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ST.JOSEF 2009/10 14. Heft Das Jahr des Priesters Informationsschrift für alle Freunde und Wohltäter der „Gemeinschaft vom Heiligen Josef“ in Kleinhain

Informationsschrift für alle Freunde und Wohltäter der ...Teresa von Ávila umfassender vorgestellt wer-den. Als begnadete Mystikerin, Organisatorin, Schriftstellerin und Kloster

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Das Jahr des Priesters

Informationsschrift für alle Freunde und Wohltäter der „Gemeinschaft vom Heiligen Josef“ in Kleinhain

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Einen herzlichen Segensgrußzum Beginn des neuen Kir -chenjahres an Sie alle, liebeFreunde und Wohltäter derGemeinschaft vom hl. Josef,und verbunden damit auchwieder unser herzlicher Dankfür alle Zuwendungen geistigeroder materieller Art. MögeIhnen Gott alles reich vergel-ten! Das Priesterjahr, das PapstBenedikt XVI. anläßlich des150. Jahrestages des Todes deshl. Pfarrers von Ars ausgerufenhat, ist diesmal das Leitthemades neuen Josefsheftes. Wirmöchte Ihnen dazu einigeGedan ken des Heiligen Vatersvorstellen, wie er sie bei ver-schiedenen Gelegenheiten vor-gebracht hat, und auch einigeGedanken der Heiligen zu die-sem Thema. Nach der sel. Elisabeth vonDijon, der hl. Bernadette undder hl. Maria Goretti soll dies-mal die hl. Teresa von Ávilaumfassender vorgestellt wer-den. Als begnadete Mystikerin,Organisatorin, Schriftstellerinund Kloster gründerin hatte sienicht nur das geist liche Lebenam Beginn der Neuzeit zutiefst

beeinflußt, sondern auch derKirche einen unschätzbarenDienst erwiesen, da sie in derSorge für das katholische Prie -stertum eine der Hauptaufga -ben ihrer neuen Schwestern -gemeinschaften sah: „Wel chesGebet, liebe Schwestern, wäredenn besser als das Ge bet fürdie Priester! Ich bitte euch alsoum der Liebe des Herrn wil-len, fleht zu seiner Majestät,daß sie unser Gebet für diePriester erhöre! Denn wenneure Opfer und Gebete nichtdies zum Ziel haben, so glaubtja nicht, den Zweck zu erfül-len, zu dem euch der Herr andiesem Ort vereinigt hat.“Dieses Anliegen wird freilichauch von vielen anderen mitge-tragen, wie etwa von der geist-lichen Ge meinschaft „Fa mi lieMariens“, die dieses An lie gen inihrem Lebens pro gramm eigensverankert hat.Nicht zuletzt gilt es beim Prie -sterjahr – und hier vielleichtzu allererst – auch derer zu ge-denken, ohne die es kein Prie - stertum gäbe: nämlich unsererFamilien bzw. Eltern, die dasunersetzbare Funda ment ge-legt haben für eine geist licheBe ru fung.In diesem Heft möchten wir ineinem kurzen Nachruf auchbesonders dreier Personen ge-denken, die in diesem Jahr ge-storben sind und denen dieGemeinschaft vom hl. Josefviel zu danken hat. Gemeintsind P. Franz Gulyás SVD, Sr.Luitgar Reiter von den Barm -herzigen Schwe stern in Mün -

Zum Priesterjahr . . . . . . . . . 3

Gott scheint durch . . . . . . . 4

Die Liebe des Herzens Jesu . 7

Der hl. Pfarrer von Ars . . . 10

Das Blut Jesu . . . . . . . . . . 16

Maria und die Priester . . . 19

Das Beispiel des hl. Josef . . 22

Das beste Gebet . . . . . . . . 24

Gottgeweiht . . . . . . . . . . . 30

Die hl. Teresa von Ávila . . 32

Gott allein genügt . . . . . . . 34

Die Klostergründungen . . . 36

In Memoriam . . . . . . . . . . 61

Inhalt

Kleinhain, 1. Dezember 2009

Liebe Freunde und Wohltäter!

chen und Johann Hell, derVater von Pfarrer Franz Hell.Wir wollen sie damit auch vor-stellen als beispielhafte Chri -sten, die ihrem besonderenStand entsprechend mit ihremLeben ein Zeug nis gegeben ha-ben für die Kraft und Schön -heit des Glaubens und für dieNotwendigkeit und Uner setz -bar keit des katholischen Prie -stertums.

Ihr

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„In der Person Christi“

Zeitlebens hatte die hl. Caterina von Siena ein großeVerehrung und Hochachtung vor dem sakramenta-len Priestertum.

Caterina erinnert die Priester, daß sie Christus „die Sonne“den Menschen ausspenden und Verwalter des Blutes Christisind und daß die Erhabenheit dieses allerheiligstenSakramentes ihre priesterliche Würde begründet. „Sie sindmeine Gesalbten“ läßt sie Gott Vater sprechen, „und Ichnenne sie Meine Christusse, denn Ich selbst habe Mich ih-nen zur Ausspendung an euch übergeben und sie als duften-de Blumen in den Leib der heiligen Kirche eingesetzt. Daherist von den Priestern auch eine größere Reinheit, Gottesliebeund Nächstenliebe erforderlich.“ „Seid doch bitte ein Spiegel der Tugend und achtet auf EureWürde“, schreibt sie an einen Priester, der mit einemMitbruder in Zwietracht lebte, „Gott hat Euch in seinerBarmherzigkeit auf so erhabenem Platz gestellt, weil er Euchdie Verwaltung des Leibes und Blutes Christi anvertraute.Bedenkt, daß die Natur der Engel nicht von solcher Würdeist. Gott hat sein Wort in Euch hineingelegt; wenn Ihr in derPerson Christi sprecht, habt Ihr die Vollmacht, jenes über-aus teure Sakrament zu konsekrieren. Ihr seid es Gott schul-dig, dies mit einem friedfertigen Herzen zu tun.“

Das Bild auf der Titelseite zeigt Kaplan Dr. Josef Seanner aus derGemeinschaft vom hl. Josef bei der Feier der hl. Messe in derCaterinen-Kapelle in Pisa. In diesem Heiligtum am linken Arno-Ufer empfing die hl. Caterina von Siena am 1. April 1375 nach demEmpfang der hl. Kommunion die Wundmale Christi. Auf ihre Bitte hin wandelten sich die fünf blutroten Strahlen, dievom Kreuz aus in ihren Leib drangen, in gleißendes Licht, sodaß sievon nun an nur für sie selbst sichtbar waren.

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Ein Wort zum Titelbild

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eute betrachten wirdie Hei ligste Dreifal -tigkeit so, wie Je sus

sie uns zu erkennen gegebenhat. Er hat uns offenbart, daßGott Liebe ist, „nicht in derEinzig keit einer Person, son-dern in den drei Personen deseinen göttlichen Wesens“ (Prä -fation): Gott ist Schöpfer undbarmherziger Vater; er ist der

eingeborene Sohn, ewigefleisch gewor dene Weisheit, ge-storben und auferstanden füruns; und schließlich ist er Hei -liger Geist, der alles, den Kos -mos und die Ge schichte, zurabschließenden Vereini gungunter ein Haupt hinführt. DreiPersonen, die ein Gott sind, dader Vater Liebe ist, da der SohnLiebe ist, da der Geist Liebe ist.

Gott ist ganz und gar nur Lie -be, reinste, unendliche undewige Liebe. Er lebt nicht inglanzvoller Ein samkeit, son-dern ist vielmehr unerschöpfli-cher Quell des Le bens, das sichunaufhörlich hinschenkt undmitteilt. Wir können es in ei-nem gewissen Maß erahnen,wenn wir sowohl den Makro -kosmos – unsere Erde, die Pla -

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Die Allerheiligste Dreifaltigkeit

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Gott scheint durch...

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neten, die Sterne, die Galaxien– als auch den Mikrokosmos –die Zellen, die Atome, die Ele -mentarteilchen – betrachten.In alles Seiende ist in gewissemSinne der „Name“ der Aller -heiligsten Dreifaltig keit einge-

prägt, da das ganze Sein, bishin zum letzten Par tikel, einIn-Beziehung-Sein ist, und aufdiese Weise scheint Gott durch,der Beziehung ist, es scheintletztlich die Schöpferliebedurch. Alles geht aus der Liebehervor, strebt hin zur Liebeund bewegt sich gedrängt vonder Liebe, natürlich in unter-schiedlichen Stufen des Be -wußt seins und der Freiheit.„Herr, unser Herrscher, / wiegewaltig ist dein Name auf derganzen Erde!“ (Ps 8,2) – ruftder Psalmist aus. Wenn die Bibel vom „Namen“spricht, verweist sie auf Gottselbst, auf seine wahrste Iden -tität; eine Identität, die überder ganzen Schöpfung er-strahlt, wo jedes Wesen alleinaufgrund der Tatsache, daß esist, und aufgrund des „Gewe -bes“, aus dem es gemacht ist,auf ein transzendentes Prinzipbezogen ist, auf das ewige undunendliche Leben, das sichhinschenkt, mit einem Wort:auf die Liebe. „In ihm“, so sagteder hl. Paulus auf dem Areopagin Athen, „leben wir, bewegenwir uns und sind wir“ (Apg

17,28). Der deutlichste Beweisdafür, daß wir nach dem Bildder Dreifaltigkeit geschaffensind, ist dieser: Allein die Liebemacht uns glücklich, da wir inBeziehung leben, und wir le-ben, um zu lieben und geliebtzu werden. Einer der Biologieentlehnten Analogie gemäßkönnten wir sagen, daß dasSein des Menschen in seinem„Erbgut“ die tiefe Spur derDreifaltigkeit trägt, des Gottes,der die Liebe ist.Die Jungfrau Maria hat sich inihrer fügsamen Demut zurMagd der göttlichen Liebe ge-macht: Sie hat den Willen desVaters angenommen und denSohn durch das Wirken desHeiligen Geistes empfangen. Inihr hat sich der Allmächtige ei-nen Tempel errichtet, der sei-ner würdig ist, und er hat siezum Vorbild und Bild derKirche gemacht, Geheimnisund Haus der Gemeinschaftfür alle Menschen. Maria, Spie -gel der Heiligsten Dreifal tig -keit, helfe uns, im Glauben andas Geheimnis der Dreifaltig -keit zu wachsen. (Zum Angelus, Dreifaltigkeitssonntag 2009)

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In alles Seiendeist in gewissem Sinne der „Name“ der Aller heiligsten Dreifaltigkeit eingeprägt.

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Zum Dienst vor Gott

Im Hebräer brief heißt es überdas Wesens des Prie stertums:„Jeder Hohe priester wird ausden Men schen genommen undfür die Men schen eingesetztzum Dienst vor Gott, um Ga -ben und Opfer darzubringenfür die Sünder“ (Hebr 5,1).Das heißt, der Priester fälltnicht vom Himmel, sondern erkommt aus den Reihen derschwachen Menschen, und erist für die Men schen da – und

zwar zum Dienst vor Gott, umGaben und Op fer darzubrin-gen. Das soziale Enga gement,der Pfarr ausflug und die ver-schiedenen Aktionen sind zuwenig. Wenn er für die Men -schen da sein will und soll,dann muß er es zuallererst seinin seinem heiligen Dienst vorGott, in seinem Gottes dienst,in der täglichen Feier der hl.Messe, wo er stellvertretend fürdie anderen vor Gott hintritt.

Priesterjahr 2009/10

Das Profil des Priesters ist heute mitunter kaummehr von dem der Laien zu unterscheiden(Stich wort: Zivilkleidung, Laienpredigt,Kommunion spendung durch Laien, obwohlgenügend Priester anwesend sind, usw.) Dieswar niemals Absicht des Konzils. Es ist daher gut,daß der Heilige Vater mit Ansprachen undKatechesen im Priesterjahr den sakramentalenCharakter des Weihepriestertums wieder deutlicher aufzuzeigen versucht.

Dies ist zudem notwendig fürihn selber, da er, wie der He -brä erbrief sagt, zuerst für sichselber Sündopfer darbringenmuß. Der Priester muß täglichan den Altar treten auch fürsich selber, für seine eigenenSünden. Und nur so wird erdann auch Mitleid haben mitden Nöten und Schwä chen deranderen.

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Zur Eröffnung des Priesterjahres anläßlich des 150. Todestages des hl. JohannesMaria Vianney, Predigt von Papst Benedikt XVI. bei der zweiten Vesper amHochfest des Heiligsten Herzens Jesu, am Freitag, den 19. Juni 2009 imPetersdom in Rom

H alten wir heute gemeinsaminne, um das durchbohrteHerz des Ge kreuzigten zu be-trachten. Der Evangelist Jo -hannes schreibt: »Gott hat dieWelt so sehr geliebt, daß er sei-nen einzigen Sohn hingab, da-mit jeder, der an ihn glaubt,nicht zugrunde geht, sonderndas ewige Leben hat« (Joh3,16). Sein göttliches Herz ruftalso unser Herz; es lädt unsein, aus uns selbst herauszuge-

hen, unsere menschlichenSicher hei ten aufzugeben, umuns ihm anzuvertrauen undseinem Bei spiel folgend unsselbst zu einer Gabe der vorbe-haltlosen Liebe zu machen.Es ist wahr, daß die Einla dungJesu, „in seiner Liebe zu blei-ben“ (vgl. Joh 15,9), jedemGetauften gilt, doch am Festdes Heiligsten Herzens Jesu,dem Tag der Heiligung derPriester, erklingt diese Einla -

dung für uns Priester nocheindringlicher, insbesonderean diesem Abend, dem feierli-chen Beginn des Prie ster-Jahres, das ich anläßlich des150. Jahrestages des To des deshl. Pfarrers von Ars ausgerufenhabe. Mir kommt sofort eineseiner schö nen und bewegen-den Aussagen in den Sinn, diein den Kate chis mus derKatho lischen Kirche Einganggefunden hat: „Das Priester -

Das Priestertum istdie Liebe des Herzens Jesu

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tum ist die Liebe des HerzensJesu“ (Nr. 1589).Wie sollte man nicht bewegtdaran erinnern, daß das Ge -schenk unseres priesterlichenDienstes direkt dem HerzenJesu entstammt? Wie könnteman vergessen, daß wir Prie -

ster geweiht worden sind, umin Demut und maßgebenddem allgemeinen Priestertumder Gläubigen zu dienen? Wirhaben eine für die Kirche unddie Welt unverzichtbare Sen -dung, die vollkommene Treuezu Christus und unablässigeEinheit mit ihm erfordert; dasheißt dieses in seiner LiebeBleiben verlangt, daß wir stän-dig nach der Heiligkeit stre -ben, nach diesem Bleiben in

Ihm, wie es der hl. Jean-MarieVianney getan hat.Sich ganz von Christus verein-nahmen lassen! Das war dasZiel des ganzen Dienstes deshl. Pfarrers von Ars, den wirbesonders während des Prie -ster-Jahres um seine Für spra -che bitten werden; dies seiauch das Hauptziel eines jedenvon uns. Um Diener im Dienstdes Evangeliums zu sein, istdas Studium verbunden miteiner sorgfältigen und ständi-gen theologischen und pasto-ralen Bildung gewiß nütz lichund notwendig; noch notwen-diger aber ist jene „Wissen -schaft der Lie be“, die man nurim „Herz-an-Herz-Sein“ mitChristus erlernt. Er nämlich istes, der uns ruft, das Brot seinerLiebe zu brechen, die Sündennachzulassen und die Herde inseinem Namen zu führen. Ge -rade deshalb dürfen wir uns

nie von der Quelle der Liebeentfernen: von seinem amKreuz durchbohrten Her zen.An diese beständige Ver pflich -tung ermahnen uns die „prie-sterlichen Versprechen“, diewir am Tag unserer Weihe ab-gelegt haben und jedes Jahram Grün donnerstag in derChri sam-Messe erneuern. So -gar unsere Mängel, unsereGren zen und Schwächen müs -sen uns zum Herzen Jesu zu -rückführen. Wie sollte in diesem Zusam -menhang vergessen werden,daß nichts die Kirche, den LeibChristi, so sehr leiden läßt wiedie Sünden ihrer Hirten, vorallem jener, die sich in Schafs -diebe verwandeln (Joh 10,1ff),entweder weil sie sie mit ihrenprivaten Lehren vom Weg ab-bringen, oder weil sie sie mitSchlingen der Sünde und desTodes fesseln?

