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Von feinem Silber Der Versuch, mit gutem Geld schlechtes zu verdrängen in der Kreissparkasse Köln · Thema 168 · März 2006

in der Kreissparkasse Köln · Thema 168 · März 2006 Von ......1300 mit dem Prager Groschen, 1496 dem Engelsgroschen und um 1500 dem Guldengroschen die Großsilbermünzen aufkamen

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Von feinem SilberDer Versuch, mit gutem Geld schlechtes zu verdrängen

in der Kreissparkasse Köln · Thema 168 · März 2006

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Gold und Silber spielten in der Kulturge-schichte des Menschen seit frühester Zeiteine große Rolle als wertvoller Rohstofffür Schmuck und Geräte. Die ersten, voretwa 2.600 Jahren geprägten Münzenbestanden aus Gold oder Elektron, einernatürlich vorkommenden Mischung ausGold und Silber. Schon sehr bald prägtendie antiken Stadtstaaten des Mittelmeer-gebietes Münzen aus Silber, das bei glei-chem Gewicht nur etwa 1/10 des Wertesvon Gold besaß und sich somit wesent-lich besser als Zahlungsmittel für dentäglichen Bedarf eignete. Seit dieser Zeitübernahm die Silbermünze in der Regeldie Rolle des „normalen“ Geldes, Gold-münzen wurden eher für größere Trans-aktionen und für den Fernhandel geprägt.

Der Wert des Silbers wurde zum Maßstaballer Dinge. Im Französischen gilt nochheute für Geld und Silber das selbe Wort:argent. Auch für die Südamerikaner istGeld immer noch gleichbedeutend mitSilber, sie nennen es plata, selbst wennes heute nur noch aus Papier besteht.Selbst das tibetische ngül bedeutet so-wohl Silber als auch Geld.

Obwohl wir verschiedene Worte verwen-deten, waren bei uns bis zur Einführungder Goldmark 1871 Geld und Silber dasgleiche. Ob jemand sein Vermögen in Ta-lern aufbewahrte oder in Form vonSchmuck und „Tafelsilber“, Löffeln undSahnekännchen, war im Grunde egal. Die

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ausgebende Stelle, der Herrscher oderdas Land, garantierten mit dem Prägebildnur die Qualität und das Gewicht, nichtden Wert des Geldes. Eine Silbermünzewar genau so viel wert wie das Silber, dassie enthielt; man spricht von einem intrin-sischen Wert. Auch bei der Überschrei-tung von Grenzen wurde eine Silbermün-ze nach ihrem Silbergehalt für Zahlungenakzeptiert oder umgetauscht. Eine Silber-münze konnte natürlich nicht „ungültig“werden, es gab keine Inflation, wie sie ty-pisch für alle frühen Papiergeldausgabenwurde. Ein Staat konnte nicht mehr Geldherstellen, als er in Silber und Gold zurVerfügung hatte: Das Geld war durch sichselbst gedeckt.

Dies galt jedoch nur begrenzt für dasKleingeld. Es wurde als „Scheidemünze“aus Kupfer oder schlechtem Silber ge-prägt, und an ihm konnten die FürstenSilber sparen, d.h. bares Geld verdienen.

Eine bewusste Zumischung von Kupferfand regelmäßig erst seit der spätrömi-schen Zeit statt. Der Wert der Silber-münzen verringerte sich damit bei glei-chem Gewicht, der Verbraucher konntedies aber nicht ohne weiteres feststel-len. Das mit Kupfer legierte Silber wurdezum „Normalfall“, Feinsilber zur Aus-nahme für besondere Repräsentations-münzen oder für Gepräge von Herr-schern, die über eigene Silbergrubenverfügten.

Athen, AttikaThetradrachme, 449 - 413 v. Chr.Vs.: Behelmter Kopf der AtheneRs.: Sitzende Eule mit Olivenzweig und Halbmond.Aus unlegiertem Silber der Grube Laurion geprägt.17,18 g, Feingehalt ca. 99 %.

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Hielten sich die Münzherren an die ver-einbarten Silbermengen – in den Talernnach der Reichsmünzordnung von 1566z. B. 26 g – führte der Kupferzusatz zu kei-ner Benachteiligung der Bevölkerung.Doch das war nicht immer der Fall.

Der Beginn: Silber in seiner reinsten Form

Die Wiege der westlichen Silberwährungstand im antiken Griechenland. Die altenGriechen betrieben seit der ersten Hälftedes 3. Jahrtausends v. Chr., also der frü-hen Bronzezeit, Silberbergwerke auf derInsel Sifnos und der Halbinsel Laurion.Aus dem gewonnenen Silber prägten sienach etwa 500 v. Chr. Münzen in der da-mals technisch höchstmöglichen Rein-heit. Nach modernen Analysen antikerMünzen von Athen lag diese bei bis zu99,6 %. In anderen Gebieten gab es eineweniger vorteilhafte Erzzusammenset-zung, dort weist das Silber der Münzeneine höhere Verunreinigung auf. Aber al-len gemeinsam ist, dass das Silber so reinwie möglich, d. h. ohne Zusetzen vonKupfer, als Feinsilber vermünzt wurde.

Die ersten Münzverschlechterungen

Auch in der Römischen Republik wurdeseit 280 v.Chr. Silber in reiner Form fürdie Münzprägung eingesetzt. Die gerin-gen Kupfergehalte von einigen Prozen-ten sind nicht auf absichtliches Zulegie-ren zurückzuführen, sondern entspra-chen dem Stand der Technik. Dieses gu-te römische Geld hatte JahrhunderteBestand. Erst die römischen Kaisermischten dem Münzsilber Kupfer zu, lie-ßen das Gewicht der „verschnittenen“Denare aber gleich. Dadurch konnten sieaus der gleichen Menge Silber mehrGeld machen. Der Silbergehalt wurde je-doch nur moderat vermindert.

Zwischen 240 und 290 n. Chr. nahm derSilbergehalt dann rapide auf 50 %, teil-weise sogar auf weniger als 20 % ab. Beidiesen niedrigen Silbergehalten ließ sichnur durch Weißsieden eine die Bevölke-rung täuschende Silberfarbe aufrecht er-halten. Dabei wurde durch Säuren dasKupfer an der Oberfläche chemisch auf-gelöst, so dass nur die Silberbestandteileder Legierung sichtbar blieben.

Aus Silbergehaltsanalysen römischer De-nare kann man ersehen, dass der Werte-verfall der Münzen parallel zum Unter-gang des Römischen Reiches verlief.

Nach den Wirren der Völkerwanderungreformierte Karl d. Gr. (768 - 814) 781das Münzsystem, indem er aus einem„Karlspfund“ Silber 240 neue Denare(Pfennige) prägte; sie wogen etwa 1,8 g.Verwendet wurde Feinsilber in der tech-nisch herstellbaren Qualität, Analysenweisen Silbergehalte von 92 - 98 % aus.Das Silber stammte aus eingeschmolze-nen römischen Denaren und aus demHandel mit Arabien, wo feinsilberne Dir-hams umliefen.

Römische RepublikL. Rustius

Denar, 76 v. Chr.Vs.: Kopf des jugendlichen Mars in Helm mit

Helmzier, unter dem Kinn als Wertmarke ein Stern.Rs.: L. RVSTI., Widder.

Die Gens Rustia stammte aus Antium, wo sie den„Bürgermeister“ stellte. Der stadtrömische Zweigerreichte unter Tiberius sogar das Konsulatsamt.Wie die griechischen Münzen wurden auch die

Denare der Römischen Republik aus unlegiertemSilber in der höchsten technisch sinnvollen

Feinheit geprägt. 3,86 g.

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Mit dem Zerfall der Zentralgewalt unddem Aufkommen neuer, meist bischöf-licher Münzstätten wird bei den regiona-len Pfennigen die Vermischung des Sil-bers mit Kupfer zur Regel, der daraus ent-stehende Münzgewinn auf Kosten derBevölkerung zu einer lukrativen Einnah-mequelle der Lokalherren. Trotzdem wur-den auch immer wieder einzelne Pfen-nigsorten aus Feinsilber geprägt, also oh-ne Kupferzusatz.

