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Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 191 - 61 - Imkern im Kleingarten Peter S p e r l i c h Vorsitzender des Stadtverbandes Regensburg der Kleingärtner e.V. und Vorsitzender des Kreisverbandes Imker Regensburg

Imkern im Kleingarten - gartenfreunde-brb.de · ihrer ersten Dynastie (3000 v. Chr.) an neben dem Zeichen für Macht das Zeichen für Schilf und für Biene im Wappen. Es drückte

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Imkern im Kleingarten Peter S p e r l i c h Vorsitzender des Stadtverbandes Regensburg der Kleingärtner e.V. und Vorsitzender des Kreisverbandes Imker Regensburg

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Imkern im Kleingarten Ein Blick in die Geschichte der Bienenzucht Die älteste uns bekannte imkerliche Darstellung entstand in der Steinzeit vor etwa 8000 bis 16000 Jahren in einer Höhle bei Bicorp in Spanien. Dort ist eine Frau dargestellt, die auf einer Strickleiter hoch oben an einem Fels ein Bienennest ausnimmt. Die Herrscher Ägyptens hatten schon von ihrer ersten Dynastie (3000 v. Chr.) an neben dem Zeichen für Macht das Zeichen für Schilf und für Biene im Wappen. Es drückte die Herrschaft über das Schilfland Oberägypten und das Bienenland Unterägypten aus. Die Urheimat ist also, wie so oft fälschlich behauptet, nicht allein der Wald, son-dern jedes Gelände, das der Biene Wohnung und Nahrung bieten kann. Dabei war die liegende Röhre, die vom Menschen aus Baumstämmen gefertigt wurde, wohl die erste künstliche Bienen-wohnung. In Griechenland kamen um 400 v. Chr. die ersten Bienenkörbe zur Aufstellung. Später in Rom verwendete man Schilfstängel sogenannte Ferulstängel. Später baute der Mensch den Ru-tenstülper, dann den Strohkorb und schließlich die Klotzbeute, die aus ausgehöhlten, stehenden Baumstammteilen bestand. Im 17. und 18. Jahrhundert erkannte man schließlich, dass der Weisel im Volk kein König, sondern eine Königin ist (Charles Butler). Als sich schließlich die Meinung durchsetzte, dem Bienenvolk stünde es besser an, wenn es in Zwei- oder gar Mehrraumbeuten untergebracht sei, stellte man zunächst mehrere Körbe auf Bret-ter, die geöffnet oder geschlossen werden konnten, um das Brutnest möglichst nicht zu zerstören. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Waben noch nicht beweglich, auch der Bienenpapst Pfarrer Christ hatte zu seiner Zeit die bewegliche Wabe noch nicht erkannt, obwohl er schon Holzstäbchen auf die Beute auflegte, an denen die Bienen dann die Waben bauten. Pfarrer Dzierzon, geb. 1811 in Lowkowitz/OS, verfeinerte dieses Modell, bis schließlich August von Berlepsch im Jahre 1855 zu dem Tragestäbchen auch noch Seitenteile und das Unterteil anfügte. Damit war das Rähmchen geboren, das auch heute noch – wenn auch in verschiedenen Größen – Anwendung findet und sich größter Beliebtheit erfreut. In Amerika entdeckte Langstroth schließlich die Notwendigkeit des ge-nauen Abstandes zwischen den einzelnen Rähmchen, die sowohl die Hinterbehandlung als auch die Oberbehandlung der Bienenbeute beeinflusst. Ist der Abstand zwischen den Rähmchen zu groß, bauen die Bienen Überbrückungen, ist er zu klein, werden die Waben nur ungleichmäßig und unvollständig ausgebaut. Außerdem meint das Bienenvolk, es sei hier eine Undichtigkeit in der Beute vorhanden und verschließt diese mit Kittharz. Aber erst Enoch Zander ist es gelungen, das am meisten verbreitete Rähmchen zu gestalten, was wir heute als Zanderrähmchen kennen und anwenden. Wenn auch in Mitteleuropa und in anderen Teilen der Welt teilweise auf andere Rähmchengrößen geschworen wird, so kann man das Zander-maß für das Maß halten, das am besten und leichtesten zu bearbeiten ist und das die Bienen prob-lemlos annehmen. Imkern im Kleingarten Wäre dies eine Fragestellung, müsste man sie – wie am Standesamt – mit einen lauten und deutli-chen “Ja” beantworten und wäre bereits am Ende dieses Vortrages angelangt! Warum betreibt der Mensch heute noch Bienenzucht?! Viele mögen vielleicht sagen, die Bienen-zucht habe sich überlebt und wenn man auf dem Land die vielen zerfallenen Bienenstände sieht, möchte man dies wohl auch meinen. Früher war auf jedem Bauernhof, bestimmt aber auf jedem Pfarrhof, ein Bienenstand mit einer nicht unerheblichen Anzahl von Bienenvölkern zu sehen. Man wird auch sagen, die Imker sind zumeist alte Männer, die sich die Zeit nicht mehr anders zu ver-treiben wissen. Für einige wenige ist die Bienenhaltung noch eine Art Zeitvertreib, der wie alle an-deren Freizeitbeschäftigungen früher oder später aufgegeben wird. Und dann wird es wohl heißen: Es war einmal...

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Aber dies wird hoffentlich nicht kommen. Zum einen beweisen es uns die vielen Berufsimker, dass man mit der Bienenhaltung durchaus eine Familie gut ernähren kann. Natürlich müssen sie hart arbeiten, weshalb man mit dieser Arbeit nicht schnell reich wird. Allerdings hat sich die Bienen-zucht neben einem anderen Hauptberuf als Nebenerwerb sehr gut eingeführt. Die meisten der Imker aber sind Kleinimker, die zwischen einem und 20 Völker betreuen und die Bienenzucht als Hobby betreiben. Im Durchschnitt von mehreren Jahren erzielt der Imker wenigstens den Material-einsatz aus dem Ertrag des Bienenvolkes, obwohl dies bei vielen Imkern keine Priorität besitzt. Hier steht das Wirken im Einklang der Natur im Vordergrund, wie auch das Wissen, dass Bienen in un-seren ausgeräumten Flächen nahezu keine natürlichen Behausungen mehr finden und ohne den Menschen nicht überleben würden. Weitaus wichtiger aber ist die Tatsache, dass die Honigbiene zur Bestäubung der Obst- und Bee-rengehölze unverzichtbar ist. So bestäuben die Honigbienen mehr als 80 % aller blühenden Obst- und Ziergehölze sowie die vielen Wildblumenarten in der freien Natur. Würde letzteres nicht ge-schehen, würde in absehbarer Zeit die Nahrungskette zusammenbrechen mit der Folge, dass die Fauna in der freien Natur immer lückenhafter wird und es abzuwarten wäre, bis die ersten Klein-säuger, aber auch anderes Getier von der Bildfläche verschwinden würden. Da es ohnehin schon besorgniserregend ist, wie viele Tiere jährlich für immer aussterben, sollte sich der Mitmensch darüber Gedanken machen und die Imkerei auch aus diesem Blickwinkel betrachten. Ohne die Honigbiene würde das Obst im Hobby- und Erwerbsgartenbau weder in dieser Vielfalt noch in die-ser Größe ausreifen. Selbstverständlich bestäuben auch die sonstigen Insekten wie Wildbienen, Hummeln, Wespen, Hornissen oder Schmetterlinge viele Wildblumenarten wie auch die Obst- und Beerengehölze, aber der Bestäubungsgrad durch die Honigbiene ist um ein Vielfaches höher. Wenn man weiß, dass die Honigbiene (das Volk) mit etwa 15.000 bis 20.000 Tieren aus dem Winter kommt und sofort mit dem Pollen- und Nektareintrag beginnt und dass die Wildbiene und die an-deren aufgezählten Insekten als Einzeltier (die Königin) überwintern, erkennt man diesen sagenhaf-ten Vorteil. Die Wildbiene muss erst mühsam ein Nest bauen, Eier legen und Futter beschaffen. Schlüpfen dann die ersten Arbeiterinnen, ist das Honigbienenvolk schon erstarkt und steht für die Bestäubung z.B. der Obst- und Blütengehölze zur Verfügung. Außerdem ist die Honigbiene blüten-stet, d.h. sie befliegt so lange eine Blütenart, bis deren Nektar- und Pollenangebot verbraucht ist. Dadurch aber wird der unermessliche Nutzen der Honigbiene deutlich. Es nützt nämlich nichts, wenn das Insekt von der Kirsche zum Apfel und dann zur Zwetschge fliegt. Deren Blütenpollen können sich gegenseitig nicht befruchten. Bei Wildbienen und dergleichen kommt es deshalb nur zu Zufälligkeitsbefruchtungen, es sei denn, sie befliegen große Obstkulturen, die in Monokultur aufgeschult sind. Es wird also deutlich, dass es gerade in Kleingartenanlagen mit einer vielschichti-gen und abwechslungsreichen Obstbaumstreuung unerlässlich ist, Bienenvölker zu halten und zu pflegen. Aber auch im Berufsobstanbau ist es unabdingbar erforderlich, mit der Honigbiene zu arbeiten. So ist es z. B. im sogenannten „Alten Land“ bei Hamburg üblich, den Imkern eine Prämie zu zahlen, wenn sie zur Blütezeit der Obstgehölze mit ihren Bienenvölkern in diese Anbaugebiete ziehen. Auch bei dem derzeit noch praktizierten hohen Rapsanbau sehen es die Landwirte gerne, wenn der Imker mit seinen Völkern in der Nähe steht oder die Anbauflächen gar anwandert. Bienenjahr Das eigentliche Bienenjahr beginnt etwa Ende Juli mit dem Ausschleudern des Honigs und der Bestimmung, welche Völker in den Winter gehen und welche besser vereinigt werden sollen. Ist dies geschehen, sind die Völker einzufüttern, wobei sich herausgestellt hat, dass das Füttern der Bienen mit Zucker (Kristallzucker in flüssiger Form) für sie besser geeignet ist, als dass man ihnen den erzeugten Honig belässt. Im Zucker sind weniger Ballaststoffe enthalten, die die Bienen schä-digen können. Die Bienen koten nämlich nicht in die Beute, sondern bewahren die Abfallstoffe in der Kotblase auf, um sie bei geeignetem Wetter außerhalb der Beute zu entleeren. Wichtig ist, dass bei der Fütterung mit Zucker, das in einem Mischungsverhältnis von 3 Teilen Zucker und 2 Teilen Wasser gereicht wird, so rechtzeitig begonnen wird, dass die Fütterung beendet ist, bevor die Bie-nen das Futter nicht mehr aufnehmen und eintragen, weil es zu kalt wird. Einen Teil des Wassers,

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in dem der Zucker aufgelöst wird, müssen die Bienen nämlich wieder aus dem Stock tragen. Ist es aber zu kalt zum Fliegen, so ist dies nicht mehr möglich und die Bienen nehmen das Futter nicht mehr auf und es würde im Stock gären, weil es zu feucht ist. Spätestens Anfang bis Mitte Septem-ber sollte deshalb die Fütterung abgeschlossen sein. In Heidegebieten, wenn die Heide noch ho-nigt, wird die Fütterung erst Ende September beendet sein, was aber dann grundsätzlich der äu-ßerste Termin sein soll. Ein Volk, zweiräumig eingewintert in Beuten zu je neun Rähmchen, erhält etwa 18 kg Zucker. Bei Einraumüberwinterung reichen in der Regel etwa 14 kg (reiner Zucker). Wichtig ist dabei, dass man der Königin zunächst noch Raum gibt, um den Bruteinschlag für den Winter durchführen zu können. Außerdem müssen im Bienenstock ausreichende Vorräte an Pollen als Eiweiß- und damit auch Energiespender vorhanden sein. Ist das Volk dermaßen behandelt und die Varroabekämpfung etwa Ende November oder Anfang Dezember an einen Tag mit milderen Temperaturen durchgeführt worden, kann man die Bienen-völker in Ruhe lassen und sich mit der Beschäftigung rund um die Biene nützlich machen. Zu-nächst zur Varroabehandlung. Die Varroamilbe ist Mitte der 70-iger Jahre von Asien nach Mitteleu-ropa eingeschleppt worden und schädigt mittlerweile flächendeckend unsere Honigbienen. Es han-delt sich um eine Milbe, die sich an der Biene festklammert oder – und das ist noch häufiger – sich schon an der Brut festsetzt. Dann kommen die Bienen bereits verkrüppelt zur Welt und sind nur kurz lebensfähig. Bekämpft wird diese Milbe mit einer Reihe von derzeit bei uns zugelassenen Be-kämpfungsmitteln wie Perizin (Wirkungsmittel = Coumaphos), mit Ameisensäure oder mit Bayva-rolstreifen. Perizin tötet die Milben bis nahezu 97 %; die verbleibenden Milben aber vermehren sich jedoch so enorm, dass die Behandlung jährlich zu wiederholen ist. Ameisensäure wirkt auf die A-temwege der Milben, so dass sie dadurch absterben. Aber auch hier erreicht man nicht alle Tiere, so dass sich die Population wieder stark erhöht. Möglich ist in den Frühsommermonaten auch eine biologische Behandlung der Völker. Da man weiß, dass die Milbe sich mit Vorliebe an der Droh-nenbrut festsetzt, schneidet man die Drohnenwaben nach deren Deckelung wiederholt aus, um eine gewisse Verminderung des Befalls zu erreichen. Darüber hinaus ist aber auf jeden Fall noch eine Behandlung mit den genannten Mitteln erforderlich. Würde man die Behandlung unterlassen, wäre das Bienenvolk spätestens nach zwei Jahren tot. Vielleicht könnte das Volk noch einmal ab-schwärmen, würde aber dann immer schwächer und von anderen Völkern ausgeraubt werden. Das ist dann das Ende eines jeden Bienenvolkes. Überwinterung Über den Winter bildet das Bienenvolk eine Traube, die von den besetzen Waben unterbrochen wird. Hat man unter den Völkern in der Beute Schübe eingesetzt, kann man gut beobachten, wie sich die Traube auf den Futterwaben fortbewegt. In der Mitte der Traube befindet sich die Königin, während die äußeren Bienen durch Flügelschlagen Wärme erzeugen und sich in dieser Tätigkeit immer wieder abwechseln. Es können deshalb Außentemperaturen von bis 20° C herrschen, im Innern der Traube sind es dagegen wohlige 15 bis 20° C. Hat man ausreichend gefüttert und ist das Volk gut über den Winter gekommen, so kann man schon Ende Februar die ersten Bienen vor dem Flugloch sehen. Vorsicht ist dabei geboten, denn nun koten die Bienen ab und wenn es denn sein muss, ist man mit hell- bis mittelbraunen Pünktchen auf der Kleidung übersät, die sehr schlecht auszuwaschen sind und zudem übel riechen. Aber auch da muss der Imker durch, denn er will ja seine Bienen im zeitigen Frühjahr beim ersten Reinigungsflug beobachten. Für den Reinigungsflug müssen im Übrigen etwa 8 bis 10° C Außentemperatur herrschen. Auswinterung Die Königin hat mittlerweile mit dem Eierlegen (bestiften) begonnen, wobei sie i.d.R. auf der mit-telsten Wabe beginnt. Diese Eier, die sich nach drei Tagen umlegen und dann zur Made werden, werden von den Stockbienen noch mit dem Winterfutter und dem im Stock verbliebenen Pollen gefüttert. Dann werden die Brutwaben verdeckelt und nach 21 Tagen schlüpfen die ersten Arbeiter-bienen des neuen Jahres. Die Bienen, die im Volk überwintert haben, sterben nunmehr zusehends