„Die Kirche brauchtheilige Priester.“

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Auch für uns, liebe Priester,gilt die Mah nung zur Um kehrund zur Zuflucht zur Gött li -chen Barm herzigkeit, undglei chermaßen müssen wir inDemut die tiefempfundeneund unablässige Bitte an dasHerz Jesu richten, daß er unsvor der schrecklichen Gefahrbewahre, jenen Scha den zuzu-fügen, die zu retten unserePflicht ist.Der hl. Pfarrer von Ars sagte:„Nach Gott ist der Priester al-les! ... Erst im Himmel wird er

sich selbst recht verstehen.“Pflegen wir, liebe Brü der, die-ses Angerührtsein, sowohl umunseren Dienst mit Groß her -zigkeit und Hin gabe zu erfül-len, als auch um in der Seeleeine wahre „Gottes furcht“ zubewahren: die Furcht vor derMöglich keit, den uns anver-trauten Seelen durch unsereNach lässigkeit oder Schuld soviel Gutes vorzuenthalten oderihnen – Gott bewahre uns –Schaden zuzufügen. Die Kir che braucht heiligePrie ster; Priester, die denGläu bigen helfen, die barm-herzige Liebe des Herrn zu er-fahren, und die deren über-zeugte Zeugen sind. In der eu-charistischen Anbe tung, dieder Feier der Vesper folgenwird, werden wir den Herrnbitten, daß er das Herz einesjeden Priesters mit jener „seel -sorglichen Liebe“ entflamme,die fähig ist, sein persönliches„Ich“ Jesus, dem Priester, an-zugleichen, um ihn in der voll-ständigsten Selbst schenkungnachahmen zu können. Diese Gnade erlange uns dieJungfrau Maria, deren Unbe -flecktes Herz wir morgen mit

lebendigem Glauben betrach-ten werden. Für sie hegte derhl. Pfarrer von Ars eine kindli-che Verehrung, so sehr, daß erim Jahr 1836, die Verkün di -gung des Dogmas von derUnbefleckten Empfängnis vor - wegnehmend seine Pfarrei be-reits der „ohne Sünde empfan-genen“ Jungfrau Maria ge-weiht hatte. Und er behielt dieGewohnheit bei, oft dieseWeihe der Pfarrei an die heili-ge Jungfrau zu erneuern, wo-bei er die Gläubigen lehrte,daß „es genügt, sich an sie zuwenden, um erhört zu wer-den“, und zwar aus dem einfa-chen Grund, weil „sie uns vorallem glücklich sehen will“.Die heilige Jungfrau, unsereMut ter, begleite uns im Prie -ster-Jahr, das wir heute begin-nen, damit wir verläßliche underleuchtete Führer für dieGläu bigen sein können, dieder Herr unserer pastoralenSorge anvertraut. Amen!

Noch notwendiger aber ist jene „Wissen schaft der Lie be“, die man nur im „Herz-an-Herz-Sein“ mit Christus erlernt.

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Der hl. Pfarrer von Ars

Der Mittelpunkt seines Lebens war die Eucharistie, die er mit frommerHochachtung feierte und anbetete.

H eute möchte ich auf das Le -ben des heiligen Pfarrers vonArs eingehen und dabei einigeAspekte hervorheben, die auchden Priestern unserer Zeit alsVorbild dienen können. Gewiß unterscheidet sich un-sere Zeit von der, in der er leb-te, aber sie ist in vielerlei Hin -sicht von den gleichen grund-legenden mensch lichen undgeistlichen Herausforde rungengeprägt. Gestern war der 150.Jahrestag seiner Geburt zumHimmel: Am 4. August 1859,um zwei Uhr morgens, gingJohannes Ma ria Vianney nachBeen digung seines irdischenLebens dem himmlischen Va -ter entgegen, um das Reich inBesitz zu nehmen, das seitErschaffung der Welt für jene

bestimmt ist, die treu seinerLehre folgen (vgl. Mt 25,34).Welch großes Fest muß imParadies gewesen sein bei derAnkunft eines so eifrigen Hir -ten! Welch einen Empfangmuß ihm die Schar der Kinderbereitet haben, die durch seineArbeit als Pfarrer und Beicht -vater mit dem him mlischenVater versöhnt wurden!

Ich habe diesen Jahrestag zumAnlaß genommen, um dasPriester-Jahr auszurufen, dasbekanntlich unter dem The masteht: „Treue Christi, Treue desPriesters“. Von der Heiligkeithängt die Glaub würdigkeit desZeugnisses und letztlich auchdie Wirk kraft der Sendung ei-nes jeden Priesters ab.

Johannes Maria Vianney wur-de am 8. Mai 1786 in dem klei-nen Dorf Dardilly in einerBauernfamilie geboren, diearm war an materiellen Gü -tern, aber reich an Mensch -lichkeit und Glauben. Wie es inder Zeit guter Brauch war,wurde er noch am Tag seinerGeburt getauft. Die Jahre sei-ner Kindheit und Jugend ver-brachte er mit Feldarbeit undbeim Weiden der Tiere, und sowar er im Alter von 17 Jahrennoch Analphabet. Er wußte je-doch die Gebete auswendig,die seine fromme Mutter ihmbeigebracht hatte, und er nähr-te sich von der religiösen At -mosphäre, die bei ihm zu Hau -se herrschte. Die Bio graphenberichten, daß er von frühester

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Generalaudienz am Mittwoch, dem 5. August 2009

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Jugend an versuchte, auch beider Verrichtung der beschei-densten Aufgaben den WillenGottes zu erfüllen. Im Herzenhegte er den Wunsch, Priesterzu werden, aber es fiel ihmnicht leicht, ihn zu verwirkli-chen. Erst nachdem er nichtwenige Wid rigkeiten und vielUnver ständnis überwundenhatte, gelangte er zur Prie ster -

weihe, dank der Hilfe weiserPriester, die nicht bei derBetrachtung seiner menschli-chen Grenzen stehenblieben,sondern darüber hinaus blick-ten und intuitiv den Horizontder Hei ligkeit wahrnahmen,der sich in diesem wirklicheinzigartigen jungen Mann ab-zeichnete. So wurde er am 23.Juni 1815 zum Diakon geweihtund am 13. August desselbenJahres zum Priester. Im Altervon 29 Jahren konnte er end-lich nach vielen Ungewiß -heiten, nicht wenigen Miß -

erfolgen und vielen Tränen anden Altar des Herrn treten undseinen Lebenstraum verwirkli-chen.Der heilige Pfarrer von Ars be-wies stets große Hoch achtungvor dem Geschenk, das er er-halten hatte. Er sagte: „Wiegroß artig ist doch das Prie -stertum! Man wird es erst imHimmel wirklich verstehen …und verstünde man es aufErden, so würde man sterben,nicht vor Angst, sondern ausLiebe!“ Als kleiner Junge hatteer sich auch der Mutter anver-

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Küche und Zimmer des hl. Johannes Maria Vianneylinks, Basilika in Ars

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traut: „Wenn ich Priester wäre,wollte ich viele Seelen gewin-nen.“ Und so war es. Im Hir -tendienst, der ebenso einfachwie außergewöhnlich frucht-bar war, kon nte dieser unbe-kannte Pfarrer eines abgelege-nen Dorfes in Südfrankreichsich so sehr mit seinem Prie -ster amt identifizieren, daß er –auch sichtbar und allgemeinerkenntlich – zum „alter Chri -stus“ wurde, zum Bild des gu -ten Hirten, der im Gegensatzzum bezahlten Knecht seinLeben hingibt für die Schafe(vgl. Joh 10,11). Nach demVor bild des guten Hirten gab

er in den Jahrzehnten seinespriesterlichen Dienstes sein Le -ben hin. Seine ganze Existenzwar eine lebendige Katechese,die ganz besondere Wirkkraftbekam, wenn die Menschen sa-hen, wie er die Messe feierte, inAnbetung vor dem Taber nakelkniete oder viele Stun den imBeichtstuhl verbrachte.Der Mittelpunkt seines gan zenLebens war also die Eucha ri -stie, die er mit frommer Hoch -achtung feierte und anbetete.Ein weiteres Grund merkmaldie ses außergewöhnlichenPrie sters war der unermüdli-che Dienst im Beichtstuhl. In

der Praxis des Bußsakramentserkannte er die logische undnatürliche Erfüllung des prie-sterlichen Apostolats, gehor-sam gegenüber dem AuftragChristi: »Wem ihr die Sündenvergebt, dem sind sie vergeben;wem ihr die Vergebung verwei-gert, dem ist sie verweigert«(Joh 20,23). Der hl. JohannesMa ria Vianney zeichnete sichalso als hervorragender undunermüdlicher Beichtvaterund geistlicher Lehrer aus. „Ineiner einzigen inneren Be -wegung“ ging er über „vomAltar zum Beichtstuhl“, wo ereinen großen Teil des Tages

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Sarkophag des hl. Johannes Maria Vianney im Innern der Basilika

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verbrachte, und „versuchte aufalle Arten, durch Predigt undüberzeugenden Rat schlag, die

Mitglieder seiner Pfarrei dieBedeutung und die Schönheitder sakramentalen Buße neuentdecken zu lassen, indem ersie als eine mit der eucharisti-schen Gegenwart innerlich ver-bundene Not wendigkeit dar-stellte.“ Die pastoralen Methoden deshl. Johannes Maria Vianneymögen für die gegenwärtigengesellschaftlichen und kultu-rellen Verhältnisse wenig geeig-net erscheinen. Wie soll einheutiger Priester ihn nachah-men, in einer Welt, die sich sosehr verändert hat? Es ist wahr,daß die Zeiten sich ändern undviele Charismen personenge-bunden, also unnachahmlichsind. Dennoch gibt es einen Le -bensstil und eine tiefe Sehn -sucht, die zu pflegen wir alleberufen sind. Genauer betrach-tet war das, was den Pfarrervon Ars heiliggemacht hat, sei-ne demütige Treue zu derSendung, zu der Gott ihn be-

rufen hatte, seine immer-währende vertrauensvolle Hin -gabe in die Hände der göttli-chen Vor sehung. Nicht kraftseiner menschlichen Fähig -keiten und auch nicht aus -schließlich durch den Einsatzseines Willenseifers – so lo-benswert dieser auch sein mag– gelang es ihm, die Herzen derMen schen zu berühren. Er er-oberte die Seelen, auch die wi-derspenstigsten, indem er ih-nen das vermittelte, was er imInnersten lebte: seine Freund -schaft mit Christus. Er war inChristus „verliebt“, und daswahre Geheimnis seines pasto-ralen Erfolgs war seine Liebezum verkündigten, gefeiertenund gelebten eucharistischenGeheimnis. Sie wurde zur Lie -be für die Herde Christi, fürdie Christen und für alle Men -schen, die Gott suchen. SeinZeugnis erinnert uns daran,liebe Brüder und Schwe stern,daß für jeden Getauften, und

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Sterbezimmer des hl. Johannes Maria Vianney

Josefsstatue in der Kirche von Ars

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noch mehr für den Prie ster, dieEucharistie nie bloß ein Ge -schehen zu zweien, ein Dialogzwischen Christus und mir ist.Die eucharistische Kom mu -nion zielt auf eine totale Um -gestaltung des eigenen Le bensab. Sie bricht das ganze Ich des

Menschen auf und schafft einneues Wir. Die Gestalt des hl. JohannesMaria Vianney darf also kei-nesfalls auf ein – wenn auchbewundernswertes – Beispielfür die durch Frömmigkeit ge-prägte Spiritualität des 19.

Jahrhunderts reduziert wer-den. Im Gegenteil: man mußdie prophetische Kraft wahr-nehmen, die seine äußerst ak-tuelle Persönlichkeit alsMensch und Priester auszeich-net. Im nachrevolutio närenFrankreich, das eine Art von„Diktatur des Rati onalismus“erlebte, die darauf ausgerichtetwar, die Anwesenheit derPriester und der Kirche in derGesellschaft auszulöschen, leb-te er zu nächst – in seiner Ju -gendzeit – einen heroischenGlauben im Untergrund undging in der Nacht kilometer-weit, um an der heiligen Messeteilzunehmen. Dann – als Prie -ster – zeichnete er sich durcheine einzigartige und fruchtba-re pastorale Schaffenskraft aus,was beweist, daß der damals

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Priesterjahr 2009/10

Muttergottes-Statue, in deren Herz der hl. Pferrer von Ars die Anliegen seinerPfarrkinder auf kleinen Zettelnhinterlegte

Schwesterngemeinschaft, die heute in der Basilika von Ars den Gebetsdienst verrichtet und die Pilger betreut

Ausstellungsraum mit den Paramenten des Heiligen

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vorherrschende Rationalismusin Wahrheit weit davon ent-fernt war, die wahren Bedürf -nisse des Men schen zu stillenund daß er daher letztendlichnicht lebbar war.Liebe Brüder und Schwestern,150 Jahre nach dem Tod desheiligen Pfarrers von Ars sinddie Herausforderungen derheutigen Gesellschaft nicht we-niger anspruchsvoll; vielleichtsind sie sogar komplexer ge-worden. Wenn es damals die„Diktatur des Rati onalismus“gab, so läßt sich in der heuti-gen Zeit in vielen Bereicheneine Art „Diktatur des Relati -vismus“ verzeichnen. Beidesind keine geeignete Antwortauf den berechtigten Wunschdes Menschen, seine Vernunftin vollem Maße einzusetzen als

charakteristisches und formen-des Element seiner eigenenIden tität. ...Der heilige Pfarrer von Arslehrt uns auch weiterhin, daßder Priester an die Basis seinespastoralen Einsatzes die innigepersönliche Vereinigung mitChristus stellen muß, die Tagfür Tag gepflegt und vertieftwerden muß. Nur wenn er inChristus verliebt ist, kann derPriester die Herzen der Men -schen berühren und sie öffnenfür die barmherzige Liebe desHerrn. Nur so kann in denGemeinden, die der Herr ihmanvertraut, Begei sterung undgeistliche Le benskraft er-wecken. Beten wir darum, daßdurch die Fürsprache des hl.Johannes Maria Vianney Gottseiner Kirche heilige Priester

schenken möge und daß in denGläubigen der Wunsch er-wachsen möge, ihren Dienstdurch ihre Mitarbeit zu unter-stützen. Diese Bitte wollen wirMaria anvertrauen, die wirheute als „Muttergottes vomSchnee“ verehren.

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Die ehemalige Pfarrkirche von Ars (rechter Teil mit dem braunen Turm) istin das neue Heiligtum von Ars, die Basilika „de la Chasse“, integriert

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In der Vergangenheit zeich netesich der erste Sonntag im Julidurch die Ver eh rung des Kost -barsten Blutes un seres HerrnJesus Christus aus. Einige mei-ner verehrten Vorgänger imletzten Jahr hundert haben dieseFröm migkeitsform bestätigt,und der selige Johannes XXIII.hat mit dem ApostolischenSchrei ben Inde a primis (30.Juni 1960) deren Sinn erklärtund die Litanei vom ostbarstenBlut approbiert. Dem The mades Blutes, das mit dem des

Pas cha lammes in Verbindungsteht, kommt in der HeiligenSchrift höchste Bedeutung zu.Die Bespren gung mit dem Blutder geopferten Tiere war imAlten Te stament Zeichen undBesie gelung des Bundes zwi-schen Gott und dem Volk, wieim Buch Exodus zu lesen ist:„Da nahm Mose das Blut, be-sprengte damit das Volk undsagte: Das ist das Blut des Bun -des, den der Herr aufgrund alldieser Worte mit euch geschlos-sen hat“ (Ex 24,8).

Auf diese Worte nimmt Jesusausdrücklich beim LetztenAbend mahl Bezug, wenn er sei-nen Jüngern den Kelch reichtund sagt: „Das ist mein Blut,das Blut des Bundes, das fürviele vergossen wird zur Ver -gebung der Sünden“ (Mt26,28). Und tatsächlich hatChristus von der Geißelung biszur Durchbohrung seiner Seitenach seinem Tod am Kreuz seinganzes Blut vergossen, als wah-res Opfer lamm für die allum-fassende Erlö sung. Der heil-

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Das Blut Jesu ist seine LiebeVom Kostbaren Blut Christi beziehen alle Sakramente – auch das Weihesakra -ment – ihre Kraft und Wirksamkeit. Den Priestern wurde das Blut des Erlösersanvertraut, damit sie es im täglichen Opfer der hl. Messe dem himmlischenVater darbringen zur Vergebung unserer Sünden.

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bringende Wert seines Blu teswird ausdrücklich an vielenStellen des Neu en Testamentsherausgestellt. Es mag genügen,in diesem Priester-Jahr die

schönen Wor te aus dem He -bräerbrief zu zitieren: „Chri stus… ist ein für allemal in dasHeilig tum hineingegangen,nicht mit dem Blut von Böckenund jungen Stieren, sondernmit seinem eigenen Blut, undso hat er eine ewige Erlösungbewirkt. Denn wenn schon dasBlut von Böcken und Stierenund die Asche einer Kuh dieUnreinen, die damit besprengtwerden, so heiligt, daß sie leib-lich rein werden, wie viel mehr

wird das Blut Christi, der sichselbst kraft ewigen Geistes Gottals makelloses Opfer darge-bracht hat, unser Gewissen vontoten Werken reinigen, damitwir dem lebendigen Gott die-nen?“ (9,11–14).Im Buch Genesis steht geschrie-ben, daß das Blut Abels, der vonseinem Bruder Kain erschlagenworden war, vom Ackerbodenzu Gott schreit (vgl. 4,19). Undleider ist – heute wie gestern –dieser Schrei nicht verstummt,da weiterhin aufgrund von Ge -walt, Ungerechtigkeit und Haßmenschliches Blut fließt. Wannwerden die Menschen lernen,daß das Leben unantastbar istund allein Gott gehört? Wannwerden sie verstehen, daß wiralle Brüder sind? Auf den Schreiaufgrund des vergossenen Blu -tes, der sich aus so vielen Teilender Erde erhebt, antwortet Gottmit dem Blut seines Sohnes, derdas Leben für uns hingegebenhat. Christus hat nicht das Bösemit Bösem vergolten, sondernmit dem Guten, mit seiner un-endlichen Liebe. Das Blut Chri -sti ist Unterpfand der treuenLiebe Gottes zur Mensch heit.Den Blick fest auf die Wund -

male des Gekreu zigten gerich-tet, kann jeder Mensch auch imZustand äußersten moralischenElends sagen: Gott hat michnicht verlassen, er liebt mich, erhat sein Leben für mich hinge-geben; und so kann er wiederHoffnung finden. Die Jung frauMaria, die gemeinsam mit demApostel Johannes unter demKreuz das Vermächt nis desBlutes Jesu aufnahm, möge unshelfen, den unschätzbarenReich tum dieser Gnade wiederneu zu entdecken.(Angelus, 5. Juli 2009, Ausschnitt)

Durch Jesu Mensch werdung,durch sein vergossenes Blutsind wir in eine ganz realeBluts ver wandtschaft mit Jesusund so mit Gott selbst hinein-gezogen. Das Blut Jesu ist seineLiebe, in der göttliches undmenschliches Leben eins ge-worden sind. Bitten wir denHerrn, daß wir die Größe die-ses Ge heimnisses immer mehrverstehen.

