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Aufwachsen im Krieg und auf der Flucht Kinder zwischen den Fronten Kriege und bewaffnete Konflikte treffen heute mehr denn je unschuldige Kinder. Klare Fronten zwischen kämpfenden Armeen sind kaum noch erkennbar. Überfälle auf Dörfer und gezielter Terror gegen Frauen und Kinder gehören immer öfter zur Taktik der Kriegsherren. Die Men- schen in den Kriegsgebieten zahlen einen schrecklichen Preis, bis zu 90 Prozent der Opfer sind Zivilisten. Allein in den neunziger Jahren kamen zwei Millionen Jungen und Mädchen um, sechs Millionen wurden verletzt. UNICEF schätzt, dass in diesem Zeitraum über eine Million Kinder zu Waisen wurden oder von ihren Eltern getrennt wurden. Rund 20 Millionen Kinder sind aktuell auf der Flucht, meist vor kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Kriegs- parteien machen Kinder auch zu Tätern: Rund 250.000 Kinder weltweit werden als Kinder- soldaten missbraucht. Viele von ihnen sind gerade zehn Jahre alt. Landminen und nicht explodierte Streumunition sind das tödliche Erbe vieler Kriege: Die Zahl der Opfer ist in den letzten Jahren zwar zurückgegangen. Doch allein 2008 wurden noch immer über 5.000 Men- schen durch Minenexplosionen verstümmelt oder getötet – rund ein Drittel von ihnen Kinder. Wie Kinder unter Kriegen und ihren Auswirkungen leiden – einige Beispiele: Im größten Krieg auf dem afrikanischen Kontinent in der Demokratischen Republik Kongo kamen seit 1998 rund 5,4 Millionen Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Frauen, Kinder und alte Menschen. Vergewaltigungen dienen immer öfter als Kriegswaffe. 2009 suchten allein in der Demo- kratischen Republik Kongo landesweit 18.000 missbrauchte Mädchen und Frauen Hilfe. Die Täter haben kaum Strafen zu fürchten. Im Süd-Sudan gehörten bei Kriegsende 2005 rund 12.000 Jungen und Mädchen bewaff- neten Gruppen an. Kinder geraten immer wieder zwischen die Fronten. So starben im Nahen Osten Anfang 2009 bei der Operation „Gegossenes Blei“ über 1.400 Menschen aus dem Gaza-Streifen, darunter mindestens 350 Kinder. In fast jeder dritten palästinensischen Familie leiden die Kinder unter ständiger Angst oder Depressionen. In Afghanistan kam es allein 2009 zu 165 bewaffneten Angriffen auf Schulen – sie wurden gezielt zerstört oder in Brand gesetzt. Rund fünf Millionen Kinder erhalten bis heute keinen Unterricht. In chronischen Krisenländern wie Somalia, dem Irak oder dem Jemen leiden Millionen Kin- der unter den Folgen von kriegerischen Auseinandersetzungen. Viele Kinder sind mangeler- nährt und haben keine medizinische Grundversorgung. In der sudanesischen Krisenprovinz Darfur wächst eine ganze Generation von Kindern in Flüchtlingslagern auf. In Kolumbien wurden seit 1990 über 8.500 Menschen durch Landminen und Blindgänger verstümmelt oder getötet. Jedes dritte der zivilen Opfer ist ein Kind. Deutsches Komitee für UNICEF e.V., Höninger Weg 104, 50969 Köln, Tel.: 0221/93650-0, Fax: 0221/93650-279 Schirmherrschaft: Eva Luise Köhler,Vorsitzender: Dr. Jürgen Heraeus, Geschäftsführer: Christian Schneider Vereinsregister VR 5068, Spendenkonto 300 000, Bank für Sozialwirtschaft Köln, BLZ 370 205 00, www.unicef.de Gemeinsam für Kinder INFORMATION

Info 075 KinderimKrieg€¦ · 3 bieten der Welt zirkulieren und der Nachschub nie abreißt. Eine Kalaschnikow AK 47 kostet auf dem Schwarzmarkt afrikanischer Länder häufig nur

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    Aufwachsen im Krieg und auf der Flucht

    Kinder zwischen den FrontenKriege und bewaffnete Konflikte treffen heute mehr denn je unschuldige Kinder. Klare Fronten zwischen kämpfenden Armeen sind kaum noch erkennbar. Überfälle auf Dörfer und gezielter Terror gegen Frauen und Kinder gehören immer öfter zur Taktik der Kriegsherren. Die Men-schen in den Kriegsgebieten zahlen einen schrecklichen Preis, bis zu 90 Prozent der Opfer sind Zivilisten. Allein in den neunziger Jahren kamen zwei Millionen Jungen und Mädchen um, sechs Millionen wurden verletzt. UNICEF schätzt, dass in diesem Zeitraum über eine Million Kinder zu Waisen wurden oder von ihren Eltern getrennt wurden. Rund 20 Millionen Kinder sind aktuell auf der Flucht, meist vor kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Kriegs-parteien machen Kinder auch zu Tätern: Rund 250.000 Kinder weltweit werden als Kinder-soldaten missbraucht. Viele von ihnen sind gerade zehn Jahre alt. Landminen und nicht explodierte Streumunition sind das tödliche Erbe vieler Kriege: Die Zahl der Opfer ist in den letzten Jahren zwar zurückgegangen. Doch allein 2008 wurden noch immer über 5.000 Men-schen durch Minenexplosionen verstümmelt oder getötet – rund ein Drittel von ihnen Kinder.

