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Aus dem Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck Direktor: Prof. Dr. med. Cornelius Borck _________________________________________________________________ Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in Lübeck Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Universität zu Lübeck - Aus der Sektion Medizin - vorgelegt von Edith-Angela Hansen aus Schweinfurt Lübeck 2018

Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

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Page 1: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

Aus dem Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung

der Universität zu Lübeck

Direktor: Prof. Dr. med. Cornelius Borck

_________________________________________________________________

Hubert Feiereis

und die Geschichte der Psychosomatik

in Lübeck

Inauguraldissertation

zur

Erlangung der Doktorwürde

der Universität zu Lübeck

- Aus der Sektion Medizin -

vorgelegt von

Edith-Angela Hansen

aus Schweinfurt

Lübeck 2018

Page 2: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

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1. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Cornelius Borck

2. Berichterstatter: Priv.-Doz. Dr. phil. Hans-Jürgen Rumpf

Tag der mündlichen Prüfung: 18.12.2018

zum Druck genehmigt. Lübeck, den 18.12.2018

-Promotionskommission der Sektion Medizin-

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3

Inhalt

1. Einleitung ................................................................................................................................ ...5

1.1 Hubert Feiereis und seine Rolle in der Entwicklung der Psychosomatik in Lübeck .... 5

1.2 Methodik .................................................................................................................................. 9

2. Die Psychosomatik im Kontext des 20. Jahrhunderts ...................................................... 13

2.1 Die beiden Pole der Psychosomatik .................................................................................13

2.2 Das Feld der psychosomatischen Medizin ......................................................................16

2.3 Etablierung der Psychosomatik in Deutschland ..............................................................18

2.4 Die Verortungsproblematik der Psychosomatik ..............................................................23

3. Hubert Feiereis ....................................................................................................................... 26

3.1 Familiärer Hintergrund, Studium, Begegnung mit Curtius und Beginn der ärztlichen

Tätigkeit in Lübeck .....................................................................................................................26

3.2 Feiereis klinische Praxis .....................................................................................................36

3.3 Feiereis Konzept der Psychosomatik ...............................................................................43

3.4 Lehre, Psychosomatische Forschung und Veröffentlichungen ....................................45

3.5 Kontakte und außeruniversitäre Tätigkeiten ....................................................................54

3.6 Feiereis Ausscheiden aus der Universität, der Aufbau der Curtius-Klinik und sein

Lebensende .................................................................................................................................59

4. Die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie ............................................................ 64

4.1 Therapeutische Praxis und Patienten ...............................................................................64

4.2. Die Behandlung der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen .............................80

4.3. Die Behandlung der Essstörungen ..................................................................................89

4.4. Der weitere Werdegang der Klinik seit dem Ausscheiden Feiereis ............................93

5. Reflexion über die Psychosomatik Feiereis im Kontext der Gegenwart ...................... 101

6. Zusammenfassung ............................................................................................................... 113

7.Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 114

8. Anhang ................................................................................................................................... 126

8.1 Bibliographie Feiereis ........................................................................................................126

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8.2. Interviewverzeichnis .........................................................................................................139

8.3 Interviewleitfaden ...............................................................................................................140

8.4 Anschauungsmaterial ........................................................................................................142

8.5. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ............................................................................148

9. Danksagungen ...................................................................................................................... 149

10. Lebenslauf ........................................................................................................................... 150

Page 5: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

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1. Einleitung

1.1 Hubert Feiereis und seine Rolle in der Entwickl ung der Psychosomatik in

Lübeck

Im Jahr 2018 mag kaum einem Mediziner1, der an der Universität zu Lübeck

studiert oder tätig ist, die überregionale Bedeutung der ehemaligen Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie oder die Person Hubert Feiereis bekannt sein.

Ebenso ist die Theorie, die sich hinter der einstmalig so bekannten Psychosomatik

Lübecks verbirgt, in Vergessenheit geraten und wurde bislang keiner Orts

untersucht. Angesichts der heutigen Tendenz der Humanmedizin in Richtung

Technisierung, stellt sich somit die Frage, wie es zu den Veränderungen, die die

heutige Psychosomatik bedingen, kam und wie genau an der ehemaligen Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie behandelt wurde. In meiner

Dissertationsarbeit möchte ich die Geschichte der Psychosomatik in Lübeck

rekonstruieren und die Frage nach der Rolle des ehemaligen Klinikdirektors

Hubert Feiereis, der von 1972 bis 1992 die Klinik leitete, beantworten.

Methodische Grundlage meiner Arbeit bilden leitfadengestützte Interviews mit

Zeitzeugen nach dem Verfahren der oral history. Ein Abriss des Faches

Psychosomatik und die Frage nach seiner Verortung sowie eine Rekonstruktion

der Praxis innerhalb der Klinik in Lübeck bilden dabei den thematischen

Schwerpunkt.

Die derzeit praktizierte Psychosomatik in Deutschland blickt auf eine junge

Vergangenheit zurück: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sie sich aus

der Psychoanalyse sowie der Inneren Medizin. Aus der Psychoanalyse entstand

dabei die psychogenetische Strömung innerhalb der Psychosomatik. Daneben

ging die holistische Psychosomatik aus der internistisch-integrativen Strömung

hervor.

Ausgehend von diesen beiden Traditionslinien der Psychosomatik wurde die

weitere Entwicklung des Faches von verschiedenen Ereignissen geprägt. Etabliert

1 Es sind stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts gleichermaßen gemeint; aus Gründen der

einfacheren Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet.

Page 6: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

6

war Psychotherapie und Psychosomatik in der ambulanten und stationären

Versorgung Deutschlands bereits seit Jahrzehnten, bevor mit der ärztlichen

Approbationsordnung 1970, die seinerzeit die Bestallungsordnung ablöste,

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie zu einem eigenständigen Fach

innerhalb des Fächerkataloges des Studienganges Humanmedizin wurde.

Infolgedessen wurden schrittweise Universitätsabteilungen gegründet. Daneben

zählen die drei ersten Novellierungen der Musterweiterbildungsordnung zu den

weiteren Entwicklungsschritten des Faches. Paul L. Janssen (geb. 1937) und

Herbert Menzel (geb. 1948) bezeichneten jedoch die Beschlüsse des Deutschen

Ärztetages im Mai 1992 zur Weiterbildung im psychiatrischen, psychosomatischen

und psychotherapeutischen Bereich als die Wende der ärztlichen Psychotherapie

und Psychosomatik: Der „Facharzt für Psychotherapeutische Medizin“ wurde

eingeführt (Janssen und Menzel 2012: 107). Dieser wurde elf Jahre später, auf

dem Ärztetag 2003, in den „Facharzt für Psychosomatische Medizin und

Psychotherapie“ unbenannt. Für die Entstehung des eigenständigen Gebietes war

zum einen förderlich, dass die Bedeutung der Psychotherapie für die

Gesundheitsversorgung der Bürger anerkannt und in den ärztlichen Gremien des

Ärztetages ausführlich diskutiert worden war. Zum anderen gab es in der

ehemaligen DDR im Gegensatz dazu bereits den „Facharzt für Psychotherapie“,

den die Kollegen der neuen Bundesländer nach der Wende in ähnlicher Weise

weiterführen wollten und dies auf dem Ärztetag vertraten.

Bis zur Gegenwart hat sich das Konzept der Psychosomatik seitdem auf die bio-

psycho-sozialen Bereiche des Krankseins eingegrenzt und dabei von der

Behandlung mittels an verschiedenen Schulen orientierter Psychotherapie, wie

z.B. die an Sigmund Freud angelehnte Schule, abgewandt und sich den

störungsorientierten Psychotherapieansätzen angenähert. Der Schwerpunkt liegt

dabei, gemäß der Gebietsdefinition, in der psychotherapeutischen Behandlung

psychosomatisch Kranker und somatopsychischer Erkrankungen. Nach der

aktuellen Weiterbildungsordnung ist ein in der Psychosomatik tätiger Arzt während

seiner Weiterbildung fünf Jahre ganztägig tätig, nämlich drei Jahre innerhalb der

psychosomatischen Medizin, ein Jahr in der Psychiatrie und ein weiteres Jahr in

der Inneren Medizin, bevor er die Facharztprüfung ablegen darf.

Page 7: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

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2012 bezeichneten Paul J. Janssen und Herbert Menzel die Psychosomatik an

sich als Grundlagenfach mit integrativen Aufgaben auf der einen Seite und als

eine Spezialdisziplin auf der anderen Seite (Janssen und Menzel 2012: 107).

Daraus ergab sich ein dreiteiliges Versorgungskonzept der psychosomatischen

Medizin: Erstens die psychosomatische Grundversorgung, zweitens die

fachgebundene Psychotherapie des somatisch tätigen Arztes und drittens das

eigenständige Fach mit der Gebietsbezeichnung Psychosomatik und

Psychotherapie. Unter psychosomatischer Grundversorgung versteht man die

Versorgung durch den Facharzt für Allgemeinmedizin, der die Patienten in ihrer

Grundversorgung psychosomatisch behandelt. Unter fachgebundener

Psychosomatik des somatisch tätigen Arztes lässt sich als Beispiel ein

Gynäkologe heranziehen, der die Zusammenhänge zwischen somatischen und

psychischen Anteilen einer Erkrankung zu verknüpfen versteht. Zuletzt sind die in

den Kliniken für Psychosomatik und Psychotherapie oder ambulant

praktizierenden Fachärzte zu nennen, die beispielswiese auf Essstörungen oder

affektive Erkrankungen spezialisiert sind.

Im Folgenden soll der Blick von der deutschlandweiten Entstehung und

Etablierung des Faches bis zur Gegenwart, zu der Entwicklung des Faches in der

Hansestadt Lübeck gehen. So zählte Lübeck einst neben Ulm, Heidelberg und

Berlin zu den wichtigsten Entwicklungsorten der Psychosomatik Deutschlands.

War das Fach Psychosomatik vielerorts als Disziplin innerhalb der Psychiatrie

angesiedelt, so war es am Standort Lübeck im Gegensatz dazu ein Teilgebiet der

Inneren Medizin. Unter Prof. Hubert Feiereis` Leitung gewann die Lübecker

Psychosomatik sogar über deutsche Grenzen hinaus große Bedeutung.

Insbesondere bei der Behandlung der chronisch entzündlichen Darmerkrankung

(z. B. Morbus Crohn2, welche seinerzeit noch als psychosomatische Krankheit

deklariert wurde) verzeichnete Feiereis große Behandlungserfolge.

2 Durch den Mediziner Burrill B. Crohn werden in New York 1932 die klinischen Details einer schubweise

verlaufenden, granulomatösen chronisch entzündlichen Darmerkrankung beschrieben. Später soll diese

Erkrankung seinen Namen erhalten. Eine der ersten Schilderungen aus dem Jahr 1761 stammt von Giovanni

Battista Morgagni (Schuchart 2017: 52).

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Hubert Feiereis wurde am 26. Januar 1925 in Glogau in Niederschlesien geboren

und leitete von 1974 bis 1992 als Direktor die Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Lübeck. Die heutige Universität

zu Lübeck ist entstanden aus dem städtischen Krankenhaus Ost, welches von

1946 – 1961 durch Friedrich Curtius, als internistischen Chefarzt, geleitet wurde.

Lehrer und Schüler verhalfen der anfangs am Städtischen Krankenhaus Ost und

späteren Akademie betriebenen Inneren Medizin zu einer weiteren Dimension:

psychische Aspekte wurden bei der internistischen Patientenbehandlung

berücksichtigt.

Somit kann der Standort Lübeck als Beispiel der deutschlandweiten Entwicklung

dieses Fachgebietes herangezogen werden. Da sich Hubert Feiereis`

Schaffensperiode in Lübeck mit der Etablierungsphase der Psychosomatik in

Westdeutschland überschneidet, soll die Frage beantwortet werden, welche Rolle

er bei dieser Entwicklung spielte und wie er diese beeinflusste. Die Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie hatte in diesem Kontext eine besondere

Bedeutung, die Rekonstruktion der Praxis an der Klinik unter Feiereis steht daher

im Mittelpunkt der vorliegenden Dissertation.

Page 9: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

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1.2 Methodik

Um diese Praxis und Feiereis` Aktivitätsfeld zu rekonstruieren, wurden

verschiedene Methoden gezielt verwendet: 1. oral history, 2. die Auswertung von

Dokumenten aus dem Nachlass Feiereis` und 3. Feldbeobachtungen.

Fundament der vorliegenden medizinhistorischen Arbeit bildeten

leitfadengestützte qualitative Interviews mit Zeitzeugen, welche Antworten auf die

entscheidenden folgenden Fragestellungen gaben:3 1. Die Rolle von Prof. Feiereis

in der Entwicklung der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, 2. seinen

Einfluss auf die Etablierung der Psychosomatik in Norddeutschland und 3. seinen

deutschlandweiten Einfluss. Diese hermeneutische Methode der oral history

diente zur Produktion und Bearbeitung mündlicher Quellen.

Daneben standen Dokumente aus dem Nachlass Feiereis` als wichtige Quelle für

das Forschungsvorhaben zur Verfügung. Aufzeichnungen, Korrespondenzen,

Veröffentlichungen, Patienten-Briefe sowie von Feiereis gesammelte und selbst

publizierte Forschungsberichte konnten im Vorfeld aus dem Kellerarchiv des Haus

8 gesichert werden. Darüber hinaus lagen dort mehrere unveröffentlichte, von

Feiereis verfasste Schriften vor sowie eine umfangreiche Sammlung an Dias von

Werken der Kunsttherapie. Diese stammen aus den Therapieangeboten der

ehemaligen Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, wie z. B. Gemälde oder

Tonplastiken, von denen einige zur Veranschaulichung in die Arbeit aufgenommen

wurden.

Als dritte Datenquelle wurde auf eigene Feldbeobachtungen zurückgegriffen.

Diese Beobachtungen und Erfahrungen, welche während des Arbeitens im Zuge

von Famulaturen, Praktischem Jahr und als Weiterbildungsassistentin auf

psychiatrischen, internistischen und psychosomatischen Stationen bzw.

Arztpraxen in Norddeutschland gesammelt wurden, flossen als erläuternde

Hintergrundinformationen, in Form von Feldnotizen, in die Erstellung der

Interviews sowie als Unterstützung bei deren Auswertung mit ein.

3 Für die Durchführung der 6 Interviews mit insgesamt 8 Interviewpartnern, wurde ein Antrag bei der

Ethikkommission der Universität zu Lübeck gestellt. Nach Prüfung durch die Kommissionsmitglieder in der

Sitzung vom 09. April 2013, wurden keine Bedenken geäußert.

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Als semistrukturierte Interviews bezeichnet man nach Flick (2012)

leitfadengestützte Interviews, in denen bestimmte Themenkomplexe explizit

angesprochen werden, sich jedoch neue Punkte aus dem Interview ergeben

können. Damit wird das Ziel verfolgt, dem Interviewpartner trotz Strukturvorgabe

so viel Spielraum wie möglich zu geben, um ihre individuelle Sichtweise zu

entfalten (Flick 2012: 225). Zunächst wurde zur Leitfadenerstellung ein

Fragenkatalog entwickelt, welcher sich an verschiedenen Themenkomplexen

orientierte. Das Interview wurde dazu in vier große Teile gegliedert. Anfangs

wurden allgemeine Fragen zur Ausbildung der Interviewpartner, deren

Berührungspunkte mit der Psychosomatik und zur Entwicklung des Faches

gestellt. Im zweiten und dritten Teil folgten Fragen zu den Personen Hubert

Feiereis und Friedrich Curtius und im vierten Teil schließlich zur Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie. Die Reihenfolge der Themengebiete wurde

dabei nach Bedarf angepasst und verändert, wobei insgesamt die gleichen

Themenkomplexe in den verschiedenen Interviews behandelt wurden, um bei der

Auswertung Vergleiche zu ziehen und Resultate finden zu können: Da eine

Person und daneben eine Klinik ins Zentrum des Interesses stand, wurden in den

Interviews vorwiegend sogenannte biographische Fragen bearbeitet. Daneben

sollte die Entwicklung des Faches Psychosomatik in Lübeck, als auch die

Entwicklung dieses Faches im Kontext der deutschlandweiten Entwicklung

erforscht werden. Dies warf Fragen zu Wandel, Routinen und Situationen im

Alltag, sowie Fragen zu gesellschaftlichen und biographisch relevanten Problemen

auf. Da die vorliegende Forschungsarbeit folglich verschiedene Bereiche

untersucht, mussten verschiedene qualitative Methoden der Datensammlung

durch das gesprochene Wort gefunden, angewandt und miteinander kombiniert

werden. Ich wählte dazu folgende Methoden der Interviewführung: Das

problemzentrierte und das narrativ-episodische Interview. Nach Flick nutzt der

Interviewer zur Annäherung an gesellschaftlich oder biographisch relevante

Probleme das problemzentrierte Interview (Flick 2012: 210). Die darin erhobenen

biographischen Daten thematisieren jeweils ein bestimmtes Problem, im

vorliegenden Fall die Rolle von Feiereis während der Etablierung der

Psychosomatik als akademische Disziplin. Bei einem solchen problemzentrierten

Interview handelt es sich um ein Interview, das sich auf ein aus „Fragen und

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Erzählanreizen“ bestehenden Leitfaden stützt (Flick 2012: 210). Das narrativ-

episodische Interview wurde daneben als ergänzende Erhebungsmethode

genutzt, da sich während der Erzählungen ganz von selbst neue Gesichtspunkte

ergeben, die für die Arbeit von großer Bedeutung sind. Diese Art von Interview

gliedert sich in verschiedene Phasen: Im narrativen Interview wird der Informant

[zunächst] gebeten, die Geschichte eines Gegenstandbereiches, an der der

Interviewte teilgenommen hat, in einer Stegreiferzählung darzustellen (Herrmanns

1995: 183). Die Eingangsfrage sollte dabei breit und spezifisch gestellt werden. Im

vorliegenden Fall wurden die ehemaligen Kollegen von Feiereis dazu aufgefordert,

von der Routine auf Station, den Visitengängen oder Veränderungen während

ihrer Beschäftigungszeit in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie zu

berichten. Im Anschluss wurden im Nachfrageteil offen gebliebene Fragen geklärt.

Mit Hilfe der Kombination der aufgezeigten Erhebungsmethoden konnte gezielt auf

die Fragen meiner Forschungsarbeit eingegangen werden.

Als erster Schritt der Durchführung der Interviews ist die Wahl der Interviewpartner

notwendig. Bei den acht Interviewpartnern handelt es sich um ehemalige Ärzte,

eine Schwester der Lübecker Klinik, einem innerhalb der Universitäts-Psychiatrie

tätig gewesenen Kollegen, sowie dem heutigen Nachfolger von Feiereis. Das Ziel

war es, einen umfassenden Blick auf Feiereis und die Klinik zu gewinnen. So

fanden Treffen mit Interviewpartnern statt, die zum einen die Perspektive aus der

Klinik heraus schildern konnten (ehemalige Assistenzärzte und Stationsärzte,

sowie die Stationsärztin und Ehefrau des direkten Nachfolgers von Feiereis und

eine ehemalige Krankenschwester des Haus 8). Zum anderen wurde die

Perspektive auf die Klinik - von außen - durch das Interview mit dem ehemaligen

Leiter der Psychiatrie in Lübeck (als Kollege innerhalb der Universität) abgedeckt.

Zuletzt erfolgte der Rückblick aus der gegenwärtigen Perspektive vom heutigen

Direktor der Kliniken für Psychiatrie und für Psychosomatik und Psychotherapie.

Die Interviews fanden in den Räumlichkeiten des Instituts für Medizingeschichte

und Wissenschaftsforschung in Lübeck und in der Curtius-Klinik in Bad Malente

sowie in Gebäuden des Universitätsklinikums zu Lübeck statt. Es erfolgten sechs

Interviews, wobei zwei der Interviews in einer Gruppe mit je zwei Interviewpartnern

stattfanden. Alle Befragungen wurden jeweils auf einem Voice Recorder

aufgenommen. Aus der Quelle von insgesamt 8 Stunden und 2 Minuten

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12

Gesprächsmaterial lagen im Folgenden insgesamt 138 Seiten 1:1 transkribierte

Interviews vor.

Aus diesen Daten erfolgte im Anschluss die Auswertung nach etablierten

Methoden der Qualitativen Inhaltsanalyse (Silverman 2005; Mayring 1991; Flick

2012) Bei der Analyse der Transkripte wurde auf anerkannte Verfahren der

qualitativen Forschungsmethoden zurückgegriffen und eine systematische und

theoriegeleitete Vorgehensweise angewandt. Zur Analyse der Interviews als auch

der Feldnotizen wurde vorwiegend auf das Ablaufmodell nach Philipp Mayring

zurückgegriffen (Mayring 1991: 210). Die Auswertung zielte darauf ab, im

Vergleich der Interviews gemeinsame Wissensbestände herauszuarbeiten, wobei

sich die Interpretation dabei an thematischen Gemeinsamkeiten orientierte.

Die persönlichen Daten der befragten Personen und die Daten aus den eigenen

Feldstudien wurden streng vertraulich behandelt und nur studienrelevante

Angaben für die Erstellung der Arbeit verwendet. Die Daten wurden nicht an Dritte

weitergegeben.

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2. Die Psychosomatik im Kontext des 20. Jahrhundert s

2.1 Die beiden Pole der Psychosomatik

Ab den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erhält die Psyche innerhalb

der Medizin mehr Aufmerksamkeit und die Psychosomatik entsteht als

Gegenbewegung zur radikalen naturwissenschaftlichen Umstrukturierung der

Medizin in Deutschland (Hoffmann, Schepank, Speidel 1991: 3).4 Davon

ausgehend wächst die weitere Entwicklung der Psychosomatik aus zwei

verschiedenen Wurzeln und ist wie folgt geprägt worden: Auf der einen Seite von

einer holistischen, auf der anderen Seite von einer psychogenetischen Wurzel

(Lipowski 1984:153). Im Folgenden sollen die beiden Pole der Psychosomatik

definiert und voneinander abgegrenzt werden:

Die psychogenetische Wurzel leitet sich von den Ansätzen der Psychoanalyse ab,

nach deren Definition „innere, seelische Konflikte“ durch körperliche Erkrankungen

zum Ausdruck kommen. Sigmund Freud (1856-1939) legt dabei mit seinen

Theorien zum Konversionsmodell, welche eine körperliche Krankheit als Ausdruck

seelischer Konflikte deklariert, einen Grundstein für psychosomatisches Denken.

So erklärt Freud beispielsweise sogenannte „hysterische“ Symptome, wie etwa

psychogene Anfälle oder Lähmungen, mit unbewussten seelischen Konflikten.

(…) man konnte (…) nicht übersehen, dass die psychischen Phänomene in

hohem Grad von körperlichen Einflüssen abhängig sind und ihrerseits die

stärksten Wirkungen auf somatische Prozesse üben. (Freud 1940: 21)

Auch wenn Freud einen Zusammenhang zwischen psychischen Phänomenen und

somatische Prozesse sieht, befasst sich Freud, auf sein Gesamtwerk bezogen,

jedoch nur wenig oder indirekt mit psychosomatischen Krankheiten. Franz

Alexander (1891-1964) hingegen formuliert einige Jahre später wichtige Ansätze

der psychogenetischen Psychosomatik. 1950 verfasst er die „Heiligen Chicago 7“,

eine Aufreihung von somatischen Krankheiten, bei denen unbewusste Konflikte 4 Sven O. Hoffmann, Sprecher der Konferenz der ltd. Fachvertreter für psychosomatische Medizin und

Psychotherapie 1991.

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als ursächlich beschrieben wurden (Alexander 1962: 20). Als „Holy 7“ bezeichnete

er einen Katalog, zu denen folgende Krankheiten zählten: 1. Ulcus duodeni 2.

Asthma bronchiale 3. Rheumatoide Arthritis 4. Neurodermitis 5. Essentielle

Hypertonie 6. Hyperthyreose 7. Colitis Ulcerosa.

Den Gegenpol zu der psychogenetischen Ansichtsweise bildet die holistische

Psychosomatik. Einen wesentlichen Impuls erhielt der holistische Ansatz durch

das Berücksichtigen des subjektiven Erlebens des kranken Menschen. Viktor von

Weizsäcker (1886-1957), der als einer der Väter der modernen klinischen

Psychosomatik bezeichnet wird, forderte die Erforschung des Menschen und die

Besinnung auf das Menschliche in der Medizin. In einer Krankheit sieht er eine

Weise des Menschseins in seinen humanen, sozialen und ethischen Grundlagen.

Somit sind diese Grundlagen auch für die Genesung der Krankheit wichtig (Drees

1980: 1). In Deutschland sind es in erster Linie Internisten wie Thure von Uexküll

(1908-2004) gewesen, die diese holistische Ansichtsweise auf die Psychosomatik

vertreten haben. Sie hielten es bei der Behandlung ihrer Patienten für notwendig,

der Psyche mehr Aufmerksamkeit zu schenken und, um Humanmedizin überhaupt

erst betreiben zu können, psychosoziale Aspekte der Krankheitsverläufe stärker

zu berücksichtigen (Bergmann 2002: 506). Im ersten amerikanischen Lehrbuch

der Psychosomatik, welches 1941 von Edward Weiss und Oliver Spurgeon

English veröffentlicht worden ist, wird holistische Psychosomatik wie folgt definiert:

The relatively new concept of psychosomatics is an approach to medicine,

which is as old as the healing art. It is not a speciality, but a call to pay as

much attention to the mental without neglecting the bodily; the role of

psychosocial factors in the etiology, pathogenesis, course and prognosis

should be considered as seriously as the role of physical, chemical and

microbiological ones (Weiss und English 1941: 15).

Weiss und English haben die Genese von Krankheiten innerhalb der holistischen

Psychosomatik also multifaktoriell erklärt und ebenfalls psychosoziale Faktoren als

einen der Gründe der Entstehung ergänzt (Wallace und Gach 2010: 488).

Bis zur Gegenwart haben sich die beiden aufgezeigten Traditionslinien der

Psychosomatik jedoch aufgelöst. Dies war nach Henningsen auch notwendig, um

Page 15: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

15

eine geeinte Strategie gegenüber dem Rest der Medizin entwickeln zu können, da

in der Vergangenheit häufig gegenseitige Entwertungen der beiden Pole des

Faches stattfanden (Henningsen 2013: Vorwort).

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16

2.2 Das Feld der psychosomatischen Medizin

Wie in der Einleitung dargestellt, siedelt sich die Psychosomatik innerhalb der

Medizin zwischen den Disziplinen der psychiatrischen Erkrankungen und der

körperlichen Erkrankungen an. Diese Verortung ist ferner geprägt von den zuvor

genannten Polen der Psychosomatik, dem holistischen und dem

psychogenetischen. Psychosomatische Medizin befasst sich demnach zum einen

mit den Störungsbildern sogenannter somatoformer Erkrankungen, worunter man

körperliche Beschwerden versteht, die nicht oder nicht vollständig auf organische

Erkrankungen zurückzuführen sind. Zum anderen bezieht sie sich auf körperliche

Erkrankungen, die eine zusätzliche Beteiligung seelischer Faktoren aufweisen und

weiter auf körperlich erlebte Symptome, die im Zusammenhang mit

Angsterkrankungen, Trauma-Folge-Erkrankungen sowie reaktiv-depressiven

Störungsbildern stehen. Doch welche allgemeingültige Definition für

„Psychosomatik“ lässt sich anhand der Verortung finden? Auch Thure von Uexküll

verglich 1973 die psychosomatische Medizin mit dem „Fliegenden Holländer“:

„Alle sprechen von ihm, keiner hat ihn gesehen – alle wissen was

psychosomatische Medizin ist, aber alle stellen sich darunter etwas anderes vor!“

(Uexküll 1973: 1386). Ein Blick auf die heutige Praxis der Psychosomatik mag

weiterhelfen: Auf den Internetseiten des BPM (Berufsverbandes der Fachärzte für

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Deutschland e.V.) wird der

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 2014 als der

Facharzt für die Wechselwirkungen von organmedizinischen und psychischen

Erkrankungen definiert. Er steht für die Kooperation der verschiedenen

Fachgebiete in der Versorgung der großen Gruppe von chronisch und psychisch

kranken Patienten. Die Psychosomatik beschäftigt sich also anscheinend mit

ungreifbaren Dingen, die zwischen Körper und Seele wirken und sich gegenseitig

beeinflussen. Für den Patienten wie für den Wissenschaftler ist es deshalb

schwierig, dieses Phänomen zu erfassen. Bislang ist die gegenseitige

Beeinflussung schwer nachvollziehbar oder gar messbar. Dennoch sind die

Auswirkungen fast jedem geläufig: schweißige Hände in nervenaufreibenden

Situationen, Bauchschmerzen vor großen Prüfungen oder Rückenschmerzen im

stressigen Berufsleben.

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In der Gegenwart schließt die psychosomatische Medizin, neben den biologischen

und psychischen, auch die soziale Komponente ein, womit der Begriff

Psychosomatik dem der biopsychosozialen Medizin weicht. Soziale Faktoren, wie

zum Beispiel Familienverhältnisse, Beziehungen oder der Arbeitsplatz, haben

demnach einen großen Stellenwert innerhalb der Pathogenese, d. h. der

Entstehung und Entwicklung einer Krankheit, wie auch innerhalb der Therapie der

psychosomatischen Erkrankungen. Somit kann die psychosomatische

Grundversorgung, laut Bergmann, als eine Krankheitsbehandlung im Sinne einer

psychosozialen Basistherapie bei psychischen, funktionellen und

psychosomatischen Erkrankungen und Behinderungen durch primär somatisch

orientierte Ärzte aller Fachrichtungen verstanden werden. Diese soll mittels

verbaler, introspektionsfördernder Interventionen und suggestiven Techniken zu

Symptomverbesserungen und Einsichten in die pathogen-somatisch-psychischen

Zusammenhänge und persönlichen Konflikte führen (Bergmann 2002: 508).

In der klinischen Versorgung lebt Psychosomatik nach wie vor im

Spannungsfeld, einerseits Grundhaltung für alle Ärzte und Heilberufler zu

sein, andererseits aber Spezialdisziplin im Sinne einer

psychotherapeutischen Medizin (Henningsen 2005: 29-32).

Zusammenfassend und die Worte von Henningsen aufnehmend wird „die

Psychosomatik“ nicht einer einzelnen Definition gerecht, denn sie ist Fachdisziplin

und Grundhaltung zugleich. Sobald ein Arzt neben den körperlichen Symptomen

seines Patienten auch das psychische Befinden und zudem die soziale Situation

in seine Behandlung miteinschließt, wird die Psychosomatik vielmehr zu einer

Betrachtungsweise innerhalb der Medizin, als ein eigenes Fach oder eine

Subdisziplin.

Page 18: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

18

2.3 Etablierung der Psychosomatik in Deutschland

(…)Kranke [wandten sich] unter Berufung auf ihre Erschöpfung, ihr

Herzjagen, ihre Schweißausbrüche etc. vorwiegend an Internisten. Es war

die hohe Zeit der Diagnose „vegetative Dystonie“. Selbstkritische und

menschenkennende Internisten motivierten solche Kranke gegen

erheblichen Widerstand, einen Psychiater aufzusuchen. Diese Patienten

kamen wie ein Bumerang zurück, der psychiatrische Konsiliarbericht lautete

sinngemäß: „Kein Anhalt für eine Psychose“ (Hontschik 2012: 9).

Bernd Hontschik blickt 2012 auf die Anfänge der Psychosomatik zurück und

betont, wie schwierig es für Patienten mit psychosomatischen Symptomen war,

diese Symptome als solche zu verstehen und zu akzeptieren, um dann den

richtigen ärztlichen Ansprechpartner zu finden. Ausgehend von den im

vorangegangenen Kapitel dargestellten Wurzeln der deutschen Psychosomatik,

wurde Psychosomatik an Kliniken vorwiegend durch internistisch tätige Ärzte

begründet: Unter denjenigen Ärzten, die zur Gründung von ersten

psychosomatischen Stationen anregten und durch ihre Ideen und Forschungen

den Weg für eine Etablierung einer akademischen Behandlungsweise ebneten,

befinden sich Ludolf Krehl (1861-1937), Gustav von Bergmann (1878-1955) und

Thure von Uexküll (1908-2004). Ludolf Krehl war 1907-1930 Leiter der

medizinischen Klinik in Heidelberg. Er führt erste psychopathologische

Experimente mittels Hypnose durch und prägte die Psychosomatik durch

philosophisch-anthropologische Ansätze. Der Internist Gustav von Bergmann

hingegen setzte durch den Begriff der „funktionellen Pathogenese“ an der Charité

Berlin Impulse. Daneben prägte dessen Schüler Thure von Uexküll den Begriff der

„integrativen Psychosomatik“. Er forderte Psychosomatik nicht als Fachdisziplin,

sondern als integrativen Bestandteil jedes medizinischen Faches zu sehen. Die

Bezeichnung „psychosomatische Stationen“ innerhalb von Kliniken, wählten die

Internisten aus Rücksicht auf die Psychiater und um Spannungen zu vermeiden,

da diese ebenfalls psychotherapeutisch tätig sind.

Doch der Weg von der Etablierung psychosomatischer Stationen bis hin zur

Institutionalisierung dieser neuen Sichtweise auf die Medizin, ist im Kontext der

Page 19: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

19

naturwissenschaftlichen Orientierung der Zeit schwierig. Die erste

psychotherapeutische Klinik wird im Sanatorium Schloss Tegel in Berlin durch

Ernst Simmel am 01.04.1927 eröffnet. Dies gilt als Ausgangsort der Entwicklung

stationärer psychosomatisch-psychotherapeutischer Krankenhausbehandlung in

Deutschland (Henningsen 2013: 62). Nach dem zweiten Weltkrieg vollzieht sich

die weitere Entwicklung der psychosomatisch-psychotherapeutischen

Institutionen, zu Beginn ebenfalls außerhalb der Universitäten, jedoch breit über

Deutschland verteilt: In Berlin entsteht durch Werner Kemper und Harald Schultz-

Hencke 1946 das „Zentralinstitut für psychogene Erkrankungen“. Im gleichen Jahr

erwächst - an dieser Stelle besonders hervorzuheben - in Lübeck durch Friedrich

Curtius im Städtischen Krankenhaus Ost und heutigem Universitätsklinikum eine

internistische Klinik mit einem zunehmend psychosomatisch-

psychotherapeutischen Schwerpunkt. Zwei Jahre später, 1948, entsteht in Berlin

die „Klinik für psychogene Störungen“ durch Heinz Wiegmann. Es folgt 1949 das

Landeskrankenhaus Rasemühle bei Göttingen (heute: Niedersächsisches

Landeskrankenhaus Tiefenbrunn) und 1950 in Hamburg eine Privatklinik für die

stationäre Behandlung von psychosomatisch-psychoneurotischen Kranken unter

Arthur Jores (1901-1982). An den Universitäten erscheinen 1949 in der

medizinischen Poliklinik München eine psychosomatische Ambulanz (Walter Seitz,

Johannes Cremerius) und 1950 Bettenstationen in Heidelberg (Viktor von

Weizsäcker, Alexander Mitscherlich), dann 1957 in Freiburg (Ludwig Heilmeyer,

Günter Clauser, Ferdinand Enke), 1962 in Giessen (Horst-Eberhard Richter) und

1965 in Mainz (Dietrich Langen). Nachdem die psychosomatische Medizin auch

stärker an den späteren Universitätsstandorten Deutschlands verbreitet ist, muss

sich die Ausbildung des behandelnden Personals der Entwicklung von Stationen

anschließen. Allerdings sind die Weiterbildungsmöglichkeiten im

psychotherapeutischen Bereich an den Kliniken und den Universitäten in der Mitte

des 19. Jahrhunderts sehr schwach ausgeprägt. Demgegenüber steht ein

zunehmender und immer weiter wachsender Bedarf an Psychotherapeuten, denn

das allgemeine Interesse an Psychotherapie wächst.

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit vollzieht sich innerhalb der gesamten

Medizin. Es herrscht eine „Unzufriedenheit mit der geringen Berücksichtigung

psychosozialer Faktoren in der gesamten Medizin“ und so beauftragt die Deutsche

Page 20: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

20

Forschungsgemeinschaft eine Gruppe von Wissenschaftlern eine „Denkschrift zur

ärztlichen Psychotherapie und Psychosomatischen Medizin“ auszuarbeiten:

Brocher, Cremerius, Dührssen, von Eiff, Görres, Häfner, Heiss, Heyer, Jores,

Mitscherlich, Richter, Schäfer, Schultz, Seitz, Thomä, von Uexküll, Volk und

Wellek verfassen diese 1964 (Hoffmann, Schepank, Speidel 1991: 9). Ziel ist es,

den medizinischen Fakultäten einen Anlass zu geben, die damalige Situation zu

überdenken und Weiterbildungsmöglichkeiten an den Universitäten auszubauen.

1968, vier Jahre später, legt der Wissenschaftsrat eine weitere Empfehlung für die

Verortung psychosomatischer Medizin an den deutschen Universitätskliniken vor

und schlägt das Prinzip der dezentralisierten Zentralisation vor: Hierin empfiehlt er

neben der Einrichtung einer zentralen psychosomatischen Institution mit Betten

und Ambulanz, Schwerpunkte in der Inneren Medizin und der Psychiatrie, sowie

Konsiliar- und Liaison-Dienste für andere Fächer (Hoffmann, Schepank, Speidel

1991: 8).

