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Ikebana-Bundesverband e.V. Jahrgang 34 Nr. IV November 2014

Ikebana-Bundesverband e.V....Dürer (1471-1528) stand Pa-te für unsere nächste Aufga-be, und zwar sein Aquarell „Das große Rasenstück“ von 1503. Auf der Abbildung sind unter

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Ikebana-Bundesverband e.V.

Jahrgang 34 Nr. IV November 2014

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Liebe Ikebana-Freundinnen,liebe Ikebana-Freunde,liebe Mitglieder des IBV,

Lautlos ist der Herbst erschienen.Hat er nicht eben

den Vorhang berührt?

Hattori Ranetsu

Im Sommer war ich in Moskau zueinem Ikebana-Workshop. An derdortigen Hochschule für Land-schaftsarchitektur gehört ein zwei-semestriges Ikebana-Studium zumPflichtprogramm. Die jungen Frauenund Männer erarbeiteten mit Begeis-terung anspruchsvolle und kreativeArrangements. Es war eine Freude,mitten unter ihnen zu sein. Hoffent-lich bleiben viele der Ikebana-Kunsttreu.

Im August nahm ich am Europä-ischen Regionalkongress von Ikeba-na International teil. Die Qualität derArbeiten und die Freude am Ikebanawaren auch dort beeindruckend,aber der Altersdurchschnitt derTeilnehmer erheblich höher.

Das Nachwuchsproblem wurde inPotsdam thematisiert. Es wurden

Beispiele gezeigt, dass Ikebana mitKindern und Jugendlichen durchauserfolgreich sein kann. Erfahrungen,über die unsere IBV-Mitgliederberichten können, würden wir gernein unserer INFO an alle weitergeben.

Die Präsidiumsmitglieder sind überInternet und Telefon in ständigemKontakt.

In diesem Herbst trafen wir uns inAschaffenburg, in der Mitte unsererweit auseinanderliegenden Wohn-sitze zu einem intensiven Arbeitswo-chenende.

Der Kassenbereich gestaltet sichdurch die fristlose Kündigung unddurch die ungeordnete Übergabeder Kassenunterlagen weiterhinschwierig, da viele Dateien mühevollzusammengestellt werden müssen.Etliche Mitglieder haben versäumt,Kontoänderungen zu melden oderZahlungen zu veranlassen. Last-schrifteinzug oder Dauerauftrag wä-ren hilfreich.

Die Planungen für den IBV-Jahres-kongress in Naurod vom 14. bis 17.Mai 2015 sind weit fortgeschritten.

Sie können sich schon auf eininteressantes, vielseitiges Pro-gramm der „kleinen Schulen“ freuen.

In Naurod gibt es wieder Neuwahlen.Die bisherigen Präsidiumsmitgliederfür Schriftführung und Kongresslei-tung stehen nicht mehr zur Verfü-gung. Ein Wunsch an alle Mitglieder:Bitte helfen Sie uns bei der Suchenach geeigneten Kandidaten!

Im nächsten Jahr stellt der IBVwieder auf der Bundesgartenschauin Brandenburg aus. Vom 27. bis 30.August 2015 heißt unser Motto„Ikebana in alten Mauern“. In derStadt Brandenburg stellen uns derInnenraum und der ehemaligeKreuzgang der Johanniskirche vorneue Herausforderungen.

Bitte berücksichtigen Sie bei IhrerJahresplanung diese Termine. DieHavellandschaft eignet sich auch füreinen verlängertenAufenthalt.

Das alles ist noch weit hin, mussaber schon jetzt von uns und vonIhnen vorbereitet werden.

Doch zunächst wünschen alleMitglieder des Präsidiums Ihneneine geruhsame Adventszeit, einfrohes Weihnachtsfest und einenguten Rutsch ins Neue Jahr.

Herzlichst Ihr

Jörg Löschmann

Novemberbrief desPräsidenten

Jörg LöschmannPräsident

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INHALT

Präsidiumsbrief

Nachrichten aus Vorstellung BUGAdem Verband Anmeldeformular BUGA

Kontaktadressen Vorstand

Blätter Seminar 2 Naurod 2014Ein Hase huscht durchs Feld Seminar 4 Naurod 2014Ikebana to goIkebana und ExerzitienKa-Bu-Wa-Ke

Klein aber feinKeine alte SchachtelEin Pfingstfest19. Japanfest in München

Termine

Workshop

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456

79

121418

20222527

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IMPRESSUM

HerausgeberIKEBANA BUNDESVERBAND e.V.www.ikebana-bundesverband.de

PräsidentJörg LöschmannMainparkstraße 116163814 MainaschaffFon [email protected]

RedaktionHarald UlbrichLucas-Cranach-Straße 20-2296317 KronachFon [email protected]

Bildbearbeitung und SatzKerstin Anke-UlbrichLucas-Cranach-Straße 20-2296317 Kronach

Die veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlichgeschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mitschriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Namentlichgekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sichvor, eingereichte Berichte nach Absprache zu kürzen. EinAnspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.

Redaktionsschluss Herausgabe15. Januar Anfang März15. April Anfang Juni15. Juli Anfang September15. Oktober Anfang Dezember

Auflage: 550 ExemplareErscheinungsweise: 4x im JahrFür Mitglieder kostenfrei

Druckdruckerei dämmig - chemnitz seit 1936frankenberger straße 6109131 chemnitz

Bildnachweis:

Titelseite:

Shimentai (Tischarrangement) von ManfredFraustadt während des 19. Japanfestes inMünchen (siehe auch dazu unseren Artikel„19. Japanfest in München“)

Foto Manfred Fraustadt

Seite 2 und 3:

Impressionen von der diesjährigen Chrysan-thema in Lahr im Oktober

Foto KerstinAnke-Ulbrich

Rückseite:

Ikebana von Christine Herrmann mit Schach-tel, Clematis-Ranken, Kordel und Gerberawährend der Ausstellung in Ingelheim zu denAsia-Tagen (siehe auch dazu unseren Artikel„Keine alte Schachtel“)

Foto Gisela Jost

Ausstellung

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Seminar 2 „Farbspiel in der Einreihenform –narabu“ Naurod 2014 mit Frau Dr. BärbelHollmann

Arrangieren unter besondererBerücksichtigung des Far-benspektrums

Farben spielen beim Ikebana jaeigentlich immer eine Rolle – aber indiesem Seminar waren sie der zuberücksichtigende Hauptaspekt derherzustellendenArrangements.

