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81 Umweltbericht 2014 1 Grundlagen und Auswirkungen des Klimawandels auf globaler Ebene 1.1 Anthropogener Treibhauseffekt und globale Erwärmung 1.2 Folgen des Klimawandels 2 Der Klimawandel und die Rolle der Kommunen 2.1 Potenzial der Kommunen 2.2 Klimaschutz in Ludwigshafen 2.2.1 Umsetzung internationaler Vereinbarungen in Ludwigshafen 2.2.2 Klimaschutzbeauftragter, Klimaschutzbüro und Klimabeirat 2.2.3 Klimaschutzkonzepte für Ludwigshafen 2.2.4 Ludwigshafen als „Hauptstadt der Energieeffizienz“ 3 Klimaschutzmaßnahmen der Stadtverwaltung 3.1 CO 2 -Minderungsprojekte 3.2 Mobilität 3.2.1 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) 3.2.2 Fahrradverkehr 3.2.3 Car-Sharing 4 Klimaschutzmaßnahmen von TWL und GML 4.1 Müllheizkraftwerk und Fernwärmenetz 4.2 Technische Innovationen 4.3 Anreize zum Energiesparen 5 CO 2 -Minderungsprojekte der GAG 6 Klimaschutz im Rahmen privater Projekte im Stadtumbau 7 Weitere Kooperationspartner im Klimaschutz III Klimaschutz und Energieeinsparung

III Klimaschutz und Energieeinsparung · Nach Messungen aus Eisbohrkernen wissen wir, dass in den letzten 800.000 Jahren die Konzentration an CO 2in der Atmosphäre nie mehr als 300

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81 Umweltbericht 2014

1 Grundlagen und Auswirkungen des Klimawandels aufglobaler Ebene

1.1 Anthropogener Treibhauseffekt und globale Erwärmung1.2 Folgen des Klimawandels

2 Der Klimawandel und die Rolle der Kommunen2.1 Potenzial der Kommunen2.2 Klimaschutz in Ludwigshafen2.2.1 Umsetzung internationaler Vereinbarungen in Ludwigshafen2.2.2 Klimaschutzbeauftragter, Klimaschutzbüro und Klimabeirat2.2.3 Klimaschutzkonzepte für Ludwigshafen 2.2.4 Ludwigshafen als „Hauptstadt der Energieeffizienz“

3 Klimaschutzmaßnahmen der Stadtverwaltung3.1 CO2-Minderungsprojekte

3.2 Mobilität3.2.1 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)3.2.2 Fahrradverkehr3.2.3 Car-Sharing

4 Klimaschutzmaßnahmen von TWL und GML4.1 Müllheizkraftwerk und Fernwärmenetz4.2 Technische Innovationen4.3 Anreize zum Energiesparen

5 CO2-Minderungsprojekte der GAG

6 Klimaschutz im Rahmen privater Projekte imStadtumbau

7 Weitere Kooperationspartner im Klimaschutz

III Klimaschutz und Energie einsparung

1 Grundlagen und Auswir -kungen des Klimawandelsauf globaler Ebene

1.1 Anthropogener Treibhauseffektund globale Erwärmung

Der natürliche Treibhauseffekt ist Grund -lage des Lebens auf der Erde. Der in der At -mos phäre vorhandene Wasser dampf unddie natürlicherweise vorhandenen Treib haus -gase – hauptsächlich das Kohlendioxid – be -wir ken, dass die global gemittelte bodennaheLufttemperatur nicht -18 °C, sondern +15 °Cbeträgt. Gäbe es den natürlichen Treibhaus -effekt nicht, wäre die Erdoberfläche bis aufTeile der Tropen eisbedeckt.Die Temperaturen der Atmosphäre habensich im Laufe der Erdgeschichte mehrfachdeutlich verändert, zum Beispiel zwischenden Warm- und Eiszeiten. Diese Klima ge -schichte als natürliche Veränderung desKlimas über einen längeren Zeitraum be -zeichnet man auch als Klimawandel (imengeren Sinne). Sehr häufig wird aber unterKlimawandel nicht nur die natürliche, son-dern auch die zusätzlich durch den Men -schen verursachte (anthropogene) Ver än de -rung des Klimas im Sinne einer globalen Er -wärmung verstanden. Es ist Konsens, dassdieser anthropogene Treibhauseffekt diewichtigste Ursache für die globale Erwär -mung ist, da ohne ihn die gemessenen Tem -pe raturen nicht zu erklären sind. Der Tem -pe raturanstieg wird im Wesentlichen durchdas Verbrennen fossiler Brennstoffe und ingeringerem Maße auch durch die weltum-fassende Entwaldung verursacht. Dadurch

wird Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäreangereichert.Nach Messungen aus Eisbohrkernen wissenwir, dass in den letzten 800.000 Jahren dieKonzentration an CO2 in der Atmosphäre niemehr als 300 ppmV (parts per million, Teilepro Million Volumenanteil) betragen hat. DieKonzentration des CO2 ist seit Beginn derIn dustrialisierung stark angestiegen undhat im Mai 2013 erstmalig die Schwelle von400 ppmV überschritten. Dies ist wahr-scheinlich der höchste Wert seit mehrerenMillionen Jahren.

Als Hauptbeweis für die derzeitige globaleErwärmung gelten die seit etwa 1860 vorlie-genden weltweiten Temperaturmessungensowie die Auswertungen verschiedener Kli -ma archive. Die global gemittelten kombi-nierten Land- und Ozean-Oberflächen tem -pe raturdaten zeigen, berechnet als linearerTrend, einen Anstieg von 0,85 °C (± 0,2 °CFehlertoleranz) über den Zeitraum 1880 bis2012. Im Verlauf des längsten Zeitraums(1901 bis 2012), für welchen die Berechnung

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Beobachtete Veränderung der Oberflächen -temperatur 1901 bis 2012

von regionalen Trends ausreichend voll -stän dig ist, hat sich fast die ganze Erd ober -fläche erwärmt.

Am ausgeprägtesten ist die Erwärmung von1975 bis heute. 2010 war das wärmste Jahrseit Beginn der Aufzeichnungen, noch wär-mer als schon die Jahre 2005 und 1998. Inden Jahren 2001 bis 2010 lagen die Tem pe -ra turen im Durchschnitt 0,46 °C über demMittelwert von 1961 bis 1990. Damit war dieslaut WMO (World Meteorological Organi sa -tion - Weltorganisation für Meteorologie) diewärmste Dekade, die jemals registriertwur de. 2013 zählt zu den zehn wärmstenJah ren seit Beginn der Aufzeichnungen.

Man geht davon aus, dass – abhängig von denZuwachsraten aller Treibhausgase und demangewandten Modell – bis 2100 mit einerwei teren Zunahme der globalen Durch -

schnittstemperatur um 0,9 bis 5,4 °C zurechnen ist.Der dabei maßgebliche, allerdings auch dermit der größten Unsicherheit behaftete Pa -ra meter ist die Prognose über die zukünfti-ge Entwicklung der Weltwirtschaft. Da dasWirtschaftswachstum der Welt in der Ver -gan genheit stark mit dem Verbrauch an fos-silen Energieträgern korrelierte und diesauch in der näheren Zukunft erwartet wer-den kann, erklärt sich hieraus auch die rela-tiv große Bandbreite der von den Klima to lo -gen prognostizierten Erwärmung. Aller -dings geht der 2014 veröffentlichte zweiteTeil des fünften Berichts des Welt klima -rates IPCC davon aus, dass nur bei einemSzenario mit sehr ambitioniertem Klima -schutz die Möglichkeit besteht, die globaleErwärmung unterhalb von 2 °C gegenüberdem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.Bei unverändertem Emissionswachstummit einem globalen Temperaturanstieg von4 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveaubestünden hingegen sehr hohe Risiken fürMensch, Gesellschaft und Ökosysteme.

1.2 Folgen des KlimawandelsDie Folgen des Klimawandels sind außeror-dentlich vielfältig. Betrachtet man zunächstnur die Temperaturentwicklung, so mussman feststellen, dass die Erwärmung – siehtman von wenigen Regionen ab – weltweiter folgt, aber in sehr ungleichem Maße. DieLuft über Landflächen erwärmt sich allge-mein stärker als über Wasserflächen.Folglich stiegen die Temperaturen auf derNordhalbkugel, auf der sich ein Großteil der

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Beobachtete globale mittlere kombinierteLand- und Ozean-Oberflächentemperatur -abweichung 1850 bis 2012

Landflächen befindet, in den vergangenenhundert Jahren stärker an als auf der Süd -halb kugel. Besonders deutlich fiel die Er -wär mung in der Arktis aus. Dort war sie imjährlichen Mittel etwa doppelt so hoch wieim globalen Durchschnitt. Die Folgen sindUm weltveränderungen wie die verringerteSchnee bedeckung, der steigende Meeres -spiegel und die Gletscherschmelze. Über den (ungleichen) Temperaturanstieghin aus werden sich Wetterextreme wieHoch wasser, Stürme und Dürren häufen.Eine Erwärmung oberhalb von 2 °C birgt zu -dem erhöhte Risiken für das Aussterbenzahl reicher Tier- und Pflanzenarten, derenLebensräume nicht länger ihren Anforde -run gen entsprechen. Diese Arten werdenver drängt oder können aussterben, wenn sieden sich geografisch schnell ver schie ben denÖkozonen nicht folgen können. Deshalb istes notwendig, die globale Erwärmung aufnicht mehr als 2 °C zu begrenzen.

Die Maßnahmen, die der unnatürlichen glo-balen Erwärmung entgegenwirken und ihreFolgen abmildern und begrenzen sollen,werden mit dem Sammelbegriff „Klima -schutz“ bezeichnet. Neben der Ver rin ge -rung des Verbrauchs fossiler Brennstoffesind Maßnahmen zur Anpassung an denunvermeidlichen Klimawandel nötig, wieetwa Deichbau und Katastrophenvorsorge.

Zur Begrenzung der CO2-Emissionen habensich die Staats- und Regierungschefs derEuropäischen Union (EU) 2007 auf das Zielverständigt, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr

2020 um mindestens 20 Prozent zu senken(im Vergleich zu 1990). Zwischenzeitlich hatdie EU angeboten, ihre Emissionen bis 2020nicht nur um 20 Prozent, sondern um 30Prozent zu senken, wenn sich auch anderewichtige Volkswirtschaften weltweit dazuverpflichten, einen angemessenen Beitragzu leisten. Ferner hat sie neue klima- undenergiepolitische Ziele für 2030 vorgeschla-gen, die Folgendes umfassen:• Verringerung der Treibhausgas-Emis -sionen um 40 Prozent (gegenüber 1990)

• Erhöhung des Anteils erneuerbarer Ener -gien auf mindestens 27 Prozent

• weitere Verbesserung der Energie effi -zienz

Dieser Vorschlag wird derzeit von den natio-nalen Regierungen und dem EuropäischenParlament erörtert.

Deutschland hat sich im Klimaschutz ambi-tionierte Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2020soll der Ausstoß von Treibhausgas-Emis -sionen gegenüber dem Basisjahr 1990 um40 Prozent, bis 2050 um 80 bis 95 Prozentreduziert werden. Mit dem Energiekonzeptvon 2010, das auf dem Integrierten Energie-und Klimaprogramm von 2007 aufbaut, wur-den, neben den Zielen zur Reduktion derTreibhausgas-Emissionen, auch solche zumAusbau der erneuerbaren Energien und fürEnergieeffizienz festgeschrieben. ZentralesAnliegen des Energiekonzeptes ist es, eineklimafreundliche, zuverlässige und bezahl-bare Energieversorgung für Deutschland zugewährleisten. Auf dieses Ziel hat sich auchdie Bundesregierung im Koalitionsvertrag

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von 2013 verständigt. Aktuelle Projektionen(2014) gehen davon aus, dass durch die bis-her beschlossenen und umgesetzten Maß -nah men bis 2020 eine Minderung der Treib -haus gase um etwa 33 Prozent erreicht wer-den kann. Um die Lücke von sieben Pro -zent punkten zu schließen, soll ein „Ak tions -programm Klimaschutz 2020“ weitere Maß -nah men benennen, die das Erreichen desdeut schen Klimaschutzziels für 2020 sicher -stellen.

In Rheinland-Pfalz sollen die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2020 ebenfalls um40 Prozent im Vergleich zu den Ge samt -emis sionen im Jahr 1990 gesenkt werden.Bis zum Jahr 2050 wird gar Klimaneutralitätangestrebt, mindestens soll aber eine Sen -kung von 90 Prozent erreicht werden. Ge -setz liche Grundlage stellt hier das Lan des -ge setz zur Förderung des Klimaschutzes(Lan desklimaschutzgesetz – LKSG) dar, dasim August 2014 in Kraft getreten ist.

85 Umweltbericht 2014

Treibhausgas-Emissionen in Deutschland seit 1990 nach Gasen

2 Der Klimawandel und dieRolle der Kommunen

2.1 Potenzial der KommunenDie bisherigen Analysen der regionalisier-ten Klimagutachten aus Deutschland undanderen europäischen Ländern bestätigen,dass folgende Aspekte der Klimaent wick -lung für die Stadtentwicklung und den Ge -bäudebereich von besonderer Bedeutungsind:• Anstieg der Jahresdurchschnitts tem pe -ra turen, besonders im Winterhalbjahr

• Zunahme von Hitzewellen im Sommer• Veränderungen im Wasserhaushalt (som -merliche Trockenheit, winterliche Zu nah -me der Niederschlagsmenge)

• Zunahme von Starkniederschlägen, ins-besondere im Winter

• Steigende Hochwassergefahr im Winterund Frühjahr

• Zunahme von Winterstürmen• Zunahme von Gewittern mit Hagel, Stark -regen und Starkböen

Der bevorstehende Klimawandel stellt auchdie Kommunen vor Herausforderungen, diesowohl den Klimaschutz, das heißt die Re -duk tion der Treibhausgas-Emissionen, alsauch Anpassungsstrategien (Adaptation) undStrategien zur Wirkungsminderung (Mitiga -tion) betreffen. Während schon seit mehre-ren Jahren die Auseinandersetzung mit demKlimaschutz geführt wird, rücken die The -men Anpassung und Wirkungsmin de rungerst nach und nach ins Bewusstsein derkommunalen Ebene. Bisher wurde meist

ver drängt, dass der Klimawandel stattfin-den wird und dass es dringend notwendigist, sich auf diesen einzustellen. In Deutschland wurde im Jahr 2008 die„Deutsche Anpassungsstrategie an denKlima wandel“ (DAS) erarbeitet. Darin wer-den zunächst die Grundsätze der Strategie,die zu erwarteten Klimaänderungen (welt-weit und für Deutschland) und die damitver bundenen möglichen Auswirkungen so -wie der Umgang mit Unsicherheiten darge-legt. Darüber hinaus werden für 15 Hand -lungs felder wie etwa Mensch, Boden oderWas serhaushalt mögliche Klimafolgen kon-kretisiert und Handlungsoptionen skizziert,der internationale Kontext und der deutscheBeitrag zur Anpassung in anderen Teilen derWelt umrissen sowie die nächsten Schrit tezur Weiterentwicklung der Deutschen An -pas sungsstrategie beschrieben.2012 wurde der „Aktionsplan Anpassung zurDeutschen Anpassungsstrategie an denKlimawandel“ aufgelegt. Mit diesem wirddie DAS mit konkreten Aktivitäten unterlegtund weiterentwickelt. Auch das Kom pe tenz -zentrum „Klimafolgen und Anpassung“(KomPass) entwickelt die DAS weiter undfördert ihre Umsetzung. KomPass konzi-piert und fördert Forschungsprojekte zu Kli -ma risiken und -anpassung für ein zukunfts-fähiges, klimaresilientes Deutschland. AufBasis interner und externer Forschungs er -geb nisse werden die Verwundbarkeit vonSektoren und Regionen bewertet sowieRisiken und Chancen identifiziert und Hand -lungserfordernisse abgeleitet. Es sorgt fürTransparenz, Information und Beratung

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über die Folgen des Klimawandels und wen-det sich an Politik, Entscheidungsträger unddie Öffentlichkeit. Das Kompetenzzentrumkoordiniert und betreibt eigene Forschung,bereitet die Daten und Erkenntnisse auf undmacht Vorschläge für notwendige Anpas -sungs maßnahmen an den Klimawandel.Seit 2010 hat auch Rheinland-Pfalz ein eige-nes Kompetenzzentrum für Klimawandel -folgen. Dieses forscht zu den Folgen desKli ma wandels und entwickelt Anpassungs -optionen. Darüber hinaus betreibt es einKli ma wandelinformationssystem.

