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Aus der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. h. c. F. W. Neukam Implementierung des Fallbasierten Lernens in der zahnärztlichen Radiologie als Grundlage eines Blended-Learning-Konzeptes Inaugural-Dissertation Zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Nicolle Neumann aus Räckelwitz

Implementierung des Fallbasierten Lernens in der ... · ganzheitliche Kommunikation zwischen Lehrer und Lernenden. Zusätzlich können durch den Pädagogen sofort Hilfestellungen

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Aus der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

der

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Direktor: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. h. c. F. W. Neukam

Implementierung des Fallbasierten Lernens in der zahnärztlichen Radiologie als Grundlage

eines Blended-Learning-Konzeptes

Inaugural-Dissertation

Zur Erlangung der Doktorwürde

der Medizinischen Fakultät

der

Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

vorgelegt von

Nicolle Neumann

aus

Räckelwitz

Page 2: Implementierung des Fallbasierten Lernens in der ... · ganzheitliche Kommunikation zwischen Lehrer und Lernenden. Zusätzlich können durch den Pädagogen sofort Hilfestellungen

Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

Dekan: Prof. Dr. Dr. h. c. J. Schüttler

Referent: Prof. Dr. E. Nkenke

Korreferent: Priv.-Doz.. Dr. F. Stelzle

Tag der mündlichen Prüfung: 16. April 2012

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Für Lisa und Tobias

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Erklärung

Ich versichere, dass ich die Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung

anderer als der angegebenen Quellen angefertigt habe und dass die Arbeit in

gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde

vorgelegen hat und von dieser als Teil einer Prüfungsleistung angenommen

wurde.

Alle Ausführungen, die wörtlich oder sinngemäß übernommen wurden, sind

als solche gekennzeichnet.

(Nicolle Neumann)

Winkelhaid, den 25. Oktober 2011

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................... i

1 Zusammenfassung ........................................................................................................ - 1 -

1.1 Ziele und Hintergrund der Arbeit .......................................................................... - 1 -

1.2 Methoden ................................................................................................................. - 1 -

1.3 Ergebnisse ............................................................................................................... - 2 -

1.4 Schlussfolgerungen ................................................................................................ - 2 -

2 Summary ......................................................................................................................... - 3 -

Background and aim ..................................................................................................... - 3 -

Methodology ................................................................................................................... - 3 -

Results ............................................................................................................................ - 4 -

Conclusions .................................................................................................................... - 4 -

3 Einleitung ......................................................................................................................... - 5 -

3.1 Zielsetzungen .......................................................................................................... - 6 -

3.2 Allgemeine Radiologie ........................................................................................... - 6 -

3.3 Begriffsdefinitionen ................................................................................................. - 8 -

3.3.1 Blended-Learning ............................................................................................ - 8 -

3.3.2 E-Learning ........................................................................................................ - 8 -

3.4 Fallbasiertes Lernen und aktueller Einsatz des problemorientierten Lernens in

der Zahnmedizin/Medizin ............................................................................................. - 9 -

4 Material und Methode .................................................................................................. - 10 -

4.1 Blended-Learning-Konzept der zahnmed. Radiologie in Erlangen ............... - 10 -

4.1.1 Radiologische Lernziele ............................................................................... - 10 -

4.1.2 Didaktischer Ansatz ...................................................................................... - 11 -

4.1.3 Usability .......................................................................................................... - 12 -

4.1.4 Entwicklung des Lernmaterials ................................................................... - 12 -

4.1.5 Aufbau eines Patientenfalles ....................................................................... - 15 -

4.2 Integration der radiologischen Lehre in Erlangen ............................................ - 17 -

4.3 Evaluationsfragebogen ........................................................................................ - 17 -

5 Ergebnisse .................................................................................................................... - 20 -

5.1 Erstellen der Fälle ................................................................................................. - 20 -

5.1.1 Fallbeispiel „Perimandibulärer Abszess“ ................................................... - 25 -

5.2 Implementierung des fallbasierten Lernens ..................................................... - 28 -

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5.3 Auswertung des Evaluationsbogens ................................................................. - 29 -

5.3.1 Aktuelle Lernmittel der Studenten ............................................................... - 29 -

5.3.2 Bewertung der Effizienz des Bücherlernens ............................................. - 30 -

5.3.3 Bewertung der Fallstudien ........................................................................... - 31 -

5.3.4 Durchschnittliche Bewertung der Fallstudien ............................................ - 32 -

5.3.5 Bewertung des Lernerfolgs .......................................................................... - 33 -

5.3.6 Vorteile des interaktiven Lernens ............................................................... - 34 -

5.3.7 Vorteilsarten ................................................................................................... - 35 -

5.3.8 Zukünftig vermehrter Zugriff auf E-Learning ............................................. - 36 -

6 Diskussion ..................................................................................................................... - 37 -

6.1 Vor- und Nachteile von E-Learning .................................................................... - 37 -

6.2 Blended-Learning-System und fallbasiertes Lernen ....................................... - 39 -

6.3 Auswertung und Erkenntnisse aus den eigenen Evaluationen im Bilde der

aktuellen Literatur ........................................................................................................ - 40 -

Anhang .............................................................................................................................. - 43 -

Literaturverzeichnis ..................................................................................................... - 43 -

Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ - 47 -

Tabellenverzeichnis .................................................................................................... - 47 -

Danksagung ................................................................................................................. - 48 -

Lebenslauf .................................................................................................................... - 49 -

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1 Zusammenfassung

1.1 Ziele und Hintergrund der Arbeit

Ziel dieser Dissertationsschrift war es, den Studierenden mit Hilfe der

fallbasierten Lernmethode im Rahmen eines Blended-Learning-Konzeptes

eine Möglichkeit zu bieten, selbständig bei flexibler Zeit- und Orteinteilung

Patientenfälle zu bearbeiten und sich so zusätzliches Wissen anzueignen,

bzw. vorhandene Erkenntnisse zu vertiefen oder zu ergänzen. Vorteile des

fallbasierten Lernens sehen erfahrene Praktiker insbesondere in der

Stärkung der Kommunikationsfähigkeit untereinander, höheren Motivation

zum Lernen und der Förderung des „lebenslangen Lernens“, da die

Studierenden ihre Lernziele selbständig auswählen und für ihren Lernerfolg

selbst zuständig sind [6].

Des Weiteren sprechen die höhere Selbstorganisation, sowie das bessere

Verständnis klinischer Zusammenhänge und der damit verbundenen Freude

am Lernen für das fallbasierte Lernen [6].

Die Implementierung einer radiologischen Sammlung von praxisrelevanten

Patientenfällen in ein Blended-Learning-Konzept bietet den Studierenden

eine gute Möglichkeit das moderne E-Learning mit den klassischen

Vorlesungsveranstaltungen in einem sinnvollen Lernarrangement optimal zu

kombinieren [13, 36].

Allerdings soll das neu erstellte Konzept nicht die traditionellen Methoden

ersetzen, sondern lediglich als weitere Hilfestellung der Lehre dienen [16,

43].

1.2 Methoden

Intension dieser Arbeit war der Aufbau einer radiologischen Sammlung von

praxisrelevanten Patientenfällen. Zunächst wurden typische Erkrankungen

aus dem Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich ausgewählt, die einer

radiologischen Diagnostik bedürfen. Die Themenliste folgte dem

Themenkatalog der Richtlinie „Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz

für den Betrieb von Röntgeneinrichtungen in der Medizin oder Zahnmedizin“

vom 22. Dezember 2005 [35]. Dieser Auflistung folgend, wurden die

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einzelnen Fallbeispiele theoretisch aufgearbeitet und mit radiologischem und

fotographischem Bildmaterial dokumentiert.

Die mit Hilfe von PowerPoint aufgearbeiteten Fallstudien wurden in das neu

eingeführte Blended-Learning-Konzept des radiologischen Kurses für

Zahnmediziner im Rahmen der zahnmedizinischen Ausbildung (klinischer

Studienabschnitt) der Universitätsklinik Erlangen implementiert. Das

Lernprogramm beinhaltet eine Reihe von klinisch relevanten Fällen mit

anschließender Lernerfolgskontrolle in Form von offenen und geschlossenen

Fragen mit vorgegebenen Antworten.

Es erfolgte eine Evaluation an der gesamten Studentenkohorte des 6.

Semesters. Der selbst entworfene Fragebogen beinhaltete sechs Fragen und

wurde von 38 Zahnmedizinstudenten des ersten klinischen Studienabschnitts

der Uniklinik Erlangen im Juli 2010 (SS 2010) ausgefüllt. Dabei wurden aus

der gesamten Fallsammlung 10 Fallstudien mit Übungsfragen ausgewählt

und von den Lernenden bearbeitet. Im Anschluss wurden mit Hilfe des

Fragebogens die ausgewählten Fallbeispiele hinsichtlich des Lernerfolgs,

Struktur und inhaltliche Aspekte bewertet.