Die Dozentin, Frau Dr. Hollmann,hatte zur Orientierung neben demHarmonischen Farbenkreis aucheinen sehr informativen undanschaulichen Anleitungsordnervorbereitet, so dass jeder dersechzehn Teilnehmer des Work-shops immer wieder einen Blick aufdie Beispiele und Skizzen sowie denFarbkreis als Entscheidungshilfe für

die Wahl des einzusetzendenMaterials werfen konnte.

Es wurden im Laufe des Workshopsdrei Arrangements erarbeitet, dasletzte davon fast nur aus Blättern –eine besonders reizvolle Aufgabe,bei der die Vielfalt und Schönheitdieses sonst ja oft als Beiwerkeingesetzten Materials alle immerwieder erstaunte.

Dieses Material einmal besonders„in Szene“ zu setzen, hat allen Semi-narteilnehmern besondere Freudegemacht.

Beate Zieroth

Fotos Beate Zieroth

Sehen Sie auf der nächsten Seitenoch einige schöne Fotos.

Blätter

Arbeitswand mit Skizzen undBeschreibungen zur Hilfe

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Seminar 4 „Vom Klostergarten – über dieWiese – zum Bauerngarten“ Naurod 2014 mitKarin Kopp und Elisabeth Floercken

Hildegard von Bingen (1098-1179) wusste schon „Es gibteine Kraft aus der Ewigkeit

und diese Kraft ist grün“. Sie war diegroße Kirchenlehrerin, Dichterin undPflanzenheilkundige des Mittel-alters.

Und genau diese „Grünkraft“ habenwir in den vielfältig blühenden undduftenden Pflanzen auch gespürt,als wir sie zu immer neuen Ikebana-Arrangements in Form von Kloster-gärten, Wiesen und Bauerngärtenvereinten.

Doch fangen wir am Anfang an – dasheißt, bei Adam und Eva. Denn demjeweiligen praktischen Tun ging inunserem Seminar ein sehr informa-tiver und interessanter Vortrag zuden wechselnden Funktionen undzur Entwicklung unterschiedlicherGartenformen voraus. Frau Koppgab sehr anschaulich und sinnvollbebilderte Einblicke in die histo-rische und kulturelle Entstehung desfür uns heute so selbstverständ-lichen Konzeptes „Garten“.

Und angefangen hat tatsächlichalles mit Adam und Eva – denn derGarten Eden gilt bekanntlich als dererste Garten der Menschheits-geschichte.

Einen Meilenstein in der Entwick-lung des Gartenbaus stellt dermittelalterliche Klostergarten dar.

Inspiriert durch ein kleines Fläsch-chen selbstgebrauten Bärlauch-Essig von Frau Floercken versuch-ten wir uns zum Auftakt des Semi-nars an der Gestaltung einessolchen spirituellen und heilkräftigenOrtes.

Die zur Verfügung stehendenPflanzen waren durch unsereKursleiterinnen klug gewählt: Allium,Salbei, Frauenmantel, Thymian,Kamille, und Rosmarin dominierten

Ein Hase huscht

durchs Feld

„Das große Rasenstück“ einmal anders ...

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das Feld und weckten durchDuft und Symbolgehalt gleichAssoziationen zum Heilkräu-tergarten. Wir arrangierten inmeditativer Stille eine Ein-reihenform (Narabu) in derFrontansicht.

Im zweiten Seminartei lschritten wir zeitlich weitervoran in die Zeit des Huma-nismus. Ein Bild des bekann-ten Malers, Grafikers undKunsthistorikers AlbrechtDürer (1471-1528) stand Pa-te für unsere nächste Aufga-be, und zwar sein Aquarell„Das große Rasenstück“ von1503. Auf der Abbildung sindunter anderem verblühter Lö-wenzahn, Gräser und Wege-richblätter zu sehen – alles innatürlicher Größe gemalt.Dies war zu der damaligenZeit ein Novum in der Kunst,denn niemand hatte zuvorgewagt, so etwas Profanesund Unbedeutendes wie ein

einfaches Stück Wiese aufPapier zu bannen.

Dementsprechend lauteteunser nächster Auftrag auch,eine realistische Wiesen-Landschaft zu gestalten. DieBetonung lag dabei auf demWort „realistisch“, das heißt,keine perfekte Idealland-schaft, sondern eine Land-schaft mit abgeknicktenGräsern und verblühtenBlumen, so, wie sie in derNatur anzutreffen ist. „Als obgerade ein Hase durchge-huscht ist“ ergänzte FrauKopp augenzwinkernd.

In der dritten Seminareinheitarrangierte eine jede von unsein Ikebana zum Thema„Bauerngarten“ in Radialform(Hiraku).

Seminarteilnehmerinnen des Seminars 4Impression eines Klostergartens

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Hierfür eigneten sich besondersGefäße auf einem Fuß. AlsHauptmaterialien standen uns – wiekonnte es in dieser Jahreszeitanders sein – Pfingstrosen inkräftigem Rot und zartem Rosa zurVerfügung. Des Weiteren ergänztenDi l l , Salomonsiegel , Gräser,Kamille, Frauenmantel und diverseBodendecker das Materialangebot.