Kommunaler Klimaschutz ist ein Schwer -punkt der Nationalen Klimaschutzinitiativedes Bundesumweltministeriums (BMUB).Von 2008 bis Ende 2012 wurden rund 12.300Projekte unterschiedlicher Größe gefördert.Die Grundlage für diese Förderung bildetseit 2008 die „Richtlinie zur Förderung vonKlimaschutzprojekten in sozialen, kulturel-len und öffentlichen Einrichtungen“, kurzKommunalrichtlinie. Im Rahmen dieserKom munalrichtlinie können sowohl Kom mu -nen und Landkreise als auch Kirchen undBil dungseinrichtungen Förderung für dieAktivitäten im kommunalen Klimaschutz fürihre Projekte erhalten. Mit Hilfe dieser För -de rung konnte die Stadt Ludwigshafen bei-spielsweise zwei Klimaschutzkonzepte er -stel len lassen (vergleiche Unterkapitel 2.2.3).

Die Kommunen haben erkannt, dass siewichtige Akteure im globalen Klimaschutzdarstellen: Jeder verbraucht Energie, jederlebt in einer Kommune. Kommunen sind vongroßer Bedeutung im öffentlichen Sektor:Rund 54 Prozent der staatlichen Investiti o -nen werden von ihnen getätigt. Eine umfas-sende Klimaschutzpolitik ist also ohne die-sen großen Teil des Staates nicht denkbar.Versteht man Klimaschutz als Quer schnitts -aufgabe, so gibt es nahezu kein kommuna-les Tätig keits feld, das nicht auch Einflussauf die Men ge der Treibhausgas-Emis sio -nen hat – seien es nun eigene Emissionender Kommune, seien es durch kommunaleEntscheidungen vermiedene oder verur-sachte Emissionen der Privaten. Denn dielokale politische Ebe ne steht den Ein woh -nerinnen und Ein woh nern am nächsten undkann diese mit einbeziehen.

Energieeinspar- und Klimaschutzmaßnah -men sind jedoch nicht nur zum Erhalt desKlimas wichtig, sie bringen einer Kommuneauch ganz konkrete Vorteile und entlastenden städtischen Haushalt durch die Ein -sparung von Energiekosten.Als weitere Vorteile sind zu nennen:• Belebung der lokalen Wirtschaft• Verbesserung der Lebensqualität• Versorgungssicherheit und Unabhängig -keit

• Imagepflege

87 Umweltbericht 2014

2.2 Klimaschutz in Ludwigshafen2.2.1 Umsetzung internationaler

Vereinbarungen in Ludwigshafen

Klima-Bündnis

Die Stadt Ludwigshafen ist seit 1995 Mit -glied des Klima-Bündnisses. Dieses Klima-Bünd nis der europäischen Städte mit indi-genen Völ kern der Regenwälder/Alianza delClima e.V. ist Europas größtes Städte netz -werk zum Klimaschutz und hat sich den Er -halt des globalen Klimas als Ziel gesetzt.Die Mitglieder haben sich die Reduktion vonklimaschädlichen Treibhausgasen als Zielge setzt und sind zum Erhalt der Regen wäl -der eine Part ner schaft mit den indigenenVölkern des Ama zonasbeckens eingegan-gen. In der Pra xis wird dieses Ziel verfolgtdurch die Erar bei tung und Umsetzung vonKlimastrategien, insbesondere in den Be -reichen Energie und Verkehr. Im Fokus ste-hen außerdem die Öf fent lichkeitsarbeit zumSchutz der Regen wäl der und damit derVerzicht auf die Nut zung von Tropenholz ausRaubbau. Auch die Stadt Ludwigshafen hatsich damit verpflichtet, kontinuierlich dieTreibhausgas-Emis sio nen zu vermindern.Ziel ist es, die CO2-Emis sionen alle fünfJahre um zehn Prozent zu reduzieren.

Konvent der Bürgermeister/innen

Im Jahr 2011 ist Ludwigshafen dem Covenantof Mayors (Konvent der Bürgermeis ter/in nen)beigetreten. Dies ist eine europäische Be we -gung, im Rahmen derer sich die beteiligtenStädte freiwillig zur Steigerung der Energie -effizienz und Nutzung nachhaltiger Energie -quellen verpflichten. Selbst auferlegtes Zielder Unterzeichner des Konvents ist es, dieener giepolitischen Vorgaben der Europä -ischen Union zur Reduzierung der CO2-Emis -sionen von zwanzig Prozent bis zum Jahr2020 noch zu übertreffen. Unter den derzeitknapp 5.500 Unterzeichnern des Konvents fin -den sich sowohl kleine Gemeinden als auchgroße Metropolen wie London oder Paris.Damit aus politischen Verpflichtungen kon-krete Maßnahmen und Projekte entstehen,fer tigen die Unterzeichner eine Basis-Emis -sions bilanz an und legen innerhalb eines Jah -res einen Aktionsplan für nachhaltige Energiemit den wichtigsten geplanten Maßnahmenvor. Diesen Aktionsplan hat Lud wigshafen aufBasis des ersten Klima schutzkonzeptes(siehe Unterkapitel 2.2.3) 2013 erstellt.

EU-Projekt CITyFiED

Seit 2014 arbeitet die Stadt Ludwigshafenam CITyFiED Projekt mit. Ziel des EU-Pro -

88Umweltbericht 2014

jekts ist es, eine integrierte und systemi-sche Strategie für die Gestaltung von intelli-genten Städten der Zukunft zu entwickeln,um unter anderem andere Städte zur Nach -ahmung anzuregen. Zentraler Bestandteildes Konzepts ist die Reduzierung des Ener -gie bedarfs und der Treibhausgas-Emis sio -nen bei gleichzeitiger Erhöhung des Anteilsan erneuerbaren Energien. Innovative Tech -no logien und Methoden bilden die Basis füreine nachhaltige Sanierung, intelligenteNet ze, Fernwärmenetze und Mobilität. DieStadt Ludwigshafen fungiert dabei als einevon zehn europaweit ausgewählten CityCluster Partnern. Diese Kommunen beglei-ten und bewerten die in weiteren drei „Ver -suchsstädten“ (Duero-Valladolid in Spanien,Soma in der Türkei und Lund in Schweden)durchgeführten Maßnahmen und überneh-men gegebenenfalls bewährte Ideen.

2.2.2 Klimaschutzbeauftragter, Klima-schutzbüro und Klimabeirat

Quintessenz aller Diskussionen innerhalbdes Klima-Bündnisses ist die Erkenntnis,dass Klimaschutz eine „Quer schnitts auf -gabe“ ist, die alle Bereiche innerhalb derStadt betrifft und somit im Verbund mit denlokalen Akteuren zu sehen ist. Daher istauch eine breit angelegte Kommunikationnot wendig. Um die Aktivitäten der Stadt zukoordinieren und den Klimaschutz auch inder Metropolregion voranzubringen, hattedie Stadt im Juni 2008 einen Klima schutz be -auftragten ernannt. Das dort angesiedelteKlimaschutzbüro wurde 2014 durch dieEinstellung einer Klimaschutzkoordinatorin

personell aufgestockt. Die wichtigste Auf gabevon Klimaschutzbeauftragtem und Klima -schutzbüro ist die Zusammenführung derzahlreichen innerhalb und außerhalb derVer waltung mit den Fragen des Klima schut -zes befassten Bereiche in einer Strategie.Unterstützt wird die Stadt dabei vom Klima -bei rat, der Anfang 2012 gegründet wurde. Indie sem 15-köpfigen Gremium sind hoch ran -gi ge Vertreter beziehungsweise Umwelt ex -per ten verschiedener Institutionen und Fir -men vertreten, die da sind: TWL, GML Ab fall -wirtschaftsgesellschaft mbH, GAG, BASFWohnen + Bauen GmbH (ehemals LUWOGE),BASF SE, Saint-Gobain ISOVER G+H AG,RNV, E2A, Kreishandwerkerschaft, IHK Pfalz,Initiative Lokale Agenda 21 e.V. (ILA), IFEU-Institut sowie Prof. Dr. Seiler, ehemals Di -rek tor des Instituts für Metorologie undKlima forschung. Hinzu kommen der Bau- undUmweltdezernent und der Klima schutz be -auftragte der Stadt Ludwigshafen.

Der Klimabeirat tagt einmal im Jahr unddis kutiert die Ausrichtung des Klima schut -zes in Ludwigshafen. Dabei dient der Beiratals Informations- und Kommunikations -platt form für die Aktionen der vertretenen

89 Umweltbericht 2014

Mitglieder des Klimabeirats Ludwigshafen mitder Oberbürgermeisterin 2012

Institutionen beziehungsweise Partner zumThema Klimaschutz. Der Klimabeirat be -schließt gemeinsame Maßnahmen und Ak -tio nen. Der Erfolg der Maßnahmen wird vomInstitut für Energie- und UmweltforschungHeidelberg (IFEU) im Rahmen einer CO2-Bi -lan zierung überwacht.

2.2.3 Klimaschutzkonzepte für Ludwigshafen

Integriertes Klimaschutzkonzept 2020Zunächst musste eine Basis für die zukünf-tige Ausrichtung der Klimaschutzaktivitätenin Ludwigshafen geschaffen werden. Daherwurde im Zeitraum von November 2009 bisApril 2011 vom Institut für Energie- undUm weltforschung Heidelberg (IFEU) im Auf -trag der Stadt Ludwigshafen das IntegrierteKlimaschutzkonzept 2020 erstellt. Gemein -sam mit dem Klimaschutzbeauftragten derStadt Ludwigshafen und zahlreichen Akteu -ren, darunter die Wohnungsbaugesell schaf -ten, die städtischen Tochtergesellschaften,Kirchen, Verbände und Institutionen, wur-den in vier Workshops über 50 Maßnahmenerarbeitet. Dazu gehörten eine offensive In -for mation, vernetztes Handeln und die Fest -legung von ökologischen Standards in un -ter schiedlichen Bereichen.

Um Ansatzpunkte und Handlungsoptionenfür den Maßnahmenkatalog entwickeln zukön nen, hatte das IFEU-Institut in einemersten Schritt die CO2-Emissionen der StadtLudwigshafen aus den Sektoren privateHaus halte, Gewerbe und Industrie (ohneBASF SE) aus dem Jahre 2008 mit der Bi -

lanz aus dem Jahre 1995 verglichen. Damitkonnte aufgezeigt werden, welche Klima -schutz effekte in Ludwigshafen durch diebis herigen Rahmenbedingungen und Aktivi -täten aufgetreten sind. Das Resultat war,dass in diesen Jahren 14 Prozent der CO2-Emis sionen vermieden werden konnten. Zudieser positiven Entwicklung hatten maß-geblich Einsparungen der Industrie, derGML Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH undTWL sowie die energieeffizienten Woh -nungs sanierungen der GAG und der BASFWohnen + Bauen GmbH beigetragen.

In einem zweiten Schritt wurde auf Basisvon Potenzialanalysen zwei verschiedeneSze narien berechnet. Eines, das so genannteTREND-Szenario, zeigte auf, was ge schieht,wenn die Bemühungen um den Klima schutzin gleicher Intensität weiter lau fen würdenwie bisher (business as usual). Das andere,das so genannte KLIMA-Szenario, setztevor aus, dass zusätzlich die im Klima schutz -konzept vorgeschlagenen weitreichendenMaßnahmen im Effizienzbereich und bei der

90Umweltbericht 2014

CO2-Szenarien Ludwigshafen 2020 nach Energie -träger (ohne BASF SE)

Energieversorgung umgesetzt würden. DasErgebnis im TREND-Szenario war, dass diegesamten Ludwigshafener CO2-Emissionenbis zum Jahr 2020 gegenüber 2008 um sie-ben Prozent (das entspricht 57.000 TonnenCO2) sinken würden. Im KLIMA-Szenariokäme es durch die Umsetzung von weitrei-chenderen Maßnahmen insgesamt zu einerCO2-Minderung von 22 Prozent (193.000Tonnen).

Auf Grundlage des Klimaschutzkonzepteswurde ein Aktionsplan für den „Konvent derBürgermeister/innen“ (vergleiche Unter ka -pi tel 2.2.1) erarbeitet, welcher die Um set -zung von zunächst 31 Maßnahmen fest-schreibt, darunter auch solche durch andereKooperationspartner im Klimaschutz. 22 die -ser Maßnahmen wurden umgesetzt bezie-hungsweise befinden sich in der Um set -zung, davon 18 durch die Stadtverwaltung,wie beispielsweise die Gründung des er -wähn ten Klimabeirats, die Schaffung einerneuen Stelle im Klimaschutzbüro, die An -lage eines Klimawäldchens, die Teilnahmeam Pilotprojekt Eco-Drive, die Einrichtungeines Solarkatasters sowie die Erstellungdes Klimaschutz-Teilkonzeptes „Klima -freund liche Mobilität“.

Klimaschutz-Teilkonzept „Klima freund -liche Mobilität“Da etwa 20 bis 25 Prozent der Treibhaus -gas-Emissionen auf dem Territorium einerKom mune durch den Verkehr verursachtwer den, wurde dieser wichtige Bereich ge -sondert untersucht. Im Jahr 2012 beauftrag-

te die Stadt Ludwigshafen erneut das IFEU-Institut mit der Erstellung eines Kli ma schutz-Teilkonzeptes zum Thema „Klima freundlicheMobilität“. In diesem wurde un ter sucht, wieEmissionen speziell im Be reich des Ver kehrsgemindert werden können. IFEU ermittelte zunächst den Endenergie -ein satz im Verkehr. Dieser betrug 2011 rund949 GWh. Insgesamt kamen etwa 77 Prozentdes Endenergieverbrauchs aus dem Per so -nen verkehr, den größten Anteil hatte mit 72Pro zent der Pkw-Verkehr. Die übrigen 23 Pro -zent entfielen auf den Güterverkehr, unddabei zu 81 Prozent auf den Verkehr mitleichten und schweren Lkw.Anhand der verbrauchten Energie und spe-zifischer Emissionsfaktoren lassen sich ausder Endenergiebilanz die Treibhausgas-Emis sionen ermitteln, die vom motorisier-ten Verkehr in Ludwigshafen ausgehen.Demnach wurden im Jahr 2011 durch moto-risierte Verkehrsmittel in Ludwigshafen ins-gesamt 292.000 Tonnen CO2-Äquivalenteemittiert. Ähnlich zum Endenergiever -brauch war der Pkw-Verkehr mit 70 ProzentHaupt emittent.

