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83 11. Riinstliche Harzbildung ; von Denselben. -- Aus den vorstehenden und den friiher mitgetheilten Ver- svchen geht hervor, dafs die Harze sehr verschiedener Pflan- Zen sich bei der Oxydation durch Kali bis zu einem gewissen Grade ahnlich verhalten. Ein betrachtlicher Theil jedes Harzes zersetzt sich wie bei der trockenen Destillation in fluchtige Verbindungen, aromatisch riechende Dimpfe, Kohlenwasserstoffe u. dgl., ein anderer, seiner Menge nach wechselnder Theil scheidet sich wieder harzig aus, oder es bilden sich humusartige Producte ; niemals fehlen Essigsaure und ihre nachsten Homologen. Daneben aber erhalt man vornamlich : 1. Protocatechusaure , €?H6Q4. - Aus Guajak, Benzoe, Drachenblut , Asa f6tida , Myrrha , Acaroidharz , Opopanax. 2. ParoxybenzoZsuurt?, - Aus Benzoe, Dra- chenblut, Aloe, Acaroidharz. 3. Phloroglucin, GsH603. - Aus Drachenblut, Gummigutt. 4. Resorcin, €6HsQ2. - Aus Galbanum , Asa fotida, Ammoniakgummiharz , Sagapenum , Acaroidharz. (Wahr- scheinlich aus allen Umbelliferon liefernden Harzen.) tretende Brenacatechin ist jedenfalls nur ein secundares Zer- seteungsproduct dieser Saure , und ein ahnliches secundares Product ist vielleicht auch der immer nur in kleinen Mengen auftretende mehrfach erwahnte Kbrper mit der rothen Eisen- reaction. Vereinzelt ist das Auftreten des Orcins bei der Aloe, der Isuvitinsiiure und der Brenzweinsaure beim Gummigutt. Die vier Hauptproducte : die Protocatechusaure, die Para- oxybenzoesaure , das Phloroglucin und das Resorcin erhllt Das bei den Protocatechusaure liefernden Harzen auf- ' 6"

II. Künstliche Harzbildung

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11. Riinstliche Harzbildung ; von Denselben.

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Aus den vorstehenden und den friiher mitgetheilten Ver- svchen geht hervor, dafs die Harze sehr verschiedener Pflan- Zen sich bei der Oxydation durch Kali bis zu einem gewissen Grade ahnlich verhalten.

Ein betrachtlicher Theil j edes Harzes zersetzt sich wie bei d e r trockenen Destillation in fluchtige Verbindungen, aromatisch riechende Dimpfe, Kohlenwasserstoffe u. dgl., ein anderer, seiner Menge nach wechselnder Theil scheidet sich wieder harzig aus, oder es bilden sich humusartige Producte ; niemals fehlen Essigsaure und ihre nachsten Homologen.

Daneben aber erhalt man vornamlich : 1. Protocatechusaure , €?H6Q4. - Aus Guajak, Benzoe,

Drachenblut , Asa f6tida , Myrrha , Acaroidharz , Opopanax. 2. ParoxybenzoZsuurt?, - Aus Benzoe, Dra-

chenblut, Aloe, Acaroidharz. 3. Phloroglucin, GsH603. - Aus Drachenblut, Gummigutt. 4. Resorcin, €6HsQ2. - Aus Galbanum , Asa fotida,

Ammoniakgummiharz , Sagapenum , Acaroidharz. (Wahr- scheinlich aus allen Umbelliferon liefernden Harzen.)

tretende Brenacatechin ist jedenfalls nur ein secundares Zer- seteungsproduct dieser Saure , und ein ahnliches secundares Product ist vielleicht auch d e r immer nur in kleinen Mengen auftretende mehrfach erwahnte Kbrper mit der rothen Eisen- reaction.

Vereinzelt ist das Auftreten des Orcins bei der Aloe, d e r Isuvitinsiiure und der Brenzweinsaure beim Gummigutt.