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ab und das Brutgeschäft der Königin weitet sich immer mehr aus. Das Volk muss nun erstarken, um seinen Auftrag zu erfüllen. Wie bereits erwähnt, überwintert das Volk mit etwa 15.000 bis 20.000 Tieren. Es steht also im Frühjahr bereits eine sehr große Menge Bienen zur Verfügung, um den angebotenen Nektar und den Pollen einzutragen; wobei gerade die Palmkätzchen mit ihrem Pollen im Frühjahr das erste große Pollenangebot liefern. Nicht zuletzt auch aus diesem Grunde sind die Palmkätzchen wohl überall in Deutschland unter Naturschutz gestellt. Diese Nahrung ist erforderlich, um dass Bienenvolk kraftvoll werden zu lassen. Der Imker tut dann gut daran, die nicht verbrauchten Futterwaben dem Volk zu entnehmen. Zum einen wird durch Leerwaben Platz gemacht zum Bestiften mit Eiern, zum anderen entsteht nicht die Gefahr, dass der Imker beim Schleudern versehentlich auch Futterwaben mit ausschleudert. Sie sind zwar von Honigwaben deutlich zu unterscheiden, aber man weiß ja nie.... Ist das Frühjahr etwas fortgeschritten, so hat man sich über die Erweiterung eines Volkes Gedan-ken zu machen. Wurde einräumig überwintert, muss dies eher geschehen als wenn man zweiräu-mig überwintert. Wichtig ist hier wiederum vor allem, dass die Königin ausreichend Platz zum Be-stiften der Waben hat. Ist ausreichend Futter einzutragen, braucht man zudem Raum für den Ho-nig, was man durch das Zuhängen von Mittelwänden erledigen kann. Ein gutes Volk soll pro Jahr etwa 4 bis 8, ja gar 10 Mittelwände ausbauen, so dass man immer wieder „junge“ Waben im Stock hat. Diese werden sowohl von der Königin wie auch von den Bienen besser angenommen als alte, braune bis schwarze Waben. Diese sollte man rechtzeitig auswechseln, ausschmelzen und in Mit-telwände eintauschen. Arbeiterbiene, Drohn, Königin Die Königin ist in der Lage, aus den von ihr gelegten Eiern drei Arten von Bienen schlüpfen zu las-sen. Am wichtigsten ist die Arbeitsbiene, die nach 21 Tagen aus einem Ei schlüpft, das wie die Wei-sel die ersten drei Tage den gleichen Futtersaft erhält. Ab dem 4. Tag erhält die Weisel jedoch einen besonderen Futtersaft, nämlich das sogenannte Gelee Royal, während der Made der Arbeitsbiene neben dem Futtersaft noch Pollen und Honig beigemischt wird. Die Weisel, also die Königin, benö-tigt vom Ei bis zum Schlüpfen 16 Tage, während sich der Drohn, also das aus einem unbefruchte-ten Ei geschlüpfte männliche Tier, 24 Tage Zeit lässt, um sich aus seiner Kinderstube zu befreien. Um nicht in den gesamten Waben Drohnenbau zu haben, der von den Bienen nur ungern mit Nek-tar gefüllt wird, setzt der Imker spezielle (Drohnen-)Mittelwände zu, die von den Bienen aus-schließlich für die Drohnenzucht angenommen werden. Zum einen sind die weiteren Waben dann frei von diesen Drohnenfeldern und zum anderen kann die biologische Varroabekämpfung leichter durchgeführt werden, weil man lediglich die Drohnenwabe ziehen muss, um die befallenen Teile auszuschneiden. Schwärmen des Bienenvolkes Kurz bevor die Königin schlüpft, hat die alte Königin mit einem großen Teil der Flugbienen das Volk verlassen, sie hat geschwärmt. Die Jungkönigin schlüpft kurze Zeit darauf und muss nun erst be-gattet werden. Zu diesem Zwecke fliegt sie einige Tage nach dem Schlupf wiederholt aus zu einem Drohnensammelplatz, um sich dort etwa acht- bis zwölf mal begatten zu lassen. Während dieser Vorgang in der Luft für die Königin nicht berauschend ist, ist er für die Drohnen sogar verheerend. Nach der Begattung, wenn sich der Drohn von der Königin lösen will, reißt sein Hinterleib ab und er stirbt. Aber auch die Drohnen, die keinen Erfolg bei der Begattung hatten, trifft es nur unmerk-lich besser. Sie dürfen zwar noch einige Zeit im Bienenvolk leben und werden von den Arbeitsbie-nen durchgefüttert. Wenn aber keine „Begattungsarbeit“ mehr ansteht, werden sie von den Ar-beitsbienen kurzerhand vom Flugbrett geworfen und müssen elendiglich verhungern; dies ist die sogenannten Drohnenschlacht. Die Königin aber bleibt nun zeitlebens in ihrem Volk und wird dort nahezu pausenlos Eier legen, damit sich das Volk entfaltet, stark wird und sich den Unbilden der Natur stellen kann. Da die Königin also keine Zeit hat, um selbst Nahrung zu holen, wird sie von einem Hofstaat umsorgt, der ihr Futter reicht, damit sie sich ausschließlich ihrer Aufgabe widmen

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kann. Dabei sendet sie einen Duftstoff, ein Pheromon, aus, der den Arbeiterinnen im Staat zeigt, dass die Königin da ist, dass sie gesund ist und ihrer Arbeit nachgehen kann. Zu Spitzenzeiten kann eine Königin pro Tag bis zu 1.800 Eier legen. Man sieht also, welche Leistung dieses Tier er-bringt. Wenn man zudem weiß, dass eine Arbeitsbiene während des Sommers etwa fünf bis sieben Wochen lebt (die Winterbiene lebt von etwa Ende Oktober bis Ende Februar/Anfang März), ist es enorm, welche Leistung erforderlich ist, um ein Bienenvolk von etwa 15.000 ausgewinterten Bienen auf etwa 65.000 bis 70.000 Bienen im Sommer zu bringen. Hierzu ist aber auch die helfende Hand des Imkers erforderlich, der weiß, wann er eingreifen muss, um das Volk leistungsstark zu machen und sich seine Arbeit am Ende auch lohnt. Honigernte Ist etwa Mitte bis Ende Juni die Hauptblütezeit der Obst- und Beerengehölze bzw. der Wildsträu-cher und Blumen beendet und haben die Bienen den eingetragenen Nektar eingedickt und in die Waben gefüllt und verdeckelt, beginnt die erste Schleuderung. Im Kleingarten erntet der Imker ei-nen hervorragenden, goldgelben Blütenhonig, der die Vielfalt der angeflogenen Blüten erahnen lässt. Draußen in der freien Natur kommt es hingegen darauf an, in welcher Gegend die Bienen stehen. Gibt es in der Umgebung viel Rapsanbau, so erntet der Imker einen Rapshonig, der einen besonderen Geschmack hat und sehr schnell kandiert. Er wird deshalb in erster Linie als gerührter Honig in den Handel gebracht oder mit anderen Honigen verschnitten. Die ausgeschleuderten und noch honigfeuchten Waben werden den Völkern wieder zugehängt, wobei es auf die Trachtangebo-te ankommt. Kann in waldreichen Gegenden mit einer Ernte gerechnet werden, erhalten die Völker möglichst alle ausgeschleuderten Waben. Ist dagegen mit wenig Tracht, also mit einer sogenann-ten “Tröpfeltracht” zu rechnen, werden die Völker eher sparsam mit Waben versorgt. Es muss al-lerdings immer so viel Raum und Futter vorhanden sein, damit die Eiablage der Königin nicht ins Stocken gerät. Im Zweifelsfalle muss entsprechend zugefüttert werden. Schwarmverhinderung Die natürliche Vermehrung der Bienen erfolgt durch einen Schwarm. Dies aber will der Imker unter allen Umständen vermeiden, führt es doch zu Bienen- und zu Honigverlusten. Etwa die Hälfte ei-nes Volkes macht sich mit der alten Königin und mit einem Futtervorrat auf den Weg, um eine neue Bleibe zu suchen. In unserer heutigen ausgeräumten Landschaft aber ist es nahezu unmög-lich, z. B. einen hohlen Baum oder eine sonst geeignete Stätte zu finden, in der die Bienen Unter-schlupf finden und das Volk wieder aufbauen zu können. Ein Schwarm, der nicht verfolgt und ein-gefangen wird, ist daher in aller Regel dem Tode preisgegeben. Der Imker aber wird ohnehin versu-chen, das Schwärmen seiner Völker nach Möglichkeit zu unterbinden. Hierzu gibt es eine Reihe von Maßnahmen. Es besteht die Möglichkeit, Ableger zu bilden, Kunstschwärme zu erstellen oder die einzelnen Völker zu schröpfen. Das Schwärmen ist immer ein Zeichen, dass es dem Volk im Stock zu eng wird. Die Königin stellt die Eiablage ein, sie erhält weniger Futter, um schlanker zu werden und schließlich ist es geschehen. Eine einfache Methode ist es, bei Mehrraumbeuten die Beute, in der sich die alte Königin, und nur die (keine Weiselzellen), vom Volk einige Meter entfernt aufzustellen. Die bei der Königin verbliebenen Flugbienen werden dem Restvolk zufliegen. Die alte Königin hat nun keine Flugbienen mehr und im Restvolk befinden sich nur Weiselzellen, aber keine zum Schwärmen bereite Königin. Der Schwarmtrieb wird also gedrosselt und nach einigen Tagen kann man die verstellte Beute, natürlich ohne die alte Königin, wieder auf das Restvolk stellen. Bes-ser aber ist es hier, von dem verstellten Volk einen Ableger zu bilden, wobei man die alte Königin dann entfernt, wenn man eine begattete Königin zum Zusetzen hat. Die Maßnahme des Schröpfens besteht darin, dass man dem schwarmlustigen Volk verdeckelte Brutwaben entnimmt und z. B. schwachen Völkern zugibt. Diese Methode sollte man aber nur dann anwenden, wenn man die Zahl seiner Völker nicht erhöhen möchte. Zudem ist diese Metho-de nicht ausreichend sicher, weil das Volk trotzdem schwärmen könnte, wenn nicht alle Weiselzel-len gefunden und ausgebrochen werden konnten. Besser ist es hier Ableger zu bilden, indem man die verdeckelten Brutwaben mit einer gehörigen Anzahl von Bienen in Ablegerkästen (5-Waben-

