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„ICH BIN DAS BROT DES LEBENS“ (Joh 6,35) Theologische, katechetische und liturgische Handreichungen zur Vorbereitung auf den „Eucharistischen Kongress“ in Köln (2013) Eichstätt, Oktober 2011

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„ICH BIN DAS BROT DES LEBENS“ (Joh 6,35)

Theologische, katechetische und liturgische

Handreichungen zur Vorbereitung auf den

„Eucharistischen Kongress“ in Köln (2013)

Eichstätt, Oktober 2011

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Vorwort des Bischofs von Eichstätt

Im Jahre 2013 begeht die Katholische Kirche in Deutschland einen Nationalen Eucharistischen

Kongress, dessen Tagungsort Köln ist. In einer Zeit, in der große Abbrüche in der kirchlichen Praxis

und zum Teil kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit über die künftige Gestalt und Rolle der

Kirche auf eine tiefe Glaubenskrise hinweisen, darf sich die Zielsetzung des Kongresses nicht allein

darauf beschränken, die eucharistische Frömmigkeit und Praxis des einzelnen Gläubigen durch

Impulse für ein tieferes Verständnis der Messfeier und der Eucharistielehre der Kirche zu

verlebendigen sowie eucharistische Andachtsformen zu vertiefen, so sehr wir dieser Schritte für

eine Glaubensstärkung bedürfen.

Erneuerung der Kirche durch die Eucharistie

Der Kongress unter dem thematischen Vorzeichen der Eucharistie soll uns den Blick vertiefen für

das Wesen und die Mitte der Kirche. Es geht um unser Kirchesein und um die Freude über die

Berufung, Glied der Kirche zu sein, die selbst Leib Christi ist und uns Christi Leib für den Aufbau

dieser Communio reicht.

Vor dem Hintergrund der ältesten Abendmahlsüberlieferung im Ersten Korintherbrief (11,23) legt

der Apostel Paulus im 10. Kapitel (V. 16f.) dar, dass die Feier des Herrenmahls und die Teilhabe am

eucharistischen Leib des Herrn die Kirche als Leib Christi (ebf. 1 Kor 12,27) und damit als

Communio erbaut. Wo aber die mit der Feier der Eucharistie verknüpfte Entprivatisierung des

Einzelnen, seine Hingabe hinein in die Communio mit Christus nicht wirklich vollzogen wird, wo

der Eucharistieglaube schwach oder gar defekt ist und die Herrenmahlfeier unwürdig verläuft,

muss es nicht verwundern, wenn Schwierigkeiten und Spaltungen in der Gemeinde auftreten (1

Kor 11) und schließlich auch die gebotene Sorge füreinander, die Caritas in der Gemeinde dem

Egoismus weicht. Pointiert lässt sich die Sicht des Apostels beschreiben: Der schwache

Eucharistieglaube sowie die konkrete Praxis der Herrenmahlfeier stehen in einem inneren

Zusammenhang mit dem geistlichen Zustand der (Orts-) Kirche von Korinth, ebenso mit der

konkreten Sorge füreinander in der Gemeinde.

Positiv gewendet heißt dies: Da in der Eucharistie das ganze Christusmysterium präsent wird, vom

Ausgang vom Vater über sein Kommen in die Welt, sein Leiden, sein Kreuzesopfer und seine

Auferstehung, sein Sendungsauftrag an die Jünger, Himmelfahrt und Wiederkunft, ist sie

Wurzelgrund der Kirche und ihr fortwährendes Lebenselixier.

Zahlreiche Zeugnisse aus der Geschichte unterstreichen die Bedeutung der Eucharistie für das

Kirchesein, etwa bei Cyprian von Karthago, Johannes Chrysostomus, oder bei Augustinus (etwa

Sermo 272: „Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid!“)

Das II. Vaticanum schärft uns die Bedeutung der Eucharistie für die Kirche als Leib Christi und

damit als Quelle der Communio mit dem Herrn und untereinander ein, besonders in Lumen

gentium 7, dann aber auch an anderen Stellen, von denen Presbyterum Ordinis 6 erwähnt sei: „Die

christliche Gemeinde wird aber nur auferbaut, wenn sie Wurzel und Angelpunkt in der Feier der

Eucharistie hat.“

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Eucharistie und die Kraft zur Neuevangelisierung

Papst Johannes Paul II. ruft in seiner Enzyklika Ecclesia de eucharistia die Lehre des II. Vaticanums

in Erinnerung und hebt hervor, dass die Kirche mittels der Kommunion am Leib Christi die Kirche

immer tiefer zu ihrem Seinsgrund vordringt, „in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt

Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen

Menschheit“ (LG 1) zu sein.

Unter Nummer 22 schreibt der Heilige Vater: „Deshalb gewinnt die Kirche aus der

immerwährenden Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers in der Eucharistie und aus der

Gemeinschaft mit dem Leib und dem Blut Christi die notwendige geistliche Kraft, um ihre Sendung

zu erfüllen. So stellt sich die Eucharistie als Quelle und zugleich als Höhepunkt der ganzen

Evangelisation dar, da ihr Ziel die Gemeinschaft der Menschen mit Christus und in ihm mit dem

Vater und mit dem Heiligen Geist ist.“

Die Sendung der Kirche in die Welt und das Mühen um Evangelisation brauchen die Eucharistie.

Rechter Eucharistieglaube, eine lebendige eucharistische Praxis und Frömmigkeit sind Kern des

Wachstumsprozesses der Kirche, denn diese wird aus der sakramentalen Gemeinschaft mit

Christus auferbaut.

Der Eucharistische Kongress in Köln soll und kann Impulse für die innerkirchliche

Selbstevangelisierung und Neuevangelisierung geben. Daher ist es bedeutsam, dass die Bischöfe

für den Vorbereitungsweg auf 2013 katechetische und pastorale Ziele formulieren, die es dann

zusammen mit verschiedenen Verantwortlichen in den jeweiligen Diözesen in konkrete diözesane

Dokumente und Arbeitshilfen zu fassen gilt.

Ich bin dankbar für das Engagement der Autoren des vorliegenden Manuale, welche aus ganz

unterschiedlichen kirchlichen und pastoralen Handlungsfeldern stammen und die uns durch ihre

Arbeitsergebnisse auf dem Weg hin zum Eucharistischen Kongress 2013 anregen, begleiten und

ermuntern wollen. Aus Freude und innerer Überzeugung über die eminente Bedeutung des

Themas Eucharistie haben sie über längere Zeit zusammen gebetet, fachlich-wissenschaftlich

darum gerungen und so viele interessante und wertvolle Aspekte erarbeitet.

Die vorliegende Sammlung versteht sich keineswegs als fertiges Konzept für die

Vorbereitungsphase auf den Kongress hin. Es handelt sich vielmehr um eine Art Werkbuch, um

einen Impulsgeber für den Bischof. Die Sammlung will dem Bischof behilflich sein, zusammen mit

den verschiedenen Mitarbeiterebenen im Bistum (z.B. Seelsorge- bzw. Pastoralamt,

Schulabteilung, Verbände, geistliche Gemeinschaften und Bewegungen, Berufsgruppen,

Erwachsenenbildung, Pfarreien) konkrete Schritte der Vorbereitung auf Köln hin zu entwickeln.

In diesem Sinne wünsche ich allen, die diese Handreichung lesen und zu frommem Gebrauche

nutzen, eine gute und gesegnete Vorbereitungszeit auf dem Weg zum Eucharistischen Kongress

2013 in Köln!

+ Gregor Maria Hanke OSB

Bischof von Eichstätt

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Inhaltsverzeichnis

1. Theologische Reflexionen ...................................................................................................5

1.1 „Ich bin das Brot des Lebens“. Eine theologische Meditation zur eucharistischen

Brotrede Jesu in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-66).........................................................5

1.2 Theologische Schwerpunkte in der Verkündigung der Eucharistie ..................................7

1.2.1 Grundlegende These.....................................................................................................7

1.2.2 Heilsgeschichtlich orientierte Schwerpunkte in der Verkündigung der Eucharistie .....8

1.2.3 Schwerpunkte in der Theologie der Eucharistie .........................................................12

2. Katechetisch-liturgische Reflexionen.................................................................................22

2.1 „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67). Eine Meditation über die von Christus

gewählte Form der Eucharistiekatechese in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-66) ...........22

2.2 Katechetische Anmerkungen ..........................................................................................24

2.3 Liturgische Anmerkungen ...............................................................................................24

2.4 Zugangswege zu Eucharistie und Anbetung ...................................................................26

2.4.1 Anbetung ist die Grundhaltung allen Betens - „Kostet und seht, wie gütig der Herr

ist“ (Ps 34,9) ...............................................................................................................................26

2.4.2 Bedeutung der Stille ...................................................................................................26

2.4.3 Bedeutung der Musik..................................................................................................27

2.4.4 Bedeutung der Kunst ..................................................................................................28

2.4.5 Bedeutung der Schönheit ...........................................................................................29

2.4.6 Bedeutung der Haltungen und Gebärden ..................................................................29

2.5 Reflexionen zum Kommunionempfang...........................................................................31

2.6 Geistliche Kommunion ....................................................................................................32

3. Anregungen für die Praxis .................................................................................................33

3.1 Katechetische Anregungen .............................................................................................33

3.1.1 Lektüre der Kirchenväter ............................................................................................33

3.1.2 Lektüre des Jugendkatechismus .................................................................................33

3.1.3 Lektüre der biblischen Texte über die Eucharistie („Bibel mitteilen, um zu teilen“)...33

3.1.4 Katechese über das Mysterium der hl. Messe............................................................34

3.1.5 Katechetische Impulse im Apostolischen Schreiben Novo millenio ineunte...............34

3.1.6 Geistliche Kinderkirchenführung ................................................................................35

3.1.7 Sequenz im Religionsunterricht ..................................................................................36

3.2 Liturgische Anregungen ..................................................................................................36

3.2.1 Die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei..........................................36

3.2.2 Die ewige Anbetung ...................................................................................................38

3.2.3 Eucharistische Andacht mit Kindern...........................................................................38

3.2.4 Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung für Jugendliche............................................39

3.2.5 Anbetung mit Erstkommunioneltern..........................................................................39

3.2.6 Eucharistische Anbetung mit Senioren.......................................................................39

3.2.7 „Bruderschaft“ als Gebetsgemeinschaft ....................................................................40

3.2.8 „Bräutigam und Braut“ eine Spiritualität der Anbetung für Ehepaare: .....................41

3.2.9 Weltgebetstag für die Heiligung der Priester.............................................................41

3.2.10 Emmausgang mit abschließender eucharistischer Andacht ......................................41

3.2.11 „Nightfever“................................................................................................................42

3.2.12 Anbetung und Rosenkranz..........................................................................................42

3.2.13 Vertiefung des Fronleichnamsfestes ..........................................................................43

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3.2.14 Feier der Eucharistie bei Sonnenuntergang oder Aufgang auf kirchlichen Friedhöfen

43

4. Einige konkrete Ausarbeitungen .......................................................................................43

4.1 Eine Meditation zur eucharistischen Anbetung mit Senioren........................................43

4.2 Der monatliche Herz-Jesu-Freitag...................................................................................45

4.3 Geistliche Kinderkirchenführung: „Jesus, wo wohnst Du?” ...........................................45

4.4 Ablauf des „Nightfever“ ..................................................................................................50

4.5 Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung für Jugendliche................................................51

5. Kontakte, Arbeitsmaterialien, Sammlung..........................................................................52

5.1 Veröffentlichungen des Apostolischen Stuhles ..............................................................52

5.2 Veröffentlichungen des Deutschen Liturgischen Institutes............................................52

5.3 Veröffentlichungen deutscher Diözesen.........................................................................52

5.4 Andere Veröffentlichungen, Internetadressen...............................................................53

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Theologische Reflexionen

1.1 „Ich bin das Brot des Lebens“. Eine theologische Meditation zur eucharistischen Brotrede

Jesu in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-66)

„Was er sagt, ist unerträglich! Wer kann das anhören?“ (Joh 6,60) – „Ich bin das Brot des Lebens.

Mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut wirklich ein Trank“ (Joh 6,55) – „Wer dieses

Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Joh 6,58b) – „Wer kann das anhören? (...) Daraufhin zogen sich

viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm mit.“ (Joh 6,66)

Die Synagoge von Kafarnaum: Da sitzen sie vor ihm: Neugierige, Jünger, Gegner, Suchende,

Zweifelnde, Nichtgläubige. Sie alle sind hier zusammengekommen. Die Predigt Christi in der

Synagoge ist aber nicht nur an die damalige Generation gerichtet. Sie geht durch alle Zeit

hindurch: Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. Wir alle, die ganze Menschheit, ist in dieser

kleinen Synagoge versammelt. Es ist die Predigt Christi über das Wesen der Eucharistie als dem

göttlichen Geschenk an die Menschen. Wir alle sitzen durch das Hören oder Lesen des

Evangeliums in dieser Synagoge: vielleicht als Suchende, vielleicht als Zweifelnde oder aber auch

als Jünger. Christus wendet sich direkt auch an uns. Er schaut uns an – jeden Einzelnen von uns –

und sagt zu uns:

„Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,35) auch für euch heute. Eine großartige und trostreiche

Aussage Christi: „Ich bin das Brot der Welt!“ Damit ist alles gesagt: wer Christus ist und warum der

Sohn Gottes Mensch wurde. „Εγώ ειμί“, griechisch: „Ich bin!“: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und

das Leben.“ (Joh 14,6) Christus wendet auf sich selbst den alttestamentlichen Offenbarungsnamen

JAHWE“ an: „Ich bin, der ich bin.“ – „Ich bin, der für euch da ist.“ Nun sagt Christus in der„ / “יהוה„

Synagoge über sich selbst: „Ich bin.“ In diesen zwei kleinen Worten offenbart Christus seine ganze

Identität. Er sagt nicht anderes als: Vor euch steht Gott. Zu euch spricht Gott. Der Weg, die

Wahrheit und das Leben ist nur einer: Gott. Nur Gott kann über sich selbst sagen: „Ich bin das

Leben“.

„Und sie murrten!“ (vgl. Joh 6,61)

Und Christus, der wahrer Gott ist, spricht über sich: „Ich bin das Brot des Lebens.“ (Joh 6,55) Er

sagt damit: „Ich, der ich wahrer Gott bin, bin die Lebensquelle, aus der ihr alles empfangt, was ihr

zum wahren Leben braucht, damit ihr gestärkt werdet auf eurem Pilgerweg durch die Geschichte

zu Heimat hin.“

Deswegen ist der Sohn Gottes Mensch geworden: um Brot zu sein – für uns! Brot sein! Und das

Weizenkorn muss sterben, um Brot sein zu können. Der gekreuzigte, sterbende Christus am Kreuz:

Das Weizenkorn muss sterben, um Brot zu werden. „Und aus seiner Seitenwunde flossen Blut und

Wasser heraus.“ (Joh 19,34) Seit altersher deutet die Kirche dies symbolisch auf die Taufe und die

Eucharistie hin.

„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ (Joh 6,56)

Gemeinschaft mit Gott, die hl. Kommunion: Gott legt sich und sein Leben in meine Hände, vertraut

sich mir an. Er schenkt sich mir. Der König der Welt in meinen Händen. Aus der Taufkatechese des

hl. Cyrill von Jerusalem (4. Jahrhundert):

„Denn wenn ihr kostet, kostet ihr nicht Brot und Wein, sondern das Abbild des Leibes und Blutes

Christi. Wenn du dann hingehst, komm nicht mit vorgestreckten Handflächen oder gespreizten

Fingern. Mache die Linke zum Thron für die Rechte, die den König empfangen soll. Mach die Hand

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hohl, empfange so den Leib Christi und sage ‚Amen’ dazu. Nimm es vorsichtig, heilige die Augen

durch die Berührung mit dem heiligen Leib – und pass auf, dass du nichts davon verlierst. Denn

wenn du etwas verlierst, so ist das, als littest du an den eigenen Gliedern Schaden. Sag mir: Wenn

dir jemand Goldstaub gäbe, würdest du ihn dann nicht mit größter Vorsicht festhalten und

aufpassen, dass du nichts davon verlierst und Schaden leidest? Wirst du also nicht noch viel

sorgfältiger auf das achten, was wertvoller ist als Gold und Edelsteine, um keine Stücke davon

fallen zu lassen?“1

Die hl. Kommunion: Der Mensch öffnet sich Gott aus Liebe, öffnet ihm das Tor zu seinem Leben.

Der Mensch darf Gottes Gastgeber sein. Christus wohnt durch das Sakrament der Eucharistie nicht

symbolisch, sondern real in diesem Menschen: personal, substantiell. Gott findet in diesem

Menschen Heimat. Es ist gerade diese eucharistische Realpräsens Christi, die den Menschen in

einer besonderen Weise zum wahren Χριστόφορος / Christophorus, zum „Christusträger“ erhebt.

Sie schenkt die einzigartige personale Nähe und Gemeinschaft mit Gott: die Gemeinschaft des

„Ichs“ des Menschen mit dem „Du“ Gottes, die zum „Wir“ wird. Die lateinischen Theologen des

Mittelalters beschreiben diese Verbindung oftmals als eine „inseritio“, als eine „Einpflanzung“

Gottes in den Menschen. Wie die Wurzeln einer Pflanze das Erdreich durchdringen, durchdringt

der eucharistische Christus mit seiner Liebe, seinem Leben das menschliche Sein bis in die tiefsten

Fasern seiner Existenz. Es ist die Einwurzelung Christi in die Geschichte dieses geliebten Menschen,

um sie zur Heilsgeschichte zu verwandeln. So wird die Gemeinschaft des Menschen mit Gott für

ihn zur existentiellen und entscheidenden Lebensgemeinschaft. Wie zwei Pflanzen ineinander sich

umwachsen, verweben sich das Leben Christi und das des Menschen miteinander, so dass beide in

das Leben des anderen hineingenommen werden und an ihm teilhaben können. Gerade aber in

der Eucharistie wird der Mensch durch die sakramentale Wiedervergegenwärtigung des

Kreuzesopfers und der Auferstehung hineingenommen in die Heilsgeschichte Christi, die so auch

zu seiner Heilsgeschichte wird. In der Eucharistie wird der Mensch durch eben diese

geheimnisvolle Wiedervergegenwärtigung in das Ereignis von Golgota und des leeren Grabes nicht

einfachhin symbolisch, sondern real hineingestellt und hat durch seine Lebensverbindung mit

Christus Teil an seinem Triumph, dem Triumph des Lebens über den Tod. Darum sagt Paulus mit

Blick auf diesen Lebensbund: „Seid ihr nun mit Christus gestorben, so werdet ihr auch mit ihm

leben“ (vgl. Röm 6,8). Der Sieg Christi über den Tod wird so auch zu unserem persönlichen Sieg.

„Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“ (Joh 6,58) Die Lebensverbindung mit Christus,

der in uns eucharistisch präsent ist, lässt uns teilhaben an seinem göttlichen Leben, schenkt

ewiges Leben. Es ist diese Lebensverbindung, die den Tod überdauert, die der Tod nicht

auseinander reißen kann. Wir bleiben Kinder des Lebens, nicht Kinder des Todes, So schreibt

Paulus. „Seid gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges

noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine Kreatur können uns

scheiden von der Liebe Gottes.“ (Röm 8,38f.)

Die Gabe der Eucharistie verbindet aber nicht nur den einzelnen eucharistisch beschenkten

Menschen mit Gott. Sie verbindet uns auch untereinander mit allen, die ebenso die

eucharistischen Gaben empfangen haben, die ebenso in besonderer Weise „Christusträger“ sind.

So entsteht eine eucharistisch geprägte Lebensgemeinschaft untereinander mit Christus als

Lebensquelle von uns allen. Der in uns gegenwärtige eucharistische Christus wird gleichsam zur

Seele unserer Gemeinschaft, die uns alle durchtränkt und uns verbindet. Darum sagt Paulus auch:

„Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib, denn wir haben Teil an dem einen Brot“ (1 Kor

10,17).

1 Cyrill v. Jerusalem, Cat. myst. 5, 20-21.

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Diese Lebensgemeinschaft untereinander und mit Christus umschließt alle: Lebende und

Verstorbene. Denn wenn wir Eucharistie feiern, ist Christus als das Leben mitten unter uns. Wo

aber Christus das Leben ist, sind auch unsere Verstorbenen gegenwärtig. Darum werden in jeder

Eucharistiefeier die trennenden Grenzen der Vergangenheit und Zukunft aufgehoben, stehen wir

alle – Lebende und Heimgegangene – real um diesen Altar, um unsere Lebensquelle: Christus. So

wird die Eucharistiefeier zum realen Bild des ewigen Hochzeitsmahles im Jetzt und Heute.

Doch die Gabe der Eucharistie ist immer auch Aufgabe, Dienst, Diakonie: Dienst für die Welt, für

die Menschen. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mt 14,16), sagt Christus. Gebt weiter, was ihr

empfangt: Christus als Lebensquelle. Schenkt weiter, was auch ihr geschenkt bekommen habt:

Gemeinschaft mit Gott.

Die eucharistisch gestärkte Lebensgemeinschaft mit Gott, die Kirche, ist Christi greifbarer,

sichtbarer Leib in dieser Zeit. In ihr, mit ihr und durch sie, durch jeden Einzelnen, möchte Christus

die Menschen in seine Lebensgemeinschaft führen, ihnen Leben, Frieden und Versöhnung

schenken. So heißt es wahrhaftig richtig in einem Gebet aus dem 14. Jahrhundert:

„Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit zu tun.

Christus hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seine Wege zu führen.

Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen auf seine Seite zu ziehen.“

Von diesem Auftrag Christi, der uns durch Taufe, Firmung und Eucharistie zukommmt, dürfen wir

uns nicht still und leise dispensieren und weglaufen, sonst hören wir auf, Kirche Christi zu sein. Wir

dürfen Christus nicht verweigern, Menschen mit ihm zusammen in seine Lebensgemeinschaft

hineinzuholen – auch um der Menschen willen.

„Gebt ihr ihnen zu essen!“ Diesem Lebensziel sind wir in einem besonderen Maß als Bischöfe,

Priester, Diakone und Laien verpflichtet, gesandt von Christus selbst, gestärkt durch die

eucharistischen Gaben.

Und Christus blickte damals in der Synagoge von Kafarnaum die Zwölf an, so wie er auch uns in

dieser Stunde anschaut, Sie und mich, und auch uns fragt, jeden einzelnen: „Willst auch Du

weggehen?“ (vgl. Joh 6,67). Und Petrus antwortete – stellvertretend für mich und Sie, für uns:

„Wohin sollen wir gehen, Herr? Du hast Worte ewigen Lebens.“ (Joh 6,68)

1.2 Theologische Schwerpunkte in der Verkündigung der Eucharistie

1.2.1 Grundlegende These

Die theologische Arbeit im Vorfeld des „Eucharistischen Kongresses“ darf sich nicht allein auf die

Verkündigung der Eucharistie beschränken. Vielmehr geht es um die Einbettung der Lehre von der

Eucharistie in den Gesamtzusammenhang der Heilsgeschichte und des Heilsplans Gottes mit den

Menschen.

Dieser Aspekt der Ganzheitlichkeit droht im theologischen Alltag einem Spezialistentum zu

Gunsten einzelner Themen zu weichen. Der Organismus der Glaubensinhalte scheint sich in

einzelnen Spezialfragen aufzulösen.

Die Kenntnis der Heilsgeschichte und des Heilplans Gottes sind aber die unverzichtbaren und

grundlegenden Voraussetzungen für ein tieferes Verständnis der Eucharistie.

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Nur wer die großen Leitlinien des Offenbarungsgeschehens kennt, kann die Eucharistie und ihre

Bedeutung richtig einordnen, ansonsten bleibt alles ein unzusammenhängendes Stückwerk dessen

Sinn sich im letzten nicht oder nur schwer erschließt.