Einen Wendepunkt in der Geschichte des Faches Psychosomatik markiert ihre

Institutionalisierung mit der ärztlichen Approbationsordnung 1970 (Linnen 2007:

9).5 Unter anderem werden die Fächer medizinische Psychologie und

medizinische Soziologie in die Vorklinik und daneben ein Praktikum für

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in den klinischen Teil des

Medizinstudiums als obligatorische Veranstaltung eingeführt. Dieser Erlass der

Approbationsordnung von 1970 durch die Bundesregierung hat eine große

Wirkung auf das Fach Psychosomatik. So existieren 1990 an 18 von damals 22

medizinischen Fakultäten der Bundesrepublik Deutschland und Berlins

Abteilungen mit der Bezeichnung „Psychosomatische Medizin und

Psychotherapie“. Kritikpunkt des Wissenschaftsrates bleibt jedoch die karge

wissenschaftliche Forschung. 5 Die 1939 von der nationalsozialistischen Regierung eingeführte Bestallungsordnung sollte, aufgrund der

Unausgewogenheit von theoretischer und praktischer Ausbildung, durch die Approbationsordnung abgelöst

werden. Die Einführung der Approbationsordnung von 1970 führt zu einigen Änderungen. Zum einen wird ein

größerer Schwerpunkt auf bed-side-teaching gelegt, die Zeiten der praktischen Ausbildung verlängert, sowie

ein neues Prüfungsverfahren aus den USA eingeführt (Multiple-Choice-Fragen), die Einrichtung von

Landesprüfungsämtern und dem „Zentralen Prüfungsinstitut (heutiges IMPP Institut für medizinische und

pharmazeutische Prüfungsfragen). Daneben werden „Gegenstandskataloge“ erarbeitet und folgende Fächer

in das Studium zur gesamtheitlichen und sozialen Ausrichtung eingeführt: Medizinische Soziologie,

Psychologie, Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Psychosomatik und Psychotherapie.

Page 21: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

21

Nachdem 1987 zusätzlich die psychosomatische Grundversorgung fest in die

ambulante und stationäre Krankenversorgung eingebunden wurde, was bedeutet,

dass beispielsweise Fachärzte für Allgemeinmedizin ebenfalls einen

Weiterbildungsnachweis über psychosomatische Versorgung vorweisen müssen,

stieg laut kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) die Zahl der Ärztinnen und

Ärzte mit der Qualifikation der psychosomatischen Grundversorgung erheblich.

Als ein weiteres Etappenziel der Psychosomatik sei die Einführung des

Facharztes für Psychotherapeutische Medizin 1992 genannt, welcher 2003 in den

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie umbenannt wurde.

Somit konnten sich ärztliche Kollegen im Rahmen ihrer klinischen Tätigkeit und

unter Beibehaltung der ärztlichen Grundkompetenz psychotherapeutisch

qualifizieren (Henningsen 2013: Vorwort). Ende 1998 waren 2149 Ärzte im

ambulanten Bereich psychosomatisch tätig, im Jahr 2012 wurden vom BPM 4.600

Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit über 3.000

niedergelassenen Ärzten gezählt, d.h. 1.600 im stationären Bereich (Janssen und

Menzel 2012: 115) und 66.000 Fachärzte für Allgemeinmedizin mit der

Qualifikation zur psychosomatischen Grundversorgung. Die Bedeutung der

Einführung des Facharztes spiegelt sich darüber hinaus auch in den Statistiken

zur Patientenversorgung wieder. So gab es 1993 ca. 13.500 Betten im Bereich der

stationären Psychosomatik, davon 72% im Bereich medizinische Rehabilitation

und 28% in der Regelversorgung, wohingegen es 1999 ca. 16.500 Betten gab,

davon 70% im Bereich der medizinischen Rehabilitation und 30% in der

Regelversorgung, davon 3% im universitären Bereich und ca. 3000 bis 4000

Psychotherapiebetten in psychiatrischen Kliniken (Schepank, Koch, Schulz 1994:

220-229).

Diese Zahlen verdeutlichen in erster Linie das Wachstum von 13.500 auf 16.500

psychosomatischen Betten in Deutschland, deren Behandlung durch die steigende

Anzahl von Fachärzten zu erklären ist. Eindrucksvoll erscheint hierbei, dass 2/3

der behandelten Patienten im Rehabilitationsbereich versorgt werden. Nach

Janssen und Menzel ist diese Entwicklung einmalig in Europa und der Welt

(Janssen und Menzel 2012: 117). Weiter sind nach Angaben des Statistischen

Bundesamtes in Deutschland 2009 in 163 Fachabteilungen von

Akutkrankenhäusern 6.481 Betten und 746 tagesklinische Plätze, sowie 142

Page 22: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

22

Kliniken für Psychosomatische Rehabilitation mit 13.371 Betten gezählt worden.

Diese Zahlen sprechen ebenfalls für das unübersehbare Phänomen: der Hauptteil

der psychosomatischen Behandlung findet im Rehabilitationsbereich statt. Diese

Entwicklung findet sich in keinem anderen Land der Welt und stellt eine

Eigentümlichkeit der deutschen psychosomatischen Krankenhausbehandlung dar.

Zurückzuführen ist dies auf die Einrichtung von zahlreichen außeruniversitären

psychotherapeutischen Kliniken im Laufe der 60er und 70er Jahre.

Psychoanalytisch orientierte Psychotherapeuten haben deren Entstehung initiiert

und konnten die entsprechenden Kostenträger für die Behandlungsmöglichkeiten

gewinnen. So stehen diese Kliniken im Dienst der Tertiärprävention und

Rehabilitation, mit den Rentenversicherungen als Kostenträgern und stellen das

schwerwiegendere Gegengewicht zur Universitäts-psychosomatik dar (Hoffmann,

Schepank, Speidel 1991: 28).

Page 23: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

23

2.4 Die Verortungsproblematik der Psychosomatik

In Deutschland fand die Etablierung der Psychotherapie an deutschen

Hochschulen im Vergleich zu Ländern wie Schweiz, USA oder Holland etwa 20

Jahre später statt. In den deutschen Psychiatrien nahm die Psychotherapie

außerdem später als in den psychosomatischen Kliniken und Abteilungen einen

festen Platz ein. Doch ganz abgesehen von zeitlichen Begebenheiten, übernahm

die Therapieform „Psychotherapie“ eine herausragende Rolle in den Fächern

Psychosomatik und Psychiatrie: sie stellt zum einen das Verbindende und zum

anderen den Reibungspunkt zwischen den Fächern dar. Im Folgenden möchte ich

die deutschlandweiten Entwicklungen innerhalb der genannten Fächer

beschreiben und anhand der Eigenheiten am Standort Lübeck fassbar machen.

Die beschriebene Etablierung der Psychotherapie als Therapieform in

Deutschland setzt zunächst ein Ausbildungsangebot für Ärzte und Psychologen

voraus. Insbesondere für angehende Ärzte gab es ursprünglich nur wenige

Weiterbildungsstätten. Ehemalige Assistenzärzte der Klinik für Psychosomatik in

Lübeck erinnern sich beispielhaft an ihre Tätigkeit in den 70er Jahren zurück, bei

der sie bereits erste Erfahrungen mit dieser Therapieform machten und zwar ohne

Vorbildung an entsprechenden Instituten, direkt am Patientenbett nach dem Motto

„Learning by doing“ (Langner und Lawrenz 2013: 215). Der ehemalige

Klinikdirektor der Psychiatrie, Prof. H. Dilling6, der zur gleichen Zeit wie Feiereis an

der Universität Lübeck tätig gewesen war, erinnert sich in seinem Interview an die

Einführung der wissenschaftlichen Psychotherapie an der Klinik für Psychiatrie

zurück: In Lübeck wird durch Prof. C. Reimer ein Curriculum eingeführt, in dem die

Assistenzärzte innerhalb von zwei Jahren die an Freud angelehnte, das heißt

tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie-Zusatzbezeichnung erwerben

können.7 An der Klinik für Psychosomatik in Lübeck ist diese Therapieform ebenso

6 Prof. em. Dr. Horst Dilling, leitete von 1978 bis 1999 die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am

Campus Lübeck.

7 Prof. Reimer wechselte 1980 nach seiner Facharztanerkennung in Psychiatrie, mit den

Zusatzbezeichnungen „Psychotherapie“ und „Psychoanalyse“ und als Lehranalytiker (DGPT) von Eppendorf

an die Klinik für Psychiatrie der Medizinischen Universität Lübeck. Als leitender Oberarzt und stellvertretender

Page 24: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

24

Fundament der Therapieformen. Beide Disziplinen, Psychosomatik und

Psychiatrie, wollen diese Therapieform für sich festlegen – Reibungen sind laut

Zeitzeugen nicht vermeidbar gewesen. Die einmal wöchentlich stattfindende

„Kasuistik“, d. h. Fallbesprechung, in der die Psychiater und Psychosomatiker und

außerdem Neurologen und ein klinischer Psychologe zusammenkommen, stellt

die einzige Zusammenarbeit zwischen den Kollegen der unterschiedlichen

Kliniken dar, die exakt die gleiche Therapieform durchführen (Dilling 2013: 92).

Doch nicht nur an der Universität zu Lübeck gilt die Psychotherapie als Zündstoff

der beiden unterschiedlichen Fachdisziplinen, deutschlandweit kommt es zu

Abgrenzungsschwierigkeiten. Nachdem im Jahr 1992 der Facharzt für Psychiatrie

und Psychotherapie entstanden war, gilt Psychotherapie ebenso offiziell für die

Psychiater wie für die Psychosomatiker als etablierte und standardisierte

Therapieform. Der langjährige Disput, welcher um den jeweiligen Anspruch der

Therapieform kreiste, wird mitunter offen ausgetragen. Somit soll die

Umbenennung des „Facharztes für psychotherapeutische Medizin“ zum „Facharzt

für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“ im Jahr 2003 nicht nur dem

Fach Psychosomatik, sondern auch dem Fach Psychiatrie gerecht werden.

Doch nicht nur die Psychotherapie als Verbindungs- und Reibungspunkt zwischen

den Disziplinen Psychosomatik und Psychiatrie erschwert die Identitätsfindung

des Faches Psychosomatik. Auch die Verortung der Psychosomatik im Kontext

der Gesamtmedizin und seine Selbstbehauptung neben der Psychiatrie stellt das

Fach immer wieder vor eine Probe. So wird in Lübeck 2008 die Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie aus der Inneren Medizin ausgegliedert und

anschließend drei Jahre kommissarisch, dann als eine der fünf Kliniken der

Psychiatrie geführt, die das Zentrum für Integrative Psychiatrie ZIP gGmbH, eine

Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, in Lübeck

bilden. Die einst internistische Psychosomatik Lübecks wird schließlich Teil der

Psychiatrie. Diese Veränderung stellt aus heutiger Sicht einen rein formellen

Wandel dar. Im Kontext der einstigen Aversionen zwischen den beiden

Institutionen Psychosomatik und Psychiatrie ist es jedoch eher ein höchst

Klinikdirektor war er u.a. als Supervisor im damaligen Haus 52 der Psychiatrie in Lübeck tätig und trat so auch

in den Kontakt mit den Ärzten der Klinik für Psychosomatik.

Page 25: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

25

emotionales Wagnis für die betroffenen und aus der Inneren Medizin stammenden

Psychosomatiker. Verglichen mit den anderen medizinischen Fakultäten der

deutschen Universitäten ist die Eingliederung einer ehemaligen internistischen

Psychosomatik in die Psychiatrie eine Ausnahme. Die Überzahl der 26

psychosomatischen Stationen an den 35 deutschen Universitäten sind

eigenständige bzw. unabhängige Kliniken. Diese sind entweder integriert in die

Innere Medizin, wie an der Universität Heidelberg (Klinik für Allgemeine Innere

Medizin und Psychosomatik) oder an der Universität Tübingen (Abteilung VI:

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie). Oder sie bilden ein eigenes

Zentrum für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie wie an der Universität

Regensburg oder eine interdisziplinäre Einrichtung zwischen dem Arbeitsbereich

Psychosomatik der Medizinischen Klinik und Poliklinik II und der Klinik und

Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des

Universitätsklinikums Würzburg.8

Bis zur Gegenwart hat sich die Abgrenzungsproblematik unter den Psychiatern

und Psychosomatikern, aber auch den psychologischen Psychotherapeuten in

Sachen Therapieform nicht vollständig aufgelöst. Vor allem scheint es heute

jedoch der Patient zu sein, der sich innerhalb der Vielzahl von Möglichkeiten nach

unbekannten Kriterien für einen der Therapeuten entscheiden muss: Fachärzte für

Allgemeinmedizin mit psychosomatischer Grundversorgung, Fachärzte für

Allgemeinmedizin mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie/Psychoanalyse,

Fachärzte für Psychotherapeutische Medizin, Fachärzte für Psychiatrie und

Psychotherapie und psychologische Psychotherapeuten. Hierbei ist die

Psychotherapie-Orientierung, d.h. tiefenpsychologisch, verhaltenstherapeutisch

oder systemisch, noch gar nicht angeschnitten und stellt ein weiteres

Entscheidungskriterium für den Patienten dar.

8 Siehe dazu „Universitätskliniken und Lehrstühle- Eine Liste der Universitätskliniken und Lehrstühle mit dem

Fachgebiet der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie“, in der die Deutsche Gesellschaft für

Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) e.V., auf seiner Homepage 26 der 32

deutschen Universitäten nennt, welche eine Abteilung oder Station für Psychosomatik und Psychotherapie

zählt. https://www.dgpm.de/de/wissenschaft-forschung/unikliniken-und-lehrstuehle/ letzter Zugriff: 14.03.2018.

Page 26: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

26

3. Hubert Feiereis

3.1 Familiärer Hintergrund, Studium, Begegnung mit Curtius und Beginn der

ärztlichen Tätigkeit in Lübeck

Hubert Feiereis wurde am 26. Januar 1925 in Glogau in Niederschlesien als Sohn

eines Verwaltungsbeamten geboren und wuchs zusammen mit seiner Schwester,

späterer Äbtissin, und seinem Bruder Konrad (1931-2012), späterer katholischer

Priester, Theologe und Professor der Philosophie, auf (Hauke 2011: 1).9

Informationen zur Mutter liegen keine vor. Familientreffpunkt war ein Haus in

Bamberg in Oberfranken. Nach erfolgreich absolviertem Abitur begann Feiereis

sein Medizinstudium in Breslau. Er studierte im Anschluss außerdem in Straßburg

und Tübingen und wurde am 15.06.1951 in Erlangen zum Arzt approbiert. Auf

Abbildung 1 erkennt man Prof. Hubert Feiereis viele Jahre später vor dem Haus 8

der Universitätsklinik Lübeck.

Abbildung 1 Herr Prof. Feiereis, 1992, aus dem Nachlass 9 Konrad Feiereis wird am 14.Januar 1931 geboren. Priesterweihe am 1.August 1954 in Neuzelle. Promotion

zum Doktor der Theologie 1965 in Münster. Professor für Philosophie am Philosophisch-Theologisch Studium

1968 in Erfurt. 28. Februar 2011 ernannt zum päpstlichen Ehrenprälaten. Er verstirbt am 15.Juli 2012.

Page 27: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

27

Der Weg zur Psychosomatik und zur Hansestadt Lübeck bahnte sich während der

Kriegsjahre an: Während des zweiten Weltkrieges, lernte Feiereis auf einem

Lazarettschiff den damaligen Marine-Arzt und späteren Chefarzt der Lübecker

psychosomatischen Klinik Friedrich Curtius kennen. Curtius behandelte auf den

verschiedenen Stationen des Schiffes in erster Linie internistisch Erkrankte, wie

z.B. Soldaten mit Infektionskrankheiten, wie Typhus. Curtius übte nach Angaben

von Zeitzeugen eine enorme Wirkung auf den Medizinstudenten Feiereis aus, der

sich im zweiten vorklinischen Semester befand. An der Seite von Curtius verstand

Feiereis patientennah, wie dieser psychosomatische Medizin praktizierte. Das

Erkennen psychischer Persönlichkeitsmerkmale und die Diagnostik sekundärer

psychischer Befunde waren für Curtius bei der Behandlung von schwerkranken

Typhuspatienten genauso selbstverständlich gewesen, wie fundierte somatische

Kenntnisse und deren diagnostische und therapeutische Anwendung (Feiereis

1992 (1): 2). Um Feiereis und seine praktizierte Psychosomatik heute verstehen

zu können, möchte ich daher sein Vorbild Curtius im Folgenden kurz vorstellen .

Der am 02.10.1886 im Elsass geborene Friedrich Curtius, Sohn von Friedrich

Curtius (1851-1933) und Louise Gräfin von Erlach-Hindelbank (1857-1919)

studierte Medizin in Heidelberg und promovierte 1922. Nach seiner

Facharztausbildung an der Klinik für Innere Medizin an der Universität Bonn,

arbeitete er von 1928-1929 am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie,

menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin. 1930 habilitierte sich Curtius in Bonn

für Innere Medizin. In den folgenden Jahren arbeitete er als Privatdozent in

Heidelberg unter Ludolf Krehl, war ab 1935 als außerplanmäßiger Professor an

der I. Medizinischen Universitätsklinik der Charité in Berlin. Dort arbeitete er unter

Richard Siebeck (1883-1965) als internistischer Chefarzt und an der Seite des

Pathologen Robert Rössle (1876-1956) und dem Psychotherapeuten Harald

Schultz-Hencke (1892-1953), der die sogenannte Neo-Psychoanalyse in Berlin

begründete. Curtius war daneben als Richter am Erbgesundheitsgericht und als

Gutachter für das Reichssippenamt und das Reichsgesundheitsamt tätig. Des

Weiteren war er ab 1940 Herausgeber der Zeitschrift für menschliche Vererbungs-

und Konstitutionslehre. In den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges wurde

Curtius als Marine-Arzt einberufen. Nach Kriegsende wurde Curtius Chefarzt in

Page 28: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

28

der Medizinischen Klinik des „neuen“ Krankenhauses Ost in Lübeck. Die

ehemalige, von 1909 bis 1912 erbaute, Heilanstalt Strecknitz, wurde 1937 im Zuge

der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland aufgelöst, nachdem

bis 1941 zahlreiche Patienten durch das NS-Regime verschleppt worden waren

(Grieve 2012: 1). Aufgrund der in den Nachkriegsjahren sprunghaften

Bevölkerungszunahme im Raum Lübeck, wurde neben dem damaligen

Städtischen Krankenhaus Süd (heute Sana-Kliniken Lübeck) nämlich eine weitere

medizinische Einrichtung notwendig. Curtius arbeitete dann einige Jahre später,

nach erneuter Unabhängigkeit des „Städtischen Krankenhaus Ost“ als

internistischer Chefarzt (Feiereis 1992 (1): 2). Da er mit gleichzeitigem Blick auf

die Psyche der internistisch erkrankten Patienten arbeitete, gilt er damit als der

Begründer der „internistischen Psychosomatik“ Lübecks (Feiereis, Zeitpunkt

unbek.).10 Denn Curtius kritisierte den unikausalen Erklärungsversuch von

(psychosomatischen) Krankheiten folgendermaßen:

Kaum scheint nämlich der unikausale Standpunkt (…)überwunden, so

taucht er aufs Neue in der sog[enannten] Psychosomatik auf, d. h. man

behauptet wiederum, daß ein exogener Schaden die Hauptursache vieler

Krankheiten sei, und vernachlässigt völlig den Anteil anderer wesentlicher,

exogener Faktoren an dem Reaktionsprodukt, insbesondere aber auch

dessen, was der Erkrankende selber anlagemäßig mitbringt. So werden wir

(…) dahingehend belehrt, daß die Konstitution einen ziemlich

unveränderlichen und für die Gestaltung des Individuums (also auch seine

Krankheiten Ref.) belanglosen Faktor darstelle, sie könne deshalb im

Gegensatz zu Umwelteinwirkungen meist vernachlässig werden. So will

man neuerdings Ulcusleiden, Obstipation, essentielle Hypertension,

Bronchialasthma, Migräne usw. als rein oder überwiegend psychogene

Erkrankungen auffassen (Curtius 1959: 68).

10 Vergleiche Interview zwischen Feiereis und der Focus MHL, dessen Zeitpunkt sich aus dem im

Schreibmaschine verfassten Dokument nicht erfassen lässt, (der Titel „Das Interview mit Professor Dr. med.

Hubert Feiereis Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule

Lübeck“ sowie das Erwähnen des Todesjahres von Curtius, lassen auf den Zeitraum zwischen 1975 und 1985

schließen).

Page 29: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

29

Curtius nennt hier beispielsweise eine genetisch bedingte Prädisposition als

weiteren Grund für bestimmte damals als psychosomatisch bezeichnete

Erkrankungen. Aus der Überzeugung also, dass die Entstehung somatischer wie

psychosomatischer Erkrankungen komplexe Hintergründe haben, leitete sich

seine Behandlungsform als Leiter der damaligen Medizinischen Klinik des

städtischen Krankenhauses Ost ab. So führte er bereits Anfang der 50er Jahre die

Entspannungs- und Psychotherapie neben der gängigen medikamentösen

Behandlung der Patienten mit einer Colitis Ulcerosa ein. Er therapierte

beispielsweise Colitis-Patienten mittels Hypnose (Langner und Lawrenz 2013:

387).11 Psychosomatik war zusammenfassend seit den Beginnen der

Universitätsmedizin Anfang der 50er Jahre Teil der Medizin in Lübeck (Jantschek

1992: Vorwort). Daneben forschte Curtius an zahlreichen anderen Erkrankungen,

die auch später in der Klinik für Psychosomatik unter Feiereis behandelt wurden,

wie zum Beispiel Asthma Bronchiale.12 Trotz allem war Curtius ein internistisch

tätiger Arzt, der seinen Tätigkeiten und Publikationen zufolge die Notwendigkeit

gesehen hatte, die vorhandenen Therapieansätze durch eine Dimension zu

erweitern: Curtius schenkte der Psyche seiner Patienten Aufmerksamkeit und

erkannte so Zusammenhänge zwischen Erkrankungen des Körpers und des

Geistes, sowie zwischen der Genesung von Krankheiten und dem Befinden des

Psychischen.

Feiereis wurde demnach ab Beginn seiner Tätigkeit als Assistenzarzt, wenn nicht

sogar bereits als Student, von dieser speziellen Herangehensweise an die Medizin

geprägt. Der weitreichende Einfluss der Überzeugungen seines Mentors ist

rückblickend unübersehbar. Doch nicht nur die Dogmen, auch das

Patientenkollektiv und die Therapieformen der Klinik wurden von Feiereis

11 Ein Zeitzeuge berichtete, dass die von Curtius eingeführten Entspannungstherapien für die Colitis-Patienten

und die Erfolge, die damit einhergingen, einen großen Eindruck bei dem jungen Herrn Feiereis hinterließen.

Ebenso die Hypnose-Techniken, mit denen Curtius die schwer kranken Colitis-Patienten therapierte.

12 So veröffentlichte Curtius beispielsweise 1962 im Springer-Verlag „Die Colitis ulcerosa und ihre

konservative Behandlung“, 1965 „Moderne Asthmabehandlung: Atemschulung, Entspannung,

Psychotherapie“.

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30

übernommen und als späterer Klinikdirektor fortgeführt und kontinuierlich

erweitert. In Feiereis´ Augen ist Curtius gemeinsam mit von Weizsäcker der

Wegbereiter der Psychosomatik innerhalb der Inneren Medizin in Deutschland

(Feiereis o.J. (1): 1).13

[Curtius] war ein Schüler Krehls und Siebecks und zusammen mit V. v.

Weizsäcker Wegbereiter der Psychosomatik innerhalb der Inneren Medizin

in Deutschland. Curtius und später auch A. Jores in Hamburg und Th. v.

Uexküll in Gießen und Ulm haben die wissenschaftlichen Grundlagen der

psychosomatischen Medizin vertieft und erweitert und im klinischen Alltag

bei vielen Krankheiten das postuliert und praktiziert, was man heute

„Ganzheitsmedizin“ nennt (Feiereis o. J. :2).

Feiereis beschreibt Curtius in einem Nachruf als einen Verfechter der Medizin, der

die Devise an Platons Charmides voranstellte: es sei ein Fehler, „den Leib ohne

die Seele“ zu behandeln. Feiereis lebte in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als

Arzt ebenfalls nach dieser Überzeugung und verfolgte das gleiche Ziel wie Curtius,

nämlich den kranken Menschen an sich nicht aus den Augen zu verlieren. So

spiegelt sich ein Großteil seines Verständnisses der Psychosomatik in den

Schriften von Feiereis:

Nicht eine orthodoxe, monoman vertretene Methode, sondern die auf den

einzelnen Menschen, d. h. eine individuell abgestimmte körperliche und

psychische Diagnostik und Therapie ist jeweils das Entscheidende, um die

innerseelische Dynamik und die Persönlichkeitsentwicklung eines Patienten

zu erkennen und hier wiederum die Zusammenhänge mit dem

Krankheitsprozess (Feiereis 1992 (1): 3).

Doch nicht alle Überzeugungen Curtius wurden von Feiereis unkritisch

aufgenommen oder weiterentwickelt. Im Gegensatz zu Curtius, war Feiereis nicht

von der Mitwirkung einer „prämorbiden Persönlichkeitsstruktur“ an der

13 Schreibmaschinenverfasstes Dokument aus dem Nachlass Feiereis, mit dem Titel „Das Interview“, Focus

MHL, Zeitpunkt unbekannt.

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31

Krankheitsentstehung überzeugt. Im Kapitel „Individualität und

Krankheitsentstehung“ des Buches Individuum und Krankheit – Grundzüge einer

Individualpathologie wird ein Unterschied der Entstehungstheorien von

psychosomatischen Krankheiten nach Curtius und Feiereis deutlich:

Die Mitwirkung der prämorbiden Persönlichkeit erschöpft sich jedoch

keineswegs in der Entstehung funktioneller und psychogener Krankheiten.

Vielmehr sind zweifellos in dem konstellativen Bedingungskomplex, der die

Voraussetzung zur Entstehung organischer Krankheiten bildet, diese

Faktoren oft mitbeteiligt. Freilich ist es viel schwieriger, wissenschaftlich

gesicherte Erfahrungen zu gewinnen, als manche Vertreter der sog.

„Psychosomatik“ glauben, für die es kaum eine Krankheit gibt, von der

Tuberkulose bis zur Schizophrenie, vom Magengeschwür bis zum Krebs,

die nicht „lebensgeschichtlich“ auf irgendwelche seelischen Konflikte

zurückgeführt wird. Diesen unkritischen Übertreibungen zum Trotz darf

aber an diesen Fragen auch nicht einseitig vorbeigegangen werden. Ich

hatte z. B. selbst wiederholt den Eindruck, daß schwere seelische

Entmutigung eine hochgradige Resistenzlosigkeit gegenüber

Infektionskrankheiten bedingt. (…) Auch E. Braun (1935) spricht davon,

daß psychogene Reaktionen nicht so selten auch „einen Zustand vitaler

Widerstandsschwäche, einen „Status minoris resistentiae“, hervorrufen, der

körperlichen wie seelischen Schädigungen und Krankheitsbereitschaften

Vorschub leistet“. (…) Kein Arzt, auch nicht der eingefleischteste

„Naturwissenschaftler“ kann an der so oft verlaufs- ja sogar

lebensentscheidenden Rolle der Persönlichkeit für die Krankheitsgestaltung

bzw. das Krankheitserlebnis vorbeigehen, d. h. mit anderen Worten der

Rolle von Charakter, Begabung und persönlicher Erfahrung bei dem

subjektiven Krankheitserlebnis und seinen objektiven Auswirkungen in das

individuelle Krankheitsbild. Diese Auswirkungen beginnen bei der

Symptomatologie, gestalten weiterhin den Krankheitsverlauf und sind teils

hierdurch – mittels unmittelbarer, somatischkausaler Zusammenhänge, teils

im finalen Bereich bewußter Lebensgestaltung von größter Bedeutung für

die Prägung des individuellen Krankheitsbildes. Schließlich ist es wiederum

Page 32: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

32

die Persönlichkeit, welche darüber entscheidet, ob der Mensch eine

schwere, unheilbare Krankheit bzw. einen gröberen Defektzustand als

Schicksal auf sich nimmt oder, sich und seiner Familie zur Last, seine Tage

in Hader oder Rentenkampf verbringt (Curtius 1959: 250).

Curtius befürwortet hier eindeutig den Einfluss einer prämorbiden Persönlichkeit.

Doch wie kam Feiereis nach seinem Medizinstudium zu Curtius? In einem Brief

vom 16. Januar 1951, adressiert an Herrn cand. med. Hubert Feiereis14 in

Erlangen-Bruck, erkundigte sich Curtius, ob dieser eine Hilfsassistentenstelle an

der Medizinischen Klinik in Lübeck übernehmen wolle. Aus dem mit

Schreibmaschine verfassten Brief wird deutlich, dass Curtius bereits am

24.12.1950 einen Brief an Feiereis gesendet hatte. Curtius bat um eine

umgehende Mitteilung, da er wegen der vielen Nachfragen „klar sehen“ müsse.15

Feiereis willigte ein und begann zweieinhalb Monate nach seiner Promotion in

Erlangen, am 15.06.1951, seine Facharztausbildung unter Curtius. Nach 5 Jahren

Assistenzarztzeit legte Feiereis am 01.09.1956 die Facharztprüfung für Innere

Medizin ab. Am 01.02.1960 wurde er zum Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin

des damaligen Krankenhauses Ost ernannt. Curtius schied ein Jahr später, 1961,

mit Erreichen der Altersgrenze als Städtischer Chefarzt aus und Prof. Dr. A.

Kleinschmidt wurde als Direktor der Medizinischen Klinik II berufen. Feiereis

betonte nach der Pensionierung von Curtius mit seinem Nachfolger Kleinschmidt

Glück gehabt zu haben, da dieser in seiner liberalen Haltung die Fortsetzung der

Tradition der Klinik ermöglichte (Feiereis 1992 (1): 8).16 Curtius verstarb am

13.03.1975 in Weilheim in Oberbayern.

14 cand.med. (candidatus medicinae) betitelt den Medizinstudenten nach dem Absolvieren der 1. Ärztlichen

Prüfung

15 Aufgrund der Anrede „Lieber Herr Feiereis!“, und statt des Namens hinter dem Grußwort „Mit freundlichen

Grüße, Ihr…“ ein oval ausgeschnittenes Foto seines Gesichtes lässt vermuten, dass das Verhältnis zwischen

den Herren ein nahestehendes war.

16 Kleinschmidt, späterer Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Medizinischen Akademie

Lübeck von 1963 – 1980 und Dekan der MAL von 1968-1989, bestätigt in einem Geleitwort eines Werkes von

Feiereis dessen Vermutung, dass es sich bei den Ursachen des Krankheitsbildes der Colitis Ulcerosa „mit

hoher Wahrscheinlichkeit“ um einen multifaktoriellen Prozess handle (Feiereis 1970: Geleitwort). Kleinschmidt

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33

Unter Kleinschmidt entwickelte sich in den folgenden Jahren die psychosomatisch

geprägte Medizinische Klinik II in Richtung „wesentlicher internistischer

Teilgebiete“: Kardiologie, Nephrologie und Angiologie (Wagner und Fehm 2004:

253). In den folgenden Jahren fanden jedoch Veränderungen und Entwicklungen

des Krankenhauses statt. Im November 1960 beantragte der Senat der

Hansestadt Lübeck bei der Landesregierung in Kiel die Errichtung einer

medizinischen Akademie zu Lübeck. So kam es, dass am 03.11.1964 die

Christian-Alberts-Universität zu Kiel die Lübecker Krankenhäuser Süd und Ost,

zusammen Medizinische Akademie zu Lübeck (MAL), als zweite medizinische

Fakultät in Schleswig-Holstein übernahm. Bereits einen Tag später begann für das

erste klinische Semester der Vorlesungsbetrieb. Feiereis habilitierte sich 1967 mit

einer Arbeit zu dem Thema „Langzeitkatamnesen und Verlaufsbeobachtungen bei

139 Kolitispatienten“. Mit einem Schreiben vom 12.02.1970 wurde ihm durch die

Ärztekammer Schleswig-Holstein das Führen der Zusatzbezeichnung

„Psychotherapie“ anerkannt (Jantschek und Wilke 2013: 435). Neben der laut den

Interviewpartnern damals üblichen mehrmonatigen psychotherapeutischen

Ausbildung erlernte Feiereis außerdem die Hypnosetherapie (Jantschek und Wilke

2013: 429). Zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort die einzelnen

Ausbildungen stattfanden, ist nicht mehr nachvollziehbar. Fest steht, dass er mit

Wirkung zum 01.08.1970 als Privatdozent zum Leitenden Oberarzt der

Medizinischen Klinik der Medizinischen Akademie Lübeck ernannt wurde. Ab dem

16.12.1971 war er zur tiefenpsychologisch fundierten und analytischen

Psychotherapie ermächtigt und am 01.07.1972 wurde er zum außerplanmäßigen

Professor berufen.

Im Mai 1973 wurde durch das Hochschulgesetz die MAL schließlich von der Kieler

Universität losgelöst und zu einer eigenständigen medizinischen Hochschule

(MHL). Hochschulintern wurden die 2. Medizinische Klinik aufgelöst und die

Abteilungen Kardiologie, Psychosomatik und Angiologie und Geriatrie zu

selbstständigen Kliniken umgeformt. Psychosomatik, als ehemals

bezeichnete die Krankheit weiter eine psycho-somatische oder somato-psychische Erkrankung, bei der

Persönlichkeitsstruktur und Umweltbedingungen bedeutungsvoll seien und „mitunter eine akut auslösende

Noxe erkennbar werde“. Eine konkrete und definitive Haltung Kleinschmidts lässt sich aus heutiger Sicht nicht

erkennen, sicherlich auch darin begründet, dass der damalige Forschungsstand noch nicht so weit

fortgeschritten war, um eindeutige Aussagen treffen zu können.

Page 34: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

34

jahrzehntelanges Hauptgebiet der zweiten Medizinischen Klinik, wurde in der

Folge ab dem 28.06.1974 als selbstständige „Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie“ von Feiereis als Direktor geleitet, wie auf der Abbildung 3, einem

Schild vor dem Hintereingang des Haus 8, zu erkennen ist.

Abbildung 2 Schild vor dem Haus 8, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass

Zeitzeugen berichten von dem Idealismus mit dem Feiereis in den Anfangsjahren

der Universitätsklinik den Aufbau mit großem persönlichem Einsatz, wie auch mit

privaten finanziellen Mitteln, unterstützte. So wurde beispielsweise eine

Psychologen-Stelle durch Herrn Feiereis privat finanziert (Jantschek und Wilke

2013: 178, Müller 2013: 87). In der Medizinischen Hochschule Lübeck bildete nun

die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie zusammen mit der Klinik für

Innere Medizin, der Klinik für Nephrologie und Hämodialyse, der Klinik für

Angiologie und Geriatrie, der Klinik für Kardiologie und der Poliklinik für Innere

Medizin das Zentrum für Innere Medizin, das zusammen mit 6 weiteren Zentren

das Klinikum bildete.17 Konkret bedeutete dies für die Ärzte innerhalb des

17 Siehe Satzung für das Klinikum der Medizinischen Hochschule Lübeck, 15. Mai 1979, Abschnitt V ,§10, (4).

Page 35: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

35

Zentrums Innere Medizin, dass sie ebenso Bereitschaftsdienste innerhalb der

Klinik für Psychosomatik hatten, ebenso wie Ärzte der Klinik für Psychosomatik

auch Dienste innerhalb der anderen Kliniken, d.h. zentrums- und nicht

klinikbezogene Bereitschaftsdienste, absolvierten. Die Psychosomatik war damit in

die Tätigkeit und Ausbildung der allgemein internistisch tätigen Ärzte des

Krankenhauses integriert. Biographische Anamnesen beispielsweise, heute eine

Besonderheit der Psychosomatik, sind eine Selbstverständlichkeit in der

damaligen gesamten inneren Medizin (Langner und Lawrenz 2013: 220).

Page 36: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

36

3.2 Feiereis klinische Praxis

Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist für Feiereis das Fundament einer

tragfähigen Beziehung zwischen denselben. Feiereis verfasst in seiner Tätigkeit

als Klinikdirektor nicht nur Lehrbücher zur Psychosomatik und Publikationen

seiner Forschung, sondern auch Bücher und Aufsätze, adressiert an ärztliche

Kollegen aller Fachbereiche. Diese will er darin darauf aufmerksam machen, ihr

Verhalten gegenüber den Patienten zu reflektieren und zu schulen (Feiereis und

Saller 2012). Er fordert beispielsweise bereits für das Erstgespräch, dieses ohne

Zeitdruck zu führen.

Das Sprechen in der medizinischen Praxis ist die Voraussetzung für den

Kontakt zwischen Arzt und Patient. Die heilsame oder aber unheilsame

Wirkung („Nebenwirkung“) des Gesprächs wird in der ständigen Präsenz

des Gedankens offenbar, daß der Mensch als einziges Lebewesen diese

einzigartige Möglichkeit besitzt, sich mit dem Instrument der Sprache nicht

nur zu verständigen, sondern gerade und besonders auch in Krankheit und

Not mit Hilfe des Gespräches zu helfen und sich helfen zu lassen. Nur

hierdurch unterscheiden sich die diagnostischen und therapeutischen

Möglichkeiten beim Menschen gegenüber anderen Geschöpfen. Das

Gespräch zwischen Arzt und Patient ist aber in die Institution Medizin

eingelassen und durch sie bestimmt; es ist eines der – zumindest für den

Patienten – bedeutungsvollsten Momente in der Behandlung des Kranken.

Im Gespräch werden nicht nur Informationen transportiert, die sowohl der

Arzt für seine Arbeit wie der Patient für das Verständnis seiner Krankheit

und für die Behandlung benötigt, sondern es sind in ihm auch Strukturen

wirksam, die dem individuellen Zugang häufig entgehen (Feiereis und

Saller 1992: 109).

