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August 2019 IDS aktuell 1 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, der Sommer ist immer noch in vol- lem Gange und viele waren in den Ferien oder haben diese noch vor sich. Urlaub ist eine Zeit, in der wir die Seele baumeln lassen können, Freunde treffen, verreisen oder aber auch viel Zeit zum Lesen ha- ben: so auch für die Sommeredi- tion unseres „IDS aktuell“, in der wir wieder abwechslungsreiche Themen aufgegriffen haben. Prof. Dr. Henning Lobin, der Direk- tor des IDS, und weitere wissen- schaftliche Mitarbeiter/innen waren zu Gast beim Deutschen Bundes- tag, um sich dort mit interessierten Abgeordneten über sprachliche Themen auszutauschen. In Fortseꜩung unserer Reihe mit Newsleer-Meldungen zu kleinen interessanten Wortgruppen aus dem Bereich Neologismen wird dieses Mal die Neubedeutung von „Ampel“ vorgestellt. Darüber hinaus berichten wir über den äußerst erfolgreichen Verlauf der Tagung „IIEMCA“ und über die beiden Workshops „Sprachli- che Sozialgeschichte 1933-1945“ und „Neologismen – Korpuslingu- istische Ermittlung und lexikogra- phische Beschreibung“. Viel Spaß beim Lesen und eine erholsame Sommerzeit wünscht Ihre Redaktion Am 4. und 5. Juni waren Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaft- ler der Leibniz-Gemeinschaft zu Gast im Deutschen Bundestag. Seit 2008 bietet die Leibniz-Gemein- schaft unter dem Moo „Leibniz im Bundestag“ den Abgeordneten Einzelgespräche mit Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftlern zu verschiedenen Themen an. Auch das IDS beteiligte sich mit mehreren Angeboten. Auftakt machte Dr. Ibrahim Cindark. Er sprach mit dem Abgeordneten AKTUELLES Mitarbeiter/innen des IDS im Bundestag Rudolf Henke (CDU) über die sprachlich-kommunikative Inte- gration von Geflüchteten. Prof. Dr. Henning Lobin (Direktor des IDS) und Dr. Albrecht Plewnia tausch- ten sich mit den Abgeordneten Oo Fricke (FDP) und Carsten Müller (CDU) über „Sprache in der Öffent- lichkeit: Sprachverrohung, politi- scher Sprachgebrauch und Sprach- verfall“ aus. Dr. Annee Klosa- Kückelhaus traf sich zu einem Ge- sprächstermin mit Ingmar Jung, MdB (CDU), über das Thema: „Neue Wörter im Deutschen. Spie- gel von Politik und Gesellschaft.“ Henning Lobin, Carsten Müller, Albrecht Plewnia Henning Lobin, Annette Klosa-Kückel- haus, Ingmar Jung Henning Lobin, Otto Fricke, Albrecht Plewnia Ibrahim Cindark, Rudolf Henke Neues aus dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim Ausgabe 3 August 2019 IDS aktuell

IDS aktuell 3/2019 · 2019. 8. 19. · Themen aufgegriffen haben. Prof. Dr. Henning Lobin, der Direk- tor des IDS, und weitere wissen-schaftliche Mitarbeiter/innen waren zu Gast beim

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August 2019IDS aktuell 1

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

der Sommer ist immer noch in vol- lem Gange und viele waren in den Ferien oder haben diese noch vor sich. Urlaub ist eine Zeit, in der wir die Seele baumeln lassen können, Freunde treffen, verreisen oder aber auch viel Zeit zum Lesen ha- ben: so auch für die Sommeredi- tion unseres „IDS aktuell“, in der wir wieder abwechslungsreiche Themen aufgegriffen haben.

Prof. Dr. Henning Lobin, der Direk- tor des IDS, und weitere wissen-schaftliche Mitarbeiter/innen waren zu Gast beim Deutschen Bundes-tag, um sich dort mit interessierten Abgeordneten über sprachliche Themen auszutauschen.

