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Prof. Dr. med. K. H. JULIUS HACKETHAL wurde am 6. I I.1921 in Reinholterode/Eichsfeld geboren. Studium der Medizin in Berlin, Würzburg und Göttingen. I 94 5 Promotion. 1946-50 chirurgische Facharztau~bildun~ am Kreiskrankenhaus in Eschwege (Prof. FRANZ ROSE). 1950-52 erster Assistent bzw. Oberarzt ebenda. Seit 1952 wissenschaRlicher Assistent an der Orthopädischen Universitätskli- nik in Münster (Prof. PETER PITZEN). 1955 Habilitation für Ortho- pädie in Münster. Ab 1956 Oberarzt an der Chirurgischen Universi- tätsklinik in Erlangen, dort 1956 Umhabilitierung für Chirurgie und Orthopädie. 1962 Ernennung zum Professor. Herbst 1963 Aus- bruch des Konfliktes mit dem Erlanger Ordinarius für Chirurgie und Direktor der Klinik («Erlanger Professorenkrieg»). Ab Sommer 1964 Assistenzarzt am Städtischen Krankenhaus in Lauenburg an der Elbe. Von Anfang 1965 Chefarzt ebenda, bis er im Frühjahr 1974 selbst kündigt. Seitdem in Lauenburg selbständig als Chirurg in eigener Praxisklinik mit Bettenstation in der Diana-Rehabilitationsklinik Bad Bevensen tätig. Prof. Julius Hackethal ist mit zahlreichen wissenschaftlichen Ar- tikeln, Büchern, Filmen und Forschungsberichten hervorgetreten. Außerhalb seines Fachgebietes ist er bekannt geworden durch seinen Kampf für umfassende Reformen im Gesundheitswesen und durch mutiges Eintreten für die berechtigten Forderungen geschädigter Pa- tienten in zahlreichen Kunstfehlerprozessen. Julius Hackethal Auf Messers Schneide Kunst und Fehler der Chirurgen Rowohlt

I Facharztau~bildun~ am Kreiskrankenhaus in Eschwege (Prof ... · nik in Münster (Prof. PETER PITZEN). 1955 Habilitation für Ortho- pädie in Münster. Ab 1956 Oberarzt an der Chirurgischen

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Page 1: I Facharztau~bildun~ am Kreiskrankenhaus in Eschwege (Prof ... · nik in Münster (Prof. PETER PITZEN). 1955 Habilitation für Ortho- pädie in Münster. Ab 1956 Oberarzt an der Chirurgischen

Prof. Dr. med. K. H. JULIUS HACKETHAL wurde am 6. I I. 1921 in Reinholterode/Eichsfeld geboren. Studium der Medizin in Berlin, Würzburg und Göttingen. I 94 5 Promotion. 1946-50 chirurgische Facharztau~bildun~ am Kreiskrankenhaus in Eschwege (Prof. FRANZ ROSE). 1950-52 erster Assistent bzw. Oberarzt ebenda. Seit 1952 wissenschaRlicher Assistent an der Orthopädischen Universitätskli- nik in Münster (Prof. PETER PITZEN). 1955 Habilitation für Ortho- pädie in Münster. Ab 1956 Oberarzt an der Chirurgischen Universi- tätsklinik in Erlangen, dort 1956 Umhabilitierung für Chirurgie und Orthopädie. 1962 Ernennung zum Professor. Herbst 1963 Aus- bruch des Konfliktes mit dem Erlanger Ordinarius für Chirurgie und Direktor der Klinik («Erlanger Professorenkrieg»). Ab Sommer 1964 Assistenzarzt am Städtischen Krankenhaus in Lauenburg an der Elbe. Von Anfang 1965 Chefarzt ebenda, bis er im Frühjahr 1974 selbst kündigt. Seitdem in Lauenburg selbständig als Chirurg in eigener Praxisklinik mit Bettenstation in der Diana-Rehabilitationsklinik Bad Bevensen tätig.