1.3 Ergebnisse

Die von den Studenten bearbeiteten Fallstudien wurden alle als „gut“

bewertet. Bei einer Skala von 1 (Sehr gut) bis 6 (Schlecht) reichte die

Spanne von 1,7 als beste bis 2,1 als schlechteste Bewertung. 92% der

Studenten gaben an, dass ein Lernerfolg bei dieser Lern-Art vorhanden war.

Des Weiteren gaben 61% der Befragten unter anderem Vorteile wie

Kompaktheit und praxisbezogenes Lernen bei der interaktiven Lernmethode

an. Nachteile wie ein enormer Zeitaufwand und Reizüberflutung hingegen

schienen Gründe dafür zu sein, dass eine zukünftig vermehrte Anwendung

dieses Programmes mit 63% der Studenten abgelehnt wurde.

1.4 Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass fallbasiertes Lernen in

Form eines Blended-Learning-Systems eine sinnvolle Möglichkeit ist, Wissen

zu vertiefen, zu erweitern oder neu anzueignen. Die Studenten sahen vor

allem die anschauliche Darstellung zu den konkreten Patientenfällen, sowie

den Faktor „Spaß am Lernen“ als entscheidende Vorteile.

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2 Summary

Background and aim

The aim of this study was to provide students with the possibility of

deepening their knowledge by case based learning on their own time-

schedule at home embedded in a blended-learning concept. In the opinion of

experts, the main advantages of case-based-learning-methods are the

improvement of student communication abilities, promotion of “life-time

learning” and a higher learning-motivation due to the self-chosen educational

objectives and self-determining learning-achievements [6].

Higher self-organization and understanding of clinical contexts are followed

by higher passion for learning Hence, case-based-learning-methods are

meant to be favorable [6].

The implementation of an x-ray collection of typical patient cases in a

blended learning concept enables students to combine modern e-learning

with classical lectures to a meaningful learning package [13, 36].

However, this concept should not replace traditional methods, but is meant to

provide additional assistance with teaching [16, 43].

Methodology

Typical diseases of oral and maxillofacial regions were selected, which

require radiological diagnostics. The list of subjects was based on the topics

of the guideline “Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz für den

Betrieb von Röntgeneinrichtungen in der Medizin oder Zahnmedizin“ of 2005-

12-22 [35].

Following this list of subjects, the single case studies were theoretically

processed and then documented with radiological and photographical

material.

Case studies were built with the help of PowerPoint and then implemented in

the new blended-learning-concept of the radiology-course (clinical part of

college) at the Dental University of Erlangen. The learning program includes

a number of clinical relevant cases and provides a final test using open and

closed questions with predetermined answers to review the learning process.

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Afterwards, there was an evaluation on all 3rd years students who underwent

the course. The self-designed questionnaire included six questions and was

completed from 38 dental students of the first clinical part of college of

University Hospital of Erlangen in July 2010 (SS 2010). 10 case studies and

practice questions were selected and had to be processed by all students.

Results

The case studies worked on by students were rated “good”. In a scale from 1

(very good) to 6 (bad) the best case was rated 1.7, the worst 2.1. 92% of

students described good learning successful using this e-learning method.

Furthermore, 61% of respondents saw the main-advantages of interactive

learning methods in compactness and real practice-based learning. However,

disadvantages like high time demand and sensory overload seemed to be

reason for an rejection of 63% of the student to use these learning methods

in the future.

Conclusions

The results of the study show, that case-based learning in form of a blended-

learning system is an attractive opportunity to deepen, expand or renew

knowledge. Main advantages felt by students were descriptive demonstration

of actual patient cases and the higher „fun-to-learn”- factor.

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3 Einleitung

Anhand der historischen Aspekte ist zu entnehmen, dass bereits im 16.

Jahrhundert Lernsysteme in Form von Lernmaschinen entwickelt wurden.

Bis zum Jahre 1936 wurden bereits 700 solcher Lernmaschinen hergestellt.

1938 wurden zunächst lineare Lernprogramme präsentiert. Erst 1959

ermöglichte Crowder eine Individualisierung der Lernprozesse durch die

Verzweigung der Lernprogramme [5, 10, 17, 18].

1964 wurden erstmals in Deutschland Lernprogramme entwickelt. Beispiele

hierfür sind „Geramat III“ oder „Bakkalaurens“. Diese Systeme dienten der

Gruppenschulung. Erst Ende der 1990er Jahre wurde das bis dahin

vergessene Thema des computergestützten Lernens bzw. Unterrichts erneut

aufgegriffen und gewann seitdem enorm an Bedeutung [5, 10, 17, 18].

Einen weiteren Aufschwung erlangte das E-Learning durch die Verbreitung

des Internets. Seit Mitte der 1990er Jahre ist E-Learning in Verbindung mit

problembasiertem Lernen fester Bestandteil an zahlreichen Schulen und

Universitäten. Initiativen wie beispielsweise „Schulen ans Netz“, „Notebook-

University“ oder „neue Medien in der Bildung“ wurden durch das

Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen [5, 10, 17,

18].

Der Begriff Blended-Learning wird auch als „integriertes Lernen“ definiert.

Dabei stellt das Blended-Learning im Gegensatz zum reinen E-Learning eine

sinnvolle Kombination aus elektronischen Lernformen und klassischen

Präsenzveranstaltungen dar [13, 36].

Die Entstehung und Entwicklung des Blended-Learning ist eng mit der des E-

Learnings verknüpft. Bereits in den 1980er Jahren waren gelegentlich

Präsenzveranstaltungen zu Beginn oder als abschließende Prüfung

Bestandteil bei computerbasierten Lehrkursen [13, 36].

Bei der Blended-Learning-Lehrmethode werden die Vorteile des E-Learnings

mit denen der klassischen Präsenzveranstaltungen verstärkt und deren

Nachteile minimiert [13, 36].

Vorteile des reinen E-Learnings sind beispielsweise die multimediale

Bearbeitung des Lernstoffs bei flexibler Ort- und Zeiteinteilung. Dabei kann

sich der Lernende den Lernstoff je nach Bedarf aneignen und selbständig mit

Hilfe individualisierter Lernkontrollen wiederholen und festigen. Die dadurch

entstehenden Nachteile wie fehlende Erklärungen durch den Lehrer oder die

Reduzierung sozialer Kontakte können in Kombination mit klassischen

Lehrveranstaltungen minimiert werden. Dabei bieten Vorlesungen eine

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ganzheitliche Kommunikation zwischen Lehrer und Lernenden. Zusätzlich

können durch den Pädagogen sofort Hilfestellungen bei Problemen mit

Verständnisschwierigkeiten gegeben werden [5, 13, 17, 18, 20, 34, 36].

Studenten des Zahnmedizinstudiums erwerben eine große Menge an

Wissen. Dieses besteht oft aus reinem Theoriewissen und ist in der

klinischen Praxis meist unzureichend. Mit Hilfe einer elektronischen

Sammlung von praxisrelevanten Patientenfällen werden den Studierenden

Problemfälle vorgestellt und verschiedene praxisnahe Therapiemöglichkeiten

aufgezeigt [8].

Die Implementierung des fallbasierten Lernens in Form eines Blended-

Learning-Konzeptes im Bereich der zahnmedizinischen Radiologie in

Erlangen soll zukünftig den Studenten im klinischen Abschnitt eine

Möglichkeit bieten, neben wissensvermittelnden Vorlesungen auch mit Hilfe

elektronischer Medien interaktiv das erlernte Wissen anzuwenden.

3.1 Zielsetzungen

Fallbasiertes Lernen ermöglicht dem Lernenden anhand von realistischen

Patientenfällen im Bereich der Medizin und Zahnmedizin sich Wissen

anzueignen bzw. Vorhandenes zu vertiefen. Durch die elektronische

Darstellung können praxisrelevante Fälle in Bild, Text und teilweise in Ton

dokumentiert werden [22, 42, 43].

Ziel dieser Form der Lehre ist es, die vorliegende Problematik der jeweiligen

Fallbeispiele zu erörtern, zu diskutieren und Therapievorschläge zu

erarbeiten.

Diese Arbeit legt die Basis für das fallbasierte Lernkonzept des Blended-

Learning im radiologischen Kurs der Zahnmedizin.

3.2 Allgemeine Radiologie

Die Radiologie befasst sich mit elektromagnetischen Strahlen und

mechanischen Wellen und ist ein Teilgebiet der Medizin. Sie dient als

bildgebendes Hilfsmittel zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken.

1895 wurde die damals als „X-Strahlung“ bezeichnete Röntgenstrahlung von

Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt. Sowohl die Sonografie, als auch die

Magnetresonanztomographie zählen zur Radiologie, obwohl hier keine

ionisierende Strahlung angewendet wird [2, 23 24, 30, 32].

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Die Radiologie lässt sich in zwei Gebiete gliedern: Diagnostische Radiologie

und Strahlentherapie (Nuklearmedizin). Zur diagnostischen Radiologie

gehören die Projektionsradiografie und die Schnittbildverfahren

(Computertomografie, Magnetresonanztomografie, Sonografie). Bei diesen

Verfahren können zusätzlich Kontrastmittel eingesetzt werden, die das

Darstellen bzw. Abgrenzen bestimmter Strukturen erleichtern [2, 23 24].

