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Archiv fiir klinische u. experimentelle Dermatologie 215, 79--92 (1962) Aus der St/~dtischen Hautklinik Augsburg (ehema]iger Direktor: Prof. Dr. W. Sc~V, ID~.~) Iehthyosis linearis eireumflexa (Cornel) bei famili/irem Auftreten yon Iehthyosis vulgaris + Von W . SCHNEIDER~ R. COPPENRATH und ]~. D. BO(~K M_it 11 Textabbildungen (Eingegangen am 11. April 1962) Ein erbbiologiseh und kliniseh beachtenswerter Fall yon Iehthyosis linearis cireumflexa (I.l.e.) gibt u die Stellung dieses Krankheitsbfldes im ttinblick auf die variablen Erythroker~odermien bzw. auf die Ichthyosisgruppe zu beleuchten. Wenn auch nach TA~PEI- ZqE~ und tto]~D]~ der Begriff ,,Keratodermie" nur dann zutrifft~ wenn das ,,offensichtliche Vorherrschen yon Umwelteinflfissen" gegeben ist, so haben wit in Anlehnung an Ga~rLEZ~ diese Gruppenbezeichnung dennoch beibehalten. Gam~ faBt die variablen und die progressiven (GoTT~o~) Erythrokera~odermien zu der gr613eren Gruppe der erythemato-kerato- tischen Phakomatosen (Co~Es; GA~S) zusammen. Die sogenannten variablen Erythrokeratodermien wurden bisher schon yon der Erythro- dermie ichthyosiforme Brocq abge~rennt. Diese Abtrennung wurdo erm6glicht -- wenn man yore Erbgang zun/~chst einmal ganz absieht -- dutch das Fehlen der Hypertrophie yon ttaaren und N~geln (Hypoepi- dermotrophie), noch mehr abet durch die auffallende Variabilit~t, in deren l~ahmen sich das Erscheinungsbfld bereits in Stunden wesentlich verschieben kann. GXm~EN hat das yon CO~L 1949 erstmals beschriebene Krankheitsbfld tier L 1. c. -- unseres Erachtens mit guten Griinden -- der G~aIppeder variablen Erythro- keratodermien zugeorduet. Es handelte sich um eflle 23 Jahre a]te Kra~e, psychisch tr~ge, deren Familienanamaese keine Besonderheite~ aufwies. Die ILrankheit solI bereits im ersten Lebensjahr aufgetreten sein trod im 12. Lebensjahr ihre volle Aus- pr/~gung erhalten hubert. Die Ver~nderungen fanden sich vorwiegend am Rumpf sowie an den Streck- and Beugeseiten der Extremit~ten, w/~hrend das Gesicht frei blieb. 0harakteristisch waren einem Erythem folgende lineare Epithelabhebun- gen, die peripher weiterwandel~en. Die Dermatose war einer Behandlung kaum zugangig, zeigte jedoch Neigung zur spontanea Efickbildung. Das Krankheitsbfld wurde in Beziehung gesetzt zur congeDitalen ichthyosiformen Erythrodermie. Der Erbgang war nicht bekannt[ Weitere Falle wurden you F~Asx (1956), MANOX (1958), ST~vx~ovIc (1958), FL~CK (1958) und D~rr~owx (1961) beschrieben. Bei den letzteren Publikatiorlen * Herra Professor Dr. VO~X~N~L zum Geburbstag am 9. August 1962 gewidmet.

Ichthyosis linearis circumflexa (Comèl) bei familiärem Auftreten von Ichthyosis vulgaris

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Archiv fiir klinische u. experimentelle Dermatologie 215, 79--92 (1962)

Aus der St/~dtischen Hautklinik Augsburg (ehema]iger Direktor: Prof. Dr. W. Sc~V, ID~.~)

Iehthyosis linearis eireumflexa (Cornel) bei famili/irem Auftreten yon Iehthyosis vulgaris +

Von W. SCHNEIDER~ R. COPPENRATH und ]~. D. BO(~K

M_it 11 Textabbildungen

(Eingegangen am 11. April 1962)

Ein erbbiologiseh und kl iniseh beach tenswer te r Fa l l yon Ieh thyos i s l inearis cireumflexa ( I . l .e . ) g ib t u die Ste l lung dieses Krankhe i t sb f ldes im t t i nb l i ck au f die var iab len E r y t h r o k e r ~ o d e r m i e n bzw. auf die I ch thyos i sg ruppe zu beleuchten. W e n n auch nach TA~PEI- ZqE~ und tto]~D]~ der Begriff , ,Keratodermie" nur dann zutrifft~ wenn das , ,offensichtliche Vorherrschen yon Umwelteinflf issen" gegeben ist , so h a b e n wi t in Anlehnung an Ga~rLEZ~ diese Gruppenbeze ichnung dennoch be ibehal ten . G a m ~ faBt die va r i ab len u n d die progress iven (GoTT~o~) Ery th roke ra~odermien zu der gr613eren Gruppe der e ry thema to -ke ra to - t i schen P h a k o m a t o s e n (Co~Es; GA~S) zusammen. Die sogenannten va r iab len E r y t h r o k e r a t o d e r m i e n wurden bisher schon yon der E r y t h r o - dermie ich thyos i forme Brocq abge~rennt . Diese A b t r e n n u n g wurdo erm6gl icht - - wenn man yore E rbgang zun/~chst e inmal ganz abs ieh t - - du t ch das Feh len der H y p e r t r o p h i e yon t t a a r e n und N~geln (Hypoepi - dermotrophie) , noch mehr abe t durch die auffal lende Var iabi l i t~ t , in deren l~ahmen sich das Erscheinungsbf ld berei ts in S tunden wesent l ich verschieben kann.