In Fortsetzung unserer Reihe mit Newsletter-Meldungen zu kleinen interessanten Wortgruppen aus dem Bereich Neologismen wird dieses Mal die Neubedeutung von „Ampel“ vorgestellt.

Darüber hinaus berichten wir über den äußerst erfolgreichen Verlauf der Tagung „IIEMCA“ und über die beiden Workshops „Sprachli-che Sozialgeschichte 1933-1945“ und „Neologismen – Korpuslingu-istische Ermittlung und lexikogra-phische Beschreibung“.

Viel Spaß beim Lesen und eine erholsame Sommerzeit wünscht

Ihre Redaktion

Am 4. und 5. Juni waren Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaft-ler der Leibniz-Gemeinschaft zu Gast im Deutschen Bundestag.

Seit 2008 bietet die Leibniz-Gemein-schaft unter dem Motto „Leibniz im Bundestag“ den Abgeordneten Einzelgespräche mit Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftlern zu verschiedenen Themen an.

Auch das IDS beteiligte sich mit mehreren Angeboten. Auftakt machte Dr. Ibrahim Cindark. Er sprach mit dem Abgeordneten

AKTUELLES

Mitarbeiter/innen des IDS im Bundestag

Rudolf Henke (CDU) über die sprachlich-kommunikative Inte- gration von Geflüchteten. Prof. Dr. Henning Lobin (Direktor des IDS) und Dr. Albrecht Plewnia tausch-ten sich mit den Abgeordneten Otto Fricke (FDP) und Carsten Müller (CDU) über „Sprache in der Öffent- lichkeit: Sprachverrohung, politi- scher Sprachgebrauch und Sprach- verfall“ aus. Dr. Annette Klosa- Kückelhaus traf sich zu einem Ge- sprächstermin mit Ingmar Jung, MdB (CDU), über das Thema: „Neue Wörter im Deutschen. Spie- gel von Politik und Gesellschaft.“

Henning Lobin, Carsten Müller, Albrecht Plewnia

Henning Lobin, Annette Klosa-Kückel-haus, Ingmar Jung

Henning Lobin, Otto Fricke, Albrecht Plewnia

Ibrahim Cindark, Rudolf Henke

Neues aus dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim

Ausgabe 3August 2019

IDS aktuell

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AKTUELLES

Am 27. Juni starteten bereits zum vierten Mal Mitar-beiterinnen, Mitarbeiter und Gäste des IDS beim Fir- menlauf Mannheim.

Unser Team lief gemeinsam mit vielen anderen Firmenläuferinnen und -läufern eine 5 km lange Strecke. Die Siegerehrung mit anschließender Ab-schlussparty erfolgte für die Zuschauer und Teilneh-mer nach 21 Uhr vor dem Carl-Benz-Stadion.

Weitere Infos finden Sie hier.

Firmenlauf Mannheim

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache ist zum vierten Mal mit dem TOTAL E-Quality Prädikat ausgezeichnet worden. Das Prä- dikat wird am 5. November 2019 in München verliehen und wür- digt Hochschulen und wissen-schaftliche Einrichtungen für ihr Engagement zur Chancengleich-heit.

Diese Auszeichnung wird jährlich für beispielhaftes Handeln im Sinne einer an Chancengleichheit ausge- richteten Personalpolitik vergeben und gilt für jeweils 3 Jahre.

„Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache hat die Zeit seit der letzten Bewerbung genutzt, um seine Gleichstellungsarbeit weiter zu professionalisieren, was aus den aussagekräftigen schriftlichen Er-

IDS erhält TOTAL E-Quality Prädikat

läuterungen zu jedem Aktionsfeld besonders deutlich wird. Davon zeugen auch die verstärkte Insti- tutionalisierung von Gleichstel-lungspolitik, etwa in Form der Aufnahme von Chancengleichheit in die Satzung und die zahlreichen gleichstellungsbezogenen Vernet-zungsaktivitäten“ so die Begrün-dung der Jury.

