4
1 Didaktische Vorbemerkungen 4 1.1 Allgemeine Vorüberlegungen 4 1.2 Warum beschäftigt sich die Kampagne mission.de mit den Themen Armut, Kinderarbeit, Straßenkinder und Bildung? 6 2 Allgemeine Sachinformationen 8 2.1 Mission 8 2.2 Grundbedürfnisse 10 2.3 Armut 11 2.4 Kinderarbeit 12 2.5 Straßenkinder 14 2.6 Bildung 15 2.7 Exkurs Entwicklung 17 3 Methodische Hinweise 20 4 Themeneinheiten 22 4.1 Mission 22 4.1.0 Lernziele 22 4.1.1 M1 Mission: um Gottes willen – der Welt zuliebe 23 4.1.1.1 M1M1 Karte „mission.de: um Gottes willen – der Welt zuliebe“ 22 4.1.2 M2 Mission damals – heute 24 4.1.2.1 M2M1 Mission damals 25 4.1.3 M3 Mission heute: begeistern, begegnen, stärken, engagieren 27 4.1.3.1 M3M1 Plakate mission.de / Missionarssteckbriefe 28 4.1.4 Angedacht 39 4.2 Grundbedürfnisse 40 4.2.0 Lernziele 40 4.2.1 GB1 Was brauche ich zum Leben? 41 4.2.2 GB2 Grundbedürfnisse weltweit – Balljungs 42 4.2.2.1 GB2M1 Informationen Balljungs 43 4.2.3 Angedacht 45 4.3 Armut 46 4.3.0 Lernziele 46 4.3.1 A1 Den Menschen ein Ärgernis! 47 4.3.1.1 A1M1 Spielanleitung 48 4.3.1.2 A1M2 Spielfeld 49 4.3.1.3 A1M3 Ereigniskarten 50 4.3.2 A2 Wenn ich einmal reich wär … 52 4.3.2.1 A2M1 Arbeitsblatt: Überlege mal … 53 4.3.2.2 A2M2 Arbeitsblatt: Mein Taschengeld – immer zu wenig? 53 4.3.3 A3 Was ist Armut? 54 4.3.3.1 A3M1 Armuts-ABC 56 4.3.3.2 A3M2 Dimensionen von Armut 57 4.3.4 Angedacht 58 4.4 Kinderarbeit 60 4.4.0 Lernziele 60 4.4.1 K1 Kinderarbeit in Deutschland und in Indien 61 4.4.1.1 K1M1 Fragebogen: Arbeitest du mit? 62 4.4.1.2 K1M2 Fragebogen: Welche Aufgaben verrichtet ihr? 63 4.4.1.3 K1M3 Hallo, mein Name ist Assan 64 4.4.1.4 K1M4 Hintergrundinformationen 66 4.4.1.5 K1M5 ILO-Konventionen 138 und 182 67 4.4.2 K2 Arbeiten zum Überleben 68 4.4.2.1 K2M1 Allgemeine Information, Geschichte von Israr 70 4.4.2.2 K2M2 Papiertütenfabrikation 71 4.4.2.3 K2M3 Ereigniskarten Papiertütenfabrikation 72 4.4.2.4 K2M4 Auswertungsbogen Papiertütenfabrikation 73 4.4.2.5 K2M5 Papiertütenfabrikation – Warenpreise in Rupien 74 4.4.3 Angedacht 75 4.5 Straßenkinder 76 4.5.0 Lernziele 76 4.5.1 S1 „So lebe ich“ 77 4.5.1.1 S1M1 Arbeitsblatt: So sieht mein Tag aus 79 4.5.1.2 S1M2 Bilderset Straßenkinder 80 4.5.1.3 S1M3 Arbeitsblatt: Straßenkinder 81 4.5.2 S2 „Hillbrow Kids“ 82 4.5.2.1 S2M1 Porträt eines Straßenkindes 83 4.5.2.2 S2M2 Informationen zum Film: „Hillbrow Kids“ 84 4.5.2.3 S2M3 Jugendzentrum bringt Hoffnung nach Hillbrow 86 4.5.3 S3 „Mit der Schuhputzkiste auf der Straße“ 88 4.5.3.1 S3M1 Hallo, mein Name ist José 90 4.5.3.2 S3M2 Bauanleitung für eine Schuhputzkiste 91 4.5.3.3 S3M3 Vorlage Autorisierungsschreiben Schuhputzprojekt 92 4.5.4 Angedacht 93 4.6 Bildung 94 4.6.0 Lernziele 94 4.6.1 B1 Bild – bilden – Bildung 96 4.6.1.1 B1M1 Bilder des flämischen Malers Pieter Bruegel d. Ä. 98 4.6.2 B2 Bildung bei uns 104 4.6.2.1 B2M1 Ist-Stundenplan 106 4.6.2.2 B2M2 Wunsch-Stundenplan 107 4.6.2.3 B2M3 Berufswunschkarten 108 4.6.2.4 B2M4 Etiketten mit Fähigkeiten/Eigenschaften 109 4.6.3 B3 Bildung in einer traditionellen Gesellschaft – die Honigsammler in Indien 110 4.6.3.1 B3M1 Vertrauensspiele 111 4.6.4 B4 Gesellschaften im Umbruch – die Kulina 112 4.6.4.1 B4M1 Präsentation: Ein Tag im Leben des Kulina Borai 114 4.6.4.2 B4M2 Begriffsbeschreibungen 117 4.6.4.3 B4M3 Kleiner Sprachführer der Kulina 118 4.6.5 B5 Universelle Werte 119 4.6.5.1 B5M1 Kopiervorlage: Insel im Ozean der Möglichkeiten 122 4.6.5.2 B5M2 Ereigniskarten im Ozean der Möglichkeiten 123 4.6.5.3 B5M3 Ethische Regeln für alle Menschen 124 4.6.5.4 B5M4 Ubuntu, Manako, Goldene Regel 126 4.6.5.5 B5M5 Arbeitsblatt: Kurzgeschichten 127 4.6.6 Angedacht 129 5 Medien, Materialhinweise, Links 130 Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis - elm- · PDF file4.4.1.1 K1M1 Fragebogen: Arbeitest du mit? 62 ... 4.5.1.1 S1M1 Arbeitsblatt: ... 4.6.1 B1 Bild – bilden – Bildung 96

