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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung Tipps für Schüler Inhaltsverzeichnis I Tipps zur Berufswahl für Schüler 2 Welche Erwartungen stelle ich an meinen Beruf? 2 Wo kann ich mich informieren? 2 Kann ich die Anforderungen meines Traumjobs erfüllen? 3 Kommen mehrere Berufe für mich in Frage? 5 Welche Zukunftsperspektiven hat dieser Beruf? 5 II Tipps zur Bewerbung um einen Ausbildungsplatz 8 Beispiel für die Gestaltung eines Titelblatts 8 Beispiel für ein Bewerbungsanschreiben mit Kopfzeile 10 Beispiel für ein Bewerbungsanschreiben ohne Kopfzeile11 Der Lebenslauf 14 Die Zeugnisse 15 Die Bewerbungsmappe 16 Das Versenden der Bewerbungsmappe 17 III Die Bewerberauswahl 19 Schritt 1 des Auswahlverfahrens: Sichtung der Bewerberunterlagen 19 Schritt 2 des Auswahlverfahrens: schriftlicher Test 19 Schritt 3 des Auswahlverfahrens: Assessmant-Center 20 Schritt 4 des Auswahlverfahrens: Vorstellungsgespräch21 IV Das Betriebspraktikum 22 V Die Betriebserkundung 23 Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected] Stand: August 2001 1

Inhaltsverzeichnisnline.nibis.de/pso/forum/upload/public/moderator/%D676mode-ber…  · Web viewAls ich diese Anforderungen in Ihrer Stellenanzeige vom 10. Juli 2001, in der SZ las,

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Inhaltsverzeichnis

I Tipps zur Berufswahl für Schüler 2

Welche Erwartungen stelle ich an meinen Beruf? 2Wo kann ich mich informieren? 2Kann ich die Anforderungen meines Traumjobs erfüllen? 3Kommen mehrere Berufe für mich in Frage? 5Welche Zukunftsperspektiven hat dieser Beruf? 5

II Tipps zur Bewerbung um einen Ausbildungsplatz 8

Beispiel für die Gestaltung eines Titelblatts 8Beispiel für ein Bewerbungsanschreiben mit Kopfzeile 10Beispiel für ein Bewerbungsanschreiben ohne Kopfzeile 11Der Lebenslauf 14Die Zeugnisse 15Die Bewerbungsmappe 16Das Versenden der Bewerbungsmappe 17

III Die Bewerberauswahl 19

Schritt 1 des Auswahlverfahrens: Sichtung der Bewerberunterlagen 19Schritt 2 des Auswahlverfahrens: schriftlicher Test 19Schritt 3 des Auswahlverfahrens: Assessmant-Center 20Schritt 4 des Auswahlverfahrens: Vorstellungsgespräch 21

IV Das Betriebspraktikum 22

V Die Betriebserkundung 23

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

I Tipps zur Berufswahl für Schüler

Bevor man sich Gedanken über die Gestaltung einer Bewerbung macht, sollte man sich erst darüber im Klaren sein, welchen Beruf man wählt und warum. Der größte Fehler, der heute immer noch gemacht wird, ist allein den Ratschlägen der Eltern nachzukommen oder sich auf die bekannten Berufe zu versteifen. Für Mädchen steht nach aktuellen Statistiken immer noch Dienstleistungs- oder Verwaltungsberufe (Friseurin, Kauffrau) an erster Stelle. Für Jungen entweder typische Handwerksberufe (KFZ-Mechaniker) oder „etwas mit Computern“. Bei letzterem wird selten zwischen dem Beherrschen von Anwenderkenntnissen des Office-Pakets und tatsächlichen Programmierkenntnissen unterschieden. Auch wer problemlos im Internet surfen kann, ist noch lange nicht der geborene Web-Designer.

Deshalb sollte man sich folgende Leitfragen stellen:

1. Welche Erwartungen stelle ich an meinen Beruf?2. Wo kann ich mich informieren?3. Kann ich die Anforderungen meines Traumjobs erfüllen?4. Kommen mehrere Berufe für mich in Frage?5. Welche Zukunftsperspektiven hat dieser Beruf?

Nichts ist für einen Personalchef schlimmer, als eine Bewerbung um einen Ausbildungsplatz vor sich zu haben, bei der klar erkennbar ist, dass der Bewerber keinen blassen Schimmer von dem hat, was ihn in diesem Beruf erwartet. Und Sie können sich sicher sein, das merkt er auf Anhieb.

Welche Erwartungen stelle ich an meinen Beruf?

Hier könnte man unzählig viele mögliche Erwartungen, die ein junger Mensch an seinen zukünftigen Beruf hat, nennen. Wie z.B.:

viel Geld verdienen geregelte Arbeitszeiten handwerkliche Arbeit abwechslungsreiche Tätigkeit mit Menschen Kontakt haben körperlich arbeiten am Schreibtisch arbeiten ....

Doch dies genügt, damit Sie sehen was mit Erwartungen gemeint ist. Erstellen Sie für sich eine Liste und seien Sie ehrlich zu sich selbst, denn vergessen Sie nicht: Im Normalfall verbringen Sie die meiste Zeit Ihres Lebens auf der Arbeit!

Wo kann ich mich informieren?

Sie wissen nun, welche Erwartungen Ihr Traumjob erfüllen soll. Nun brauchen Sie nur noch einen Beruf, der diese erfüllt. Und das ist der härteste Brocken der Berufswahl. Der übliche Weg ist der Gang zum Berufsberater oder ins BIZ. Wetten, dass Sie von dort frustriert wieder kommen? Im BIZ sehen sie Hunderte von Infomappen, Bild- und Filmmaterial und spätestens nach dem zehnten Ordner sind Sie mit Ihrer Aufnahmefähigkeit am Ende.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Der Arbeitsberater kann Ihnen auch nur Standardberufe anbieten, solange Sie selbst keine konkreten Vorstellungen haben. Seien Sie ihm nicht böse, denn oft ist der Ausbildungsberater mit der Menge an Schulabgängern, die komischerweise immer gehäuft kurz vor Tore-schluss der Bewerberfristen bei hm erscheinen, überlastet. Auch er ist nur ein Mensch.

Ich persönlich halte es für sinnvoll, sich beim Arbeitsamt die Broschüre „Berufe aktuell“ zu besorgen und einfach mal das Inhaltsverzeichnis zu überfliegen. Sie werden mit Sicherheit an Berufsbezeichnungen hängen bleiben, die Ihnen interessant erscheinen, bzw. unter denen Sie sich gar nichts vorstellen könnten. So informieren Sie sich nur über das, was Sie wirklich anspricht. Anhand der Gliederungsüberschriften können Sie sich auch gezielt nach Ihren Erwartungen informieren. Möchten Sie z.B. gerne im Büro arbeiten und mit Menschen zu tun haben, ist alles was mit –kaufmann/frau, -angestellte/r endet für Sie interessant.Diese Auflistung können Sie sich auch auf den Info-PC´s des Arbeitsamt anschauen, doch dies ist nur empfehlenswert, wenn Sie sich mit Strukturen des Internets und deren Bedienung auskennen. Ansonsten verlieren Sie dort schnell den Überblick.

Reichen Ihnen die dort gefundenen Informationen nicht aus, können Sie nun gezielt den Ausbildungsberater des Arbeitsamtes fragen oder im Internet, bei Firmen sowie Freunden und Bekannten recherchieren. Weitere Institutionen, die Informationen anbieten sind Ministerien, Industrie- und Handelskammer, Arbeitgeberverbände und Handwerkskammern, deren Adressen Sie im Telefonbuch finden.

Falls Sie Firmen in Erfahrung gebracht haben, die Ihren Traumberuf ausbilden, scheuen Sie sich nicht, mit den Ausbildungsleitern oder Ausbildern Kontakt aufzunehmen. Diese freuen sich über jeden Interessenten. Und seien Sie sich sicher, so objektiv jemand im Auswahlverfahren auch sein möchte, Sie bleiben ihm sicher in Erinnerung und haben so schon einen kleinen Bonuspunkt, denn auch der abgebrühteste Personalchef ist auch nur ein Mensch.Oft ist auch ein Betriebspraktikum möglich. Nutzen Sie diese Chance, denn Papier ist geduldig und selbst wenn sich herausstellt, dass Ihr Traumberuf gar nicht das hält, was er verspricht, dann wissen Sie zumindest, was Sie nicht wollen.

Und noch ein Tipp: Sie können auch während der Ferien ein Praktikum machen, es muss nicht bei einem einmaligen Schulpraktikum bleiben. Fragen Sie im Unternehmen einfach nach.

Kann ich die Anforderungen meines Traumjobs erfüllen?