91 Umweltbericht 2014

Aufteilung der Treibhausgas-Emissionen Verkehr

Analog dem ersten Klimaschutzkonzeptbeleuchtete das IFEU-Institut zwei verschie-dene Szenarien: Im so genannten TREND-Szenario wurde dargestellt, wie sich dieTreibhausgas-Emissionen des Verkehrs inLudwigshafen ohne zusätzliche Maßnahmenbis zum Jahr 2030 entwickeln würden. DasKLIMA-Szenario zeigte die Reduktionspo -ten ziale von zusätzlichen, ambitioniertenKlimaschutzmaßnahmen auf. Das Ergebnisim TREND-Szenario war, dass die aus demSektor Verkehr stammenden Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2030 gegenüber2011 um 22 Prozent sinken würden. ImKLIMA-Szenario käme es durch die Um set -zung von ambitionierten Maßnahmen insge-samt zu einer Minderung von 39 Prozent.Dies könnte allerdings nur erreicht werden,wenn gleichzeitig auch Bund und Land ihreAnstrengungen zur Erreichung der nationa-len und europäischen Energie- und Klima -ziele im Verkehr intensivierten. Aus Gutach -ter sicht empfiehlt sich für Ludwigshafenda her ein Klimaschutzziel für den Verkehr,das zwischen beiden Szenarien angesiedeltist: So sollen bis zum Jahr 2030 30 Prozentder Treibhausgas-Emissionen gegenüber2011 eingespart werden, bis 2050 bis zu 60Prozent.

Gemeinsam mit dem Klimaschutzbeauf -trag ten der Stadt Ludwigshafen und zahlrei-chen Akteuren, die einen Bezug zum Ver -kehr in Ludwigshafen haben, wurden insge-samt 62 Maßnahmen erarbeitet, von denenzwölf eine hohe Gesamtpriorität aufweisen.Die wichtigsten Emissionsminderungsan -

sätze sind dabei „Verkehr vermeiden“ und„Verkehr verlagern“. Das Teilkonzept liegtnun in seiner Endfassung vor und wird 2015in den kommunalen Gremien vorgestelltwerden.

2.2.4 Ludwigshafen als „Hauptstadt der Energieeffizienz“

Energiesparen, regenerative Energien undenergieeffiziente Bauweise gewinnen imBausektor immer mehr an Bedeutung. Inder Industriestadt Ludwigshafen am Rheinwerden Technologien und Materialien sowieProjekte im Bereich Wohnungsneubau undAltbausanierung umgesetzt, die zum Teilwelt weit auf Resonanz stoßen. Fachleute aufdiesem Gebiet sprechen deshalb davon, dassLudwigshafen die „Hauptstadt der Energie -effizienz“ sei. Ortsansässige Firmen wie dieBASF SE oder Saint Gobain Isover G+H AGhaben die Entwicklung der Dämmtechnikmaßgeblich vorangetrieben und stellen eini-ge der effizientesten Dämmstoffe weltweither.

Eine Vorreiterrolle beim energieeffizientenBauen haben die Ludwigshafener Woh -nungs bauunternehmen wie das der BASF SE(BASF Wohnen + Bauen GmbH) oder diestädtische Toch ter GAG, deren Energiespar -maß nah men in Kapitel 5 vorgestellt werden. Über die Stadt- und Landesgrenzen hinausbekannt wurde das von der BASF Wohnen +Bauen GmbH entwickelte europaweit erste3-Liter-Haus im Bestand. Durch innovative,größtenteils aus Ludwigshafen stammendeEnergie- und Dämmtechnik hat dieses im

92Umweltbericht 2014

Jahres durch schnitt nur einen Heiz energie -be darf von drei Liter Heizöl pro Quadrat -meter Wohn fläche. Dem 3-Liter-Haus folgten bald die 1-Liter-Häuser, Stadtreihenhäuser im Brunck vier -tel sowie das Null-Heizkosten-Haus in derPfingstweide. Die BASF Wohnen + Bauen GmbHhat bei letzterem ein Konzept entwickelt, dasden Energieverbrauch durch energetische

Mo der nisierungsmaßnahmen auf ein tech-nisch-wirtschaftliches Optimum senkt. DieRestenergie wird durch Nutzung regenera-tiver Energiequellen gewonnen. Die Kos tender eingesparten Energie werden zur Re fi -nan zierung benutzt. So fallen die Kos ten fürBeheizung und Warmwasser be reitung voll-ständig aus den Betriebskosten heraus.2011 wurde mit der Modernisierung der ausdem Jahr 1923 stammenden Hohenzollern-Höfe im Stadtteil Friesenheim begonnen. Invier Bauabschnitten wird das Gebäude -ensemble saniert und auf den energetischenStand von modernen Energieeffi zi enz -häusern gebracht. Es entstehen 200 Woh -nun gen mit unterschiedlichen Grundrissenfür verschiedene Ansprüche und Lebens -situationen. Das Projekt veranschaulicht aufbeispielhafte Art und Weise, dass Energie -effizienz und Denkmalschutz vereinbar sind.

93 Umweltbericht 2014

Null-Heizkosten-Haus der BASF Wohnen + Bauen GmbH

Ein Eckgebäude der Hohenzollernhöfe vor der Sanierung und eines nach der Sanierung

Im Folgenden sollen sowohl die Projekteder Stadt Ludwigshafen als auch der Tech -ni schen Werke Ludwigshafen (TWL) und derAktiengesellschaft für Wohnungs-, Gewer be-und Städtebau (GAG) dargestellt werden, dasie als Töchter beziehungsweise starkePart ner der Stadt tätig sind.

3 Klimaschutzmaßnahmender Stadtverwaltung

Ein entscheidendes Element, um die Klima -schutzaktivitäten in einer Kommune zu ver-deutlichen, stellt die CO2-Bilanz dar. Auf -grund der Vielzahl der umgesetzten Maß -nahmen der letzten Jahre muss diese aktu-alisiert werden. Sinnvollerweise sollte dies2015 erfolgen, da zu diesem Zeitpunkt eineMethode zur Harmonisierung von CO2-Bi -lanzen erstellt wird, welche zu einer besse-ren Vergleichbarkeit der Kommunen führenwird.

3.1 CO2-MinderungsprojekteHier stehen Fragen der Minderung derTreibhausgas-Emissionen und der Energie -ein sparung in öffentlichen Liegenschaftender Stadt Ludwigshafen im Vordergrund.Die folgenden Angaben beruhen im We sent -lichen auf dem Energiebericht 2011.

EnergiewirtschaftEine der Kernaufgaben des Teams Energie -wirt schaft im städtischen Bereich Gebäude -management ist es, die Energieeffizienz imBestand und bei Neubauten zu steigern undgleichzeitig den Einsatz von regenerativen

Energien zu erhöhen. Dadurch werden dieKos ten nachhaltig optimiert und CO2-Emis -sionen verringert.Unter anderem werden von der Energie wirt -schaft laufend notwendige Maßnahmen zurCO2-Senkung initiiert: Zählerkontrolle bei al -len Schulen, Kindertagesstätten und wei te renstädtischen Gebäuden, Vor-Ort-Be ge hun genund Berichtswesen über gefundene Op ti mie -rungs möglichkeiten beispielsweise bei Hei -zungsregelung, Beleuchtung oder wärme -schutz tech nischen Mängeln. Bei allen Neu -bau vor ha ben wird ein Energiekonzept unterEin be zie hung aller relevanten Gewerke ent-wickelt (Stichwort: Integrale Planung). Sowird durch Einflussnahme auf die Aus rich -tung des Ge bäu des nach Süden und durch dieArchitektur selbst auch der Nutz wärme ver -brauch im Heiz fall begrenzt. Der Son nen -schutz ist so zu pla nen, dass tagsüber derEin satz von Kunst licht vermieden werdenkann. Der Anteil der Strom- und Wär me -erzeugung aus erneuerbaren Energien wirdkontinuierlich gesteigert. Bei notwendig wer -dender Moderni sie rung von Wärme er zeu -gungsanlagen und im Neu bau wird derEinsatz von Biomasse-Energie verstärkt indie Betrachtungen einbezogen.

FernwärmeSeit dem Jahr 2008 wird in diversen städti-schen Einrichtungen die Umstellung vonHeizöl und Erdgas auf Fernwärme vorge-nommen. Dabei wird das Fernwärmeaus -bau programm der Technischen Werke Lud -wigs hafen (TWL) genutzt (vergleiche Unter -kapitel 4.1). Im Rahmen des Fernwärme-

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Aktionsangebotes von TWL konnten veralte-te Heizanlagen mit geringen Kosten oderauch gänzlich kostenneutral auf Fernwärmeumgestellt werden. Durch die Umstellungreduzieren sich neben den Betriebskostenauch die Kosten für Unterhalt, Wartung undInstandsetzung. Zudem können die CO2-Emissionen deutlich gesenkt werden.

„dasHaus“In dem im Jahr 1965 errichteten Gebäude inder Bahnhofstraße sind das Kulturzentrum„dasHaus“ sowie das „Haus des Jugend -rechts“ (JuReLu) un ter gebracht. Die Wär -me versorgung erfolgte bis 2012 über zweimit Erdgas befeuerte Heiz kessel aus denJahren 1964 und 1991.Im Rahmen des TWL-Fernwärmeaus bau -pro gramms erfolgte im Februar 2013 dieUmstellung auf Fernwärme mit der Optionzu einem späteren Zeitpunkt noch ein erd-gasbetriebenes Blockheizkraftwerk zu in -stal lieren. Durch die gesteigerte Energie -effi zienz und den geringeren CO2-Faktorvon Fernwärme gegenüber Erdgas könnendadurch die CO2-Emissionen um durch-schnittlich 200 Tonnen pro Jahr gesenktwerden.

Kraft-Wärme-Kopplung/Blockheiz -kraftwerkeEin Blockheizkraftwerk (BHKW) ist ein Kraft -werk, das elektrischen Strom und Wärmeerzeugt. Es setzt dazu das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ein, bei der bislangungenutzte, bei der Produktion von Stromentstehende Abwärme zu Heiz zwecken

genutzt wird. Der höhere Gesamt nut zungs -grad gegenüber der herkömmlichen Kom bi -nation von lokaler Heizung und zentralemGroßkraftwerk resultiert aus der Nutzungdieser Abwärme der Stromer zeu gung direktam Ort der Entstehung. Daher werden BHKWvorzugsweise am Ort des Wärme verbrauchsbetrieben beziehungsweise die Nutzwärmewird in ein Nah wär me netz eingespeist. ImHallenbad-Süd wird seit 2004 ein BHKW imAuftrag der Stadt von TWL über einen Be -triebs führungsvertrag betrieben.

Im Rahmen der 2006 erfolgten Hei zungs -modernisierung (Brenn wertkessel) in derRup prechtschule wurde in 2007 ebenfallsein BHKW vom Bereich Gebäude mana ge -ment installiert. Mit der 200.000 Euro teurenInvestition sinkt nicht nur der Gasverbrauchum zehn Prozent. Zudem werden mit derAnlage jährlich rund 200.000 kWh Stromproduziert. Durch diese Maßnahme werdendie CO2-Emissionen um jährlich 135 Tonnengesenkt. Die Anlage hat sich inzwischenamortisiert.

95 Umweltbericht 2014

BHKW in der Rupprechtschule

Auch beim Ludwigshafener Zentrum fürindi viduelle Erziehungshilfe (LuZiE) ist seit2014 ein BHKW im Einsatz. Unter Berück -sich tigung des Platzangebotes, des Inves ti -tionsbedarfs, der Betriebsführungskostenso wie der monatlichen Verbrauchswerte fürStrom und Erdgas erwies sich die VarianteBHKW in Kombination mit einem Brenn -wert-Heizkessel sowohl wirtschaftlich alsauch ökologisch als günstigstes Konzept.Die Anlage wird mit einem Pufferspeicherbetrieben, um möglichst lange Laufzeitendes BHKWs bei gleichzeitig möglichst weni-gen Einschaltvorgängen zu erzielen. Durchdas neue Versorgungskonzept wird die ge -samte Wärmegrundlast inklusive Warm -was serbereitstellung jahresdurchgängigallein durch das BHKW abgedeckt. Die Kes -sel anlage bleibt regelungstechnisch imSom mer außer Betrieb und dient zur Ab -deckung der Spitzenheizlasten. Dadurch re -du zieren sich die Bereitschaftsverluste, wasdie Energieeffizienz der Kessel erhöht.Der in der Jahressumme durch das BHKWerzeugte Strom wird primär zur Deckungdes Eigenbedarfs des LuZiE verwendet, derStromüberschuss wird ins öffentliche Netzeingespeist. Die jährlichen CO2-Emissionenreduzieren sich durch diese Maßnahmen -kom bination um 74 Prozent beziehungsweise192 Tonnen pro Jahr.

Im Rahmen notwendiger Heizungssanie run -gen werden weitere Projekte folgen, sofernein wirtschaftlicher Betrieb eines BHKWs zuerwarten ist. Überdies sind im Rahmen desEnergieeinsparcontractings in 34 Schulen

weitere BHKW in Betrieb, die von TWLinves tiert, betrieben und betreut werden.

Energieeinsparcontracting 34 SchulenSeit 2001 besteht zwischen der Stadt Lud -wigs hafen und TWL ein Contracting bezüg-lich der Energieversorgung von 34 Lud wigs -hafener Schulen. Dabei installiert TWL aufihre Kosten eine neue Heizungsanlage. Da -mit wird Energie gespart und der städtischeHaushalt nicht belastet. Im Gegenzug be zahltdie Stadt die alten „höheren“ Energie kostenan TWL weiter. Auf dieser Weise amortisierensich die Investitionskosten für TWL.

Dieses Projekt zählt bundesweit zu den größ-ten Kooperationen von Kommunen mit exter-nen Dienstleistern zur Sanierung von öf fent -lichen Gebäuden. Heizungen und Warm was -ser-Erzeugungsanlagen der Schu len werdenvon TWL in einem Zeitraum von 20 Jahren aufden neuesten Stand gebracht. Ziele des imJahre 2002 gestarteten Pro jek tes: Bei Pro -jekt ende sollen 20 Prozent weniger Energiever braucht und 30 Prozent weniger Kohlen -dioxid emittiert werden. Wird über dieses Zielhinaus Energie eingespart, profitieren Stadtund TWL zu gleichen Teilen davon. Das imAuf trag der Stadt von TWL durchgeführte Pro -jekt hatte bereits nach fünf Jahren das anvi-sierte Ziel übertroffen. Die Energieein -sparung betrug im Jahr 2013 rund 29 Prozentund die CO2-Ein sparung 40 Prozent. Es wur-den 4.513 Ton nen CO2 pro Jahr eingespart.

Mittlerweile wurden insgesamt 13 Schulen andie Fernwärmeversorgung und drei Schu len

96Umweltbericht 2014

an Nahwärme angeschlossen. In 2014 wurdendie Heizzentralen in den Turn hallen der Les -singschule Edigheim und der Schiller schu leMun denheim saniert und mit Brenn wert kes -seln ausgerüstet. Darüber hin aus wurde imJahr 2014 die Warm was ser er zeu gung in der„Berufsbildende Schu le Haus wirt schaft undSo zialpädagogik“ von Gas auf Fern wärme um -gestellt. Somit werden 16 von 34 Schulen mitklimafreundlichen Energieträgern versorgt.

Als flankierende Maßnahme wird den Schu -len im Rahmen des Energiebewirtschaf -tungs ver trages die Teilnahme an einemKlimaschutzprojekt angeboten, an welchemmittlerweile 13 Schulen teilnehmen. DasProjekt dient zur Sensibilisierung derSchulen für umweltbewusstes Verhalten(vergleiche Kapitel XI, 4.6).

Georgens-SchuleDie Georgens-Schule ist eine Förderschulemit Bewegungsbad, deren Schwerpunkt aufganzheitlicher Entwicklung liegt. Die Schulewird heizungstechnisch über das Projekt„Energieeinsparcontracting 34 Schulen“ vonTWL betreut. Die Wärmeversorgung erfolgtüber Erdgas, seit 2003 teilweise durch eingasbetriebenes Blockheizkraftwerk von TWL.Das rund 40 Jahre alte Objekt war mit PCBbelastet und musste saniert werden. EineWirtschaftlichkeitsuntersuchung er gab, dasssich die Sanierung nicht rechnen würde.Daher wurde die Schule im Jahr 2011 abge-rissen um Platz zu schaffen für einen dreige-schossigen Neubau, der zu 80 Prozent überdas Konjunkturpaket II finanziert wurde. Die

Bauzeit betrug 16 Monate. Mit dem Neubaukonnte der Energie ver brauch um rund 55Prozent gesenkt werden. Mithilfe des BHKWskonnten die CO2-Emissionen um 62 Prozentreduziert werden. Der CO2-Ausstoß sank um153 Tonnen pro Jahr.