Die Radiografie wird auch als „konventionelles Röntgen“ bezeichnet. Dabei

werden Körperteile des Patienten aus einer Richtung mit Röntgenwellen

beschossen. Die auf der Gegenseite ankommende Strahlung wird mit

entsprechenden Materialien registriert und anschließend in ein Bild

umgewandelt. Dabei absorbieren dichtere Strukturen, wie zum Beispiel

Knochen, mehr Strahlung als Weichgewebe. Durch die dadurch entstehende

unterschiedliche Schattenbildung der Medien ist eine Beurteilung bezüglich

pathologischer Veränderungen möglich [2, 24, 32].

Bei der Computertomografie (CT) werden überlagerungsfreie Schnittbilder

mit sehr hoher Detailauflösung erstellt. Durch die kurzen Aufnahmezeiten

lassen sich unter anderem auch Strukturen darstellen, die einer gewissen

Beweglichkeit unterliegen, wie beispielsweise der Magen-Darm-Trakt. Ein

sehr großer Nachteil der Computertomografie ist die hohe Belastung mit

potentiell schädlichen Röntgenstrahlen [23, 24, 30, 32].

Im Gegensatz zur Computertomografie wird bei der

Magnetresonanztomografie (MRT) auf ionisierende Strahlung verzichtet.

Stattdessen werden mit Hilfe sehr starker Magnetfelder bestimmte

Atomkerne im Körper, meist Protonen, resonant angeregt und erzeugen so

per Induktion in einem Empfängerstromkreis elektrische Signale, die dann

wieder in Bilder umgerechnet werden können. Die MRT eignet sich ebenfalls

hervorragend zur Darstellung von überlagerungsfreien Schnittbildern. Der

Weichgewebskontrast ist hierbei deutlich höher als der des Knochens.

Negativ sind bei diesem Bildgebungsverfahren der höhere Zeit- und der

große apparative Aufwand zu erwähnen. Auch die höheren Kosten und die

geringere Toleranz bei den Patienten auf Grund der starken Geräuschkulisse

bei der Untersuchung sind als Nachteile dieses Verfahren zu sehen [2, 23

24, 30, 32].

Die Sonografie ist das heutzutage am meisten genutzte Verfahren in der

Medizin. Die Vorteile sind vor allem die schonende und wiederholbare

Anwendung. Allerdings sind nicht alle Areale und Gewebe zugänglich.

Deshalb ist die Sonografie etwas schlechter bezüglich der Detailwiedergabe.

Des Weiteren ist dieses Verfahren für adipöse Patienten ungeeignet [2, 24,

30].

Insgesamt kann man sagen, dass die Strahlendosen in der

Röntgendiagnostik sehr gering sind. Allerdings sind diese potentiell schädlich

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für Patienten und Anwender. Deshalb wird ein besonders hoher Wert auf

Strahlenschutz gelegt [30, 32].

In Deutschland werden pro Einwohner/Jahr etwa 1,3 Röntgenaufnahmen

angefertigt. Dabei hat die Computertomografie die medizinisch höchste

Strahlenexposition [2, 23 24, 30, 32].

3.3 Begriffsdefinitionen

3.3.1 Blended-Learning

Unter dem Begriff „Blended-Learning“, übersetzt integriertes Lernen, versteht

man eine Kombination der Lernformen aus Vorlesungsveranstaltungen und

dem modernen E-Learning-System. Dabei werden die effektiven und

flexiblen Vorteile der elektronischen Lernformen mit den sozialen Aspekten

im Sinne der „Face-to-Face-Kommunikation“ verbunden [13, 36].

Eine zusammenfassende Definition nach Sauter und Bender lautet:

„Blended Learning ist ein integriertes Lernkonzept, das die heute verfügbaren

Möglichkeiten der Vernetzung über Internet oder Intranet in Verbindung mit

‚klassischen‘ Lernmethoden und -medien in einem sinnvollen

Lernarrangement optimal nutzt. Es ermöglicht Lernen, Kommunizieren,

Informieren und Wissensmanagement, losgelöst von Ort und Zeit in

Kombination mit Erfahrungsaustausch, Rollenspiel und persönlichen

Begegnungen im klassischen Präsenztraining [13, 36].

3.3.2 E-Learning

Als Synonyme für das E-Learning sind unter anderem Begriffe wie

„multimediales Lernen“, „Online-Lernen“ oder „computergestütztes Lernen“

zu finden. Darunter werden alle Formen der Lernens und Lehrens

verstanden, bei denen elektronische oder digitale Medien zum Einsatz

kommen. Durch die Schwierigkeit der Begriffsdefinitionen wird E-Learning

auch mit den Worten „Multimedialität“, „Multimodalität“, „Multicodalität“ und

„Interaktivität“ beschrieben:

Die „Multimedialität“ beinhaltet die Masse an Medien wie zum Beispiel

Bücher, PC, Ebooks oder online gehaltene Vorlesungen, durch die Wissen

erlangt werden kann [5, 17, 18, 29, 34].

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Die „Multimodalität“ beschreibt die auditiven oder visuellen Eindrücke über

welche die Informationen aufgenommen werden [5, 17, 18, 29, 34].

Die „Multicodalität“ beschreibt die Vielfalt der Möglichkeiten mit denen die

verschiedenen Informationen codiert sein können, wie zum Beispiel

Querverweise, vernetzte Texte oder Animationen [5, 17, 18, 29, 34].

Unter dem Begriff der „Interaktivität“ versteht man die Möglichkeit des

Benutzers untereinander Informationen auszutauschen, zu diskutieren oder

Feedback einzuholen [5, 17, 18, 29, 34].

3.4 Fallbasiertes Lernen und aktueller Einsatz des

problemorientierten Lernens in der Zahnmedizin/Medizin

Das Fallbasierte Lernen ist eine Lernmethode bei der die Anwender

eigenständig reale Patientenfälle diagnostizieren und Therapievorschläge

erarbeiten sollen. Die sich anschließenden praktischen Übungen dienen als

Vorbereitung auf die Berufsausübung und sollen zu erhöhter Eigeninitiative,

Sicherheit und Selbständigkeit führen [8].

Dieser pädagogische Ansatz ist das zentrale Merkmal im Konzept des

fallbasierten Lernens, um dem Lernenden den Lernstoff praxisnah und

fächerübergreifend zu vermitteln [8, 44].

Seit 1992 wird problembasiertes Lernen (PBL) in der medizinischen

Ausbildung angewendet. Offizielle Studienangebote für das PBL gab es

erstmals im Wintersemester 1999/2000 an der Charité Berlin. Im

Wintersemester 2003/2004 wurde ein sogenannter „Reformstudiengang“ an

der Ruhr-Universität Bochum eingeführt. Mittlerweile gibt es zahlreiche

Portale im Internet die es ermöglichen, problembasierte Patientenfälle zu

bearbeiten. Beispiele solcher Portale sind „CAMPUS“ an der Universität

Heidelberg, das „CASUS“- System der Universität München, „Docs`n Drugs“

der Universität Ulm oder „Prometheus“ der Universität Tübingen [1, 3, 15, 16,

25, 26, 33, 39, 43].

Die Ziele des fallbasierten Lernens sind sowohl die Vertiefung des bereits

gelernten Stoffes als auch die flexible und fächerübergreifende Anwendung

der erlernten Informationen. Dabei sollen die traditionellen Lehrmethoden

nicht ersetzt werden, sondern lediglich als weitere Hilfestellung der Lehre

dienen [6, 16, 43, 44].

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4 Material und Methode

4.1 Blended-Learning-Konzept der zahnmedizinischen

Radiologie in Erlangen

Die Hauptaufgabe dieser Dissertationsschrift war es, spezifische,

radiologisch interessante Patientenfälle aufzuarbeiten und anhand klinischer

und röntgenologischer Bilder elektronisch anschaulich darzustellen. Eine

anschließende Lernkontrolle soll den Übungserfolg sicherstellen. Der

radiologische Kurs ist Bestandteil des 1. Klinischen Semesters. Das

fallbasierte Blended-Learning-System wurde also in das 6. Fachsemester

integriert. Das Konzept des fallbasierten Blended-Learning-Systems sollte

deshalb an die organisatorischen und infrastrukturellen Gegebenheiten der

Zahnklinik angepasst werden.

4.1.1 Radiologische Lernziele

Das Hauptziel dieses neuen radiologischen Kurses ist es, den Lernenden

anhand anschaulich dargestellter Patientenfälle die Bearbeitung von

Röntgenbildern (OPG, CT oder MRT) nahezubringen. Es soll erreicht

werden, dass durch ein immer wiederkehrendes Diagnostik-Schema

besonders praxisrelevante Problemsituationen leichter gemeistert werden

können. Ein weiteres Ziel des fallbasierten Lernens ist, den Studierenden die

Fähigkeit beizubringen, Patienten nach einem stets gleichen Ablauf

(Anamnese, Diagnose, Röntgenbilder, Therapie) zu behandeln und bereits

durch erste Symptome Verdachtsdiagnosen (z. B. Patient kommt mit einer

„dicken Backe“-> Verdacht auf Abszess) stellen zu können. Dadurch soll

bereits theoretisches Wissen durch praktische Übungen ergänzt und vertieft

werden [6].