GXm~EN hat das yon CO~L 1949 erstmals beschriebene Krankheitsbfld tier L 1. c. -- unseres Erachtens mit guten Griinden -- der G~aIppe der variablen Erythro- keratodermien zugeorduet. Es handelte sich um eflle 23 Jahre a]te K r a ~ e , psychisch tr~ge, deren Familienanamaese keine Besonderheite~ aufwies. Die ILrankheit solI bereits im ersten Lebensjahr aufgetreten sein trod im 12. Lebensjahr ihre volle Aus- pr/~gung erhalten hubert. Die Ver~nderungen fanden sich vorwiegend am Rumpf sowie an den Streck- and Beugeseiten der Extremit~ten, w/~hrend das Gesicht frei blieb. 0harakteristisch waren einem Erythem folgende lineare Epithelabhebun- gen, die peripher weiterwandel~en. Die Dermatose war einer Behandlung kaum zugangig, zeigte jedoch Neigung zur spontanea Efickbildung. Das Krankheitsbfld wurde in Beziehung gesetzt zur congeDitalen ichthyosiformen Erythrodermie. Der Erbgang war nicht bekannt[

Weitere Falle wurden you F~Asx (1956), MANOX (1958), ST~vx~ovIc (1958), FL~CK (1958) und D~rr~owx (1961) beschrieben. Bei den letzteren Publikatiorlen

* Herra Professor Dr. VO~X~N~L zum Geburbstag am 9. August 1962 gewidmet.

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80 W. SCICLBTEIDER, 1:~. COPPEI~IRATtI and H. D. Boc]~:

tr i t t vor al]em die Gesichtsbetefligung hervor im Sinne eines mehr oder weniger hochgradig gesattigten Erythems. Wiederholt wird auch auf die ~hnlichkeit mit der sogenannten ,,subcornealen pustularen Derm~tose" hingewiesen. Allen l~a]l- besehreibungen gemeinsam ist die Friihmanifestation yon den ersten Lebenstagen bis zum Ende des ersten Lebensjahres (nut bei M~NOK mit Beginn des zweiten Lebensjahres) und weiterhin die -- geradezu bevorzugte -- Beteiligung der Beugen. Von MA~OK, DIMIT~OWA und F~ANK wird ein@ eindeutige t~esserung des Zustandes in den warmen Sommermonaten verzeiehnet. Charakteristiseh ist die aul3erordent- liehe Ver~nderliehkeit des klinisehen Brides, indem serpiginSse po]yeyclische Epithelabhebungen die erythematSsen Bezirke anul~r einsehlielBen oder bogig begrenzen und binuen Stunden bis wenigen Tagen grol~e Hautflaehen fiberwandern. Naeh kurzer Zeit nehmen die zentralen erythematSsen Bezirke einen schmutzig graubraunen Farbton an. Die Krankheit kann an diesen Stellen jederzeit wieder neu au~flammen. Ffir die F~lle yon I.l .e. ist ein Erbgang bisher nieht bekannt.

Ube r die E i n o r d n u n g der I . 1. c. he r r sch t bis heu te noch keine Uber- e in s t immung ; sogar die E ino rdnung in die Gruppe der K e r a t o s e n fiber- h a u p t (GA~LE~) wi rd noch in F r a g e gestel l t . Hingewiesen wird auf die Analogien der E r y t h r o d e r m i e ich thyosf forme congeni ta le einerseits und bezfiglich der D y n a m i k au f die va r i ab l en E r y t h r o k e r a t o d e r m i e n anderer - seits. Schliel~lich deu t e t MIESC~E~ das K r a n k h e i t s b i l d ob seiner exsuda- r iven K o m p o n e n t e als E k z e m a t i d (Eczgmat ide papulo-circin~e migra t i ce Darier) . I m Fa l le DA~IERS fiel a l lerdings die Ers tm~nf fes ta t ion in das 45. Le- bens jahr , was wohl k a u m zuguns ten einer Zuordnung sprechen dfirfte.

Vieles we~st d a r a u f hin, dal~ die I . l . c . in die Gruppe der w r i ~ b l e n E r y t h r o k e r a t o d e r m i e n gehSrt . E ine r nosologischen E ingrupp ie rung b ie ten sich abe r dadu rch grol~e Schwier igkei ten , dab hierffir nur wenige, au~erorden t l i ch sel tene u n d mehr oder weniger zuf~]]ige Beobach tungen u n d Besehre ibungen vorl iegen.

