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INHALT
Grußwort des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Grußwort des Bischofs des Bistums Magdeburg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
MÖNCHTUM IN ANTIKE UND MITTELALTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Frühes Mönchtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Ausbreitung des Mönchtums in Mitteleuropa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Katalogteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
CHRISTIANISIERUNG UND KLOSTERGRÜNDUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Merowinger und Karolinger im thüringisch-sächsischen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Mitteldeutschland und die Ottonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Kloster Memleben als Zentrum der Kulturlandschaft an Saale und Unstrut . . . . . . . . . . . 25
Katalogteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
BLÜTEZEIT DER KLOSTERLANDSCHAFT AN SAALE UND UNSTRUT. . . . . 43
Christianisierung und Klostergründungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Klosternetzwerke im 9. und 10. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Blütezeit der mitteldeutschen Klosterlandschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Gesellschaftliche Veränderungen im Spätmittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Katalogteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
DIE KLOSTERLANDSCHAFT VON DER REFORMATION ZUR MODERNE . . 74Text- und Katalogteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
ANHANGKLOSTER + WELT. Korrespondenzorte zur Ausstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
Leihgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
46 | KELCH, SCHALE UND LÖFFELCHEN ohne Abb.
Kloster Adersleben, 13.–18. Jahrhundert,
Messing, Kupfer, vergoldet, H. (Kelch)17 cm,
D. 12 cm (Fuß), 11 cm (Kuppa); Patene:
H. 1,9 cm, D. 12,3 cm; Löffelchen: L. 7,8 cm
Pfarrei St. Burchard, Halberstadt
Die über die Jahrhunderte umgearbeitetenGeräte stammen ursprünglich aus der Klos-terkirche der Zisterzienser in Adersleben.Die Umarbeitung bezeugt den dauerhaftenGebrauch der liturgischen Geräte. Kelch undSchale gehören zu den wichtigsten Kirchen-geräten einer Messfeier. Während derAbendmahlsfeier werden der Wein zu Blutund das Brot in den Leib Christi gewandelt.Auf der Schale werden den Gemeindemit-gliedern die Hostien gereicht. Dem Wein imKelch fügt der Priester mit dem Löffelcheneinen Tropfen Wasser hinzu, in Erinnerungan die teils menschliche und teils göttlicheNatur Jesu: „Im Kelch des Herrn darf wederbloßer Wein noch bloßes Wasser darge-bracht werden, sondern beides gemischt;denn beides, das heißt, Blut und Wasser, ist,wie man liest, aus der Seite Christi herausgeflossen.“ (Joh 19,34).
47 | ZIBORIUM
Franziskanerkloster Halberstadt, 14. Jahrhun-
dert, Kupfer, feuervergoldet, H. 24 cm,
D. (Kuppa) 7,3 cm, D. (Fuß) 8,6 cm
Franziskanerkonvent Halberstadt
Das mit Zinnen verzierte, turmartige spät-gotisches Ziborium (Speisekelch) war einAufbewahrungsgefäß für die gewandelten(konsekrierten) Hostien der Messfeier. Mitdiesen Hostien konnte zu einem späteren
Zeitpunkt Kranken die Kommunion amKrankenlager gespendet werden. Die Dar-stellung des Gekreuzigten krönt den helm-förmigen Dachaufsatz. Wertvolle Materia-lien und kunstvolle Ausgestaltung bezeu-gen die Wertschätzung der geweihten Hos-tien.
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Christi verzieren den Fuß. Verwendet wurdedieser Kelch zur Heiligen Messe. Die kunst-fertige Gestaltung bezeugt das hochentwickel-te Kunsthandwerk in der Saale-Unstrut-Regi-on im Hochmittelalter. Mutmaßlich wurdeder obere Teil des Kelches (Kuppa) in spätererZeit erneuert. Der Kelch könnte aufgrund seiner Gestaltung und Kunstfertigkeit ausdem nahegelegenen Benediktinerinnenklos-ter Zscheiplitz an der Unstrut stammen.
45 | TAUFSCHALE
Dominikinerkloster Halberstadt, um 1500,
Messing, geschlagen, punziert, H. 7 cm,
D. 39,2 cm
Pfarrei St. Burchard, Halberstadt
Inv.-Nr. 117.2.054
Wenige spätmittelalterliche Taufschalensind für Mitteldeutschland überliefert. Die-se stammt aus der ehemaligen Klosterkir-che der Dominikaner in Halberstadt. Diekunstvoll gearbeitete Schale zeigt im Bodendie Verkündigung an Maria durch den Erz-engel Gabriel. Zwischen ihnen erscheintdie Taube als Symbol des Heiligen Geistes.Symbolisch steht die Taufe für die Aufnah-me einer Person in die Gemeinschaft derGläubigen. Dem Täufling wird zumeist alsKleinkind mit geheiligtem Wasser aus derTaufschale die Stirn übergossen. Dabeiwird eine Taufformel gesprochen.