Die vier Hauptproducte : die Protocatechusaure, die Para- oxybenzoesaure , das Phloroglucin und das Resorcin e rh l l t

Das bei den Protocatechusaure liefernden Harzen auf- '

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84 Hla s i w e t s u. B a r t h , kiinstliche

nian rneist so reichlich, daTs man annehmen mufs, sie seien Zersetzungsproducte der wesentlichen Bestandtheile und nicht die zufalliger und wechselnder Beimengungen.

Es ist nun ferner nachgewiesen worden, wie in einigen Fallen diese Producte aus anderen krystallisirten, nicht har- zigen Bestandtheilen der Harze entstehen kGnnen, so die Protocatechusaure aus der Ferulhsiure , die Paraoxybenzoe- saure aus der Paracuniarsaure.

Das Phloroglucin ist als ein sehr haufiges Zersetzungs- product gewisser Verbindungen erkannt worden, die ent- weder wahre Glucoside sind (Phloridzin, Quercetin . . .), oder solcher , die ihrer den zusarnmengesetzten Aethern analogen Constitution nach als Phloroglucide bezeichnet werden kbnnten : Verbindungen, in denen das Phloroglucin die Rolle des Zuckers spielt (Maclurin, Phloretin . . .).

Das Resorcin steht irn nachsten Zusarnrnenhange mit dem Urnbelliferon *), dessen Derivation aus den nlheren krystal- lisirten Bestandtheilen der Harze noch zu erforschen bleibt ; die flirchtigen Fettsauren endlich konnen theils primare Zer- setzungsproducte sein (Ferulasaure) , rneistens aber werden sie als secundare betrachtet werden rniissen, wie sie sich bei so vielen Oxydationsprocessen aus den verschiedenartig- sten Verbindungen bilden.

Die Formeln der genannten Zersetzungsproducte zeigen, dafs sie selbst irn System nicht weit auseinander stehen und Glieder (oder Isornere derselben) folgender Reihen sind :

68HB Phenol, 6,H& Phenyl8lkoho1, 6,H68', Oxyphensgure, Hydrochinon , Resnrcin, GBH68, Phloroglucin, Pyrogallusslure,

*) Siehe den folgenden Abschnitt.

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67H6 Toluylen, 6 , H , 8 Benzaldehyd, 6,H68, BenzoEsPure,

6,HOG3 67H684 Prolocalechusuure , Carbohydrochinonsilure, G,H,Q, Gallussaure,

67H8 Toluol, G,H8t, Benzalkohol, Kresylalkohol,

G7H8O2

Pnraozybenaoesciwe , OxybenzoesPure , SalicylsPure,

Toluylsiiure , Guajacol , Orczn,

und man kann auf die Vermuthung kommen, dafs man in den Harzen , welche diese Producte liefern, Uebergangsglieder dieser Verbindungen nach unbestimmten Proportionen (wenn dieser Ausdruck noch gebraucht werden darf) zu suchen habe.

Man wiirde sich hieriiber Aufschlufs verschaffen , wenn man irgend ein Glied dieser Reihen kiinstlich in ein Harz iiberfiihren, und aus diesem die von den natiirlichen Harzen erhaltenen Zerseteungsproducte wieder darstellen konnte.

Die Beschaffenheit eines Harzes setzt im Allgemeinen die fliissige ode: verflussigte Form einer Verbindung voraus, und es miifste daher das Nachste sein, mit den fliissigen Substanzen aus den genannten Reihen die Versuche zu beginnen.

Mit Ahsicht hat man bisher solche Verharzungsversuche noch nicht angestellt, und wo man auf harzige Producte stiefs, waren sie immer nur lastige Begleiter der Reactionen, um die man sich selten weiter gekiimmert hat.

Aber man kann diese zufallig gemachten .Erfahrungen benutzen, die Mittel aufzufinden, die natiirlichen Harze kiinst- lich nachzubilden, und sich dadurch eine Vorstellung zu ver- schaffen, wie diese Korper in den Pflanzen entstehen mogen.

