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266 BerWissGesch 5 (1982): Rezensionen
Vom zweiten Teil wollen wir nur zwei Beispiele anführen: Die Kenntnis von Lichtenbergs Begeisterung ftir Jean Paul wird durch den Nachweis des Besitzes von Hesperus ergänzt. - Angesichts einer Bemerkung zugunsten von Robinsonaden und gegen Messiaden war es zu erwarten, aber sonst nicht belegt: Er hat die Insel Felsenburg besessen!
Wir dürfen dem Herausgeber dankbar sein, vor allem daftir, daß er ein praktisch ungeordnetes, von Fehlern strotzendes Verzeichnis mit bewundernswürdigem Einsatz in ein Instrument der Forschung verwandelt hat.
Peter Brosche, Bonn
Indices natmwissenschaftlich-medizinischer Periodica bis 1850. Hrsg. von Armin Geus. Stuttgart: Anton Hiersemann.
Bd.1: Der Naturforscher 1774-1804. [Bearbeitet von Armin Geus.] 1971. 182 SS., DM 148,-.
Bd. 2: Die chemischen Zeitschriften des Lorenz von Crell. Bearbeitet von Dietrich von Enge1hardt. Teil I. 1974. 298 SS., DM 230,-.
Bd. 3: Die tiermedizinischen Zeitschriften des 18. Jahrhunderts. Bearbeitet von Bernd Wimrnel und Armin Geus. 1981. 200 SS., DM 230,-.
"Vorerst ist geplant, jährlich zwei Bände erscheinen zu lassen", schrieb Armin Geus 1971 zum Abschluß seines allgemeinen Vorwortes zum 1. Buch der Indices naturwissenschaftlich-medizinischer Periodica bis I850. Diese Planung wurde rasch durch die harte Realität überholt: Nach zehn Jahren konnte Band 3 vorgelegt werden. So bedauerlich diese Diskrepanz ist, sie wird einem Insider verständlich. Die in den sechziger Jahren durch einen Schub institutionell gefestigte Disziplin Naturwissenschaftsgeschichte wurde in der zur Konsolidierung notwendigen Ausbauphase durch die allgemeine Rezession in Verbindung mit der als Reform deklarierten Aufblähung der Massenfächer an den Universitäten als ,Kleines Fach' besonders betroffen. Zwar ist das allgemeine Interesse an der Wissenschaftsgeschichte seitdem nicht schwächer geworden, so daß sich auch noch Verlage zu so aufwendigen Unternehmungen wie dem vorliegenden bereit erklären können und dazu auch stehen, wenn die technische Produktion durch die wachsenden äußeren Hemmnisse für die geistige ins Stocken gerät. Die Anzahl möglicher entsprechend vor- und ausgebildeter Mitarbeiter ist aufgrund der katastrophalen Stellenlage seitdem stark rückläufig, und eine Profilierung erfolgt kaum über die Bearbeitung von Indices, die zudem sehr zeitaufw~ndig ist. Die Hoffnungen Armin Geus' ließen sich daraufhin nicht erftillen; doch ist von seiten der Benutzer zu hoffen, daß er nach und nach immer wieder Mitarbeiter findet (so basiert Bd 3 auf der 1979 abgeschlossenen Dissertation von Bernd Wimme!) und selber nicht verzagt. Die vorliegenden drei Bände verdienen es unbedingt, fortgesetzt zu werden - auch wenn der Verlag, ohne damit die Benutzbarkeit zu beeinträchtigen, von der bisherigen kostspieligen typographischen Gestaltung zugunsten eines niedrigeren Verkaufspreises und damit größerer Verbreitung Abstand nehmen sollte. Das Erstellen von Indices jeder Art ist ein schwieriges und undankbares Geschäft, dem man schließlich die Mühen nicht ansieht, die es bereitete, dessen Ergebnisse ein jeder wie etwas Selbstverständliches benutzt, leicht kritisieren kann, aber scheut, für eigene Werke selber zu erstellen; und die Schwierigkeiten steigern sich mit zunehmender zeitlicher Distanz des mit einem Index zu versehenden Werkes (und mit den zunehmenden Detailkenntnissen der Bearbeiter).