„Auch bei der Förderung des wis- senschaftlichen Nachwuchses ist das Institut in mehreren Interes-senvertretungen aktiv“ betont die Jury. Besonders begrüßt sie hier das internationale Promovieren-den Netzwerk sowie die Leitlinien für verlässliche Karrierewege.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Mit im IDS-Team sind: (v.l.n.r., hintere Reihe) Jan Gorisch, Dora Hinderer, Sam Schirm (Gast aus Kanada), Isabell Neise, Ryan Caroll (Gast aus Kanada); (v.l.n.r., vordere Reihe) Doreen Huck, Agnieszka Marciniak, Mechthild Elstermann, Monika Pohl-schmidt, Matthias Kloft (und weitere IDS-Mitarbeiter/innen)

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GÄSTE

Besuchergruppe aus Ägypten

Am 19. Juni besuchten 15 Dozen-tinnen und Dozenten der Sprach- und Literaturwissenschaften aus Ägypten (Universität Kairo, Hel- wan Universität in Kairo, South Valley Universität in Luxor, Minia Universität in Minia) das IDS, um sich über die aktuelle sprachwis-

senschaftliche Forschung zu infor- mieren. Der Besuch wurde von Ibolya Kurucz und Marisa Barthel-meß vom Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Uni- versität Heidelberg organisiert.

Die ägyptische Besuchergruppe am IDS

Im Rahmen einer Fortbildung am Goethe-Institut Mannheim besuch-ten am 29. Juli Deutschlehrende aus 17 Ländern (Brasilien, Bulgarien, China, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Lettland, Marokko, Oman, Polen, Serbien, Südafrika, Südkorea, Schweden, Ukraine, USA) das IDS. Neben der allgemei-nen Forschungsarbeit am IDS galt ihr besonderes Interesse dem Be- reich „Sprache und Migration“.

Internationale Deutschlehrende als Gäste am IDS

Nach einer Einführung in die Ar- beit des IDS und der Vorstellung aktueller Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache durch die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Annette Trabold, präsentierte unser Mitarbeiter Dr. Ibrahim Cin- dark das aktuelle Forschungspro-jekt „Deutsch im Beruf: Die sprach-lich-kommunikative Integration von Flüchtlingen“ des Programm-bereichs „Sprache im öffentlichen Raum“.

Die Besuchergruppe des Goethe-Instituts am IDS

Polina Solonets, Universidade do Minho – Oficial (Braga, Portugal), Umida Oreyeva, Friedrich-Alexan-der-Universität Erlangen-Nürn-berg (Deutschland) und Polina Voronova, ebenfalls FAU Erlan-gen-Nürnberg (Deutschland) des EMLex/ European Master in Lexi- cography waren kürzlich zu Gast im IDS. Sie erhielten während ihrer mehrwöchigen Praktika Einblick in unser Portal für wissenschaftli-che, korpusbasierte Lexikografie (OWID und OWIDplus), in das Projekt „Empirische Methoden“, in

EMLex/European Master in Lexicography

Polina Solonets, Umida Oreyeva, Polina Voronova

das „Neologismenwörterbuch“ so- wie die Neubearbeitung des „Deut- schen Fremdwörterbuches“.

Sie schätzen an ihrem Studiengang den hohen Praxisanteil und die Inter- nationalität und Interdisziplinari-tät der lexikografischen Ausbildung. Das IDS freut sich, assoziierter Part- ner dieses Erasmus-Mundus-Stu-diengangs zu sein.

Weitere Informationen zum EMLex-Studiengang hier.

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GASTVORTRÄGE

Der Gastvortrag von Margo Blevins (The University of Texas, Austin) fand im Rahmen des Internationalen Gästeforums am Montag, 8. Juli, im Vortragssaal des IDS statt. Weitere Informationen zum Vortrag finden sich hier.