Es gehort, wie man weirs, zu den characteristischen Eigenschaften mancher Aldehyde, sich ieicht in harzige Pro-

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H la s i w e I z u. B a r t h , RGnstliche

ducte umzusetzen, und das Bittermandeliil wurde daher zu- nachst gewahlt, um zu erfahren, ob es sich nicht in Benzod- harz uberfuhren lasse. Bekanntlich sind es besonders starke Alkalien und concentrirte Sauren , die diese verharzende Wirkung aufsern , und nach einigen Vorversuchen fand man bald in der wasserfreien Phosphorsaure eines der Mittel, die Verharzung einiger 'Verbindungen , darunter die des Bitter- mandeldls, einzuleiten.

Die folgenden Versuche sind von dem einen von uns (H 1 a s i w e t z) in Gemeinschaft mit Hrn. Grafen G r a b o w s k i ausgefu hrt.

Bittermandelolharz.

Tragt man in Bittermandelol, welches sich in eineni weit- miindigen , mit einem Glasstopsel verschliefsbareii Gefafs be- findet, wasserfreie Phosphorsaure in kleinen Partieen ein, so erwarmt sich das Ganze betrachtlich, und kuhlt man nicht gu t ab, so findet, nachdem unter stetem Umriihren niit einem Glasstab so vie1 Phosphorsiure eingetragen ist, dafs die Masse eine breiige Consistenz hat , unter starker. Braunung eine tiefgehende Zersetzung statt.

Lifs t man das Gernisch 12 bis 24 Stunden an einern mafsig warrnen Orte stehen, so findet man es nach dieser Zeit erhlr te t , und warmes Wasser, welches man hinzu bringt, weicht es nur sehr allmalig wieder auf. Das Oel hat sich hierbei in eine braunschwarze kIumpig-brockliche M a k e ver- wandelt, die, nachdeni man sie zerrieben, niit Wasser aus- gewaschen und getrocknet hat , von Alkohol nur zum klein- sten Theil gel6st wird.

Der braune alkoholische Auszug hinterlafst beim Ver- dunsten ein mehr oder weniger syrodes, grunbraunes Harz, welches noch etwas nach dem Oel riecht, bei liingerem Er-

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Harzbildung. 81

wiirmen auf dem Wasserbade aber diesen Geruch ganz verliert.

Das was der Alkohol ungelost gelassen hatte, das Haupt- product dieser weitgegangenen Zersetzung, ist eine nach dem Trocknen zu einem staubigen Pulver zerfallende braune Sub- stanz von den aufseren Eigenschaften der Humuskorper, und gegen Losungsmittel, selbst gegen atzende Laugen , sehr indifferent.

Vermeidet man aber bei der Reaction der Phosphorsaure auf das Oel sorgfaltig jede Erhitzung und tragt nur so vie1 Phosphorsaure ein , dafs das Gemisch die Consistenz eines breiipn Syrups hat, so farbt es sich nur gelbbraunlich, wird aber nach einigen Tagen, bei Zimmertemperatur sich selbst uberlassen , gleichfalls fest.

Behandelt man nun mit warmem Wasser, so erhah mail

zunachst nur eine, durch unzersetztes Oel fliissige dickliche Masse, die aber, nachdem sie gut ausgewaschen und vom Wasser getrennt ist, auf einer Schale im Wasserbade, wobei das uberschiissige Oel verjagt wird, leicht zu einem in der Wiirme weichen, in der Kalte sproden, geruchlosen , colo- phoniumahnlichen Harz eintrocknet.

Es kann dadurch gereinigt werden, dafs man es in wenig Alkohol auflost und mit Wasser fallt. Meist entsteht auf den Wasserzusatz blofs eine milchige Fllissigkeit , allein beim Hinzubringen von ein wenig Salzsaure scheiden sich schnell lichte Harzflocken aus, die auf einem Filter ausge- waschen werden konnen.

Man nimmt sie noch feucht vom Papier und trocknet sie in ganz gelinder Warme. Sie bilden dann ein lichtgelblich braunliches: stark electrisches , fast geschmackloses Pulver, erweichen in der Warme und schmelzen im Wasserbade.