(Predigt am Gründonnerstag 2009 in der

Lateranbasilika, Ausschnitt)

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Papst Benedikt XVI. über das Kostbare Blut Christi

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Wir befinden uns im Priester-Jahr, und so möchte ich vonder Beziehung zwischen derGottesmutter und dem Prie -stertum sprechen. Diese Be -ziehung ist tief im Geheimnisder Menschwerdung verwur-zelt. ... Jesus sagt zu Maria:„Frau, siehe, dein Sohn“ (Joh19,26). Es ist eine Art Te sta -ment: Er vertraut seine Mut terder Fürsorge des Sohnes, desJüngers an. Aber er sagt auchzum Jünger: „Siehe, deineMutter“ (Joh 19,27). DasEvangelium sagt uns, daß derhl. Johannes, der geliebte Sohn,die Mutter Maria von jenerStunde an „zu sich nahm“. Soheißt es in der Übersetzung;aber der griechische Text istviel tiefer und viel reicher. Wir

könnten ihn so übersetzen: Ernahm Maria auf in sein inner-stes Leben, sein innerstes Sein,eis tà ìdia, in die Tiefe seinesSeins. Ma ria zu sich zu neh-men bedeutet, sie hineinzu-nehmen in die Dynamik dergesamten eigenen Existenz – esist keine äußerliche Ange -legenheit – und in all das, wasden Hori zont des eigenenApostolats ausmacht. Ich glau -be, man erkennt auf dieseWeise, daß die besondere Be -ziehung der Mutterschaft, diezwischen Maria und den Prie -stern besteht, die wesentlicheQuelle, das grundlegende Mo -tiv für die Liebe darstellt, diesie einem jeden von ihnen ent-gegenbringt. Maria bringt ih-nen nämlich aus zwei Gründen

besondere Liebe entgegen: weilsie Jesus, der höchsten Liebeihres Herzens, ähnlicher sind,und weil auch sie, wie sieselbst, in die Sendung einge-bunden sind, der Welt Christuszu verkündigen, zu bezeugenund zu schenken. Durch seineIdenti fizierung und sakramen-tale Gleichge sta ltung mit Jesus,dem Sohn Gottes und SohnMarias, kann und muß jederPriester sich wirklich als be-sonders geliebter Sohn diesererhabenen und zutiefst demü -tigen Mutter fühlen. DasZweite Vatika ni sche Kon zil lädtdie Priester ein, Maria als voll-kommenes Vor bild des eigenenLebens zu betrachten und sieanzurufen als „Mutter deshöchsten und ewigen Prie sters,

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Maria im Leben der Priester

Der Heilige Vater nimmt das Priesterjahr auch zum Anlaß, um vermehrt überdie Beziehung zwischen der Gottesmutter und dem Priestertum zu sprechen.Denn „diese Beziehung ist tief im Geheimnis der Menschwerdung verwurzelt.“

Madonna mit dem Jesuskind

von Francesco Anguilla, ca. 1430

Diözesanmuseum in Lucca,

Foto: Michael Mayr

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die Königin der Apostel undSchützerin ihres Dien stes“.Und die Prie ster – so das Kon -zil weiter – sollen sie daher„mit kindlicher Erge bung undVerehrung hochschätzen undlieben“ (vgl. PO 18). Der heili-ge Pfar rer von Ars pflegte zusagen: „Nach dem Jesus Chri -stus uns alles gegeben hat, waser uns geben konnte, will eruns noch das Kostbarste hin-terlassen, was er hat: seine hei-lige Mut ter.“ Das gilt für jedenChri sten, für uns alle, aber ins-besondere für die Priester.Liebe Brü der und Schwestern,beten wir darum, daß Mariaalle Priester, in allen Proble -men der heutigen Welt, demBild ihres Sohnes Jesus gleich-gestalten möge, als Verwalterdes unermeßlichen Schatzesseiner Liebe, der Liebe des gu -ten Hirten.

(Generalaudienz, 12. Aug. 2009, Ausschnitt)

Das Herz MariensDas Herz Mariens ist, in voll-kommenem Einklang mit demgöttlichen Sohn, Tempel des

Geistes der Wahrheit, wo jedesWort und jedes Ereignis imGlauben, in der Hoffnung undin der Liebe bewahrt wurde.(Umgekehrt) können wir si-cher sein, daß das HeiligsteHerz Jesu in der gan zen Zeit -spanne seines verborgenen Le -bens in Nazaret stets im unbe-fleckten Herzen der Mutter ein„Zuhause“ gefunden hat, dasimmer vom Gebet und vomständigen aufmerksamen Hö -ren auf die Stimme des Geisteserfüllt war. Zeugnis dieses ein-zigartigen Einklangs zwischenMut ter und Sohn im Suchennach dem Willen Gottes ist dasGeschehen bei der Hochzeitvon Kana. In einer Situationvoller Symbole des Bundes, wiees das Hochzeitsmahl ist, greiftdie Jungfrau und Mut ter einund provoziert sozusagen einZeichen überreicher Gnade:den „guten Wein“, der auf dasGeheimnis des Blutes Christihinweist. Das führt uns direktnach Gol gota, wo Maria zu-sammen mit den anderenFrau en und dem Apostel Jo -

hannes unter dem Kreuz steht.Die Mutter und der Jüngerempfangen geistlich das Testa -ment Jesu: seine letzten Worteund seinen letzten Atemzug, indem er beginnt, den Geist aus-zugießen; und sie empfangenden stillen Schrei seines Blu tes,das ganz für uns vergossenwurde (vgl. Joh 19, 25–34). Maria wußte, woher diesesBlut kam: Es hatte in ihr durchdas Wirken des Hei ligen Gei -stes Gestalt angenommen, undsie wußte, daß jene selbeschöpferische Kraft Jesus auf-erwecken würde, wie er es ver-heißen hatte.

(Ansprache am 31. Mai 2009 an der Lour -des-Grotte in den Vatikani schen Gärten)

Die Schönheit MariensDie Biographen bezeugen, daßder hl. Johannes Maria Vian -ney von der Gottesmutter mitHingabe und zugleich mit un-mittelbarem Vertrauen sprach.„Die heilige Jungfrau“, sopflegte er zu sagen, „ist ohneMakel, geschmückt mit allenTugenden, die sie für die Al -

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Das Herz Mariens ist in vollkommenem Einklang

mit dem göttlichen Sohn.

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lerheiligste Dreifaltigkeit soschön und wohlgefällig ma-chen.“ Und weiter: „Das Herzdieser guten Mutter ist nichtsanderes als Liebe und Barm -herzigkeit, es will nichts ande-res, als uns glücklich sehen. Esgenügt, sich an sie zu wenden,um erhört zu werden.“ Ausdiesen Worten scheint derEifer des Priesters durch, demes, von apostolischem Eifer be-seelt, Freude bereitet, zu sei-nen Gläubigen von Maria zusprechen, und der dessen niemüde wird. Er verstand es,auch ein schwieriges Geheim -nis wie das Mysterium derAufnahme Mariens in den

Himmel mit klaren Bilderndarzustellen, zum Beispiel so:„Der Mensch war für denHimmel geschaffen. Der Satanhat die Leiter zerbrochen, diedorthin führte. Unser Herr hatuns durch sein Leiden eineneue gegeben… Die allerselig-ste Jungfrau steht oben an derLeiter und hält sie mit beidenHänden fest.“Der hl. Pfarrer von Ars war vorallem von der Schönheit Mari -ens angezogen, einer Schön -heit, die in engem Zusam -menhang mit der Tatsachesteht, daß sie die Unbefleckteist, das einzige Geschöpf, dasohne den Makel der Sünde

empfangen ist. „Die HeiligeJungfrau“, so sagte er, „ist jenesschöne Geschöpf, das dengütigen Gott nie enttäuschthat.“ Als guter und treuer Hirtgab er vor allem ein Beispiel,auch mit dieser kindlichenLiebe zur Mutter Jesu, von derer sich zum Himmel gezogenfühlte: „Käme ich nicht in denHimmel“, rief er aus, „wie wehwürde mir das tun! Ich würdenie die seligste Jungfrau sehen,dieses so schöne Geschöpf!“Darüber hinaus weihte er sei-ne Pfarrei mehrmals der Got -tes mutter und empfahl beson-ders den Müttern, jeden Mor -gen dasselbe mit ihren Kin -dern zu tun. Liebe Brüder undSchwestern, machen wir unsdie Gefühle des hl. Pfarrersvon Ars zueigen. Und erfülltvon diesem Glauben wollenwir uns an Maria wenden, diein den Himmel aufgenommenist, und ihr in besonderer Wei -se die Priester der ganzen Weltempfehlen. (Angelus, Castelgandolfo, 15. August 2009)

Wir können sicher sein, daß das Heiligste Herz Jesu inder gan zen Zeit spanne seines verborgenen Le bens inNazaret stets im unbeflecktenHerzen der Mutter ein„Zuhause“ gefunden hat.

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Das Beispiel des heiligen Josef,„eines ge rechten Mannes“, wieihn der Evangelist nennt, da ervor Gott und Maria in vollerVarantwortung stand, sei füralle, die sich auf dem Weg zumPriestertum befinden, eineErmutigung. Er hörte immeraufmerksam auf die Stimmedes Herrn, der die geschichtli-chen Ereignisse steuert. Josefgehorchte schnell den Weisun -

gen, war immer treu, edel-mügtig und ganz dem Diensthingegeben.Verborgen in Nazaret, war erein vortrefflicher Meister desGebetes und der Arbeit. Ichkann euch versichern, teureSeminaristen, daß ihr auf demWeg zum Priestertum mit derGnade Gottes weiter voran-kommt, daß ihr mehr Erfah -rungen an reichen geistigen

Früchten sammelt, je mehr ihrzum heiligen Josef betet undihn anruft, euch in der tägli-chen Erfüllung der Pflichtenzu helfen. (Ansprache vor Seminaristen, 25. 2. 2006)

Das Hochfest des hl. Josef lädtuns ein, voll Verehrung bei derGestalt des Bräutigams der se-ligen Jungfrau Maria und Pa -trons der Universalkirche zu

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Das Beispiel des hl. JosefAn der Wiege des Ewigen Hohenpriesters standen Maria und Josef

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verweilen. Ich denke gernedaran zurück, daß auch dergeliebte Papst Johannes PaulII. den hl. Josef sehr verehrthat; er hat ihm das Aposto -lische Schreiben RedemptorisCustos – Beschüt zer des Er -lösers – gewidmet und sicher-lich in der Todes stunde seinenBeistand erfahren.Die Gestalt dieses großen Hei -ligen ist, auch wenn sie eher

verborgen blieb, in der Heils -geschichte von grundlegenderBedeutung. Vor allem verbandder hl. Josef dadurch, daß erdem Stamm Juda angehörte,Jesus mit der Nachkommen -schaft Davids, so daß sich dieVerheißungen über den Mes -sias verwirklichten und derSohn der Jungfrau Maria sichtat sächlich „Sohn Davids“nennen kann. Vor allem dasMatthä usevangelium betontdie messianischen Prophezei -ungen, die durch Josefs Rolleihre Erfül lung fanden: die Ge -burt Jesu in Betlehem (2,1–6);sein Aufent halt in Ägypten,wohin die Heilige Familie ge-flohen war (2,13–15); der Bei -name „Nazo räer“ (2,22–23). Inall dem erwies er sich genauwie seine Braut Maria als wah-rer Erbe des Glaubens Abra -hams: im Glauben an denGott, der die Ereignisse derGe schich te nach seinem ge-heimnisvollen Heils plan leitet.Jo sefs Größe tritt wie dieMarias noch deutlicher hervor,weil seine Sen dung in derDemut und in der Verbor -genheit des Hauses in Nazaretgeschah. Im übrigen hat ja

Gott selbst, in der Person sei-nes menschgewordenen Soh -nes, diesen Weg und diesen Stil– die Demut und die Verbor -genheit – für sein Dasein aufErden gewählt. Das Vorbilddes hl. Josef ist für uns alle eineindringlicher Auf ruf, die Auf -gabe, die uns von der Vorse -

hung anvertraut wurde, inTreue, Einfachheit und Be -schei denheit zu erfüllen. Ichdenke vor allem an die Fami -lienväter und -mütter, und ichbete dafür, daß sie die Schön -heit eines einfachen, arbeitsa-men Lebens stets zu schätzenwissen, indem sie ihre ehelicheBeziehung sorgfältig pflegenund ihren gro ßen und nichteinfachen Er ziehungsauftragmit Begei ste rung wahrneh-men. Für die Priester, die dieVater schaft gegenüber denkirchlichen Gemeinschaftenausüben, erwirke der hl. Josef,daß sie die Kirche mit Zunei -gung und voller Hingabe lie-ben. (Angelus, Ausschnitt 19. März 2006)

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Seine Gestalt ist in derHeilsgeschichte von grundlegenderBedeutung.

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1. Teresa von Ávila gehört zujenen weiblichen Heiligen, dieviel mit Priestern zu tun hat-ten. Im Be wußt sein der Gna -dengaben, die sie beständigdurch deren Hände erhaltenhatte, bewahrte sie ihnen einegroße Dank barkeit. Sie war be-sorgt um ihre Gesund heit undihr Wohl ergehen, tröstete siebei Zahn schmer zen, bat ihreSchwe stern, für sie zu betenund machte ihnen kleine Ge -schenke, obwohl sie selbst im-mer in Geldnot war. Teresa hat durch ihren lebendi-gen Umgang, aber auch auf-grund ihrer Visionen einen tie-fen Einblick in das Priester tumer halten. Was sie darüberdach te und wie sie dazu stand,läßt sich an drei verschiedenenPunkten verdeutlichen: an derpriesterlichen Autorität, an sei-ner Tätigkeit und an seinerLebensführung.Für Teresa war von Jugend andie Kirche die entscheidende

Das beste Gebet

Zum Jahr der Priester

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Gegen Ende des zweiten Jahrtausends wurden drei Frau en zuKirchenlehrerinnen erhoben, die in verschiedensten Epochender Geschichte lebten, denen aber eines gemeinsam war: einebesondere Liebe zu Christus und seiner heiligen Kirche undihren Priestern. Gemeint sind die hl. Caterina von Siena, die hl.Teresa von Ávila und die hl. Theresia von Lisieux. Alle drei erlebten die Not ihrer Zeit: Caterina die Kirchen spal -tung, Teresa die Glaubens spaltung und There sia von Lisieuxschließlich den Abfall vom Glauben. Die hl. Caterina von Sienastarb 33jährig, die hl. Te resa von Ávila mit 67 und die hl. Theresiavon Lisieux mit 24 Jahren. Alle drei waren auch hoch intelligentund schon von Kind heit an reich begabt; Und jede später Ge bo -rene hatte von der vor ihr Geborenen gelernt: Teresa von Ávilaschätzte die Werke der hl. Caterina von Siena und Theresia vonLisieux die Schriften ihrer großen Ordens mutter, der hl. Teresavon Ávila. Der folgende Beitrag gibt einen kurzen Überblick, wie dieseKirchenlehrerinnen sich die Liebe und Sorge für die Prie ster derKirche konkret zu eigen gemacht haben.