Gastvortrag: Margo Blevins: Die orthographische Normalisierung deutschsprachiger Kontaktvarietät-Daten

Margo Blevins beim Gastvortrag

NEUERSCHEINUNGEN

Wie werden Wörter im Deutschen und im Englischen geschrieben? Wo sind Gemeinsamkeiten, wo sind Unterschiede? Diese Fragen werden aus morphologisch-graphe-matischer Perspektive bearbeitet. Das betrifft zum einen den graphe-matischen Aufbau von Morphemen; zum anderen geht es um Fragen der Einheitlichkeit (Wie uniform wird ein Morphem in der Schrift repräsentiert?) und der Eindeutig-keit (Wie distinkt verweist eine Schreibung auf ein Morphem?).

Berg, Kristian (2019): Die Graphematik der Morpheme im Deutschen und Englischen (= Konvergenz und Divergenz 10). Berlin/Boston: de Gruyter.

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NEUERSCHEINUNGEN

Dieses Handbuch liefert einen Überblick über Beschaffenheit und soziolinguistische Situation des Deutschen am Rande des ge- schlossenen deutschen Sprach- gebietes in West- und Mitteleuro-pa. Dabei werden in einer Zusam-menschau sowohl deutschsprachi-ge Minderheiten als auch Mehr-sprachigkeitskonstellation unter Beteiligung des Deutschen in den Blick genommen. Gemein ist allen Szenarien, dass sie unmittelbar an ein Gebiet mit deutschsprachiger Mehrheitsbevölkerung grenzen, Deutsch einen offiziellen Status besitzt, jedoch nicht unbedingt die

volle Funktionsbreite abdeckt. In sieben Gebietsartikeln wird jeweils ein Überblick über Demographie, Geschichte sowie politische und rechtliche Lage der Minderheiten gegeben. Zusätzlich wird für jedes Gebiet eine Beschreibung der Kom- petenz- und Sprachgebrauchssitua-tion wie auch der soziolinguistischen Situation mit ihren je spezifischen Standard-Substandard-Verteilungen geboten. Schließlich werden auch Spracheinstellungen der Sprecher und die visuell realisierte Sprache im öffentlichen Raum (Linguistic Landscapes) erläutert.

Beyer, Rahel/Plewnia, Albrecht (Hg.) (2019): Handbuch des Deutschen in West- und Mitteleuropa. Sprachminderheiten und Mehrsprachigkeitskonstellation. Tübingen: Narr.

Dieser Band untersucht die syntag- matischen Relationen bestimmter finnischer Emotionsverben, die mit dem Ableitungssuffix -ua/-yä (zum Beispiel: suuttua: ‘sich ärgern’, pelästyä: ‘sich erschrecken’) gebil- det werden. Dem Prototyp nach drückt dieses Suffix Reflexivität aus, im Falle der „inchoativen“ Emotions- verben zeigt es jedoch eine Zustands-

Murmann, Maximilian (2019): Inchoative emotion verbs in Finnish. Argument structures and collexeme (= Corpus Linguistics and Interdisciplinary Perspectives on Language (CLIP) 9). Tübingen: Narr.

veränderung auf Seiten der erleben- den Person an: von einem nicht- emotionalen zu einem emotiona-len Zustand.

Den Ausgangspunkt dieser Unter- suchung bildet eine Diskussion verschiedener psychologischer Theorien zur Emotion.