Papier ist wie gesagt geduldig und geschrieben wird viel. Klar kann man aus den standardisierten Anforderungskatalogen der Infoblätter des Arbeitsamtes entnehmen, welche Voraussetzungen man erfüllen sollte. Doch es sind standardisierte Anforderungen, die nicht immer auf dem neuesten Stand sind.

Soviel aber zur Orientierung: von diesen standardisierten Anforderungen sollten Sie mindestens 50% erfüllen. Denn es ist z.B. utopisch eine Ausbildung zur Elektrofachkraft absolvieren zu wollen, wenn man farbenblind ist und keinerlei Interesse in Physik hat. Zu Ihrem Trost: Noten und Abschlüsse sind relativ. In größeren Unternehmen bekommen Sie meist mehrere Chancen, um zu beweisen, warum man sich ausgerechnet für Sie entscheiden sollte. So kann auch mal ein Bewerber mit mittlerem Bildungsabschluss den Vorzug vor einem Abiturienten bekommen. Wie dieses Wunder möglich ist, werde ich Ihnen erläutern, wenn es um die Gestaltung von Bewerbungen geht. Wichtig ist, dass man in der Einschätzung der eigenen Person realistisch bleibt.

Anforderungen können zum Beispiel sein:

besondere Sprachkenntnisse räumliches Vorstellungsvermögen

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Tipps für Schüler

handwerkliches Geschick Kreativität Kenntnisse im Office-Paket Vorlieben und gute Leistungen in bestimmten Fächern etc.

Diese fachlichen Anforderungen eines Berufes bringen Sie beim Arbeitsamt in Erfahrung oder durch das Lesen von Stellenanzeigen.

Bei letzterem wird Ihnen auffallen, dass die Liste der fachlichen Fähigkeiten oft um Anforderungen wie Motivation, Kontaktfreudigkeit, Kommunikationsfähigkeit, vernetztes Denken, Risikobereitschaft, Teamfähigkeit usw. ergänzt werden. Lassen Sie sich davon nicht erschrecken. Hinter diesen Worten verbergen sich Fähigkeiten, die auch Sie bis zu einem individuell unterschiedlichen Maß mit Sicherheit erfüllen. Im Jargon der Personaler nennt man diese Fähigkeiten Sozialkompetenzen. Was sich hinter diesen hochtrabenden Begriffen versteckt, sei anhand folgender Beispiel kurz erklärt:

Kommunikationsfähigkeit: Sie sollten Ihrem Gesprächspartner aktiv zuhören können, d.h. seine Aussage so aufnehmen wie sie gemeint ist und nicht nur das heraushören, was Sie heraushören wollen. Gehen Sie auf Ihren Gesprächspartner ein und fragen Sie nach, falls Sie glauben etwas nicht verstanden zu haben. Ebenso wird von Ihnen erwartet, Informationen verständlich und unverfälscht weitergeben zu können.

Teamfähigkeit: Wo viele Menschen zusammentreffen, gibt es viele Meinungen und oft ist es wichtig einen gemeinsamen Weg zu finden. Dazu gehört auch, andere mit Respekt kritisieren zu können und selbst Kritik anzunehmen. Sie sollen nicht nur Rücksicht üben können, sondern auch dazu beitragen, dass Schwächere oder Andersdenkende in der Gruppe aufgenommen und akzeptiert werden.

Problemlösungskompetenz: Sie sollten nicht nach Vogel-Strauß-Manier beim geringsten Problem den Kopf in den Sand stecken. Wo keiner arbeitet, macht auch keiner Fehler. Viel wichtiger ist es, aus Fehlern lernen zu können. Sie sollten die Ursachen eines Fehlers herausfinden können und Lösungen finden, wie dieser Fehler in Zukunft vermieden werden kann. Unter diesen Begriff fällt auch die Fähigkeit, in Problemsituationen neue Lösungswege zu suchen und die Bereitschaft sie zu gehen. Oft wird diese Fähigkeit mit Risikobereitschaft gleichgesetzt. Auch Kreativität kann so definiert werden und hat nicht immer mit künstlerischer Begabung zu tun, sondern damit, kreativ mit Problemen umgehen zu können.

Verantwortungsbereitschaft: Dazu gehört nicht nur, dass man zu seinen Fehlern stehen kann, sondern dass man sich auch bemüht, die gestellten Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen.

Die Steigerung davon ist, nicht nur sein eigenes Handeln zu verantworten, sondern auch für andere Verantwortung zu übernehmen.

Lernbereitschaft: Wer glaubt mit der Schule, allerspätestens nach der Berufsschule hat das Lernen ein Ende, der hat in der heutigen Berufswelt keinerlei Chancen mehr. Lebenslanges Lernen ist angesagt in allen Bereichen.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Tipps für Schüler

Dies zeigt sich besonders durch außerschulische Weiterbildungsmaßnahmen, die ein Bewerber ergriffen hat. Ob dies ein Schreibmaschinenkurs oder die Erlernung einer Kampfsportart ist, spielt keine Rolle. Wichtig ist hier vor allem, dass man weis, wie man lernt.

Vernetztes Denken: Auch dies kann ein Arbeitgeber unter Kreativität verstehen. Man sollte schon über den Tellerrand schauen können. Wer behauptet, Deutsch hätte nichts mit Geschichte und Erdkunde nicht mit Physik zu tun, der wird sich auch im vernetzten Denken schwer tun. Schubladendenker und Terminlerner sind out.

Weitere Begriffsdefinitionen erhalten Sie in jeder Bibliothek oder im Internet. Recherchieren Sie unter den Begriffen Sozialkompetenzen, Personal, Wirtschaftspsychologie etc. Auch diese Fähigkeit, zu wissen wie und woher man sich Informationen beschafft wird immer wichtiger. Nur zur Info: letzteres ist eine Methodenkompetenz.

Kommen mehrere Berufe für mich in Frage?

Wenn ja beschränken Sie sich trotzdem auf eine Favoritenliste von maximal drei Berufen. Ansonsten verpassen Sie vor lauter Recherche die Bewerbungsfrist. Was gravierend hinzu kommt, und worauf ich auch noch später zurückkommen möchte, ist, dass der Leser Ihrer Bewerbung genau merkt, ob Ihr Herzblut in dieser Bewerbung steckt. Damit ist gemeint, ob Sie genau diesen Beruf in genau diesem Unternehmen erlernen wollen, oder ob Ihnen gleich ist was und wo Sie lernen. Lieber zehn Bewerbungen mit Engagement als 50 per Serienbrief.Aber Vorsicht: fixieren Sie sich nicht zu sehr auf nur einen Beruf und ein Unternehmen. Erhalten Sie sich die Flexibilität, die Ihnen auf jeden Fall einen Ausbildungsbeginn ermöglicht.

Welche Zukunftsperspektiven hat dieser Beruf?

Falls Sie sich für den Beruf des Edelsteinschleifers entschieden haben, muss Ihnen klar sein, dass Sie eine Ausbildungsstelle nicht in den wöchentlichen Stellenausschreibungen finden und Sie nur im Ausland oder in Idar-Oberstein Perspektiven haben. Bedenken Sie, dass der Grad der Technisierung immer stärker zunimmt und wir in einer Ex-und-Hopp-Gesellschaft leben, in der teure, individuelle Produkte nicht mehr so stark gefragt sind. Zukunftsträchtig sind Produktions- und Dienstleistungsbereiche, die Dinge zur Verfügung stellen, die In sind. Am besten überprüfen Sie Ihr eigenes Kaufverhalten. Für was geben Sie das meiste Geld aus? Ebenfalls Perspektiven haben technische Bereiche.

Schauen Sie sich über einen längeren Zeitraum die Stellenanzeigen Ihrer Tageszeitung an und lesen auch mal den Wirtschaftsteil der Zeitung. Auch das Fernsehen bietet interessante Berichte. Zugegeben aller Anfang ist schwer. Oft scheinen Wirtschaftsteil und Fernsehmagazine trocken und anstrengend, doch die Mühe lohnt sich. Scheuen Sie sich nicht, Fachbegriffe im Lexikon nachzuschlagen oder Lehrer und Eltern um Hilfe zu bitten. Es geht um Ihre Zukunft, da ist schon etwas Einsatz und Wille gefragt.

Auch der Berater des Arbeitsamtes kann in seinen Statistiken erkennen, welche Berufssparten an Einstellungen zugelegt haben oder wo konstant Entlassungen zu verbuchen sind.

Beachten Sie auch Ihre eigenen Zukunftspläne. Falls Sie Ihren Heimatort nicht verlassen möchten, sollten Sie sich nicht für einen Beruf entscheiden, den Sie zwar hier erlernen

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

können, bei dem aber nur geringe Beschäftigungschancen nach der Ausbildung bestehen. Auch gibt es Berufe, wie z.B. den des/der Hotelfachmann/frau, der verlangt, dass Sie nach der Ausbildung weltweit auf Wanderschaft gehen, um bessere Verdienstchancen zu haben.