Die Bände enthalten jeweils eine bibliographische Übersicht über die Periodica, auf denen der Index basiert, eine wissenschaftshistorische Einführung sowie die Indices; und zwar jeweils ein ,[Autorenund] Titelverzeichnis', alphabetisch nach Autoren geordnet (Bd 1: S. 13-32, Bd 2: S. 32-162, Bd 3: 17-31) - dazu gegebenenfalls ein Register der Rezensionen und Kurzen Mitteilungen (Bd 2: S. 163-177 [nach Autoren geordnet], Bd 3: S. 32) -,ein ,Personenverzeichnis' (Bd 1: S. 150-168, Bd 2: S. 178-212, Bd 3: S. 182-200), sowie ein ,[Namen- und] Sachverzeichnis' (Bd 1: S. 33-149, Bd 2: S. 213-298, Bd 3: S. 33-181) - Bd 1 auch ein Verzeichnis der im Naturforscher besonders zahlreichen Tafeln (leider ohne Inhaltsangabe) und der Illustratoren (S. 169-172 bzw. 173 f.). In den beiden ersten Bänden sind zusätzlich einige der programmatischen Vorreden der Herausgeber der Periodica abgedruckt, nicht zuletzt um "einen Eindruck von der Planung und Entwicklung dieser Zeitschriften und [ ... ] von der Struktur ihrer literarischen Gestalt, die von jedem Register unmittelbar zerrissen wird", zu vermitteln (Bd 2, S. 15). Rezensent hätte gern noch ein simples ,Inhaltsverzeichnis' der einzelnen Bände dieser doch seltenen frühen Zeitschriften vorgefunden, um von einer Band- und Seitenzahl in den Personen- und Sachregistern her erschließen zu l<önnen, von wem darüber geschrieben wird oder wer unter welchem Titel und in welchem Zusammenhang wen erwähnt. Der
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zusätzliche Aufwand für ein solches Verzeichnis und sein Umfang stünden in keinem nennenswerten Verhältnis zu seinem und der Gesamtindices Nutzen.
Die Grundsätze, nach denen das jeweilige Kernstück, das Namen- und Sachverzeichnis, erstellt wurde, sind leider nicht deutlich genug beschrieben. So heißt es zwar in Bd 3 (S. 15 f.): "Im Namenund Sachverzeichnis sind die als Stichworte [sie!] den Texten entnommenen Begriffe aus der Fachsprache ihrer Zeit durch Verweise mit den Termini und Nomina der heutigen Fachsprache verbunden", doch finden sich solche Verweise sehr selten und haben dann häufig die bloße Funktion, zwei Begriffe unter einem Stichwort zusammenzufassen (vgl. alle Verweise unter den mit A beginnenden Stichwörtern: Abfuhrmittel s. Purgiermittel; Allheilmittel s. Panazee, Aneurisme s. Schlagaclergeschwulst, Anfälle s. Zufälle, Assa s. Assant, Assonpissement s. Schlagfuß [sie! für Schlagfluß], Aufblähen s. Trommelsucht); in Bel 1 dagegen finden sich z. B. die beiden sicherlich nicht der jeweils benutzten Fachterminologie entsprechenden Stichwörter ,Fossilien' und ,Paläontologie' mit genau denselben Seitenangaben; hier, wo es vorwiegend um die naturhistorischen Termini (Art- und Gattungsnamen sowie volkssprachliche Trivialnamen) im Naturforscher, also des 18. Jahrhunderts geht, wird eine Identifizierung mit den heute gebräuchlichen (gleichen oder anderslautenden) Begriffen nicht gegeben (die Schwierigkeiten wären ins Unermeßliche gewachsen). Das Gleiche gilt für die chemischen Zeitschriften Crells in Band 2, wo man deshalb ,Elementarteile' neben ,Luft, reine' findet, woraufvon ,Lebensluft', ,Luft, clephlogistisierte' und ,Luft, gesündeste' verwiesen wird, obgleich hier die unterschiedliche Terminologie sicherlich eine Vorauskunft über die Einordnung durch den Autoren ermöglicht hätte. Insgesamt bleibt der von den indicierten Zeitschriften erfaßte Zeitraum vor der sog. Lavoisierschen Revolution, so daß auch die entsprechende Terminologie noch fehlt (und entsprechend die Möglichkeit, zusammenlegend auf heute noch gebräuchliche Begriffe zu verweisen). Zu hoffen ist, daß der Teil Il zu Bd 2 trotzder damit verbundenen terminologischen Schwierigkeiten bearbeitet werden wird; denn Crells Chemische Annalen (17 84-1804) sind regelrecht ein Spiegelbild der Auseinandersetzung zwischen der "deutschen" und der "französischen" Chemie, zwischen Phlogistikern und Antiphlogistikern - und da dürfte dasselbe nicht ohne Verweis unter einem phlogistischen oder antiphlogistischen Begriff stehen bleiben, je nach dem, von welchem theoretischen Standpunkt her es behandelt würde.