Nach Steinles Untersuchungen von 2011 (Steinle 2011: 66) nimmt im Arbeitsalltag

ihrer untersuchten psychosomatischen Stationen die Kommunikation bis zu zwei

Drittel des Tages ein. Zum Untersuchungszeitpunkt stellt Psychosomatik das Fach

mit dem höchsten Anteil an Kommunikation im ärztlichen Beruf dar und macht es

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37

damit einzigartig im Vergleich zu anderen medizinischen Disziplinen. Somit sind

Feiereis Untersuchungen zu Arzt-Patienten-Gesprächen rückblickend ein

bedeutender Aspekt und seine Forderungen angemessen. Auch v. Weizsäcker

rechnet dem Gespräch zwischen Arzt und Patienten an sich die wichtige Rolle in

deren Beziehung zu. „Im Krankensaal der Klinik gibt es ferner kein ordentliches

Gespräch mit dem Kranken; die Kurve regiert die Stunde. Im Gespräch steckt aber

das Subjekt, die Seele der Sache…“ (Weizsäcker 1941: 21). Feiereis Forderung

nach größerer Aufmerksamkeit auf das Gespräch mit dem Patienten ist also nicht

nur persönlicher Geschmack, sondern ein beständiger Anspruch innerhalb der

psychosomatischen Patientenversorgung.

Doch Feiereis beginnt, seine Kollegen zu ermahnen und ihnen Fehler zu

unterstellen, konkret, dass es bei vielen schon um das Wissen der Herkunft des

Wortes Diagnostik mangele: „dia-gignoskein“ heiße „genau erkennen“ und dürfe

nicht auf das Körperliche beschränkt bleiben. Feiereis verlangt bereits im kleinsten

Begegnungsmoment – dem Gespräch zwischen Arzt und Patient – eine

besondere Haltung des Arztes. Und diese darf nicht auf die Behandlung in

psychosomatischen Kliniken oder Praxen beschränkt bleiben, sondern muss sich

auf alle Bereiche der Medizin erstrecken.

Feiereis beschreibt in diesem Zusammenhang nicht nur detailliert, wie die

Kommunikation zwischen Arzt und Patient glücken könnte, sondern auch, wie er

sich den idealen Arzt vorstellt und wie eine gelungene Arzt-Patienten-Beziehung

im Allgemeinen für ihn aussieht. In Feiereis Augen habe sich das Leben des

Menschen im Laufe des 20. Jahrhunderts immer weiter differenziert und damit

verkompliziert. Besonders die Beziehungen der Menschen zu- und untereinander

seien Zeuge dafür - im Speziellen auch das Verhältnis zwischen Arzt und seinen

Patienten. Feiereis und Saller beschreiben den früher als selbstverständlich

gesehenen Expertenstatus des Arztes gegenüber dem hilfesuchenden Patienten,

der sich inzwischen zu einer gleichgewichtigen Beziehung zweier Menschen

zueinander verwandelt habe, die im Dialog über Diagnostik, Diagnose und

Therapie stehen (Feiereis, Saller 1993: Geleitwort). Die Wichtigkeit der Patienten-

Arzt-Beziehung ist demnach darin begründet, dass sie über den Therapieerfolg

entscheiden kann. Nach Feiereis soll der Patient zu allererst Vertrauen gewinnen

und sich verstanden fühlen - nur so kann Hand in Hand eine Erkrankung

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38

erfolgreich behandelt werden. So kann man beispielsweise bei essgestörten

Patienten während der stationären Behandlung erreichen, dass sie die verordnete

Nahrung nicht verschwinden lassen oder horten. Feiereis warnt wiederholt davor,

nicht die Krankheit, sondern den Kranken zu betrachten und dabei sowohl die

Informationen zur Lebensentwicklung und -gestaltung, als auch körperliche,

geistige und psychische Strukturmerkmale, sowie das soziokulturelle Umfeld, die

„familiäre und berufliche Gegenwart“, zu beachten.

Dessen ungeachtet oder auch aufgrund des Mangels an psychotherapeutischer

Ausbildung in den Nachkriegsjahren werde laut Feiereis vielen Patienten nicht

richtig geholfen: Die vielen Fälle in der hausärztlichen Praxis, bei denen sich so oft

kein eindeutiges Krankheitsbild erkennen lasse und kein morphologisches

Substrat auffindbar sei, seien häufig somatisierte oder funktionalisierte,

„interpsychische oder exogen-interpersonelle Konflikte“ und Grund für die

körperbezogene Symptomatik. Womit Feiereis auch in der Gegenwart noch recht

behält: Laut S3 Leitlinie zu Funktionellen Störungen des Deutschen Kollegiums für

Psychosomatische Medizin (DKPM) und der Gesellschaft für Psychosomatische

Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) liegt 2012 der Anteil von Patienten

mit nicht-spezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden in

Deutschlands Hausarztpraxen bei 20 Prozent (Schaefert et al. 2012: 803).

Feiereis richtet weiter an einen behandelnden Arzt den Anspruch, den Körper-

Geist-Dualismus, das Entweder- Oder-Denken, (nach dem entweder Psyche oder

Körper betroffen ist) zu übergehen und den Blick auf den Patienten weit zu halten.

Diesen mehrdimensionalen Ansatz der Behandlung beansprucht Feiereis für die

ambulante Behandlung in Hausarztpraxen, wie auch für die stationäre Behandlung

der Patienten in der Klinik. Diese kann jedoch nur dann wirksam sein, wenn eine

enge Zusammenarbeit aller Beteiligten gewährleistet ist und die Koordination

konstant von einem Arzt durchgeführt wird, der über die notwendigen

internistischen, aber auch psychotherapeutischen Voraussetzungen und

Erfahrungen verfügt. Gegen eine Aufteilung in „einen Arzt für die Seele“ und

„einen Arzt für den Darm“ spricht sich Feiereis daher explizit aus. Der Arzt hat die

Aufgabe, wichtige Persönlichkeitsmerkmale und Konflikte zu untersuchen und

diese mit in die Behandlung einzubeziehen. Ebenso muss er „auslösende

Faktoren seelischer und sozialer Art erkennen“ und von den Folgen der Krankheit

Page 39: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

39

abgrenzen. So muss der Arzt immer den direkten und stets verfügbaren Bezug für

den Patienten bilden, ebenso wie zu allen anderen an der Therapie Mitwirkenden,

wie Krankenschwester, Diätassistentin oder Krankengymnastin.

Ob und wann z. B. eine endoskopische oder radiologische Untersuchung

erfolgt oder eine Änderung der medikamentösen Therapie, bespricht

ebenfalls der Arzt mit dem Patienten, der ihn am besten kennt; ebenso wird

das Ergebnis von Untersuchungen oder Kontrollbefunden möglichst durch

ein und denselben Arzt mitgeteilt (Feiereis o.J. (2): 3).

Die genannten Ausführungen und Forderungen Feiereis´ nach einer individuellen

Therapie des einzelnen Menschen gelten für ihn selbst als strenge und eiserne

Regeln. Zwar soll der Patient in Feiereis Augen als Individuum betrachtet und

nicht wie ein Zahnrad der Klinikmaschinerie behandelt werden, jedoch läuft der

Arzt selbst Gefahr, beim Erfüllen der Forderungen, selbst zu einer Maschine zu

werden. Denn zusammenfassend entwarf Feiereis den idealen Arzt, der nicht nur

ständig und allzeit seine Patienten versorgt, sondern auch über alle Befunde aus

den anderen medizinischen Bereichen informiert ist, um als direkter

Ansprechpartner für den Patienten in sämtlichen Fragen aufzutreten. Um eine

Therapie des individuellen Patienten durchzuführen, ein Programm abgestimmt

auf alle biopsychosozialen Bereiche des Einzelnen, ist somit eine sehr intensive

und zeitlich sehr zeitaufwendige Patientenversorgung notwendig. Feiereis selbst

wurde in das Leben seiner Patienten als ein fester Bestandteil integriert.

Zeitzeugen berichten, dass Feiereis auch nicht versuchte, nach erfolgter

Behandlung die von den Patienten gewünschte Fortführung der Beziehung zu

unterbinden. Er war stattdessen der Meinung, dass sich die Arzt-Patienten-

Beziehung niemals auflöse, „weil die (…) inneren Muster die man ausgetauscht

hatte, bestehen bleiben und so muss die Beziehung auch nicht äußerlich enden.“

So ist es nicht verwunderlich, dass ihn jedes Jahr viele Weihnachtskarten

erreichten, die er alle beantwortete, auch noch Jahre nach einer Behandlung

(Jantschek und Wilke 2013: 742).

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40

Der Beruf des Arztes wurde für Feiereis zu seiner Berufung und so entwickelte er

aus seinen beinahe irrationalen Überzeugungen ein völlig selbstloses Arzt Bild

und daraus letztendlich den Antrieb für sein eigenes Handeln.

Wie genau setzt Feiereis nun in seiner Zeit als Klinikdirektor die beschriebene

ärztliche Rolle um und wie spiegelt sich dies in den Therapien der Patienten

wider? In den Interviews mit Zeitzeugen und Schülern von Feiereis wird

mehrheitlich die tiefenpsychologische Ausrichtung der Klinik hervorgehoben.

Jedoch ging aus den Veröffentlichungen von Feiereis hervor, dass er eine

kombinierte Therapie des individuellen Patienten betont, ohne dabei auf ein

bestimmtes Konzept festgelegt zu sein. Unter einer kombinierten Therapie

versteht man eine „kombinierte Entspannungs- und Psychotherapie“, abgestimmt

auf die individuelle Struktur des Patienten und auf Form und Schwere der

Krankheit.

Eine Störung der psychophysischen Ausgewogenheit von Spannung und

Entspannung gehört zum Wesen der psychosomatischen Krankheiten

(Feiereis 1984 (1): 8).

Auf dieser Erkenntnis beruhen die beiden Behandlungsformen „Kombinierte

Entspannungstherapie“ und „Psychotherapie“, die Feiereis in seiner Klinik

anwendete. Somit bildete eine Kombination aus tiefenpsychologisch orientierter

Einzeltherapie, Familientherapie, themenzentrierter Gruppentherapie, autogenem

Training, Tiefenentspannung und Musiktherapie die psychotherapeutischen

Grundsäulen der Klinik in Lübeck. Daneben und aufs Engste damit verbunden sah

Feiereis die therapeutischen Verfahren der Krankengymnastinnen-Gruppe mit

Einzelbehandlungen, Atemtherapie, spezieller entspannender Gruppentherapie

und „konzentrativer Bewegungstherapie“. Weiter betrachtete Feiereis die

Beschäftigungsinterventionen und werktherapeutischen Interventionen, wie z. B.

maltherapeutische Gruppen, Aufbaukeramik und Gestaltungstherapie, als

unentbehrlich. Somit lässt sich zusammenfassend sagen, dass neben

tiefenpsychologischen Therapien, wie der „verbalen tiefenpsychologisch fundierten

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41

konfliktzentrierten Einzeltherapie“, auch verhaltenstherapeutische Hilfe angeboten

wurde. Im Namen der Klinik spricht Feiereis in einem Interview des Focus MUL:

Wir haben uns noch nie an eine dogmatisch vertretene einseitige

Psychotherapieform gebunden gefühlt, sondern meinen, dass die

„stützende“ Gesprächs-Psychotherapie und verhaltenstherapeutische Hilfe

in einer integrierten Klinik für viele der Patienten ebenso notwendig sind wie

für andere Patienten die psychoanalytische Aufarbeitung bisher

unbewusster Konflikte (Feiereis o.J.(1): 7).18

Feiereis lehnte also die absolute Überzeugung von einer bestimmten Schule ab.

Er betonte vielmehr, dass ein breit angelegtes Therapiekonzept den Weg zu einer

individuellen Kombinationstherapie ebnete, welche für ihn am aussichtsreichsten

für ein positives Langzeitergebnis erschien (Feiereis 1989 (1): 120).

Feiereis Aussagen bezüglich einer patientenzentrierten Medizin werden damit

glaubhaft. Allein die Überzeugung der besten Therapieform für den individuellen

Patienten sei der richtige Weg. Kritisch betrachtet stellt sich hier jedoch die Frage,

ob sich Feiereis nicht festlegen konnte oder wollte. In einem Sonderdruck zur

Psychotherapie des Morbus Crohn fordert er beispielsweise eine sorgfältige

Indikation zur tiefenpsychologischen Psychotherapie, welche erst dann erwogen

werden kann, sobald der Entzündungsprozess beherrscht sei und genügende

körperliche Stabilität vorliege. Wenige Zeilen zuvor beschreibt Feiereis die

Einzeltherapie und Tiefenentspannung, in der sich der Patient seinem Bedürfnis

nach Regression überlassen kann, um dadurch abdominelle Beschwerden

während der Akutbehandlung zu beeinflussen (Feiereis 1984 (2): 409). Der Begriff

„Regression“ stellt per se den Zusammenhang zur Tiefenpsychologie bzw.

Psychoanalyse her (Hildebrandt, Dornblüth, Pschyrembel 1994: 1309).19 Das heißt

also, dass Feiereis einerseits vorsichtig war, eine tiefenpsychologisch

18 Schreibmaschinenverfasstes Dokument aus dem Nachlass Feiereis, mit dem Titel „Das Interview“, Focus

MHL, Zeitpunkt unbekannt.

19 „Regression (lat. regressio – die Rückkehr) psychoanalytischer Abwehrmechanismus mit Zurücknehmen

reifer und differenzierter psychischer Verhaltensweisen auf frühkindliche oder entwicklungsgeschichtliche

ältere Stufen zur Entlastung von einer als unerträglich empfundenen Situation.“

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ausgerichtete Psychotherapie zu praktizieren, andererseits jedoch Elemente der

Tiefenpsychologie als Grundpfeiler seines Therapieangebotes versteht. Wählt er

also bewusst ein allgemein gehaltenes Therapiekonzept, das auf jeden Patienten

individuell zugeschnitten sei, oder war er nicht in der Lage, eine explizite Position

einzunehmen? Diese Frage wird im nächsten Kapitel beantwortet.

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3.3 Feiereis Konzept der Psychosomatik

Feiereis positionierte sich von Anfang an zwischen den beiden Polen der

Psychosomatik: In keinerlei Schriften oder Veröffentlichungen von Feiereis lässt

sich eine Überzeugung zur psychogenetischen Wurzel finden. Nichtsdestotrotz

zählen die unter seiner Klinikdirektion behandelten Krankheiten eindeutig zu den

einst als psychogenetisch definierten „Holy 7“. Auf der anderen Seite kann man

Feiereis ebenso wenig eindeutig der rein holistischen Ansichtsweise der

Psychosomatik zuordnen. Doch tendenziell machen die holistischen Ansätze den

Großteil des Grundverständnisses seiner internistischen Psychosomatik aus. In

seiner Habilitationsschrift von 1967 zum Thema „Langzeitkatamnesen und

Verlaufsbeobachtungen bei 139 Kolitispatienten“ grenzt sich Feiereis von seinen

Kollegen und deren strikten Meinungen ab. Feiereis war im Gegensatz zu seinem

Kollegen Jores (1901-1980)20 in Hamburg beispielsweise nicht von einem rein

holistischen Grundverständnis der psychosomatischen Krankheit Colitis Ulcerosa

überzeugt (Hoffmann, Schepank, Speidel 1991: 7). In seiner Arbeit, die zahlreiche

histologische Schnitte und Gutachten beinhaltet, gibt er einen „pluriradikulären

Entstehungsgrund“ anstatt ein rein auf innerpsychische Belastungen

zurückzuführenden Grund für die Erkrankung an (Henning 1966: 2). So wird

während Feiereis Schaffensperiode neben psychopathologischen und gängigen

internistischen Untersuchungen auch Antikörper-Diagnostik, beispielsweise bei

der Morbus Crohn Diagnostik, durchgeführt. Zusammenfassend lässt sich Feiereis

weder einer grundsätzlich holistischen noch einer grundsätzlich

psychogenetischen Wurzel der Psychosomatik zuordnen.

Dies ist sehr bedeutsam und erklärt einerseits sein Verständnis von

psychosomatischen Erkrankungen und andererseits das in Kapitel 3.2.

beschriebene breit angelegte Therapiekonzept. Sowohl internistisch-

psychosoziale als auch psychotherapeutische Diagnostik und Therapie waren für

ihn gleichbedeutend. Überlieferte Arztbriefe aus Feiereis Schaffenszeit belegen,

20 Der Mediziner Arthur Theodor Jores wurde 1950 Rektor der Universität Hamburg und gliederte im gleichen

Jahr aus der Universitätsklinik für Innere Medizin eine Privatklinik für stationäre Behandlung von

psychosomatisch-psychoneurotisch Kranken ab.

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dass somatische Diagnostik einen enorm hohen Stellenwert einnahm. Es handelte

sich rein formal um internistische Arztbriefe mit einem zusätzlichen Augenmerk auf

soziale und familiäre Umstände. So fanden sich ausführliche Befunde zu

bildgebenden Verfahren, wie Röntgen oder Sonographie, genauso wie

Laborbefunde. Diese wurden durch einen ausführlichen Bericht über

psychopathologische Befunde und psychotherapeutische Behandlungen ergänzt.

Dieser spezielle Aufbau war für eine psychosomatische Klinik alles andere als

üblich. Beim Blick auf Gesamtdeutschland, sind Lübeck und Heidelberg (mit

Curtius und Feiereis in Lübeck und Krehl, Siebeck, von Weizsäcker und Christian

in Heidelberg) mit ihren internistisch-psychosomatischen Kliniken zahlenmäßig

geringe Varianten der deutschen psychosomatischen Klinikformen. Hier wurden

nach der beschriebenen „deutschen Tradition psychosomatisch orientierter

Internisten“ internistische und psychotherapeutische Behandlungen integriert

durchgeführt (Hoffmann, Schepank, Speidel 1991: 29). Diese Tatsache verleiht

dem Standort Lübeck seine herausragende Rolle.

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45

3.4 Lehre, Psychosomatische Forschung und Veröffent lichungen

Mit der Aufnahme des Faches „Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“ in

den Fächerkatalog der Approbationsordnung 1970 wird die Lehre Teil von Feiereis

akademischen Verpflichtungen. Im Folgenden soll untersucht werden, wie Feiereis

seinem Lehrauftrag nachkommt und sowohl den Studenten, als auch den

Weiterbildungsassistenten Psychosomatik näherbringt. Im nächsten Abschnitt

dieses Kapitels wird ein Fokus auf die Forschung an der Klinik und die

Publikationen der Forschungsergebnisse geprüft werden.

Im Praktikum für psychosomatische Medizin und Psychotherapie wird den

Studenten das Konzept einer integrierten Psychosomatik erklärt. 3 Studenten aus

dem dritten Studienjahr erheben die biographische Anamnese eines nicht

vorbehandelten, psychosomatisch kranken Patienten und führen ein

psychodynamisch ausgerichtetes Interview. Dem folgend werden die Ergebnisse

der Untersuchung in einer größeren Gruppe besprochen und Phänomene, wie z.

B. „Übertragung und Gegenübertragung, Familiendynamik, sozialmedizinische

und reaktive psychische Faktoren“, dargelegt. Feiereis strebt an, dass der Student

in diesen Kursen erfährt, wie notwendig die Einbeziehung des Subjekts in die

Medizin ist, da er darin eine wichtige Aufgabe für die Zukunft der Studenten sieht.

Darüber hinaus führen die Studenten bei noch nicht vorbehandelten Patienten das

Anamnesegespräch. Dies entspricht der damals gängigen Methode des „Learning

by doing“, von denen auch die ehemaligen Assistenzärzte der Klinik berichteten.

Doch die Lehre ist nicht nur auf Studenten begrenzt. Ehemalige

Weiterbildungsassistenten erinnern sich an Visiten von Feiereis zurück und an

seine Freude, den damaligen Assistenten, aber genauso auch den Oberärzten,

neues Wissen beizubringen bzw. Wissenslücken aufzuzeigen.

L: Auch uns zeigte er unsere Grenzen auf! Er nahm beispielsweise häufig

eine umfassende Patientenakte und dann fragte er bestimmt genau das,

was wir nicht wussten und dann nahm er einen dran: „Gucken Sie doch mal

da!“ Ja, er war schon gefürchtet!

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Law: Ja, also es hat ihm schon eine gewisse Freude bereitet, zu zeigen,

was wir nicht wussten oder noch nicht wissen konnten, doch nicht etwa, um

uns abwerten zu wollen, sondern eher im Sinne von: Komm da ist doch

noch was, ihr habt euch noch nicht genug bemüht!

L: Aber man konnte unheimlich viel Innere Medizin lernen und auch an

Umgang mit den Patienten, da hat er mich zumindest enorm geprägt. Ein

stets respektvoller Umgang und das genaue Zuhören. Wie teilt der Patient,

etwas mit, d.h. nicht nur den Fakt, sondern auch wie. Da war Feiereis sehr

genau.

Law: Er untersuchte auch während der Visite die Patienten, dann wurde

irgendwas geschildert und da passte etwas nicht, dann hat er vor der

Visitenmannschaft untersucht.

L: Die meiste Zeit hat er dann auch etwas gefunden, was wir übersehen

hatten.

Law: Also, da war er sich dann nicht zu schade, und das war dann im Sinne

des Patienten (Langner und Lawrenz 2013: 31).21

Es wird hier deutlich, dass Feiereis sich darum bemühte eine sehr genaue

Diagnostik durchzuführen. Die ehemaligen Kollegen fühlen sich durch die

Genauigkeit jedoch in erster Linie motiviert, was auf eine ausgesprochen

ausgereifte Mitarbeiterführung schließen lässt. Gleichzeitig gilt der Klinikdirektor

als Vorbild im Umgang mit den Patienten und bezüglich seiner Fähigkeit, diesen

genau zuzuhören.

Doch welche Patienten wurden zu diesem Zeitpunkt konkret behandelt und wo

lagen die Forschungspunkte? Etwa 10 Jahre nachdem Feiereis die Direktion der

Klinik übernommen hatte, sind folgende Krankheiten als klinisch-praktischer und

wissenschaftlicher Schwerpunkt etabliert:22

1. Colitis ulcerosa und Enteritis granulomatosa Crohn

21

Der Wortlaut des Interviews wurde geringfügig der Schriftsprache angepasst.

22 S. 5. Forschungsbericht, Focus MUL „Zeitschrift für Wissenschaft, Forschung und Lehre an der

Medizinischen Universität zu Lübeck. der den Zeitraum 1.6.1982- 31.5.1984 dokumentiert.

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2. Anorexia nervosa und Bulimie

3. Asthma bronchiale

4. Habituelle Cephalgien und Migräne

5. Funktionelle Herz-Kreislauferkrankungen, Hypertonie und Hypotonie

6. Habituelle Obstipation, Colon irritabile

7. Neurotische Entwicklungen in Verbindung mit organischen

Krankheiten (Herzinfarkt, Diabetes mellitus, Niereninsuffzienz,

chronifizierte Wirbelsäulenerkrankungen)

8. Psychisch mitbedingte Erkrankungen der Bewegungsorgane bei

ungenügendem organischem Substrat.

Die Forschungsansätze der Krankheiten schließen dabei Untersuchungen der

Ätiologie, Pathogenese, Psychodynamik, Wirkung der psychotherapeutischen

Verfahren und der kombinierten Entspannungs- und Psychotherapie sowie

Prognose von Colitis ulcerosa, M. Crohn, Anorexia nervosa, Bulimie, Asthma

bronchiale, funktioneller Herz-Kreislaufkrankheiten und der schweren

chronifizierten Organkrankheiten ein. Nach einer Analyse der Forschungsarbeiten

wird deutlich, dass Feiereis´ Schwerpunkt die chronisch entzündlichen

Darmerkrankungen sind. So finden neben zahlreichen Katamnesestudien, in der

Feiereis die Erfolge der Klinik evaluiert, verschiedenste Zusammenarbeiten mit

Kollegen aus der MUL und anderen deutschen Kliniken statt, beispielsweise mit

Prof. Michael Otte der Inneren Medizin (Lübeck) bei Arbeiten zu Morbus Crohn

und Colitis Ulcerosa. Zusammenarbeit in der Forschung besteht außerdem mit der

Klinik für Psychiatrie, der Klinik für Orthopädie oder mit der Klinik für

Neuropädiatrie und Klinik für Pädiatrie der MUL. In Kooperation mit der Uniklinik

Heidelberg forschen Feiereis et al. zum Thema „Familienuntersuchungen bei

Patienten mit Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen“. Eine besondere Rolle

innerhalb der Forschung an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie

nimmt die im November 1987 vom Bundesministerium für Forschung und

Technologie (BMFT) geförderte multizentrische Studie mit dem Titel "Wirksamkeit

psychotherapeutischer Maßnahmen bei Morbus Crohn" ein, wobei die

Gesamtzuwendung für dieses Projekt 2,7 Millionen DM beträgt (Feiereis et al.

1995: 3). Mit Feiereis als Projektleiter wird von 1989 bis 1992 die Wirksamkeit

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psychotherapeutischer Maßnahmen bei Morbus Crohn erforscht.23

Hauptfragestellungen dieser Studie sind erstens, ob psychotherapeutische

Verfahren additiv zur somatischen Standardtherapie einen Einfluss auf den

Krankheitsverlauf des Morbus Crohn haben, und zweitens, der psychosoziale

Zustand der Patienten nach einem Jahr erfolgter Therapie.24 Im Abschlussbericht

der Studie wird der voraussichtliche Nutzen der Studie als sehr groß eingeschätzt:

(…) im somatischen Hauptergebnis [war] eine Tendenz in Richtung

günstigerer Verläufe bei Patienten mit zusätzlicher Psychotherapie

festzustellen. Deutlich wurde auch, daß der Morbus Crohn eine Erkrankung

mit sehr großer Variabilität im Verlauf ist, so daß diese beschriebene

Tendenz durchaus ermutigt, in dieser Richtung weiter zu forschen. So wird

von großem Interesse sein, wie sich Psychotherapieeffekte bei besonders

zur Psychotherapie motivierten Patienten, die in dieser Studie

ausgeschlossen wurden, bemerkbar machen. Weiter anschließende

Studien sollten untersuchen, für welche Untergruppen Psychotherapie

besonders indiziert ist. Es ist anzunehmen, daß für die Gesamtgruppe der

23 Dabei werden von 529 Morbus Crohn Patienten in den Jahren von 1989 bis 1991/1992 Basisdokumente

angelegt, von denen 122 randomisiert werden. Die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der

Universität zu Lübeck plant diese Studie gemeinsam mit vier anderen Zentren. An der Seite von Oberarzt

Günther Jantschek, F. Balck, Jörg von Wietersheim und J. Buß-Ortmann in Lübeck wird Feiereis von den

folgenden Abteilungen unterstützt: Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie unter Prof. Studt und

Medizinische Klinik unter Prof. Riecken des Klinikum Steglitz der Freien Universität Berlin, Zentrum für

psychosomatische Medizin unter Prof. Michael Wirsching und PD Peter Möhring und Medizinische Poliklinik

unter Prof. Michael Klör der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Abteilung für Psychosomatik und

Psychotherapie unter Prof. Wirsching und der Abteilung Innere Medizin II unter PD Jens Rasenack der Albert-

Ludwigs-Universität Freiburg und dem Zentrum für methodische Betreuung von Therapiestudien (ZMBT)

Heidelberg unter Maria Pritsch.

24 Dazu wird eine Gruppe von Patienten mit rein somatischer, d.h. medikamentöser Therapie, mit einer

Gruppe, die zusätzlich psychotherapeutisch behandelt wird, verglichen. Über zwei Jahre werden Daten der

Patienten zum somatischen Krankheitsverlauf (u.a. mit Hilfe des CDAI Crohn´s desease activity index) und zu

psychosozialen Fragen (u.a. mit Hilfe des Beck-Depressions-Inventar BDI, State-Trait Angstinventar STAI-G

X2, Psychischer und Sozialkommunikativer Befund PSKB und Fragebogen zur Lebenszufriedenheit LEZU)

gesammelt. Psychosoziale Hauptfragestellungen zielen dabei zum einen auf die Bereiche Depressivität und

Angst, sowie Effekte der Psychotherapie auf die Lebensqualität der Morbus Crohn-Patienten und den

psychischen- und sozialkommunikativen Befund (PSKB) ab.

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49

Crohn-Patienten Psychotherapie nicht unbedingt notwendig, für

Untergruppen aber sehr wirksam und indiziert ist.

Eine Fortsetzung dieser Multicenter Studie erfolgte durch Herrn Günther

Jantschek in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Norwegen (A. A. Mikocka Walus

2006).25 Diese große Multicenter Studie zum Ende der Amtszeit von Feiereis stellt

eins der größten Forschungsprojekte an dieser Klinik dar, rückte jedoch eher

allgemeine Fragestellungen in den Fokus. Insgesamt wird die Forschung an der

Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie unter Feiereis jedoch als

überraschend begrenztes Spektrum wahrgenommen. Im Laufe der 20 Jahren

Arbeit fanden viele Arbeiten zu den ohnehin seit Beginn der Klinikzeit als

Schwerpunkt festgesetzte chronisch entzündlichen Darmerkrankungen statt,

jedoch ist hierbei kaum eine Spezifizierung zu erkennen.

Bezugnehmend auf die Forschungsergebnisse zu den chronisch entzündlichen

Darmerkrankungen, verfasste Feiereis in Thure von Uexkülls Standardwerk zur

Psychosomatik „Lehrbuch der psychosomatischen Medizin“, erschienen im Verlag

Urban & Schwarzenberg, ab 1984, 3. Auflage, das Kapitel zur Colitis Ulcerosa.

Thure von Uexküll gilt als Wegbereiter der Psychosomatik in Deutschland und

Hubert Feiereis fester Platz in dem Buch zu den CED spiegelt wieder, welchen

Stellenwert Feiereis in Deutschland einnahm. Das Kapitel zu den CED wurde nach

seinem Tod von Dr. Günther Jantschek übernommen, welcher auf der Abb. 4 zu

erkennen ist (Jantschek und Wilke 2013: 342).

25 Die Frage nach den Zusammenhängen und Beeinflussbarkeit von Psyche und dem Verlauf der chronisch

entzündlichen Darmerkrankungen ist auch heute aktuell. 2006 veröffentlichte Antonia A Mikocka-Walus eine

Arbeit zu dem Thema: Antidepressants and inflammatory bowel disease: a systematic review. In ihrer Arbeit

untersuchte sie alle relevanten Papers der elektronischen Databases nach 1990. Von den 106 Artikeln, die

untersucht wurden, wurden 12 nach den inclusion Kriterien untersucht, allerdings mit dem Ergebnis, dass es

nicht möglich ist den Einfluss von Antidepressiva auf den Verlauf von CED zu beurteilen.

Page 50: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

50

Abbildung 3 Herr Dr. Jantschek und Herr Prof. Feiereis vor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie 1992, aus

dem Nachlass

Neben zeitgenössischer Standardliteratur, dokumentiert Feiereis regelmäßig im

Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt seine Untersuchungen. So veröffentlichte er

beispielsweise 1979 zu den Rehabilitationsmaßnahmen, bei denen er hervorhebt,

dass psychosomatische Aspekte in Kuren weitgehend unberücksichtigt bleiben.

„Die Welt“ veröffentlicht in dem Artikel „Lübecker Test: Beim Kuren bleibt die Seele

Page 51: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

51

auf der Strecke“ im Februar 1979 ebenfalls diese Beobachtungen und Feiereis

appelliert über diesen öffentlichen Weg vor allem an seine Kolleginnen und

Kollegen, die in Rehabilitationseinrichtungen tätig sind, aber auch für alle anderen

Diagnosen und Therapien. Ein „Entweder-oder-Standpunkt“, d.h. ein entweder

psychisch oder somatisch krank, sei „fehl am Platze“, eine Trennung zwischen

einseitiger psychotherapeutischer Behandlung und anderen Maßnahmen solle

beendet werden. Feiereis versucht mit allen Mitteln, seine Überzeugungen

bezüglich der Psychosomatik zu streuen. Dabei sollen nach Feiereis nicht nur

seine Kollegen, sondern auch der Patient selbst ein Bewusstsein und Verständnis

für die Zusammenhänge von seinem Körper und seinem Geist entwickeln.

Feiereis ist außerdem Herausgeber der Zeitschriften „internistische praxis“ und

„tägliche praxis“ - beide rein internistische Zeitschriften im Marseille Verlag. In

diesen wird in jeder Ausgabe eine Kasuistik eines psychosomatischen Falles

veröffentlicht. Neben den bereits erwähnten Veröffentlichungen sei an dieser

Stelle auf die „Bibliographie Publikationen Feiereis“ im Anhang hingewiesen, in der

weitere Veröffentlichungen von Hubert Feiereis aufgelistet sind.

Feiereis betreut daneben Dissertationen, wobei die erste betreute Arbeit eine rein

somatische Arbeit zum Thema Herzwandaneurysmen war. In der Direktionszeit

von Feiereis wird eine einzige Habilitationsschrift verfasst; von Herrn Dr. Günther

Jantschek. Die Tatsache, dass nur diese eine Habilitation in Feiereis Amtszeit als

Direktor der Klinik erfolgt, gibt Rückschlüsse auf die Forschungslage der Klinik.

Auch Feiereis Habilitation selbst stellt mehr eine Sammlung von Verlaufskontrollen

von Colitis Patienten dar, ohne einen experimentellen Ansatz, wenn auch in

großem Umfang (Jantschek und Wilke 2013: 539). Das gesamte Konzept der

Feiereis-Psychosomatik zielt damit nicht auf das Belegen evidenzbasierter

Medizin ab, sondern auf die bestmöglichste Behandlung für den einzelnen

Patienten. Dieses Konzept erscheint aus heutiger Sicht altmodisch und wirft die

Frage auf, ob ein Zusammenhang zu Feiereis eigener Historie liegt. Die

Assistenzarztzeit an einer Klinik zu verbringen, die erst Jahrzehnte später zur

einer Hochschule wird, prägt möglicherweise auch das Arbeiten in späteren

Jahren: Könnte das vielmehr patientenorientierte als wissenschaftsbasierte

Arbeiten hierin einen ihrer Ursprünge haben? Eine Stellungnahme des

Wissenschaftsrates zum weiteren Ausbau der Hochschulklinika in Schleswig-

Page 52: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

52

Holstein von 1987 ist den Interviewpartnern besonders in Erinnerung geblieben,

da für sie darin das erste Mal ein offizieller Warnschuss an die Lübecker

Psychosomatik enthalten ist. Die Forschungslage im Bereich Psychosomatik wird

bemängelt und der damalige Vorgesetzte Scriba hatte auch bereits Mahnungen

ausgesprochen (Jantschek und Wilke 2013: 514). Feiereis und Kollegen

versuchen weiterhin sich auf den Patienten zu konzentrieren und die Forschung

dementsprechend patientenorientiert und lebensgeschichtlich orientiert zu

gestalten:

W: Das lag einfach daran, weil in den psychosomatischen Abteilungen sehr

viel behandelt wurde, sehr viele Analysen durchführt wurden und es wurde

sehr spät angefangen, dies zu evaluieren. Sodass also der Anteil der

evidenzbasierten Medizin gering war. Es gab keine validen

Forschungsergebnisse aus den Psychotherapie Kliniken. Aus dieser Klinik

noch am meisten, wir hatten ja unsere Patienten, konnten deren Schicksal

verfolgen, sowohl das Körperliche als auch das Psychische.

J: Man muss bei Feiereis auch kritisch anmerken: Das war einfach auch

nicht so sein Interesse! Also er war ja ein ganz stark patientenorientierter

Mensch, sein Anliegen war die patientenorientierte Forschung,

lebensgeschichtlich orientierte Forschung, da lag auch seine Stärke, immer

in einem bio-psycho-sozialen Kontext.26

Auch wenn Feiereis selbst während seiner Assistenzarztzeit nicht an einer

Universitätsklinik gelernt hatte und dadurch nicht mit der verbundenen Forschung

konfrontiert gewesen war, wird von ihm später als Klinikdirektor einer

Universitätsklinik selbstverständlich gefordert, wissenschaftsbasierte Forschung

durchzuführen. Es fehlt allerdings während seiner Leitungsjahre an

umfangreicheren Forschungsergebnissen, die im Gegensatz dazu von anderen

Fächern und Kliniken der Universität Lübeck geliefert werden. Diese Tatsache

spiegelt sich rückblickend in den Veröffentlichungen Feiereis zu den behandelten

Erkrankungen innerhalb der Klinik wieder. Diesen sind, unabhängig ihres Wertes

und ihrer Qualität, stets ein nahezu identischer Aufbau und Stil gemeinsam: Eine

26

Der Wortlaut des Interviews wurde geringfügig der Schriftsprache angepasst.

Page 53: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

53

oder mehrere Fallbeispiele werden genutzt, um dem Leser anschaulich die

jeweiligen Themen nahezubringen. Auch wenn innerhalb der Kasuistiken

zahlreiche Zitate von Fachkollegen eine weitreichende Lektüre des Verfassers

belegen, kristallisiert sich jedoch immer wieder sein Interesse daran heraus, seine

Kollegen in Kliniken und Praxen auf alltägliche Tätigkeiten und Pflichten eines

Arztes hinzuweisen und deren Selbstreflexion zu fördern, wie etwa in seinem Buch

„3 heiße Eisen“, erschienen 1992 im Marseille Verlag. Hier kritisiert er gemeinsam

mit Reinhard Saller u. a. Abläufe in der Medizin und widmet einem Großteil des

Buches erneut der Arzt-Patienten-Beziehung und der für ihn wichtigen

sprechenden Kommunikation (Feiereis und Saller 1992: 18).