Der Pfennig blieb bis 1266 das einzigeMünznominal, bis mit der Tournose, um1300 mit dem Prager Groschen, 1496dem Engelsgroschen und um 1500 demGuldengroschen die Großsilbermünzenaufkamen. Auch sie begannen ihr Daseinzunächst in hochhaltigem, meist 15-löti-gem Silber (ca. 94 %), das aber nicht demzu der Zeit höchstmöglichen Feingehaltentsprach. Im Laufe ihrer Geschichte nah-men ihr Silbergehalt und meistens auchihr Gewicht durch eine fortschreitendeGeldentwertung ab.

1623: Feinsilber gegen die Kipper- und Wippermünzen

Mit der Reichsmünzordnung von 1566wurde für die reichseinheitlichen Münzendie Legierung des Silbers vorgeschrie-ben: Der Taler sollte 29,23 g wiegen undaus 889/1000 Silber geprägt werden.Entsprechendes galt für die auf Taler lau-tenden Teilstücke. Der Silbergehalt der lo-kalen Münzen blieb der Verantwortungder Prägeherren überlassen, die im be-sten Fall mit den Nachbarstaaten Verein-barungen trafen. Dies führte - besonderszur Finanzierung von Kriegen - immerwieder zu Münzverschlechterungen.

Einen Höhepunkt erreichten sie Anfangdes 17. Jh., man spricht von der Zeit der

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Kipper und Wipper. In einem immer grö-ßer werdenden Umfang wurden aus ein-geschmolzenen guthaltigen Silbermün-zen, vorwiegend Talern, nach Zusatz vonKupfer in illegalen „Heckenmünzstätten“neue Münzen geprägt und durch Weiß-sieden ein höherer Silbergehalt vorge-täuscht. Mit diesem verschlechtertenGeld kauften die illegalen „Münzherren“weitere guthaltige Münzen auf und setz-ten diesen Kreislauf fort. Da die Bevölke-rung Zahlungsmittel brauchte, selbstwenn sie minderwertig waren, verdrängtedas geringhaltige, „schlechte“ Geld dasgute aus dem Umlauf. Die Untersuchun-gen der Münzwardeine, der Beamten, dieden Münzbetrieb kontrollieren sollten,und die Außer-Kurs-Setzungen durch dieFürsten hinkten diesem Treiben heilloshinterher oder unterblieben ganz, be-sonders, wenn sich die Fürsten selbst ander „Geldvermehrung“ beteiligten. DerLeidtragende war der einfache Mann,dessen schlechtes Geld nur noch einenBruchteil seiner Kaufkraft besaß.

Es gehört zu den großen geschichtlichenLeistungen, dass diese deutschlandweiteGeldverschlechterung trotz des begin-nenden Dreißigjährigen Krieges (1618 -1648) überwunden werden konnte. Ein1622 in Lüneburg gemachter Vorschlag,künftig für alle Münzen, auch für die Klein-münzen, nur noch Talersilber (889/1000)zu verwenden, wurde von den General-Kreiswardeinen abgelehnt, da es zu teu-er und aufwändig sei, alles schlechte Sil-ber wieder bis zum Talersilber anzurei-chern. Auch seien kleine Sorten aus gu-tem Silber dem „gemeinen Mann nichtbekannt und, weil die Stücke sehr kleinsein werden, gar nicht angenehm“.

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Herzog Friedrich Ulrich von Braun-schweig-Wolfenbüttel (1613 - 1634), indessen Territorium das Kipper-Unwesenohne sein Wissen ein besonders schlim-mes Ausmaß angenommen hatte, setztesich über diese Bedenken nicht nur hin-weg, sondern er ging noch einen Schrittweiter und führte als erster deutscherFürst in seinem Gebiet Landmünzen ein,die aus reinem Silber bestanden. Diesekonnte er ohne große Kosten prägen, daseine Harzer Silberbergwerke zu Beginndes 30-jährigen Krieges noch genügendFeinsilber lieferten.

Gemäß seinem Münzedikt von 1623 wur-den Ein-, Zwei-, Vier- und Zehnmarien-

groschen sowie halbe und ganze Marien-gulden zu 20 Mariengroschen aus unle-giertem Brandsilber (s. S.18) mit einerFeinheit von 15 Lot 16 Grän (993/1000)geprägt (s.S. 8). Um die Bevölkerungdurch das geringere Gewicht gegenüberden früheren Mariengroschen, die aus 7Lot 11 Grän (476/1000) feinem Silber wa-ren, nicht zu irritieren, trugen sie die Auf-schrift: VON FEINEM SILBER.

Friedrich Ulrich hoffte auf Unterstützungseiner ungewöhnlichen, anachronisti-schen Maßnahme durch andere Landes-fürsten. Er fand sie für kurze Zeit nur beimGrafen von Holstein-Schauenburg, der1624 feinsilberne Vier- und Zwei-Marien-

Herzogtum Braunschweig-WolfenbüttelFriedrich Ulrich, 1613 - 1634

Die ersten Feinsilbermünzen der Neuzeit, 1623 - 1625

In seinem Münzedikt vom 8. Dezember 1623 kündigte Herzog Friedrich Ulrich

wdie Ausprägung von Mariengulden (20 Mariengroschen),

Zehn-, Vier-, Zwei- und Einmariengroschen sowie Mattiren (1/2 Mariengroschen)

aus unlegiertem Silber an.

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groschen prägte, die Prägung aus Man-gel an Feinsilber aber nicht fortsetzenkonnte. Friedrich Ulrichs Nachfolger inWolfenbüttel, August d. J. (1635 - 1666),

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prägte zwischen 1645 und 1659 aus Fein-silber nur Ein- und Zweimariengroschen.Auch in den übrigen BraunschweigischenGebieten wurden die Feinsilberprägun-gen nur spärlich fortgesetzt.

Besonders die feinsilbernen Zweimarien-groschen erfreuten sich auf Grund ihrerpraktischen Stückelung, ihres gleichblei-bend hohen Silbergehaltes und ihrerneuartigen, augenfälligen Wertseitenge-staltung, die sich an dänische Münzenanlehnte, im östlichen Westfalen einer sogroßen Beliebtheit, dass sich die dorti-gen Landesherren entschlossen, diese

Grafschaft Holstein-SchauenburgJustus Hermann, 1622 - 1635

4 Mariengroschen 1624Mangels eigener Silberbergwerke wurde dieFeinsilberprägung 1626 wieder eingestellt.

Kölner Herzogtum Westfalen

Östliches Westfalen, Mitte des 17. Jahrhunderts.Unterwertige Nachahmungen der Friedrich Ulrich’schen Feinsilbermünzen,

manche mit irreführender Bezeichnung „Feinsilber“.

Grafschaft Lippe-Detmold

1639 versehentlich mit Krone statt Kurhut über dem Schild!

Abtei Corvey

Grafschaft Waldeck

Fürstbistum Paderborn

Fürstentum Minden

Grafschaft Tecklenburg

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1668: Feinsilbermünzen im Zinnaer Fuß

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Kleinmünzen selbst herauszugeben,allerdings nicht in der gleichen, hohenQualität. Um die Akzeptanz bei der meistdes Lesens unkundigen Bevölkerung zubehalten, ahmten sie das typische Er-scheinungsbild der Wertseite möglichstgenau nach. Manche übernahmen sogardie Umschrift VON FEINEM SILBER, ob-wohl sie den Silbergehalt zur Erzielungeines hohen Münzgewinns wieder einmalkräftig reduziert hatten.

Als die Bevölkerung den Schwindel be-merkte und anfing, die Annahme dieserminderwertigen Münzen zu verweigern,wurden auf dem Kölner Mai-Probations-tag von 1657 die nachgeahmten Zweima-riengroschen von 1/18 Taler auf 1/24 Talerabgewertet. Auf dem eigens einberufe-nen Münztag in Geseke im Juni des glei-chen Jahres einigten sich die meistenMünzherren darauf, keine Nachahmun-gen der Mariengroschen mehr zu prägen.

Trotz des Missbrauchs der Friedrich Ul-richschen Feinsilber-Idee im östlichenWestfalen durch unterwertige Ausmün-zung ging unterdessen in den WelfischenLanden der Einsatz von Feinsilber für dieMünzprägung weiter, wenn auch nur aufEin- und Zweimariengroschen-Stücke be-schränkt.