Daraus ergeben sich folgende heilsgeschichtlich orientierte Thesen, die das notwendige

Fundament und den Rahmen für das Verständnis der Eucharistie bilden:

1.2.2 Heilsgeschichtlich orientierte Schwerpunkte in der Verkündigung der Eucharistie

1. These: Akzentuierungen in der Schöpfungstheologie: Erschaffung des Menschen, seine Würde

und seine Bestimmung

Es empfiehlt sich angesichts der teilweise aggressiven Debatte um den Darwinismus oder

Kreationismus den Gläubigen theologische Leitlinien zu geben.

Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden:

1. Ist der Mensch gewollt oder Produkt des Zufalls?

2. Was beinhaltet die Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau

3. In welchem Verhältnis steht der Mensch ursprünglich zu Gott?

4. Worin liegt seine Berufung?

2. These: Anthropologische Grundfragen der Soteriologie: Sündenfall, Erbsünde und ihre Folgen.

Um die Heilsgeschichte mit Gott zu verstehen, die ihren Höhepunkt auf Erden im Heilsgeschehen

Christi am Kreuz erfährt, ist es notwendig, sich auch der oft wie ein „Tabuthema“ umgangenen

Frage der Erbsünde und ihrer Folgen zu widmen. Nicht selten wird die Theologie der Erbsünde als

„mythologische Größe“ abgetan. Doch ohne die Erbsünde und ihre Folgen bleibt das Heilshandeln

Christi als Befreiungstat unerklärbar. Dies hätte dann auch direkte Folgen für unser

Eucharistieverständnis.

Folgende Fragen sollten theologisch erarbeitet werden:

1. Was ist „Erbsünde“?

2. Welche Folgen hat sie für die Menschheit?

3. Worin besteht seit dem Sündenfall die Knechtung und Unfreiheit des Menschen, von

denen er von Gott befreit werden muss?

3. These: Christologische Grundlagen zur Identität Jesu Christi. Die Menschwerdung des Logos: Der

Befreier kommt

Die immer stärker aufkommende Pluralismusdebatte (vgl. Hick, Knitter, H. Küng, usw.) macht es

notwendig, die Frage der Identität Jesu Christi näher zu beleuchten, an deren Beantwortung die

Frage der Eucharistie unlösbar verbunden ist. Im Mittelpunkt sollten dabei die bibeltheologischen

Aussagen wie auch die Konzilsdokumente und Aussagen der Kirchenväter stehen.

Dabei sollte neben der menschlichen wieder stärker die göttliche Natur Jesu von Nazareth betont

werden: Er ist mehr als ein „guter Mensch“ oder ein „soziales Vorbild“. Jesus von Nazareth ist Gott

und Mensch.

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Folgende Fragen sollten bearbeitet werden:

1. Warum wurde Gottes Sohn Mensch?

2. Was heißt dies: Er ist Gott und Mensch?

4. These: Grundlagen der Lehre vom σωτήρ (Soter) Jesus Christus: der Kreuzestod als Lebensopfer,

das Versöhnung mit Gott schenkt

Das Lebensopfer des Gottmenschen Jesus Christus am Kreuz ist der Wurzelgrund für die Erlösung

und Befreiung des Menschen von der Knechtschaft des Todes und der Versklavung durch die

Sünde. Es schenkt uns einen „neuen und ewigen Bund“ (vgl. Konsekrationsworte) mit Gott und

öffnet uns den Himmel neu. Der Mensch wird mit Gott versöhnt und als Adoptivkind Gottes in die

„Familia Dei“ aufgenommen, so dass er „Erbe des Himmels“ wird (vgl. Tauftheologie). In dieses

Erlösungs- und Befreiungsgeschehen am Kreuz wird der Gläubige durch die sakramentale

Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfers nicht symbolisch, sondern real hineingenommen.

Die theologischen Grundbegriffe „Opfer“, „Versöhnung“, „Stellvertretung“ und „Erlösung“ sind

sowohl in der theologischen Ausbildung und Forschung als auch in der Verkündigung stark

zurückgedrängt und oftmals mit dem Makel eines „archaischen Denkens“ versehen worden. Sie

werden dabei nicht selten von ihrem biblischen Grundgehalt als Ausdruck der liebenden Hingabe

entkleidet und inhaltlich so neu gefüllt, als ob ein grausamer und zürnender Gott ein

Menschenopfer brauche, um sich wieder den Menschen zuzuwenden. Das Kreuz wird dadurch

nicht mehr zu einem Heilszeichen, sondern nur zu einem grausamen Folterinstrument eines nach

Blut lechzenden Gottes. Dies allerdings könnte man aus den Klassenzimmern entfernen! Auf

diesem falschen Hintergrund wäre es auch unverständlich, ja gar unsinnig, Eucharistie als

sakramentale Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfers zu feiern!

Ohne die Deutung des Kreuzesopfers als Erlösungsgeschehen bliebe dann lediglich eine rein

humanistisch gefärbte Deutung des Geschehens auf Golgota möglich, in der ein vorbildhaft guter

Mensch für seine Ideen von Liebe und Gerechtigkeit stirbt und dessen Vermächtnis allein darin

bestünde, seine humanistischen Ideen zu wahren und zu leben.

Die fatale theologische Entwicklung im Bereich der christologischen Soteriologie hat zur

Konsequenz, dass das Heilsereignis am Kreuz nicht mehr in seiner einmaligen, universalen

heilsgeschichtlichen Dimension als Befreiungsakt der ganzen Menschheit erklärt werden kann, der

aus der Liebe Gottes entspringt. Das christologische Grunddogma, dass Christus als wahrer Gott

und wahrer Mensch durch sein Lebensopfer der einzige Mittler des Heils für die ganze Menschheit

ist, würde dann – wie die Vertreter des Pluralismus es einfordern – aufgegeben und damit die

gesamte apostolische Verkündigung in der zentralen Frage verraten werden.

Folgende theologische Fragen müssen daher bearbeitet werden:

1. Welche biblisch-theologische Bedeutung kommt den Begriffen „Erlösung“, „Opfer“,

„Stellvertretung“ und „Versöhnung“ zu?

2. Warum ist das Kreuz ein Heilszeichen der Befreiung?

3. Warum ist Christus durch sein Kreuzesopfer der einzige und universale Mittler des Heils für

die ganze Menschheit?

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5. These: Die Weitergabe der Erlösungsfrüchte durch die Geschichte: die Zeit der Kirche

Das II. Vaticanum nennt die Eucharistie „die Quelle und den Höhepunkt des ganzen christlichen

Lebens“ (LG 11) in der Kirche. Sie ist ein Geschenk Christi an die Kirche, das er in sie hineinlegt und

ihr anvertraut als wirkmächtigen Ausdruck der vollkommenen liebenden Einheit zwischen ihm und

seiner Kirche. Eucharistie ist daher stets zutiefst ekklesiologisch und kann nur aus dem Verhältnis

Christi zu seiner Kirche heraus verstanden werden.

Das tiefe Zueinander und Miteinander von Christus und seiner Kirche wird von Paulus und den

Kirchenvätern in Bildern dargestellt, die aus dem Bereich der menschlichen Liebe entlehnt sind.

Christus ist der Bräutigam und die Kirche seine ihm anvermählte Braut. Dieser „Ehebund“

zwischen Christus und seiner Kirche ruht auf den Pfeilern der Treue, Liebe, Hingabe, Einzigkeit und

Fruchtbarkeit. Er ist unlösbar, so dass die Stürme der Zeit die Kirche als geliebte Braut Christi

niemals von Christus ihrem Bräutigam wegreißen können.

Die Kirche ist aber auch das pilgernde Gottesvolk. Die Kirchenväter finden diesen Gedanken schon

vorgebildet beim Auszug aus dem Sklavenhaus Ägypten und der Wanderung durch die Wüste dem

gelobten Land entgegen. Auch die Kirche als das „neue Israel“ wird durch Gott aus dem

Sklavenhaus des Todes und der Tyrannei der Sünde befreit. Es wandert durch die Wüsten der

Geschichte dem gelobten Land entgegen, ihrer Erfüllung. Die Angehörigen dieses Gottesvolkes

bleiben letztlich auf diesem Pilgerzug durch die Welt immer „Fremde“ in ihr, denn sie sind Bürger

des Himmels. Sie ziehen ihrer eigentlichen Heimat entgegen. Während dieser Wanderschaft

begleitet und führt Gott sein Volk, beschützt es mit seiner wirkmächtigen Gegenwart, ermutigt

und ermahnt es und stärkt es auch mit dem „himmlischen Manna“: der Eucharistie.

Dieser Pilgerzug der Kirche durch die Geschichte, dem gelobten Land entgegen, steht aber stets

offen für alle Menschen, die sich ihm anschließen wollen, und nimmt sie als „Brüder und

Schwestern“ in seine Gemeinschaft auf.

Die Stiftung der Kirche als Werk des dreifaltigen Gottes ist damit auch Ausdruck seines der Liebe

entspringenden universalen Heilswillens für die Menschheit. Die Kirche ist sein heilbringendes

Geschenk an die Menschheit. In sie allein hat der einzige Heilsmittler der Menschen, Christus,

seinen ganzen Reichtum der Gnadengaben hineingelegt, damit sie aus diesem Überfluss schöpfen

und zur Lebensquelle für alle Menschen werden kann. Die durch den Opfertod von Christus

erworbenen Erlösungsfrüchte sollen allein durch die Kirche als seinem „Leib“ an allen Orten und zu

allen Zeiten jedem Menschen vermittelt werden, damit er, so wie Gott es will, in Gemeinschaft mit

ihm treten kann. Sie ist damit gleichsam das eine „Sakrament“ des Heils für die Menschheit, durch

das Christus die Gnadengaben verströmen möchte, um die „familia hominum“ zur „familia Dei“ zu

erheben. Die Kirche ist daher in ihrem innersten Wesen missionarisch. Mit allen ihren

unterschiedlichen Gliedern partizipiert sie dazu aktiv an den drei munera des Priestertums Christi:

dem königlichen, prophetischen und priesterlichen Amt. Sie ist somit aktive Mitarbeiterin mit

Christus am Heilswerk. Dies bedeutet, dass nicht nur der Kleriker auf Grund seiner Weihe, sondern

auch jeder Laie als Träger des gemeinsamen Priestertums von Christus selbst berufen ist, den

Heilsauftag und Heilsdienst auf je seine Weise und gemäß seiner Charismen sowohl innerhalb als

auch außerhalb der Kirche, in der Welt, im Miteinander aller Glieder der Kirche zu vollziehen.

Diese von Gott geschenkte Vielfalt der Dienste, Berufungen und Gnadengaben dient somit der

Festigung der Einheit nach Innen und der Öffnung nach außen, um Menschen in die Communio

Dei, die Kirche, hineinzuführen. Erst im organischen, friedlichen und sich ergänzenden Miteinander

aller Glieder wird das Christuszeugnis gleich einem „Mosaik“ vor der Welt wirkmächtig sichtbar.

Durch das innere „Lebensgesetz“ der Kirche von Glaube, Hoffnung und Liebe möchte Christus

durch die Glieder der Kirche das Reich Gottes schon auf Erden an allen Orten und Zeiten

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anfangshaft gegenwärtig werden lassen, auf das Strahlen der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und

Liebe in die Dunkelheiten der Welt hineinleuchten, um sie zu erhellen.

Dazu aber ist auch notwendig, dass die Kirche mit allen ihren Gliedern, Klerikern und Laien, sich

stets bewusst ist, dass sie auf ihrem Pilgerweg als Gottesvolk stets reformbedürftig ist.

Jedes Glied der Kirche steht unter dem persönlichen Anspruch zur Reform des Herzens, wenn es

durch sündhaftes Fehlverhalten dazu beigetragen hat, das Zeugnis von Christus zu verdunkeln.

Auch die theologische Entfaltung, das Verständnis und das weiterführende Ausdeuten des

unveränderbaren Depositum fidei bedarf stets der Reform mit Hilfe des Hl. Geistes, der der Kirche

gesandt ist, um sie immer tiefer in das Offenbarungsgeheimnis hineinzuführen. Darüber hinaus ist

die Kirche unter Wahrung des Offenbarungsgutes stets auch reformbedürftig in der Frage der Art

und Weise der Verkündigung im Fluss der Zeit mit ihren Veränderungen, will sie nicht erstarren

und „unfruchtbar“ werden.

Die Kirche braucht für diese notwendigen Reformprozesse keine Reformatoren, sondern heilige

Reformer, die die Gabe der Unterscheidung der Geister haben! Wie die Kirchengeschichte zeigt,

bedarf es davon nicht vieler, sondern nur weniger, denn ihre Strahlkraft reißt andere mit!

Es gibt wohl kein dogmatisches Traktat im Zeitraum der letzten vier Jahrzehnte, das so ideologisch

aufgeladen ist, wie die Ekklesiologie. Dies hat auch Folgen für das ekklesiologisch orientierte

Eucharistieverständnis.

Seit etwa der 70er Jahre ist parallel zu den politischen Entwicklungen im Staat und in der

Gesellschaft eine Politisierungs- und Soziologisierungswelle in die Ekklesiologie eingedrungen, die

vor allem in den sogenannten „praktischen Fächern“ (Pastoraltheologie und Religionspädagogik)

Eingang gefunden haben und deren Folgen etwas weniger stark bei Priestern als vor allem bei

Religionslehrern und hauptamtlichen Laientheologen, die im Verkündigungsdienst stehen, sichtbar

werden.

Eine Schlüsselrolle zum Verständnis der gegenwärtigen Situation bildet philosophisch sicherlich die

sogenannte „Frankfurter Schule“, in der sich eine neomarxistische Gesellschaftsanalyse mit ihrer

Dialektik des Klassenkampfes mit aufklärerisch-emanzipatorischen Elementen verbindet. Dieses

ursprünglich rein politisch bzw. gesellschaftspolitisch verstandene Denken fand Eingang vor allem

in der protestantischen aber auch in der katholischen Theologie in Deutschland. Es wurde und

wird, leider gefördert durch so manche innerkirchlichen Erstarrung und hierarchische Verkrustung,

gleichsam zum zentralen hermeneutischen Schlüssel zur Ausdeutung der Kirche.

Die Kirche wird nicht selten ihres sakramentalen Charakters gleichsam „entkleidet“ und zu einer

rein politischen bzw. soziologischen Größe reduziert. Biblische Begriffe wie „Volk Gottes“ werden

ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt, mit politisierenden Inhalten neu gefüllt und auf diesem

Hintergrund die Texte des II. Vatikanischen Konzils „neu“ gelesen. Dies führt zu harten

Verfälschungen der Intentionen des Konzils.

Die vertikale Verbindung zwischen Gott und den Gläubigen, die erst wahre Gemeinschaft

untereinander in der Kirche auferbaut, droht aus dem Blick zu entschwinden. An ihrer statt tritt

ein diffuses und oft stark emotionalisierten Gemeinschaftsgebilde von „Gutmenschen“ mit

gemeinsamen humanistischen Idealen. Die eigentlich missionarische Wesenaufgabe der Kirche als

heilsvermittelnde Instanz hat in diesem Denken wenig Raum und wird ideologisch als

„Bevormundung“ des Menschen abgelehnt.

Akut wird die Einheit der Kirche theologisch dadurch bedroht, dass man die Ekklesiologie auf die

so genannte „Machtfrage“ reduziert. Durch die Anwendung der neomarxistischen

Gesellschaftsanalyse mit ihren klassenkämpferischen Elementen wird der eine „Leib Christi“

zerrissen. Es werden Feindbilder geschaffen. Hier: die unterdrückten und „entmündigten“, von der

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Hierarchie geknebelten und entrechteten Laien- Dort: die inkompetente, intolerante, weltfremde

und unterdrückende „Amtskirche“, der es nur darum geht, ihren Herrschaftsanspruch zu sichern.

Darum gelte es gleichsam einen „Befreiungskampf“ innerhalb der Kirche zu führen, deren

Schlachtruf lautet: Jesus: Ja – Kirche: Nein! Es geht letztlich um eine theologische „Revolution“

gegen die hierarchische Verfasstheit der katholischen Kirche als solche, wie sie in der

apostolischen Verkündigung unveränderbar zugrunde liegt. Unverkennbar sind dabei auch

protestantisierende Elemente bei diesem Kirchenverständnis, die auch Fragen hinsichtlich der

ökumenischen Gespräche gerade auf „unteren Ebenen“ aufwerfen.

Diese verheerende Sichtweise führt immer stärker zu fast klassenkämpferischen

Auseinadersetzungen in der Kirche die sie an den Rand der Spaltung bringen. Unverkennbar

gelingt dieser Form von Theologie oft ungehindert gleichsam ein „Marsch durch die Institutionen“,

so dass ihrer Vertreter gerade an Schaltstellen der Ausbildung sitzen und ihre Ansichten

flächendeckend an die nächstfolgende Generation weitergeben können.

Die theologischen Ausführungen zur Ekklesiologie fokussieren immer mehr auf Kirchenkritik, die

positive und sakramentale Sichtweise der Kirche, ihr innersten Wesen und ihre Bestimmung

werden oftmals als „geschichtlich überholt und reaktionär“ abgelehnt. Eine Theologie, die die

Kirche als solche fast nur kritisiert, kann nicht erwarten, dass Menschen den Sinn von Kirche noch

erkennen und ihr gar angehören wollen. Vielmehr wird dadurch die Tendenz der Individualisierung

und Subjektivierung des Einzelnen in seinem Glauben Vorschub geleitet, der in dieser

Gemeinschaft keine Kraft mehrt findet und für sich alleine eine rein subjektive Spiritualität suchen

muss.

Diese Fehlentwicklungen im Bereich der Theologie haben auch verheerende Folgen für das

Eucharistieverständnis, das untrennbar mit der Ekklesiologie verbunden ist. Die Eucharistie ist

immer Feier der Einheit der Kirche und bleibt dies, darum sollte versucht werden, diese Einheit

auch theologisch wiederherzustellen.

Daher sollten folgende theologische Fragen beantwortet werden:

1. Warum gibt es die Kirche?

2. Was ist das Wesen der Kirche?

3. Was bedeutet „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“?

4. Welche Bedeutung hat das gemeinsame Priestertum und in welchem Verhältnis steht es

zum Weihepriestertum?

5. Worin unterscheidet sich das katholische Kirchenverständnis grundlegend von dem

protestantischen Kirchenverständnis?

1.2.3 Schwerpunkte in der Theologie der Eucharistie

1. These: Die Einsetzung des Sakraments der Eucharistie durch Jesus Christus: Golgota und der

Abendmahlssaal: das Opfermahl

Das Sakrament der Eucharistie als Frucht der Erlösung geht aus dem Kreuzesopfer Christi auf

Golgota hervor. Hier ist seine eigentliche Heimat. Dies zeigen auch deutlich die Wandlungsworte

des Neuen Testaments an. Die geöffnete Seitenwunde Christi aus der Blut und Wasser

hervorströmen, ist gleichsam der Quellgrund aus dem schon für die Kirchenväter die Taufe und die

Eucharistie ihre Ausgangspunkt nehmen, um die Welt zu befruchten. Die Form der Feier und die

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wirkmächtige Weitergabe dieses eucharistischen Sakraments und seiner Früchte legt Christus

selbst im Abendmahlssaal in der Gestalt einer Mahlfeier mit grundlegenden liturgischen Vorgaben

als Vermächtnis fest. So ist die Eucharistie Opfer und Mahl zugleich - Opfermahl. Sie ist ein

liturgisches Mahl, in dem das Opfer von Golgota durch Wiedervergegenwärtigung sakramental

gefeiert wird.

Aus diesem Grund sollte sowohl eine Überbetonung des Mahlgedankens zu Ungunsten des

Opfercharakters als auch umgekehrt vermieden werden. Das Mahl ist die sakramental-liturgische

Form in der das Eigentliche, der Opfertod Christi, gefeiert wird und seine Früchte sakramental

verschenkt werden.

Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden:

1. Welche Zeugnisse gibt das Neue Testament zur Einsetzung der Eucharistie?

2. Worin liegt der Unterschied zum jüdischen Paschafest?

2. These: Die sakramentale Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfer Christi auf Golgota

Die Eucharistie ist nicht einfachhin ein „In-Erinnerung-Rufen“, sondern die sakramentale

Wiedervergegenwärtigung des Erlösungsgeschehens am Kreuz von Golgota. „Die Kirche hat die

Eucharistie von Christus (...) erhalten (...) als die Gabe schlechthin, da es die Gabe seiner selbst ist,

seiner Person (...) und auch seines Erlösungswerkes. Dieses beschränkt sich nicht auf die

Vergangenheit, denn alles, was Christus ist, und alles, was er für alle Menschen getan und gelitten

hat, nimmt an der Ewigkeit Gottes teil, steht somit über allen Zeiten und wird in ihnen

gegenwärtig.“2 Christus stiftet eine „geheimnisvolle Gleichzeitigkeit zwischen jenem Triduum

sacrum und seinem Lauf durch die Jahrhunderte.“3 Die Eucharistiefeier ist daher keine subjektive

Gedächtnisfeier der Kirche, die sich nur an Jesus und Erlösungswerk erinnert. Diesen

theologischen Tendenzen gilt es entschieden entgegenzutreten, denn die Feier der Eucharistie

beinhaltet mehr. Sie macht Christus und sein Erlösungswerk im Jetzt und Heute gegenwärtig,

greifbar, um die Menschen zu allen Zeiten, an allen Orten in das Versöhnungswerk mit Gott hinein

zu nehmen, damit sie an seinen Früchten teilhaben können.

Dieses Geschenk der sakramentalen „Wiedervergegenwärtigung“ und ihre Möglichkeit beruhen

auf der Identität Jesu Christi, auf dem Bekenntnis, dass er „wahrer Mensch“ und „wahrer Gott“ ist.

Aus diesem Grund haben auch die theologischen Ausführungen von Drewermann, Küng oder auch

Hasenhüttl und religionspluralistischen Denkern, die entweder ganz oder partiell das

christologische Grundbekenntnis ablehnen, schwerwiegende Konsequenzen für das

Eucharistieverständis.

Wäre Christus nur Mensch, wären er als Person und sein Handeln unabänderlich an die Grenzen

von Raum und Zeit gebunden. Seine Person und sein Handeln wären dann nur noch Gegenstand

eines subjektiven Sich-Erinnerns durch die späteren Generationen so wie man sich eines

Alexanders des Großen oder Julius Caesars erinnert. Eine sakramentale

„Wiedervergegenwärtigung“ seiner Person und seines Handelns wären unmöglich.

Da Christus aber als der Logos „wahrer Gott“ ist, sind er und seine Heilstaten nicht den Grenzen

von Raum und Zeit unterworfen. Im Osterhymnus kommt dies in feierlicher Form zum Ausdruck:

„Christus, gestern und heute, Anfang und Ende, Alpha und Omega. Sein ist die Zeit und die

Ewigkeit. Sein ist die Macht und die Herrlichkeit in alle Ewigkeit.“

2 Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia”, Rom 2003, 17. 3 Ebd. 12.

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Gerade weil er als „wahrer Gott“ der Herr der Zeit ist, über aller Zeit steht, ist er auch im Heute

und Jetzt gegenwärtig. Darum auch sein Versprechen an die Jünger: „Seid gewiss: Ich bin bei euch

alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Diese Gegenwart Gottes erreicht in der Eucharistie

„ihre einzigartige Dichte“.4 Christus wird in der Eucharistie als der Erlöser der Menschheit

gegenwärtig, d.h. sein ganzes Erlösungswerk mit seinen Früchten, die untrennbar mit ihm

verbunden sind, werden wie seine Person „wiedervergegenwärtigt“, indem die Grenzen von Raum

und Zeit von Gott aufgehoben werden. Die Ewigkeit des Logos als „wahrer Gott“ umschließt

gleichzeitig alle vergehenden Zeitmomente. Das Gestern von Golgota wird im Sakrament der

Eucharistie real im Heute gegenwärtig- wird sakramental zum „Jetzt“, in das Heute für uns

erfahrbar hineingestellt, so dass wir als spätere Generationen sakramental an diesem Ereignis

unseres Heiles teilhaben dürfen.

