstoffeffekte sowie das Expositionslabor betreuen wird.

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34 BGFA-Info 03/08

Termine

Weiterbildung Arbeitsmedizin

Neue Kurse der Akademie für Ärztliche Fortbildung/Ärztekammer Westfalen-Lippe ab Herbst 2008

Die Kurse sind Bestandteil zum Erhalt der Gebietsbezeichnung „Arbeitsmedizin“ und der Zusatz-Weiterbildung „Betriebsmedizin“ gemäß Weiterbildungsordnung der ÄKWL vom 26.07. 2005. Die Kurse sind zudem gemäß Kursbuch „Arbeitsmedizin“ der Bundesärz-tekammer ausgerichtet und mit 60 Punkten pro Abschnitt zertifiziert. Die neuen Kurse beginnen im Oktober 2008. Die Kurse stehen unter der Gesamtleitung des Instituts-direktors Prof. Dr. Thomas Brüning. Die Organisation und Kursleitung erfolgt durch Dr. Volker Harth, Leiter der Stabsstelle Arbeitsmedizinische Prävention und Weiterbildung des BGFA.

Ort: BGFA/BG Kliniken Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, Bochum. Infos unter Tel. 0251/929-2202 oder Fax 0251/929-2249. Schriftliche Anmeldung erforderlich an: Akademie für ärztliche Fortbildung der ÄKWL und der KVWL, Postfach 4067, 48022 Münster, E-Mail: [email protected]. Nutzen Sie den Online-Fortbildungskatalog, um sich für die Veranstaltungen anzumelden: www.aekwl.de

Kursteil BAbschnitt B1: Mo. 20.04. - Fr. 24.04.09 undMo. 27.04. - Mi. 29.04.09Abschnitt B2: Mo. 11.05. - Fr. 15.05.09 undMo. 18.05. - Mi. 20.05.09

Kursteil CAbschnitt C1: Mo. 14.09. - Fr. 18.09.09 undMo. 21.09. - Mi. 23.09.09Abschnitt C2: Mo. 02.11. - Fr. 06.11.09 undMo. 09.11. - Mi. 11.11.09

Teilnehmergebühren pro Abschnitt:Euro 440,00 (Mitgl. der Akademie)Euro 495,00 (Nicht-mitglieder)Euro 395,00 (Arbeits-lose Ärzte/innen)

Arbeitsmedizinische Kolloquien am BGFA

BGFA / Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum

Die Arbeitsmedizinischen Kollquien wer-den von der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) in Zusammenarbeit mit dem BGFA angeboten. Sie sind fester Bestandteil der ärztlichen Fortbildung. Einmal im Monat können Arbeitsmediziner oder arbeits-medizinisch Interessierte zu bestimmten Praxisthemen Vorträge besuchen. Veranstaltungsort ist der Hörsaal 1 des Berufsgenossenschaftlichen Universitäts-klinikums Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum. Für Mitglieder der Akademie für ärztliche

Fortbildung der ÄKWL und der KVWL fallen keine Teilnehmergebühren an. Nicht-Mitglieder müssen 10 Euro entrichten. Kostenfrei ist die Veranstaltung ebenfalls für arbeitslose Ärzte/innen und Studenten/innen. Die Veranstaltungen sind im Rahmen der Zertifizierung der ärztlichen Fortbildung der ÄKWL mit jeweils drei Punkten (Ka-tegorie A) anrechenbar. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Teilnahmebeschein-gungen werden vor Ort ausgegeben. Die Skripte der einzelnen Kolloquien werden – soweit vorhanden – den Teilnehmern nach der Veranstaltung zur Verfügung gestellt. Weitere Termine unter: www.bgfa.de

Nächster Termin:

Mittwoch, 10. Dezember 2008, 15:00 Uhr

Gefährdung und Erkrankungen im Ge-sundheitsdienst: Vorsorgeuntersu-chungen und Berufskrankheiten

PD Dr. med. Albert Nienhaus, Hamburg

Termine 2009:

DGAUM in AachenJahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin vom 11.-14. März 2009 in Aachen

Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin ist einer der wichtigsten arbeitsmedizinischen Kongresse. Wissenschafler und Mediziner, Vertreter der gesetzlichen Unfallversicherungen, von Arbeitsschutzeinrichtungen und Behörden kommen zusammen, um an vier Tagen aktuelle Entwicklungen zu disku-tieren. Die Ausrichtung übernimmt 2009 Prof. Dr. Thomas Kraus, Institut für Arbeitsmedizin und Sozial-medizin des Universitäts-klinikums Aachen (RWTH). Die Schwerpunktthemen sind „Krank und trotzdem arbeiten? – Der chronisch Kranke im Erwerbsleben“ sowie „Unfallprävention durch arbeitsmedizinische Vorsorge“. www.dgaum.de

