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Ansprechstellen im Land NRW zur Palliativversorgung, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung Oktober 2012 Ausgabe 53 Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen Schwerpunkt: HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG JENSEITS DER GRENZEN

Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen · 2015. 4. 29. · Hospiz-Dialog NRW - Oktober 2012/53 5 darauf zurückzuführen, dass das Ziel, die eigene berufliche Karriere zu fördern, bei

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Ansprechstellen imLand NRW zurPalliativversorgung,Hospizarbeit undAngehörigenbegleitung

Oktober 2012 Ausgabe 53Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen

Schwerpunkt:HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG JENSEITS DER GRENZEN

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Liebe Leserinnen und Leser,

die Gesundheitsexpertin von Human Rights Watch,Laura Thomas, schrieb noch im vergangenen Jahr:„Weltweit gibt es einen immensen Bedarf an Pal-liativversorgung, der jedoch von vielen Regierun-gen schlichtweg ignoriert wird“.

Mit den Beiträgen im Schwerpunktteil dieser Aus-gabe des Hospizdialoges werfen wir einen Blicküber Deutschlands Grenzen und bekommen einenEindruck davon, was Thomas meint. Wir erhaltenaber auch einen Einblick in das, was für die Weiter-entwicklung der Palliativversorgung mitunter aufkreative Art und Weise getan wird, sei es in denLändern selbst – unter Berücksichtigung der dor-tigen Gesellschaften und Kulturen – oder auch ingrenzüberschreitenden Netzwerken, wie der Euro-pean Association of Palliative Care oder der Inter-national Association for the Study of Pain, die sichüber die europäischen Grenzen hinweg um die För-derung der Palliativversorgung weltweit bemühen.

Ein japanisches Sprichwort sagt: Hebt man denBlick, so sieht man keine Grenzen. Dies gilt wohlfür die Hospiz- und Palliativversorgung im über-tragenen wie im wörtlichen Sinne, in unseremLand wie auch im Blick auf andere Länder.

Eine gute Lektüre wünscht Ihnen

Ihre

Editorial

Gerlinde Dingerkus

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3Hospiz-Dialog NRW - Oktober 2012/53

INFORMATION

Energie geben und Energie nehmen? – 4Schlussfolgerungen für die EhrenamtspraxisAnna Niesing

Achtsamkeit und Yoga in der Palliativversorgung 7Bettina Kraft, Christoph Gerhard

Landesstelle Pflegende Angehörige NRW – 11Information und Service für pflegende AngehörigeSilke Niewohner

Ehrenamt und Haftung – ein Überblick (Teil 2) 13Petra O’Brien-Coker

SCHWERPUNKTHOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG JENSEITS DER GRENZEN

Die ‚European Association for Palliative Care‘: 15Eine Organisation jenseits der GrenzenSheila Payne

Begleitung und Versorgung kranker und 18sterbender Erwachsener in der TürkeiAsiye Balikci

Eine Welt der Schmerzmedizin 20Andreas Kopf

Palliativversorgung in Indien: 24Herausforderungen und MöglichkeitenShuba Ranganathan

Veröffentlichungen 26Veranstaltungen 27

Inhalt

IMPRESSUMHerausgeberALPHA – Ansprechstellen im Land Nordrhein-Westfalenzur Palliativversorgung, Hospizarbeit und Angehörigen -begleitung

RedaktionALPHA-WestfalenAnsprechstelle im Land Nordrhein-Westfalenzur Palliativversorgung, Hospizarbeit undAngehörigenbegleitung im Landesteil Westfalen-LippeFriedrich-Ebert-Straße 157-15948153 MünsterGerlinde DingerkusMary WottawaSigrid Olowinsky-KiesslingTel.: 02 51 – 23 08 48Fax: 02 51 – 23 65 [email protected] Aßbrock, MindenJürgen Goldmann, BonnChristiane Rädel, HerneMaria Reinders, Kleve

Layout Art Applied undGraphische DienstleistungenHafenweg 26a, 48155 Münster

Druck Druckhaus Stegemöller, Münster

Auflage 2500

Die im „Hospizdialog“ veröffentlichten Artikel geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion und der Herausgeber wieder. Für unverlangt eingesandte Manu -skripte wird keine Gewähr übernommen. Fotos der Autoren mit Zustimmung der abgebildeten Personen.

Die Artikel auf den Seiten 15ff und 24f wurden von derRedaktion übersetzt.

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4 Hospiz-Dialog NRW - Oktober 2012/53

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Ehrenamtliches Engagement kos -tet Energie in Form von Zeit und Ein-satz. Ziel der Diplomarbeit war es, zuuntersuchen, ob und wie Ehrenamtli-che durch das Geben von Energiewiederum Energie gewinnen können.Die Annahme war, dass dabei die Mo-tivation für ehrenamtliches Engage-ment und die drei psychischenGrundbedürfnisse nach Autonomie,Kompetenz und sozialer Eingebun-denheit von Bedeutung sind.

Bezüglich der Motivation wurde zwischen intrinsi-scher und extrinsischer Motivation unterschieden.Die intrinsische Motivation bezeichnet denWunsch, eine Tätigkeit ihrer selbst willen auszu-führen, weil sie das Interesse geweckt hat, Freudebereitet oder eine Herausforderung darstellt (Myers,2008). Bei extrinsischer Motivation hingegen gehtman einer Tätigkeit nach, um bestimmte Vorteile zuerzielen oder Nachteile zu vermeiden (Myers,2008). Das Verhalten ist also instrumentell, da eseinen Nutzen bringen soll, welcher nichts mit derTätigkeit an sich zu tun hat (Deci & Ryan, 2009).Der Wunsch, durch das ehrenamtliche Engagementdie eigene Karriere zu fördern oder soziale Aner-kennung zu bekommen, entspricht beispielsweiseeiner extrinsischen Motivation.

Bezüglich der drei psychischen Grundbedürfnissenach Autonomie, Kompetenz und sozialer Einge-bundenheit wurde erfasst, inwieweit diese durchdas ehrenamtliche Engagement befriedigt werden.Eine Befriedigung dieser Bedürfnisse ist notwen-dig, um eine optimale psychische Entwicklung,Leistung und Wohlbefinden zu erzielen (Deci &Ryan, 1985, 2000).

Insgesamt wurden in der Diplomarbeit also die Zu-sammenhänge zwischen den Voraussetzungen fürehrenamtliches Engagement (Art der Motivation),den Erfahrungen beim ehrenamtlichen Engagement

(Befriedigung der drei psychischenGrundbedürfnisse) und den Auswir-kungen ehrenamtlichen Engagements(Energiegewinn) untersucht.

Die endgültige Stichprobe von Ehren-amtlichen bestand aus 566 Personen (61% weib-lich), die in unterschiedlichen Ehrenamtsbereichen(z. B. sozialer Bereich, Jugendarbeit, kirchlicherBereich) tätig waren. Die Befragten waren zwi-schen 15 und 80 Jahren alt, das Durchschnittsalterbetrug 34 Jahre. Sie gingen ihrer ehrenamtlichenTätigkeit im Durchschnitt 19,5 Stunden im Monatnach, wobei die Spannbreite von 4 bis 222 Stundengroß ist. Ebenso beachtlich sind die Unterschiedein der bisherigen Dauer des Engagements. Die mi-nimale Dauer lag unter einem Jahr und die maxi-male Dauer bei 55 Jahren (Mittelwert = 9,4 Jahre).

Die Ergebnisse bestätigen den Zusammenhang„Energie geben“ und „Energie nehmen“ im Rah-men ehrenamtlichen Engagements. Die Ehrenamt-lichen berichteten von Gefühlen von Energie (emo-tional und kognitiv) während ihres Engagements.Wie erwartet, spielt für diesen Zusammenhang je-doch die Art der Motivation eine Rolle. So zeigtesich, dass eine intrinsische Motivation für ehren-amtliches Engagement mit der Wahrnehmung vonEnergie im Ehrenamt einhergeht, nicht aber eineextrinsische Motivation. Diese Feststellung impli-ziert, dass Personen mit einer starken intrinsischenMotivation mit einer höheren WahrscheinlichkeitEnergie aus ihrem ehrenamtlichen Engagementschöpfen, als Personen mit einer starken extrinsi-schen Motivation.

Die drei psychischen Grundbedürfnisse werdendurch ein Ehrenamt im Durchschnitt gut bis sehrgut befriedigt. Ehrenamtliches Engagement istdemzufolge förderlich für das Wohlbefinden unddie persönliche Weiterentwicklung.

Darüber hinaus wurde deutlich, dass die Motiva-tion für ehrenamtliches Engagement mit dem Alterder Ehrenamtlichen in Zusammenhang steht: Je äl-ter die Ehrenamtlichen, desto weniger extrinsischmotiviert sind sie. Die Tendenz, ehrenamtlichesEngagement als instrumentelle Tätigkeit wahrzu-nehmen, trifft also vor allem auf die jüngere Ge-neration Ehrenamtlicher zu. Dies ist in erster Linie

Energie geben und Energie nehmen?Schlussfolgerungen aus einer wissenschaftlichen

Abschlussarbeit für die EhrenamtspraxisAnna Niesing

Anna Niesing

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darauf zurückzuführen, dass das Ziel, die eigeneberufliche Karriere zu fördern, bei ihnen einen we-sentlich höheren Stellenwert hat als bei den älteren,die sich in der Regel bereits beruflich orientierthaben. Hinsichtlich der allgemeinen Ausprägungder zwei Motivationsarten in der Stichprobe zeig-te sich, dass die Befragten insgesamt mehr intrin-sisch als extrinsisch motiviert sind.

Was lässt sich nun aus diesen Ergebnissen für dieEhrenamtspraxis ableiten? Zunächst einmal zeigtdie Untersuchung, dass ehrenamtliches Engage-ment nicht nur eine Ressourcen fordernde Tätigkeitist, sondern auch eine Ressourcen fördernde Tä-tigkeit sein kann. Gerade im Zuge der Debatte umdie zunehmende Anzahl an Personen, die an Er-schöpfungszuständen leiden, kommt dem Energie-fördernden Aspekt ehrenamtlichen Engagementseine besondere Bedeutung zu. Die Untersuchunggibt weiterhin Hinweise, wie ehrenamtliches En-gagement zu einer Energie fördernden Tätigkeitwird. Dies ist insbesondere dann wahrscheinlich,wenn eine intrinsische Motivation vorliegt und diedrei psychischen Grundbedürfnisse befriedigt wer-den. Eine extrinsische Motivation hingegen ist we-niger förderlich.

Die untersuchten Zusammenhänge können für ge-meinnützige Organisationen von Interesse sein,wenn es um die Frage geht, wie ehrenamtliche Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter gewonnen und lang-fristig gebunden werden können. Dadurch, dassdie ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter nicht materiell entlohnt werden, gewinnenpersönliche Erwartungen sowie die Bedingungenund Erfahrungen im Ehrenamt an Bedeutung. Des-wegen ist es wichtig, die Motivation und die Be-dürfnisse der Ehrenamtlichen in besonderer Weisezu berücksichtigen.

Für viele gemeinnützige Organisationen mag esim Umgang mit Ehrenamtlichen verschiedener Al-tersgruppen ratsam sein, den gefundenen Unter-schieden in der Motivation Beachtung zu schenken.Sie können dies beispielsweise tun, indem sie fürverschiedene Personengruppen verschieden wer-ben. Jungen Leuten könnten sie verstärkt solcheAnreize bieten, die auf eine extrinsische Motiva-tion abzielen. Eine Werbekampagne, die diese Ziel-gruppe erfolgreich erreichen will, sollte unter an-derem die karrierebezogenen Vorteile einerehrenamtlichen Tätigkeit mit einbeziehen. Für Per-

sonengruppen, die bereits beruflich etabliert sind,hätte die gleiche Werbekampagne hingegen ver-mutlich wenig Anreiz. Dafür sollten verstärkt po-sitive Erfahrungen und die Bedeutung der ehren-amtlichen Tätigkeit betont werden.

Im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgunghingegen scheint es sinnvoll, sich kritischer mitden untersuchten Zusammenhängen auseinander-zusetzen, denn die Art der Motivation kann durch-aus Auswirkungen auf die ehrenamtliche Tätigkeithaben. So ist anzunehmen, dass die Art der Moti-vation, mitunter über den Zusammenhang mit derwahrgenommenen Energie, einen Einfluss auf denpersönlichen Einsatz und die Zusammenarbeit hat.Während eine intrinsische Motivation energievol-les Engagement und Interesse gegenüber anderenPersonen erwarten lässt, ist dies bei einer extrinsi-schen Motivation weniger der Fall. Eine extrinsi-sche Motivation ist somit für beispielsweise eineSterbebegleitung aufgrund des erforderlichen Ein-satzes wahrscheinlich weniger geeignet.