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Reliquiare sind mit hoher Handwerkskunstaus den feinsten Materialien wie Gold, Silberund edlen Hölzern gefertigt. Zudem sind dieReliquiare mit Edelsteinen und hochwerti-gen Stoffen verziert. Kloster Pforte war bei-spielsweise im Besitz eines beachtlichen Reli-quienschatzes, auf den eine erhaltene Inschriftdes Westportals aus der Mitte des 13. Jahr-hunderts verweist.
49 | VORTRAGEKREUZ
Franziskanerkloster Halberstadt, 14. Jahrhun-
dert, moderner Fuß, Eichenholz, Kupferblech,
vergoldet, Halbedelsteine, Textilien, Pergament,
H. 40 cm, B. 39 cm
Franziskanerkonvent Halberstadt,
Inv.-Nr. 116.2.054
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48 | WEIHRAUCHGEFÄSS
Franziskanerkloster Halberstadt, 13. und
17./18. Jahrhundert, Silber, gegossen,
H. 22,8 cm, B. 14 cm, D. (Fuß) 9,3 cm
Franziskanerkonvent Halberstadt,
Inv.-Nr. 116.2.08
Die imaginäre Stadtarchitektur des Rauchfasseszeigt das himmlische Jerusalem. In barockerZeit wurde das Untergefäß erneuert. Weih-rauch spielt in der katholischen Messe einegroße Rolle. Der zweite Vers des Psalms 141,der seit den Anfängen des Christentums beimAbendgebet verwendet wird, lautet: „WieWeihrauch steige mein Gebet vor Dir auf; dasErheben meiner Hände gelte vor Dir als Abend-opfer.“ Während der Messe entzündet der Pries-ter den Weihrauch in dem Gefäß. Das Rauch-fass schwenkend, umschreitet er den Altar.
Reliquien
Der Begriff Reliquie leitet sich vom lateini-schen Wort reliquiae (Überrest, Überbleibsel)ab. Er bezeichnet einen Gegenstand religiö-ser Verehrung des irdischen Überrestes einerheiligen Persönlichkeit. Man gedenkt damitdes Heiligen und erhofft sich Hilfe und Se-gen durch seine Fürbitte bei Gott. Reliquienkönnen leibliche Überreste von Heiligen wieGebeine, Blut oder Asche sein. Zudem wer-den auch sogenannte Berührungsreliquienverehrt, also Gegenstände, die der Heiligeberührt haben soll, wie seine Kleidung oderein Grabtuch. Verehrung als Reliquien er-fahren auch Gegenstände, Stoffe und Papie-re, welche wiederum die leiblichen Überresteeines Heiligen berührt haben.Bewahrt werden Reliquien in speziell ange-fertigten Gefäßen und Behältnissen. Diese
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52 | MONSTRANZ
Kloster Marienbek in Badersleben,
16./19. Jahrhundert, Kupfer, Messing, Glas,
H. 63,5 cm, B. 20,5 cm, B. (Fuß) 19,8 cm,
T. 17,7 cm
Huysburg, Huy-Dingelstedt, Pfarrei St. Benedikt,
Inv.-Nr. 119.2.045
Die neugotische Hostienmonstranz ausdem Augustinerinnenkloster in Badersle-ben bezeugt eindrücklich prunkvolle litur-gische Geräte als Klosterinventar. DieMonstranz (lat. monstrare = zeigen) warzunächst ein Schaugerät für hohe Feiertage.Der Priester präsentierte der Gemeinde diegeweihte Hostie zur feierlichen Verehrung.Die Hostie kann mittels der Haltevorrich-tung – Lunula (lat. Möndchen) – in dasmittlere Behältnis – Reservaculum – einge-setzt werden und ist durch die Glasschei-ben sichtbar. Bei näherer Betrachtung zeigtsich, dass das Reservaculum mit der Lunulaeine spätere Ergänzung ist. Ursprünglichbildete die Mitte eine senkrechte Glasröhre,Reste der Halterung sind auf der Rückseitezu erkennen. In dieser Form wurde das Ob-jekt eher als Reliquiar verwendet. Auf demFuß sind vier Darstellungen eingraviert:die Muttergottes mit dem Jesuskind, derheilige Petrus, die heilige Katharina unddazu ein nicht näher bestimmbarer heiligerBischof. Zusammen mit den kleinen Heili-genfiguren im seitlichen Gesprenge handeltes sich wohl um Darstellungen der Heili-gen, deren Reliquien einst im Glaszylindersichtbar geborgen waren.
Klöster und Bildung
Klosterbibliotheken waren Wissensspeicherreligiöser, philosophischer, medizinischer,technischer und landwirtschaftlicher Schrif-
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Neben Kelch und Patene gehört das Kreuzzur Grundausstattung eines Altars. Das Hal-berstädter Kreuz wurde zusätzlich als Reli-quiar und als Vortragekreuz bei Prozessio-nen verwendet. Hinter dem Kristall in derKreuzmitte sind in Stoffe eingewickelte Re-liquien vom Kreuz Jesu sowie Haare derMuttergottes sichtbar.