Die Demonstrationen dieser zahlreichen Patientenfälle ermöglichen, dass ein

Zahnarzt im späteren Berufsleben richtig diagnostizieren, Röntgenbilder

auswerten und dann entsprechend therapieren kann. Durch die an die

Falldemonstrationen angelehnten Lernkontrollen können die Studenten

selbständig theoretische Behandlungsmaßnahmen durchführen, erlerntes

Wissen überprüfen und gegebenenfalls durch weiterführende Literatur

vertiefen [16].

Neben der Vermittlung von radiologischen Grundlagen stehen auch die

interaktive Problemlösung und die damit einhergehende soziale Kompetenz

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im Vordergrund. Durch die aktive Beteiligung der Lernenden wird die

Motivation gestärkt und dadurch das „lebenslange Lernen“ gefördert [38].

4.1.2 Didaktischer Ansatz

Mit dem Blended-Learning-System werden den Studenten eine Sammlung

von realen Patientenfällen in Form von Power-Point-Präsentationen zu

Verfügung gestellt. Jeder Fall ist einer bestimmten Thematik (z.B. Anomalien

des Kauapparates) zugeordnet. Somit besteht die Möglichkeit, eine den

entsprechenden Themen untergeordnete Krankengeschichte (z.B. verlagerte

Weisheitszähne) auszuwählen, zu bearbeiten oder bei bereits theoretischen

Grundkenntnissen die Übungspräsentationen (z.B. Fragen zu

Approximalkaries) zur Selbstkontrolle zu nutzen [6]. Durch die fallbasierte

Lernmethode werden bei den Studierenden Lernprozesse über klinische

Fragestellungen initiiert. Dabei dienen die klassischen oder teilweise

atypischen Patientenbeispiele dazu, theoretische Inhalte zu erläutern und

durch anschauliches Bildmaterial (z.B. CT oder MRT) ein verbessertes

klinisches Verständnis zu fördern [6]. Durch das selbständige Anwenden und

Testen von bereits vorhandenem Fachwissen fühlen sich die Lernenden

ermutigt, sich für ihre eigenen Lernprozesse einzusetzen und Verantwortung

zu tragen [6, 16]. Diese Art der Wissensvermittlung kann zu einer

Verbesserung der Motivation und der Fähigkeit Probleme zu lösen beitragen.

Des Weiteren eignet sich die Lernmethode zur Steigerung der Analyse-,

Entscheidungs- und Kommunikationsfähigkeit und fördert die Kreativität und

Sozialkompetenz [4].

Durch die interaktive Bearbeitung der Problemfälle erhalten die Studenten

auf multimediale Art aufbereitetes Material und können auf weiterführende

Literatur zurückgreifen [16].

In der rein traditionellen Unterrichtsform wird der Wissenstransfer fast

ausschließlich durch den Lehrer vorgegeben. Mit Hilfe der fallbasierten

Lernmethode werden die selbst gesteuerten Lernprozesse gefördert und die

Rolle des wissensvermittelnden Dozenten verstärkt in den Hintergrund

gerückt [6]. Durch die elektronische Aufarbeitung der fallbasierten

Lernstudien wird somit „die traditionell eher auf Faktenwissen ausgerichtete

Ausbildung sinnvoll“ ergänzt [16].

Page 18: Implementierung des Fallbasierten Lernens in der ... · ganzheitliche Kommunikation zwischen Lehrer und Lernenden. Zusätzlich können durch den Pädagogen sofort Hilfestellungen

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4.1.3 Usability

Auf die Lernplattform der radiologischen Zahnmedizin kann jeder registrierte

Benutzer mit internettauglichem Computer mittels Anmeldenamen und

Kennwort zugreifen. Sowohl die einzelnen Fallstudien, als auch die Frage-

Antwort-Übungen bestehen aus mehrseitigen PowerPoint-Präsentationen

und sind leicht zu bedienen. Jeder Fall ist nach folgendem Muster aufgebaut:

1. Anamnese

2. Klinische Untersuchung

3. Diagnose

4. Röntgenbilder

5. Therapie

6. Besonderheiten.

Der Lernende hat die Möglichkeit Schritt für Schritt die einzelnen Fälle

durchzuarbeiten und anschließend die jeweilige Lernkontrolle durchzuführen.

Bei vorhandenem Grundwissen können ohne Bearbeitung der Fallstudien

auch die Fragen (Multiple-Choice bzw. offene Fragen) direkt beantwortet

werden. Die Lernkontrollfragen beziehen sich immer auf den Inhalt der

Fallstudien.

4.1.4 Entwicklung des Lernmaterials

Für die Auswahl der aufzuarbeitenden Themen war es wichtig abzuschätzen,

welche klinisch relevanten Fälle in der Zahnmedizin von Bedeutung sind. Mit

Hilfe einer Themenliste wurden reale Patientenfälle den entsprechenden

Themenbereichen zugeordnet. Die Themenliste folgte nach dem

Themenkatalog der Richtlinie „Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz

für den Betrieb von Röntgeneinrichtungen in der Medizin oder Zahnmedizin“

vom 22. Dezember 2005 [35]. Anschließend wurden diese Fälle mit Hilfe von

klinischen Bildern und Röntgenbildern (z.B. CT, MRT, Bissflügelaufnahmen

usw.) ergänzt und nach dem Schema „1. Anamnese, 2. Klinische

Untersuchung, 3. Diagnose, 4. Röntgenbilder, 5. Therapie, 6.

Besonderheiten“ überarbeitet. Die Liste beinhaltet folgende Hauptthemen mit

entsprechenden Unterthemen.

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- 13 -

Themenliste:

1. Anomalien des Kauapparates und Retention von Zähnen

Hypodontie

Hyperodontie

Retinierte Zähne

Amelogensis imperfecta

Wurzelbildungsstörung

Dysgnathie

2. Kalkablagerungen und Konkremente

Zahnstein und Konkremente

Sialadenitis und Sialolithen

3. Fremdkörper und zahnärztliche Materialen im Röntgenbild

Projektile

Subperiostales Implantat

Hypästhesie durch überstopftes Wurzelfüllmaterial

4. Regressive Veränderungen an Zähnen und Kiefern

Internes Granulom nach Präparation

Physiologische Milchzahn-Resorption

5. Parodontalerkrankungen

Chronische Parodontitis

Aggressive Parodontitis

6. Kariöse Läsionen

Profunde Karies

Approximalkaries

7. Periapikale Veränderungen und Infektionen der Kiefer

Apikale Parodontopathie

Osteomyelitis

Perimandibulärer Abszess

Fossa-canina-Abszess

Submuköser Abszess

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8. Rhinogene und dentogene Kieferhöhlenerkrankungen

Dentogene Infektionen

Rhinogene Infektionen

9. Kiefergelenkserkrankungen

Anteriorverlagerung des Diskus mit Reposition

Akute Arthritis

Osteochondrom

Ankylose

10. Zysten der Kiefer

Keratozyste

Radikuläre Zyste

Nasopalatinale Zyste

Aneurysmatische Zyste

Laterale Halszyste

Follikuläre Zyste

Eruptionszyste

Laterale Parodontalzyste

Globulo-maxilläre Zyste

Stafne-Kavität

11. Zahn- und Kiefertraumata

Avulsion eines Zahnes

Wurzelfraktur unteres Drittel

Kieferwinkelfraktur

Jochbogen- und Orbitabodenfraktur

Spontanfraktur wegen Altersatrophie

Luxation des Kiefergelenks

Kollumfraktur

Nasenbeinfraktur

Sinus frontalis Fraktur

12. Postoperative Zustände

Verlagerung einer Wurzel in Kieferhöhle bei Zahnextraktion und

MAV

Nervläsion nach Implantation

Alveolitis

Abszessbildung nach 8er Extraktion

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13. Tumoren

Ameloblastom

Odontom

Zentrales Riesenzellgranulom

Osteom

Karzinom

Osteosarkom

Mukoepidermoidtumor

[31, 35]

Zunächst wurden die Patientenfälle von mir theoretisch erstellt und

nachträglich das aus der Zahnklinik stammende Bildmaterial den einzelnen

Fällen hinzugefügt. Anlehnend an die Fallpräsentationen habe ich die

Lernerfolgskontrollen sowohl mit offenen als auch geschlossenen Fragen

erstellt und ebenfalls mit Bildmaterial dokumentiert. Auf Grund der Seltenheit

manch vorkommender Erkrankungen bzw. Fehlbildungen war es leider noch

nicht möglich, alle Themenbereiche vollständig mit Röntgenbildern

abzudecken. Allerdings bietet die Plattform die Möglichkeit, neue Fallstudien

hinzuzufügen oder vorhandene zu ergänzen und noch fehlende Bilder

nachzuarbeiten.