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Kästen) etwa 5 km vom Bienenstand entfernt aufstellt und ihnen eine verdeckelte Weiselzelle bei-gibt. Die Weisel wird schlüpfen, sie wird von Drohnen begattet und bildet so ein neues Volk, das durch die helfende Hand des Imkers noch im gleichen Jahr einen Honigertrag liefern kann. Ist aber doch ein Schwarm “gefallen”, so gehört er demjenigen, der ihn verfolgt und in eine Beute einschlägt. Beim Fangen des Schwarms ist darauf zu achten, dass man möglichst die Königin in die Beute mit einschlägt. Hängt der Schwarm günstig an einem Ast, ist dies kein Problem. Die Kö-nigin sitzt im Innern des Schwarms und wird mit den meisten Bienen in den Fangkorb fallen. Die nicht mit erreichten Bienen fliegen dem Fangkorb zu, da die im Korb bereits befindlichen Bienen durch “Sterzeln” kundtun, dass die Königin da und dass eine Behausung vorhanden ist. Im Schwarmfangkorb oder in einer geeigneten Beute bleibt der Schwarm über Nacht an einem kühlen und dunklen Ort (Keller oder dergleichen). Der Imker bereitet, wenn es nicht schon geschehen ist, Rähmchen mit Mittelwänden vor und bestückt mit ihnen einen Bienenkasten, je nach Stärke des Schwarms mit mehr oder weniger Rähmchen. Am nächsten Nachmittag wird dann der Schwarm in diese Beute geschlagen und nach etwa zwei Tagen mit einer Zuckerlösung (1 Teil Zucker – 1 Teil Wasser) gefüttert. Das von den Bienen mitgenommene Futter ist verbraucht und muss nun ersetzt werden. Die Bienen tragen zwar sofort Nektar und Pollen ein, sie benötigen diesen aber zunächst selbst und müssen auch die Mittelwände zügig ausbauen, damit die Königin, die jetzt wieder mehr Futter erhält, mit der Eiablage beginnen kann. Der Schwarm wird also betreut und unter Umstän-den mit Mittelwänden erweitert. Ist die Königin bereits älter, wird sie durch eine junge, begattete Königin ersetzt. Das Alter der Königin wird festgestellt, indem der Imker die Königinnen in jährlich wechselndem Rhythmus mit einem farbigen Plättchen, das auch noch eine Nummer tragen kann, zeichnet. So kann er zum einen unschwer feststellen, aus welchem Volk der Schwarm entwichen und wie alt die Königin ist. Eine Königin kann bis zu fünf Jahren alt werden, nach etwa drei Jahren aber ist sie schon ziemlich schwach und lässt in der Legeleistung nach. Dann sollte der Imker neue Königinnen zusetzen und die alte Königin entfernen. Vor einigen Jahren hat ein Imker nur jeweils die Schwärme eingefangen, von denen er wusste, von wem sie stammen. Dies beruhte auf der Angst, er könne die berüchtigte Varroamilbe auf seinen Stand einschleppen. Da aber heute diese Krankheit flächendeckend verbreitet ist, spielt dies allge-mein keine Rolle mehr. Schwärme tragen für einen Jungimker zum Aufbau seiner Imkerei bei; bei einem Altimker dienen sie der Erhöhung der Anzahl der Bienenvölker. Da in der Regel die Schwarmkönigin ausgetauscht wird, werden Schwärme meist zu guten Ertragsvölkern. Arbeitseinteilung der Bienen Die Biene hat im Stock eine Reihe von Tätigkeiten zu erfüllen, bevor sie den Stock verlassen darf und als Sammelbiene arbeitet. Zunächst ist sie mit dem Putzen der Zellen und dem Wärmen der Brut beschäftigt, dann darf sie die Altmaden und schließlich die Jungmaden füttern. Ist sie etwa zehn Tage alt, nimmt sie von den Flugbienen den Nektar ab, putzt den Stock und baut die Waben. Nach etwa 18 Tagen erkundet sie die Umgebung und arbeitet als Wachbiene am Flugloch. Es wer-den nämlich keine Fremdlinge in den Stock gelassen. Auch keine Bienen aus anderen Völkern, es sei denn, sie geben sich unterwürfig und bringen als Passierschein Nektar oder Pollen mit. Ab etwa dem 20. Lebenstag darf die Biene Pollen und Nektar einbringen, sie wird also Sammelbiene. Nach etwa 40 Lebenstagen stirbt die Arbeitsbiene ab und muss durch neue Bienen ersetzt werden. Die Stockbienen nehmen also den Nektar ab, der wasserflüssig ist und von den Bienen eingedickt werden muss. Zu diesem Zwecke wird der Nektar immer wieder den Zellen entnommen, zwischen den beiden vorderen Beinen auf- und ab bewegt um hierdurch das Wasser zu entziehen. Da im Stock eine konstante Temperatur von etwa 35° C herrscht, die von den Bienen durch Schlagen der Flügel erzeugt wird, kann dies problemlos geschehen. Hat der Nektar nur noch einen Wassergehalt von etwa 18 – 19 % erreicht, ist er zum Honig geworden, kann endgültig in den Waben eingelagert und verdeckelt werden. Er ist also reif und kann geschleudert werden. Reif zum Schleudern sind Honigwaben dann, wenn mindestens zwei Drittel der Wabenfläche verdeckelt sind. Die Waben sollten möglichst vormittags entnommen werden, da die Bienen dann noch keinen neuen Nektar auf den reifen Honig aufgetragen haben, der die gesamte Masse wieder zu nass machen würde.

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Auch eine sogenannte Spritzprobe zeigt dem Imker, ob der Honig reif ist. Zu diesem Zwecke wird eine Wabe entnommen und aufgeklopft. Spritzt dann noch Honig aus den Waben, ist er noch nicht reif genug. Um ganz sicher zu gehen, kann auch mittels eines Refraktometers festgestellt werden, ob der Honig reif zum Schleudern ist. Das Gerät ist einfach zu bedienen, aber nicht ganz billig. Es wird daher nur in größeren Imkereien Verwendung finden. Schleuderung Die Schleuderung der Waben erfolgt durch Zentrifugalkraft entweder durch eine manuell oder eine Motor betriebene Schleuder. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Modelle, je nach Größe der Im-kerei und des Geldbeutels des Imkers. Der geschleuderte Honig verlässt die Schleuder, durchläuft ein Grob- und ein Feinsieb und wird in lebensmittelechten Eimern aufbewahrt. Nach etwa 14 Tagen wird er abgeschäumt, d. h. Kleinstteilchen (Wachsreste) und Luftbläschen, die in dieser Zeit noch an die Oberfläche gestiegen sind, werden hierdurch entfernt. Dann ist der Honig fertig zum Abfül-len in die entsprechenden Gebinde (Gläser, Eimer und dergleichen). Je nach Standort erntet der Imker Blütenhonige, aber auch Sortenhonige wie Linde, Raps, Sonnen-blume oder Löwenzahn. Steht er im Wald und honigen die Nadelgehölze, gibt es den feinen und aromatischen, von den Kunden sehr geschätzten Waldhonig. Dessen Entstehung ist den Lachniden zu verdanken, die an den jungen Trieben der Nadel- und Laubgehölze saugen und den überschüs-sigen Baumsaft abspritzen. Darüber freuen sich vor allem die Waldameisen, die diese Blattläuse geradezu hegen und pflegen. Aber auch unsere Honigbiene bringt noch genügend Saft in den Stock, um daraus den Waldhonig entstehen zu lassen. Weitere Bienenprodukte Am Rande sei noch erwähnt, dass neben dem Honig auch der Pollen und das Propolis geerntet werden können. Propolis ist das Kittharz, mit dem die Bienen alle Undichtigkeiten im Bienenstock abdichten; der Pollen wird als Nahrung für die Brut benötigt. In der Naturheilkunde werden diese Bienenprodukte, wie ebenfalls das Gelee Royal, bei verschiedenen Krankheiten als krankheitslin-dernd angesehen. Aus dem wieder gewonnenen Wachs lässt man entweder neue Mittelwände gie-ßen oder verwendet es für Kerzen, Christbaumschmuck und andere Dinge, so kann es auch als Holzpflegemittel verwendet werden. Bienenrassen Bei uns in Mitteleuropa herrscht die Bienenrasse “Carnica” vor. Es ist eine grau behaarte Biene, die auf Stechunlust gezüchtet wurde und sehr wabenstet ist. In den letzten Jahren kommt vermehrt die Buckfastbiene zu den Imkern. Sie ist keine Rasse, sondern ein Gemisch verschiedener Rassen der ganzen Welt, die von Bruder Adam im Kloster Buckfast in Großbritannien gezüchtet wurde. Sie soll ebenfalls sehr wabenstet sein, sich sehr schnell vermehren und eine Menge Nektar eintragen. Al-lerdings ist diese Biene noch sehr umstritten; die Imker mit der Rasse Carnica aber müssen sich darauf einstellen, dass auch die Buckfastbiene ihre Daseinsberechtigung hat. Kosten der Imkerei, Förderung durch den Staat Zu den Kosten der Imkerei ist zu sagen, dass pro Volk mit etwa 200,- € zu rechnen ist. Zwischen zwei und fünf Völker sollte man betreiben. Nützlich ist es, einem Imkerverein beizutreten, der den Jungimker in der Regel kostenlos mit einem Bienenvolk ausstattet. Hier werden einem auch die ersten Schritte zur Imkerei beigebracht und man lernt Vieles im Umgang mit den Bienen. Wichtig ist auch eine Versicherung, denn nicht alle Mitbürger sehen in den Bienen nur den Nutzen für die Natur. Es kommt zu Frevelschäden vom Anzünden der Beuten bis zum Zerstören des gesamten Standes. Die Bundesländer haben zudem ein Interesse an der Bienenhaltung und unterstützen die Imker durch verschiedene Maßnahmen (Ökoprämie je Volk und dergleichen). Auch die EU hat

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mittlerweile die Notwendigkeit der Bienen für die Umwelt erkannt und zahlt beim Vorliegen der Voraussetzungen Zuschüsse zu Bienenbehandlungsmitteln, z. B. zur Bekämpfung der Varroatose. Trachtpflanzen im Kleingarten Damit die Honigbienen gerade im Kleingarten ausreichend Pollen und Nektar finden und eintragen können, kann der Gartler eine Reihe von Trachtpflanzen anbauen. Zunächst sind sämtliche Obst-gehölze hierzu hervorragend geeignet. Auch die meisten Ziergehölze geben den Bienen ausrei-chend Nahrung. Eine Ausnahme bildet der Flieder, der von den Bienen nicht angeflogen wird. Im Frühjahr sind als erste Nahrungsspender die Palmkätzchen und die Krokusse zu nennen, die den Bienen helfen, das Volk aufzubauen. Darum sind die Palmkätzchen auch unter Naturschutz ge-stellt. Viele Stauden sind ebenfalls geeignet, den Bienen Nahrung zu spenden. Als Gründünger eignet sich Phazelia, der Borretsch gilt als ausgesprochene Trachtpflanze. Es würde den Rahmen sprengen, wenn man all die Pflanzen aufzählen würde, die den Bienen den lebenswichtigen Nektar und den Pollen spenden. Hierzu gibt es ausreichend Lektüre. Aber schon ein vielseitig bepflanzter Kleingarten bzw. eine kleingärtnerisch gut genutzte Kleingartenanlage dient ausreichend dazu eini-ge Bienenvölker zu ernähren und den so gesunden Honig zu ernten. Stechen die Bienen? Ins Reich der Fabel gehört die Volkesmeinung, dass Bienen stechlustig seien und man deshalb vor ihnen Angst haben müsse. Bienen stechen grundsätzlich nicht. Es gibt Wetterbedingungen, die sie unter Umständen zum Stechen verleiten können (vor Gewittern, schwüle Luft) und es gibt Dünste (Alkohol, Schweiß und dergleichen), die sie zuweilen stechen lassen. Berücksichtigt der Imker aber all diese Umstände und geht er vor allem vorsichtig mit seinen Honigbienen um, wird er viel Freu-de mit ihnen haben. Die Voraussetzung für das Imkern ist die Liebe zur Natur und keine Nervosität bei der Arbeit an den Bienen. Es gibt nichts Schöneres für den Imker, als an einem schönen, sonni-gen Tag vor dem Flugloch zu sitzen und den Bienen bei ihrer Arbeit, dem Eintragen von Nektar und Pollen, zuzusehen. Hinzuweisen ist noch, dass es durchaus Fälle gibt, bei denen Menschen auf Bienenstiche allergisch reagieren und es zu lebensbedrohenden Situationen kommen kann. Hier gibt es die Möglichkeit, sich desensibilisieren zu lassen, wobei im Laufe von drei Jahren jeweils eine Woche lang Bienen- und Wespengift gespritzt wird, um eine weitgehende Immunisierung zu erreichen. Aber auch diese Personen müssen immer mit einem Hilfspäckchen ausgerüstet sein, falls sie von einer Biene oder Wespe gestochen werden. Darüber aber sollte man sich unbedingt beim Hausarzt kundig machen und solche Mitbürger sollten doch besser keine Bienenhaltung betreiben. Nutzen der Honigbienen Der Imker mit seinen Bienen schützt die Natur und trägt mit dazu bei, dass die Vielfalt in unserer Natur auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleibt! Ohne die Arbeit des Imkers mit den Honigbienen würde unsere Landschaft veröden. Es ist schon heute zu befürchten, dass Teile unse-rer Landschaft nicht mehr ausreichend von der Honigbiene aufgesucht werden. Deshalb ist es un-erlässlich, dass Imker, wo auch immer, sich mit der Honigbiene befassen und dazu beitragen, dass unsere Flora und Fauna nicht dauerhaften Schaden nimmt!

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Literaturnachweise: Das Trachtpflanzenbuch, Anna Maurizio/Ina Graf, Ehrenwirth-Verlag München Waldtracht und Waldhonig in der Imkerei, Kloft/Maurizio/Kaeser, Ehrenwirth-Verlag München Der summende Wald, Heinz Ruppertshofen, Ehrenwirth-Verlag München Der Wochenendimker, Karl Weiß, Ehrenwirth-Verlag München Neue Imkerschule, Herold/Weiß, Ehrenwirth-Verlag München Blüten, Nektar, Bienenfleiß, Franz Lerner, Ehrenwirth-Verlag München Bienen-Pathologie, Weiß, Ehrenwirth-Verlag München Ertragreich imkern, Franz Lampeitl, Ulmer-Verlag Stuttgart Bienenkrankheiten, Dr. Jürgen Bindernagel, Salix-Verlag Bremen Meine Betriebsweise, Bruder Adam, Ehrenwirth-Verlag München Naturgemäße Bienenzucht, Josef Bretschko, Leopold Stocker-Verlag Graz-Stuttgart Aufzucht, Paarung und Verwertung von Bienenköniginnen, Tiesler/Englert, Ehrenwirth-Verlag München Die Honigmacher, Günter Grimm, Ehrenwirth-Verlag München

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Was können Kleingärtner zum Schutz von Insekten in Kleingärten beitragen? Dr. Hartmut K r e t s c h m e r NABU-Landesverband Brandenburg

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Was können Kleingärtner zum Schutz von Insekten in Kleingärten beitragen? 1 Einleitung In Deutschland gibt es ca. 13 Millionen Gärten, die eine Fläche von 6.000 km² einnehmen, was wiederum 2,4% der Gesamtfläche der Bundesrepublik Deutschland entspricht. Das ist etwa genau-so viel wie die Gesamtfläche aller Naturschutzgebiete in Deutschland. Allein daraus wird bereits deutlich, welches große Flächenpotential in unseren Gärten, auch aus der Sicht des Schutzes be-stimmter wildlebender Tiere und Pflanzen steckt. Sehr viele der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten sind in unseren sehr stark übernutzten Land-schaften inzwischen stark bedroht bzw. regional oft schon ausgestorben. Je nach Tier- bzw. Pflan-zengruppe stehen 30 bis 60% der Arten bereits auf den Roten Listen in Deutschland bzw. der ein-zelnen Bundesländer. Einige dieser bedrohten Arten nutzen unter anderem auch einen Teil unserer Gärten, als letzte Re-fugien, wenn diese weitgehend naturnah gestaltet sind. Das gilt insbesondere für eine Reihe von Insektenarten, wie z. B. Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, eine Vielzahl von Wildbienenarten, Nashornkäfer, Rosenkäfer und viele andere. Durch eine naturnahe Gestaltung unserer Gärten z. T. schon durch einfaches Belassen „wilder E-cken“ und weniger „Ordnungsfimmel“ in den Gärten kann somit auch der Kleingärtner einen nicht unerheblichen Beitrag zum Schutz der heimischen Insektenfauna und darüber hinaus natürlich auch weiterer Arten, wie z. B. Igel, Zauneidechse, Erdkröte leisten. 2 Garten-Leitbild: Wohnzimmer unter freiem Himmel oder Naturgarten? Die Gestaltungsart unserer Gärten beeinflusst unser Verhältnis zur Natur genauso wie sich unsere Einstellung zur Natur in unseren Gärten widerspiegelt. Psychologen haben den in der Regel richti-gen Satz aufgrund vielfältiger Erfahrungen geprägt: „Zeige mir Deinen Garten und ich sage Dir, wer Du bist“ Leider hat die letzte Generation in Deutschland, und auch in fast allen anderen Industrieländern, in den letzten Jahrzehnten wie nie, soviel Natur bereinigt, begradigt, planiert, drainiert, zugeschüttet, versiegelt und verbaut mit Asphalt oder Beton – und das gilt leider auch für viele unserer Gärten! (WIELAND u. a. 1986) In Deutschland werden bereits seit Jahrzehnten und weiterhin ungebremst täglich im Durchschnitt 110 bis 130 ha verbaut bzw. versiegelt. Gärten als grüne Oase werden deshalb gerade in unseren Ballungsräumen immer wichtiger als Refugien für eine Vielzahl stark zurückgedrängter Tier- und Pflanzenarten. Doch leider taugen sehr viele Gärten auch als solche Refugien nicht mehr. Denn sie sind verkom-men zu kurzrasierten und leergefegten Plattformen der Pedanterie oft mit teuren Koniferen als ver-meintliche Naturkulissen bepflanzt. Die Sauberkeitshysterie für unsere Wohnungen und Häuser wird oft auch auf unsere Gärten über-tragen und so richten viele Mitmenschen ihre Gärten wie ihre Freilandwohnzimmer ein: • Der Rasen wird gepflegt wie ein Teppich, das letzte Gänseblümchen als Schmutzfleck ausge-

stochen! • Wie Wohnzimmerschränke stehen schmucke Koniferen gut verteilt und formschön geschnit-

ten – ökologisch so wertvoll wie gepflanzte Fernsehantennen! • Heimische Wildkräuter werden ständig mit der Giftspritze verfolgt und vernichtet!

