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In dem Roman Im Westen nichts Neues werden die Kriegserlebnisse des
jungen Kriegsfreiwilligen Paul Bäumer und seiner Frontkameraden im Ersten Weltkrieg geschildert.
Als literarische Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse der Kriegsteilnehmergeneration steht das
Werk im Kontext einer Reihe anderer, zumeist ebenfalls in den späten 20er und beginnenden 30er
Jahren des vergangenen Jahrhunderts veröffentlichter Romane.[2]
Wie Hemingway benutzt Remarque den Begriff der „verlorenen Generation“ für die jungen Männer, die
aufgrund ihrer in jungen Jahren erfahrenen Kriegstraumata nach dem Krieg große Mühe haben, im
zivilen Leben wieder Fuß zu fassen. Er steht im Gegensatz zur
rechtskonservativen, apologetischen Kriegsliteratur zur Zeit der Weimarer Republik, die sich bemühte,
den verlorenen Krieg zu rechtfertigen oder die Kriegserlebnisse der Frontsoldaten zu heroisieren. Sein
Werk gilt – zusammen mit dem Glaesers, Renns und Köppens – oft als eines der ersten bewusst als
Antikriegsliteratur, teilweise sogar als pazifistische Antikriegsliteratur konzipierten fiktiv-
autobiografischen Erzählwerke über den Weltkrieg. Folgender Satz leitet in das Werk ein:
„Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen,
über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten
entkam.“
Dieser Leitgedanke und Remarques Behauptung, sein Buch sei „unpolitisch“[3] relativieren die
Einordnung als pazifistisches Werk. Der Roman war von Remarque nicht ausdrücklich gegen den
Krieg geschrieben worden, weil er ein solches Buch für überflüssig hielt, da schließlich doch jeder
gegen den Krieg sei.[3] In einem Interview mit Friedrich Luft sagte er 1963 allerdings:
„Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, daß es welche gibt, die
dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“[4]
Remarque schildert den Krieg aus der Sicht eines einfachen Soldaten und weist selbst darauf hin,
dass sein Roman kein objektives Bild des Ersten Weltkrieges vermitteln wolle, sondern die Erlebnisse
einer kleinen Gruppe gewöhnlicher Soldaten beschreibe. Die Frage nach den Ursachen des Krieges
bleibt in Remarques Roman weitgehend ausgeblendet und wird nur ein einziges Mal zwischen den
Soldaten thematisiert.[5] Dem schon beim Erscheinen von Buch und Film verbreiteten Missverständnis,
die Handlung beruhe im Wesentlichen auf eigenen Erlebnissen des Verfassers, traten Verlag und
Autor aus Werbegründen nicht ernsthaft entgegen. Tatsächlich hatte Remarque sich nicht freiwillig
zum Dienst an der Waffe gemeldet und den Grabenkrieg nur wenige Wochen miterlebt, bis er, durch
einen Halsschuss verwundet und durch Granatsplitter an Arm und Bein verletzt, in ein Lazarett verlegt
wurde. Dort hat er, in Ermangelung eigener Erfahrungen, vor allem die Berichte und Erzählungen
anderer Kriegsteilnehmer notiert und für seinen Roman verarbeitet. Einer dieser Kriegsteilnehmer
ist August Perk gewesen. August Perk berichtete von seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg und
viele dieser Erzählungen flossen später in Remarques Antikriegs-Roman Im Westen nichts
Neues ein. Neue Osnabrücker Zeitung:
„Was August Perk Schreckliches als Soldat im Ersten Weltkrieg erlebte, hat der weltbekannte
Schriftsteller Erich Maria Remarque (1898–1970) in seinem Buch „Im Westen nichts Neues“
verarbeitet. Das Werk wurde in über 50 Sprachen übersetzt und gilt mit geschätzten Verkaufszahlen
zwischen 15 und 20 Millionen als eines der meistgelesenen Bücher in der ganzen Welt.“[6]
In Der Weg zurück, der 1930/31 von Remarque verfassten Fortsetzung von Im Westen nichts Neues,
beschreibt er, wie die Überlebenden nach dem Krieg versuchen, im Zivilleben wieder Fuß zu fassen.