Am Ende der im Nu verflogenen Zeitwaren sich alle Seminarteilnehme-rinnen einig, dass dies ein wunder-bares, kompetent und liebenswertgeleitetes und begleitetes Seminarwar.

Es hat uns sehr viel Freude bereitetund wir haben sehr viel gelernt. Einherzliches Dankeschön an FrauKopp und Frau Floercken.

Dr. Dorothée Gommen-Hingst

Fotos Karin KoppDer Bauerngarten in Radialform (Hiraku)

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Bericht über Ikebana während der „LangenNacht der Wissenschaft“ in Berlin am14.05.2014

Zur „Langen Nacht der Wissen-schaft“ in Berlin am 14. Mai2014 gibt es erstmals eine

kleine Ikebana-Ausstellung an derLise-Meitner-Schule.

Sie nennen sich die „Grünen Pan-ther“. Sie sind Schülerinnen undSchüler der Lise-Meitner-Schule inBerlin-Rudow in der Ausbildung zuBiologisch-technischen Assisten-tinnen und Assistenten und hattensich bereit erklärt, bei der Umset-zung derAusstellungsidee zu helfen.

Kaum einer von ihnen wusste zudiesem Zeitpunkt, was sich hinter

dem Wort „Ikebana“ verbirgt, abereinige hatten das Plakat vom letztenWorkshop in der Schulstraßegesehen und Interesse an denabgebildeten Arrangements gefun-den.

Doch nun zum Anfang: Vor einigenJahren entstand an der Schule derWunsch, in ungezwungener Atmo-sphäre etwas gemeinsam zumachen, was mit unserem Job alsLehrer am besten gar nichts zu tunhat. So bildete sich an der Schuleeine kleine Ikebana-Gruppe, in derKolleginnen (und manchmal auchKollegen!) der Schule unter derLeitung meiner Person drei bisviermal im Jahr einen Workshopabhalten.

Wir tagten also im Verborgenen inder wenig gemütlichen, aber zweck-mäßigen Werkstatt der Schule.Doch das sollte sich ändern:

Zunächst zeigten wir Fotos unsererArrangements in der Schulstraßeund dann stand die große Idee imRaum, an der „Ausstellung zurLangen Nacht“ teilzunehmen. Einetolle Idee und eine große Heraus-forderung.

So war ich sehr glücklich, GinaSpeier als tatkräftige und ideenrei-che Mitstreiterin zu gewinnen. Wirbeide betreiben seit etwa 20 JahrenIkebana und haben den „Teacher'sDiploma 3rd Grade“ der SogetsuSchule Tokyo inne. Seit vielenJahren sind wir Mitglied im IBV, derSogetsu Branch Berlin und inIkebana International; beide sind wirGründungsmitglieder des IkebanaInternational Berlin e.V..

Wir hatten uns vorgenommen, mitmöglichst vielfältigen Arrangementseinen Überblick über die Kunst desIkebana zu zeigen und auf jeden Fallwol lten wir ein Arrangementerarbeiten, in dem Glasgeräte ausdem Labor zum Einsatz kommenkönnten. Und noch etwas war sehrwichtig: Die Besucher der „LangenNacht der Wissenschaft“ lieben es,

Ikebana to go

Ikebana to go - Ikebana zum Mitnehmen

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wenn Mitmachaktionen angebotenwerden; einen naturwissenschaft-lichen Versuch selbst machen odereben ein kleines Ikebana-Arrange-ment mit nach Hause nehmen.

Hier waren wir über viele Stundenununterbrochen im Einsatz, aber wirhatten auch ein wenig Glück: Amnächsten Tag war Muttertag! Undmanch´ eine Mutter war nicht nurdarüber erstaunt, dass die Tochteroder der Sohn überhaupt an eineAufmerksamkeit zum Muttertag

gedacht hatte, sondern, dasses so etwas Außergewöhnli-ches war. Auch der Heimtrans-port war nicht unbedingt einProblem, sofern man einenpassenden Rucksack dabeihatte. Um Mitternacht schlos-sen wir den Raum zu; wir hattenkein Material mehr für weitereMitmach-Arrangements. Undwir waren hungrig, durstig,müde und ... glücklich.

Übrigens: Die nächste „LangeNacht der Wissenschaft“ inBerlin ist am 13. Juni 2015. Wirfreuen uns schon auf IhrenBesuch.

Helga Heckelmann

Fotos Helga Heckelmann

Arbeiten in LaborgefäßenFoto oben und rechts

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Bericht über „Ikebana und Exerzitien“ vom12.-17.08.2014 in der Abtei Münsterschwar-zach

Am Dienstag, den 12. August2014, fuhren mein Mann,Harald Ulbrich, und ich,

endlich wieder einmal in dieBenediktinerabtei nach Münster-schwarzach. Schon lange hatten wirnach einem Kurs dieser Art Aus-schau gehalten. Hans Peter Boor,der Leiter des Kurses, ist uns seitetlichen Jahren ein guter Begleiterauf unseren Kado. Peter hat seineIkebana-Wurzeln wie wir in der Kiku-Schule. Inzwischen ist er Lehrer inder Ikenobo Schule.

Angekommen aus dem Alltags-stress tauchten wir ein in die Ruheder Abtei. Mit uns trafen sechsweitere Mitstreiterinnen ein. Einkräftigendes Abendbrot wurde unsgereicht und wir übten auch schoneinmal das Schweigen, was uns dienächsten sechs Tage begleitensollte. Pater Frank Möhler, einBenediktinermönch aus der Abtei,wurde uns als spiritueller Begleiteran die Seite gegeben; auch er nahman allen Ikebana-Kurseinheiten teil.