Sicher ist, dass sich für alle Gruppen von Ehren-amtlichen eine Ansprache der intrinsischen Moti-vation anbietet und dass Bedingungen, die zur Be-friedigung der drei psychischen Grundbedürfnissebeitragen, Energie und Wohlbefinden der Ehren-amtlichen fördern. Es sollte also versucht werden,den Ehrenamtlichen Gefühle von Autonomie,Kompetenz und sozialer Eingebundenheit zu ver-mitteln. Anregungen zur Umsetzung sind bei-spielsweise:

• Mitbestimmungsmöglichkeiten bieten

• Möglichkeiten bieten, eigene Stärken und Ideeneinzubringen

• Lob und Anerkennung für die geleistete Arbeitaussprechen

• Möglichkeiten bieten, Kompetenzen zu erwei-tern und zu erwerben

• informellen Austausch als festen Bestandteil indas Ehrenamt integrieren

• persönliche Ansprache

• Gemeinschaft erfahrbar machen

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Eine Passung der Motivation und der Bedürfnisseder Ehrenamtlichen mit den Bedingungen und Zie-len der Organisation kann dazu beitragen, dass dieEhrenamtlichen sich langfristiger engagieren, waswiederum positive Auswirkungen auf die Zu-sammenarbeit und Arbeitsqualität hat.

Anna NiesingDiplom-Psychologin

Delpstr. 3048151 Münster

Tel.: 0 15 77 - 3 88 67 [email protected]

Literatur

Deci, E. L. & Ryan, R. M. (1985): The general causalityorientations scale. Selfdetermination in personality. Jour-nal of Research in Personality, 19(2), 109-134

Deci, E. L. & Ryan, R. M. (2000): The ‘what’ and ‘why’ ofgoal pursuits: Human needs and the self-determination ofbehavior. Psychological Inquiry, 11(4), 227-268

Deci, E. L. & Ryan, R. M. (2009): Self-determination theo-ry: A consideration of human motivational universals. P. J.Corr & G. Matthews (Eds.), The Cambridge handbook ofpersonality psychology (pp. 441-456). New York, NY US:Cambridge University Press

Herzig, C. (2006): Corporate volunteering in Germany: Sur-vey and empirical evidence. International Journal of Bu-siness Environment, 1(1), 51-69

Hustinx, L. & Lammertyn, F. (2003): Collective and refle-xive styles of volunteering: A sociological modernizationperspective. Voluntas: International Journal of Voluntaryand Nonprofit Organizations, 14(2), 167-187

Myers, D. G. (2008): Psychologie (2nd ed., S. 363). Heidel-berg: Springer Medizin Verlag

Smith, K. A., Holmes, K., Haski-Leventhal, D., Cnaan, R.A., Handy, F. & Brudney, J. L. (2010): Motivations andbenefits of student volunteering: Comparing regular, oc-casional and non-volunteers in five countries. CanadianJournal of Nonprofit and Social Economy Research, 1(1),65-81

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Achtsamkeit im „Hier und Jetzt“ist eine wichtige Haltung in der Pallia -tive Care. Bei Achtsamkeit geht esnicht um Gedanken und Bewertungen aus der Ver-gangenheit. Es geht auch nicht um Hoffnungenoder Befürchtungen im Hinblick auf die Zukunft.Das Gewahrsein des gegenwärtigen Augenblicksund der dadurch ausgelösten Gefühle fernab vonBewertungen steht im Mittelpunkt. Achtsamkeitist ein zentrales Anliegen des Yoga. Durch Medita-tion, Konzentration auf den Atem und auf die spe-ziellen Yogapositionen (Asanas) sowie durch Kör-perwahrnehmung wird versucht, diese Achtsamkeitzu erreichen bzw. zu fördern. Für die Betroffenenkann Yoga die Chance bieten, sich auf eine ganz-heitliche körperliche und emotionale Weise trotzaller durch die Krankheit bedingten Ausfälle wahr-nehmen zu können. Symptome wie zum BeispielFatigue können nach Studienlage positiv beein-flusst werden. Yogaübungen können in erheblichemUmfang an die Situation der Erkrankten und dieentsprechenden Ausfallsmuster angepasst werden,im Stuhl oder im Bett gemacht werden oder beiveränderter Konzentrationsfähigkeit verkürzt unddafür häufiger durchgeführt werden. Meditationist in den meisten Krankheitssituationen problem-los möglich.

Achtsamer Zugang auf verschiedensten EbenenYoga wird gegenwärtig vor allem von Gesundenzur Verbesserung der Fitness und des Wohlbefin-dens betrieben. Erkrankte, körperlich oder kognitivveränderte Menschen betreiben eher selten Yoga.Es ist ein besonderes Anliegen, die Praxis ganz aufdie individuellen Gegebenheiten der Betroffenenmit ihren Symptomen anzupassen und durch Acht-samkeit Überforderungen zu vermeiden.

Beispiele aus der PalliativversorgungIn der Palliativversorgung geht es vor allem umdie Haltung dem betroffenen, leidenden Menschenund seinen Zugehörigen gegenüber. Im Sinne einer„radikalen Patientenorientierung“ wird alles getan,um das individuelle Leiden der Betroffenen auf derkörperlichen, psychischen, sozialen und spirituel-len Ebene zu lindern. Mit der Kunst des achtsamenGewahrseins des Augenblicks soll erreicht werden,dass die aktuelle Situation mit ihren Einschrän-

kungen aber auch ihren Möglichkei-ten ohne (negative) Bewertungen be-trachtet wird.

Zur Veranschaulichung sei ein Bei-spiel aus der „Neuro Palliative Care“(Gerhard, 2011) angeführt.

Frau Meister hat ein fortgeschrit-tenes Coloncarcinom und leidetim Rahmen einer Fatiguesympto-matik an ausgeprägter Müdigkeittrotz Erholung. Bei Fatigue gibt eskaum erfolgreiche medikamentö-se Therapieoptionen, aber milderSport hilft. Sie betreibt regelmä-ßig Yoga, wobei sie durch die Kör-perwahrnehmung, die in (im Rah-men) der Yogastunde im Rahmender Anfangs- bzw. Endentspan-nung angeboten wurde, gut ge-lernt hat, sich in ihren Körper ein-zufühlen und Überforderungen zuvermeiden. Sie hatte früher Kran-kengymnastik probiert, sich dannaber schnell überfordert. Sie war damals fürviele Stunden, manchmal sogar noch am Folge-tag so müde, dass sie nichts erledigen konnte.Dank Yoga lernte sie, dann aufzuhören, wenn siedie Erschöpfung bemerkt. Sie fühlt sich durchdie regelmäßige Yogapraxis, die sie nur ca. 20Minuten pro Tag, dafür aber täglich ausübt,deutlich leistungsfähiger und eher in der Lagemit ihren Energiereserven zu haushalten. DieKunst der Achtsamkeit sich selber gegenüberhilft ihr, mit Fatigue besser zu leben.

Yoga und MeditationYoga als eine sehr alte indische philosophischeLehre spricht Betroffene auf einer geistigen, emo-tionalen und körperlichen Ebene an. Der im Wes -ten bekannteste Yoga-Weg nennt sich Hatha-Yoga,bei dem praktische, körperbezogene Aspekte imVordergrund stehen. Durch Körperhaltungen undAtemübungen soll Gleichgewicht zwischen Körperund Geist erreicht werden.

Achtsamkeit und Yoga in der PalliativversorgungBettina Kraft, Christoph Gerhard

Bettina Kraft

Christoph Gerhard

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Zu einer Hatha-Yogasitzung gehören:

Asanas (Körperstellungen und -übungen):Durch unterschiedlichste Körperstellungen, die imSitzen, Liegen, Stehen ausgeführt werden und ei-ne bestimmte Zeit lang gehalten werden, wird dieFlexibilität des Körpers auf sanfte Weise gestärktund die Geschmeidigkeit erhöht. Das Körperbe-wusstsein wird verbessert, Kraft und Ausdauer auf-gebaut.

Pranayama (Atemübungen):Die Atmung ist die wichtigste Funktion des Kör-pers. Durch das Atmen nehmen wir Sauerstoff undLebensenergie („Prana“) auf. Viele Menschen at-men recht flach. Yoga unterstützt, zu einer tieferenAtmung zurückzukehren. Je nach Bedarf kann derAspekt verfolgt werden, durch Atemübungen zumehr Wachheit zu gelangen, aber auch im Gegen-teil, mehr Ruhe und Gelassenheit aufzubauen.

Shavasana (Tiefenentspannung)Sowohl zu Beginn, als auch am Ende der Yoga-stunde ist eine Entspannungsübung vorgesehen.Die Anfangsentspannung soll vor allem zum Los-lassen der vorangegangenen Tagesereignisse unddem Ankommen im „Hier und Jetzt“ dienen. AmEnde einer jeden Yogastunde ist dann eine längereTiefenentspannung vorgesehen, um Körper undGeist nach den praktischen Anwendungen weiterzur Ruhe kommen zu lassen und ein Nachspürenzu ermöglichen. Tiefe und vollkommene Entspan-nung kommt nicht von selbst, sondern wird ambes ten durch regelmäßiges Üben erreicht.

Die Hatha Yoga Übungspraxis umfasst außerdem:MeditationDie Meditation dient der Beruhigung und Samm-lung des Geistes. Innere Ruhe, Entspannung, geis -tige Kraft und Ausgewogenheit stellen sich ein.Meditation kann auf unterschiedliche Art undWeise praktiziert werden. Sie wird größtenteils imSitzen ausgeübt, wobei sich auf ein bestimmtesObjekt, wie z. B. Atem, Gesang, affirmative Wör-ter, Kerzenlicht konzentriert werden kann. Als aktivere Variante bietet sich die Möglichkeit einerGeh- oder Tanzmeditation.

Missverständnisse zum YogaEs gibt einige Missverständnisse in der Wahrneh-mung von Yoga (Mc Call 2007):1. Yoga sei nur für Menschen, die sich sehr gut

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dehnen können und einen hohen Fitnesslevel ha-ben, durchführbar. Da viele Yoga-Übungen an den individuellenZustand des ausführenden angepasst werdenkönnen, ist Yoga somit von Jedem durchführbar,unabhängig davon, wie beweglich er ist. Yoga istdamit für körperlich eingeschränkte Erkranktebesonders geeignet, da viele Übungen an derenSituationen individuell angepasst werden kön-nen und z. B. im Rollstuhl oder im Liegen durch-geführt werden können.

2. Yoga sei nur für Gesunde geeignet. Im Gegensatz dazu zeigen Umfragen, dass Be-troffene mit zahlreichen Erkrankungen von Ar-thritis über kardiovaskuläre Erkrankungen bishin zu neurologischen Erkrankungen Yoga durch-führen und dies als hilfreich empfinden (Mc Call2007; 5).

3. Yoga sei eine Religion. Yoga wird von Menschen unterschiedlichsterreligiöser Hintergründe aber auch nicht-religiö-sen Menschen betrieben. Auch wenn die Wur-zeln der Yoga Philosophie im Hinduismus undBuddhismus liegen, ist Yoga, beziehungsweiseder Yoga-Praktizierende an keine der östlichenReligionen gebunden.

Studien zur Wirksamkeit des YogaYoga versucht nicht, den Betroffenen nach einerArt Standardprogramm für eine bestimmte Er-krankung etc. nach völlig festgelegten Schemata zubehandeln. Richtschnur ist stets der einzelne indi-viduell Yoga Ausführende mit seinen Möglichkei-ten, Schwierigkeiten in seiner einzigartigen Situa-tion. Es ist daher schwierig, den Erfolg dieser aufdas Individuum abgestimmten Behandlung mitYoga in klinischen Studien gut zu messen. Den-noch gelang es für zahlreiche Bedingungen über-zeugende Evidenzen zu liefern.

1) Oken et al. (2004) konnten zeigen, dass Yoga inder Behandlung der Fatigue bei Multipler Sklero-se wirksam ist.

2) Eine Studie von Schmid et al. (2010) zeigte,dass Yoga zu einer Verbesserung der Balance undder Sturzneigung bei älteren Menschen führt.

3) Eine Studie von Evans et al. (2010) zeigte Ver-besserungen der Symptomatik bei Patienten mit

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rheumatoider Arthritis, insbesondere was Schmerz,Depression und Selbstmanagement angeht.

4) Eine Studie von Carson et al. (2010) zeigte eineVerbesserung von Schmerz, Fatigue, Stimmungund Copingstrategien durch Yoga bei Fibromyal-giepatientinnen.

Yoga als TherapieYoga wird derzeit vor allem von Gesunden genutzt.Eine therapeutische Anwendung des Yoga für Er-krankte ist derzeit noch eine Ausnahme. In dergegenwärtigen Yogapraxis in Deutschland wirdaußerdem der körperliche Aspekt von Yoga gegen-über dem geistigen und emotionalen oft überbe-tont. Bestimmte Asanas eignen sich gut zur ge-zielten Symptombehandlung im Rahmen einestherapeutischen Yogakonzeptes.