Prof. Julius Hackethal ist mit zahlreichen wissenschaftlichen Ar- tikeln, Büchern, Filmen und Forschungsberichten hervorgetreten. Außerhalb seines Fachgebietes ist er bekannt geworden durch seinen Kampf für umfassende Reformen im Gesundheitswesen und durch mutiges Eintreten für die berechtigten Forderungen geschädigter Pa- tienten in zahlreichen Kunstfehlerprozessen.

Julius Hackethal

Auf Messers Schneide

Kunst und Fehler der Chirurgen

Rowohlt

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Einbandentwurf Werner Rebhuhn

1.-16. Tausend September 1976 17,-3 I. Tausend Oktober 1976 32.-4 I . Tausend Oktober 1976

42.-6 I . Tausend November 1976 62.-72. Tausend Februar 1977

73.-79. Tausend März 1977 @ Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, 1976

Alle Rechte vorbehalten Gesamtherstellung Clausen & Bosse, LecklSchleswig

Printed in Germany ISBN 3 498 02829 4

Inhalt

I. Warum? 2. Vorgeschichte 3. Herzstillstand 4. Blinddarmentzündung 5 . Leistenbruch 6. Wasserbruch 7. Magengeschwür 8. Kropf 9. Oberschenkelbruch

10. Oberarmbruch I I. Anästhesie I 2. Blutübertragung I 3. Sichere Hand 14. Kunstfehler I 5 . Wie besser?

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I . Warum?

In den Chirurgie-Kliniken und -Abteilungen unseres Landes passieren zu viele vermeidbare Fehler. Das weiß jeder Arzt. Jeder schweigt. Jeder hat seine Gründe.

Ich bin seit 30 Jahren Chirurg. Ich habe viele Fehler selbst

I gemacht und viele von anderen begangene Fehler gesehen, unnö- tige Fehler wohlgemerkt: ich will und muß es mir von der Seele schreiben.

Eine Änderung «von selbst* ist nämlich nicht abzusehen. Im Gegenteil: Es wird schlimmer und schlimmer. Das schließe ich auch aus der Flut von Hilferufen ~hirurgie~eschädigter Patienten und ihrer Angehörigen, die mich seit einem Jahr überschwemmt und in der ich zu ertrinken drohe.

Es kamen bei mir über zweihundert Gutachtenanforderungen wegen Kunstfehlerverdachts allein in den letzten zwölf Monaten zusammen, ohne all die Zwischenauskünfte! Das ist von einem einzelnen nicht zu schaffen. Mit dieser Veröffentlichung möchte ich unter den deutschen Chirurgen darum werben, sich aktiv als Gutachter für die notleidenden Opfer ihres Faches einzu- setzen. . .

Doch der unerledigte Gutachtenstapel ist nicht der Haupt- grund für dieses Buch. Die Zahl der Gutachtenanforderungen ist auch kein Maßstab für das Ausmaß der bundesdeutschen Chir- urgie-Misere. Für sich allein sicher nicht. Dennoch kann man, wie so oft im Leben, aus bestimmten Einzelfällen beachtliche Schlüsse auf das Ganze ziehen.

Für mich steht fest, daß das Niveau unserer Chirurgie weit niedriger ist, als es sein dürfte. Leistungen vergleicht man an Hand vergleichbarer Statistiken. Die gibt es zwar in der Chirur- gie zur Genüge in wissenschaftlichen Arbeiten und Büchern. Mit Statistiken allein kann man jedoch kein Menschenherz bewegen.

I Ich brauche aber Ohr und Herz der Uffentlichkeit zur Mithil- fe, um Verbesserungen, das einzige Ziel dieses Buches, zu errei- chen. Die Chirurgen schaffen es aus sich heraus nicht und die Arzt-Funktionäre schon gar nicht.

I Vielen Chirurgen geht es mit Sicherheit ähnlich wie mir: Sie

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sind besorgt über die vielen vermeidbaren Fehler, die unter ihrer Verantwortung geschehen. Sie möchten es anders. Doch finanzi- ell geht es ihnen gut bis extrem gut, und im Ansehen des Volkes rangieren sie ohnehin seit Jahren stabil an erster bis zweiter Stelle. Ein Chirurgie-System, das dies gewährleistet, möchte kein Chirurg anrühren.