    Wie Kinder unter Kriegen und ihren Auswirkungen leiden – einige Beispiele: • ImgrößtenKriegaufdemafrikanischenKontinentinderDemokratischen Republik Kongo

    kamen seit 1998 rund 5,4 Millionen Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Frauen, Kinder und alte Menschen.

    • VergewaltigungendienenimmeröfteralsKriegswaffe.2009suchtenalleininderDemo-kratischen Republik Kongolandesweit18.000missbrauchteMädchenundFrauenHilfe.DieTäterhabenkaumStrafenzufürchten.

    • ImSüd-SudangehörtenbeiKriegsende2005rund12.000JungenundMädchenbewaff-neten Gruppen an.

    • KindergeratenimmerwiederzwischendieFronten.SostarbenimNahen Osten Anfang 2009beiderOperation„GegossenesBlei“über1.400MenschenausdemGaza-Streifen,daruntermindestens350Kinder.InfastjederdrittenpalästinensischenFamilieleidendieKinderunterständigerAngstoderDepressionen.

    • InAfghanistankamesallein2009zu165bewaffnetenAngriffenaufSchulen–siewurdengezieltzerstörtoderinBrandgesetzt.RundfünfMillionenKindererhaltenbisheutekeinenUnterricht.

    • InchronischenKrisenländernwieSomalia, dem Irak oder dem Jemen leiden Millionen Kin-derunterdenFolgenvonkriegerischenAuseinandersetzungen.VieleKindersindmangeler-nährtundhabenkeinemedizinischeGrundversorgung.

    • IndersudanesischenKrisenprovinzDarfurwächsteineganzeGenerationvonKinderninFlüchtlingslagernauf.

    • InKolumbienwurdenseit1990über8.500MenschendurchLandminenundBlindgängerverstümmeltodergetötet.JedesdrittederzivilenOpferisteinKind.

    DeutschesKomiteefürUNICEFe.V.,HöningerWeg104,50969Köln,Tel.:0221/93650-0,Fax:0221/93650-279 Schirmherrschaft:EvaLuiseKöhler,Vorsitzender:Dr.JürgenHeraeus,Geschäftsführer:ChristianSchneider VereinsregisterVR5068,Spendenkonto300000,BankfürSozialwirtschaftKöln,BLZ37020500,www.unicef.de

    GemeinsamfürKinderINFORMATION

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    DieneuenKriege–diemeistenOpfersindZivilistenKriegesindheuteseltenKonfliktezwischenStaaten.MeistensgehtesuminnerstaatlicheKonflikteundBürgerkriegeinLändern,indenendiestaatlicheOrdnungunddamitauchdiesozialeGrundversorgungderBevölkerungoftvölligzusammengebrochensind.DieFrontensindäußerstunübersichtlich:InLändernwiederDemokratischenRepublikKongokämpfennichtklardefinierte,uniformierteundhochgerüsteteTruppenverbände,sondernRegierungs-armee,RebellenundmarodierendeBandenzumeistmitMaschinenpistolenoderSturmgeweh-rengegeneinander.OftgehtesumdieKontrolleüberGebietemitBodenschätzenwieErdöl,Diamanten,GoldoderTropenhölzern.DochauchethnischeMotivewie2010inKirgistanoder1994inRuandaführenimmerwiederzukriegerischenAuseinandersetzungen,inSriLankaundimKosovowarenSeparationsbewegungendieAuslöserderKämpfe.

    DieKriegsherrender„neuen“KonfliktetragendieGewaltrücksichtslosundsystematischindieZivilbevölkerung:WährendimErstenWeltkriegderAnteilzivilerOpfernochbeifünfProzentlag,stiegerindenvergangenenJahrzehntenaufheutebiszu90Prozent.NochverheerenderalsdiemilitärischeGewaltwirktsichfürdieKinderderZusammenbruchderVersorgungmitNahrung,sauberemWasserundMedikamentenaus.InFlüchtlingslagernundNotunterkünftenbreitensichschnelllebensbedrohlicheInfektionskrankheitenwieMasernundCholeraaus.

    IndenKriegswirrenundaufderFluchtsindKinderüberdiesbesondersinGefahr,OpfervonMissbrauchundAusbeutungzuwerden:Vergewaltigung,EntführungundKinderhandelge-hörenzudengrauenhaftenBegleiterscheinungendermeistenKriege.SohabendieUN2010einenBerichtüberdieAuseinandersetzungeninderDemokratischenRepublikKongoveröf-fentlicht und dabei schlimmste Menschenrechtsverletzungen festgehalten. Kriege hemmen außerdemdiegesamteEntwicklungeinesLandes:ZweiDritteldervonKonfliktenbetroffenenLänderhabensogutwiekeineFortschritteimKampfgegenhoheKindersterblichkeitgemacht.UndauchmitBlickaufdieMillenniums-EntwicklungszielezählenKonfliktländerinvielenKate-gorienregelmäßigzudenSchlusslichtern.BeispielesindAfghanistan,Äthiopien,Somalia,derSudanundderTschad.