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Autorität, die für sie über alles stand. Ihr ganzesLeben verbrachte sie ohne Glaubens schwierig -keiten. „Hierin konnte mich der böse Feind nie-mals in Versuchung bringen. Denn ich sagte mirsogar: je weniger ich etwas mit dem natürlichenVerstand einsehe, umso fester glaube ich daran,denn für Gottes All macht ist kein Wunder un-

möglich.“ Was ein Priester in Übereinstimmungmit dem kirchlichen Lehramt und in Einheit mitdem Papst in Rom lehrte, das war für Teresa maß-gebend, und zwar so sehr, daß sie dem mehr glau-ben schenkte als allen ihren mystischen Erleb -nissen und Visionen. Sie wollte die Bestätigungder kirchlichen Autorität. Teresa sah in der Verkündigung, im Beichtdienstund in der Feier der hl. Messe bzw. der Verwal -tung des Allerheiligsten Sakra mentes die drei we-sentlichen Aufgabenbereiche des Prie sters. Alsman ihr einmal das Buß sakrament verweigernwol l te mit der Begründung, daß sie ohnediesnichts zu beichten habe, sagte sie: „Sie verlieren ja

Welches Gebet wäre besser als das Gebet für die Priester! (Teresa von Ávila)

Caterinenkapelle hinter dem Haupt der Heiligen

in der Dominikanerkirche in Siena

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nichts dabei, meine Her ren, imGegenteil, sie gewinnen, in-dem sie Sünden vergeben undein heiliges Sakra ment würdigspenden.“ Sie bezeugt auch,Christus habe ihr klar gezeigt,daß das allerheiligste Altarsa -krament nichts von seinerKraft ver liert, selbst wenn derPriester im Zustand schwererSünden die hl. Messe feiert.Noch eine weitere Tätig keitwar für Teresa bedeutsam: dieVollmacht des Priesters fürWeihungen und Segnun gen.Die hl. Teresa trug auf ihrenRei sen in einer kleinen Kür -bisflasche immer Weih wasserbei sich. Sie sah darin die Kraft

des Kostbaren Blu tes wirksamwerden: „Oft habe ich erfah-ren, daß es kein wirksameresMit tel gibt, um die bösen Gei -ster zu vertreiben und ihr Wie -der er scheinen zu verhindern,als das Weihwasser. Vor demKreuz fliehen sie zwar auch,kommen aber wieder. Es mußalso das Weihwasser gro ßeKraft haben. Mir verschafft esoffenbar einen ganz besonde-ren Trost, den ich in meinerSeele fühle. Zugleich bedenkeich, wie wichtig das ist, wasdie Kirche angeordnet hat,denn zwischen Ge weih temund Un geweihtem ist eingroßer Un terschied.“

Was die persönliche Lebens -führung betrifft, so hat die hl.Tere sa unter den zahlreichenPriestern, mit denen sie zu tunhatte, viele heiligmäßige undgroße Vorbilder erlebt, aberauch manches Erbärm licheund so manches Versa gen.Drei Priester nennt dabei aus-drücklich in ihren Schrif ten,wobei es bemerkenswert ist,wie sie darauf reagiert hat. Dererste lebte bereits sieben Jahreim Konkubinat. Als Tere sa da-von erfährt, beich tet sie beiihm. Er faßt zu ihr Zunei gungund bittet sie schließlich umHilfe. Teresa verspricht ihrGebet und mobilisiert auch

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ihre Mitschwestern. Und sowird dieser Priester eine derersten „Eroberungen“ Tere sasfür Gott. Der Priester bekehrtsich, und genau ein Jahr nachseiner Begegnung mit Teresastirbt er, nachdem er Gott wie-der eifrig gedient hatte.Der zweite Fall ereignete sichviele Jahre später: „Es kam zu

mir ein Priester, der schon lan-ge in der abscheulichsten Tod -sünde lebte und täglich damitzelebrierte.“ Auch ihm hat Te -re sa geholfen. Aber um wel-chen Preis! Sie bittet Gott, dieQualen der Versuchung an sei-ner Stelle zu erleiden, was ihrGott ein Monat lang gewährt.Der dritte Priester wird ihr ineiner Vision gezeigt, wie er imStand der Todsünde das hl.Meßopfer feiert, und sie sieht,daß die Gültig keit der heiligenMesse dadurch nicht beein-trächtigt wird und die Konse -kration gültig ist, auch wennder Priester noch so sehr ge-fehlt hat.Für alle drei hatte Teresa tief-stes Mitleid und die Bereit -schaft, durch Gebet und OpferSühne zu leisten und derenBekehrung zu erbitten. Des -halb mahnt sie auch ihre Mit -schwestern, unablässig für jenezu beten, die für die Kirche ar-beiten.

Denn wäh rend die Schwes ternim Schutz der Kloster mauernleben, sind die Prie ster in derWelt größeren Ge fahren aus-gesetzt. „Wenn sie innerlichnicht gefestigt und im Über-natürlichen nicht tief veran-kert sind, wird sich dieserMan gel bald äußerlich zeigen –auch wenn sie ihn noch so ge-schickt verbergen.“ Die Weltwird ihnen aber keine Un voll -kommen heit nachsehen, sagtTeresa weiter, man wird viel-mehr alles aufdecken. Dagegenwird man „von ihren gutenEigen schaften vieles überse-hen, ja dies nicht einmal füretwas Gutes halten. Aber daßman Fehler unbeachtet läßtund verzeiht, das dürfen wirvon der Welt nicht erhoffen.“ Zu ihren Schwestern sagte siedaher: „Ihr dürft also nichtglau ben, es sei zu dem schwe-ren Kampf, in den jene treten,nur eine geringe Hilfe Gottesnotwendig; vielmehr bedürfen

Ich bitte euch um der Liebe des Herrn willen, fleht zu seiner Majestät, daßsie unser Gebet für die Priester erhöre!

(Teresa von Ávila)

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sie einer sehr gro ßen Unter -stützung. Bittet daher, daßGott viele tauglich mache zumDienst. Denn ein einziger voll-kommener wirkt mehr als vie-le Unvoll kom mene! Und bittetauch, daß Gott die Priester imKampf beschütze und sie ausden Gefahren der Welt retteund sie auf diesem gefahrvol-len Meere dem Gesang derSire nen ihr Ohr verschließen.Wenn ihr das tut, tut ihr vielfür Gott.“ Denn dadurch wirdnicht nur das Heil einer einzi-gen Seele, sondern das Heilvieler Seelen gefördert. „Wel -ches Gebet wäre (daher) besserals das Gebet für die Priester!Ich bitte euch also um derLiebe des Herrn willen, flehtzu seiner Majestät, daß sie un-ser Gebet für die Priester erhö-re! Denn wenn eure Opfer undGebete nicht dies zum Ziel ha-

ben, so glaubt ja nicht, denZweck zu erfüllen, zu demeuch der Herr an diesen Ortvereinigt hat.“

2. Auch Theresia von Lisieuxhatte eine große Achtung vorden Priestern. Auf ihrer Pil -gerfahrt nach Rom im Jahre1887 hatte sie darunter gelit-ten, wenn sie Priester sah, diehalbherzig, lau oder eitel wa-ren. Und so wurde diese nega-tive Erfahrung für sie mit einGrund, warum sie später beimEin tritt in den Karmel in dasRe gister schreibt: „Ich werdeKarmelitin, um für die Priesterund ihr Heiligwerden zu be-ten.“ Und ähnlich später in ih-rer Selbstbiographie: „In Ita -lien habe ich meine Be ru fungentdeckt, die Berufung, für diePriester zu beten.“Die hl. Theresia hat das getan

Von allen drei Kirchen lehr erinnen gibt es Briefe, die sie an Priester geschrieben haben und aus denen ihreSorge für die Gottgeweihten sichtbar wird. Von den etwa 450 erhaltenen Briefen der hl. Teresa von Ávilasind 178 an Priester gerichtet; von Caterinas 382 Briefen sind es 141 Briefe, und Theresia vonLisieux hat von ihren 266 Briefen 17 an Missionare adressiert(an P. Adolphe Roul land, links, und an P. Maurice Bellière, rechtes Bild).

in allen Jahren ihres kurzenLebens als Karmelitin. Vorihrem Tod stellte die Vorse -hung Gottes zwei Missionare,die sie als Brüder betrachtete,unter die Obhut ihres Gebetesund ihrer geistlichen Sorge:Maurice Bellière, Seminaristbei den „Weißen Vätern“, derspäter nach Afri ka in die Mis -sion ging, und P. AdolpheRoul land, der als Missionar inChina wirkte. Theresia hatte jaimmer bedauert, keinen leibli-chen Bruder zu haben, derPriester ist. Damit wird sienun getröstet. Von ihren 17Prie sterbriefen sind sechs an P.Roulland gerichtet und 11 anAbbé Belliere. Einer der beidenwurde ein guter Prie ster. P.Roulland war glück lich mitseinem Amt und sein Ver -halten entsprach seiner Beru -fung. Abbé Bellière dagegen

Die hl. Kirchenlehrerin Thérèse von Lisieux und ihre beiden „geistlichenBrüder“, die sie mit ihrem Gebet und Opfer begleitete.

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Priesterjahr 2009/10

war ein unruhiger Semi naristund nach dem Tod Theresiasein Priester in Ver wirrung undsehr unglücklich in der Aus -übung seines Am tes, was be-reits im ersten Brief Theresiasan ihn zur Sprache kommt,wobei sie die Schuld ihrem ei-genen Versagen zuschreibt:„Ihr Brief vom Juli hatte michsehr betrübt, da ich meinemgeringen Eifer die Schuld anden Kämp fen, die Sie auszu-fechten hatten, zuschrieb. Un -aufhörlich flehte ich für Sieum den mütterlichen Beistandder milden Königin der Apos -tel ...“ Und dann weiter: „Sie wissenja, eine Karmelitin, die nichtApostel wäre, würde sich vomZiel ihrer Berufung entfernenund aufhören, eine Tochterder seraphischen heiligen Te -re sa zu sein...“

Theresia versucht in diesenBriefen an ihre beiden geistli-chen Brüder die Größe derBerufung und des Ideals auf-zuzeigen. Der Text, in dem sieihre Idee vom Priestertumaber am klarsten darlegt, istder Brief an Schwester Mariedu Sacré-Coeur (ihre leiblicheSchwester Marie), in dem sieerklärt, warum sie die Be ru -fung zum Priester in sich ver -spürt hatte. Sie schreibt: „Mitwieviel Liebe, o Jesus, würdeich Dich in Händen tragen,wenn Du auf meinen Ruf hinvom Himmel herabsteigst! Mitwieviel Liebe würde ich Dichden Seelen darbringen.“ Aberdann fügt sie hinzu: „Ich be-wundere und beneide dieDemut des hl. Franziskus, derdie erhabene Würde des Prie -stertums zurückweist.“ Aus Theresias Briefen wird

deutlich, daß für sie die Liebezur heiligsten Eucha ristie bzw.zum heiligen Meß opfer unddas Verlangen, See len zu ret-ten, die beiden zentralen Poledes Priestertums darstellten. In einem Brief an P. Roullandschreibt sie, sie sei glücklich,mit ihm „am Heil der Seelenzu arbeiten“, denn „mit diesemZiel bin ich Karmelitin gewor-den“. Sie bezeichnet dies als„Bande des Aposto lats, die inalle Ewigkeit“ bestehen. Undvoll Überzeugung schreibt sie:„Wir werden zusammen –selbst über den Tod hinaus –unser Apostolat weiterführen.“An Abbe Bellière schrieb sie:„Vereint in Christus, werdenunsere Seelen viele andere ret-ten können“, und bald daraufan ihrem Sterbebett: „Das gött-liche Herz ist trauriger überdie tausend kleinen Un ehr -lichkeiten seiner Freunde (derPriester) als über gravierendeFehler weltlicher Men schen.“Und etwas weiter in diesemBrief fordert sie ihn auf, nichtin der Betrachtung seiner eige-nen Fehler zu versinken, son-dern sich mit Ver trauen undLiebe auf den Weg zu machen.

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me des Pfarrhofs kirchlich ge-nutzt. Zu meiner großen Freude darfich seit 2009 noch weitere vierSchwestern beherbergen, dieebenfalls eine Ausbildung ma-chen. So ist nun in Hürm einkleines „Kloster“ entstanden.

Geben Sie ihnen nur Unterkunft

oder sind sie auch eingebunden

in die Pfarrgemeinde?

Neben ihrer Ausbildung wir-ken sie sehr apostolisch in derPfarre. Sie helfen beim Firm -unterricht, bei der Erst kom -munionvorbereitung und invielen anderen Bereichen. Siesind auch bei der Legion Ma -riens dabei. Ihr Herz ist offenfür die verschiedensten Nöteder Men schen, und so dienensie Christus in den Notlei -denden in vorbildlicher Weise.

GottgeweihtF Ü R D I E P R I E S T E R

„Apostel für die Apostel“ zu sein, wie es die hl. Theresia von Lisieux formulierte, istein Anliegen, das sich verschiedene Gemeinschaften zu eigen gemacht haben. Einedavon sind die Schwestern der „Familie Mariens“, die seit Jahren in Hürm eine kleine„Außenstelle“ haben. Der zuständige Pfarrer Franz Hell weiß dazu Genaueres:

Wie lange kennen Sie schon diese

Schwe sterngemeinschaft?

Seit dem Jahr 2007 konnte ichdie „Schwe stern der FamilieMariens“ im Hür mer Pfarr hofbeherbergen, die eine Ausbil -dung in St. Pölten machen.Zuerst hatte ich ein „Zwillings -paar“, zwei leibliche Schwe -stern, die kaum zu unterschei-den sind. Ich war sehr froh,denn dadurch waren die Räu -

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Priesterjahr 2009/10

Und wie werden die Schwestern

im Ort von der Bevölkerung ange-

nommen?

Ich glaube sehr wohlwollend.Durch ihre fröhliche, unauf-dringliche und freundliche Arthaben sie sehr schnell die Her -zen der Hür mer Bevölkerunggewonnen, sowohl bei denKin dern als auch bei den älte-ren Leuten. Sie leben das pfarrliche Lebeneinfach mit, ob es sich umkirchliche Feste, die Sonntags -messen, die Messen an Werk -tagen oder um Beerdigungenhandelt. Gerade bei Be gräb -nissen teilen sie die Not derMen schen und gehen oftmalsnoch mit zum Friedhof, umdie Trauernden mit ihren Ge -beten zu begleiten. Das wirdbei den Ange höri gen der Ver -stor benen sehr geschätzt. undso mancher hat dadurch wie-der zum Glauben gefunden.

Können sie uns auch etwas über

die Spiritualität der Schwestern

sagen?

Die eucharistische Anbetungund die Verehrung Mariensdurch das Beten des Rosen -kranzes, die Treue zum Papst,der missionarische Geist unddas Bemühen um eine echteÖkumene sind die markantenPunkte ihrer Spiritu a lität. Sehrviel Wert legen sie auch aufeine schön und würdig gefei-erte Liturgie. (Nebenbei sindsie auch – fast möchte ich sa-gen „professionell“ – musika-lisch und haben schon mehre-re CDs mit religiösen Liedernherausgebracht.)Was mir daher besonders amHerzen lag und worüber ichsehr froh bin, das ist die eigenekleine Schwesternkapelle imPfarrhof, in der viel vor demAllerhei lig sten gebetet wird.Das gereicht der ganzen Pfarre

zum Segen und ist eigentlichdurch nichts ersetzbar. Wobeisie vor allem für die Priesterbeten, damit sie zur Heiligkeitgelangen und ihrer Sendungge recht werden können.Diese Kraft des Gebetes spürtman als Pfarrer immer wieder,und für dieses Geschenk dergeistigen Unterstützung binich ihnen sehr dankbar.

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Mystikerin,

Schriftstellerin,

Praktikerin,

Ordensreformatorin,

Klostergründerin,

Kirchenlehrerin,

Spanierin,

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Teresa von Ávila1515–1582 Botschafterin Unserer Lieben Frau

vom Berge Karmel –im Dienste Seiner Majestät

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Vor über 400 Jahrensagte der päpstlicheNuntius Felipe Sega

in Madrid über die hl. Teresavon Ávila: „Sie ist ein unruhi-ges Frauenzimmer, herum -streu nend, ungehorsam undverstockt. Unter dem Scheinder Frömmigkeit denkt siefalsche Lehren aus. Sie verletztdie Klausur und doziert wieein Theologie professor – ob-wohl der hl. Paulus sagt, daßdie Frauen nicht lehren dür-fen.“ Die Geschichte hat diesesUrteil des damaligen Nuntiussehr bald korrigiert. Das „un-ruhige Frauenzimmer“ wurdenicht nur am 12. März 1622von Papst Gregor XV. heiligge-sprochen, sondern am 15.Oktober 1970 durch Papst PaulVI. auch zur Kirchenlehrerin

ernannt. Damit wurde nur be-stätigt, was längst bekannt undanerkannt war: ihr religiösesGenie und ihr unschätzbarerWert für die ganze KatholischeKirche. Ihre Werke wurden in-zwischen längst in alle Welt -sprachen übersetzt.Geboren wurde Teresa am 28.März 1515 in Ávila, einemüber 1000 m hoch gelegenenOrt in Kastilien, von dem esdas bekannte Wort gibt: „Ávilacantos y santos“ – Ávila bestehtaus Felsblöcken und Heiligen.“Teresa hatte zwei Schwesternund neun Brüder, von denendie meisten nach Amerika aus-wanderten, um dort ihr Glückzu versuchen. Mit 13 Jahrenverliert Teresa ihre frommeund gute Mutter. Nach einemkurzen Aufenthalt im Internat

bei den Augustinerinnen wirdsie sehr krank, und in dieserZeit reift der Entschluß, Or -dens frau zu werden. Gegenden Willen des Vaters tritt sieals Zwanzig jährige im Klosterder Mensch wer dung in Ávilaein, das damals etwa an die 150Karmelitinnen beherbergte.Nach der Freude des An fangserlebt Teresa bald schwere Prü -fungen seelischer und körper-licher Art, wobei sie mehrereTage sogar im Koma liegt, so-daß man ihr schon das Grabschaufelt.Ergebnis dieser leidvollen Zeitist die Gewißheit, die sie späterihren Schwestern immer wie-der ans Herz legen wird: Umnäher zu Gott zu kommen, be-darf es der Geduld und Aus -dauer und vor allem der Ent -

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„Zu meinem Fürsprecherund Herrn erwählte ichden glorreichen hl. Josef.Ich erinnere mich nicht,ihn bis jetzt um etwas gebeten zu haben, was ermir nicht gewährt hätte.Ja, es ist zum Erstaunen,welch große Gnaden mirGott durch die Vermittlungdieses glückseligenHeiligen verliehen und auswieviel Gefahren desLeibes und der Seele ermich durch ihn befreithat.“

Teresa von Ávila

Gott allein genügt ...