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• Am Sonntag robbt der Gartenbesitzer mit der Rasenkantenschere hinter dem letzten Gras-

halm her! Doch naturnah gestaltete Gärten können wahre Oasen der natürlichen Schönheit, Besinnlichkeit und Ruhe für uns sein, die wir heute oft von Hektik und Stress im Alltag überflutet werden. Außer-dem machen Gärten, in denen der natürlichen Entwicklung wieder mehr Raum gegeben wird, auch weniger Arbeit und tragen damit zusätzlich zur Entspannung bei. Und wir sollten uns stets bewusst sein, dass Gärten die wichtigsten „Lernorte“ zum Verständnis von und über die Natur sind, da wir dort in der Regel unsere meiste Freizeit verbringen. Das gilt ganz besonders für unsere Kinder, die hier ihre ersten intensiven Kontakte mit der Natur bekommen, wenn sie denn nicht ständig kurz geschoren oder glatt geharkt wird! Insekten sind eine sehr artenreiche Tiergruppe, die in einer sehr großen Fülle und mit z. T. faszinie-renden Arten auch in unseren Gärten vorkommt. Sie sind darüber hinaus sehr gut geeignet zum Beobachten und zum Staunen und damit zum Kennen lernen von Geheimnissen der Natur in un-seren eigenen Gärten. Was kann man nun als Kleingärtner tun, um besonders interessante und z. T. bereits auch gefähr-dete Insektenarten im Garten zu erhalten bzw. sogar zu fördern? Hierzu werden nachfolgend einige Grundregeln und Beispiele vorgestellt, die zu mehr Naturschutz und speziell Insektenschutz im Garten anregen sollen. 3 Kompost und Mulchdecken – Kuschelig lebt es sich besser • Der Komposthaufen ist nicht nur das Herz jedes ökologisch gut bewirtschafteten Gartens –

sondern auch Lebensraum für viele z. T. stark gefährdete Insektenarten. • Durch Beachtung einfacher Grundsätze kann der eigene Kompost Lebensraum für Nashorn-

käfer, Rosenkäfer, verschiedene Großlaufkäferarten und sogar Blindschleiche und Ringelnat-ter sein!

• Die Ansiedlung der genannten Tierarten hilft bei einem schnelleren Stoffumsatz und spart z. T. das mühevolle Umsetzten des Kompostes. • Mulchdecken schützen nicht nur den Boden vor Austrocknung und starkem Unkrautauf-

wuchs, sondern sind ein ganz wichtiges Schutzschild für am Boden lebende Insekten u.a. Bodenlebewesen.

• Mulchdecken können durch Förderung der Bodenlebewesen die Fruchtbarkeit des Bodens

um ein Vielfaches erhöhen und sehr viel Beregnungswasser sparen! 4 Gemüsegarten – Es (fr)essen gern auch andere mit! • Besonders bei der Bodenbearbeitung zeigt sich, wer im Boden Nahrung sucht und wie viele

noch mitfressen – viele Insektenarten überdauern als Larve oder Puppe im Boden. • Unter diesen Arten sind sehr viele Raupen von Nachtfalterarten, die in der Vegetationsperio-

de an verschiedenen Gemüse- und auch Zierpflanzen fressen. In der Regel sind das nur we-nige Tiere pro Art, denen man auch etwas Futter gönnen kann.

• Einige gefährdete Insektenarten haben inzwischen ihr Hauptvermehrungshabitat in Gärten,

da ihre natürlichen Biotope stark beeinträchtigt oder vernichtet wurden. Dazu gehört der Schwalbenschwanz als einer der schönsten und größten heimischen Schmetterlinge, dessen Raupen vorzugsweise auf Dill oder Möhre in unseren Gärten leben.

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• Auch der Große Kohlweißling ist in vielen Teilen der BRD bereits selten geworden. Deshalb

sollten auch seine Raupen wenigstens in den Gärten akzeptiert und nicht als „üble Schädlin-ge“ vernichtet werden.

5 Hecken und „wilde Ecken“ – Heimische Gehölze sind die Besten • Die „Koniferenmanie“ hat viele Insektenarten und damit auch Vogelarten aus unseren Gärten

vertrieben. • An den nichtheimischen Nadelgehölzen leben nur sehr wenige bzw. keine heimischen Insek-

tenarten – dadurch entsteht eine große Lücke in der Nahrungskette zu Vögeln und Säugetie-ren.

• Heimische Gehölze sind den fremdländischen Gehölzen um ein Vielfaches als Nahrungsha-

bitat für Insekten überlegen. Spitzenreiter sind hierbei Schlehe, Weißdorn und Eiche, an de-nen mehr als 400 Insektenarten im Gegensatz zu Koniferen (< 10 Arten) leben.

• Hecken sind ökologisch umso wertvoller, umso mehr heimische Gehölzarten vorhanden sind

und umso mehr Wuchsraum ihnen zugestanden wird. • Jeder noch so kleine Garten sollte wenigstens eine „wilde Ecke“ besitzen, in die sich viele

Insekten und auch andere Tierarten zurückziehen können. 6 Englischer Rasen oder Blumenwiesen und Staudenbeete? – Ohne Tankstellen fliegt nichts • Fast alle fliegenden Insekten benötigen Nektar zum Überleben, der trotz Blütenfülle in vielen

Gärten zur Mangelware geworden ist. • Nicht wenige sehr beliebte Gartenblumen bzw. Gartensträucher sind ungeeignete bzw. wenig

geeignete Nektarquellen für unsere heimischen Insekten (z. B. gefüllte Rosen, Pfingstrosen, Rhododendron u. a.).

• Bei manchen Zierpflanzen ist sogar die Nektarproduktion bei der züchterischen Auswahl

verloren gegangen (z. B. Deutzien, Astern). • Trotzdem verfügen wir über eine Fülle ausgezeichnet geeigneter Nektarpflanzen speziell für

Schmetterlinge (z. B. Alant, Dost, Buddleja u. a.), Hummeln (Glockenblumen, Löwenmaul) u. a. Insekten, die gezielt für bestimmte Insektengruppen angepflanzt werden können. • Ungenutzte Potentiale als Nektarquelle bietet meist die Rasenfläche, von der wenigstens ein

Teil in eine bunte Blumenwiese umgewandelt werden sollte. • Blumenwiesen für Insekten müssen aber auch gemäht werden, (je nach Bodenart ein- bis

zweimal pro Jahr), weil auf reiner Brache die Blütenpflanzen oft von Gräsern und hohen Stau-den überwuchert werden.

7 Gartenteiche – Wasser ist ein Lebenselexier, auch für Insekten • Gartenteiche sind besonders gut zur Beobachtung vieler verschiedenster Insektenarten ge-

eignet, die dort leben können. • Dabei ist zu unterscheiden zwischen:

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1. Insekten, die ihren gesamten Lebenszyklus im Wasser vollziehen (z. B. Wasserkäfer, Wasserwanzen),

2. Insekten, deren Larven an das Wasser gebunden sind, aber als Imago an Land leben

(z. B. Libellen, Steinfliegen, Eintagsfliegen),

3. Insekten, die Wasserstellen zum Trinken bzw. zur Aufnahme von Mineralstoffen nutzen (z. B. Bienen, Hummeln. Schmetterlinge),

• An Gartenteichen können bis zu 30 verschiedene Libellenarten vorkommen, die den Garten

auch gern als Jagdrevier nutzen. • Unbeachtet bleibt oft die große Bedeutung der Gartenteiche als Trinkstelle für viele Insekten,

welche durch das gezielte Anlegen von Flachwasserbereichen mit kleinen Inseln deutlich er-höht werden kann.

• Einen Hauptkonflikt mit Wasserinsekten stellen Fische im Gartenteich dar. Hier muss man

sich zwischen Goldfisch oder Libelle und Molch entscheiden, beides zusammen funktioniert auf kleinem Raum nicht!

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Schmetterlingstankstelle – brauchen Schmetterlinge Treibstoff? Dr. Jörn H i l d e b r a n d BUND Landesverband, Bremen

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Schmetterlingstankstellen - Brauchen Schmetterlinge Treibstoff? 1 Einleitung Die Antwort auf die Frage, ob Schmetterlinge „Treibstoff“ benötigen, ist ein klares „Jein“. Schmet-terlinge als Insekten mit vollständiger (holometaboler) Verwandlung machen vier Phasen in ihrer Entwicklung durch: Ei, Raupe, Puppe und Falter. Dabei nehmen sowohl die Eier wie auch die Pup-pen keinerlei Nahrung zu sich. Nur die Raupen und die fliegenden Falter brauchen „Treibstoff“, der allerdings ganz unterschiedlich ist. Während die Raupen große Mengen frischer Pflanzensubstanz zu sich nehmen – meist sind es Laubblätter, manchmal aber auch Blütenblätter –, geht der Falter auf Nektarsuche und besucht dazu Blüten. Allerdings nehmen einige Arten auch den Saft gärender Früchte auf. Um also Schmetterlinge im Garten nachhaltig zu schützen, müssen ihnen vor allem die richtigen Formen von „Treibstoff“ geboten werden: frische Pflanzensubstanz für die Raupen sowie für Falter, Blüten, die genügend Nektar bieten und deren Gestalt für ihre langen Rüssel geeignet ist. Doch damit allein ist es nicht getan: Auch die Eier und die Puppen brauchen Schutz an ungestörten Plät-zen, wenn sich Schmetterlinge in Gärten erfolgreich entwickeln sollen. Im Folgenden sollen die Darstellungen im Wesentlichen auf die Gruppe der Tagfalter, zu der die Kenntnisse über Biologie und Ökologie vergleichsweise gut sind (Ebert & Rennwald 1991, 1993, Bink 1992, Settele et al. 1999)beschränkt werden. Die Ordnung der Schmetterlinge (Lepidoptera) umfasst allerdings auch die weit artenreicheren Gruppen der Nachtfalter und Kleinschmetterlinge.

Abb. 1 und 2: Raupen und Falter des Kleinen Fuchs (Nymphalis urticae)

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2 Welche Tagfalterarten kommen in Gärten vor? Einige Tagfalterarten sind in Gärten nur Besucher. Sie fliegen dort ein, um Nektarquellen zu su-chen, die Eiablage und die Entwicklung zum Falter finden hingegen außerhalb der Gärten statt. Bekanntlich spielen für die Gartenbesucher Blüten, die über längere Zeiträume und größere Men-gen Nektar geben, eine besondere Rolle. Dazu gehört z. B. der beliebte Schmetterlingsstrauch (Budleja davidii). Es ist nicht einfach, gartenbesiedelnde Schmetterlinge abzugrenzen. Denn je nach der Beschaffen-heit der Umgebung des Gartens, seiner Größe und seinen Standortverhältnissen kann er zum Re-fugium auch stärker spezialisierter Tagfalterarten werden. Wird z. B. ein Garten von einem Waldge-biet umgeben, so können durchaus auch typische Waldbewohner in ihn vordringen und sich dort sogar vermehren, sofern der Garten über ausreichend große Gehölzbestände verfügt. Unter den knapp 200 Tagfalterarten in Deutschland (Settele et al. 1999) wird ein großer Teil der Arten Gärten in der Regel nicht besiedeln. Dazu gehören vor allem solche, die spezifische Ansprü-che an das Mikroklima stellen, die große Flächen benötigen oder deren Raupen auf Ameisen ange-wiesen sind, wie mehrere Arten unter den Bläulingen (Lycaenidae). Der Großteil der Arten, die in Gärten ihren gesamten Lebenszyklus durchlaufen können, sind mehr oder weniger ubiquitär ver-breitet oder sie besiedeln Saumbiotope (Siehe Tabelle 1). Gärten, die über zahlreiche und vielfältige Saumstrukturen verfügen, kommen letzterer Artengruppe besonders entgegen. Für die 30 in Tabelle 1 genannten Tagfalterarten sind die folgenden Raupenfutterpflanzen beson-ders wichtig (siehe auch Abb. 7): Süßgräser (Poaceae), Laubgehölze und die Große Brennnessel (Urtica dioica.). Von den Raupen, die Schmetterlingsblütler (Fabaceae), Malvengewächse (Malva-ceae) und Veilchen-Arten (Viola spec.) verzehren, ernähren sich einige auch polyphag von einer großen Zahl von Kräutern. Einige typische und häufige Gartenbesiedler seien beispielhaft näher dargestellt: 1. Der Admiral (Vanessa atalanta) ist ein recht häufiger Gartenbesucher, der insbesondere im

Spätsommer und Herbst auch die süßen Säfte von Fallobst nutzt. Er ist auch besonders zahl-reich an Schmetterlingsflieder zu finden. Dieser Falter, dessen Raupen ausschließlich an Brennnesseln leben, ist eigentlich ein Wanderfalter, der in jedem Jahr in Deutschland neu einwandert. In jüngster Zeit häufen sich jedoch Beobachtungen, wonach der Admiral auch Populationen etabliert hat, die hier überwintern. Der BUND Bremen hat in 2007 über die Presse die Bevölkerung in Bremen und Umland aufgerufen, Sichtungen des Admirals im frü-hen Frühjahr zu melden. Dabei gingen mehr als 40 Meldungen ein, so dass gesichert ist, dass zahlreiche Tiere den Winter 2006/2007 im Bremer Raum verbracht haben.