    Kleinwaffen prägen die Konflikte der GegenwartDieweltweitfürwenigGeldverfügbarenKleinwaffenprägendieKämpfederheutigenKriege–undsiemachendieseKonfliktefürdieZivilbevölkerungsogefährlich:BiszuneunvonzehnKriegsopfernsterbendurchSturmgewehre,MaschinenpistolenundandereKleinwaffen.Welt-weitgibtesetwa875MillionenKleinwaffen.Diemeistenvonihnensind–wieindenUSA–inPrivatbesitzoderindenHändenregulärerArmeen.DochihregeringeGröße,derniedrigePreisunddiemassenhafteVerfügbarkeitsorgendafür,dassKleinwaffeninallenKriegsge-

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    1 Afghanistan 2Äthiopien 3Dem.Rep.Kongo 4Indien 5Inguschetien (Russ.Föderation) 6Irak 7Iran 8 Kolumbien 9Mexiko 10Myanmar 11Nigeria 12Pakistan

    13Besetztepalästinen- sische Gebiete 14Peru 15Philippinen 16SaudiArabien 17Somalia 18SriLanka 19Sudan 20Thailand 21Türkei (KurdischeGebiete) 22Tschad 23Tschetschenien (Russ.Föderation) 24Uganda 25Jemen

    Kriege und bewaffnete Konflikte

    Quelle:HeidelbergInstituteforInternationalConflictResearch,2009

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    bietenderWeltzirkulierenundderNachschubnieabreißt.EineKalaschnikowAK47kostetaufdemSchwarzmarktafrikanischerLänderhäufignursovielwieeinHuhnodereineZiege.KleinwaffenlassenkleinereKonflikte,beispielsweisezwischensesshaftenBauernundNoma-den,schnellereskalieren.NochJahrenacheinemKriegbedrohtihreAllgegenwartdieZivilbe-völkerung.Kleinwaffentragenauchentscheidenddazubei,dassKinderalsSoldateneingesetztwerdenkönnen:EineKalaschnikowbeispielsweisewiegtsowenigundistsoleichtbedienbar,dassschonZehnjährigemitihrzumKämpfengezwungenwerdenkönnen.

    WachsendeGefahrfürdieHelferInKrisengebietensinddieGefahrenfürhumanitäreHelferindenvergangenenzehnJah-renkontinuierlichgestiegen.Allein2009wurden278lokaleundinternationaleMitarbeitervonHilfsorganisationenimEinsatzgetötet,entführtoderbeiÜberfällenschwerverletzt.DamithatsichdieZahlderOpferseit1999vervierfacht.2007starbenalleininAfgha-nistan40humanitäreHelfer,89wurdenentführt.MitdemWelttagderHumanitärenHilfeerinnerndieVereintenNationenanalleHelfer,diewährendihresEinsatzesihrLebenverlorenhaben.DerTaggehtzurückaufdenAnschlagaufdasUN-HauptquartierinderirakischenHauptstadtBagdadam19.August2003.Damalsstarben22Menschen.DerUN-SicherheitsrathatzudemeineResolutionzumSchutzderMitarbeitervonHilfsorgani-sationenverabschiedet.DieStaatenwerdendarinaufgefordert,AngriffeaufhumanitäreHelferalsKriegsverbrechenzuverfolgen.

    DieKriegsfolgenfürKinder

    „Krieg verletzt jedes einzelne Recht eines Kindes.“

    Graça Machel, frühere mosambikanische Bildungsministerin und Autorin der UN-Berichte zu den Auswirkungen von Kriegen auf Kinder

    Angriff auf Leben und Gesundheit

    VieleKriegsparteienschreckennichtdavorzurück,Kindergezieltanzugreifen.Zudenerschüt-ternstenBeispielenzähltderTerroranschlagaufdieSchuleNr.1inBeslan,Nord-Ossetien.Über330ErwachseneundKinderstarbenbeidemGeiseldrama2004.AuchinAfghanistankommtesimmerwiederzubrutalenAngriffenaufSchülerundLehrerinSchulgebäuden.InLändernwiederDemokratischenRepublikKongodienenbrutaleVergewaltigungenalsbeson-dersperfide„Kriegswaffe“.MissbrauchteMädchenkönnenandenFolgensterben.OdersieleideneinLebenlangunterSchamundAusgrenzung.

    Trennung von den ElternImKriegwerdenimmerwiederFamilienauseinandergerissen.Währenddes27Jahredau-erndenBürgerkriegesinAngolawurdenmindestens100.000KindervonihrenFamilienge-trennt,vielewurdenzuWaisen.OhneSchutzdurcherwachseneAngehörigesindsieGewaltundMissbrauchofthilflosausgeliefert.KleineKinder,diesichnichtselbstversorgenkönnen,geratenbeieinerTrennungvondenElternschnellinLebensgefahr.VieleKriegswaisen,vorallemMädchen,müssenVerantwortungfürihreGeschwisterübernehmenundhabenkeineChanceaufeineSchulbildung.

    Seelische Wunden KriegundGewalthinterlassenindenSeelenderKindertiefeSpuren.Vielemüssenmitanse-hen,wieEltern,VerwandteundFreundemisshandeltodersogargetötetwerden.DieseErleb-nissekönnendiegesamteEntwicklungeinesKindesbeeinträchtigen.SieäußernsichunterandereminextremerAngst,Apathie,DepressionenoderSchlafstörungen.DieexistenzielleBedrohungihresLebensunddieanhaltendeFurchtvorneuerVertreibungmachenvorallemFlüchtlingskindernschwerzuschaffen.