Daß es am System liegt, muß allen schnell klarwerden, wenn sie darüber nachdenken. Wo die Wurzel des Systemübels sitzt, soll hier beschrieben und begründet werden.

Nur die Offentlichkeit kann etwas ändern, der Zwang muß von außen kommen. Niemand kann sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen. Selbst wenn er es wollte.

Leider hat die Mehrzahl der Chirurgen noch nicht begriffen, daß es nicht nur im Interesse der Patienten, sondern auch zum eigenen Vorteil wäre, das System radikal zu ändern. Denn das Ziel der Anderung ist: mehr Erfolgssicherheit für den Patienten, weniger Fehler. Das kann die Position der Chirurgen nur stär- ken, niemals schwächen.

Es ist anscheinend zu schwer, das heute schon einzusehen. Also ist mit Widerstand zu rechnen und mit Gegenangriffen erheblicher Art.

Ich will die Offentlichkeit überzeugen. Dazu scheint mir die Beschreibung von Patientenschicksalen am besten geeignet, und zwar im Zusammenhang mit den an Chirurgie-Kliniken und -Abteilungen häufigsten Operationen.

Abgehandelt werden eigene und fremde chirurgische Fälle. Die eigenen Fälle dienen einerseits dazu, vom Alltag eines

Chirurgen zu erzählen, von seinen Gefühlen bei schwierigeren Operationen und ähnlichem. Andererseits werden eigene Fehler beschrieben und die Umstände, wie es dazu kommen kann.

Die fremden chirurgischen Fälle stammen meist aus Unterla- gen und Akten, die mir im Zusammenhang mit Kunstfehlerver- dacht-Gutachten zugeschickt wurden. Von allen Patienten oder ihren Angehörigen liegt das Einverständnis zur Veröffentli- chung vor. Im Interesse der Anonymität der beteiligten Chirur- gen wurden die Namen und andere möglicherweise identifizie- rende Außerlichkeiten geändert und die Fallgeschichten durch zusätzliche fiktive Details im Biographisch-Anekdotischen - und nur dort! -verfremdet. Ahnlichkeiten zwischen bestimmten

Gestalten in diesem Buch, die einen erfundenen Namen bekom- men haben, und lebenden Trägern desselben Namens wären rein zufällig. Aus dem Kontext geht klar hervor, wo es sich um echte Namen und um Persönlichkeiten der Zeitgeschichte han- delt.

Die juristisch leider notwendige Tarnung der Fälle hat aber an den echten sachlichen Daten und Fakten nichts verschoben, verschönert oder verschlimmert.

Was den Schweregad des Fehlers anbetrifft, so sind bei den fremden Fällen - mit Ausnahme eines einzigen - keineswegs gezielt die schlimmsten ausgewählt.

Im Anschluß an die Fallbeschreibungen im Rahmen chirurgi- scher Standard-, also Routine-Operationen sind fachspezifische Probleme in Extraka~iteln abgehandelt.

Am Schluß folgt schließlich das Wichtigste: die Verbesse- rungsvorschläge.

Mit dem Buch befinde ich mich in einem Dilemma. Einerseits soll es einen möglichst großen Leserkreis finden, andererseits muß der Inhalt auch für Fachleute nachprüfbar und glaubhaft sein. So wird der Inhalt zwangsläufig eine Mischung aus einer Erzählung interessanter Fälle und Fachsimpelei (die öfters in kleinerem Schriftgrad gebracht wird). Einen Arzt-Roman er- wartet bei dem Titel wohl niemand.

Dieses Buch verfolgt nicht das Ziel, die großartigen Möglich- keiten einer mit Herz, Verstand und technischer Perfektion praktizierten modernen Chirurgie aufzuzeigen, sondern es will gezielt auf die Gefahren einer schlechten Chirurgie hinweisen. Deshalb überwiegen die Negativ-Schilderungen. Zum Nachweis des Segens einer guten Chirurgie bedarf es überhaupt keines Wortes.