Gerade für in ihrer Beweglichkeit eingeschränkteBetroffene können die Asanas gezielt angepasstwerden. Zum Beispiel können Asanas, wenn je-mand nicht stehen kann, auch im Sitzen oder Lie-gen ausgeführt werden. Yoga ist damit ein sehr aufden jeweiligen individuellen Menschen angepas-stes Verfahren, das zur Kräftigung der Muskulatur,Stabilisierung der Körperhaltung, gezielten Mu-skelentspannnung, besseren Atmung, dem „Zur-Ruhe-Kommen“ dient.

Deshalb hilft es unter anderem auch Betroffenendabei, mit ihrer Erkrankungssituation besser um-zugehen und ihre dabei auftretenden „Stress“-Si-tuationen abzubauen. Viele Erkrankte neigen dazu,sich bei körperlichen Therapien eher zu überfor-dern. Dem wirkt Hatha-Yoga, wenn es richtig prak-tiziert wird, entgegen. Die Achtsamkeit für den ei-genen Körper steht im Vordergrund. Dabei wirdversucht, dem im Westen so typischen Leistungs-druck entgegen zu wirken. Dies geschieht, indemzwischen den Übungen immer wieder in den eige-nen Körper hinein gespürt wird.

Beispiele aus der Praxis des Yoga (nach Kraft undGerhard 2011)Beispielhaft werden nun zwei Asanas, nämlich derDrehsitz und die Vorwärtsbeuge, dargestellt.

a) Drehsitz (Ardha Matsyendrasana) Diese Beschreibung gilt für den Drehsitz, fortge-schrittene Variante mit beidseitig angewinkeltenBeinen.

Die Fotos zeigen jeweils zwei Varian-ten am Boden und auf dem Stuhl. Jenach Flexibilität und Übungspraxiskann man sich für die jeweilige Vari-ante entscheiden.1. Im Fersensitz sitzen und das Gesäß

links neben die Fersen auf den Bo-den sinken lassen.

2. Rechtes Bein so aufstellen, dassdas Knie Richtung Decke zeigt undden rechten Fuß auf die linke Seite des anderenKnies stellen. Das rechte Knie befindet sich so-mit direkt vor dem Oberkörper.Darauf achten, dass beide Sitz-knochen den Boden berühren undnicht auf der Ferse gesessen wird.

3. Linken Arm um das rechte, aufge-stellte Bein führen und möglichstdas Knie in die Ellenbogenbeugebringen.

4. Den Oberkörper und den rechtenArm einatmend nach oben stre -cken und ausatmend den Oberkörper nachrechts drehen. Den rechten Arm hinter dem Kör-per absetzen.

5. Kopf ist mit Blickrich-tung nach hinten gewendet.6. Position halten und at-men. Einatmend die Wir-belsäule aufrecht undlang werden lassen, aus-atmend sanft tiefer in dieDrehung hinein gehen.Schultern sind möglichstentspannt und in gleicherHöhe.

7. In umgekehrter Reihenfolge lösen und den Dreh-sitz auf der anderen (in diesem Falle rechten)Seite aufbauen.

Ardha-Matsyendrasana soll für Flexibilität undElastizität der Wirbelsäule sorgen. In der Seit-wärtsdrehung werden Muskeln und Nerven auf dereinen Körperseite zusammengedrückt und auf deranderen Seite gedehnt. Die Unterleibsorgane er-halten eine Massage und die Verdauungstätigkeitkann angeregt werden.

b) Sitzende Vorwärtsbeuge (Paschimothanasana) 1. Mit nach vorne ausgestreckten, geschlossenen

Beinen auf der Matte sitzen, Oberkörper auf-richten

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2. Einatmen und die Arme nach obenstrecken3. Ausatmen und den Oberkörpermöglichst vom Becken aus nach vor-ne sinken lassen. Die Hände je nachDehnungsgrenze auf den Knien,

Schienbeinen oder bestenfalls auf den Zehen ab-legen. Die Beine dabei gestreckt lassen, Zehenzeigen nach oben. Rücken und Kopf möglichst ineine gerade Linie bringen, Blick nach vornerichten.

4. Einige Atemzüge hal-ten, Schultern und Ar-me sind entspannt.

5. In umgekehrter Reihen-folge lösen (mit derEinatmung wieder auf-richten)

Für Betroffene, die aufgrund von Ausfällen nichtam Boden sitzen können, lässt sich diese Übungvariieren. Auf dem Stuhl sitzend wird der Ober-körper wie beschrieben nach vorne gebeugt. Dieswird im Bild dargestellt.

Paschimothanasana soll die gesamte Körperrück -seite (Rücken, Becken, Beine) dehnen. Je nachAusführungsgrad – Berührung des Bauches auf dieOberschenkel – erhalten die Bauchorgane eineMassage und die Verdauungstätigkeit kann ange-regt werden.

AusblickEine alleinige medikamentöse Therapie wird demmultidimensionalen Paradigma der Palliativver-sorgung nicht gerecht. Deshalb sind ergänzendenichtmedikamentöse Verfahren sinnvoll. Yoga istein multidimensionales Konzept, das sowohl kör-perliche als auch emotionale und spirituelle Di-mensionen anspricht und daher gut zu der Multi-dimensionalität der Palliativversorgung, wie siez.B. im Total Pain Modell gezeigt wurde, passt.Meditation fördert das achtsame Gewahrsein desAugenblicks und soll ein Anhaften an negativenGrundannahmen verhindern. Beide Verfahren kön-nen, wie gezeigt, an die besonderen Bedingungenerkrankter Betroffener angepasst werden und för-dern die Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Kör-per. Sie stellen darüber hinaus eine Kraftquelle imUmgang mit der schweren Erkrankung dar.

Bettina KraftZertifizierte Yogalehrerin

Krengelstr. 5046539 Dinslaken

Tel.: 01 72 - 6 73 87 [email protected]

Dr. med. Christoph GerhardArzt für Neurologie, Palliativmedizin,

spezielle SchmerztherapieOberarzt Neurologie und Leiter

des PalliativkonsiliardienstesKatholische Kliniken Oberhausen (KKO)

Mülheimer Str. 8346045 Oberhausen

Leiter des Kompetenzzentrums Palliativmedizinder Universität Duisburg/Essen

Institut für AllgemeinmedizinPelmanstr. 8145131 Essen

Tel.: 02 08 - 8 37 63 [email protected]

Literatur bei den Autoren

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P flegende Angehörige - was sie leisten, was siebrauchen lautete im Jahr 2003 der Titel der lan-desweiten Tagung für pflegende Angehörige imLandtag in Düsseldorf, mit der die Landessenio-renvertretung NRW e.V. (LSV) die besondere Le-benslage der pflegenden Angehörigen in den Blickgenommen hat. Der Wunsch nach einer Anlauf-und Ansprechstelle für pflegende Angehörige inNordrhein Westfalen wurde hier nachdrücklich ge-äußert. Dieser Bedarf wurde von der Landesregie-rung aufgegriffen. Um pflegende Angehörige bes-ser zu unterstützen und das Netz an Informationenund Beratung für sie dichter zu knüpfen, wurdedaraufhin 2004 die Landesstelle Pfle gende Ange-hörige gegründet. Die LandesseniorenvertretungNRW e.V. als Initiator wurde Trägerin der Landes-stelle. Seit September 2010 arbeitet die Landes-stelle in Trägerschaft des Kuratoriums DeutscheAltershilfe e.V. (KDA). Finanziert wird die Fach-stelle vom Ministerium für Gesundheit, Emanzi-pation, Pflege und Alter und den PflegekassenNordrhein-Westfalens.

Pflegebedürftige möchten in der Regel zu Hauseund von Angehörigen, dazu zählen auch guteFreunde oder Nachbarn, versorgt werden. VieleAngehörige übernehmen gern diese Versorgungund Pflege zu Hause. DieMehrzahl pflegebedürftigerMenschen lebt in der eigenenhäuslichen Umgebung. InNordrhein-Westfalen sind diesderzeit mehr als 350.000 Per-sonen. Die Hilfe ambulanterPflegedienste nimmt dabei un-gefähr ein Drittel in Anspruchund über 230.000 Pflegebe-dürftige werden aus schließlichdurch Angehörige betreut unddies mit steigender Tendenz.Die Hauptpflegeperson kommtin der Regel aus dem engstenFamilienkreis.

Pflegende Angehörige sind häufigOrganisationstalente und schaffen es,die eigene Familie, die Pflege undteilweise auch noch die Berufstätig-keit unter einen Hut zu bringen. Nichtselten geht dann die Pflege im Laufder Zeit über die Kraft der pflegendenFamilienangehörigen hinaus. Es isteine anstrengende Arbeit, bei der An-gehörige an ihre Grenzen geratenkönnen, sich selbst überfordern undihren Gesundheitszustand nicht mehrwahrnehmen. Die unterschiedlichen Belastungenkönnen sich dauerhaft auf die psychische und phy-sische Gesundheit auswirken.

Wenn pflegende Angehörige nach ihren Wünschenbefragt werden, steht an erster Stelle der Wunschnach mehr Information und Beratung. Dazu gehörenbeispielsweise Informationen über direkte Hilfsan-gebote für den Pflegebedürftigen sowie konkreteHandlungsanweisungen für den Pflegealltag undTipps. Daher werden kompetente und vertrauens-würdige Ansprechpartner bei Fragen und Prob lemengebraucht, die auch den Gesundheitsschutz für pfle-gende Angehörige im Beratungsprozess berück -sichtigen. Viele pflegende Angehörige wollen gerne

ihre eigenen Kompetenzen erweitern.Dazu gehören Informationen und Be-ratung zu Krankheitsbildern, häus-licher Pflege und den Leistungen derPflegeversicherung. Vor allem die An-gehörigen von Menschen mit Demenzbenötigen Hilfen zur Bewältigung vonHerausforderungen, die mit einer De-menzerkrankung einhergehen. Darü-ber hinaus werden konkrete Hilfsan-gebote für den Pflegalltag gewünscht(z. B. mehr Freizeit, Zeit zum Erholenund Kraft schöpfen sowie angemesse-ne vorübergehende Entlastungsange-bote). Ein bedeutender Wunsch ist aberauch die Gelegenheit, Sinnfragen und

Landesstelle Pflegende Angehörige NRW – Information und Service für pflegende AngehörigeSilke Niewohner

Silke Niewohner

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Krisen zu erörtern. Auf der gesellschafts- und so-zialpolitischen Ebene ist ein zentrales Anliegen derpflegenden Angehörigen der Wunsch nach Abbauvon Bürokratie und nach Reduktion der Kosten fürdie Familie sowie mehr gesellschaftlicher Aner-kennung und einem wertschätzenden Umfeld. Dies bedeutet konkret ein Klima, das die belastende Situation nicht verschweigt oder privatisiert, sowiedie Möglichkeit der Teilhabe unter geschütztenRahmenbedingungen.Heute ist die ,Landesstelle Pflegende Angehörige‘,nach einer intensiven Zeit des Aufbaus in Nord -rhein-Westfalen etabliert. In ihrer Funktion als Service-und Informationsstelle für pflegende Angehörige und Pflegebedürftige nimmt sie fürRatsuchende eine wichtige Wegweiserfunktion ein,indem sie in örtliche Beratungsstrukturen weiter-vermittelt. Zu einem wesentlichen Ziel der Landes-stelle gehört, pflegende Angehörige zu informie-ren und ihnen das oft unübersichtliche Hilfe- undUnterstützungssystem transparent und verständ-licher zu machen. Neben der neu überarbeitetenInternetseite www.LPFA-NRW.de und einem ge-bührenfreien Servicetelefon (08 00 -2 20 44 00) bie-tet die Landesstelle praxis- und lebensnahe Infor-mationsmaterialien an.

Besonders erwähnenswert ist hier die Broschüre,Was ist wenn … 22 Fragen zum Thema häuslichePflege‘, die in leicht verständlicher Form die wich-tigsten Fragen rund um die Pflege zu Hause be-antwortet. Diese Handreichung wird von Fachleu-ten ebenso geschätzt wie von betroffenenMenschen, da sie den Informationsbedarf der Rat-suchenden passgenau aufgreift. Mit dem Faltblatt,Schritt für Schritt zur häuslichen Pflege‘ wird in

Form einer ChecklistePunkt für Punkt erläutert,was im ,Falle eines Falles‘zu tun ist. Das nützlicheFaltblatt ist sowohl in deut-scher Sprache wie auch insechs weiteren Sprachen(türkisch, russisch, pol-nisch, serbisch, bosnisch

und kroatisch) erhältlich. Wenn ein Krankenhaus-aufenthalt bevorsteht, gibt es vieles zu bedenken;hier erleichtert das Faltblatt ,Krankenhaus – wasnun? Check liste für Aufnahme und Entlassung‘ sowohl die Planung für die Aufnahme als auch zurEntlassung. Überdies bietet die Landesstelle Fach-beratung für alle, die sich mit der Situation von

pflegenden An-gehörigen aus-einandersetzen,diese verbessernwollen und pflegenden Angehörigen Entlastungund Unterstützung anbieten wollen. ,Pflege-Weg-weiser‘ bauen Brücken zwischen pflegenden An-gehörigen und dem Hilfenetz – Zu satzqualifikationfür Ehrenamtliche – auch aus der Hospizarbeit.