4.1.5 Aufbau eines Patientenfalles

Die PowerPoint-Präsentationen bestehen aus ca. 10-15 Seiten, die stets

nach dem gleichen Schema aufgebaut sind.

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- 16 -

Schematischer Aufbau einer Fallpräsentation:

Benennung des folgenden Themas

Patient X kommt mit/ohne Schmerzen

Anamnese; ggf. klinische Bilder

klinische Untersuchung; ggf. klinische Bilder

Röntgenbilder

Diagnose

Therapie

Postoperatives Management

Ggf. postoperative Röntgenbilder

Besonderheiten

Abbildung 1

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- 17 -

4.2 Integration der radiologischen Lehre in Erlangen

Das Studium der Zahnmedizin wird in einen vorklinischen und einen

klinischen Abschnitt mit je fünf Semestern eingeteilt. Der Kursus der

Radiologie ist für das 6. Semester, das heißt das erste klinische Semester

vorgesehen. Da für die Studierenden eine Vielzahl von

anwesenheitspflichtigen Veranstaltungen notwendig sind, bleibt nur ein

geringes Zeitfenster für den Radiologie-Kurs, in dem die fallbasierten Studien

unter Anwesenheit eines Tutors besprochen und diskutiert werden können.

Im Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 2010/2011 sind 2

Semesterwochenstunden (SWS) für dieses Seminar vorgesehen. Ergänzt

wird das Seminar durch einen einmaligen vierstündigen Kursus der

Radiologie während des laufenden Semesters [14].

Um den Studenten die Grundlagen der Radiologie nahezubringen, finden

diese Blockkurse in relativ kleinen Gruppen mit maximal sechs Studenten

statt. Das zweistündige Seminar dient dazu, die röntgenologischen

Grundlagen zu vertiefen und den Studenten eine Möglichkeit zur

Beantwortung von Fragen bei Verständnisschwierigkeiten zu bieten [14].

4.3 Evaluationsfragebogen

Evaluationen nehmen heutzutage einen immer größer werdenden

Stellenwert ein. Laut Brake fungieren diese als Instrument der

Qualitätsmessung und -sicherung [7].

Durch das Hochschulrahmengesetz wurde sogar gesetzlich festgelegt, dass

die Auszubildenden „bei der Bewertung der Qualität der Lehre zu beteiligen“

sind [8, 43].

Es erfolgte eine Evaluation an der gesamten Studentenkohorte des 6.

Semesters. Der in dieser Dissertationsschrift bearbeitete selbst entworfene

Fragebogen wurde im Juli 2010 (SS 2010) von 38 Studenten des ersten

klinischen Studienabschnitts der Uniklinik Erlangen ausgefüllt und beinhaltete

sechs Fragen.

In der ersten Frage wurde zunächst nach aktuellen Lernmitteln wie unter

anderem Mitschriften, Bücher oder Internet gefragt. Bei der zweiten Frage

wurden die Studenten gebeten die Effizienz des traditionellen Bücherlernens

zu bewerten. Weiterhin haben die Studenten 10 ausgewählte Fallstudien

bearbeitet und in der dritten Frage hinsichtlich Verständlichkeit beurteilt. Die

Themen der bearbeiteten Fallstudien waren:

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1. Sialolithen

2. Hypästhesie durch überstopftes Wurzelfüllmaterial

3. Chronische Osteomyelitis

4. Ankylose

5. Keratozyste

6. Radikuläre Zyste

7. Stafne-Kavität

8. Jochbogen- und Orbitabodenfraktur

9. Abszess nach 8er Extraktion

10. Kieferwinkelfraktur

In den Fragen vier und fünf wurden zum einen die Studenten gefragt, ob

sie einen Lernerfolg für sich feststellen konnten und zum anderen, ob die

interaktive Lernmethode Vorteile gegenüber dem reinen Lernen aus

Büchern habe. Abschließend sollten sie sich mittels ein Ja/Nein-

Entscheidung äußern, ob sie planen, zukünftig vermehrt auf E-Learning

zurückzugreifen.

Durch die rückblickende Beurteilung der Fallstudien durch die Studenten

besteht die Möglichkeit die fallbasierten Patientenfälle anzupassen und

somit entsprechend auf die Bedürfnisse der Studierenden einzugehen.

Evaluationen sind für eine zeitgemäße Ausbildungseinrichtung notwendig.

Denn nur durch die regelmäßige Überprüfung können Stärken des

Systems erkannt und entsprechend weiterentwickelt und Schwächen

beseitigt werden. Dadurch kann den aktuellen gesellschaftlichen

Anforderungen an eine gute Bildungsanstalt entsprochen werden [8, 43].

Zukünftig sind anonyme standardisierte Online-Fragebögen zur

Qualitätsmessung und –sicherung für dieses Blended-Learning-System

vorstellbar [8].

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Abbildung 2

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5 Ergebnisse

5.1 Erstellen der Fälle

Die klinisch relevanten Patientenfälle wurden anhand des bereits erwähnten

Themenkatalogs der Richtlinie „Fachkunde und Kenntnisse im

Strahlenschutz für den Betrieb von Röntgeneinrichtungen in der Medizin oder

Zahnmedizin“ vom 22. Dezember 2005 [35] erstellt, anschließend mit

klinischen Bildern und Röntgenbildern (z.B. CT, MRT, Bissflügelaufnahmen

usw.) ergänzt und nach dem Schema „1. Anamnese, 2. Klinische

Untersuchung, 3. Diagnose, 4. Röntgenbilder, 5. Therapie,

6.Besonderheiten“ überarbeitet. Insgesamt sind 60 Fallpräsentationen mit

entsprechenden Übungsaufgaben zur eigenen Wissenskontrolle entstanden.

In der nachfolgenden Tabelle wurden die einzelnen fallbasierten

Lernpräsentationen hinsichtlich der Anzahl der Folien und den bearbeiteten

Röntgenbildern zusammengefasst. Daraus lässt sich sehr schön die

Gesamtsumme der jeweiligen Röntgenbilder statistisch ermitteln.

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Folien OPG EZ CT MRT Enoral Extraoral FRS BF KG NNH Clem

1 Hypodontie 8 1

2 Hypodontie 9 2

3 Hyperodontie Mesiodens 11 2 1

4 Retinierte Zähne 12 2

5 Amelogenesis imperfekta 9 1

6 Hyperodontie 9er 9 1

7 Wurzelbildungsstörung 9 1 2 1

8 Dysgnathie 17 2 4 1 3

9 Zahnstein & Konkremente 8 1

10 Sialadenitis & Sialolithen 12 1 2 1

11 Projektile 14 2 2 2

12 Subperiostales Implantat 13 3 2 1

13 Hypästhesie durch Wurzelfüllmaterial 14 2 1 1 1 2

14 Internes Granulom nach Präparation 9 1

15 Physiologische Milchzahnresorption 8 1

16 Chronische Parodontits 10 10 1

17 Aggressive Parodontitis 9 11

18 Profunde Karies 10 2

19 Approximalkaries 9 2

20 Apikale Parodontopathie 15 2 3

21 Osteomyelitis 12 1 1 1 1

22 Perimandibulärer Abszess 11 2 1

23 Fossa-Canina-Abszess 11 2

24 Submuköser Abszess 12 1 1 2 1

25 Dentogene Infektion 10 2 1

26 Rhinogene Infektion 9 1 2

27 Anteriorverlagerung d. Diskus m. Reposition 12 1

28 Akute Arthritis 11 1 1

29 Osteochondrom 13 2 2 2 2

Anzahl

Klinische BilderFall

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Folien OPG EZ CT MRT Enoral Extraoral FRS BF KG NNH Clem

30 Ankylose 12 3 2 1

31 Keratozyste 14 3 1

32 Radikuläre Zyste 14 2 1 3 2

33 Nasopalatinale Zyste 10 1 2 2

34 Aneurysmatische Zyste 11 1

35 Laterale Halszyste 10 2

36 Follikuläre Zyste 11 2

37 Eruptionszyste 10 1

38 Laterale Parodontalzyste 11 2

39 Globulo-maxilläre Zyste 12 2 2 1

40 Stafne-Kavität 10 1

41 Avulsion eines Zahnes 15 3 1 1

42 Wurzelfraktur unteres Drittel 13 2 2

43 Kieferwinkelfraktur 13 3 2

44 Jochbogen-& Orbitabodenfraktur 14 2 1 1 2

45 Spontanfraktur wegen Altersatrophie 10 1 1

46 Luxation des Kiefergelenkes 9 1

47 Kollumfraktur 14 2 1 1 2

48 Nasenbeinfraktur 11 1

49 Sinus frontalis Fraktur 14 1 2 2 1

50 Verlagerung einer Wurzel in die Kieferhöhle11 2

51 Nervläsion nach Implantation 13 2 3 1

52 Alveolitis 10 1 1

53 Abszess nach 8er-Extraktion 12 1 1 1 1

54 Ameloblastom 19 4 1 5 2

55 Odontom 14 2 4

56 Zentrales Riesenzellgranulom 15 3 2 2

57 Osteom 10 1

58 Karzinom 15 2 1 1 1

Anzahl

Klinische BilderFall

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Folien OPG EZ CT MRT Enoral Extraoral FRS BF KG NNH Clem