14. Januar 2009

11. Februar 2009

18. März 2009

22. April 2009

13. Mai 2009

17. Juni 2009

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35BGFA-Info 03/08

TERMINE / PUBLIKATIONEN

FaxanforderungBGFA Bürkle-de-la-Camp-Platz 144789 BochumFax: 0234/302-4505

Neue Publikationen

Datum Unterschrift Adresse/Stempel

Bitte senden Sie die Publikationen an folgende Adresse:

Bünger J: ▫ Aus der Arbeitsschutzforschung: Lösungsmittel PER in Reinigungen. Wie belastet sind Mitarbeiter in Textilreini-gungen? Die BG 2008; 08: 287-288

Ji Y, Olson J, Zhang J, Hildebrandt M, Wang L, Ingle J, Fre- ▫dericksen Z, Sellers T, Miller W, Dixon JM, Brauch H, Ei-chelbaum M, Justenhoven C, Hamann U, Ko Y, Brüning T, Chang-Claude J, Wang-Gohrke S, Schaid D, Weinshilboum R: Breast cancer risk reduction and membrane-bound ca-techol O-methyltransferase genetic polymorphisms. Cancer Res 2008; 68: 5997-6005

Kespohl S, Sander I, Schulze J, Poppe M, Brüning T, Raulf- ▫Heimsoth M: Development of an obeche wood allergen quantification assay for the assessment of allergen expo-sure in workplaces. Scand J Work Environ Health 2008; 34: 387-395

Kleinbeck S, Juran SA, Kiesswetter E, Schaper M, Blaszkewicz ▫M, Brüning T, van Thriel C: Evaluation of ethyl acetate on three dimensions: Investigation of behavioral, physiological and psychological indicators of adverse chemosensory ef-fects. Toxicol Lett 2008; Epub ahead of print, DOI: 10.1016/j.toxlet.2008.09.001

Krahl J, Munack A, Ruschel Y, Schröder O, Bünger J: ▫ Exhaust gas emissions and mutagenic effects of diesel fuel, biodiesel and biodiesel blends. SAE-Technical Paper Series No 2008-01-2508 2008; 1-7

▫ Lilienthal H, Heikkinen P, Danielsson C, Andersson P, Vilukse-la M: Effects of purified PCB180 on locomotor activity in adult rats in a subacute toxicity study. Organohalogen Compounds 2008; 70: 1701-1704

Merget R, Baur X, DGAUM-AG Atemwege/Lunge: ▫ Diagnostik und Beurteilung obstruktiver Atemwegserkrankungen durch chemisch-irritativ oder toxisch wirkende Stoffe (Berufskrank-heit Nr. 4302 BKV). Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2008; 43: 516-520

Nienhaus A, Kromark K, Raulf-Heimsoth M, van Kampen V, ▫Merget R: Outcome of occupational latex allergy-work ability and quality of life. PLoS ONE 2008; 3: e3459

▫ Plöttner S, Degen GH, Roos PH, Föllmann W: Analysis of CYP1A1 induction in single cells of urothelial cell population by flow cytometry. Anal Bioanal Chem 2008; 392: 1149-1158

▫ Plöttner S, Selinski S, Bolt HM, Degen GH, Hengstler JG, Roos PH, Föllmann W: Distinct subtypes of urinary bladder epithelial cells with inducible and non-inducible cytochrome P450 1A1. Arch Toxicol 2008; Epub ahead of print, Doi: 10.1007/s00204-008-0329-3

Raulf-Heimsoth M: ▫ Allergenquantifizierung an Arbeitsplätzen.Proceedings 2. Gemeinsamer Deutscher Allergie-Kongress 2007, Fortschritte der Allergologie und Immunologie, Edt. WM Becker, Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle 2008; 18-23

Schreiber J, Knolle J, Sennekamp J, Schulz KT, Hahn JU, Hering ▫KG, Raulf-Heimsoth M, Merget R: Sub-acute occupational hypersensitivity pneumonitis due to low-level exposure to diisocyanates in a secretary. Eur Respir J 2008; 32: 807-811

Weber DG, Sahm K, Polen T, Wendisch VF, Antranikian G: ▫Oligonucleotide microarrays for the detection and identi-fication of viable beer spoilage bacteria. J Appl Microbiol 2008; 105: 951-962

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