Abb. 3: Admiral (Vanessa atalanta)

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2. Ein weiterer Brennnesselbesiedler ist der C-Falter (Nymphalis c-album), der allerdings eine Präferenz für feuchtere Waldstandorte hat, während der oben genannte Admiral eher für Of-fenlandbereiche typisch ist.

Abb. 4: C-Falter (Nymphalis c-album) 3. Das Waldbrettspiel (Parerge aegeria) ist eine der wenigen Tagfalterarten, die sich auf Wälder

beschränken. Dort halten sich die Falter überwiegend im Waldesinneren auf, wo meist Halb-schatten herrscht. Bei einem ausreichend großen Gehölzbestand mit Saumstrukturen kann die Art jedoch auch in Gärten vordringen.

Abb. 5: Waldbrettspiel (Parerge aegeria) 4. Die Raupe des Aurorafalters (Anthocharis cardamines) lebt an Kreuzblütlern (Cruciferae) und

ist besonders häufig an Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) zu finden. In Gärten frisst sie auch häufig am Silberblatt (Lunaria annua).

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Abb. 6: Raupe des Aurorafalters (Anthocharis cardamines)

5. Unter den Bläulingen (Lycaenidae) finden sich nur wenige Vertreter in Gärten, da viele Arten

sehr spezifische Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, wie vor allem die Ameisenbläulinge. Arten wie der Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae), der auch häufig in Gärten vorkommt, sind allerdings wegen ihres bevorzugten Aufenthalts in der Kronenregion von Bäumen bzw. der kurzen Flugzeit im Tagesverlauf nur bei gezielter Suche nachzuweisen.

6. Unter den Dickkopffaltern (Hesperiidae) dringen vor allem die eher ubiquitären Arten wie der

Rostfarbige Dickkopffalter (Thymelicus lineola) häufig in Gärten vor. Für diese Familie sind besonders Gärten mit sandigen, stark besonnten Elementen geeignet.

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Abb. 7: Raupenfutterpflanzen von Tagfaltern in Gärten

3 Folgerungen für den Tagfalterschutz in Gärten Wichtige Raupenfutterpflanzen lassen sich relativ leicht ansäen oder anpflanzen. Auch ein Blüten-angebot für Falter ist in Gärten relativ leicht zu schaffen. Generell gilt dabei: Je artenreicher und reicher strukturiert der Garten ist - bei möglichst vielfältigen Standortbedingungen -, desto mehr Arten kann er beherbergen. Allerdings hat der Falterschutz in Gärten auch seine Grenzen. Bedrohte Arten der Roten Listen werden sich kaum schützen lassen, da die notwendigen ökoklimatischen Bedingungen, die nötigen Habitatverzahnungen und ausreichende Flächengrößen in der Regel nicht gewährleistet sind. Viele Anregungen zum Falterschutz in Gärten sind bereits publiziert (Chi-nery 1986, Fessler 1988, Foerster 1978, Korz 1997, Schwarz 1980, Witt 2001). Im Folgenden wird der Versuch einer Synthese unternommen und auf einige Aspekte der praktischen Umsetzung ein-gegangen. 4 Fördereffekte von Schmetterlingstankstellen Der Schutz von Tagfaltern in Gärten ist keineswegs isoliert und nur auf diese Insektengruppe bezo-gen zu sehen. Tagfalter fungieren nämlich als „Flaggschiffe“ für eine große Flotte weiterer Arten, die von ihnen gleichsam „ins Schlepptau“ genommen werden: 1. Für Tagfalter geeignete Pflanzen im Garten fördern zahlreiche weitere Blütenbesucher wie

z. B. Bienen, Hummeln (Hymenoptera, Apoidea) oder Schwebfliegen (Diptera, Syrphidae), die gleichfalls von Blüten angelockt werden und Pollen oder Nektar „tanken“.

2. Mit den entsprechenden Pflanzenarten im Garten geht die Besiedlung durch weitere pflan-zennutzende Insekten (Phytophage) einher, z. B. unter den Pflanzensaft saugenden Wanzen (Heteroptera) oder Zikaden (Auchenorrhyncha), Rüsselkäfern (Coleoptera, Curculionidae) und Blattkäfern (Coleoptera, Chrysomelidae) oder auch Gallbildnern wie Gallmücken (Dipte-ra, Cecidomyiidae) oder Gallwespen (Hymenoptera, Cynipoidae).

3. Schließlich bildet die gesteigerte Artenvielfalt dieser Pflanzennutzer die entscheidende Nah-rungsgrundlage für räuberische und parasitoide Insekten wie unter zahlreichen Käfernfami-lien (Coleoptera), Sichelwanzen (Heteroptera, Nabidae), Spinnen (Araneae) oder Schlupf-wespen (Hymenoptera, Ichneumonidae).

4. Die gesteigerte Biodiversität geht i.d.R. mit einem breiten Größenklassenspektrum an Insek-ten und Spinnen einher. Dies wirkt sich förderlich auf die Vogel- oder Kleinsäugerfauna aus und kann dazu beitragen, auch Insektenkalamitäten in Gärten zu reduzieren und so den Ein-satz von Giften unnötig zu machen.

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Schmetterlingsschutz ist also letztlich ein wichtiger Weg zu einer an Kreisläufen orientierten Gartenbewirtschaftung, bei der komplexe ökologische Selbstregulationen gefördert werden. Ein für Schmetterlinge geeigneter Garten bedeutet also, dicht miteinander verwobene Nah-rungsnetze bei großer Biodiversität zu schaffen.

5 Schmetterlinge als Zeiger von Umweltbelastungen Wer mit dem Käscher das Freiland nach Insekten abstreift, stellt immer wieder fest: Wo Tagfalter in zahlreichen Arten umherflattern, ist generell die Biodiversität hoch. Je mehr „Naturoasen“ eine Stadt, zum Beispiel mit naturnahen Gärten, aufweist, desto größer wird auch der Reichtum an Fal-tern sein. Tagfalter zeigen auch an, dass auf den Einsatz von Umweltgiften weitgehend verzichtet wird. Denn besonders die Raupenstadien reagieren sehr empfindlich auf Pestizideinsatz. Schließ-lich lässt auch der sich derzeit abspielende Klimawandel gut anhand der Tagfalterfauna ablesen, wie die noch laufenden Untersuchungen am UFT Leipzig/Halle auf über 400 Transektstrecken in Deutschland belegen (s. www.tagfalter-monitoring.de). Das Beispiel Admiral demonstriert derzeit offenbar, wie eine Art im Zuge wärmer werdender Winter sein Wanderverhalten umstellen kann. Bei mehreren Tagfalterarten zeigen sich derzeit Ausbreitungstendenzen in Richtung Norden wie beim Hauhechelbläuling (Polyommatus icarus) oder beim Großen Fuchs (Nymphalis polychloros). 6 Ursachen für den Falterschwund in Gärten Warum Tagfalter in Gärten vielfach keine geeigneten Lebensbedingungen vorfinden, lässt sich leicht erklären: 1. In vielen Gärten dominieren Pflanzen, die aus fernen Ländern stammen wie z. B. Rhododend-

ren (Rhododendron spp.), Zwergmispeln (Cotoneaster spp.) oder Lebensbäume (Thuja spp.). Die Raupen heimischer Tagfalterarten konnten sich weder an die sekundären Inhaltsstoffe noch an mechanische Abwehrleistungen solcher Pflanzenarten anpassen. Diese Exoten blei-ben meist von Schmetterlingen unbesiedelt.

2. Intensive Pflege von Gärten beschädigt oder beseitigt häufig die Ei- oder Puppenstadien von Tagfaltern. Diese beiden immobilen Phasen im Leben eines Schmetterlings sind auf ge-schützte Strukturen oder Äste und Zweige angewiesen, die nicht beschnitten werden. Auch der herkömmliche Rasen im Gärten wird in der Regel so häufig gemäht, dass dort keine Rau-pen überleben können.

3. Schließlich kann der immer noch häufige Einsatz von Pestiziden die Tagfalterfauna ganz er-heblich dezimieren.

Für einen effektiven und nachhaltigen Falterschutz in Gärten muss bei diesen Problempunkten angesetzt werden: 1. Heimischen Pflanzen ist gegenüber Exoten der Vorzug zu geben. Dabei ist allerdings die

Festlegung, welche Arten „heimisch“ sind, eine Frage der Grenzfestlegung: Sollen nur die Ar-chäophyten, die sich meist schon seit prä- und frühhistorischer Zeit, spätestens aber seit 1600 im Gebiet befinden, als heimische Arten bezeichnet werden? Viele dieser Pflanzenarten werden jedenfalls von komplexen Phytophagen-Artengarnituren besiedelt, die an Pflanzen aus anderen Kontinenten nicht leben können (vgl. Heydemann & Müller-Karch 1980).

2. Natürlich kann im Garten nicht auf Pflege verzichtet werden. Es können aber bestimmte Be-reiche von intensiver Pflege ausgespart werden. Dort kann z. B. die Laubstreu liegen bleiben und der Aufwuchs „unbeliebter“ Pflanzen wie Brennnesseln oder Ackerkratzdisteln toleriert wird. In solchen „Wildnisecken kommen meist Pflanzenarten auf, die auch außerhalb der Gärten – in der von hohen Nährstoffgehalten geprägten Kulturlandschaft – häufig sind. Viele beherbergen ein großes Potential an Falterarten und gewährleisten damit im Garten hohe Schmetterlingsvielfalt.

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3. Die wichtigste Maßnahme für einen falterfreundlichen Garten besteht darin, Pflanzenarten mit einem großen Potenzial für Schmetterlinge zu fördern. (Eine Orientierung für die Aus-wahl von Pflanzenarten liefern die Tabellen im Anhang).

7 Module für Gärten zum nachhaltigen Falterschutz Um die Besonderheiten von Gärten, seien es unterschiedliche Böden, Beschattungsgrade oder Flächengrößen zu berücksichtigen, ist im Folgenden ein „Bausteinsystem“ mit Modulen aufge-führt. Jeder Gartenbesitzer kann sich die für ihn passenden Elemente aussuchen. Als die wichtigs-ten für einen schmetterlingsfreundlichen Garten gelten dabei: 1. Wildnisecken: Sie bieten Versteck- und Überdauerungshabitate für Schmetterlinge, aber auch

für zahlreiche andere Tierarten, vor allem im Winter. Viele der in Wildnisbereichen aufkom-menden Pflanzen stellen wichtiges Raupenfutter dar (siehe auch Abb. 8), wie z. B. an nähr-stoffreichen Stellen die Große Brennnessel (Urtica dioica), die allerdings häufig starke Aus-breitungstendenzen im Garten zeigt und entsprechend eingedämmt werden muss.

2. Wildblumenwiesen, die herkömmliche Rasenflächen zumindest stellenweise ersetzen kön-nen. Für den Ausprägungstyp von Wildblumenwiesen sind vor allem die Nährstoffverhältnis-se im Boden entscheidend. Auf fetten Böden gedeihen z. B. Huflattich (Tussilago farfara), Ro-te Lichtnelke (Silene dioica) oder Wiesenflockenblume (Centaurea jacea), die wichtige Nektar-quellen für Falter darstellen. Besonders artenreich und von vielen Raupen wie auch Faltern besiedelt sind Magerwiesen, auf denen z. B. Wilde Möhre (Daucus carota) oder Hornklee (Lo-tus corniculatus) gedeihen – erstere Futterpflanze für Raupen des Schwalbenschwanz (Papilio machaon), letztere für die mehrerer Bläulingsarten. Auf Magerwiesen oder Schotterrasen werden sich dabei in Gärten Süddeutschlands weit mehr Tagfalterarten ansiedeln können als in Norddeutschland, wo der Artenbestand geringer ist.

3. Hecken aus Gehölzarten, die ein besonders hohes Potenzial für Schmetterlinge aufweisen. Gehölze, die schon im frühen Frühjahr blühen wie Weiden (Salix spp.), bieten vielen Faltern nach der Überwinterung den ersten Nektar. Viele für Falter wichtige Gehölze wie Brombeeren (Rubus fruticosus agg.) oder Rote Johannisbeere (Ribes rubrum) bescheren zudem Obst aus dem eigenen Garten.

4. Staudensäume an Gehölzen, die z. B. am Rande von Hecken oder Einzelgehölzen gedeihen. Je nach Boden und Sonneneinstrahlung können dazu schatten- oder lichtliebende Pflanzenar-ten ausgewählt werden. Ein schmetterlingsfreundlicher Unterwuchs wird am Rande von He-cken teilweise auch von selbst aufkommen, ohne dass gepflanzt werden muss.

5. Staudenbeete mit besonders falterfreundlichen Blüten. Für Schmetterlinge sind dies häufig rote, violette oder blaue Blüten, die über röhrenartige Strukturen, oft mit „Landebahnen“ für Falter, verfügen, wozu z. B. Nelken (Dianthus spp.) oder Phlox (Phlox spp.) gehören.

6. Fassadenbegrünungen aus heimischen Arten wie der Gewöhnlichen Waldrebe (Clematis vi-talba) können außer einem Blütenangebot auch wichtige Schutz- und Überwinterungsstruk-turen für Schmetterlinge bieten.