Am selben Abend trafen wir uns zueinem ersten spirituellen Impuls„Über die Gottsuche“ von MeisterEckehart und zu einer kleinen

Vorstellungsrunde imHaus Placidus. Eswurden einige Verhal-tensregeln bekanntgegeben und auchherzlichst zu allenspirituellen Gottes-dienstzeiten der Mön-che eingeladen.

Harald und ich be-schlossen an diesemAbend, doch erst amnächsten Morgen mitdem Schweigen zubeginnen.

Bei einem Glas Wein im Bene-diktiner, einer über 500 Jahren alten,urigen Wirtschaft gegenüber derAbtei, ließen wir den Tag ausklingen.

Am nächsten Morgen klingelte unserWecker um 4:40 Uhr, denn wirwollten zur Vigil um 5:05 Uhr in derAbteikirche sein. Es war wieder einganz besonderes Gefühl, so früh amMorgen in den Tag einzutauchen,dem gleichförmigen Beten derMönche zu lauschen, die Müdigkeitzu spüren, die Vorfreude auf alles zufühlen und ein paar ganz besondereStunden mehr vom Tag kennen zulernen. Peter Boor und Pater Frankhatten uns mehrfach auf unserHören beim Schweigen aufmerksamgemacht. Der Effekt, Geräusche

Ikebana und

Exerzitien

Die Abtei Münsterschwarzach

Die Gruppe bei der Betrachtung einer Arbeitmit den Begleitern Pater Frank links und Peter Boor 4.v.l..

Gemein-schaftsarbeitin der Kryptavon KerstinAnke-Ulbrichund HaraldUlbrich

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intensiver wahrzunehmen, wennman schweigt, stellte sich auchumgehend ein. Ein wesentlicherSinn – das Sprechen – war nunausgeschaltet.

Um 7:15 Uhr fanden wir uns zumTagesimpuls ein. Pater Frank gabuns für heute „Ich glaube“ mit aufden Weg. Um 7:45 Uhr frühstücktenwir alle zusammen im Schweigen.Es war beeindruckend, wie wir alle –auch ohne zu sprechen – ganz gutmiteinander kommunizierten; tagszuvor hatte ich mir das etwasschwierig vorgestellt. Doch jedemwurde das Salz oder die Servietteprompt gereicht und mit kleinenGesten gedankt.

Ab 9 Uhr wurde zum Tagesimpuls„Ich glaube“ in Stille gearbeitet.

Peter Boor hatte unsvie l Mater ia l zurVerfügung gestellt.Es gab Gladiolen,Dahlien, rosa Ritter-sporn, Sonnenblu-men, Cinien, Gerbe-ra, Disteln, Nelkenund allerlei Astwerk.Auch drücken dieMönche das ein oderandere Auge zu,wenn man sich ausder Fülle der Flur umdie Abte i herumeinmal einen Astabzweigt. Für denganzen Kurs warJiyuka geplant. Wirarbeiteten still undkonzentriert.

Über die Gottsuche

Du brauchst ihn weder hier noch dort zu suchen, erist nicht weiter als vor der Tür des Herzens;dort steht er und harrt und wartet,wen er bereit findet,dass er ihm auftue und ihn einlasse.Du brauchst ihn nicht von weither zu rufen;er kann es kaum erwarten, dass du ihm auftust.Ihn drängt es tausendmal heftiger nach dirals dich nach ihm.Das Auftun und Eingehen ist nichts als ein Zeitpunkt.Nun magst du fragen: „Wie kann das sein?Ich verspüre doch nichts von ihm.“Wisse: Das Verspüren liegt nicht in deiner Macht,sondern in seiner. Wenn es ihm passt, so zeigt ersich, aber er kann sich auch verbergen, wenn er will.

Meister Eckehart

Arbeit zumThema „Ehresei dem Vaterund dem Sohnund demheiligen Geist“von KerstinAnke-Ulbrich

Arbeitzum

Thema„Gott ist

ganzanders“

vonHaraldUlbrich

Der meditative Text, der uns während des ganzen Kurses begleitete.

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Um 10:30 Uhr stand die Bespre-chung der Ikebana-Arbeiten auf demProgramm. Für diese Zeit wurde dasSchweigen aufgehoben.

Bis zur Mittagshore um 12 Uhrgingen alle in die Zeit der Stille.Harald und ich setzten uns gemein-sam in den kleinen Gästepark aufeine Bank und machten uns nur mitkleinem Mienenspiel auf verschie-dene Sehenswürdigkeiten – wieallerlei Früchte tragende Bäumeoder ein Eichhörnchen – aufmerk-sam. Nach dem Mittagsessengingen alle wieder bis zu einerweiteren Ikebana-Einheit um 14:30Uhr in die Zeit der Stille. Für die

Zeiten der Stille war vorgesehen,über die getane Arbeit oder denTagesimpuls zu meditieren. Jeglicheüblichen Freizeitbeschäftigungensollten möglichst unterlassenwerden. Ich schaffte es, meinmitgebrachtes Buch nicht zu lesen.Ich schlief, las die überlassenenGebete und Texte und schauteansonsten auch schon einmal langeaus dem Fenster in den Sommer-regen.

Pünktlich um 14:30 Uhr lag eineneue Aufgabe an jedem Platz. PaterFrank leitete mit einem Text zu „Gottist ganz anders!“ zum zweiten

Gesteckthema ein. Peter hatte unswieder Gefäße seiner Wahl bereitgestellt. Nach anderthalb Stundenstand die Besprechung der Arbeitenan. Interessant, wie vielfältig dasThema von den einzelnen Teilneh-mern interpretiert wurde. Peter gabimmer zu jeder Arbeit wichtigeHinweise aus Sicht des Ikebana-Handwerks.