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NEUERSCHEINUNGEN

Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen ausgewählte deutschsprachige Werbeslogans mit hohem Wiedererkennungswert und einer Tendenz zur Usualisie-rung im aktuellen Sprachgebrauch. Ihre angesichts des häufigen Ge- brauchs durch zahlreiche Sprecher begründete bzw. angenommene lexikalische Verfestigung wird kor- pusinformiert anhand umfangrei-cher elektronischer Korpora validiert und rekonstruiert. Für die Beschrei-bung ihrer Verwendungsspezifik als eigenständige satzwertige Wort-

schatzeinheiten außerhalb der Do- mäne Werbung wird das Modell der usuellen Wortverbindungen sowie die korpuslinguistische Me- thodologie angewendet und mit weiteren qualitativen und quanti-tativen Methoden gekoppelt. In den detaillierten lexikografischen Beschreibungen ausgewählter Slo- gans werden sprachliche, kontex-tuelle und funktionale Aspekte dar- gestellt und die Mikrodiachronie ihres Gebrauchs in Zeitverlaufs-grafiken illustriert.

Polajnar, Janja (2019): Werbeslogans im aktuellen Sprachgebrauch. Eine korpusinformierte, diachrone Untersuchung zur Dynamik des Slogan-Gebrauchs mit lexikografischen Fallstudien (= amades. Arbeiten und Materialien zur deutschen Sprache). Mannheim: Leibniz-Institut für Deutsche Sprache.

Digitale Korpora haben die Vor- aussetzungen, unter denen sich Wissenschaftler mit der Erforschung von Sprachphänomenen beschäfti-gen, fundamental verändert. Um- fangreiche Sammlungen geschrie-bener und gesprochener Sprache bilden mittlerweile die empirische Basis für mathematisch präzise Generalisierungen über zu beschrei- bende Wirklichkeitsausschnitte. Das Datenmaterial ist hochkom-plex und besteht neben den Roh- texten aus diversen linguistischen Annotationsebenen sowie außer-sprachlichen Metadaten. Als un- mittelbare Folge stellt sich die Kon- zeption adäquater Recherchelösun-

Schneider, Roman (2019): Mehrfach annotierte Textkorpora. Strukturierte Speicherung und Abfrage (= Korpuslinguistik und interdisziplinäre Perspektiven auf Sprache 8). Tübingen: Narr.

gen als beträchtliche Herausforde-rung dar. Im vorliegenden Buch wird deshalb ein datenbankbasier-ter Ansatz vorgestellt, der sich der Problematiken multidimensionaler Korpusrecherchen annimmt. Aus- gehend von einer Charakterisie-rung der Anforderungsmerkmale linguistisch motivierter Suchen wer- den Speicherungs- und Abfrage-strategien für mehrfach annotierte Korpora entwickelt und anhand eines linguistischen Anforderungs- katalogs evaluiert. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Einführung prob- lemorientierter Segmentierung und Parallelisierung.

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NEUERSCHEINUNGEN

Gerhard Stickel bietet in diesem Band eine Auswahl aus seinen kleineren Arbeiten, die in der Zeit von 1966 bis 2019 erschienen sind. Geboten wird eine bunte Vielfalt von Aufsätzen und Essays zu Themen, mit denen der Autor sich in all den Jahren befasst hat, darunter: Negation, Kontrastive Grammatik, ‘Fremdwörter’, Sprache und Geschlecht, Spracheinstellungen, Rechts- und Verwaltungsspra-che sowie deutsche und europäische Sprachpolitik. Mehrere Arbeiten sind während Stickels langjähriger Tätigkeit als Direktor des Instituts für Deutsche Spra- che (1976-2002) entstanden und ab 2003 im Zusam-menhang mit seinen Aufgaben in und für EFNIL, der European Federation of National Institutions for Lan- guage. Erhofft wird, dass auch die älteren Arbeiten über ihre Zeitgebundenheit hinaus für manche Lingu- istinnen und Linguisten sowie andere Sprachinteres-sierte anregend sein können.

Unser Direktor Henning Lobin (links außen) und unsere Mitarbeiter in der Mediengestaltung Joachim Hohwieler (rechts außen) und Norbert Cußler-Volz (rechts Mitte) überreichten unserem ehemaligen Direktor Gerhard Stickel (links Mitte) zu Ehren seines 82. Geburtstags den Band „Linguistisches Mancherlei“.