Erich Kästner-Schule im Passiv haus -standardDie im Jahr 1956 errichtete und mit Fern -wärme versorgte Schule bedurfte dringendeiner baulichen und energetischen Sanie -rung. An der Schule wurden bislang aus-schließlich verkehrssichernde Maßnahmendurchgeführt. Deswegen entschied sich dieStadt hier für eine modellhafte Unter su -chung der wirtschaftlichsten Lösungen fürdie energetische Sanierung von Schulen undderen Übertragbarkeit auf Gebäude typen.Dabei sollte geprüft werden, inwieweit die er -folg reich von der LUWOGE consult GmbH, ei -nem Beratungsunternehmen für energie effi -zientes Bauen und Tochter des BASF-Woh -nungs unternehmens BASF Wohnen + BauenGmbH, beim Null-Heizkosten-Haus umge-setzten Metho den übertragen werden können(vergleiche Unterkapitel 2.2.4). Zusätzlichsollte hier ein konkreter Modernisierungs -vor schlag von den allgemeinen Ergebnissenabgeleitet wer den. An dem Projekt warenneben der Stadt und der LUWOGE consultGmbH auch das Um welt ministerium Rhein -land-Pfalz und die Fach hochschule Kaisers -lautern be teiligt. Die energetische Sanie rungwurde durch das von Bund und Län dern fürdie Jahre 2008 und 2009 aufgelegte Son der -pro gramm „Investitionspakt“ gefördert.

97 Umweltbericht 2014

Die in der Zeit von 2011 bis 2014 durchge-führte Sanierung sah neben den reinen bau-lichen Maßnahmen die energetische Sanie -rung zum Erreichen eines gehobenen ener-getischen Standards (circa 70 Prozent Ver -bes serung gegenüber dem Standard derEner gieeinsparverordnung -EnEV- 2007) vor.Dies wurde erreicht durch eine umfassendeDämmung der Gebäudehülle, den Ein satzvon Fenstern mit Wärme schutz ver glasungsowie einer Lüftungsanlage mit Wär me rück -gewinnung. Zudem wurde die Dach flächever pachtet und darauf eine 51 Kilo watt-Peak(kWp)-Photovoltaikanlage er richtet. Vor derSa nierung betrug der End energiebedarf derSchule rund 923 MWh pro Jahr. Nach derSanierung wird ein End ener giebedarf von267 MWh pro Jahr angestrebt. Bei den CO2-Emissionen kann von einer Re du zierung um120 Tonnen pro Jahr beziehungsweise 70 Pro -zent ausgegangen werden. Die Photo voltaik -anlage erspart zusätzlich CO2-Emissionenvon rund 33 Tonnen pro Jahr.

Wilhelm-Hack-MuseumDas Wilhelm-Hack-Museum ist das Vor zei ge -objekt für energieeffizientes Modernisie renim Museumsbereich in Deutschland. Mög -lich machte dies das wirtschaftliche Kon -zept für die energieeffiziente Modernisie -rung des Hauses, das die LUWOGE consultGmbH im Auftrag der Stadt Ludwigshafenentwickelt hatte und das in Zu sammenarbeitmit TWL umgesetzt wur de. Durch die Sa nie -rung konnte der End ener gie bedarf um 71Pro zent gesenkt werden. Das Projekt wurdebe reits mehrfach ausgezeichnet.

Austauschprogramm Heizungsum wälz -pumpenDefekte Heizungsumwälzpumpen werdenge gen elektronisch drehzahlgeregelte Pum -pen ausgetauscht, die weniger Strom ver-brauchen. Auf Initiative vom städtischen Ge -bäu demanagement bauen auch TWL in denEnergieeinsparcontracting-Schulen auf ei -ge ne Kosten diese Pumpen ein. Die Strom -einsparung kommt dabei der Stadt zugute.

Biomasse als EnergieträgerBei notwendig werdenden Sanierungen vonalten Heizanlagen ersetzen die Stadt undder städtische Wirtschaftsbetrieb (WBL)dort, wo die technischen und örtlichen Vor -aus setzungen günstig sind und eine ent-sprechende Verbrauchsstruktur einen wirt-schaftlichen Betrieb gewährleisten, die Alt -anlagen durch Biomasse-Heizanlagen. ImJahr 2008 wurden die ersten beiden Bio -masse-Heizanlagen in städtischen Objektenin Betrieb genommen. Die Feuerwache

98Umweltbericht 2014

Die sanierte Fassade der Erich Kästner-Schuleerstrahlt wieder in den Originalfarben

Nord erhielt eine 460-Kilowatt-Holzhack -schnitzel-Heizanlage und die Sporthalle imSchulzentrum Mundenheim wird über eine300-Kilowatt-Holzpellet-Heizanlage mit Wär -me versorgt.

Im Jahr 2011 folgte eine weitere 100-Kilo -watt-Holzpellet-Heizanlage für die Kinder -tages stätte Bayreuther Straße 49. Mit derAn lage werden der in 2011 errichtete Neu -bau und der Altbau versorgt. Der Bereich Grünflächen und Friedhöfe desWBL betreibt seit 2010 in der Wollstraßeeben falls eine Biomasse-Heizanlage. Diemit Stück holz aus eigenem Anfall betriebe-ne 250-Kilo watt-Anlage versorgt das Be -triebs ge bäude sowie die Gewächshäuserund eine Woh nung mit Heizwärme. Jährlichwerden zwischen 300 und 350 RaummeterHolz verfeuert, was rund 60.000 Liter Heizölpro Jahr ersetzt.

Zusammen sorgen diese Biomasse-Heiz an -lagen für eine Einsparung von rund 615 Ton -nen CO2 pro Jahr.

Wärmetauscheranlage derStadtentwässerungSeit 2006 wird für die Beheizung und Warm -was serversorgung des Kanalbetriebs amUnteren Rheinufer der Abwasserstrom desunmittelbar vorbeiführenden Hauptsamm -lers der Stadt genutzt. Im Abwasserkanalmontierte Wärmetauscher werden vom Ab -was ser überströmt. Die aufgenommeneWärme wird über Wärmepumpen nutzbarge macht. Es werden circa 67 Prozent desWärme bedarfs des Betriebshofs abgedecktund jährlich rund 33 Tonnen CO2-Emis sio -nen eingespart.

SolarenergieAuf den Dächern öffentlicher Liegen schaf tender Stadt und des städtischen Wirt schafts -be triebes (WBL) wird Solarenergie sowohlin Wärme als auch in Strom umgewandelt.Wenngleich der Stadt die finanziellen Mittelfür die Errichtung und den Betrieb eigenerPhotovoltaik (PV)-Anlagen fehlen, so kannsie doch durch die Bereitstellung ihrerDach flächen an Dritte einen Beitrag zumAus bau dieser regenerativen Energie leis -ten. So waren vom Bereich Gebäude mana -ge ment bis Ende 2013 rund 16.000 Qua drat -meter städtischer Dachflächen an verschie-dene Firmen zum Betrieb umweltfreund-licher Photovoltaikanlagen verpachtet. Dassind 24 Anlagen mit einer Leistung von1.401 Kilowatt.

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Holzhackschnitzel-Kessel in der FeuerwacheNord

Hinzu kam im Jahr 2012 auf einer verpach-teten Freifläche von 4,1 Hektar am Ofen -hallendamm (Brückweg 100) eine Photo -voltaikanlage mit einer Leistung von 2.298Kilowatt. Weitere sieben eigene Anlagen betreibt derWBL auf verschiedenen Betriebsgebäudenund Pumpwerken mit einer Modulfläche voninsgesamt 1.355 Quadratmeter und einerinstallierten Leistung von 198 Kilowatt.

Mit den insgesamt 32Pho to volta ikanlagen und3.898 Kilowatt Leistungwird ein Strom er tragvon 3.702.000 kWh proJahr erzielt, der in dasöffentliche Stromnetzein gespeist wird. Damitträgt die Stadt zu einerCO2-Re du zierung von2.551 Tonnen pro Jahrbei.

Zu sätzlich betreibt das städtische Ge bäu de -ma na gement eigene thermische Solaran la -gen zur Warmwasserbereitung. Im Freibad amWillersinnweiher sorgt eine 1.200 Qua drat -meter Absorberanlage für die Schwimm -bad wassererwärmung, weitere 550 Qua -drat meter thermische Solaranlagen erwär-men das Wasser in Schulen und Sport hal -len. Damit werden jährlich 130 Tonnen CO2eingespart.

StraßenbeleuchtungUm Energieeinsparungen zu erzielen unddadurch Umweltbelastungen zu verringern,gibt es bei Straßenbeleuchtungen mehrereMöglichkeiten, die in Lud wigshafen kontinu-ierlich umgesetzt werden und nach undnach greifen:• Einsatz moderner Leuchten mit effizien-ter Spiegel- und Lampentechnik

• Einsatz moderner Betriebstechnik• Einsatz von Lichtmanagementsystemen• Optimierte Schaltzeiten

100Umweltbericht 2014

2012 errichtete PV-Anlage auf der Halle unddem Gelände Ofenhallendamm

Leistung der installierten PV-Anlagen auf städtischen Liegenschaftenbis 2013

In den vergangenen Jahren wurde intensiv ander Erneuerung der Straßenbeleuchtung ge -arbeitet, um die Effizienz zu erhöhen. Eineständig ansteigende Leuchtenanzahl imStadt gebiet macht jedoch einen Ver gleich zuden vergangenen Jahren sehr schwer. DieGesamtanschlussleistung kann dabei nichtder Maßstab sein, da diese abhängig von derGesamtleuchtenanzahl steigt. Die einzige Maßzahl, die eine genaue Aus -sage über die Effizienz einer Beleuchtungs -anlage gibt, ist die spezifische Anschluss -leis tung einer Leuchte. Diese spezifischeAnschlussleistung lag im Jahr 2000 bei119,5 Watt pro Leuchte (1997 bei 127 Wattpro Leuchte).Trotz steigender Anzahl der Leuchten seitdem Jahr 2000 von damals 21.900 auf heuterund 24.500 Leuchten sank die Gesamt an -schlussleistung um rund 2.000 Kilowatt. Diesbewirkte eine Reduktion der spezifischenAnschlussleistung auf heute rund 90 Wattpro Leuchte. Gegenüber dem Stand im Jahre2000 spart die Stadt Ludwigshafen heuterund 1.100 Tonnen CO2 pro Jahr in der Stra -ßenbeleuchtung ein. Diese Redu zie rung derUmweltbelastung wird sich in den nächstenJahren im Zuge der weiteren Mo der nisierungdes Leuchtenbestandes fortsetzen.

Städtischer FuhrparkDie Stadt ist bemüht, zunehmend klima-freundliche Fahrzeuge anzuschaffen, soweitdies wirtschaftlich vertretbar ist. So existie-ren mittlerweile zwei Elektroautos und dreiHybridfahrzeuge. Zwei Elektrofahrräder(Pe delecs) wurden der Stadtverwaltung

dankenswerter Weise von TWL im Jahr 2011zur Verfügung gestellt.

Solarkataster

Seit 2013 existiert ein Solarkataster für Lud -wigs hafen und alle Kommunen im Land -kreis. Dieses wurde auf Initiative des Rhein-Pfalz-Kreises und der Stadt Ludwigshafener stellt. Die Finanzierung des Solar katas terserfolgt durch die Kreissparkasse Rhein-Pfalz und die Sparkasse Vorderpfalz.Im Kataster ist die Eignung aller Dächer fürdie Gewinnung von Solarenergie - elektrischund thermisch - bewertet. Jeder Grund -stücks eigentümer kann nun vorab prüfen,ob die solare Nutzung seines Daches prinzi-piell möglich ist und so einen Beitrag zurNutzung regenerativer Energien leisten.Grundlage der Berechnung sind Laserscan-Da ten und Luftbilder, die Informationen zur

101 Umweltbericht 2014

Elektroauto der Stadtverwaltung

Aus richtung, Neigung und Verschattung allerDächer enthalten. Mit Hilfe des Sonnen ein -strah lungswertes kann so vollautomatischdie Eignung jedes einzelnen Daches zur Nut -zung der Sonnenenergie errechnet werden.Über einen Solarrechner ist die Wirt schaft -lichkeit einer Anlage zur Stromgewinnung(Photovoltaik) oder zur Warmwasserge win -nung (Solarthermie) berechenbar.

Durch Sonne erzeugter Strom kann entwe-der selbst genutzt oder ins Netz eingespeistwerden. Die Solarthermie wird zur Warm -was serbereitung beziehungsweise Heizungs -unterstützung in den eigenen vier Wändenverwendet.

Energiekarawane

Die Energiekarawane ist ein Gemein -schafts projekt der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und der Energie effizienz -agen tur Rhein-Neckar gGmbH (E2A), das

zum Zwecke der Aufklärung und Motivationfür das Thema Energieeffizienz ins Lebengerufen wurde. Die Karawane besteht auseinem Team erfahrener Energieberate rin -nen und -berater, die Hausbesitzern undMietern eine kostenlose Erstberatung an -bieten. Dabei kommt die Karawane in einemangekündigten Zeitraum direkt vor Ort.

Auf Initiative des Klimaschutzbeauftragtenstartete im Oktober 2013 über einen Zeit -raum von sechs Wochen die erste Energie -karawane in Ludwigshafen. In Zusam men -ar beit mit dem Bereich Stadtentwicklungwurden die Stadtteile Edigheim und Pfingst -weide ausgewählt, da hier in größeren zu -sam menhängenden Gebieten viele sanie -rungs bedürftige Ein- und Zweifamilien häu -ser aus den 1950er bis 1970er-Jahren ste-hen. Über 400 Haushalte wurden vomKlima schutzbüro angeschrieben, auf das

102Umweltbericht 2014

Das Solarkataster zeigt, ob das eigene Dachfür die solare Energiegewinnung geeignet ist

Sehr gut geeignet

Gut geeignet

Bedingt geeignet

Ungeeignet/Nicht berechenbarDenkmalschutz

Erinnerungsflyer Energiekarawane

An gebot aufmerksam gemacht und zur Auf -takt veranstaltung eingeladen. Durch eineAnt wortkarte konnten die betreffendenHaus halte sich für oder gegen eine Be ra -tung entscheiden. Bei Interesse kam nachvor heriger Absprache ein zertifizierter undder Neutralität verpflichteter Energie be -rater direkt ins Haus. Drei Wochen vor Endeder Aktion wurde mit einem „Erin ne rungs -flyer“ nochmals auf die Möglichkeit der kos -ten losen Beratung aufmerksam gemacht.Begleitend wurde in der Presse und imInter net auf die Aktion hingewiesen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Gut27 Prozent der angeschriebenen Haushaltehaben eine Beratung in Anspruch genom-men. Damit liegt das Ergebnis über demDurchschnitt der mittlerweile mehr als vier-zig in der Metropolregion Rhein-Neckardurchgeführten Energiekarawanen. Erfah -rungs gemäß planen rund 60 Prozent derberatenen Haushalte energetische Sanie -rungs maßnahmen beziehungsweise setzendiese um. So wird die Sanierungsrate mitHilfe der Energiekarawane deutlich erhöht.