Sogenannte variable Erythrokeratode~mien wurden yon I~ICOLAS u. JA~BO~ (1909), DARm~ (1911), I~ILLE (1922), MESHES D~ COSTA (1925), R I~SE~ (1928), DEGOS (1947), ~r U. ST-&HELI (1949) sowie BAZEX u. REL~H~CK (1956) besehrieben. Gemeinsam mit der I. 1. c. ist ihnen die Betefligung der grolBen BeRgen und des Gesichtes sowie die Variabflitat, die binnen Stunden bis Tagen zu einem entseheidenden Formwechsel ffihrt. Wie bei der 1.1. e. sind Palmae nnd Plantae frei und es fiudet sich eine deutliche Hypotriehose. MENDES ])A COSTA hat fiir seine Beobachtung einen dominanten Erbgang angegeben. Bei den Beobachtungen yon RmLE und MENSES D~ COSTA zeigt sich eine Geschlechtsbegrenztheit, indem nut Frauen das Schadignngsmuster zeigen. MSglieherweise hande]t es sich hier aber um eine yon anderen erblichen Krankheiten her bekannte familiare Eigenart des Ver- erbungsmodus, der zufo]ge in den einen Familien ~ast ausseMieBlieh das mannliche, in den anderen ganz fiberwiegend das weibliche Geschleeht befallen wird. Dies ist z. B. yon BERI~YI~E, BUL~EI~ and PL~T fiir das Pseudoxanthoma elasticum nach- gewiesen worden. Fiir weitgehende l%]gerungen ist die Anzahl der bisher fiir die variablen Ery~hrokeratodermie~i vor]iegenden Beobaehtungen jedoeh zunachst zu gering.

Fallbericht _Familien.Anamnese. 1~. H., 5Jahre. Der Gro{~vater vaterlicherseits habe

immer wieder Sehrunden an den Itanden und eine troekene tt~ut gehabt, wesh~lb er seinen Beruf als l~aurer habe aufgeben miissen (siehe Erbgang).

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Iehthyosis linearis eircumflexa (Comgl) 81

Eltern gesund. Der Vater hat immer troekene Hau~ gehabt mit hochgradigem Juekreiz. Die Vergnderungen waren sehon in frfiher Jugend vorhanden; ob bereits yon Geburt an, karm nieht mehr beantwortet werden. Naeh dem Rasieren hatte der Vater fr/iher stets ein ,,gl~nzendes rotes Gesieht". Eine zeitweflige ]3esch/~fti- gung bei Teer- und StraBenarbeiten muBte adgegeben werden, da bei gemeinsamer

Abb. 1. Hochgradig ges/ittigbes, 6dematSses, schupl0endes Oesichtserythem bei I. 1.c.

Einwirkung von Teer und Sonne sich das Gesicht rasch entz/indef und sp~ter ekzemartig ver~ndert h~tte. Nachtblindheit des Vaters wird negier~. (Hautbefund siehe unten.)

Vier Gesehwister seien gesund! Die sparer am Wohnort der Familie dureh- gdiihrten Kontrolluntersuehungen ergaben, dab zwei Brfider im Alter yon 11 und 4 Jahren ebenso wie der Vater eine Ichthyosis vulgaris aufweisen.

Eigene Anamnese. Am 3. Tage naeh der Geburt h/itte sieh die gesamte Haut gerStet uud an den Ftigen sowie Untersehenkeln ,,geseh/~lt". Daradh in Eiiaweisung in eine S&uglingsklinik mit einer Behand]ungsdauer yon 1/4 Jahr. Keine wesentliche Besserung. Naeh der Entlassung aus der S~uglingsklinik habe der gesamte Ober- kSrper einsehlieglieh Kopf, Armen und Beinen gexl~gt. Der Zustand habe dauernd sehr schneil geweehselt; werm das Gesicht rot gewesen sei, habe sieh am KSrper Besserung gezeigt oder umgekehrt. Die als Milehschorf und Ekzem angesproehene

Arch. klim exp. Derm., Bd. 215 6

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82 W. SCHNEIDEg, 1%. COPPENgAT]~ und H. D. Boca::

Erkrankung habe in ihrer Intensit/~t yon J a h r zu J a h r nachgelassen. Der Mut ter is~ aufgefallen, dab das Kind nie Augenbrauen gehabt habe und nie ein , ,Harle" am KSrper. Die Kopfha~re seien erst sehr spat und sehr schwach gewachsen.

Abb. 2. Bogenf6~mig begrenzte Erytheme mit doppelter Epithelkrause

Abb. 3. Doppelte Epithelkruuse bei I. 1.c.

Wei terhin bemerkte die Mut ter entzfindete Angen u ad dauerade I-Ieiserkeit. Beim Auskleiden seien immer sehr viel Schuploell auf den Boden geregnet; Blasenbildun- gen warden hie bemerkt . I m Winter habe das Kind immer leicht geiroren, an heiBen Sommert~gen dagegen sei die I-Iau~ immer sehr schnell rot geworden.