In dieser Zeit herrschte großer Bedarf ankleineren Geldstücken. Die Beschaffungvon Silber war teurer geworden, das Prä-gen von Kleingeld lohnte sich wegen desbestehenden Münzfußes, d. h. der ent-haltenen vorgeschriebenen Silbermenge,nicht mehr. Als Lösung des Problems be-

schlossen die Kurfürsten von Branden-burg und Sachsen 1667 im ehemaligenKloster Zinna bei Potsdam, den Silberge-halt des Kleingeldes offiziell herabzuset-zen, den der Talermünzen aber beizube-halten. Jetzt konnte nach dem neuen Zin-naischen 10 1/2-Taler-Fuß aus einer Mark(234 g) Silber entweder Kleingeld im Wertvon 10 1/2-Talern geprägt werden, oderneun ganze Taler. Als größte Kleingeld-Münze galt der 2/3-Taler, an dessen Prä-gung natürlich mehr zu verdienen war alsan den arbeitsaufwändigen Groschenoder noch kleineren Münzen.

Dadurch bekamen die bisher im 10-Taler-

Herzogtum Braunschweig-Lüneburg-Celle. Friedrich, 1636 - 1648

2 Mariengroschen 1647Einziges bekanntes Exemplar einer

Feinsilbermünze von Friedrich von Celle.

Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel

August d. J., 1635 - 16662 Mariengroschen 1650

Herzogtum Braunschweig-Lüneburg-Celle

Christian Ludwig, 1648 - 16652 Mariengroschen 1654

In Braunschweig wurden von 1626 bis 1665 in Feinsilber nur 1- und 2-Mariengroschen geprägt.

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Fuß geprägten Harzer Feinsilbermünzenals überwertige Münzen eine viel größereAkzeptanz. Herzog Johann Friedrich vonBraunschweig-Lüneburg (1665 - 1679)prägte nun auch größere Nominale bishinauf zum 2/3-Taler (Gulden) in Feinsilber.Das Silber lieferten die Oberharzer Berg-werke, von denen einige während desDreißigjährigen Krieges aus Mangel an

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Arbeitskräften brach lagen, jetzt aber wie-der in Betrieb genommenen wurden. Esentstanden die ersten der für den Harzlange Zeit typischen feinsilbernen Andre-as-, Ross- und Wildemanngulden und de-ren Teilstücke. Offensichtlich waren dieFeinsilbermünzen inzwischen so be-kannt, dass in einigen Fällen der Hinweis„Feinsilber“ fehlt.

Feinsilber - legiertes Silber - Münzfuß

Die modernen metallurgischen Verfahren erlauben heute eine technische Silber-qualität von 999,9/1000, die wir als Feinsilber bezeichnen. Mit unseren Analyse-methoden lässt sich diese Reinheit problemlos kontrollieren. Hüttentechnik undAnalytik waren in früheren Zeiten aber noch nicht so hoch entwickelt, das Silberwurde oft für reiner gehalten als es sich bei heute durchgeführten Analysen dar-stellt. Abweichungen von 1 Lot (6,25 %) sind noch kein Hinweis auf eine absicht-liche, unterwertige Ausmünzung. Lötiges Silber, eine alte Bezeichnung für reinesoder feines Silber, enthielt in manchen Gegenden nach heutigen Erkenntnissennur 94 % Silber.

Der Feingehalt wurde bis ins 19. Jh. in Lot gemessen, unterteilt in 18 Grän. 16 Lotwar die Bezeichnung für 100 % Silber.

Lot und Karat stellten eigentlich Gewichte dar: Die Kölner Mark, ein Gewicht fürEdelmetalle von ca. 234 g, wurde in 16 Lot (zu je 14,6 g) unterteilt. War im Metallim Gewicht einer Mark 16 Lot (= 234 g) Silber enthalten, handelte es sich um Fein-silber; enthielt es nur 12 Lot (= 175 g) Silber, handelte es sich um 75 % Silber und25 % Kupfer, dieses Silber wurde als 12-lötig bezeichnet.

Der Feingehalt von Gold wurde in 24 Karat unterteilt.

Seit dem 19. Jh. wird der Feingehalt von Edelmetallen in Tausendteilen (Promille)angegeben.

Als Münzfuß bezeichnet man den vereinbarten Feingehalt und das Gewicht einerMünze. Er wird ausgedrückt in der Anzahl Taler, die aus einer Mark Feinsilber ge-

prägt wurden. Ein Groschen im 10-Taler-Fuß soll z.B. = 0,975 g Silber ent-

halten: 24 Groschen = 1 Taler, 10 Taler = eine Mark (234 g). Um die wesentlich hö-heren Prägekosten zu decken, durften Kleinmünzen in einem schlechteren Münz-fuß ausgeprägt werden, d. h. ein Taler in Kleingeld enthielt weniger Silber als einSilbertaler.

Schulden mussten deshalb „in gleicher Münze“ zurückgezahlt werden.

234 g10 x 24

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Durch den günstigeren ZinnaischenMünzfuß, der allerdings nur knapp diegestiegenen Kosten für die Silberbe-schaffung berücksichtigte, setzte selbstin Münzstätten ohne eigene Silberversor-gung wieder eine erhöhte Prägetätigkeitein. Besonders die niedersächsischenStädte Einbeck, Hameln, Hannover undNortheim sowie das Bistum Osnabrück

und die Grafschaft Tecklenburg prägtennun ebenfalls Feinsilbermünzen im Stileder Braunschweig-Lüneburger Vorbilder.Durch das Weglassen des Kupfers sparteman nicht nur dessen Kosten, sondernbei der Münzplättchenherstellung auchmehrere Arbeitsgänge. Außerdem hiel-ten beim Prägen des weicheren Feinsil-bers die Prägestempel länger, alles Fakto-

Herzogtum Braunschweig-LüneburgJohann Friedrich, 1665 - 16792/3 Taler 1678Auf die wiedereröffnete Grube St. Andreas.

Herzogtum Braunschweig-WolfenbüttelRudolf August und Anton Ulrich,1685 - 170424 Mariengroschen 1694Wilder Mann.

12 Mariengroschen 1699Ohne Hinweis, das aus Feinsilber geprägt.Wilder Mann als Symbol für die erste im 16. Jh. eröffnete Grube „Wilder Mann“. Durch die Darstellung auf vielen Münzen wurde er zum Wahrzeichen für den Harz.

Nach dem Regierungsantritt von Johann Friedrich werden auch größere Nominale in Feinsilber geprägt. Es entstehen die berühmten feinsilbernen Andreas-, Ross- und Wildemanngulden.

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Grafschaft TecklenburgJohann Adolf, 1674 - 170012 Mariengroschen 1675

Feinsilbermünzen im Zinnaischen Fuß der niedersächsischen Städte Einbeck,

Hameln, Hannover und Northeim sowie des Bistums Osnabrück und der Grafschaft Tecklenburg.

Durch die an mehreren Orten tätigen Münzmeister kam es zu einer

verblüffenden Ähnlichkeit der Rückseiten.

12 Mariengroschen 1671Sehr seltenes Exemplar mit Schreibfehler:

„Von feiem Silber“.

Stadt NortheimMm. Johann Heinrich Hoffmann, 1671 - 1676

4 Mariengroschen 1671

Bistum Osnabrück. Ernst August, 1662 - 1698Mm. Andreas Scheele, 1666 - 1674

12 Mariengroschen 1669

Stadt HannoverMm. Andreas Scheele, 1666 - 1674

12 Mariengroschen 1669

Stadt HamelnMm. Jonas Böse, 1671 - 1673

12 Mariengroschen 1671

Stadt EinbeckMünzmeister Andreas Scheele, 1668 - 1671

12 Mariengroschen 1671

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ren, die zur Erhöhung des Münzgewinnsbeitrugen, ohne den Wert des Geldes zuschmälern. In Hannover wurde das lukra-tive Geschäft allerdings zunächst demMünzpächter Johann Duve (1666 - 1674)überlassen, der so massenhaft feinsilber-ne Vier- und Zwölfmariengroschen präg-te, dass „das ganze Land voll davon“ war.Als die Stadt die Pachtkosten von einemfesten Betrag auf eine Beteiligung amUmsatz änderte, stiegen ihre Einnahmen1671 von 30 auf 1.020 Taler – und Duveverdiente auch noch daran. Duves enor-mer Münzgewinn lag an dem direktenEinkauf spanisch-südamerikanischen Sil-bers ohne die gut daran verdienendenZwischenhändler sowie an der riesigenStückzahl und dem problemlosen Absatz:Zur Bezahlung der Soldaten in den vielenKriegen dieser Zeit wurde massenhaftBargeld benötigt.