Page 54: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

54

3.5 Kontakte und außeruniversitäre Tätigkeiten

Feiereis Wirkungsbereich beschränkt sich gewiss nicht allein auf den dargestellten

Klinikalltag. Am Beispiel der norddeutschen Gesellschaft für angewandte

Tiefenpsychologie (NGaT) möchte ich beginnen, Feiereis außeruniversitäre

Tätigkeiten hervorzuheben.

Die NGaT wird 1968 von Herrn Prof. Dr. Erich Anton Christian Opitz (1911 –

1969), außerplanmäßiger Professor für Psychiatrie und Neurologie an der

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, in Schleswig gegründet. Da in Schleswig,

wie in allen Krankenhäusern Deutschlands, Abteilungen für Psychotherapie immer

notwendiger werden, jedoch Fachpersonal kaum existent ist, bemüht sich Opitz

als Initiator und ehemaliger Chefarzt der Psychotherapeutischen Abteilung am

Landeskrankenhaus Schleswig-Stadtfeld einen Kreis von qualifizierten

Mitarbeitern um sich herum aufzubauen. So tagt in Flensburg in der Folge

regelmäßig eine Gruppe um Opitz, in der die Norddeutsche Gesellschaft für

Tiefenpsychologie gegründet wird. Sie soll einen Ort der Weiterbildung und des

Austausches bilden. So tagt die NGaT in den ersten Gründungsjahren alle vier

Wochen als Seminar in Husum (Betzendahl 2002: 1). Ab 1972 nehmen auch

vermehrt Ärzte an den Treffen teil und es entstehen die ersten Balint-Gruppen

Norddeutschlands.

Bereits im Juni 1973, als Feiereis einen ersten Vortrag bei der norddeutschen

Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie hält, wird ihm der Vorsitz in der

Gesellschaft angeboten. Da jedoch im gleichen Jahr die Lübecker Akademie von

der Kieler Universität losgelöst und zur selbstständigen medizinischen Hochschule

Lübeck MHL ausgebaut wird, ist Feiereis zu diesem Zeitpunkt mit dem Ausbau der

neuen Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie ausgelastet und kann den

Vorsitz in der Gesellschaft nicht übernehmen. Als zweiter Vorstand leistet Feiereis

dennoch einen Beitrag bei der Gestaltung der Vereinigung und etabliert

beispielsweise regelmäßige Literaturarbeiten in Gruppen als festen Teil der

Seminartagungen. Des Weiteren hält Feiereis Vorträge zu aktuellen

psychosomatischen Themen. Auch namhafte andere Psychosomatiker wie Jores,

Molinski, Freiberger, Borelli, Donath und Dr. Wittich tragen Beiträge bei den

Veranstaltungen des NGaT vor. Die Gesellschaft entwickelt sich innerhalb

Page 55: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

55

Schleswig-Holsteins zu einer wichtigen Weiterbildungs- und Ausbildungsstätte für

Psychotherapie.

Wir verstehen uns, wie dargestellt, als eine Gemeinschaft von Ärzten in der

Hauptsache, die durch Balint-Arbeit sich um ein besseres Verstehen und

Umgehenkönnen mit der seelischen Not ihrer Patienten bemühen in

Gemeinsamkeit mit solchen, die mehr oder weniger ausschließlich

psychotherapeutisch arbeiten, mit denen sie gemeinsam sich fortbilden.

Dabei bedeutet es für die einen erste Kenntnisnahme, für die anderen

Kontrolle und Erweiterung ihres früher erworbenen Wissensbestandes

(Betzendahl 2002: 6).

1978 wird Feiereis erster Vorsitzender der Gesellschaft. Da die Etablierung der

Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie einen Spiegel und gleichzeitig ein

Zeugnis für die Entwicklung der Psychotherapie in Schleswig-Holstein darstellt,

wird Feiereis zu einer wichtigen Schlüsselfigur in diesem Prozess. Die NGaT stellt

neben der Universität und deren Hochschul-Psychosomatik eine weitere Institution

dar, mit der Feiereis die Weiterentwicklung der Psychosomatik innerhalb

Norddeutschlands und deren Institutionalisierung durch Verbreitung des

psychosomatischen Wissens prägt. Auch Zeitzeugen berichten, dass es der

Wunsch Feiereis war, dieses Wissen stets integrativ an Psychologen, Ärzte aus

verschiedenen Fachbereichen, aber auch an kirchliche Mitglieder27 weiterzugeben

und einen Raum zur Weiterbildung zu schaffen.

L: Feiereis hat auch eine lange Zeit die norddeutsche Gesellschaft für

Tiefenpsychologie NGaT geleitet. Diese Gesellschaft war nach seinem

Geist und seiner Vorstellung. Die Struktur ist bis heute so geblieben: dass

Niedergelassene, Allgemeinmediziner, Gynäkologen sich getroffen haben

und Balintgruppen gemacht haben, auch Nicht-mediziner, der Hauptpastor

aus St. Marien, aus Sachsen, auch Richter waren dabei und konnten sich

27 Zu Feiereis Zeiten war der Pastor Herr Richter aus der St. Marien-Kirche ein aktives Mitglied innerhalb der

NGaT.

Page 56: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

56

austauschen. Und was auch geblieben ist, die NGaT, die auch bis heute

noch in der Curtius Klinik tagt, hat von Anfang an, integrativ gearbeitet. Das

war auch die Idee von Feiereis: aus verschiedenen Fachbereichen

zusammen zu kommen und integrativ zu sein und sich nicht so

abzukapseln (Langner und Lawrenz 2013: 416).28

Die NGaT stellt eine bis heute aktive Instanz und Ort der Begegnung und

Weiterbildung innerhalb der Psychosomatik Norddeutschlands dar. Sie

repräsentiert somit eine Frucht der historischen Entwicklung aus den

Etablierungsjahren der Psychosomatik, die auch im Jahr 2018 mit monatlich

stattfindenden Vorträgen in der Curtius-Klinik in Bad Malente-Gremsmühlen auf

eine 50-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Um daneben die universitären Weiterbildungsmöglichkeiten zu erweitern, tauschte

sich Feiereis nach Ermutigung durch die Ärztekammer Schleswig-Holstein

gemeinsam mit Kollegen aus Bremen, Hamburg und Niedersachsen sowie mit

Initiatoren der Lindauer Psychotherapiewochen29 aus. Unterstützt von Vertretern

der Hansestadt Lübeck und des Hansischen Verlagskontors entstehen in dieser

Runde 1971 die ersten Norddeutschen Psychotherapietage. Im fünften Jahr der

Lübecker Psychotherapie Tage, im Jahr 1975, nehmen bereits 500 Teilnehmer an

dem Kongress teil. Als Vorstandsmitglied schreibt Feiereis zusammen mit Gerd

Iversen (1916-2004) im „Kleinen Rückblick“ der Zwischenbilanz nach 20 Jahren

Norddeutsche Psychotherapie-Tage in Lübeck, dass sie nun sicher sein können,

dass diese Arbeit ihren Patienten zunehmend zu Gute käme und eine

unverzichtbare Alternative zur stummen Medizin gefunden sei (Feiereis und

Iversen 1991: 8). Das breite Interesse von Kolleginnen und Kollegen an diesem

Fortbildungsangebot, sowie die Tatsache, dass die Psychotherapie-Tage bis

heute noch jährlich in Lübeck abgehalten werden, zeugen von dem Interesse und

dem Erfolg. Iversen und Feiereis betonen darüber hinaus, dass es von Beginn an

den Initiatoren der Norddeutschen Psychotherapietage darum ging, Wissen und

Selbsterfahrung sowie Vertrautheit und Empathie zu vermitteln und Technik oder

28

Der Wortlaut des Interviews wurde geringfügig der Schriftsprache angepasst.

29 Die Lindauer Psychotherapie-Wochen finden in Lindau seit 1950 jährlich im April statt.

Page 57: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

57

Methode dabei zweitrangig sind. So finden vom 30. September bis 4. Oktober

2018 die 47. Psychotherapietage in der Domschule zu Lübeck statt und werden

weiterhin im Vorstand von ehemaligen Assistenzärzten innerhalb der Klinik für

Psychosomatik bereichert.

Neben der Norddeutschen Gesellschaft für Tiefenpsychologie führt Feiereis

außerdem bei Psychotherapie-Seminaren der Akademie der ÄKSH (Ärztekammer

Schleswig-Holstein) in Bad Segeberg Selbsterfahrungs- und Balint-Gruppen,

Literaturarbeiten in Gruppen, Psychodrama, Gesprächstherapie nach Rogers und

katathymes Bilderleben ein. Im Institut für Psychotherapie in Bad Segeberg

unterrichtet Feiereis regelmäßig Ärzte in der Weiterbildung mittels

Fallvorstellungen am Patienten. So fuhr er laut Zeitzeugen an Wochenenden

Patienten aus der Klinik nach Bad Segeberg, um diese bei den

Weiterbildungsveranstaltungen im Rahmen der Kasuistik vorzustellen (Jantschek

und Wilke 2013: 454). Herr Feiereis ist damit aktiv an dem Austausch und der

Verbreitung des „psychosomatischen Wissens“ und psychotherapeutischer

Grundlagen in Norddeutschland beteiligt.

Auch außerhalb Lübecks und Norddeutschlands wird Feiereis aufgrund seiner

Erfahrung und seinem erlangten Ansehen zu Rate gezogen. Es liegen

verschiedene Korrespondenzen zwischen Feiereis und Verantwortlichen von

deutschen Kliniken vor, wie beispielsweise der der Robert Bosch Stiftung in

Stuttgart, in der Feiereis zu dem Projekt Integration der Psychosomatik im

Allgemeinkrankenhaus Stellung nimmt. (Psychosomatische Abteilung der

städtischen Krankenanstalten Esslingen am Neckar). Zwischen 1987 und 1989

steht Feiereis bezüglich der Einrichtung eines psychologischen Dienstes am

Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart in Briefwechsel mit dem Vorsitzenden des

Krankenhauses. Hieraus geht hervor, dass aufgrund seines deutschlandweiten

Rufes Feiereis Vorstellungen zu den geplanten psychosomatischen Einrichtungen

erfragt wird. Daneben lässt sich aufgrund der Korrespondenzen rekonstruieren,

wie sich Feiereis eine psychosomatische Einrichtung personell und vom

Tätigkeitsprofil her vorstellt.

Im gleichen Jahr, 1989, wird Feiereis Rat auch von der Ärztekammer Schleswig-

Holstein in Bad Segeberg erbeten. Die Krankenhausplanung in Schleswig-Holstein

und der Bettenbedarf für stationär behandlungs-bedürftige Patienten mit

Page 58: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

58

psychosomatischen, nicht psychiatrischen Erkrankungen in Schleswig-Holstein ist

zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre hinweg in öffentlicher Diskussion. Er

betitelt dabei die Summe von Betten zur stationären Behandlung von

psychosomatisch erkrankten Patienten in Schleswig-Holstein auf 120-150 und

zitiert eine Prävalenzstudie zum Bedarf an psychosomatischer Versorgung in den

Allgemeinkrankenhäusern Hamburgs, deren Autoren in Untersuchungen von

1981-1986 feststellen, dass 38,4% der stationären Patienten der Inneren Medizin

in den Allgemeinen Krankenhäusern Hamburgs psychosomatisch erkrankt seien.

Inwieweit Feiereis in seiner Stellungnahme Einfluss auf den im November 1989

durch das Sozialministerium korrigierten Krankenhausbedarfsplan hat, ist jedoch

unklar (o. A. 1989: 1).30

Feiereis steht außerdem im ständigen Kontakt mit Prof. Dr. P. Hahn, dem

ehemaligen ärztlichen Direktor der Abteilung Innere Medizin II (Schwerpunkt:

Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin) im Zentrum für Innere

Medizin der Universität Heidelberg und Nachfolger von Viktor von Weizsäcker.

30 Im November 1989 wurde durch den Sozialminister Günther Jansen der im Juni 1989 geplante Abbau von

Betten in den schleswig-holsteinischen Krankenhäusern von 524 auf 442 herunterkorrigiert. Die

Krankenkassen hatten zuvor einen Abbau von etwa 1200 Betten der damaligen 14 365 Betten gefordert. In

diesem Zusammenhang war der ehemalige Rektor der Universitätsklinik Lübeck, Prof. Peter Scriba, von

seinem Amt zurückgetreten.

Page 59: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

59

3.6 Feiereis Ausscheiden aus der Universität, der A ufbau der Curtius-Klinik

und sein Lebensende

Es vergeht eine weitere Dekade in der Hochschulhistorie, bis im schleswig-

holsteinischen Landtag am 24.04.1985 in Folge des umfangreichen Ausbaus und

der Aufnahme des vorklinischen Abschnitts in den Hochschulbetrieb entschieden

wird, die seit 1973 Medizinische Hochschule Lübeck (MHL) in Medizinische

Universität zu Lübeck (MUL) umzubenennen. Nach der Emeritierung von Feiereis

am 31.03.1992 wird zum 01.04.1992 der langjährige Oberarzt und Privat-Dozent

Dr. Günter Jantschek der geschäftsführende Leiter und Prof. Dr. Horst Lorenz

Fehm kommissarischer Direktor der Klinik für Innere Medizin.31 In den folgenden

Jahren wird die Klinik für Psychosomatik wieder zu einer Abteilung innerhalb der

Medizinischen Klinik.

Zum Zeitpunkt von Feiereis Emeritierung gehört die Klinik für Psychosomatik zu

den beiden einzigen in Gesamtdeutschland, die als größere psychosomatische

Kliniken bezeichnet werden (Hoffmann, Schepank, Speidel 1991: 33). Diese

Bezeichnung erfolgt anhand der Bettenzahl von über 40 Betten. Die zweite

psychosomatische Klinik mit dieser Anzahl an Betten ist die Universität

Heidelberg/ Mannheim. An den übrigen damaligen 15 Universitäten Deutschlands,

welche eine psychosomatische Abteilung / Klinik innehaben, schwankt die Zahl

zwischen 8 und 30 Betten.

Ein genauerer Blick in die Belegungsstatistiken des Klinikums der Medizinischen

Hochschule Lübeck in den Jahren 1979 bis 1991 ermöglicht eine detaillierte

Betrachtung der Situation auf den einzelnen Stationen während der Direktion von

Feiereis. Im Jahr 1979 wird ein Ausnutzungsgrad von 146,6% erreicht, wozu im

Forschungsbericht notiert steht: „Zusätzliche Betten, Patienten auf Tragen und

ständig 10-12 Patienten in der Klinik für Innere Medizin“. Bei einer Planbetten-

Anzahl von 27 ergäbe ein Ausnutzungsgrad von 146,6% eine tatsächliche Betten-

Anzahl von 39,5, worin die zusätzlichen Patienten, die in der Klinik für Innere

Medizin psychosomatisch versorgt werden, noch nicht mitgerechnet worden sind.

31 Prof. Fehm folgte 1990, als Nachfolger von Prof. Scriba, auf den Lehrstuhl und als Direktor für die Innere

Medizin.

Page 60: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

60

Mit diesem Grad liegt die Klinik für Psychosomatik nicht nur über dem des

Zentrums für Innere Medizin, sondern über allen genannten Kliniken an der

medizinischen Hochschule. Einen genaueren Blick auf die Belegungsstatistiken

der Klinik bietet Tabelle 1:

Jahr Ausnutzungsgrad

in Prozent

Verweildauer

in Tagen

Einweisungsgebiete Ambulante

Patienten

1978 141 * * 1200

1979 146,6 * * 1200

1980 145,8 * * *

1981 119,1 * * *

1982 117,3 25,2 * 1161

1983 118,2 23,6 50% aus HL, 16%

aus Bundesländern

außerhalb

Schleswig-

Holsteins

1161

1984 114,9 26,6 * *

1985 116,3 26,6 * *

1986 119,6 29,1 20% aus HL 45%

aus S-H, 35% aus

restlichen

Bundesländern

1100

1987 119,3 29,1 * 1300

1988 116,7 * * 1600

1989 115,9 * 11% aus HL, 49%

aus S-H, 40% aus

HH und restlichen

Bundesländern

1800

1990 115,9 * * *

1991 108,1 36,6 15% aus HL, 45,3%

aus S-H, 39,6% aus

den restlichen

Bundesländern

*

Tabelle Belegungsstatistiken der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, zusammengetragen aus den

Forschungsberichten. Mit * markiert: keine Angaben in den jeweiligen Forschungsberichten

Page 61: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

61

Mit Blick auf die damalige Nachbarklinik in Kiel lässt sich die Situation noch besser

verdeutlichen. Unter Professor Speidel besteht in Kiel eine rein psychoanalytische

Psychosomatik mit einer Bettenanzahl von sechs Betten und Belegungsdauern

von jeweils mehreren Monaten. Die rein psychoanalytische Psychosomatik

erfordert demnach einen Mehraufwand an Zeit zur Versorgung von weniger

Patienten. Das Zentrum Innere Medizin in Lübeck besteht aus der Klinik Innere

Medizin, Angiologie und Geriatrie, Kardiologie und Psychosomatik und verfügt

1983 über 110 Planbetten mit einem durchschnittlichen Ausnutzungsgrad von

99,1%. Die Klinik für Psychosomatik mit ihren 27 Planbetten im Jahr 1983 gehört

zu den kleinsten Kliniken, hatte jedoch mit 23,6 Tagen die längste Verweildauer

innerhalb des Zentrums für Innere Medizin, bei einem Ausnutzungsgrad von

118,2%. Die Ausgliederung und einhergehende Selbstständigkeit aus der 2.

Medizinischen Klinik im Jahr 1974 ist demzufolge nur vorübergehend (Jantschek

und Wilke 2013: 285).

Parallel zu den Tätigkeiten in der Klinik für Psychosomatik wird Feiereis von

Lübecker Patienten konsultiert; „ihm wurde ein bekannter Ruf in Lübeck

nachgesagt“ (Jantschek und Wilke 2013: 71). Feiereis wird außerdem beim

Aufbau verschiedener psychosomatischer Abteilungen und Kliniken langjährig um

Beratung gebeten. Er konzipiert allerdings nicht nur Häuser und Abteilungen in der

Ferne, sondern auch eine Klinik im nahegelegenen Bad Malente. 1991 wird in

dem 50km von Lübeck entfernten Kurort eine psychosomatische Fachklinik

eröffnet. Feiereis entwirft das Konzept für diese Klinik, die auch auf andere Weise

eng an die Lübecker Universität gekoppelt ist. So wird der ehemalige Oberarzt der

Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Lübeck, Herr Dr. Wilke, Chefarzt

dieser neuen Klinik. Außerdem werden weitere ehemalige Ärzte und Schwestern

aus Lübeck dort beschäftigt. Feiereis unterstützt den Aufbau der Klinik und den

Bewilligungs- und Genehmigungsvorgang bei der Landesregierung, hält sich

jedoch aus Führung und Verwaltung zurück. Die Namensgebung der Klinik lässt

erneut direkte Rückschlüsse auf die Prägung von Feiereis ziehen: Friedrich

Curtius, der erste internistische Chef am Krankenhaus Ost und Feiereis

ehemaliger Vorgesetzter, wird Namensgeber der psychosomatischen Klinik. Wilke

bemüht sich nach eigenen Angaben, das von Feiereis in Lübeck begründete

Page 62: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

62

Konzept einer internistischen Psychosomatik fortzusetzen. Die Curtius-Klinik habe

dafür in größerem Maßstab alle Voraussetzungen geboten und man könne die

Klinik in Malente als fortgeführtes Erbe betrachten.

W: Feiereis hat das Konzept der Klinik geschrieben, jedoch hat er von

vornerein gesagt, ich will da nicht mehr tätig werden. Er ist dann ab und zu

zu Vorträgen gekommen, hat aber keine offizielle Funktion da gehabt. Das

wollte er auch nicht. Und das habe ich dann gemacht. Aber wir standen in

engem Austausch und ich habe mich da sehr unterstützt gefühlt. Insofern

geht vieles, was Feiereis begonnen hat, da weiter (Jantschek und Wilke

2013: 1077).32

Auch nach der Ruhestandsetzung von Wilke folgt ihm ein weiterer Kollege aus der

Lübecker Tradition als Nachfolger in der Direktion der Curtius-Klinik, Herr Dr. Kurt

Langner. Seit 2015 leitet Frau Dr. med. Silke Kleinschmidt die Klinik als

Chefärztin, mit dem Konzept der integrativen Therapie mit tiefenpsychologischem

Schwerpunkt. Den Geist von Haus 8 habe man bei der Klinik-Gründung 1991 mit

nach Bad Malente genommen, so der ehemalige Chefarzt. Auch Patienten habe

es aufgrund des guten Rufes von Herrn Feiereis von Anfang an gegeben, die

Klinik hätte nie ein leeres Bett gesehen (Jantschek und Wilke 2013: 1067). Ein

Unterschied zwischen der Curtius-Klinik und dem Haus 8 sind die Möglichkeiten

der internistischen Diagnostik und Therapie. Patienten mit schweren

Verlaufsformen der Colitis Ulcerosa beispielsweise können nicht in der Curtius-

Klinik behandelt werden. Doch dieser Unterschied gleicht sich in den

Anfangsjahren durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Haus 8 in Lübeck aus.

In Bad Malente ist das tiefenpsychologische Grundprinzip, das von Feiereis

übernommen wird, auch heute noch existent. Im Rehabilitations-Bereich gibt es

verhaltenstherapeutische Gruppenangebote, die auch von den

Rentenversicherungen eingefordert werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in den

Entspannungsverfahren bei körperlich Kranken, der körperzentrierten Therapie mit

kreativen Anteilen wie Musik und auch Gestalttherapie (Jantschek und Wilke

2013: 1206).

32

Der Wortlaut des Interviews wurde geringfügig der Schriftsprache angepasst.

Page 63: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

63

Nach seiner Emeritierung praktiziert Feiereis weiter. In der Praxis seines

ehemaligen Doktoranten und Assistenten wird er ab 1996 bis zu seinem

Lebensende von Patienten konsultiert. Im April 1997 beantragt Feiereis bei der

Ärztekammer Schleswig-Holstein die Zuerkennung der Bezeichnung „Facharzt für

psychotherapeutische Medizin“, die 1992 nach den Beschlüssen des 95.

Deutschen Ärztetages in Köln in der Weiterbildungsordnung festgelegt worden

war. Nachdem am 16. Oktober 1996 in der neuen Weiterbildungsordnung

zusätzlich festgelegt wurde, dass die Facharztanerkennung mit einer mündlichen

Prüfung verbunden wird, fordert die Ärztekammer Schleswig-Holstein Feiereis

1997 um die Zusendung des Antrages für eine mündliche Prüfung auf. Eine solche

mündliche Prüfung legt der bereits 73-jährige, seit über 40 Jahren tätige Arzt und

ehemalige Klinikdirektor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie nicht

ab.

Am 04.06.1998 verstirbt Feiereis in Aigues-Mortes während einer Reise in

Südfrankreich an den Folgen seiner Erkrankungen Morbus Boeck und der seit den

Kriegsjahren bestehenden Tuberkulose. Die ihm nahegestandenen Zeitzeugen

betonen die Bedeutung des Todeszeitpunktes und -ortes. Der bis zum

Lebensende tätige Arzt und aus einem stark christlich geprägten Elternhaus

stammende Forscher verstirbt in seinem Urlaub in Aigues-Mortes; von hier aus

segelte Ludwig der Heilige zum Sechsten und Siebten Kreuzzug ab (Langner und

Lawrenz 2013: 77).

Zu Feiereis Privatleben, einer Partnerschaft, Ehe oder Familiengründung liegen

keine Informationen vor. Für die Belange der ehemaligen Assistenten und

Kollegen in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, sowie für Forschung

und Arbeit in der Klinik, habe sich Feiereis jedoch stets übermäßig und wie für

eine Familie eingesetzt, so Zeitzeugen.

Page 64: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

64

4. Die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie

4.1 Therapeutische Praxis und Patienten

Der klinische und praktische Alltag einer rein somatischen Medizin beschränkt sich

in Feiereis Augen auf die somatische Diagnostik sowie auf körperorientierte

Therapien. Psychodynamische und psychosoziale Prozesse werden dabei

ausgeblendet und häufig erst nach langer, erfolgloser Behandlung einer

ungeklärten Erkrankung ätiologisch in Betracht gezogen. Um den langen Weg der

Diagnostik und den Leidensweg eines Patienten mit nicht eindeutigen

Beschwerden an somatischen und psychosomatischen Institutionen zu verkürzen,

empfehlt Feiereis daher, möglichst frühzeitig, und zwar im Stadium jeglicher

Erstdiagnostik, der Wechselwirkungen körperlicher und psychodynamisch-

psychosozialer Faktoren von Krankheiten Aufmerksamkeit zu schenken (Feiereis

1989 (2): 373). Auf dieser Empfehlung aufbauend wird an der internistischen Klinik

für Psychosomatik und Psychotherapie daher eine besondere Art von Diagnostik

und Therapie etabliert und praktiziert. Ausgehend und beruhend auf Feiereis

Verständnis von Psychosomatik wird in folgender Ausführung das Augenmerk auf

das konkrete Procedere innerhalb der Klinik und der praktischen Umsetzung und

dem Ablauf in Diagnostik, Therapie sowie dem Setting auf der Station gelegt:

Abbildung 4 Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass

Page 65: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

65

Die Woche in der in Abb. 4 abgebildeten Klinik beginnt auf der Station am

Montagmorgen um 08:00 Uhr mit der Visite. Für Feiereis startet der Arbeitstag

jedoch bereits früher: Nach einem Frühstück im Schwesternwohnheim um 06:00

Uhr beginnt Feiereis um 06:30 Uhr mit dem sogenannten „frühen Patienten“

(Jantschek und Wilke 2013: 869, Müller 2013: 55). Die Zeitzeugen erinnern sich

für den weiteren Tagesablauf an vormittägliche Aufnahmen, Diagnostik, sowie

Punktionen und Organisatorisches und am Nachmittag an Einzeltherapien und

Gruppen. Am Abend finden Supervisionen und Gruppentherapien statt,

durchschnittlich bis etwa 20:00 Uhr. Auch ambulante Patienten nehmen in der

Klinik an Gruppentherapien teil. Der Dienstagabend ist für die Balint-Gruppe

reserviert, der Mittwochnachmittag für eine interdisziplinäre Kasuistik gemeinsam

mit den ärztlichen Kollegen der Klinik für Psychiatrie. In den zweimal wöchentlich

stattfindenden „großen Visiten“ wird sich für jeden Patienten mehr Zeit genommen

als in den üblichen Visiten. Es sei daher keine Seltenheit, wenn diese 30 bis 45

Minuten pro Patient dauerten (Langner und Lawrenz 2013: 392).

Die Arbeit während der Woche ist in der Klinik somit klar strukturiert. Die Sonntage

verbringt Feiereis ebenfalls in der Klinik: In den Kellerräumlichkeiten des Hauses 8

treffe man ihn dann an einem Schreibtisch an, an dem er Forschung,

Veröffentlichungen etc. bearbeitet.

Zusammenfassend erinnern sich die Zeitzeugen und ehemaligen Mitarbeiter an

eine Arbeit in einem produktiven Miteinander. Diese ist besonders und bis heute

geprägt von vielen gemeinsame Reflexionen über die behandelten Patienten

durch beispielsweise Supervisionen (Jantschek und Wilke 2013: 906).

Trotz langer Arbeitstage von morgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr sei die

Arbeitsmotivation sehr hoch gewesen. Dies ist zurückzuführen auf die

Möglichkeiten „zwischendurch mal zu verschnaufen“, einer geringeren

Dokumentationsverpflichtung im Vergleich zu heutigen Standards und der Freiheit

die Dinge zu tun, die Mitarbeiter für die einzelnen Patienten für sinnvoll halten. Die

Ärzte waren nach eigenen Aussagen durch diese selbstbestimmte Art der Arbeit in

der Lage, sich zu entfalten (Jantschek und Wilke 2013: 888). Eine ehemalige

Pflegeschülerin des Hauses 8 erinnert sich zurück an die Nachmittage auf Station,

bei denen es zum Dienstwechsel üblich war, sich mit einem Kaffee und Kuchen für

einige Minuten zusammenzusetzen und sich gemeinsam mit Feiereis und / oder

Page 66: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

66

den Oberärzten auszutauschen. Hier hat das Stationspersonal die Gelegenheit,

sich zu den Krankheiten und Therapien Fragen auszutauschen (Müller 2013: 124).

Auf diese Weise konnte im Haus 8 ein Umfeld mit vergleichsweise familiären

Strukturen entstehen, in dem etwa 30 - 40 junge wie alte Patienten behandelt

werden. Diese sind integriert in eine Rahmenstruktur, gebildet aus Ärzten,

Pflegern, Therapeuten und Psychologen. Dieses positive Klima wird therapeutisch

genutzt und bietet als Mikrokosmos eine gute Ausgangssituation für die Genesung

der Patienten (Jantschek und Wilke 2013: 1190). Auch Feiereis selbst betont als

Voraussetzung für die angebotenen Therapien das Vorhandensein einer

Atmosphäre der Geborgenheit und des Vertrauens. In seinen Augen ist das Team

das tragende Element der Behandlung (Feiereis 1992 (1): 5). Beispielsweise wird

das Bild der familiären Struktur dadurch ergänzt, dass die Schwestern für die

essgestörten Patienten auf Station das Mittagessen täglich eigenständig und frisch

zubereiten (Langner und Lawrenz 2013: 404). Insofern nimmt das gesamte Team

der Klinik eine sehr wichtige Rolle ein und trägt dazu bei, dass das Konzept von

Feiereis in dieser Form funktionieren kann (Langner und Lawrenz 2013: 112,

Müller 2013: 68). Dies schafft er durch enorme Mitarbeiter-Motivation und

imponiert daher rückblickend mit guten Führungsqualitäten.

W: Als ich zum Beispiel anfing, mich mit Imagination zu beschäftigen, war

das noch ein theoretischer Ausgangspunkt. Wir wussten, die Patienten

konnten nicht richtig verbalisieren, sie redeten nicht über Gefühle. Und

dann hat er mich da hingeschickt, „fahren Sie mal dahin“ sagte er und dann

gefiel mir das und dann hab ich das ausgebaut und da hat er mir völlig freie

Hand gelassen. Ich konnte ihn zwar jederzeit um Rat fragen, aber er

erwartete auch, dass man die Dinge in die Hand nahm. Also er nahm einen

nicht an die Hand - überhaupt nicht, sondern gab einem dann ein paar

Möglichkeiten und erwartete dann das man diesen Raum ausfüllte. Da ließ

er sehr viel zu! Denn er war ja auch Methoden-tolerant. Ich hab dann ja

auch Kliniken kennengelernt, da hat der Chef das gemacht und dann

mussten das alle genauso machen. So war Feiereis eben gar nicht, jeder

konnte seinen individuellen Weg finden (Jantschek und Wilke 2013: 916).33

33

Der Wortlaut des Interviews wurde geringfügig der Schriftsprache angepasst.

Page 67: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

67

So hält Feiereis nicht nur für die Patienten individuelle Therapiekonzepte, sondern

auch für die Mitarbeiter in der Klinik individuelle Aufgaben bereit und erkennt jeder

Person ihre Wichtigkeit an. Bei den von Feiereis jährlich durchgeführten

Weihnachtsfeiern in der Schiffergesellschaft in Lübeck wird beispielsweise jeder

einzelne Mitarbeiter der Klinik eingeladen und beschenkt, von der Pflegeschülerin

über die Putzkräfte bis zu den Oberärzten. Er war nach Angaben der ehemaligen

Mitarbeiter in der Lage gewesen, die Möglichkeiten seiner Kollegen feinsinnig

einzuschätzen und diese zu fördern, ohne jegliche Aufdringlichkeit. Er lasse den

Assistenten genug Raum und Freiheiten für eigene Ideen und bietet seine

Unterstützung bei der Herausarbeitung neuer Techniken. So ist es möglich, ein

motiviertes Ärzteteam zusammenzuhalten, in dem auch damals moderne

Therapiemethoden Fuß fassen können.

W: Kennzeichnend dieser Station war sicher, dass die internistische

Betreuung, zum Beispiel der Colitis-Patienten, dem damaligen

internistischen Stand der Wissenschaft entsprach und zugleich und additiv

eine Psychotherapie angeboten hat, die aber supportiv gefärbt war, also

unterstützend, ausgerichtet auf Entspannungstherapien, Musiktherapie

oder körperzentrierter Arbeit, die woanders erst später gekommen ist, also

da waren wir fortschrittlich (Jantschek und Wilke 2013: 59).34

Zeitzeugen berichten weiter von einer gewissen Experimentierfreudigkeit seitens

Feiereis (Langner und Lawrenz 2013: 343, Jantschek und Wilke 2013: 61).

Dadurch können sich beispielsweise körperzentrierte Musiktherapie oder

Tanztherapie zu einem festen Bestandteil in der Klinik und im Therapieprogramm

der Patienten etablieren, was an anderen Kliniken erst zu späteren Zeitpunkten

eingeführt wird. Gepaart mit der Toleranz und dem Interesse gegenüber neuen

Methoden und ohne das Ziel, eigene Vorlieben durchzusetzen, macht er es somit

den Mitarbeitern in der Klinik möglich, neue Therapien zu entwickeln oder

einzuführen. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist damit vorprogrammiert. Dies

begründet sich aber nicht allein durch die Freiheiten, die er ihnen gewährt,

34

Der Wortlaut des Interviews wurde geringfügig der Schriftsprache angepasst.

Page 68: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

68

sondern auch durch deren Anerkennung. Die Art und Weise, wie er in der

Monographie „Diagnostik und Therapie der Magersucht und Bulimie“ die Arbeit der

Krankenschwestern beschreibt, ergänzt Feiereis Ansichten zu seinem Team: In ihr

sieht Feiereis eine Brückenfunktion in dem Therapiekonzept, die durch den

häufigen und direkten Kontakt mit dem Patienten eine „unentbehrliche Hilfe“

darstellt. Die Krankenschwester nehme im übertragenen Sinne die Rolle des

„guten Objektes“ ein, welche während der Mobilisierung innerer Konflikte eine

Stütze für den Patienten darstelle. Feiereis sieht die Erfahrungen der

Krankenschwestern mit dem Patienten und ihre Einbeziehung in die klinische

Balint-Gruppe auch deshalb als wichtig an, da die Patienten in sie das weibliche,

geschwisterliche oder mütterliche Bild projizieren können und so Konflikte

mobilisiert werden.35 In der Abbildung 5 ist Feiereis abgebildet während eines

Gespräches mit einer Krankenschwester.

Abbildung 5 Herr Prof. Feiereis und Schwester Lilly, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass

35 Michael Balint, Arzt und Psychoanalytiker, (1896 – 1970) entwickelt 1949 mit seiner Frau Enid Balint das

Konzept der sogenannten Balintgruppen. 1950 entsteht die erste Gruppe mit praktischen Ärzten als „A

Discussion Group Seminar on Psychological Problems in General Practice“. Der Gedanke hinter der meist

aus circa 10 Ärzten bestehenden und von einem Supervisor geleiteten Gruppe, dient der Reflexion und dem

Eingehen auf die Arzt-Patienten-Beziehung.

Page 69: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

69

Feiereis spricht sich eindeutig gegen eine Medizin basierend auf einen Körper-

Geist-Dualismus aus. Die Umsetzung dessen beginnt für ihn daher mit einer

individualisierenden und strukturierten „Stufendiagnostik“, welche auf 1.

Anamnese, 2. körperliche Untersuchung, 3. Erhebung des psychischen und

sozialen Status, 4. physikalischer und chemischer Basisdiagnostik und 5.

spezielleren Untersuchungsverfahren beruht (Feiereis 1985: 295). Parallel zu

diesen fünf Schritten erfolgt das adäquate diagnostische Gespräch, welches sich

aus zwei Teilen zusammensetzt. Zum einen der Erklärung, weshalb der jeweilige

diagnostische Teil geschieht, und zum anderen der Information über das Ergebnis

und seinen Wert in der Gesamtdiagnostik.

Am Anfang aller Therapie steht das Gespräch. Hierzu gehören Zeit,

Einfühlungsvermögen und Ausgewogenheit, um die notwendigen

Informationen über erforderliche Untersuchungen und ihre Ergebnisse zu

vermitteln und dabei Fehler zu vermeiden, z. B. falsche, unbedachte oder

mißverständliche Deutungen zu geben, die den Patienten mit

medizinischem Halbwissen anreichern und ihm womöglich schaden,

jedenfalls ihm nichts nützen (Feiereis o.J. (2): 4).

Ebenso wie bei der genannten Aufklärung über Untersuchungsplan, -stand und -

ergebnis, müssen bei Anamnese und bei der Erfragung des psychischen und

sozialen Status folgende Fehler vermieden werden: Zeitmangel, Empathie-defizit

und Flüchtigkeit. Auf der anderen Seite dürfen jedoch bei den physikalisch-

chemischen-Basisuntersuchungen, wie zum Beispiel einer Blutbild-Diagnostik,

ebenso keine Alibidiagnostik, Wiederholungszwang, Überdiagnostik oder

Überinterpretation stattfinden. Nach diesem Konzept der Stufendiagnostik nach

Feiereis wurden innerhalb der Jahre 1965 – 1985 etwa 15.000 stationäre und

25.000 ambulante Patienten behandelt. Durch eine Kasuistik versuchte Feiereis

sein Stufenmodell wie folgt zu erklären:

Als Beispiel der Alibidiagnostik mit mangelhafter kollegialer Kooperation

ebenso wie der Überdiagnostik sei eine 23-jährige Philologie Studentin

angeführt. Sie kam wegen rezidivierender Durchfälle mit Schleim-, aber

Page 70: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

70

ohne Blutbeimengung im August 1981 stationär zu uns. Sie hatte

anamnestisch 5 Jahre vorher eine anorektische Phase, unter der sie von

53kg auf 34 kg abgenommen hatte. Ein Jahr lang bestand eine Amenorrhö.