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Iehthyosis linearis eircumflexa (Comgl) 83

Befund. Die Gesichtshaut isb gl~nzend und glare. Sie is6 vor allem im Wangen- bereich Sitz eines hochgradig ges/i~tig~en Ery~hems uad zeig~ insgesamt eine fein- lamell6se grauweiBe Sehugpung. Das Kopfhaar ist schii~ter, die Augenbrauen fehlen fast giinzlich (Abb. 1).

Abb. 4. GesM3be~ei]igung be~ I. 1.c,

Abb. 5. ]~infache Epithelkrause im Bereich der Zehen

Die Hau~ des fibrigea K6rpers isb in ihrer Gesamtheit trocken und zeigt an den Oberschenkela und Oberarmen follikul~re I~Iyperkera~osen, insbesondere an den

6*

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84 W. SCI~I~EIDEI% 1~. COt~PE:gR~_T]:[ und I-I. D. BooK:

AuBerL- und Streckseiten. Die Beugen der gro~en Gelenke zeige~l deutliche Infiltra- t ionen mit vergrSbertem F[autrelief. An den Streckseiten der Arme und Beine

Abb. 6. I. 1.c. mit randst~,ndiger Epithelfranse 25 mm i3bersicht HE

kbb. 7. 1)arakeratose bei I . 1.c. H E 1 4 4 •

finde~ sich miinzen- bis handfl~chengroBe, mehr oder weniger s tark ges&ttigte Erytheme, die yon bogenf6rmigen, loolycyclisch ~bgesetzten, erythemat6sen und

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Ich~hyosis linearis circumflexa (Cornel) 85

6dematSs-erhabenen l%andleisten begrenzt sind. Diese sind yon eiaer doppelten Epi~helkrause mi~ freiem l%and nach irmea eingefaBt (Abb.2--5).

Der Befund ~nderte sich nicht nur yon Tag zu Tag, sondera hot aueh bei zwei versehiedeaen Visiten am gleiehen Tage ein auffallend un~erschiedliehes Bild. So bildete sieh das Ery~hem des Gesichtes immer wieder in kiirzester Zeit zurfick, urn einer verst~rkten, kleinlamell6sen Sehuppung Platz zu machen, der wiederum sehmutzig br~unliche Ityperkeratosen yon geringer bis miiBiger Bestandsdauer folgten, die ihrersei~s abet frfiher oder slc6ter aueh wieder yon einem neuen Erythem abgelSst wurden. Am Rumpf und an den Extremita~en entwickelten sich im Zentrum des rtickgebildeten Ery~hems, d.h. im Bereieh einer troekenen, grau- braun hyperkeratotischen Hunt, haufig b,rei~s wieder ein kleinfleekiges Erythem mit deutlicher Margiaierung und doppelter Sehuppenkrause, wenn die peripher davon for~schreitende Epithelkrause noeh gar nieh~ zum Abklingen gekommen war. Lediglich an den Zehen vollzogen sieh die Epithelabhebungen in Form einer eiafachen Epi~helkrause ohne erythematOse bzw. 6dematOs-erythematSse Begleit- erseheinungen. Im Bereich des Gesichtes war die exsudative sehuppenkrust6se Note am ausgepr/~gtestem

Im l%ahmen der Laboratorinmsun~ersuehungen kon~ten keine wesentlichen Befunde erhoben werden; es fiel lediglieh eine Bluteosinophilie -con 5~ auf.

Histologischer Be.fund. Die Epidermis ist im ganzen Bereich des Excisions- stiiekes deutlieh verbreitert (Abb. 6 und 7). Art der Oberfl~che finder sich in einem grSf~eren zentralen Bereieh kontinuierliehe, deutlich ausgepr/~gte Parakeratose (Abb.7), w/~hrend am l%and orthokeratotisehe Hornlamellen mit freiem 1%and naeh innen aufgebogen sind. Das Epithelband zeigt eine m/~$ige Aeanthose mit breiten abgerundeten Epidermiszapfen. Das Stratum granulosum ist an mehreren Stellen deuflieh verbrei~er~ (Abb. 7). Das kollagenfaserige Coriumbindegewebe ist in mehre- ten Bezirken 6dema~6s aufgequollen mit unscharfer Begrenzung der einzelnen Faserbiindel gegeneinander (Abb. 8). Bei Durchsieht mehrerer Sehnitte finder sich nut an eLaer Stelle eine hypo~rophisehe Talgdriise. Die angeschnittenen Musculi arreetores pilorum sind an mehreren S~ellen auffallend verdickt. Die vorhandenen SchweiSdrfisenansehni~te zeigen nur relativ wenig Tubuli mit engem Lumen. Subepidermal und in den mit~leren Coriumsehieh~en fiaden sich zaMreiche dicbte, perivascul~re, entziindliehe Zellirdiltrate, unter denen die histiocyt/~ren Elemente dominieren, mit vereinzelten Leukoeyten und Plasmazellen.