Andere Münzherren versuchten seit1675, die Unkenntnis der Bevölkerungnach der Einführung des ZinnaischenMünzfußes auszunutzen, indem sie die2/3-Talermünzen (24 Mariengroschen oder60 Kreuzer) unterwertig ausprägten - sieenthielten weniger Silber als gesetzlichvorgeschrieben. In Thüringen gehörteneben den Grafen von Schwarzburg Her-zog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Alten-burg (1675 - 1691) mit seinen vielenunterwertigen, zwischen 1675 und 1690geprägten 1/3- und 2/3-Talern wohl zu denschamlosesten Münzherren. Die zeit-weise dazwischen geschobenen guthalti-gen Gold- und Silbermünzen, einige da-von aus Feinsilber, sollten als Alibi vondem Münzbetrug ablenken. In 15 Mona-ten, von 1689 - 1691, erzielte der Herzogmit der unterwertigen Guldenprägung ei-nen Reingewinn von 64.000 Talern – der

Herzogtum Sachsen-Gotha-AltenburgFriedrich I., 1675 - 1691Taler 1683Bibel, Schwert und Waage auf Kissen: „Pietate, prudentia et justitia“ (mit Frömmigkeit, Klugheit und Gerechtigkeit).

2/3 Taler 1682Schwert und Palmzweig: „Utroque opus“ (das Werk beider). 1656 wurde vereinbart, ordnungsgemäße Münzen mit „Nach dem obersächsischenKreisschluß“ zu kennzeichnen.

Um von seinen schlechten Gulden abzulenken, prägte Friedrich I. zwischendurch auch einige vollwertige Münzen in Feinsilber.

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Bau des Schlosses Friedenstein und derBefestigungsanlagen hat etwa 100.000Taler gekostet. Nach einer kaiserlichenUntersuchung des Gothaer Münzbetrugswurde nicht der Herzog, sondern seinMünzmeister angeklagt, aber gegen Kau-tion wieder freigelassen. Dem Kaiser, derfür die großen europäischen Kriege drin-gend Geld brauchte, war mehr an einer„Bußgeldzahlung“ gelegen als an einerwirklichen Bestrafung.

Zu Repräsentationszwecken gab Frie-drich viele Schautaler im Zinnaischen Fußheraus, die meisten davon aus Feinsilber.Der bemerkenswerteste ist wohl der „Al-

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chemisten-Taler“, der auf Friedrichs aktiveBeschäftigung mit der Alchemie anspielt.Auch sein jüngster Bruder, Herzog Jo-hann Ernst von Sachsen-Saalfeld (1680 -1729), prägte repräsentative Feinsilber-münzen, 2/3-Talerstücke von 1685, 1687und 1688 nach Zinnaischem Fuß, mit de-nen er die offizielle Anerkennung Saal-felds als Bergmünzstätte erreichen woll-te. Nur als Besitzer einer solchen „Berg-münzstätte“ konnte er ohne die Erlaubniseines Reichskreises sein gefördertes Sil-ber selbst ausprägen.

Von einem weiteren Bruder, Christian vonSachsen-Eisenberg (1680 - 1707), wurde

Herzogtum Sachsen-Gotha-AltenburgFriedrich I., 1680 - 16911 Taler Feinsilber 1687

„Alchemistentaler“, vom Medailleur Christian Wermuth in Gotha geprägt. Phönix mit Fürstenhut und alchemistischen Symbolen für Schwefel, Salz und Quecksilber, Sonne für Gold, Mond für Silber.

A numine lumen suscipio et reddo (von Gott empfing ich das Licht und gebe es wieder).

Fürstentum Sachsen-SaalfeldJohann Ernst VIII., 1680 - 1729

2/3 Taler 1687, zwecks Erlangung des Bergmünzrechts geprägt.

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1683 ein feinsilbernes 8-Pfennig-Stückgeprägt, die kleinste Feinsilbermünze miteiner Portraitdarstellung.

1690: Feinsilbermünzen im Leipziger Fuß

Durch die weitere Abwertung des Klein-geldes in dem 1690 zwischen Kursach-sen, Kurbrandenburg und dem Gesamt-haus Braunschweig-Lüneburg geschlos-senen Leipziger Rezess auf einen 12-Ta-ler-Fuß kam der alte Reichstaler(Spezies-Taler) zu dem neuen Kurantgeldin ein ganzzahliges Verhältnis. Der Gul-den, 2/3-Taler-Kurantgeld, galt jetzt genaueinen halben Reichstaler.

In den welfischen Landen wurden jetztüber einen langen Zeitraum große Men-gen Feinsilbermünzen im Leipziger Fußgeprägt, die letzten 24-Mariengroschen1834 im Herzogtum Braunschweig und

die letzten 2/3-Taler 1839 im KönigreichHannover. Die technisch höchst möglicheSilberfeinheit hatte sich bei 15 Lot 16Grän (993/1000) eingespielt. Dass dieseMünzen abwanderten und von anderenMünzständen als Rohmaterial einge-schmolzen wurden, störte nicht. ImGegenteil, in gemünzter Form war mitdem Bergsilber mehr Geld zu verdienenals in Form von Barren. Für den Geldbe-darf im eigenen Land wurden auch Mün-zen aus legiertem Silber geprägt.

Die Stolberger Feinsilbermünzen

Hauptgrund für die Einführung des Leip-ziger 12-Taler-Fußes waren die gestiege-nen Kosten für die Beschaffung und Ge-winnung von Silber. Unrentable oder auf-gelassene Silbergruben versprachen wie-der einen Gewinn abzuwerfen. Wieanderenorts wurde auch in Stolberg imHarz in den Bergbau investiert und derergiebige Straßberg-Neudorfer Bezirk er-schlossen. Es fiel soviel Silber an, dass1705 die lange Zeit brachliegende Stol-berger Münzstätte wieder in Betrieb ge-nommen werden konnte. Als Münzmeis-ter wurde der am Bergamt angestellte Ze-hentner Johann Jeremias Gründler verei-digt. Er war 1705 - 1749 in Stolberg tätig

Herzogtum Sachsen-EisenbergChristian, 1680 - 17078 Pf. (1/36 Taler) 1683

Kleinste Feinsilbermünze mit einem Porträt; 0,59 g.1/96 Taler (3 Pfennig) 1703

Kleinstes in Feinsilber geprägtes Nominal; 0,25 g.

Grafschaft Stolberg-Stolberg. Christoph Friedrich und Jost Christian, 1704 - 173824 Mariengroschen 1718, 1/24 Taler 1711, 1/48 Taler 1719IIG = Münzmeister Johann Jeremias Gründler (1705-1749).

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Der Annaberger Bergaltar von 1521 (Stich des 19. Jh.),mit einer der frühesten Darstellungen aller Vorgänge des Berg- und Hüttenwesens.1492 entdeckte ein Bergmann am Schreckenberg im oberen Erzgebirge einen Gang mit einem sehr hohenSilbergehalt von 0,05 %. Der Legende nach erschien einem Bergmann ein Engel, der ihn auf einen Baum mit einemNest voll goldener Eier aufmerksam machte. Der Schatz fand sich aber unter dem Baum. Vorne zerkleinert und

sortiert ein Ausschläger die geförderten Erze, unten links ein Steiger und ein Bergbeamter (?). Auf dem linken Flügel wird ein Schachtofen beschickt, unten das geschmolzene Metall. Rechts der Treibherd, andem der Hüttenmann die Bleiglätte mit dem Haken abzieht (s. S. 18).Der rechte Flügel zeigt den Betrieb einer Münze, die zu dieser Zeit dem Bergwerksbetrieb angeschlossen war. (Größe der Haupttafel: 173 x 141 cm).

