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Inhaltsverzeichnis Vorwort 7 Jens Jäger Mehr als Illustration? Geschichtswissenschaft und Bildquellen 10 Christine Feld Herausforderung und Chance – Fotografien in Kommunalarchiven 21 Ruth Bach-Damaskinos Über den Wert von Fotografien. Archivische Überlieferungsbildung und Sammlungstätigkeit im Stadtarchiv Nürnberg 31 Stefan Watzlawzik Lokalzeitung schenkt Archiv 200.000 Fotonegative – was nun?! Erschließungsstrategien am Beispiel zweier Journalistennachlässe 50 Stefan Gööck Anforderungen an die Erschließung von audiovisuellen Medien 57 Kerstin Jahn Ein alter Umzugskarton chaotisch gefüllt mit losen Fotos und Filmen – Zur archivtauglichen Lagerung von Foto- und Filmmaterial 65 Ralf Springer Digitalisierung von Fotos und Filmen: „Hilfe, ich verstehe meinen Dienstleister nicht“ – Basiswissen für Archive 75 Ulf Preuß Digitalisierung von Fotobeständen: Kooperative Ansätze bei der Planung und Realisierung am Beispiel der Digitalisierung von Glasplattennegativen 86 Gerald Kronberger Reutlinger Filme in der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg – ein Depositum des Stadtarchivs im Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart 94

Inhaltsverzeichnis · dem sogenannten „Visual“, „Pictorial“ oder auch „Iconic Turn“ in den Geschichts - wissenschaften, mit dem auch eine Intensivierung der Methodendiskussion

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Jens JägerMehr als Illustration? Geschichtswissenschaft und Bildquellen 10

Christine FeldHerausforderung und Chance – Fotografien in Kommunalarchiven 21

Ruth Bach-Damaskinos Über den Wert von Fotografien. Archivische Überlieferungsbildung und Sammlungstätigkeit im Stadtarchiv Nürnberg 31

Stefan Watzlawzik Lokalzeitung schenkt Archiv 200.000 Fotonegative – was nun?! Erschließungsstrategien am Beispiel zweier Journalistennachlässe 50

Stefan GööckAnforderungen an die Erschließung von audiovisuellen Medien 57

Kerstin Jahn Ein alter Umzugskarton chaotisch gefüllt mit losen Fotos und Filmen – Zur archivtauglichen Lagerung von Foto- und Filmmaterial 65

Ralf SpringerDigitalisierung von Fotos und Filmen : „Hilfe, ich verstehe meinen Dienstleister nicht“ – Basiswissen für Archive 75

Ulf PreußDigitalisierung von Fotobeständen: Kooperative Ansätze bei der Planung und Realisierung am Beispiel der Digitalisierung von Glasplattennegativen 86

Gerald KronbergerReutlinger Filme in der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg – ein Depositum des Stadtarchivs im Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart 94

Ulrich Nieß „Was nichts kostet, ist auch nichts wert?“ Wie viel Marktorientierung vertragen unsere Bild- und Filmbestände? 104

Johannes Rosenplänter Menschenleere Strände. Das Fotoarchiv Online des Stadtarchivs Kiel und das Recht am eigenen Bild 112

Andrea RönzPräsentation von Bildbeständen bei Online-Diensten 127

Bernhard PostAdvocacy – brauchen Archive Lobby-Arbeit? 130

Autorenverzeichnis 148

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Vorwort

Vom 23. bis 25. November 2016 fand im geschichtsträchtigen und schönen Großen Saal des Collegium maius in Erfurt das 25. Fortbildungsseminar der Bundeskonfe-renz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag statt, das die BKK wie stets gemeinsam mit dem LWL-Archivamt für Westfalen und der Fachgruppe 2 des Ver-bandes deutscher Archivarinnen und Archivare veranstaltet hat.

Das Collegium maius ist ein bedeutender Geschichtsort: Bis zum Ende des Al-ten Reiches war es das Hauptgebäude der Erfurter Universität, später wurde es schulisch und museal genutzt sowie auch als Stadtbibliothek. Im Jahr 1937 fand dort der 19. Deutsche Historikertag statt, der einzige zwischen 1933 und 1945 überhaupt. Die Erforschung der Zeit des Nationalsozialismus führt unmittelbar zum Thema des BKK-Fortbildungsseminars, dessen Beiträge in diesem Band versammelt sind. Schließlich sind Fotos und Filme ja als Quellen insbesondere für die zeitge-schichtliche Forschung enorm wichtig, zugleich sind mit ihrer Nutzung aber erheb-liche quellenkritische und damit archivische Probleme verbunden.