Die Analyse gab van 0,2971 Grm. Substanz 0,820 Kohlenshre und 0,1374 Wasser.

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88 Hla s iw e t B u. B a T t H , IcunstZiche

0,2961 Grm. Substanz von anderer Bereitung gaben 0,809 CO, und 0,144 Waseer.

In 100 Theilen : c 75,3 74,5

H 591 5,4 0 19,6 20,l.

Das von v a n d e r V 1 i e t analysirte Alphaharz der Benzoe enthiilt nach d e r von ihm berechneten Formel :

C 74,2

11 6,O 0 19,8,

Zahlen, welche denen des kiinstlicheri Harzes so nahe kommen, als es hei solchen Substanzen nur erwartet wer- den kann.

Das Bittermandclolharz liist sich nur zum Theil in Aether ; die alkoholische Losung wird von alkoholischer Bleizucker- losung nicht gefiillt. Es giebt hei der trockenen Destillation ein dickes brenzliches Oel und vie1 Benzoesaure neben einem kohligen Riickstand.

Verschmilzt man es mit 4 Theilen Kalihydrat in der friiher oft beschriebenen Weise , so erhalt man Benzoesaure und Paraoxybenzo&aure, die durch Schwefelkohlenstoff ge- trennt werden konnen *). Zur Beseitigung jedes Zweifels wurde wit der letzteren aufser einer genauen Priifung ihrer Eigenschaften auch eine Analyse vorgenommen.

0,2430 Grrn. Substanz gaben bei 100° getrocknet 0,5379 Koblen-

0,2759 Grrn. Substanz verloren bei 100" getrocknet 0,0323 Wasser. siiure und 0,0988 Waaser.

~ , H 6 % gefunden c 60,9 60,2

H 4,3 4,5 borechnet gefunden

- G H , % - H 2 0 11,5 11,7.

*) Vgl. dielie Annalen CXXXIV, 270.

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Rarnbildung . 89

Hiermit ist also ein Weg gezeigt, vom Bittermandel61 vermittelst directer Oxydation durch das Zwischenglied der Benzoesaure zur Paraosybenzoesaure zu gelangen, und das Auftreten dieser Saure bei der Osydation des Benzoeharzes durch Kali erklart sich ganz einfach.

Ferner wird man schliefsen kCinnen, dafs ein Theil des Benzoeharzes aus Bittermandelol entsteht, und dafs der Benzoebaum , Styrax benzoin, Bittermandeliil oder eine dieses liefernde Verbindung producirt.

Die Zusamrnensetzung des Bittermandelolharzes zeigt, dafs es zwischen dern Bittermandelol und der Benxoesaure mitten inne steht.

Bittermandelol Hara (Miltel d. Analyse) Benzobaure c 79,? 7 4 9 68,9

H 597 5;3 4,9 0 15,l 19,8 26,2.

Das Miltel der Procenlgehalte des Bittermandelols und der Benzo6slure ist : C 74,O; H 5,3; 0 20,7.

Gewib ist aber das Harz kein Gernisch dieser beiden Substanzen, sonderr! es ist eine Verbindung, ein Zwischen- glied des Uebergangs der einen in dio andere.

Fur Verbindungen dieser Art und Beschaffenheit fehlt uns bis jetzt noch eine zulassige Betrachtungsweise.

Sie in einem Typus unterzubringen ware eberi SO will- kurlich, als sie nach einer anderen rationellen Schreibweise zu notiren ; denn iiber ihre innere Constitution lafst sich trotz der Bekanntschaft mit ihrer Entstehungsweise nichts Bestimmtes aussagen, denn es ist nicht zu entscheiden, ob die harzige Beschaffenheit aus einer molecularen Umwandlung, wie'wir sie bei einigen Aldehyden beobachten, oder einer Verdichtung, einer Accumulation des Moleculs, wie bei den Glycolen, der Kieselsaure, oder aus welchem Grunde sonst hervorgeht.