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und verwendete als gewissenhafter undsparsamer Mensch für seine Prägungennur Feinsilber. Ähnlich wie im Braun-schweigischen wurden in Stolberg vielmehr vollwertige Münzen geprägt als fürdie Versorgung der eigenen Bevölke-rung notwendig waren. Verglichen mitden reichen Oberharzer Bergwerken wa-ren die Ausbeuten in Stolberg jedocheher bescheiden. Die größten Silberer-träge fielen in der Zeit um 1722 an, alsjährlich etwa 700 kg Feinsilber gewon-nen wurden, was einem Geldwert von ca.36.000 Talern entsprach. Stolberg be-hielt seine Feinsilberprägungen bis1796 bei, obwohl die Ausbeute stark zu-rückging. Dann war das Bergwerk er-schöpft, es wurden keine Silbermünzenmehr geprägt.

Über den Prägezeitraum von 90 Jahrenhat sich das Aussehen der StolbergerFeinsilbermünzen kaum verändert. Siezeigen immer den Stolbergischen Hirschvor der gekrönten Säule und den from-men Wunsch: „Gott seegne und erhalteunsere Bergwercke“.

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Die Anhalter FeinsilbermünzenWilhelm von Anhalt-Bernburg-Harzgero-de (1670 - 1709) ließ nach Einführungdes Leipziger Fußes ebenfalls seine imHarz gelegenen Bergwerke reaktivieren,wofür er holländische Financiers gewann.Aus dem geförderten Silber wurden „Wer-bemedaillen“ geprägt, die zum Kauf vonAnteilscheinen animieren sollten, sowie1695 und 1696 feinsilberne 2/3-Taler imLeipziger Fuß. Das unrentable Unterneh-men ging jedoch 1699 in Konkurs, dieHolländer flohen und ließen Schulden inHöhe von ca. 300.000 Talern zurück.

Die hohen finanziellen Verluste schrecktenweitere Investoren ab, so dass der Bergbaufür Jahre wieder zum Stillstand kam. Mitdem Tod Wilhelms fiel das Land mitsamtBergwerken und Münzrecht an das Für-stentum Anhalt-Bernburg. Durch Verträgemit den anderen Linien erhielt Viktor Frie-derich von Anhalt-Bernburg (1721 - 1765)die Verwaltung aller Bergwerke. Den Be-trieb verpachtete er an private Unterneh-mer mit derVerpflichtung, das gewonneneSilber einzuschmelzen und mit Namen und

Grafschaft Stolberg-Stolberg. Karl Ludwig und Heinrich Christian Friedrich, 1768 - 18101 1/3 Taler nach dem Leipziger Fuß = 1 alter Reichstaler 1796,

1/6 Taler 1777, Münzmeister Ernst Friedrich Rupstein (1766-1792).Stolbergs letzte Feinsilbermünze, vom Münzmeister Ernst Hermann Agathus Ziegler (1792-1807).

Die Stolberger Feinsilbermünzen zeigen auf der Rückseite immer den Stolberger Hirsch vor einer Säule und dieUmschrift: Gott seegne und erhalte unsere Bergwercke, auf der Vorderseite Herrschernamen, Wert, ggf. Wappen,

Münzmeisterzeichen und Jahreszahl.

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Wappen des Herzogs zu vermünzen. Dabei einem Brand in Harzgerode 1722auch das Münzgebäude betroffen war, er-folgte das Prägen des anhaltischen Sil-

bers zu Feinsilbermünzen im LeipzigerFuß bei Johann Jeremias Gründler inStolberg. Seine Initialen JJG sind daherauch auf anhaltischen Münzen zu finden.

Fürstentum Anhalt-Bernburg-HarzgerodeWilhelm, 1670 - 17092/3 Taler 1695Nach Einführung des Leipziger Fußes schien der Bergbau wieder rentabel zu sein, endete zunächst aber in einem Fiasko.

Fürstentum Anhalt-BernburgVictor Friedrich, 1721 - 176512 Mariengroschen 1727Bär auf Burg als „sprechendes Wappen“.„Perrumpendum“, man muß sich einen Weg bahnen. Geprägt in Stolberg vom Münzmeister Johann Jeremias Gründler.

Fürstentum Anhalt-KöthenAugust Ludwig, 1728 - 17551 1/3 Taler 1747„Senioratstaler“ auf seine Funktion als Ältester zum Vertreten des AnhalterGesamthauses im Reichstag.Münzmeister Johann Jeremias Gründler (1705-1749).

Fürstentum Anhalt-ZerbstJohann August, 1718 - 17422/3 Taler 1728Münzmeister Johann Jeremias Gründler (1705-1749).„Pietate, prudentia et justitia“, mit Frömmigkeit, Klugheit und Gerechtigkeit.

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Techniken der Silbergewinnung

Je nach Art des Silbererzes und dem Entwicklungsstand der Hüttentechnik wurden zu verschie-denen Zeiten unterschiedliche Verfahren zur Feinsilberherstellung angewandt.

Nur in wenigen Gebieten, wie im Erzgebirge, im Schwarzwald, bei Kongsberg/Norwegen oderin Ontario/Kanada, kommt Silber mehr oder weniger rein im gediegenen, d. h. in metallischemZustand vor. Dort genügt dann ein einfaches Ausschmelzen, um es von mineralischen Begleit-substanzen zu trennen.

Antike Münzen aus gediegen gefundenem Silber konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Von 1728 ist ein württembergischer Feinsilber-Taler aus gediegenem Silber bekannt, er trägt die Aufschrift: VON GEWACHSENEN SILBER.

In den meisten Fällen wird Silber jedoch als Begleitsubstanz in anderen Metallerzen gefunden. Imantiken Silberbergwerk der Athener, nahe dem heutigen Lavrion, lag, wie auch an anderen StellenEuropas, Bleierz (Bleiglanz, PbS) mit einem Silbergehalt bis zu 1% vor. Aus ihm gewann man das Silber bereits vor 5.000 Jahren mit Hilfe des bis in die Neuzeit angewendetenKupellationsverfahrens (Treibprozess): Nach einer gründlichen Trennung von Erz und taubemGestein in baulich aufwändigen Aufbereitungsanlagen wurde das Bleierz in einem einfachenSchachtofen zu metallischem Blei verhüttet, wozu ein Feuer mit etwa 800° C ausreichte. Reste primitiver Hüttenplätze sind im ägäischen Raum an vielen Stellen zu finden.

In einem zweiten Schritt wurde das geschmolzene silberhaltige Blei (Reichblei) in einem „Treib-herd“ bei etwa 1.000° C mit Luft angeblasen, wodurch das Blei zu Bleiglätte (PbO) oxidierteoder „abgetrieben“ wurde. Sie schwamm wie eine Haut auf dem flüssigen Metall und konnte über den Tiegelrand geschoben werden. Das Silber blieb dabei unverändert und reicherte sich in der Schmelze immer weiter an, bis man durch das Aufreißen der letzten Bleiglättehaut das geschmolzene Silber erblicken konnte („Silberblick“). Dieses „reine“ Silber (Blicksilber) hatte einenRestbleigehalt von 0,5 bis 1%, der durch nochmaliges, schärferes „Brennen“ weiter verringert wer-den konnte (Brandsilber). Dabei traten dann allerdings merkliche Silberverluste auf.

Ein geringer Bleigehalt im Silber lässt auf die Anwendung des Kupellationsvefahrens schließen. Es wurde auch zur Verbesserung von schlechtem Silber, z. B. aus eingeschmolzenen Münzen oder Geschirr, angewandt.

Für das in Südamerika vorgefundene sulfidische Silbererz (AgS) wurde ein manchmal heute noch für eine primitive Goldgewinnung praktiziertes Amalgamier-Verfahren weiter entwickelt und ab 1557 als „Patio-Prozeß“ etwa 300 Jahre lang fast unverändert betrieben. Dieses Verfahreneignete sich besonders für die brennholzarmen Bergregionen Mexikos, Perus und Boliviens. Dazuwurde das gemahlene und angefeuchtete Erz auf einem gepflasterten Platz (Patio) zu einem fla-chen Haufen ausgelegt, mit Kochsalz, Quecksilber, Eisen und Kupfervitriol überschichtet und durchUmschaufeln vermischt. Das Gemenge wurde dann von Indianern, später von Maultieren, durch-getreten, was wegen der Giftigkeit des Quecksilbers zu Hautgeschwüren führte. Das Silber löstesich dadurch im Quecksilber, es entstand Silberamalgam. In offenen Gefäßen wurde dann dasQuecksilber verdampft und gleichzeitig das zurückbleibende Silber geschmolzen. Nur für diesenSchritt wurde Brennmaterial benötigt.

