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    ICH und EGO

    „Im Grunde der Seele ist die Kraft, die in den Augen wirkt, ebenso hoch im Rang wie derVerstand, und da ist der Fuß und das Auge gleich edel. Was die Seele in ihrem Grunde sei,

    das ward noch nie gefunden.“ – Meister Eckhart

    EGO:

     Konkrete Interaktionserfahrungen, die das Individuum bis auf die Ebene der

    Neurophysiologie strukturieren, bilden das neuronale Fundament aller unserer personalen

    Erfahrungen (Sozialisation). Bereits vor der Geburt beginnen die Interaktionen mit der

    Mutter, die kindliche Biologie zu formen und damit als durch konkrete gesellschaftliche

    Bedingungen geformte herzustellen. Stets sind es individuelle lebensgeschichtliche

    Bedeutungen (biographische Sinnkonstruktionen), also die jeweils (auch körperlich) erfolgte

    Sinngebung erlebter Ereignisse, welche unser Seelenleben ausmachen und welche erst in

    einer “Hermeneutik des Leibes” wirklich zugänglich werden. Personale Subjektivität heißt,

    innere Bilder von der Welt und von sich selbst zu entwickeln, die im Kontakt mit wichtigen

    anderen entstanden sind und entstehen und die sich beständig verändern. ‚Psychische

     Realität‘ ist die Gesamtheit dieses subjektiven Erlebens.

    Die personale psychische Realität als ‚soziale Konstruktion‘ erfahren zu können ist

    Grundvoraussetzung für ‚soziale Kompetenz‘. Es ist aber keine soziale Rolle vorstellbar,

    die mich „als Ganzes“ repräsentieren könnte. Es sind immer nur einzelne, in der Regel nicht

    ganz zur Deckung bringende (manchmal sogar entgegengesetzte) Anteile, die es mirermöglichen, ein bestimmtes Rollenverhalten zu repräsentieren. Trotz oder gerade wegen

    dieser „Unvollständigkeit“ erlaubt es das Wahrnehmen einer Rolle, einzelne mich

    auszeichnende Qualitäten in besonderer Weise auszuspielen, mein Gegenüber darauf

    aufmerksam zu machen und vielleicht sogar davon zu überzeugen. Und der Vorteil: Wir

    müssen uns nicht auf eine Rolle beschränken. Wir können, ganz wie im Theater, immer neue

    Rollen dazulernen, uns und andere auf diese Weise neu kennen lernen und so ein reflektiertes

    Verhältnis zu uns und der Welt einnehmen. Was wir hingegen sozial nicht können, ist

    außerhalb einer Rolle zu leben, weil soziale Rollen die unabdingbare Voraussetzung dafür

    sind, das was mich ausmacht, in eine Form bzw. in eine Gestalt zu bringen.

    ICH (‚Selbst‘):

    Bilderloses Präsentsein. Freier Energie- und Achtsamkeitsfluss.

    Ich und die Welt sind eine Einheit, entstehen und vergehen gleichzeitig. Gleichschwebende

    Aufmerksamkeit oder Gewahrsein (Gewärtigsein), Bewusstheit. Sattelpunkt  zwischen aktiv

    und passiv, zwischen gewollt und spontan, Zusammenfall und Auseinandertreten aller

    Gegensätzlichkeit.

    Der ‚Seelengrund‘, der sich als solcher selbst nicht wahrnehmen kann, aber jede

    Wahrnehmung erst ermöglicht und das freie und intelligente Zusammenspiel aller

    Sinneseindrücke garantiert: ‚Loose your mind and come to your senses‘ (Fritz Perls)

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    Kipp-Bilder

    Figur-Hintergrund-Dualität

    Solange ich mich als Teil einer Polarität erlebe, fällt es mir schwer, Polaritäten nicht als Antagonisten, alsGegenspieler, zu sehen. Wenn ich ‚Ja‘ sage, dann sagt der Gegenspieler ‚Nein‘, etc. Vom Erleben her ist polares

    Geschehen antagonistisch. Erst wenn ich mich in beide Antagonisten versetzen kann, d.h. meine Identifikation

    mit der einen Seite der Polarität löse, wird es mir möglich, das Verbindende zwischen beiden Antagonisten zu

    erleben, womit sie für mich zu ‚Polen‘ eines ‚Kontinuums‘ werden.