Stickel, Gerhard (2019): Linguistisches Mancherlei. Kleine Schriften aus fünfzig Jahren (= amades. Arbeiten und Materialien zur deutschen Sprache). Mannheim: Leibniz-Institut für Deutsche Sprache.

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SERVICE

WICHTIGSTE NEUERUNGEN SIND:• Eine grundlegende Überarbei-

tung von Metadaten und Stra- tifikation des FOLK-Korpus. Weitere Informationen unter Kaiser, Julia (2018).

• 22 Stunden neue Daten im Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK), z.B. verschiedene Typen von Privatgesprächen, institutionel-len Interaktionen und eine wis- senschaftliche Podiumsdiskus-sion (mit Dank an alle Koopera-tionspartner/innen)

• Neue Daten zu extraterritoria-len Varietäten („Sprachinseln“) des Deutschen

• Annotierte FOLK-Daten/GOLD- Standards: Siehe FOLK und SEGmentation of Oral CORpora.

Die DGD wird im Programmbe-reich „Mündliche Korpora“ der Abteilung Pragmatik des IDS unter der Leitung von Dr. Thomas Schmidt entwickelt und bietet ihren Nutzerinnen und Nutzern „einen webbasierten Zugriff auf ausgewählte Teile der Sammlung des Archivs für Gesprochenes Deutsch (AGD) für die Verwen-dung in Forschung und Lehre.“ Zur DGD gelangen Sie hier.

***NEUE VERSION der DGD***Datenbank für Gesprochenes Deutsch 2.12

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SERVICE

Von Ampeln auf der Straße und anderswo

Kennen Sie die Neubedeutung von Ampel? Belegt seit 2007 und Kurzwort zu Lebensmittelampel (seit Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts in Gebrauch) bezeichnet dieser Neologismus „auf die Funktion der Ampelfarben rot, gelb, grün Bezug nehmende Kenn- zeichnung auf Lebensmittelverpackungen zur Unter- scheidung der ‘gesunden’ von den ‘ungesunden’ Lebensmitteln“. Die Hygieneampel (seit 2011 in Ge- brauch) weist dagegen auf den „Zustand der amtlich kontrollierten Hygiene in Gaststätten“ hin und findet sich als Aushang im Gastraum. Auch bei der Konta-mination Schwampel (aus schwarz und Ampel, ein Neo- logismus, der seit September 2005 in Gebrauch ist) wird auf die drei Ampelfarben angespielt, hier stell- vertretend für CDU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen (und deren Koalition). Anders allerdings bei der Ampel-karte, seit Mitte der 90er Jahre in Gebrauch: Hier sind, gemäß den Fußballregeln, nur zwei Farben im Spiel, nämlich Gelb und Rot. Grün haben im Grunde alle Spieler, die nicht per Ampelkarte des Feldes verwie-sen wurden.

Derzeit noch unter Beobachtung hat das Projekt „Neuer Wortschatz“ die Bezeichnungen Bodenampel oder kurz Bompel für eine neue Art von Ampeln, die sich tat- sächlich auf der Straße finden: Hierbei handelt es sich um ein direkt in den Fahr- oder Fußweg eingelasse-nes Lichtsignal zur Warnung von Fußgängern vor herannahenden Fahrzeugen, also eine besondere Art von Fußgängerampel, die der Tatsache geschuldet ist, dass immer mehr Menschen mit gesenktem Kopf und den Blick fest aufs Smartphone gerichtet am Straßen-verkehr teilnehmen.

Wir laden Sie dagegen ein, Ihren Blick auf die hier genannten und weitere überraschende und informa- tive Artikel im Neologismenwörterbuch zu richten! Wir freuen uns auch über Ihre Vorschläge, welche Wörter wir ins Wörterbuch aufnehmen sollen.