Ludwigshafener KlimawäldchenDurch Spenden und Sponsorengelder derersten Ludwigshafener Klimawochen wurdemit einer Initialpflanzung im November2011 das Ludwigshafener Klima wäldchenangelegt. Ziel ist es, die rund ein Hektargroße einstige Ackerfläche in der Garten -stadt auf Höhe des Damaschke stra ßen-Kreisels mit insgesamt 40 Bäumen aufzu-forsten. Das Areal wird zudem als Ökokonto -

fläche (siehe Kapitel I, Unterkapitel 2.3.2)der Stadt genutzt. Mit einer Baum spendefür das Klimawäldchen können Bür gerinnenund Bürger, Vereine, Institutionen, Handeloder Gewerbe einen Beitrag für den Um -welt schutz leisten. Die Namen der Spon -soren werden auf einer Säule aus gelbemPfälzer Sandstein verewigt.

Mittlerweile wurden 32 Bäume gepflanzt.Ein Baum kostet ab 300 Euro. Darin enthal-ten sind der Kauf des Baumes samt Holz -stützen und Befestigungsmaterial, das Vor -bereiten der Pflanzstelle, das Einsetzen derStützen sowie das Anbringen des Spen der -namens auf der Steinsäule. Auch die Stadt hat einen Beitrag geleistet.Im Frühjahr 2013 wurde eine Wiesen mi -schung eingesät und 1.680 heimische Sträu -cher an der Südseite des Areals ge pflanzt.

Kommunikation im KlimaschutzNeben technischen und organisatorischenMaßnahmen bilden zielgruppenorientierte

103 Umweltbericht 2014

In dieser Sandsteinsäule werden die Namender Baumspender verewigt

Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit undBildungsprojekte mit der Absicht, das Um -welt- und Energiebewusstsein in der Bevöl -kerung zu fördern, eine sinnvolle und not-wendige Ergänzung. Auch nach dem neuenLandesgesetz zur Förderung des Klima -schutzes (Landesklimaschutzgesetz – LKSG),das im August 2014 in Kraft getreten ist,sollen die kommunalen Informationsträgerüber Klimawandel und Klimaschutz aufklä-ren und das Bewusstsein der Öffentlichkeitfür ein Handeln stärken, das dem Klima -schutz gerecht wird.

Im Jahr 2011 wurde mit der Erstellung eineseigenen Logos der erste Baustein der Kom -munikationsstrategie und der damit inZusammenhang stehenden Klimaschutz -aktivitäten gelegt. Schon die ersten Lud -wigs hafener Klimawochen im selben Jahrstanden unter diesem Logo. Unter Feder -füh rung des Klimaschutzbeauftragten fan-den hier in enger Kooperation mit den ver-schiedensten Akteuren aus Industrie, Ver -einen und Verbänden über einen Zeitraumvon vier Wochen zahlreiche Veranstal tun -gen zum Klimaschutz statt.

Eine erste Maßnahme aus dem Katalog desIntegrierten Klimaschutzkonzeptes 2020wurde im Jahr 2012 mit der Durchführungdes Bürgerforums „Energie und Klima“ um -

104Umweltbericht 2014

Indirekte KlimaschutzmaßnahmenMaßnahmen, die in erster Linie der Luft -reinhaltung oder dem Lärmschutz dienen,tragen oft gleichzeitig zum Klimaschutzbei, wie etwa Geschwindigkeitsbe gren -zungen oder das Pilotprojekt Eco-Drive(vergleiche Kapitel IV Lärm). Auch viele Naturschutzmaßnahmen sindindirekte Klimaschutzmaßnahmen, wiebeispielsweise beim Erhalt von Mooren.So dient das Stützen des Oberflächen -wasser standes im Maudacher Bruch (ver-gleiche Kapitel I Naturschutz, Unter ka -pitel 2.4.2) nicht nur dem Erhalt diesesFeuchtgebiets, sondern verhindert auchden Abbau des Moor körpers und damitdie Freisetzung von CO2.Voraussetzung für die Entstehung undden Erhalt des Niedermoortorfes ist diegleichmäßige Wasserversorgung desStandortes und relativ geringe Wasser -stand schwan kungen. Ein Zentimeter Torfentsteht aus abgestorbenem Pflanzen -material unter Wasser in rund zehn Jah -ren, das heißt die Moormächtigkeiten imMaudacher Bruch entstanden in den letz-ten 1.500 bis 2.000 Jahren. Der Abbau beiEntwässerung ist deutlich schneller. Soschwindet der Torfkörper in 10- bis 20-facher Geschwindigkeit und setzt dabeibis zu 40 Tonnen Kohlendioxid pro Hektarfrei. Hinzu kommen beträchtliche Emis -sionen des stark klimarelevanten Lach -gases (N2O). Die oben genannten Maß -nahmen verhindern diese Freisetzung.

Moorerhalt dient auch dem Klimaschutz

Logo zur Kennzeichnung der LudwigshafenerKlimaschutzaktivitäten

KlimaLuKlimaschutz ist hier zu Hause

gesetzt, bei dem diskutiert wurde, welcheCO2-mindernden Maßnahmen in den Ak -tions plan für den „Konvent der Bürgermeis -ter/innen“ (vergleiche Unterkapitel 2.2.1)aufgenommen werden können.

Die zweite Ludwigshafener Klimawochestand im Jahr 2013 unter dem Motto„Mobilität mit Zukunft“. Sie startete miteiner Prominenten-Mobilitätsrallye vomWasserturm in Mannheim zum Platz derDeutschen Einheit in Ludwigshafen. Zahl -reiche Veranstaltungen folgten. Den Ab -schluss bildete neben der Verleihung des Um -weltschutzpreises ein Bürgerworkshop mitdem Titel „Mobilität mit Zukunft: Mit denken –Mitreden – Mitmachen“, dessen Er geb nisseunter anderem in das Klima schutz-Teil -konzept „Klimafreundliche Mobilität“ ein -flos sen (vergleiche Unterkapitel 2.2.3).

Nachhaltige Bildung hat einen wesentli chenEinfluss auf das spätere Verhalten.Das Umweltdienstleistungszentrum der StadtLudwigshafen bietet hier ein breites Spek -trum von umweltpädagogischen Angeboten.Dazu gehört beispielsweise der Verleih vonUmwelterziehungsmodulen wie der Klima -Kiste oder Schulen und Kindertagesstättenbei Umwelt- und Klimaschutzprojekten zuunterstützen. Auch die Durchführung um -welt pädagogischer Großveranstaltungen wiedie Multimediapräsentation „Multi vision“ zuverschiedenen Themen (Klima und Energie,Ökologischer Fußabdruck, Wasser) werdenvon Klimaschutzbüro und Umweltdienst -leis tungszentrum unterstützt.

Im Jahr 2013 bot das Klimaschutzbüro außer -dem Schulen und Kindertagesstätten, die sichfür den städtischen Umweltschutz preis be -wer ben wollten (vergleiche Kapitel XI Um welt -kom munikation), eine kostenlose Kick-Off-Un -terrichtseinheit an. Dabei konnten die Schu lenund Kitas zwischen ver schie denen Schwer -punkten wählen, an ge fan gen von „Mo bi li tät“über „Klimafreund liche Ernäh rung“ bis hin zu„Energie im All tag“. Zwei er fah rene Um welt -pä dago gin nen kamen dann mit eigens themen-und altersspezifisch konzipierten Un ter richts -ein heiten an die jeweiligen Einrichtungen.

Die Kommunikation der Stadtverwaltung zumThema Klimaschutz ist im Kapitel XI Um -weltkommunikation ausführlich dargestellt.

3.2. MobilitätIm Verkehrsbereich kann eine Minderungdes CO2-Ausstoßes durch die Förderung derumweltfreundlichen Verkehrsmittel, alsodes öffentlichen Personennahverkehrs unddes Radverkehrs, erreicht werden. Einegenauere Bilanzierung der CO2-Einsparungkann nur bei eingehender Analyse vorge-nommen werden, so dass an dieser Stellenur die umgesetzten beziehungsweise ge -planten Maßnahmen im Radverkehr sowiebei Bussen und Bahnen einschließlich eini-ger Kennziffern dargestellt werden.

3.2.1 Öffentlicher Personennah-verkehr (ÖPNV)

Fortschreibung NahverkehrsplanIm Zuge der in Arbeit befindlichen Fort schrei -bung des Nahverkehrsplanes durch einen ex -

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ternen Gutachter soll das bestehende ÖPNV-Angebot insgesamt auf den Prüfstand gestelltwerden. Ausgehend von einer Bestandsauf -nahme und Bilanzierung des im Jahre 2008neu geordneten ÖPNV-Netzes (einheitlicheTakte, neue Linien füh rungen) sollen Mög lich -keiten aufgezeigt werden, wie der ÖPNV wei-ter entwickelt wer den kann. Dabei sind so -wohl Mög lich keiten im Bereich Angebot, aberauch in den Bereichen Fahrzeugmaterial so -wie Infor ma tion zu erarbeiten. Selbstver -ständ lich sind die Ausstattung von Halte -stellen und deren Zugänglichkeit insbesonde-re für mobilitätseingeschränkte Personenebenso zu betrachten. Auch das Thema Inter-und Multimodalität, das heißt die Ver knüp -fung mit anderen unterschiedlichen Ver -kehrs mitteln, ist dabei zu beleuchten.

In die Fortschreibung des Nahverkehrs pla -nes sollen auch die Ergebnisse einer imAuf trag der RNV (Rhein-Neckar-VerkehrGmbH) in den Jahren 2013/2014 durchge-führten ÖPNV-Potenzialanalyse einfließen.Dabei wurden mehrere Vorschläge entwik-kelt, um das noch gegebene ÖPNV-Poten -zial in Ludwigshafen zu erschließen. Nebenver stärkten Aktivitäten im Bereich Öffent-lichkeitsarbeit und Marketing könnten dem-nach auch einzelne Maßnahmen im Linien -netz umgesetzt werden. Beispielsweisewären dies die Optimierung der Platz ka pa -zi täten in den Bussen zu den Haupt ver -kehrs zeiten, die verbesserte Erschließungvon Neubaugebieten oder eine verstärkteÖPNV-Anbindung von Freizeitzielen.

Der derzeitige Zeitplan sieht vor, dass Ende2015, nach einer entsprechenden Öffent-lichkeits- und Bürgerbeteiligung sowie poli-tischen Beratungen, der Nahverkehrsplanbe schlossen werden kann. Im Anschlussdaran gilt es, die Vorschläge umzusetzen.

Ausbau des ÖPNV vor dem Hintergrundder anstehenden Hochstraßen er neue -rungDie künftige Ausgestaltung des ÖPNV stehtauch in starker Abhängigkeit der ab2018/2019 anstehenden Erneuerung derHoch straße Nord. Durch die Bautätigkeitenwird die Verkehrsqualität für den Kfz-Verkehr für mehrere Jahre deutlich einge-schränkt. Durch zusätzliche Maßnahmen imÖPNV sollen deshalb verstärkt Um steige -vorgänge auf den ÖPNV unterstützt werden.Gleichzeitig wird durch die Baumaßnahmeder vorhandene Stadtbahnverkehr selbstzumindest zeitweise gestört werden. Hiergilt es entsprechende Kompensations maß -nahmen zu entwickeln. Insgesamt ist dieErneuerung der Hochstraße Nord sowohlfür die Bauzeit als auch nach Abschluss derBauarbeiten und der dann realisiertenStadt straße als eine Chance für den ÖPNVzu verstehen.

Um hier Lösungen zu entwickeln, ist ge -mein sam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) und dem ZweckverbandSchie nenpersonennahverkehr (ZSPNV) eineentsprechende Untersuchung beauftragtworden. Als zeitlicher Rahmen für dieUnter suchung ist das Jahr 2014 vorgesehen,

106Umweltbericht 2014

so dass Erkenntnisse daraus in den Nah -verkehrsplan eingearbeitet werden können.

S-Bahn-Konzept 2015Die Reduzierung des Kfz-Verkehrs ist ineinem Verdichtungsraum nicht auf Maß nah -men in der eigenen Stadt beschränkt, son-dern auch durch regionale Maßnahmenmög lich. Ab dem Jahre 2015 geht die zweiteStufe der S-Bahn Rhein-Neckar an den Start.Neue S-Bahn-Verbindungen nach Mainzoder Bensheim lassen erwarten, dass wiebei der ersten Stufe im Jahre 2003 deutlicheFahrgastzuwächse im ÖPNV und damit eineEntlastung im Kfz-Verkehr entstehen wer-den. So wird derzeit die Strecke zwischenLud wigshafen und Mainz ausgebaut; abMitte 2015 fahren dann die S-Bahn-Züge imHalbstundentakt. 53 Millionen Euro inves -tie ren die Verkehrsverbünde und die Kom -munen in die neue Linie. Darunter auchLud wigshafen: Die Stadt beteiligt sich amUmbau des Bahnhofs Oggersheim mit 1,26Millionen Euro.

Elektrifizierung BASF-GleiseEbenfalls im Jahre 2015 wird die Personen -strecke in die BASF SE elektrifiziert werden.Dadurch können die S-Bahnen direkt in dasWerksgelände der BASF SE fahren. Ein- undUm steigen in den bisher autark verkehrendenWerksverkehr wird dadurch vermieden und sodie Attraktivität des Schienen per so nen nah -ver kehrs (SPNV) erhöht. Dadurch sol len wei-tere Potenziale, insbesondere aus dem Um -land gewonnen werden, verbunden mit einerEnt lastung für den Kfz-Verkehr. Die Stadt

Lud wigshafen beteiligt sich an der Elektri fi zie -rung der Strecke vom Haupt bahn hof Lud wigs -hafen zur BASF SE mit 1,77 Mil lionen Euro.

Rheinland-Pfalz-Takt 2015 (RPT 2015)RPT 2015 ist ein gemeinsames Projekt desLan des Rheinland-Pfalz, des Saarlandesund der beiden Zweckverbände SPNV Rhein -land-Pfalz Nord und Süd. Neue Verbin dun -gen in Regionalexpress-Zügen und Regio -nal bahnen sowie darauf abgestimmte Bus -linien sollen die Vernetzung der Regionendes Landes verbessern. Schwerpunkt ist dielandesweite Neukonzeption der schnellenRegionalexpress-Züge: Mehr Direktverbin -dun gen, häufigere Fahrten und kürzereFahr zeiten machen das Angebot seit De -zem ber 2014 attrak tiver. Mit diesem neuenNetz sollen alle fünf Oberzentren des Lan -des stünd lich oder mindestens zweistünd-lich, meist ohne Umstieg, miteinander ver-bunden werden. Dazu werden zahlreicheRegi o nal bahnen im Umfeld dieser großenZen tren deutlich verstärkt, um eine bessereAn bin dung der ländlichen Gebiete an dieBal lungs räume zu schaffen.

Anpassung der Busflotte an die gülti-gen Euronormen bei RNVZur Optimierung der Fahrzeugumlauf pla -nung beim Stadtbusverkehr werden nachwirtschaftlichen Krite rien Neufahrzeuge deraktuellen Schad stoff klasse beschafft, umden gestiegenen Qualitätsanforderungender Fahrgäste so wie den verkehrslenkendenMaßnahmen des Luftreinhalteplans (ver-gleiche Kapitel II) ge recht zu werden. Seit

107 Umweltbericht 2014

Ende 2012 tragen alle von der RNV amStandort Ludwigshafen eingesetzten Busseeine grüne Feinstaub pla kette.

Aufgrund der europarechtlichen Vorgabensind die Regionalbusverkehre im Rhein-Pfalz-Kreis auszuschreiben. Alle Busliniendes Kreises, die in die Stadt Ludwigshafenein- und ausfahren, wurden zu einem Bus -linien bündel zusammengefasst. Die Ver -gabe an einen Bieter erfolgte Ende 2014. Dieneue Laufzeit von zehn Jahren für diesesLinien bündel und damit der Betrieb begin-nen zum Sommerfahrplan 2015.