Nach der Vesper um 18 Uhr bega-ben wir uns wieder zum gemeinsa-men Abendessen. Nach dem Be-such der Komplet um 19:10 Uhrgingen wir alle wieder in die Zeit derStille. Harald und ich holten unsdieses Mal einen roten und weißenMini-Bocksbeutel Frankenwein ausdem Speisesaal der Abtei undtranken diese stillschweigendgemeinsam auf dem Zimmer.

Dies zum Tagesablauf „Exerzitienund Ikebana“ in der Abtei Münster-schwarzach. Alle weiteren Tageverliefen ähnlich. Eine Besonderheitwar Maria Himmelfahrt. In jeweilsvier Gruppen zu je zwei Personenhatten wir die Aufgabe bekommen,an wicht igen Stel len in derAbteikirche ein Arrangement zustecken; eines am Marienaltar, einesam Seitenaltar des Heil igenBenedikt, eines am Tabernakel undeines in der Krypta. Harald und ichsteckten gemeinsam in der Krypta –und zwar in völligem Schweigen.Eine ganz neue Erfahrung für uns.Aber auch hier verständigten wir unsmit einigen Gesten und Blicken.

Die vier Ergebnisse konnten sichsehen lassen. Wir fühlten uns allesehr geehrt, im Kirchenraum derAbtei stecken und unsere Arbeitenauch an den jeweiligen sakralenStellen platzieren zu dürfen.

Ikebana in völligem Schweigen undohne Anweisungen des Lehrers zustecken, war uns eine wertvolle undbereichernde Erfahrung.

Arbeit mit dem Titel „Der Brückenbauer“ vonHans-Peter Boor

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Alles in allem sagen wir einengroßen Dank an Peter Boor undPater Frank, die beide gemeinsam inRuhe durch den Kurs führten unduns gut begleiteten.

KerstinAnke-Ulbrich

Harald Ulbrich

FotosKerstinAnke-Ulbrich und Harald Ulbrich

Hans-PeterBoor bei der

Arbeit aneinem

kreativenGesteck

Arbeit zum Thema „Trinität“ von Kerstin Anke-Ulbrich

Kursteilnehmer und Pater Frank bei der Betrachtung einer Arbeit am Tabernakel

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Bericht über einen Workshop mit dem ThemaKa-Bu-Wa-Ke am 16.09.2014 im Gemein-schaftszentrum Riesbach in Zürich

Am Dienstag, den 16. Septem-ber 2014, konnte BernadetteKoch in Vertretung der Präsi-

dentin, Frau Angelika Kilp, denSOGETSU-Meister, Herrn RobertObermaier, aus Deutschland und 11Teilnehmerinnen (4 Adachi, 1 Misho,4 Ohara, 1 Sogetsu und 1 neuesMitglied ohne Schule) im Gemein-schaftszentrum Riesbach begrü-ßen. Die Bezeichnung Ka-Bu-Wa-Ke bedeutet in der Übersetzung:Pflanzenteilung/–vermehrung. Vor-

aussetzung ist dieKenntnis der „Auf-rechten Grundform“der Schule . HerrObermaier erklärteuns den systemati-schen Aufbau mit deneigentlichen Längen,Richtungen, Neigun-gen und Ergänzungendieser Form. Aber nunwurde alles anders.

Er hatte für alle Teilnehmerinnen je 2im Durchmesser ca. 3 cm langeBambusstangen aus seinem Gartenam Bodensee mitgebracht. Nachseinem Musterarrangement ging esnun an's Werk.

Ka-Bu-Wa-Ke

Arrangement von Dominique Landolt in quadratischer Schale

RenateBeurer

undDomi-nique

Landoltbeim

arran-gieren

Renate Beurerbeim Arrangieren

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Aus den zwei Stangen sollten 2 mal3 Teilstücke in passenden Verhält-nissen kurz oberhalb der Nodien(Wachstumszonen) gesägt werden,so, dass man nicht in die Röhregucken konnte. In einer Schale miteinem Durchmesser von 25 – 30 cm,rund oder eckig, wurden zweiKenzane versetzt an den Schalen-rand platziert. Bedingungen warenaußerdem, dass nach der Gestal-tung der Durchblick erhalten blieb,die Kenzane rund herum sauberabgedeckt wurden und die üblichenIkebana-Merkmale, wie Asym-metrie, ungleichseitiges Dreieck undder leere Raum vorhanden waren.

Für die sichere Befestigung der auf-rechten Stangen konnte man das

Rohr über einen be-reits auf dem Kenzanmontierten Hilfszweigstülpen oder am unte-ren Teil des Bambusdie Hälfte ein Stückwegschneiden undalles zusammen kräf-tig in den Kenzandrücken. Vorsicht warangesagt: Beim Ham-merschlag nimmtman den Kenzan ausder Schale heraus,damit sie nicht kaputtgeht.

Zarte Lysianthus inBlau-Weiß mit blauenRändern und Rest-

dahlien gaben den Kreationen einerecht beschwingte Leichtigkeit undes entstanden trotz einheitlichemMaterial ganz unterschiedliche Ge-stecke.

Es gab kaum Korrekturen durchHerrn Obermaier – nur die Ausrich-tung der vorderen Ecke an quadra-tischen Gefäßen direkt auf denKörper des Betrachters verschobder Meister seitlich.

Nach gegenseitigem Betrachten undFotografieren der Arbeiten wurdenwir mit einem Glas Sekt zum Ab-schluss verwöhnt.

Wir möchten uns sehr gern, beson-ders bei der Leitung für den unge-wöhnlichen Workshop, für die guteOrganisation, bei den Helfern undden Spendern für die feinen Köst-lichkeiten herzlich bedanken. Merci!

