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8/9/2019 ICH und EGO.pdf
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ICH und EGO
„Im Grunde der Seele ist die Kraft, die in den Augen wirkt, ebenso hoch im Rang wie derVerstand, und da ist der Fuß und das Auge gleich edel. Was die Seele in ihrem Grunde sei,
das ward noch nie gefunden.“ – Meister Eckhart
EGO:
Konkrete Interaktionserfahrungen, die das Individuum bis auf die Ebene der
Neurophysiologie strukturieren, bilden das neuronale Fundament aller unserer personalen
Erfahrungen (Sozialisation). Bereits vor der Geburt beginnen die Interaktionen mit der
Mutter, die kindliche Biologie zu formen und damit als durch konkrete gesellschaftliche
Bedingungen geformte herzustellen. Stets sind es individuelle lebensgeschichtliche
Bedeutungen (biographische Sinnkonstruktionen), also die jeweils (auch körperlich) erfolgte
Sinngebung erlebter Ereignisse, welche unser Seelenleben ausmachen und welche erst in
einer “Hermeneutik des Leibes” wirklich zugänglich werden. Personale Subjektivität heißt,
innere Bilder von der Welt und von sich selbst zu entwickeln, die im Kontakt mit wichtigen
anderen entstanden sind und entstehen und die sich beständig verändern. ‚Psychische
Realität‘ ist die Gesamtheit dieses subjektiven Erlebens.
Die personale psychische Realität als ‚soziale Konstruktion‘ erfahren zu können ist
Grundvoraussetzung für ‚soziale Kompetenz‘. Es ist aber keine soziale Rolle vorstellbar,
die mich „als Ganzes“ repräsentieren könnte. Es sind immer nur einzelne, in der Regel nicht
ganz zur Deckung bringende (manchmal sogar entgegengesetzte) Anteile, die es mirermöglichen, ein bestimmtes Rollenverhalten zu repräsentieren. Trotz oder gerade wegen
dieser „Unvollständigkeit“ erlaubt es das Wahrnehmen einer Rolle, einzelne mich
auszeichnende Qualitäten in besonderer Weise auszuspielen, mein Gegenüber darauf
aufmerksam zu machen und vielleicht sogar davon zu überzeugen. Und der Vorteil: Wir
müssen uns nicht auf eine Rolle beschränken. Wir können, ganz wie im Theater, immer neue
Rollen dazulernen, uns und andere auf diese Weise neu kennen lernen und so ein reflektiertes
Verhältnis zu uns und der Welt einnehmen. Was wir hingegen sozial nicht können, ist
außerhalb einer Rolle zu leben, weil soziale Rollen die unabdingbare Voraussetzung dafür
sind, das was mich ausmacht, in eine Form bzw. in eine Gestalt zu bringen.
ICH (‚Selbst‘):
Bilderloses Präsentsein. Freier Energie- und Achtsamkeitsfluss.
Ich und die Welt sind eine Einheit, entstehen und vergehen gleichzeitig. Gleichschwebende
Aufmerksamkeit oder Gewahrsein (Gewärtigsein), Bewusstheit. Sattelpunkt zwischen aktiv
und passiv, zwischen gewollt und spontan, Zusammenfall und Auseinandertreten aller
Gegensätzlichkeit.
Der ‚Seelengrund‘, der sich als solcher selbst nicht wahrnehmen kann, aber jede
Wahrnehmung erst ermöglicht und das freie und intelligente Zusammenspiel aller
Sinneseindrücke garantiert: ‚Loose your mind and come to your senses‘ (Fritz Perls)
8/9/2019 ICH und EGO.pdf
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Kipp-Bilder
Figur-Hintergrund-Dualität
Solange ich mich als Teil einer Polarität erlebe, fällt es mir schwer, Polaritäten nicht als Antagonisten, alsGegenspieler, zu sehen. Wenn ich ‚Ja‘ sage, dann sagt der Gegenspieler ‚Nein‘, etc. Vom Erleben her ist polares
Geschehen antagonistisch. Erst wenn ich mich in beide Antagonisten versetzen kann, d.h. meine Identifikation
mit der einen Seite der Polarität löse, wird es mir möglich, das Verbindende zwischen beiden Antagonisten zu
erleben, womit sie für mich zu ‚Polen‘ eines ‚Kontinuums‘ werden.