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    Mangel an Nahrung, Wasser und medizinischer VersorgungImKriegsindNahrungsmitteloftnichtmehrzubekommen,weildieFeldernichtbestelltwer-denkönnenoderwichtigeVersorgungsstraßenunpassierbarwerden.GeradefürarmeFamilienwerdenLebensmittelunerschwinglich.InLiberiahattederbis2003anhaltendeBürgerkriegvorallemindenlangeZeitvonjederHilfeabgeschnittenenRebellengebietendramatischeFolgen.ImlandesweitenDurchschnittleidennochimmer40ProzentderKinderdurchmangelndeEr-nährungunterEntwicklungsverzögerungen.DieKinderholendenRückstandinihrergeistigenundkörperlichenEntwicklungoftihrLebenlangnichtmehrauf.

    ImKriegistauchdieWasserversorgungnichtmehrgewährleistet:InFlüchtlingslagernfehltesansauberemTrinkwasser,diehygienischenVerhältnissesindoftkatastrophal.AufdemLandkönnenBrunnenundPumpennichtmehrrepariertwerden,weilErsatzteileodergeschulteArbeiterfehlen.WährendderGaza-Krise2008/2009brachdieWasserversorgungfürrundeinehalbeMillionMenschenzusammen.DieStromversorgungderBlutbankimGazastreifenkonntenurüberGeneratorenaufrechterhaltenwerden.VerschmutztesWasser,unzureichendeHygie-neundderKollapsdermedizinischenInfrastrukturbringenvorallemdieKinderinGefahr.SieleidenhäufigunterDurchfalloderinfizierensichmitCholeraoderMasern–Krankheiten,diefürgeschwächteMädchenundJungenschnelltödlichenden.

    Zerstörte SchulenSchulgebäudewerdenimKriegoftalsUnterkunftfürSoldatenzweckentfremdet.Dieanhal-tendeGewaltführtaberauchdazu,dassSchulenmonatelanggeschlossenbleibenoderElternihreKinderausAngstzuHausebehalten–sozumBeispielindenKonfliktgebietenNepals.InAfghanistankames2008zuüber250AngriffenaufSchulen.

    InKriegsgebietenfehlteszudemanLehrernundUnterrichtsmaterial.Kinderbesuchendes-halboftjahrelangkeineSchule.AuchwichtigeInformationenfürdenAlltag,zumBeispielzumSchutzvoreinerHIV-InfektionundanderenKrankheiten,erreichendieseKinderohneeinengeregeltenUnterrichtnicht.NacheinemFriedensschlussdauerteshäufigJahre,biseinnorma-lerSchulbetriebwiedermöglichist.

    Gefahr durch LandminenInrund70LändernderErdesindinsgesamtrund160MillionenLandminenoftnochJahrenacheinemKriegeineGefahrfürKinder.Nochimmerwurden2008weltweitüber5.000MenschenbeiMinenunfällengetötetoderverletzt.40ProzentderzivilenOpferwarenKinder.Dasgefähr-lichsteLandfürKinderwarAfghanistan:393JungenundMädchenwarenhiervonMinenunfällenbetroffen.LandminenverwandelnWeiden,WasserstellenundWegeintödlicheFallen.Aufzeich-nungenüberdieMinengebieteexistierenselten.OftbehindertdasexplosiveErbedesKriegesdieEntwicklungüberJahre.MinenverhinderndieRückkehrvonFlüchtlingenundblockierennachdemEndekriegerischerAuseinandersetzungenLandwirtschaftundHandel.SielassensichinSekundenschnellemaschinellverlegen–ihreRäumungdauerthingegenJahre.WährenddieHerstellungeinerMinehäufignurdreiDollarkostet,benötigtihreRäumungbiszu1.000Dollar.

    KriegskinderneineStimmegebenImApril2009veröffentlichteUNICEFdenumfassendenReport„KinderundKonflikteineinerWeltimWandel“.ErfasstwichtigeErgebnissederStudienvonGraçaMachelüberdieKriegsfolgenfürKinderzusammenundanalysiertdiebisherigenFortschritte.GraçaMachelserster,wegweisenderBerichtzudiesemThemahatte1996unteranderemdazugeführt,dassdieVereintenNationeneinenSonderbeauftragtenfürKinderinbewaffnetenKonfliktenernannten.FürdenneuenReportbezogUNICEFdieSichtvon1.700KindernundJugendlichenaus92Ländernmitein.SieberichtetenüberihreoftschwierigeSituationundstelltenachtAbschlussforderungenauf.GemeinsammitJugendorganisationenent-standeninLändernwieAfghanistan,KambodschaundIrakProjekte,umdieSituationderKinderinihrenGemeindenkonkretzuverbessern.GraçaMachelformuliertedasRechtvonKindernundJugendlichenaufBeteiligungso:„WirsolltenjungeMenschenalsÜberleben-debetrachtenundalsaktivanLösungenBeteiligte–nichtalleinalsOpferoderProblem.“

    Children and Conflict in a changing world – Machel Study 10-year strategic review; UNICEF April 2009

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    VergewaltigungenalsKriegswaffeKriegebringenfürMädchenundFrauenbesondereGefahrenmitsich.SchonsehrjungeMäd-chenwerden–oftvordenAugenihrerAngehörigen–vergewaltigt.DieAbsichtderKriegfüh-rendenistes,FamilienundDorfgemeinschaftenzudemoralisierenoderfürdieUnterstützungderFeindezubestrafen.OftgewährenMilitärführerihrenKämpfernalsLohnalleFreiheiten,dieDörferzuplündernundsichanFrauenundMädchenzuvergreifen.ImmerwiederwerdenFrauenverschlepptundüberlangeZeitmissbraucht–vielekehrenniezurück.Untersuchungenlassenvermuten,dasswährenddesGenozidsinRuanda1994nurwenigederüberlebendenFrauenundMädchenüberzwölfJahrevondenVergewaltigungenverschontblieben.Anfangder1990errücktedasThemaVergewaltigungalsKriegswaffemitdenKriegeninderBalkanre-gionundinAfrikaerstmalsindenöffentlichenBlick.DochbisheutebrauchenvieleTäterkaumStrafenzufürchten.AlleininderDemokratischenRepublikKongosuchten2009landesweitrund18.000vergewaltigteMädchenundFrauenHilfe.