7. Schließlich lässt sich selbst auf dem begrenzten Raum eines Balkons oder Vorgartens etwas für Schmetterlinge tun. Eine große Zahl geeigneter Kräuter wie Dost (Oreganum spp.) oder Thymianarten (Thymus spp.) stehen im Fachhandel bereit, die als Nektarquellen Tagfalter an-locken.

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Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Alant Inula spp. Blaukissen Aubrieta deltoida Buddleja davidii Schmetterlingsflieder Dahlien (ungefüllt) Dahlia variabilis Dost Origanum spp. Echter Salbei Salvia officinalis Flieder Syringa vulgaris Fuchsie Fuchsia spp. Geißblatt Lonicera spp. Kapuzinerkresse Tropaeolum majus Lavendel Lavendula spp. Petunie Petunia spp. Phlox Phlox spp. Studentenblume Tagetes patula Zierastern Aster spp. Zinnie Zinnia spp.

Tabelle 2: Auswahl wichtiger nektarspendender Pflanzen in Gärten (nach Witt 2001, ergänzt)

Die oben genannten Elemente lassen sich hinsichtlich geeigneter Pflanzenarten weiter differenzie-ren. Um diese zu selektieren, wurde die Datenbank LEPIDAT des Bundesamtes für Naturschutz (Pretscher & Kleifges 2000) verwendet. Sie listet für zahlreiche Pflanzenarten die Zahl der an sie gebundenen Schmetterlinge auf. Die dort genannten Gesamtzahlen an Schmetterlingen wurden allerdings vom Autor korrigiert. Die Datenbank LEPIDAT beschränkt sich auf Großschmetterlinge, die artenreiche Gruppe der Kleinschmetterlinge bleibt unberücksichtigt. In Abb. 8 sind die Anzahlen der Großschmetterlingsarten an ausgewählten Pflanzen dargestellt. Gehölze wie Schlehe (Prunus spinosa) oder Sal-Weide (Salix caprea) können potenziell über 100 Großschmetterlingsarten Nahrung bieten. Deutlich weniger, aber immerhin noch über 40 Falterar-ten beherbergen einige Kräuter und Süßgräser, die in feuchten Wildblumenwiesen wachsen können – wie Wasserdost (Eupatorium cannabinum) oder auch in den trockenen Ausprägungen – wie Ge-wöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare) oder Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus). Abb. 8 differenziert weiterhin danach, welche Bedeutung die Pflanzenarten als Raupenfutterpflan-zen oder Nektarquellen haben. Dabei stellt z. B. die Schlehe für weit mehr Großschmetterlingsarten Raupennahrung zur Verfügung als für Blütenbesucher. Bei Arten wie Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) oder Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) ist es umgekehrt: Sie spielen als Raupen-futterpflanzen nur für wenige Großschmetterlingsarten eine Rolle, haben aber große Bedeutung als Nektarquellen. Im Garten reicht es allerdings in der Regel nicht aus, nur eines oder wenige Exemplare dieser Pflan-zen zu setzen. Bei vielen Falterarten legt ein Weibchen erst dann Eier ab, wenn ein größerer großer Bestand der Pflanzen in hoher Dichte vorhanden ist (Settele et al. 1999).

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Raupenfutterpflanze Nektarpflanze

Abb. 8: Anzahl von Großschmetterlingsarten an ausgewählten Pflanzen (Daten nach LEPIDAT des BfN)

Abb. 9 stellt dar, wie viele gefährdete Großschmetterlingsarten an den oben ausgewählten Pflan-zenarten vorkommen. Hierzu werden sämtliche Gefährdungskategorien berücksichtigt, also auch die Arten der Vorwarnliste. Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) und Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare) haben da-bei die größte Bedeutung für gefährdete Arten. Am Ende der Skala steht unter den hier ausgewähl-ten Pflanzenarten die Große Brennnessel (Urtica dioica), an der nur eine gefährdete Großschmet-terlingsart vorkommt.

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e Artenzahl Schmetterlinge Gefährdung

Abb. 9: Anzahl gefährdeter Großschmetterlingsarten an ausgewählten Pflanzen (Daten nach LEPIDAT des BfN) 8 Das Schmetterlingsprojekt des BUND Bremen Der BUND Landesverband Bremen hat sich im Jahre 2007 besonders der Schmetterlinge ange-nommen. Dabei wurde eine Broschüre erstellt, in der die obigen Aspekte zusammengefasst und vertieft sind (Hildebrandt 2007). Sie kann beim BUND Bremen bestellt oder auch aus dem Internet heruntergeladen werden (www.bund-bremen.net/hildebrandt/schmetterlingstankstellen/php). Darüber hinaus hat der BUND auch einige konkrete Umsetzungsaktionen und naturpädagogische Aktivitäten anhand von Schmetterlinge gestartet. 8.1 Anlage von Wildblumenwiesen als Schmetterlingstankstellen Von Mai bis Juni 2007 hat der BUND Bremen auf dem Gelände von Seniorenheimen, Kindergärten und Grundschulen in Bremen Saatgut ausgebracht, das viele für Schmetterlinge besonders geeig-nete Pflanzenarten enthält. In diese Schmetterlingstankstellen, die von Mai 2007 an aufwuchsen, wurden auch Samen einzelner Arten in größeren Mengen ausgebrach wie Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) und Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis). Die meisten der ca. 40 Arten in den Samentüten, die über den BUND Bundesverband zum Preis von 1 Euro/Stück bezogen werden können (www.bund.net), gedeihen allerdings auf sandigen, nährstoffarmen Böden am besten. Deshalb mussten an einigen Lokalitäten Rasensoden ausgestochen werden. Anschließend wurde eine mehrere Zentimeter dicke Sandschicht aufge-bracht. Nach einer vorläufigen Bilanz (Begutachtung der Wildblumenwiesen im August 2007) haben sich die Flächen sehr gut entwickelt; vor allem, wenn es zu einer entsprechenden Pflege kam (Entfernen von „unerwünschten Arten“ wie Giersch [Aegopodium podagrica] oder Quecke [Lolium perenne]). Allerdings konnten manchmal auch „unerwünschte“ Pflanzenarten aus der Nachbarschaft das Ter-rain erobern wie z. B. im FlorAtrium in Bremen die Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus). Die Be-siedlung durch Falter konnte bisher allerdings nicht im Einzelnen verfolgt werden.

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Abb.10: Anlage einer Schmetterlingstankstelle im FlorAtrium Bremen

8.2 Raupenaufzuchtstationen in Schulen und Kindergärten In mehreren Schulen und Kindergärten in Bremen sollte den Kindern die Welt der Falter näher ge-bracht werden, indem sie Raupen „in Pflege nehmen“. Dazu wurden möglichst junge Raupen des Kleinen Fuchses (Nymphalis urticae) im Freiland an Brennnesseln gesammelt und in die Einrich-tungen gebracht. Die Begeisterung der Kinder für die Tiere war enorm, zumal sie in einigen Fällen den Schlupf der Falter aus ihren goldfarbenen Sturzpuppen während des Vormittags direkt beo-bachten konnten.

Abb. 11: Raupenaufzuchtstationen an einer Grundschule in Bremen

8.3 Modellflächen von Schmetterlingstankstellen Um Gärtnern Anschauung zu geben, wie Schmetterlingstankstellen im eigenen Garten aussehen könnten, wurden auf dem Gelände des Rhododendronparks in Bremen fünf Typen von Schmetter-lingstankstellen eingerichtet: Brennnesselflächen, ein Hochstaudensaum entlang eines Grabens,

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diverse heimische Laubgehölze, ein Halbtrockenrasen sowie eine Fläche mit Schmetterlingsflieder. Diese Modellflächen lassen sich auf einem kurzen Rundgang erkunden; ein Flyer gibt Hintergrund-informationen zu den Flächen und praktische Tipps für den eigenen Garten.

Abb. 12: Feuchte Uferstaudenflur im Rhododendronpark Bremen 8.4 Wettbewerb um die besten Schmetterlingstankstellen in Bremen In 2007 wollte der BUND Bremen Gartenbesitzer dazu ermuntern, den eigenen Garten hinsichtlich seiner Tauglichkeit für Schmetterlinge zu prüfen. Dazu wurde eine Checkliste erstellt, bei der für die Anwesenheit der oben genannten Module (siehe Kap. 7) Punkte vergeben wurden. Wurde im Gar-ten eine Mindestpunktzahl erreicht, konnten Unterlagen in Form von Gartenskizzen und Fotos aus dem Garten eingereicht werden. Trotz umfangreicher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit war die Re-sonanz mit elf Teilnehmern insgesamt allerdings nicht gerade groß.

Abb. 13: Beispiel für einen Gartenbereich, der als Schmetterlingstankstelle dient

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9 Ausblick Aus dem Projekt „Schmetterlingstankstellen“ des BUND Bremen ergaben sich einige wichtige Im-pulse für den Falterschutz im besiedelten Bereich und zur Öffentlichkeitsarbeit: 1. Naturpädagogik: Schmetterlinge sind besonders geeignet, Kinder schon früh für die Natur zu

begeistern. Die geheimnisvollen Verwandlungen von der Raupe über die Puppe zum Falter sprechen Kinder ganz besonders an, ebenso wie die Farben- und Formenvielfalt der Tiere. Durch die Betreuung der Tiere in der Raupenaufzuchtstation über mehrere Wochen lernten die Kinder Verantwortung zu übernehmen und bekamen ein Gespür für die hohe Sensibilität der Tiere. Der BUND will deshalb, nicht zuletzt wegen der großen Nachfrage aus anderen Schulen und Kindergärten, das Projekt fortsetzen, indem auch in den nächsten Jahren Rau-pen in Schulen und Kindergarten gebracht werden sollen.

2. Zucht von heimischen Faltern in Freiflughallen: Geplant ist, häufige und nicht bedrohte Fal-

ter, z. B. die so genannten Brennnesselfalter, in Freiflughallen zur Verpaarung und Eiablage zu bringen. Dadurch kann ein kontinuierliches Angebot an Raupen für Schulen und Kinder-gärten gewährleistet werden. Es hat sich gezeigt, dass die Raupensuche im Freiland in Jahren mit ungünstigem Witterungsverlauf sehr zeitaufwändig ist.

3. Weitere Öffentlichkeitsarbeit: Erfahrungen haben gezeigt, dass große Teile der Bevölkerung

von den vielen positiven Seiten eines schmetterlingsfreundlichen Gartens zu überzeugen sind. Viele Menschen sind auch bereit, Wildblumenwiesen zu säen und heimische Stauden oder Gehölze zu pflanzen, wenn sie mit eigenen Augen gesehen haben, welche Farben- und Formenschönheit solche Gärten dem Auge bieten. Es wäre deshalb sinnvoll, weitere Modell-flächen anzulegen und Gartenbesitzer an sie heranzuführen. Der BUND Bremen wird weiter-hin versuchen, den Wert von „grünen Inseln im Stadtmeer“ (Hildebrandt 2006) stärker im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Wir denken dabei an eine Nutzung solcher „grü-nen Inseln“ als „Lern- und Erlebnisflächen“ vor allem für Kinder, die über längere Zeiträume darin Tiere und Pflanzen entdecken und beobachten.

10 Literatur Bink, F.A. (1992): Ecologische Atlas van de Dagvlinders van Noordwest-Europa.- Schuyt, Haarlem. Chinery, M. (1986): Naturschutz beginnt im Garten.- Otto Maier. Ebert, G. & Rennwald, E. (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 1:

Tagfalter 1.- Ulmer. Ebert, G. & Rennwald, E. (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 1:

Tagfalter 2.- Ulmer. Fessler, A. (1988): Naturnahe Pflanzungen.- Ulmer. Foerster, K. (1978): Einzug der Gräser und Farne in die Gärten.- Neumann-Neudamm, 4. Auflage. Heydemann, B. & Müller-Karch, J. (1980): Biologischer Atlas Schleswig-Holstein. Lebensgemein-

schaften des Landes. Wachholtz, Neumünster. Hildebrandt, J. (2006): Grüne Inseln im Stadtmeer- Naturreportagen aus Bremen.- BUND Bremen. Hildebrandt, J. (2007): Schmetterlingstankstellen – Ratgeber für nachhaltigen Falterschutz im Sied-

lungsbereich.- BUND Bremen. Korz, J. (1997): Naturgärten. Wirkungsvoll gestalten und richtig pflegen.- Falken. Schwarz, U. (1980): Der Naturgarten.- W. Krüger Verlag. Pretscher, P. & Kleifges, P. (2000): Die Schmetterlingsdatenbank LEPIDAT des Bundesamtes für

Naturschutz (BfN): Grundlage für die Erstellung der Roten Liste gefährdeter Großschmetter-linge Deutschlands.- Schriftenreihe Landschaftspflege und Naturschutz 65: 51-70.

Settele, J., Feldmann, R. & Reinhardt, R. (1999): Die Tagfalter Deutschlands.- Ulmer. Witt, R. (2001): Ein Garten für Schmetterlinge.- Kosmos.

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11 Anhang: Liste der Pflanzenarten für Schmetterlingstankstellen Fett hervorgehoben sind Futterpflanzen, die für Großschmetterlinge besonders bedeutsam sind. Die Anzahl der Großschmetterlingsarten pro Pflanzenart wurde der Datenbank LEPIDAT des Bun-desamts für Naturschutz (BfN) entnommen. Tabelle 1: Pflanzenliste für den Schmetterlingsgarten

Deutscher Name Lateinischer Name Anzahl Schmetterlingsarten

Bedeutung für Falter in Bremen (R= Raupe)

Typ 1: WILDNISECKEN

Brennnessel Urtica dioica 36 R zahlreicher Tagfalterar-ten!

Acker-Kratzdistel Cirsium arvense 32 R Distelfalter

Typ 2: WILDBLUMENWIESEN

Nass- und Feuchtwiese

Gewöhnlicher Wasserdost Eupatorium cannabinum 45 Nektarangebot im Früh-jahr!