In den Ausschreibungsunterlagen wird hin-sichtlich der Ausstattung der Busse ver-bindlich vorgegeben, dass, in Abhängigkeitvon den gesetzlichen Vorschriften und demZeitpunkt der Erstzulassung des Fahr zeu -ges, die jeweils gültigen Euronormenerfüllt werden müssen. Das Durch schnitts -alter im Regelbetrieb darf dabei sechsJahre nicht überschreiten. Darüber hinauswerden alle Straßenbahnen, Haltestellen,Werkstätten und Verwaltungsgebäude derRNV mit 100 Prozent zertifiziertem Öko-strom versorgt.

Fahrgastzahlen im ÖPNVIn Bezug auf die Fahrgastzahlen ist nichtallein der städtische Verkehr von Interesse,sondern der gesamte Verkehr des Ver -kehrs verbundes VRN. Denn dadurch wer-den auch die regionalen Fahrten bezie-hungsweise Aspekte erfasst. Der Verkehrs -ver bund hatte in den zurückliegenden Jah -

ren jeweils entsprechende Steigerungen zuvermerken.

3.2.2 FahrradverkehrDer Anteil des Fahrradverkehrs liegt in Lud -wigs hafen bei etwa 15 Prozent und ist aus-baufähig. Radfahren ist gesund und um -welt freundlich, denn jeder mit dem Radstatt mit dem Auto zurückgelegte Kilometerspart im Schnitt 140 Gramm CO2.

Wie schon in den zurückliegenden Jahrenwerden im Zuge von Straßensanierungenvorhandene Radwege erneuert. Die beste-henden Wegebeziehungen werden jährlichgeprüft und bei Bedarf optimiert. Auch derBedarf an zusätzlichen Abstellanlagen, ins-besondere an Verknüpfungspunkten mitdem ÖPNV, wird überprüft und anhand einerAnalyse ein Bedarfskonzept erstellt. Einweiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Ver -besserung der Sicherheit im Radver kehr.Hier zu werden verschiedene Maß nah menge troffen, so wurde beispielsweise ein in -ner städtischer Radstreifen im August 2014baulich abgesichert.

108Umweltbericht 2014

Entwicklung der Fahrgastzahlen imVerkehrsverbund VRN

Im Jahr 2009 hat die Stadt Ludwigshafen denersten Preis beim Wettbewerb des Lan desRheinland-Pfalz „Radfahren für Alle“ gewon-nen. Der Wettbewerbsbeitrag umfasste dreiumgesetzte Maßnahmen, unter anderemauch die Entwicklung der themenbezogenenRadstrecke „Schillerroute“. Neben der Ver -mitt lung von historischem Wissen konntedurch die begleitende Öffentlichkeitsarbeitund die Verbesse rungen in der Rad wege füh -rung (Beschil derung, Markierungen) ein posi-tiver Beitrag für das Verkehrsmittel Fahrraderzielt werden.Im Jahr 2011 wurden mehrere Broschürenmit verschiedenen Routenvorschlägen zu in -teressanten Orten innerhalb Ludwigsha fensaufgelegt, wie etwa zu Park- und Na tur -denk mälern oder zu Kulturdenkmälern amWas ser. Alle Radwege und auch die ge nann -ten Routenvorschläge sind im Inter net stadt -plan der Stadt Ludwigshafen abgebildet.

FahrradnetzDas Netz der Radverkehrsanlagen in Lud wigs -hafen umfasst 142 Kilometer. Circa 16 Kilo -meter dieser Radverkehrsanlagen liegen aufFahr bahnniveau und 126 Kilometer auf Hoch -borden. Rund vier Kilometer Ein bahn stra ßesind für den Radverkehr in der Ge gen rich tunggeöffnet. Wirtschaftswege in einer Län ge vonetwa 17,5 Kilometer stehen auch zur Be -nutzung durch den Radverkehr zur Ver fü gung.Als Verbindungen im Netz schluss zwischenden Radverkehrsanlagen können circa achtKilo meter Mischverkehrs flä chen auf der Fahr -bahn, im Regelfall bei Ge schwindig keits be -schränkung auf Tempo 30, genutzt werden.

In den vergangenen Jahren sind insbeson-dere die Markierung eines Schutzstreifensin der Erzberger Straße und die Markierungeines Radstreifens im inneren Abschnitt derIndustriestraße als Maßnahmen aufzufüh-ren. Im Zuge der Planungen zur Stadtstraßeals Ersatz der Hochstraße Nord ist die An -lage von weiteren Radwegen planerisch vor-gesehen.

109 Umweltbericht 2014

Stele an der Schillerroute

Getrennter Geh- und Radweg

FahrradabstellanlagenIn der Innenstadt Ludwigshafen sind bisheretwa 700 Abstellanlagen unterschiedlicherArten installiert. In den Stadtteilen sind rund3.500 weitere Abstellanlagen vorhanden. DenHauptanteil machen dabei die Ab stell anlagenan Schulen aus. Punktuelle, be darfs orien -tierte Neuanlagen beziehungsweise Erweite -rungen, wie beispielsweise im Ortsteilzen -trum von Oggersheim, sind 2014 durchge-führt worden, weitere stehen noch an. DieBestandsaufnahme und Ausarbei tung einesKonzeptes der Abstellanlagen im Zuge derÖPNV-Hauptlinien ist in Vorbe reitung.

Einführung eines Fahrradvermietungs -systemsDie Städte Heidelberg, Ludwigshafen undMann heim haben sich geeinigt, unter der Fe -derführung des Verkehrsverbundes (VRN)ein gemeinsames Fahrradvermie tungs sys -tem für die Metropolregion aufzubauen.Insgesamt sollen etwa 450 Fahrräder ancirca 50 Stationen in den Städten Lud wigs -

hafen, Mannheim und Heidelberg öffentlichgemietet werden können. Die Leihfahrräderstehen dabei rund um die Uhr zur Ver fü gung.Registrierte Nutzerinnen und Nutzer buchenein Leih rad via App, Telefon oder Computerund können es dann an einer Station auslei-hen und an einer anderen wieder abgeben. Im Frühjahr 2015 konnte das komplette Sys -tem in Betrieb ge nom men werden. Das LandRheinland-Pfalz beabsichtigt, die Maß nah -me im Rahmen der Lärmaktionsplanung zufördern.

Fahrradschule für ErwachseneIn Zusammenarbeit mit der Volkshoch schu leund dem ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahr -rad-Club e. V.) wurde Anfang 2013 die ersteLudwigshafener Fahrradschule für Erwach -se ne gestartet. Dadurch können Erwach se ne,die es in ihrer Kindheit nie richtig gelernthaben, das Fahrradfahren auf spielerischeArt einfach und praxisorientiert erlernen.Die Nachfrage ist groß und aus den Er fah -run gen der ersten Kurse ist zu erwarten,dass die Teilnehmenden das Fahrrad künf-tig häufig(er) nutzen werden. Die Stadt Lud -wigs hafen hat dabei die Einrichtung derFahr radschule, wie etwa die Ausstattungmit Lernfahrrädern, finanziell unterstützt.

3.2.3 Car-Sharing

Die Stadtmobil Rhein-Neckar AG ist der re -gi o nale Car-Sharing-Anbieter in der Rhein-Neckar-Region und bietet in 20 Kommunen

110Umweltbericht 2014

Ähnliche Fahrradvermietstationen werdendemnächst auch in Ludwigshafen entstehen

seinen 5.700 Kundinnen und Kunden mehrals 370 Autos an. Die Fahrzeuge stehen de -zen tral an rund 160 Car-Sharing-Stationen.Die Fahrzeugflotte von Stadtmobil umfasstFahrzeuge von der Mini klasse über Klein -wagen und Kombis bis hin zu Kleinbussen undTransportern. Das Durch schnittsalter derFahrzeuge liegt un ter zwei Jahren, der CO2-Ausstoß der Flotte et wa 24 Prozent unterdem bundesdeutschen Durch schnitt. ImJahr des 20-jährigen Bestehens 2012 wurdeStadtmobil Rhein-Neckar von der StiftungWaren test erneut als „GUT“ ge testet undaußerdem mit dem Umwelt zei chen „BlauerEngel“ sowie dem Golde nen „Cleaner CarContracts“-Flottenaward des Ver kehrsclubDeutschland e.V. (VCD) ausgezeichnet.In Ludwigshafen gibt es mittlerweile zehn Sta -tionen mit insgesamt 16 Fahrzeugen. Rund250 Ludwigshafenerinnen und Lud wigs ha fe -ner nutzen das An gebot, Tendenz steigend.

Seit dem Jahr 2012 existiert eine engere Zu -sam menarbeit mit der Stadt Ludwigshafen.So ist die Stadt im Rahmen der rechtlichenMög lichkeiten bei der Suche nach Stell -plätzen behilflich oder berücksichtigt diesein der Stadtplanung.Die Produktpalette von Stadtmobil wurde imJahr 2013 um ein stationsungebundenesSys tem namens JoeCar erweitert. DieseFahrzeuge können ohne Reservierung undohne festgelegten Endzeitpunkt in einemBediengebiet ausgeliehen und dort irgend-wo wieder abgestellt werden. Die JoeCarsstehen derzeit nur in wenigen Stadtteilen inMannheim und Heidelberg zur Verfügung.Eine Ausweitung nach Ludwigshafen wirdgeprüft.

Neben den zuvor genannten geplanten Maß -nahmen wird die Umsetzung des im Klima -schutz-Teilkonzept „Klimafreundliche Mo bi -li tät“ erstellten Maßnahmenkatalogs mit tel-und langfristig im Fokus stehen (vergleicheUnterkapitel 2.2.3).

4 Klimaschutzmaßnahmenvon TWL und GML

4.1 Müllheizkraftwerk undFernwärmenetz

Fernwärme ist eine günstige und klima-schonende Art der Energienutzung. Durchden Prozess der Kraft-Wärme-Kopplung(KWK) werden die eingesetzten Brennstoffehocheffizient in Wärme und Strom umge-wandelt. Ein Teil des bei der Müllver bren -

111 Umweltbericht 2014

In Ludwigshafen stehen zehn Car-Sharing-Stati o -nen mit insgesamt 16 Fahr zeugen zur Verfügung

Waldpark

Stadtpark Par

kins

el

Ebertpark

Bahnhof-str.

Hemshof-

str.Ebert-str.

NECKAR

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37

38

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zollernstr.

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Lag erhauss

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Ludwigshafenam Rhein

Mannheim

650

nung entstehenden Dampfes, der die Tur -binen zur Stromerzeugung antreibt, wird fürdie Fernwärmeerzeugung entnommen. Die -ser Dampf erwärmt das Fernheizwasser auf130 °C und wird anschließend in die Hei zun -gen der Haushalte geleitet. Der Kreislaufschließt sich, indem das abgekühlte Wasserzum Kraftwerk zurückgeleitet und dort wie-der erwärmt wird.

Müllheizkraftwerk der GML Abfall wirt -schaftsgesellschaft mbHDie GML Abfallwirtschaftsgesellschaft mbHbetreibt im Stadtgebiet Ludwigshafen einMüll heizkraftwerk (MHKW), das ständig anden neuesten technischen und gesetzlichenStan dard angepasst wird (vergleiche auchKapitel X Abfallwirtschaft). Das MHKW Lud -wigshafen verwertet circa 200.000 TonnenAbfälle pro Jahr. Damit bietet die GML einesichere und preisgünstige Nutzung derSied lungsabfälle für rund 800.000 Men -schen in Rheinland-Pfalz sowie für die re gi -o nale Wirtschaft. Die Anlage besitzt durchKombination mit dem TWL-Fernheizkraft -werk (FHKW) den Effizienzwert R1 von 1,05und ist damit als energetische Verwer -tungs anlage für Abfälle zur Energieerzeu -gung zertifiziert. Rund 54 Prozent des zuver brennenden Abfalls sind biogener Naturund gelten damit als klimaneutral, da dasent haltene CO2 auch sonst freigesetzt wor-den wäre.Der im MHKW der GML durch die Ver bren -nung kommunaler Abfälle erzeugte Hoch -druck dampf wird im angrenzenden FHKWvon TWL im KWK-Prozess mittels Ent span -

nungs turbinen in Fernwärme und Stromum gewandelt. Hierdurch werden fossileBrenn stoffe in der Größenordnung von circa60.000 Tonnen Steinkohle pro Jahr gespart,die eingesparte CO2-Menge liegt bei circa55.000 Tonnen pro Jahr.

Fernwärmeversorgung InnenstadtTWL besitzt und betreibt drei große Fern -wär menetze im Stadtgebiet Ludwigshafen.Dies sind im Einzelnen die Netze „Pfingst -weide“, „Neubruch“ und „Innenstadt“. Dasgröß te dieser drei Fernwärmenetze ist dasNetz „Innenstadt“. Dieses Netz erstrecktsich über die Stadtteile Mitte, West, Süd,Nord (Hemshof), Friesenheim und Oggers -heim. Das Fernwärmenetz „Innenstadt“ wird überdas zuvor genannte, stadtzentral gelegeneFernheizkraftwerk in Kombination mit demMüllheizkraftwerk mit Fernwärme gespeist.Die hier erzeugte Wärme deckt einenGroßteil des Bedarfs der angeschlossenenObjekte. In Hochlastphasen, also bei niedri-

112Umweltbericht 2014

Vorne das Müllheizkraftwerk der GML mit demdirekt dahinter anschließenden Fernheiz kraft -werk von TWL

gen Außentemperaturen und in den Revi si -ons zeiten des MHKWs, decken konventio-nelle, fossil befeuerte Kesselanlagen imFHKW die über die Mülldampfleistung hin-ausgehende erforderliche Wärmeleistung.Derzeit werden im Fernwärmegebiet „In -nen stadt“ je nach Witterung jährlich circa210.000 MWh Wärme bei den Kunden abge-setzt.

Fernwärmegebiet PfingstweideIm Fernwärmegebiet Pfingstweide wird Wär -me aus der Industrieanlage der BASF SE(Klärschlammverbrennungsanlage) ausge -kop pelt. Da die ausgekoppelte Wärme mengebis zu 50.000 MWh pro Jahr allein nicht aus-reicht, wird im TWL-Heizwerk Pfingst weidemit Gas, alternativ auch mit Öl zugefeuert,um die gesamte Fernwärme-Versorgung ab -

zusichern. Derzeit werden im Fern wär me -gebiet je nach Witterung circa 55.000 MWhWärme abgesetzt, zusätzlich werden zweiGe bäude der BASF SE mit rund 16.000 MWhWärme pro Jahr versorgt. Seit 2011 erhältauch die Justizvollzugsanstalt in Fran ken -thal circa 4.000 MWh Wärme pro Jahr ausdem Heizwerk Pfingstweide. Die Wärme -aus kopplung aus der BASF SE von circa49.000 MWh im Jahr 2013 bedeutet beieinem Kraftstoffeinsatz von Gas eine CO2-Ein sparung von rund 9.600 Tonnen CO2 imJahr.

FernwärmeausbauprogrammDer im Jahr 2007 gestartete Fern wärme -aus bau ging 2013 auf die Zielgerade. In die-sem letzten Projektjahr wurde das Fern -wärme netz in Ludwigshafen weiter ausge-baut. Im Erweiterungsgebiet „Industrie -straße“ wurde mit der Trasse in der Mann -heimer Straße ab Wollstraße bis Berufs ge -nos senschaftliche Unfallklinik Ludwigs ha -fen das letzte Segment verlegt. Im Aus bau -gebiet „Mitte + Hemshof“ wurde das süd -liche Ende der Wredestraße, die letzten Ob -jekte der Wislicenushöfe, der nördliche Teilder Hohenzollernhöfe, die Stadtmission ander Lagerhausstraße, einige der „Arbeiter -häu ser“ der BASF Wohnen + Bauen GmbH inden Gartenwegen, der Neubau des Klini kumsin der Bremser straße sowie das direkt da -neben entstandene „Betreute Wohnen“ inder Hohenzollern straße mit Fern wärmeerschlossen. Im Ausbaugebiet „Süd“ wer-den nun die Schu mann straße ausgehendvon der Bayern straße über die Lisztstraße

113 Umweltbericht 2014

Fernwärmerohre werden meist unterirdischverlegt

sowie die Mehr familienblöcke an der Thor -waldsen straße mit Fernwärme versorgt. ImAus bau gebiet „Oggersheim“ wurden zahl-reiche Ob jekte an die im Vorjahr südlich desOg gers heimer Bahnhofs verlegten Fern -wärme tras se an ge bunden. Hinzu kam derAn schluss von zahl reichen Einzelobjekten imge samten Fern wärmeversor gungs ge biet, sodass die Fern wärmeversorgungs quote inLudwigs hafen auf insgesamt 23 Pro zent ge -stiegen ist.