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schlossenheit, den begonnenenWeg weiterzugehen. „Gott willtapfere Seelen“ sagt sie immerwieder.Im Blick auf die Passion desHerrn und durch das Lesen der„Bekenntnisse“ des hl. Augu -sti nus gelingt ihr im Alter von40 Jahren der entscheidendeDurchbruch: „Das Leben, dasich bis dahin geführt habe, istmein Leben. Jetzt aber ist es je-nes, das Gott in mir lebt.“Teresas Leben und Wirken fälltin die Zeit der Glaubensspal -tung. Teresa hat die Reform be -dürftigkeit der Kirche auch ge-

sehen, aber sie geht ganz an-ders vor. Sie rebelliert nicht ge-gen die vorgegebene Ord nung:Ihr Reformwerk beginnt zuerstbei sich selber. Dabei werdenihr in einer Vision die Finster -nis der Hölle und im Gegen -satz dazu die Schönheit desLichtes gezeigt. Gedrängt von dem Wunsch,die Seelen der Menschen vorder Verdammnis zu bewahren,beginnt sie mit der Reform ih-rer eigenen Person. Sie bemühtsich, die Ordensregel genau zubeobachten und ihre Berufungals Karmelitin möglichst voll-kommen zu leben. Zugleich er-kennt sie, daß ihr bisherigesKloster mit seiner freien Le -bens ordnung dafür nicht dieMöglichkeit bietet. Nach wie-derholten Ge sprächen, die sie

darüber mit Gleichgesin ntenführt, entwickelt sich an einemSeptemberabend des Jahres1560 der Gedanke an eineNeugründung. Es soll ein klei-nes Kloster werden, „da mit esnicht viel Lärm macht, wenn esam Tag des Letzten Gerich teszusammenstürzt“, und es sollder Grund satz gelten: Qualitätvor Quantität, denn „mehr be-wirkt eine mit Qualtität alsviele ohne sie.“ In diesem Sinngründet sie 16 Frauen- und 2Männerklöster.Gegen diese Neuerung wurdevor allem aus den Reihen deseigenen Ordens jahrelang er-bittert gekämpft, und es istletztlich König Philipp II. zuverdanken, daß Teresas Re -form werk für die Kirche geret-tet wurde.

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Feierliche Proklamation der hl. Teresa von Ávila zur Kirchenlehrerin durch Papst Paul VI. am 15. Oktober 1970 in St. Peter in Rom.

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Als Teresa den ihr vertrauten Personen von ihremVorhaben erzählt, sind zunächst alle begeistert:ihre Freundin Doña Guiomar, der Provinzial undihr Beichtvater und zahlreiche andere. Aber so-bald der Plan in der Stadt bekannt wird, erhebtsich ein Sturm der Entrüstung. Der Stadtrat istdagegen, die Prediger schimpfen von der Kanzel,und ihre Mit schwestern im Menschwerdungs -kloster fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Undda nun der Provinzial Angst bekommt, zieht erseine Zustimmung zurück und schickt Teresanach Toledo, um dort eine adelige Witwe zu trö-sten.Teresa ist fest entschlossen. Sie baut auf die Hilfeihrer Freunde, aber vor allem auf Gott: Teresa: „Seine Majestät befahl mir, die Sache mitallen Kräften zu betreiben; Er machte mir großeVersprechungen, daß ich die Gründung des Klo -sters auf keinen Fall unterlassen soll ...“ Teresa zieht von Toledo aus die Fäden. Um dasGanze heimlich ins Werk zu setzen, ersucht sieihren auswärts lebenden Schwager in Ávila einHaus zu kaufen, es nach ihren Plänen klösterlich

umbauen zu lassen und solange vorübergehendpro forma darin zu wohnen, bis sie es als Klo -ster in Besitz nehmen kann. Glücklicherweisebekommt Teresa auch noch von ihrem BruderLorenzo aus Amerika genügend Geld für dasHaus und den Umbau. Von Toledo zurückgekehrt, gelingt es ihr mitHilfe vor allem des hl. Petrus von Alcántara, fürdie Neugründung und ein Leben in Armut diekirchliche Erlaubnis und den Segen des Bischofsvon Ávila, Don Alvaro de Mendoza, zu bekom-men, der das Kloster unter seine Juristiktionstellt und von da an ihr großer Wohltäter wird. Dennoch dauert es noch einige Zeit, bis sich derWider stand der Stadt gelegt hat:

Einwand des Bürgermeisters bei der Ratsver sam -mlung, in der die Neugründung aufgehoben wer-den sollte (insgesamt war auf 17 Sitzungen darü-ber diskutiert worden):Bürgermeister von Ávila: „Jeder kennt die Neu -erung, die soeben in unserer Stadt durch dieErrichtung eines Klosters der Unbeschuh ten

Das erste Reformkloster

St. Josef in Ávila1562

Der hl. Petrus von Alcántara war ein entscheidender Helfer bei der Errichtung des ersten Reformklosters.

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Klostergründungen

Karmelitinnen entstanden ist ... es liegt schon in der Natur einerNeuerung, Unruhe und Aufruhr zu schüren, die guten Gewohnheitenzu schädigen und die Wirksamkeit der bestehenden Gesetze zu hem-men. Außerdem, meine Herren, wissen wir denn, ob diese Gründungnicht eine Erfindung des Teufels oder die Wirkung einer Täuschungist? Man sagt ja, daß diese Nonne Offenbarungen hat und auf einemaußergewöhnlichem Wege wandelt. Und das flößt mir Furcht ein ...“

Als Antwort darauf folgt die Rede des berühmten Gelehrten:P. Dominikus Báñez OP: „Jedes Werk, das zur größeren Ehre Gottes bei-tragen soll und auf Verbesserung der Sitten abzielt, darf man nichtmit dem Namen Neuerung  brandmarken, sondern es ist dies als eineWiederbelebung der Tugend zu bezeichnen, und diese ist immer et-was Altehrwürdiges. Dieses soeben gegründete Kloster ist nicht an-deres als eine Wiederbelebung des ursprünglichen Ordens geistes.Die Städte wimmeln von charakterlosen, unsittlichen Men schen,und niemand regt sich auf. Diese vier armen, schwachen Nonnenaber, die die Übung der Tugend gelobt haben, sollten ein Übel undeine Last sein für die Gesellschaft, über die sich die ganze Stadtempört? Warum sind wir denn eigentlich hier? Steht die Stadt in Flammen,stürmen Feinde gegen die Mauern oder wütet die Pest? Vier demüti-ge, arme, friedliebende, tugendhafte Unbeschuhte Kar me litinnenund sie allein sind also die Ursache all dieser Unruhen in Ávila?Wahrhaftig, in einer Stadt wie der Ihrigen würde die Stadt sich selbstein Unrecht zufügen und sich erniedrigen, wenn sie wegen solch ge-ringfügiger Dinge so zahlreiche Versammlungen einberuft. Im übri-gen ist alles mit Wissen und Willen des Bischofs erfolgt und mitBilligung des Heiligen Stuhls.“

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Als erste auswärtige Gründung wird Medina del Campo ausersehen,damals eine der größten Handelsstädte Spaniens. Obwohl ihr inÁvila alle vor einem derartigen Abenteuer abraten, ist Teresa dazufest entschlossen. Sie schreibt nach Medina an den Prior des Karme -liter klosters der milden Regel, P. Antonio de Heredia, er möge ihr einHaus suchen, und hofft, Gott werde sich um die Bezahlung küm-mern. Was auch geschah.Teresa: „Die göttliche Vorsehung fügte es, daß eine sehr tugendhafteJungfrau, die aus Platzmangel im Kloster St. Josef zu Ávila nicht auf-genommen werden konnte, von meinem Plan erfuhr und mich um

Auftrag zu weiteren Klostergründungen

Philipp II. war daran interessiert, das Ordenswesen in seinem Reich zu refor-mieren. Er empfing deshalb den General der Karmeliter, P. Juan BautistaRubeo aus Ravenna, mit großen Ehren in Madrid und hoffte auf seineUnterstützung. Vom Bischof in Ávila wurde er auch auf das neu errichtete St.Josefs-Kloster aufmerksam gemacht, in dem die Schwestern vorbildlich lebenwürden nach der ursprünglichen Regel ihres Ordens. Daraufhin besuchte derGeneral auch St. Josef und war begeistert. Er hinterließ Teresa mehrereSchutzbriefe, mit denen er ihr das Recht und die Vollmacht erteilte, an allenOrten des Königreiches Kastilien weitere Klöster dieser Art zu gründen(einschließlich der Gründung zweier Männerklöster).

P. Antonio de Heredia war gemein-sam mit dem hl. Johannes vomKreuz, den sie ebenfalls hier inMedina del Campo kennenlernenwird, der erste „reformierte“Karmelit. Er hatte dann das Glück,der hl. Teresa in Alba de Tormes imSterben beizustehen.

Fünf Jahre hatte Teresa in ihrer Klausur im neuen Kloster St. Josef in Ávila verbracht und ist dabei innerlich gereift.Nun wird sie von Gott hinausgesandt. Sie ist jetzt 52 Jahre alt.

Medina del CampoKloster St. Josef

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Aufnahme in das neue Kloster bat. Sie brachte mir alles Geld, das siebesaß, so daß wir wenigstens ein Haus mieten und die Auslagen fürdie Reise finanzieren konnten.“

Im Morgengrauen des 15. August 1567 verläßt die Reisegruppe Ávila.Teresa: „Mich begleiteten noch zwei Nonnen aus dem Kloster zum hl.Josef und vier Nonnen aus dem Kloster der Menschwerdung und un-ser Kaplan P. Julián de Ávila.“ Als Teresa die Nachricht bekommt, daß die Augusti ner in Medina einneues Kloster in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft auf keinen Fall dul-den würden, beschließt sie, das ihr von P. Antonio de Heredia gemieteteHaus in der Stadt heimlich in Besitz zu nehmen.

Über die Ankunft in Medina schrieb der treue Kaplan P. Julián:Julián de Ávila: „Die Gründung in Medina del Campo! Das war eineSache! Gegen Mitternacht trafen wir in Medina ein; am Stadteingangmußten wir aussteigen, denn das Fuhrwerk, das uns verblieben war,machte einen solchen Höllen lärm in die Stille der Nacht, daß sämtli-che Ein wohner aufgewacht wären. So standen wir auf der Straße,Mönche und Nonnen, beladen mit Kirchenschmuck und Gefäßen,

1567

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KlostergründungenM

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die für das Lesen der ersten Messe und dieEinrichtung der Kapelle unentbehrlich waren.Wir sahen aus wie Zigeuner und Kirchen räuber... Wir mußten den Haus mei ster wecken und ihnveranlassen, daß er uns sofort das Haus öffnete.Großer Gott! Kaum waren wir drinnen, als wirunserem Schöpfer Dank sagten; er rettete unsmit knapper Not vor sechs Stieren, die in vollemGalopp durch die Stadt stürmten; am nächstenTag sollte näm lich in der Arena eine corrida, einStier kampf stattfinden.Bald begann es zu tagen. Die Mutter Priorin, die Schwestern, uns alle hätteman sehen sollen, die einen mit dem Besen in der Hand, die andern aufLeitern stehend, um Wandbehänge oder die Glocke zu befestigen. Wir hattenkeine Nägel ... die Madre Teresa verwendete die alten, die sie in den Wändenfand; schlecht und recht wurde allmählich Ordnung geschaffen, und dieVorhalle erhielt ein anständiges Aussehen. Nun brauchten wir nur noch denNotar, den wir aus dem Bett holten, damit er uns bescheinigte, daß diesesKloster mit der ausdrücklichen Genehmigung des Prälaten gegründet wordenwar. ...Sobald es heller Tag war, begannen wir mit großer Freude die Glocke zuläuten, wobei wir uns ablösten, um die Messe anzukündigen. Alle, die es hör-ten, traten ein und sahen ein Kloster, das über Nacht aus dem Boden gewach-sen war; sie waren stumm vor Erstaunen. Bald strömte soviel Volk herbei, daßunsere Vorhalle überfüllt war.“

Teresa: „Es bereitete mir überaus großen Trost, wieder eine Kirche mehr zu se-hen, in der sich das Allerheiligste Sakrament befindet.“

Mit der Feier der ersten heiligen Messe hatte das neue Kloster St. Josef in Medinazwar seine Gründung erlebt, aber jetzt begannen erst die eigentlichen Schwie -rigkeiten: der Kampf mit der Stadtbehörde, den Kritikern und die Versuchung derMutlosigkeit.

Julián de Ávila (aus dem Film:„Teresa von Avila“)

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Teresa: „Ich sah nur meine Armseligkeit und mein Unver mögen, wie sollte dasgut ausgehen? Dazu spürte ich die Verantwortung den Schwestern gegenüber,die trotz Wider spruch ihrer Verwandten mitgezogen waren. O Gott, in welchkläglichem Zustand befindet sich eine Seele, die Du der Angst überlassenwillst! Wenn ich an diese und andere Bedrängnisse denke, die ich bei diesenStif tungen ausgestanden habe, so kommen mir im Vergleich mit ihnen dieleiblichen Mühen – und das waren gewiß nicht wenige – wie nichts vor.“

Da das Haus sehr verfallen war, mußte es in denkommenden Mo na ten hergerichtet werden.Allmählich gewannen die Schwe stern das Ver -trauen des Volkes, man brachte ihnen großeHochachtung entgegen und Teresa lernte neueHelfer kennen für ihre weiteren Pläne. Dazugehörten auch die beiden ersten Kandi daten fürdie Grün dung ihres geplanten reformierten Män -ner klo sters. Der eine war der Prior des Karmel -klosters, P. Antonio de Heredia, der ihr das Hausvermittelt hatte, und der zweite war der kleineKarmelit Juan de San tos Matias, der spätere hl.Johannes vom Kreuz, der ein strengeres Ordens -leben führen und daher zu den Kar täusern über-wechseln wollte. Ihn konnte Teresa überreden,auf ihre Neu gründung zu warten.

Julián de Ávila: „In dieser Stadt Medina del Cam -po, wo man von allem etwas findet, fand dieMadre auch den Eckstein für ihre Klöster derUnbeschuhten.“Teresa: „Als ich sah, daß ich zu Beginn bereitszwei Patres hatte, schien mir die Angelegenheitschon als erledigt ...“

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Johannes vom Kreuz war die geniale Ergänzung zu Teresa von Ávila

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Teresa ist wieder in Toledo bei der Gräfin Luisa de la Cerda, bei dersie einst auf Befehl des Provinzials einige Zeit verbrachte, um sienach dem Tod ihres Gatten zu trösten. Nun stellt sie Teresa ihrenLandsitz in Malagón für eine weitere Grün dung zur Verfügungeinschließlich einer Rente. Teresa aber zögert noch. Nach dem Rat des hl. Petrus von Alcántarasollten ihre Klöster ganz auf Armut, d.h. auf die Vorse hung Gottes ge-gründet sein. Zwar benötigte sie die Hilfe der Großen, wollte sich aber– zum Segen ihrer Gründun gen – die Un ab hängigkeit bewahren. Aufden Rat ihres Beichtvaters P. Domenico Báñez gab sie aber in diesemFall schließlich nach.

Teresa: „Nachdem alle Schriftstücke in rechtlicher Form verfaßtwaren, ließ ich einige Schwestern (insgesamt fünf, aus dem Klosterder Menschwerdung in Ávila) für die Gründung kommen, unddann begaben wir uns mit der genannten Dame nach Malagón.Weil aber das Haus noch keine passende Einrichtung hatte (eswurde nach den Plänen Teresas umgebaut und am 8. Dezemberfertig), lebten wir inzwischen in einer Wohnung des Schlosses. AmPalmsonntag des Jahres 1568 holten uns die Bewohner des Ortesin Prozession ab, und wir betraten verschleiert und mit weißenMänteln angetan die Kirche. Nach der Predigt trug man zurgroßen Erbauung aller Anwesenden das Allerheiligste Sakramentin unser Kloster.“ Die Bewohner des Ortes verehrten die Schwestern und unterstütztensie, so gut sie konnten. Aus dem Kloster selbst sollte später noch vielSegen entstehen.

Teresa: „Als ich mich eines Tages nach der hl. Kommunion imGebete befand, vernahm ich vom Herrn, daß ihm in diesem Hausesehr eifrig gedient werden würde.“Tatsächlich gingen aus diesem Kloster sehr begabte und tugendhafteNonnen hervor. Von hier aus wurden Schwestern zur Reform nachItalien geschickt. Teresa selbst blieb noch einige Zeit hier. Dann führtesie die Vorsehung zu einer weiteren Gründung.

Das Kloster in Malagón giltals ein Musterkloster, da esdas einzige ist, das ganznach den Plänen Teresasumgebaut und adaptiertwurde, wozu sie von derGräfin alle Vollmachten be-kommen hatte.

Aufgrund der sozialenNotlage dieses kleinenOrtes kümmerte sich Teresa auch um dieWeiterbildung der Kinder.

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Malagón1568

Kloster St. Josef

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Auch diese Gründung erfolgte mit Unterstützung einer reichen adeligen Dame,diesmal mit Hilfe von Maria de Mendoza, der Schwester des Bischofs von Ávila,die beide Teresa sehr zugetan waren. Ihr Bruder Don Bernardino hatte Teresa inValladolid ein schönes Haus mit Garten vermacht für ein neues Kloster. Da aberTeresa zuerst die Gründung in Malagón an Angriff nahm, mußte Valladolidnoch warten. Als Don Bernardino plötzlich starb, offenbarte ihr der Herr inMalagón, der verstorbene Stifter würde im Fegfeuer große Qualen erleiden underst dann daraus erlöst, wenn die erste hl. Messe in dem Haus gelesen werde, daser für das Kloster gestiftet habe. Darauf eilte Teresa von Malagón über Ávila undMedina del Campo nach Valladolid, und begann mit den bürokratischen Vor -bereitungen. Die Erlaubnis zur hl. Messe hatte sie schon bekommen.