Zentrale Themen[Bearbeiten]
Das Hauptthema des Buches ist die Darstellung der Schrecken des Krieges. Im Westen nichts
Neues zeichnet das realistische Bild eines durch die Erfindung chemischer Waffen(Giftgas) und den
Einsatz moderner Artillerie und Maschinengewehre gekennzeichneten Stellungskrieges. Eindrucksvoll
beschreibt Remarque den grausamen Kampf an der Front, die leichenbedeckten Schlachtfelder, das
elende Leben in den Schützengräben und den blutigen Alltag im Lazarett.
Ein weiteres zentrales Thema sind die desillusionierenden Auswirkungen des Krieges auf die Psyche
der Soldaten. Ständige Angriffe und Gegenangriffe reiben ihre Nerven auf, nie verlässt sie ihre Angst.
Ständig von Hunger und Durst gequält, vegetieren sie unter unmenschlichen Bedingungen dahin,
verlieren alle ihre Ideale und verwandeln sich zusehends in panische Tiere, nur noch darauf aus, ihre
primitivsten Bedürfnisse zu befriedigen.
Selbst die Überlebenden, weit davon entfernt, ihre grausamen Erlebnisse verarbeiten zu können,
bleiben doch letztlich vom Kriege zerstört und können, wie Paul Bäumers deprimierender
Heimaturlaub andeutet, nicht mehr ins normale, zivile Leben zurückfinden.
Inhalt[Bearbeiten]
Paul Bäumer gehört zu einer Gruppe von Soldaten an der Westfront im Ersten Weltkrieg. In der
Ruhestellung hinter der Front erinnert er sich zurück an seine Schulzeit. Die patriotischen Reden
seines Lehrers Kantorek hatten die ganze Klasse dazu gebracht, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu
melden.
Unter dem Drill ihres Ausbilders Unteroffizier Himmelstoß lernen sie bereits in der Grundausbildung,
dass alle ihnen bislang in der Schule vermittelten Werte auf dem Kasernenhof ihre Gültigkeit verlieren.
Sie werden an die Westfront verlegt, wo sie von einer Gruppe alter Frontsoldaten um den erfahrenen
Stanislaus Katczinsky auf die Gefahren des Schlachtfeldes vorbereitet werden. Zwischen „Kat“ und
Bäumer entwickelt sich ein Vater-Sohn-Verhältnis. Paul lernt zu überleben, die verschiedenen
Geschosse schon am Klang zu unterscheiden, auch unter widrigsten Bedingungen noch etwas zu
essen zu finden und sich gegen den wahren Feind, den Tod, zu wappnen.
Bei einem kurzen Heimataufenthalt stellt Bäumer fest, wie sehr ihn die Erlebnisse an der Front
inzwischen verändert haben. Es ist ihm unmöglich, seiner Familie die grausamen Erfahrungen aus
dem Schützengraben mitzuteilen. Enttäuscht kehrt er zu denjenigen Menschen zurück, die ihm nun
die nächsten geworden sind, zu seinen Kameraden an der Front. Bei einem Angriff wird er verwundet
und verbringt ein paar Wochen im Lazarett, bevor er an die Front zurückkehrt. In den nächsten
Monaten wird Bäumers Gruppe nach und nach zerrieben. Mit Ausnahme seines besten Freundes
Tjaden, stirbt einer nach dem anderen bei den Gas- und Granatenangriffen, im Trommelfeuer oder im
Kampf Mann gegen Mann. Schließlich wird auch Bäumer kurz vor Ende des Krieges tödlich getroffen,
„an einem Tag, der so ruhig und so still war, dass der Heeresbericht sich auf den Satz beschränkte, im
Westen sei nichts Neues zu melden.“
Erzählzeit und erzählte Zeit klaffen gegen Ende des Romans immer weiter auseinander, die Handlung
beschleunigt sich, die erzählten Episoden werden kürzer, die ausgesparten Zwischenräume länger.