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Da zur Gewinnung einer bestimmten Menge Silber auch eine genau bekannte Menge Quecksilbernotwendig war, hatten die Spanier über das nach Südamerika verschiffte Quecksilber (in Almadenbesitzen sie ein riesiges Quecksilbervorkommen) eine Kontrolle über die Menge gewonnenenSilbers, bis man in Südamerika auf die Idee kam, das verdampfende Quecksilber durch primitiveKondensatoren teilweise zurückzugewinnen. Von dem Silber, das damit zusätzlich erzeugt werdenkonnte, wussten die spanischen Behörden anfangs nichts. Als Reaktion durfte später nur ver-münztes, also in den Prägestätten erfasstes Silber Südamerika verlassen, was zu primitiv gepräg-tem sog. Schiffsgeld führte.

Durch ein weiterentwickeltes Amalgamierverfahren konnte Ende des 18. Jh. die Silberproduktionauch in Europa beträchtlich gesteigert werden.

Trennen von Silber und Kupfer

Aus silberhaltigen Kupfererzen, die z. B. in Mansfeld vorkamen, wurde das Silber mit Hilfe desSeigerverfahrens vom Kupfer getrennt. In der etwa drei- bis vierfachen Menge geschmolzenenBleis wird das Rohkupfer „aufgelöst“. Da Blei in festem Kupfer nicht löslich ist, erfolgt beimAbkühlen zuerst ein „Auskristallisieren“ des reinen Kupfers, nur die Begleitmetalle, auch das Silber,bleiben im Blei gelöst. Nach dem vollständigen Abkühlen erhitzt der Seigner die erstarrten„Seigerkuchen“ auf einem Rost des Seigerofens nur so weit, dass das niedriger schmelzende Bleiabtropfen („ausseigern“) kann. Aus dem abgetropften Blei wird das Silber dann durch die obenbeschriebene Kupellation gewonnen. Es kann, je nach Sorgfalt der Hüttenarbeiter, noch einigeProzente Kupfer enthalten.

Um den Feingehalt zu erhöhen, musste das in eingeschmolzenen Silbergegenständen oderMünzen enthaltene Kupfer durch das Affinieren wieder entfernt werden; früher ähnlich demSeigerverfahren mit Hilfe von Blei, später durch Schwefelsäure. Die Silber-Affinerien befanden sichnicht in Bergbauregionen, sondern in der Nähe großer Handelsplätze wie Frankfurt, Hamburg oderNürnberg. Da das vollständige Entfernen des Kupfers einen unverhältnismäßig hohen Arbeits- undMaterialaufwand erforderte, enthielt affiniertes Silber oft noch einige Prozent Kupfer.

Um eine noch größere Reinheit zu erreichen, mussten einzelne Verfahrensschritte mehrfachwiederholt werden, was zusätzliche Kosten verursachte und mit Silberverlusten verbunden war. Diefrüheren Hüttenleute arbeiteten ökonomisch und trieben die Reinigung des Silbers nicht auf dieSpitze. Wenn also Denare der römischen Republik oder Pfennige des Mittelalters noch einigeProzent Blei oder Kupfer enthalten und heutige Analysen Silbergehalte von teilweise nur wenigüber 92 % finden, beruht das nicht auf einer absichtlichen Streckung des Silbers, sondern auf einerunvollkommenen Abtrennung der Verunreinigungen.

Hierin liegt aber auch ein Grund für die Eignung des früheren Feinsilbers als Münzwerkstoff.Heutiges Feinsilber mit einem Reinheitsgrad von 999,9/1000 ist ähnlich wie chemisch reinesKupfer oder Gold zu weich, um als Werkstoff für Umlaufmünzen zu taugen. Beim Gebrauch wäredas Münzrelief sehr schnell „plattgedrückt“ und der mechanische Abrieb würde einen nicht tole-rierbaren Metallverlust verursachen. Doch schon die geringen Mengen von Verunreinigungen bzw.heutzutage von absichtlichen Legierungszusätzen bewirken eine enorme Erhöhung der Härteund/oder Sprödigkeit. Die antiken griechischen Münzen und auch viele Taler weisen durchVerunreinigungen mit Arsen und Phosphor gelegentlich Risse in dem stark gedehnten Rand-bereich auf. Bei Prägungen mit heutigem Silber würde dies nicht auftreten.

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Feinsilberne Bergwerksmünzen

Offensichtlich als eine Modeerscheinungwiesen um die Mitte des 18. Jh. berg-werksbesitzende Herrscher auf ihren Ta-lern und manchmal auch auf den Teilstü-cken nicht nur auf das silberlieferndeBergwerk hin, sondern sie glänzten auchdamit, dass sie diese Münzen aus Feinsil-ber prägten. Nur Münzherren, die überSilberquellen verfügten, konnten sich die-sen Luxus leisten.

Den Anfang machte Herzog EberhardLudwig von Württemberg (1693 - 1733)mit seinem 1728 geprägten Feinsilberta-ler „von gewachsenem Silber aus derFundgrube Dreikönigstern“ im Schwarz-wald, der mit dieser Münze seiner Freudeüber den ungewöhnlichen Fund gediege-nen Silbers Ausdruck verlieh.

Nach unrühmlichen 20-Kreuzer-Stückenfür das Herzogtum Jülich-Berg hielt esKurfürst Karl Philipp von der Pfalz (1716 -1742) für angebracht, sowohl in Mann-

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heim als auch in Düsseldorf 1737 feinsil-berne Gulden zu prägen, um seinen Rufzu wahren. Das Silber kam aus den 1718wieder in Angriff genommenen Bergwer-ken am Wildberg und am Heidberg (heu-tiges Eckenhagen, Oberberg) und warbisher ohne besondere Kennzeichnungvermünzt worden. Auf einem 1738 inDüsseldorf entstandenen Feinsilbergul-den wurde nun stolz mit der Rückseiten-umschrift DEUS SERVET METALLIFODI-NAS MONTENSES (Gott möge die Bergi-schen Erzgruben schützen) auf die bergi-schen Silbergruben hingewiesen.

Lautete die Herkunftsangabe des Silbersauf den Münzen Karl Philipps noch allge-mein „bergische Gruben“, so wurde seinNachfolger Karl Theodor von der Pfalz(1743 - 1799) genauer. Auf seinen zwi-schen 1748 und 1758 geprägten feinsil-bernen Gulden nach Leipziger Fuß undTalern im alten Reichsfuß lautet die Um-schrift: EX VISCERIBUS FODINAE WILD-BERG (aus dem Innern der Wildberger

Herzogtum WürttembergEberhard Ludwig, 1693 - 1733

Taler 1728„Von gewachsenem Silber aus der

Fundgrube Dreikönigstern“.

Herzogtum Jülich-BergKarl Philipp, 1716 - 1742

2/3 Taler 1738„Aus bergischen Gruben“.

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Grube). Da die Münze in Düsseldorf inzwi-schen geschlossen war, musste das Wild-berger Silber nach Mannheim gebrachtund dort vermünzt werden.

Heute erinnert nur noch wenig an dieehemaligen Silbergruben im oberbergi-schen Kreis.

Fürst Carl August von Nassau-Weilburg(1737 - 1753) brachte ab 1740 seine ver-nachlässigten Silbergruben bei Rohn-stadt wieder in Gang, sie lieferten ab1749 reiche Ausbeute. In der im gleichenJahr wiedereröffneten Münzstätte inWeilburg wurde aber nicht nur das Silberder Grube Mehlbach, sondern auch inFrankfurt gekauftes Silber zu großenMengen unterwertiger Scheidemünzen,überwiegend zu Kreuzern, Batzen undDreibätznern, verprägt. Um ein Verbotseiner schlechten Münzen durch denKreistag abzuwenden, prägte Carl August1750 einen schönen feinsilbernen Aus-beutegulden, dazu 1752 feinsilberne Ta-ler und Gulden ganz im Stile und im Ge-

wicht der kurpfälzischen, mit der Um-schrift: EX VISCERIBUS FODINAE MEHL-BAC (aus dem Innern der Grube Mehl-bach). Nach seinem Tod wurde die Weil-burger Münze wieder geschlossen.