59 Osteosarkom 14 1 2 1 1

60 Mukoepidermoidtumor 15 2 1 3 1

702 85 30 19 4 48 40 5 4 3 2 2

Anzahl

Klinische Bilder

Summe

Fall

Tabelle 2

OPG = Orthopantomogramm EZ = Einzelzahnfilm CT = Computertomographie-Aufnahme MRT = Magnetresonanztomographie-Aufnahme FRS = Fernröntgenseiten-Aufnahme BF = Bissflügel-Aufnahme KG = Kiefergelenk-Aufnahme NNH = Nasennebenhöhlen-Aufnahme Clem = Aufnahme nach Clementschitsch

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Abbildung 3

In der oben dargestellten Abbildung wurden die Gesamtsummen der

einzelnen Röntgenbilder-Arten zusammengefasst. Daraus ist ersichtlich,

dass die OPG-Aufnahmen, welche zunächst eine gute Übersicht des

Patienten bieten, besonders oft Anwendung finden. Entsprechend der

Häufigkeit der verschiedenen Vorkommnisse z. B. Approximalkaries (sehr

oft) oder Kollumfrakturen (selten) werden zusätzlich notwendige

Röntgenbilder und klinische Bilder angefertigt.

Neben den OPG-Aufnahmen wurden sowohl Einzelzahnfilme und

Computertomographie-Aufnahmen zur Diagnostik, als auch klinische Bilder

extra- und enoral zur besseren Patientendokumentation angefertigt.

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5.1.1 Fallbeispiel „Perimandibulärer Abszess“

Um eine bessere Vorstellung einer solchen Falldarstellung zu erhalten sind

nachfolgend sowohl die Fallpräsentationen, als auch die Frage-Antwort-

Präsentationen für das Thema „Perimandibulärer Abszess“ angeführt:

Fall Fragen / Antworten

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Abbildungen 4-37

5.2 Implementierung des fallbasierten Lernens

Das fallbasierte Blended-Learning-System wurde in den Kursus der

Radiologie des ersten klinischen Semesters integriert. Dabei dient der

einmalig vierstündige Blockkurs zur Wissensvermittlung von Grundlagen.

Dieser wird durch ein Seminar mit 2 Semesterwochenstunden im laufenden

Semester vervollständigt [14].

Das Seminar, welches durch das fallbasierte Blended-Learning-System

ergänzt wurde, dient dazu, Grundlagen zu vertiefen, anhand von realen

Patientenfällen den klinischen Ablauf nach einem stets gleichen Muster zu

bearbeiten und Wissen zu festigen [14]. Dabei bieten die Demonstrationen

der zahlreichen Patientenfälle eine Möglichkeit, Röntgenbilder besser

auswerten und entsprechend therapieren zu können. Des Weiteren können

zeitnah Hilfestellungen bei Problemen mit Verständnisschwierigkeiten durch

den Lehrer gewährleistet werden [5, 13, 17, 18, 20, 34, 36].

Mit Hilfe der multimedialen Aufarbeitung können sich die Studenten in

Eigenregie Wissen aneignen bzw. bereits Vorhandenes vertiefen und

überprüfen [6, 16]. Diese Art der Wissensvermittlung kann zu einer

Verbesserung der Motivation und der Fähigkeit Probleme zu lösen beitragen

[4].

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5.3 Auswertung des Evaluationsbogens

Der Evaluationszeitraum umfasste das Sommersemester 2010. Am

Evaluationstag besuchten 41 Studenten das radiologische Seminar für

Zahnmediziner. Der Fragebogen wurde insgesamt 38mal ausgefüllt und

bewertet. Somit ließ sich eine Rücklaufquote von 93% errechnen.

Zusammenfassend wurden die ausgewählten Fallpräsentationen bis auf

wenige Ausnahmen sehr positiv bewertet. Argumente wie praxisbezogene

und bildliche Darstellung wurden als Vorteile des fallbasierten Lernens

angegeben. Allerdings gaben die Studenten negative Punkte wie

beispielsweise „Reizüberflutung“ und „erheblicher Zeitaufwand“ an, die dazu

führten, dass mehr als 60% zukünftig nicht vermehrt auf „E-Learning“

zurückgreifen würden.

Anhand des Evaluationsfragebogens konnten aus den einzelnen Fragen

folgende Statistiken erstellt werden.

5.3.1 Aktuelle Lernmittel der Studenten

Abbildung 38

Anhand der Statistik ist deutlich zu erkennen, dass der größte Teil der

Studenten momentan aus Mitschriften, Skripten und allgemein aus dem

Internet lernen. E-Learning wird zurzeit mit knapp 24% am wenigsten

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genutzt. Allerdings befindet sich das Bücherlernen mit 42% auch im

unteren Drittel.

5.3.2 Bewertung der Effizienz des Bücherlernens

Abbildung 39

Die Effizienz des Bücherlernens wurde mit einer Durchschnittsnote von

2,3 bewertet. 21% vergaben die Note Eins. Der größte Anteil der

Studenten bewerteten das Bücherlernen mit den Noten Zwei und Drei.

5% der Studenten waren der Meinung, dass die Effizienz des

Bücherlernens mit der Note Vier zu bewerten sei. Die Noten Fünf und

Sechs wurden nicht vergeben.

Page 37: Implementierung des Fallbasierten Lernens in der ... · ganzheitliche Kommunikation zwischen Lehrer und Lernenden. Zusätzlich können durch den Pädagogen sofort Hilfestellungen

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5.3.3 Bewertung der Fallstudien

Abbildung 40

Die zehn von den Studenten bearbeiteten und bewerteten Fallstudien

wurden auf einer Skala von Eins (Sehr gut) bis Sechs (Ungenügend) zum

größten Teil bei den Werten Eins und Zwei eingestuft, wobei 2/3 der

Fallstudien als „Gut“ zensiert wurden. Daraus lässt sich schließen, dass

die ausgearbeiteten Fallstudien dem Wissensstand dem der aus dem

aktuell 6. Semester stammenden Studenten entsprechen. Die Werte Vier

und Fünf wurden den Fallstudien 5, 7, 8 und 9 zugewiesen. Ein möglicher

Grund hierfür kann unter anderem die noch fehlende Kenntnis zur

entsprechenden Thematik sein.

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5.3.4 Durchschnittliche Bewertung der Fallstudien

Abbildung 41

Die Durchschnittsnotenbewertung der Fallstudien liegt insgesamt bei

Note Zwei. Daraus resultiert, dass sie gut verständlich sind, sich gut

bearbeiten lassen und sich zur Lernerfolgskontrolle eignen.

Page 39: Implementierung des Fallbasierten Lernens in der ... · ganzheitliche Kommunikation zwischen Lehrer und Lernenden. Zusätzlich können durch den Pädagogen sofort Hilfestellungen

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5.3.5 Bewertung des Lernerfolgs

Bewertung des Lernerfolgs

Ja : 92%

Nein: 8%

Abbildung 42

Anhand dieser Statistik lässt sich ableiten, dass der größte Anteil der

Lernenden einen Lernerfolg verspürt hat. Lediglich 8% empfanden dies nicht.

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5.3.6 Vorteile des interaktiven Lernens

Abbildung 43

Auch bei der Befragung, ob das interaktive Lernen Vorteile habe, wurde

dies mit über 60% bestätigt. Daraus resultiert, dass diese Lernmöglichkeit

ein sinnvolles Hilfsmittel ergänzend zur traditionellen Lehrmethode ist.

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5.3.7 Vorteilsarten

Abbildung 44

Aus dieser Statistik ist erkennbar, dass eine große Vielfalt der

verschiedenen Vorteile besteht. Den meisten Zuspruch für das

fallbasierte Lernen sahen die Studenten in der anschaulichen Darstellung

der Fallstudien und dem „Spaß am Lernen“. Weitere Vorteile waren das

praxisbezogene, als auch interaktive Lernen.

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5.3.8 Zukünftig vermehrter Zugriff auf E-Learning

Abbildung 45

Überraschenderweise ergab die Frage, ob die Studenten planen,

zukünftig verstärkt auf E-Learning zurückzugreifen mit über 60%

Ablehnung dem E-Learning eine Abfuhr. Lediglich 37% würden E-

Learning in Zukunft vermehrt nutzen. Angegebene Nachteile wie

Reizüberflutung und extremer Zeitaufwand scheinen Gründe dafür zu

sein, dass die Studenten dieses System als Lernhilfe nicht häufiger

verwenden wollen.