    Krankheit und Ausgrenzung AlsGefangenevonRebellentruppenwerdenvieleMädchenals„Ehefrauen“missbraucht,diefürdieSoldatenkochen,arbeitenundihnenzuWillenseinmüssen.Werdensieschwanger,stellen die Geburt ohne medizinische Betreuung oder auch eine Abtreibung ein lebensbedroh-lichesRisikodar.SchamundAusgrenzungverstärkendieNotimKriegmissbrauchterMäd-chen:HäufigwerdensievonVerwandtenundderDorfgemeinschaftverstoßen–besondersdann,wennsiedurchdieVergewaltigungeinesKämpferseinKindbekommenhaben.VielederMädchenundFrauenmüssenamRandederGesellschaftfürsichundihrKindumsÜberle-benkämpfen.

    Aids als zusätzliche BedrohungMitGewalt,MissbrauchundAusbeutungsteigtfürFrauenundMädchenimKriegzugleichdasAids-Risiko.ImOstkongotrugendiesystematischenVergewaltigungendurchSoldatenfastallerbewaffnetenGruppenunddiehoheHIV-RatederTäterdazubei,dasVirusindiebreiteBevölkerungzutragen.

    MissbrauchvonKindernalsSoldatenRund250.000KinderwerdenweltweitalsSoldatenmissbraucht.EinaktuellerBerichtdesUN-Generalsekretärsnenntrund60Gruppen,in13Ländern,dieKindereinsetzen.FürdieKommandeuresinddieseKindereineidealeVerstärkung,manchmalauchdieletzteReserve.SiebekommenkaumSold,sindgehorsamundbegreifenoftdieGefahr,indiesiesichbege-ben,nochnicht.DeshalbwerdensieauchanvordersterFronteingesetzt:DieKinderwerdengezwungen,Dörferzuüberfallen,umLebensmittelzubeschaffen.SiemüssensichanStraßen-sperrenalsersteverdächtigenAutosnähernoderwerdenalsVorhutübervermintesGeländegeschickt.AuchalsLeibwachesindKinderbeliebt.DieKommandantendrillendieMinder-jährigenso,dasssieoftbiszumLetztenkämpfen.KinderwerdenaberauchalsTräger,BotenoderKöcheeingesetzt.MädchenindenTruppenmüssenständigsexuelleÜbergriffefürchten.VergewaltigungenoderZwangsehenmiteinemderAnführersindindenTruppendieRegel.

    Rekrutierung durch Zwang oder aus NotVieleKindersoldatenwerdenzwangsrekrutiertundoftmitbrutalerGewaltzumKämpfengebracht.RekrutierungstruppskommenindieDörferundnehmenKindermitinihreCamps-odersiegreifenStraßenkinderauf.Umsiegefügigzumachen,werdendieKindersystematischunterDrogengesetzt.MancheMilizenchefszwingensiedazu,AngehörigeundNachbarnumzu-bringen,umihreHemmschwellezuzerstörenunddieKinderandieTruppezufesseln.DochnichtimmeristZwangnötig:FürmancheKinderausarmenFamilienoderKriegswaisenreichtschondieAussichtaufregelmäßigesEssenundeinengewissenSchutz,umsichdenTruppenanzuschließen.DiewenigstenhabendieChanceaufeineSchulbildung,aufArbeitundeingesi-chertesAuskommen.FürdieseHeranwachsendenistdieKalaschnikoweineÜberlebensgaran-tieundeinWerkzeug,umMachtauszuüben.

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    Rückkehr ins zivile Leben ist schwerEinNeuanfangnachderEntlassungodereinerFluchtistfürehemaligeKindersoldatenschwer.SieleidenunterihrenseelischenWunden–undunterdenen,diesieanderenzugefügthaben.VieleKindersindapathischoderaggressiv,nochJahrespäterleidenetlicheunterAlpträumen.„ManchmalhatteichdasGefühl,dasbingarnichtich,derallediesefurchtbarenDingetut.IchfühltemichwievonDämonenbeherrscht“,sagtJamesausLiberia,dermitsechsJahrenvoneinerRebellentrupperekrutiertwurde.„Aberichweiß:Ichwaresselbst,undicherinneremichdaranmitEntsetzen.“OfthabendieMädchenundJungenjedeBindunganeinnormalesFami-lienlebenverloren.Esfälltihnenschwer,dierelativeSicherheitderTruppegegeneineunge-wisseZukunftohneeinewirklicheAufgabeundohneHoffnungaufeinregelmäßigesEinkom-menzutauschen.DenndiemeistenhabenvieleJahredesSchulbesuchsverpasstundbesitzenkeinerleiBerufsausbildungaußerhalbdesMilitärs.