Folgende theologischen Fragen sollten bearbeitet werden (vgl. These zur Identität Jesu Christi):

1. Was ist im Rahmen der Eucharistie der Unterschied zwischen dem „Sich-Erinnern“ und der

„sakramentalen Wiedervergegenwärtigung“ ?

2. Welche Bedeutung kommt Christus bei der sakramentalen „Wiedervergegenwärtigung“

zu?

3. These: Der Opfercharakter der Eucharistie

Die Eucharistie ist nach katholischen Verständnis im Gegensatz zur Lehre Luthers in ihrem

innersten Wesen stets ein Opfer, denn in ihr wird das erlösende Lebensopfer Jesu Christi am Kreuz

wiedervergegenwärtigt in das Heute. Darum schreibt der Papst Johannes Paul II: „Das Opfer Christi

und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer“5, denn das Opfer Christi am Kreuz „kehrt in

der Eucharistie als gegenwärtiges wieder“6. Die Feier der Eucharistie „vervielfältigt es nicht“7- setzt

es nur gegenwärtig. Christus selbst deutet im Abendmahlsaal seinen eigenen Tod als Opfer, der

einen neuen Bund zwischen Gott und die Menschen schließt: „Das ist mein Leib, der für euch

hingegeben wird... Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“

(Lk 22,20)

Diese Verbindung zwischen der sakramentalen Vergegenwärtigung des Lebensopfers Christi und

der eucharistischen Mahlfeier ist auf Grund der theologischen Schwierigkeiten mit der Lehre vom

Opfertod Christi (vgl. These 4) in eine schwere Krise geraten. Deutlich treten dabei mitunter

protestantisierende Tendenzen zutage, die die Lehre vom Opfertod gänzlich ablehnen. Wird diese

Verbindung nicht wieder deutlicher theologisch hergestellt, verliert das Sakrament sein innerstes

Herzstück.

Folgende Frage sollte theologisch bearbeitet werden:

Warum ist die Verbindung zwischen dem Opfermahl und dem Opfertod Christi am

Kreuz fundamental wichtig für das Eucharistieverständnis?

4 Ebd. 10. 5 Ebd. 18. 6 Ebd. 7 Ebd.

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4. These: Die aktive Teilnahme („participatio actuosa“) aller Gläubigen an der eucharistischen

Darbringung

Schon die „Liturgische Bewegung“, die Enzyklika „Mediator Dei“ und deutlich auch das II.

Vaticanum (LG 11) heben hervor, dass die Kirche in der Feier der Eucharistie sich auch selbst mit

dem Opfer Christi darbringt.

Da die Kirche der Leib Christi ist, wird das Opfer ihres Hauptes- Christus- auch zu ihrem eigenen

Opfer, bringt die Kirche, und mit ihr jeder Gläubige, Priester wie Laie, sich in Christus und seinem

Opfer stets mit ihm als Opfergabe auch selbst dar, um von Gott Leben, Heil für die ganze

Menschheit zu erbitten. Diese aktive Teilnahme aller Gläubigen bei der eucharistischen

Darbringung erreicht einen existentiellen Höhepunkt, wenn jeder Gläubige auf die Patene mit dem

Brot auch sein eigenes Leben, seine Gebete, seinen Glauben, seine Freude, aber auch seine Sorgen

und Nöte, zusammen mit seiner Bitte um Heil und Segen für die Menschen legt, aufopfert, und der

Priester als Repräsentant der Kirche, diese Lebensgaben in ihrem Namen vor Gott trägt.

Dieser Gedanke der aktiven Teilhabe aller Gläubigen an der eucharistischen Darbringung ist

sowohl in der theologischen Debatte als auch in der liturgischen Praxis sehr stark zurückgetreten

bisweilen gänzlich verschwunden. Dies ist umso bedauerlicher, weil es sich hierbei um eine

besondere Ausübung des allgemeinen Priestertums handelt, die eine tiefe Nähe und sich stets

aktuell erneuernde Einbindung der christlichen Existenz in das Lebensopfer Christi schenkt. Durch

diese aktive Teilnahme wird das Leben des einzelnen Gläubigen wie der ganzen Kirche in das

fortschreitende Erlösungswerk Christi hineingenommen.

Diese Lehre von der participatio actuosa aller Gläubigen wird heute oftmals theologisch

banalisierend missgedeutet, als ob es darum ginge, möglichst viel „Ämter“ für Laien wie den des

Lektors oder Kommunionhelfers zu schaffen, um sie aktiv in den Ablauf der Eucharistiefeier

einzubinden.

Folgende Frage sollte theologisch bearbeitet werden:

Welche Bedeutung kommt der Selbstaufopferung der Kirche zusammen mit dem

Opfer Christi für die Fruchtbarmachung der Erlösungsfrüchte in der Welt zu?

5. These: Die eucharistische Wandlung ist „Wesensverwandlung“ (Transsubstantiation)

Johannes Paul II. verweist 2003 in seiner Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“ nochmals lehramtlich

auf die traditionelle und biblisch begründete katholische Lehre von der Wesensverwandlung

(Transsubstantiation). Er beruft sich dabei auf die für immer gültigen Lehraussagen des Konzils von

Trient, die den von Anfang an gelebten Glauben der Kirche an die Wandlung aufgreift:

„Durch die Konsekration des Brotes und des Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen

Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes unseres Herrn, und der ganzen Substanz des

Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche

treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung genannt.“8

Auch Paul VI. hat 1968 diese Konzilserklärung von Trient als unverzichtbare eucharistische Norm

lehramtlich herausgehoben: „Jede theologische Erklärung, die sich um das Verständnis dieses

Geheimnisses bemüht, muss, um mit dem Glauben übereinstimmen zu können, daran festhalten,

dass Brot und Wein der Substanz nach, unabhängig von unserem Denken, nach der Konsekration

8 Konzil von Trient, Sess. XIII., „Decretum de ss. Eucharistia”, Cap. 4: DH 1642.

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zu bestehen aufgehört haben, so dass nunmehr der...Leib und das...Blut unseres Herrn vor uns

gegenwärtig sind unter den sakramentalen Gestalten von Brot und Wein.“9

Mit diesen Stellungnahmen wird die Konzeption einer Transfiguration und Transfinalisation,

Ansätze, die sich bei Schoonenberg, Schillebeeckx und Powers finden, als ungenügend erachtet.

Die Rede vom Bedeutungs- und Zweckwandel kann die Aussageabsicht der

Transsubstantiationslehre nicht voll wiedergeben, denn die Transsubstantiation bedeutet eine

Änderung am Seinsbestand der Dinge und nicht nur eine Änderung der Bedeutung, die der

Mensch ihnen beilegt. Dieser Sachverhalt muss in der theologischen Debatte wieder stärker

herausgearbeitet werden.

In der Frage der Lehre der Transsubstantiation besteht auch ein ökumenischer Dissens, der nicht

übergangen werden darf. Luther lehnt die Transsubstantiation strikt ab. Für ihn verbinden sich der

Leib und das Blut Christi mit dem Brot und dem Wein nur zu einer Einheit. Der Leib und das Blut

Christi sind nur in, mit und unter dem Brot und Wein gegenwärtig. Diese Einheit dauert nur bis zur

Kommunion. Bei den übrig gebliebenen Resten des Abendmahls löst sich diese Einheit wieder auf.

Man bezeichnet diese Auffassung als Konsubstantiation.

Für Zwingli sind Brot und Wein nur Zeichen, die dem Christen helfen, sich an Christus zu erinnern

und darin mit den anderen Glaubenden eins zu sein. Das Abendmahl ist daher nur ein Erinnerungs-

und Gemeinschaftsmahl.

Calvin lehrt, dass Zeichen (Brot und Wein) und Sache (Leib und Blut Christi) getrennt sind. Es

besteht bei der Feier des Abendmahls aber eine Art zeitlicher Parallelismus: Während die

Gläubigen beim Abendmahl das rein irdisch bleibende Brot und Wein trinken, werden sie durch

den Hl. Geist mit dem Leib und Blut Christi vereinigt, der nur im Himmel, also nicht im Brot und

Wein real zugegen ist.

Die reformierten Kirchen schließen sich in ihrer Mehrheit Calvin an. Dies bedeutet, dass wir keinen

ökumenischen Konsens hinsichtlich dessen haben, was eigentlich auf dem Altar geschieht, was der

einzelne beim Abendmahl empfängt. Hier ist also keine Einheit vorhanden. Dies sollte auch

theologisch herausgearbeitet werden.

6. These: Die Eucharistie: notwendige Stärkung auf dem Pilgerweg und Medizin gegen den Tod

Schon die Israeliten als pilgerndes Gottesvolk bedurften auf ihrem langen und beschwerlichen

Weg durch die Wüste dem gelobten Land entgegen der notwendigen Stärkung, um nicht

unterwegs zu sterben. Jahwe selbst nimmt sich aus Liebe seines Volkes an, lässt es nicht allein, gibt

es nicht dem Untergang in dieser lebensfeindlichen Region preis. Er sorgt vielmehr aus Liebe wie

ein Vater für seine Kinder, damit es das gelobte Land erreichen kann, zu dem er es führen will.

Gott selbst stillt ihren Hunger: „Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen.“ (Ex 16,4)

Dieses Leitmotiv findet sich auch in analoger Weise (vgl. Joh 6) in Bezug auf die Eucharistie als dem

„Brot vom Himmel“ für die Kirche wieder. Das neue Israel, die Kirche, ist als pilgerndes Gottesvolk

auf ihrem Weg durch die Geschichte zum gelobten Land, dem offenen Himmel unterwegs. Es ist

ein oft langer und kräftezehrender Weg, der auch große Gefahren für jeden einzelnen Pilger wie

auch für die ganze Gemeinschaft in sich birgt. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass der einzelne

Pilger das Ziel erreicht. Es gibt auch die reale Möglichkeit des Scheiterns in der Wüste des Lebens,

wenn die Seele durch die Entbehrung von Glaube, Liebe und Hoffnung verhungert oder in der

Gluthitze des Hasses verdurstet.

9 Paul VI., Das Credo des Gottesvolkes (1968), 24: AAS 60 (1968) 442-443.

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Der Pilger bedarf auf dem Weg der Stärkung und der Hilfe: „Unser tägliches Brot gib uns heute“.

Christus, der sein Volk auf den Weg der Pilgerschaft ausgesandt hat und es leitet, gibt sich selbst in

der Eucharistie als „Brot vom Himmel“ zur Speise. So ist die hl. Kommunion auf Erden die innigste

und tiefste Verbindung des Menschen mit Gott dem Alpha und Omega des Lebens.

Dieses Sakrament der Eucharistie ist als Gnadengabe der Stärkung eingesetzt, um der Gefahr des

Scheiterns und damit des Todes auf der Pilgerschaft zu entgehen. Durch den Empfang Christi in

der Kommunion nimmt der Pilger die Quelle des Lebens und der Liebe in sich auf, die seinen Durst

und seinen Hunger stillt: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern

(...) und wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,35) Wer so durch den Empfang des Leibes und Blutes

Christi mit dem göttlichen Leben in seinem Innersten verwoben ist, der hat die notwendige Kraft,

die Gefahren des Lebens zu bestehen, dessen Pilgerschaft endet nicht im ewigen Verließ des

Todes, sondern führt durch die offene Pforte des Himmels in das Reich des Lebens: „Wer von

diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“ (Joh 6,51) So ist die Eucharistie Gabe zum Heil und

schützt vor dem Unheil.

In der theologischen Debatte wird zunehmend die existentielle Bedeutung der Eucharistie als

Gnadengabe, als göttliche Medizin gegen das Scheitern des Menschen in Frage gestellt. Der

Aufweis der realen Möglichkeit des Scheiterns des Menschen, wie es Christus selbst in vielfältiger

Weise mahnend hervorhebt, wird als unzumutbare, menschenfeindliche „Drohbotschaft“

zurückgewiesen. An diese Stelle tritt oftmals eine Renaissance der „Apokatastasis-Lehre“ (Lehre

von der „Allversöhnung“) auf niedrigem populärwissenschaftlichem Niveau, die die Gefahr des

Scheiterns vor Gott ausschließt und stattdessen im letzten von einer Art „Heilsautomatismus“

ausgeht. Diese Sichtweise ist unvereinbar mit den Grundaussagen Christi und wiegt die Gläubigen

in einer trügerischen Selbstsicherheit. Die Eucharistie als das „die tödliche Not wendende“

Gnadenmittel und Stärkung gegen die Gefahr des Scheiterns verliert in diesem Denken ihren

Lebensbezug und ihre Lebensbedeutung für das Ringen des Menschen auf seiner Pilgerschaft

durch die Geschichte.

Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden:

1. Gibt es die Möglichkeit, sein Leben endgültig vor Gott zu verfehlen?

2. Auf welche Weise ist die Eucharistie eine „göttliche Medizin“ gegen den Tod?

7. These: Die Bedeutung der Eucharistie für den „Leib Christi“, die Kirche: Festigung der

Gemeinschaft und missionarischer Auftrag

Die Eucharistie ist aber nicht nur göttliche Stärkung und „Medizin der Unsterblichkeit, Gegengift

gegen den Tod“10 für den einzelnen Gläubigen, um ihn selbst zu heiligen. Sie trägt in ihrem

innersten Wesen immer auch einen ekklesiologisch-communialen Charakter in sich. Das

eucharistische „Innewohnen“ Christi in jedem Gläubigen ist das verbindende Band auch zwischen

allen Gläubigen, festigt so die schon in der Taufe geschenkte Einheit und führt sie zur

vollkommenen Einheit. Darum schreibt Paulus: „Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib, denn

wir alle haben teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10,16-17). Eine solche sakramentale Verfestigung der

Gemeinschaft durch das „Innewohnen“ Christi selbst ist mehr als eine rein menschliche, emotional

bestimmte Gemeinschaftserfahrung.

Aus diesem Geschenk der Eucharistie erwächst für den einzelnen Gläubigen wie für den ganzen

„Leib Christi“ auch eine verpflichtende Aufgabe, die den Wesenskern von Kirche berührt. Die

Eucharistie ist auch Stärkung für den heilsvermittelnden, d.h. missionarischen Weltdienst des

10 Ignatius von Antiochien, „Epistula ad Ephesios”, 20,2 (PG 5,661).

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einzelnen Gläubigen wie auch der Gemeinschaft der Kirche. Der „Leib Christi“ mit seinem „Haupt“

soll „Brot für die Welt“ sein. Nicht nur der einzelne eucharistisch beschenkte Gläubige, sondern

die ganze Gemeinschaft der Kirche ist in und für die Welt in besonderer Weise ein „Tabernakel“

Christi, in dem das „Brot des Himmels“ ruht. Dieser Tabernakel soll sich öffnen, um die hungernde

Welt mit dem „Brot des Himmels“ zu speisen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“, d.h.: Reicht weiter, was

ihr empfangen habt: Gemeinschaft mit dem Gott des Lebens! Dadurch wird die Kirche, wenn sie

diesen missionarischen Dienst erfüllt, zum Sakrament (LG 1) für die Welt.

In der gegenwärtigen theologischen Debatte besteht die Gefahr, die Verbindung zwischen

Eucharistie und missionarischen Grundauftrag der Kirche in Frage zu stellen, indem die

Missionsaufgabe des „Leibes Christi“ auch von religionspluralistisch orientierten Theologen

innerhalb der Kirche mitunter untergraben wird. Der Sendungsauftrag der Kirche, die Missio, wird

nicht selten als gefährliche und überhebliche Intoleranz gegenüber den anderen Religionen

dargestellt und der Wahrheitsanspruch des Christentums als unzeitgemäß und dem

Religionsfrieden abträglich verworfen.

Ferner tritt gerade in der pastoralen Praxis nicht selten die theologische Lehre von der

sakramentalen Auferbauung des „Leibes Christi“ durch die Eucharistie zugunsten des Versuchs

zurück, „Gemeinschaft“ durch stark emotionalisierende und theologisch oberflächliche „Events“ zu

bilden. Die religiöse-kirchliche Bindungskraft dieser sicherlich pastoral gut gemeinten Versuche, ist

meist gering oder nicht lang anhaltend.

Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden:

1. Welche Bedeutung kommt der Eucharistie zur Festigung der kirchlichen Gemeinschaft zu?

2. Warum gehört die Mission zum Wesenskern der Kirche?

3. Welche Bedeutung kommt der Eucharistie für den missionarischen Grundauftrag der

Kirche zu?

8. These: Eucharistie und Weihepriestertum: „die Apostolizität der Eucharistie“

Johannes Paul II. betont 2003 lehramtlich nochmals die von Christus selbst gewollte

wesensmäßige und unauflösliche Verbindung zwischen dem Sakrament der Eucharistie und dem

Weihepriestertum, ihre unlösbare Verankerung in der apostolisch-hierarchischen Sukzession: „Das

Weihepriestertum ist unersetzlich, um gültig die eucharistische Konsekration an das Kreuzesopfer

und an das Letzte Abendmahl zu binden.“11

Johannes Paul II. verdeutlicht dies, indem er von der „Apostolizität der Eucharistie“12 spricht.

Dieses Sakrament ist im Abendmahlsaal den Aposteln anvertraut worden, um die Eucharistie in

seinen Namen nach seiner Himmelfahrt weiter auszuspenden. Dies macht Christus selbst auch im

Einsetzungsakt deutlich: Er lädt in den Abendmahlsaal nur die Apostel ein, nicht aber den weiteren

Jüngerkreis, die Frauen, die ihn begleiten, selbst seine Mutter ist nicht im Abendmahlsaal. Christus

tut dies nicht, weil er die anderen weniger liebt oder weil er sie ausgrenzen möchte, sondern weil

er bestimmt hat, dass nur diese Apostel in seinem Namen und seiner Vollmacht später Vorsteher

und Spender dieses Sakramentes sein sollen. In diesem Abendmahlsaal überträgt er als sein

Vermächtnis die Vollmacht für dieses Sakrament nur den Aposteln. Um dies zu verdeutlichen, lädt

er eben nur die Apostel ein.

11 Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia”, Rom 2007, 29. 12 Ebd. 28.

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19

Die eucharistische Vollmacht haben die Apostel durch Christus selbst in der Weihe ihren

Nachfolgern im Bischofs- und Priesteramt weitergegeben. Durch diese Sukzession, die

ununterbrochen auf die Tage der Apostel und schließlich auf Christus als dem Quellgrund der

Vollmacht zurückgeht, besitzt auch heute nur der gültig geweihte Priester die Vollmacht zum

sakramentalen Vollzug der Eucharistie. Sonst niemand!

Dies bedeutet ein Zweifaches: Die Gemeinde braucht zum Vollzug der Eucharistie einen Priester.

Diesen kann sie sich aber nicht selbst geben. Die Gemeinde selbst ist nicht Träger der

eucharistischen Vollmachten, kann daher auch nicht wie in den evangelischen Gemeinden einen

aus ihrer Mitte erwählen und mit diesen Vollmachten ausstatten. Es ist nach dem Willen Christi

der Bischof als Träger dieser apostolischen Vollmachten, der mittels des Weihesakramentes einen

neuen Priester einsetzt und ihm die Vollmacht überträgt, der Eucharistie vorzustehen.

Durch diese Übertragung der eucharistischen Vollmacht durch Christus allein auf die Apostel und

ihre Nachfolger beauftragt er selbst den Priester, der in dieser Sukzession steht, zum

heilsvermittelnden Dienst. Durch den Priester möchte Christus die eucharistische Gabe den

Gläubigen schenken - vermitteln. Die Eucharistie ist damit „der wesentliche und zentrale

Seinsgrund für das Sakrament des Priestertums, das ja im Augenblick der Einsetzung der

Eucharistie und zusammen mit ihr gestiftet worden ist“.13

Die Konzilsväter des II. Vaticanum formulieren in LG 10, um die unverzichtbaren Wesenselemente

des Weihepriestertums als Mittlerdienst im Kontext der Eucharistie herauszustellen, wie folgt: Es

sei der geweihte Priester „der in der Person Christi das eucharistische Opfer vollzieht und es im

Namen des ganzen Volkes Gott darbringt.“

Hier klingen die zwei Wesenselemente des Priestertums durch: Der Priester handelt in der

„repraesentatio Christi capitis“ bzw. „in persona Christi capitis“ der Gemeinde gegenüber. Dieses

sakramentale „in persona Christi capitis“ bedeutet mehr als nur im Namen oder in Stellvertretung

Jesu Christi. In persona, d.h. in der spezifischen, sakramentalen Identifizierung mit dem ewigen

Hohenpriester, der Urheber und hauptsächliches Subjekt seines eigenen Opfers ist, bei dem er in

Wahrheit von niemanden ersetzt werden kann.“14 Der Priester handelt also bei der

Eucharistiefeier in seiner Wesensbestimmung der sakramentalen personalen repraesentatio

Christi capitis. Er ist dabei nicht nur das Abbild Christi des Hauptes der Gemeinde, sondern in ihm

als Abbild ist das Urbild Christus real zugegen und handelt in und durch ihn, um die

eucharistischen Heilsgaben der Gemeinde zu vermitteln.

Das Priestertum beinhaltet in der Eucharistie aber nicht allein die repraesentatio Christi capitis,

sondern ebenso die repraesentatio Ecclesiae vor Gott. In dieser repraesentatio Ecclesiae vor Gott

trägt er deren Gaben und Gebete als ihr Repräsentant in ihrem Namen vor Gott und erbittet für

sie im Hochgebet Segen und Leben. Er wird so auf sakramentale Weise nach dem Willen Christi

zum Mittler und „Brückenbauer“ zwischen der Gemeinde und Gott.

Betrachtet man unser katholisches Verständnis des Priestertums so wird auch hier wie schon bei

den Fragen, was auf dem Altar geschieht, was der Gläubige bei der Kommunion empfängt,

wiederum der ökumenische Dissens offenkundig. Die protestantischen Kirchengemeinschaften

lehnen das Weihesakrament und mit ihm den Heilsvermittlungsdienst des Priesters sowie auch die

Übertragung der Vollmachten durch die apostolische Sukzession ab. In dem Schreiben der EKD

„Abendmahl. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Abendmahls in der

evangelischen Kirche“ (2003) heißt es ausdrücklich: „Nach evangelischem Verständnis ist die

Ordination zum Pfarramt keine Weihe, die eine besondere Fähigkeit im Blick auf das Abendmahl

13 Johannes Paul II., Apostol. Schreiben „Dominicae Cenae“, Rom 1980, 2: AAS 72 (1980),115. 14 Ebd. 8: AAS (1980), 128-129.

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und seine Elemente vermittelt. Es wird vielmehr daran festgehalten, dass jeder Christenmensch

die Feier leiten und die Einsetzungsworte sprechen kann, weil er durch die Taufe Anteil an dem

ganzen Heilswerk Christi bekommt und ohne einen besonderen priesterlichen Mittler Zugang zu

Gott hat.“15

Hier wird klar ersichtlich, dass – ökumenisch gesehen – über die fundamentalen Fragen im Kontext

des Priestertums keine Einheit besteht. Hierin liegt ein gewichtiger Grund für die Ablehnung der

Interzelebration. Es verlangt daher auch die Liebe und Treue des Priesters zu Christus, dass er den

Willen Christi, seine Lehre über die Form der Weitergabe der eucharistischen Vollmachten

respektiert und achtet und darum auf die Interzelebration verzichtet.

Doch auch innerkirchlich ist das katholische Priesterbild in eine tiefe Krise geraten, die stark durch

die theologischen Verwerfungen in der Ekklesiologie beeinflusst ist. Unverkennbar sind dabei - wie

schon in der Ekklesiologie - protestantisierende Tendenzen. Der Gedanke des Priesters als

heilsvermittelnder „Brückenbauer“ Christi auf Grund der zweifachen Repräsentation

(repraesentatio Christi capitis und repraesentatio Ecclesiae) ist in der gegenwärtigen Debatte

heftig umstritten und wird nicht selten als theologisch „überholt“ und als „reaktionär“ erachtet.