Schilf Phragmites australis 31 Sumpf-Kratzdistel Cirsium palustre 26 R Distelfalter Rasenschmiele Deschampsia cespitosa 26 Blutweiderich Lythrum salicaria 21

Wiesenknöterich Polygonum bistorta 20

Echtes Mädesüß Filipendula ulmaria 14 R Mädesüß-Perlmuttfalter

Kuckuckslichtnelke Silene flos-cuculi 11

Scharfer Hahnenfuß Ranunculus acris 6

Zottiges Weidenröschen Epilobium hirsutum 5

Echter Arznei-Baldrian Valeriana officinalis 5

Wiesenschaumkraut Cardamine pratensis 4 R Aurorafalter

Sumpfschafgarbe Achillea ptarmica 2

Frauenmantel Alchemilla vulgaris 2

Bach-Nelkenwurz Geum rivale 2

Fettwiese

Gewöhnliche Wiesenflockenblume Centaurea jacea 44 R Scheckenfalter Löwenzahn Taraxacum officinalis agg. 37 Großer Sauerampfer Rumex acetosa 31 R Kleiner Feuerfalter Knäuelgras Dactylis glomerata 26 Wiesenklee Trifolium pratense 26

Wiesen-Platterbse Lathyrus pratensis 20 Bläulinge

Huflattich Tussilago farfara 17

Wiesenlabkraut Galium mollugo 16

Gewöhnliche Vogelwicke Vicia cracca 14 R Heufalter, Senfweißling

Rote Lichtnelke Silene dioica 9

Wiesen-Storchschnabel Geranium pratense 7

Großer Wiesenknopf Sanguisorba officinalis 7

Hunds-Veilchen Viola canina 7 R: Silbriger Perlmuttfalter

Wilde Karde Dipsacus fullonum (silvestris) 5

Weiße Nachtnelke Silene latifolia ssp. alba 5

Wegrauke Sisymbrium officnalis 4 R Weißlinge, Aurorafalter

Wegmalve Malva neglecta 4

Großblütige Königskerze Verbascum densiflorum 1

Magerwiese

Gewöhnlicher Hornklee Lotus corniculatus 46 R Goldene Acht Traubenkropf-Leimkraut Silene vulgaris 38 Tauben-Skabiose Scabiosa columbaria 34

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Wiesen-Witwenblume Knautia arvensis 34 Nickendes Leimkraut Silene nutans 28 Hufeisenklee Hippocrepis comosa 28 R Hauhechelbläuling Kleiner Sauerampfer Rumex acetosella 28 R Kleiner Feuerfalter Saat-Luzerne Medicago sativa 27 R Hauhechelbläuling Feldbeifuß Artemisia campestris 25

Spitzwegerich Plantago lanceolata 24 R Scheckenfalter, Kleiner Maivogel, Feuerfalter

Wiesensalbei Salvia pratensis 24

Schafschwingel Festuca ovina 24 R von Rostbinde, Schorn-steinfeger

Skabiosen-Flockenblume Centaurea scabiosa 24 R Scheckenfalter

Aufrechte Trespe Bromus erectus 22 R von Rostbinde, Schorn-steinfeger

Zypressen-Wolfsmilch Euphorbia cyparissias 21

Kronwicke Coronilla varia 19 R Heufalter, Bläulinge

Karthäusernelke Dianthus carthusianorum 16

Wiesen-Margerite Leucanthemum vulgare 13

Kleiner Wiesenknopf Sanguisorba minor 9

Sandthymian Thymus serpyllum 9

Rauhaariges Veilchen Viola hirta 7

Eselsdistel Onopordum acanthium 2

Gemeine Nachtkerze Oenothera biennis 1

Heidenelke Dianthus deltoides 1

Schotterrasen

Zweifarben-Sonnenröschen Helianthemum nummularium 14

Echtes Johanniskraut Hypericum perforatum 13 Nektarangebot im Früh-jahr!

Weiße Fetthenne Sedum album 13

Kleines Habichtskraut Hieracium pilosella 11 R Scheckenfalter

Sumpf-Schwertlilie Iris pseudacorus 7

Wundklee Anthyllis vulneraria 6 R Goldene Acht

Duft-Veilchen Viola odorata 5 R Kaisermantel, Perlmutt-falter

Weidenblättriger Alant Inula salicina 3

Gewöhnliche Kuhschelle Pulsatilla vulgaris 2

Rote Spornblume Centranthus ruber 2

Gewöhnliche Traubenhyazinthe Muscari racemosum agg. 1

Schnittlauch Allium schoenoprasum 1

Ästige Graslilie Anthericum ramosum 1

Typ 3: HECKEN GEHÖLZGRUPPEN EINZELSTRÄUCHER

Schlehe Prunus spinosa 126 Wichtig als Futterpflanze für Nierenfleck-Zipfelfalter

Salweide Salix caprea 117 überwinternde Falter Zitterpappel Populus tremula 86 R Großer Eisvogel

Brombeere Rubus fruticosus agg. 77 R Kaisermantel, Brombeer-zipfelfalter, Perlmuttfalter

Himbeere Rubus idaeus 74 Rotbuche Fagus sylvatica 68

Waldhasel Corylus avellanae 64 Wichtig als Futterpflanze für den C-Falter

Besenginster Cytisus scoparius 57 Hainbuche Carpinus betulus 51

Schmetterlingsstrauch Buddleja davidii 44

Schmetterlings-Magnet, hat aber eher pädagogi-schen Wert

Schwarzpappel Populus nigra 39 Hängebirke Betula pendula 38 Schwarzerle Alnus glutinosa 34 Stieleiche Quercus robur 32 R Eichelzipfelfalter

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Liguster Ligustrum vulgare 31 Rnahrung für Liguster-schwärmer

Gemeine Traubenkirsche Prunus padus 30

Faulbaum Frangula alnus 29 R Zitronenfalter, Faul-baumbläuling

Fichte Picea abies 29 Pflaume Prunus domestica 28 Vogelbeere Sorbus aucuparia 28 Gewöhnliche Esche Fraxinus excelsior 27 Silberweide Salix alba 27 Grauweide Salix cinerea 26 Gartenapfel Malus domestica 25 Rote Heckenkirsche Lonicera xylosteum 24 Feldahorn Acer campestris 23 Traubeneiche Quercus petraea 23 R Eichelzipfelfalter Bastardpappel Populus x canadensis 22 Korbweide Salix viminalis 21

Färberginster Genista tinctoria 20 R Bläulinge, Brombeerzip-felfalter

Roter Hartriegel Cornus sanguinea 18

Wildbirne Pyrus communis 17

Kreuzdorn Rhamnus catharticus 12 R Zitronenfalter

Gemeine Berberitze Berberis vulgaris 11

Hundsrose Rosa canina 10

Weißdorn Crataegus monogyna 9 R Baumweißling

Pfaffenhütchen Euonomys europaeus 8

Jelängerjelieber Lonicera caprifolium 7

Wildapfel Malus silvestris 4

Rote Johannisbeere Ribes rubrum agg. 4

Gelber Blasenstrauch Colutea arborescens 3

Blaue Heckenkirsche Lonicera caerulea 1

Typ 4: STAUDENBEETE Kräuter & Stauden im Halbschatten / (Halbschatten) Balkon

Gewöhnliche Wiesenschafgarbe Achillea millefolium 23

Gewöhnliche Echte Goldrute Solidago virgaurea ssp. virgaurea 16

Gewöhnlicher Gilbweiderich Lysimachia vulgaris 15

Echtes Seifenkraut Saponaria officinalis 9

Echtes Lungenkraut Pulmonaria officinalis 4

Pfirsichblättrige Glockenblume Campanula persicifolia 1

Kräuter im Schatten

Knoblauchrauke Alliaria petiolata 7 R Weißlinge

Wald-Erdbeere Fragaria vesca 5

Nessselblütige Glockenblume Campanula trachelium 3

Buschwindröschen Anemone nemorosa 1

Gelbes Windröschen Anemone ranunculoides 1

Waldsteppen-Windröschen Anemone sylvestris 1

Wald-Geißbart Aruncus dioicus 1

Borretsch Borago officinalis ?

Wald-Vergissmeinicht Myosotis sylvatica 1

Weidenblättriger Alant Inula salicina 3

Leberblümchen Hepatica nobilis ?

Kräuter in der Sonne

Gewöhnlicher Natternkopf Echium vulgare 49 Distelfalter

Färberkamille Anthemis tinctoria 4

Berg-Aster Aster amellus 4

Flammenblume Phlox paniculata 4 Aurorafalter

Edel-Schafgarbe Achillea nobilis 1

Duftende Nachtkerze Oenothera odorata

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Typ 5: FASSADE

Gewöhnliche Waldrebe Clematis vitalba 35

Wald-Geißblatt Lonicera periclymenum 9

Hopfen Humulus lupulus 8 R Tagpfauenauge, auf feuchtem Boden

Efeu Hedera helix 7

Echter Wein Vitis vinifera 7

Typ 6 Stauden & Kräuter / Sonne

BALKON

Majoran Origanum vulgare 62 Arzneithymian Thymus pulegioides 24 R Bläulinge Blaukissen Aubrieta spec. ? Ringelblume Calendula officinalis 2 Wiesen-Flockenblume Centaurea jacea 44 Rote Spornblume Centranthus ruber 2 Schmuckkörbchen Cosmos bipinnatus ? Karthäusernelke Dianthus carthusianorum 16 Sonnenbraut Helenium autumnale ? Vanilleblume Heliotropium arborescens ? Ysop Hyssopus officinalis 1 Doldige Schleifenblume Iberis umbellata 2 Lavendel Lavandula spec. ? Kazenminze Nepeta spec. ? Wiesen-Schlüsselblume Primula veris 7 Sonnenhut Rudbeckia= Echinacea ? Echter Salbei Salvia officinalis 2 Kapuzinerkresse Tropaeolum majus 2 Zinnie Zinnia spec. ?

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Berichte aus den Arbeitsgruppen zu den Themen: AG I „Schutz von Insekten im Kleingarten – aktiver Bei-

trag der Kleingärtner zum Natur- und Umwelt-schutz“

AG II „Imker im Kleingarten – gewünscht oder gemie-

den?“ AG III „Bienenweiden – bewusst gestalteter Teil des Kleingar-

tens – auch Teil der kleingärtnerischen Nutzung?“

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Arbeitsgruppe I Leiter der Arbeitsgruppe: Jörg Gensicke Landesverband der Gartenfreunde Baden-Württemberg e.V. „Schutz von Insekten im Kleingarten – aktiver Beitrag der Kleingärtner zum Natur- und Umwelt-schutz“ Aus dem Vortrag von Herrn Dr. Gerhard Laukötter „Maikäfer flieg ...“ war zu erfahren, dass der Klimawandel bei einer hohen Biodiversität, (d. h. reich an pflanzlicher und tierischer Artenvielfalt insbesondere heimischer Nützlinge) in unseren Kleingärten vorerst kaum tiefer greifende, negative Auswirkungen haben wird. Eine komplexe Lebensgemeinschaft kann eine Verschiebung in der Artenzusammensetzung kom-pensieren. Als problematisch dagegen sind die Auswirkungen des Klimawandels in Monokulturen sowie im Forst zu sehen. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich heute mehr als je zuvor das Gebot, unsere Kleingärten so zu nut-zen, dass auf natürliche Weise das Aufkommen an Schadorganismen in Grenzen gehalten wird. Das Schaffen neuer Lebensräume für Insekten und der Aufbau einer hohen pflanzlichen Artenviel-falt sind unsere Ziele. Wobei wir dabei im Rahmen des Bundeskleingartengesetzes stets auf die Einhaltung der kleingärtnerischen Nutzung achten müssen. Für eine erfolgreiche Umsetzung die-ser Ziele ist es notwendig, informativ und detailliert vorzugehen. Den Interessierten müssen anhand von Leitlinien die vielen Aktionsmöglichkeiten vorgestellt und Handlungsanleitungen zur Verfügung gestellt werden. Hier sind beispielsweise Beschreibungen über den Aufbau von Lehrgärten, Lehrpfaden oder so genannten Wildnisecken vorzubereiten. Wei-terhin haben u. a. Trockenmauern, Wiesen, Insektenhotels, Naturhecken, Totholzhaufen, Kom-postanlagen sowie diverse Mulchverfahren Vorbildcharakter und können wertvolle Anreize inner-halb einer Gartenanlage für den Pächter mitbringen. Nicht zu vergessen sind dabei Empfehlungen, welche Pflanzenarten und Pflanzensorten für den jeweiligen Standort geeignet sind. Gerade bei den Insekten können Arten angesprochen sein, die besondere Wirtspflanzen benötigen. Ein gutes Motto für den Aufbau solcher Lebensräume wäre: „Gelebte Naturpädagogik für Garten-freunde und solche, die es werden wollen“. Wir können der Natur und uns selbst am besten helfen, wenn wir uns weiter fortbilden und zugleich unser Wissen nach außen tragen. Neben dem Angebot an Vorträgen und Kursen über unsere Anlagengrenzen hinaus, besteht durch unsere Fähigkeiten und unsere Ausstattung auch die Möglichkeit einer spannenden Naturerziehung für den potentiellen Nachwuchs im Kleingartenwe-sen. Durch eine entsprechende intensive Öffentlichkeitsarbeit, Gespräche mit Städten/Gemeinden, Schulen und Kindergärten sowie durch das Anleiten des Begleitpersonals (insbesondere der Leh-rer) ist es möglich, Schulgartennetzwerke zu schaffen, die länger als drei Jahre existieren. Gerade durch eine aktive Betätigung der Kinder regen wir auch das Interesse der Eltern an; und wir können selbst noch eine ganze Menge dazulernen. Der Erfahrungsaustausch unter den Pächtern und Fachberatern sollte durch ein Netzwerk Fachbe-ratung, „vielleicht auch als Stammtisch deklariert“, nicht zu kurz kommen. Um besondere Aktivitä-ten umzusetzen, kann es nützlich sein, sich nach Kooperationspartnern umzusehen. Zum Beispiel werden sich Umweltverbände und Imker den Gartenfreunden sicherlich nicht verschließen, da bei gleichen oder ähnlichen Zielen schon wegen der Menge an Arbeit gemeinsam mehr erreicht wer-den kann als allein. Im Wirkungsgefüge Nützling/Schädling ist der Mensch der größte Störfaktor, da er die Wechselbe-ziehungen in der Natur bzw. die Nützlinge nur wenig kennt. Durch seinen Hang Pflanzenschutz-mittel und Mineraldünger einzusetzen bzw. im Herbst seinen Garten besonders „winterfest aufzu-

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räumen“ schafft er Störfaktoren, die den nützlichen Kräften wenig Spielraum lässt. Die Verwendung von Nützlingspräparaten im Kleingarten erscheint auf den ersten Blick logisch. Vorübergehende, kurzfristige positive Effekte dürfen uns aber nicht davor täuschen, dass der Anteil der Kosten den Nutzen bei weitem übersteigt. Auch dies begründet die Forderung nach Schaffung von Lebensräu-men für die Ansiedlung natürlich vorkommender Nützlinge. Letztendlich führen nur die Vermeidung von Störfaktoren (Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger, naturfremde Bewirtschaftung) und die Schaffung naturgemäßer Bewirtschaftungs- und Lebens-räume zu einer Erhöhung der Artenvielfalt – die, aufgrund ihrer Wechselbeziehungen in ihrem Umwelt, unser (Er)Leben im Garten mehr als nur unterstützt.