Kapitelübersicht[Bearbeiten]
Kapitel 1[Bearbeiten]
Die Kompanie freut sich über nahezu doppelte Essensrationen, da von 150 nur 80 Mann von der Front
zurückgekehrt sind. Der junge Erzähler Paul Bäumer beschreibt, wie er und seine Mitschüler von
ihrem Lehrer Kantorek überredet wurden, sich zur Armee zu melden. Im Rückblick erkennt er, dass
die von dem Erzieher vermittelte Weltanschauung nicht mit der an der Front erlebten Realität zu
vereinen ist.
Die Kameraden besuchen im Lazarett den durch einen Oberschenkeldurchschuss schwer
verwundeten und amputierten Franz Kemmerich, der zu diesem Zeitpunkt selbst noch gar nicht weiß,
dass man ihm ein Bein abgenommen hat. Die Kameraden sorgen dafür, dass der sterbende
Kemmerich vom Sanitäter Morphium erhält; gleichzeitig versucht einer von ihnen, an die Stiefel des
Verletzten zu gelangen, um sie selbst tragen zu können.
Kapitel 2[Bearbeiten]
Paul macht sich Gedanken darüber, wie ihn das harte Kasernenleben auf den Krieg vorbereitet hat
und wie ihn sein Vorgesetzter Himmelstoß während der Grundausbildung tyrannisiert hat und fragt
sich, wie sein Leben nach dem Krieg aussehen wird. Er glaubt, ohne militärische Ausbildung wäre er
im Schützengraben verrückt geworden, und trauert um seinen inzwischen im Lazarett verstorbenen
Freund Kemmerich.
Kapitel 3[Bearbeiten]
Katczinsky (von allen nur Kat genannt), der das Soldatenleben immer wieder mit den „wichtigsten“
Dingen verschönert und erleichtert, wird als unentbehrliche Identifikationsfigur für die jungen Soldaten
beschrieben. Es folgt ein Gespräch darüber, dass aus der Disziplinarausbildung keine Schikane
werden dürfe.
Kapitel 4[Bearbeiten]
Pauls Kompanie wird mit jungen Rekruten aufgefüllt und muss wieder an die Front. Mehrere Soldaten
fallen, als die Kompanie bei einem Jägerfriedhof von einem Artillerieangriff mit Giftgas überrascht wird.
Kapitel 5[Bearbeiten]
Paul und seine Freunde stellen Überlegungen darüber an, was sie nach Kriegsende unternehmen
werden. Unterbrochen werden sie von Himmelstoß, der während der Grundausbildung ihr verhasster
Ausbilder war und jetzt ebenfalls an die Front eingezogen worden ist. Später beschert ihnen ein Plan
Kats einen Gänsebraten, den alle hungrig und dankbar verschlingen.
Kapitel 6[Bearbeiten]
Wieder geht es an die Front. Drei Tage lang muss die Kompanie unter starkem Artilleriefeuer im
Graben ausharren. Dabei setzten knappe Essensrationen, eine Rattenplage und der psychische
Druck den Soldaten stark zu, bevor man endlich gegen die Franzosen stürmen kann und so viele
Feinde wie möglich zu töten versucht. Am nächsten Tag erfolgt ein erneuter, massiver feindlicher
Angriff, der besonders unter den unerfahrenen Rekruten viele Opfer fordert, darunter Pauls Freund
Haie Westhus. Von 150 Mann kehren nur 32 ins Lager zurück.
Kapitel 7[Bearbeiten]
Nach dem Fronteinsatz suchen die Soldaten Entspannung und Ablenkung. Paul und seine Freunde
lernen einige Französinnen kennen, die sie des Nachts heimlich besuchen. Später geht Paul für zwei
Wochen auf Heimaturlaub und besucht seine kranke Mutter. Er hat jedoch Probleme, sich in der
Heimat, wo ein völlig verklärtes Bild von der Frontsituation vorherrscht, wieder einzuordnen und
zurechtzufinden, denn der Schrecken der Fronterfahrungen lässt den Alltag befremdlich erscheinen.