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Am 25. Juli 2019 haben das am IDS angesiedelte DFG-Projekt „Sprach-liche Sozialgeschichte 1933 bis 1945“ und das MARCHIVUM – Institut für Stadtgeschichte, Mannheim, zu einem gemeinsamen Workshop eingeladen. Im Zuge des Projekts, das seit einem Jahr läuft, kooperie-ren IDS und MARCHIVUM.

Dieser „Geburtstag“ war Anlass, ein Zwischenfazit zu ziehen. Ab- gesehen davon, dass die Gesamt-konzeption vorgestellt wurde (Prof. Dr. Heidrun Kämper), waren die Beiträge zu unterschiedlichen The- men, wie der von Dr. Stefan Scholl zu Beschwerde- und Bittbriefen (u.a. aus dem Bestand des MARCHI-VUMs), von Dr. Mark Dang-Anh über Verhörprotokolle deutscher Kriegsgefangener (aus dem Wash-ingtoner Fort Hunt Archiv) und von Adelheid Wibel über die Feld- postbriefe des Ehepaars Guicking (die gedruckt vorliegen) Anlass zu sehr angeregten und erkenntnis-fördernden interdisziplinären Dis- kussionen. Deutlich wurde gerade

TAGUNGEN, KOLLOQUIEN, WORKSHOPS

„Ein Jahr sprachliche Sozialgeschichte 1933 bis 1945“. Workshop 25. Juli 2019

hinsichtlich des übergeordneten Gegenstandsbereichs „National- sozialismus 1933 bis 1945“, dass sich hier eine Kooperation erwei-tern lässt. Die von MARCHIVUM- Direktor Prof. Dr. Ulrich Nieß vor- gestellte Konzeption des NS-Doku-mentationszentrums hat weitere potenzielle gemeinsame Perspek- tiven erschlossen. Weitere Infos finden Sie hier.

Heidrun Kämper

Workshop „Neologismen – korpuslinguistische Ermittlung und lexikographische Bearbeitung“

Vom 3. bis 4. Juni 2019 fand am Leib- nitz-Institut für Deutsche Sprache ein gemeinsam von den Projekten „Methoden der Korpusanalyse- und Erschließung“ und „Neuer Wortschatz“ organisierter Work-shop zu Perspektiven in der Wort- schatzforschung statt. Unter dem Titel „Neologismen – Korpuslingu-istische Ermittlung und lexikogra-phische Bearbeitung“ bot der Work- shop Teilnehmenden aus Deutsch-land, Südtirol und den Niederlan-den an zwei Tagen die Möglich-keit, sich im Rahmen interessanter Vorträge und angeregter Diskussio-nen über die definitorische Eingren- zung des Phänomens, den Einsatz

quantitativer korpuslinguistischer Methoden und den lexikographi-schen Umgang mit ermittelten Neo- logismuskandidaten auszutauschen. Im Mittelpunkt des Workshops stand dabei nicht nur die Vorstel-lung aktueller Arbeiten der inter- nationalen Wörterbuchprojekte, sondern vor allem auch die Frage, wie sich verschiedene methodi-sche und konzeptionelle Bedin-gungen und Desiderate der For- schungsdisziplinen vereinbaren lassen.

Weitere Informationen sowie Abstracts und Folien der Vortra-genden finden Sie hier. Annette Klosa-Kückehaus und Harald Lüngen