Damit einhergehend wird ähnlich wie im Protestantismus auch in einem zunehmenden Maße die

katholische Lehre von der seinsmäßigen Einprägung des sakramentalen Mals abgelehnt, wonach

der Geweihte unauslöschlich mit Christus dem Haupt verähnlicht wird. Diese ontologische

Verähnlichung ist jedoch erst die Voraussetzung der Möglichkeit, um die priesterlichen Funktionen

ausüben zu können („agere sequitur esse“). Dadurch wird der Priester seiner sakramental-

seinsmäßigen Verankerung und damit einhergehend im letzten auch seiner besonderen

heilsvermittelnden Aufgabe beraubt. Er droht zu einem gewählten entsakramentalisierten

„Funktionär“ zu werden. Dies führt schließlich auch zu einer fast zwangsläufigen Infragestellung

der nach katholischem Verständnis besonderen und einzigartigen Verbindung der Eucharistie zum

Weihepriestertum.

Es ist daher dringend notwendig, dieser das Mark des Priestertums erschütternden Entwicklung

entgegenzutreten.

Folgende Fragen sind daher theologisch zu bearbeiten:

1. Was ist ein Priester?

2. Worin unterscheidet sich das Weihepriestertum vom gemeinsamen Priestertum?

3. Welche Bedeutung hat die apostolische Sukzession für die Feier der Eucharistie?

9. These: Die Eucharistie setzt die volle kirchliche Gemeinschaft voraus: die Frage der

Interkommunion

Die Feier der Eucharistie „kann nicht der Ausgangspunkt der Gemeinschaft sein, sondern sie setzt

diese vielmehr als existent voraus, um sie zu stärken und zur Vollkommenheit zu führen“16. Sie ist

vielmehr „die höchste sakramentale Darstellung der Gemeinschaft“17, der kirchlichen Communio.

Damit die Eucharistie diese höchste sakramentale Darstellung der Gemeinschaft sein kann, setzt

dies voraus, dass diese Einheit der Gemeinschaft schon gegeben ist, d.h. Eucharistiegemeinschaft

15 EKD, Abendmahl. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Abendmahls in der evangelischen Kirche,

20085, 55.

16 Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia”, Rom 2003, 35. 17 Ebd. 38.

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setzt volle Kirchengemeinschaft voraus. Die Feier der Eucharistie kann nicht eine Einheit

„vorspielen“, die in Wirklichkeit nicht oder nur partiell existiert.

Im ökumenischen Kontext bedeutet dies: Durch die gemeinsame Taufe werden alle Christen von

Gott als seine Kinder adoptiert und in die „Familia Dei“ hineingenommen, so dass sie auch

untereinander wahrhaft Brüder und Schwestern im Herrn sind, die einen gemeinsamen Vater

haben: Gott. Darum können alle Getauften auch miteinander das „Vater unser“ mit vollem Recht

beten. Dieses unsichtbare Seinsband mit Christus und unter allen Getauften besteht.

Das II. Vaticanum hebt jedoch in LG 14, die von Anfang an geltende apostolische Lehre hervor,

dass nach Christi Willen zur vollen kommunialen Einheit mit ihm nicht nur dieses unsichtbare

Band, sondern auch die sichtbaren Bänder gehören, die er ebenso selbst gestiftet und als

konstitutiv angesehen hat: „Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im

Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr errichteten Heilsmittel annehmen

und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet,

verbunden sind, und dies durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der

kirchlichen Leitung und Gemeinschaft.“ (LG 14)

Zur vollen Einheit mit Christus und der von im gestifteten Gemeinschaft zählen daher konstitutiv

sowohl das unsichtbare als auch das sichtbaren Band. Die volle Einheit ist demnach nicht erreicht,

wenn ein Mensch, zwar in den „Leib Christi“ durch die Taufe hineingenommen ist, aber das von

Christus als dem Haupt des Leibes verkündete Grundgesetz für seinen „Leib“ und seine

Lebensaufgaben nicht oder nur partiell annimmt und lebt. In diesem Fall kann man nicht von einer

vollen Einheit mit Gott und untereinander sprechen. Darum wäre eine Eucharistiefeier im Rahmen

von Interzelebration und Interkommunion ein Widerspruch an sich. Der Weg zur gemeinsamen

Eucharistiefeier als Zeichen der wirklichen Einheit kann nur über den Weg der Wahrheit führen.

Eine wie auch immer geartete ekklesiologische These von der „versöhnten Verschiedenheit“, wie

sie immer stärker Raum in der theologischen Debatte findet, klammert die entscheidende Frage

nach der Wahrheit, die Frage „Quid Christus vult?“ aus. Sie suggeriert eine „Einheit“, die nicht

vorhanden ist, und lähmt im letzten die wirklichen ökumenischen Bemühungen um eine

Verständigung in einem „Konsens der Wahrheit“.

Folgende Frage sollte theologisch bearbeitet werden:

Welche Bedeutung hat das unsichtbare und sichtbare Band für die Einheit der Kirche?

10. These: Die eschatologische Dimension der Eucharistie: das Opfermahl als sakramentale

Vergegenwärtigung des zukünftigen Hochzeitsmahles

Ein unverzichtbares Wesensmerkmal der Eucharistiefeier ist ihre eschatologische Perspektive. Der

Empfang Christi, der das „Brot des Lebens“ (Joh 6,35) ist, ist ein „Vorgeschmack der von Christus

versprochenen vollkommenen Freude... Wer sich von Christus in der Eucharistie nährt, muss nicht

das Jenseits erwarten, um das ewige Leben zu erlangen: er besitzt es schon auf Erden, als

Erstlingsgabe der zukünftigen Fülle... Mit der Eucharistie nehmen wir sozusagen das Geheimnis

der Auferstehung in uns auf.“18

Die Eucharistie ist demnach nicht nur eine sakramentale Wiedervergegenwärtigung des

Kreuzesopfers auf Golgota, sondern sie ist in einem sakramentalen Sinn auch eine

Vergegenwärtigung des Zukünftigen: des ewigen Hochzeitsmahles. Dort wo Christus als Sohn

Gottes und Herr über die Zeit gegenwärtig ist, da wird nicht nur die trennende Grenze der

Vergangenheit, sondern auch die Grenze hin zum Zukünftigen sakramental aufgehoben. Darum

18 Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“, Rom 2003, 18.

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feiern wir im Sakrament der Eucharistie auch mit unseren im Glauben Heimgegangenen, mit

unseren Verstorbenen zusammen die Eucharistie als ewiges Hochzeitsmahl. Denn dort wo Christus

als Quelle des Lebens gegenwärtig ist, sind auch unsere Verstorbenen. Ist aber Christus in der

Eucharistie zugegen, so sind auch unsere Verstorbenen unter uns.

So wird die Eucharistie zu einer allkosmischen, allumfassenden Danksagung an Christus, unseren

Soter. Johannes Paul II. greift diesen Gedanken auf: „Während wir das Opfer des Lammes feiern,

vereinen wir uns mit der himmlischen Liturgie (...). Die Eucharistie ist wahrhaftig ein Aufbrechen

des Himmels, der sich über der Erde öffnet. Sie ist ein Strahl der Herrlichkeit des himmlischen

Jerusalems, der die Wolken unserer Geschichte durchdringt und unseren Weg mit seinem Licht

bescheint.“19

Die Eucharistie in dieser eschatologischen Dimension als Vergegenwärtigung des zukünftigen

Hochzeitmahles ist in der theologischen Debatte, aber auch in der Praxis sehr in den Hintergrund

getreten oder wird mitunter gar als „archaisch zurückgebliebenes Denken“ disqualifiziert. Diese

Entwicklung hängt wie schon zuvor in der Frage nach der sakramentalen

Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfers auf Golgota nicht zuletzt mit der Infragestellung der

einzigartigen heilsvermittelnden Identität Christi als wahrer Mensch und wahrer Gott zusammen.

Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden:

1. Was ist die eschatologische Dimension der Eucharistie?

2. Warum ist eine sakramentale Vergegenwärtigung des zukünftigen Hochzeitsmahls in der

Eucharistiefeier möglich?

2. Katechtisch-liturgische Reflexionen

2.1 „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67). Eine Meditation über die von Christus gewählte

Form der Eucharistiekatechese in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-66)

In seinem Dokument „Lumen Gentium“ (Nr.11) schreibt das II. Vaticanum: Die Eucharistie ist „die

Quelle und der Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens.“ Doch die pastorale Realität in der wir

stehen, zeigt oftmals etwas ganz anderes. Wir erleben in unseren Gemeinden auf schmerzhafte

Weise immer öfter, dass für viele Katholiken die Eucharistie nicht mehr die Quelle und der

Höhepunkt ihres Lebens ist. Bildhaft könnte man für die gegenwärtige pastorale Situation auf das

Nietzsche-Wort zurückgreifen: „Dabei ist das Eis, das uns noch trägt, so dünn geworden: wir fühlen

alle den warmen unheimlichen Atem des Tauwindes – wo wir noch gehen, da wird bald niemand

mehr gehen können!“20

Wir geraten in einen inneren Zwiespalt. Einerseits erleben wir wie sehr die Menschen, die uns

anvertraut sind, den Zugang zum eucharistischen Geheimnis verloren haben, sich von ihm

abwenden, weggehen. Andererseits aber haben wir von Christus selbst den Auftrag erhalten:

„Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Lk 9,13a)

Dann stehen wir vor der Frage: Wie können wir Menschen die Quelle des Lebens, die Eucharistie,

wieder neu erschließen? Und hier beginnen unter uns die Schwierigkeiten, die nicht selten zu

offenem Streit über den richtigen Weg untereinander führen, die uns nicht selten entzweien und

unser gemeinsames Zeugnis von der Eucharistie verdunkeln – gerade dann, wenn der Streit in der

Öffentlichkeit ausgetragen wird.

19 Ebd. 19. 20 Nietzsche, Friedrich, Werke in drei Bänden, Bd. 3, München 1954, 31.

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Manchmal wenden sich Menschen angesichts der offenen Streitigkeiten unter Priestern auch von

der Kirche ab. Unsicherheit, Verwirrung machen sich unter den Gläubigen breit: Was ist wahr?

Woran sollen wir glauben? Worauf können wir unser Leben aufbauen, wenn sich die Priester noch

nicht einmal über ihren Glauben einig sind, wenn Nachbarpfarrer in grundlegenden

Glaubensfragen nicht übereinstimmen. All das macht es schwer, dem Verkündigungsauftrag Christi

wirkungsvoll und überzeugend nachzukommen.

Darum ist es notwendig, dass wir eine neue Form der Diskussionskultur untereinander entwickeln

und unsere Streitigkeiten nicht nach außen hin tragen. Weiterhin dürfen wir untereinander den

anders denkenden Mitbruder nicht einfachhin den guten Willen absprechen. Ich glaube sagen zu

dürfen, dass uns doch bei aller Unterschiedlichkeit eines eint: Die tiefe, redliche pastorale Sorge,

Menschen zu Gott zu führen. Diese Achtung voreinander muss unsere Diskussionskultur prägen:

auch und gerade in der Frage nach dem rechten Weg, die Eucharistie im Sinne Christi heute zu

verkünden.

Wo ist ein Vorbild, an dem wir uns orientieren können?

Wir finden es in der eucharistischen Brotrede Jesu in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-72).

Da sitzen sie vor ihm in der Synagoge: Neugierige, Jünger, Gegner, Suchende, Zweifelnde und

Nichtgläubige. Er redet offen, gelegen oder ungelegen, ohne Ängstlichkeit, ohne Taktieren über

das Sakrament der Eucharistie und seiner Bedeutung. Er verschweigt nichts, verkürzt nichts, legt

ihnen die ganze Fülle der Gnadengabe dar: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich

gebe es hin für das Leben der Welt. (...) Mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut

wirklich ein Trank.“ (Joh 6,48.51b.53-56)

Diese offenen Worte Jesu zeigen seine Liebe zum Menschen, zeigen aber auch die Würde des

Menschen, die Gott ihm zukommen lässt. Er hält ihn für würdig, das Geheimnis der Eucharistie

geoffenbart zu bekommen. Der Mensch hat in seinen Augen das Recht, die ganze Wahrheit über

die Eucharistie zu erfahren: unverfälscht, unverkürzt. Christus erwartet von den Menschen eine

wohl überlegte Lebensentscheidung. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Menschen nicht im

Unklaren über seine Botschaft von der Eucharistie gelassen werden. Gott hat den Mut, den

Menschen diese eucharistische Wahrheit in ihrer Ganzheit zu zumuten, weil er weiß, dass nur so

der Mensch zu einer mündigen Entscheidung kommen kann, die nicht durch Halbwahrheiten und

Verschweigen unfrei ist.

Wenn es auch für Christus sicher sehr schmerzlich ist, er nimmt dafür auch in Kauf, dass Menschen

sich gegen ihn und seine Botschaft entscheiden, sich über ihn empören: „Was er sagt, ist

unerträglich. Wer kann das anhören?“ (Joh 6,60) Ja, er lässt es zu, dass viele weggehen. Er fragt

selbst die Zwölf: „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67). Gottes Sohn hat den Mut, seine eigene

Ohnmacht an dieser Stelle anzunehmen, wo Menschen sich gegen ihn und seine Liebe in Freiheit

entscheiden. Er respektiert ihre Freiheit - mit Schmerzen.

Christus lässt Menschen auch gehen, wenn sie seinen Lebensweg nicht mehr beschreiten wollen-

ohne dass seine Liebe zu ihnen geringer wird. Er nimmt aber nichts von seiner Botschaft zurück,

nur um sie mit allen Mitteln bei sich zu halten. Er möchte keine Verbindung mit dem Menschen,

die auf Unwahrhaftigkeit beruht. Eine solche Verbindung würde den Menschen entwürdigen und

entmündigen. Er lässt sich von Mehrheiten aus Angst oder Bequemlichkeit nicht manipulieren,

macht seine Verkündigungsinhalte in der Synagoge nicht von der Zustimmung der Massen

abhängig, kreiert keine verstümmelten Halbwahrheiten um Beifall erhaschen.

Das ist also ist der Weg Jesu Christi in der Verkündigung der Eucharistie. Christus ist aber der

Hohepriester, wie der Hebräerbrief ihn nennt, das Vorbild, das „Urbild“ jeder priesterlichen

Existenz – auch unserer. Sein Tun, seine Form der Verkündigung haben nicht nur vorbildhaften,

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sondern bindenden Charakter auch für unser Tun, unsere Form der Verkündigung der Eucharistie,

getreu dem Pauluswort: „Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefere.“ (1 Kor

11,23)

2.2 Katechetische Anmerkungen

Es ist der bleibende Auftrag des Herrn, allen Menschen die Botschaft vom Heil in Christus zu

verkünden: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie

auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu

befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28, 19-20b)

Diesem Auftrag Christi müssen auch wir uns heute stellen: voll Mut und Hoffnung, denn er hat uns

verheißen: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Daraus ergeben sich

für die Katechese im Kontext der Eucharistie folgende Grundthesen:

I Grundthese: Katechese als vorgelebtes Glaubenszeugnis

II Grundthese: Jeder Mensch hat das Recht die Wahrheit des Evangeliums zu erfahren

Für die Eucharistiekatechese bedeutet dies:

1. These: Katechetische Bemühungen zum Thema Eucharistie leben davon, dass der Katechet

selbst eine eucharistische Frömmigkeit vorlebt

2. These: Der Katechet steht im Dienst der Kirche, die ihn sendet und deren Glauben er

verkündet.

3. These: Eine Katechese ohne Glaubensfreude ist sinnlos. – Verkündigung ist kein Job!

4. These: Evangelisierung vor Sakramentalisierung: Die Eucharistie-Katechese ist der Zielpunkt

eines organischen Wachsens im Glauben

5. These: Mut zur Zumutung auch schwieriger Wahrheiten - Verzicht auf unterschwellige

Angebote, die niemand mehr ernst nimmt

6. These: Glaube an Christus verlangt Entscheidung: Mut, Menschen auch weggehen zu lassen

(vgl. Joh 6,67)

7. These: Ergänzung des Religionsunterrichts durch katechumenale Schritte in der Pfarrei

8. These: Der Priester und die Hauptamtlichen müssen in die Erstkommunionvorbereitung

aktiv eingebunden sein

9. These: Der Priester, bzw. die hauptamtlichen Mitarbeiter suchen die Katecheten und

Katechetinnen für die Erstkommunionvorbereitung selbstständig aus und schulen

sie.

2.3 Liturgische Anmerkungen

„Tut dies zu meinem Gedächtnis“: diesen Auftrag hat die Kirche treu bewahrt und in ihrer Liturgie

entfaltet und gelebt. Sie tut dies im Bewusstsein, dass Liturgie ein vornehmlicher Ort des

liebenden Gehorsams gegenüber diesem Auftrag ist.

Zwar hat die Liturgie im Laufe ihrer Geschichte immer wieder gewachsene Veränderungen

erfahren, sie ist jedoch dem einzelnen Liturgen objektiv vorgegeben und nicht subjektiv

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anheimgestellt, auch wenn die nach dem Zweiten Vaticanum erneuerte Liturgie mehr

Handlungsspielräume eröffnet.

1. These: Liturgie ist Ausdruck des Glaubens der Kirche an die Gegenwart Gottes

Oft ist in den Pfarreien die Vorstellung vorhanden, dass die Liturgie eine Veranstaltung der

Gemeinde ist, die vorbereitet, durchgeführt und reflektiert werden muss. Der Wert der Liturgie

scheint von der Vorbereitung abzuhängen. Für viele Gottesdienstbesucher ist das subjektive

Empfinden entscheidend: die ansprechende Predigt, die gute musikalische Gestaltung und das

Gottesdienst-Motto. Es scheint darum zu gehen, was persönlich mitgenommen werden kann. Die

Dimension, dass Gott in der Liturgie verehrt wird, ist wenig im Bewusstsein. Hier gilt es gerade in

den Vorbereitungsgremien für die Gottesdienstgestaltung auf eine Haltung hinzuwirken, welche

die Liturgie als Heiliges erkennen lässt, durch die der Glaube der Kirche an die Gegenwart Gottes

zum Ausdruck kommt.

2. These: Der Liturge muss mit seiner Person den Inhalt der Liturgie bezeugen

Zum Vollzug der Liturgie gehört eine umfassende Ausbildung, die einen gekonnten Umgang mit

den liturgischen Formen ermöglicht. Die Gläubigen haben ein Gespür dafür, ob der Liturge wirklich

glaubt, was er vollzieht, oder ob er etwas Angelerntes rein äußerlich reproduziert. Dies gilt in

besondere Weise für den Priester, der in der Feier der Eucharistie in persona Christi capitis

handelt. Papst Benedikt XVI. sprach in der Vigil zum Abschluss des Priesterjahres am 10. Juni 2010

davon, dass die Feier der Eucharistie Christus gestatte, das „Ich“ des Priesters zu benutzen, es zu

ihm zu ziehen und ihn mit sich zu vereinen. So wird deutlich dass Christus selbst in und durch die

Eucharistiefeier handelt, und dies im Priester sichtbar werden muss. Die Einübung in diese Haltung

ist eine lebenslange Aufgabe für den Priester.

Dritte These: Die aktive Mitfeier der hl. Messe muss gelernt werden

Mitunter lässt sich beobachten, dass die Gläubigen der Messfeier wie einer Veranstaltung

beiwohnen. Sie sind jedoch nicht Zuschauer, sondern Mitvollziehende. Dies hat das Zweite

Vaticanum noch einmal durch den Begriff „participatio actuosa“ deutlich gemacht. Äußere Zeichen

wie Kniebeuge, Kreuzzeichen und Antworten müssen erlernt werden und sich mit einer inneren

Haltung verbinden.

4. These: Der Kirchenraum ist „heiliger Boden“ – der sakrale Raum

Zum katholischen Glaubensverständnis gehört, dass es Orte und Räume gibt, die durch die

Konsekration aus dem weltlichen und profanen Bereich herausgenommen werden. Ihre

Bestimmung ist, der Gottesbegegnung einen besonderen Raum zu geben, ein Ort zu sein, an dem

sich Himmel und Erde berühren. Diese Gegenwart Gottes erfährt durch den Herrn im Tabernakel

ihren Höhepunkt. Die ästhetische und liturgische Gestaltung hat dem zu entsprechen, um dem

Menschen diesen Ort in seiner Bestimmung zu erschließen.

5. These: Erstkommunionfeier

Bei der Feier der Erstkommunion steht ausschließlich das Sakrament der Eucharistie im

Mittelpunkt und soll von keinem anderen Thema überlagert werden.

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2.4 Zugangswege zu Eucharistie und Anbetung

2.4.1 Anbetung ist die Grundhaltung allen Betens - „Kostet und seht, wie gütig der Herr ist“ (Ps

34,9)

Anbetung heißt Staunen über Gottes unendliche Größe und Anerkennung unseres Geschöpf-Seins

vor dem Schöpfer. Anbetung ist der Ausdruck unserer Freude an Gott und der Wunsch, dankbar

und lobend vor ihm zu verweilen. Wir geben Antwort auf Gottes personale, liebende Zuwendung

zu uns und suchen in der Anbetung die persönliche Beziehung zu ihm. Anbetend geben wir

unserer Sehnsucht nach dem Herrn eine Blickrichtung und halten dieses Sehnen unter seinem

Blick aus. Anbetung ist die Lust daran, sein Wesen zu betrachten und darüber zu meditieren.

Anbetung ist die Fantasie, unserer Liebe zu Gott Ausdruck zu verleihen – absichtslos und ohne

große Worte. Auch in der Fürbitte ist die Anbetung unsere grundlegende Perspektive. Wenn das

Göttliche ins Zentrum der betenden Aufmerksamkeit rückt, werden die Nöte dieser Welt und

unser Bitten von seinem Licht durchdrungen.

Dieser Versuch einer Beschreibung der Anbetung als Grundhaltung allen Betens ließe sich weiter

fortsetzen und mit der je eigenen, persönlichen Gebetserfahrung ergänzen. Um diese

Grundhaltung in unseren liturgischen Räumen und Feiern – und ganz besonders in der Feier der

Eucharistie und der eucharistischen Anbetung – zu fördern, ja vielleicht wieder neu zu entdecken,

wird im Folgenden die Bedeutung der Stille, der Musik, der Kunst, der Schönheit und der

Gebetsgebärden als Zugangswege zum Geheimnis der Eucharistie und damit zur Haltung der

Anbetung beschrieben.

Überall da, wo der Herr im Altarsakrament unter uns wohnt, soll es unser Anliegen sein, eine

„Kultur der Anbetung“ zu pflegen.

2.4.2 Bedeutung der Stille

Unsere Zeit ist geprägt von Hektik, Aktionismus und Reizüberflutung. Menschen suchen nach

Orten der Mystik und Formen der Meditation, um ihr inneres Gleichgewicht wieder zu finden.

„Gott ist ein Freund der Stille!“ schreibt die sel. Mutter Teresa von Kalkutta aus ihrer tiefen

Gebetserfahrung. Wer Gott sucht, braucht die Möglichkeit zur Stille – im alltäglichen Leben wie

auch in der Feier der Liturgie.

Ob in Gemeinschaft oder im Alleinsein – für den einzelnen Beter, der die persönliche Beziehung

zum Herrn sucht, ist die Stille Grundvoraussetzung, um in einer lauten Welt zur Ruhe und damit zu

sich selbst kommen zu können. Nur wer ganz bei sich ist, kann sich in der Feier der Eucharistie und

in der eucharistischen Anbetung dem Geheimnis der Gegenwart des Herrn öffnen. Wo Begegnung

möglich ist, wächst Beziehung. Und wo Beziehung lebendig ist, da erschließt sich das Geheimnis

der Gegenwart Jesu auf der Ebene des Herzens.

Die Stille ist auch eine Einladung des Herrn an uns, sich bei ihm auszuruhen: „Kommt alle zu mir,

die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt

11,28) Unser absichtloses Dasein vor Jesus kann einen Raum der Heilung und Wandlung eröffnen.

Wer seine Einladung annimmt, schweigt, lauscht und buchstäblich die Hände in den Schoß legt,

der lässt an sich geschehen und überlässt sich dem Wirken Gottes.