    Kindersoldaten weltweit

    Quelle:ChildSoldiersGlobalReport2008(Zeitraum:April2004bisOktober2007),CoalitiontoStoptheUseofChildSoldiers

    InternationaleAktivitätenzumSchutzvonKindernimKrieg

    „Internationale Standards und ihre Durchsetzung sind die beste Verteidigung gegenüber Straflosigkeit bei Kinderrechtsverletzungen in bewaffneten Konflikten. Sie wirken aber nur dann, wenn sie breit bekannt und verstanden sind und umge-setzt werden.“Graça Machel

    IndenvergangenenJahrenhabensichdierechtlichenRahmenbedingungenzumSchutzvonKindernimKriegdeutlichverbessert.DochdieSituationindenbetroffenenLändernzeigt,dassbesondersaufnationalerundlokalerEbenevielzutunbleibt.HiereineÜbersichtwich-tigerrechtlicherInstrumente:

    Afrika:Burundi DemokratischeRepublikKongo Elfenbeinküste Somalia Sudan Tschad Uganda ZentralafrikanischeRepublik

    Lateinamerika:Kolumbien

    Asien und Pazifik:Afghanistan Indien Indonesien Myanmar(früherBurma) Nepal Philippinen SriLanka Thailand

    Mittlerer OstenIrak Israel/BesetztepalästinensischeGebiete

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    ILO-Konvention 182

    DieKonventionderInternationalenArbeitsorganisationzurAbschaffungderschlimmstenFormenderKinderarbeittratimNovember1999inKraft.SieverbietetsowohldiefreiwilligealsauchdiezwangsweiseRekrutierungvonKindernunter18Jahren.

    Zusatzprotokoll zum Schutz von Kindersoldaten

    Am12.Februar2002trateinZusatzprotokollzurUN-KinderrechtskonventionüberKindersol-dateninKraft,dasdenKampfeinsatzunddieZwangsrekrutierungvonJugendlichenunter18Jahrenverbietet.DasMindestalterfüreinefreiwilligeAufnahmeinRegierungstruppen–ohnedieTeilnahmeanKampfeinsätzen-wurdevon15auf16Jahreerhöht.AlleUnterzeichner-staatenmüssendemUN-KinderrechtskomiteeregelmäßigüberdieSituationinihremLandundüberFortschritteberichten.BisNovember2010hatten128StaatendasZusatzprotokollunterschrieben.

    Resolution 1379

    Ende2002legteGeneralsekretärKofiAnnannachAufforderungdesSicherheitsrats(Resolution1379)erstmalseine„SchwarzeListe“vonKonfliktparteienvor,dieKinderalsSoldatenmiss-brauchen.Dieregelmäßigen„1379“-BerichtegeltenalswesentlicherSchrittzurinternationalenÄchtungdesMissbrauchsvonKindernalsSoldaten.

    Resolution 1612

    MitdiesenResolutionenausdemJahr2005hatderUN-SicherheitsratdenGeneralsekretärver-pflichtet,regelmäßigeweltweiteBerichtezusechsKinderrechtsverletzungenimKriegerstellenzulassen:DazugehörtdasTötenoderVerletzenvonKindern,RekrutierungoderEinsatzvonKindersoldaten,AngriffeaufSchulenoderKrankenhäuser,VergewaltigungundandereFormengravierendersexuellerGewalt,EntführungsowiedieVerweigerunghumanitärenZugangs.UNICEFhilftmit,konkreteAktionsplänefürdiebetroffenenKindereinzufordernundumzusetzen.

    Sondergerichtshöfe

    IndenletztenJahrensindinehemaligenKriegsgebieteneineReiheSondergerichtshöfeund–tribunaleentstanden–beispielsweisefürdasehemaligeJugoslawien,fürRuanda,Kambo-dscha,SierraLeone,KosovooderTimor-Leste.SiesindeinwichtigerSchritt,umdenOpfernGerechtigkeitzuverschaffenundNachkriegsgesellschaftendieBewältigungihrerVergangen-heitzuerleichtern.DerSondergerichtshofinSierraLeoneverurteilte2007erstmalsehemaligeKommandantenwegendesEinsatzesvonKindernalsSoldaten.

    Internationaler Strafgerichtshof

    DasStatutdesInternationalenStrafgerichtshofstratam1.Juli2002inKraft.Esdefiniertbei-spielsweisedie„ZwangsverpflichtungoderEinziehungvonKindernunter15indienationalenStreitkräfteoderihreVerwendungzuraktivenTeilnahmeanFeindseligkeiten“alsKriegsver-brechen.DarüberhinauserklärtdasStatutdiesystematischeVergewaltigungvonFrauenundMädchensowohlalsVerbrechengegendieMenschlichkeitalsauchalsKriegsverbrechen.Da-mitexistierterstmalseininternationalwirksamesInstrument,umdenMissbrauchvonKindernimKriegstrafrechtlichzuverfolgen.EshatinLändernwiederDemokratischenRepublikKongoundUgandabereitszuVerurteilungengeführt.

    Ottawa-Konvention zur Ächtung von Landminen

    DieimMärz1999inKraftgetreteneOttawa-KonventionwareinwichtigerersterSchrittimKampfgegenLandminen.SieverbietetdieAnwendung,Weitergabe,Entwicklung,Herstel-lungunddenBesitzvonAnti-Personenminen.MittlerweilehabendreiViertelallerStaatendieOttawa-Konventionunterzeichnet.DieZahlderMinenopfersinkt–obwohlesinvielenLändernweitergroßeHerausforderungengibt.