Wo wir gerade beim Thema Geld sind. In den kommenden Jahren werden voraussichtlich gewerbliche Berufe, sprich das Handwerk immer besser bezahlt werden, da es an qualifizierten Fachkräften jetzt schon mangelt. Und lieber ein sehr gut verdienender Handwerker als ein arbeitsloser Akademiker. Vergessen Sie auch das Vorurteil, dass man sich bei gewerblichen Berufen immer schmutzig macht. Oft arbeitet man in sauberen und modernen Maschinenparks, bedient Maschinen und leistet verantwortungsvolle und anspruchsvolle Arbeit.Doch genug davon, wer sich richtig informiert, wird dies selbst in Erfahrung bringen.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

II Tipps zur Bewerbung um einen Ausbildungsplatz

Ich gehe nun davon aus, dass Sie sich für ein bis drei Berufe entschieden haben. Diese erfüllen Ihre Erwartungen und Ihre Fähigkeiten entsprechen den Anforderungen. Ihnen liegt Informationsmaterial zu den Berufen wie auch zu den Firmen vor, bei denen Sie sich bewerben wollen. Letzteres ist sehr wichtig, um in der Bewerbung zum Ausdruck bringen zu können, dass Sie ernsthaftes Interesse haben, in dem jeweiligen Unternehmen eine Ausbildung zu beginnen. Die Vorarbeit zu einer erfolgreichen Bewerbung haben Sie geleistet.

Eine Bewerbung sollte aus folgenden Elementen bestehen:

Anschreiben Lebenslauf Foto mindestens die letzten zwei Zeugnisse

Dieses Mindestmaß an Unterlagen muss erfüllt sein, damit Sie eine vollständige Bewerbermappe abgeben können.Es ist allerdings sinnvoll, dies zu ergänzen. Bedenken Sie: derjenige, der Ihre Bewerbung liest, hat wahrscheinlich noch hundert andere vor sich und kann sich nur mit den Informationen, die Sie ihm preisgeben ein Bild von Ihnen machen. Ihr Ziel muss immer sein, dass ihr potentieller Arbeitgeber Sie als den besten Bewerber für diese Ausbildungsstelle kennen lernt. Dieses Ziel erreicht man durch zweierlei. Man teilt so viel Informationen wie möglich und nötig in der Bewerbung mit und gestaltet Sie optisch ansprechend. Letzteres wird später noch ausführlicher behandelt.

Zusätzlich kann man seine Bewerbung um folgendes ergänzen: Titelblatt statt der letzten zwei bis zu vier der letzten Zeugnisse Praktikazeugnisse Teilnahmebescheinigungen von Weiterbildungskursen Teilnahmebescheinigungen von Veranstaltungen zur Berufsausbildung

Das Titelblatt ist nicht zwingend notwendig, es ist nur eine Möglichkeit, schöner sein Passbild zur Geltung zu bringen. Ein Beispiel dazu finden Sie auf der nächsten Seite.

Bitte beachten Sie allgemein unbedingt folgendes:

Vermeiden Sie Schreib- und Tippfehler in Ihrer Bewerbung! Tipp-EX und Durchstreichen sind absolut unmöglich!Dies ist besonders peinlich im Zeitalter der automatischen Rechtschreibeprüfung in Textverarbeitungsprogrammen

Bitte verwenden Sie einheitliches Papier (Stärke und Farbe), das keine Eselsohren oder sonstige Verschmutzungen aufweist!

Legen Sie keine Originale der Zeugnisse oder der Bescheinigungen bei!!!Bitte nur Kopien, denn es gibt viel Ärger, wenn ein Zeugnis verloren geht.

Bilder bitte aufkleben mit einem Aufkleber mit Ihrem Namen auf der Rückseite, nicht antackern und nicht mit einer Büroklammer befestigen.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Bewerbung um eine Ausbildungsstelle als

Verfahrensmechaniker/ Fachrichtung Kunststoff- und Kautschuktechnik

bei

Festo AG & Co.

Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Beispiel für die Gestaltung eines Titelblatts:

Wie schon gesagt, das Titelblatt ist eine gestalterische Möglichkeit und kein Muss.Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Felix MustermannErfolgsstraße 13, 12345 Glücksdorf

06748/5555, Mobil: 0177/5567, e-mail: [email protected]

Foto

Kopfzeile

Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Falls Sie sich dafür entscheiden, sollte es aber folgende Angaben enthalten:

Vornamen, Namen, Adresse, Telefon und/oder Mobilfunk und/oder E-Mail-Adresse Foto Bewerbung um eine Ausbildungsstelle genaue Bezeichnung des Ausbildungsberufes genaue Firmenbezeichnung

Zur Adresse: wird sie wie hier als Kopfzeile gestaltet, ist es schön, wenn sich diese Kopfzeile identisch auch auf Anschreiben und Lebenslauf findet. Tun Sie dies, so entfallen diese Angaben im Anschreiben und im Lebenslauf. Beispiele dazu finden Sie im folgenden.Geben Sie bitte nur Telefonnummern und E-Mail-Adresse an, unter denen Sie wirklich zu erreichen sind. Keine Angaben nur um Eindruck zu schinden. Das haben Sie nicht nötig.

Zum Foto: Investieren Sie das Geld für gelungene Passbilder. Es können auch Porträtaufnahmen bis zu einer Größe von 9x13 cm sein. Diese müssen jedoch auf ein Titelblatt und können nicht beim Lebenslauf eingeklebt werden. Absolut tabu sind Fotos aus Automaten. Wenn Ihnen das Geld für ein ordentliches Passbild bereits zu viel ist, was ist Ihnen dann erst die Ausbildungsstelle wert? Überlegen Sie vorher welches Outfit für diese Stelle angebracht ist. Für eine Stelle im Verwaltungs- oder Dienstleistungsbereich ist es angebracht, sich mit Hemd oder Anzug bzw. Bluse oder Kostüm fotografieren zu lassen. Für Kreativberufe, wie z.B. in der Werbebranche, darf es ruhig flippig sein. In allen Bereichen gilt, dass sie ein ordentliches, sauberes und freundliches Erscheinungsbild abgeben.Weisen Sie den Fotografen darauf hin, dass es sich um Bewerbungsfotos handelt. Ein guter Fotograf wird Sie in Sachen Hintergrund, Gesichtsmimik und Kopfhaltung beraten und etwas Zeit in die Bilder investieren. Falls Sie merken, dass er Sie im Schnellverfahren abwickeln will, gehen Sie zu einem anderen. Am besten ist ein Beratungsgespräch im Voraus. Bedenken Sie immer: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance!Und den ersten Eindruck erhält Ihr zukünftiger Arbeitgeber über Foto und Art der Bewerbung. Dies hört sich hart an, aber bei 50 Bewerbern oder mehr auf eine Stelle, kann sich kein Personaler der Welt erlauben, alle in einem persönlichen Gespräch kennen zu lernen.

Dank der heutigen Technik ist es auch möglich Fotos einzuscannen. Dies ist vielleicht die sparsamere Variante aber nur zu empfehlen, wenn Sie sich mit der Technik auskennen, das richtige Papier verwenden und einen ordentlichen Drucker haben. In eher konservativen Bereichen, wie z.B. Banken, öffentlicher Dienst wird lieber ein Originalfoto gesehen.Scannen bitte mit Vorsicht genießen, es wäre doch peinlich, wenn Sie unter besonderen Fähigkeiten Kenntnisse im Hard- und Softwarebereich angeben und ein Foto mit schlechter Auflösung und Optik Ihre Bewerbung ziert.

Zur Berufs- und Firmenbezeichnung: Achten Sie auf die genauen Bezeichnungen, denn aus Falschangaben lässt sich schließen, dass Sie sich schlecht informiert haben oder Ihre Materialien nicht auf dem neuesten Stand sind. So ist es nicht schön, wenn Sie eine Firma noch als GmbH bezeichnen, obwohl sie als AG ihren Börsengang bereits seit einem Jahr hinter sich hat. Am besten schauen Sie im Telefonbuch oder fragen einfach bei der Zentrale der Firma nach. Das gleiche gilt für die Berufsbezeichnung. Achten Sie darauf, dass Sie sich nicht z.B. als Verfahrensmechaniker bewerben, sondern um eine Ausbildungsstelle dafür. Oder möchten Sie, dass der Arbeitgeber das erst über Ihr Geburtsdatum erkennen kann?