In der Bilanz ergibt sich Ende 2013 durch denAusbau eine zusätzliche Einsparung von rund54.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Ins ge samt spartTWL mit der Fernwärme aus dem Müll heiz -kraftwerk, in Kombination mit der gekoppel-ten Produktion von Strom im Fern heiz kraft -werk, 103.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

ZukunftsperspektivenIm Jahr 2014 startete ein neuer Fern wär -me ausbau. In zwei Teilprojekten wird TWLzum einen die Fernwärmeversorgung imBe reich Innenstadt verdichten und zumanderen einen Ringschluss, ausgehend vomMüllheizkraftwerk über den Stadtteil „West“zu den bereits im Stadtteil „Süd“ verlegtenFernwärmetrassen, herstellen.Im Teilprojekt „Ringschluss Süd“ ist die Fern -wärmeerschließung folgender Straßen undBereiche vorgesehen: Valentin-Bauer-Stra -ße, Deutsche Straße, Richard-Dehmel-Stra -ße, Sudermannstraße, Von-Weber-Stra ße,Händelstraße, Kurfürstenstraße, Technolo -gie meile sowie das Wohngebiet südlich derRichard-Dehmel-Straße. Mit den beidenTeilprojekten „Verdichtung Innenstadt“ und„Ringschluss Süd“, deren Projektdauer mit

114Umweltbericht 2014

Fernwärmeausbau durch TWL, Stand 2013

fünf Jahren veranschlagt ist, würde dann ei -ne Fernwärmeversorgungsquote von 25 Pro -zent erreicht. Durch die zweite Stufe desFern wärmeausbaus ab 2014 bis Ende 2018wird die Belastung der Umwelt jährlich umweitere 13.000 Tonnen CO2 reduziert werden.

34-Schulen-Projekt der Stadt Ludwigs -hafen und TWLsiehe Unterkapitel 3.1

4.2 Technische InnovationenOb Photovoltaik, Blockheizkraftwerk, Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungssysteme oder Ener -

gieanlagen mit Stirling-Motor oder Brenn -stoffzelle – TWL setzt auf unterschiedlichenTechnikeinsatz und verstärkt auf dezentraleEnergieerzeugung. Dabei investiert sie auchaußerhalb von Ludwigshafen in erneuerbareEnergien. So hat TWL Anteile an einerGesellschaft erworben, die Eigentümerinvon zahlreichen Onshore-Windparks an ver-schiedenen Standorten in Deutschland ist.

In Solarenergie investiert TWL teils übereigene Anlagen, teils über die Beteiligungan ertragsstarken Solarparks, wie etwadem in Barderup bei Flensburg. Auch bei

115 Umweltbericht 2014

Trassengrobplanung „Ringschluss Süd“

der Gründung der Energiegenossenschaft„Bür gerenergie Ludwigshafen e.G.“ ist TWLbeteiligt und will in Projekte zur Gewinnungvon Energie aus erneuerbaren Quellen inder Region investieren (vergleiche Unter -kapitel 7).

Schwankende Strommengen aus erneuer-baren Quellen will TWL mit einer neuenPower-to-Heat-Anlage im Fern heiz kraft -werk besser nutzen. Dabei wandeln siebenProzesserhitzer elektrische Energie inWärme um. Das dabei erhitzte Wasser wirdin das Fernwärmenetz eingespeist. Die sie-ben Prozesserhitzer haben eine Ge samt -leistung von 9,8 Megawatt. Zum Vergleich:Die durchschnittliche Abgabeleistung in dasFernwärmenetz liegt bei etwa 60 Megawatt,in Spitzenzeiten werden sogar über 100 Me -ga watt benötigt. Die Anlage hat eine be son -ders kurze Reak tionszeit und so einen wei-teren Vorteil: Damit lassen sich die Strom -netze stabilisieren, da die Energieerzeu -gung durch Windkraft und Photovoltaik wit-terungsabhängig ist. Die Anlage ging Anfang2015 in Betrieb.

Bei der Dezentralisierung der Energiever -sor gung ist ein intelligentes und flexiblesEnergiemanagement unerlässlich. Aus rei -chende Systemstabilität kann mit Hilfe von„Virtuellen Kraftwerken“ geschaffen wer-den. Darunter versteht man Zusammen -schal tungen kleiner, dezentraler Stromer -zeu ger, zum Beispiel Photovoltaik- und Bio -gas anlagen oder Windkraftwerke, zu einemVerbund. Das Virtuelle Kraftwerk stellt eine

nach außen geschlossen wahrnehmbareEin heit dar.Mit dem Virtuellen Kraftwerk verfügt TWLals eines von wenigen Unternehmen überdie Voraussetzungen auf fluktuierende Er -zeu gung und schwankende Versorgungs be -darfe flexibel zu reagieren. Das qualifiziertsie zur Beteiligung am Forschungsprojekt„Auf bau eines Verbundes dezentralerStrom speicher verschiedenster Art zu ei nemvirtuellen Energiespeicher (Vevide)“. Ziel dervom Ministerium für Wirtschaft, Klima -schutz, Energie und Landesplanung Rhein -land-Pfalz geförderten Projektgemein -schaft ist es, eine Vernetzung unterschied-lichster dezentraler Speicher zu einem wir-kungsvollen und effizienten virtuellenEnergiespeicher zu konzipieren, diesen wei -ter zuentwickeln und in der Praxis zu testen.

Bei der Photovoltaik spielt die Speicherungeine immer größere Rolle. TWL erprobt ineinem Pilotprojekt in Kooperation mit demFraunhofer-Institut für Techno- und Wirt -schafts mathematik (ITWM) in Kaisers lau -tern, wie solare Batterie speicher in Privat -haus halten mit Photovoltaik anlage genutztwerden können. Hierzu arbeitet TWL mitPri vat haushalten zusammen. Es wird un ter -sucht, wie Speicher zur Optimierung derEnergie ver sorgung beitragen können und so -mit die erneuerbare Energie effizienter ge -nutzt werden kann. Zu Tageszeiten, an de -nen die Sonne lange und intensiv scheint, istdie Energie er zeu gung entsprechend hoch,der Energiever brauch in Privat haus hal tenhingegen häufig niedrig. Moderne Speicher -

116Umweltbericht 2014

systeme in Form von solaren Batterie spei -chern können diese Energie speichern undspeisen sie entsprechend dem aktuellenEnergieverbrauch des Haushaltes wieder indas Hausnetz oder ins öffentliche Netz ein.

Eine Übersicht der Ak ti vi täten zur CO2-Re -duk tion – das sind beispielsweise neu er -richtete Photo vol taik anlagen, der Ausbau derFernwärme und der Ein satz von Block heiz -kraftwerken – bietet seit 2013 das On line-Aus kunfts portal von TWL. Hier erhält mandetaillierte Informationen zur CO2-Re duk -tion in Form von Säulen- und Torten di a gram -men einschließlich der konkreten Zah len wer -te – von der städtischen Gesamtsicht über

die Stadtteile bis hin zu einzelnen Pro jek ten.Die Daten zur CO2-Reduktion lassen sichinteraktiv für einzelne Jahre zum Ver gleichaufrufen. Dadurch erhält man auf ein fachemWeg Relationen zu den Vorjahren und zuanderen Gebieten (www.geonetzservice.de).

4.3 Anreize zum Energiesparen

Mit der Initiative „KlimaAktiv“ hat TWL 2008ei ne Kampagne gestartet, die verschiedeneAn reize zum Energiesparen bieten soll. Das

reicht von Ökostromtarifenüber Dienst leis tun gen wiedem „Energiecheck“ bishin zu Ther mographie-Auf -nahmen und der Erstel -lung von Energieaus wei -sen für die eigenen vierWände. Außerdem wirdeine Ener gie be ra tung an -ge boten. Diese findet, je -weils nach vor heriger Ver -ein barung, bei den Kundenvor Ort oder in der Zen -trale statt. Erste Aus künf -te kön nen auch am Info -mobil erfolgen, das zumBei spiel auf Wochen märk -ten unterwegs ist.Auch Betriebe und Insti -tutionen werden von TWLenergetisch beraten oder

117 Umweltbericht 2014

Übersicht der Photovoltaikanlagen im TWL Online-Auskunftsportal

geschult. So hat das Job center Vorderpfalzin Zu sam menarbeit mit TWL rund 25Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Lud -wigshafen, Franken thal und Speyer zumThema „Wie spare ich Energie im Haus -halt?“ geschult. Das gemeinsame Projektsoll die Vermittler befähigen, Leistungs -empfängern Tipps zur Senkung ihres Ener -gie verbrauchs und der damit einhergehen-den Kosten zu geben.

Stromkunden von TWL erhalten vierteljähr-lich einen persönlichen Energiebericht zuihrem Verbrauch. Dieser Energiebericht gehtüber die Inhalte einer üblichen Ver brauchs -abrechnung hinaus, da er den Ver brauch inRelation zu Vergleichsgruppen setzt und sodem Kunden ermöglicht, die Höhe seinesEnergieverbrauchs zu beurteilen.

Der Ende 2011 angebotene KlimaAktiv-Spar -brief war ein gemeinsames Projekt von TWLund Sparkasse Vorderpfalz. Pro Kunde konn-ten Bürgerinnen und Bürger Summen zwi-schen 1.000 Euro und 10.000 Euro zu einembestimmten Zinssatz anlegen und so zur

Installation neuer umweltfreundlicher An -lagen beitragen. Mit den vier Millionen Euroumfassenden Fonds des KlimaAktiv-Spar -briefs entstanden 14 Anlagen, die Strom auser neuerbaren Energien erzeugen (drei Pho -to voltaik anlagen, neun Blockheizkraftwerke,ein weiteres Blockheizkraftwerk, das mitBiogas be trieben wird sowie eine Holzpellet-An lage). Dadurch kann der jährliche Ausstoßvon Kohlendioxid in Ludwigshafen um fast5.500 Tonnen reduziert werden.

5 CO2-Minderungsprojekteder GAG

Die Aktiengesellschaft für Wohnungs-, Ge -werbe- und Städtebau (GAG) ist das größtekommunal verbundene Immobilienunter -neh men in Rheinland-Pfalz. Bereits 1977be gann das Wohnungsunternehmen miteinem Modernisierungsprogramm den Aus -tausch einfach verglaster Fenster durchFenster mit Mehrscheiben-Isolierglas undden Einbau von Gas-Etagenheizungen alsEr satz für Einzel-Feuerstätten mit festem,flüssigem oder gasförmigem Energieträger.Im Jahr 1976 beschloss der Bundestag dasEnergieeinsparungsgesetz (EnEG), 1977wur de die Wärmeschutzverordnung (WSchV)eingeführt und seit deren 1. Novellierung imJahr 1984 kam zum Einbau von Isolier glas -fenstern und Gas-Etagenheizungen noch dieenergetische Aufwertung der Gebäudehüllemit Wärmedämm-Verbundsystem zur Aus -füh rung. Stetig steigende Energiever bräu cheund ständig steigende Energiekosten führ-ten 2002 zur Ablösung der Wärme schutz -

118Umweltbericht 2014

Vom KlimaAktiv-Sparbrief finanziert: PV-Anlageauf dem Wasserwerk 2

ver ordnung durch die Energieeinsparver -ord nung (EnEV). In ihr wurde erstmals Wär -me schutzverordnung und Heizungsanla gen -ver ordnung (HeizAnlV) vereint. Der Stan -dard des Niedrigenergiehauses wurde ver-bindlich für alle Neubauten. Seither tratendrei weitere Novellen der Energieeinspar -ver ordnung (EnEV 2007, EnEV 2009 undEnEV 2014) in Kraft. Für die Modernisierungvon Bestandsgebäuden gelten seit der EnEV2009 bereits deutlich höhere Standards, dievon der GAG als Mindeststandard bei jederModernisierung eingehalten werden.

Energetische Sanierung im Bestand1983 installierte die GAG ihre erste Solar an -lage auf dem Versuchs- und Vergleichs bau -vor haben Bürgermeister-Grünzweig-Straßeund es folgten Projekte wie das Sonnenhausam Adlerdamm. Das Wohngebiet „Schiller -schule“ kann als Beispiel einer energieeffi-zienten Modernisierungsmaßnahme nachden gültigen Richtlinien mit Vollwärme -schutz und Anschluss an ein Heizsystem mitKraft-Wärme-Kopplung genannt werden. In der denkmalgeschützten Ebertsiedlungwur den zwischen 2003 und 2012 insgesamt700 Wohnungen und 20 Gewerbeeinheitenfür rund 40 Millionen Euro energetisch mo -der nisiert. Bei der ebenfalls denkmalge-schützten Westendsiedlung investierte dieGAG von 2002 bis 2013 rund 30 MillionenEuro. Hierbei war die Dämmung der ge -schütz ten Klinkerfassaden eine besondereHer ausforderung. Der hohe Wärmedämm -stan dard und der Anschluss an die Fern -wärme versorgung von TWL machen die bei-

den denkmalgeschützten Wohnanlageneben so energieeffizient wie einen Neubaugemäß der EnEV 2007.

PassivhaustechnikSeit 2004 hat die Passivhaustechnik Einzugim Unternehmen gehalten. So wurden zweiMehrfamilienhäuser in Holzständerbau wei seerstellt und in der Technologiemeile das„Null-Liter-Bürogebäude“ lu-teco mit rund10.000 Quadratmeter Gewerbefläche in Pas -siv haustechnik errichtet. Dabei kamenErdwärme, Photovoltaik, Betonkerntempe -rie rung und Wärmerückgewinnung zur An -wendung. Im Jahr 2009 folgte der zweiteGe werbebau in Passivhaus-Technologie,das lu-teco 2.

Hervorragende Erfahrungen in der Passiv -haus-Technologie im Neubau führten zurAn wendung auch in der Bestandsmoder ni -sie rung. Zwei bestehende Sechs-Familien -häu ser aus den 1960er-Jahren in der Hohe -loogstraße 1 und 3 wurden umgebaut undhaben damit nach energetischer Sanierung„Pas sivhausstandard“ erreicht. Im Jahr

119 Umweltbericht 2014

Denkmalgeschützte Ebertsiedlung:Energetische Sanierung im Bestand

2008 folgten drei weitere Mehrfamilien-Passivhäuser in der Schlesierstraße, ausge-stattet mit einer innovativen Kombinationaus Lüftungsanlage mit Wärmerückge win -nung, Mini-Blockheizkraftwerk mit Ster -ling-Motor und Photovoltaikanlage.

Einsatz von SolaranlagenEbenfalls 2004 entschloss sich die GAG, ge -eig nete Dächer aus dem eigenen Bestandmit Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) zu be -legen. Das EEG (Erneuerbare-Energien-Ge -setz) schaffte hierfür günstige Rahmen be -din gungen durch die Einspeisevergütung. Be -

gonnen wurde in der Wegelnburgstraße als Pi -lotprojekt mit einer Leistung von 33,54 kWp.Im Laufe des Jahres 2005 wurden haupt-sächlich in der Gartenstadt weitere rund 509kWp Leistung installiert. 2006/2007 folgtencirca 345 kWp. Bereits 2011 hatte die GAGalle dafür geeigneten Dächer in ihrem Be -standsgebäude mit Photovoltaikanlagenaus gestattet. Der Gesamtertrag dieser An -lagen belief sich 2012 und 2013 auf über1.000.000 kWh, die ins Stromnetz einge-speist werden.