Renate Beurerals Chronistin für I.I.-Chapter Zürich

Fotos Renate Beurer

Elisabeth Gubelmann und Martha Bachmann

Arrangement von Rosmarie Künzlerin runder Schale

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Bericht über eine Ikebana-Ausstellung inMünchen vom 12.-18.03.2014

Eine k le ine , aber fe ineIkebana-Ausstellung fand ineiner großen Messehalle,

gestaltet von Ikebana SogetsuMünchen e.V., auf der Interna-tionalen Handwerksmesse bei der„Garten München“ vom 12. bis 18.März 2014 statt.

Die kleine Ausstellungsfläche mitweißem Hintergrund und 18Ikebana-Arrangements auf weißenPodesten zog sehr viele Messebe-sucher magisch an.

Acht Mitglieder von SogetsuMünchen e.V. gestalteten mitverschiedenstem Pflanzenmaterialin unterschiedlichen Gefäßen sehrinteressante Ikebana-Komposi-tionen.

Eine Ansprechpartnerin war ab-wechslungsweise während derganzen Ausstellungszeit für dieBesucher präsent, um zahlreicheFragen zu beantworten.

Im Rahmenprogramm hielt RitaDollberg zum Thema „Ikebana – dieÄsthetik der Einfachheit“ einenVortrag mit begleitender Demon-stration.

An zwei Tagen konnten Messebe-sucher im Rahmen eines Schnup-perkurses auf der Bühne unterAnleitung ein Ikebana-Gesteckgestalten.

Im allgemeinen Trubel der Messebot unsere Ausstellung eine Oaseder Ruhe und Entspannung. VieleBesucher genossen diese Möglich-keit, zu verschnaufen und sich bei

der Betrachtung der Gestecke zuentspannen.

„Hier kann man sich so richtigerholen von dem Gedränge bei denvielen Menschen und die wunder-schönen Gestecke genießen.“Solche und ähnliche Kommentarehörten wir immer wieder.

Im Unterschied zu übl ichenIkebana-Ausstellungen, zu denen jameist Interessierte und Kennerkommen, konnten dieses Mal vieleMessebesucher direkt ange-sprochen werden, die bisher nochkeine Vorstellung von Ikebanah a t t e n . M a n c h e a l l e r d i n g sbesuchten vor Jahren schon einmaleinen Kurs und bekundeten, dass ihrInteresse wieder geweckt wordenwäre. In vielen guten Gesprächenw u r d e d e r S i n n u n d

Klein aber fein

Besucher bestaunen die Arrangements

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die Philosophie des Ikebana mit denGästen diskutiert.

Man kann festhalten, dass dieseAusstellung dem Auftrag, Ikebanabesser bekannt zu machen und dieMenschen dafür zu interessieren,gerecht geworden ist.

Die Arrangements können aufunserer Homepage www.ikebana-sogetsu-muenchen.de betrachtetwerden.

Rosemarie Brust

Fotos Dr.Armin Schirmer

Arrangement von Angelika Mühlbauer

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Bericht über die Asia-Tage im Mehrgenera-tionenhaus vom 02.-06.06.2014 in Ingelheim„Ikebana und Schachteln“ und Bilder-Ausstellung

Auf der Suche nach Schach-teln aller Art entstand dieIdee, eine Ikebana-Ausstel-

lung unter diesem Thema zu gestal-ten.

Die Study Group Rhein/Main unter

Leitung von Gisela Jost zeigteeinmal mehr, dass man Ikebanagestalten kann an jedem Ort, zujeder Zeit und mit jedem Material.Dieser Satz stammt von demGründer der Sogetsu IkebanaSchule Tokyo, Sofu Teshigahara.

Damit wollte er neue Wege gehen,ausbrechen aus dem traditionellenIkebana.

Ergänzt wurde die Ausstellung mitBildern japanischer Impressionenvon Markus Maria Saufhaus. SeinAnliegen ist es, die Menschen mitseinen farbenfrohen Gemäldenpositiv zu stimmen.

Keine alte

Schachtel

Ikebana von Jürgen Bechtoldmit Drahtwürfel, Päonie,Schwertlilien- und Funkien-blättern

Page 20: Ikebana-Bundesverband e.V....Dürer (1471-1528) stand Pa-te für unsere nächste Aufga-be, und zwar sein Aquarell „Das große Rasenstück“ von 1503. Auf der Abbildung sind unter

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Ikebana von GiselaJost mit Weinkarton,Holz vom Teppichklop-fer, Draht, Calla undCertlilienblättern

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Der japanische Vizekonsul,Herr Taketsugu Ishihara,eröffnete am Montag, den2. Juni 2014, um 18:30 Uhrdie Ausstellung und war über-rascht, dass Schachtelnverschiedenster Art, eineKomposition mit Ikebanaeingehen können.

Bei Ingelheimer Wein undGebäck hatten die zahlrei-chen Besucher Zeit, die Ar-beiten der Künstler zu bewun-dern, es ergaben sich vieleinteressante Gespräche.

Interessierte hatten dieMöglichkeit, im Laufe derAusstellung verschiedenejapanische Künste kennen-zulernen. Rolf Lindemaiererklärte am Dienstag dieKunst des Kyudo; Workshopsfür Ikebana, Origami, Tai Chiund Kalligraphie folgten.

Die Besucher freuten sich,asiatische Speisen, die dasMehrgenerationenhaus imRahmen der Asia-Wocheanbot, zu probieren.

Auch nach so vielen Jahrenals Ikebana-Künstlerin ist esimmer wieder eine Freude zusehen, mit wie viel Elan undBegeisterung an einer Aus-stellung gearbeitet wird. Unddas Ergebnis und die Freudeder Besucher rechtfertig dieArbeiten und denAufwand.

