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BRÜCKENBAUER-MAGAZIN VON DIENSTE IN ISRAEL Einem Volontär muss man nicht erklä- ren, was mit dem hebräischen Wort balagan (Durcheinander) gemeint ist. Es ist eine Umschreibung für das, was zuweilen den ganz normalen (Arbeits-) Alltag in Israel ausmacht. Auch das Shekel-Daycenter in Petach Tikvah, in dem unsere Freiwilligen Juliane Kemmann, Roswitha Durst und Lydia Fasold (Foto, v.l.n.r.) tätig sind, ist keine „balaganfreie“ Zone. Darum ist es ja auch so schön dort – schön herausfordernd, anstrengend und nervenaufreibend. Die liebenswer- ten chanichim (Auszubildenden) aber machen es ihnen leicht, sich gerade auch an diesem Ort wohlzufühlen. (S. III) Dina Lutati ist inzwischen so etwas wie eine Institution in der Institution. Seit nunmehr 25 Jahren ist sie im Jerusale- mer Wohlfahrtsministerium für die aus- ländischen Volontäre zuständig – und damit auch für uns. Grund genug, ihr dafür einmal gebührend toda (Danke) zu sagen. (S. IV) Mit einem herzlichen Shalom aus der Geschäſtsstelle in Hannover Ralph Zintarra, Leiter Dienste in Israel AUSGABE I/2012 – NR. 98 Liebe Leserin, lieber Leser!

I/2012 – NR. 98 E b A g S Au - dienste-in-israel.org · bRÜCKENbAuER-MAgAZIN VO N DIENSTE IN ISRAEL Einem Volontär muss man nicht erklä-ren, was mit dem hebräischen Wort balagan

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Page 1: I/2012 – NR. 98 E b A g S Au - dienste-in-israel.org · bRÜCKENbAuER-MAgAZIN VO N DIENSTE IN ISRAEL Einem Volontär muss man nicht erklä-ren, was mit dem hebräischen Wort balagan

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Einem Volontär muss man nicht erklä-ren, was mit dem hebräischen Wort balagan (Durcheinander) gemeint ist. Es ist eine Umschreibung für das, was zuweilen den ganz normalen (Arbeits-)Alltag in Israel ausmacht.Auch das Shekel-Daycenter in Petach Tikvah, in dem unsere Freiwilligen Juliane Kemmann, Roswitha Durst und Lydia Fasold (Foto, v.l.n.r.) tätig sind, ist keine „balaganfreie“ Zone.

Darum ist es ja auch so schön dort – schön herausfordernd, anstrengend und nervenaufreibend. Die liebenswer-ten chanichim (Auszubildenden) aber machen es ihnen leicht, sich gerade auch an diesem Ort wohlzufühlen. (S. III)Dina Lutati ist inzwischen so etwas wie eine Institution in der Institution. Seit nunmehr 25 Jahren ist sie im Jerusale-mer Wohlfahrtsministerium für die aus-ländischen Volontäre zuständig – und

damit auch für uns. Grund genug, ihr dafür einmal gebührend toda (Danke) zu sagen. (S. IV)

Mit einem herzlichen Shalom aus der Geschäftsstelle in Hannover

Ralph Zintarra, Leiter Dienste in Israel

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Liebe Leserin, lieber Leser!

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IIIBrückenbauer-Magazin Nr. 98

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geworden; wir haben unseren Platz im Team und kennen die chanichim mit ihren Persönlichkeiten, ihren Stärken und Macken und täglichen Bedürfnissen.

Doch obwohl es nicht immer so einfach ist, jede Woche und jeden Tag neu die Motivation für die Arbeit aufzubringen, auch wenn es manch-mal ganz schön anstrengend und nervenaufreibend sein kann, wenn hier jemand nicht zuhört, dort etwas zu Bruch geht oder einfach balagan herrscht, so muss man doch sagen, dass man die Leute selbst einfach ins Herz schließen muss. Man bekommt so viel mehr zurück – sei es durch kleine Ges-ten, gemeinsames Lachen, große und kleine Erfolge mit den Einzelnen ...

Da ist zum beispiel Rahel* mit ihrem grimmigen Blick hinter der dicken Brille, die durch das ganze Cen-ter schreien kann, nur um wenig später vor Freude in die Hände zu klatschen und verzückt zu lachen, wenn Lydia mit ihrem hebräischen „Hänschen klein“ ankommt.