Auch die Feinsilbertaler des HerzogsChristian IV. von Pfalz-Zweibrücken-Bir-kenfeld (1735 - 1775) zeigen eine großeÄhnlichkeit mit den kurpfälzischen seinesOnkels Karl Theodor. Ab 1747 begannenBergbautätigkeiten am Seelberg zwi-schen Ober- und Niedermoschel, die bis1753 eine Silbermenge von ca. 7,4 kg er-brachten. Hieraus wurden in der 1754wieder in Betrieb genommenen Zweibrü-cker Münze 280 Feinsilber-Taler geprägt.Sie dienten ausschließlich zu Repräsenta-tionszwecken. Die Umschrift: EX FODINISBIPONTINO SEELBERGENSIBUS 1754(aus den Zweibrücker Gruben am Seel-berg) weist stolz auf die Silbergruben hin.Selbst als in den Jahren 1755 - 1757 Sil-ber und Kupfer für etwa 2.500 Gulden ge-fördert wurde, lagen die Betriebskosten

Kurfürstentum PfalzKarl Theodor, 1743 - 17992/3 Taler 1748„Aus der Wildberger Grube“.

Fürstentum Nassau-WeilburgKarl August, 1737 - 1753Taler 1752„Aus der Grube Mehlbach“(Hessen).

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aber immer noch höher als die Erträge.Die Anteilseigner erhielten also keineAusbeute, die sonst gerne in besondersprächtigen Talern ausgezahlt wurde, son-dern mussten weiterhin Zubuße zahlen.Kurz darauf wurde der Bergbau dennauch wieder stillgelegt und erst 1768 aufherrschaftliche Rechnung wieder aufge-nommen.

In Bieber, am Nordrand des Spessarts,geht der Bergbau auf Eisen bis in die Kel-tenzeit zurück. Aber erst seit 1746 wur-den neue, reiche Silbervorkommen ent-deckt, die in den Jahren 1754 - 1762 Ge-winne von jährlich ca. 8.800 Gulden er-brachten. Landgraf Wilhelm VIII. vonHessen-Kassel (1751 - 1760) ließ den Ge-winn in Form von feinsilbernen Ausbeute-talern an die Anteilseigner ausgegeben,sie tragen auf Deutsch die Angabe FEIN-SILBER AUS BIEBER. Die für einen Reichs-taler ungewöhnliche, aber eindeutige An-gabe des 1566 eingeführten Münzfußes

„1/9 Mark“ wurde zur Unterscheidungzum 1753 in Süddeutschland eingeführ-ten Konventionstaler notwendig, der nur1/10 Kölnische Mark wert war. Der direkteBezug auf die (Kölner) Mark zu ca. 234 gwird auf späteren Münzen fast zur Regel.

Der prunkliebende Kölner Erzbischof Cle-mens August von Bayern (1723 - 1761)nutzte gleich eine ganze Serie von Fein-silbermünzen, um auf seine Bergwerkebei Ramsbeck im Sauerland hinzuweisen.Bergbau wurde auch dort schon in vor-christlicher Zeit betrieben. Urkundlichwurde er erstmals 1518 erwähnt, 1559auch in der ersten Kurkölnischen Berg-ordnung. An diese 200 Jahre zuvor erlas-sene Bergordnung sollten die von Cle-mens August 1759 aus „westfälischemfeinen Bergsilber“ geprägten ganzen,halben, viertel und achtel Bergbautalererinnern. Mit 21,7 g Feingewicht bzw. denentsprechenden Teilen davon passen siein keinen Münzfuß; sicher waren sie nicht

Herzogtum Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld

Christian IV., 1735 - 1775Taler 1754

„Aus den Gruben am Seelberg“.

Landgrafschaft Hessen-KasselWilhelm VIII., 1751 - 1760

Taler 1754„1/9 Mark Feinsilber aus Bieber“.

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als Zahlungsmittel gedacht. Aufgrunddes feinen Stempelschnitts und der de-tailreichen Darstellung zählen sie zu denschönsten deutschen Bergbaugeprägen.

In der kleinen Grafschaft Holzappel-Schaumburg an der Lahn wurde Carl Lud-wig von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym (1772 - 1806) von seinem Vater mitdem Holzappeler Bergwerk belehnt. Dortbefand sich ein schon von den Römernabgebauter, Bleiglanz und Kupfererzeführender Gangzug. Betrieb und Beleg-schaft wurden ständig vergrößert, und1775 konnte erstmals ein hoher Über-schuss erwirtschaftet werden. Auf die zuerwartenden Erfolge wurden bereits 1774ein ganzer und ein halber feinsilbernerTaler im Konventionsfuß geprägt. Diesblieben die einzigen Münzen der 1812wieder erloschenen Linie. Der Holzappe

ler Bergbau wurde erst 1952 eingestellt.

Gleich einen doppelten Taler im Konven-tionsmünzfuß ließ Kurfürst Friedrich Au-gust III. (1763 - 1827) von Sachsen 1786auf Wunsch des Oberbergamts Freibergin Feinsilber prägen, um damit einerseitsder Freude über eine nach längerer Zeitwieder anfallende hohe Ausbeute derGrube „Beschert Glück“ Ausdruck zu ver-leihen und andererseits mit vier Stückdieser Doppeltaler je Kux die Ausbeutean die Anteilseigner des Bergwerks aus-zuzahlen. Obwohl diese Prägung denCharakter einer Medaille hat und nie fürden Umlauf gedacht war, ist sie damit we-nigstens einmal zu einer Bezahlung ver-wendet worden. Der – theoretische –Geldcharakter kommt durch die auf-geprägte Gewichts- und Wertangabe „1/5 MARCK FEINSILBER“ zum Ausdruck.

Erzbistum Köln. Clemens August v. Bayern, 1723 - 17611/2 und 1/8 „Taler“ 1759

Aus der Grube Rambsbeck im Sauerland. Mit Chronogramm (die größer geschriebenen Buchstaben werden als lateinische Zahlzeichen addiert

und ergeben die Jahreszahl).

Fürstentum Anhalt-Bernburg-Schaumburg-HoymCarl Ludwig, 1772 - 18061/2 Taler 1774Aus der Grube Holzappel an der Lahn.

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Feinsilberne Münzen oder Medaillen im Talerfuß?

Gelegentlich wurden Gedenkmünzen oh-ne Wertangabe auf den Schrötlingen zeit-gleicher Feinsilbermünzen geprägt. DerHinweis auf Feinsilber war auf diesen Ge-prägen wegen der geläufigen Dimensio-nen der Stücke wohl entbehrlich.

Zur Erinnerung an den Harz-Besuch vonJérôme (Hieronymus) Napoleon (1807 -1815), dem jüngsten Bruder Bonapartes,und seiner Frau wurden 1811 in ClausthalGulden geprägt, die in Größe, Gewichtund Vorderseitenstempel den dort üb-lichen feinsilbernen 2/3-Talern im Leipziger

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Fuß entsprachen. Die Rückseite enthieltnur die Worte: GLÜCK AUF CLAUSTHAL IMAUGUST 1811. Trotz der geringen Auflagevon nur 100 Exemplaren gibt es Stückemit deutlichen Umlaufspuren. Bezeich-nenderweise bekam ein 1839 beim Be-such des Königs Ernst August II. von Han-nover (1837 - 1851) geprägter Taler einefast gleichlautende Rückseite. Für dieVorderseite wurde der Stempel des zeit-gleich geprägten Feinsilbertalers im 14-Taler-Fuß verwendet.

Nicht immer ist eindeutig festzustellen,ob es sich um eine besonders anspre-chend gestaltete Münze oder eine Me-

Kurfürstentum SachsenFriedrich August III., 1763 - 1827

Ausbeute-Medaille in Feinsilber mit Wertangabe 1/5 Mark (= 2 Taler im Konventionsfuß) 1786Grube Beschert-Glück bei Freiberg.

Königreich Westfalen. Hieronymus Napoleon, 1807 - 18152/3 Taler 1811

Auf den Harzbesuch Hieronymus Napoleons im August 1811, und ebenfalls aus Feinsilber geprägte Kursmünze zu 2/3-Taler, mit der gleichen Vorderseite.