Page 43: Implementierung des Fallbasierten Lernens in der ... · ganzheitliche Kommunikation zwischen Lehrer und Lernenden. Zusätzlich können durch den Pädagogen sofort Hilfestellungen

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6 Diskussion

6.1 Vor- und Nachteile von E-Learning

E-Learning ist eine moderne mediale Lernmethode, die allerdings die

traditionellen Lehrformen nicht ersetzen kann. Sie ist stattdessen als ein

sinnvolles Hilfsmittel im Lernprozess anzusehen. Durch E-Learning sind die

Lernenden zeitlich und räumlich unabhängig. Es ist somit eine Vermittlung

von Lernstoffen ohne persönliche Anwesenheit möglich. Auf Grund der

praxisnahen Darstellung und Lernkontrollen am Computer können die

Studenten den Lernstoff besser bearbeiten, gegebenenfalls Wissen

ergänzen oder interaktive Problemlösung betreiben [5, 17, 18, 20, 34].

Ein berufsbezogenes „lebenslanges Lernen“ ist von großer Bedeutung. Dank

PC und Internet kann dies sogar mit flexibler Ort- und Zeiteinteilung

ermöglicht werden [5, 17, 18, 20, 34].

In der folgenden Tabelle lassen sich zahlreiche Vor- und Nachteile

aufzeigen, die auf den Erkenntnissen der Mediendidaktik basieren.

Vorteile

Nachteile

Interaktive Lehrkurse Umgang mit verschiedenen Medien erlernen nötig

Multimediale Bearbeitung des Lehrmaterials

Teilweise zu wenig pädagogisches Personal

Verwirklichung von netzwerkartigen Konzepten

Technik und Techniker führen den Markt

Individualisierte Lernkontrollen Lehrpräsentation mehr von technischen als didaktischen Faktoren abhängig

Anpassung der Kurse an entsprechende Bedürfnisse

Didaktik oft unberücksichtigt

Kombination des Lernens mit Lernen am Computer oft

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betrieblichem Wissensmanagement

ermüdender als Bücherlernen

Zeitversetzte Zusammenarbeit möglich

Höhere Selbstdisziplin notwendig

Flexible Ort- und Zeiteinteilung

Reduzierung sozialer Kontakte

Lernen nach Bedarf Fehlende Erklärungen durch Lehrer

Arbeitsprozessintegriertes Lernen

Zusätzliches Lernen in Freizeit notwendig

Einfache Wiederholung des Lernstoffs

Leichte Einarbeitung von Audio- und Videodokumenten

Selbstbestimmung des Lerntempos und Reihenfolge der Lerninhalte

Besserer Ausgleich unterschiedlichen Vorwissens

Lerntypangepasste Lernmöglichkeiten (z. B. Lesen, Animation, Video usw.)

Keine „Bloßstellung“ bei Wissenslücken

Tabelle 2 [5, 17, 18, 20, 34]

Page 45: Implementierung des Fallbasierten Lernens in der ... · ganzheitliche Kommunikation zwischen Lehrer und Lernenden. Zusätzlich können durch den Pädagogen sofort Hilfestellungen

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6.2 Blended-Learning-System und fallbasiertes Lernen

Das Blended-Learning-System bietet didaktisch und wirtschaftlich die

Möglichkeit einer sinnvollen Verknüpfung von E-Learning und klassischen

Lernmethoden. Dabei existiert bei der Gestaltung eines solchen Blended-

Learning-Konzeptes keine allgemeingültige Rezeptur. Die Herausforderung

besteht darin, die Vorteile sowohl der Präsenzveranstaltungen, als auch von

E-Learning so zu vereinen, dass die jeweiligen Vorzüge verstärkt und die

Nachteile minimiert werden. Laut Eckert liegen „erfolgreiche Konzepte

sicherlich im Blended-Learning, verstanden als integrierter Lernansatz“ [11].

Dabei soll E-Learning die traditionelle Bildungsarbeit nicht ersetzen, aber

sinnvoll ergänzen und kann dadurch bei guter Integration in den Lehrinhalt

große Verbesserungspotentiale entfalten. Allerdings ist es von besonderer

Bedeutung, die E-Learning-Systeme mit flexiblen adaptiven und

netzwerkartigen Strukturen zu versehen, um verstärkt auf die Bedürfnisse

der Lernenden einzugehen. Dessen ungeachtet müssen hierfür variable

Ergebnislösungen und zahlreiche Lernpfade implementiert werden, was mit

einem erhöhten technischen und zeitlichen Aufwand einhergeht [5, 17, 18,

20, 34].

Im Vergleich zum oben erläuterten E-Learning weisen die

Präsenzveranstaltungen ebenso zahlreiche Vorteile auf. Klassische Vorzüge

dieser Lehrmethode sind:

Soziale Kontaktaufnahme der Lernenden

Persönliches Kennenlernen zwischen Lehrer und Lernenden

Ganzheitliche Kommunikation

Gegenseitige Unterstützung der Lernenden

Sofortige Diskussions- und daraus resultierende

Problemlösungsmöglichkeiten

Zeitnahe Hilfestellung des Lehrers bei Verständnisschwierigkeiten

durch das Online-Kursgeschehen bessere Anpassung an die

Bedürfnisse und Interessen der Lernenden möglich

Allerdings stehen diesen vielfältigen Vorzügen unter anderem Nachteile wie

ein nicht „individualisierbares Lerntempo“ gegenüber. Das heißt der Lehrer

gibt das Tempo für das Voranschreiten des Lernstoffes vor. Auch die Zeit-

und Ortsgebundenheit befürworten eher ein Online-Lernprogramm, um den

Studierenden eine flexible Lernmöglichkeit zu bieten. Weiterhin wird von

allen Lernenden der gleiche Wissensstand vorausgesetzt. Dieser erhebliche

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- 40 -

Nachteil kann wie bereits erwähnt durch Blended-Learning Systeme reduziert

werden [13, 36].

Das fallbasierte Lernen ist eine Lernmethode bei der die Benutzer

eigenständig reale Patientenfälle diagnostizieren und Therapievorschläge

erarbeiten sollen. Mit der Implementierung der fallbasierten Lernmethode in

das Blended-Learning-Konzept können die Lernenden aktiv und

selbstgesteuert Problemstellungen bearbeiten, um somit vorhandenes

Wissen zu festigen bzw. Neues zu erwerben [8].

Durch die selbständige Bearbeitung der Problemfälle wird den Lernenden der

Lernstoff praxisnah und fächerübergreifend vermittelt. Dadurch dient dieser

als besonders gute Vorbereitung auf die spätere Berufsausübung [8, 44].

Mit Hilfe der multimedialen Aufarbeitung der Patientenfälle können die

Studierenden durch die flexible Ort- und Zeiteinteilung individuelle

Lernkontrollen durchführen und damit das Lerntempo sowie die Reihenfolge

der Lehrinhalte selbst bestimmen [5,17, 18, 20, 34].

6.3 Auswertung und Erkenntnisse aus den eigenen

Evaluationen im Bilde der aktuellen Literatur

Das Konzept des fallbasierten Lernens ist sowohl mit Vor- als auch mit

Nachteilen behaftet. Es ist wichtig, Argumente für und gegen fallbasiertes

Lernen zu erörtern, um die Effizienz dieser Lern-Art bewerten zu können.

Aus den bestehenden und zukünftigen Evaluationen soll das System

entsprechend den studentischen Bedürfnissen angepasst werden.

Die Evaluation dieser Dissertationsschrift fand im Sommersemester 2010

statt. Insgesamt wurde der selbst entworfene Fragebogen 38mal ausgefüllt.

Die Studenten haben 10 ausgewählte Fallstudien bearbeitet und unter

anderem hinsichtlich Verständlichkeit, Lernerfolg und Vorteilen beurteilt.

Zunächst wurden sie nach aktuellen Lernmitteln befragt. Als Ergebnis stellte

sich heraus, dass in diesem Jahrgang hauptsächlich Mitschriften und Skripte

als Lernmittel genutzt werden. E-Learning hingegen stand mit 24% an letzter

Stelle. Das liegt möglicher Weise daran, dass das fallbasierte Blended-

Learning-Konzept erst neu mit in den Lehrinhalt integriert wurde.

Bei der Beurteilung nach Verständlichkeit vergaben die Studenten eine

insgesamt „gute“ Wertung. Sie beurteilten die Fallbeispiele bei einer Skala-

Einteilung von 1 (sehr gut) bis 6 (schlecht) mit den Durchschnittswerten 1,7

bis 2,1. Die meisten der Studenten konnten gut bis sehr gut mit dem als

Patientenfälle dargestellten Lehrmaterial umgehen sowie bearbeiten. Die

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Fragen als Selbstkontrolle konnten sehr gut beantwortet werden. Eine

Vergabe der Werte „Vier“ und „Fünf“ wurden nur sehr selten erteilt. Ursache

hierfür kann möglicher Weise die Unkenntnis zur entsprechenden Thematik

sein. Dies bestätigt Colliver. Er stellte fest, dass fallbasiertes Lernen den

konventionellen Lehrmethoden eher unterlegen ist. Ursache dafür sind

fehlende theoretische Grundlagen, welche scheinbar nur auf Faktenwissen

basieren [9].