Epikrise. E in e indeut ig b le ibender Theraioieerfolg konn~e bei einer v ie rmona t igen Behand lung nJeht erziel t werden. Neben Vi tamin A- und E - G a b e n wurden Cort icosteroide und A T C I t gegeben. Die Lokulbehund- lung wurde m i t Z ink-Wismut-Creme, Fissunpuste , Cor t ieos teroidsa lben sowie Sulben m i t V i t amin A und ungess Fe t t s s durchgeff ihrt . I m m e r h i n war eine gewisse Beruhigung zn erreichen, die aueh durin ihren Ausdruek fund, da$ znm Er s t aunen tier Mut t e r sieh ers tmals seh/i~- tere Augenbrauen und eine sp~rliche Lunugobehuarung entwickel ten.

Rein yore augenbl ickl iehen Erseheinungsbi ld her k6nn te eine E r y t h r o - dermie ich thyos i forme eongenitale avec bulles gelegentl ieh differential- d iagnost isehe Erw/tgungen fordern, wie die beigegebenen Abb. 9 und l0 zeigen. Der augenbl ickl iche Befund im Sinne einer Momentaufnuhme k a n n dem der I . l . e . sehr /ihnlieh sein; die d i f ferent ia ld iagnost isehe Ab t r e lmung i s t aber wohl doeh mehr oder weniger le icht m6glich, wenn

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86 W. SO]~EIDER, R. COrrE~I~AT]~ und H. D. BOCK:

(neben dem Erbmodus) vor ~llem die ganz ungew6hnliche D y n a m i k

(Variabil i t~t des Krankhei tsgeschehens) beri icksicht igt wird.

Hautbefund des Vaters. Befallen sind das Gesicht (!), die Oberarmstreckseiten, die seitlichen und zum Tell uuch die hinteren oberen Rumpfaatei]e sowie die Aui~enseiten der Unt~rschenkel.

Abb. 8.64emat6s aufgequollenes kollagenes Coriumbindegewebe (verwaschene ]~onturen), HEs •

])as Gesicht zeigt mit unschaffer Begrelmung ein gering ges~ttigtes fi~chen- h~ftes Erythem, dessert lntensit~t so wechselt, d~G em eigenartig geschecktes Bfld entsteht. Die Gesichtshaut ist im ganzea trocken und zeigt lediglich im Bereich der S~irn kleinl~mell6se Schuppuug. AI1 den Oberarmaul~enseiten, den Schulter- und seitlichen Thoraxaateilel~ tritt die ~ui]erordentliche Trockenheit und Rauhigkeit starker hervor dureh z~hlreiche fesShaftende, seitlich aufgebogene Schiippchen yon unrogelm~l~iger Anordmmg. Dariiber hinaus si~d an den Oberarmen und Schul~er- anteflen feine craquel4eartige Einrisse zu erkennen sowie stellenweise folllkulgre I-Iyperkeratosen. Sowohl an den Oberarmen wie ~m l~iicken linden sich weiterhin kleinfleckige, teflweise nur fo]]iknlgr gebundene, teflweise abor auch zu geringer flgchenh~fter Konfluenz neigende Erytheme. Diese reichen -con den Schultern bis in das Gebiet der hinteren Schweil~rinne. Die Unterschenkel~ul~enseiten zeigen ein geringes Erythem mit trockener spr6der Haut und festhgftender felner Schuppung Die Gelenkbeugen sind frei sowohl yon Lichenifik~tion wie auch yon ichthyotischer Schugpung.

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Ichthyosis ]inearis circumflexa (Corn&I) 87

Abb. 9. Erythrodermie ichthyosiforme congenit,~le ~vec bulles

Abb. 10. Erythrodermie ichthyosiforme congenit~le avec bulles

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88 W. Scm~DV,~, R. CO]']'~AmH m~d H. D. Bocx:

Diagnose. Ichthyosis vulgaris mit Neigung zur Ekzematisation (ins- besondere Gesichtserythemen ) .

Hautbefund des elfjdihrigen J~ruders. Es linden sich an den Streek- und Latera]- sei~en beider Oberarme in lichter Aussaat follikn]~re Hyperkeratosen, die vereinzel~ aneh an den Unterarmen and Un~erschenkeln ausgebfldet sind. Dort fiberwieg~ in- dessen eine m~i3iggradige ,,kreidearfige" Schnppung. Die Haut erseheint hier aul3erordentlich sprSde und trocken. Die Beugen sind frei yon pabhologischen ttaut- vergnderungen.

Diagnose. lchthyosis vnlgaris mSfiigen Grades. Hautbefund des vier]gihrigen Bruders. Im Bereich der distalen Extremi~ten

Abschnitte ausgebreiteter kreidearfiger Schuppung bei auffglliger Trockenheit des gesamten Integumentums. An den AuSenseiten der Unterschenkel sind zarte

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L__<5 . . . . , , _ _ _ , , _ _ _ _ _ , , , _ _ , ' , _ _ ' Abb. it. Stammbaumm~t3ige ~bersicht fiber die selbst un~ersuch~en Personen [[] sowie fiber

die Gesehwister de~" Eitern nnd die Grol3eltern des Probanden

craquel6eartige Risse vorhanden. Die Arme zeigen darfiber hinaus im Bereich der $treekseiten in liohter Aussaat follikul~re Hyperkeratosen, Ellen- und Xniebeugen sind frei.