Der Wohnungsbestand der GAG mit derzeitrund 12.800 Wohnungen wurde seit 1977 zuüber 60 Prozent nach den jeweils gültigenVorgaben modernisiert und energetischaufgewertet. Dadurch konnten bereits bis1999 über 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr einge-spart werden. Die Einsparung heute liegt beiweit über 5.700 Tonnen pro Jahr. Zuzüglichder Einsparung durch zuvor genannte Solar -anlagen von derzeit rund 600 Tonnen CO2pro Jahr ergibt dies eine Gesamteinsparungvon 6.300 Tonnen CO2 pro Jahr.

6 Klimaschutz im Rahmenprivater Projekte imStadtumbau

Insgesamt wurden 51 private Projekte im Rah -men des Stadtumbaus in der Innenstadt durchdie WirtschaftsEntwicklungsGesellschaft (W.E.G.)betreut. Zum Teil wurden diese mit Stadt -um baumitteln gefördert. In der Regel werdenim Zuge der Modernisierung der Objekteauch energieeinsparende Maßnahmen um -

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lu-teco, eines der größten Bürogebäude imPassivhausstandard

ge setzt. Oft entschließen sich Eigen tü mer in -nen und Eigentümer, alte, dezentrale Wär -me versorgungsanlagen zu demontieren, umdann ihre Immobilie an das Fern wärmenetzanzuschließen. Beispielhaft seien hier dieSanierung des ehemaligen Rala-Gebäudes inder Kaiser-Wilhelm-Straße und die DENA-zertifizierte Sanierung des ehemaligen Zen -tral umspannwerkes in der Lutherstraße er -wähnt. Aber auch beim geplanten Neubauam Berliner Platz setzte die Eigentümerin,die Timon GmbH aus Ettlingen, auf energie -effizientes Bauen in der City.

Sanierungen in der Lutherstraße undam LutherplatzIm Sommer 2013 wurde die Sanierung desehemaligen Zentralumspannwerkes undVer waltungsgebäudes in der Lutherstraßeabgeschlossen. Die S&O Projektgesell schaftaus Tübingen, eine Tochter der Sax-Gruppe,hat den unter Denkmalschutz stehendenGebäudekomplex am Lutherplatz, der langeZeit leer stand, aufwändig energetisch sa -niert. Insgesamt werden 49 Wohnungen mit33 bis 195 Quadratmetern Wohnfläche indirekter Nachbarschaft zu Pfalzbau, Staats -philharmonie und Wilhelm-Hack-Museumvermietet. Die Grundidee war, hinter denk-malgeschützten Mauern ein nachhaltigesund zukunftsorientiertes Wohnkonzept zuverwirklichen. Neben Etagenwohnungen fin-den Mieterinnen und Mieter im Stadtquartier„Umspannwerk“ eine Auswahl an barriere-frei gestalteten Lofts, Appartements, ein„Haus im Haus“ und mehrere Penthaus-Woh nungen, wobei fünf Wohnungen roll-

stuhlgerecht ausgestattet sind. S&O hat beider Projekt ent wicklung neben energetischenGesichts punkten auch soziale Aspekte be -rücksichtigt. Dazu zählen das im Innenhofentstandene Gemeinschaftshaus mit Multi -funk tions raum, großer Terrasse, Sportraumsowie zwei Gästezimmern für die Haus ge -meinschaft.

Rund 14 Millionen Euro hat der TübingerImmobilienentwickler in Ludwigshafen in -ves tiert. Mit Unterstützung der W.E.G. wur-den im Jahre 2010 mit der Stadt Ludwigs -hafen die städtebaulichen Verträge im Rah -men des Stadtumbaus geschlossen. Dankder Fördermittel des Landes Rheinland-Pfalz konnte am Lutherplatz eine nachhalti-ge innerstädtische Entwicklung angestoßenwer den. Bezuschusst wurde das Stadt quar -tier „Umspannwerk“ mit rund 1,7 MillionenEuro, von denen die Stadt Ludwigshafen 20Pro zent und das Land 80 Prozent übernah-men.

Nach knapp drei Jahren Sanierung undUmbau entstanden moderne Wohnungen indiesem Baudenkmal. Dreifach verglasteFenster, dezentrale Lüftungsanlage mitWär merückgewinnung, Aufzug bis in dieTief garage, Balkon oder Terrasse zum be -grünten Innenhof die Grundausstattung derWohnungen ist anspruchsvoll. Zudem bietetdie Tiefgarage insgesamt 40 Stellplätze undim Innenhof überdachte Stellplätze fürFahr räder. Auch im Hinblick auf Wohn -neben kosten überzeugt das Modellprojektder Deutschen Energie-Agentur (DENA).

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Durch Innendämmung der denkmal ge -schütz ten Fassade wurde das Energie -niveau des Altbestands auf KfW 70 gesenkt.Die aufgesetzten Penthäuser erreichen sogarKfW 55-Standard.

Im Zusammenhang mit dem Stadtquartier„Umspannwerk“ entstand auch das Projektder Investorengruppe Karakaplan amLuther platz. Diese baute dort ein vierge-schossiges Gebäude mit 22 Wohnungen, dasden Innenhof zum Lutherplatz abschließtund noch im Sommer 2013 fertiggestelltwurde.

7 Weitere Kooperations -partner im Klimaschutz

Die Klimaschutzziele der Stadt Ludwigs -hafen können sinnvollerweise nur durch dieZusammenarbeit mit anderen Akteurenerreicht werden. Neben den Wohnungs bau -ge sellschaften und dem ansässigen Ener -gie versorger sind dies auch Netzwerk part -ner, die auf einer anderen Ebene zum Klima -schutz in Ludwigshafen beitragen.

EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar(E2A)

Die Stadt Ludwigshafen unterstreicht dieWichtigkeit des Themas Energieeffizienzdurch ihre Beteiligung als Gesellschafterinbei der hier ansässigen Energie Effizi -enzAgentur Rhein-Neckar gGmbH, kurz E2Agenannt. Ziel der E2A ist es, durch Ener gie -effizienz Wettbewerbsfähigkeit und Arbeits -plätze in der Region zu sichern und dasKlima zu schützen.Die E2A arbeitet derzeit in zwei konkretenInitiativen an der Verbesserung der Ener -gie effizienz in der Metropolregion Rhein-Neckar: Zum einen sollen kleine und mittle-re Betriebe zur Durchführung einer Ener -gie beratung und Umsetzung entsprechen-der Maßnahmen motiviert werden. Zumanderen soll die jährliche Sanierungsquotebei Ein- und Zweifamilienhäusern mit Pro -jek ten wie der Energiekarawane verdoppeltwerden (vergleiche Unterkapitel 3.1).

Im Jahr 2001 gegründet, hat die E2A imRhein-Neckar-Raum ein Kompetenz netz -werk, bestehend aus Energieexperten undEnergieberatern, aufgebaut und regionalePartner aus Politik, Wirtschaft, Handwerk,Handel, Wohnungsbaugesellschaften, Ge -werk schaften, Stiftungen und Verbändenge wonnen. Die Kernaufgabe der E2A istdabei, die Partner mit den Energieexperten

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Stadtquartier Lutherstraße: EnergetischeSanierung eines denkmalgeschütztenGebäudekomplexes

zu vernetzen, gemeinsame Ziele zu definie-ren und konkrete Sanierungsvorhaben undModellprojekte auf den Weg zu bringen. Inden vergangenen Jahren konnten energie -effiziente Gebäude mit weltweitem Vor bild -charakter durch Gesellschafter und Netz -werk partner der E2A realisiert werden.

Energieagentur Rheinland-Pfalz

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz ist lan-desweite Plattform für die Energiewende inRheinland-Pfalz und wurde 2012 als hun-dertprozentige Landestochter gegründet.Sie informiert, vernetzt und unterstützt Ak -teure aus verschiedenen Bereichen dabei,die Energiewende weiter voranzutreiben.Dazu macht sie Erfolge und gute Beispieleaus der Praxis sichtbar und vermittelt zwi-schen den Akteuren, wo es hilfreich ist. Sieinitiiert und begleitet einen kontinuierlichenthemenübergreifenden, interdisziplinärenAus tausch, aus dem neue Impulse für Pro -jekte und konkrete Maßnahmen entstehen.Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterarbeiten in der Zentrale und in Büros inneun Regionen des Landes.

Anfang 2014 wurde das Regionalbüro Vor -der pfalz mit dem Sitz in Ludwigshafen eröff-net. Es setzt seinen Schwerpunkt auf dieinterkommunale Kooperation und nutzt dieräumliche Nähe der kreisfreien StädteFrankenthal, Ludwigshafen und Speyer undder Gemeinden des Rhein-Pfalz-Kreises,

um die unterschiedlichen Potenziale derverschiedenen Gebietskörperschaften best-möglich für das Erreichen der ambitionier-ten Energie- und Klimaschutzziele in derRegion einzubinden.Erste gemeinsame Veranstaltungen mit derStadt Ludwigshafen haben schon statt gefun -den, wie etwa bei der „Woche der Sonne“2014 (vergleiche Kapitel XI Umweltkommuni -kation).

Verbraucherzentrale LudwigshafenAuf über 50 bewegte Jahre engagierter underfolgreicher Verbraucherarbeit blickt dieVerbraucherzentrale Ludwigshafen mittler-weile zurück. Allein in den vergangenenzehn Jahren konnten die Beraterinnen undBerater rund 140.000 Verbraucherinnen undVerbrauchern mit Rat und Unterstützungzur Seite stehen. Seit über 35 Jahren wirddie Energieberatung angeboten. Wer wissen will, wie man mögliche Einspar -po tenziale im Haus oder in der Wohnungausschöpfen kann, kann sich kostenlos undun abhängig in der persönlichen Energie be -ra tung der Verbraucherzentrale beraten

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Eröffnung des Regionalbüros Vorderpfalz 2014

las sen. Gegen einen kleinen Kostenbeitragkommt auch ein Energieberater vor Ort undnimmt die wichtigsten Daten auf. Im An -schluss erhalten die Ratsuchenden einenstandardisierten Kurz be richt mit einer Ein -schät zung der Verbrauchswerte und erstenHandlungs empfehlungen.

Da im Rahmen eines Feld versuchs der Ver -braucher zentrale festgestellt wurde, dassrund zwei Drittel der Brennwertgeräte nichtoptimal eingestellt sind, bietet die Ver brau -cher zentrale den Besitzenden von Brenn -wert kesseln einen Brennwert-Check an.Durch die Messungen vor Ort wird geklärt,ob die Anlage wirklich effizient läuft.

Wer überlegt, in Zukunft seine Energie fürWarm wasser, Heizung oder Strom mit Son -

nen kraft selbst zu erzeugen und sich unsi-cher ist, ob sich dies lohnt, der kann dasschriftliche Beratungsangebot der Verbrau -cher zentrale wahrnehmen. Beim Bedarfs -check für Solaranlagen oder Wärme pum -pen wird anhand der Daten eines ausgefüll-ten Fragebogens kostenlos geprüft, ob dieAn lage im Einzelfall technisch und wirt-schaftlich Sinn macht. Das umfangreicheOnline-An ge bot mit Informationen zuFörderpro gram men oder Online-Tools wiedem „Ener gie check zum Selbermachen“runden das Angebot ab.Damit schon Jugendliche für Energieein -spa rung sensibilisiert werden, hat die Ver -braucherzentrale gemeinsam mit der Ener -gie agentur ein Bildungsmodul für Schulenentwickelt. Schulen können für Projekttage

so genannte Stromsparkisten mitMessge räten und Arbeits mate ri a -lien ausleihen. Auch der Aspekt der klimafreund-lichen Er näh rung wird abgedeckt,so hat die Ernäh rungs beratung bei -spielsweise eine Aus stel lung mitdem Titel „Klimaschutz schmeckt“

konzipiert. Darüber hinaus erhält man beider Ver braucher zentrale kostenlos Infor -ma tionsunterlagen zu allen genanntenThemen.

Initiative Lokale Agenda (ILA) 21Ludwigshafen e.V.Eine wichtige Partnerin beiden Themen Umwelt- und Kli -maschutz stellt die Initia tiveLokale Agenda (ILA) 21 Lud -

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Energieberatung in der LudwigshafenerVerbraucherzentrale

Der Online-Energiecheck zeigt Hausbesitzern und Mietern, wie ihr Energieverbrauch zu bewerten ist

wigshafen e.V. dar. Die ILA e.V. ist ein ge -meinnütziger Dach verein mit Mitglieds -vereinen und -organisationen aus denBereichen Kirche, Umwelt, Soziales, Kulturund Sport. Ziel ist die För de rung derLokalen Agenda 21 in Lud wigshafen. DasAgenda büro wird von der Stadt Lud wigs -hafen un ter stützt und übernimmt Auf gaben,die im Rah men des lokalen Agen da pro zes -ses wichtig und notwendig sind.

Im Klimaschutzkonzept 2020 wird die ILAe.V. explizit als Koope ra tions partnerin miteigenen Maß nah men genannt. Einige derbereits umgesetzten sollen an dieser Stellekurz vorgestellt werden.

Im Jahr 2013 initiierte und begleitete die ILAe.V. den Entstehungsprozess der ersten Lud -wigshafener Energiegenossenschaft. Diesever folgt das Ziel einer dezentralen, un ab -hängigen und ökologischen Energie ge win -nung. Sie bietet Ludwigshafener Bürge rin -nen und Bürgern die Möglichkeit, zur Ener -giewende und zum Klimaschutz beizutragen.Die Genossenschaft wird mit Unter stützungvon TWL in Projekte investieren. Dazu zählenunter anderem Photovoltaik, Was serkraftund Biomasse sowie Energie spei cher tech nikund Energieeffizienz, aber auch Energie con -tracting und Energiebe ra tung.

Ende 2013 fand die Gründungsversammlungder „Bürgerenergie Ludwigshafen e.G.“ statt.Sobald der Gründungsprozess abgeschlos-sen ist, können Anteile gezeichnet werden.Das Projekt wurde im Jahr 2013 mit dem

dritten Platz beim Umweltschutzpreis derStadt Ludwigshafen ausgezeichnet.

Mit der dritten Auflage des LudwigshafenerBürgerstadtplans konnte 2014 erstmals eingemeinsamer Bürgerstadtplan für Lud -wigs hafen und Frankenthal veröffentlichtwerden. Das benutzerfreundliche Karten -werk stellt nachhaltiges Leben in beidenStädten kartografisch in den Mittelpunkt.Angefangen von Naturkostläden über Car-Sharing-Stationen bis hin zu Radrouten fin-den Interessierte die Angebote und Servicesin der jeweiligen Stadt.

Darüber hinaus ist die ILA e.V. eine wichtigeMultiplikatorin des Themas Klimaschutz in

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der Öffentlichkeit und nimmt zum Beispielauch an den Ludwigshafener Klimawochenteil. Außerdem ist die ILA e.V. auch in derUmweltbildung aktiv, wie etwa mit demKinderzukunftsdiplom (vergleiche Kapitel XIUmweltkommunikation).

Neben den zuvor genannten gibt es natür-lich noch weitere Partnerinnen und Partner,mit denen die Stadt Ludwigshafen beimKlima schutz kooperiert, wie beispielsweisedie Architektenkammer Rheinland-Pfalzoder die Metropolregion Rhein-NeckarGmbH mit ihrem Clusternetzwerk Energie &Umwelt.Nur durch die Zusammenarbeit mit diesenwichtigen Partnern und unter Einbeziehungder Bürgerinnen und Bürger können dieKlimaschutzziele der Stadt Ludwigshafenerreicht werden.

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