Aber, wie gesagt, zu kritisieren fällt bei einem solchen Unternehmen leicht- und deshalb kann das Verdienst darum hierdurch auch nicht geschmälert werden: Fortsetzung erwünscht!
Erfaßt wurden bisher folgende Periodica (stets bis zur Einstellung): Bel 1: Der Naturforscher (1-30, Halle 1774-1804); Bel 2: Chemisches Journal (1-6, Lemgo 1778-1781), Dieneuesten Entdeckungen in der Chemie (1-12, Leipzig 1781-1784), Auswahl aller eigenthümlichen Abhandlungen und Beobachtungen aus den neuesten Entdeckungen in der Chemie (l-4, Leipzig 1786), Chemisches Archiv (1-2, Leipzig 1783), Neues Chemisches Archiv (1-8, Leipzig 1784-1791) undNeuestes Chemisches Archiv (1, Weimar 1798); Bel 3: Magazin der Vieharzneykunst (1, Wien/Leipzig 1784), Sammlung der vorzueglichsten Schriften aus der Thierarzney (1-2, Prag 1785-1786), Auserlesene Beytraege zur Thierarzneykunst (1-4, Leipzig 1786-1788), Archiv fuer Roßaerzte und Pferdeliebhaber (1-4, Marburg 1788-1796), Magazin fuer Thiergeschichte, Thieranatomie und Thierarzneykunde (1-2, Göttingen 1790-1794), Sammlung von Abhandlungen fuer Thieraerzte und Oekonomen (l-5, Kopenhagen 1795-1807), Magazin fuer die Thierarzneykunde (1-4, Berlin 1799-1802) und Journal der praktischen Roßarzney- und Reitkunst (1-2, Leipzig 1800).
Fritz Krafft, Mainz
Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Unter ständiger Mitwirkung von Siegfried Blasehe ... hrsg. von Jürgen Mittelstraß. Band 1: A-G. Mannheim/Wien/Zürich 1980: Wissens~haftsverlag- Bibliographisches Institut. 835 SS. Gebunden: 128 DM.
Die "Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie" versucht, wissenschaftliches und philosophisches Wissen enzyklopädisch zu verbinden. Der Herausgeber versteht unter Wissenschaftstheorie "den Versuch, die Philosophie unter dem Gesichtspunkt begrifflicher Klarheit und methodischer Strenge wieder wissenschaftlicher und die Wissenschaften unter dem Gesichtspunkt einer methodologischen und teleologischen Aufklärung über sich selbst [ ... ] wieder philosophischer zu machen" (S. 6). Allerdings kann man dem Titel dieses Nachschlagewerkes nicht entnehmen, welche Fülle an Einzelinformationen aus der Wissenschaftsgeschichte es enthält. Nicht nur Personen und Grundbegriffe aus Philosophie und Wissenschaftstheorie werden behandelt, sondern viele Sach- und Personenartikel lassen sich eher dem Gebiet Wissenschaftsgeschichte zuordnen. In seinem Vorwort stellt der Herausgeber fest, daß in der Enzyklopädie versucht werde, "das philosophische (Grundlagen-)Wissen mit dem wissenschaftlichen Wissen enzyklopädisch" zu verbinden (S. 6). Dies schließe aber die Berücksichti-