Sie klagte ferner über ein zeitweilig auftretendes Herzjagen und über

Extraschläge nach reichlichem Kaffee- und Teegenuß. Bei unserer

Untersuchung fand sich kein Hinweis auf einen organischen Darmprozeß,

so daß wir in Verbindung mit der Anamnese und den übrigen Befunden ein

Colon irritabile annahmen und die Patientin kombiniert

entspannungspsychotherapeutisch behandelten. Im EKG bestand eine sehr

kurze PQ-Zeit mit angedeuteter Deltakonfiguration der QRS-Gruppe,

besonders in Abl. V2 als Hinweis auf ein rudimentäres WPW-Syndrom, mit

dem die angegebene Neigung zu anfallsartig auftretendem Herzrasen

zusammenhängen könnte. Im Langzeit-EKG fanden sich morgens und

nachmittags leichte tachykarde Phasen bis 120/min., gelegentlich

supraventrikuläre Extrasystolen. Laborwerte einschließlich

Schilddrüsendiagnostik ohne krankhaften Befund.

Die Neigung zu funktionellen und psychischen Gesundheitsstörungen

(Magersuchtphase; anfallsweise Herzrasen; Extrasystolie; Colon irritabile)

stand in enger Beziehung zu internalisierten Beziehungskonflikten bei

narzißtischer Persönlichkeitsstruktur mit hohem Leistungsanspruch und

andererseits großen Versagensängsten und Selbstunsicherheit.

Nach zweiwöchigem stationären Aufenthalt wurde die Psychotherapie

ambulant fortgesetzt. In deren Verlaufe berichtete uns die Patientin eines

Tages, daß sie vom Hausarzt in eine kardiologische Spezialklinik geschickt

worden sei. Hier habe man neben Belastungsuntersuchungen und der

Wiederholung des Langzeit-EKG das Herz echokardiographisch analysiert

und einen klinischen Aufenthalt zur Untersuchung des His-Bündel-EKG und

zur programmierten Vorhofstimulation vorgeschlagen. Man habe weiterhin

an eine „Einstellung auf ein geeignetes Antiarrhythmikum zur Prophylaxe

der paroxysmalen Tachykardie“ gedacht.

Die Patientin kam mit diesem Bescheid verunsichert zu uns, der Hausarzt

hätte geäußert, vom EKG verstünden wir nichts. Die kardiologische Klinik

ihrerseits gab sich überrascht, daß wir einen Durchschlag ihres Berichtes

Page 71: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

71

erbaten; es sei die Bemerkung gefallen, „glauben die uns nicht?“. Uns

gegenüber bemerkte die Patientin kritisch, daß wir mit ihr nicht genau

genug über unsere Beurteilung des Herzens gesprochen hätten, sondern

uns überwiegend dem Einweisungsgrund, nämlich der Darmsymptomatik

und deren Genese sowie Therapie, zugewandt hätten. Auf der Stufe der

Basisuntersuchung hatte also das diagnostische Gespräch nicht sorgfältig

genug stattgefunden, obwohl Zeit genug dafür gewesen wäre.

Der vorliegende Auszug soll nicht nur als ein Erklärungsmodell für das vorgestellte

Stufenmodell dienen, auch wenn er natürlich ein Beispiel für die in der Klinik für

Psychosomatik durchgeführte Diagnostik ist, sondern er soll auch die

selbstkritische Haltung Feiereis hervorheben.

Ab 1974 ist Feiereis als Klinikdirektor für den Therapiekatalog verantwortlich und

so etablieren sich, neben der dargestellten Diagnostik, bis zu seinem Ausscheiden

neue Therapieformen oder werden als fester Bestandteil in den Klinikalltag

aufgenommen. Die internistische Klinik stellt ein großes Repertoire an

Behandlungsmöglichkeiten für die verschiedenen Patienten bereit. Es entwickeln

sich im Laufe der Zeit neue Konzepte und die Erfolge werden in Studien evaluiert.

Wie beschrieben, lässt Feiereis seinen Assistenten dabei genug Raum und

Freiheiten für eigene Ideen und bietet seine Unterstützung bei der

Herausarbeitung neuer Techniken an, wie beispielsweise dem katathymen

Bilderleben, worauf ich später noch eingehen möchte. In der Klinik definiert Hubert

Feiereis die drei Grundsätze des Therapiekonzeptes wie folgt:

1. Auf den Kranken und seine Krankheit individuell abgestimmte

Therapiemaßnahmen.

2. Gleichzeitiger Beginn der somatischen Therapie und der Psychotherapie.

3. Modifikation der Behandlung, je nach Indikation und Krankheitsverlauf

(Feiereis und Saller 1995: 368).

Aus diesen drei Basispunkten und der Ansiedlung der Psychosomatik in der

Inneren Medizin entsteht die „kombinierte psychosomatischen Therapie“, die sich

aus folgenden Elementen zusammensetzt:

Page 72: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

72

1. Die vom Patienten und Arzt geführten Gespräche, bestehend aus der

psychosozialen, biographisch orientierten Anamnese, dem diagnostisch-

therapeutischen Gespräch und der tiefenpsychologisch fundierten

Einzeltherapie

2. Weitere: Gruppenpsychotherapie, Familientherapie, körperorientierte

Selbsterfahrung, assoziative Maltherapie und Musiktherapie

3. Körperbezogene Therapieformen: Entspannungstherapie und

Krankengymnastische Übungstherapie

4. Gestaltungstherapie (Tonarbeit, Seidenmalerei, Werkarbeit)

5. Ernährungstherapie und medikamentöse Therapie

Nach einer ausführlichen psychosozialen und biographisch orientierten Anamnese

(s. oben) steht zu Beginn der Therapie das diagnostisch-therapeutische Gespräch,

zur Klärung offener Fragen zur Behandlung (Form, Inhalt und Dauer etc.) und

Lösung sozialmedizinischer Schwierigkeiten, wie Unterbrechung der Lehre oder

gefährdeter Arbeitsplatz. Da dieses Gespräch in Feiereis Augen bereits für einige

Patienten eine Erleichterung bedeutet, wird es als „diagnostisch-therapeutisches“

Gespräch bezeichnet. Besonders wichtig hierbei sei es, eine tragfähige Arzt-

Patient-Beziehung aufzubauen, denn nur so können die Patienten für ein

therapeutisches Bündnis und nicht für ein „angstbesetztes Wagnis“ gewonnen

werden. Dem folgt das Überprüfen der Indikationen für die einzelnen Therapien,

was körperliche und psychotherapeutische Verfahren gleichermaßen

berücksichtigt und kombiniert. Feiereis betont in seinem Beitrag „Psychotherapie

in der psychosomatischen Medizin: Wege – Irrwege – Widerstände“ die

Bedeutung der anschließenden „verbalen tiefenpsychologisch fundierten und

konfliktzentrierten Einzeltherapie“ als den wichtigsten Bestandteil im Konzept der

Klinik und die wichtigste Therapieform bei psychosomatisch Kranken im

Allgemeinen. Dreimal in der Woche finden in der Klinik diese Einzelgespräche

statt. Auch wenn der Fokus somit auf der verbalen, tiefenpsychologisch fundierten

Einzelbehandlung liegt, ist bemerkenswert, dass Feiereis klinisch-praktisch

ebenfalls die aus einer anderen Schule stammende Therapieform der

Page 73: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

73

Verhaltenstherapie praktiziert und in seiner Monographie zu den Essstörungen

detailliert beschreibt (Feiereis 1989 (1): 120).36 37

L: (…) im Haus 8 unter Feiereis haben wir als tiefenpsychologisch fundierte

Klinik von Anfang an auch Verhaltenstherapeuten eingestellt und in die

Therapie integriert, sodass z.B. Borderline Patienten tiefenpsychologisch

behandelt wurden und gleichzeitig in der verhaltenstherapeutischen DBT

Gruppe waren (Langner und Lawrenz 2013: 298).38

Feiereis ist als Klinikdirektor bezüglich dieser damals modernen Therapieformen

tolerant und baut sie von Anfang an in das Therapiekonzept der Klinik mit ein

(Langner und Lawrenz 2013: 298). Daneben werden psychosoziale Aspekte

ebenfalls von Anfang an in die Therapien einbezogen. Als Beispiel kann ein

familiärer Konflikt herangezogen werden, von dem man annimmt, dass er die

Chronifizierung der Krankheit negativ beeinflusst. Wird dies in der biographischen

Anamnese bestätigt, wird frühzeitig die Familie kontaktiert und in die Therapien

einbezogen. Die Möglichkeit der Familientherapie soll dabei Raum zur

Verbesserung des familiären Systems bieten (Jantschek und Wilke 2013: 145).

Unter der körperorientierten Selbsterfahrung werden „konzentrative

Bewegungstherapie“ und Tanztherapie zusammengefasst. Über diese nonverbale 36 In der Monographie „Diagnostik und Therapie der Magersucht und Bulimie“ stellt Feiereis detailliert die

Praktiken der Verhaltenstherapie bei Essgestörten vor. Dazu zählen, ähnlich wie heute, direkte therapeutische

Hilfen: 1. Zunächst Ausschaltung aller Einflüsse von außen (Besuchs-, Brief- und Telefonverbot) 2.

Vereinbarung qualitativ und quantitativ verbindlicher Mahlzeiten; „Stimuluseinengung“, operantes

Konditionieren mit positiver oder negativer Verstärkung 3. Selbstkontrolle (kognitiv und emotional) von Essen

und Erbrechen durch Tagebuch und andere Techniken 4. Kontrolle auslösender Reize 5. Übungen zur

differenzierten Wahrnehmung und Aufbau alternativen und sozial erwünschten Verhaltens z. B. Einkauf von

Lebensmitteln, gemeinsame Restaurantbesuche. Indirekte therapeutische Möglichkeiten: 1.

Selbstsicherheitstraining z. B. Steigerung des Durchsetzungsvermögens und Abbau von

Minderwertigkeitsgefühlen 2. Förderung der Kontakte 3. Beschäftigung mit der Identität der Frau 4.

Ausschaltung irrationaler Vorstellungen über Nahrungsmittel, Gewicht, Aussehen.

37 Die in der heutigen Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Lübeck angewandte Form der Therapie

der Essstörungen lehnt sich hingegen vollständig an die Verhaltenstherapie an.

38 Der Wortlaut des Interviews wurde geringfügig der Schriftsprache angepasst.

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74

Psychotherapieform sollen Patienten ihr gestörtes Körperbild besser wahrnehmen

und korrigieren (Feiereis 1989 (1): 131).39 Daneben soll über die Tanztherapie

Heilung über die Bewegung angestoßen werden. Ein- bis zweimal wöchentlich á

60-90 Minuten können die Patienten, frei von technischen Vorschriften und

festgelegten tänzerischen Formen, Leib und Seele bzw. Gefühl und Körperlichkeit

versuchen zu integrieren. Das Bewegungsverhalten in der Tanztherapie ist in

Studien untersucht und die festgestellten Veränderungen des

Bewegungsverhaltens sind mit Erfolgskriterien anderer Therapien, wie z. B. der

Steigerung des Selbstbewusstseins, als vereinbar beschrieben worden. Damit

sollen, laut Feiereis, die körperbezogenen Therapieformen gerade für die

zunächst auf das körperliche Symptom eingeengten Patienten den Zugang für die

verbale Psychotherapie öffnen und sie gleichzeitig ergänzen. Außerdem bestehen

auch Grenzen der sprachlichen psychotherapeutischen Verfahren und damit die

Notwendigkeit, nach anderen Zugängen zu suchen, um Widerstände zu

überwinden und die begrenzte psychotherapeutische Zeit bestmöglich

auszunutzen (Feiereis 1992 (2): 1).40 Neben themenzentrierten

Gruppentherapien, wie der Musiktherapie, sollen gestalterische Verfahren wie die

Kunsttherapie als weitere Möglichkeit den nonverbalen Zugang zu „innerseelisch

Erlebtem“ bieten. Die assoziative Maltherapie etabliert sich an der Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie als eine Methode, die durch

Veranschaulichung von Empfindungen, Stimmungen und Spannungen als

wertvoller Bestandteil in die sprachliche Einzeltherapie integriert wird. Auf Abb. 6.

lässt sich ein solches Produkt der assoziativen Maltherapie erkennen.

39 Die konzentrative Bewegungstherapie stellt eine nonverbale, an die psychoanalytische Therapie

anlehnende Form von körperorientierter Therapien dar: der Patient soll im Spiel seinen Körper wahrnehmen

und mit den Mitpatienten konfrontiert werden, wenn er das möchte. Erfahrungen wie „jedes Spiel ist

langweilig“ oder „ich bin ausgeschlossen“ können an frühe Kindheitserlebnisse erinnern und intrapsychische

Konflikte aktualisieren, die noch nicht verbalisationsfähig sind.

40 Nicht publiziertes, schreibmaschinenverfasstes Transkript mit dem Titel: „Eßstörungen im Bild,

Psychodynamik und Konflikte in der assoziativen Maltherapie, Donnerstag, 30.4.1992, Lindau“.

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75

Abbildung 6 Assoziative Maltherapie, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass

Feiereis bezeichnet die Maltherapie als einen unentbehrlichen Bestandteil der

kombinierten Therapie der Klinik. Ein- bis zweimal wöchentlich nehmen die

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76

Patienten an offenen, unstrukturierten Malgruppen teil. Hier kommt es weder auf

die Malfähigkeiten an, noch auf bestimmte Themen oder Materialien. Es soll

gemalt werden, was in den Sinn kommt, ob Gegenständliches oder Abstraktes. So

gelingt es Patienten, denen es schwer fiel Empfundenes oder Erlebtes

auszusprechen, Stimmungen oder chronifizierte Konflikte wahrzunehmen, diese

mit Stift, Pinsel oder Farbe darzustellen und sie so „bewusst“ zu machen. Im

zweiten Schritt werden diese Bilder von den Patienten nach dem Malen mit einem

Kommentar versehen, der die Gedanken und Assoziationen, sowie

augenblickliche Stimmungen und Stimmungsschwankungen oder aber

Erinnerungen während des kreativen Prozesses beschreibt. Die Bilder werden im

dritten Teil in die Einzeltherapie integriert. Sie stellen in Feiereis Augen ein

„therapeutisches Agens von hoher, manchmal auch höchster Qualität“ dar. Neben

dem therapeutischen Effekt in der Einzeltherapie ist für viele Patienten auch die

Entlastung oder die unerwartete Kreativität ein Erlebnis und hat somit

therapeutische Rückwirkung. In folgender Abbildung 7 ist ein Gemälde eines

Patienten zu erkennen, welches in der Maltherapie entstanden ist.

Abbildung 7 Gemälde eines Patienten, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass

An der Klinik werden außerdem drei verschiedene Gestaltungstherapieformen

angeboten, die alle die Idee verfolgen, die Aufmerksamkeit des Patienten von sich

Page 77: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

77

weg, hin zu einem Objekt zu lenken. Dazu gehören Werktherapie (einmal

wöchentlich für 3 Stunden), mit der Gestaltung verschiedener Materialien sowie

Seidenmalerei (ebenfalls einmal wöchentlich) als Alternative zur Arbeit mit Ton.

Auch hier sollen Empfindungen und Konflikte wortlos zum Ausdruck kommen.

Zahlreiche Original-Werke sowie Dias der angefertigten Gemälde oder Ton-

Plastiken, wie auf den Abbildungen 8 und 9 beispielhaft zu erkennen, sind bis vor

wenigen Jahren in den Kellerräumlichkeiten des Hauses 8 aufbewahrt worden. Sie

stellen ein Zeugnis für die integrative kombinierte psychosomatische Therapie

unter Feiereis dar.

Abbildung 8 Tonplastik eines Patienten, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass

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Abbildung 9 Tonplastik, Juli 1988, aus dem Nachlass

Zu den Entspannungstherapien, als Bestandteil der körperbezogenen

Therapieformen an der Klinik, zählen das autogene Training, die progressive

Muskelrelaxation und die Einzelentspannung. Das autogene Training wird in 10 -

20 großen Patientengruppen für Anfänger und Fortgeschrittene täglich geübt und

soll für den Patienten die Funktion haben, eine aktive Einflussnahme auf seinen

Körper und dessen Erkrankung zu gewinnen, darüber hinaus die Möglichkeit tiefer

Entspannung mit ihren körperlichen und psychischen Auswirkungen zu erfahren

und einen therapeutischen Effekt auf die gestörte Funktion und die veränderte

morphologische Struktur zu bahnen. Die progressive Muskelrelaxation ist von E.

Jacobson entwickelt worden und wird den Patienten an der Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie täglich angeboten. Auch die physiologischen

Veränderungen während des autogenen Trainings und der progressiven

Relaxation werden experimentell untersucht, um so objektive Aussagen möglich

zu machen (Feiereis 1989 (1): 126).

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79

Ernährungstherapie und medikamentöse Therapie runden die kombinierte

psychosomatische Therapie nach dem Konzept von Feiereis in der Klinik ab und

sind Teil der standardisierten internistischen Therapie. So werden Patienten im

akuten Schub einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung ebenso mit Kortison

behandelt, wie eine Anorexie-Patientin bei Motilitätsstörungen des Magen-

Darmtraktes symptomatisch nach den üblichen Standards medikamentös

behandelt wird.

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80

4.2. Die Behandlung der chronisch entzündlichen Dar merkrankungen

In einem der vorangegangen Kapitel zu Forschung und Veröffentlichungen von

Feiereis wurden bereits die thematischen Schwerpunkte der Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie aufgezeigt. Im Folgenden möchte ich

untersuchen, welche Patienten während der Zeit, in der Feiereis an der Klinik tätig

ist, behandelt wurden. An erster Stelle sollen die Patienten mit den chronisch

entzündlichen Darmerkrankungen Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn genannt

werden. In den Forschungsberichten von 1974 wurde von Enteritis regionalis

Crohn oder Enteritis regionalis granulomatosa anstelle der heutigen Bezeichnung

der Krankheit „Morbus Crohn“ gesprochen. Auch wenn die gleiche Erkrankung

gemeint ist, wird zur damaligen Zeit eine andere Nomenklatur verwendet.

Aufgrund der schwerpunktmäßig behandelten chronisch entzündlichen

Darmerkrankungen genießt Feiereis einen überregionalen Ruf. Daneben zählen

Magersucht, Bulimie, Asthma bronchiale und organneurotische Erkrankungen zu

den Schwerpunkten der Klinik. Abgesehen von ambulanten Patienten, welche zur

Untersuchung, Beratung oder Therapie in die Sprechstunde und Poliklinik

kommen, ist das Bild auf der damaligen Station geprägt von akut kranken

Patienten: Neben Anorexie-Patienten mit einem body mass index kleiner 13, was

starkem Untergewicht entspricht, finden sich Patienten im akuten Schub von

CED41, im Zustand nach kürzlich stattgehabter Operation oder nach längerer Zeit

unbefriedigend verlaufener konservativer Therapie in stationärer Behandlung. Dies

lässt sich durch die Tatsache erklären, dass die psychosomatische Station zu

Zeiten Feiereis eine internistische ist und somit über Akutbetten verfügt. In der

Gegenwart hingegen sind die in der Psychosomatik in Lübeck behandelten

Patienten meist zu Fuß mobil und somit in der Lage, sich frei auf Station und dem

Campus zu bewegen, und Patienten in vitalgefährdenden Erkrankungsstadien

werden auf der Intensivstation versorgt. Die damalige Behandlung der an den

genannten Krankheiten leidenden Patienten ist jedoch nicht auf das Haus 8, die

Klinik für Psychosomatik, beschränkt. So liegen auch auf anderen Stationen, wie

beispielsweise der damaligen Station 3 (Privatstation), aber auch fach-fremden

41 Abkürzung für chronisch entzündliche Darmerkrankung, wie z. B. Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn

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81

Stationen wie z. B. Hals-Nasen-Ohren-Abteilungen, Patienten, welche von

Feiereis und dessen Team psychosomatisch versorgt werden; die Behandlung ist

zum einen internistisch, zum anderen psychotherapeutisch/psychosomatisch. Die

Kurven der durch Feiereis psychosomatisch behandelten Patienten sind daran zu

erkennen, dass an ihren Akten ein grüner Reiter befestigt ist. Kollegen aus

fachfremden Bereichen bezeichneten dies scherzhaft als „die grüne Pest“, so ein

Interviewpartner (Langner und Lawrenz 2013: 201).

Ich möchte mich in meiner Betrachtung zunächst genauer auf die chronisch

entzündlichen Darmerkrankungen konzentrieren. Anschließend werde ich die

Erkrankung der Essstörungen untersuchen, da es sich dabei um die einzige

Erkrankung handelt, die noch in der Gegenwart, schwerpunktmäßig an der „Klinik

für Psychosomatik und Psychotherapie“ des ZIP Lübeck behandelt werden.

Auch wenn es sich bei den Erkrankungen Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn um

zwei unterschiedliche Leiden handelt, möchte ich, nach einer kurzen Definition

und im Kontext der internistisch psychosomatischen Behandlung durch Feiereis,

eine einheitliche Darstellung insbesondere hinsichtlich der Diagnostik und

Therapie in der Klinik für Psychosomatik durchführen. Auch Feiereis selbst

widmete sich selbstverständlich spezifisch der jeweiligen Erkrankung, doch

insbesondere das Therapie-Prinzip der chronisch entzündlichen

Darmerkrankungen untersucht er meist einheitlich. Die heutigen Lehrbücher

betrachten die beiden Erkrankungen ebenfalls gemeinsam und in

differentialdiagnostischem Kontext, da ihnen eine chronische Entzündung der

Dickdarmschleimhaut gemeinsam ist.

Bei der Colitis ulcerosa handelt es sich um eine meist in Schüben verlaufende

Entzündung der Dickdarmschleimhaut, die sich vom Rektum ausgehend

kontinuierlich nach proximal ausdehnt (Reimer et al. 2007: 404). Morbus Crohn

(Enteritis regionalis, Illeitis terminalis) hingegen wird als eine unspezifische,

granulomatöse, entzündliche Erkrankung v. a. im Bereich der letzten

Illeumschlinge definiert. Diese Krankheit kann sich diskontinuierlich auf den

gesamten Verdauungstrakt, also auch Magen, Speiseröhre und Mundhöhle

ausdehnen (Reimer et al. 2007: 406).

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82

Colitis Ulcerosa ist von Beginn an in der Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie das Hauptforschungsthema von Feiereis, womit er die Arbeit von

Professor Curtius weiterführt:

Die Zusammenhänge bei der Manifestation der Krankheit oder der

Auslösung eines Schubes führten dazu, daß Curtius 1933 zum ersten Mal

bei einem schwerkranken Patienten mit einer Colitis ulcerosa, in Anbetracht

der hoffnungslosen Heilerfolge und des seelischen Verhaltens nach

mehrfacher gründlicher Exploration und entsprechender Aufklärung des

Patienten mit der Tiefenentspannungsbehandlung begann (Feiereis 1992

(1): 3).

Auf eine für 1933 in Deutschland unüblichen Art und Weise und zwar mittels

Hypnose und autogenem Training gelingt Curtius die „Heilung“ bzw. Linderung der

Erkrankung eines Patienten (Feiereis 1992 (1): 4). In seiner ersten

Veröffentlichung zur Colitis Ulcerosa schildert Curtius die bis dato schwierige

Behandlung eines Colitis ulcerosa gravis Patienten. Die Sterblichkeit bei dieser

Krankheit beträgt zur damaligen Zeit 50%.

Das Krankheitsbild zeigt zwar offenbar auch unter dem Einfluß der

gewöhnlichen klinischen Behandlung deutliche Remissionen, jedoch gelingt

es nicht, der Krankheit Herr zu werden, so daß der Patient als zeitlicher

Invalide aus der Klinik entlassen werden soll. Durch die

Entspannungsbehandlung kommt es in wenigen Wochen zu praktischer

Heilung, worauf der Patient berufsfähig entlassen wird. Ein erster, mäßig

starker, die Arbeitsfähigkeit jedoch kaum beeinträchtigender Rückfall steht

in klarem zeitlichen Zusammenhang mit dem drohenden Entzug der

Invalidenrente, so daß die Annahme sehr naheliegt, daß mehr oder weniger

unbewußte Tendenzen des Patienten, die Krankheit länger zu

konservieren, hier eine pathogenetische Rolle gespielt haben. Diese

Vermutung wird bestärkt durch die überraschend schnelle und nachhaltige

Reaktion auf die Entspannungstherapie. Im weiteren Verlauf tritt eine

Page 83: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

83

völlige Konsolidierung ein; der Patient ist ununterbrochen arbeitsfähig,

Katamnese über 10 Jahre hinweg. (Feiereis 1992 (1): 4)

Dies mag nur eines der Beispiele für den Therapie-Erfolg sein, den Curtius mit

seinen neuen Therapie-Verfahren erzielt. Aus heutiger Sicht lässt sich der

Evidenzgrad dieser Studie oder vielmehr des Fallbeispiels nicht vollständig

nachvollziehen. Dennoch führt Curtius eine neue Dimension in die Behandlung

eines Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung ein. In einem

Interview mit Focus MHL nennt Feiereis Curtius den ersten Arzt, der Patienten mit

Colitis Ulcerosa neben somatischen auch mit psychotherapeutischen Verfahren

behandelt (Feiereis o.J. (1): 5).42 In der Tat veröffentlicht Franz Alexander (1891-

1964) erst 1950 den Katalog der Holy Seven, zu denen auch die Colitis Ulcerosa

zählt. Curtius Therapieerfolge haben zur Folge, dass zunehmend Colitis Ulcerosa-

(und später Morbus Crohn-) Kranke in die Klinik überwiesen werden, welche ihre

medikamentöse Therapie erweitern und ergänzen wollen. Die Aufzeichnungen zu

Patienten mit Colitis Ulcerosa in Lübeck reichen zurück bis 1948. Im Zeitraum von

1948 bis 1991 werden 2200 an Colitis Ulcerosa erkrankte Patienten behandelt. Im

Zeitraum von 1962 bis 1992 werden 858 Patienten mit der Diagnose Morbus

Crohn behandelt, wobei die Zeiträume den in den vorliegenden Statistiken

entsprechen. Feiereis Aufzeichnungen dokumentieren genau, woher die Patienten

kommen, wann der Erkrankungsbeginn war und in welchem Alter die Patienten

sind, sowie welcher Teil des Gastrointestinal-Traktes befallen ist, welche

Komplikationen auftreten und welche Antikörper in der Dickdarmschleimhaut

nachgewiesen werden können. So kommen von den 858 Patienten mit der

Diagnose Morbus Crohn 19% aus Lübeck, 81%, also 697 Patienten, kommen von

außerhalb. Hiervon wiederum 50% aus Schleswig-Holstein und 31% aus anderen

Bundesländern. Ähnlich sieht es bei den Colitis Ulcerosa Patienten aus: 28% der

von 1948 bis 1992 behandelten Patienten stammen aus Lübeck und 72% von

außerhalb. Diese Verhältnisse stehen eindrücklich für den überregionalen Ruf,

den die Klinik für Psychosomatik in Bezug auf die Behandlung der Patienten mit

chronisch entzündlichen Darmerkrankungen genießt.

42 Schreibmaschinenverfasstes Dokument aus dem Nachlass Feiereis, mit dem Titel „Das Interview“, Focus

MHL, Zeitpunkt unbekannt.

Page 84: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

84

Feiereis Aussagen bezüglich der Ursache der Erkrankungen sind jedoch

widersprüchlich. Betont er an einer Stelle die ungeklärte Ätiologie des

Krankheitsbildes (Feiereis 1984 (2): 407) und dementiert spezifische

Persönlichkeitsstrukturen oder spezifische Konflikte, die den Patienten mit Colitis

Ulcerosa und Morbus Crohn kennzeichnen, (Feiereis 1993: 91) so diskutiert er an

anderer Stelle den „pluriradikulären Entstehungsgrund“ von psychosomatischen

Krankheiten sowie psychopathologische Merkmale als Krankheitsursache oder

Krankheitsauslöser. Die Annahme, dass sich Feiereis Meinung während der Jahre

verändert und sich an den damals aktuellen Wissenschaftsstand annähert, liegt

zwar nahe, jedoch findet sich in einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1993 noch

immer keine gerade Linie: Auf der einen Seite diskutiert er prämorbide

Persönlichkeitsstrukturen und zählt Ergebnisse von psycho-biographischen und

testpsychologischen Untersuchungen zu prämorbiden Strukturen bei Morbus

Crohn Patienten auf. Hierzu werden standardisierte testpsychologische Verfahren

wie Becks-Depressions-Inventar (BDI), State-Trait Angstinventar (STAI-G X2),

Psychischer und Sozialkommunikativer Befund (PSKB) sowie Fragebogen zur

Lebenszufriedenheit (LEZU) durchgeführt, die zu Ergebnissen wie „vordergründige

Selbstsicherheit bei pseudounabhängigem Verhalten, oder „die passive und

abhängigkeitsbetonte Grundhaltung“ der Colitis Ulcerosa-Patienten führen

(Feiereis et al. 1995: 10).

Häufig finden sich Abhängigkeits- und Trennungskonflikte sowie schwere

Kränkungen mit Selbstwertkrisen, d. h. die Manifestation oder ein Schub

der Krankheit zeigt bei einer überzufälligen Anzahl der Patienten eine enge

zeitliche Verbindung zu konflikthaft erlebter Abhängigkeit und Trennung von

einer nahen Bezugsperson (Feiereis 1984 (2): 408).

Auf der anderen Seite dementiert er bereits Gesagtes und gibt an, dass nach dem

gegenwärtigen Forschungsstand weder eine spezifische Persönlichkeitsstruktur

noch ein spezifischer Konflikt die Patienten kennzeichnet (Feiereis 1993: 91). Es

wird daher nicht deutlich, welche Position Feiereis bezüglich der Ätiologie

psychosomatischer Krankheiten und im Speziellen der chronisch entzündlichen

Darmerkrankungen bezieht.

Page 85: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

85

Unabhängig davon zählen seine Untersuchungen jedoch zur historischen

Entwicklung der Erforschung der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die

bereits oben erwähnten psycho-biographischen und testpsychologischen

Untersuchungen zählen in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie zur

ergänzenden Diagnostik. Daneben werden übliche internistische und

radiologische Maßnahmen, wie Laboruntersuchungen, Endoskopien oder

Röntgenaufnahmen durchgeführt. An dieser Stelle sei daher betont, dass der

Internist Feiereis nicht nur psychotherapeutische Diagnostik durchführte, sondern

auch standardisierte internistische Diagnostik. So veröffentlicht Feiereis 1983 in

seiner Zeitschrift „internistische praxis“, erschienen im Hans Marseille Verlag,

gemeinsam mit Prof. Dr. med. Michael Otte, Klinik für Innere Medizin der MHL,

einen rein somatischen Artikel mit endoskopischen Befunden bei Morbus Crohn

(Feiereis und Otte 1983: 66). Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels,

also 1983, wird die Medizinische Hochschule Lübeck durch Prof. Dr. P. C. Scriba

als Direktor geleitet, der ein Jahr später wiederum gemeinsam mit Otte in der

Deutschen Medizinischen Wochenschrift die Hypothese aufstellt, bei Morbus

Crohn handle es sich um eine Autoimmunerkrankung (Scriba et al. 1984). Die

Problematik, die sich innerhalb der Medizinischen Klinik der MHL durch die

verschiedenen Ansätze der Professoren abzeichnete - Autoimmunerkrankung vs.

Psychopathologikum - ist einleuchtend und kann die oben genannte

Widersprüchlichkeit der Aussagen Feiereis durchaus erklären. An keiner Stelle

legt sich Feiereis jedoch fest oder beansprucht die Psychotherapie als essentiellen

Therapieteil der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, vielmehr warnt er

vor einem einseitigen psychotherapeutischen Vorgehen und bezeichnet die

praktizierte Psychosomatik lediglich als Erweiterung und Ergänzung der

medikamentösen und chirurgischen Therapie.

Feiereis Haltung zu krankheitsreaktiven Psychopathologien, d.h. psychischen

Krankheitsbildern, die sich als Folge der chronisch entzündlichen Darmerkrankung

ergeben, unterscheidet sich hiervon jedoch erheblich: Etwa nennt er Depressivität

als sekundäres und reaktiv psychisches Symptom, welche definitiv einer

psychotherapeutischen Behandlung bedarf. Beruhend auf diese Erkenntnis

kristallisiert sich die Besonderheit der internistischen Behandlung der chronisch

entzündlichen Darmerkrankungen heraus. Neben den üblichen somatischen

Page 86: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

86

Therapieverfahren stehen die psychosomatischen Therapien zur Verfügung und

ergeben gemeinsam die kombinierte psychosomatische internistische

Therapieform. Feiereis definiert als Entspannungs- und Psychotherapie bei

chronisch entzündlichen Darmerkrankungen folgende psychotherapeutische

Verfahren: Ein supportives, d.h. Zuwendung und Geborgenheit vermittelndes

Empathie-gespräch, mit dem Ziel, eine stabile Arzt-Patienten-Beziehung

aufzubauen, dazu konfliktzentrierte Inititalbehandlung, autogenes Training und

Tiefenentspannung. Weiter gehören krankengymnastische Einzel- und

Gruppenbehandlung mit Atemübungen und abdomineller Physiotherapie, z. B.

behutsamen Vibrations- und Bindegewebsmassagen, sowie konzentrative

Bewegungstherapie zu dem Verfahren. Zusätzlich wird stützende

Gesprächspsychotherapie angewandt, verbunden mit verhaltenstherapeutischen

Anteilen und postoperativer Psychotherapie, bei der die lange Zeit bestehende

Diarrhoe und die Verarbeitung des passageren oder definitiven Anus praeter,

sowie die zusätzliche depressive Verstimmung infolge des Bewusstseins der

unvorhersehbaren Gefährdung durch ein Rezidiv verarbeitet werden soll.

Außerdem werden im stabilisierten Zustand tiefenpsychologische Therapieformen

(Einzel-, Paar-, Familien- und Gruppentherapie) sowie Musiktherapie und Intervall-

Psychotherapie, aufgrund der chronisch rezidivierenden Verläufe, durchgeführt.

Zu den erwähnten üblichen somatischen Therapieverfahren zählen

medikamentöse, diätetische und chirurgische Verfahren. Ein Patient im akuten

Schub seiner Morbus Crohn Erkrankung erhält beispielsweise Prednisolon per os

und zusätzlich Sulfasalazin (SASP) oder 5-ASA verabreicht. Diätetisch soll im

Rahmen eines akuten Schubes eine Ruhigstellung des Darmes über mindestens

14 Tage erfolgen, bis ein halbes Jahr nach einem akuten Schub ballaststoffarme

Kost und im Intervall Normalkost aufgenommen werden kann. Es darf unter keinen

Umständen der Eindruck entstehen, somatische Behandlung habe in der Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie nicht stattgefunden. Ganz im Gegenteil: es

sind detaillierte somatischen Behandlungsstrategien bei Hämoglobinabfall mit

Bluttransfusionen oder chirurgische Interventionen in Zusammenarbeit mit den

chirurgischen Kollegen bei beispielsweise neuaufgetretenen Abszessen oder

Perforationen sowie absoluten Operationsindikationen festgelegt.

Page 87: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

87

Ergänzend zu der im entsprechenden Kapitel bereits aufgezeigten Forschung

unter Feiereis dokumentiert er, neben der exakten Bestandsaufnahme der

Schweregrade (aufgeteilt in Schweregrad I, II und III) und den Verlaufsformen akut

– chronisch-rezidivierend – chronisch-kontinuierlich, auch Befall Orte des Darmes

und die Altersgruppen und Geschlechter bei Krankheitsbeginn. Somit liegen heute

detaillierte Statistiken und Graphiken der untersuchten Patienten vor. Mit Hilfe der

oben genannten diagnostischen Test-Verfahren werden daneben psychische

Befunde der Patienten, prämorbide Struktur, reaktive psychische Befunde sowie

Krankheits- und schubauslösende Faktoren erfasst. Weiter untersucht Feiereis

auch die psychosozialen Folgen der Krankheit. Auch hier ist sein Ziel, die bereits

vorliegenden Studien der somatischen Kollegen über Langzeitverlauf und

Prognose der Krankheit, mit deren Hauptaugenmerk auf Letalität, Karzinomrisiko,

Operationsrate und Rezidiv Quote, durch Erforschung der Auswirkungen der

Erkrankung auf Partnerschaft, Familie, Sexualität, Beruf und Freizeit-Aktivitäten zu

ergänzen.

So wird in einer kontrollierten Studie beispielsweise der Zusammenhang zwischen

körperlicher Krankheitssymptomatik, Persönlichkeitsstruktur und psychosozialer

Beeinträchtigung untersucht (Probst et al. 1990: 94). Häufige Arbeitsfehlzeiten,

sozialer Rückzug, Partnerschafts- und Sexualitätskonflikte sind nur einige der

beschriebenen Ergebnisse. Hervorzuheben ist auch ein weiteres Ergebnis von

Feiereis: ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis wirkt sich positiv auf die Adaption an

das Leben mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung aus. Eine

Multizentrische Studie, die auf die Frage abzielt, ob sich körperliche oder

psychosoziale Parameter durch die Psychotherapie bei den Morbus Crohn-

Patienten verändern, wurde bereits im Kapitel 2 behandelt. Hier wird eine Tendenz

in Richtung günstigerer Verläufe bei Patienten mit zusätzlicher Psychotherapie

festgestellt und weiter die Annahme ausgesprochen, dass für die Gesamtgruppe

der Crohn-Patienten Psychotherapie nicht unbedingt notwendig, für Untergruppen

aber sehr wirksam und indiziert sei. Dies wird beim Vergleich von vierzehn

Psychotherapie-Studien durch Jörn von Wietersheim 2006 bestätigt.43

43 (…) Psychotherapy cannot, in general, be recommended for all patients with chronic IBD. Patients,

however, that display a tendency toward psychologic problems, especially as it pertains to their illness, might

profit from it.