Daraufhin demütigen er und sein Freund Mittelstaedt ihren einstigen Lehrer Kantorek, der – sie einst
zum freiwilligen Dienst an der Front bewegt – nun selbst eingezogen worden ist. Am Ende des
Urlaubs berichtet er Kemmerichs Mutter vom Tod ihres Sohnes. Er denkt über sein Leben und sein
Verhältnis zu seiner Mutter nach.
Kapitel 8[Bearbeiten]
Nach dem Urlaub wird Paul für einige Wochen in die „Senne“ abkommandiert, wo er russische
Gefangene bewacht, die dort ein jämmerliches Leben unter elenden Umständen fristen müssen. Am
Ende seines Aufenthalts wird er von seinem Vater und seiner Schwester besucht und empfängt ein
wenig Essen, das ihm seine inzwischen krebskranke Mutter gekocht hat.
Kapitel 9[Bearbeiten]
Paul fährt zurück zu seiner Kompanie. Nach einem kurzen Inspektionsbesuch des Kaisers und einer
Unterredung über Ursache und Sinn des Krieges geht es wieder an die Front. Bei einem
Patrouillengang werden die Soldaten von einem gegnerischen Angriff überrascht. Paul rettet sich in
einen Bombentrichter und stellt sich tot. Als ein Franzose ebenfalls in diesen Trichter springt, stößt
Paul diesem aus Todesangst seinen Dolch in die Kehle. Aus schweren Schuldgefühlen heraus
verspricht er dem Sterbenden, dass er sich um dessen Familie kümmern werde, obwohl er weiß, dass
er diese Zusage nicht einhalten kann. Wegen andauernder Gefahr muss Paul einen ganzen Tag lang
neben dem Toten ausharren, bis er zurück in den deutschen Graben kriechen kann. Aufgewühlt
erzählt er seinen Freunden von der persönlichen Konfrontation mit dem Feind und seinen
Gewissensbissen. Kat und Albert sind bemüht, ihn zu beruhigen.
Kapitel 10[Bearbeiten]
Zunächst bewachen die Soldaten ein verlassenes Dorf, wo sie es sich gut gehen lassen. Doch bei
einer gegnerischen Offensive werden Paul und Albert verwundet und kommen zunächst ins Lazarett,
wo Paul operiert wird, und anschließend in ein katholisches Hospital. Dort wird Albert das Bein
amputiert. Nach einigen Wochen im Hospital erhält Paul Erholungsurlaub und muss sich schweren
Herzens von Albert verabschieden.
Kapitel 11[Bearbeiten]
Paul erlebt viele weitere Fronteinsätze. Seine Freunde Berger, Müller, Leer, ihr tapferer
Kompanieführer Bertinck und schließlich Katczinsky sterben. Detering desertiert, wird aber wieder
aufgegriffen und zur Strafe unter Arrest gestellt. Einige Soldaten leiden unter Front-Anfällen. Sie sind
nicht abgehärtet genug und ihren schrecklichen Erinnerungsbildern nicht länger gewachsen. Auch
Paul kann die Grausamkeit des Krieges kaum noch ertragen. Sein Wunsch nach Frieden und seine
Sehnsucht nach seinem Zuhause werden immer größer.
Kapitel 12[Bearbeiten]
Paul stumpft immer mehr ab. Alle seine Freunde sind bereits gefallen. Die Gesichter der Soldaten um
Paul herum werden für ihn langsam austauschbar. Es scheint sinnlos, sie sich zu merken, da niemand
weiß, ob sie den morgigen Tag überleben werden. Kurz vor Kriegsende fällt schließlich auch Paul.
Sein Gesicht wirkt ironischerweise beinahe friedlich. An der Front ist an diesem Tage alles so ruhig,
dass der Heeresbericht sich auf den Satz beschränkt, im Westen sei nichts Neues zu vermelden.