Sich der Stille zu öffnen und einfach vor Gott zu verweilen, hilft dem Betenden, in eine Haltung des

Hörens zu finden. Vom Propheten Elija erzählt das Alte Testament, dass er die Gegenwart Gottes

am Berg Horeb auf besondere Weise erlebte. Nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer

offenbarte sich Gott, sondern in einem sanften, leisen Säuseln. „Als Elija es hörte, hüllte er sein

Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.“ (1 Kön 19,13)

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Öffnen sich unsere Ohren in der Stille für das Leise, das Verstummende, kann sich das Gehör des

Herzens für die Begegnung mit dem Herrn auftun.

Eine Zeit der Stille im Rahmen liturgischen Feierns ist auch ein Glaubenszeugnis davon, dass der

Herr in den eucharistischen Gaben real gegenwärtig ist. Unser Schweigen ist Ausdruck des

Staunens und der Verehrung. Gerhard Teerstegen bringt diese Glaubenserfahrung so ins Wort:

„Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige.“

Als Gottsuchende sind wir „Freunde der Stille“ und dürfen in unseren Kirchen und liturgischen

Feiern sorgsam großen Wert auf eine Atmosphäre der Ruhe und Zeiten der Stille legen.

2.4.3 Bedeutung der Musik

„Qui cantat bis orat“ – „Wer singt, betet doppelt!“21 Dieser bekannte Ausspruch des Hl. Augustinus

lädt dazu ein, über die Bedeutung der Musik und besonders des Gesanges für den Zugang zur

Eucharistie und zur Anbetung zu reflektieren. Im Singen doppelt beten – ist damit ein tieferes,

innigeres und ganzheitlicheres Gebet gemeint?

Die Sprache der Musik vermag in der Beziehung zu Gott eine große Vielfalt auszudrücken: Freude

und Dank, Lobpreis und Anbetung, Klage und Trauer, Bitte und Vertrauen. Durch das

Zusammenwirken und Ineinander-Verwobensein von Klang, Melodie, Rhythmus und Sprache

gewinnt das Gebet im Gesang eine Tiefendimension, die Augustinus als „doppelt beten“

umschreibt.

Als wesentlicher Bestandteil der Liturgie – im Stundengebet der Kirche, in der Feier der

Eucharistie, in allen Andachtsformen und besonders in der eucharistischen Anbetung – tragen die

Musik und der Gesang elementar zur „Verherrlichung Gottes“ und zur „Heiligung der Gläubigen“22

bei, umso intensiver, je „enger sie mit der liturgischen Handlung verbunden“ (SC 112) sind. Der

Katechismus hebt – im Sinn des Zweiten Vaticanum – drei Punkte hervor, auf die besonders zu

achten sind: „auf die ausdrucksvolle Schönheit des Betens, die einmütige Beteiligung der

Gemeinde zu den vorgesehenen Zeiten und den festlichen Charakter der Feier.“23

Im Bemühen, heute Menschen zum Geschenk der Eucharistie und zur Schönheit der Anbetung zu

begleiten, kommt der Musik und dem Gesang als Zugangsweg zum Geheimnis ein ganz besonderer

Stellenwert zu. Mehr noch als dem gesprochenen Wort gelingt es dem Klang von Musik, den

Menschen im Innersten seiner Seele anzurühren, Sehnsucht nach dem Göttlichen in ihm zu

wecken und das Gefühl von Ankommen, Heimkommen zu vermitteln.

Im hörenden Einschwingen in die Musik und im Mitsingen von geistlichen Gesängen kann der

Betende mit Gott in Beziehung treten und Ruhe, Geborgenheit und Frieden bei Gott erfahren. Die

Worte und Melodien, die die Musik als Gebetshilfe bereitstellt, müssen daher „von

ausdrucksvoller Schönheit“24 sein und mit der Lehre der Kirche übereinstimmen (SC 121).

„Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und

jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!“ (Eph 5,19)

Versammelt sich die Gemeinde in der Feier der Eucharistie und in der eucharistischen Andacht um

Christus, die Mitte unseres Glaubens, findet sie in der Musik und besonders im liturgischen Gesang

einen Weg, um Verehrung und Anbetung zum Ausdruck bringen zu können. Ton, Klang, Rhythmus

21 Hl. Augustinus von Hippo, Predigten 336, 1, in: PL 38, 1472. 22 Vgl. KKK 1157. 23 Ebd.

24 Ebd.

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und Harmonie „transportieren“ Regungen und Bewegungen des Herzens, die Worte alleine nicht

zu äußern vermögen. „Aus vollem Herzen“ (Eph 5,19) breitet der singend Betende oder der betend

Singende sein Denken und Fühlen vor Gott aus. Anbetend beschreibt er das Wesen Gottes und

seine Heilstaten, ruft ihn in vielfältigen Namen und Attributen an und drückt in Lob, Dank und

Bitte seinen Glauben an ihn aus.

Das gemeinschaftliche Gebet in der Liturgie findet durch die Musik und den Gesang zu einer

größeren Einheit und Schönheit. „Die Liturgie wird nicht vom einzelnen, sondern von der

Gesamtheit der Gläubigen getragen.“25 Das Singen führt eine Vielzahl von Stimmen zu einem Klang

zusammen und lässt das Gebet der Kirche „wie Weihrauch“ vor das Angesicht Gottes aufsteigen

(Psalm 141,2).

2.4.4 Bedeutung der Kunst

Auf der Suche nach dem Geheimnis des Göttlichen und auf dem Weg zur gläubigen Anbetung

Gottes kommt der Kunst eine außerordentliche Bedeutung zu. Seit jeher sucht die Kirche den

Dialog und die Auseinandersetzung mit der Kunst, ist sie sich doch ihrer dringenden Notwendigkeit

in der Verkündigung des Evangeliums und in der Deutung menschlicher Wirklichkeitserfahrung

bewusst.

In seinem „Brief an die Künstler“ schreibt Papst Johannes Paul II.: „Liebe Künstler! Die Schönheit,

die ihr an die Generationen von morgen weitergebt, möge so beschaffen sein, dass sie in ihnen

das Staunen weckt! Angesichts der Heiligkeit des Lebens und des Menschen, angesichts der

Wunder des Universums ist die einzig angemessene Haltung die des Staunens.“26 Kunst spricht den

Menschen auf allen Ebenen seiner Sinnhaftigkeit an und erreicht tiefe Schichten seiner Ahnung

und Erkenntnis transzendenter Wirklichkeit. Gelingt es ihr, die Schönheit mit dem Wahren und

Guten zu vereinen, führt sie den Betrachter in die Haltung des Staunens. Auf dem Nährboden des

Staunens kann echter Glaube wachsen. Und Glaube drängt den Menschen als Beziehungswesen

zur Anbetung.

Das Zweite Vaticanum schreibt in der Konstitution über die hl. Liturgie Sacrosanctum Concilium:

„Zu den vornehmsten Betätigungen der schöpferischen Veranlagung des Menschen zählen mit

gutem Recht die schönen Künste, insbesondere die religiöse Kunst und ihre höchste Form, die

sakrale Kunst. Vom Wesen her sind sie ausgerichtet auf die unendliche Schönheit Gottes, die in

menschlichen Werken irgendwie zum Ausdruck kommen soll, und sie sind um so mehr Gott,

seinem Lob und seiner Herrlichkeit geweiht, als ihnen kein anderes Ziel gesetzt ist, als durch ihre

Werke den Sinn der Menschen in heiliger Verehrung auf Gott zu wenden.“ (SC 122)

Demnach kommt es in der sakralen Kunst zu allererst darauf an, die „unendliche Schönheit

Gottes“ (SC 122) zu umschreiben und erahnen zu lassen. Der schöpferische Mensch,

gottebenbildlich in seinem künstlerischen Ausdruck, verleiht seinem Werk den Glanz göttlicher

Schönheit. Was in diesem Sinne schön ist, das ist auch wahr und gut.

Ein weiterer Maßstab für sakrale Kunst ist, dass sie „Gott, seinem Lob und seiner Herrlichkeit

geweiht“ ist. Der Künstler verkündet Gottes Größe und ehrt ihn durch sein Werk.

Schließlich hat religiöse und sakrale Kunst zum Ziel, den Betrachter ganzheitlich zu berühren,

Fragen in ihm zu wecken, ihn zum Staunen zu bringen und so „den Sinn des Menschen in heiliger

Verehrung auf Gott zu wenden“ (SC 122).

25 Guardini, Romano, Vom Geist der Liturgie, Freiburg/Br. 1959, 45. 26 www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/letters/documents/hf_jp-ii_let_23041999_ artists_ge.html.

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Auf diesem Weg führt die Kunst – gleichsam wie eine Brücke – geradewegs zum Geheimnis des

Glaubens und zum Bedürfnis, dieses Geheimnis anzubeten, hin. „Die wahre sakrale Kunst versetzt

den Menschen in Anbetung, in Gebet und Liebe zu Gott dem Schöpfer und Retter, dem Heiligen

und Heiligmachenden.“27

2.4.5 Bedeutung der Schönheit

Betritt man einen sakralen Raum, ist man oftmals allein von seiner Stimmung ergriffen.

Architektur, Lichtverhältnisse, Gerüche und Farben schaffen in ihrem Zusammenspiel eine

Atmosphäre, die das Heilige erahnen lässt und den Betrachter zum Ankommen und Staunen

einlädt.

In einer Zeit, die durch Medien und Technik den Menschen mit Materiellem und schnell

wechselnden Bildern überflutet, ist es besonders lohnenswert, bei der Gestaltung liturgischer

Räume achtsam zu sein und eine Atmosphäre zu schaffen, die es den Sinnen ermöglicht, zur Ruhe

zu kommen und sich von wenigen schlichten Zeichen ansprechen zu lassen.

Für unsere Überlegungen über eine angemessene Gestaltung ist dies eine maßgebend: das

Zeichen, das Jesus gewählt hat, um unter uns gegenwärtig zu sein. Das eucharistische Brot,

ungesäuert aus Mehl und Wasser gebacken, ist an Einfachheit kaum zu übertreffen. In einem so

schlichten Zeichen ist der Herr gegenwärtig – in jeder Heiligen Messe und damit im Tabernakel

und in der eucharistischen Anbetung. Gleichzeitig ist er in diesem Stückchen Brot das Zentrum

unserer gläubigen Aufmerksamkeit. Alle unsere Versuche, den sakralen Raum für die Feier der

Eucharistie und für die eucharistische Anbetung zu gestalten, sollten dem kostbaren Geheimnis

der Eucharistie entsprechen.

Unsere Bemühungen um eine ästhetische Gestaltung sind immer auch Ausdruck unserer

Verehrung der Eucharistie und ein Teil der Verkündigung. Jedes Zeichen, jede Blume oder Kerze ist

letztlich ein Zeugnis unserer Liebe zu Jesus Christus. Edle Einfachheit möge der Maßstab sein,

damit jeder und jede einzelne mit allen Sinnen genügend Raum hat, sich dem Wesentlichen

zuzuwenden und sich betend zu entfalten.

2.4.6 Bedeutung der Haltungen und Gebärden

Wo der Mensch in Beziehung tritt – zur Schöpfung, zum Mitmenschen, zum Göttlichen – teilt er

sich mit und drückt sich auf verschiedene Weise aus. In der Liturgie nehmen wir Beziehung mit

Gott in Jesus Christus auf. Neben den Ausdrucksformen der Sprache und der Musik spielt dabei die

Dimension der leibhaften Bewegung eine wichtige Rolle. „Unser Leib ist entscheidender Ort

unserer Gottesbegegnung.“28

Das Buch der Psalmen, das sowohl für die Juden, als auch für die Christen von Anfang ein

Gebetbuch ist, lässt erahnen, wie wichtig die Sprache des Leibes im liturgischen Leben des Volkes

Israel war. Dort finden wir das Stehen vor dem Herrn (Ps 24,3) das Sich-Niederwerfen (Ps 99,9),

das Sich-Verneigen (Ps 95,6) und Niederknien (Ps 95,6), das Schreiten (Ps 26,6), das Klatschen (Ps

47,2) und das Erheben der Augen (Ps 123,1), um einige wichtige Beispiele zu nennen. Auch aus der

christlichen Liturgie und Gebetspraxis ist der Ausdruck des Leibes nicht wegzudenken.

27 KKK, 2502. 28 Grün, Anselm / Reepen, Michael, Gebetsgebärden, Bd. 46, Münsterschwarzach 1988, 9.

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Je bewusster und sinnerfüllter wir die liturgische Sprache unseres Körpers vollziehen, umso mehr

kann sie lebendiger Ausdruck des Glaubens und ein echter Weg zum Dialog mit Gott sein. Im

Rahmen der Eucharistiefeier und der eucharistischen Anbetung finden sich zahlreiche Haltungen

und Gebärden, die von ihrer Bedeutung her verstanden und verinnerlicht werden müssen, damit

sie dem Gläubigen (wieder) zum ganzheitlichen Ausdruck seiner Hinwendung zu Gott werden und

zugleich in seinem Inneren einen Eindruck vom Geheimnis seiner Gegenwart hinterlassen. Dabei

ist zu beachten, dass die Haltungen und Gesten innerhalb unserer Liturgie gewachsen sind und

jahrtausend alte Erfahrungen widerspiegeln und als Zeichen der Gemeinschaft der Kirche zu

respektieren sind.

Das Stehen ist die Grundhaltung der Liturgie. Wir richten uns in der Begegnung mit Gott auf, um

Achtung, Ehrerbietung und Aufmerksamkeit zum Ausdruck zu bringen. Aufstehen und Stehen zum

Gebet kann also heißen: „Ich stelle mich mit meinem ganzen Sein vor Dich hin, Gott – trete ein in

die Beziehung mit Dir. Ich bin wach und bereit zum Hören.“ Als Christen, die wir auf Christus

getauft sind, ist die aufrechte Haltung außerdem Symbol für die Teilhabe an der Aufer-steh-ung

Jesu, für das Stehen in der Erlösung durch ihn.

Auch das Knien ist in der Feier der Liturgie und besonders in der Verehrung der Eucharistie eine

elementare Haltung. Im Knien macht sich der Beter vor der Größe Gottes bewusst klein. Ebenso

kann das Knien ein Zeichen der Reue und Buße sein. Besonders aber drückt das Knien inständiges

Beten aus, wie Jesus es in der Ölbergnacht tat. Allein durch die Haltung des Leibes kann ein

lebendiger Dialog mit Gott entstehen, ein Dialog ohne Worte.29 Besonders bei der Verehrung der

Eucharistie kann das Knien für den Beter hilfreich sein. Es ist Ausdruck und Zeugnis des Glaubens,

dass Gottes Liebe in der Eucharistie greifbar nahe ist. „Seine Liebe lässt mich in die Knie gehen.“

Die Kniebeuge als Gebetsgebärde beim Betreten und Verlassen der Kirche, dem Tabernakel

zugewandt, drückt den Glauben an die reale Gegenwart des Herrn im Sakrament des Altares aus.

Eine Geste inniger Anbetung ist die sogenannte doppelte Kniebeuge vor dem ausgesetzten

Allerheiligsten.

Eine ähnliche Aussage wie das Knien macht auch die Verneigung. Im Sich-Verbeugen wird der

Beter klein vor dem Größeren und äußert darin seine Ehrerbietung und Demut. Auch die Bibel

kennt die Verneigung als Zeichen der Ehrfurcht: „Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm

verneigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!“ (Ps 95,6) Sowohl die Feier der

Liturgie wie auch das persönliche Gebet können durch diese Gebärde bereichert werden. Wem die

Kniebeuge vor dem Allerheiligsten nicht möglich ist, der findet in der Verneigung vielleicht eine

ebenso tiefe Ausdrucksmöglichkeit.

Das Sitzen im Gottesdienst und im persönlichen Gebet ist mehr als eine bequeme Ruheposition.

Als Lauschen auf Gottes Wort, als Meditieren und Sich-in-Gottes-Gegenwart-Versenken ist das

Sitzen eine wichtige Haltung in der Liturgie. Auch als Verweilen vor dem ausgesetzten

Allerheiligsten oder nach dem Kommunionempfang kann das wache, aufmerksame Sitzen

gläubiger Ausdruck sein: der Beschenkte ruht still und dankbar in Jesu Gegenwart.

Die Sprache unserer Hände in der Begegnung mit Gott ist vielfältig. Ohne Worte kann der Beter

sagen: „Ich öffne mich Dir“ – „Ich sammle mich“ – „Ganz bei mir bin ich bei Dir“ – „Arm stehe ich

vor Dir“ – „Ich rühme Dich“… Neben der Orantenhaltung, dem Falten der Hände, dem

Kreuzzeichen und dem An-die-Brust-Schlagen ist in der Begegnung mit dem eucharistischen Herrn

auch die empfangende Gebärde wertvoll. Das Formen der leeren Hände zu einer Schale hilft,

Sehnsucht und freudige Erwartung auszudrücken. Arm und offen zugleich spricht die Schale der

Hände ohne Worte: Komm, Herr Jesus, komm!

29 Vgl. ebd. 46.

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Die intensive Auseinandersetzung mit den leiblichen Ausdrucksformen in der Liturgie und deren

behutsame Einbeziehung in die Katechese bieten eine wichtige Chance: für die einen, um ihnen

einen Zugang zur Gebetssprache des Leibes zu ermöglichen, für die anderen, um ihnen zu helfen,

ihre Haltungen und Gebärden aus der bloßen Routine zu lösen und als Teil ihres Betens neu mit

Leben zu füllen.

2.5 Reflexionen zum Kommunionempfang

Im neuen Jugendkatechismus YOUCAT wird über den Empfang der Kommunion kurz und knapp

gesagt: „Wer die Heilige Eucharistie empfangen möchte, muss katholisch sein. Sollte er sich einer

schweren Sünde bewusst sein, muss er vorher gebeichtet haben. Bevor man zum Altar tritt, soll

man sich mit dem Nächsten versöhnen“ (YOUCAT 220). Daraus ergeben sich die folgenden

Überlegungen:

Für den würdigen und fruchtbaren Empfang der heiligen Kommunion ist die Besinnung auf unser

Leben unverzichtbar. Dabei werden wir die Spuren des Herrn sehen, ja oft sehr deutlich

entdecken, dass Christus in unserem Leben gegenwärtig ist und auf vielfältige Weise sein

Versprechen wahr macht, das er seiner Kirche auf dem Berg in Galiläa vor seiner Himmelfahrt

gegeben hat: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Vom

stillen persönlichen Gebet vor dem Beginn der heiligen Messe bis zum unmittelbar vorbereitenden

Gebet auf das Kommen des Herrn in unser Herz und unser Leben bei der Kommunion, werden wir

oft staunen über seine Liebe, dankbar seine Gaben entdecken und uns seiner Gegenwart bewusst

werden. Es wird sowohl die Sehnsucht nach ihm und sein Kommen in der Kommunion wachsen,

als auch unsere Hingabe und die Bereitschaft uns und unser Leben ihm hinzugeben. Die Besinnung

auf unser Leben wird uns aber auch unser Versagen, unsere Schwächen und unsere Sünden

erkennen lassen. Vom Schuldbekenntnis am Beginn der heiligen Messe, über die Gabenbereitung

bei der wir uns selbst nach Röm 12,1: „als lebendiges und heiliges Opfer darbringen“ bis zum

gemeinsamen vorbereitenden Gebet „Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein

Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“ bitten wir Christus, uns unsere

Sünden zu vergeben und würdig zu machen für sein Kommen. Schwere Sünden sind ein Anlass,

nicht die heilige Kommunion zu empfangen und im Bußsakrament die Vergebung unserer Sünden

zu erbitten.

Ein wichtiger Gesichtspunkt, der oft zu wenig in den Blick genommen wird, ist, uns vor dem

Empfang der heiligen Kommunion mit unseren Brüdern und Schwestern zu versöhnen durch einen

Akt der Vergebung in unseren Herzen. Darauf weist uns der Herr selbst hin mit den Worten:

„Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass Dein Bruder etwas gegen

dich hat, so lass deine Gabe vor dem Altar liegen, geh und versöhne dich zuerst mit deinem

Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Mt 5,23-24).

Wenigstens eine Stunde vor dem Empfang der heiligen Kommunion nüchtern zu bleiben, ist ein

Zeichen der Achtung und Ehrfurcht vor der Gegenwart des Herrn in seinem Leib und Blut. Dies ist

zugleich ein Ausdruck der gläubigen Sehnsucht unseres Herzens, Christus zu empfangen und ihm

zu begegnen. Da Leib und Seele eine Einheit bilden, ist die äußere Haltung beim Empfang der

Kommunion ein Spiegel unserer Seele. Ob jemand den Herrn in der Kommunion stehend oder

kniend, mit der Hand oder dem Mund empfängt, immer muss dabei das gläubige und

sehnsuchtsvolle Herz seinen Ausdruck finden. Wir schulden einander gegenseitige Wertschätzung

und Achtung vor der je eigenen, persönlichen Spiritualität. Für jeden einzelnen und die ganze

Kirche in unserem Land ist es wichtig, den Empfang der heiligen Kommunion als eine immer neue

Herausforderung zu sehen. Das Ziel dabei muss sein, unser Ja und unsere Hingabe an den

eucharistischen Herrn zu vertiefen und mit neuem Leben zu erfüllen. Dies ist sowohl eine Antwort

auf das Geschenk der Liebe Gottes, die in der Eucharistie für uns sichtbar, greifbar und erfahrbar

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wird, als auch ein Hilfe vor den immer drohenden Gefahren der Routine, Alltäglichkeit und

Gedankenlosigkeit beim Empfang der heiligen Kommunion.

Solange die Kirchen getrennt sind und die Spaltung der Christenheit nicht überwunden wird, wird

die fehlende Kommuniongemeinschaft ein Anlass des Schmerzes und der Trauer sein. Das Wort

des Herrn „Alle sollen eins sein. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns

sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21) wird gerade dadurch uns allen

als Auftrag des Herrn immer neu bewusst. Unser Leiden über die fehlende

Kommuniongemeinschaft aus dem Glauben zu tragen und im Gebet vor Gott zu bringen ist für die

Ökumene und die Wiedererlangung der Einheit sicherlich ein großer Segen.

2.6 Geistliche Kommunion

Neben dem Empfang der heiligen Kommunion in der Gestalt des Brotes soll auch die etwas in

Vergessenheit geratene Form der geistlichen Kommunion in Erinnerung gerufen werden. Sie

betrifft all diejenigen, die aus verschiedenen Gründen nicht die hl. Kommunion empfangen

können, etwa weil sie krank sind, keine Eucharistiefeier vorfinden, oder aus anderen Gründen

gehindert sind.

Das Konzil von Trient hat – die vorausgegangene Entwicklung aufgreifend – in seinem

Eucharistiedekret drei Weisen, dieses heilige Sakrament zu empfangen, unterschieden: Dort heißt

es, dass „manche es lediglich sakramental genießen als Sünder; andere nur geistlich, nämlich jene,

die, jenes vor Augen gestellte himmlische Brot dem Verlangen nach essend, mit lebendigem

Glauben, ‚der durch die Liebe wirkt‘ [Gal 5,6], seine Frucht und seinen Nutzen verspüren; die

dritten aber zugleich sakramental und geistlich [can. 8]; es sind aber diejenigen, die sich zuvor so

prüfen und herrichten, dass sie, mit dem Hochzeitsgewande angetan, zu diesem göttlichen Tische

hinzutreten.“ (DH 1648) Mit dieser Differenzierung der Begriffe bringt das Konzil zum Ausdruck,

dass die Gnade des Sakramentes uns auch in Form der geistlichen Kommunion berühren kann.