Bemerkenswert ist zunächst, dass die Nachfrage der historischen Forschung nach audiovisuellem Material lange in keinem Verhältnis zu der nach anderen archivi-schen Quellen stand. Noch 1983 stellte Peter Bucher für das Bundesarchiv fest, „dass die Historiker nicht gerade zu den eifrigsten Benutzern von Film-, Bild- und Tonquellen gehörten“. Dies änderte sich fundamental seit den 1990er-Jahren mit dem sogenannten „Visual“, „Pictorial“ oder auch „Iconic Turn“ in den Geschichts-wissenschaften, mit dem auch eine Intensivierung der Methodendiskussion ver-bunden war und verbunden sein musste. Angeheizt und letztlich sehr befruchtet wurde die quellenkritische Fachdiskussion durch die politische und publizistische Debatte um die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung, die zwischen 1995 und 1999 und in einer überarbeiteten Fas-sung 2001 bis 2004 an vielen Orten Deutschlands gezeigt wurde.

Jenseits der politischen und durchaus ideologisch geprägten Fundamentalkritik an der Ausstellung gab es berechtigte historisch-fachliche Kritik, die neben der Dar-stellungsabsicht, Konzeption und Ausstellungsgestaltung auch und gerade bei der Verwendung von Bildquellen ansetzte. Eine im Jahr 2000 eingesetzte hochrangige Historikerkommission untersuchte die in der Wehrmachtsausstellung gezeigten Fo-tos kritisch und fand tatsächlich in beträchtlichem Umfang Ungenauigkeiten und Fehler. Im Abschlussbericht der Kommission wurde unter anderem festgestellt, dass die notwendige quellenkritische Sensibilität gegenüber audiovisuellen Überliefe-rungen und damit gegenüber fotografischen Quellen als dem ältesten Teil audio-

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Vorwort

visuellen Archivgutes in den historischen Wissenschaften generell unzureichend sei. Auch fehlten „verbindliche, allgemein anerkannte und angewandte Methoden der Quellenkritik von Fotografien“ und nicht zuletzt seien die Begleitinformationen in den Foto- und Filmbeständen der Archive oftmals schlecht und z. T. irreführend oder falsch. In der Ausstellung sei es folglich zu falschen Zuschreibungen gekom-men, und zwar – so der Bericht wörtlich – ausgehend von der Praxis, „die Beschrif-tungen der Archive ungeprüft zu übernehmen.“ Denn allzu oft sei die Herkunft der Bildlegenden, wie sie in Archiven den Fotografien beigefügt würden, unklar: „Handelt es sich um zeitgenössische oder um nachträglich ergänzte Beschriftun-gen? Stammen sie vom Fotografen, von einer Zensurstelle, einer Redaktion, einer juristischen Instanz, dem Archiv?“

Dieser 33. Band der „Texte und Untersuchungen zur Archivpflege“ soll ein Bei-trag dazu sein, die AV-Medien und damit auch die Probleme der Quellenkritik bei ihrer archivischen Erschließung wieder in den Fokus der archivfachlichen Diskus-sion zu nehmen. Denn sieht man von den einschlägigen Spezialarchiven, also den eigentlichen Bild- und Medienarchiven ab, stellen die AV-Medien immer noch ein archivisches Randgebiet dar. Deshalb muss der gesamte „life cycle“ der AV-Medi-en in den Archiven von der Übernahme, Bewertung und Erschließung bis hin zur technisch-konservatorischen Behandlung und Lagerung viel stärker untersucht und diskutiert werden als bisher.

Dies erscheint umso wichtiger, als Bildquellen generell in den Archiven sehr stark nachgefragt werden, nicht nur von der historischen Forschung. Die Faszination dieser Quellen macht aus, dass sie leicht rezipiert und – scheinbar – leicht ver-standen werden, weswegen sie in der Öffentlichkeitsarbeit von Archiven stark an Bedeutung gewonnen haben. Bild-, Film-, aber auch Tonquellen berühren, denn sie erzielen beim Rezipienten eine unmittelbare Wirkung. Zunehmend werden Fotos und Filme daher nicht als historische Dokumente genutzt, sondern zur wirkungs-steigernden Illustration. Man denke an das Infotainment historischer Dokumenta-tionen im Fernsehen, aber auch die Aktivitäten der Archive in den Sozialen Medien.

Hier haben Archive eine besondere Verantwortung. Sie müssen Bild-, Film- und auch Tonquellen erhalten, erschließen und bereitstellen, und bei allen diesen Schritten stellen sich spezifische Herausforderungen, für die Handlungsempfehlun-gen und Best Practices fortentwickelt werden müssen. Dies gilt umso mehr wegen der komplexen Rechtsfragen, die mit der Nutzung von AV-Medien im besonderen Maße verbunden sind, nämlich den urheber-, nutzungs- und verwertungs- und persönlichkeitsrechtlichen Aspekten. Alle diese Themenfelder sind in diesem Band angerissen, ohne dass naturgemäß alle offenen Fragen beantwortet werden.

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Vorwort

Gedankt sei den Autorinnen und Autoren dieses Bandes, den Mitgliedern des Unterausschusses Aus- und Fortbildung der BKK für ihre programmatische Mit-arbeit und meinen Kolleginnen Susanne Heil und Katharina Tiemann für die Ta-gungsorganisation und die Drucklegung dieses Bandes.

Münster, im Juli 2017

Dr. Marcus StumpfLeiter des LWL-Archivamtes für Westfalen