Page 88: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

88

(Wietersheim und Kessler 2006: 1175) 2007 wird von Hans-Christian Deter et al.

in einer weiteren Untersuchung, bezeichnet als the German Study Group on

Psychosocial Intervention in Crohn`s Disease, auf die von Feiereis 1995

veröffentlichte multizentrische Studie Bezug genommen und im Ergebnis a

significant drop in healthcare utiliztion after psychological treatment und somit a

clear benefit of this additional therapy festgestellt (Deter et al. 2007: 746). Die

Diskussionen um den Gewinn einer begleitenden Psychotherapie bei Patienten

mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen scheint jedoch bis heute nicht

beendet: So wird beispielsweise 2013 in einer amerikanischen Studie bestätigt,

dass depressive Symptome das Risiko für eine Morbus Crohn Erkrankung

erhöhen (Ananthakrishnan et al. 2013).

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89

4.3. Die Behandlung der Essstörungen

Neben den chronisch entzündlichen Darmkrankheiten Morbus Crohn und Colitis

Ulcerosa sind die Essstörungen, Magersucht und Bulimie, ein weiterer

Schwerpunkt in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Lübeck. Die

Essstörungen nehmen insofern eine besondere Rolle ein, da sie auch heute noch

in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie unter der Leitung von Herrn

Prof. Hohagen therapiert werden.

Nach dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information

(DIMDI) werden „Anorexia nervosa“ und „Bulimie“ als „Verhaltensauffälligkeiten

mit körperlichen Störungen und Faktoren“ klassifiziert und folgendermaßen

definiert:

Anorexia nervosa ist durch einen absichtlich selbst herbeigeführten oder

aufrechterhaltenen Gewichtsverlust charakterisiert. Am häufigsten ist die

Störung bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen; (…) Die

Krankheit ist mit einer spezifischen Psychopathologie verbunden, wobei die

Angst vor einem dicken Körper und einer schlaffen Körperform als eine

tiefverwurzelte überwertige Idee besteht und die Betroffenen eine sehr

niedrige Gewichtsschwelle für sich selbst festlegen. Es liegt meist

Unterernährung unterschiedlichen Schweregrades vor, die sekundär zu

endokrinen und metabolischen Veränderungen und zu körperlichen

Funktionsstörungen führt. Zu den Symptomen gehören eingeschränkte

Nahrungsauswahl, übertriebene körperliche Aktivitäten, selbstinduziertes

Erbrechen und Abführen und der Gebrauch von Appetitzüglern und

Diuretika (DIMI 2014: 1).

Bulimia nervosa [ist ein] Syndrom, das durch wiederholte Anfälle von

Heißhunger und eine übertriebene Beschäftigung mit der Kontrolle des

Körpergewichts charakterisiert ist. Dies führt zu einem Verhaltensmuster

von Essanfällen und Erbrechen oder Gebrauch von Abführmitteln. Viele

psychische Merkmale dieser Störung ähneln denen der Anorexia nervosa,

so die übertriebene Sorge um Körperform und Gewicht. Wiederholtes

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90

Erbrechen kann zu Elektrolytstörungen und körperlichen Komplikationen

führen. Häufig lässt sich in der Anamnese eine frühere Episode einer

Anorexia nervosa mit einem Intervall von einigen Monaten bis zu mehreren

Jahren nachweisen (DIMI 2014: 1).

Von 1975 bis 1987 werden in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in

Lübeck 575 Patienten mit Magersucht und Bulimie behandelt (Feiereis 1989 (1):

22) Davon sind 80% in stationärer und 20% in ambulanter Behandlung. 5% der

Patienten können nicht eindeutig der Definition von Bulimie oder Magersucht

zugeordnet werden, somit ergeben sich 339 Magersucht- und 208 Bulimie-

Patienten. 44% der Bulimie-Kranken sind 5-6 Wochen, 25% für 7-8 Wochen in der

Klinik untergebracht. Von den Magersüchtigen sind 27% 7-8 Wochen und 24% 5-6

Wochen in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie stationär in

Behandlung (Feiereis 1989 (1): 280). Bei 53% der Magersüchtigen wird eine

„leichte Besserung“, bei 30% eine „wesentliche Besserung“ festgestellt (Feiereis

1989 (1): 284).44 Bei den Bulimie-Kranken hingegen wird bei 62% eine leichte

Besserung und bei 24% eine wesentliche Besserung festgestellt. Von den in der

Klinik behandelten Patienten sind 73% der Magersüchtigen und 80% der Bulimie

Kranken zum Zeitpunkt des Krankheitsbeginns 11-20 Jahre alt.

Besonders hervorzuheben sind die in der Diagnostik detailliert dargestellten

somatischen Befunde Feiereis, was impliziert, dass für ihn Psyche und Soma

gleichbedeutend sind. Neben genauester Darstellung psychopathologischen

Verhaltens und der Psychodynamik finden sich in seinen Befunden daher

endokrinologische Blutbefunde, Stoffwechselauffälligkeiten und weitere

körperliche Besonderheiten und somatische Differentialdiagnosen. 1989

veröffentlicht Feiereis die Monographie „Diagnostik und Therapie der Magersucht

und Bulimie“ aus Daten der in den vorherigen zehn Jahren untersuchten und

behandelten Patienten und den diagnostischen und therapeutischen Ergebnissen.

Weiter werden unter seiner Direktion Studien über die Pathogenese und 44 Leichte Besserung: Rückgang der Symptome, begonnene Auseinandersetzung mit der zugrundeliegenden

Psychodynamik, begonnene Änderung des Verhaltens; Gewichtsanstieg bei Magersüchtigen und

Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Bulimiekranken. Wesentliche Besserung: Abgeklungene

Symptomatik. Essverhalten ohne innere Konflikte ebenso anhaltend verändert wie die Einstellung zum Essen

und zur Krankheit. Psychische Ausgeglichenheit und Stabilität (Feiereis 1989 (1): 284).

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Psychodynamik der Magersucht bei Frauen und die Unterschiede gegenüber der

Pubertätsmagersucht durchgeführt, sowie eine Studie zur seltenen Anorexie beim

Mann. In einem aus den USA übernommenen Fragebogen werden außerdem die

schweren sozialen Auswirkungen der beiden Krankheiten erfasst und mit einer

parallelisierten Kontrollgruppe verglichen und zur Katamnesestudie vorbereitet.

Auch die Veränderungen des Selbst-Bildes und des Idealselbst-Bildes zu Beginn

und zum Ende der stationären Behandlung wurde untersucht und mit

Einschätzungen der Therapeuten verglichen. 1990/1991 wird zusammen mit einer

großen Zahl anderer tiefenpsychologisch orientierter Kliniken und Universitäten

unter der Leitung der Forschungsstelle für Psychotherapie in Stuttgart eine

multizentrische Psychotherapiestudie vorbereitet, bei der sich die Hauptfrage auf

die geeignete und erforderliche Dauer der stationären Therapie für die

verschiedenen Patientengruppen bezieht.45 Neben dem bereits geschilderten

Behandlungskonzept der Klinik im Allgemeinen wird die Therapie der essgestörten

Patienten um Psychotherapie ergänzt.

Schlüsselstellung der Psychotherapie nimmt die Analyse der

Psychodynamik des bulimischen Prozesses und der ihm

zugrundeliegenden Konflikte ein. Eine ebenso große Bedeutung haben

verhaltenstherapeutische Konzepte und die Mobilisierung psychosozialer

Hilfestellungen, um drohende Krisen der beruflichen oder schulischen

Entwicklung abzuwenden oder bereits eingetretene Einbußen zu beseitigen

(Feiereis 1990: 308).

Feiereis Prinzip der individuell angepassten Kombination von Therapien verspricht

eine internistische und tiefenpsychologisch fundierte Individualtherapie mit

katathymen Bilderleben in Verbindung mit der Paartherapie eines Subsystems, z.

B. Mutter-Tochter bei Magersucht, oder Verhaltenstherapie und

Gesprächspsychotherapie bei Magersucht und Bulimie etc.46 Gerade für die 45 S. 9. Forschungsbericht Focus MUL „Zeitschrift für Wissenschaft, Forschung und Lehre an der

Medizinischen Universität zu Lübeck (01.01.1991-31.12.1992).

46 So wird zu allererst im Zuge des diagnostisch-therapeutischen Gespräches zwischen Arzt und Patient das

Ziel auf das individuelle Zustandekommen einer kontrollierten Kooperation gesetzt: ein Therapieziel über das

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Essgestörten, mit ihren pathognomonischen Körperbildstörungen, gelten die oben

beschriebenen, körperbezogenen Psychotherapien als wichtiger Bestandteil. Die

Patienten finden über den unmittelbaren Umgang mit dem Körper einen

schnelleren Einstieg in die Therapie als ausschließlich über das Wort. Von

enormer Wichtigkeit bei essgestörten Patienten sind ferner Ernährung und Diät.

Mit Hilfe einer Diätassistentin und dem Ziel, 1-2kg/Woche an Gewicht

zuzunehmen, wird angestrebt, in den ersten zwei Wochen eine tägliche

Nahrungszufuhr von 1500kcal und später 2000-3500kcal zu erreichen. Sollten die

ersten 8-10 Tage („Probebehandlung“) nicht für eine Gewöhnung an die

Umstellung der Ernährungsweise ausreichen und keine Gewichtszunahme

stattfinden, beginnt die zusätzliche Zufuhr von hochkalorischen Drinks (z. B.

Fresubin 500ml, 500kcal). Falls auch der zweite Schritt erfolglos bleibt, wird die

Sonden Ernährung angewendet. Eine intravenöse Ernährung bleibt nur für

lebensgefährdete oder psychotische Patienten indiziert. Unüblich hingegen ist der

Einsatz psychopharmakologischer Therapie, ausgenommen starke Depressionen

mit Suizidgefahr, ausgeprägte Unruhe in den Anfangsstadien oder

Entzugssymptomatika. Diese sind seltener Anlass für eine Therapie mit dem

trizyklischen Antidepressivum Amitriptylin oder dem Neuroleptikum Thioridazin.

Vitaminmangelerscheinungen oder symptomatische Therapie von

Motilitätsstörungen des Magen-Darmtraktes hingegen werden nach den üblichen

Standards medikamentös behandelt.

Gewicht wurde formuliert und sollte etwa 90% des Idealgewichtes betragen, wobei die Patientin bis zur

Entlassung 85% des Idealgewichtes erreicht haben sollte. Eine Dauer der stationären oder der ambulanten

Behandlung wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgelegt, wohl aber, dass wöchentlich Bilanz über

Fortschritt, Stillstand oder Rückschritt in der Therapie sowie eventuell nötige Therapiemodifikation gezogen

werden würde.

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4.4. Der weitere Werdegang der Klinik seit dem Auss cheiden Feiereis

Feiereis Ausscheiden im Jahr 1992 aus der Klinik für Psychosomatik wird mit

zahlreichen organisatorischen Veränderungen innerhalb des Faches an der

Lübecker Universität in Verbindung gesetzt. Doch es zeichnet sich bereits wenige

Jahre zuvor eine Neugestaltung innerhalb der Medizinischen Klinik I, zu der die

Psychosomatik initial zählte, ab. Rückblickend auf die Historie der Medizinischen

Klinik I wird im Focus MUL 03/04 geschrieben:

Anfang der neunziger Jahre [kündigte sich] ein schwieriger Strukturwandel

an. Die Fakultät hatte bereits Jahre zuvor beschlossen, nach Emeritierung

der Klinikdirektoren der Klinik für Psychosomatik, der Klinik für Kardiologie

und der Klinik für Geriatrie und Angiologie, diese Kliniken einschließlich

eines Bereiches der Klinik für Innere Medizin zu einer zweiten

Medizinischen Klinik zusammen zu fassen.

Der Weg der Klinik für Psychosomatik war demnach bereits noch während

Feiereis Amtszeit vorherbestimmt. Ein Beschluss der Strukturkommission „Innere

Medizin“ aus einer Sitzung am 31.10.1988 hat folgenden Wortlaut47:

Es ist vorgesehen, entsprechend den in seiner Stellungnahme zum

weiteren Ausbau der Hochschulklinika in Schleswig-Holstein gegebenen

Empfehlungen des Wissenschaftsrates vom 13.11.1987, langfristig aus

allen Betten der Klinik für Innere Medizin einen Pool zu bilden.

Diese werden zwei gleich großen, jeweils von einem C4-Professor

(Direktor) geleiteten bettenführenden Kliniken zugeordnet. Dabei hat das

Zentrum Innere Medizin dafür zu sorgen, daß für die Patienten der Inneren

Medizin, die den verschiedenen Kliniken bzw. Abteilungen zuzuordnen sind,

ein bedarfsgerechtes Bettenpotential zur Verfügung steht.

47 Die Kommission besteht aus dem Dekan, Prof. U. Löhrs, und den Professoren Kömpf, Laqua, Schildberg,

Schütz, Scriba, Ch. Weiss und H.-D. Weiss. S. Protokoll über die 6. Sitzung der Wahlperiode des Konvents

der medizinischen Fakultät im Wintersemester 1991/92 am 16. Dezember 1991 als erweiterter Konvent im

Hörsaal 1 / Turmgebäude der MUL.

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Bei anstehenden Berufungen auf Abteilungsleiter-Stellen ist anzustreben,

jeweils eine C4-Professur einzuwerben. Die Besetzung von

Abteilungsleiter-Stellen soll durch Bewerber aus Institutionen außerhalb der

MUL erfolgen.

Die direkte Konsequenz für die Klinik für Psychosomatik ist demzufolge, dass,

sobald Prof. Feiereis emeritiert ist, sein Amt als Klinikdirektor nicht nachbesetzt,

sondern die Klinik als eine Abteilung einer zentralisierten Medizinischen Klinik II

unterstellt wird. Aus dem im Februar 1991 gebilligten Ausschreibungstext für die

Nachfolgeprofessur Feiereis wird genau dies deutlich. Weiter soll die Stelle des

Leiters von der Besoldungsgruppe C4 in C3 herabdotiert werden, worauf im

Folgenden näher Bezug genommen wird.

Infolgedessen entfachen zahlreiche Diskussionen innerhalb und außerhalb der

Universität, die bis hin zur Landesregierung des Bundeslandes Schleswig-Holstein

reichen. Gegenstand sind organisatorische und klinikpolitische Themen: Einerseits

die Frage nach dem Namen, den die zukünftige Abteilung führen sollte,

andererseits die Ausschreibung und Art der Nachfolgeprofessur.

Die von der Universität geplante Ausschreibung für das Fach mit der Bezeichnung

„Psychosomatik“ und nicht „Psychosomatik und Psychotherapie“ führt ebenfalls zu

Unverständnis. 1970 bereits wurde durch die Bundesregierung in der ärztlichen

Approbationsordnung das Fach „Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“

in den Fächerkatalog der medizinischen Ausbildung aufgenommen und in Lübeck

am 30.11.1978 vom Konsistorium beschlossen. Die Satzung trat am 01.10.1979 in

Kraft48, wobei die Klinik bereits 1974 den Namen „Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie“ trug. 1991 beschreibt Prof. S. O. Hoffmann, Sprecher der

Konferenz der leitenden Fachvertreter für Psychosomatische Medizin und

Psychotherapie an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland, in seinem

Brief an den Rektor der MUL, Prof. Henkel, die Diskussion zwischen den

Fachbereichen Psychosomatik und Psychiatrie, die beide die „Psychotherapie“ als

48 s. Protokoll über die 6. Sitzung der Wahlperiode des Konvents der medizinischen Fakultät im

Wintersemester 1991/1992 am 16. Dezember 1991 als erweiterter Konvent im Hörsaal 1 / Turmgebäude der

MUL, TOP 11: „Klinik für Psychosomatik in Bad Bramstedt – Kooperationsvertrag“

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95

eigene Therapieform für sich festlegen wollen (Hoffmann 1991: 1). Insofern sei in

seinen Augen eine Ausschreibung für die Besetzung der Stelle das Fach

„Psychosomatik“, allein und ohne den Zusatz der Methode „Psychotherapie“, ein

Schritt in die Richtung der „Verarmung des psychosomatischen Fachgebietes“ und

entspreche nicht dem Inhalt des Faches und seiner Methode.

Ein zweiter Kritikpunkt ist die Ausschreibung einer C3-Stelle als Nachfolge von

Feiereis. Zum Zeitpunkt der Planung der Nachfolge sind, laut Feiereis, an nahezu

allen Kliniken und Abteilungen für Psychosomatik und Psychotherapie die

Leitungen mit C4-Stellen besetzt. So sei auch an der Nachbaruniversität Kiel,

ebenso wie bei den letzten fünf Ausschreibungen für Psychosomatik und

Psychotherapie in der Bundesrepublik, die Stellen als C4-Positionen dotiert

(Feiereis 1991: 1). Als Reaktion darauf wird in der ersten Jahreshälfte von 1991

das Angebot einer Stiftungsprofessur von Herrn Franz-Josef Schön aus Prien,

Träger einer geplanten Psychosomatischen Klinik in Bad Bramstedt, von den

Vorständen der Universität begrüßt: Der zukünftige C4-Stelleninhaber soll

Chefarzt der Psychosomatischen Klinik in Bad Bramstedt und zugleich Professor

an der Medizinischen Universität zu Lübeck werden. Trotz der damit

einhergehenden Erhaltung des Status einer Klinik der Universität (mit leitendem

Oberarzt in C3-Stelle), anstatt einer Abteilung innerhalb der Universität mit der

üblichen B3/W3/C2-Leitung, wird jedoch auch diese Idee von vielen Seiten

angefochten, da eine Schwächung der institutionalisierten Hochschul-

Psychosomatik bei Einrichtung einer Stiftungsprofessur befürchtet wird (Hohagen

2013: 16, Hoffmann 1991: 1). Daneben ist die Klinik in Bad Bramstedt als

verhaltenstherapeutisch orientierte Klinik geplant, womit dessen Konzepten die

1991 psychodynamisch orientierte Klinik in Lübeck sich weder therapeutisch noch

in der Lehre vereinbaren lässt. Die Tatsache, dass es sich um eine

psychosomatische Rehabilitationsklinik handeln solle, schloss außerdem die

Fortführung des Klientel aus der der ehemaligen Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie an der MUL aus. Die Idee einer Stiftungsprofessur als Lösung des

Problems wird daher nicht weiterverfolgt.

Mit Blick auf die Schwierigkeiten der Namensgebung der Abteilung und auf die

Konsequenzen der Besoldung steht die ehemalige Klinik kurz vor der Emeritierung

Feiereis zusammenfassend vor einem großen Scherbenhaufen. Die zentrale

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96

Befürchtung sowohl Feiereis als auch der Kollegen49 der Region und ebenso der

Mitglieder der Konferenz der leitenden Fachvertreter für psychosomatische

Medizin und Psychotherapie an den Universitäten der Bundesrepublik

Deutschland ist, dass eine Herabstufung des Faches Psychosomatik erfolgt. Dies

ist bedingt durch die Stellung als Abteilung und damit durch den Verlust an

Selbstständigkeit in der Krankenversorgung, der Lehre und Forschung und der

Ausstattung. In der Folge werde die Klinik mit ihrer internistischen Ausrichtung als

Abteilung nach außen hin ihre Autonomie und nach innen ihre Einheit als

Therapeutenteam verlieren. Dies bedeutet weiter, dass viele der Patienten, sowie

Lehre und die Forschung, nicht in dem bisherigen Maß behandelt und

weitergeführt werden können.

Doch welche konkreten Vorschläge hatte Feiereis dem entgegen zu setzen? Er

äußert sich Ende März 1991 in einem Brief an den Rektor Henkel mit Wünschen

bezüglich der weiteren Entwicklungen in der Klinik. Im Vordergrund steht die

Beibehaltung einer internistischen Psychosomatik in der Zukunft. Als Nachfolger

schlägt er den langjährigen Oberarzt Herr G. Jantschek als leitenden Oberarzt vor,

um so die Fortführung der langjährigen Behandlung von Patienten mit Morbus

Crohn und Colitis Ulcerosa zu gewährleisten. Aus dem gleichem Brief geht hervor,

dass Feiereis eine Verlängerung seiner kommissarischen Leitung über den

30.09.1991 hinaus beantragt. Fast zwei Jahre lang besteht eine

Berufungskommission zur weiteren Planung der Psychosomatik an der MUL,

sodass am 12.06.1992 die Ausschreibungstexte der C3-Professuren für

„Psychosomatik MUL“ und „Psychosomatik Bad Bramstedt“ mit einer

Bewerbungsfrist bis zum 25. Juli 1992 im Ärzteblatt erscheint. Die Stifter springen

letzten Endes ab, doch eine weitere Veränderung der Umstände lenkt die

49 Auch Kollegen setzten sich für ein Fortbestehen der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in der

psychosomatischen Tradition von Professor Feiereis nach seiner Emeritierung ein. So schrieb, im Namen der

Lübecker Nervenärzte, Dr. Manfred Eisenmann an den Dekan der medizinischen Fakultät der medizinischen

Universität zu Lübeck, Herrn Prof. Dr. W. Kühnel, um sich für die Erhaltung der Klinik einzusetzen.

Auch Herr Prof. Speidel von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wandte sich in Briefen im Mai 1991 an

die Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Frau Marianne

Tidick, als auch an den Dekan der Medizinischen Fakultät der Medizinischen Universität Lübeck Herr Prof. Dr.

med. W Kühnel. Auch Herr Prof. Dr. Kömpf, Direktor der Klinik für Neurologie, setzte sich ebenfalls mit einem

Brief an den Dekan Prof. Dr. Kühnel ein.

Page 97: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

97

Entwicklung in eine andere Richtung. Am 1. Oktober 1992, rund 13 Jahre nach der

Satzung, welche die vorherige Abteilung als eine eigenständige Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie ausgezeichnet hatte, trat eine weitere

Satzung zur Änderung der Satzung für das Klinikum der medizinischen

Hochschule Lübeck in Kraft.50 Das Klinikum wurde neu gegliedert: anstatt des

Zentrums Innere Medizin entsteht das Zentrum Konservative Medizin I, welches

aus folgenden Abteilungen besteht: 1. Medizinische Klinik und Poliklinik I, 2.

Medizinische Klinik II, 3. Klinik für Angiologie und Geriatrie, 4. Klinik für Kardiologie

und 5. Poliklinik für Rheumatologie. Die ehemalige Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie wird als Abteilung in die Medizinische Klinik II integriert, wie auf

der Abbildung 10, einem Schild vor der ehemaligen Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie, zu erkennen ist.

Abbildung 10 Schild mit dem Titel „Klinik für Psychosomatik u. Psyc hotherapie (Innere Medizin)“ vor dem Seiteneingang des Haus 8, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass

50 Am 04.08.1988 übergab die Landesregierung Schleswig-Holstein der Öffentlichkeit ein Gutachten zur

Krankenhausplanung in Schleswig-Holstein, erstellt von der Gesellschaft für Systemberatung im

Gesundheitswesen in Kiel. Das Gutachten, welche als Empfehlung ausgeschrieben war, löste im gesamten

Bundesland Schleswig-Holstein durch den Vorschlag von Bettenzahlreduzierungen und Klinikschließungen

viele Reaktionen aus. Auch die Medizinische Universitätsklinik Lübeck war von den Folgen des Gutachtens

betroffen und Reaktionen folgten. So wird aus einem Zeitungsartikel aus dem November 1989, in den Kieler

Nachrichten, beispielsweise deutlich, dass der ehemalige Rektor Prof. Peter C. Scriba aufgrund der

Differenzen um die geplanten Bettenzahlen zurückgetreten sei.

Page 98: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

98

.

Jantschek leitet ab April 1992 als leitender Oberarzt die Abteilung für

Psychosomatik und bemüht sich um den Erhalt der langjährigen Traditionen.51

1996/1997 werden die Gebiete Psychosomatik, Kardiologie, Geriatrie und

Angiologie wiederum mit der Pneumologie/Infektiologie und Intensivmedizin zur

Medizinischen Klinik II, unter der Leitung von Prof. Dr. Katus, zusammengefasst.

Laut ehemaligen Assistenzärzten findet in diesem Zeitraum eine Umorientierung in

der Psychosomatik an der Universität Lübeck statt. Die Forschungsbereiche der

entzündlichen Darmerkrankungen weichen dem neuen Schwerpunkt der

Forschung von kardiologischen Erkrankungen (Langner und Lawrenz 2013: 238).

Ab 2002 besteht die II. Medizinische Klinik aus den Disziplinen Kardiologie,

Angiologie, Intensivmedizin und Internistische Psychosomatik unter der Leitung

von Prof. Dr. Schunkert als kommissarischer Direktor (2002-2012). Die

Erforschung und Behandlung der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

nahmen immer mehr ab und wurden durch kardiologische Studien abgelöst. Eine

der letzten Veröffentlichungen fand 2006 von S. Kunzendorf zusammen mit G.

Jantschek statt: „The Luebeck Interview for Psychosocial Screening in Patients

with Inflammatory Bowel Disease“. Der sogenannte LIPS-IBD wurde zur besseren

Untersuchung der an CED erkrankten Patienten im Kontext ihrer psychosozialen

Faktoren entworfen.52 Jantschek verstirbt im August 2010, post mortem wird ihm

von der Universität der Titel einer außerplanmäßigen Professur verliehen. Somit

endet eine der letzten Verbindungen zu den ehemaligen

Forschungsschwerpunkten von Feiereis und die tragende Rolle von Jantschek,

diese zu erhalten, weiterzuführen und weiterzuentwickeln.

Der Bettenplan des Landes Schleswig-Holstein für 2007 sieht etwa 24

eigenständige psychosomatische Betten an der Medizinischen Universität Lübeck

vor (Langner und Lawrenz 2013: 270). Dies kann auf zwei Arten realisiert werden:

Die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie wird aus der Inneren Medizin

51 So fand unter seiner Leitung im Mai 1992 das Patienten-Ärzte-Forum zu den CED: Morbus Crohn und

Colitis Ulcerosa statt, um die vierzigjährige Tradition deren Behandlung an der Universität zu Lübeck zu

zelebrieren.

52 Anlehnend an den LIPS, der für Patienten mit Myokardinfarkten oder Koronarerkrankungen, entwickelt

worden war.

Page 99: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

99

ausgegliedert, oder alternativ erfüllt eine eigenständige Klinik oder ein neuer

Träger in einem anderen Haus den Bettenbedarfsplan und die ehemalige Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie führt die vorhandenen Betten als

internistische Betten weiter. Die Klinik wird daher erneut ausgegliedert und eine

Professur ausgeschrieben (Hohagen 2013: 212). Doch beim Betrachten der

gesamtdeutschen Trends zeigt sich, dass im universitären Bereich die Lehrstühle

für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mehrfach nicht nachbesetzt

werden. In Lübeck leitet Prof. Dr. Fritz Hohagen seit 2008 die Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie kommissarisch. Der 1954 in Mannheim

geborene Professor besitzt neben dem Facharzt für Neurologie und Psychiatrie

(1990) den Facharzt für psychotherapeutische Medizin (1997). Er wird 1998 an

den Lehrstuhl für Psychiatrie an der Universität Lübeck berufen und ist seit 1999

Ordinarius und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der

Universität Lübeck. Seit 2011 ist die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie

in Lübeck eine der fünf Kliniken, die das Zentrum für Integrative Psychiatrie ZIP

gGmbH, eine Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein,

bilden (Hohagen 2013: 33).53 Die Therapieform der Klinik hat den

zeitströmungsorientierten Wandel und die Weiterentwicklung des

Behandlungskonzeptes miterlebt. Somit wird heute in erster Linie kognitiv

verhaltenstherapeutisch behandelt (Hohagen 2013: 273). Auf der Website der

Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Zentrums für Integrative

Psychiatrie erfährt man von den heutigen Behandlungsschwerpunkten, bei denen

es sich neben der Behandlung von Patienten mit somatoformen Störungen, um

die Behandlung von Patienten mit Essstörungen handelt. Neben 27 stationären

Behandlungsplätzen, bei welchen sich die Patienten weiterhin im „Haus 8“

53 Das ZIP gGmbH mit den beiden Standorten Kiel und Lübeck besteht in Kiel aus den Kliniken „Klinik für

Psychiatrie und Psychotherapie“, „Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie“ sowie der „Klinik für Kinder-

und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie“. In Lübeck besteht die ZIP gGmbH aus der „Klinik für Psychiatrie

und Psychotherapie und der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie“. 2004 bzw. 2011 werden die

Kliniken aus dem Universitäts-Klinikum Schleswig-Holstein ausgegliedert. Prof. Dr. med. Jens Scholz ist

Vorsitzender der Geschäftsführung und Prof. Dr. med. Fritz Hohagen ist medizinischer Geschäftsführer. (s.

http://www.zip-kiel.de/Organisation+.html) Die „Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie“ ist budgetär

vom Management der „Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie“ unabhängig und mit eigenen Betten im

Bettenplan Schleswig-Holstein ausgeschrieben.

Page 100: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

100

befinden und nach kognitiv- verhaltenstherapeutischem Konzept behandelt

werden, stehen 15 weitere ambulante Behandlungsplätze in der Tagesklinik für

Psychosomatik und Psychiatrie für an Depressionen leidende Patienten zur

Verfügung.

Mag einem die Geschichte der Entwicklung der Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie nach dem Ausscheiden von Feiereis als schicksalshaft

erscheinen, so sieht man sich bei weitreichenderen Recherchen über Schleswig-

Holstein hinaus jedoch damit konfrontiert, dass es auch an anderen Standorten in

ähnlichen Formen zu einem Stillstand der Entwicklung oder einem Rückgang der

psychosomatischen Abteilungen kam. Mit einem kurzen Blick auf eine andere

Universität in Deutschland möchte ich betonen, dass das Schicksal der Auflösung

einer Institution viele psychosomatische Abteilungen Deutschlands betraf. So

beschrieb Prof. Christian Deter 2003 die Entwicklungen im damaligen

Universitätsklinikum Steglitz, heute Campus Benjamin Franklin Charité in Berlin

(Vgl. Deter et al. 2003). 1997 müssen dort die 12 psychosomatischen Betten

aufgegeben werden, mit der Begründung, dass eine ambulante Behandlung für

die psychosomatischen Patienten ausreichend sei. Dem Wunsch der

Abteilungsmitarbeiter, die Klinik weiterhin psychosomatisch zu versorgen, kam der

Klinikumsvorstand mit der Möglichkeit entgegen, frei stehende Betten in anderen

Abteilungen der Klinik mit eigenen Patienten zu belegen. So entstand auf allen

Stationen des Hauses eine integrierte Psychosomatik, die bei den meisten

Patienten die Möglichkeit zur Übernahme gestattete und große Erfolge

einbrachte.54

54 So entstand aus einer ehemaligen Psychosomatik-Abteilung eine „integrierte Psychosomatik“. Deter

beschrieb beispielsweise, das die genannte Übernahme der psychosomatischen Patienten „im Regelfall auf

der gleichen Station [erfolgte], d.h. der Patient blieb in seinem Bett, wurde aber in der klinikeigenen EDV-

Patientendokumentation (SAP) als psychosomatische Patient neu verschlüsselt.“

Page 101: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

101

5. Reflexion über die Psychosomatik Feiereis im Kon text der Gegenwart

Diese Arbeit rekonstruiert zum einen die Entwicklung der Psychosomatik in

Lübeck im Kontext einer breiteren Sichtweise auf die Patienten und andererseits

seine erfolgreiche Weiterentwicklung durch das „Triebwerk“ Hubert Feiereis. Die

Psychosomatik in Lübeck zu Zeiten Feiereis kann man aus heutiger Sicht als eine

Blütezeit beschreiben (Jantschek und Wilke 2013: 200) und die Lübecker Klinik

kann als ein Beispiel der deutschlandweiten Entwicklung der Psychosomatik

herangezogen werden. Doch die Umstrukturierungen des Faches sind nicht

abgeschlossen und die Weichen für weitere Umstrukturierungen sind bereits

gestellt. So wurde die Psychosomatik in die Grundversorgung aufgenommen, so

dass jeder Allgemeinarzt auch psychosomatisch diagnostiziert und behandelt.

Auch in anderen Fächern ist Psychosomatik mittlerweile fester Bestandteil der

Facharztausbildung, wie z. B. in Gynäkologie oder Orthopädie.

Wirft man einen genaueren Blick auf die unterschiedlichen Entwicklungen der

Psychosomatik an den medizinischen Fakultäten der Universitäten Deutschlands,

fällt eine Besonderheit und Einmaligkeit innerhalb der medizinischen

Fachdisziplinen auf: die Entstehung, Weiterentwicklung und Institutionalisierung

der Psychosomatik war anfangs ein allein auf den deutschen Sprachraum

zentralisierter Sonderweg. In der Gegenwart existieren im Gegensatz dazu

weltweit jedoch mittlerweile zahlreiche Gesellschaften. Es finden internationale

Kongresse statt, geleitet von dem japanischen Präsidenten des International

College of Psychosomatic Medicine, Chiharu Kubo.

Doch wie kam es überhaupt zu dieser deutschen Entwicklung? Hier nahm die

Politik der Nachkriegszeit Einfluss, ebenso wie die gesamtgesellschaftliche

Situation. Die Bevölkerung sollte mit wenigen Krankheitstagen schnellstmöglich in

die Arbeitswelt zurückgeführt werden. Ein Gesundheitssystem, welches

Psychotherapie in den Katalog der Kassenleistungen der gesetzlichen

Versicherung aufnahm, lieferte die Grundlage, diesen Zweig der Medizin

auszubauen. Durch diese Struktur blieb die Psychosomatik vorerst dem

deutschsprachigen Kulturraum vorbehalten.

Page 102: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

102

Basierend auf Feiereis Verständnis der Psychosomatik, soll im Folgenden eine

Brücke zur Gegenwart geschlagen und die Aktualität seiner Forderungen überprüft

werden.

Für Feiereis gab es vier Hauptaufgaben der Psychosomatik: 1. Die Erforschung

psychischer, psychopathophysiologischer, psychopathomorphologischer und

psychosozialer Anteile und deren Wechselwirkungen bei Entstehung und Verlauf

einer Krankheit, 2. die Erforschung des Umgangs des Kranken mit seiner

Krankheit (Coping), 3. die Erforschung des Verhaltens im Verlaufe der Krankheit

(Compliance) und 4. die Anwendung und Entwicklung von patientenzentrierten

Behandlungsmethoden (Feiereis Zeitpunkt unbek.: 1). Zusammenfassend lässt

sich folglich sagen, dass er den Patienten mit seiner Erkrankung, seinen Umgang

mit dieser und seine individuelle Behandlung in das Zentrum stellte. Wie Feiereis

diese patientenzentrierten Behandlungsmethoden verstand, wurde im

entsprechenden Kapitel bereits dargestellt. Doch worin genau unterschied sich

sein Behandlungskonzept von dem seiner ärztlichen Kollegen?

Feiereis definierte eine umfassendere Medizin: eine Medizin für den individuellen

Menschen, bei der das Augenmerk auf der Psyche und dem Sozialen sowie dem

Körper lag. Er forderte von seinen ärztlichen Kollegen, wie in seiner Literatur

nachzulesen, jedes körperliche Leiden in einen biopsychosozialen Kontext zu

stellen. Es überrascht daher nicht, dass in Lübeck die psychosomatische

Behandlung von Patienten auch auf fach-fremden Stationen wie z. B. auf Hals-

Nasen-Ohren-Abteilungen erfolgte und die Visiten sich über das gesamte Gelände

des Universitätscampus erstreckten (Jantschek und Wilke 2013: 53). Die

praktizierte Psychosomatik Feiereis fand demzufolge fächerübergreifend statt und

stellte keine Spezialdisziplin innerhalb eines der Häuser auf dem Campus der

Medizinischen Hochschule und der späteren Universität Lübecks dar. Sie folgte

vielmehr dem Verständnis: jede Krankheit beeinflusst die Psyche sowie das

Soziale und umgekehrt.

Psychosomatik bedeutete für Feiereis folglich nicht Fachdisziplin, sondern eine

Herangehensweise der Gesamtmedizin. So richtete sich ein gemeinsam mit

Reinhard Saller 1995 veröffentlichtes Werk mit dem Titel „Erweiterte Schulmedizin

Band 2: Psychosomatische Medizin und Psychotherapie „Ein Lesebuch für alle

Fachgebiete“ an jedes Fachgebiet der Medizin. Im Gegensatz zu Feiereis

Page 103: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

103

universalen Blick auf die gesamte Person „Patient“, präsentierte sich in seinen

Augen die übrige Medizin oftmals als eine rein auf körperliche Aspekte fixierte

Wissenschaft. Obgleich dies in vielen Bereichen der somatischen Medizin absolut

essentiell ist und war, sah Feiereis auf eine solche Medizin kritisch herab. Wo also

befand sich in Feiereis Augen die Schnittstelle zwischen der Psychosomatik und

der Medizin?