50 | PYXIS
Kloster Marienstuhl Egeln, 1600–1800, Kupfer,
vergoldet, punziert, H. 6,5 cm, B. 5,3 cm
Pfarrei St. Marien, Staßfurt-Egeln,
Inv.-Nr. 094.2.021
Eine Pyxis ist ein liturgisches Gefäß, in demdie geweihten Hostien für die Spendung derKommunion aufbewahrt werden. Das aufdem Deckel der Pyxis punzierte Mono-gramm IHS steht als Kurzform für JesusChristus. Im Innern befindet sich ein Mari-enmonogramm. Alle Zisterzienserkirchen,so auch die in Egeln, waren der heiligenMuttergottes geweiht.
51 | RELIQUIENKÄSTCHEN
Kloster Marienstuhl Egeln, 1200–1300, Seide,
Leinen, Glasperlen, (a) H. 3 cm, B. 6 cm,
T. 3 cm; (b) H. 3 cm, D. 7 cm
Staßfurt-Egeln, Pfarrei St. Marien,
Inv.-Nr. 094.2.046 und 094.2.045
Die zwei Kästchen stammen aus dem Reli-quienschatz des einstigen Zisterzienserinnen-klosters Egeln. Die hochwertige Seide wurdevermutlich in den arabischen Taifa-ReichenSpaniens gefertigt. Nur die kostbarsten Stoffedurften die Reliquien berühren.
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ten, die auch antike und heidnische Texteumfassten. Die Konvente bildeten neben ih-ren eigenen Mitgliedern gleichwohl die geis-tige Elite des Reiches, Handwerker und Bau-ern aus. Mit der Auflösung von Klöstern imZuge der Reformation kam es vielerorts zurZerstörung ihrer Bibliotheken. Der gesamteWissensspeicher des Klosters Bosau wurde1573 nach Pforte transferiert, wo 1543 imeinstigen Kloster eine Fürstenschule gegrün-det worden war. Diese sollte die neue säch-sische Bildungselite heranziehen. Es warenvor allem die ehemaligen Zisterzienserklös-ter, die als Schulen umgenutzt wurden. Indieser Tradition stehen heute neben der Lan-desschule Pforta Bildungseinrichtungen wiedie Klosterschule Roßleben und die Ländli-che Heimvolkshochschule Donndorf, welchesich in unmittelbarer Nachbarschaft zumKloster Memleben befinden.
53 | CHRONIK DES BENEDIKTINER-KLOSTERS GOSECK ohne Abb.
Pegau, Mitte 12. Jahrhundert, Pergament
Standort des Originals: Universitätsbibliothek
Leipzig, Ms 1325
Die in einem Pegauer Pergamentkodex über-lieferte Chronik des Benediktinerklosters Go-seck enthält Nachrichten für den Zeitraumvon 1041 bis 1135. In dieser wichtigen hoch-mittelalterlichen Quelle schildert der anony-me Verfasser in höchst anschaulicher Weisedie Geschichte der in Goseck ansässigen Pfalz-grafen von Sachsen. Ihr bedeutendster Ver-treter war Erzbischof Adalbert von Bremen.Gemeinsam mit weltlichen Vertretern seinerFamilie stiftete er am Stammsitz der Familieein Benediktinerkloster (1041). Der Konvententwickelte sich schnell zu einem regionalenZentrum der Bildung, Medizin und Kultur.
In der Chronik wird unter anderem über dieAnlage eines Weinberges unter Abt Friedrichvon Goseck (1075) berichtet. Noch heute istder „Gosecker Dechantenberg“ eine der bes-ten Lagen der Weinregion.
54 | DE CIVITATE DEI
Augustinus von Hippo, um 1180
Pergament, Schweinsledereinband, H. 36 cm,
B 24 cm
Kloster Bosau
Landesschule Pforta, Bibliothek, Ms. A 10
Bildlich dargestellt ist die Theorie der Welt-zeitalter des Augustinus von Hippo (354–430). Danach gliedert sich die Geschichte derWelt in sieben Zeitalter, wovon eines jenseitigund sechs weltlich sind. Je eine Buchseitezeigt den Gottesstaat und den weltlichen Staatin sechs Zeitaltern. Die prächtige Augustinus-Handschrift stellt ein herausragendes Zeugnisfür die hohe Blüte des Skriptoriums der Be-nediktinerabtei Bosau dar. Wie ein eigenhän-diger Eintrag belegt, wurde sie von demSchreiber Erkenbert ausgeführt. Seine Tätig-keit ist zwischen 1168 und 1185 urkundlichnachgewiesen. Die Bosauer Mönche fertigtenkostbare Handschriften als Auftragsarbeitenfür kirchliche Würdenträger oder weltlicheHerrscher an.
55 | LESEPULT(Abbildung S. 68)
Moritzkloster Naumburg, Meister M X,
um 1513
Holz, polychrom gefasst, teilweise vergoldet,
B. 47,8 cm, H. 33,5 cm, T. 34,5 cm
Evangelische Kirchengemeinde Naumburg,
Inv.-Nr. 067
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