Auch Epstein, ein Gegner des fallbasierten Lernens sieht den Einsatz dieser

Lernform sehr kritisch, da auf Grund der starken Zunahme von

medizinischem Faktenwissen der Eindruck entstehen könnte, dass

umschriebene Fallbeispiele ausreichen, um die klinische Kompetenz zu

erreichen [12].

An dieser Stelle soll nochmal darauf hingewiesen werden, dass die in das

Blended-Learning-Konzept integrierten Fallbeispiele als Hilfsmittel dienen

sollen, um sich selbstständig Wissen anzueignen, zu festigen oder zu

vertiefen. Der Aspekt des „selbstbestimmten Lernens“ auch nach dem

Abschluss einer Ausbildung ist laut Colliver von enormer Bedeutung [9].

Die Frage nach einem Lernerfolg bestätigten erfreulicherweise 92% der

Studenten. Dieses positive Ergebnis ist sicherlich der bildlichen Darstellung

zu verdanken. Auch die sich auf die Fallpräsentationen beziehenden Fragen

und Antworten sind eine Ursache für den großen Lernerfolg, da eine

sofortige Fragen-Beantwortung und damit Selbstkontrolle stattfinden kann.

Die Beantwortung der Frage fünf, ob die interaktive Lernmethode Vorteile

gegenüber dem reinen Lernen aus Büchern habe, konnte zum größten Teil

mit „Ja“ beantwortet werden. Kompaktheit, strukturierter Aufbau und geringe

Kosten wurden unter anderem als positive Aspekte genannt. Die jedoch

entscheidenderen Vorteile waren die praxisbezogene und bildliche

Darstellung der Fallbeispiele, sowie der Faktor „Spaß am Lernen“. Der

sogenannte „Spaß am Lernen“ ist ein sehr gravierender Punkt, da nach

Abschluss der Ausbildung selbständiges „lebenslanges Lernen“ von Nöten

ist. Befürworter wie beispielsweise Norman bekräftigen diese Argumente. Er

sieht die Lehre des fallbasierten Lernens als anregend, fordernd, motivierend

und unterhaltsam [28].

Auch die Verständigung mit anderen wird als Vorteil betrachtet. Die

Interaktivität bietet den Studenten die Möglichkeit themenbezogene

Probleme zu diskutieren, aufzuarbeiten und gemeinsam eine Lösung zu

finden. Wood der sowohl Vor- als auch Nachteile analysierte, sieht die

„Studentenzentrierung“ sehr positiv. Die intensive Lernerfahrung durch

interaktives Lernen mit dem Lehrmaterial führt zur Verbesserung des

Verständnisses. Auch das aktive Lernen und die Retention von Wissen

werden in dieser Lernform gefördert. Weiterhin sieht Wood das aktive

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Einbringen in den Lernprozess und das sogenannte „Deep Learning“ als

entscheidende Vorteile des fallbasierten Lernens. Nachteilig allerdings

betrachtet er die Vielfalt an Informationen die zur Verunsicherung der

Studenten und schwierigerer Informationsauswahl führen [42].

Dies spiegelt sich auch in der Evaluation wieder. Fakten wie Reizüberflutung

und erheblicher Zeitaufwand sind deutlich als Nachteile zu verbuchen.

Sicherlich ist durch die Aneinanderreihung der vielen PowerPoint-

Präsentationen ein starker Informationsfluss nicht zu vermeiden. Aber man

hat stets die Möglichkeit eine Seite zurückzugehen und kann die Texte

wiederholt lesen oder die Bilder länger auf sich wirken lassen.

Die Evaluationsergebnisse zeigen ein überraschendes Endresultat bezüglich

der Frage sechs:

Planen Sie zukünftig vermehrt auf E-Learning zurückzugreifen?

Diese Frage wurde mit 63% mit „Nein“ beantwortet. Es ist ein sehr

erstaunliches Ergebnis, da die ausgewählten Fallpräsentationen und der

Lernerfolg insgesamt sehr positiv bewertet wurden. Da stellt sich nun die

Frage, ob der erwähnte „erhebliche Zeitaufwand“ wirklich so nachteilig ist,

dass diese Lernmethode zukünftig nicht genutzt wird. Durch die flexible Zeit-

und Orteinteilung ist es nämlich den Studenten möglich auf das System

zuzugreifen, so dass eine eigenständige interaktive Wissensaneignung

jederzeit möglich wäre.

All diese Argumente, die für bzw. gegen fallbasiertes Lernen sprechen,

dienen dazu ein objektives Urteil zu finden. Eine Kombination aus klassischer

Lehrmethode gekoppelt mit Elementen des fallbasierten Lernens bieten eine

mögliche Grundlage für die „bestmögliche“ Lehre, da beide Extrema nicht

gänzlich frei von Nachteilen sind [43].

Fallbasiertes Lernen bildet die Basis für das „lebenslange Lernen“, welches

sich durch selbständige und interaktive Weiterbildung, sowie Motivation und

Eigeninitiative auszeichnet [21, 27, 37].

Insgesamt kann man sagen, dass fallbasiertes Lernen, integriert in ein

Blended-Learning-System, durchaus ein sinnvolles Hilfsmittel zur rein

traditionellen Lehrmethode ist und als fester Bestandteil der Lehre gelten

sollte.

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Anhang

Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schematischer Aufbau einer Fallpräsentation

Abbildung 2: Evaluationsfragebogen

Abbildung 3: Anzahl der verarbeiteten Röntgenbilder

Abbildung 4-37: Bildersammlung der Fallpräsentation zum Thema

“Perimandibulärer Abszess“

Abbildung 38: Aktuelle Lernmittel der Studenten

Abbildung 39: Bewertung der Effizienz des Bücherlernens

Abbildung 40: Bewertung der Fallstudien

Abbildung 41: Durchschnittliche Bewertung der Fallstudien

Abbildung 42: Bewertung des Lernerfolgs

Abbildung 43: Vorteile des interaktiven Lernens

Abbildung 44: Vorteilarten

Abbildung 45: zukünftig vermehrter Zugriff auf E-Learning

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Anzahl der Röntgenbilder pro Fall

Tabelle 2: Vor- und Nachteile von E-Learning

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Danksagung

Ich möchte mich bei all denjenigen bedanken, die es mir ermöglicht haben,

diese Arbeit anzufertigen. Besonders möchte ich mich bei meinem Betreuer

Dr. Dr. Florian Stelzle bedanken, auf den ich mich zu jeder Zeit während der

Dissertation verlassen konnte.

Des Weiteren möchte ich mich bei Prof. Dr. Dr. Dr. Friedrich Wilhelm

Neukam und Prof. Dr. Dr. Emeka Nkenke bedanken, die es mir ermöglicht

haben, diese Arbeit an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

anzufertigen.

Für die bildhafte Darstellung meiner Patienten-Fallstudien möchte ich mich

im Allgemeinen für die zahlreiche Sammlung von klinischen und

röntgenologischen Bildern ganz herzlich bei den Universitäten München,

Regensburg, Würzburg und vor allem bei der Zahnklinik in Erlangen

bedanken.

Der größte Dank gilt meinem Mann Tobias, der mir mit seiner einzigartigen

Liebe Rückhalt und seinen hervorragenden PC-Kenntnissen immerwährend

zur Seite gestanden hat. Weiterhin möchte ich mich bei meiner Tochter Lisa,

meinen Eltern und all meinen Freunden bedanken, die stets ein offenes Ohr

für mich hatten.

Winkelhaid, 2011

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Lebenslauf

Persönliche Daten

Anschrift Frau Nicolle Neumann

Schulweg 6

90610 Winkelhaid

Telefon (09187) 70 64 84 1

Mobil (0175) 24 22 72 2

E-Mail [email protected]

Geboren 20. Oktober 1980 in Räckelwitz

Familie

Tochter Lisa Neumann

Mutter Roswitha Schütze

Vater Dietmar Schütze

Bildungsweg

09/1987 – 07/1992 Ernst-Thälmann-Oberschule, Kamenz

09/1992 – 07/1999 Städtisches Gymnasium (Lessingschule), Kamenz

10. Juli 1999 Allgemeine Hochschulreife

08/1999 – 02/2002 Abgeschlossene Ausbildung zur Zahnarzthelferin,

Nürnberg

02/2002 – 04/2002 Berufstätigkeit als Zahnarzthelferin, Nürnberg

04/2002 – 12/2007 Studium der Zahnheilkunde an der Friedrich-

Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg

13. Dezember 2007 Abschluss des Studiums der Zahnheilkunde mit

dem Staatsexamen

13. Dezember 2007 Approbation als Zahnärztin

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03/2008 – 04/2009 Arbeit als Vorbereitungsassistentin bei Dr. Lang in

Simmelsdorf

05/2009 – 10/2010 Beschäftigungsverbot, Mutterschutz und Elternzeit

11/2010 – 07/2011 Arbeit als Vorbereitungsassistentin bei Dr. Freude

in Nürnberg

Seit 5. Juli 2011 Beschäftigungsverbot

Winkelhaid, den 25. Oktober 2011