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90 HZasiw et z u. B u r t h , k h t l i c h e

Eben so schwierig ist es, eine Erklarung fur die ver- harzende Wirkung der Phosphorslure zu geben, die dabei selbst so wenig eine Veranderung erfahrt, wie die Schwefel- slure bei der Hurnificirung des Zuckers und iihnlichen durch ,,Katalysea verlaufenden Processen; es ware denn , drfs man in solchen Pollen annehmen will , diese Sauren disponiren den Sauerstoff der Luft zur Ozonbildung und dadurch cur Oxydation.

Beziiglich des so oft beobachteten Auftretens der Proto- catechusuuw als Oxydationsproduct der Harze konnte man, scheint es, urn eine Annahme nicht sehr verlegen sein, nach- dem nunmehr nachgewiesen ist, aus wie vielen verschie- denen Verbindungen Protocatechusaure als Zersetzungsproduct hervorgehen kann.

Inzwischen ist mit Ausnahme der Ferulasaure doeh keine dieset Verbindungen als einer der Hauptbestandtheile der Harze gefunden, und diese selbst findet sich gerade in sonst reichlich Protocatechusaure liefernden Harzen , wie Guajak, Opopanax, Draehenblut u. s. w. nicht.

Es mufs also noch. einfache Harze geben, die direct Protocatechusaure liefern, so wie das BittermandelGlt!arz Paraoxybenzoesaure, und es kam auf einen Versuch an, auch ein solches kiinstlich darzustellen und rnit dem natiirlichen zu vergleichen.

Die zwischen der Perulasaure und Eugensiiure aufgefun- dene Beziehung (vrgl. die folgenden Abschnitte) hat uns die Gewinnung eines solchen sehr erlcichtert, und wir sind, indem wir das bei dern Bittermandelol befolgte Verfahreii auf Eugensaure anwandten, bald zu einem solchen gelangt.

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Rambildung. 91

&yen It am erhalt man , wenn man in Eugensaure unter den friiher be- schriebenen Vorsichtsmafsregeln ,so viel Phosphorsaure ein- tragt , dafs das Ganze eine terpentinartige Consistenz erhalt. Die rbthlich gefarbte Masse wird einige Stunden lang einer Temperatur von 50 bis 80" ausgesetzt und erscheint nach dieser Zeit dunkelroth und steinhart.

Um sie aufzuweichen, was sehr langsam von statten geht, bringt man heifses Wasser in das Gefafs und stellt es in ein Bad mit siedendem Wasser. Mit einem Glasstabe befiir- dert man .die Ablosung eines Harzes, welches sich bei richtig getromenem Verhaltnifs sofort als zahe Masse ausscheidet, mit Wasser wiederholt abgewaschen , in Alkohol gelost und mit Wasser nach Zusatz von etwas Salzsiiure gefallt werden kann.

Anfangs noch etwas zahe und klebend wird es durch langeres Stehen in gelinder Warrne zuletzt ganz hart und sprode. Es ist geruchlos, colophoniurnartig, von aromatisch- bitterlichem Geschmack , und hat die characteristische Eigen- schaft eines prachtvoll veilchenblauen Dichroisnius seiner weingeistigen Losung.

Bei einem Ueberschufs von Phosphorsaure erhalt man nach dem Aufweichen der rohen Masse mit Wasser, welches in diesem Falle viel leichter erfolgt, nicht sofort eine Aus- scheidung des Harzes , sondern eine homogene zahe Losung, die sich mit Wasser beliebig verdiinnen lafst.