Teresa: „Als sich der Priester (Teresas treuer Kaplan P. Julián de Ávila) mit demAllerheiligsten Sakrament in der Hand dem Ort näherte, wo wir kommunizier-ten, und ich zum Empfang der heiligen Kommunion hinzutrat, da erschien mirneben dem Priester jener erwähnte Edelmann mit leuchtendem und freudigemAntlitz und dankte mir mit gefalteten Händen für das, was ich für ihn getan, da-mit er aus dem Fegefeuer befreit werde. Darauf schwang sich seine Seele zumHimmel empor. ... Es ist wunderbar, wie angenehm unserem Herrn jeder Dienstist, den man seiner Mutter erweist, und seine Barmherzigkeit ist groß!“

Das Kloster wurde zwar am 15. August 1568 offiziell errichtet, aber weil es in einersehr ungesunden Gegend und zudem außerhalb der Stadt lag (wo sie kaum Almo -sen empfangen konnten), kaufte ihnen die Schwester des Verstorbenen, Maria deMendoza, ein anderes in der Stadt, das nach den Anweisungen Teresas umgebautwurde (Gitter, Klausurräume, Kapelle, Zellen, Nebenräume usw.)Teresa: „Am Fest des hl. Blasius zogen wir in feierlicher Prozession (mit demBischof von Ávila, den Ordensleuten und den Herren der Stadt von Valladolid)in jenes Haus ein, wobei uns das Volk große Verehrung erwies.“

1568

ValladolidZu Ehren der Unbefleckten Empfängnis Unserer Lieben Frau vom Karmel

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Einem reichen und frommen, aber todkranken Händler in Toledo, der seinenBesitz einem guten Zweck widmen wollte, empfahl ein Jesuit, den Besitz denUnbeschuhten Karmelitinnen zu vermachen. Weil er noch vor der Übergabestarb, lag alles in den Händen seines Bruders. Als Teresa davon erfährt, bricht sievon Ávila auf nach Toledo. Nach einer 120 km Reise erreichen sie am Vortag vonMaria Verkündigung die Residenzstadt Toledo. Zu Gast sind sie zunächst bei ih-rer lieben Bekannten Gräfin Luisa de la Cerda. Als schwierig erweist sich die fürdie Gründung notwendige Erlaubnis des Bischofsvikars, der ausrichten ließ, esgäbe in Toldeo bereits 1200 Nonnen, und für eine Neugründung sei kein Bedarf.In Wahrheit waren andere Gründe dahinter, etwa daß der verstorbene Geld geberkein Adeliger, sondern nur ein einfacher Händler war. Schließlich erwies sichauch die Verhandlung mit dem Bruder des verstorbenen Gönners äußerstschwierig.Teresa versuchte es dennoch. Sie wartete nach der Messe auf den GeneralvikarDon Gómez und bat um ein Gespräch von dem er schließlich so gerührt war,daß er ihr die Erlaubnis zur Gründung gab. Nach monatelangem Suchen nacheinem Gebäude wird ihnen ein armer Student geschickt, der ihnen ein Haus zurMiete besorgt. Mit zwei billigen Gemälden, zwei Strohsäcken, geliehenenGeräten für die hl. Messe und einer kleinen Wandlungsglocke (mehr besitzen sienicht) übersiedeln sie. Am nächsten Morgen findet die Einweihungsfeier statt.Später bekommt sie von den Erben des verstorbenen Händlers das ihr zugedach-te Vermächtnis und kauft ein anderes Haus. 13 Jahre später übersiedeln sie inden derzeitigen Konvent, den frühereren Palast der Gräfin Cerda.Seit 1577 wirkte in Toledo auch der berühmte Maler El Greco.

Toledos Glanzzeit be-gann zu verblassen, alsPhilipp II. sich 1561entschloß, seineResidenz nach Madridzu verlegen. Teresa sahin der Stadt nicht nurdie Dekadenz derGesellschaft, sondernauch die innerkirchli-chen Übel und Miß -stände: Der Erzbischof(Bartolomé Carranza)war schon 10 Jahre imInqusitionsgefägnisaufgrund der Intrigeneiniger Theologen, undzwischen demDomkapitel und demBischofsvikar herrschteeisiges Schweigen.Teresas Antwort warnicht Kritik, sondernvermehrte Treue: ihreGründungen.

Toledo1569Kloster St. J osef

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Klostergründungen

Ein kleines Dorf, ein politischer Hintergrund, berühmte Per -sönlichkeiten und Teresa von Ávila – aus dieser Mischung setztsich diese Gründung zusammen, die wir als „UnternehmenPastrana“ bezeichnen können und mit der Teresa in die Weltder Mächtigen hineingezogen wird. Am Pfingstmontag 1569 läßt die einäugige und launenhaftePrinzes sin Éboli, die sich ein Kloster in Pastrana einbildet,Teresa mit einer fürstlichen Karosse von Toledo nach Madridholen. Hier wird sie zunächst mit der neugierigen Damenweltdes Adels bekannt gemacht, ehe sich acht Tage später derGründungstreck nach Pastrana in Bewegung setzt. Bald abergibt es Probleme: die Prinzessin möchte selbst die Art der Ar -mut, Zellengröße und Tagessordnung des neuen Klosters be-stimmen ... Prinz Ruy Gómez de Silva, ihr Gemahl, versucht zuvermitteln. Schließlich kommt es am 23. Juni 1569 zur Grün -dung, die sich vier Jahre bis zum Tod des Prinzen halten kann.Denn als die Prinzessin nach dem Tod ihres Gatten in das vonihr gestiftete Kloster eintritt, ist es um den Karmel geschehen.Weil sich die Schwestern ihren Launen nicht beugen, verläßt sie

das Kloster und revanchiert sich durch den Entzug der geliehenen Güter, derversprochenen Rente und schließlich durch eine Anzeige bei der Inquisitionüber Teresas Le bensbericht, den sie ihr durch eine List abgerungen hatte.Um diesem Kreuzweg der Leiden ein Ende zu bereiten, ließ Teresa im folgendenJahr die 14 Schwestern heimlich aus Pastrana abholen und nach Segovia brin-gen. Es war die einzige Gründung, die sie wieder aufgeben mußte.Trotz dieser Niederlage gelingt aber Teresa hier in Pastrana (nach der Errichtungvon Duruelo) im Haus der Doña Leonor de Mascarenas die zweite Gründung ei-nes Männerklosters.

Teresa: „Eine unzufriedene Nonnefürchte ich mehr alsviele Teufel.“

Pastrana1569Zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis

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Als Teresa von Pastrana wiedernach Toledo zurückkehrt, um diedortige Gründung zu stabilisieren,erhält sie vom Rektor der Jesuitenin Salamanca eine Einla dung füreine Grün dung. Sala manca war berühmt wegenseiner Universität und der zahlrei-chen Studenten ...Teresa: „Sobald ich die Erlaubnisdes Bischofs hatte, hielt ich dasKloster schon für gegründet, soleicht kam mir die Sache vor.“ Um Aufsehen zu vermeiden, nahmTeresa nur eine Schwester mit. Teresa: „Wir kamen am Vorabendvon Allerheiligen an, nachdem wirin der vorhergehenden Nacht ei-nen großen Teil des Weges beistarker Kälte zurückgelegt und aneinem Ort übernachtet hatten, woich mich sehr unwohl fühlte.“In Salamanca war ihr der fromme

Nikolás Gutiérrez (seine sechs Töchter waren alle Nonnen) be-hilflich. Da in dem gemieteten Haus noch Studenten ihre Zim - mer hatten und packen mußten, konnten sie erst spät Abendseinziehen.Teresa: „Dies war die erste Klostergründung, die ohne Ein -setzung des Aller heiligsten vollzogen wurde ... Am anderenTag in der Frühe wurde die erste hl. Messe gelesen, und ichsorgte dafür, noch mehrere Nonnen von Medina del Campokommen zu lassen.“Weil das Haus kalt und feucht war, erwarben sie nach ein paarJahren ein anderes. Beim Umzug gab es starke Regenfälle, sodaßdas Wasser überall in das neu renovierte Haus eindrang. Aberanderntags bei der festlichen Einsetzung des Aller heiligstenSakramentes schien wieder die Sonne. Allerdings gestaltete sichder Kaufabschluß mit dem Besitzer des Hauses zu einer endlosenGeschichte ...Teresa: „In keinem der Klöster, die uns der Herr bis jetzt grün-den ließ, mußten wir so schwere Leiden erdulden als in die-sem. ... Letztlich kommt es nicht darauf an, ob wir ein beque-mes Haus haben oder nicht, es muß uns vielmehr großeFreude bereiten, in einem Haus zu sein, aus dem man uns wie-der vertreiben kann, wenn wir bedenken, daß der Herr derWelt auch keines hatte.“

Hier in Salamanca beginnt Teresa auf Befehl des P. Ripaldamit dem Buch ihrerGründungen, das sie bis zumEnde ihres Lebens fortführt...

Salamanca

1570

Kloster St. Josef

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Nur 22 km südlich von Salamanca liegt Alba am Fluß Tor -mes. Zu einer Gründung in diesem Ort ersucht sie derSchatzmeister der Universität von Salamanca und seine ausAlba stammende Gattin, der der Wunsch nach eigenen Kin -der leider verwehrt war. Als kleines Kind hatte man sie an-fangs verachtet, weil sie nur ein Mädchen war. Später aller-dings bekam sie einen guten Gatten, blieb aber leider kinder-los. Zum Trost dafür zeigte Gott ihr einmal in einem Traumein schönes Haus mit einem Innehof und einem Brunnenund eine Gestalt, die ihr erklärte, es würden ihr „andereKinder“ geschenkt werden. Als dann ihr Gemahl auf Anord -nung der Herzogin von Alba die Verwaltung ihrer Güterübernehmen mußte und von Salámanca nach Alba umsie-delte, erkannte seine Gattin Doña Teresa de Layz beim Ein -zug in ihr neues Haus den gleichen Innenhof und Brunnen,wie sie ihn vorher in der Vision gesehen hatte. So kam eszum Entschluß, hier ein Kloster zu gründen. Daß dabei nichtder böse Feind der Urheber dieser Vision war, stand fürTeresa fest:Teresa: „Denn Satans Werk kann etwas Gutes, wie die bereitsvollzogene Gründung eines Klosters, nicht schaffen, in demunserem Herrn sehr eifrig gedient wird. Zudem war dieVision schon vor mehr als sechs Jahren vor der Gründung

des Klosters, und der böse Feindkann die Zukunft nicht erkennen.“Trotz des guten Willens der Stiftermußte Teresa dennoch erst lan ge Ver -handlungen führen über eine Rentefür den notwendigen Un terhalt derSchwestern.Teresa: „Was ich ihnen jedoch sehrhoch anrechnete war, daß sie unsihre eigenes Haus übergaben undselbst in ein anderes, viel schlechte-res, umzogen.“ Das Allerheiligste wurde ein gesetzt,und die Gründung erfolgte am FestPauli Bekehrung.

Alba de Tormes

Kloster Mariä Verkündigung

1571

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Weil das ursprüngliche Karmelkloster in Ávila, in das Teresa einge-treten war, in äußerste wirtschaftliche und disziplinäreSchwierigkeiten geraten war, wurde sie von ihren Oberen (demProvinzial Angel de Salazar und dem Apostolischen Visitator Pedro Fernández OP) mit 6. Oktober 1572 – gegen den Willen derSchwestern und auch Teresas – für die nächsten drei Jahre zurPriorin des Menschwerdungsklosters bestimmt (wodurch manTeresa zugleich an der Gründung weiterer Reformklöster, die denNicht-Reformierten ein Ärgernis waren, zu hindern suchte).

Doch Teresa gelingt es, die Herzen der Schwestern zu gewinnen. Sieruft sie zusammen, stellt die Muttergottesstatue auf den Sitz derPriorin, legt ihr die Schlüssel zu Füßen und versichert, daß die hei-lige Jungfrau in Zukunft Priorin sein werde; dann setzt sie sich da-vor auf den Fußboden und beginnt mit sanfter und gewinnenderStimme zu sprechen: „Meine ehrwürdigen Mütter und Mitschwestern! Unser Herr hatmich kraft des Gehorsams in dieses Haus geschickt, um dieses Amtzu übernehmen ... Ich komme nur, um Ihnen zu dienen und, so gutich kann, weiterzuhelfen. Ich bin eine Tochter dieses Hauses undeine Schwester von Ihnen. Fürchten Sie doch nicht meine Leitung,denn wenn ich bis jetzt auch unter Unbeschuhten gelebt und siegeleitet habe, so weiß ich doch dank der Güte Gottes, wie man dieleiten muß, die es nicht sind.“Teresa gewann aus diesem Kloster viele Schwestern für ihreNeugründungen. Sechs Jahre später wurde sie wieder hier Priorin –diesmal von den Schwestern gewählt, die sie liebten und verehrten.Um das Kloster innerlich zu erneuern, gab ihnen Teresa einen Hei li gen als Beichtvater: den hl. Johannes vom Kreuz, der über sechsJahre hier dieses Amt versah.

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Priorin im Kloster der Menschwerdungin Ávila

1571–74

Die hl. Teresa war eine großeVerehrerin des hl. Josef und hatte alle ihre neuenKlöster unter seinen besonde-ren Schutz gestellt.

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Als Teresa 1574 wieder in Salamanca war, um dort ihren Schwestern bei derBeschaffung eines eigenen Hauses behilflich zu sein, bekam sie während desGebetes vom Herrn den Auftrag für eine Neugründung in Segovia. Nachdem siedazu die Erlaubnis des Apostolischen Visitators erhalten hatte (da sie nochPriorin im Menschwerdungskloster in Ávila war), ließ sie in Segovia ein Hausmieten, da sie für den Kauf eines eigenen kein Geld hatte.Teresa: „Diese Sorge überließ ich dem Herrn.“ Tatsächlich fanden sich für den späteren Kauf eine wohlhabende Witwe und de-ren Tochter, die dann beide in das von ihnen gestiftete Kloster eintraten.Ende März macht sich Teresa von Àvila aus auf den Weg mit vier Schwestern,Johannes vom Kreuz, Julian de Àvila und Antonio Gaitán. Das Haus war vonHelfern bereits hergerichtet. Am nächsten Morgen wurde die hl. Messe gefeiert, undindem ein Notar alles festhielt, war damit die Gründung vollzogen. Teresa: „Aber damit keine dieser Stiftungen ohne Schwierigkeiten zustande kam,wurde ich, abgesehen von den inneren Leiden, an denen meine Seele infolgeTrockenheit und tiefer Finsternis des Geistes litt, auch von einem schwerenFieber, von Ekel vor Speisen und vielfachen anderen Leiden heimgesucht, diedrei Monate lang sehr heftig auftraten; während des ganzen halben Jahres mei-ner Anwesenheit in Segovia war ich immer krank...Am Fest des hl. Josef wurde das Allerheiligste Sakrament eingesetzt, nachdemwir erst am Tag vorher nachts in Segovia angekommen waren. Obwohl wir dieErlaubnis des Bischofs und der Stadtverwaltung hatten, wollte ich doch unsereAnkunft geheimhalten.“Weil aber Teresa die Zustimmung des Bischofs für die Neugründung nur mündlichhatte, verbot der Generalvikar tags darauf die Feier der hl. Messe und entzog ihnendas Allerheiligste.Teresa: „So blieben wir einige Monate, bis wir uns unter vielen Streitigkeiten einHaus verschafften ... O Jesus, wieviel Kummer verursacht doch dieser Streit mitso vielen Meinungen! Wenn ich einen Streit für beendigt hielt, so entstand wie-der ein neuer... Als wir endlich eine schwere Summe Geldes ausbezahlt hatten,war die Angelegenheit (mit dem Domkapitel) erledigt.“Schließlich nahm mit Gottes Hilfe doch alles ein gutes Ende.

Teresa forcierte dieseGründung auch, um fürihre Schwestern ausPastrana, die auf aben-teuerliche Weise vonJulián de Ávila undAntonio Gaitán von dortweggeholt wurden, eineBleibe zu haben.

In Segovia befindetsich in der Kirche deshl. Johannes vomKreuz das Grabmal deshl. Kirchenlehrers.

Segovia1574

Kloster St. Josef vom Karmel

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Klostergründungen

Als Teresa in Salamanca war, erhielt sie von einer adeligen Damedie Einladung zu einer Gründung in Beas. Ein Haus für dasKloster sei bereits vorhanden.Dem stand allerdings dagegen die lange Anreise, etwa 560 km.Zu dem war eine dafür notwendige Erlaubnis des ApostolischenVisitators kaum zu erwarten. Doch der stimmte zu (in der stillenAnnahme, daß der St. Jakob-Ritterorden, dem Beas unterstellt ist,das Ganze ohnedies verweigern würde). Doch diese adelige Dame aus Beas, Doña Catalina, die sich alsjunges Mädchen bekehrte, nach langer Krankheit wunderbar ge-heilt wurde und nach dem Tod der Eltern zusammen mit ihrerSchwester den Eintritt in eine Gründung Teresas ersehnte, gabnicht so schnell auf. Da der Militärorden eine Gründung verwei-gerte, wandte sie sich in einem Bittbrief an den König, der, als ererfuhr, daß es sich um Teresas Orden handeln würde, die Erlaub -nis gab. Damit konnte Teresa aufbrechen. Es war ihre bisher läng-ste Reise; eine Reise, bei der sich die Kutscher in der SierraMorena verirrten und mit Hilfe des hl. Josefs wieder auf den rech-ten Weg gebracht wurden.Der Empfang in Beas war überwältigend. Die Menschen jubelten,und die Kleriker führten sie in Prozession zur Kirche und dann zudem vorgesehenen Haus. Am 24. Februar erfolgte die Gründung.Kurz darauf traten voll Freude Doña Catalina und ihre Schwes terin dieses Kloster ein. Weil Beas kirchlicherseits zu Andalusien gehörte, Teresa aber nurinnerhalb Kastiliens die Erlaubnis zu neuen Gründungen hatte,kam es in der Folge zu erheblichen Span nungen.Die Inquisition befaßte sich mit ihrer Autobiographie.