Neben diesem Aspekt scheint ein zweiter sehr wichtig für die geistliche Kommunion, der aus dem

1981 erschienenen nachsynodalen apostolischen Schreiben Familiaris Consortio hervorgeht. Papst

Johannes Paul II. geht darin auch auf die Situation der wiederverheiratet Geschiedenen ein. Er

macht deutlich, dass sie nicht zur Kommunion zugelassen werden können, gleichzeitig aber lädt er

sie ein, am Messopfer teilzunehmen (FC 84). Es geht um ein Opfermahl, bei dem zuerst das

Paschamysterium Jesu in unblutiger Weise vergegenwärtigt wird. Christus ist realpräsent auf dem

Altar, so dass der Mitfeiernde, der glaubend auf IHN schaut, berührt und „angeschaut“ wird vom

gegenwärtigen Herrn und in dieser Weise geistliche communio pflegt.

In seiner Enzyklika über die Eucharistie „Ecclesia de Eucharistia“, erwähnt Johannes Paul II. noch

einmal die geistliche Kommunion und sieht sie auch als Antwort auf die Sehnsucht nach dem

eucharistischen Sakrament: Im Geheimnis der Eucharistie „liegt das höchste Ziel jeder

menschlichen Sehnsucht, weil wir hier Gott folgen, und Gott sich mit uns in der vollkommensten

Einheit verbindet. Genau deshalb ist es angemessen, in der Seele das dauernde Verlangen nach

dem eucharistischen Sakrament zu pflegen. Hier ist die Praxis der ‚geistlichen Kommunion‘

entstanden, die sich seit Jahrhunderten in der Kirche erfolgreich durchgesetzt hat und von heiligen

Lehrmeistern des geistlichen Lebens empfohlen wird. Die heilige Theresa von Jesus schrieb: ‚Wenn

ihr nicht kommuniziert und an der Messe teilnehmt, kommuniziert geistlich. Diese Übung birgt

viele Vorteile (...). So wird in euch viel von der Liebe unseres Herrn eingeprägt‘.“30

Wie oft kann man die geistliche Kommunion empfangen: durch die Teilnahme an der heiligen

Messe und an der Anbetung, oder durch den ganz schlichten Besuch einer Kirche, um in Stille vor

30 Ebd. 34.

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dem eucharistischen Herrn im Tabernakel da zu sein, zu beten und sich von ihm berühren zu

lassen.

3. Anregungen für die Praxis

3.1 Katechetische Anregungen

3.1.1 Lektüre der Kirchenväter

Das II. Vaticanum mahnt in vielfältiger Weise das Studium der Kirchenväter an (vgl. DV 8; DV 23;

PO 19) an. So fordert das Dekret „Optatam totius“ („Über die Ausbildung der Priester“) dazu auf,

den Alumnen darzulegen, „was die Väter der östlichen und westlichen Kirche zur treuen

Überlieferung und zur Entfaltung der einzelnen Offenbarungswahrheiten beigetragen haben.“ (OT

16). Es ist aber sicher auch hilfreich, mit Jugendlichen und Erwachsenen bestimmte Texte der

Kirchenväter zu lesen und sie zu erklären. Die Kenntnis der 'Familiengeschichte' der Kirche,

unseres gemeinsamen eucharistischen Glaubens, der die Generationen von Christen über die

Jahrtausende verbindet, ist katechetisch sehr wertvoll.

Es bieten sich u.a. folgende Texte sehr an:

- Traditio apostolica („Apostolische Überlieferung“) aus dem frühen 3. Jahrhundert wahrscheinlich

vom hl. Hippolyt: FONTES CHRISTIANI, Bd. 1.

- De sacramentis („Über die Sakramente“) aus dem 4. Jahrhundert von Ambrosius von Mailand:

FONTES CHRISTIANI, Bd. 3.

- De Mysteriis („Über die Mysterien“) aus dem 4. Jahrhundert von Ambrosius von Mailand:

FONTES CHRISTIANI, Bd. 3.

3.1.2 Lektüre des Jugendkatechismus

Es empfiehlt sich dringend auf der Grundlage des neuen Jugendkatechismus mit Jugendlichen und

jungen Erwachsenen die im theologischen Teil angemerkten Fragestellungen unter Anleitung eines

Theologen aufzuarbeiten, umso ein positives Basiswissen über den Glauben zu schaffen. Eine

solche katechetische Stunde könnte dann in einer eucharistischen Anbetung ausklingen, in der die

jeweils erörterte Glaubensthematik in einem Gebet zur Sprache kommt.

3.1.3 Lektüre der biblischen Texte über die Eucharistie („Bibel mitteilen, um zu teilen“)

Es empfiehlt sich, in Bibelkreisen die eucharistischen Texte des Neuen Testaments zu reflektieren.

Dies sollte jedoch unter Anleitung von fachkundigen Theologen geschehen, die die jeweiligen

Stellen exegetisieren und katechetisch auslegen („Bibel mitteilen...“), um auf dieser sicheren Basis

mit den Teilnehmern die Bedeutung der Texte im „Heute“ zu diskutieren („...Bibel teilen“).

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3.1.4 Katechese über das Mysterium der hl. Messe

P. Mark Kirby OSB (Referent beim Kongress adoratio 2011 in Rom) fragte einmal, warum der

Gottesdienst nicht mehr Frucht zeige, obwohl doch viele dabei sind. In seiner Antwort brachte er

zum Ausdruck dass viele daran teilnähmen, ohne aber ins Mysterium einzutreten. Eine Katechese

über die hl. Messe und das bewusste Einüben (nicht nur) mit Kindern, bzw. In-den-Blick-nehmen

mit den Gottesdienstbesuchern wäre hilfreich. Neben der inhaltlichen Erschließung der Gesänge

von Kyrie, Gloria, Sanctus und Agnus Dei, tragen auch die Bedeutung der Gesten, Orte sowie der

Stille zu einem tieferen Empfinden der Anbetung Gottes im Geschehen der Hl. Messe bei und

können so helfen, die vom Zweiten Vaticanum beschriebene participatio actuosa zu vermehren.

3.1.5 Katechetische Impulse im Apostolischen Schreiben Novo millenio ineunte

In seinem Apostolischen Schreiben Novo millenio ineunte zum Abschluss des Jubiläumsjahres 2000

stellt Papst Johannes Paul II. die Frage: „Was sollen wir tun?“ Er stellt diese Frage im Blick auf die

Neuevangelisation, die er als eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche im 3. Jahrtausend ansieht.

Er weist unter anderem auf folgende Punkte hin:

1. „Es geht…nicht darum, ein ‚neues Programm’ zu erfinden. Das Programm liegt schon vor: Seit

jeher besteht es, zusammengestellt vom Evangelium und von der lebendigen Tradition. Es findet

letztlich in Christus selbst seine Mitte. Ihn gilt es kennenzulernen, zu lieben und nachzuahmen, um

in ihm das Leben des dreifaltigen Gottes zu leben und mit ihm der Geschichte eine neue Gestalt zu

geben, bis sie sich im himmlischen Jerusalem erfüllt. Das Programm ändert sich nicht mit dem

Wechsel der Zeiten und Kulturen, auch wenn es für einen echten Dialog und eine wirksame

Kommunikation die Zeit und die Kultur berücksichtigt. Es ist unser Programm für das dritte

Jahrtausend.“31

In der eucharistischen Anbetung richten wir unseren Blick auf den Herrn. Das Singen von

eucharistischen Liedern z.B. „Gottheit tief verborgen“ (GL 546) oder „Das Heil der Welt“ (GL 547)

und ihre katechetische Vertiefung in einer Predigt erschließen uns in der Tiefe unseres Herzens

das Geheimnis der Gegenwart des Herrn in seinem Leib und seinem Blut.

2. „In diesem vertrauensvollen, zupackenden und kreativen missionarischen Bemühen trage und

leite uns das leuchtende Beispiel vieler Glaubenszeugen, an die uns das Jubiläum erinnert hat. Die

Kirche hat in ihren Märtyrern stets einen Samen des Lebens gefunden. Sanguis martyrum —

semen christianorum: Dieses berühmte „Gesetz“, das Tertullian aufstellte, hat seine Wahrheit in

der Geschichte bewiesen. (…) Das Gedächtnis des Jubiläums hat uns einen überraschenden

Schauplatz eröffnet. Es hat uns gezeigt, dass unsere Zeit reich ist an Zeugen, die auf je eigene

Weise trotz Widerstand und Verfolgung das Evangelium zu leben vermochten und dabei oft bis zur

höchsten Hingabe des Blutes gegangen sind. In ihnen ist das Wort Gottes auf guten Boden gefallen

und hat hundertfältige Frucht gebracht (vgl. Mt 13,8.23). Mit ihrem Beispiel haben sie uns den

Weg in die Zukunft gewiesen und gleichsam geebnet. Uns bleibt nichts, als mit der Gnade Gottes

in ihre Fußstapfen zu treten.“32

Viele Heilige und Selige sind auch Zeugen einer echten und lebendigen Verehrung der Eucharistie

und haben die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie oft in mystischen Erlebnissen erfahren. Sie

können für uns nicht nur Vorbilder sein. Sie führen uns auch tiefer in das Geheimnis der

eucharistischen Gegenwart des Herrn hinein. Beispiele dafür sind u. a. der hl. Nikolaus von Flüe,

die hl. Theresia von Avila, der hl. Petrus Canisius, die hl. Margareta Maria Alacoque, die hl.

31 Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben „Novo millenio inneunte“, Rom 2001, 29. 32 Ebd. 41.

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Kreszentia von Kaufbeuren, der hl. Johannes Maria Vianney oder der sel. Charles de Foucauld. Ihr

Leben und Wirken kann und sollte in Predigten erschlossen werden.

3. Papst Johannes Paul II. verweist auch auf die Bedeutung des Gebets für die Erneuerung des

Glaubens: „Wir wissen sehr wohl, dass auch das Gebet nicht ‚automatisch’ vorausgesetzt werden

kann. Beten muss man lernen, indem man diese Kunst immer aufs Neue gleichsam von den Lippen

des göttlichen Meisters selbst abliest. So haben es die ersten Jünger getan: „Herr, lehre uns

beten!“ (Lk 11,1). Im Gebet entwickelt sich jener Dialog mit Christus, der uns zu seinen engsten

Vertrauten macht: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch!“ (Joh 15,4). Diese Wechselseitigkeit ist

der eigentliche Kern, die Seele des christlichen Lebens und die Voraussetzung für jede echte

Seelsorge. Vom Heiligen Geist gewirkt, macht sie uns durch Christus und in Christus offen, damit

wir das Antlitz des Vaters betrachten können.“33

Deshalb schreibt Papst Johannes Paul II. weiter: „Liebe Schwestern und Brüder, unsere christlichen

Gemeinden müssen echte ‚Schulen’ des Gebets werden, wo die Begegnung mit Christus nicht nur

im Flehen um Hilfe Ausdruck findet, sondern auch in Danksagung, Lob, Anbetung, Betrachtung,

Zuhören, Leidenschaft der Gefühle bis hin zu einer richtigen ‚Liebschaft’ des Herzens.“34 So eine

Schule des Gebets kann auch darin bestehen über die Bedeutung der Gebete vor und nach der

heiligen Kommunion zu predigen und konkrete Gebete vorzustellen und mit den Besuchern der

Heiligen Messe einzuüben.

Beispiele dafür können sein:

Aus dem Gotteslob Nr. 375,1.2 (John Henry Newman) oder aus der byzantinischen Liturgie das

Vorbereitungsgebet auf den Empfang der heiligen Kommunion:

(1) Ich glaube, Herr, und bekenne: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, der in die

Welt gekommen ist, die Sünder zu retten, von denen ich selber der erste bin.

Ich glaube auch, dass dies Dein makelloser Leib ist und dies Dein kostbares Blut. Darum bitte ich

Dich, erbarme Dich meiner, verzeihe mir meine Verfehlungen, die ich aus Bosheit oder Schwäche

begangen habe in Wort und Werk, bewusst oder unbewusst. Mach mich würdig, mit reinem

Gewissen an Deinen allreinen Geheimnissen teilzunehmen zur Vergebung meiner Sünden und zum

ewigen Leben.

(2) Zur Teilnahme an Deinem heiligen Mahl lade mich heute ein, Sohn Gottes. Nicht werde ich das

Geheimnis Deinen Feinden verraten, noch Dir einen Kuss geben wie Judas, sondern wie der

Schächer bekenne ich Dir: Gedenke meiner, o Herr, in Deinem Reich.

(3) Der Empfang Deiner Geheimnisse, o Herr, gereiche mir nicht zum Gericht oder zur

Verdammnis, sondern zur Heilung meiner Seele und meines Leibes.

3.1.6 Geistliche Kinderkirchenführung

Ein erster Schritt in der Hinführung von Kindern an die Feier der Liturgie und die eucharistische

Anbetung kann das Entdecken von Orten und Gegenständen im sakralen Raum sein.

In Form einer geistlichen Kinderkirchenführung können die jungen Teilnehmerinnen und

Teilnehmer verschiedene Stationen durchlaufen und dabei ganzheitlich – mit Kopf, Herz und Hand

– erfahren, mit welchen Symbolen, liturgischen Geräten und leiblichen Gebärden das Sakrament

der Eucharistie verehrt wird. Dabei soll das zentrale Ziel sein, die Kinder mit der realen Gegenwart

Jesu im eucharistischen Brot, im Tabernakel, in der Kirche vertraut zu machen. Ein Praxisbeispiel

33 Ebd. 32. 34 Ebd. 33.

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unter dem Thema „Jesus, wo wohnst Du?“ (siehe Punkt 4.3) lädt dazu ein, mit Kindern auf

Entdeckungsreise zu gehen und das Gotteshaus mit seinen vielen Zeichen der Verehrung kennen

zu lernen.

3.1.7 Sequenz im Religionsunterricht

Der Religionsunterricht bietet die Chance, Kinder und Jugendliche im Schulalter auch außerhalb

des Gemeindelebens mit dem Thema „Eucharistie“ vertraut zu machen. Neben der kognitiven

Vermittlung sollen auch Glaubenserfahrungen Ziel eines ganzheitlichen Unterrichtes sein.

Zusätzlich zu den Inhalten des schulischen Lehrplanes könnte für die Vorbereitung auf den

eucharistischen Kongress eine Unterrichtssequenz erarbeitet werden. Anregungen könnte dabei

der Jugendkatechismus geben.

Ein möglicher Leitfaden für eine solche Sequenz könnte sein:

• Die biblische Botschaft von der Gegenwart Gottes (AT)

• Gottes Gegenwart in Jesus (NT)

• Jesu bleibende Gegenwart in der Eucharistie

• Eucharistie feiern

• Jesus in der Eucharistie verehren

• Eucharistische Feste und Feiertage (Gründonnerstag, Fronleichnam ...)

3.2 Liturgische Anregungen

3.2.1 Die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei

Diese Überlegungen stammen vom „Apostolat der ewigen Eucharistischen Anbetung“.35

Warum eucharistische Anbetung?

1. Das Geheimnis des Allerheiligsten Sakramentes der Eucharistie ist das Zentrum des Lebens

der Kirche und ihrer Mission für die Rettung der Welt. Indem wir in der eucharistischen

Anbetung Gott die Ehre geben, berührt diese das Herz der Kirche. Das Apostolat der

eucharistischen Anbetung ist von seiner Natur her kontemplativ und heiligt jene, die sich

Zeit für die Anbetung nehmen.

2. Christus selbst hat im Zuge seiner Brotrede im Johannesevangelium gesagt: „Denn es ist

der Wille meines Vaters, alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben

haben und dass ich sie auferwecke am Letzten Tag.“ (Joh 6, 40) In einer Vision sagte

Christus zur hl. Margareta Maria Alacoque: „Ich habe brennendes Verlangen, dass mich die

Menschen im Allerheiligsten Sakrament anbeten.“

3. Christus ist bei uns Tag und Nacht durch seine eucharistische Gegenwart anwesend, und er

ruft jeden von uns: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will

euch erquicken.“ (Mt 11,28) Christus bleibt bei uns, um uns im Geist und im Herzen zu

erfrischen und uns jene Gnaden zu schenken, die uns ermutigen, trösten und stärken,

führen und leiten, und um uns Vertrauen in ihn zu schenken, das jede Angst, jeden Zweifel

und jede Sorge nimmt. Jene, die sich vor die Eucharistie begeben, berühren das Herz Jesu

35 www.eucharisticadoration.ie. Übersetzt und überarbeitet von Sebastian Bucher.

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mit ihrem Glauben und empfangen seine Kraft, seine Heilung, seine Gnaden und sein

Segen für die ganze Pfarrei.

4. Die wöchentliche Eucharistische Anbetungsstunde hilft den Menschen eine persönliche

Beziehung zu Christus zu entwickeln, weil sie die Eucharistie in den Mittelpunkt des Lebens

stellt. Gott lädt uns ein, eine Gemeinschaft der Liebe aufzubauen. Die Basis hierfür ist eine

persönliche Beziehung mit dem Herrn im Allerheiligsten Sakrament.

5. Bedauerlicherweise glauben zu viele Menschen nicht ernsthaft an die reale Gegenwart

Christi in der Eucharistie. Um diesem Mangel entgegenzuwirken bietet, die wöchentliche

Anbetungsstunde ein gutes Mittel, um Zeugnis vom Glauben an die reale Gegenwart Christi

in der Eucharistie zu geben.

6. Die Art und Weise der Gegenwart Christi in der Gestalt des Brotes ist einzigartig. Sie erhebt

die Eucharistie über alle anderen Sakramente. Im Sakrament der Eucharistie ist Christus

ganz, wahrhaft, real und substantiell enthalten.

7. Die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei leitet die Gläubigen an in der

Heiligkeit zu wachsen. Indem die Gläubigen sich bereit erklären mindestens eine Stunde

pro Woche vor dem Allerheiligsten anwesend zu sein, geben sie Christus die Möglichkeit zu

wirken und seine Kirche zu heiligen

8. Es ist zu beobachten, dass überall dort, wo Christus im Allerheiligsten Sakrament angebetet

wird, Berufungen zum Priestertum und Ordensstand wachsen können. Jesus sagte: „Bittet

den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.“ (Mt 9, 38) Weiterhin

besteht die Hoffnung, dass die Eucharistische Anbetung zu einer größeren Anwesenheit bei

den Messfeiern führen wird dass es zu einem häufigeren und ernsthafteren Empfang der

Sakramente kommen wird. Der Friede, der von Gott kommt wird in den Familien der

Anbeter spürbar werden und das gesamte Leben der Pfarrei prägen.

Sieben Punkte, die zum Gelingen der Eucharistischen Anbetung notwendig sind:

1. Jeglichem Bemühen um die Eucharistische Anbetung muss Gebet vorausgehen und folgen.

2. Die Kirche ist der eigentliche Ort für die Eucharistische Anbetung. Falls diese nicht zur

Verfügung steht, ein Raum der Pfarrei.

3. Eine Liste, in die sich Freiwillige für die Eucharistische Anbetung eintragen können. Pro

Anbetungsstunde braucht es mindestens 4 Personen. Je nach Anzahl der Personen wird die

Zeit festgelegt, in der die Eucharistische Anbetung stattfinden kann.

4. Ein Team von Laien, die vom diözesanen Team angeleitet werden, um die Anbetung zu

organisieren und aufrecht zu erhalten.

5. Eine Vorstellung der Anbetung (7-8 Minuten), die in allen Kirchen der Pfarrei in allen

Sonntagsmessen von einem Team-Mitglied gehalten wird.

6. Eine Liste, in die sich nach der Vorstellung Gläubige zur Teilnahme an den

Anbetungsstunden eintragen können.

7. Ein Treffen mit dem PGR und den Hauptamtlichen der Pfarrei, einige Wochen vor der

Vorstellung in den Sonntagsmessen, um sie für das Projekt zu gewinnen.

8. Eine Woche nach der Vorstellung treffen sich die Freiwilligen, um ein Komitee zu bilden,

das vom diözesanen Team angeleitet wird.

Diese Dinge werden vom Priester benötigt:

1. Erlaubnis und Unterstützung

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2. Namen der Verantwortlichen in der Pfarrei

3. Örtlichkeit für die Anbetung

4. Daten für die Vorstellung der Anbetung in den Sonntagsmessen

Verlangt die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei ein zusätzliches Engagement der

Priester?

Nein. Die Eucharistische Anbetung in der Pfarrei belastet den Pfarrer nicht mit zusätzlicher

Arbeit. Alle Organisation liegt bei dem Team von Laien, das sich um alles kümmert, um die

eucharistische Anbetung gelingen zu lassen. Dieses Team arbeitet im Sinne des

Laienapostolates und übernimmt Verantwortung, dass alles zufriedenstellend verläuft und

dass immer genügend Anbeter vorhanden sind, um die Anbetungszeit zu gewährleisten.

Der Leiter des Teams sorgt dafür, dass die Priester in der Pfarrei informiert sind.

Vorbereitungsgebet für die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei

Um einen erfolgreichen Start der Eucharistischen Anbetung in der Pfarrei zu haben, die mit einer

Erneuerung der Pfarrei einhergehen soll, ist es notwendig, dass im Vorfeld der Vorstellung der

Eucharistischen Anbetung in den Messfeiern besonders gebetet wird. Die ganze Pfarrei sollte

ermutigt werden, für den Erfolg der Eucharistischen Anbetung zu beten. Es ist wichtig, mit allen

Gebetsgruppen in der Pfarrei in Kontakt zu treten und sie zu bitten, um den Hl. Geist zu beten,

damit viele Menschen inspiriert werden, großzügig mit dem Herrn umzugehen und ihm

mindestens eine Stunde pro Woche in der Eucharistischen Anbetung zu schenken.

3.2.2 Die ewige Anbetung

Gerade in der Aussetzung des Allerheiligsten wird die Realpräsenz Christi für uns noch

sinnenfälliger. Der Anbetende wird hineingenommen in die Gegenwart Gottes, die den Menschen

durchdringt und in der Kirche gnadenhaft wirkt.

Die ewige Anbetung gibt dafür Raum und Zeit, um tiefer in das Mysterium einzudringen und legt

gleichzeitig den Akzent neben der eigenen geistlichen Formung noch stärker auf das

stellvertretende, sühnende Beten. Wir sind eingeladen, diese Zeit und Mühe „aufzuopfern“,

gerade auch in der Nacht. Papst Benedikt XVI. erinnert in seiner Enzyklika Spe Salvi daran, was mit

diesem Begriff gemeint war: „Diese Menschen waren überzeugt, dass sie ihre kleinen Mühen in

das große Mitleiden Christi hineinlegen konnten, so dass sie irgendwie zu dem Schatz des Mitleids

gehörten, dessen die Menschheit bedarf“.36

Zur praktischen Durchführung sei auf die unter 3.2.1 genannten Punkte verwiesen. Hinzu kommt,

eine Liste zu erstellen, in der sich pro Stunde oder halbe Stunde Personen eintragen, die sicher

anwesend sind. Diesen obliegt dann auch die Gestaltung ihrer Anbetungszeit.

3.2.3 Eucharistische Andacht mit Kindern

Die Katechese und das Kirchenjahr bieten zahlreiche Gelegenheiten, mit Kindern in Form einer

eucharistischen Andacht Jesus im Sakrament des Altares zu verehren.

Einige Hinweise zur möglichen Gestaltung:

• An einen biblischen Wortgottesdienstteil mit Katechese schließt sich die eucharistische

Aussetzung mit Anbetung und Segen an.

36 Benedikt XVI., Enzyklika „Spe Salvi”, Rom 2007, 40.

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• Als schöne und katechetisch wertvolle Gestaltungsmöglichkeit bietet es sich an, mit den

Kindern in Prozessionsform das Allerheiligste zum Altar zu bringen.

• Der Anbetungsteil sollte nicht zu lange und der Aufmerksamkeitsgabe der Kinder

angemessen sein.

• Zum gemeinsamen Beten eignen sich besonders Litaneien mit einfachen Antwortversen.

• Bei den Gesängen ist es wichtig, dass der Liedtext zur Anbetung hinführt.

• Auch das Element der Stille sollte nicht fehlen. Es ist wichtig, eine Zeit des stillen Gebetes

anzukündigen und die Kinder zum persönlichen Gespräch mit Jesus anzuleiten.

• In jedem Fall sollten die Kinder vor der Aussetzung mit dem Allerheiligsten, der Monstranz

und mit dem Knien als Gebetshaltung vertraut gemacht werden.