Auf den nächsten Seiten sehen Sie zwei Beispiele für ein Bewerbungsanschreiben. Dies ist nur ein Gestaltungsvorschlag und enthält die notwendigen Angaben eines jeden Bewerbungsanschreibens.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Felix MustermannErfolgsstraße 13, 12345 Glücksdorf

06748/5555, Mobil: 0177/5567, e-mail: [email protected]

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Tipps für Schüler

Beispiel für ein Bewerbungsanschreiben mit Kopfzeile:

¶¶¶¶Festo AG & Co. Glücksdorf, 13.Juli 2001PersonalabteilungFrau MüllerMusterstr. 154

78555 Musterstadt¶¶¶¶¶

Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als Verfahrensmechaniker/Fachbereich Kunststoff- und Kautschuktechnik

¶¶¶¶¶Sehr geehrte Frau Müller,¶die Festo AG & Co. ist am Standort Musterstadt seit 50 Jahren ein innovatives und international erfolgreiches Unternehmen. Ihre Produktpalette im Kunststoffbereich zählt weit über 200 verschiedene Artikel der unterschiedlichsten Art. Dies zeigt welche Zukunftschancen und Vielfalt dieser Arbeitsbereich beinhaltet. ¶Deshalb möchte ich mich in Ihrem Unternehmen um einen Ausbildungsplatz als Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik zum Ausbildungsbeginn 2002 bewerben. Abwechslungsreiche Tätigkeit, Kreativität und ein gutes Arbeitsklima stehen für mich bei der Berufswahl an erster Stelle. Diese Erwartungen sehe ich hier erfüllt.Den Anforderungen dieses Berufes werde ich gerecht, da ich mich besonders für Mathematik, Physik und Chemie interessiere und handwerkliches Geschick besitze.¶Ich würde mich freuen, bei Ihnen zum September 2002 eine Ausbildung beginnen zu können.¶¶¶Mit freundlichen Grüßen¶¶¶(Felix Mustermann)

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Beispiel für ein Bewerbungsanschreiben ohne Kopfzeile:

Felix MustermannErfolgsstr. 1312345 GlücksdorfTel.: 06748/5555¶¶¶Festo AG & Co.PersonalabteilungMusterstr. 154¶78555 Musterstadt Glücksdorf, 13.Juli 2001¶¶¶¶

Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als Verfahrensmechaniker/Fachbereich Kunststoff- und Kautschuktechnik

¶¶¶¶Sehr geehrte Damen und Herren,¶Ihr Unternehmen präsentiert sich als Lernunternehmen und erwartet von seinen Mitarbeitern Flexibilität, Teamfähigkeit und Lernbereitschaft. Als ich diese Anforderungen in Ihrer Stellenanzeige vom 10. Juli 2001, in der SZ las, fühlte ich mich direkt angesprochen. Da ich bei der Freiwilligen Feuerwehr Glücksdorf aktiv bin, habe ich gelernt mich schnell an sich verändernde Situationen anzupassen und mit meinen Kollegen im Team zusammen zu arbeiten. Ich besuche auch regelmäßig Lehrgänge in meiner Freizeit, in denen ich mich über Gefahrenstoffe und Brandschutzmaßnahmen weiterbilde.¶Für den Beruf des Verfahrensmechanikers/Fachbereich Kunststoff- und Kautschuktechnik habe ich mich entschieden, da mich chemische Zusammensetzungen und das physikalische Verhalten von Stoffen interessieren. Außerdem erscheint mir die Herstellung von Spritzgussformen als abwechslungsreiche Arbeit, die detailgenaues Arbeiten erfordert. Da ich in meiner Freizeit gerne Tüftelarbeiten an meinem Moped durchführe, bringe ich die notwendige Geduld und das handwerkliche Geschick mit.¶Gerne würde ich mich in einem persönlichen Gespräch bei Ihnen vorstellen.¶¶Mit freundlichen Grüßen¶¶(Felix Mustermann)

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

In beiden Beispielen habe ich das Zeichen ¶ benutzt, um Ihnen die Anzahl der Leerzeilen zu kennzeichnen, die ich zur optischen Gestaltung verwendet habe. Ich habe die Anzahl der Leerzeilen frei gewählt mit dem Ziel, die Seite möglichst auszunutzen und eine optisch ansprechende Gestaltung zu erreichen. Falls Sie sich nach der aktuellsten Norm der Briefge- staltung richten möchten, können Sie diese jedem Schreibmaschinenhandbuch entnehmen.

Benutzen Sie bitte nicht die Vorlagen der Textverarbeitungsprogramme zur Erstellung Ihrer Bewerbungsunterlagen, denn durch Sie geht die Individualität der Bewerbung verloren.

Bei der optischen Gestaltung ist folgendes zu beachten:

Ihre Adresse steht als erste und sollte vollständig sein mit Telefonnummer die Firmenadresse wird durch eine Leerzeile von Postleitzahl und Standort der Firma

getrennt das Datum steht rechts, entweder in der Zeile des Firmennamens, in der Zeile des

Firmenstandorts oder zwischen Firmenstandort und Betreffzeile die Betreffzeile kann entfallen, ist aber sinnvoll, damit der Posteingang direkt erkennt,

um was es sich handelt die Anredeformel wird durch eine Leerzeile vom übrigen Bewerbungstext getrennt der Bewerbungstext sollte durch Leerzeilen in sinnvolle Abschnitte gegliedert sein

und sollte nicht länger oder kürzer als 10-15 Zeilen sein die Grußformel (Mit freundlichen Grüßen) ist ebenfalls durch Leerzeilen vom Text

getrennt die Anzahl der Leerzeilen zwischen Grußformel und Ihrem in Klammern

geschriebenen Namen sollte der Größe Ihrer Unterschrift entsprechen das Anschreiben sollte nur eine Seite umfassen nutzen Sie die gesamte Seite sinnvoll aus vermeiden Sie kursiv und unterstrichen Fettdruck bitte nur bei den Adressen oder der Betreffzeile als Anlage können Foto, Lebenslauf und Zeugnisse aufgeführt werden, da dies aber

bei einer Bewerbung selbstverständlich ist, muss dies nicht angegeben werden grafische Elemente wie Linien oder Rahmen können verwendet werden, sollten aber

nicht im optischen Vordergrund stehen, d.h. nicht mehr als zwei Farben benutzen benutzen Sie eine gut leserliche Schriftart (z.B. Arial oder Times New Roman) und

die Schriftgrade 11-12. Die Adressen können im Schriftgrad 10-12 gestaltet werden

Nun zur inhaltlichen Gestaltung:

Firmenadresse: Wie schon gesagt bitte genaue Angaben verwenden. Wenn Sie den Namen des Ansprechpartners nur vom Hörensagen kennen, fragen Sie in der Zentrale der Firma nach der genauen Schreibweise oder lassen Sie ihn einfach weg, das ist lange nicht so peinlich als ein falsch geschriebener Name.

Betreffzeile: Hier kann man angeben, ob man durch Zeitung oder Internet auf die Stelle aufmerksam wurde, man muss es aber nicht. Falls Sie solche Angaben machen, immer Erscheinungsdatum der Anzeige und Zeitung bzw. Internetseite angeben.

Anrede: Ist kein Ansprechpartner in der Adresse genannt, dann „ Sehr geehrte Damen und Herren“, da man nicht weis, wer die Bewerbung liest.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Tipps für Schüler

Bewerbungstext: Bitte vermeiden Sie „hiermit möchte ich mich als XY bewerben. Ich besuche die X-Klasse der Y-Schule und mache zum XY meinen Abschluss.“

Diese Bewerbungsformel ist veraltet und abgedroschen. Mancher Arbeitgeber schaltet bei dieser Formel ab und sein Interesse sinkt sofort, da nach hundertmaligem Lesen dies auch für Sie höchst langweilig klingen würde.

Empfehlenswert ist:

1. Zeigen Sie, dass Sie über das Unternehmen informiert sind!Die ersten beiden Sätze sollten als Inhalt den Erfolg oder die Produktpalette des Unternehmens haben. So erkennt der Leser, dass Sie sich informiert und ganz bewusst für eine Bewerbung bei diesem Unternehmen entschieden haben. Kleine Schmeicheleien haben noch nie geschadet aber bitte auch nicht zu dick auftragen.

2. Erklären Sie warum Sie sich gerade für dieses Unternehmen entschieden haben!Jedes Unternehmen stellt sich in Infomaterial und Stellenanzeigen positiv dar. Greifen Sie die Vorteile auf, die das Unternehmen von sich aus anbietet und gehen Sie darauf ein. Wie im Beispiel: das Unternehmen bietet Flexibilität, Sie wollen eine abwechslungsreiche Tätigkeit.Dies ist nichts anderes als ein Abgleichen Ihrer Erwartungen und der Anforderungen des Unternehmens oder des Berufes.

3. Erklären Sie, warum gerade Sie gut in dieses Unternehmen passen würden!Auch hier greifen Sie Erwartungen des Unternehmens auf und beweisen anhand eines praktischen Beispiels, dass Sie diese Erwartungen erfüllen. Dies verlangt ein bisschen Kreativität ihrerseits. Die Beispiele, die Sie angeben, müssen natürlich der Realität entsprechen. Um passende Beispiele zu finden, orientieren Sie sich an den Erklärungen der Sozialkompetenzen, die Sie unter Tipps zur Berufswahl finden.