Im Rahmen ihres Ehrenamtes begegnen freiwilligEngagierte häufig pflegenden Angehörigen. Ehren -amtliche können einen Kontakt auf Augenhöhe zuden pflegenden Angehörigen aufbauen und sind da-her in einer wichtigen Vermittlungsrolle. Mit denSeminaren für ,Pflege-Wegweiser‘ bietet die Lan-desstelle Pflegende Angehörige eine Qualifikationfür (ehrenamtliche) Multiplikatoren. Sie werden fürdie Situation von pflegenden Angehörigen sensibi-lisiert, lernen das Hilfesystem kennen und könnenpflegende Angehörige in die Beratungsstrukturenvor Ort verweisen. Der Arbeitsordner ,WegweiserPflege‘, den die Landesstelle Ehrenamtlichen kos -tenfrei zur Verfügung stellt, ist ein Kernstück derQualifizierung. Dieser Arbeitsordner bietet Infor-mationen rund um das Thema häusliche Pflege underleichtert es, bestehende Angebote in der Kom-mune zu recherchieren und kennen zu lernen. Einbis zweimal im Jahr finden Seminare für ,Pflege-Wegweiser‘ mit neuesten Informationen rund umdas Thema Pflege an unterschiedlichen Standortenin NRW statt. Jahresthemen waren bisher die Finanzierung der Pflege, Begutachtung durch denMedizinischen Dienst (MDK) sowie der Einsatzvon (osteuropäischen) Haushaltshilfen. ,Pflege-Wegweiser‘ werden automatisch über wichtige The-men rund um die häusliche Pflege durch die Lan-desstelle informiert.

Weitere Informationen und aktuelle Seminar -termine für die ,Pflege-Wegweiser‘ sowie die kosten freien Informationsmaterialien erhalten Siebei der Landesstelle Pflegende Angehörige NRW.

Silke NiewohnerLandesstelle Pflegende Angehörige NRW

Domplatz 1-3 (Dienstgebäude Geisbergweg)48143 Münster

Tel.: 02 51 - 4 11 33 [email protected]

www.LPFA-NRW.de

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In der Ausgabe 51 des Hospizdia-logs NRW habe ich in meinen Aus-führungen von der Haftung eines eh-renamtlich Arbeitenden berichtet, derselbst einen Schaden angerichtet hat. In dieser Aus-gabe wird es darum gehen, wie der im EhrenamtTätige selbst abgesichert ist, wenn er während sei-ner Tätigkeit oder auf dem Weg dorthin einen Scha-den erleidet. Hier stellen sich Fragen wie:

- Kann ich selbst den Verein in Anspruch nehmen?

- Gibt es eine gesetzliche oder private Versiche-rung, die mir helfen kann?

- Welche Schäden werden von diesen Versiche-rungen überhaupt übernommen?

Haftung des VereinsNach unserem Vereinsrecht handelt es sich bei ei-nem eingetragenen Verein um eine sogenannte ei-genständige juristische Person, also um jemanden,der im Rechtsverkehr auftreten und auch handelnkann. Dazu braucht der Verein natürlich den Vor-stand, der dann für den Verein nach außen hin auf-tritt und z. B. für den Verein alle Verträge ab-schließt. Im Vertrag taucht der Verein dann alseigene juristische Person auf, die durch ihre Ver-treter handeln kann.

Wie bereits im ersten Teil meiner Ausführungenerörtert, haftet der Verein – und unter bestimmtenVoraussetzungen auch die Vorstandsmitglieder –für Schäden, die ein ehrenamtliches Mitglied beiseiner Vereinstätigkeit einem Dritten zufügt, ent-sprechend § 31 BGB*. Im Kontext der Hospizar-beit ist der Dritte immer die zu begleitende Personund seine Familie.

Sollte auch das ehrenamtliche Mitglied bei seinerTätigkeit selbst einen Schaden erleiden, der auf ei-ne Sorgfaltspflichtverletzung des Vorstandes zu-rückzuführen ist, so handelt es sich bei dem Mit-glied nicht um einen Dritten im Sinne des § 31BGB. Schadensersatz kann das Mitglied daher nurverlangen, wenn der Vorstand eine sich aus der Sat-zung oder dem Mitgliedschaftsverhältnis ergeben-de Pflicht schuldhaft verletzt hat.

Um also festzustellen, ob ein Mitgliedeinen Schaden gegenüber seinem Ver-ein geltend machen kann, kommt esnicht nur auf die immer individuellzu bestimmende Sorgfaltspflichtver-letzung an. Es muss zunächst anhandder Satzung und des Mitgliedschafts-verhältnisses festgestellt werden, wel-che Pflichten der Vorstand im Rah-men seiner Tätigkeit gegenüberseinen Vereinsmitgliedern zu erfüllenhat.

Insbesondere die Vereinssatzung setzt fest, welchePflichten der Vorstand im Rahmen seiner Tätigkeitzu beachten hat. Tut er dies nicht oder nicht in aus-reichendem Umfang und verursacht so einen Scha-den bei einem seiner Mitglieder, kann dieses denErsatz des ihm entstandenen Schadens, der sowohlmaterieller als gesundheitlicher Art sein kann, ver-langen.

Gesetzliche Unfallversicherung Weniger bekannt ist die Tatsache, dass nicht nurhauptamtlich Beschäftigte sondern auch ehren-amtlich Tätige durch die gesetzliche Unfallversi-cherung für Schäden an Körper und Gesundheitabgesichert sind. Materielle Schäden werden aller-dings nicht berücksichtigt.

Die gesetzliche Unfallversicherung war zunächstals reine Arbeitnehmerversicherung konzipiert undberuhte auf der Ablösung zivilrechtlicher Ansprü-che der Arbeitnehmer gegenüber dem fürsorge-pflichtigen Arbeitgeber.

Zusätzlich wurden unmittelbar Beschäftigte vonöffentlich-rechtlichen Körperschaften und Reli-gionsgemeinschaften mit einbezogen bis schließ-lich der Versicherungsschutz auch auf diejenigenausgeweitet wurde, die in privatrechtlicher Orga-nisation – also auch Vereinen – für öffentlich-recht-liche Körperschaften insbesondere im Wohlfahrts-und Gesundheitswesen tätig sind.

Ehrenamt und Haftung – ein Überblick (Teil 2)Petra O’Brien-Coker

Petra O’Brien-Coker

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Der Unfall ist meldepflichtig und muss über densogenannten Unfallarzt der zuständigen Unfallver-sicherung gemeldet werden. Ein Arbeitsunfall –dies gilt auch für ehrenamtlich Tätige – liegt immerdann vor, wenn die Verrichtung der Tätigkeit zurZeit des Unfalls der versicherten Tätigkeit zuzu-rechnen ist. Das bedeutet, dass das ehrenamtlicheMitglied in seinem Aufgabenbereich tätig gewe-sen sein musste, als der Unfall passierte.

Eine versicherte Tätigkeit beinhaltet z. B. das Zu-bereiten der Speisen für den zu Betreuenden. Ver-brennt sich der ehrenamtlich Tätige dabei an derHand schwer, so liegt ein Arbeitsunfall vor; er mussalso einen Gesundheitsschaden erlitten haben. Einandauernder Gesundheitsschaden kann sogar ei-nen Anspruch auf eine Verletztenrente begründen. Nicht nur die Tätigkeit selbst ist versichert, sondernauch die Wege von der Wohnung zum Verrich-tungsort und umgekehrt. Wird der Weg jedoch er-heblich unterbrochen, z. B. durch einen Privatbe-such vom Verrichtungsort nach Hause, so wird derUnfallschutz unterbrochen und gegebenenfallsnicht mehr gewährt.

Private HaftpflichtversicherungBin ich als Vereinsmitglied in meiner ehrenamt-lichen Tätigkeit von dem zu Betreuenden oderdurch einen anderen Dritten während meiner Tä-tigkeit zu Schaden gekommen, so muss mir dieHaftpflichtversicherung des Schädigers den Scha-den ersetzen.

Schwierig wird es, wenn der Schädiger – was im-mer wieder einmal vorkommt – keine Haftpflicht-versicherung abgeschlossen hat. In dem Fall mussder Schädiger den Schaden aus seinem Vermögenbegleichen, was bei hohen Schadenssummen zuProblemen führen kann. Hierbei handelt es sich ei-gentlich um den „Normalfall“, es gibt also keinebesonderen Umstände zu beachten, die sich durchdie Tätigkeit als Ehrenamtlicher ergeben würden. Die Haftpflichtversicherungen tragen in der Regelauch die materiellen Schäden, die von der Unfall-versicherung nicht ausgeglichen werden. Beim We-geunfall ist das die KFZ-Haftpflichtversicherungdes Unfallgegners.

Petra O’Brien-CokerRechtsanwältin

Weststraße 7333615 Bielefeld

Tel.: 05 21 - 17 57 47Fax: 05 21 - 96 79 47 37

[email protected]

*§ 31

Haftung des Vereins für OrganeDer Verein ist für den Schaden verantwortlich, den derVorstand, ein Mitglied des Vorstands oder ein anderer ver-fassungsmäßig berufener Vertreter durch eine in Ausfüh-rung der ihm zustehenden Verrichtungen begangene, zumSchadensersatz verpflichtende Handlung einem Drittenzufügt.

§ 31aHaftung von Vorstandsmitgliedern(1) Ein Vorstand, der unentgeltlich tätig ist oder für seine

Tätigkeit eine Vergütung erhält, die 500 Euro jährlichnicht übersteigt, haftet dem Verein für einen in Wahr-nehmung seiner Vorstandspflichten verursachtenSchaden nur bei Vorliegen von Vorsatz oder groberFahrlässigkeit. Satz 1 gilt auch für die Haftung gegen-über den Mitgliedern des Vereins.

(2) Ist ein Vorstand nach Absatz 1 Satz 1 einem anderenzum Ersatz eines in Wahrnehmung seiner Vorstands-pflichten verursachten Schadens verpflichtet, so kanner von dem Verein die Befreiung von der Verbindlich-keit verlangen. Satz 1 gilt nicht, wenn der Schadenvorsätzlich oder grob fahrlässig verursacht wurde.

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Wer oder was ist die EuropeanAssociation for Palliative Care (EAPC)?

Noch bis vor kurzem war die Palliativmedizin einrelativ vernachlässigtes Feld in der Gesundheits-versorgung, möglicherweise weil es eher als eine‚passive‘ Antwort auf die finale Phase einer Er-krankung statt als ‚aktive‘ klinische Option ange-sehen wurde.

In diesem Zusammenhang muss man berücksichti-gen, dass die wichtige Arbeit der Hospize nicht nurdarin besteht, den Patienten und ihren FamilienHoffnung, Trost und Unterstützung anzubieten, son-dern auch in der aktiven Kontrolle von Schmerzenund anderen körperlichen Symptomen sowie Lö-sungen für psychische, soziale und existentielle Be-lastungen.

Die EAPC wurde im Jahr 1988 von einer multi-disziplinären Gruppe von 42 Personen gegründet,die sich aus Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeiternund Psychologen zusammensetzte (Blumhuber etal., 2002). Ihre ursprünglichen Ziele bestanden da -rin, ein Forum anzubieten, das die Entwicklungvon palliativen Einrichtungen fördert und das klinische Kenntnisse und Erfahrungen in derSymptomkontrolle, vor allem in der Schmerzbe-handlung, austauscht.

Die EAPC repräsentiert alle nationalen Gesell-schaften und Verbände in der Palliativversorgung inEuropa. Die WHO definiert die Europäische Re-gion als ein Gebiet von 53 Ländern mit einer Ge-samtbevölkerung von 879 Millionen Einwohnern.Die EAPC hat zur Zeit 51 Mitgliedsorganisationenin 31 Ländern sowie Einzelmitglieder aus 47 Län-dern weltweit. Es wird geschätzt, dass die EAPCüber 80.000 Mitglieder in Europa hat. AusDeutschland kommen zwei Mitgliedsorganisatio-nen: der ‚Bundesverband Kinderhospiz e.V.‘ unddie ‚Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin‘.

Es besteht eine deutliche Notwendigkeit, die enga-gierten Mitarbeiter im Gesundheitswesen und dieehrenamtlich Tätigen zu unterstützen, die sich um

den Aufbau neuer Dienste und Hos -pize, sowie die Weiterentwicklungvon Palliative Care in weniger gutausgestatteten Regionen, insbesonde-re in Osteuropa, bemühen.

Die EAPC wird koordiniert durch einkleines Sekretariat in Mailand. Dergewählte Vorstand der EAPC setztsich aus einem Präsidenten, zwei Vi-zepräsidenten und einer kleinen ge-schäftsführenden Gruppe zusammen.Darüber hinaus unterstützt eine Vielzahl Ehren-amtlicher die Arbeit der EAPC in speziellen Akti-vitäten und Experten-Arbeitsgruppen, den soge-nannten ‚Task Forces‘. Unsere gesamte Arbeit ist –wie in unserem Leitbild ausgeführt – von dem En-gagement geprägt, Palliative Care zu verbessernund die Weiterentwicklung zu fördern.