Diagnose. Ichthyosis vulgaris (yon teils /llichenha/ter, tells/ollikuldirer Prdigung ).

Eme zehnjghrige Sohwester zeigt lediglich ganz vereinze]te follikul/~re Hyper- keratosen an den Aui~en- und Strecksei~en der Arlne, w/~hrend bei einem zwei- j/~hrigen Bruder am gesam~en Integument keine paShologisehen Befunde zu erheben sind.

Nachtblindheit wird veto Vater und auch yon allen fibrigen Familienmitgliedern negiert. Diesbeziigliehe Versuehe mi~ dem Jnngen zeigten aneh im Dunkeln ein gutes 0rientierungsvermSgen.

Es konn te also festgestellt werden, dal~ auger dem Probanden der Vater u n d zwei Briider e rk rank t waren. Wghrend die beiden Briider eine eindeutige Iehthyosis vulgaris aufwiesen, t rug das Bfld des Vaters gewisse gemeins~me Ziige mi t dem des E r k r a n k t e n im Hinbl ick auf das Gesichtserythem, w~hrend ira Gegensatz zn m P r o b a n d e n die Beugen frei blieben. Die vorliegende Un te r suchung zeigt aber such, wie wenig verl~81ieh die Vorgesehichte bei der Aufstel lung eines Erbganges ist.

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Ichthyosis linearis circumflex~ (Corn61) 89

Bespreehung Somit ist in der Familie eines an I. 1. c. erkrankten Kindes beim

Vater und bei zwei Geschwistern eine Ichthyosis vulgaris durch Unter- suchung nachgewiesen und beim Grogvater v/tterlicherseits durch die anamnestischen Angaben sehr wahrscheinhch gemaeht. Werm sich der- artig eindeutige Krankheitsver~nderungen beim Grogvater v~terlieher- seits in lest umrissener Form iiberliefert haben bei einer Familie, die ein- deutige Iehthyosis vulgaris bei zwei Kindern /ibersehen hat, dann besteht alle Veranlassung, auch beim Grol3vater eine Iehthyosis vulgaris anzunehmen. Das bei mindestens zwei aufeinanderfolgenden Generatio- nen,,gesicherte" Auftreten yon I. v. spricht bei fehlender Konsanguinitgt der Eltern f~ir einen dominanten Erbgang um so mehr, als mit sehr hoher Wahrseheinliehkeit sogar drei aufeinanderfolgende Generationen befal- len wurden. Die Krankheit t r i t t in der untersuehten Familie zwar aus- sehlieghch bei mgnnliehen Individuen auf, doeh kSnnen im Itinblick auf die kleinere Zahl hieraus keine weiterreiehenden Sehliisse gezogen werden, wobei im fibrigen anderweitige Beobachtungen vorliegen mit Befall nur weiblieher Familienmitglieder (Rn~LS; MExD~S DA COSTA).

Gleiches gilt ffir eine di~'ekte Aussage hinsiehtlieh der Penetranz der Krankheitsanlage. Zwisehen Expressivitgt und Penetranz eines Erb- faktors besteht insofern eine Beziehung, als die Expressivitgt der Manifestationsstiirke der Anlage gleichkommt und diese bei sehr geringer Expressivitgt so schwach wird, dal~ das Merkmal/iberhaupt nicht mehr in Erseheinung tritt . Die Merkmalshiiu/igkeit, bezogen auf vorhandene Erbanlagen, welehe phgnotypisch in Erscheinung treten k6nnen, wird aber auch als Penetranz bezeichnet. Bez/iglich der Expressivitgt lassen sieh vielleicht aber doch gewisse Folgerungen ziehen, indem zwisehen den Erscheinungsformen bei den versehiedenen Familienmitgliedern in Charakter und St~rke der Ausprfi.gung relativ starke Unterschiede gegeben sind, so daft auf Grund der Einzelbefunde auf eine geringe Expressivitgt tier Anlage bei zwei Gesehwistern des untersuchten Kindes gesehlossen werden karm.

Der Erbmodus der Iehthyosis linearis eircumflexa ist bisher nieht gesichert, obgleieh bereits COM~L die Bedeutung hereditgrer Vorggnge betont hat und die Mehrzahl der Antoren mindest eine provisorische EinreNung unter die erbliehen Keratosen vornimmt (so aueh GAI~L~lv in GOTT~OX-SC~6NF~LD, Bd. IV). Die in der Literatur ausf/ihrlicher besehrie- benen Beobaehtungen sind indessen allem Anschein nach Solitgrfglle.