4. Erklären Sie, warum Sie sich gerade für diesen Beruf entschieden haben!Greifen Sie Anforderungen des Berufes heraus und zeigen Sie anhand eines Beispiels, dass Sie diese erfüllen. Das gleiche ist auch mit Ihren Erwartungen möglich.

Die Punkte 2-4 können in Ihrer Reihenfolge beliebig sein. Wichtig ist nur, dass Sie diese drei Punkte in Ihrer Bewerbung kurz und knackig beantworten. Bitte keine Romane und kein Geschwafel. Denken Sie daran, Sie präsentieren sich selbst und kennen sich am besten. Es bedarf natürlich einiger Vorüberlegungen und etwas Übung, aber Ihre Lehrer stehen Ihnen bei Formulierungsschwierigkeiten sicherlich mit Rat und Tat zur Seite.Vermeiden Sie Konjunktive wie „ich könnte“ oder „ich würde“. Sie beschreiben die Realität, d.h. „sie können“ und „sie möchten“.

Abschlussformel: Außer den in den Beispielen genannten, könnte man auch folgende verwenden:„Ich würde mich freuen, an Ihrem Auswahlverfahren teilnehmen zu

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

können.“„Eine Einladung zum Vorstellungsgespräch würde mich freuen.“„Ich würde mich freuen, in Ihrem Unternehmen mitarbeiten zu können.“

Vermeiden sollte man:

„Zu einem Vorstellungsgespräch stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.“ das klingt sehr steif und wer sagt, dass Sie zu jedem Termin

tatsächlich Zeit haben?„Über eine Zusage würde ich mich freuen.“ Die wenigsten Firmen erteilen eine Zusage ohne Gespräch oder

Auswahlverfahren. Diese Aussage ist etwas unverschämt.„ Ich hoffe auf eine positive Nachricht.“ Wenn Sie wirklich so gut sind, wie Sie in Ihrem Bewerbungstext geschrieben haben, sind Sie von sich überzeugt. Das Wort „hoffen“ zeigt, dass Sie doch an sich zweifeln.

Grußformel: Bitte nicht mehr „Hochachtungsvoll“ oder wissen Sie, ob der Leser solch ein fabelhafter Mensch ist, der wirklich Ihre Hochachtung verdient?Deshalb lieber „Mit freundlichen Grüßen“.

Im Zeitalter des PC´s ist es nicht mehr angebracht, die Bewerbung handschriftlich abzugeben. Sollten Sie keinen PC besitzen, steht Ihnen sicher in der Schule einer zur Verfügung oder Freunde können Ihnen helfen. Besitzen Sie keine Anwenderkenntnisse, wird es höchste Zeit einen PC-Kurs zumindest in Word zu belegen, denn kaum eine Tätigkeit kann heute noch ohne PC-Kenntnisse verrichtet werden.

Der Lebenslauf

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Tipps für Schüler

Da das Anschreiben dazu dient, beim Leser das Interesse für Sie zu wecken und sich selbst ins beste Licht zu rücken, ist der Lebenslauf die Stelle in Ihrer Bewerbung, in die Sie die meisten Information zu Ihrer Person packen können. Auch er wird am PC erstellt, außer das Unternehmen verlangt ausdrücklich einen handschriftlichen Lebenslauf. Dies ist allerdings sehr selten, da Handschriftanalysen aus der Mode gekommen sind.

Haben Sie bisher eine Kopfzeile mit Namen und Adresse benutzt, dann wird diese auch hier eingefügt. Das gleiche gilt für grafische Elemente des Titelblatts und/oder des Anschreibens. Ihre Bewerbung soll optisch „aus einem Guss“ sein, d.h. eine Einheit darstellen. Auch Schriftart und Schriftgrad der vorhergehenden Seite/n sollten beibehalten werden.

Der Lebenslauf enthält:

Name, Vorname, Adresse, Telefonnummer, falls nicht in der Kopfzeile bereits vorhanden. Dies kann durch Mobilfunk und E-Mail-Adresse ergänzt werden.

Geburtsdatum Geburtsort Name und Berufe der Eltern Name und Alter der Geschwister, falls vorhanden Darstellung des Bildungsweges

z.B.: 1989-1993 Grundschule (Name/Ort) 1993-1999 Hauptschule (Name/Ort)Über den Ort der Schule kann z.B. erkannt werden, ob Sie schon frühzeitig selbständig mit dem Bus zu einer entfernteren Schule gelangen mussten.

Hobbies Freizeitaktivitäten / Mitgliedschaft in Vereinen, Feuerwehr etc.

Nicht zwingend aber sinnvoll sind folgende Angaben:

besondere Fähigkeiten, wie Sprachkenntnisse, Anwenderkenntnisse im Office-Paket etc.

Weiterbildung außerhalb der Schule, z.B. Schreibmaschinenkurs, Sprachkurse, Kulturreisen, Feriencamps

Praktikum: bitte Firma, Dauer, Zeitpunkt und kurze Tätigkeitsbeschreibung angeben

Das wichtigste ist, dass keine Lücken im Lebenslauf sind. D.h. wenn Sie z.B. nach dem Schulabschluss auf Anhieb keine Ausbildungsstelle gefunden haben, dann geben Sie an, was Sie nach Ihrem Abschluss bis heute gemacht haben. Haben Sie die Zeit vertrödelt und auf Papas Tasche gelegen, wird es ehrlich gesagt für Sie sehr schwer sein, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, da Ihr Engagement sehr zu wünschen übrig lies. Gibt es aber ernsthafte Gründe für Lücken, müssen diese im Lebenslauf erwähnt werden. Am besten direkt im Anschluss an die Darstellung des Bildungsweges.

Unter dem Lebenslauf stehen Ort und Datum, dem folgen ein paar Leerzeilen und dann wieder der Name in Klammern, denn auch der Lebenslauf wird unterschrieben.

Achten Sie unbedingt darauf, dass die Daten von Lebenslauf und Anschreiben übereinstimmen! Gerade wenn Sie am PC arbeiten, passiert es öfters, dass man nicht einstellt, dass sich das Datum automatisch aktualisiert. Haben Sie also ein Datum in den Unterlagen, das z.B. vor dem Erscheinungstermin einer Stellenausschreibung liegt, ist dem Leser klar, dass Sie vorgefertigte Unterlagen benutzt haben und der Eindruck des speziellen Engagements für diese Stelle geht verloren.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Auch beim Lebenslauf sollten Sie die Seite nutzen und darauf achten, dass sie durch angepasste Leerzeilen optisch schön gestaltet ist. Die Kategorien wie Name, Adresse etc. können fettgedruckt oder unterstrichen sein, oder eine andere Farbe haben als der Text. Aber auch hier alles in Maßen. Der Lebenslauf wird tabellarisch gestaltet, d.h. Sie legen entweder in Word eine zweispaltige Tabelle an und schalten die Rahmenfunktion aus oder Sie arbeiten mit Tabstops. Wichtig ist, dass Ihre persönlichen Angaben im gleichen Abstand zum Seitenrand untereinander stehen.

Haben Sie keine Titelseite, so kleben Sie Ihr Passbild oben rechts auf die Seite, lassen Sie aber rechts und oben genug Abstand zum Seitenrand und links sowie unten genügend Abstand zum Text. Das Passbild kann aufgeklebt oder mit Fotoecken befestigt werden. Falls das Passbild sich ablöst, sollte auch seiner Rückseite ein Aufkleber mit Ihrem Namen sein. Schreiben Sie nicht mit Dauerschreiber auf die Rückseite des Bildes, da sich dieser durchdrückt, was unschön aussieht.

Die Zeugnisse

Nochmal: Nur Kopien von Schulzeugnissen oder ergänzenden Unterlagen mitschicken!

Achten Sie darauf, dass auch die Zeugnisse auf etwas besserem Papier kopiert sind, nicht verschmutzt und nicht geknickt. Normalerweise müssen Sie nicht beglaubigt sein, da Sie zum Vorstellungsgespräch Ihre Originale mitbringen. Das gleiche gilt für sonstige Nachweise, die Sie den Bewerbungsunterlagen beilegen.Die Zeugnisse werden in chronologischer Reihenfolge angeordnet, d.h. das aktuellste oben, das älteste ganz hinten.