Daran, daß das Leben eines Patienten mit geplatztem Magen- geschwür nur durch eine Operation zu retten ist, gibt es keinen Zweifel. Und der Schenkelhalsbruch eines 65jährigenführt ohne einen chirurgischen Eingriff mindestens zur Ruine, meist zum vorzeitigen Ende.

Natürlich ist dieses Buch nicht geschniegelt und gebügelt. Das kann es auch nicht sein, wenn man es nur nebenher schreiben muß, neben Sprechstunden, Operationen, Visiten und Kunst- fehlergutachten.

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Doch ich will nicht warten, bis ich das Messer aus der Hand gelegt habe. Hinterher ist eine Kritik weniger überzeugend, als wenn man sich als Aktiver an den eigenen Maßstäben messen lassen muß.

Lauenburg, im August 1976 Julius Hackethal

2. Vorgeschichte

In der Bundesrepublik bedeutet Chirurg: Facharzt für Allge- meinchirurgie. Die Definition des Fachgebietes in der Berufs- ordnung für Arzte lautet: «Das Fachgebiet Chirurgie umfaßt die operative Behandlung von chirurgischen Erkrankungen, Verlet- zungen und Mißbildungen sowie die entsprechenden Vorunter- suchungen, konservativen Behandlungsverfahren, ihre Nach- sorge und Begutachtung.» Kurz und bündig: Die Chirurgie umfaßt die Chirurgie. Zu ihr gehört alles von Kopf bis Fuß, was ein Chirurg sich zutraut.

Was es bedeutet, Allgemeinchirurg zu sein, läßt sich schwer in Worte fassen. Der Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, Dr. WOLFGANG MÜLLER-OSTEN, hat es 1975 in der cMünchener Medizinischen Wochenschrift, versucht: «. . . sowohl der niedergelassene Chirurg als auch der Chefarzt einer chirurgischen Abteilung der sog. Grund- und Regelversor- gung, d. h. eines kleineren oder mittleren Krankenhauses. . . wird . . . - vielleicht am ehesten vergleichbar mit dem Allge- meinarzt - .die Chirurgie schlechthin, vertreten. Dieser Bereich wird jetzt - etwas verfälschend - meist mit <Allgemeiner Chirur- gie, bezeichnet . . .»

Allgemeinchirurgie ist mehr, ist Schlechthin-Chirurgie, ist Kopf-, Hals-, Brust-, Bauch-, Rücken-, Arm- und Bein-Chirur- gie. Der Schlechthin-Chirurg ist Allgemein-, Unfall-, Kinder-, Urologie- und Orthopädie-Chirurg in Personalunion.

MÜLLER-OSTEN spricht ganz unverhüllt: «Deswegen ist die Definition des Fachgebietes Chirurgie in der jetzt gültigen Wei- terbildungsordnung . . . in ihrem Omnipotenzanspruch für die Chirurgie zeitlos gültig.,,

*Es liegt auf der Hand, daß dieses riesige Gebiet von einem einzelnen nur noch in bestimmten Grundelementen beherrscht werden kann, daß diese Grundelemente aber ein so umfangrei- ches Repertoire darstellen, daß sich überdies ständig verändert, daß seine Beherrschung ein lebenslanges Studium erfordert.»

Ich habe Schlechthin-Chirurgie aus vielerlei Blickwinkeln erlebt:

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rororo sachbücher

Angewandte Psychologie Eine Auswahl

ERIC BERNE

Spiele der Erwachsenen ' Psychologie der menschlichen Beziehungen [6735] Sprechstunden für die Seele . Psychia- trie und Psychoanalyse verständlich ge- macht C67771 Spielarten und Spielregeln der Liebe Psychologische Analyse der Partner- beziehung [6848]

DR. MED. A. H. CHAPMAN

Regeln gegen Mitmenschen [6798]

GISELA EBERLEIN

Gesund durch autogenes Training i68751 Autogenes Training für Fortgeschrittene [6925l

HANS-JÜRGEN EYSENCK

Intelligenz-Test [6878]

Programmierte Einführung in die Psy- chologie. Ein Lernprogramm [6gjo]