Gisela Jost

Fotos Gisela Jost

Ikebana von Ellen Praß mit Anthurien, blauem Stoff und Origamivögeln

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Bericht über eine Interpretation des Pfingst-festes 2014 in Zollikon

Wie ein Bambus imWind Pfingsten. .Interpretiert in der

Sprache des Ikebana n; idiesem Jahr 2014 durfte ichGestecke zu Pfingsten in derk o l i schena th K i rche inZollikon zeigen.

Es war mir eine Freude, denPfingstgeist im Sinne vonEsther Menge, der in dieserKirche tätigen -Pastoralassistentin umzusetzen.,

Bambus steht für Ausdauer,Elastizität und Hartnäckig-keit. Der Stamm biegt sich imWind, aber er bricht nicht. DieBlätter werden vom Windbewegt, aber sie fallen nicht.Der Bambus gibt nach undbleibt gerade deshalb Sieger.

In Japan nennt man dieseEigenschaft noch heutean„Bambus-Mentalität“:

Kompromisse schlie en,ßnachgeben und schlie lichßdoch ungebrochen aus allenA use i nan de rse t zu nge nhinausge en.h

Das erste Gesteck stelltFeuer dar. Die Apostel-geschichte erzählt, dass denJüngern Zungen wie vonFeuer erschienen seien.D i e se s F e u e r h a t a l l eergriffen. Dargestellt mitorangen Lilien und Dreh-weide als Flammen.

Nach dem Sturm, der herein-gebrochen ist und allesdurcheinander gebracht hat –die Zweige am Boden weisendarauf hin – ist das zweiteGesteck luftig bewegt. DieBlüten sind hell wie das Lichtder Sonne.

Ein Pfingstfest

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Feuer und Sturm setzenKräfte frei. Festgefahreneswird frei, alte Gewohnheitenkönnen über Bord geworfenwerden. Menschen werdeninspiriert. Diese Kraft derVerwandlung, der Entwick-lung, der Kreativität wird imdritten Gesteck dargestellt.Von der Symbolik her wendetder Ahorn Unheil ab, er hatheilende Kraft und er verbin-det Gegensätze. Genausowie auch die Farbe rosa. Sieverbindet das Getrennte, dasWei e und das Rote.ß

Sonya FerrariHarusame no kiKaden Ryu

Fotos Sonya Ferrari

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Bericht über das 19. Japanfest am20.07.2014 in München

Am 20. Juli 2014 war es wiedersoweit. Bei strahlendemSonnenschein wurde das‚

19. Japanfest im Englischen Garten,der grünen Lunge Münchens,eröffnet. Diese Veranstaltung gehörtinzwischen zum festen Bestandteildes Münchner Kultursommers. SeinRuf geht sogar bis nach Salzburg.Wie immer strömten die Besuchervon Beginn an in Scharen in dieseOpen-Air-Veranstaltung hinein. Esscheint, dass dieses Interesse vonJahr zu Jahr zunimmt.

Veranstaltet wurde das Japanfestauch in diesem Jahr vom japani-schen Generalkonsula t , derDeutsch-Japanischen Gesellschaftund dem Japanclub. Der japanischeGeneralkonsu Hidenao Yanagiwünschte in seinem Grußwort allenFestteilnehmern “ein wunderschö-nes Erlebnis Japans und seinerKultur”, was sich vollends erfüllte.

Ein besonderes Highlight ist jedesJahr unsere Ikebana-Ausstellung.Gleich beim Festeingang war sieaufgebaut zur Begrüßung derFestbesucher. Das Ausstellungs-gelände ist ein lichtreicher undsonnenbeschienener Rasensauman einem Wassergraben underweiterten See. Der Blick richtet

sich von dort auf einegrüne Insel mit feuer-roten Ahornbäumenund dem Japani-schen Teehaus KanSho An, wo die tradi-tionelle Teezeremo-nie erlebt werdenkann. Ruhende Grau-gänse und Stocken-ten auf dem Wiesen-grün vermitteln denEindruck ungestörterNatur in Harmonie.

Der Ausstellungsplatz ist ein idealerOrt mit japanischem Flair für unsereIkebana-Kunstausstellung. Hierstellten von der Sogetsu Schule dieMeisterinnen der Gruppe AyakoGraefe aus, von der Ikenobo Schuledie Gruppen von Shusui Pointner-Komoda, Manfred Fraustadt undRosemarie Tröscher. Die 19Teilnehmer der Ikenobo Schulepräsentierten 17 Arrangements. DieKompositionen im traditionellklassischen Stil zeigten eine strengeLinienführung, die Ruhe undAusgewogenheit ausstrahlte. Vonüberzeugender Eleganz war dasRikka Sunanomono von IngridEichinger. Auch das Shoka ShofutaiSuirikuike von Monika Heitmayerund das Shoka Shofutai von Adriana

Tollnai wiesen in ihrer ReduktionHarmonie aus. Beschwingt heiter er-strahlten die übrigen Ikenobo-Arran-gements im modernen Freestyle.Das Tischarrangement, Shimentai,von Manfred Fraustadt bestachdurch seine lichtvolle zarte Trans-parenz und “Mein Japangarten” vonKim Huong durch seine sensible Ge-staltung. Aber auch die übrigenJiyuka-Skulpturen mit kräftig, oft feu-rig-farbenem Pflanzenmaterial unddynamischer Linienführung zeigtenheitere Sommerimpressionen. Ro-mantische Beschwingtheit über-mittelte die Komposition “Honey-moon” von Gerlinde Rotter. Das Ge-meinschaftsarrangement “Blü-tenfächer“ von Annemarie Hensel,Susanne Klier und Petra Kurz ver-breitete sommerliche Leichtigkeit.Die Komposition von Svetla Ivanovagaukelte einen kühlen Eisbechervor. Der Blütenglobus von ChristianeBothe stimmte nachdenklich.