Weiterführende Anregungen sind auf der Homepage „Children of hope“37 abrufbar

3.2.4 Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung für Jugendliche

Jugendliche, die im Begriff sind, ihr eigenes Ich zu ergründen und ihr Leben zu gestalten, sind oft

auch religiös suchend-interessiert, selbst wenn sie es nicht nach außen zeigen. Das Angebot einer

etwa einstündigen Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung, eingebettet in passende Texte, Musik,

Zeiten der Stille und sinnlich ansprechende Elemente, kann ein Zugang zum eucharistischen Herrn

sein. Damit die Vorbereitungsgruppe selbst überzeugt an die Sache rangeht, benötigt sie eine

Katechese und wenn möglich Erfahrungsberichte von anderen, bzw. das eigene Erleben eines

Gottesdienstes in dieser Art (verba docent, exempla trahunt).

(Bsp. siehe Punkt 4.5)

3.2.5 Anbetung mit Erstkommunioneltern

Viele Priester und Hauptamtliche machen sich Gedanken, wie sie bei der Vorbereitung der Kinder

auf den Empfang der heiligen Kommunion auch die Eltern einbeziehen und hinführen können. Das

fakultative Angebot einer Anbetung führt wie von selbst zum Thema hin, bringt ein

kontemplatives Moment in den oft äußerlich-aktiven Vorlauf der Feier und überlässt die

Einführung gleichsam dem Herrn selbst.

Nach einer Phase des Kennenlernens kann die Anbetung mit einer kleinen interessierten Gruppe

vorbereitet, an einem passenden Tag angesetzt und – evtl. in einer Seitenkapelle – gestaltet

werden. Mögliche Elemente: Katechetische Einführung; Aussetzung, Schriftwort, Geistliches Wort

zur (Erst)-Kommunion, Lobpreis, Gebet für mein Kind u. a., Stille, Gebet/Gesang, Abschluss.

3.2.6 Eucharistische Anbetung mit Senioren

Ein einschneidender Punkt im Leben von Seniorinnen und Senioren ist das Ausscheiden aus dem

Berufsleben. Damit fallen viele soziale Kontakte weg. Es gilt neue Aufgaben und neue Orte von

Gemeinschaft zu finden. Daraus ergeben sich die folgenden Gedanken und Anstöße für die

eucharistische Anbetung auf Pfarrei-Ebene bzw. in der Seelsorgeeinheit:

1. Könnte die Bereitschaft vieler Senioren ehrenamtliche Aufgaben in einer Pfarrei zu

übernehmen, mit einer regelmäßigen eucharistischen Anbetung verbunden werden? Die

37 www.childrenofhope.org.

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gemeinsame eucharistische Anbetung könnte so zum Fundament ihres Dienstes werden z.B. für

Teams bzw. Gruppen die sich im Krankenbesuchsdienst, bei der Betreuung Neuzugezogener, als

Caritashelfer/innen, im Lektorendienst oder in anderer Weise im Leben der Pfarrei engagieren.

Stichwort: Ehrenamt plus eucharistische Anbetung.

2. In den Pfarreien sind in den letzten Jahrzehnten vielfältige Orte des gemeinschaftlichen Lebens

unter den Senioren gewachsen: Seniorengottesdienste, Seniorennachmittage, Seniorentreffs,

Bibelkreise, gemeinsames Frühstücken, gemeinsame Wanderungen und Ausflüge und viele andere

mehr. Diese Orte können mit der eucharistischen Anbetung verbunden werden. Stichwort:

Gemeinschaft untereinander und mit Christus in der eucharistischen Anbetung.

3. Der Kirche ist der Dienst der Fürbitte und des stellvertretenden Gebets aufgetragen. „Ich bitte

euch, meine Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn, und bei der Liebe des Geistes: Steht

mir bei und betet für mich zu Gott“ (Röm 15,30) trägt der heilige Paulus den Christen in Rom auf.

Die Gemeinde in Thessaloniki bittet er: „Im Übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des

Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird, ebenso wie bei euch.“ (2 Thess 3,1)

Die eucharistische Anbetung ist eine Chance zur Fürbitte und des stellvertretenden Gebets. In

Gebetsstunden mit der Einladung „Gebet für …“ können vielfältige Bereiche des gesellschaftlichen,

kirchlichen, pfarrlichen und persönlichen Lebens aufgegriffen werden:

• Gebet für den Frieden

• Gebet für die Erneuerung des Glaubens

• Gebet für die Pfarrei (z.B. die Kranken, die Kommunionkinder, jungen Familien…)

• Gebet für die Stadt und das Land

• Gebet um geistliche Berufe

• Gebet für die Kinder und Jugendlichen (z.B. Schulanfänger, Schulabsolventen, Verliebte…)

Dabei ist es sicher hilfreich auf Traditionen zurückzugreifen (Herz-Jesu-Freitag, Priesterdonnerstag,

Adventszeit…)

4. In Seniorenheimen gibt es häufig Hauskapellen. Auch dort kann eine tägliche oder wöchentliche

eucharistische Anbetung eingeführt werden.

Mögliche Aktionen können sein:

• Großeltern-Enkelwallfahrten an zentrale Orte des Bistums

• Wallfahrten der Erstkommunionkinder bzw. der vorjährigen Erstkommunionkinder

• Aktion „365 Tage für Christus“: An jedem Tag des Jahres wird in einer anderen Pfarrei der

Diözese eine eucharistische Anbetung gefeiert

• Eucharistische Gebetsgemeinschaften/Bruderschaften durch den Diözesanbischof anregen

3.2.7 „Bruderschaft“ als Gebetsgemeinschaft

Die vor allem in der Barockzeit entstandenen Bruderschaften, sowie die später entstandenen

katholischen Bewegungen und Vereine waren eine gute Einrichtung, um das praktizierte Christsein

zu strukturieren, ihm Gemeinschaft und einen konkreten Ausdruck zu verleihen. Warum nicht

diese Idee wieder aufgreifen und eine „eucharistische Bruderschaft“, sprich Gebetsgemeinschaft

in einer Pfarrei / Diözese errichten?

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Diese Gruppe braucht einerseits Begleitung, katechetische Vertiefung und Austausch (auch

international), könnte anderseits eine (organisatorische und) geistige Stütze etwa des

Fronleichnamsfestes, der Gründonnerstagsliturgie, sowie einer ewigen Anbetung sein. Als feste

Gebetsgemeinschaft können sie strukturiert Gebetsintentionen übernehmen: für den Papst und

die Weltkirche, für die Kranken der Pfarrei, die Toten und Hinterbliebenen, die Firmlinge,

Taufeltern, für die Suchenden, für die Ausgetretenen…

3.2.8 „Bräutigam und Braut“ eine Spiritualität der Anbetung für Ehepaare:

Im Glauben der Kirche gibt es verschiedene Ausdrucksformen des geistlichen Lebens. Eine davon

ist das Bild von Braut und Bräutigam: Der Christ geht wie eine Braut dem Bräutigam entgegen. Der

Bund Christus-Kirche, d.h. Bräutigam-Braut muss immer neu gefestigt werden, die Liebe ist ein

immer neues Wagnis, bis es seine Vollendung findet im Reich Gottes. Die christlichen Eheleute

stellen diesen Bund dar, der seinen Ursprung in Christus hat, der mit uns den neuen und ewigen

Bund in seinem Blut geschlossen hat, welcher durch die Wandlungsworte realpräsent wird. In der

Eucharistie und Anbetung berühren daher die Eheleute den Quell und Ursprung des Ehe-Bundes

zwischen Braut und Bräutigam, dessen Kraft und Gnade ihren eigenen Bund von innen her neu

erfüllen kann: Christus, der Bräutigam ist gegenwärtig und wirbt um seine Braut, die ihm

umgekehrt zugetan ist: „Ich gehöre meinem Geliebten und ihn verlangt nach mir“ (Hld 7,11).

Papst Benedikt XVI. weist in seiner ersten Enzyklika Deus Caritas est auf die Verbindung von

Eucharistie und Ehe hin: „Die Eucharistie zieht uns in den Hingabeakt Jesu hinein. Wir empfangen

nicht nur statisch den inkarnierten Logos, sondern werden in die Dynamik seiner Hingabe

hineingenommen. Das Bild von der Ehe zwischen Gott und Israel wird in einer zuvor nicht

auszudenkenden Weise Wirklichkeit: Aus dem Gegenüber zu Gott wird durch die Gemeinschaft

mit der Hingabe Jesu Gemeinschaft mit seinem Leib und Blut, wird Vereinigung: Die ‚Mystik‘ des

Sakramentes, die auf dem Abstieg Gottes zu uns beruht, reicht weiter und führt höher, als jede

mystische Aufstiegsbewegung des Menschen reichen könnte“.38

So bietet sich die Anbetung gerade auch für Ehepaare an: Bei Ehejubiläen in der Pfarrei oder einer

entsprechenden Veranstaltung auf Diözesanebene. Die Liturgie dieser Anbetung orientiert sich in

ihren Texten und Liedern an der „Brautmystik“ und verbindet dadurch das Bild Christus-Kirche mit

der Ehe von Mann und Frau. Höhepunkt der Feier kann die Einzelsegnung des (Jubel)paares mit

der Monstranz sein.

3.2.9 Weltgebetstag für die Heiligung der Priester

Am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu wird zugleich der Weltgebetstag für die Heiligung der

Priester begangen. Da sich das Priester-Sein aufs engste mit der Eucharistie verbindet, wäre es

passend, dass die Priester eines Dekanates unter sich am Herz-Jesu-Fest, dem dritten Freitag nach

Pfingsten (oder am Vorabend) zur eucharistischen Anbetung zusammenzukommen. Eine Anregung

für die Gestalt dieser Feier könnte sein die Vigilfeier zum Abschluss des Priesterjahres, die am

Vorabend des Herz Jesu Festes, den 10. Juni 2010 auf dem Petersplatz in Rom stattfand.

3.2.10 Emmausgang mit abschließender eucharistischer Andacht

Die Perikope der Emmausjünger (Lk 24) eignet sich besonders gut, das Geheimnis der Eucharistie

zu betrachten. „Auf den Straßen unserer Fragen und unserer Unruhe (…) will der göttliche

38 Benedikt XVI., Enzyklika „Deus caritas est“, Rom 2006, 13.

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‚Wanderer’ uns weiterhin Gefährte sein, um uns durch die Auslegung der Heiligen Schrift in das

Verstehen der Geheimnisse Gottes einzuführen. Wenn die Begegnung mit dem Herrn zur Fülle

gelangt, tritt an die Stelle des ‚Lichtes des Wortes’ jenes Licht, das aus dem ‚Brot des Lebens’

hervorgeht, mit dem Christus in höchster Form seine Zusage ‚Ich bin bei euch alle Tage bis zum

Ende der Welt’ erfüllt“.39

Der Brauch des Emmausganges lädt dazu ein, sich auf den Weg zu machen und in verschiedenen

Stationen die Geschichte der Begegnung der Jünger mit dem auferstandenen Jesus zu meditieren

und nachzuempfinden. Zielpunkt dieses Weges kann eine Kirche sein, in der sich die pilgernde

Gruppe abschließend zum eucharistischen Gebet versammelt. Wie die Jünger den auferstandenen

Herrn am Brotbrechen erkannten, so kann die Gemeinde ihren Glauben an die Gegenwart Jesu im

anbetenden Schauen des Brotes ausdrücken. Der Emmausgang kann auch in eine Eucharistiefeier

münden. Besonders für Kinder und Jugendliche eignet sich diese „Liturgie auf dem Weg“.

3.2.11 „Nightfever“

Mit dem Weltjugendtag 2005 in Köln unter dem Leitwort „Wir sind gekommen, ihn anzubeten“(Mt

2,2) ist in Bonn eine gemeinschaftliche Initiative entstanden, die „Nightfever“ ins Leben gerufen

hat.

„Nightfever“ ist ein offenes Projekt, das von Gemeindemitgliedern und Christen verschiedener

Gruppen und Gemeinschaften gemeinsam durchgeführt wird und sich besonders auch an

Menschen richtet, die nicht kirchlich sozialisiert sind oder den Kontakt zur Kirche verloren haben.40

„Nightfever“ ist ein mehrstündiger Gebetsabend in einer (zentral gelegenen) Kirche und umfasst

folgende Elemente: persönliche Glaubensgespräche und Zeugnis auf der Straße und in der Kirche,

Lobpreis, musikalisch gestaltete Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, freies Gebet, eine

Fürbitt-Box und Bibelspruch-Karten zum persönlichen Beten und Meditieren, Spendung des

Sakraments der Versöhnung, verschiedene Gesprächsangebote und Katechesen.41

Es ist erfreulich zu sehen, mit welcher Kraft und Begeisterung diese Initiative in den vergangenen

Jahren gewachsen ist. Besonders junge Menschen lassen sich von diesem Angebot ansprechen

und in ein Leben aus dem Glauben führen.

Mittlerweile gibt es „Nightfever“ in vielen Städten und Dörfern in ganz Deutschland. Nähere

Informationen findet man unter www.nightfever-online.de. Auch verschiedene Ortsgruppen sind

mit ihren Anbetungsabenden im Internet vertreten, z.B. www.nightfever-bonn.de.

3.2.12 Anbetung und Rosenkranz

In der eucharistischen Spiritualität hat der Rosenkranz seinen festen Platz. „Der Rosenkranz -

verstanden in seiner tiefen biblischen und christozentrischen Bedeutung - (…) kann ein Weg sein,

der für die eucharistische Betrachtung besonders geeignet ist, wird sie doch in Gemeinschaft mit

Maria und in der Schule Mariens vollzogen.“42 Mit Maria auf Jesus schauen. In der pastoralen

Praxis können folgende Elemente bei der Gestaltung eines Rosenkranzes hilfreich sein, um die

christologische Ausrichtung deutlich zu machen und die Begegnung mit dem eucharistischen Herrn

zu fördern: „Das Hören eines biblischen Textes, die meditative Stille, die Nennung des

39 Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben „Mane nobiscum domine“, Rom 2004, 2. 40 Vgl. Fassler-Maloney, K. / Süß, A., (Hrsg.), Nightfever – Leitfaden, Bonn 2009, 5. 41 Vgl. ebd., 8. 42 Ebd. 18.

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Geheimnisses nach dem Namen Jesus im Ave Maria, das gesungene Gloria sowie ein passendes an

Christus gerichtetes Abschlussgebet.“43

Der Lichtreiche Rosenkranz, den Papst Johannes Paul II. Anfang dieses Jahrtausends eingeführt

hat, gipfelt im 5. Geheimnis in der Betrachtung der Eucharistie („…der uns die Eucharistie

geschenkt hat“). Er lädt auf besondere Weise dazu ein, die „lichtreiche“ Gegenwart des

menschgewordenen Sohnes Gottes zu meditieren und eignet sich besonders für die eucharistische

Spiritualität.

3.2.13 Vertiefung des Fronleichnamsfestes

Am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag begeht die Kirche das Fest Fronleichnam.

Lebendiges Brauchtum hat dieses Fest im liturgischen Jahr besonders bekannt und beliebt

gemacht. In noch vielen Gegenden wird der Leib Christi in einer feierlichen Prozession durch die

Straßen des Ortes getragen und singend und betend verehrt. An mit Blumenteppichen

geschmückten Altären betrachtet das „pilgernde Gottesvolk“ das Geheimnis der Eucharistie und

betet den Herrn in der Gestalt seines Leibes an.

Manchen Gemeinden mag es gut tun, ihre Feiertraditionen zu überdenken und die oft aufwendige

äußere Gestaltung des Festes neu mit Glaubensinhalt und geistlicher Tiefe zu füllen. Andere

Pfarreien, die den Brauch der Fronleichnamsprozession bisher nicht oder nur rudimentär pflegen,

können ermutigt werden, diese Form der Verehrung einzuführen und im „Auf-dem-Weg-Sein“ mit

dem eucharistischen Herrn einen symbolstarken, spirituellen und gemeinschaftsstiftenden

Glaubensausdruck zu entdecken.

3.2.14 Feier der Eucharistie bei Sonnenuntergang oder Aufgang auf kirchlichen Friedhöfen

Analog zu den Eucharistiefeiern der frühen Christenheit in den Friedhöfen der Katakomben

könnten Gottesdienste bei Sonnenaufgang oder Untergang auf den Friedhöfen inmitten der

Gräber gefeiert werden. Dies wäre eine sehr symbolträchtige Weise, um die Eucharistie als Brot

des Lebens und unsere Auferstehungshoffnung zu dokumentieren. Auch der Gedanke könnte

aufleuchten, dass die Eucharistie die Schranken von Vergangenheit und Zukunft überwindet, so

dass auch die Heimgegangenen, deren irdische Leiber in der Erde des Friedhofs ruhen, mitten

unter den Lebenden und zusammen mit ihnen um den Altar stehen und Eucharistie feiern als

Vorwegnahme des himmlischen Hochzeitsmahles.

4. Einige konkrete Ausarbeitungen

4.1 Eine Meditation zur eucharistischen Anbetung mit Senioren

Die Erzählung vom Besuch des Herrn bei Marta und Maria (Lk 10,38-42) erschließt uns wichtige

Elemente der eucharistischen Anbetung: Sie ist innige, liebende und freundschaftliche Begegnung

zwischen Christus und uns.

Diese Begegnung hat zwei Seiten:

a) In Liebe, Ehrfurcht, Freude und Anbetung beim Herrn verweilen.

43 Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Das Jahr der Eucharistie. Empfehlungen und

Vorschläge, Rom 2004, 16.

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Als Jesus Marta und Maria besucht heißt es „Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte

seinen Worten zu“ (Lk 10,39). Ein Beispiel des liebenden und anbetenden Verweilens beim Herrn.

b) Unsere Gaben und unserer Lebens zu Christus bringen.

Von Marta heißt es, dass sie sich um Jesus kümmert und für ihn sorgt. Das Johannesevangelium

berichtet „dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente“ (Joh 12,2a). Marta bringt also „Brot,

die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ und „Wein, die Frucht des Weinstocks und der

menschlichen Arbeit“ (aus dem Gebet zur Gabenbereitung) zu Jesus. In diesen Gaben bringt sie

zeichenhaft ihr ganzes Leben zu Christus.

Die Erzählung von Jesus, Maria und Marta zeigt uns:

1. Wir dürfen zu Christus, unserem Herrn, kommen, bei ihm verweilen und Ihm unsere Zeit

schenken. Jesus lädt uns ein, wie er Andreas und seinen Gefährten eingeladen hat. Als sie zu Jesus

kommen, um ihn kennen zu lernen, sagt Jesus zu ihnen: „Kommt und seht!“ (Joh 1,39). Die

Antwort der beiden ist: „Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei

ihm; es war um die zehnte Stunde.“

2. Wir dürfen zu Christus, unserem Herrn, kommen und ihm unser Leben mit allem Schweren,

allen Sorgen und Nöten bringen. „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu

tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28). Auch uns gilt das Wort des Herrn:

„Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus“( Mk 6,31).

3. Wir dürfen Christus, unseren Herrn, auf seinem Leidensweg begleiten und unsere eigenen

Leiden und die Leiden der ganzen Welt zu Ihm bringen. „Und er nahm Petrus, Jakobus und

Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht und Angst, und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode

betrübt. Bleibt hier und wacht!“ (Mk 14,33-34).

Im Sakrament der Eucharistie ist Christus, der Herr heute in tiefster Weise mit uns und bei uns. In

der Kommunion macht er sein Versprechen wahr: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum

Ende der Welt“ (Mt 28,20). Die Worte des Herrn im Abendmahlsaal geben uns Gewissheit von

seiner realen Gegenwart in den eucharistischen Gestalten: „Nehmt und esst; das ist mein Leib“

(Mt 26,26), „das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der

Sünden“ (Mt 26,28). In der eucharistischen Anbetung, ein Geschenk seiner Barmherzigkeit, dürfen

wir heute, ähnlich wie Maria damals in Bethanien, beim Herrn in Liebe, Ehrfurcht, Freude und

Anbetung verweilen. Und wie damals Marta dürfen wir heute in der eucharistischen Anbetung

unser Leben zu Christus bringen. Durch den Dienst der Fürbitte und des stellvertretenden Gebets

nimmt Christus uns in sein erlösendes Handeln an der Welt hinein. Die Quellen unseres Betens

sind die Nöte und das Leiden der Menschen, die Sendung der Kirche, die gesellschaftlichen und

politischen Herauforderungen, Fragen unserer Zeit und nicht zuletzt unser eigenes Leben und das

unserer Angehörigen.

Der heilige Pfarrer von Ars, Johannes Maria Vianney, fasst diese Berufung in folgenden Worten

zusammen: „Unser Herr, im Tabernakel verborgen, wartet darauf, dass wir mit unseren Bitten zu

ihm kommen. Er ist gegenwärtig im Sakrament seiner Liebe, stets bereit, bei seinem Vater für die

Sünder Fürsprache einzulegen. Er ist hier, um uns zu trösten. Lasst uns ihn öfters besuchen! Sooft

wir uns für eine kleine viertel Stunde von unseren Beschäftigungen oder von so manchem

nutzlosen Zeitvertreib freimachen, um zu ihm zu kommen, ihn zu bitten und ihn für die zugefügten

Schmähungen zu trösten, bereiten wir ihm Freude. Wenn immer er reine Seelen in aufrichtiger

Hingabe kommen sieht, lächelt er ihnen entgegen. Welche Seligkeit dürfen wir in der Gegenwart

Gottes erfahren, wenn wir uns allein zu seinen Füßen vor dem Tabernakel einfinden! Hört, meine

Kinder, wenn ihr während der Nacht aufwacht, begebt euch schnell im Geiste vor den Tabernakel

und sagt dem Herrn: ‚Mein Gott, hier bin ich! Ich komme, um Dich anzubeten, Dich zu loben und

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zu preisen, Dir zu danken, Dich zu lieben und Dir mit den Engeln Gesellschaft zu leisten!’ Wenn wir

Gott liebten, sähen wir immer vor unserem geistigen Auge diesen vergoldeten Tabernakel, diese

Haus des lieben Gottes. Erblicken wir unterwegs eine Kirche, so soll ihr Anblick unser Herz höher

schlagen lassen. Hätten wir die Augen der Engel und sähen unseren Herrn Jesus Christus

gegenwärtig im Tabernakel, seinen Blick auf uns gerichtet, wie würden wir ihm lieben! Wir würden

nicht mehr von ihm gehen, wir wollten immer zu seinen Füßen bleiben; es wäre ein Vorgeschmack

des Himmels. Alles übrige bliebe uns schal. Aber merkt ihr, wie sehr uns noch der Glaube fehlt?“44

4.2 Der monatliche Herz-Jesu-Freitag

Zeitdauer zwei Stunden. Raumgestaltung: Elemente wie zusätzliche Leuchter, Tücher, oder

Einrichten eines Strahlers auf die Monstranz helfen, den Blick auf den Herrn in der Mitte zu

lenken.

Ablauf: Heilige Messe: Messformular von Herz Jesu, außer in den Geprägten Zeiten, bei einem

Heiligenfest kann das Thema „Herz Jesu“ mit dem Heiligen verbunden sein, führt doch jeder

Heilige zu Christus hin.

Eine kurze Homilie kann das „Herz Jesu“ im Licht der liturgischen Jahreszeit in das Leben der

Menschen hineinbringen.

Bei der Liedauswahl bewährt es sich, auch eine feste Konstante mit Wiedererkennungswert zu

haben, z.B. ein Herz-Jesu-Lied zur Aussetzung nach dem Schlussgebet.

Der erste Teil der Anbetung ist gestaltet, mögliche Elemente: Lieder, Meditationen, freies Beten,

weiteres Auslegen der Gedanken aus der Homilie oder ins Wort fassen all dessen, was an diesem

Tag war. Wichtig ist dabei, nicht über, sondern zum gegenwärtigen Herrn, zu sprechen.