GERD HENNENHOFER/KLAUS D . HEIL

Angst überwinden. Selbstbefreiung durch Verhaltenstraining [6939]

t WERNER KIRST / ULRICH DIEKMEYER

Inte l l igenztr~inin~ Denkspots und Lernimpulse, die alle geistigen Fähigkeiten anregen und för- dern. Mit 88 Abb. [6711 J Creativitätstraining [6827]

Kontakttraining . Erfolgsprogramm für das Leben mit anderen Menschen [6867]

RAINER E. KIRSTEN / JOACHIM MÜLLER-

SCHWARZ

Gruppentraining. Ein Ubungsbuch mit 59 Psycho-Spielen, Trainingsaufgaben und Tests [6943]

PETER LAUSTER

Begabungstests [6844]

CARL G. LIUNGMAN

Der Intelligenzkult. Eine Kritik des In- telligenzbegriffs und der IQ-Messung. Mit 48 Abb. im Text [679z]

PROF. DR. MAX LÜSCHER

Signale der Persönlichkeit. Rollenspie- le und ihre Motive [6942]

LAURENCE J. PETER & RAYMOND HULL

Das Peter-Prinzip oder Die Hierarchie der Unfähigen [6793]

FRIEDRICH H. QUISKE / STEFAN J.

SKIRL / GERALD SPIESS

Arbeit im Team. Kreative Lösungen durch humane Arbeitsform [6926]

DR. G. H . RUDDIES

Psychotraining. Lebenstechnik im All- tag i69011

GEORG SIEBER

Achtung Test . Psychologische Testver- fahren - was man von ihnen erwarten darf. Mit 8 Farbtafeln [6683] Die. Altersrevolution [6882]

FRAUKE TEEGEN / ANKE GRUNDMANN / ANGELIKA RÖHRS

Sich ändern lernen. Anleitung zur Selbsterfahrung und Verhaltensmodifi- kation [6931]

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Stefan Wieser

Isolation Vom schwierigen Menschen zum hoffnungslosen Fall

Die soziale Karriere des psychisch Kranken

Herausgegeben und eingeleitet von Wolfgang Kirchesch

Mindestens jeder zehnte, vielleicht sogar jeder siebte Bundesbürger müßte wegen eines seelischen Leidens behandelt werden. Heute wird aber nur ein Sechstel aller psychisch Kranken medizinisch versorgt. Das sind über I ooo ooo Patienten! Viele von ihnen - an einem beliebigen Stichtag an die Hunderttausend - sind in sogenannten Heilanstalten untergebracht, obwohl von Heilung nur selten die Rede sein kann. Für die meisten der Kranken ist die <Klinik» bloße Bewahranstalt. Die Tür nach draußen ist hinter ihnen zugefallen. Sie sind eingegliedert in eine uTotale Institution.,

in der es nur Verwaltete und Verwaltende gibt.

Ausgeschlossen von der eigenen Familie, aus dem Kreis der früheren Kol- legen und Freunde hat der psychisch Kranke den Tiefpunkt seiner sozia- len Karriere erreicht: Er ist ein Außenseiter, ein Mensch zweiter Klasse

geworden - die Isolation ist perfekt. Wie aber begann der Prozeß?

Professor Wieser, Xrztlicher Direktor des Krankenhauses Bremen-Ost, ana- lysiert mit dem exakten Instrumentarium eines Sozialmediziners die Lei- densstationen des psychisch Kranken in unserer heutigen Gesellschaft. DO- kumentarische Aussagen von Patienten und Sozialarbeitern sowie Ange- hörigen lassen erkennen, wie an jeder beliebigen Stelle des Lebens der Ein- bruch der Krankheit erfolgen kann; wie der Störenfried vergeblich von seiner Umwelt mit Appellen an seine Vernunft zur Räson gebracht wer- den soll; wie mit der Verfremdung des eigenen Ichs Mißtrauen und Distanz zur Welt der psychisch Gesunden wachsen; wie ein gesellschaftliches System, das durch eine Normenkontrolle geregelt wird, mit der sozialen Disquali- fikation antwortet, dem Ausschluß des Kranken aus aller sozialen Teil- nahme, und wie dieses System damit Vereinsamung und Isolation so ver- stärkt, daß Internierung und oft physische Fixierung an das Bett unaus- weichlich sind. Den Weg von hier aus zurück in ihre inzwischen verän-

derte, feindliche Umwelt finden nur wenige.