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    SohilftUNICEFKindernimKriegUNICEFwurdenachdemZweitenWeltkriegalsNothilfeorganisationfürdieKinderimzer-störtenEuropagegründet.AuchKinderinDeutschlanderhieltenvonUNICEFLebertranundwarmeDecken.HeutehilftUNICEFinrund150EntwicklungsländernunddenKrisengebietenderErde.DielangeErfahrungermöglichtesUNICEF,KindergeradeauchinKriegsgebietenundunter schwierigsten Bedingungen zu versorgen – unparteiisch und nachhaltig.

    UNICEF-Programmeinderzeitetwa30Kriegs-undKrisengebietenhelfenKindernundFrauen,zuüberlebenundeinMinimumanSchutzundVersorgungzufinden.NachEndeeinesakutenKonflikteshilftUNICEFbeimWiederaufbau–etwaderWasserversorgung,derGesundheits-diensteunddesSchulsystems.SoforthilfeundlangfristigeHilfezurEntwicklungsinddabeistetsengmiteinanderverknüpft.

    Nothilfe

    • Ernährung:InNotsituationenversorgtUNICEFmangelernährteKindermithochproteinhal-tigenSpezialkeksen,Vitamin-A-KapselnsowieEisen-undFolsäuretabletten.Häufigeinge-setztwirdauchUNIMIX,einemitVitaminenundMineralstoffenangereicherteSoja-Mais-MischungzurZubereitungvonnahrhaftemBrei.WährendHungersnötenunterstütztUNICEFzudemtherapeutischeErnährungszentrenfürschwermangelernährteKinder.

    • Wasserversorgung und Hygiene:MitHilfevonTankwagenundKanisternhältUNICEFinKrisenregionen die Trinkwasserversorgung aufrecht. Familien erhalten zur Wasseraufberei-tungChlortabletten.InFlüchtlingslagernstelltUNICEFMaterialzumBaueinfacherLatrinenzurVerfügungundinformiertElternundKinderüberHygiene.SolassensichgefährlicheDurchfallerkrankungenoderderAusbruchvonCholeraverhindern.ImIrakbegannUNICEFdirektnachKriegsende,dieMenschendurchdenEinsatzvonTanklastzügenmittäglichmehrerenMillionenLiternTrinkwasserzuversorgen.UNICEFunterstütztimIrakzudemdieReparaturunddenBetriebvonWasserwerkenundKläranlagen.

    • Gesundheit:UNICEFversorgtGesundheitsstationenundKrankenhäusermitMedikamentengegenDurchfall-undAtemwegserkrankungen,mitAntibiotika,SchmerzmittelnsowiemitOralemRehydratationssalz,einereinfachenZucker-Salz-MischunggegendieAustrocknungdesKörpersbeiDurchfall.UNICEFstelltfürdieKinderImpfstoffezurVerfügungundhältdienotwendigeKühlkettebisinentlegeneDörferaufrecht.SchonoftgelangesUNICEF,fürImpfkampagnenmitKonfliktparteienWaffenruhenauszuhandeln–beispielsweiseinAngola,BurundiundSomalia.ImIrakimpfteUNICEFnochkurzvorKriegsbeginnimMärz2003vierMillionenKindergegenKinderlähmung.InLiberiahalfUNICEFtrotzandauernderKämpfe,innerhalbeinerWoche42.000FlüchtlingskindergegenMasernzuimpfen.

    • Bildung:UNICEFrichtetinFlüchtlingslagernprovisorischeZelt-oderHolzschulenein,stelltSchulmaterialzurVerfügungundbildetLehrerundElternimUmgangmitkriegstraumati-siertenKindernfort.GrundlagefürdenUnterrichtisthäufigdievonUNICEFmitentwickelte„SchuleinderKiste“–eineMetallkistemitLern-undUnterrichtsmaterialfürje80Kinder.SiewirdinFlüchtlingslagernundkriegszerstörtenGebieteneingesetzt,alleininAfghanistankamen17.000dieserKistenzumEinsatz.UNICEFhilftzudem,zerstörteSchulenwiederauf-zubauenundsiemitTafeln,BänkenundStühlenauszustatten.SoerlebendieKinderwiedereinStückAlltagundNormalität–selbstwenndieBedingungennochsoimprovisiertsind.

    • Schutz und Hilfe für unbegleitete Kinder: UNICEFhilftunbegleitetenKindern,ihreFamiliewiederzufindenodersiebeiBedarfinPflegefamilienunterzubringen.DazurichtetUNICEFbeispielsweiseinFlüchtlingslagernspezielleAnlaufstellenfürunbegleiteteKinderein.ZurRegistrierungderKindersetztUNICEFFotos,Videoaufnahmen,PlakateundDatenbankenein.BeiderSuchenachAngehörigenarbeitendieHelfermitDorfkomitees,derPolizeisowielokalenOrganisationenzusammen.

    • Psychosoziale Betreuung:EinigeKindermittraumatischenKriegserfahrungenbrauchenintensiveBetreuung.FürdiemeistenistesjedochdasWichtigste,schnellwiedereinenmöglichstgeregeltenAlltagzuhaben.InLagernfürFlüchtlingeausdemKosovo,späterauchinAngolaundanderenLändernschufUNICEFKinderschutzzonen,meistinZelten.HierhabendieKinderingeschützterUmgebungPlatzzumSpielenundLernen.Zeichnen,SportundGesprächehelfendenKindern,dieErfahrungenvonKriegundGewaltzuverarbeitenunddenLageralltagfüreinpaarStundenhintersichzulassen.