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Vom 2. bis 5. Juli fand die 14. Internationale Konfe- renz des International Institute for Ethnomedology and Conversation Analysis (IIEMCA19) statt. Im Schloss der Universität Mannheim versammelten sich rund 400 Forscherinnen und Forscher aus 39 Ländern. Die Plenarvorträge stellten laufende For- schungen zum Rahmenthema „Practices“ aus Sicht verschiedener Disziplinen dar. Lorenza Mondada (Basel, CH) befasste sich mit multimodalen Prakti- ken des Schmeckens, Christian Meyer (Konstanz) diskutierte Praktiken der Zwischenleiblichkeit im Sport, Elizabeth Stokoe (Loughborough, GB) gab eine Übersicht über die Geschichte der Erforschung von Praktiken der sozialen Kategorisierung und John Heritage (University of California, USA) sprach über Kriterien für die Wahl von Frageformaten. Die Tagung gab einen Überblick über das enorme Spektrum der Erforschung von Praktiken in den unterschiedlichs-ten gesellschaftlichen Handlungsbereichen in ver- schiedenen Fächern (Linguistik, Soziologie, Medi-enwissenschaft, Psychologie, Philosophie, Geogra-fie etc.). Die Tagung zeigte, dass die Untersuchung sozialer Interaktion in Linguistik und Soziologie mitt-

lerweile überwiegend auf der Basis von Videodaten durchgeführt wird, wodurch die Bedeutung der leib- lichen Aspekte des Handelns zunehmend besser er- kannt wird.

Für weitere Eindrücke von der Konferenz und von ei- nigen Vorträgen sei ein Blick auf Twitter empfohlen: #IIEMCA19.

Die Tagung wurde von der Abteilung Pragmatik des IDS ausgerichtet. Die nächste IIEMCA wird 2021 an der Sogang University in Seoul stattfinden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz

Die Vielfalt sprachlicher und leiblicher Praktiken: Konferenz IIEMCA19 im Mannheimer Schloss

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BILDNACHWEISE FÜR DIESE AUSGABERonny Richter (1 links oben); Christina Rasche (1 rechts oben); Florian P. Ott (1 links unten); Hannes Böckler (1 rechts unten); Trabold, IDS (2 unten, 3 oben, Mitte, unten, 4 oben, 7, unten, 10 oben, 11 oben, 12 oben Mitte, oben rechts); Berlin/Boston: de Gruyter 4 unten; Tü- bingen: Narr (5 oben, unten, 6 unten); Mannheim: Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (6 oben, 7 oben); https://twitter.com/BoldenGalina/status/114707674380 4665856 (9 unten); Steinert (10 unten); privat (12 oben links); Ortner (12 unten).

PERSONALIA

Ab September dieses Jahres wird unser Mitarbeiter Prof. Dr. Andreas Witt Teil des Leitungsgremiums des Forschungsverbundes CLARINERIC. Im Rahmen dieser Tätigkeit wird sich Andreas Witt um die Umset ung der Nachhaltigkeits-agenda sowie der Koordination verschiedener intern kooperieren-der Gremien widmen.

Am 31. Juli verabschiedete sich Swantje Westpfahl, wissenschaft-liche Mitarbeiterin der Abteilung Pragmatik, um eine Stelle bei der Intelligent Media Systems AG in Karlsruhe anzunehmen.

Seit 1. Juli ist Dr. Kerstin Güthert (vormals Abteilung Grammatik/Geschäftsstelle des Rats für die deutsche Rechtschreibung, For- schung und Forschungskoordina-tion) Mitglied des Projektteams des Deutschen Fremdwörterbuchs.

Andreas Witt

Kerstin Güthert Swantje Westpfahl

Dr. Annette Trabold (Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit am IDS) wur- de zum 1. Juni erneut für vier Jahre in den Auswahlausschuss der Friedrich-Naumann-Stiftung zur Förderung von wissenschaftli-chem Nachwuchs (Grundstipendien/Promotionsstipendien) berufen.

Annette Trabold

IMPRESSUM

IDS aktuellRedaktion: Dr. Annette Trabold, Barbara Stolz Satz und Layout: Sonja Tröster

Institut für Deutsche Sprache R 5, 6-13 • 68161 Mannheim

[email protected]://www.ids-mannheim.de

www.facebook.com/ids.mannheim

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