Normalerweise schickt man mindestens die letzten beiden Zeugnisse mit. Viele Firmen möchten jedoch die letzten drei oder die letzten vier Zeugnisse sehen. Dies geschieht nicht, um auf jeden Fall schlechte Noten finden zu können, sondern um Ihre Leistungen gerecht beurteilen zu können. So ist es z. B. überhaupt nicht so dramatisch, wenn sich auf einem Zeugnis eine Mangelhaft findet, wenn sonst konstant befriedigende oder noch bessere Leistungen in diesem Fach erreicht wurden. Ausrutscher können jedem mal passieren und normalerweise bekommen Sie im persönlichen Gespräch die Möglichkeit, dazu Stellung zu nehmen. Durch die Zeugnisse kann auch erkannt werden, in welchen Bereichen Ihre Stärken liegen. Haben Sie sich für einen kaufmännischen Beruf entschieden, haben Fächer wie Deutsch, Mathematik und Lernfächer der geisteswissenschaftlichen Richtung mehr Gewicht als z.B. naturwissenschaftliche Fächer.Sie sehen, sobald Sie die Anforderungen eines Berufes erfüllen, ist der Gesamtdurchschnitt der Zeugnisse zweitrangig. Von Vorteil ist es natürlich, wenn man sich schon frühzeitig um die Berufsauswahl kümmert, um sich in den kommenden Schulhalbjahren auf entsprechende Fächer vielleicht etwas stärker konzentrieren zu können.Erkundigen Sie sich, wie viele Zeugnisse verlangt sind, wenn dies aus der Stellenausschreibung oder im Internet nicht erkennbar ist.

Unter Umständen kann auch der Grad des Schulabschlusses zweitrangig sein. Wenn für einen Beruf der Hauptschulabschluss Grundvoraussetzung ist und ein Personalchef sich zwischen Hauptschüler oder Abiturient entscheiden muss, ist nicht gesagt, dass der Hauptschüler keine Chance mehr hätte. Sind die Noten des Hauptschülers in den Schwerpunktfächern des Berufes besser als die des Gymnasiasten, und hat er mehr Engagement in seine Bewerbung gesteckt als der andere und bessere Argumente zu seiner Einstellung darin geliefert, wird wohl der Hauptschüler den Ausbildungsplatz bekommen.

Alles ist möglich! Es liegt in Ihrer Hand!Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Die Bewerbungsphase für das kommende Einstellungsjahr beginnt immer in den davor liegenden Sommerferien!!! D.h. für das Jahr 2002 sollten Sie sich ab den Sommerferien 2001 bis spätestens zu den Herbstferien 2001 bewerben. Scheuen Sie sich nicht, weil Sie noch kein Zeugnis aus der Abschlussklasse haben. Die können Sie nachreichen, da sich die meisten Auswahlverfahren der Wirtschaft bis in den Februar ziehen. Je früher Sie mit der Bewerbung dran sind, umso mehr Zeit geben Sie den Unternehmen Ihre Bewerberauswahl zu gestalten, umso weniger stehen die Entscheider der Unternehmen in Zeitdruck und umso besser die Chancen jedes Bewerbers bewusst mit allen seinen Stärken wahrgenommen zu werden.

Die Bewerbungsmappe

Ihre ordentlichen und vollständigen Unterlagen sind nun fertig und sollen an das Unternehmen geschickt werden.

Ein letzter Vollständigkeitscheck:

Titelblatt (Foto mit Namensaufkleber?) Anschreiben (aktuelles Datum, unterschrieben?) Lebenslauf (aktuelles Datum, unterschrieben, Foto mit Aufkleber?) Zeugnisse (alle, chronologisch geordnet?) Zusätzliche Nachweise

Da Sie sehr viel Zeit und Arbeit in die Erstellung gesteckt haben, ist es selbstverständlich, dass die Unterlagen auch in einem gebührenden Rahmen versendet werden, sprich in einer

Ausbildungsmappe. Es ist schwer in der Vielzahl des Angebotes die richtige zu finden. Letztlich ist es auch oft eine Frage des Preises.

Nicht zu empfehlen sind normale Schnellhefter aus Plastik oder Pappe. Sie sind zu gewöhnlich und außerdem müssen Sie Ihre Unterlagen lochen. Auch für das Personalbüro ist dies umständlich, denn egal ob Sie Zu- oder Absage bekommen, Ihr Anschreiben wird herausgenommen und entweder für die Akten behalten oder kopiert. Dabei können Unterlagen ohne Ihr Verschulden beschädigt werden, bevor das Personalchef sie sieht. Dies sollte zwar nicht passieren, kommt aber vor. Deshalb sorgen Sie vor. Benutzen Sie Klemmmappen. Die gibt es verschiedenen Ausführungen, deren Auswahl Ihre persönliche Sache ist. Aus psychologischen Gründen sollten Sie auf Signal- oder Modefarben wie rot, gelb, orange, lila etc. verzichten. Ausnahmen sind möglich, wenn z.B. die Firmenfarbe rot ist. Zu bevorzugen sind Farben wie dunkelblau, grau oder dunkelgrün. Bei schwarz sollten Ihre Unterlagen auch sehr edel sein, damit es nicht zu trist wirkt. Vermeiden Sie weiß, da daran jeder kleinste Fleck zu sehen ist.

Wenn Sie ein Titelblatt gestaltet haben ist es schön, wenn Ihre Mappe einen Klarsichtdeckel hat. Vermeiden Sie, die Blätter einzeln in Klarsichthüllen zu stecken, denn auch da kann es zu Knicken kommen, wenn sie zum Kopieren entnommen werden.

Das Versenden der Bewerbungsmappe

Da die Mappen meist etwas größer als DIN A 4 sind, sollten sie ein größeres Kuvert verwenden, damit die Mappe nicht geknickt wird. Noch besser ist es, wenn dieses Kuvert auf Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

der Rückseite mit Pappe verstärkt ist, denn die Post behandelt Ihr Kuvert selten wie ein rohes Ei.

Achten Sie darauf, dass die Anschrift richtig, vollständig und leserlich ist. Sie steht auf der rechten Seite des Kuverts im unteren Drittel. Ihre Adresse steht im oberen Drittel der linken Seite. Das Kuvert sollte auch ausreichend frankiert sein. Am besten lassen Sie es auf der Post wiegen und frankieren. Es wäre kein guter Start, wenn das Unternehmen noch Porto für Ihre Bewerbung drauflegen muss.

Meist bestehen Eltern darauf, eine Bewerbung persönlich mit Ihrem Kind abzugeben, mit dem Ziel, sich mit dem potentiellen Arbeitgeber bekannt zu machen und so einen Vorteil zu erlangen. Dies mag in kleinen Familienunternehmen angebracht sein, in großen Firmen jedoch vergeudete Zeit. Selten kommen Sie überhaupt am Pförtner vorbei und wenn ja landen Sie im Vorzimmer des Personalchefs, wo oft eine unangenehme Situation entsteht, da eine Bewerbung lediglich abgegeben werden kann. Mehr kann und will man dort nicht für Sie tun, da alle Bewerber mit den gleichen Voraussetzungen ins Auswahlverfahren gehen sollen.

Falls Sie unbedingt vorher in persönlichen Kontakt mit dem Unternehmen treten wollen, nutzen Sie ein Telefonat, bei dem Sie offene Fragen zu Beruf, Unternehmen und Bewerbung abklären können. Aber bitte nicht telefonieren nach dem Motto, Hauptsache mal angerufen und was gesagt. Überlegen Sie sich vorher genau, mit wem Sie sprechen wollen, was Sie wissen wollen und überlegen Sie sich, dass man auch Sie etwas fragen könnte. Am besten schreiben Sie sich einen Zettel mit Stichworten, denn in der Aufregung hat man schnell etwas vergessen.

Noch ein Hinweis in bezug auf Telefonate mit dem Unternehmen: Normalerweise ist es nicht notwendig innerhalb der Bewerberphase Kontakt mit dem Unternehmen aufzunehmen, da es im Interesse jeden Unternehmens ist, seine Bewerber über den aktuellsten Stand der Auswahl auf dem Laufenden zu halten. Erwarten Sie nicht, innerhalb von zwei Wochen Testtermin, Vorstellungsgespräch und Zusage zu haben. Sie sind nicht der einzige Bewerber.

Im Normalfall erhalten Sie binnen acht bis zehn Tagen nach Absenden Ihrer Bewerbung ein Eingangsschreiben, das Ihnen den Eingang Ihrer Bewerbung bestätigt.

Je früher Sie die Bewerbung verschickt haben, desto länger warten Sie auf den ersten Einladungstermin, der meisten im Oktober/November erfolgt. Solange brauchen die Unternehmen um Bewerbungen zu sammeln, zu sichten und zu planen. Je nach Auswahlverfahren können Sie bis zu drei schriftliche Einladungen erhalten für Termine, die zwischen Oktober und Februar liegen. Die endgültige Entscheidung erfolgt meist im Januar/Februar.Ich sage: Solange Sie von einem Unternehmen nichts hören, ist es ein gutes Zeichen, denn Absagen sind schnell geschrieben.