Oder es gibt David*, der manch-mal ganz bekümmert in seinem Roll-stuhl sitzt, das Gesicht hinter seiner Hand versteckt und immer wieder „Ich will nicht“ sagt und vor sich hin

schmollt, bis er (fast) ohne Hilfe von Roswitha eines seiner Lieblingslieder anschaltet und strahlend im Takt mit-wippt und singt und die Welt wieder in Ordnung ist.

Ebenso Lior*, die im Grunde kein verständliches Wort herausbringt, aber aussieht und sich benimmt wie eine Prinzessin, wenn sie elegant die Beine übereinanderschlägt und Juliane mit schief gelegtem Kopf fragend ansieht, wenn diese versucht, über Bilder mit ihr zu kommunizieren. Da blitzt sogar manchmal ein seltenes, kleines Lächeln über ihr niedliches Gesicht.Und so gibt es noch eine Menge Bei-spiele, die einem einfach immer wieder zeigen, weshalb man die Leute hier so gern hat.

Deswegen können wir am Ende sagen, dass die Arbeit zwar nicht immer leicht ist, aber dass wir sowohl die chanichim als auch die Mitarbeiter echt lieb haben. Und das ist es, was uns doch wieder jeden Tag neu motiviert und uns zeigt, dass es gut und wertvoll ist, hier zu sein.

Lydia, Roswitha und Juliane* Namen geändert

Das Shekel-Daycenter in Petach Tikvah

Man muss sie einfach ins Herz schließen …Shekel, der israelische „Community Service for People with Special Needs“, besitzt eine Zweigstelle in Petach Tik-vah – ein Tagescenter für körperlich und geistig behinderte Menschen. Dort werden Tag für Tag die unter-schiedlichsten Menschen betreut. Ihr Alter reicht von 20 bis 60 und auch die Behinderungstypen und –grade könnten unterschiedlicher nicht sein. Es reicht von Epilepsie, Hyperaktivität und Down-Syndrom bis hin zu Autis-mus und diversen Verhaltensstörungen; außerdem sitzen viele aufgrund von Gehbehinderungen, Skoliosen, Kon-trakturen oder ähnlichem im Rollstuhl.

Die „Chanichim“, wie unsere Schützlinge dort genannt werden, bil-den vier gemischte Klassen zu je etwa zehn Leuten und werden jeweils von drei bis vier Mitarbeitern betreut. Täg-lich kommen sie aus ihren Familien oder Pflegeheimen in das Tagescenter und werden dort vom Team beschäf-tigt und durch den Tag begleitet. Unsere Arbeit besteht darin, sowohl beim Essen reichen als auch bei Toi-lettengängen Hilfestellung zu geben, aber unser Schwerpunkt liegt in der Beschäftigungstherapie. Dazu gibt es einen Stundenplan mit verschiedens-ten Aktivitäten, die zum Teil von uns Mitarbeitern, zum Teil aber auch von ausgebildeten Therapeuten gestaltet werden. Es gibt Musik- und Sprachthe-rapie, Lauftraining oder Kunststunden, aber auch einfach nur Sport und Spiele, Gesprächsrunden, Basteln und mehr. Auch ist immer Raum, selbst kreativ zu werden und eigene Ideen einzubringen.

Wir – Lydia, Roswitha und Juliane – sind die ersten Volontäre von Hagoshrim, die dort mitarbeiten. Des-halb war es natürlich am Anfang nicht so leicht, dort seinen Platz zu finden. Inzwischen haben wir uns jedoch gut in die Alltagsroutine eingefunden, die Verständigung ist schon viel besser

Lydia Fasold, Roswitha Durst und Juliane Kemmann (v.l.n.r.)

Tali und Roswitha (r.)

Mascha und Lydia (r.)

Es ist eine faszinierende Welt, die man entdeckt, wenn man mit geis-tig behinderten Menschen arbeitet. Mich begeistert vor allem ihre innere Schönheit und Stärke, aber auch ihre Fröhlichkeit. In unserem insgesamt recht jungen Team versucht jeder sein Bestes zu geben.

Ich bin dankbar, mit Hagoshrim zusammenarbeiten zu können. Juli-ane, Lydia und Roswitha sind ausge-sprochen nett, arbeiten sehr professi-

onell und kümmern sich liebevoll um alles und jeden. Wir als Mitarbeiter sind sehr glück-lich, sie hier bei uns zu haben.

Anat Shlosberg Sambol (32)Leiterin Daycenter Petach Tikvah

Statement der Leiterin des Shekel-Daycenter