Die ehemalige Familientherapeutin der Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie Frau Dr. Ingrid Jantschek betonte, dass für sie der Dialog

zwischen Psychosomatik und Medizin an der Stelle ansetze, wo die soziale

Komponente einbezogen werde (Jantschek und Wilke 2013: 146). Psychosomatik

als bio-psycho-sozialer Gegenstand wird anhand eines Beispiels der

Familientherapie beschrieben: Ein Familienmitglied befindet sich in einer

problematischen Familienstruktur und ist demnach einer psychosozialen

Belastung ausgesetzt. Ausgehend von Feiereis Überzeugung, nämlich dem

unausweichlichen Einfluss der Psyche auf das Soma, stellt diese Familienstruktur

nun einen möglichen begünstigenden Faktor in der Entstehung, dem Ausbruch

und dem Verlauf einer Erkrankung dar. Anlehnend an dieses Verständnis

erscheint mir die Familientherapie damit als ein plausibler Grundstein innerhalb

des psychosomatischen Konzeptes, sofern man davon ausgeht, dass die

Familientherapie anstoßen kann, problematische Beziehungen durch

Psychotherapie in wohlwollende und sich gegenseitig unterstützende

Beziehungen umzuformen und damit letztlich der Verlauf einer Erkrankung positiv

zu beeinflussen.

Feiereis Forderung, die Psychosomatik in den Gesamtkontext der Medizin zu

stellen, umfasste jedoch nicht nur die Einbeziehung der sozialen Komponente. Für

ihn war die Entstehung einer fruchtbaren Patienten-Arzt-Beziehung, über seine

gesamte Schaffensperiode hinweg, zentrale Thematik seiner Forschung sowie

Mittel und Ziel seines ärztlichen Tuns. Grundlage, Ausgangspunkt und

gleichzeitiges Werkzeug des Beziehungsaufbaus zwischen Arzt und Patient war

somit das Wort. Da dies bereits im Kapitel zu Feiereis klinischer Praxis behandelt

wurde, möchte in an dieser Stelle darüber hinaus auf den hohen Stellenwert des

Dialoges zwischen Arzt und Patient in Feiereis Augen hinweisen. Seine beinahe

leidenschaftlichen Ausführungen über die Bedeutung des Gesprächs, die im

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104

Kapitel 3.2 zitiert wurden und dem Werk „3 heiße Eisen“ von Feiereis und Saller

entnommen sind, zeigen, welche verantwortungsvolle Rolle der Arzt in seinen

Augen trägt, der durch einen fehlerhaften verbalen Umgang mit dem Kranken

schaden, umgekehrt jedoch durch differenzierte Empathie sowie der positiven

Wirkung verbaler Interventionen heilsam sein kann (Feiereis 1989 (2): 49).

Doch wo lagen Feiereis` Grenzen der Arzt-Patienten-Beziehung? Rückblickend

auf die Lebensgeschichte Feiereis fällt auf, dass er, selbst unverheiratet und

kinderlos, seine privaten Kontakte häufig auf Kollegen der Klinik beschränkte. Es

lässt sich folglich die These aufstellen, dass Feiereis die Klinik als den Mittelpunkt

seines Lebens ansah. Benötigte er genauso wie seine Patienten die enge

Patienten-Arzt-Beziehung? Feiereis schien ein zurückgezogener Mensch gewesen

zu sein, jedoch kein einsamer. Er lebte über Jahre hinweg in einem Zimmer auf

dem Campus und nutzte private Rücklagen für die Finanzierung von Therapeuten.

Dies legt Rückschlüsse auf eine außerordentlich enge Bindung an die Klinik, die

Angestellten und in letzter Instanz an die Patienten nahe. Doch war diese Nähe

Voraussetzung oder das Resultat seiner Arbeit? Zumindest können seine

Forderungen an den Arzt, den Blick in seiner Behandlung auf den gesamten

Menschen auszuweiten und zu schärfen, daraus resultiert sein. Und diese

Forderung erscheint auch in der Gegenwart aktuell zu sein, auch wenn ein

heutiger Arzt in einem Krankenhaus jedoch mit anderen Dingen konfrontiert ist,

wie z. B. aufwendiger Bürokratie, Datenschutz oder hohem Zeitdruck. Im

Folgenden möchte ich daher eine prinzipielle Interessenverschiebung in unserem

Gesundheitssystem thematisieren.

Hat sich Feiereis vor 50 Jahren noch echauffiert, dass ärztliche Kollegen anderer

Fachdisziplinen beispielsweise im Anamnesegespräch nicht nach dem sozialen

Hintergrund des Patienten fragen, so ist heute zu beobachten, dass manche

Krankenhausdirektionen so sehr unter dem wirtschaftlichen Druck stehen, dass für

sie das Interesse an dem einzelnen Patienten in den Hintergrund getreten ist. Das

Krankenhaus, als wirtschaftliches Unternehmen, ist auf den Profit angewiesen und

ist folglich primär eher am Gewinn als am Wohlergehen oder der Genesung des

Patienten interessiert. Betrachtet man die Entwicklung des Gesundheitswesens

und sucht nach aktuellen Stimmen, hört man beispielsweise Herrn Dr. Bernd

Hontschik, der 2012 von einer Gesundheitsindustrie sprach, die den Platz des

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105

Gesundheitswesens in Deutschland eingenommen habe. Ärzte und Pfleger

werden zu Leistungsanbietern, Krankenhäuser treten in Konkurrenz zueinander

und die Patienten werden zu Kunden (Hontschik 2012: 9). Die Behandlung des

Patienten wird schließlich zu einem Verwaltungsakt. Doch nicht nur die

Behandlung des Patienten, auch die Bedürftigkeit des Kranken muss in einen

Verwaltungsakt überführt und in ein Paket umgesetzt werden, dass man einklagen

und mit einer Geldsumme bestimmen kann. Das Elend eines Kranken wird

Bestandteil eines bürokratischen Aktes, dabei hofft dieser Mensch in seiner

Angewiesenheit auf die notwendige Beziehung zu einem Helfer (Maio 2012: 111).

Diese Hoffnung geht durch die einseitige Fokussierung auf den Rechtscharakter

der Patienten-Arzt-Beziehung verloren. So nimmt der Patient, als das letzte Glied

einer Kette, eine bedauernswerte Rolle ein. Der Leistungsanbieter Arzt, aber auch

die Tätigkeiten der anderen Heilberufe, werden nach dem Diktat der Ökonomie,

das an jedem Krankenhaus herrscht, in ein strenges Zeitkorsett gezwängt – denn

Zeit ist Geld (Maio 2012: 38).

So wird jedoch auch der Arzt selbst zum Opfer. Versteht der Arzt auch das

Gespräch, die Kontaktzeit zum Patienten, die für die Durchführung der

anschließenden Behandlung notwendig ist, als zentrale Therapie, so fokussiert

hingegen die kaufmännische Abteilung eines Krankenhauses den Ausbau der

handwerklich-technischen Tätigkeiten, sowie der Durchführung der Codierungen,

um abrechnen zu können. Sobald dem Arzt erfolgreich suggeriert wird, bei der

Arzt-Patienten-Beziehung handle es sich mit all seinen Verwaltungsarbeiten um

eine Vertragsbeziehung, besteht für den Arzt die große Gefahr, die moralische

Komponente seines Berufes aus den Augen zu verlieren. Die Motivation zu helfen

und etwas Gutes zu tun wird abgelöst von der reinen Erfüllung seiner

Vertragspflicht (Maio 2012: 110).

Die als Ärzte tätigen Zeitzeugen der Interviews, die die Entwicklungen der

Psychosomatik und der gesamten Medizin in Deutschland miterlebten, äußerten

allesamt ihre Sorge, diese Entwicklung könne weiterschreiten. Vom Anspruch

Feiereis nach einer patientenzentrierten Medizin geprägt, beurteilten sie diese

Tendenz einer in erster Linie „geldorientierten Medizinwirtschaft“ als äußerst

bedenklich. Überspitzt bezeichneten sie diese als eine Tendenz weg vom

Menschen und hin zur Profitorientierung, die sich beispielsweise durch neuere

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106

Abrechnungsmethoden und kürzere Liegezeiten äußerte (Langner und Lawrenz

2013: 408). Somit stellt sich eine Besorgnis ein, wohin sich dieses System, wie es

2018 existiert, weiterentwickelt, wenn sowohl Patient als auch Arzt zum Spielball

wirtschaftlicher Interessen werden. Abschließend muss aufgrund dessen die

Frage, ob Feiereis Forderungen in der Arzt-Patienten-Beziehung nach wie vor

aktuell und notwendig sind, eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden.

Dies bestätigen auch aktuelle Veröffentlichungen zum Thema Kommunikation im

Gesundheitssystem. Michael Schmedt, stellvertretender Chefredakteur des

Deutschen Ärzteblattes, brachte es auf den Punkt: Medizin ist Kommunikation und

das Arzt-Patienten-Verhältnis steht und fällt mit einer guten Kommunikation

(Schmedt 2017: B47). Die Kommunikation im Gesundheitssystem ist ebenfalls

aktuelles Forschungsthema von Prof. Dr. Annegret Hannawa, Professorin für

Gesundheitskommunikation an der Universität Lugano.

(…) die Kommunikation ist ein probates Mittel, um eine sichere und

hochwertige Patientenversorgung zu gewährleisten und positive

Behandlungsergebnisse zu fördern. Wenn die Kommunikation hingegen

vernachlässigt oder nicht kompetent gehandhabt wird, beeinträchtigt sie die

Sicherheit und die Qualität der Versorgung. In einem

zwischenmenschlichen Kontext können simple Missverständnisse zu

Konflikten führen (…) Im Gesundheitswesen kann dieselbe Art von

Missverständnis jedoch gravierende gesundheitliche und

sicherheitsrelevante Folgen für alle Beteiligten tragen (Hannawa 2017: 43).

Für Annegret Hannawa ist die erfolgreiche Kommunikation zwischen Patient und

Arzt ein unentbehrliches Element einer sicheren und hochwertigen

Gesundheitsversorgung. In ihrem kürzlich veröffentlichten Werk „Neue Wege für

die Patientensicherheit: Sichere Kommunikation“, erschienen im De Gruyter

Verlag, stellt sie unter anderem 39 Fälle vor, die unerwünschte Situationen

beschreiben, bei denen durch fehlerhafte Kommunikation die Patientensicherheit

gefährdet wurde (Hannawa 2017: Einleitung). In ähnlicher Weise stellte bereits

Feiereis anhand von Fallbeispielen Kommunikationsfehler zwischen dem Arzt und

dem Patienten dar. So erstellte er in seinem Werk „Der schmerzende Dialog oder

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107

Vom heillosen Sprechen“, das er gemeinsam mit R. Saller herausgab, 150 kurze

Beobachtungen, welche jeweils einen verschiedenen Patientenfall darstellten.

Anhand dieser Beobachtungen überprüfte er Fehlkommunikation im Arzt-

Patienten-Dialog. War Feiereis also etwa nicht nur Facharzt für Innere Medizin,

Psychosomatiker und Ethiker, sondern auch Wissenschaftler innerhalb der

Gesundheitskommunikation?

Bei genauerer Betrachtung finden sich jedoch auch Risse in der Fassade des

Multitalentes Feiereis. Obwohl er die Erforschung der Wechselwirkungen, des

Coping und der Compliance der Patienten neben der patientenzentrierten Medizin

als Hauptaufgaben der Psychosomatik bezeichnete, mangelte es an

Veröffentlichungen seiner Ergebnisse. Die Literatur, die Feiereis publizierte,

beschäftigte sich mit den oben genannten wichtigen Bereichen der Medizin - der

Ethik, der Gesundheitskommunikation etc. - jedoch vernachlässigte er dabei, so

die Auffassung seiner ehemaligen Vorgesetzten, weiterführende Forschung im

Bereich der Psychosomatik. Mahnungen des damaligen Vorgesetzten Scriba und

die Stellungnahme des Wissenschaftsrates zum weiteren Ausbau der

Hochschulklinika in Schleswig-Holstein von 1987 galten als explizite Warnschüsse

und Forderungen nach Verbesserung der Forschungslage (Jantschek und Wilke

2013: 514). Gerade diese Hinweise verdeutlichen aus heutiger Sicht, dass die

Praxis der Psychosomatik unter Feiereis nicht dem Schritt der Zeit standhalten

konnte. Der Professor praktizierte stattdessen ohne fundierte wissenschaftliche

Grundlage und einer allgemein gültigen Praxis, scheinbar mehr nach persönlicher

Erfahrung und Intuition. Nichtsdestotrotz sind seine bereits oben genannten

Theorien und vor allem sein Verständnis der Praxis unbestreitbar fortschrittlich

und gelten daher auch heute hinsichtlich ethischer Fragestellungen und der

Kommunikation zwischen Arzt und Patient als brandaktuell, ja richtungsweisend.

Immer mehr Kliniken berücksichtigen derartige Erkenntnisse. Auch Herr Prof.

Beutel sprach anlässlich der 50-Jahr-Feier der Psychosomatik an der Johannes-

Gutenberg-Universität Mainz im Jahr 2015 zu diesem Thema:

Dass die wechselseitigen Beziehungen psychosozialer und körperlicher

Vorgänge ausschlaggebend in ihrer Bedeutung für die Gesundheit und

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108

Krankheit von Menschen sind, ist mittlerweile medizinisches

Grundverständnis (Beutel 2015: 1).

Diesen Worten ist nichts hinzuzufügen. Doch wie sich im Folgenden darstellen

lässt, ist diese Erkenntnis der gegenseitigen Beeinflussung von Psyche und Soma

auf den Krankheitsverlauf nur ein Aspekt innerhalb der Disziplin Psychosomatik:

Aus der ehemaligen Abteilung für Psychotherapie in Mainz, welche 1965

gegründet wurde, hat sich bis 2015 eine Klinik und Poliklinik für Psychosomatische

Medizin und Psychotherapie entwickelt, die sich nach Beutel in einigen

Betätigungsfeldern enorm ausweitete (Beutel 2015). Beim Betrachten der

Entwicklung der Psychosomatik in Gesamtdeutschland, sticht damit der Standort

Mainz, genauso wie der in Heidelberg oder Lübeck, im Besonderen hervor. Doch

abgesehen von diesen exemplarischen standortspezifischen Veränderungen,

lassen sich neben einer ausgeprägten Verschiebung des Faches in den

rehabilitativen Bereich, auch ein allgemeiner Rückgang der selbstständigen

Kliniken für Psychosomatik zugunsten einer bis dato unvorstellbaren

Unterordnung in Psychiatrien beobachten. Insgesamt wurde die Entwicklung der

akademischen Psychosomatik in Deutschland von vielen Seiten beeinflusst. Die

Gründe für die Verschiebung der Psychosomatik in den rehabilitativen Bereich und

in die Psychiatrien wurden bereits in Kapitel 2.4 diskutiert, doch lassen sich noch

weitere Anpassungen der Psychosomatik an die unterschiedlichen

Zeitströmungen finden?

Ein retrospektiver Blick an die Universität Göttingen zeigt beispielsweise, dass

dasselbe Fach an verschiedenen Standorten Deutschlands über lange Zeit hinweg

unterschiedlich definiert und praktiziert wurde. In Göttingen baute Prof. Dr. H.

Leuner (1919-1996) nach seiner Habilitation im Jahr 1959 den Bereich

„Psychosomatik und Psychotherapie“ innerhalb der Psychiatrie auf, um dann ab

1975 die eigenständige „Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie“ zu

leiten. Leuner kam im Gegensatz zu Feiereis aus der Psychoanalyse, nutzte

zwischen 1964 und 1971 psychoaktive Substanzen zur imaginativen

Psychotherapie. Von dieser vorübergehenden Herangehensweise an

Psychosomatik nahm er jedoch wieder Abstand. Darüber hinaus begründete und

verbreitete er die noch heute anerkannte und angewendete Psychotherapieform

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109

des Katathymen Bilderlebens. Dies war ein grundlegend anderer Ansatz der

Psychosomatik, die sich stark von Feiereis Zugang unterschied, aber dennoch

exakt den gleichen Namen trug.

Hervorzuheben sind auf der anderen Seite jedoch auch die sich ständig

weiterentwickelnden Forschungserkenntnisse. Dass etwa die chronisch

entzündlichen Darmerkrankungen bis zu 50% auf genetische Mutationen

zurückzuführen sind, wissen Forscher erst seit den 1990er Jahren (Rehmann-

Sutter und Mahr 2013: 1). 1984 war Feiereis hingegen davon überzeugt, dass eine

prämorbide Psychodynamik und Struktur des Patienten, neben psychisch

belastenden Auslösern und Abhängigkeitskonflikten, den Krankheitsverlauf von

Morbus Crohn beeinflussten (Feiereis 1984 (2): 407). Diese von Feiereis

angenommenen psychodynamischen Auslöser der chronisch entzündlichen

Darmerkrankungen liegen nach heutigem Stand der Wissenschaft bei maximal

50%.

Gerade weil der Stand der Forschung zu Zeiten Feiereis noch nicht so weit

fortgeschritten war, den Ausbruch dieser Erkrankung vollständig zu erklären,

rückte die Forschung innerhalb der Psychosomatik zunehmend in den Fokus. So

wies Bailey bereits 1999 die Effekte von sozialem Stress auf die Darmflora junger

Affen nach (Bailey 1999: 146). Diese sehr allgemeine und bereits fast 20 Jahre

alte Studie nennt das Kind beim Namen: Psychische Belastungsfaktoren, in

diesem Fall sozialer Stress wie zum Beispiel die Trennung vom Muttertier, haben

einen direkten negativen Effekt auf die Darmflora junger Affen. Eine aktuellere

Studie von Prof. Dr. Gabriele Moser von 2005 sah einen noch spezifischeren

Zusammenhang zwischen psychischem Stress und dem klinischen Verlauf

chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Sie konnte die Beziehung zwischen

subjektiv empfundenem chronischem (Alltags-) Stress und der

Krankheitsaktivierung von Colitis Ulcerosa oder dem negativen Effekt einer

depressiven Stimmung auf die Krankheitsaktivität des Morbus Crohn nachweisen

(Moser 2005: 26).

Es wurde jedoch niemals eindeutig bewiesen, dass belastende Lebensereignisse,

psychologischer Stress und psychische Störungen ursächlich für die Entstehung

chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sind. In der aktualisierten Leitlinie von

2011 zur Colitis Ulcerosa, worin die aktuellen, wissenschaftlich fundierten

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110

Empfehlungen zur Behandlung verschiedenster Erkrankungen erörtert werden,

herrscht über diese Erkenntnis ein starker Konsens (Dignass 2011: 1321).55

Betont wird jedoch, dass auf der einen Seite psychische Störungen, wie zum

Beispiel eine Depression, einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf und

die Lebensqualität der Patienten haben und auf der anderen Seite subjektive

Stressbelastung einen ebenfalls negativen Einfluss auf den Verlauf der Colitis

ulcerosa haben kann (Dignass 2011: 1321). Diese Statements münden in eine

Empfehlung der Autoren: Bei der Behandlung von Patienten mit Colitis ulcerosa

sollten Kooperationen mit Psychotherapeuten bzw. Psychosomatikern bestehen

(Dignass 2011: 1322). Auch die Autoren der Leitlinie von 2014 zu Morbus Crohn

stimmten darin überein (Preiß 2014: 78-79). Im Kontext dieser Empfehlungen

gewinnt die Multi-Center-Studie von Feiereis eine ganz neue Bedeutung. Feiereis

und Kollegen belegten bereits 1995, dass positive Psychotherapieeffekte

besonders bei zur Psychotherapie motivierten Patienten bemerkbar waren

(Feiereis 1995: 181). Es stellt sich an dieser Stelle die Frage, welche Rolle spielt

die Psychosomatik heute also?

Es sei in diesem Zusammenhang noch einmal erwähnt, dass 2012 66.000

Ärztinnen und Ärzte die Qualifikation der psychosomatischen Grundversorgung

erworben haben. Daneben existieren nach der neuen Weiterbildungsordnung für

Fachärzte für Allgemeinmedizin, sowie Gynäkologie und Geburtshilfe

obligatorische Kurse in der psychosomatischen Grundkompetenz. Bergmann hält

in einem Allgemeinkrankenhaus bei mindestens 10% der Patienten

psychosomatische Konsiliar- und Liasondienste für erforderlich (Bergmann 2002:

508). Er bezieht sich damit auf ein Gutachten des Sozialministeriums Baden-

Württembergs. Dort ist zu lesen, dass man bei mindestens einem Drittel aller

Krankenhauspatienten mit somatischen Beschwerden davon ausgehen könne,

dass definierte psychische Störungen bestehen, welche häufig nicht erkannt oder

gar adäquat behandelt werden. In der Folge würde weiter unnötig diagnostiziert

und therapiert, was zu weiteren verlängerten Krankenhausaufenthalten führt. 55 „Die "Leitlinien" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte

Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen

wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in

der Medizin, sollen aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "Leitlinien" sind für Ärzte rechtlich

nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.“

Page 111: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

111

Ist damit eine Forderung nach einem weiteren Ausbau der Psychosomatik sowohl

in der medizinischen Grundversorgung als auch in den Krankenhäusern

Deutschlands zu stellen? Eine patientenzentrierte Behandlungsweise ist bei

genauerer Betrachtung auf Dauer kostengünstiger, als die oben beschriebene

allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gesteuerte Behandlungsweise.

Ständig steigende Krankheitskosten, Mehrfachdiagnostik, häufige

Krankenhausaufenthalte und Krankheitstage verursachen neben den monetären

und immateriellen Belastungen der Patienten sowie seiner Angehörigen auch eine

enorme Belastung der Sozialversicherungssysteme. Bei Patienten mit

somatoformen Störungen entstehen im ambulanten Bereich im Mittel 14-fach

höhere Kosten als die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben. Stationären Kosten

belaufen sich auf das Sechsfache. Patienten mit einer Somatisierungsstörung

gehören zu den sogenannten »high utilizern« des

Gesundheitsversorgungssystems (Sauer und Eich 2007: 50). Aus einem anderen

Blickwinkel betrachtet ist der gesamte Bereich von Psychosomatik und

Psychotherapie heute in Deutschland, ob im stationär-universitären, im Reha-

oder im ambulanten Bereich, bereits so ausgebaut und differenziert wie sonst in

keinem anderen Land und laut Henningsen sind die diagnostischen,

therapeutischen und wissenschaftlichen Standards besser denn je. Aufgrund der

Häufigkeit und der wachsenden Auswirkungen auf die Teilhabe der

psychosomatisch Erkrankten am Erwerbsleben sehen die offiziellen Vertreter der

deutschen Psychosomatik die psychosomatischen und psychiatrischen

Erkrankungen jedoch als aktuelle Herausforderung der Gesellschaft an. Mit

annähernd 40% im Jahr 2012 stellten psychische Störungen bei der

Frühberentung die größte Diagnosegruppe da (Henningsen 2013: 2). Umgekehrt

stellen seelische Erkrankungen aus arbeitsbezogener Ursache – wie etwa dem

„Burnout“ - eine immer größere Bedeutung in unserer Gesellschaft dar. In der

Gegenwart lässt sich Psychosomatik also nicht mehr wegdenken.

Rückblickend auf Hubert Feiereis Tätigkeit ist sein Stellenwert in der Lübecker und

in der deutschen Psychosomatik eindeutig: auch wenn Feiereis aufgrund seiner

bescheidenen Persönlichkeit seine Erkenntnisse und Erforschungen nicht laut

genug mitteilte, war er einer der wichtigen Bahnbrecher der Entwicklung der

Psychosomatik in Deutschland (Dilling 2013: 258). Zusammenfassend lässt sich

Page 112: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

112

sagen, Hubert Feiereis spielte eine wichtige, unvergleichbare Rolle in der

Entfaltung eines Faches, einer Disziplin und eines Verständnisses innerhalb der

Inneren Medizin in Lübeck und besaß einen großen Einfluss auf die Entwicklung

des Faches in Norddeutschland. Das Fach war jedoch deutschlandweit zu

Feiereis Lebzeiten zu jung, um selbstbewusst Grenzen zu benachbarten Fächern

festzulegen. Auch wenn das Verständnis des Professors von Psychosomatik

heute so nicht mehr existiert, sollte jeder Arzt, unabhängig von Fach oder

Methodenzugehörigkeit eine Medizin des Menschen betreiben. Es liegt

letztendlich an uns Ärzten, wie wir den Patienten gegenüber treten und ob wir den

Anspruch an uns stellen, eine Krankheit zu heilen oder einem erkrankten

Menschen beim heilen zu unterstützen.

Page 113: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

113

6. Zusammenfassung

Die vorliegende Dissertationsarbeit untersucht basierend auf leitfadengestützte,

halbstrukturierte Interviews mit Zeitzeugen nach der Methode der oral history, die

medizinhistorische Entwicklung des Faches Psychosomatik an der Universität

Lübeck. Dabei richtet sie den Fokus auf Herrn Prof. Dr. Hubert Feiereis, der von

1974 bis 1992 die ehemalige Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie als

ärztlicher Direktor leitete und diesem Fach zu überregionaler Bedeutung verhalf.

Feiereis Behandlungsmethode ist in erster Linie der holistischen Psychosomatik

zuzuordnen, was sich nach einem Abriss seiner Lebensgeschichte und der

Darstellung seiner klinischen Praxis anhand von Beispielen aus seiner Tätigkeit

und seinen Publikationen nachweisen lässt. Nachdem Hubert Feiereis 1972 der

Hausberufung folgte und fortan als Professor die Klinik leitete, etablierte sich eine

psychosomatisch-internistische Behandlungsform. Trotz der anscheinend

vorwiegend intuitiven als wissenschaftlich evaluierten Praxis, genoss die Klinik

einen überregionalen Ruf. Professor Feiereis spezialisierte sich in dieser Zeit auf

die Behandlung der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn

und Colitis Ulcerosa sowie die Behandlung von Essstörungen.

Die notwendige Voraussetzung zur Heilung eines Kranken war laut Feiereis eine

tragfähige Arzt-Patienten-Beziehung und konnte seiner Meinung nach nur durch

intensive Diagnostik und die Auseinandersetzung mit dem Patienten in

Gesprächen gelingen. In seinen Publikationen verwies Feiereis immer wieder auf

die oft zu wenig berücksichtigte hohe Bedeutung eines vertrauensvollen Arzt-

Patienten-Verhältnisses. Schwerpunkt der klinischen Praxis an der Klinik bildete

ein vielfältiges Angebot an Therapien, wie etwa den Gestaltungstherapien oder

dem katathymen Bilderleben. Darüber hinaus spielte Feiereis eine tragende Rolle

in der Entstehung der ärztlichen Psychotherapie-Ausbildung in Norddeutschland.

Der Vergleich der Entwicklung der Lübecker Psychosomatik mit der Entwicklung

an anderen Kliniken ist ein weiteres Anliegen der Dissertation. Darüber hinaus

wird jedoch nicht nur Feiereis Sonderweg in Lübeck, sondern auch der Sonderweg

der Psychosomatik Gesamtdeutschlands genauer betrachtet und schließlich

Feiereis Thesen auf ihre Aktualität in der Gegenwart untersucht.

Page 114: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

114

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Entspannungsbehandlung bei dem vegativ-endokrinen Syndrom, Sonderdr.

aus Verhandlungen der dt. Gesellschaft für Innere Medizin des 61.

Kongresses (1955).

1956

1. Feiereis, Hubert, Die Rolle des autogenen Trainings bei der

Krankheitsvorbeugung, in: Zeitschrift für prophylaktische Medizin Nr. 1, Otto

Haase Verlag (1956).

1957

1. Feiereis, Hubert, Becher, J., Klinische und elektrokardiographische

Katamnesen oliphtherischer Herzmuskelschäden, in: Medizin Klinik und

Praxis 52, 62. Jahrg., S. 771-775 (1957).

2. Feiereis, Hubert, Zur Differentialdiagnose und Beurteilung des WPW-

Syndroms, in: Innere Medizin (Herz-Kreislauf) Fortschr. der Med. 75.

Jahrg. Nr. 23, (1957).

1958

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127

1. Feiereis, Hubert, Beurteilung und Behandlung vegetativer Störungen in der

Praxis, 2. Auflage, München 1958

1960

1. Feiereis, Hubert, Curtius, Friedrich, Zwillingsuntersuchungen über die

Erbveranlagung zum vegetatio-endokrinen Syndrom der Frau (VES),

Sonderdr. aus Zeitschrift für Kreislaufforschung (1960).

2. Feiereis, Hubert, H. Schibalski: Colitis Ulcerosa, in: Tägliche Praxis 531, S.

531-537, (1960).

1961

1. Feiereis, Hubert, Diätische Therapie der Fettleibigkeit, in: tägliche Praxis, S.

387-390 und in: internist. Praxis 1, S. 388-391, (1961).

1962

1. Feiereis, Hubert, Lebensentscheidende Veränderung der

Aortenisthmusstenose, in: Pädiat. Praxis (1962), S. 21-24.

2. Feiereis, Hubert, Kamrowski, K., Rohrmoser, H. G., Colitis Ulcerosa und

Psyche, in: Archiv für Psychiatrie u. Zeitschrift für d. ges. Neurologie 202

(1962), S. 657-677.

1964

1. Feiereis, Hubert, Arthropathie bei Diabetes mellitus und Adie-Syndrom, in:

tägliche Praxis 5 (1964), S. 175-187.

2. Feiereis, Hubert, Die akute benigne Perikarditis, in: tägliche Praxis 5

(1964), S. 349-363 und in: int. Praxis 4 (1964), S. 337-351.

1965

1. Feiereis, Hubert, Akutes Herzwandaneurysma und Ruptus bei Herzinfarkt,

in: intern. Praxis 5 (1965), S. 31-38.

2. Feiereis, Hubert, Gürich, H.G, Spontane Aortenruptur bei Medianekrose, in:

tägliche Praxis 6 (1965), S. 357-363.

1966

1. Feiereis, Hubert, Persönlichkeitsstrukturen bei Colitis Ulcerosa, in: intern.

Praxis 6 (1966), S. 433-436.

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2. Feiereis, Hubert, Gürich, H.G., Spontane Aortenruptur bei Medianekrose,

in: chirurg. Praxis 10 (1966), S. 275-281.

3. Feiereis, Hubert, Diät in der Praxis Zusammensetzung der Nahrungsmittel,

in: chirurg. Praxis 10 (1966), S. 463-366.

4. Feiereis, Hubert, Langzeitkatamnesen und Verlaufsbeobachtungen bei

Kolitis Patienten, Vortrag Nordwestdeutsche Gesellschaft für Medizin,

Lübeck.

1967

1. Feiereis, Hubert, Beobachtungen zu psychischen Strukturen bei Colitis

Kranken, Sonderdr. aus Verhandlungen der dt. Gesellschaft für Innere

Medizin des 73. Kongresses (1967).

2. Habilitationsschrift: Langzeitkatamnesen und Verlaufsbeobachtungen bei

139 Kolitispatienten, unv. Habil., Medizinische Akademie zu Lübeck, 1967.

1968

1. Feiereis, Hubert, Beobachtungen zur psychischen Struktur bei Colitis-

Kranken, Verhandl. deutsch. Gesellschaft innere Medizin 73, 1968.

1969

1. Feiereis, Hubert, Kombinierte konservative Behandlung der Colitis Ulcerosa

und ihrer Ergebnisse, in: Modern Gastroenterology (1969).

2. Feiereis, Hubert, Status asthmaticus, Herzinfarkt und akute thrombotische

Gefäßverschlüsse, Sonderdr. aus Die Berliner Ärztekammer 6 (1969), S.

140-142.

3. Feiereis, Hubert, Klinische Symptome bei Herzfehlern und Erkrankungen,

Sonderdr. aus Die Berliner Ärztekammer 6 (1969), S. 120-132.

1970

1. Feiereis, Hubert, Fröhner, B., Lück, Karsten, Vergleichende

elektrokardiographische und pathologisch-anatomische Untersuchungen

des chronischen Herzwandaneurysmas, Sonderdr. aus Verhandlungen der

dt. Gesellschaft für innere Medizin (1970).

2. Feiereis, Hubert, Klinik und Therapie der Colitis Ulcerosa, Marseille Verlag,

München, 1970.

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129

3. Feiereis, Hubert, Feiereis, Hubert, B. Fröhner, Lück, Karsten: Zur Prognose

des chronischen Herzwandaneurysmas, Kongr. Bericht, Nordwest Dt.

Gesellschaft für innere Medizin (1970).

4. Feiereis, Hubert, Die Entspannungsbehandlung in der Inneren Medizin, in:

Fortschr. Med. 88 (1970), S. 677-681.

1971

1. Feiereis, Hubert, Lück, Karsten, Das chronische Herzwandaneurysma nach

Herzinfarkt, in: Herz und Kreislauf, 3. Jahrg, Nr. 3/71.

2. Hubert, Feiereis, Lück, Karsten, Postoperative Verlaufsbeobachtungen

eines chronischen Herzwandaneurysmas nach Herzinfarkt, in: tägliche

praxis 12, S. 359-364.

3. Feiereis, Hubert, Pathogenese und Klinik funktioneller und organischer

Darmkrankheiten, in: Deutsches Medizin. Journal, 22. Jahrg, Heft 19,

Berlin, 1971, S. 609-617.

4. Feiereis, Hubert, Ein Doppelgänger der Mitralstenose und des

Vorhofseptumdefektes: Die isolierte Mykokarditis, Sonderdruck aus

Verhandlungen der Gesellschaft für innere Medizin, 77. Band, 1971.

1973

1. Feiereis, Hubert, H.G. Gürich: Primär chronische idiopathische Myokarditis

und ihre Differentialdiagnose, in: internist. Praxis 13 (1973), S. 17-46.

2. Feiereis, Hubert, Grenzbefunde im Elektrokardiogramm, Sonderdr. aus Der

Kassenarzt 1 (1973).

3. Feiereis, Hubert, Franz, Karljosef, Schweier, P., Wolf, H.G.,

Arzneimittelwerbung und -information, München 1973.

1974

1. Feiereis, Hubert, Franz, Karljosef, Schweier, P., Wolf, H.G., Marseille,

Hans, Arzneimittel Therapie - Kritik Offener Brief und Antwort, in: Intern.

Praxis 14 (1974).

2. Feiereis, Hubert, D. Schröter: Die Längsschnittbeurteilung der Colitis

Ulcerosa unter somatischen und psychischem Aspekt, in: Verhandlungen

der dt. Gesellschaft für inn. Medizin 80 (1974), S. 557-560.

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130

3. Feiereis, Hubert, Die Colitis Ulcerosa und ihr Verlauf im Röntgenbild, in:

pädiat. Praxis 14 (1974), S. 235-254.

4. Feiereis, Hubert, Medikamentöse Psychotherapie, in: intern. Praxis 14

(1974).

5. Feiereis, Hubert, Die Längsschnittbeurteilung der Colitis Ulcerosa unter

somatischem und psychischem Aspekt, Vortrag: 80. Tagung Deutsche

Gesellschaft Innere Medizin, Wiesbaden, 25.04.1974

1975

1. Feiereis, Hubert, Djonlagie, H., Leukopenie und alkalische

Leukozytenphosphatase im Echinau-Test bei Colitis Ulcerosa, in: Zeitschrift

für Gastroenterologie 13 (1975).

2. Feiereis, Hubert, Klinik u. Prognose der Colitis Ulcerosa, Sonderdr. aus:

Lebensversicherungsmedizin 27, Verlag Braun, Karlsruhe (1975).

3. Feiereis, Hubert, Diagnostik und Therapie psychosomatischer

Erkrankungen, Ergebnisse der kombinierten Entspannungsbehandlung, in:

internist. Praxis 15 (1975), S. 123-138 und in: tägliche Praxis 16 (1975), S.

123-138.

4. Feiereis, Hubert, Colitis Ulcerosa, in: Pharmakotherapie im Kindesalter,

hrsg. v. P. Schweier, H.G.S. Wolf, München 1975.

5. Feiereis, Hubert, Krüger, C., Commichau, R., Klinische Studie zur

Tobramycin-Therapie von Harnwegsinfekten, in: Infektion 3 (1975), S. 101-

104.

6. Feiereis, Hubert, Diagnose, Differentialdiagnose und Therapie der Colitis

Ulcerosa, Vortrag, Medizinische Ges. der Universität Münster, Münster,

08.01.1975.

7. Feiereis, Hubert, Schmidt, Gerhard, Tod eines Arztes, Prof. Dr. Friedrich

Curtius, schreibmaschinenverfasster Nachruf (13.03.1975), S. 1-2.

8. Feiereis, Hubert: Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn – psychosomatische

Aspekte. Vortrag: Pharmacia, Symposium psychosomatische Medizin,

Weißenhäuser Strand, 15.Oktober 1975.

1976

1. Feiereis, Hubert, Autogenes Training. In: Lehrbuch der Psychosomatik,

hrsg. v. A. Jores A: S. 410-421, Bern 1976.

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131

2. Feiereis, Hubert, R. Commichau: Therapie als krankheitsmodifizierender

Faktor, in: Internist. Prax. 16 (1976), S. 637-649.Feiereis, Hubert,

Diagnostik und Therapie psychosomatischer Erkrankungen. Ergebnisse der

kombinierten Entspannungsbehandlung, in: Tägl. Prax. 16 (1976).

3. Feiereis, Hubert, Die kombinierte Entspannungsbehandlung

psychosomatischer Krankheiten und funktioneller Syndrome, Vortrag:

Tagung des Zentralverbandes der Krankengymnastinnen, Lübeck,

25.02.1976.

1977

1. Feiereis, Hubert, Arzneimittelbehandlung- Psychosomatik des

Zervikalsyndroms, Sonderdr. aus: Psychotherapie 68 (1977), S. 338342.

2. Feiereis, Hubert, Beurteilung von Heilverfahren aus klinischer,

gerichtsärztlicher und psychosomatischer Sicht, in: Öffentliches

Gesundheitswesen 39 (1977), S. 203-213.