Falls Sie vorzeitig eine Absage bekommen, fassen Sie sie nicht als persönliche Kritik oder persönliches Versagen auf. Bedenken Sie wie viele Bewerber auf eine Stelle kommen. Da Sie ja mehrere Bewerbungen parallel laufen haben, klappt es bei der nächsten bestimmt.

Weitere Informationen zur Berufsauswahl im Rahmen eines Betriebspraktikums oder einer Betriebserkundung erhalten Sie im Anschluss an die Bewerberauswahl.

III Die Bewerberauswahl

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Ihre Bewerbungsunterlagen sind bei den Unternehmen Ihrer Wahl eingegangen. Nun werde ich Ihnen einen kleinen Einblick in die Bewerberauswahl geben. Dabei beschränke ich mich auf meine eigenen Erfahrungen im Bereich der Bewerberauswahl, in denen ich bisher tätig war. Ich erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ich gehe hier von größeren Unternehmen aus, d.h. von Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl von mindestens 1000. Bei kleinen Unternehmen, im Einzelhandel sowie im Dienstleistungsbereich ist es üblich, dass der Bewerber gleich nach Eingang der Bewerbung zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

Schritt 1 des Auswahlverfahrens: Sichtung der Bewerberunterlagen

Ist die Bewerbung eingegangen, werden die Unterlagen von Personen, die am Entscheidungsprozess der Auszubildendenauswahl teilhaben, gesichtet.Dabei wird als erstes darauf geachtet, ob die Unterlagen vollständig sind, d.h. sind alle persönlichen Angaben enthalten, sind alle gewünschten Zeugnisse in chronologischer Reihenfolge und ein Foto dabei. Bei dieser Sichtung entsteht natürlich schon der erste Eindruck über die Optik und damit die Entscheidung, ob sich der Leser Ihrer Bewerbung wohlwollend widmet oder sich schon wieder über fehlende Zeugnisse oder angetackerte Fotos ärgert.

Dann wird die Bewerbung aufmerksam gelesen und sich Notizen zu Besonderheiten oder Fragwürdigkeiten innerhalb der Bewerbung gemacht. Nun ist der Moment gekommen, wo sich Ihre Mühe das erste Mal lohnt, nämlich dann, wenn der Leser denkt, da hat sich jemand mal richtig informiert und wirkliches Interesse an einer Ausbildung in unserem Unternehmen. Seien Sie sich sicher. Sie bleiben in positiver Erinnerung und die Einladung zum Einstellungstest haben Sie bereits in der Tasche.

Insgesamt gibt es für mich drei Gründe für ein direktes Kick-Out aus der Bewerberauswahl:

Unentschuldigte Fehlzeiten bei über 18jährigen (es ist kein Kavaliersdelikt unentschuldigt zu fehlen, wenn man seine Entschuldigungen selber schreiben kann bzw. weist es auf ernsthafte Auseinandersetzungen mit dem Lehrer hin). Unentschuldigtes Fehlen bei unter 18jährigen wird zwar nicht gerne gesehen, doch wenn es sich um nur einen Tag oder Stunden handelt, kann man dies mit jugendlichem Leichtsinn noch verzeihen.

Nicht immer befriedigend in Verhalten und/oder Mitarbeit

Eine absolut gleichgültige, schlampige Bewerbung mit fehlenden Unterlagen

Der Rest geht zum Test.

Schritt 2 des Auswahlverfahrens: schriftlicher Test

Das gängigste Auswahlverfahren besteht aus einem schriftlichen Test und einem persönlichen Vorstellungsgespräch. Umfangreichere enthalten meist noch eine Gruppenübung, die auch Assessment-Center (AC) genannt wird. Tests gibt es in verschiedensten Ausführungen. Da es ständig neue Versionen gibt, aus denen man seltenst als Laie erkennen kann, was mit Ihnen herausgefunden werden soll, empfehle ich, keine Vorbereitungstrainings zu machen. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn man unbefangen solche Situationen absolviert und versucht, sein bestes zu geben.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Trotzdem rate ich auch, zu so vielen Testeinladungen zu gehen, wie man kann, auch wenn man vielleicht schon eine Zusage bei einem anderen Unternehmen hat oder nicht wirklich an seinen Erfolg aufgrund der hohen Bewerberzahlen glaubt. Es geht hier nicht darum, per Zufall zweimal den gleichen Test machen zu können, sondern um die Sicherheit, die man so in solchen Test- und Stresssituationen erlangt. Es sind wertvolle Erfahrungen für die Zukunft.

Zu den Tests nur soviel: Man unterscheidet, Wissens-, kognitive und psychologische Tests.Wissenstests zielen auf das Allgemeinwissen ab, werden aber nur selten und wenn in sehr konservativen Unternehmen eingesetzt. Kognitive Tests zielen eher auf das vernetzte Denken und Fähigkeiten ab, wie z.B. räumliches oder logisches Denken. Sie werden am meisten angewandt. Psychologische Tests werden oft in ihrer Seriosität angezweifelt und mal mehr mal weniger eingesetzt, je nachdem welche Meinung die aktuelle Forschung gerade vertritt.

Welches Unternehmen welchen Test praktiziert, ist selten in Erfahrung zu bringen. Für den Bewerber aber auch nicht entscheidend. Wichtig für ihn ist, dass er außer im Wissenstest nirgends durchfallen kann, da über diese Tests Stärken und Schwächen analysiert werden können. Man sieht, ob der Bewerber tatsächlich die Fähigkeiten besitzt, die er in der Bewerbung angepriesen hat. Aber keine Angst. Manchmal ist ein anderes Ergebnis als erwartet gar nicht von Nachteil. Wenn z.B. ein Bewerber zwar nicht den Anforderungen des Ausbildungsberufes, für den er sich beworben hat, aber den Anforderungen eines anderen Ausbildungsberufes, den das Unternehmen anbietet, entspricht, wird ein seriöses Unternehmen ihn darauf hinweisen und ihn über den anderen Beruf informieren. Sagt dies dem Bewerber zu, kann er für den neuen Beruf weiter am Auswahlverfahren teilnehmen.

Schritt 3 des Auswahlverfahrens: Assessment-Center

Nicht für alle Ausbildungsberufe muss der Bewerber an solch einem Testverfahren teilnehmen. Meistens wird dieses Mittel der Bewerberauswahl nur in größeren Firmen eingesetzt, wo sehr viele Bewerber auf relativ wenig Ausbildungsplätze kommen.

Beim AC nehmen zwischen 4 und 10 Bewerber teil, die von 2 bis 5 Beobachtern beobachtet werden, bei dem was sie tun. Das hört sich bedrohlich an, aber keine Angst. Sie erhalten eine Chance mehr sich persönlich darzustellen und die Beobachter, die meistens Ausbilder oder Personalangestellte sind, die über Ihre Einstellung entscheiden, haben die Möglichkeit zu einem gerechteren Urteil über Sie.Da sich ein Beobachter auf zwei Bewerber konzentriert und mehrere dieser Übungen innerhalb einer Woche hat, muss er sich Notizen machen, damit bei der Endauswahl die Gleichbehandlung aller Bewerber gewährleistet ist. Ansonsten hätten die, die zeitlich als letzte ein AC machen einen Vorteil, da dies dem Beobachter noch am frischesten in Erinnerung ist. Sie sehen, dass hier keiner gequält wird, sondern oberstes Gebot für jeden, der in der Bewerberauswahl tätig ist, ist die Chancengleichheit aller Bewerber zu wahren.

Für Sie ist wichtig zu wissen, dass in solchen Übungen meistens eine Gruppenaufgabe gemeistert werden muss, bei der es in erster Linie auf ihr soziales Verhalten in der Gruppe und auf Ihre Kommunikationsfähigkeit ankommt. Deshalb machen Sie mit, äußern Sie sich, bringen Sie Ihre Ideen und Meinungen ein. Sitzt ein Bewerber wortlos nur dabei, kann sich ein Beobachter auch keine positiven Notizen machen. Auch wenn Sie schüchtern sind, überwinden Sie sich in einer solchen Situation. Es ist Ihre Chance auf Ihren Traumberuf. Hilfreich ist es, das freie Sprechen vor der Gruppe zu üben, z.B. in dem Sie Referate in der Schule halten.

Achten Sie bei dieser Übung auch auf Ihr äußeres Erscheinungsbild, d.h. kommen Sie sauber und gepflegt sowie der Branche entsprechend. In der Metallindustrie z.B. reicht normale Kleidung, bei Banken sollten Sie im Bürolook erscheinen.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Schritt 4 des Auswahlverfahrens: Vorstellungsgespräch

Auch hier ist Ihr äußeres Erscheinungsbild und Ihr Verhalten sehr wichtig. Seien Sie freundlich, geben Sie zur Begrüßung die Hand. Letzteres nicht wie ein toter Fisch aber bitte mit Gefühl. Ihr potentieller Chef sollte sich nicht vor Schmerzen winden beim Händedruck.Setzen Sie sich erst, wenn man Ihnen einen Platz anbietet. Sie sollten entspannt und bequem aber nicht zu lässig sitzen. Bietet man Ihnen etwas zu trinken an, können Sie gerne zugreifen. Vermeiden Sie Essbares, denn oft hat man in entscheidenden Momenten Krümel im Mund und die machen sich nicht so gut auf dem Hemd Ihres Gegenüber.