Beas de Segura

Eine besondere Freude für Teresa war,daß sie hier erstmals P. JerónimoGracián begegnete, mit dem sie einetiefe Freund schaft verband (Teresawar bereits 60, er kaum 28).

Kloster St. Josef vom Erlöser

1575

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Klostergründungen

Teresa wird älter und ihre Reisen immer länger. Diesmal geht es inden südwestlichsten Teil Spaniens, nach Sevilla. Es war dies derWunsch ihres Oberen, P. Gracián.Im Mai brach sie mit sechs Schwestern auf, dazu Julián de Ávila,P. Antonio Gaitán, Fuhrleute, Treiber etc. Insge samt vier Wagenohne viel Gepäck, denn es hieß, es würde dort alles bereitstehen.Eine abenteurliche Reise beginnt mit zahlreichen Hindernissen,Schwierigkeiten und Gefahren, wobei Teresa wieder einmalschwer krank wird. Acht Tage später sind sie endlich am Ziel.Sevilla, der Ausgangspunkt für Westindien, war damals die volk-reichste Stadt Spaniens mit etwa 30000 Einwohnern. Es gab 30Pfarrkirchen, 18 Männer- und 24 Frauenklöster. Für die Grün -dung war alles vorbereitet. Aber es kam anders. Das vorgeseheneHaus war zu klein und feucht, und der Erzbischof Don Cristóbalde Rojas wollte mit Teresas Hilfe die bereits bestehenden Klösterreformieren, aber nicht noch ein weiteres, und schon gar nicht ei-nes in absoluter Armut. Zu all dem kamen noch die Verleum -dungen einer ausgetretenen Kandidatin, sodaß auch die Inqui -sition hellhörig wurde. Teresa sah sich von allen Seiten einer sol-chen Ablehnung gegenüber, daß sie selbst den Mut verliert und ander Richtigkeit des Unternehmens zu zweifeln beginnt.Doch dann auf einmal erlaubte der Erzbischof die Feier der hl.Messe, er kam selbst und bot seine Unterstützung an, und dannkamen auch Wohltäter, und schließlich kam gerade zur rechtenZeit sogar Teresas Lieblingsbruder Don Lorenzo de Cepeda ausAmerika zurück und half ihr beim Kauf eines Hauses. Von seinendrei Kindern kam die 9jährige Teresita unter die besondere Obhutihrer Tante und wurde später auch Nonne.Allmählich verliebten sich die Menschen in Sevilla in Teresa undihre Schwestern. Es gab viele Eintritte, und bei der feierlichenEinweihung des Klosters am 3. Juni 1576 bat der Erzbischof amEnde der Prozession öffentlich Teresa um ihren Segen.

Sevilla

1575

Im Auftrag von P. Gracián mußte sich Teresa vom Laienbruder Juan de laMiseria porträtieren lassen. Ihr an -schließender Kommentar: „Gott verzeihedir, Bruder Juan, denn da du mich schongemalt hast, hast du mich auch noch häßlich und triefäugig gemalt.“

Kloster St. Josef

Krankheiten und körperliche Schwächen –Teresas ständige Begleiterinnen auf ihren Reisen

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Die reiche adelige Witwe Doña Catalina de Otálora ersuchte Teresaum eine Kloster gründung, da sie drei ihr nahestehende Mädchenkenne (sie hießen alle zufällig Franziska), die ein beschauliches klö-sterliches Leben führen wollten. Teresa schickt zunächst Julián de Ávila und Antonio Gaitán, um sichein genaues Bild zu machen und erste Kontakte zu knüpfen. Der Wegnach Caravaca war zwar äußerst schwierig und die Gegend einsamund abgelegen, aber die beiden kommen mit den fertigen Grün -dungspapieren zurück. Das einzige Hindernis: der Ort untersteht –wie Beas – dem St. Jakob-Ritterorden. Teresa möchte die Neu grün -dung unbedingt unter die Jurisdiktion eines Bischofs stellen, und sogibt es ein langes Hin und Her, bis sie sich schließlich an den Königselbst wendet und von Philipp II. ausnahmsweise eine Son der ge -nehmigung bekommt. Da Teresa bereits nach Sevilla aufgebrochen war, läßt sie die Grün -dungs schwestern allein nach Caravaca reisen (mit Julián de Ávila undP. Antonio und zwei weiteren Mitbrüdern). Die Gruppe erreichtCaravaca am 18. Dezember 1475 und wird von den Bewoh nern freu-dig empfangen. Zwei Wochen später, am 1. Januar 1576 wird dasAllerheiligste eingesetzt. Das Kloster ist wie die meisten anderen demhl. Josef geweiht.Es war das erstemal, daß eine Schwester im Namen Teresas eineGrün dung vornahm. Teresa selbst kam niemals nach Caravaca, be-wahrte jedoch diesem Karmel zeitlebens eine große Anhänglichkeit.Diese Gründung wurde (wohl wegen der bescheidenen Örtlichkeit)eines der bevorzugten Häuser des hl. Johannes vom Kreuz.

1576

Caravaca

In Caravaca wurde auch dasberühmte „vera cruce“ (einSplitter vom Kreuz Christi), ver-ehrt, besser bekannt als Kreuzvon Caravaca. Teresa trug immer ein Bildchenvon diesem Kreuz bei sich.Sie selbst sagte: Immer bin icheine Freundin von Bildern und religiösen Zeichen gewesen.

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Kloster St. Josef

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Nach der Gründung von Sevilla un-terblieben mehr als vier Jahre wei-tere Gründungen. Der Provinzialverfügte es so, und Teresa ziehtsich nach Toledo zurück. Der Grund dafür waren die hefti-gen Verfolgungen und Verleum -dungen gegen die von ihr gegrün-deten Reformklöster.

In dieser Zeit entstehen zahlreicheBriefe. Von den 15-20 Tausend, diesie geschrieben hat, sind uns aberkaum 500 erhalten. Zugleich arbeitet Teresa in diesenJahren weiter an ihrem Hauptwerkder „inneren Burg“ und an denGründungsberichten.

ier große Werke hat uns Teresa hinterlassen: Das Buchihres Lebens, den Weg der Voll kom menheit, die Kloster -gründungen und die Innere Burg.

Das Buch meines Lebens: In ihrem ersten Buch erzählt Teresa dieGeschichte ihres Lebens. Sie spricht über Jesus Christus als den einzi-gen wahren und verläßlichen Freund, den wir Menschen besitzen:„Wer Jesus als Freund und hochherzigen Führer an seiner Seite hat,kann alles tragen; denn Jesus hilft uns und gibt uns Kraft. Er läßt kei-nen im Stich und ist ein wahrer und aufrichtiger Freund.“ Das erste,was uns Teresa lehrt ist, daß wir oft daran denken, in Jesus einengöttlichen Freund zu haben und einem heiligen Du zu begegnen.Dabei sollen wir daran denken, was Er schon alles für uns getan hatund „seine Liebe unserem Herzen einprägen“, dann wird uns allesleicht. „Denn Liebe bringt wieder Liebe hervor.“

Weg der Vollkommenheit: In diesem Werk führt sie diese Gedankennoch weiter aus: Hier spricht sie davon, was wir tun müssen, um dieFreundschaft mit Christus zu vertiefen. Ein zweifaches, sagt sie, hatGott uns dazu gegeben: die Liebe und die Furcht. „Die Liebe be-schleunigt unserer Schritte, die Furcht läßt uns achtgeben, wohin wirunsere Schritte lenken, damit wir auf dem gefahrvollen Weg unseresLebens nicht stolpern. Wenn wir es so machen, werden wir nie in dieIrre gehen.“ Teresa spricht hier von der Gottesliebe und derGottesfurcht. „Das, worum wir uns jedenfalls sehr bemühen müssen,ist liebenswürdig und zuvorkommend zu sein, und auf die Menschenmit denen wir zu tun haben, zuzugehen, besonders wenn es sich umunsere Mitschwestern handelt.“

1576–80V„Zwangspause“

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Priesterjahr 2009/10Te

resa

von

Ávila

Die ersten beiden Bücher waren im Auftrag ihrer Beichtväter geschrieben. Dasdritte Buch über die Klostergründungen hat einen übernatürlichen Ursprung.Teresa erhielt dazu von Christus den Auftrag.

Klostergründungen: Insgesamt 16 Frauenklöster und zwei Männerklöster ge-hen auf ihr Konto. Mit diesem Werk sollte sie zeigen, daß letztlich Christusselbst der eigentliche Gründer war und Teresa nur sein dazu auserwähltesWerkzeug. Wer wirklich liebt, ist bereit zum Opfer. Teresa erzählt in diesemWerk von den vielen Mühen, den beschwerlichen und oft gefahrvollen Wegen,von der Hitze und Kälte, dem Schnee und Regen, den häufigen Fieberanfällenund ihrer schwachen Gesundheit, die sie auf den langen Reisen auf sich neh-men mußte, um dabei zu zeigen, daß die Liebe alles vermag. „Soweit ich michjetzt erinnere, habe ich keine einzige Gründung aus Angst vor Mühen ausge-lassen, auch wenn ich einen starken inneren Widerwillen verspürt habe.“

Die innere Burg: In ihrem größten und bedeutendsten Werk, der Seelenburg,beschreibt sie im Bild einer Burg bzw. eines Palastes, in dem viele Räume undWohnungen sind, die Größe und Schönheit der menschlichen Seele, in dereninnerstem Gemach Gott selbst wohnt. „Denken wir uns also, daß diese Burgviele Räume hat und daß ganz im Inneren, in der Mitte, die allerwichtigsteWohnung ist, wo sich die Geheimnisse zwischen Gott und der Seele abspie-len.“ Der Weg dorthin, sagt Teresa, ist das Gebet. „Das Gebet ist das Tor, durchdas man die Burg betreten kann und ins eigene Innere gelangt.“

Damit sind wir im Grunde wieder bei Teresas Grundgedanken von der heili-gen Freundschaft mit Christus. Denn das Gebet, so lehrt Teresa, ist nichts an-deres, als „ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft allein zusammen-kommen, um mit ihm zu reden, und von dem wir wissen, daß er uns liebt.“

Detail der Statue der hl.Teresa von Ávila am Portalder Karmelkirche inMayerling im Wienerwald

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Teresa: „Als ich in Toledo war, wohin ich mich nach der Grün -dung von Sevilla 1576 zurückgezogen hatte, brachte mir einPriester aus Villanueva de la Jara ein Schreiben vom Ma gistratder Stadt, wonach er mit mir über die Stiftung eines Klostersverhandeln sollte, in das neun Frauen, die bereits in einerKlause beisammen lebten, eintreten wollten.“

Teresa war zwar anfangs dagegen, dann aber bekommt sie vomHerrn selbst den Auftrag dazu. Ihre Reise gleicht einem Tri umphzug und als sie Villanueva er-reichen, erscheint der ganze Stadtrat zum Empfang.Teresa: „Ich empfand innigen Trost, als ich sah, daß man denOrden der Allerseligsten Jungfrau, Unserer Lieben Frau, soehrenvoll aufnahm.“

Nach dem Festzug in die Kirche wird eine große Prozes sion ab-gehalten mit vielen Altären und Statuen und Liedern.Teresa: „Darüber waren wir sehr erbaut ... und auch, daß manGott wegen uns sieben armseligen Unbeschuhten Schwestern,die wir da mitgingen, so sehr lobte.“ An diesem Tag, dem 21. Februar 1580 erfolgte die Gründung.Teresa blieb einen Monat in Villanueva de la Jara.

Villanueva de la Jara

1580Im Zuge der Verfolgungen seitens derreformunwilligen „beschuhten“Mitbrüder wird Johannes vom Kreuzin der Nacht aus Ávila entführt und inToledo eingekerkert. Sieben Monatespäter kann er aus dem Gefängnis flie-hen und findet bei den SchwesternZuflucht. Kurz darauf stürzt Teresa von derTreppe und bricht sich den linkenArm. Sie kann nicht mehr schreibenund muß ihre Briefe diktieren.Im Juni 1580 wendet sich das Blatt:Die Reformklöster erhalten dieErlaubnis zur Bildung einer eigenenOrdensprovinz.

Teresa spürt ihr Alter. Seit dem Sturz von der Treppe,bei der sie sich den Arm brach,hatte sie eine Laienschwesterals Se kretärin und Betreuerinbei sich, Sr. Anna vom hl. Bartolo mäus, der sie sehrzugetan war. In diesen Jahren der Zwangs -pause besucht sie die von ihrgegründeten Klöster. Aber es kamen auch von vielen Seiten Ansuchen undBitten um eine Neugründung.

Kloster St. Anna

ST. JOSEF HEFT 14 – 55

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Nach ihrem Triumphzug durch Villanueva de la Jara kehrte Teresa nachToledo zurück. Mit P. Gracián bespricht sie die geplante Gründung in Madrid,für die nur noch die Erlaubnis des Erzbischofs, des Kardinals Quiroga fehlt.Tatsächlich bekommen sie in Toledo, wo er gerade weilt, einen Termin. DerKardinal ist von Teresa beeindruckt und gibt ihr die Erlaubnis für eineGründung in Madrid. Gott aber plante es anders. In Segovia erfährt sie vom Tod ihres Lieblingsbruders Lorenzo.

Teresa: „Nach meiner Rückkehr von der Gründung des Klosters in Villanuevade la Jara gab mir mein Oberer den Auftrag, auf Bitten des Bischofs vonPalencia, Don Alvaro de Mendoza, nach Valladolid zu gehen ... nach meinerAnkunft in Valladolid wurde ich so krank, daß man mich dem Tode nahe hielt.Ihr großer Gönner, der Bischof von Ávila, Don Alvaro de Mendoza warBischof von Palencia geworden und drängte sie, auch hier ein Kloster zu grün-den. Zudem drängte man sie zu einer Gründung in Burgos. Als sie zögerte we-gen ihrer körperlichen Schwäche, gab ihr der Herr nach der hl. Kommunionden Auftrag: „Was fürchtest du? Wann habe ich dich jemals verlassen? Un -terlasse es nicht, diese beiden Gründngen durchzuführen.“

Teresa schickt P. Gracián voraus, um alles zu inspizieren. Am 28. Dezember1480 brach Teresa mit sechs Schwestern und einigen Begleitern nach Palenciaauf. Nach ihrer Ankunft darauf wurde die hl. Messe gefeiert und die Kom -munität gegründet. Die ganze Stadt freute sich, und der Bischof kam gleich alserster zu Besuch. Auch der Bürgermeister hatte schließlich eingewilligt: „DieMadre Teresa muß im Kronrat Gottes einen besonderen Platz haben, sodaßwir alles, was sie will, tun müssen, auch wenn wir es nicht wollen.“Zweimal mußten sie noch umziehen, und die Schwestern lebten sehr arm, bisihnen Gott eine reiche Witwe als Novizin schickte, die mit ihrem Erbteil demKloster half.Hier in Palencia erhält Teresa endlich das „Trennungsbreve“ zwischen den Be -schuhten und Unbeschuhten. Damit wurde Friede zwischen den beiden Gruppen.

Teresa Leben war ge-kennzeichnet von inne-ren Widerständen, äuße-ren Kämpfen und Geld -nöten, vor allem aber vonständigen Krank heiten,die sie ans Bett fesselnund ihre Ohnmacht auf-zeigen. Aber gerade soentfaltet sie ihreDynamik, indem sie allesvon Gott erwartet.

Kardinal Gaspar de Quiroga, von1577–1594 Erzbischof von Toledound Großinquisitor, war persönlichfür die Durchführng der Reformen des Konzils von Trientverantwortlich.

Palencia

1580

Kloster des hl. Josef Unserer Lieben Frau von der Straße

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Klostergründungen

Soria liegt nicht nur „am Ende der Welt“, sondern aucham „Ende ihrer Tage“. Denn Teresa hatte bereits einVorgefühl ihres nahenden Todes. Teresa wollte von Pa -len cia gleich nach Burgos, um dort auch noch ein Klo -ster zu gründen. Aber da kommt das Ersuchen an sie,nach zu einer Neugründung nach Soria zu kommen. Eswar ihr ehemaliger gelehrter und heiligmäßiger Beicht -vater Dr. Alonso Veláz quez, jetzt Bischof von Osma (spä-ter Erzbischof von Santiago), der ihr diese Bitte vortrug.Und so konnte sie nicht nein sagen. Zudem erhoffte siesich aus der Begeg nung mit ihm auch einen persönli-chen geistlichen Gewinn.Acht Schwestern wählte sie für diese Gründung aus. DerBischof organisiert ihre Anreise, übernimmt alle Kostenund schickt ihr sogar einen Schutzmann als Begleitung.Teresa erinnert sich, daß es eine sehr angenehme Reisewar. In Soria wird Teresa von einer glänzenden Reiter -gruppe erwartet, die ihren Wagen unter lautem Jubel derBevölkerung eskortieren. Vorbei am Haus des Bischofs,der ihnen vom Fenster aus den Segen spendet, erreichensie das Haus ihrer Gönnerin, der adeligen Witwe Beatrizde Beaumont, die bereits alles für die Schwestern vorbe-reitet hatte. Am 14. Juni erfolgte in Soria die offizielleGründung. Der Bischof selbst feierte die erste hl. Messeund schenkte dem Kloster die angrenzende Kirche.