224 Seiten. Brosch.

Rowohlt

Der Einzelne und die GesellschaR - Konflikte und Konzepte

Phyllis Chesler Frauen - das verrückte Geschlecht? O b in der Partnerschaft oder Poli- tik, in der Familie oder im Beruf: noch immer leiden Frauen unter dem Autoritätsanspruch des Man- nes . . . 384 Seiten und 16 Tafeln mit 18 Abb. Brosch.

Christopher Jen& Chancengleichheit. 400 S. Brosch.

Stanley Milgram

Prof. Dr. med. Dr. phil. Horst-Eberhard Richter Patient Familie Entstehung, Struktur und Therapie von Konflikten in Ehe und Familie 256 Seiten. Geb.

Die Gruppe Hoffnung auf einen neuen Weg, sich selbst und andere zu befreien. Psy- choanalyse in Kooperation mit Gruppeninitiativen 352 Seiten. Brosch.

Das Milgram-Experiment Zur Aufdeckung der Gehorsams- bereitschaft gegenüber Autorität 260 Seiten mit 25 Abb. im Text und auf 4 Tafeln. Brosch.

Lernziel Solidarität 320 Seiten. Brosch.

Flüchten oder Standhalten 320 Seiten. Geb.

Morton Schatzman Paul Moor

Die Angst vor dem Vater Die Freiheit zum Tode

Langzeitwirkung einer Erziehungs- Ein Plädoyer für das Recht auf methode. Eine Analyse am Fall menschenwürdiges Sterben Schreber. 240 Seiten mit 8 Abb. im Euthanasie und Ethik Text. Brosch. 320 Seiten. Brosch.

Jürg Willi - -

Horst E. RiditerIHans Strotzkal Die Zwe ie rbez i eh~n~ Jürg Willi (Hg.) ~~annun~sursachen/Störungmuster/

Familie und seelisde Krankheit ~ l ä ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ / ~ ö ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ d e l l ~ Eine neue Perspektive der Psycho- Analyse des unbewußten Zusam- logisden Medizin und der Sozial- menspiels in ~a r tne rwah l und * . . - - - - - - - therapie. Paarionflikt: Das Kolluiinns-Kon- . - - - - - - - - - - 380. Seiten. Brosch. zept. 288 Seiten. Brosch.

Rowohlt

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Horst E. Richter:

«In der Tat ist Beliebtheit bei Patienten und Pflegepersonal kaum irgendwo ein Beförderungskriterium für Mediziner, die sich Aufstiegshoffnungen machen. Die Distanzierung von den Patienten und die Ausschöpfung der so gewonnenen Freizeit für das naturwissenschaftlich ergiebige Experimentieren mit Mäusen, Körpersäften usw. sind nach wie vor die besten Start- bedingungen für eine Integration in die Standesgruppe und den Weg nach oben. Die Bedrohung mit einer Außenseiterstel- lung bis hin zur Gefährdung der Vertragsverlängerung liegt in der Luft, wenn der junge Arzt im Universitätskrankenhaus sidi den von oben definierten Rollenerwartungen ausdrücklich widersetzt. Dies ist gewiß nicht überall so, aber doch eine weit- hin sichtbare Entwicklung. Auf sie hinzuweisen, bedeutet al- lerdings fast schon eine Verletzung der Standesnormen. Denn diese gebieten im Zweifelsfall nicht, die Sorge um frustrierte Bedürfnisse der Patienten und letztlich auch der Kollegen voranzustellen, sondern stets und vor allem das zu loben, was gerade gemacht wird. Die Medizin will immer so gut gefun- den werden, wie sie gerade ist, womit sie sich vielfach Impulsen zu einer positiven Weiterentwicklung zunächst unkritisch wi-

dersetzt.,,

Aus :

Horst Richter «Flüchten oder S tandhaltem

320 Seiten. Brosch.

Rowohlt