19. Japanfest

in München

Es herrschte immerviel Besucherandrangan diesem Tag.

Eine wunderschönkostümierte

Cosplayerin mitSchmetterlingskragen.

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Die 10 phantasievollen Arrange-ments der 14 Teilnehmer von derSogetsu Schule brillierten mit ihreneinfallsreichen, oft auch hintergrün-dig witzigen Themen. Da über-raschte die African Queen von Dr.Agneta Lecca, das Ungeheuer ausRinde und Moos “Auf Beutesuche”,gestaltet von Angelika Mühlbauerund Masako Ogita-Rehm und “ABirnbaum' sche Blau” mit seinengläsernen Früchten, arrangiert vonAngelika Oschmann. Die uraltenjapanischen Themen Boot undWasser regten Dr. Heike Lüder-Schirmer an zur Gestaltung der“Bootsfahrt”, Rita Dollberg arran-gierte “Grüne Fontänen” und

Thomas Foegen seine Skulptur„Feuer und Wasser”. Dies war einschwimmendes Ikebana, eine helleSchale mit rotglühender Heliconiaals Segel und einem liegendenBambusruder. Angeleint an dieTeehausinsel schaukelte diesesIkebana idyllisch auf dem Wasserund war als letzter Gruß unsererAusstellung gedacht.

Die phantasievolle Vielfalt und derIdeenreichtum der Ikebana-Arran-gements ist stets eine Überraschungund Freude. An dieser Stelle seiauch allen Kollegen und Helferngedankt für das harmonische undherzliche Miteinander während der

Ausstellung. Wie ineiner nie endendenProzession zogenauf dem schmalenWeg vor der IkebanaAusstellung die Be-sucher vorbei, be-trachtend, staunend,fotografierend oderkurz verweilend, ummit den Ausstellernins Gespräch zuk o m m e n . D i e s e“ehrwürdige” Prozes-sion wurde aufge-lockert durch dasmuntere Treiben vonverkleideten Jugend-

lichen im Manga-Pop-Look, so auchvon der Manga-Queen mit rotenHaaren und demweißen Schmetter-lingskragen.

„Jiyuka“ von Rosemarie Tröscher, Ikenobo

„Jiyuka“ von Anne Gürtler, Ikenobo

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In einem weißen Pavillon bei unse-rer Ausstellung boten die Ikenobo-und die Sogetsu Schule Schnupper-Ikebana-Unterricht an, um interes-sierten Besuchern die ersten Schrit-te auf “Kado”, dem Blumenweg, zuzeigen. Dieses Angebot wurde auchvon Jugendlichen reichlich wahrge-nommen. Stolz konnten sie ihrerstes Ikebana, transportgerechteingewickelt, mit nach Hausenehmen. Dankbar wurde dieLeihgabe vom IBV an Gefäßen,Kenzane und Scheren beimProbeunterricht genutzt.

Im Zentrum der Festregion präsen-tierte sich ein interessantes Bühnen-programm u.a. mit dem Münchnerdeutsch-japanischen Chor, einerTrommlergruppe und japanischenTänzen. In über dreißig Ständen undVorführungen wurde ein großesSpektrum traditionell japanischerKultur, auch die (sogenannte)japanische Pop-Kultur wie z.B.Manga, Anime oder J-Pop gezeigt.Die Japanische Bambusflöte Komu-so Zen-Shakuhachi, japanischesFechten, Bogenschießen und Judogehörte zu den Künsten, die dieBesucher erleben konnten, ebensowie auch Keramik. Iaido „Weg desSchwertziehens“, Taido „Weg desKörpers“, eine japanische Kampf-

sportart, die ihre Wur-zeln u.a. im traditio-nellen Karate hat undKendo „Weg desSchwertes“. Auch dieGenüsse der traditio-ne l l Japan ischenKüche und EsskulturJapans fehlten nicht.

Ein wichtiger Mit- oderGegenspieler einesOpen-Air-Festes iststets das Wetter.

„Jiyuka“ von Christiane Bothe, Ikebobo

„Jiyuka“ von Monika Kato, Ikenobo

„Jiyuka“ von Elfriede Weissmahr, Ikenobo

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Der Wettergott war uns beimdiesjährigen Japanfest nicht bis zumEnde des Festes um 18 Uhr gnädig.Ab 16 Uhr begann der wetterbe-dingte Abbau. Laut Unwetterwar-nung kündigte sich eine Gewitter-front an. Es begann mit einemplötzlichen Wind, der das Wasservor dem Teehaus kräuseln undtrockene Lindenblüten darauf tan-zen ließ. Recht hektisch mit gegen-seitiger Hilfe wurde auch dieIkebana- Ausstellung abgebaut. Nurdie schlafenden Graugänse undStockenten hatten noch die „Ruhevor dem Sturm“. Verregnet inunseren Autos, vollgestopft mitPodesten, Gefäßen, Blumen,Zweigen und Zubehör fuhren wirdennoch froh und glücklich heim.

Dieses Japanfest war wieder einvoller Erfolg. Schön war's! Sayonarabis zum nächsten Jahr im Engli-schen Garten in München am Japa-nischen Teehaus.

Rosemarie Tröscher

Fotos Manfred Fraustadt

Bilder im Uhrzeigersinn:

„Jiyuka“ von Ingeborg Reichel, Ikenobo

„Feuer und Wasser“ von ThomasFoegen, Sogetsu

„Blütenfächer“ von Annemarie Hensel,Susanne Klier und Petra Kurz, Ikenobo

„African Queen“ von Dr. Agneta Lecca,Sogetsu

„A Birnbaum´sche Blau ...“ von AngelikaOschmann, Sogetsu

„Auf Beutesuche“ von AngelikaMühlbauer und Masako Ogita-Rehm,Sogetsu

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