Andachten aus dem Gotteslob, Litaneien, Rosenkranz, Eucharistische Prozession durch die Kirche

oder im Umfeld der Kirche.

Der zweite Teil der Anbetung findet in Stille statt.

Abschließend wird die Komplet oder die Vesper gesungen oder gesprochen gebetet. Es hat sich

jedoch bewährt, mit den Gottesdienstbesuchern, ausgehend von der Vorbereitungsgruppe, die

Psalmen zu singen, um den Charakter des Lobpreises zu betonen. Am Ende erfolgen der feierliche

Segen und die Reponierung des Sanctissimum in gewohnter Form.

4.3 Geistliche Kinderkirchenführung: „Jesus, wo wohnst Du?”

Die Gruppe versammelt sich im Eingangsbereich der Kirche.

Begrüßung

L: Liebe Kinder!

Wir machen uns heute auf eine Entdeckungsreise. Unser Weg führt uns durch das Innere der

Kirche. Wir werden erfahren, dass dieses Haus den größten Schatz unseres Glaubens in sich trägt.

Als die ersten Jünger Jesus kennen lernten, fragten sie ihn: „Meister, wo wohnst Du?” Jesus

antwortete ihnen: „Kommt und seht!” (Joh. 1, 38)

44 Frossard, J., Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars, Leutersdorf 1987, 62-63.

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Wie die Jünger, so wollen auch wir fragen: „Jesus, wo wohnst Du?” Hören wir auf sein Wort

„Kommt und seht!” und folgen wir jetzt der Einladung Jesu in sein Haus. Beginnen wir unsere

Entdeckungsreise mit einem Lied.

Lied

L: Alles, was du jetzt brauchst, sind Augen, die sehen, Ohren die zuhören, Hände, die vorsichtig

sind und ein Herz, das sich am Schönen freut. Damit uns das gelingt, versuchen wir, in der

kommenden Stunde leise und aufmerksam zu sein.

Gang zur 1. Station

1. Station: Kirchenschiff – Bereitmachen

Lied

Impuls

L: Wir stehen mitten in diesem großen Raum. Die Kirche mit ihrem weiten Dach wölbt sich wie ein

Zelt über uns. Bleib an deinem Platz stehen und wandere mit deinen Augen langsam durch den

Kirchenraum. Viele Dinge sind dort zu entdecken. Schau dann nach vorne und lenke deinen Blick

auf das Kreuz (bzw. zentrales Symbol).

Entdecken mit Sinn - Herz - Hand

Stille Zeit zum Betrachten

Austausch über die Eindrücke der Kinder

Beschreibung des Kreuzes (bzw. des zentralen Symbols)

Gebärde - Kreuzzeichen

L: Immer, wenn wir uns hier in der Kirche versammeln, dann zeichnen wir ein Kreuz auf unseren

Körper. Wir formen es, in dem wir mit unserer Hand die Stirn, die Mitte unseres Leibes und die

beiden Schultern berühren.

(Schauen wir auf das Kreuz und) Machen wir langsam und bewusst diese Geste.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gebet:

Lasst uns beten. Zeichnen wir immer mit dem Finger ein kleines Kreuz auf die Stelle, die im Gebet

genannt wird.

Herr, öffne meine Lippen + damit mein Mund Dein Lob verkünde.

Herr, öffne meine Augen + damit ich alles Schöne sehe.

Herr, öffne meine Ohren + damit ich in die Stille lausche.

Herr, öffne meine Nase + damit ich alle Gerüche wahrnehme.

Herr, öffne meine Hände + damit ich achtsam taste.

Herr, öffne mein Herz + damit ich Deine Gegenwart spüre.

Gang zur 2. Station

2. Station: Altar - Zur Mitte kommen

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Lied

Impuls

L: Das ist der Altar. So nennen wir den großen Tisch, um den wir uns in jeder Heiligen Messe

versammeln. Bestimmt habt ihr als Familie zu Hause einen Tisch. Mehrmals am Tag kommt ihr

dort zusammen, um miteinander zu essen, zu reden und zu feiern. Im Haus Gottes ist der Altar die

Mitte, das Zentrum. An diesem Tisch feiert Jesus mit uns das Heilige Mahl. Aus vielen Straßen und

Häusern kommen wir zu ihm und sind seine Gäste. Im Gottesdienst bringen wir Brot und Wein

zum Altar. Hier werden sie gewandelt in den Leib und das Blut Jesu. Darum ist der Altar für uns ein

wichtiger, ein heiliger Ort.

Entdecken mit Sinn - Herz - Hand

Zu einer meditativen Musik geht die Gruppe einmal langsam um den Altar, um ihn von allen Seiten

betrachten zu können.

Möglichkeit, den Stein zu befühlen

Kinder äußern, was ihnen auffällt

Auf Besonderheiten hinweisen (z.B. Reliquie, Kreuze in den Ecken)

Gebärde - Falten der Hände

L: Wenn wir uns im Gottesdienst dem Altar zuwenden und zu Gott beten, dann falten wir die

Hände. Du kannst dabei die Handflächen aufeinander legen oder die Finger ineinander

verschränken. Probiere aus, mit welcher Haltung Du besser beten kannst.

Kinder üben die Möglichkeiten und entscheiden sich für eine Haltung

Gebet

Lasst uns beten:

Jesus, wir fragen Dich “Wo wohnst Du?”

In Deinem Haus finden wir einen Tisch, an dem jeder willkommen ist.

Als Deine Gäste haben wir einen Platz bei Dir. Hab Dank dafür.

Hilf, dass wir Deiner Einladung folgen und das Heilige Mahl mit Dir feiern.

Heute und morgen bis in Ewigkeit. Amen.

Gang zur 3. Station

3. Station: Tabernakel - Staunen und verehren

Lied

Impuls

L: Dieser Ort in unserer Kirche ist für uns ein ganz besonderer Platz. Wie in einer kleinen

Schatzkammer bewahren wir hier den Leib Christi auf. Würden wir die verschlossenen Türen der

Schatzkammer mit einem Schlüssel öffnen, könnten wir darin goldene Gefäße sehen. Die runden

Hostien, die in der Heiligen Messe übrig bleiben, werden in diesen Gefäßen aufgehoben.

Dieser Ort heißt Tabernakel. Das ist ein fremdes Wort und bedeutet “Zelt”. Wie in einem Zelt

wohnt Jesus hier mitten unter uns. Er ist wirklich da.

Das kleine rote Licht neben dem Tabernakel soll uns immer daran erinnern, dass der Herr in

unserer Mitte wohnt. Wir nennen es “ewiges Licht”, weil es immer leuchtet, solange der Leib

Christi im Tabernakel ist.

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Entdecken mit Sinn - Herz - Hand

L: An der äußeren Gestalt des Tabernakels kannst Du schon erkennen, dass darin ein kostbarer

Schatz verborgen ist. Beschreibe, was Dir auffällt.

Kinder beschreiben den Tabernakel

L: Zeichne nun eine kleine runde Hostie mit dem Finger in Deine Hand und drücke sie an Dein Herz.

Moment der Stille

Immer, wenn wir Jesus in der Heiligen Kommunion empfangen, dann wird unser Herz zum

Tabernakel, zum Zelt, in dem er wohnt.

Gebärde - Kniebeuge

L: Weil wir fest daran glauben, dass Jesus hier mitten unter uns wohnt, machen wir vor dem

Tabernakel eine Kniebeuge, wenn wir die Kirche betreten oder verlassen. Damit ehren wir ihn und

danken ihm, dass er bei uns ist. Denke an Jesus und lass Dir Zeit, wenn wir jetzt gemeinsam eine

Kniebeuge machen.

Gebet

Lasst uns die Hände falten und beten:

Jesus, im Tabernakel bist Du mitten unter uns.

Wie in einem Zelt wohnst Du hier

und schenkst Dich uns in Deinem Leib.

Das ist ein großes Geheimnis unseres Glaubens.

Wir danken Dir für Deine Gegenwart und bitten Dich:

Bleibe bei uns – heute und morgen bis in Ewigkeit. Amen

Gang zur 4. Station

4. Station: Sakristei (liturgische Gefäße) - Kostbares lieben

Lied

Impuls

L: In diesem kleinen Raum – er heißt Sakristei – werden Vorbereitungen für die Messe getroffen.

Hier kleiden sich auch der Priester und die Ministranten für den Gottesdienst an. In der Sakristei

gibt es allerhand zu entdecken.

Wir betrachten jetzt all die Gegenstände, die wir in der Kirche verwenden, um Jesus im Leib Christi

aufzubewahren und zu verehren. Dir wird auffallen, wie schön und wertvoll diese Gefäße sind. Wir

glauben an Jesus im Heiligen Brot und lieben ihn. Weil er unser größter Schatz ist, verwenden wir

solch kostbare Gefäße.

Entdecken mit Sinn - Herz - Hand

Kinder lernen die liturgischen Gefäße (Hostienschale, Kelch, Ciborium, Monstranz) kennen und

beschreiben, was ihnen auffällt / besonders gefällt.

Gebärde – Formen der Hände zu einer Schale

L: Wenn wir Jesus in der gewandelten Hostie empfangen, dann formen wir unsere Hände zu einer

Schale. Lege Deine Hände übereinander und stelle Dir vor: wie in ein kostbares Gefäß wird der Leib

Christi in unsere Hände gelegt.

Hände zu einer Schale formen – Moment der Stille

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Gebet

Lasst uns mit offenen Händen beten:

Herr, mache mich zu einer Schale -

geöffnet und weit, um Dich zu empfangen.

Danke, dass ich in Deinen Augen

kostbar und wertvoll bin,

mehr noch wie ein goldenes Gefäß.

Hilf mir, mit meinen Händen behutsam zu sein,

wenn ich Dich im Heiligen Brot empfange.

Amen

Gang zur 5. Station

5. Station: Kirchenraum - Beten

Die Gruppe setzt sich zum Abschluss an einen geeigneten Ort in der Kirche.

Lied

Impuls

L: Wir waren mit der Frage unterwegs „Jesus, wo wohnst Du?” und wir sind seiner Einladung

gefolgt: „Kommt und seht!” Auf unserer Entdeckungsreise durch die Kirche haben wir viel gesehen

und erfahren: Jesus wohnt hier in der Kirche mitten unter uns. Setze Dich nun ganz ruhig hin und

geh in Gedanken noch einmal von Station zu Station. Merke Dir ein paar Dinge, die Dich besonders

beeindruckt haben. (meditative Musik)

Es kann sich ein kurzes Gespräch über die Eindrücke der Kinder anschließen.

Gebet

Lasst uns mit den Worten beten: Du bist da.

V: Wenn wir in dieser Kirche sind A: Du bist da.

Wenn wir mit Dir feiern Du bist da.

Wenn wir singen und beten Du bist da.

A: Du bist da, guter Herr, Du bist da.

V: Wenn wir Dich auch nicht sehen A: Du bist da.

Wenn wir Dich auch nicht hören Du bist da.

Wenn wir an Dich denken Du bist da.

A: Du bist da, guter Herr, Du bist da.

V: In der Stille A: Du bist da.

In den Zeichen von Brot und Wein Du bist da.

In unserem Herzen Du bist da.

A: Du bist da, guter Herr, Du bist da.

Lied

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Segensbitte

Schlussworte

Zum Lied- und Textblatt kann noch ein geeignetes Erinnerungszeichen mitgegeben werden.

4.4 Ablauf des „Nightfever“

Um sich ein Bild davon machen zu können, was sich hinter dem Begriff „Nightfever“ verbirgt, wird

das Projekt dieser Jugendgebetsnacht im Folgenden kurz beschrieben:

Der Empfang am Eingang der Kirche zeichnet sich dadurch aus, dass jeder Teilnehmer persönlich

willkommen geheißen wird. Das Verschenken von Teelichtern ermöglicht auch außerhalb des

Gotteshauses die Kontaktaufnahme mit Menschen auf der Straße und das Einladen zu einem

kurzen Verweilen in der Kirche vor dem Allerheiligsten. Dieser Dienst wird missionarisch und

seelsorglich verstanden. „Empfang bedeutet mehr, als nur einen Flyer in die Hand zu drücken:

Aufmerksam spüren, was der ankommende Mensch braucht und sucht, Gebet, Gespräch, Stille,

eine kurze Erklärung, was in dieser Kirche geschieht oder ein Glaubenszeugnis.“45 Dennoch achtet

das Empfangsteam darauf, dass die Tür zum „Nightfever“ immer eine offene Türe ist, damit

Besucher ganz frei entscheiden können, wie lange sie bleiben wollen.46

Beginnt der Gebetsabend mit der Feier der Eucharistie, schließen sich die Elemente „Moderation

und Zeugnis“ nahtlos an. Kann der Abend nicht mit der Heiligen Messe eröffnet werden, stehen

diese beiden Elemente am Beginn der Veranstaltung. Die Aufgabe der Moderation wird in der

Regel von zwei Personen übernommen, um den Inhalt, gerade für kirchenferne Besucher,

möglichst lebendig und kurzweilig zu gestalten. Ein kurzes persönliches Glaubenszeugnis wird von

Lob- und Dankliedern eingerahmt. Die Aufgabe, Einzelheiten zum Ablauf des Abends und geistliche

Angebote knapp zu erläutern liegt bei den Moderatoren.47

An den katechetischen Teil schließt sich die feierliche Aussetzung des Allerheiligsten und die

eucharistische Anbetung an. Ein eigens geschultes Musikteam leitet und begleitet die Anbetung.

Gebete, biblische Impulse und Zeiten der Stille wechseln sich mit Gesängen, Liedern und

Instrumentalmusik ab. Parallel zur eucharistischen Verehrung, deren wohltuende

Gebetsatmosphäre zum Verweilen vor dem Herrn einlädt, können die Besucher das Sakrament der

Versöhnung empfangen, Gebete schriftlich festhalten und in eine sogenannte „Fürbitt-Box“ legen

oder einen Bibelvers zur persönlichen Meditation aus einem Körbchen ziehen. Auch das Angebot

zum persönlichen Gespräch und zum „Gebet füreinander“ ist gegeben.48

Besonders die Außenwirkung des „Nightfever“ ist bemerkenswert. Kaplan Andreas Süß,

Mitinitiator der Gebetsaktion, beschreibt seine Erfahrungen so:

„Wir gehen nach einer heiligen Messe, zu der wir verschiedene Zelebranten unterschiedlicher

Institutionen und Gemeinschaften einladen, bis 24 Uhr auf die Straßen und Plätze, um den

Passanten die Freude zu schenken, die wir selbst beim Weltjugendtag erfahren haben. Wir laden

ein, ein wenig Zeit mit Christus zu verbringen. Die Resonanz ist so groß – es kommen rund 800

45 Fassler-Maloney, Katharina / Süß, Andreas (Hrsg.), Nightfever – Leitfaden, Bonn 2009, 12. 46 Vgl. ebd.13. 47 Vgl. ebd. 14. 48 Vgl. ebd. 16.

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Besucher – dass wir uns entschieden haben, diese Abende mit Gesang, Gespräch und Gebet

monatlich anzubieten. (...) Dabei bietet Nightfever die Möglichkeit, dass verschiedene Gruppen

gemeinsam einen Abend mit ihren Gesängen und ihrer Spiritualität feiern können. Die ‚Einheit der

Vielfalt’ wird bei diesen Abenden immer wieder deutlich und zeigt uns den Reichtum unseres

katholischen Glaubens! Mit Plakaten und Flyern, der Anfangsausstattung und einer Homepage

versorgen wir die neuen Orte gerne und geben so unserer Bewegung ein Gemeinschaftsgefühl.

Wir bauen mit an einer ‚Zivilisation der Liebe’ (Papst Johannes Paul II.) und tragen uns gegenseitig

im Gebet.“49

4.5 Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung für Jugendliche

Luzernarium:

Raumgestaltung!

Vorher Ansage: Beim Betreten der Kirche erhalten die Leute Kerzen, die noch nicht brennen dürfen.

In der Kirche Musik zum Sammeln und ruhig werden

Musik: live, oder: CD: „La via dei martiri“ (aus Musik zum Weltjugendtag 2000 in Rom)

Einzug der Osterkerze in die dunkle Kirche (alternativ: Einzug des Evangelienbuches, das dann

aufgeschlagen und für alle sichtbar abgelegt wird)

Von der Osterkerze ausgehend geben alle das Licht mit ihrer Vigilkerze weiter.

Dazu Lied: z.B. Veni creator spiritus

Antwort auf das Licht: Ps 67 mit Halleluja als Kehrvers

Zuerst Kehrvers, dann werden je zwei Verse des Psalms gesprochen und der Kehrvers

wiederholt.

Aussetzung des Allerheiligsten:

Die Monstranz wird auf den Altar oder an einen besonderen, würdig und anprechend gestalteten

Platz gestellt.

Dazu Lied: Meine Hoffnung und meine Freude

Schriftwort: Joh 14, 1-2.5-9ab

Stille, ca. 10 Minuten, evtl. mit leiser Musik im Hintergrund

Wir wollen nun Stille halten, dabei kann jeder ganz persönlich beten. Das Schriftwort auf sich

wirken lassen, seine Bitten und seinen Dank IHM sagen, einfach vor Gott, seinem Schöpfer, da sein,

ihn anbeten.

Lobpreis: Laudate omnes gentes

Kyrie – Huldigungsrufe (evtl. Weihrauchritus: jeder legt ein Korn in die Schale)

Vater unser

Schlussgebet

Segen

49 Süß, Andreas, Wir sind gekommen, um IHN anzubeten, Night-Fever in Freiburg, in: Impulse für die Pastoral 4/2008,

32-33.

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Lied: Jesus Christ, you are my life

5. Kontakte, Arbeitsmaterialien, Sammlung

5.1 Veröffentlichungen des Apostolischen Stuhles

Paul VI., Enzyklika „Mysterium fidei“ (Rundschreiben Über die Lehre und den Kult der heiligen

Eucharistie), Rom 1965.

Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“, Rom 2003.

Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben „Mane nobiscum Domine“, Rom 2004.

Kleruskongregation, Eucharistische Anbetung zur Heiligung der Priester und geistige Mutterschaft,

Rom 2007.

Kleruskongregation, Hinweise zur Förderung der Praxis der kontinuierlichen eucharistischen

Anbetung in den Bistümern, Rom 2007.

5.2 Veröffentlichungen des Deutschen Liturgischen Institutes

Kommunionspendung und Eucharistieverehrung außerhalb der Messe. Studienausgabe, Trier

2003.

„… bis du kommst in Herrlichkeit.“ Anregungen und Impulse zur Feier und Verehrung der

Eucharistie, Trier 2005.

Eucharistische Andacht und Anbetungsstunde „Mit Christus in Liebe verbunden“, in: Versammelt

in Seinem Namen. Tagzeitenliturgie — Wort-Gottes-Feier — Andachten an Wochentagen.

Werkbuch, Trier 2008, 280-303.

5.3 Veröffentlichungen deutscher Diözesen

Diözese Augsburg:

� Kommt, wir beten an. Gebete und Texte zur Verehrung der Eucharistie, Augsburg 1997.

Erzdiözese Bamberg

� Gottes-Dienst – Menschen-Antwort. Anregungen zum liturgischen Feiern: Erster Band: Ewige

Anbetung - Anstöße zu einer eucharistischen Spiritualität. Bamberg 1997. Zweiter Band: Der

Christus-Rosenkranz bei der Ewigen Anbetung. Bamberg 1997. Dritter Band: Geheimnis seiner

Gegenwart. Eucharistische Betstunden. Bamberg 1999.

Diözese Eichstätt:

� Wittmann, Markus, Christus, das Brot des Lebens. Liturgische Feiern für Kinder um das

Geheimnis der Eucharistie, Eichstätt 2005.

� Abendliche Gebetsstunde am Gründonnerstag, Eichstätt o. J.

Diözese Essen:

� Von Angesicht zu Angesicht. Arbeitshilfe zur Vorbereitung und Gestaltung der Eucharistischen

Anbetung, Essen 1999.

� Eucharistische Anbetung. Anregungen der Liturgischen Kommission im Bistum Essen, Essen

2006.

Erzdiözese Köln:

� „Betend nah ich dir“. Handreichung mit Impulsen zur Eucharistischen Anbetung, Köln 2010.

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Erzdiözese München:

� Die Ewige Anbetung. Ordnung der festlichen Verehrung der Eucharistie in den Pfarreien und

geistlichen Gemeinschaften der Erzdiözese München und Freising, München 1999.

Diözese Passau:

� Heilige Stunde im Gebet um geistliche Berufungen. „Ich stehe vor der Tür und klopfe an“.

Eucharistische Anbetung, Passau 2003.

� Eucharistische Andacht. Mit Gedanken von Papst Benedikt XVI., Passau, 20062.

� Adoramus Te – Wir beten Dich an, Passau 2006.

� Venite adoremus! Kommt, lasset uns anbeten!, Passau 20102.

Diözese Regensburg:

� Kommt, lasset uns anbeten. Handreichung für den Tag der Ewigen Anbetung, Regensburg,

2009.

Diözese Würzburg:

� Gebetsstunde „Gerechtigkeit“, Würzburg o. J.

� Gebetsstunde „Frieden“, Würzburg o. J.

� Gebetsstunde „Bewahrung der Schöpfung“ , Würzburg o. J.

� Gebetsstunde „Dank“, Würzburg o. J.

� Gebetsstunde „Lob“, Würzburg o. J.

� Eucharistische Betstunden: Schöpfung, Lob, Dank, Würzburg 1997.

� Gebetsstunde „Preiset, Lippen, das Geheimnis“ , Würzburg 2010.

5.4 Andere Veröffentlichungen, Internetadressen

www.anbetung.info: Angeregt durch das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Priesterjahr, vom

19. Juni 2009 bis zum 19. Juni 2010, schließt sich diese Initiative einer Initiative der

Kleruskongregation in Rom um „Eucharistische Anbetung zur Heiligung der Priester und geistige

Mutterschaft“ an. Ein Ziel ist es, im deutschen Sprachraum eine immerwährende Anbetung in

diesem Anliegen zu beginnen.

Buchmüller, Wolfgang, Subjektive und objektive Frömmigkeitsgestalt. Individuelle und

Sakramentale Spiritualität, in: Geist und Leben 84 (2011) 250-268.

Kittel, Cäcilia, Anbetungsstunden. Impulse und Modelle, Freiburg/Br. 2011.

Möhler, Stefan / Schäfer-Krebs, Margret (Hrsg.), Berührt von Christus. Werkbuch zur

Eucharistischen Anbetung, Ostfildern 2011.

Fuchs, Guido (Hrsg.), Das große Buch der Eucharistieverehrung und -frömmigkeit. Feierformen,

Texte, Bilder und Lieder, Regensburg 2009.

Eine Viertelstunde vor dem Allerheiligsten (nach dem hl. P. Antonio Maria Claret y Clará). Zu

beziehen bei: KSA Kath. Schriften-Apostolat, Postfach 1247, D-88412 Ochsenhausen od. WKS-Sekretariat, Postfach 92, A-6060 Hall i.T.

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Freitag, Marcus / Terlinden, Ulrich, Eucharistische Anbetung. Verständnishilfen – Gestaltungs-

möglichkeiten, Kevelaer 2003.

Autoren:

Dr. Christoph Binninger, Direktor des Bischöflichen Studium Rudolphinum des Bistums Regensburg

Domvikar Sebastian Bucher, Bischöflicher Sekretär, Bistum Eichstätt

Bischofsvikar Georg Härteis, Leiter der Personalkammer des Bistums Eichstätt

Pfarrer Klaus Meyer, Ingolstadt, Bistum Eichstätt

Gemeindereferentin Veronika Pabst, Gunzenhausen, Bistum Eichstätt

Religionslehrer i. K. Udo Pabst, Gunzenhausen, Bistum Eichstätt

Msgr. Domkapitular Paul Schmidt, Rektor des Collegium Orientale Eichstätt

Kaplan Andreas Süß, Düsseldorf, Erzbistum Köln

Redaktionelle Bearbeitung: DDDr. Markus W. E. Peters, Bischöflicher Referent, Bistum Eichstätt