Zum Gespräch sollten Sie Ihre Originalzeugnisse mitbringen bzw. Kopien aktueller Zeugnisse, die dem Personalbüro noch nicht vorliegen.

Nutzen Sie auch diese Chance, sich so gut wie möglich darzustellen. Antworten Sie auf Fragen nicht nur mit ja oder nein, sondern ergänzend mit Erläuterungen. Sprechen Sie in vollständigen Sätzen und nicht im Mickey-Mouse-Stil. Halten Sie Blickkontakt mit Ihrem Gesprächspartner. Haben Sie mehrer Personen bei dem Gespräch, lassen Sie Ihren Blick zwischen den Teilnehmern wandern. Schauen Sie nicht dauernd unter sich, an die Wand oder aus dem Fenster. Sind Sie sich in der Gesprächführung nicht sicher, üben Sie dies zuhause oder mit Freunden. Lassen Sie andere ausreden.

Überprüfen Sie zuhause noch mal Ihre Bewerbung und überlegen Sie, zu welchen Punkten man Ihnen Fragen stellen könnte. Überlegen Sie sich dazu Antworten, die Sie in einem positiven Licht erscheinen lassen. Aber: Seien Sie ehrlich. Sie können sich sicher sein, es ist eine Spezialität im Personalbereich Geheimnisse und faule Stellen zu finden. Dies soll jedoch keine Drohung sein, sondern nur ein Hinweis für Sie, dass Sie sich am besten so natürlich wie möglich geben, denn auch Schauspieler werden hier schnell entlarvt.

Das Betriebspraktikum

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Bevor man sich zu einem Betriebspraktikum entschließt oder ein solches in der Schule ansteht, sollte man sich schon die Vorüberlegungen zur Berufswahl gemacht haben. Je früher, desto besser. Ich empfehle Klasse 8, um sich erstmals mit diesem Thema zu beschäftigen.

Es ist wenig sinnvoll ein Betriebspraktikum ohne Vorüberlegungen wahllos zu machen. Am allerschlimmsten ist, wenn das Praktikum im elterlichen Betrieb oder in einem Unternehmen der Nachbarschaft gemacht wird. Gründe für die Wahl einer Praktikumstelle dürfen auf keinen Fall kurze Wege, kurze Arbeitszeiten, Bekannte und Verwandte oder geringe Beschäftigung mit viel Freizeit sein. Dafür ist die Zeit und der Aufwand der Schule zu schade. Doch davon abgesehen vergeben Sie eine wichtige Chance, Ihren Traumberuf kennen zu lernen.

Gehen Sie bei der Auswahl Ihrer Praktikumstelle genauso vor, als wenn Sie sich für eine Ausbildungsstelle bewerben wollten. Recherchieren Sie über Berufe, Branchen und Unternehmen. Schreiben Sie Bewerbungen. Diese können jedoch in abgespeckter Form erfolgen, d.h. Anschreiben und Lebenslauf mit Foto genügen. Der Text des Anschreibens sollte folgende Angaben enthalten:

Dauer und Zeitraum des Praktikums Angabe der Schule In welchem Bereich möchten Sie ein Praktikum machen? Über welchen Beruf soll das Praktikum informieren?

Da die Zeiten für das Betriebspraktikum festgelegt sind, empfiehlt es sich sobald die Termine von der Schule bekannt sind, sich sofort zu bewerben. Denn anders als bei der Azubiauswahl gilt hier: wer zuerst kommt malt zuerst.

Nutzen Sie die Zeit im Unternehmen, um soviel wie möglich über das Unternehmen zu erfahren. So bekommen Sie meist Informationen, die für andere schwerer zu bekommen sind und haben die Recherche für Ihre Ausbildungsbewerbung bereits erledigt. Knüpfen Sie Kontakte zu Auszubildenden und Ausbildern, so bleiben Sie auch bis zu Ihrem Schulabschluss auf dem Laufenden.Hinterlassen Sie den bestmöglichen Eindruck, d.h. seien Sie interessiert, fleißig und zuverlässig, denn über jeden Praktikanten werden Bemerkungen notiert, in denen nachgeschlagen wird, wenn später eine Bewerbung um einen Ausbildungsplatz erfolgt.

Dazu gehört auch, dass Sie sich entsprechend auf das Praktikum vorbereiten. Zu empfehelen ist, dass Sie sich ein paar Tage vor Praktikumsbeginn Ihren Praktikumsplatz bereits anschauen, sich über Arbeitszeiten und Arbeitskleidung informieren und sich bei Ihrem Praktikumsbetreuer vorstellen. Am ersten Praktikumstag sollten Sie auf Ihren Betreuer zugehen, sich als anwesend melden und das weitere Vorgehen besprechen. Hier ist Ihre Eigeninitiative gefragt, denn die Betreuer stellen neben ihrem normalen Tagesgeschäft, das wegen Ihnen nicht aussetzt oder vermindert wird, Ihnen eine Praktikumsstelle und deren Betreuung zur Verfügung.

Sie sehen, wie einflussreich ein solches Betriebspraktikum ist. Leider bereiten sich sehr viele Schüler schlecht darauf vor und gehen enttäuscht aus dem Praktikum zurück in die Schule oder haben immer noch keinen blassen Schimmer, welchen Beruf sie ergreifen müssen. Sie haben dann noch nicht mal den Vorteil durch ein den Erwartungen nicht entsprechendes Praktikum festzustellen, dass der vermeintliche Traumjob doch nichts für sie ist.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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Berufswahl – Bewerbung – Bewerberauswahl – Betriebspraktikum – Betriebserkundung

Tipps für Schüler

Um dies zu vermeiden ist eine Nachbereitung des Praktikums in der Schule zwingend notwendig. Eindrücke, Highlights und negative Erfahrungen sollten geschildert und in Form von Berichten oder Präsentationen aufgearbeitet werden. In manchen Unternehmen erhalten die Praktikanten einen Fragebogen zur Zufriedenheit mit Ihrem Betriebspraktikum.

Verpassen Sie nicht die Chance!Basteln Sie schon frühzeitig an Ihrer beruflichen Zukunft!

Die Betriebserkundung

Eine weitere Möglichkeit sich über Ausbildungsberufe und Unternehmen zu informieren, ist die Betriebserkundung. Viele Unternehmen sind bereit, Informationsveranstaltungen zur Ausbildung in Verbindung mit einer Betriebsführung für Schulklassen durchzuführen.

Zur Organisation solcher Betriebserkundungen: der Betrieb sollte ca. vier Wochen vor dem geplanten Termin angeschrieben werden, ob

die Durchführung einer solchen Veranstaltung möglich wäre Schulform, Klassenstufe und Anzahl der Teilnehmer sowie besondere

Informationswünsche sollten darin angegeben sein im Unterricht sollten bereits im Vorfeld Fragen erarbeitet werden, die an den Referenten

gestellt werden sollen

Bitte beachten Sie: die Unternehmen stellen für eine solche Veranstaltung Personal, Zeit, Räume und Infomaterial zur Verfügung. Die Kosten für das Unternehmen sind nicht zu verachten, der Schule entstehen keine Kosten außer der Anfahrt.Aus diesem Grund ist es das Mindeste an Wertschätzung gegenüber den Unternehmen, dass ein freundliches Verhalten und ein reges Interesse der Schüler zum Ausdruck kommt.Gelangweilte Gesichter und Desinteresse haben bei manchen Unternehmen bereits dazu geführt, dass Sie keine Betriebserkundungern mehr durchführen.

Auch an die Lehrer sei der Appell gerichtet, dass Betriebserkundungen kein Mittel sein sollten, um Wandertage oder Schulzeiten vor den Ferien zu füllen. Zwar bieten sich diese Tage an, doch merkt der Unternehmensreferent sofort ob ein ernstgemeinter Informationswunsch vorliegt, oder ob er eine Beschäftigungsmaßnahme durchführt.

Betriebserkundungen müssen auch entsprechend in der Schule nachbereitet werden, damit der Eindruck nicht ungenutzt verpufft. Dazu empfiehlt sich z.B. in den beiden Jahren vor Schulabschluss regelmäßig Betriebserkundungen durchzuführen und einen Ordner zu pflegen, in dem Infomaterial, Vor- und Nachbereitung abgeheftet werden. So können Vergleiche angestellt und jeder Berufswunsch behandelt werden.

Erstellt von: Heike Hartinger/[email protected]: August 2001

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