Die Arbeit der EAPC Die Arbeit der EAPC ist immer im internationalenKontext zu betrachten. Dabei bemüht sie sich,gleichgesinnte Partnerschaften zu entwickeln, unter-stützt von erfahrenen Klinikern, Forschern und an-deren Interessenvertretern in Schlüsselfunktionen.Es gibt vier Typen sogenannter ‚Task Force‘-Grup-pen (Arbeitsgruppen mit einer definierten Dauer),die ihren Schwerpunkt auf folgende Themen gelegthaben: Klinisches Management, (Fort- und Weiter-)Bildung, Organisation und Entwicklung sowie spe-zifische Personengruppen.

Die meisten dieser Arbeitsgruppen werden vonInteressengruppen vorgeschlagen und unter Mit-

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Die ‚European Association for Palliative Care’:Eine Organisation jenseits der GrenzenSheila Payne

Sheila Payne

EAPC Leitbild“The EAPC brings together many voices to forge a vision of excellence in palliative care that meets theneeds of patients and families. It strives to developand promote palliative care in Europe through information, education and research using multi-professional collaboration while engaging with stakeholders at all levels.”

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wirkung der EAPC weiterentwickelt. Die EAPCbeauftragt zudem Expertenstandards (evidenzba-sierte Stellungnahmen) zu umfangreichen relevan-ten Themen, um den sogenannten ,State of theScience‘ (Stand der wissenschaftlichen Erkennt-nisse) zusammenzufassen und um Debatten undDilemmata zu erfassen. Darüber hinaus erstellt dieEAPC klinische Leitlinien z. B. zur Schmerzkon-trolle bei onkologischen Erkrankungen (Caracini etal., 2012) und Leitlinien für die Umsetzung ver-schiedener Praktiken, z. B. palliative Sedierung(Cherny et al., 2009). Diese Dokumente werdenweitgehend als maßgebliche Standards (,Stimme‘)betrachtet und beeinflussen die Praxis und die Ent-wicklung von Richtlinien weltweit.

Ein Teil der Aktivitäten konzentriert sich auf dieVerbesserung der klinischen Versorgung von Patienten, zum Beispiel auf die Entwicklung ver-besserter Methoden zur Qualitätsmessung für diePraxis, und Empfehlungen, welche Methoden zuwählen sind. Eine Gruppe arbeitet an einem WhitePaper zum Thema Palliative Care bei Demenzer-krankten. Eine weitere Arbeitsgruppe erstellt europäische Leitlinien, wobei sorgfältig auf ver-schiedene Kulturen, Religionen und existentiellePerspektiven auf dem gesamten Kontinent geachtetwird.

Ein zweiter wichtiger Schwerpunkt der Arbeit derEAPC in den letzten 10 Jahren liegt auf der Aus-und Weiterbildung von Fachkräften im Gesund-heitswesen. Arbeitsgruppen haben Vorschläge ge-macht für die Lehrpläne in der

- pflegerischen Ausbildung (De Vlieger et al.,2004),

- universitären Ausbildung in der Medizin, welchegerade überarbeitet wird (EAPC, 2007),

- postgraduierten Ausbildung von Ärzten (EAPC,2009) und Psychologen (Jünger und Payne, 2011).

Desweiteren wird an Vorschlägen für Curricula inder Weiterbildung von Sozialarbeitern, Physiothe-rapeuten, Ergotherapeuten und von den in der pädiatrischen Palliativversorgung Tätigen gearbei-tet. Ein wesentlicher Beitrag dieser Arbeit war dasHerausarbeiten von drei verschiedenen Bildungs-abschlüssen sowie die Erstellung von Standardszum Benchmarking nationaler Lehrpläne.

Ein dritter wichtiger Teil der Arbeit der EAPC istder Leistungserbringung und der Organisationsent-wicklung gewidmet. Möglicherweise wurde dabeidie bekannteste Arbeit von der Task Force für Ent-wicklung der Palliative Care, die ihre Arbeit 2003aufgenommen hat, umgesetzt. Ihre Aufgabe bestanddarin, Regierungen und politische Entscheidungs-träger von der Wichtigkeit von Entwicklungspro-grammen zur Förderung von Palliative Care in dereuropäischen Region zu überzeugen. Sie hat maß-gebliche Berichte und Kartenmaterial veröffent-licht, die die europäische Versorgung dokumentie-ren und eine Schablone für die weltweite Verteilungder Palliativmedizin darstellen. Darüber hinaus gibtes Gruppen, die sich auf die palliative Versorgungfür ältere Menschen in Pflegeheimen und in derPrimärversorgung spezialisiert haben. Schließlichhat die EAPC die Bildung von Arbeitsgruppen ge-fördert, die ihre Aufmerksamkeit auf die Bedürf-nisse spezifischer Gruppen von Menschen gerich-tet haben, wie z. B. ältere Menschen, Kinder undjunge Menschen, Menschen mit neurologischen Er-krankungen oder Menschen mit geistiger Behinde-rung sowie pflegende Angehörige.

Das EAPC Research Network (EAPC RN), gelei-tet von Professor Stein Kaasa, wurde gegründet,um die Forschungszusammenarbeit zu fördern.Das EAPC RN bietet eine Plattform für interna-tionale Forschung und den Aufbau von For-schungskapazitäten über ein ‚Junior Forum‘. Die-ses hat einen wachsenden Bestand an gefördertenStudien mit hochrelevanten Ergebnissen in wis-senschaftlichen Zeitschriften und stellt dadurch sicher, dass qualifizierte Forschungsnachweise ver-fügbar sind, die die Patientenversorgung und dieWeiterentwicklung der Versorgung fördern.

Was sind die Vorteile einer europäischen Or-ganisation im Vergleich zu nationalen Organi-sationen?Der Vorteil einer europäischen Organisation be-steht darin, dass sie auf mehreren Ebenen arbeitet:

- Für Einzelpersonen besteht z.B. die Möglichkeit,an den jährlichen EAPC-Kongressen teilzuneh-men. Diese sind eine Plattform für eine interna-tionale Vernetzung, den Wissenstransfer, die Vor-stellung adäquater Forschung und Wissenschaftin Palliative Care weltweit.

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- Die EAPC veröffentlicht sowohl auf ihrer Web-site (www.eapcnet.eu) als auch über interaktiveSocial Media wie Facebook, Twitter und Blogsund Newsletter in English und Russisch um-fangreiche Informationen und aktuelles Fach-wissen.

- Es gibt zwei Zeitschriften: ‚Palliative Medicine‘und ‚The European Journal of Palliative Care‘.

- Für die nationalen Verbände bietet die Mitglied-schaft den Vorteil, Zugang zu hochqualifiziertenDokumenten zu Politik, Entwicklung, Ethik so-wie Normen, Standards und Initiativen wie das‚Budapest Commitment‘ zu erhalten, um diesefür Verhandlungen mit Regierungen zu nutzenund politische und strategische Veränderungenvoranzutreiben.

- Darüber hinaus kann die Beobachtung von inter-nationalen Entwicklungen im Vergleich mit ähn-lichen oder benachbarten Ländern Entwicklungunterstützen und Fortschritt fördern.

Die EAPC arbeitet in Kooperation mit andereninternationalen Organisationen wie z. B. der Welt-gesundheitsorganisation, der Menschenrechtsor-ganisation Human Rights Watch, der WorldwidePalliative Care Alliance und der International Association of Hos pice and Palliative Care, um füreinen besseren Zugang zur Palliativversorgung undbezahlbare Medikamente in der ganzen Welt ein-zutreten. Die EAPC wird vom Europarat als Nicht-regierungsorganisation (NGO) anerkannt.

Das alles rechtfertigt unsere Bestrebungen, dieseArbeit in allen europäischen Ländern fortzusetzenund auf diese Weise allen Patienten einen Zugangzu bestmöglicher Palliativversorgung zu gewähr-leisten.

Professor Sheila PaynePresident: European Association for

Palliative CareDirector: International Observatory on End

of Life CareDivision of Health Research

Faculty of Health and Medicine

Lancaster UniversityLancaster, LA1 4YT

United KingdomTel.: 00 44 (0) 15 24 - 59 37 01Fax: 00 44 (0) 15 24 - 59 24 01

[email protected]

LiteraturBlumhuber, H.; Kaasa, S. and de Conno, F. (2002): The Eu-

ropean Association for Palliative Care. Journal of Painand Symptom Management, 24(2), 124-27

Caraceni, A.; Hanks, G.; Kaasa, S. et al (2012): Use ofopioid analgesics in the treatment of cancer pain: eviden-ce-based recommendations from the EAPC. Lancet On-cology 13:e58-68

Cherny, N.I; Radbruch, L. et al (2009): European Associa-tion for Palliative Care (EAPC) recommended frameworkfor the use of sedation in palliative care. Palliative Medi-cine 23:581-593

De Vlieger, M.; Gorchs, N.; Larkin, P.J. and Porchet, F.(2004): A guide to the development of palliative nurseeducation in Europe. Report of the EAPC Task Force. Sep-tember 2004

European Association for Palliative Care (2007): Curricu-lum in Palliative Care for Undergraduate Medical Educa-tion. Milan: European Association for Palliative Care

European Association for Palliative Care (2009): Recom-mendations of the European Association for Palliative Ca-re for the Development of postgraduate Curricula leadingto Certification in Palliative Medicine. Milan: EuropeanAssociation for Palliative Care

Junger, S. and Payne, S. (2011): Guidance on postgraduateeducation for psychologists involved in palliative care.European Journal of Palliative Care, 18(5): 238-252

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S terben und Tod sind die unab-dingbaren Realitäten des Lebens. Inder türkischen Kultur werden Krank-heit und Sterben in erster Linie als eine Familienangelegenheit betrach-tet. Das kulturelle Verständnis vielerFamilien ist, dass sterbende Fami-lienangehörige nach Hause gehören,damit sie sich angemessen verab-schieden und in Ruhe und Friedensterben können. Die Gemeinschaft

soll dem Sterbenden das Sterben durch ihre An-wesenheit auch erleichtern. In der Not hält man inder Familie und der Gemeinschaft zusammen undlässt keinen Kranken am Sterbebett alleine. Vielelehnen es daher ab, ihre Angehörigen in Kranken-häuser oder Hospize zu geben, da dies auch alsfehlende Wertschätzung und mangelnder Respektgegenüber den Sterbenden erlebt und oft sogar als„Abschieben“ gebrandmarkt wird. Dies ist einerder Gründe, warum die Hospizbewegung und Pal-liative Care in der Türkei bisher keine wesentlicheRolle gespielt haben.

Hinzu kommen kulturelle Unterschiede in derWahrnehmung und Akzeptanz von Krankheit undTod zwischen dem medizinischen Fachpersonalund Patienten in der Türkei so-wie deren Familien, die eine an-gemessene Fürsorge am Endedes Lebens behindern können(Surbonne, 2008). Insbesonde-re der Tod durch Krebs ist inder türkischen Gesellschaftsehr gefürchtet. Oftmals emp-finden die Angehörigen der Pa-tienten es als sehr schmerzhaft,über unheilbare Krankheiten zusprechen und neigen dazu, denErkrankten nicht (ausreichend)zu informieren. Ein verbreite-tes Vorgehen bei schwerenKrankheiten in der Türkei ist,die Angehörigen über das

Krankheitsbild zu informieren, die Pa-tienten jedoch aus Sorge um das Wohl-ergehen damit zu „verschonen“ (Oguzet al., 2003). Türkische Patienten undderen Familien haben oft unterschied-liche Vorstellungen von einer „guten

medizinischen Versorgung” als das medizinischeFachpersonal (De Graaff et al., 2010). Sie verstehendarunter eher Untersuchungen und Diagnosen alseine heilende Versorgung. Dies kann dazu führen,dass sie z. B. im Endstadium von Krebs noch nacheiner weiteren ärztlichen Meinung oder sogar nachweiteren medizinischen Tests oder Chemotherapieverlangen.