Die Bewergung yon Solitgrf/~llen bei Erbkrankhei~en ist neuerdings (1961) yon KSU~ER erSr~ert worden. Aueh bei Ausschlug besonderer larvierender Umstgnde (nngenaue UnSersuchungsme~hoden, spgtes Manifesta~ionsalter, illegitime VaSer- schaft u~d andere) sind Soli~grfglle keinesfMls elner Niehterbliehkeit gleiehzusetzen. Bei regelmggig dominanSem Erbgang Mlerdings miissert Soli~grfglle als Neu- mutationen oder Phgnokopien angesehen werden. Sons{ abet bleiben l?raktiseh Mle

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90 W. SeRNEIDE~, 1~. COPPE~ATH und H. D. Boex:

1VISgliehkeiten often. Zieht man jedoch den R~hmen welter und sch~fft, wie es durch GA~mE~ geschieht, eine Gruppe der val~i~lolen Erythroker~todermieformen ein- sehliei~lich der I.l.e., so ist far diese erweiterte Gruppe gelegentliches familigres Auftreten mit dominantem Erbgang beschrieben worden (ME,DES DA COSTA); fiir die 1.1. c. selbst ist ein solcher jedoch bisher nicht nachgewiesen.

Auch bei der vor]iegenden Beobachtung t r i t t die I. 1. e. in der Familie zls 8olitarfall auf. In genetischer Hinsicht ist indessen bemerkenswert das mehrfaehe Vorkommen einer Ichthyosis vulgaris (I. v.) in der gleiehen Familie, zum~l - - wie schon gesagt - - gewisse gemeinsame Zfige zwisehen der 1.1. c. unseres Kranken und der I .v . des Vaters gegeben sind. Das Auftreten einer I. 1. c. nnd einer I .v . in einer Familie laBt grundsgtzlich drei versehiedene Anslegungen zu:

1. Das famili5re Zusammentreffen yon 1.1. e. und I .v . ist rein zu-

fallig. Die Krankhei ten beruhen anf zwei v611ig voneinander nn~bhangigen Anlagen.

2. Die I. 1. e. stellt eine besondere Form der I .v . dar. Beide Krank- heitsbilder ruben auf der gleichen Anlage. Die Unterschiede in der Symptomatologie kommen durch peristatische Einflfisse bzw. durch die Einwirkung exogener F~ktoren zustande.

3. Eine 1.1. c. entsteht, wenn neben der Anlage ffir eine I .v . eine wei- tere pathogene Erbanlage wirksam wird. Die I. 1. c. ware damit an einen polymeren Erbmodns gebunden und nieht an einen monomeren, wie er den angedeuteten M6glichkeiten 1. und 2. zukommen mfi~te.

Wagt man die drei MSglickeiten gegeneinander ab, so kommt der Auslegnng 1. nur eine sells geringe Wahrseheinliehkeit zu. Eine so hi~nfige Krankhei t wie die I .v . kSnnte zwar durchans such znfallig mit einer I . l .e . familiar kombiniert auftreten. Gegen ein zufalliges Zusammen- treffen der I. 1. c. nnd I .v . sprechen jedoch im vorliegenden Falle gewisse Ziige der I. v. des V~ters (bevorzugter Befall oberer K6rperanteile ; I~eigung zu Erythemen, insbesondere im Bereich des Gesichtes), die in l~ichtung des ErscheinnngsbiIdes des nntersuehten Kindes mit I . 1. c. weisen.

Ob der M6glichkeit 2. oder der Auslegung 3. eine grSBere Wahr- seheinlichkeit znkommt, kann derzei~ nicht entschieden werden. Wie berei~s gesagt, neigt eine Reihe yon Antoren - - mindestens vorlaufig - - zur Einreihung der I . l .c . in die Gruppe der variablen Erathrokerato- dermien bzw. die tier erblichen Keratosen iiberhanpt. MIESCHEa betont in diesem Zusammenhang, dab die Phane der Erbfaktoren wahrsehein- lich nnr unter best immten peristatischen Bedingungen zur Entwicklung kommen. Vererbt wiirde in diesem Falle die Disposition. Ausl6send ware letztlich ein kSrperfremder Faktor, m6glieherweise parasitarer N~tur (M6glichkeit 2.). Andererseits abet ist eine polymere Bedingtheit der I . l .e . dacchaus mSglleh (Auslegnng 3.) und nicht ~nszuschliel~en, so lange ein entsprechender Gegenbeweis fehlt. Eine Klarung dieser Fragen

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Ichthyosis linearis circumflexa (Cornel) 91

erseheint nnr dnreh weitere Beobachtungen, insbesondere fiber den Einflug peristatiseher Faktoren fiir die Entstehung einer I. 1. e. und dutch Aufzeiehnung famili/ir - - oder aueh individuell - - gemeinsamen Auf- tretens anderer Krankheiten bzw. I-Iautkrankheiten mit der I.l.e., mSglieh.