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    • Demobilisierung und Reintegration von Kindersoldaten:UmKinderausdenkämpfendenTruppenzuholen,verhandeltUNICEFhäufigintensivmitdenKriegsparteien.DieKinderfin-dendannzunächstinÜbergangszentrenAufnahme.Hierwerdensiebetreut,könnenetwaslernenodereineBerufsausbildungbeginnen.UmdieMädchenundJungenwiederzuinte-grieren,arbeitetUNICEFengmitdenDorfgemeinschaftenzusammen.BesonderswichtigistesUNICEF,dassehemaligeKindersoldatenmöglichstraschwiedermitanderenKindernundJugendlicheninihrerGemeindezusammenkommen.UNICEFunterstütztdeshalbbei-spielsweiseDorfzentrenundverbessertdurchzusätzlichesUnterrichts-undSportmaterialdieLebensbedingungenallerKinder.Kinderschutz-NetzwerkeausengagiertenFreiwilligenunterstützendieWiedereingliederungderMädchenundJungen.SiekümmernsichauchumKinder,dievoneinererneutenRekrutierungbedrohtsind.

    InSierraLeoneführten2002vonUNICEFunterstützteVerhandlungenzwischenRegierungundRebellenzurDemobilisierungvon6.800Kindersoldaten.FastallekonntenmitHilfevonUNICEFwiedermitihrenFamilienzusammengeführtwerden.ImFebruar2001entließdieSudanesischeVolksbefreiungsarmee(SPLA)fast5.000Kindersoldaten.UNICEFunterstützteauchhierdieHeimkehrderKinderundhalfihnen,einneuesLebenaufzubauen.AuchinderDemokratischenRepublikKongoundinSriLankawurdenbereitsvieleEx-KindersoldatenausRegierungstruppenundRebellenorganisationenfreigelassen.

    • Hilfe für Minenopfer und Minenaufklärung:UNICEFhilftdurchMinenexplosionenverletz-tenKindern,ihrLebenauchmitBehinderungzumeistern.SieerhaltenProthesenoderRoll-stühle,UNICEFunterstütztzudemAusbildungsprogrammefürMinenopfer.InKambodschafördertUNICEFeinbreitesProgrammzurRäumungverminterSchulen,BrunnenundWohn-gebieteundzurAufklärungderKinderüberdieMinengefahr.AuchingefährdetenGebietenvonLaos,AfghanistanoderTschetschenienschultUNICEFLehrerundSchulkinder,sichvorMinenunfällenzuschützen.ZurAufklärungarbeitetUNICEFmitspeziellenSchulbüchern,Handzetteln,PuppentheaterstückenundRadiospots.

    • Bessere politische Rahmenbedingungen für Kinder im Krieg:UNICEFengagiertsichgemeinsammitvielenPartnernauchpolitischdafür,dieRechtevonKindernimKriegzuschützen.WichtigeForderungenvonUNICEFlauten:

    ° DasZusatzprotokollzurUN-KinderrechtskonventionmussvonallenStaatenunterzeich-net und ratifiziert werden.

    ° DasMindestalterfürdieRekrutierungvonSoldatenmussauf18Jahreerhöhtwerden–auchfürFreiwillige.AbervieleLänder,darunterauchDeutschland,wollenbishernichtaufdieAufnahmejugendlicherFreiwilligerindieArmeeverzichten.

    ° Kindersoldatenmüssensoschnellwiemöglichdemobilisiertwerdenundbrauchenspe-zielleEingliederungshilfen–dasgiltbesondersfürimKriegmissbrauchteMädchen.

    GemeinsammitderInternationalenKampagnegegenLandminenkämpftUNICEFweiterfüreinweltweitesVerbotderEntwicklung,derProduktion,desExportsunddesEinsatzesallerMinenundminenähnlichwirkendenWaffen,dienachweisbareVernichtungallerexistierendenMinensowiezusätzlicheMittelfürdieRehabilitationvonOpfernunddieweltweiteMinenräumung.ZudenminenähnlichwirkendenWaffengehörtauchStreumunition.AuchsiebirgtdieGefahrvonBlindgängern,dieKindernochJahrenacheinemKrieginGefahrbringen.AlleinwährendderKämpfeimLibanonimSommer2006wurdenvermutlichHunderttausendederSprengkörpereingesetzt.SeitAugust2010istStreumunitionvölkerrechtlichgeächtet–108StaatenhattenimNovember2010bereitsunterschrieben,43ratifiziert.DochdiegrößtenProduzentenwiedieUSA,RusslandundChinahabendenVertragbishernichtunterzeichnet. Mehr unter www.landmine.de

    UNICEFarbeitetauchmitderinternationalen„CoalitiontoStoptheUseofChildSoldiers”zusammen.DerZusammenschlussvonHilfsorganisationenergänztdieListederVereintenNationenregelmäßigumweitereLänder,indenenseinerAnsichtnachKinderalsSoldatenmissbrauchtwerden.Am„RedHandDay“am12.FebruarfindenvieleAktionenundDemons-trationenmitdemSymbolder„RotenHand“statt.Zielistes,AufmerksamkeitfürdieSituationderKindersoldatenzuschaffenundzumStoppjeglicherRekrutierungvonKindernaufzurufen.Am12.Februar2002tratdasUN-ZusatzprotokollzumSchutzvonKindersoldateninKraft.Mehr unter www.child-soldiers.org.

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    Kinder im Krieg

    will niemand sehen.

    Weil es weh tut.www.unicef.de/kinder-im-kriegAbd

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