Allerdings findet mittlerweile in der türkischen Ge-sellschaft diesbezüglich ein Wandel statt. Dies hatverschiedene Gründe: Die Erkrankten können vonden Angehörigen zu Hause oftmals medizinischnicht (ausreichend) versorgt werden, sei es, weilaus finanziellen Gründen die medizinische Aus-stattung nicht vorhanden ist oder die alten Struk-turen der Großfamilie durch Kleinfamilien abge-löst worden sind und Familien nicht mehr dieörtliche Nähe zu Angehörigen haben. Ferner habendie pflegenden Angehörigen als medizinische Lai-en keine bis geringe Kenntnisse über das richtigeVerhalten bei den jeweiligen Krankheitsbildern undsind durch die alleinige Versorgung des Erkranktenoftmals psychisch und physisch überfordert. Zwarsind in den Großstädten mittlerweile eine Handvollambulanter Pflegedienste entstanden, jedoch sindnoch keine einheitlichen Strukturen von Pflege-

diensten in der gesamten Türkeivorhanden. Hinzu kommt, dassdie Nutzung häufig gut situier-ten Menschen vorbehalten ist,da die Kosten von der staat-lichen türkischen Sozialversi-cherungsanstalt lediglich beiKrebserkrankungen übernom-men werden und nur wenige pri-vate Versicherungen die Über-nahme dieser Kosten anbieten.Insbesondere Menschen ausländlichen Regionen oder klei-neren Städten können sich einensolchen Service daher weder fi-nanziell leisten, wenn es siedenn vor Ort gibt, oder sie sind

Begleitung und Versorgung kranker und sterbender Erwachsener in der Türkei

Asiye Balikci

Asiye Balikci

Grabstein mit osmanischer Inschrift inmittenvon Feldern im Dorf Ataköy, Provinz Trabzon

(Foto: R. Benninghaus)

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nicht (ausreichend) über die Voraussetzungen derKostenübernahme durch die Sozialversicherungs-anstalt informiert. Dies führt oftmals zu einem lan-gen und schmerzhaften Sterbeprozess und stellt eine Qual sowohl für den Sterbenden als auch des-sen Familie dar.

Palliative Care in der TürkeiWährend sich in den letzten Jahren nur eine Hand-voll Menschen mit dem Thema beschäftigte, hatsich die Situation in der medizinischen Landschaftin der letzten Zeit rapide verändert.

Um den sterbenden Patienten ein möglichstschmerzfreies und würdiges Lebensende zu er-möglichen, fanden in den letzten Jahren erheblicheReformen im Gesundheitswesen statt. Zum einenwurde durch die Anerkennung und Etablierung vonPalliative Care in Krankenhäusern sowie der Grün-dung von Palliative Care-Initiativen eine langsameVeränderung in der medizinischen Landschaft derTürkei in Gang gesetzt. Zum anderen ist ein nam-haftes Projekt des Gesundheitsministeriums mitdem Namen „Pallia-Türk“ im Jahr 2009 gestartet.Ziel des Projektes ist es, die Palliativmedizin in allen Städten der Türkei strukturell zu etablieren.

Dazu sollen in allen Onkologiezentren palliativme-dizinische Einheiten eingerichtet werden, angefan-gen von den Großstädten bis hin zu den mittlerenund kleinen Städten, so dass eine medizinischeRundum-Versorgung von Sterbenden in der gesam-ten Republik erfolgen kann. Ein wichtiger Bausteindes Projektes soll auch die Ausbildung der medizi-nischen Fachkräfte, wie z. B. Ärzte, Krankenschwes -tern, Pfleger, Therapeuten, Physiotherapeuten etc.,im Bereich der Palliative Care sein, die mit denSterbenden und deren Angehörigen arbeiten wer-den. Dazu sollen mehr als 23.000 Mediziner undmehr als 500 ambulante Pflegeanbieter in Palliati-ve Care ausgebildet werden, damit diese dieschwerkranken Patienten und deren Angehörigenbegleiten können.

Um die ambulante Versorgung von schwerkrankenMenschen in den eigenen vier Wänden auszubauen,sollen Angehörige informiert und für die Pflege speziell geschult werden. Die begleitende Unter-stützung von Ärzten und Pflegepersonal soll durchHausbesuche ermöglicht werden. Diese erste Stu-fe der Versorgung soll durch weitere Zentren unter-stützt werden und in der Entwicklung von speziel-

len stationärenHospizen gip-feln, die zur Zeitin drei Städtender Türkei, u.a.Ankara, als Pilot-projekte laufen.Das Besonderean diesen Hospi-zen wird sein,dass sie dieUnterbringung von Familienmitgliedern umfassen,aber auch Räume für gemeinsame Aktivitäten inden Familien schaffen. Damit wird auch der tradi-tionellen Familienstruktur in der Türkei Rechnunggetragen.

Das erste Palliative Care-Forschungszentrum derTürkei hat im Jahre 2010 an der Ege Universität inIzmir mit 10 Betten seine Arbeit aufgenommen.Das Zentrum richtet sich insbesondere an schwer-kranke Krebspatienten, die einen schmerzhaftenund langen Sterbeprozess vor sich haben. DasTeam, das die Palliative Care-Versorgung durch-führt, ist multiprofessionell und besteht aus Ärzten,Krankenschwestern, Pflegern, Psychiatern, Psycho-und Physiotherapeuten u. a. Die Angebote beinhal-ten eine medizinische, psychologische und thera-peutische Versorgung sowohl der Sterbenden alsauch der Angehörigen.

Durch diese Bestrebungen wird sich die Sterbe-kultur in der Türkei wandeln und die enorme Be-deutung von Palliative Care als Menschenrechtwird weiter wachsen.

Asiye BalikciJuristin, Trauerbegleiterin, Familientherapeutin

und Trainerin für kultursensible Altenarbeit undPalliative Care

[email protected]

LiteraturSurbone, A. (2008): Cultural aspects of communication in

cancer care. Support Care Cancer.; 16: 235-240Oguz, N.Y.; Miles, S. H.; Buken, N.; Civaner, M. (2003):

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De Graaff, F. M.; Francke, A. L.; Van den Muijsenbergh,METC et al. (2010): ,Palliative care‘: a contradiction interms?: A qualitative study of cancer patients with a Tur-kish or Moroccan background, their relatives and care pro-viders in: BMC Palliative Care. 9, 2010: 19

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Friedhof der Kleinstadt Cizre an der türkisch-syrischenGrenze (Foto: R. Benninghaus)

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E in ,Recht auf Schmerzbehand-lung‘ wird inzwischen als selbst -verständlich angesehen und die Ergebnisse der klinischen und Grund-lagenforscher ermöglichen es unsheute, Schmerzen besser zu verste-hen, zu vermeiden und zu behandeln.

Leider wird oft übersehen, dass diesfast nur für wenige Länder Westeuro-pas und Nordamerikas gilt. Die welt-

weite Realität ist, dass es an der Wahrnehmung vonzu behandelnden Schmerzen meist fehlt und aucheinfache Therapiealgorithmen und Analgetikanicht zur Verfügung stehen.Der Sprecher der Developing Countries Taskforceder IASP1, Sir Michael Bond, stellte fest: „In de-veloping countries available resources for healthcare understandably focus on the prevention andtreatment of „killer“diseases. Yet most such condi-tions are accompanied by unrelieved pain which iswhy pain control matters in the developing world.“

Also gerade weil es in den meisten Ländern mindes -tens mittelfristig keine adäquaten kausalen Thera-pieangebote geben wird, ist es notwendig, zumindestpalliative Therapieansätze der Symptomkontrolle,insbesondere ein adäquates Schmerzmanagement,zur Verfügung zu stellen. In einem Memorandumder WHO heißt es dazu: “most, if not all, pain dueto cancer could be relieved if we implemented exis -ting medical knowledge and treatments.”

Weltweit leiden Millionen von Menschen unnötigunter akuten und chronischen Schmerzen, da ge-eignete Schmerzmittel, adäquate Aus-, Fort- undWeiterbildung und Gelder für den Ausbau der pal-liativmedizinischen Versorgung fehlen. Nach An-sicht von Human Rights Watch entspricht dies ei-ner Verletzung der Menschenrechte. Man mussdavon ausgehen, dass vier von fünf Menschen welt-weit keinen oder nur einen unzureichenden Zugang

zu einer wirksamen Schmerztherapiehaben. Beispielsweise werden von denweltweit eingesetzten morphinartigenSchmerzmitteln nur 6% in den soge-

nannten Schwellen- und Entwicklungsländern ein-gesetzt, obwohl dort ca. die Hälfte der weltweit anKrebs erkrankten und die Mehrheit der AIDS-Patienten leben. In Albanien beispielsweise werdennach aktuellen Erhebungen der Pain & Policy Study Group (2011) 4,5 mg Morphinäquivalente/Einwohner eingesetzt. Zum Vergleich beträgt dieMorphinäquivalent-Menge in den USA und dennordwesteuropäischen Staaten > 150 mg. Dabeihat Albanien – wie auch die meisten anderenSchwellen- und Entwicklungsländer die ,SingleConvention‘ der UN unterzeichnet, in der sich dieUnterzeichner verpflichten, ausreichend Opioidefür die Behandlung von (Tumor-)Schmerzen demGesundheitssystem zur Verfügung zu stellen.

Der Schlüssel für ein adäquates Schmerzmanage-ment in Schwellen- und Entwicklungsländern sindBehandler (Ärzte, Clinical Officer, zertifiziertePflege), die die therapeutischen Möglichkeiten vonOpioiden und anderen Analgetika einschätzen kön-nen und bereit sind, diese Pharmaka auch zu ver-schreiben. D.h., das bloße Vorhandensein vonOpioiden durch Import oder eigene Herstellung sichert keine ausreichende Patientenversorgung!

Der International Narcotics Control Board hat dieBarrieren für ein adäquates Schmerzmanagementzusammengefasst (INCB Survey, 1995):

• Angst vor Suchtgefahren und Opioidhandel

• unzureichende Ausbildung

• restriktive Gesetzgebung und administrative Vor-gaben

• insuffizienter Import bzw. Herstellung vonOpioiden und Opioidkosten

• Fehlen einer nationalen Leitlinie für Schmerz-management

Die fehlende Ausbildung des Gesundheitsperso-nals in palliativen Therapieoptionen, bei denen ei-ne angemessene Schmerztherapie ein essentieller

Eine Welt der SchmerzmedizinAndreas Kopf

Andreas Kopf

1 IASP- International Association for the Study of Pain

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Bestandteil ist,ist wahrschein-lich das Haupt-hindernis bei derBewältigung dergenannten Defi-zite. Ein langjäh-riges Projekt un-ter Leitung von

Kopf in Kenia (Kopf, 2007) hat die ,Barrieren‘ dokumentiert und eine ,Taskforce Opioid Availa-bility‘ eingerichtet. Die palliativmedizinische(KEHPCA)2 und schmerzmedizinische Fachge-sellschaft (Kenya Pain Society) arbeiten zusam-men daran, Restriktionen und Wissensdefizite zuvermindern.

Ärzte können ihre Ausbildung abschließen, ohnesich je mit den Möglichkeiten des Schmerzma-nagements auseinandergesetzt zu haben, obwohlSchmerzen der bei weitem häufigste Grund sind,warum Patienten einen Arzt aufsuchen. Die resul-tierende Unsicherheit ist einer der Hauptgründe,warum eine angemessene Behandlung unterbleibt.Beispielsweise werden bestimmte Vorurteile durcheine fehlende adäquate Ausbildung gefördert, wennBehandlungen mit den bei den meisten Tumorer-krankungen erfolgreich einsetzbaren morphinarti-gen Schmerzmitteln unterbleiben, weil irrationaleÄngste beispielsweise vor Abhängigkeit, Sucht-entwicklung und Atemfunktionsstörungen beste-hen. Ebenso führt die unzureichende Ausbildungzu einer mangelhaften Wahrnehmung der Bedeu-tung von Schmerzen für den einzelnen Patienten.Viele Patienten beklagen daher zu recht eine Igno-ranz seitens des medizinischen Personals gegenü-ber ihrem Leiden. Seitens der Pa-tienten bestehen aber ebensoVorbehalte und Verhaltensbeson-derheiten, die einem verbesser-ten Schmerzmanagement entge-gen stehen. Insbesondere dasPhänomen des „being a good pa-tient“ (Beschwer den ertragenund den Behandler nicht „belä-stigen“) führt zu einer fatalenFehlkommunikation: Schmerzenwerden nicht berichtet und Be-handler nehmen diese (daher)nicht wahr.

Dem Anspruch auf Schmerz assessment und der Si-cherstellung der ausreichenden Therapie akuter undchronischer Schmerzen gebührt daher höchstePriorität. Neben der verbesserten Verfügbarkeit vonOpioiden und dem Abbau rechtlicher Einschrän-kungen der Einsetzbarkeit kommt dabei insbeson-dere der Implementierung der Schmerzmedizin indie studentischen Curricula der medizinischen Fakultäten eine wichtige Aufgabe zu. Weiterhinkönnen Aufklärung und krankenhausinterne,SOPs‘ (Standard Operating Procedures) helfen,die ,Awareness‘ für Schmerz zu steigern. In einemPilotprojekt ist dies Kopf und einheimischen Be-handlern in einem mittelgroßen Krankenhaus inNairobi gelungen (Zaslansky, R., et al., 2011).