Auf Zusatz von Salzsaure fallt zwar sofort eine copiose Ausscheidung heraus , die sich wieder harzartig vereinigt, allein auch diese zeigt fur neue Wassermengen wieder eine betrachtliche Loslichkeit, ist noch stark sauer, und wie es schcint eine Art Phosphorsiureverbindung. Um aus dieser das Harz zu gewinnen, verfahrt man am Besten so, dafs man sie in warmem Wasser ganz auflbet, dann bis rum

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92 Hlas i w et I u. Bart h , kiinstliche

Sieden erhitzt und aufgeschliimmten kohlensauren Baryt bis zum Aufhiiren des Brausens eintragt. Auf diesen Zusatz fillt neben dem sich bildenden phosphorsauren Baryt sofort das Harz heraus und bildet mit diesem und dem uberschiissigen kohlensauren Baryt ein klumpiges Gemenge , von welchem man die Flussigkeit abgieht. Es wird gewaschen, dann mit warmer verdiinnter Salzsaure behandelt , wieder geiivaschen und nun der Rest mit Alkohol ausgezogen. Die filtrirte, schon blau fluorescirende Losung wird mit Wasser unter Zusatz von etwas Salzsaure gefallt und das ausgeschiedene weifs- liche Harz lange gewaschen. Es enthalt aber nach dieser Behandlung immer noch kleine Mengen von Phosphorsaure. . Bis auf Spuren entfernt man diese durch Auflosen des Harzes in verdiinnter KaliIauge , Fallen des Harzes mit Salzslure, anhaltendes Waschen niit Wasser und oftere Wiederholung dieser Operation.

So lange es noch Phosphorsaure enthalt, ist das Harz selbst im Sauerstoffstrom nur sehr unvollkominen verbrennlich.

Die Analyse gab : 0,2373 Grm. Substsnz gaben 0,5955 KohlensiLiure und 0,1516 Wasser.

0,2278 n ,, 0,5745 n ,, 0,1435

Der Procentgehalt des Eugenharzes steht wieder in der Mitk zwischen dern der Eugensaure und dein einer nachst hohercn Sauerstoffverbindung :

Eugensiiure G,OH,ZQ, Ham ~ I o H I Z ~ : ,

C 73,2 F8,4 683 66,6

H 7,3 7 , l 7,1 616

und es lafst sich demnach, so wie das Bittennandelolharz, als ein Ucbergangsglied zweier uni ein Atom Sauorstoff differi- render Verbindungen betrachten.

Bei der trackenen Destillation erhiilt man ein kreosot-

0 19,5 - - 26,8

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Harzbildung. 93

artig riechendes Oel, welches eine griine Eisenreaction giebt, wiihrend ein anderer Theil verkohlt wird.

Mit Salpetersaure oxydirt liefert es fast nur Oxalsaure; mit Kali oxydirt dagegen. wie wir erwartet haben, betracht- liche Mengen Protocatechusaure neben etwas Essigslure. Die erhaltene Protocatechusaure gab bei der Analyse :

0,2988 Grm. lufttrockene Substmz verloren bei 100° 0,0313 Wasser. 0,2675 arm. Substsnz gaben 0,5316 Kohlensaure und 0,0974 Wasser.

B;H,Q, gefunden berechnet gefunden - c 5 4 3 54,2 G,HsQr -

H 3,9 4,o H , 0 10,5 10,5.

Das Harz ist in alkoholischer L6sung durch Bleizucker fallbar, aus dem Niederschlage aber wurde keine Ferulasaure erhalten.

Einige andere Oele, auf welche die Versuche mit der Phosphorsaure ausgedehnt wurden , verhielten sich etwas abweichend.

Cassiab'l wird von der Phosphorsaure sofort heftig an- gegriffen. Selbst bei guter aufserer Abkiihlung wird das Gemisch schwarz theerig , verdickt sich und wird endlich fest. Mit Wasser liefs sich die Masse nur sehr allmalig auf- weichen und beim Abfiltriren der sauren Fliissigkeit hinter- blieb eine grofse Menge einer braunen, brocklich-pulverigen, humusartigen Substanz, die getrocknet zu einem staubigen Pulver zerreiblich war, und sich in Alkohol, Aether und ver- diinnten Laugen n u r spurenweise loste.

Rautenol verandert durch Phosphorsaure beim Stehen in gelinder Warme seinen Geruch in einen terpentindartigen, wahrend der in dem Oel befindliche Kohlenwasserstoff un- verbunden die Masse durchtrankt.