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daille handelt. Viele Medaillen wurden imGewicht eines Geldstücks geprägt, siewaren dadurch leicht in Geld umzutau-schen oder sogar als Münze zu benutzen.Hierzu gehören einige der „Tauftaler“ ausdem Harz, die Ende des 17. Jh. als Paten-geschenke beliebt waren.

Auf drei in der Prägeanstalt von G. Loos inBerlin hergestellten Feinsilbermedaillenauf die 300-Jahrfeiern zu den Reforma-tionsereignissen wird der Geldwert in derRandschrift genannt: 1829 auf einer Me-daille „zum Gedächtnis an die zu Speyereingelegte Protestation“ 1529 heißt es:WERTH VON EINEM SPECIES THALER

* FEINSILBER *. Da das Stück 23,4 g wiegt,ist offenbar der 1753 eingeführte Kon-ventionstaler gemeint. Auf den anderenbeiden Feinsilbermedaillen von 1830 aufdie 300-Jahrfeier der Augsburger Konfes-sion lautet die Randschrift: WERTH VONEINEM JOACHIMS THALER * FEINSILBER*.Der Münzfuß des Joachimstalers von1518 war allerdings seit langem nichtmehr gebräuchlich. Vermutlich sollte dieWertangabe das Interesse von Sammlernwecken. Ähnliche „Pseudo-Münzen“ oh-ne Kursfähigkeit, Gepräge mit exotischenWertangaben oder einem höheren Metall-als Nennwert gibt es auch in unserer Zeit.

Königreich HannoverErnst August II., 1837-1851

Taler 1839Auf den Harzbesuch des Königs, mit ähnlicher Rückseite wie der Gulden von 1811.

SpeyerFeinsilber-Medaille 1829 von G. Loos, Berlin, auf die 300-Jahrfeier der Protestation zu Speyer

Randschrift: WERTH VON EINEM SPECIES THALER * FEINSILBER *.

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Feinsilbermünzen des 19. Jahrhunderts

Im 19. Jh. nahm die Verwendung vonFeinsilber für Münzprägungen deutlichab und beschränkte sich auf den nord-deutschen Raum. Hier wurden Feinsilber-münzen im Leipziger Fuß, jetzt auchReichsfuß genannt, „Konventionsmün-zen“ im 10-Taler-Fuß und ab 1835 auchTaler im preußischen 14-Taler-Fuß ge-prägt. Die Münzen in dieser verwirrendenVielfalt von Füßen waren nicht für denUmlauf im eigenen Land vorgesehen,sondern für den Handel in die benachbar-ten Regionen.

Die letzten mit „Feinsilber“ bezeichnetenMünzen wurden im Herzogtum Braun-schweig 1834 geprägt, in Hannover1839 und 1840.

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Münzen aus fast reinem Silber

Neben Münzen aus feinem Silber, dertechnisch höchst möglichen Reinheit,wurden auch Münzen mit nur wenigenProzent Kupferzusatz geprägt. Die Fein-heit lag auf jeden Fall über der höchstenstandardisierten Silberlegierung, demSterlingsilber von 925/1000.

1806, nach der Besetzung Hamburgsdurch die französischen Truppen, wurdedas Silber der von der Hamburger Giro-bank eingelagerten Barren mit einemFeingehalt von 97,9 % direkt zu 32-Schil-ling-Stücken verprägt.

Als Folge eines Successionsvertrages fielSaalfeld mit seinen Bergwerken 1826 anHerzog Bernhard Erich Freund von Sach-sen-Meiningen (1803 - 1866). Um diesenBergsegen der Bevölkerung deutlich zumachen, ließ er 1829 1.000 Gulden imWert eines halben Konventionstalers prä-gen - allerdings nicht aus dem geförder-ten Silber. Es wurde wegen der gleichmä-ßigeren Legierung bei einer Firma inHamburg gekauft (und mit dem Bergsil-ber bezahlt) und hatte eine Feinheit von15 Lot 15 Grän (98,96 %). Stempelher-stellung und Prägung erfolgten in derPrägeanstalt von G. Loos in Berlin.

Herzogtum Braunschweig-WolfenbüttelWilhelm, 1830 - 1884

24 Mariengroschen 1833Im Leipziger 12-Taler- oder 18-Gulden-Fuß,

„18 Stück eine feine Mark“.

Königreich HannoverErnst August II., 1837 - 1851

Taler 1840Letzte vollwertige deutsche Feinsilbermünze,

geprägt im preußischen 14-Taler-Fuß.

Sachsen-MeiningenBernhhard Erich Freund, 1803-1866

Feinsilbergulden 1829 nach dem Konventionsfuß Ausbeute des Saalfelder Bergbaus.

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Aus 15 Lot 14 Grän feinem Silber (98,6 %)bestanden zwischen 1840 und 1864 die36-Grote-Stücke der Hansestadt Bremen,die mit einer auf Gold basierenden Wäh-rung eine Sonderstellung einnahm. DieFeingehaltsangabe wird auf der Wertseiteder Münze angegeben. Aus dem gleichenSilber, aber ohne Feingehaltsangabe, be-stehen auch die Gedenkmünzen im Wertvon „EIN THALER GOLD“, die 1863 bis1865 und letztmalig auf den „glorreich er-kämpften Frieden“ 1871 herausgegebenwurden.

Moderne Feinsilbermünzen

Deutschland führte 1871, wie fast alleLänder in der 2. Hälfte des 19. Jh., dieGoldwährung ein. Damit war nicht mehrdas Silber das Maß aller Dinge, der Geld-wert wurde vom Metallwert der Silber-münze abgekoppelt. Eine Ausmünzungin Silber hatte keine handels- und geld-politische Bedeutung mehr. Nickel und

andere unedle Metalle haben inzwischenin allen Ländern der Erde das Silber ausden Geldbörsen verdrängt.

In unserer Zeit sind die nicht für den Um-lauf hergestellten Münzen zu einer Warefür Sammler geworden. Sie werden ausabsatzfördernden Gründen aus allenmöglichen Metallen geprägt, oft im Ge-wicht einer Unze und aus Feinsilber in derheute möglichen Silberqualität von999,9/1000. Die Sondermünzen derBundesrepublik mit dem Nennwert 10 €bestehen jedoch nur aus 925/1000 Silber.

Die einzige deutsche Feinsilbermünzedes 20. Jh. ist das letzte 20-Mark-Stückder Deutschen Demokratischen Republikvon 1990 zur Erinnerung an die Öffnungdes Brandenburger Tores am 22.12.1989:für einen würdigen Anlass ein Gepräge ineinem würdigen Metall.

Eberhard F. Auer,Numismetallurge

Hansestadt Bremen36 Grote 1859

Mit Feinheitsangabe: 15 Lot 14 Grän (986/1000).

DDR20 Mark 1990Auf die Öffnung des Brandenburger Tors. Einzige deutsche Feinsilbermünze des 20. Jh.(999/1000 Silber).

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Geldgeschichtliche SammlungKreissparkasse KölnNeumarkt 18 – 24D-50667 Kölnwww.geldgeschichte.de

Hamburg. Aus Feinsilber geprägte Medaille 1770Auf die Umstellung der Silbereinlagen in der Hamburger Girobank von Talern auf Barren. Der auf der

linken Waagschale liegende Barren weist die vorgeschriebene Feinheit von 15 Lot 12 Grän (979/1000) aus. Rs.: Probiertisch zur Bestimmung der Feinheit. Ø 41 mm, 20,4 g.

Als französische Truppen 1809 unter Napoleon die Hamburger Bank plünderten, wurden diese Barren ohne weiteren Kupferzusatz zu 32-Schilling-Stücken vermünzt. Sie sind aufgrund des fehlenden Kupfers

leichter als die in 750/1000-Silber ausgeprägten Münzen von 1808, der Silbergehalt ist jedoch gleich.

Titel: Schweden. Karl XI., 1660 - 1697. Medaille 1687 von Arvid Karlsteen auf den Besuch des Königs in der Silbergrube Sala. „Er durchsucht das Innerste der Erde“. Mit Randschrift Ø 54 mm, 68,5 g.

Die Ausstellung findet vom 29.3. bis 14.9.2006in Köln statt, von Oktober 2006 bis September 2007im Museum „Alte Münze“ in Stolberg/Harz.Diese Broschüre wird kostenlos abgegeben.