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Arbeitsgruppe II Leiter der Arbeitsgruppe: Bernd Vogel Landesverband Niedersächsischer Gartenfreunde e.V. „Imker im Kleingarten – gewünscht oder gemieden?“ Die Vorträge der Referenten brachten für die Seminarteilnehmer die eindeutige Erkenntnis, dass die Bienenhaltung derzeit stark rückläufig ist. Dies trifft nicht nur für die Berufsimkerei, sondern auch für die Hobbyimkerei zu und hier auch besonders im Bereich der Kleingartenanlagen. Obwohl die enorme Wichtigkeit der Bienen für die Befruchtung der Obstgehölze und anderer Gar-tenpflanzen allgemein bekannt ist, finden sich immer weniger Gartenfreunde bereit, in ihren Gärten Bienen zu halten. Hierfür gibt es nach Meinung der Arbeitsgruppe mehrere Gründe: 1. Die Gartenordnungen der Vereine bzw. Verbände haben entweder keine Regelung in Bezug

auf Bienenhaltung oder, wenn es Regeln gibt, sind diese teilweise derart restriktiv, dass an der Bienenhaltung interessierte Gartenfreunde diese Schwierigkeiten scheuen.

2. Bei vielen Gartenfreunden herrscht häufig Angst vor den Bienen. Sie reagieren äußerst hek-

tisch wenn nur ein Insekt zu sehen ist, was einer Biene ähnlich ist. Selbst harmlose Hum-meln und Wildbienen werden verjagt.

3. In den Vereinen sollten besondere Gärten ausgewiesen werden, die gut für Bienenhaltung

geeignet sind (z. B. Eckgärten in Randlage ohne unmittelbare Nachbarn). Weiterhin sind Randabpflanzungen in der Gartenanlage mit Nährgehölzen für Bienen, Insekten und Vögel sinnvoll.

4. Eine Möglichkeit zur Gewinnung von Interessenten sieht die Arbeitsgruppe darin, dass dem

Bienenhalter die Pacht ganz oder teilweise erlassen wird. 5. In vielen Gärten fehlen Blütenpflanzen, die nicht nur Bienen Nektar und Pollen liefern, son-

dern auch für andere Insekten und Schmetterlinge „Treibstoff“ bereit stellen. Hier ist Aufklä-rung in Bezug auf Gestaltung und Nutzung von Kleingärten erforderlich.

Was können wir tun, um wieder mehr Bienen in unsere Gärten zu bekommen? • Aufklärung der Gartenfreunde im Rahmen von Vorträgen über die Leistung der Bienen in

Bezug auf die Befruchtung und die damit verbundene Ertragssteigerung. Hierzu könnten die Imkerverbände mit einbezogen werden, die aus ihren Reihen sicherlich Fachleute bereitstel-len können, um entsprechende Aufklärung zu betreiben. Dabei könnte gleichzeitig über die sehr geringe „Bienenstichgefahr“ aufgeklärt werden.

• Im Rahmen von Ausstellungen, Vereinsfesten, Tage des Gartens, Pflanzenbörsen u. ä. kön-

nen Imker oder auch Gartenfreunde, die bereits Imkerei betreiben, über ihre Arbeit oder ihr Hobby berichten und mit eigenen Produkten für die Bienenhaltung werben.

• In den Vereinshäusern sollte Informationsmaterial ausgelegt werden, welches eventuell über

die Imkerverbände, beim Agrarinformationsdienst oder bei anderen Instituten, die entspre-chendes Material vorhalten, beschafft werden kann.

• Bei lokalen Radio- oder Fernsehsendern, die häufig Beiträge über das „Gärtnern“ senden, könnte auch ein Interview mit einem Imker oder einem „Bienenhalter-Kleingärtner“ ins Pro-

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gramm genommen werden. Ebenfalls geeignet sind Berichte in der Presse oder in Wochen-zeitungen.

• Es könnte ein Lehr-Bienenstand in einem Vereinsgarten der Fachberatung untergebracht

werden. Hierzu könnte die Hilfe des Imkerverbandes abgefragt werden. • Die öffentliche Hand sollte mit der Problematik vertraut gemacht und um finanzielle Unter-

stützung befragt werden, und wenn es sich nur um einen Pachterlass für die „Bienengärten“ handelt.

• Gegebenenfalls könnten unter Einbeziehung der Imkerverbände Lehrgänge über Imkerei

abgehalten werden, in welchen das erforderliche Wissen und die technischen Voraussetzun-gen vermittelt werden sowie der finanzielle Aufwand benannt wird.

• Viele Vereine haben bereits ihre Internetseite. Auch hier wäre denkbar, dass eine Seite mit

Informationen über Bienenhaltung eingestellt wird. • Im Rahmen der Fachberaterausbildung ist es erforderlich, das Thema „Bienen im Kleingar-

ten“ umfassend zu vermitteln. Die bereits ausgebildeten Fachberaten müssen dieses Thema schwerpunktmäßig in ihr Arbeitsprogramm aufnehmen und die oben ausgeführten Punkte umsetzen.

Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass bei Umsetzung der vorgenannten Punkte und bei Unter-stützung durch jeden, der in einer entsprechenden Position ist, die Honigbiene wieder zu einem wesentlichen Bestandteil der Gartenanlagen werden kann. Dann werden auch in Zukunft die fleißi-gen Immen für die Befruchtung unserer Obstbäume und für volle Honigtöpfe sorgen.

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Arbeitsgruppe III Leiter der Arbeitsgruppe: Andreas Madauß Landesverband Brandenburg der Gartenfreunde e.V. „Bienenweiden- bewusst gestalteter Teil des Kleingartens- auch Teil der kleingärtnerischen Nut-zung?“ Individuelle Maßnahmen / Aktivitäten der Kleingärtner Jeder Kleingärtner sollte darauf achten, eine große Artenvielfalt von Obst- und Ziergehölzen, Blu-men sowie Gemüse in seinem Garten durch gezielte Pflanzung zu erreichen oder die vorhandene Artenvielfalt zu erhalten. Wichtig ist es, möglichst einheimische Gartenpflanzen und nicht exoti-sche Pflanzen zu verwenden. Abgeerntete Flächen sollten als Bienenweide z. B. mit Lupine, Gelb-senf oder Rotklee angelegt werden. Aufgaben der Vereine (Fachberatung) Durch den starken Rückgang der Imkerei in Deutschland sollte mehr darauf geachtet werden, neue Imker zu gewinnen. Der erste Schritt, wäre mit einem Imkerverein in Kontakt zu treten (Mai – Juni), um Kenntnisse über die Honigbiene und die Entstehung des Honigs in den Gartenvereinen zu vermitteln. Deshalb sollten Imker in die Vereine geladen werden, um entsprechende Vorträge zu halten. Was tut die Biene? Wie kann man die Angst gegenüber der Biene abbauen? Wie ist der Garten zu gestalten, dass er bienentrachtfähig ist. Leerstehende Parzellen und Gemeinschaftsflächen in der Randregion der Gartenanlage sollten als Bienenweiden mit einem Bereich Totholz und einer Wildhecke angelegt werden. Nadelgehölze und Koniferen sind möglichst aus den Gärten zu entfernen. Gestaltung eines Teils der Pachtflächen als bewusst realisierte Bienenweide Man muss die Kleingärtner darauf hinweisen, dass eigentlich schon alles für die Insektenwelt – besonders für die Biene – vorhanden ist. Um einen optimalen Stand der Anpflanzungen für interes-sierte Kleingärtner zu erreichen, kann man sich mit Imkern in Verbindung setzen und fragen in welcher Art und mit welchen Pflanzen man die Rabatten mit Bienentrachtpflanzen anlegt. Blumenwiesen sollten mit in der Umgebung vorhandenen Pflanzen angesät werden. Da Rasen ar-beitsintensiver ist als Stauden- und Blumenbeete, wäre es ratsam, so wenig Rasenflächen wie mög-lich im Kleingarten anzulegen. Besonders wichtig sind das Mulchen und das Kompostieren, da in den warmen Schichten viele Insekten und Insektenlarven überwintern. Eine Totholzecke und eine Trockenmauer sind Lebensräume für nicht am Boden lebende Insekten. Deshalb wäre auch über ein Insektenhotel nachzudenken. Sind Bienenweiden Teil der kleingärtnerischen Nutzung nach dem Bundeskleingartengesetz? Bei Obstgehölzen, Stauden und Kräutern ist ein eindeutiges „Ja“ zu verzeichnen, da bei Obstgehöl-zen gesünderes Obst und reicherer Ertrag gesichert werden kann. Bei einheimischen Stauden und Kräutern wird die Artenvielfalt erhalten. Ziergehölze sind mit einigen Einschränkungen auch ein wichtiger Lebensraum. Dem Kleingärtner muss immer wieder bewusst gemacht werden, wie wichtig der Naturhaushalt für die Insekten und die Insekten für den Naturhaushalt in Bezug auf die Artenvielfalt sind. Um mit Pflanzenschutzmitteln nicht zu viel Schaden in der Insektenwelt anzurichten, sollte mög-lichst auf resistente Pflanzenarten und ökologisch biologische Pflanzenschutzmittel zurück gegrif-fen werden.

Leitthemen der Schriftenreihe 140 1999 Braunschweig Zukunft Kleingarten mit naturnaher und ökologischer

Bewirtschaftung 141 1999 Hildesheim Biotope im Kleingartenbereich

- ein nachhaltiger Beitrag zur Agenda 21 142 1999 Freiburg Zukunft Kleingarten

143 2000 Mönchengladbach Recht und Steuern im Kleingärtnerverein

144 2000 Oldenburg Pflanzenzüchtung und Kultur für den Kleingarten

von einjährigen Kulturen bis zum immergrünen Gehölz 145 2000 Dresden Die Agenda 21 im Blickfeld des BDG

146 2000 Erfurt Pflanzenschutz im Kleingarten unter ökologischen Bedingungen

147 2000 Halle Aktuelle kleingarten- und vereinsrechtliche Probleme

148 2000 Kaiserslautern Familiengerechte Kleingärten und Kleingartenanlagen

149 2000 Erfurt Natur- und Bodenschutz im Kleingartenbereich

150 2001 Rüsselsheim Vereinsrecht

151 2001 Berlin Kleingartenanlagen als umweltpolitisches Element

152 2001 Mönchengladbach Natur- und Pflanzenschutz im Kleingarten

153 2001 St. Martin Das Element Wasser im Kleingarten

154 2001 Gelsenkirchen Frauen im Ehrenamt - Spagat zwischen Familie, Beruf und

Freizeit 155 2001 Erfurt Verbandsmanagement

156 2001 Leipzig Zwischenverpachtungen von Kleingartenanlagen - Gesetzliche

Privilegien und Verpflichtungen 157 2002 Bad Mergentheim Kleingartenpachtverhältnisse

158 2002 Oldenburg Stadtökologie und Kleingärten – verbesserte Chancen für die

Umwelt 159 2002 Wismar Miteinander reden in Familie und Öffentlichkeit – was ich wie

sagen kann 160 2002 Halle Boden – Bodenschutz und Bodenleben im Kleingarten

161 2002 Wismar Naturnaher Garten als Bewirtschaftsform im Kleingarten

162

2002 Berlin Inhalt und Ausgestaltung des Kleingartenpachtvertrages

163 2003 Dessau

Finanzen

164

2003 Rostock Artenvielfalt im Kleingarten – ein ökologischer Beitrag des Kleingartenwesens

165

2003 Hamburg Rosen in Züchtung und Nutzung im Kleingarten

166

2003 Rostock Wettbewerbe – Formen, Auftrag und Durchführung

167

2003 Limburgerhof Die Wertermittlung

168

2003 Bad Mergentheim Soziologische Veränderungen in der BRD und mögliche Auswirkungen auf das Kleingartenwesen

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2004 Braunschweig Kleingärtnerische Nutzung (Rechtsseminar)

170 2004 Kassel Öffentlichkeitsarbeit

171

2004 Fulda Kleingärtnerische Nutzung durch Gemüsebau

172

2004 Braunschweig Mein grünes Haus

173 2004 Dresden Kleingärtnerische Nutzung durch Gemüsebau

174 2004 Magdeburg Recht aktuell

175 2004 Würzburg Der Kleingarten als Gesundbrunnen für Jung und Alt

176

2004 Münster Vom Aussiedler zum Fachberater – Integration im Schrebergarten (I)

177

2005 Kassel Haftungsrecht

178

2005 München Ehrenamt – Gender-Mainstreaming im Kleingarten

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2005 Mannheim Mit Erfolg Gemüseanbau im Kleingarten praktizieren

180

2005 München Naturgerechter Anbau von Obst

181

2005 Erfurt Naturschutzgesetzgebung und Kleingartenanlagen

182

2005 Dresden Kommunalabgaben

183 2005 Bonn Vom Aussiedler zum Fachberater – Integration im Schrebergarten (II)

184 2006 Dessau Düngung, Pflanzenschutz und Ökologie im Kleingarten – unvereinbar mit der Notwendigkeit der Fruchtziehung?

185 2006 Jena Finanzmanagement im Verein

186 2006 Braunschweig Stauden und Kräuter

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2006 Stuttgart Grundseminar Boden und Düngung

188

2006 Hamburg Fragen aus der Vereinstätigkeit

189 2007…Potsdam

Deutschland altert – was nun?

190

2007 Jena Grundseminar Pflanzenschutz