Die DeutscheSchmerzgesell-schaft (ehemalsDGSS) als eineder größtenSchmerzgesell-schaften aus ei-nem der entwickeltsten Län-der der Weltmöchte dabei helfen, schmerzmedizinisches Wissenweiterzugeben. Zu diesem Zweck wurde bei derletzten Jahrestagung in Mannheim 2011 nach An-regung des Präsidiums ein Arbeitskreis ,Schmerz-medizin weltweit‘ gegründet. Der Name ,Schmerz-medizin weltweit‘ wurde gewählt, da derbeispielsweise in der IASP verwendete Begriff ,Developing Countries‘ irreführend ist: viele wirt-schaftlich entwickelte Länder sind hinsichtlich derschmerzmedizinischen Versorgung unterentwi -

ckelt, z. B. Serbien, Ukraineoder Malaysia.

Die Gründungsmitglieder ver-einbarten bereits erste prakti-sche Aufgaben des Arbeitskrei-ses, nämlich die Unterstützungund Anerkennung der bereitsexistierenden internationalenProjekte im Iran und in Serbien.Im Iran ist die Entwicklung derSchmerzmedizin schon fortge-schritten. Herr Benrath undHerr Treede von der Universität

Mannheim haben mit dem Präsidenten der irani-schen Schmerzgesellschaft IPS3, Herrn Sharify, be-

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Herstellung von Morphinsirup im Hospice Africa Uganda, Kampala, Uganda

Teilnehmer der Konferenz: „Focus on EssentialPain Medication Accessability“, Entebbe, Uganda

In der informellen Siedlung Mathare Valley in Nai-robi können Tumorkranke mithilfe der „German

Doctors“ seit 2010 Morphin zur Schmerzkontrolleerhalten. Studien zeigen, dass ca. 95% der Patien-

ten bis zu ihrem Lebensende mit Morphin ausrei-chend schmerzkontrolliert werden können.

2 KEHPCA – Kenya Hospices and Palliative Care Associa-tion

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reits eine intensive Zusammen-arbeit mit Hospitationen undVortragsreisen begonnen. Glei-ches gilt für die Kooperationmit Serbien, die auf Anregungdes Educational Committeesder EFIC4 entstanden war. InSerbien ist die Schmerzmedizinnoch ganz am Anfang ihrer Ent-wicklung. Die bei verschiede-nen Hospitationen und Fortbil-dungen kennengelernten jungenund engagierten serbischenÄrzte machen aber Mut, die Zu-sammenarbeit mit der serbi-schen SchmerzgesellschaftSAPRT5 unter Leitung von Frau Miroslava Pjevicfortzusetzen.

Der Arbeitskreis ,Schmerzmedizin weltweit‘ wirdv. a. Koordinierungsaufgaben haben. InhaltlicheGrundlage der ,Schmerzmedizin weltweit‘ ist dieonline frei verfügbare IASP Press Publikation ,PainManagement in Low Resource Settings‘(www.iasp-pain.org, Hrsg. Kopf, A. und Patel, N.).Für Fortbildungsinitiativen wird aktuell von einerArbeitsgruppe des PainOUT Konsortiums unterLeitung von Kopf ein ,Lecturer Tool Kit‘ erarbei-tet, das es ermöglichen wird, nach Train-the-Trai-ner-Kursen Aus-, Fort- und Weiterbildung durchlokale ,Champions‘ durchführen zu lassen(http://pain-out.med.uni-jena.de).

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dassdie von uns in Deutschland teilweise zu recht kri-tisierte Versorgungsqualität von Schmerzpatientenmit Ausnahme weniger Länder weltweit eine Aus-nahme ist. In den meisten Weltregionen – ein-schließlich Osteuropas – fehlen fast alle Voraus-setzungen für eine schmerzmedizinischeVersorgung. Veränderungen können nur erreichtwerden, wenn auf drei verschiedenen Ebenen an-gesetzt wird: erstens der administrativen Ebene(Import von Analgetika, Reduzierung administra-tiver Hürden bei der Verschreibung), zweitens derBehandlerebene (Aus-, Fort- und Weiterbildung)und drittens der Patientenebene (Edukation). Das,Recht auf Schmerztherapie‘ kann nur von einhei-

mischen ,Champions‘ verwirk-licht werden, internationale Ex-perten können und sollten aberals ,Facilitators‘ (Vermittler)helfend zur Seite stehen, umeinerseits die internationale Be-deutung des Themas sichtbar zumachen und andererseits kon-krete Hilfestellungen anbietenzu können. Internationale Fach-gesellschaften haben schon voreinigen Jahren begonnen, sichdes Themas anzunehmen. InDeutschland, mit seiner fehlen-den Tradition internationalerVerbindungen in der Medizin,

existieren bislang nur isolierte und individuelleEinzelprojekte zur Kooperation.

,Schmerzmedizin weltweit‘ wird hoffentlich dieWahrnehmung des Problems des insuffizientenSchmerzmanagements in vielen Regionen der Weltverbessern helfen. Insbesondere die Fachgesell-schaften und Universitäten sind aufgerufen, durchdie Etablierung längerfristiger Kooperationsver-träge nachhaltige Veränderungen in den Partner-ländern zu befördern.

Dr. Andreas Kopf Sprecher des Arbeitskreises „Schmerzmedizin weltweit“

Benjamin Franklin Schmerz- undPalliativzentrum

Charité-Universitätsmedizin BerlinHindenburgdamm 30, 12202 Berlin

Dept. of Medical Physiology,University of Nairobi, Nairobi, Kenia

[email protected]

LiteraturKopf, A. (2007): Opioidverfügbarkeit in Kenia in: Der

Schmerz 2007; 21: 160-3

Zaslansky, R., et al. (2011): European Journal of Pain 2011;Epub ahead of print). In Pubmed ist die Publikation bis zurPrintveröffentlichung als “ahead of print” elektronischeinzusehen

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In einem internationalen Benchmarking-Projekt zurBehandlung akuter postoperativer Schmerzen

(„PainOUT“) hat auch eine kenianische Klinik teil-genommen. Dargestellt ist das hochmotivierte

Team einer chirurgischen Station, der es mit „LowTech Medicine“ und gleichzeitiger Anwendung

einfacher Algorithmen zur Schmerzmessung und -therapie gelungen ist, mit europäischen Kliniken

vergleichbare positive Ergebnisse zu erzielen.

3 IPS - Iranian Pain Society4 EFIC -The European Federation of IASP Chapters5 SAPRT - Serbian Association of Pain Research and Treat-

ment

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In der heutigen komplexen, multi-kulturellen Welt gibt es auf Grund einer großen Mobilität immer mehr Beziehungen zwischen den Gesell-schaften, die gleichzeitig zu einer Vermischung derKulturen führen.

Während es einerseits ein immer weiter wachsendesgegenseitiges Geben und Nehmen zwischen denKulturen gibt, ist die heutige Welt immer noch mitgroßen ethnischen und rassischen Problemen kon-frontiert. Die Notwendigkeit von Toleranz undWertschätzung zwischen den Menschen mit unter-schiedlichen kulturellen Hintergründen ist uner-lässlich. Kulturelle Sensibilität ist insbesondere imBereich der Begleitung schwerstkranker und ster-bender Menschen, wo wichtige Entscheidungen,basierend auf dem Lebenshintergrund des Einzel-nen, getroffen werden, ein sehr bedeutsames Thema. Den Fokus auf Indien gerichtet, sollen indiesem Beitrag die kulturellen Aspekte, die ihre Berücksichtigung in der Praxis von Palliative Carefinden müssen, diskutiert werden.

Ungeachtet der wachsenden Zahl an Palliativein-richtungen und Hospizen in Indien, wird hier derSchwerpunkt mehr auf die körperliche Pflege alsauf die psychische Gesundheit gelegt. Es besteht je-doch ein großer Bedarf an Fachkräften im Gesund-heitswesen, die nicht nur das körperliche, sondernauch das psychische und geistige Wohlbefindensterbender Patienten im Blick haben, um eine kul-tursensible Lebensqualität am Lebensende und ein‚gutes Sterben‘ zu gewährleisten.

Psychosoziale Probleme in der Palliativmedizin:Notwendigkeit kultureller SensibilitätDie Einstellungen gegenüber dem Alter und demSterben sind tiefverwurzelt in kulturellen Werten.Diese Werte müssen bei den zu treffenden indivi-duellen medizinischen Entscheidungen Berück -sichtigung finden. Viele Aspekte der Entscheidun-gen am Lebensende werden von kulturellenFaktoren intensiv beeinflusst und weisen diesbe-züglich große Unterschiede auf (Searight & Gaf-ford, 2005). Aus diesem Grund müssen die medi-zinische Praxis und die Palliativversorgung diesekulturellen Aspekte wahrnehmen und berücksich-tigen. Es gibt zum Beispiel große Unterschiede

zwischen westlichen und östlichenKulturen bzgl. der Kommunikations-regeln beim Überbringen schlechterNachrichten, beeinflusst durch die je-weilige medizinische Ausbildung undPraxis. Diese unterschiedlichen Nor-men nehmen auch Einfluss darauf,welche Informationen an die Patien-ten und ihre Angehörigen weiterge-geben werden.

Wissenschaftler haben herausgefun-den, dass sich fast 50% der Patienten, die sich in ei-ner Krebsbehandlung befinden, nicht über Dia-gnose und Therapie im Klaren sind. Zudemtendieren die Ärzte im Zusammenwirken mit denAngehörigen dazu, die Patienten – wenn über-haupt – eher über die Behandlung der Krankheit alsüber die Prognose und mögliche Rückfälle zu in-formieren (Chaturvedi, Loiselle, Chandra, 2009).

Die Beteiligung an medizinischen Entscheidungenhängt auch noch von anderen Faktoren ab, wie z.B. den Machtverhältnissen innerhalb der Familie,welche natürlich beeinflusst sind von den traditio-nellen Geschlechterrollen. So werden Frauen inBezug auf ihre eigene Krankheit oft nicht in dienotwendigen Entscheidungsprozesse einbezogen;die älteren Familienmitglieder hingegen spieleninnerhalb der Familie eine wichtige Rolle bzgl. dermedizinischen Entscheidungen.

Solange diese zwischenmenschlichen und psycho-sozialen Themen in der medizinischen Ausbildungnicht berührt werden, bleibt für die im Gesund-heitswesen Tätigen das Überbringen schlechterNachrichten eine unangenehme und, wenn irgend-wie möglich, zu vermeidende Aufgabe. Insbeson-dere wenn es Kinder betrifft, wird es als besondersproblematisch empfunden (Seth, 2010). Diese Ergebnisse verdeutlichen, welche Bedeutung dieVermittlung kultureller Sensibilität in der Ausbil-dung von Fachkräften in Palliative Care hat.

Palliativversorgung in Indien: Herausforderungen und MöglichkeitenShuba Ranganathan

Shuba Ranganathan

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Palliative Care in Indien: Probleme und HerausforderungenPalliative Care in Indien steht noch vor vielen He -rausforderungen, die Antworten und Lösungen un-ter Einbeziehung der indischen Situation verlan-gen. Westliche Modelle sind aufgrund einer Reihevon Gründen oft nicht auf den indischen Kontextzu übertragen. Erstens hat Indien eine große Bevölkerung mit über einer Milliarde Menschen,wovon die meisten den unteren sozio-ökonomi-schen Schichten der Gesellschaft angehören. Zwei-tens, obwohl der Schwerpunkt der Behandlung inIndien eher auf der Heilung von Krankheiten alsauf Schmerzmanagement und Palliative Care liegt,kommen rund 80% der Patienten erst im fortge-schrittenen Stadium ins Krankenhaus, wo eine Pal-liativbetreuung nur noch als einzig realistische Option angeboten werden kann (Venkateswaran &Manoj Kumar, 2006). Schließlich erfordert dieVielfalt der kulturellen Überzeugungen, Werte, Re-ligionen und Ethnien in Indien Ansätze, die aufden kulturellen Kontext zugeschnitten sind.

Es gibt noch eine große Zahl von Herausforderun-gen, um eine hochqualifizierte Palliativbetreuungbereitzustellen. Nach wissenschaftlichen Erkennt-nissen ist es nur in 13 von den 28 indischen Bundes-staaten und sieben Unionsterritorien möglich, einGenehmigungsverfahren für eine Narkotika-Lizenzzu beantragen. Dies hat natürlich Auswirkungenauf die Bereitstellung von Schmerzmanagementund -linderung. Darüber hinaus haben weniger als3% der Inder Zugang zu Palliativbetreuung oderanderer medizinischer Hilfe dieser Art (Koshy,2009). Es gibt zwar 138 Hospize und Palliativdiens -te in 16 Bundesstaaten und Unionsterritorien, diemeisten von ihnen (mit Ausnahme von ‚Kerala‘)befinden sich aber in den großen Städten. Daher istdie ländliche Bevölkerung von der Versorgung aus-geschlossen (McDermott, Selman, Wright & Clark,2008).

Die geografische Verteilung der palliativen Ver-sorgung zeigt gravierende Unterschiede in der An-zahl: im Süden ist sie deutlich höher und in einigenBundesstaaten und Unionsterritorien fehlt sie ganz.Faktoren wie Armut, geografische Lage, schlech-te Straßenverhältnisse, Bevölkerungsdichte undVerfügbarkeit von Opioiden führen zu diesem unausgewogenen Verhältnis. Diese Probleme undGegebenheiten erfordern die Entwicklung und An-

wendung von Ansätzen, die nicht einfach nur diewestlichen Modelle kopieren, sondern auf die in-dischen Verhältnisse zugeschnitten sind.