Teresa: „Wenn der Bischof uns auch keine Einkünfte an-wies, so überließ er uns doch die Kirche, und er war es –wie erwähnt –, der jene Frau zur Gründung veranlaßte.Wie ich bereits gesagt habe, ist sie sehr fromm, tugend-haft und bußfertig.“

Soria

1581

Kloster der Allerheiligsten Dreifaltigkeit

Die Stifterin, Doña Beatriz deBeaumont, von königlicherAbstammung, half später auchbei der Stiftung eines Klostersin Pamplona, wo sie als60Jährige dann selbst eintratund noch 17 Jahre im Karmelheiligmäßig lebte.

Nach Abschluß der Gründungin Soria kehrte Teresa überSegovia nach Ávila zurück.

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Klostergründungen

Teresa Plan einer Gründung in Burgosschien nichts im Wege zu stehen: es gabdie Wohltäterin Catalina de Tolosa, vonder bereits vier Töchter im Karmel wa-ren (später auch die fünfte, eben fallsihre beiden Brüder und zuletzt noch dieMutter), und ihr Haus, das sie bereitsklostermäßig herrichten ließ, die Ge -neh mi gung der Stadtbe hörde und auchdas Interesse des Erzbischofs, wie Tere -sas befreundeter Bischof Don Alvaro deMen doza ihr versicherte. Das einzigeHin dernis war ihre schwache Gesund -heit bzw. die Mühen einer so langenReise im Winter. Aber Christus ermu-tigte sie: „Achte diese Kälte nicht, dennich bin die wahre Wärme. Der Teufelbietet alle seine Kräfte auf, um dieseStiftung zu verhindern; setze du die dei-ne für Mich ein, damit sie zustandekomme, und unterlasse nicht, selbsthinzureisen, weil dies von großemNutzen sein wird.“ Tatsächlich sollteder Böse Feind alles aufbieten, um die-ses Werk zu verhindern.Mit P. Gracián, zwei Mönchen, einemLaienbruder und einigen Schwe sternbrach sie am 2. Januar 1582 von Ávila

Die Gründung des Klosters in Granada ist die einzi-ge, die zu Teresas Zeiten gemacht wurde, bei der sieweder dabei war, noch davon im Buch ihrerGründungen berichtet. Als Vollstrecker ihres Planesschickt sie zwei bekannte Persönlichkeiten dorthin:den hl. Johannes vom Kreuz und Mutter Anna vonJesus (Lobera). Teresa selbst war in Gedanken bereitsmit einer Gründung in Burgos beschäftigt.Als das Gründungsteam in Granada eintrifft, ist vonden ursprünglichen Zusagen nichts mehr übrig: dieversprochene Hilfe fällt aus, der Bischof verweigertdie Gründung, und der Hausvermieter widerruft sei-ne Zusage, als er merkt, daß ein Konvent entstehensoll. Zum Glück kannte Johannes vom Kreuz einefromme Dame, die sie in ihr Haus aufnahm.Als Sr. Anna erneut beim Bischof vorspricht, ist erplötzlich bereit: ein Blitz hatte in der vergangenenNacht in sein Schlafzimmer eingeschlagen, was er alsZeichen im Zusammenhang mit seiner Verwei gerungdeutete. So wurde die Gründung im Haus dieserfrommen Dame am 20. Januar 1582 vollzogen. Nachsechs Monaten konnten die Schwestern ein Hausmieten und später, nach dem Eintritt wohlhabenderKandidatinnen, den ehemaligen Palast des Herzogesvon Sesa erwerben. Die hl. Teresa war bald nach ihrem Tod Sr. Anna vonJesus (Lobera) erschienen, um sie von ihrer Krank -heit zu heilen.

Granada1582

Kloster St. Josef

Als Teresa aus Soria nachÁvila zurückkam, wurdesie zur Pri orin von St.Josef gewählt, in der stil-len Hoffnung, die materi-elle Notlage derSchwestern zu ver -bessern. Teresa sorgte fürbeides, für Leib undSeele.

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auf. Es war eine Reise im Regen undim Schneetreiben. Teresa ging esschlecht, sie hatte Schüttel frost, be-kam Läh mun gen und spuckte Blut,aber sie ließ weiterfahren. Sie durchquerten Orte, wo man sieals Santa im Triumph empfing mitGirlan den und Spruchbändern, aberauch lebensgefährliche Flüsse. Nach drei Wochen kamen sie inBurgos an. Im Schutz der Nacht be-gaben sich die acht Karme litinnenins Haus ihrer Wohltäterin, währenddie Mönche bei einem Dom herrnunterkamen. Tags darauf aber wur-den sie mit der Realität konfrontiert:Der Bischof habe keine eigene Grün -dung gemeint und die Stadt keinenBedarf an weiteren Nonnen.

Drei Monate dauerten die Verhand -lungen. Die Bedingungen waren: Eineigenes Haus und ein fixes Ein -kommen. Was zunächst unerfüllbarschien, gelang schließlich doch. AmFeste des hl. Josef wurde der Kauf ei-nes schönen Gebäu des mit Gartenabgeschlossen, und der Erzbischof

billigte die Errichtungdes Klosters. Das ersteheilige Meß opfer wur-de am 19. April 1582gefeiert.Als bald darauf der Ar -lanzón über die Ufertrat und nicht nur ihrKloster, sondern auchden Ort zu ver nichtendrohte, ließ Teresa dasAllerhei ligste in denobe ren Stock übertragen. Undwährend ihr Klo ster wie eine In selaus den Fluten rag te, beteten dieNonnen um Rettung aus der Not.Schließlich kehrte der Fluß wiederin sein Bett zurück, worauf derErzbischof als erster verkündete,daß die Ret tung der Stadt denSchwe stern vom Karmel St. Josefzu verdanken sei.

Burgos

1582

Kloster zum hl. Josef von der hl. Anna

Am 26. Juli 1582 verließTeresa Burgos, zusam-men mit Teresita und Sr.Anna vom hl.Bartholomäus, um eineneue Gründung inAngriff zu nehmen:Madrid.

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3. Oktober 1582

Von Burgos wollte Teresa über Medina del Camponach Ávila reisen, um dort als Priorin des St. Josef-Klosters die Profeß ihrer Nichte Teresita entgegen-zunehmen, die sie bei sich in Burgos hatte.

In Medina jedoch erhält sie vom Provinzvikar denAuftrag, nach Alba zu gehen, weil die Herzogin siebei der bevorstehenden Niederkunft ihrerSchwiegertochter bei sich haben möchte.Für Teresa, die bereits völlig geschwächt ist, wirddies zum härtesten Gehorsamsakt ihres Lebens. Die Reise ist ein einziger Leidensweg. Bei denMitschwestern in Alba angekommen, muß sie sofort zu Bett. Am 29. September legt sie sich end-gültig nieder, um nicht wieder aufzustehen.

Am 3. Oktober ist sie bereits eine Sterbende. DieSchwestern um sie herum beten und weinen, derProvinzvikar P. Antonio de Jesus spendet ihr dieheiligen Sakramente und die Herzogin von Albaweicht keinen Augenblick von ihrer Seite.Nach dem Empfang der hl. Kommunion dankt sieGott unaufhörlich, daß sie „eine Tochter der Kirche“ist. In den Armen ihrer Krankenpflegerin Sr. Annavom hl. Bartholo mäus stirbt sie im Alter von 67Jahren. Es ist der 4. Oktober 1582.

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Am 22. Januar 2009 wurde Sr. M. Luitgar Reiter aus der Kongregation derBarmher zigen Schwestern von Gott heimgeholt. Sie starb 70jährig im ordens-eigenen großen Altersheim in München, Berg am Laim, dem sie seit 2003 alsOberin vorstand.

Meine erste Begegnung mit Sr. Luitgar war im Stadtkrankenhaus Traunstein,Oberbayern, wo sie 1984 als Oberin und Pflegedienstleiterin eingesetzt wurde.Zu ihrem Empfang waren alle leitenden Ärzte versammelt. Niemand wußte,wie sie aussieht. Als die Tür aufging, kam eine hochgewachsene Ordensfrauherein, die sofort das ausstrahlte, was sie später so sehr ausgezeichnet hat undan ihr bewundert wurde: eine ruhige Gelassen heit, die die Situation intuitivund mit einem sicheren Gespür für das Wesentliche erfaßt; vor allem aber, daßsie geradlinig und ganz natürlich war, mit beiden Füßen auf dem Boden ste-hend und zugleich tief verankert in den Werten der Ewigkeit. Als sie dann 1989 als Oberin nach Frontenhausen kam, ist ihre Umsicht undihr großes Talent im Umgang mit den Menschen noch sichtbarer geworden:ohne jegliche Sentimentalität, aber herzlich und großzügig, sah sie in jedemnoch so armseligen Heimbewohner die Würde seiner menschlichen Person.Sechs Jahre später wurde sie Oberin in der Maria-Theresia-Klinik in Münchenund ab 2003 Oberin im Alten- und Pflegeheim St. Michael.

Dabei fielen ihr die wiederholten Stellenwechsel nicht leicht. Vor allem denWechsel nach Frontenhausen empfand sie zunächst als einen Weggang „insExil nach Ägypten“, wo es „nichts zum Wurzelschlagen“ gibt, dafür aber „einsteter Kampf“ ist. Doch wie segensreich dieser Aufenthalt in der „Einöde“ letzt-lich werden sollte, wissen alle, die sie gekannt haben.

In diesen Jahren hatte sie auch unseren angehenden Theologen die Möglich -keit zu einem Praktikum im Mechtildisheim angeboten, wobei die Studentenvon der Begegnung mit Sr. Luitgar viel gelernt haben. Insgesamt hat sie dieEnt stehung unserer Gemeinschaft vom hl. Josef von Anfang an auf vielfältigeWeise mitbegleitet und unterstützt, wofür wir ihr bleibende Dankbarkeitschulden. Der ewige Gott möge ihr alles reichlich vergelten! W. Schmid

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Sr. M. Luitgar Reiter

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IN M

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Meine Lieben! Mit großer Demut tragen wir heute einenMann zu Grabe, den wir noch gerne länger beiuns gehabt hätten ...Vor drei Wochen, am 14. März, empfing unserVater die Sterbesakra mente, und wir vertrautenseine letzte Stunde und die vielen Umstände,die eine richtige Entschei dung forderten, derFürsprache des hl. Josef an. Daß der Heimgangdann gerade auf das Ende des Josefsmonats, aufden 31. März, fiel und er so friedlich entschla-fen durfte, war für uns Angehörige ein tröstli-ches Zeichen der väterlichen Nähe des heiligenJosef. Wenn man das Leben unseres Vaters, Ehegattenund Opas beschreiben soll, so muß man sagen:es war geprägt vom christlichen Glauben, vongro ßer Treue zu seiner Frau und vom Verant -wortungsbewußt sein uns Kindern gegenüber.Seine Glaubensüberzeugung war fest verankertin der römisch katholischen Kirche, sein Glaubewar schlicht, echt und beständig. Durch seinVorbild, Verständ nis und Opfer be reitschaft ver -danke ich ihm sehr viel auf dem Weg zu mei-nem geistlichen Beruf.

Johann Hell

Als wir 1989 nach Mayerling kamen, um inHeiligenkreuz Theologie zu studieren, war erbereits da: P. Franz Gulyás von den SteylerMissionaren in St. Gabriel bei Mödling. EinPriester durch und durch, Brasilienmissionarund Schwesternseelsorger. Mit seinem weiten,väterlichen Herzen hatte er auch uns Prie -sterstudenten sehr bald in seine Obhut ge-nommen. Wer bei ihm die Hl. Messe besuchte,die Maiandacht mitfeierte oder beichten ging,lernte bald seine unverwechselbar kernigeFrömmigkeit kennen. Er war alles andere alsein Säusler. Sein Beichtzuspruch klang manch-mal etwas grob, aber er war treffsicher undrichtungsweisend. Als begabter Prediger konn-te er alles sehr anschaulich und in Bildern dar-stellen und komplizierten Dinge sehr einfacherklären. Bis ins hohe Alter hat er sich eine tiefe, fastkindliche Frömmigkeit bewahrt. Auf Maria,die Mutter des Herrn, setzte er seine ganzeHoffnung. Er wollte der „Esel“ des hl. Josefsein, um Maria und das göttliche Kind durchdiese Welt zu tragen. Eine besondere Vereh -rung hatte er für die hl. Philomena. Pfr. Heibler

geb. 24. Mai 1916 in Mohács, UngarnPriesterweihe: 12. Juli 1942 in Wiengest. 29. Jänner 2009 in St. Gabriel bei Wien

P. Franz Gulyás SVD

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Gemeinschaft vom h l. Josef – in Memoriam

Er hatte eine große Liebe zurMama, mit der er 58 Jahre langden Lebensweg gegangen ist.Ehestreit vor uns Kin dern hates nicht gegeben. Es gab Mei -nungs verschieden hei ten, aberniemals einen offenen Streit.Die eheliche Liebe war biszum Schluß spontan und jung.Gerade für sein christlichesVorbild in der Verwirk lichungder ehelichen Liebe sei ihm einherzliches „Vergelts Gott!“ ge-sagt. Ein besonderer Dank giltauch meiner Mutter, die im-mer bei ihm war und ihm Zeitseines Lebens treu zur Seite ge-standen ist. Uns Kindern gegenüber war erimmer gut. Die mitunter raueSchale war wohl auch mitge-prägt von den Erlebnissen desKaukasus-Krieges; aber den-noch hatte er einen sehr wei-chen Kern. Für seinen väterli-

chen Füh rungs stil und seineunzähligen Auf merk samkei -ten, die er uns geschenkt hat,sei ihm herzlichst gedankt.Unser Papa war Land wirt mitLeib und Seele. Er war in sei-ner aktiven Zeit eingewebt imgesellschaftlichen Be ziehungs -geflecht der Heimatge mein dePrutting: in der Kirchenver -wal tung, im Gemeinderat, beider Feuer wehr, im Trachten -verein, im Veteranenverein ...Und so hatte er einen entspre-chend großen Bekannten- undFreun des kreis. Sein Lebensstil war nicht abge-hoben, sondern eher beschei-den zurückhaltend, aber den-noch bestimmt und kraftvoll.Er hatte einen humorvollenherzlichen Umgang mit denMenschen und war bis zumSchluß erfüllt von einer inne-ren Heiterkeit des Geistes.Wir sind heute Gott zu Dankverpflichtet, daß wir unserenVater so lange haben durften.Denn das war nicht selbstver-ständlich. Sein Leben hingmehr mals buchstäblich an ei-nem seidenen Faden. Bereits als Kind hatte er einenschweren Unfall. Unsere Omahatte damals eine Wallfahrtnach Altötting gelobt, und erist wieder gesund geworden.Im Krieg hätte ihn beinaheeine Kugel mitten im Kopf ge-troffen, wenn ihn nicht einKame rad in letzter Sekundeabgelenkt hätte. Jahre späterwäre ihm ein schweres Gallen -leiden fast zum Verhängnis ge-worden. Ganz knapp kam er

bei einem schweren Stierunfallmit dem Leben davon. Es hättejedes Mal sein Leben aus seinkönnen. Doch Gott hat ihnuns jedes Mal gelassen. Darummüssen wir heute Gott dank-bar sein, daß wir unseren Vaterimmer wieder geschenkt be-kommen haben. „Papa“ ist seinen Weg hier aufErden wohl gut zu Ende ge-gangen, nicht zuletzt, weil erdie Muttergottes in aufrichti-ger Weise verehrt hat und dasRosenkranzgebet sehr schätz-te. Er trug das Skapulier, das„Ge wand“ Mariens vom BergeKar mel, in Form einer Medail -le sehr gewissenhaft bei sich.Er hatte es einmal bei Exer -zitien bekommen und schätztees. Die Muttergottes versprach,sie werde alle, die ihr Skapuliertragen, am Samstag nach de-ren Tod aus dem Reinigungs -ort befreien und mit in denHimmel neh men. Dank dieser großen Verhei -ßung dür fen wir heute berech-tigt hoffen, daß die Gottes -mutter ihn bereits hineinge-führt hat in das himmlischeReich ihres Soh nes. Amen.

Pfarrer Franz Hell, Ansprache bei der Beerdigung

seines Vaters, Auszug

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Caterina von SienaAn die Männer der Politik, SämtlicheBriefe; hg. von Werner Schmid. Kleinhain 2009, 504 Seiten, gebunden, 60 farbige Abbildungen, ISBN 978-3-901853-16-6EUR 23,80

Dieser weitere Band der Gesamtausgabeder Briefe der hl. Caterina von Siena umfaßt jene Briefe, die sie an Könige,Regierungen, Stadtväter, Richter,Senatoren, Grafen, Herrscher, Soldatenund Söldnerführer adressiert hat.

„Jene, die sich nicht selbst beherrschen können, sind auch nicht geeignet und fähig,andere zu regieren“

(Br. 121 an die Regierung von Siena)

P. Marcell OCDAuf Umwegen in den Karmel

Die Geschichte der Bekehrung des P. Marcell OCD und seiner Liebe zur Gottesmutter2. Auflage, Kleinhain 2009, 152 Seiten, gebundenISBN 978-3-901853-18-0EUR 8,90

Neuerscheinungen aus dem Verlag St. Josef

Josef A. SeeannerDie Barmherzigkeit

im Matthäusevangelium

Rettende Vergebung (Dissertation))Kleinhain 2009, 322 Seiten, PaperbackISBN 978-3-901853-17-3EUR 24,90

Verlag St. Josef, A-3107 Kleinhain 6Tel.:+43(2742)360088, Fax:+43(2742)20284http://verlag.stjosef.atEmail: [email protected]

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