Beim Aufweichen niit Wasser scheidet sich ein griin- braunes dickliches Oel ab. Gewaschen und in einer Schale

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94 HZasiwetB u. Barth, kiinstliche

auf dem Wasserbade erwarmt verflijchtigt sich d e r unange- griffen gebliebene Theil, und es hinterbleibt ein zuletzt sprdde werdendes dunkelbraunes Harz , welches mit Kali t rage und unvollkommen verschmilzt und als Oxydationsproduct nur Spuren einer krystallinischen Substanz nlit violelter Eisen- reaction giebt.

Ganz ahnlich verhielten sich Angelica01 und Kilmmelol. Guajacol giebt mit Phosphorsaure bis zur breiigen Con-

sistenz vermischt nach dem Stehen in d e r W a r m e eine fest- wciche Masse, die mit Wasser behandelt ein dickes Oel abscheidet, von welchem grofsere Wasserrnengen vie1 losen. Wahrscheinlich ist es eine Phosphorsaureverbindung. Ein Theil desselben rnit 5 Theilen .Kalihytlrat bis zur Wasserstoff- entwickelung verschmolzen und weiter behandelt wie friiher, gab reichlich Protocatecfiusaure.

Phenylalkohol lost vie1 Phosphorsaure auf und giebt damit eine bisher noch nicht beschriebene Verbindung, uber welche demnachst wei ter beriehtet werden wird.

Anis - Stearopten.

Bei einem, wenn auch in anderer Absicht angestellten Versuche haben wir gefunden, dafs das Stemopten d e s Anisols leicht und schnell seiner ganzen Menge naoh ver- harzt werden kann.

Wir suchten zu erfahren, ob sich dieses Stearopten, welches bekanntlich nach d e r Formel GloHlsO zusammen- gesetzt ist , nach dem jungst von P e l t z e r (diese Annalen CXXXVI, 197) und K e k u 1 e (diese Annalen CXXXVII, i62) beschriebenen Verfahren in ein Jodsubstitutionsproduct und dieses nach Art der Jodphenylsaure in ein Hydroxylsubsti- tutionsproduct verwandeln Iafst.

Man hatte so erhalten konnen : 61,HIIJQ + H o e = 610H1g0p + HJ.

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Harabildunq. 95

€10H120)2 aber ist die Formel der Eugensaure. In diesem Sinne behandelten wir Anisstearopten nach

der von K o r n e r (diese Annalen CXXXVII, 213) gegebenen Gleichung mit Jodsaure und Jod unter Zusatz von Kalilosung, so dafs die Fliissigkeit noch freies Jod enthielt.

Beim gelinden Erwarmen .schon verwandelte sich in wenig Augenblicken die ganze Quantitat des Stearoptens in eine b r i b e Harzmasse, die in der Warme fadenziehend, in der Kalte briichig und sprode war, die sich in siedendem Alkohol nur theilweise loste und deren unlBslicher , jodfrei befundener Theil von Aether aufgenommen wurde und da- durch gereinigt werden konnte.

Er war fast farblos und gab bei der Analyse : 0,2754 Grm. Substanz gaben 0,8120 Kohlensiinra und 0,1960 Wasser.

0,2525 ,, n 99 0,7446 n ,, 0,1828 In 100 Theilen :

C 80,4 80,4

H 7,9 8,O.

Das Anisstearopten verlangt C 80,1, H €41 und das Harz ist also nur um ein geringes sauerstoffreicher als dieses.

Mit Kali verschmolz es langsam und gab nur eine kleine, zur Analyse unzureichende Menge eines krystallisirten Kor- pers, der, so weit es aus den Eigenschaften geschlossen werden konnte, Anissaure war.

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111. Ueber die Eugensiiure;

von H. Hlasiwetz; und A. Grabowski. -

Vergleicht man die Formeln der Eugensaure und der Ferulasaure, so scheint es, dafs diese beiden Sauren in der- selben Beziehung stehen wie die Essigsaure und die Oxalsaure.