Neue Möglichkeiten in der PalliativversorgungAls Antwort auf diese Herausforderungen wurden inIndien neue Modelle der Palliativversorgung ent-wickelt und in die Praxis umgesetzt. Die Vorge-hensweisen basieren auf den sogenannten ‚commu-nity care models‘ (kommunale oder gemeindenaheVersorgungsmodelle) und versuchen sich über dieBegrenzungen der westlichen Hospiz- und Pallia-tivmodelle hinweg zu bewegen. Es gibt zwei wich-tige Merkmale dieser Modelle: sie beziehen dieBeteiligung der örtlichen Gemeinden ein und sielegen den Schwerpunkt auf die häusliche statt aufdie institutionelle Versorgung.

Indien hat eine lange Tradition spiritueller undhäuslicher Versorgung für die Kranken, da die Pfle-ge Sterbender immer schon in den Händen der Fa-milienmitglieder lag und weniger durch den Staaterfolgte. Dies liegt teilweise in der Unzulänglich-keit des medizinischen Personals und teilweise anden familienorientierten Werten (Chaturvedi &Chandra, 1998). Es wurde aufgezeigt, dass diewestlichen Modelle in Indien unhaltbar sind, ei -nerseits wegen der zu erwartenden hohen Kosten,andererseits wegen des ausgeprägten Stigmas, dasdie Unterbringung von sterbenden Patienten in sta-tionären Einrichtungen mit sich bringen würde (Seamark, Ajithakumari, Burn, Saraswathi Devi,Koshy, Seamark, 2000). Ambulante häusliche Ver-sorgung, die zudem auf eine große Anzahl vonFreiwilligen der örtlichen Gemeinden zurückgreift,ist die bevorzugte Option für ein Niedriglohn- undEntwicklungsland wie Indien. In diesem Zu-sammenhang ist der gemeindenahe Zugang in Ke-rala eine willkommende Alternative zu einem ho-spiz-basierten Modell (Venkateswaran & ManojKumar, 2006).

Der Kerala-Weg: Vom ‚Hospiz-Modell‘ zumgemeindenahen ModellViele Regionen von Kerala haben gemeindenaheModelle der Palliativversorgung implementiert. Ei-nes davon ist das ‚Neighbourhood Network in Pal-liative Care‘ (NNPC), welches im Jahr 2001 initi-iert wurde. Geschulte Freiwillige engagieren sichin der Arbeit häuslicher Begleitung und in der Öf-fentlichkeitsarbeit in Form von bewusstseinsbil-denden Programmen oder der Teilnahme an häus-

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lichen Pflegebesuchen. Das Bemühen darum, kom-munale Zugänge in der Palliativversorgung zu ak-tivieren, führt zu einem den spezifischen Situatio-nen und Bedürfnissen angemesseneren optimalenUmgang. Gemeindemitglieder werden erwar-tungsgemäß ein besseres Verständnis der Problemehaben, mit denen Ihre Mitbürger konfrontiert sind,und befinden sich dadurch in der Lage, pragmati-sche und effektive Lösungswege umzusetzen.

Da geschulte Freiwillige aus der Kommune ehereingesetzt werden als medizinisches Personal, sinddie gemeindenahen Modelle darüber hinaus vieltragfähiger als Hospizmodelle (Kumar & Numpe-li, 2005). Letztere basieren typischerweise auf ei-ner kostenintensiven und spezialisierten institutio-nalisierten Versorgung durch medizinischesPersonal. In einem Land mit einem akuten Mangelan diesem Personal und einem schlechten Arzt-Pa-tient-Schlüssel, ist die Möglichkeit einer solch in-dividualisierten fachlichen Pflege unbeschreiblichgering.

Letztendlich ist das NNPC eine der ersten Institu-tionen, die das Wissen der örtlichen Bevölkerungnicht nur ernst nehmen sondern auch daraus lernen.Wie Stjernsward (2005) hervorhebt, ist es „demNNPC … gelungen, Palliative Care zu einer bür-gerorientierten Gesundheitsbewegung zu machen,indem es in einer pragmatischen und realistischenWeise einem der wesentlichen Lebensereignisse,dem Tod, begegnet, und Verantwortung für die Be-gleitung und Versorgung Sterbenskranker in ihrerGesellschaft übernimmt“ (S.25).

In einem Land, in dem die medizinische Praxisdurch ausgeprägte Hierarchien zwischen Expertenund Laien, durch eine paternalistische Haltung,durch ungleiche Machtverteilung sowie durch pro-blematische staatliche Einstellungen zum Gesund-heitswesen gekennzeichnet sind, stellen solchekommunalen Bemühungen, die das Potenzial derörtlichen Kenntnisse anerkennen, eine willkom-mene Entlastung dar. Es ist wünschenswert, dassdieses aus dem indischen kulturellen Kontext her-vorgegangene Vorgehen ein besseres Verständnisfür die gelebte Wirklichkeit im Umgang mit le-bensbedrohlichen Erkrankungen in Indien schafft.

Dr. Shuba Ranganathan Assistant Professor

Department of Liberal ArtsIndian Institute of Technology Hyderabad

Tel.: 00 91 40 - 23 01 70 88Mobil: 0 94 40 19 02 55

[email protected] oder [email protected]

https://sites.google.com/a/iith.ac.in/dr-shubha-ranganathan/

LiteraturChaturvedi, S.K. & Chandra, P.S. (1998): Palliative care in

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Koshy, C. (2009): The palliative care movement in India: An-other freedom struggle or a silent revolution? Indian Jour-nal of Palliative Care, 15 (1), 10-13

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I N F O R M A T I O N

Veröffentlichungen

Carola Reifenhäuser, Sarah G. Hoffmann, Thomas KegelFreiwilligen-Management Ziel-Verlag; 2. überarb. Auflage, 2012€ 19,80

Die Publikation richtet sich an Führungs-kräfte und andere Beschäftigte, die im so-genannten Non-Profit-Bereich mit ehren-amtlich Tätigen arbeiten. Dabei führen dieAutoren zunächst aus, warum und wofürman sich engagiert, und beschreiben dann

den in den letzten Jahren vollzogenen Strukturwandelvom traditionellen Ehrenamt zum neuen Freiwilligen-management. Sie legen den Satz „Management ist dieschöpferische Kunst, Talente richtig einzusetzen“ zuGrunde und sehen dabei gleichzeitig die strategischeOrganisationsentwicklung als notwendige Maßnahme.Diese stellen sie u. a. mit den Bestandteilen Gewinnung,Anerkennung, Qualitätssicherung und Evaluation darauf der Basis des Satzes: „… auch, wenn das freiwilli-ge Engagement unentgeltlich ist – es ist weder umsonstnoch kostenlos.“

Michael von BrückEwiges Leben und Wiedergeburt:Sterben, Tod und Jenseitshoffnung in europäischen und asiatischen KulturenHerder, 2012€ 9,99

Der Religionswissenschaftler Michael vonBrück setzt sich in diesem Buch mit denVorstellungen über den Tod und das Jen-seits auseinander, damit, wo diese Vor-stellungen herkommen, wie sie sich

widersprechen oder ergänzen und was sie bewirken. Erführt dies aus für die europäisch-christliche Traditionund die hinduistischen und buddhistischen Lebens- undSterbensformen. Innerhalb dieser Betrachtungen gehter ein auf die Mythen, die diese beiden Glaubensformenhistorisch bis zum heutigen Tag begleitet haben, be-schreibt den Hintergrund und die Bedeutung von Ritenund Symbolen und endet mit dem letzten großen Kapi-tel überschrieben mit ‚Geheimnis der Hoffnung‘. Mitseinen sachlichen und umfassenden Ausführungenwünscht sich der Autor, dass die Leserin oder der Leserauf der Basis eigener Erfahrung und Reflexion die reli-gionswissenschaftlichen, ästhetischen und existentiell-religiösen „Fäden aufnehmen und weiterknüpfen mögezu einem formvollendeten Teppich menschlicher Kul-turbildung, der Halt unter den Füßen bietet.“

Monika ThommSchmerzmanagement in der PflegeSpringer, 2012€ 29,95

Ziel eines multiprofessionellen Teams inder Pflege muss sein, das Schmerzma-nagement so zu beeinflusssen, „dass un-sere Patienten nach erfolgreicherSchmerzbehandlung so empfinden kön-nen wie Wilhelm Busch es in Abenteuereines Junggesellen (1875) formulierte:‚Gehabte Schmerzen, die hab ich gerne.‘“ Das vorlie-gende Buch bietet umfassende Informationen zum The-ma Schmerzbehandlung, der Fokus ist dabei nicht aus-schließlich auf Schmerzmanagement in der Palliativ-oder Hospizversorgung gerichtet. In 19 Kapiteln wirdBasiswissen zur Anatomie, Physiologie und Pathophy-siologie von Schmerzen und zu schmerztherapeutischenMöglichkeiten, zu Ressourcen und professionellem Um-gang mit Schmerzpatienten vermittelt‘. Ausführlich be-handelt werden außerdem ‚Tumorschmerz‘, ‚PalliativeCare und Palliativpflege‘, ‘Schmerzbehandlung bei de-menten Menschen‘ oder ‚Fibromyalgie‘, wobei die In-halte dem Curriculum der Weiterbildung zur ‚Algesio-logischen Fachassistenz‘ der DGSS entsprechen.

Christoph GerhardNeuro-Palliative Care:Interdisziplinäres Praxishandbuchzur palliativen Versorgung von Menschen mit neurologischenErkrankungenHuber, 2011€ 39,95

Neurologisch erkrankte Menschen lei-den häufig an kommunikativen, kogni-tiven und neurophysiologischen Beein-trächtigungen. Hinzu kommen oft noch körperlicheEinschränkungen wie z. B. Lähmungen oder Sehstö-rungen. In der Betreuung und Begleitung dieser Patien-ten bedarf es neuer Wege sowohl in der Erfassung vonSchmerzen und deren Symptomen als auch in der Kom-munikation und Begleitung. In der Palliativversorgungneurologisch erkrankter Menschen sind neurologischeKenntnisse ebenso vonnöten wie eine ausgeprägte pal-liative Haltung und Expertise. Der Autor erläutert inseinem interdisziplinär angelegten Buch u. a. dasGrundverständnis von Palliative Care und überträgt esauf die Versorgung neurologischer Patienten. Er zeigt,wie man mit bewusstseinsgestörten oder sprachlich be-einträchtigten Menschen kommunizieren kann oderwidmet sich dem Umgang mit Symptomen neurologi-scher Palliativpatienten. Auch ethischen Fragen in derNeuro-Palliative Care werden Raum gegeben.

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27Hospiz-Dialog NRW - Oktober 2012/53

I N F O R M A T I O N

v. l.: Ariane Rother, Susanne Dietze

12.10.2012 Berlin7. Fachtagung Palliative GeriatrieUnionhilfswerk-Senioren-EinrichtungenTel.: 0 30 - 42 26 58 [email protected]

19.10.-21.10.2012 EngelskirchenPalliative Care und DemenzMalteser Hospizarbeit & PalliativmedizinTel.: 0 22 63 - 80 [email protected]

26.10.-28.10.2012 CoesfeldDie Wiederentdeckung der AchtsamkeitKolping-Bildungsstätte CoesfeldTel.: 0 25 41 - 8 03 03info@bildungsstaette.kolping-ms.dewww.kolping-bildungsstaette-coesfeld.de

05.11.-06.11.2012 HamburgPalliative Care Plus – Begleitung vonMenschen mit geistiger BehinderungMalteser Hospiz-Zentrum Bruder GerhardTel.: 0 40 - 6 03 30 01palliativkurse@malteser-hospiz-hamburg.dewww.malteser-hospiz-hamburg.de

12.11.-16.11.2012 DresdenPädiatrische Palliative Care – Teil 1 von 4Akademie für Palliativmedizin undHospizarbeit Dresden gGmbHTel.: 03 51 - 44 40 29 02www.palliativakademie-dresden.de

Veranstaltungen

14.11.2012 BielefeldWohnungslose sterben früher! –Zur gesundheitlichen Situation von wohnungslosen MenschenBildung & Beratung BethelTel.: 05 21 - 1 44 57 [email protected]

26.11.-30.11.2012 MünchenAusbildung zur Moderation für das Curriculum Palliative Praxis der RobertBosch Stiftung für Mitarbeitende der AltenhilfeKoordinationsstelle Palliative Praxis amKDATel.: 02 21 - 93 18 47 [email protected]

07.12.-09.12.2012 WesselingQualifizierung und Professionalisierungder ehrenamtlichen Vorstände und Mitarbeiter, Modul 7: ProjektmanagementKonrad-Adenauer-Stiftung e. V.Tel.: 0 22 36 - 7 07 42 [email protected]/eichholz

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