3. Feiereis, Hubert, Psychodynamik des Konfliktes und psychosomatische

Therapie bei Colitis Ulcerosa, in: Schleswig-Holstein. Ärzteblatt 30 (1977),

S. 658-667.

4. Feiereis, Hubert, Die Hoffnung auf Heilung, Vortrag im Ersten Programm

des Deutschen Fernsehens, 5. Juni 1977.

1979

1. Feiereis, Hubert, P. Ball, U. Zimmermann: Morbus compositus:

Hypothyreose, chronische Hepatitis und Cholangitis, Herzinfarkt

therapiebedingte Modifikation, in: Internist. Prax. 19 (1979), S. 306 - 316.

2. Feiereis, Hubert, Langzeitverlauf und Prognose der CU unter kombinierter

konservativer Therapie – Studie über 982 zwischen 1948 – 1977 beh.

Patienten, Sonderdr. aus: Verhandl. der dt. Ges. Inn. Med. 85. (1979)., S.

208-211.

3. Feiereis, Hubert, Scheinlösung Krankheit – der somatisierte Konflikt, in:

Schleswig. Holst. Ärzteblatt 32 (1979), S. 1-30.

1980

Page 132: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

132

1. Feiereis, Hubert, Scheinlösung Krankheit – der somatisierte Konflikt.

Strukturierte Diagnostik und Therapie- Versuch einer realitätsbezogenen

Synthese, in: Internist. Prax. 20 (1980), S. 111-130.

2. Feiereis, Hubert, Zwänge, Zweifel – Selbstbesinnung – Ärzte auf dem Weg

zwischen Kritik und Vertrauen, in: Schlesw.-Holst. Ärzteblatt 33 (1980).

3. Feiereis, Hubert, Konservative Therapie der entzündlichen Erkrankungen

des Dickdarmes, in: Neoplastische und entzündliche Erkrankungen des

Dickdarmes, hrsg. v. H. Böttcher, Spangenberg (1980).

4. Feiereis, Hubert, Konservative Behandlung der CU und Enteritis

granulomatosa CROHN, in: Chir. Prax. 26 (1980).

5. Feiereis, Hubert, Thilo, Hans-Joachim: Basiswissen Psychotherapie,

Göttingen (1980).

1981

1. Feiereis, Hubert, Konservative Behandlung der CU und der Ent. Reg.

Crohn, in: Internist. Prax. 21 (1981), S. 639-642.

2. Feiereis, Hubert, Konversersionsneurotische Kaustörung, in: Tägl. Prax. 22,

(1981), S. 331-336.

3. Feiereis, Hubert, Heilverfahren, München (1981), S. 269 - 293.

4. Feiereis, Hubert, Ursachengerechte Psychotherapie von

psychosomatischen und psychoneurotischen Störungen im ärztlichen Alltag

aus der Sicht des Internisten, in: Der Kassenarzt 21 (1981), S. 1026-1049.

5. Feiereis, Hubert, Autogenes Training, Sonderdr. aus: Prakt. Psychosomatik

2 (1981), Hrsg. Jores, Verlag Hans Huber, Bern, Stuttgart, Wien.

1982

1. Feiereis, Hubert, Otte, Michael, Der endoskopische Befund bei Colitis

Ulcerosa, in: tägl. Prax. 22 (1982), S. 47-56 und chirur. Prax. 30, S. 221-

230.

2. Feiereis, Hubert, Integrierte psychosomatische Diagnostik und Therapie am

Beispiel der Inneren Medizin, in: Schlesw.-Holst. Ärzteblatt 35 (1982), S.

823-837.

1983

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133

1. Feiereis, Hubert, Grewe, H.E., Johannigmann, J., Kaiser, P. , Schmid, M.,

Siebert, W., Brustkrebs der Frau, München 1983.

2. Feiereis, Hubert, Otte, Michael: Der endoskopische Befund bei

entzündlichen Dickdarmkrankheiten, in: Internist. Prax.23 (1983), in: tägl.

Praxis 24 (1983), S. 661-672.

3. Feiereis, Hubert, Otte, Michael: Der endoskopische Befund bei Enteritis

granulomatosa regionalis, in: chirurg. Praxis 30 (1983), S. 417-425 und in:

tägliche Praxis 23 (1983), S. 73-81.

4. Feiereis, Hubert, Psychosomatik. Nicht nur verbal integrieren, in: ärztl.

Praxis 35 (1983), S. 87.

5. Feiereis, Hubert, Die psychosomatische Dimension bei Erkrankungen der

Bewegungsorgane, in: Psychosomatik in Forschung und Praxis, hrsg. v.

H.H. Studt, H.H, München, Wien, Baltimore 1983.

1984

1. Feiereis, Hubert, Schwindel aus psychosomatischer Sicht, in:

Therapiewoche 34 Wochenzeitschrift für praktische Medizin, Sonderdruck

Heft 9, (1984) S. 1302-1308.

2. Feiereis, Hubert, Zur Psychotherapie des M. Crohn, in: Langenbecks Archiv

Chirurgie 364 (1984), S. 407 - 411.

3. Feiereis, Hubert, Markwalder, Christian: Die pulmonale Maske der

Periateriitis nodosa, in: Internist. Prax. 24 (1984), S. 229 - 239.

4. Feiereis, Hubert, Chronische organische und funktionelle Wirbelsäulen- und

Rückenmuskelerkrankungen. Psychosomatische Aspekte der

Rehabilitation, in: Die Wirbelsäule in Forschung und Praxis 97 (1984).

5. Feiereis, Hubert, Colitis Ulcerosa in: Lehrbuch der psychosomatischen

Medizin, hrgs. Von Uexküll, Thure, 3. Auflage, Urban und Schwarzenberg,

München 1984.

1985

1. Feiereis, Hubert, Psychosomatisch orientierte Stufendiagnostik und

Stufentherapie, in: intern. Praxis 25 (1985), in: Schleswig-Holst. Ärzteblatt

10 (1985), S. 295 - 305.

Page 134: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

134

2. Feiereis, Hubert, Schlaf ohne Medikamente, Sonderdr. aus: Therapiewoche

35 (1985), S. 1752-1765.

3. Feiereis, Hubert, Colitis Ulcerosa - Morbus Crohn Kombinierte

Langzeitführung mit Medikation und Psychotherapie, Sonderdr. aus:

Therapiewoche 35 (1985), S. 3075-3083.

4. Feiereis, Hubert, Das Gespräch mit somatisch und psychosomatisch

Kranken, in: Ärztliche Gesprächsführung, Hrsg. Reimer, Christian, Berlin

1985.

5. Feiereis, Hubert, Wilke, Eberhard, Leibig, Zur Persönlichkeitsstruktur von

Patienten mit Mrobus Crohn und C. Ulcerosa, eine testpsych.

Untersuchung während der Krankheitsremission, in: Zeitschrift für

psychosomatische Medizin 31 (1985), S. 380-392.

1986

1. Feiereis, Hubert, Funktionelle Herz-Kreislauf-Störungen Schwerpunkte,

Schwierigkeiten, Chancen, in: tägliche Praxis 27 (1986), S. 409-426 und in:

Schleswig-Holst. Ärzteblatt 10 (1986), S. 307 - 324.

2. Feiereis, Hubert, Die internistisch-psychosomatische Behandlung der

Patienten mit Colitis ulcerosa und M. Crohn, Klinik für Psychosomatik und

Psychotherapie im Zentrum Innere Medizin der Medizinischen Universität

zu Lübeck, 10-seitiges schreibmaschinenverfasstes Skript, entstanden

nach 1985.

3. Feiereis, Hubert, S. Ahraus, G. Deffner, Zur Differenzierung von Colitis- und

Morbus Crohn Kranken anhand psychosozialer Variablen, in: Zeitschrift für

psychosomatische Medizin und Psychoanalyse 32 (1986).

4. Feiereis, Hubert, Psychotherapie vor Rentenbegehren!, in: Ärztl. Praxis 38.

Jahrg, Nr. 13, (1986).

1987

1. Feiereis, Hubert, Psychotherapie in der Geriatrie, in: Zeitschrift für

Gerontologie 20 (1987), S. 44 - 48.

2. Feiereis, Hubert, Kopfschmerz aus psychosomatischer Sicht, Sonderdr.

aus: Therapiewoche 37 (1987), S. 2338-2349.

Page 135: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

135

3. Feiereis, Hubert, Kopfschmerz und Schlafstörungen - Symptom einer

Lebenskrise, in: tägl. Praxis 28 (1987), S. 325 -329.

4. Feiereis, Hubert, Die Bulimie in der Maske eines schlecht einstellbaren

Diabetes mellitus Typ I, in: 108. Tagung der Nordwestdt. Gesellschaft für

Innere Medizin, Hansisches Verlagskontor, Lübeck (1987).

1988

1. Feiereis, Hubert, Bauchschmerzen aus psychosomatischer Sicht, in:

Therapiewoche 38 (1988), S. 1452 - 1460.

2. Feiereis, Hubert, Diabetes mellitus Typ I und Bulimie – eine bedrohliche

Doppelerkrankung, in: Dtsch. Med. Wschr. 113 (1988), S. 1876-1878.

3. Feiereis, Hubert, H. Bönke, Wilke, Eberhard, Psychodiagnostische

Testuntersuchung bei Asthmakranken, in: Verlag für medizinische

Psychologie 34 (1988), Vandenhouckk und Rupprecht, S. 157-165.

4. Feiereis, Hubert, Psychosomatische Sprechstunde: Lumbosakrales

Wurzelreizsyndrom und Psychotherapie, in: Intern. Praxis 28 (1988), S.

717-728.

5. Feiereis, Hubert, I. Müller, von Wietersheim, Jörg, Wilke, Eberhard,

Evaluierung berufsbegleitender Psychotherapie- Weiterbildung, in:

Schleswig-Holst. Ärzteblatt 9 (1988), S. 554-561.

1989

1. Feiereis, Hubert, Diagnostik und Therapie der Bulimie und Magersucht,

Marseille Verlag, München 1989.

2. Feiereis, Hubert, Psychosomatische Probleme bei Magen-Darm-

Erkrankungen, Sonderdr. aus: Therapiewoche 39 (1989), S. 416 - 422.

3. Feiereis, Hubert, M. Wetzel: Colitis Ulcerosa. Ergebnisse einer

Langzeitbeobachtung von 279 Patienten mit schwerer Colitis Ulcerosa,

besonders unter sozialmedizinischem Aspekt, in: Der Kassenarzt 18,

(1989), S. 44-48.

4. Feiereis, Hubert, Psychosomatische Therapie der Bulimie, in:

Musiktherapeutische Umschau 10 (1989), S. 90-104.

5. Feiereis, Hubert, Drewes, Christiane: Morbus Crohn - in der Maske einer

Anorexia nervosa, in: Internist. Praxis 29 (1989), S. 531 - 540.

Page 136: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

136

6. Feiereis, Hubert, Springbub, J., Wilke, Eberhard, Der Einfluss der

Compliance auf die Behandlung mit autogenem Training, in: Psychotherap.

Med. Psychoth. (1989), S. 417-421.

7. Feiereis, Hubert, Herrhahn, J, Plädoyer für den Allgemeininternisten, in:

internist. Praxis 29 (1989), S. 615-617.

8. Feiereis, Hubert, Sprechen und Schreiben im ärztlichen Alltag: Ein Beitrag

zum Umgang mit der Wahrheit in der Inneren und Medizin und

Psychotherapie, aus: Ethik im Alltag der Medizin, Hrsg. von Engelhardt,

Dietrich, Berlin, Heidelberg 1989, S. 50 - 80.

1990

1. Feiereis, Hubert, Sprech-Stunde – heilsamer oder pathogener Faktor?, in:

tägl. Prax. 31 (1990), S. 421-426.

2. Feiereis, Hubert, Morbus compositus: Diabetes mellitus und Bulimie.

Möglichkeiten psychosomatischer Therapie, in: Verhaltensmodifikation und

Verhaltensmedizin, 11. Jg. (1990), Heft 3/4, (1990), S.300-316.

3. Probst, Beate, von Wietersheim, Jörn, Wilke, Eberhard, Feiereis, Hubert,

Soziale Integration bei M. Crohn und Colitis Ulcerosa: Studie zur

Wechselwirkung somatischer, psychischer und sozialer Faktoren, in:

Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse, 3./1990, Vandenhoeck &

Ruprecht, 1990, pp. 258-275.

4. Feiereis, Hubert, Psychotherapie in der psychosomatischen Medizin. Wege

- Irrwege – Widerstände, Sonderdruck, o. O., (1990), S. 361 – 375.

5. Stellungnahme und persönliche Erklärung zur Nachfolge des Direktors der

Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie“. 11.02.1991.

6. Feiereis, Hubert, Jantschek, Günther, Psychosomatische Aspekte der

Lebensqualität, schreibmaschinenverfasster Aufsatz, o. J., S. 1-8.

1991

1. Feiereis, Hubert, Iversen Gerd, Kleiner Rückblick, Förderliche Gespräche

wirken wie ein Stimulans in: Gespräch im Dialog – und in der Gruppe: auch

Selbst – Gespräch? 20 Jahre norddeutsche Psychotherapie-Tage in

Lübeck: vom Meilenstein zum Mosaik... eine Zwischenbilanz, hrsg.

Feiereis, Hubert, Iversen Gerd, Lübeck, Hansisches Verlagskontor, 1991.

Page 137: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

137

2. Feiereis, Hubert, Stellungnahme und persönliche Erklärung zur Nachfolge

des Direktors der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie,

11.02.1991, S.1-5.

3. Feiereis, Hubert, Böhle, A., von Wietersheim, Jörn, Wilke, Eberhard,

Soziale Integration bei Anorexia nervosa und Bulimie, in:

Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse 3/1991, S. 280-291.

4. Feiereis, Hubert, Jantschek, Günther, Federschmidt, H.,

Konversionsneurose in der Maske eines Hirninsults, in: internist. Prax. 31,

S. 751-759.

5. Feiereis, Hubert, Diagnostik und Therapie der Magersucht und Bulimia

nervosa, in: Medizin Mensch Gesellschaft, Enke Verlag 16 (1991), S. 250-

263.

1992

1. Feiereis, Hubert, Federschmidt, Hermann, Jantschek, Günther,

Konversionsneurose in der Maske eines Hirninsults, in: tägliche praxis 33

(1992), S. 129 - 137.

6. Feiereis, Hubert, Essstörungen im Bild, Psychodynamik und Konflikte in der

assoziativen Maltherapie, Vortrag am 30.04.1992 in Lindau, (Lindauer

Psychotherapiewoche, 27.04.1992-30.04.1992).

7. Feiereis, Hubert, Psychotherapie und Rentenbegehren. Frühzeitig

neurotischen Entwicklungen vorbeugen, Sonderdr. aus: Therapiewoche 42

(1992), S. 1935 - 1936.

8. Feiereis, Hubert, Saller, Reinhard 3 heiße Eisen. Der schmerzende Dialog

oder vom heillosen Sprechen - Plazebo-Therapie - Rehabilitation bei

rheumatischen Leiden, München 1992.

9. Feiereis, Hubert, Rückblick auf 40 Jahre kombinierte Behandlung

chronischer entzündlicher Darmkrankheiten, 23.Mai 1992, Festansprache

auf dem Patienten-Ärzte-Forum zu chronisch entzündlichen

Darmkrankheiten: Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa anlässlich der 40

jährigen internistisch-psychosomatischen Behandlung in Lübeck und dem

10-jährigen Bestehen der Deutschen Morbus Crohn – Colitis Ulcerosa

Vereinigung, schreibmaschinenverfasstes Schriftstück, S. 1 - 10.

Page 138: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

138

10. Feiereis, Hubert, Das biopsychosoziale Modell in der zweiten Generation,

in: von Uexküll, Thure (Hrsg.), 3. Auflage, Integrierte Psychosomatische

Medizin in Praxis und Klinik, Schattauer, Stuttgart, 227-242.

1993

1. Feiereis, Hubert, Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn. Psychische und

psychosoziale Aspekte, in: Der informierte Arzt Gazette Médicale.

Schweizer Zeitschrift für moderne Therapie und Fortbildung 2, DIA-GM

2/93, (1993), S. 91 - 96..

2. Feiereis, Hubert, Technik und Krankheit- Patient und Arzt. Chancen und

Mängel im ärztlichen Dialog des Alltags und an den Grenzen des Lebens,

Sonderdruck, o. O., (1993) S. 343 – 360.

3. Feiereis, Hubert, Saller, Reinhard, Geleitwort in: Aufklärungspflicht aus

ärztlicher und juristischer Sicht, hrsg. von: K. Franz, K.-J. Hansen, Marseille

Verlag, München, 1993.

1994

1. Feiereis, Hubert, Arbeitsunfähigkeit, Rentenantrag und Psychotherapie - ein

Dilemma? Sonderdruck, o. O., (1994), S. 377 – 399.

2. Feiereis, Hubert, Ein gesundheitspolitischer Schildbürgerstreich?, Editorial,

Nervenkrankheiten Psychosomatik, o. O., o. J., S. 833 – 834.

1995

1. Feiereis, Hubert, Saller, Reinhard, Erweiterte Schulmedizin Band 2:

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Ein Lesebuch für alle

Fachgebiete, München 1995.

2. Feiereis, Hubert, Wirsching, Michael, Klör, Hans-Ulrich, Möhring, Peter,

Rasenack, Jens, Pritsch, Maria, Abschlussbericht: Wirksamkeit

psychotherapeutischer Maßnahmen bei Morbus Crohn – eine

multizentrische Studie, Lübeck, 1995.

1996

1. Feiereis, Hubert, Sudau, Vera, Gestaltungstherapeutische Verfahren-

Assoziative Mal- und Tontherapie, in: Herzog, Wolfgang, Munz, Dietrich,

Kächele, Horst, Analytische Psychotherapie bei Eßstörungen-

Therapieführer, Stuttgart, Schattauer, S.93-116.

Page 139: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

139

8.2. Interviewverzeichnis

1. Dilling, Horst , (ehemaliger ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie

und Psychotherapie der Universitätsklinik Lübeck, 1978-1999),

Transkript von 11 Seiten, Lübeck, 02.04.2013.

2. Hohagen, Fritz , (seit 1999 ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie

und Psychotherapie der Universitätsklinik Lübeck, seit 2007 zunächst

kommissarischer Leiter, dann ärztlicher Direktor der Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie der Universitätsklinik Lübeck),

Transkript von 15 Seiten, Lübeck, 15.01.2013.

3. Jantschek, Ingrid , (ehemalige Fachärztin für Psychotherapeutische

Medizin an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der

Universitätsklinik Lübeck) und Wilke, Eberhard , (ehemaliger Chefarzt

der Curtius-Klinik Bad Malente, 1991-2008), Transkript von 51 Seiten,

Lübeck, 11.04.2013.

4. Langner, Kurt , (ehemaliger Chefarzt der Curtius-Klinik Bad Malente,

2008-2014) und Lawrenz, Rüdiger (Oberarzt an der Curtius-Klinik Bad

Malente), Transkript von 19 Seiten, Bad Malente, 03.09.2013.

5. Lück, Karsten (ehemaliger Assistenzarzt an der Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie), Transkript von 19 Seiten, Lübeck,

23.04.13.

6. Müller, Heidrun , (ehemalige Stationsschwester an der Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie), Transkript von 24 Seiten, Lübeck,

06.05.2013.

Page 140: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

140

8.3 Interviewleitfaden 56

1. Die Ausbildung der Interviewpartner und das Fach Psychosomatik

- Berufstätigkeit

- Motivation für das Fach

- Welche Ursprünge, Richtungen und Konzepte gab es innerhalb

der Psychosomatik?

- Wie haben sich die Therapieformen zu Zeiten Feiereis bis heute

verändert?

- Würden Sie sagen bei der Entwicklung des Faches

Psychosomatik handelt es sich um einen „deutschen

Sonderweg“?

2. Kontakt und Zusammenarbeit mit Hubert Feiereis

- In welcher Beziehung standen Sie zu Herrn Feiereis?

- In welchem Zeitraum arbeiteten Sie mit ihm zusammen?

- Welche Aufgaben nahmen Sie wahr?

- Worin bestand die Zusammenarbeit?

- Was zeichnete den Arzt Hubert Feiereis aus?

- Wie war er als Vorgesetzter?

- Was waren seine Forschungsschwerpunkte?

- Wie hat sich die Klinik unter seiner Direktion verändert?

- Gibt es Anekdoten oder Erlebnisse die Ihnen in Erinnerung

geblieben sind?

3. Zur Person Friedrich Curtius

- Kennen Sie den Namen Friedrich Curtius?

- Was wissen Sie über Curtius?

- Wie war die Verbindung Curtius-Feiereis?

- Welchen Einfluss hatte Curtius auf Feiereis?

56

Zu dem Vorgehen wurde ein Antrag bei der Ethikkommission der Universität zu Lübeck gestellt. Nach

Prüfung durch die Kommissionsmitglieder in der Sitzung vom 09. April 2013, wurden keine Bedenken

geäußert. (Aktenzeichen: 13-045)

Page 141: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

141

4. Die Klinik für Psychosomatik in Lübeck

- Was ist Ihnen zu Entstehung der Klinik für Psychosomatik in

Lübeck bekannt?

- Was können Sie zur Entwicklung der Klinik unter Feiereis und

Curtius sagen?

- Was hat sich bis zum heutigen Tag in der Klinik verändert?

- Wie sah ein typischer Tag in der Klinik zu Zeiten Feiereis aus?

- Welche Routinen gab es?

- Wie wurde mit den Patienten umgegangen?

- Wie gestaltete Feiereis die Visiten?

5. Gelegenheit für freie Berichte, Mitteilungen, Rückfragen etc.

Page 142: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

142

8.4 Anschauungsmaterial

Im Folgenden wird eine Übersicht der Forschungsarbeiten dargestellt, die unter

Feiereis, während seiner Amtszeit als Klinikdirektor der Klinik für Psychosomatik

und Psychotherapie in Lübeck entstanden sind. Die betrachteten Zeiträume

entsprechen dabei den der Forschungsberichten seit 1974. Die in Klammern

genannten Namen, entsprechen den Nachnamen der Verfasser (Quelle:

Forschungsberichte MUL).

Akademische Jahre 1974-1976:

1. Die Wertigkeit des katathymen Bilderlebens innerhalb der kombinierten

konservativen Behandlung der Colitis Ulcerosa (Feiereis, Wilke)

2. Langzeituntersuchungen zur konservativen Therapie der Colitis Ulcerosa

(Feiereis, Schröter, Schröter)

3. Beurteilungen von sozialmedizinischen Heilverfahren aus klinischer, und

psychosomatischer Sicht (Feiereis, Schröter)

4. Zur Persönlichkeitsstruktur männlicher Bronchialkarzinomkranker (eine

testpsychologische Untersuchung). (Feiereis, Mellage)

Akademische Jahre 1976-1978:

1. Klinik und Therapie der Colitis Ulcerosa (Feiereis)

2. Psychodynamik bei der Anorexia nervosa erwachsener Frauen (Feiereis)

Akademische Jahre 1978-1980:

1. Klinik und kombinierte konservative Therapie der Colitis Ulcerosa und

Enteritis regionalis Crohn (Feiereis, Wilke)

2. Untersuchungen zur Struktur und Psychodynamik bei Patienten mit

Enteritis regionalis Crohn (Feiereis, Wilke, Leibig)

3. Untersuchungen zur Persönlichkeitsstruktur der Patienten mit

Lungensarkoidose (Witzgall)

Page 143: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

143

4. Die Tagtraumtechnik (katathymes Bilderleben) als

psychotherapeutisches Verfahren bei psychosomatischen Krankheiten

(Wilke)

5. Vergleichende Untersuchungen über respiratorisches Biofeedback und

autogenes Training (Hagedorn)

Akademische Jahre 1980-1982:

1. Konflikt und Struktur als prognostische Kriterien bei Anorexie und

Bulimie? (Feiereis, Schellbach)

2. Prospektive Studie über das autogene Training bei psychosomatischen

Krankheiten und Funktionsstörungen (Feiereis, Wilke, Springbub)

Akademische Jahre 1984-1986:

1. Prospektive Studie des Morbus Crohn und der Colitis Ulcerosa in der

Abhängigkeit von Psychotherapie (Feiereis, Jantschek, Wilke, v.

Wietersheim, Gandras, Rittersbusch)

2. Der Krankheitsverlauf chronisch entzündlicher Darmkrankheiten anhand

individueller und familiärer Untersuchungsbefunde (Jantschek)

3. Familienuntersuchungen zur Frage der Krankheitsspezifität der

Autoantikörper gegen exokrines Pankreas bei Morbus Crohn und den

Antikörper gegen Becherzellen bei Colitis Ulcerosa (Jantschek, Otte,

Stöcker)

4. Schubauslösende Ereignisse bei Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn

Kranken in Abhängigkeit von persönlichkeitspsychologischen Variablen (v.

Wietersheim)

5. Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung

persönlichkeitsspezifischer Merkmale von Colitis Ulcerosa und Morbus

Crohn Patienten (Feiereis, Wilke, v. Wietersheim, Gandras)

6. Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung der sozialen Integration

bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen und Essstörungen

(Feiereis, Wilke, v. Wietersheim, Probst, Ennulat)

Page 144: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

144

7. Untersuchungen über die Wirkung von Entspannungstherapien bei

internen psychosomatischen Krankheiten (Krankheitsbilder Morbus Crohn,

Colitis Ulcerosa, Anorexia nervosa) (Feiereis, Gandras)

8. Die psychosomatische Erfassung von qualitativen Daten aus der

Musiktherapie (Maler, Wilke)

9. Untersuchung des Verhaltens und der Bewegung in der klinischen

Tanztherapie bei Patienten mit psychosomatischen Krankheiten (besonders

Gruppe mit entzündlichen Darmkrankheiten) (Wilke, v. Wietersheim,

Jantschek, Feiereis)

Akademische Jahre 1986-1988:

1. Längerfristige prospektive Studie zur Untersuchung der psychischen

Struktur durch ein standardisiertes Interview bei Chronisch-entzündlichen-

Darmerkrankungen (CED) (Feiereis, Wilke, Jantschek, v. Wietersheim,

Balck)

2. Entwickeln eines Aktivitätsindex für Colitis Ulcerosa analog zum Best-

Index bei Morbus Crohn (Feiereis, Wilke, Jantschek, v. Wietersheim, Balck)

3. Analyse auslösender psychosozialer Ereignisse eines Schubes bei

Chronisch-entzündlichen-Darmerkrankungen (CED) (Feiereis, Wilke,

Jantschek, v. Wietersheim, Balck)

4. Untersuchung der Familien der Chronisch-entzündlichen-

Darmerkrankungen (CED) Patienten mit Hilfe von Interview und

standardisierten Fragebögen (Feiereis, Wilke, Jantschek, v. Wietersheim,

Balck)

5. Auswertung von Daten der letzten 10 Jahre der Magersucht- und

Bulimie-Patienten (Feiereis, Wilke, Jantschek, v. Wietersheim, Balck)

6. Ein aus den USA übernommener Fragebogen zum Vergleich der

schweren sozialen Auswirkungen der Magersucht und Bulimie (Feiereis,

Wilke, Jantschek, v. Wietersheim, Balck)

7. Veränderungen des Selbst-Bildes und des Ideal-Selbst-Bildes zu Beginn

und zum Ende der stationären Behandlung von Magersucht- und Bulimie-

Patienten (Feiereis, Wilke, Jantschek, v. Wietersheim, Balck)

Page 145: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

145

8. Organisch und funktionelle Erkrankungen der Wirbelsäure (Feiereis,

Wilke, Jantschek, v. Wietersheim, Balck)

9. Familienuntersuchungen bei Patienten mit chronisch-entzündlichen

Darmerkrankungen (Jantschek, Jantschek, v. Wietersheim, Drews)

10. Untersuchung der Reaktionsgeschwindigkeit auf emotionale Reize mit

Hilfe einer Eigenschaftswörterliste (Beitrag zum Alexithymiekonzept)

(Feiereis, Wilke, v. Wietersheim)

11. Evaluierung berufsbegleitender Weiterbildung zur Psychotherapie

(Feiereis, Wilke, v. Wietersheim)

12. Untersuchungen über die Wirkung von Entspannungstherapien bei

psychosomatischen Krankheiten (Feiereis, Gandras)

13. Klinische Musiktherapie (Maler, Feiereis, Jantschek, v. Wietersheim,

Wilke)

14. Klinische Tanztherapie bei Patienten mit psychosomatischen

Krankheiten (Balck, Andersen, Beyer)

Akademische Jahre 1988-1990:

1. Multizentrische Studie „Wirksamkeit psychotherapeutischer Maßnahmen

bei Morbus Crohn“ (Feiereis, Wilke, Jantschek, Jantschek, v. Wietersheim)

2. Prospektive Studie zur Persönlichkeitsstruktur von Morbus Crohn und

Colitis Ulcerosa Patienten (Feiereis, Wilke, Jantschek, Jantschek, v.

Wietersheim)

3. Langzeitverläufe der Patienten mit Colitis Ulcerosa Schweregrad II und III

(Feiereis, Wilke, Jantschek, Jantschek, v. Wietersheim)

4. Katamnesestudien im Anschluss der Analyse der letzten 10 Jahre

untersuchten Magersucht- und Bulimie-Patienten (Feiereis, Wilke,

Jantschek)

5. Untersuchung zur Veränderung des Selbstbildes und des Idealbildes zu

Beginn und zum Ende der stationären Behandlung von Magersucht- und

Bulimie-Patienten (Feiereis, Wilke, Jantschek)

6. Familienuntersuchungen von Patienten mit chronisch entzündlichen

Darmerkrankungen zur Erstellung von psychosozialen Befunden der

Page 146: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

146

Familienmitglieder, Dokumentation der Familienstruktur (Feiereis,

Jantschek, Jantschek, v. Wietersheim)

7. Frage nach Veränderung und Weiterentwickelung der Familienmitglieder

nach der Familientherapie mittels Katamneseinterview, Fragebögen und

Telefonaten (Feiereis, Jantschek, Jantschek, v. Wietersheim)

8. Untersuchung von Familien von psychosomatischen und psychiatrischen

Patienten mittels FACES II und SYMLOG (Feiereis, Jantschek, Jantschek,

v. Wietersheim)

9. Therapieforschung katathymes Bilderleben (Wilke, Langner, Mensing)

10. Bewegungsanalyse von psychosomatischen Patienten und einer

gesunden Kontrollgruppe (Feiereis, Wilke, v. Wietersheim)

11. Klinische Musikpsychotherapie (MT): Elektronische Aufzeichnung und

Visualisierung der Ausdrucksdynamik von MT-Patienten (Maler)

12. Klinische Musikpsychotherapie: Musikantropologische

Gestaltungselemente in der Spieldynamik von MT-Patienten (Maler)

13. Organische und funktionelle Erkrankungen der Wirbelsäule (Feiereis,

Jantschek)

14. Psychosoziale Faktoren der Adaption an Behandlungsmaßnahmen bei

nephrologischen Patienten (Balck, Schlake, Sack)

15. Untersuchung zum Verhalten, Erleben und den Kognitionen des Arztes

während des Einsatzes mit dem Notarztwagen (Balck)

16. ICD-10 Forschungskriterienstudie (Feiereis, Jantschek, v. Wietersheim,

Trotno, Federschmidt, Dilling, Schneider)

Akademische Jahre 1991-1992:

1. Multizentrische Studie: Vergleich des somatischen Verlaufs des Morbus

Crohn bei Patienten, die mit einem standardisierten Medikationsschema

behandelt wurden und solche, die zusätzlich mit psychotherapeutischen

Maßnahmen behandelt wurden (Feiereis, Jantschek, Jantschek, Balck)

2. Persönlichkeitsstruktur der Patienten mit Morbus Crohn und Colitis

Ulcerosa mit Hilfe eines standardisierten Interviews (Feiereis, Jantschek,

Jantschek, Balck)

Page 147: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

147

3. Langzeitverläuft der Patienten mit Colitis Ulcerosa II und III (Feiereis,

Jantschek, Jantschek, Balck)

4. Lebensqualität Fragebogen zu Chronisch-entzündlichen-

Darmerkrankungen (CED) Patienten (Feiereis, Jantschek, Jantschek,

Balck)

5. Katamnesestudien im Anschluss der Analyse der letzten 10 Jahre

untersuchten Magersucht- und Bulimie-Patienten (Feiereis, Jantschek, v.

Wietersheim)

6. Untersuchung zur Veränderung des Selbstbildes und des Ideal-bildes zu

Beginn und zum Ende der stationären Behandlung bei Magersucht- und

Bulimie-Patienten (Feiereis, Jantschek, v. Wietersheim)

7. Familien der Pat. mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und

psychosoziale Befunde der Familienmitglieder (Feiereis, Jantschek,

Jantschek)

8. Familientherapeutische und katamnestische Fragen, Frage nach

Weiterentwicklung der Familienmitglieder und ggf. der Familienstruktur

(Feiereis, Jantschek, Jantschek)

9. Beschreibung des musikalischen Ausdrucks und Evaluation im Lübecker

Musiktherapiemodell (Maler)

10. Bewegungsanalyse von psychosomatischen Patienten und einer

gesunden Kontrollgruppe (Feiereis, Wilke)

11. Organische und funktionelle Erkrankungen der Wirbelsäule (Feiereis,

Jantschek)

12. Psychosoziale Faktoren der Adaption an Behandlungsmaßnahmen bei

nephrologischen Patienten (Balck, Schlake, Hitz, Sack)

13. Untersuchung zum Verhalten, Erleben und den Kognitionen des Arztes

während des Einsatzes im Notarztwagen (Balck, Meyer)

14. ICD-10 Forschungskriterienstudie (Feiereis, Jantschek, v. Wietersheim,

Trotnow, Federschmidt, Langner, Mensing, Probst, Pollak, Sudeck)

Page 148: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

148

8.5. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1 Herr Prof. Feiereis, 1992, aus dem Nachlass ................................... 26

Abbildung 2 Schild vor dem Haus 8, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass .......... 34

Abbildung 3 Herr Dr. Jantschek und Herr Prof. Feiereis vor der Klinik für

Psychosomatik und Psychotherapie 1992, aus dem Nachlass ............................ 50

Abbildung 4 Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Zeitpunkt unbek., aus

dem Nachlass ....................................................................................................... 64

Abbildung 5 Herr Prof. Feiereis und Schwester Lilly, Zeitpunkt unbek., aus dem

Nachlass............................................................................................................... 68

Abbildung 6 Assoziative Maltherapie, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass ........ 75

Abbildung 7 Gemälde eines Patienten, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass ..... 76

Abbildung 8 Tonplastik eines Patienten, Zeitpunkt unbek., aus dem Nachlass .... 77

Abbildung 9 Tonplastik, Juli 1988, aus dem Nachlass ......................................... 78

Abbildung 10 Schild mit dem Titel „Klinik für Psychosomatik u. Psychotherapie

(Innere Medizin)“ vor dem Seiteneingang des Haus 8, Zeitpunkt unbek., aus dem

Nachlass............................................................................................................... 97

Tabelle Belegungsstatistiken der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie. Mit

* markiert: keine Angaben in den jeweiligen Forschungsberichten ...................... 60

Page 149: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

149

9. Danksagungen

Besonderen Dank geht an meinen Doktorvater Herrn Prof. Dr. Borck für die

Unterstützung in der Themenfindung, darüber hinaus für die Inspiration und

Motivation. Seine Ideen und Anregungen haben fortwährend zur Optimierung

vieler Interpretationsansätze geführt.

Ich bedanke mich herzlich bei allen Interviewpartnern, ohne deren Hilfe und

Interesse dieses Projekt nicht zustande gekommen wäre. An dieser Stelle

besonderen Dank an Frau Ingrid Jantschek, durch ihre Offenheit und Aufrichtigkeit

konnte ich einen Zugang zu einer komplexen Thematik finden.

Darüber hinaus danke ich meiner Schwester Anna, meinen Eltern und Jan

Lorenzen für die stete Unterstützung auf verschiedener Art und Weise. Daneben

danke ich Frau Dr. Barbara Kraus für die Unterstützung und Motivation während

meiner Tätigkeit in der Ameos Klinik Neustadt und zuletzt Herrn Prof. Dr. Hohagen

und Herrn Priv.-Doz. Dr. Rudolf für die Nutzungsmöglichkeit der Kellerräume des

Haus 8 auf dem Campus des UKSH Lübeck während meiner Tätigkeit als

Famulantin.

Page 150: Hubert Feiereis und die Geschichte der Psychosomatik in …

150

10. Lebenslauf

Edith-Angela Hansen

Geburtsdatum: 05.11.1987

Geburtsort: Schweinfurt

Hochschullaufbahn

WS 2008 – SS 2015: Studium Humanmedizin, Pècs (Ungarn), Homburg, Lübeck

(Staatsexamen 28. Mai 2015)

Berufserfahrung:

2009: Wissenschaftliche Mitarbeit an der TDK Universität Pècs, Institut für

Physiologie, Frau Dr. Ritá Galosi

08/2011: Famulatur in der Rehaklinik St. Peter-Ording, Abteilung

Psychosomatik

08/2012: Unterassistenz im Universitätsspital Zürich, Klinik für Neurologie

03/2013: Praxis-Famulatur, Priv.-Doz. Dr. med. R. Gutekunst, Lübeck, Praxis

für Endokrinologie

06/2013: Famulatur in der Schlosspark-Klinik Berlin, Psychiatrie

2015: Wahltertial Psychiatrie, Ameos-Klinik, Lübeck

2015 - 2018: Weiterbildungsassistentin zur Fachärztin für Psychiatrie und

Psychotherapie, Ameos Klinik Neustadt i. H.

Seit 05/2018: Weiterbildungsassistentin zur Fachärztin für Psychiatrie und

Psychotherapie, Helios Klinik Schleswig