Der vorliegende - - naeh Genetik und Morphologie - - untersuehte Fall stellt jedoeh die I. 1. c. - - wenn nieht die variablen Erythrokerato- dermien fiberhaupt - - in die N/~he der I .v . als mSgliehe Formvariante nnd erlaubt gegenfiber der bisherigen Anffassung eine strenge Trennung yon der Erythrodermie iehthyosfforme eongenitale (B~ocQ). I m Gegen- satz zu GAELg~ sind wit jedoeh der Auffassung, da8 die lokalisatorische Begrenzung kein eindeutiges Kri terium ffir die nosologisehe Sonder- stellung der I. 1. e. bietet. Mit Sieherheit sind im allgemeinen nur Hand- teller und FuBsohlen bzw. die t tautanteile distal yon IIand- und Ful3- gelenken frei. Es besteht f/it uns kein Zweffel, dab die I . l .e . zu den erbliehen Keratosen geh6rt; ob sie aber mehr der Iehthyosis vulgaris- Gruppe als ph/inotypisehe Formvariante zngeh6rig oder aber Bestandteil einer Sondergruppe im Rahmen der variablen Erythrokeratodermien ist, sollte erst auf Grund weiterer abkl/~render Fallbeobachtungen entschieden werden. Es daf t abet sehon jetzt zum mindesten die Frage gestellt werden, ob diese Sondergruppe nieht als Ganzes der Iehthyosis zuzuordnen ist.

Kliniseh wird das Krankheitsbild geprggt dutch das Verh/~ltnis yon Ery them zu Keratose (~yperkeratose) im Rahmen einer ungew6hnliehen Dynamik (Variabilit/it). Die Besonderheiten des klinisehen Bildes spiegeln sieh bis zu einem gewissen Grade aueh im histologisehen Befund wider. Es fmde~ sieh em ansgepritgtes 0dem der Curls, eine geradezu flgehen- hafte Parakeratose in den zentralen Anteilen im Rahmen eines in der Gesamtheit verdiekten Epithelbandes. Die Granularsehieht ist - - wider- um im Gegensatz zur I .v . - - erheblich verbreitert. Auffallend sind die hypertrophierten Museuli arreetores pilorum. Die naeh Zahl und Gr6ge gering entwiekelten Talg- und Sehweigdrfisen entspreehen durehaus dem klinisehe Bild.

Bei stgrkerem t tervortre ten der erythematSsen Note gestaltet sieh auch der jahreszeitliehe Verlauf anders als bei der I.w. iiblich. Der bekannten Versehlimmerung im Winter kann aueh eine solehe im Sommer gegeniiberstehen - - ausgel6st dureh I-Iitze, st/~rkeres Sehwitzen, wahr- seheinlieh aueh durch aktinisehe Reize - - , wie dies dutch MANOK some F~A~x besehrieben und anch won uns beobaehtet warde. Die erbliehe Keratose erseheint uns - - won der Genetik unseres Falles ansgehend -- als das Primgre. Die Ery~hemkomponente ist erbbiotogisch gesehen offenbar sekund/s was nicht aussehlieBt, dab das Ery them im ldinisehen Verlanf der Keratose voraus geht.

TogP~AItr hat ffir die Genodermatosen yon ,,Terraixtheredit/~t" gesproehen und die t~egel anfgestellt, da6 Dominanz mit geringer, I{eeessivit/~g dagegen mi~ erhSh~er Empfmdliehkeit, insbesondere fiir bakterielle Aktivit~t verbunden ist. ~bertrggt

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man die Konzeption Tou~X~ES yon der Terrainheredit~,t auf unsere Bcobachtungs- reihe, so zeigt sich, dal] zwei befundm~Big erfal~te l~i~lle und ein anamnestiseh re]ativ gut gesicherter auf Umwe]tcinfliisse eine eindeutig gesteigertc Empfindlich- keit aufwcisen. Die im Hinblick auf bakterielle Umwelteinflfissc konzipierte l~egel TOUI~AINES scheint, bezogen auf solche physikalischer und chemischcr Art, keine absolute Giiltigkeit zu haben (zwei F&lle yon I.v.).

Zusammenfassung Es wurde fiber einen Fa l l yon I ch thyos i s l inear is c i reumflexa ( I . l .e . )

im Z u s a m m e n h a n g m i t I ch thyos i s vulgar is ( I .v . ) in der Aseendens und in de r Geschwis ter re ihe ber ich te t . Die Beziehnngen des Krankhe i t s - br ides zur I . v . und zu den va r i ab l en E r y t h r o k e r a t o d e r m i e n werden d i sku t ie r t . Es e rheb t sieh sogar die Frage , ob m i t der I . 1. e. n i ch t auch die variablen E r y t h r o k e r a t o d e r m i e n der I eh thyos i s nghers tehen, als heu te a l lgemein angenommen wird. Das K r a n k h e i t s b i l d (Phs wi rd gepr~gt v o m Verhifl tnis E r y t h e m zu Kera tose , wobei die le tz te re erbbiologisch gesehen offenbar das Pr im~re dars te l l t . Das ungewShnliche H e r v o r t r e t e n des E r y t h e m s ira k l in isehen Bfld bedingt , dab ira Gegensa tz zur I . v . n i ch t nur im Win te r , sondern aueh im Sommer Exace rba t i onen m6glieh sind, was gle ichzei t ig au f die besondere l~olle yon Umwel t - einflfissen ( thermisch, akt in iseh , chemisch) hinweist .

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ProL Dr. W. SCm~E~DE~, Univ.-Hautklinik, 74 Tfibingen