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1 Didaktische Vorbemerkungen 41.1 Allgemeine Vorüberlegungen 41.2 Warum beschäftigt sich die Kampagne

mission.de mit den Themen Armut, Kinderarbeit, Straßen kinder und Bildung? 6

2 Allgemeine Sachinformationen 82.1 Mission 82.2 Grundbedürfnisse 102.3 Armut 112.4 Kinderarbeit 122.5 Straßenkinder 142.6 Bildung 152.7 Exkurs Entwicklung 17

3 Methodische Hinweise 20

4 Themeneinheiten 22

4.1 Mission 224.1.0 Lernziele 224.1.1 M1 Mission: um Gottes willen – der Welt zuliebe 23

4.1.1.1 M1M1 Karte „mission.de: um Gottes willen – der Welt zuliebe“ 22

4.1.2 M2 Mission damals – heute 244.1.2.1 M2M1 Mission damals 25

4.1.3 M3 Mission heute: begeistern, begegnen, stärken, engagieren 27

4.1.3.1 M3M1 Plakate mission.de / Missionarssteckbriefe 28

4.1.4 Angedacht 39

4.2 Grundbedürfnisse 404.2.0 Lernziele 404.2.1 GB1 Was brauche ich zum Leben? 414.2.2 GB2 Grundbedürfnisse weltweit – Balljungs 42

4.2.2.1 GB2M1 Informationen Balljungs 43

4.2.3 Angedacht 45

4.3 Armut 464.3.0 Lernziele 464.3.1 A1 Den Menschen ein Ärgernis! 47

4.3.1.1 A1M1 Spielanleitung 484.3.1.2 A1M2 Spielfeld 494.3.1.3 A1M3 Ereigniskarten 50

4.3.2 A2 Wenn ich einmal reich wär … 524.3.2.1 A2M1 Arbeitsblatt: Überlege mal … 534.3.2.2 A2M2 Arbeitsblatt: Mein Taschengeld – immer zu wenig? 53

4.3.3 A3 Was ist Armut? 544.3.3.1 A3M1 Armuts-ABC 564.3.3.2 A3M2 Dimensionen von Armut 57

4.3.4 Angedacht 58

4.4 Kinderarbeit 604.4.0 Lernziele 604.4.1 K1 Kinderarbeit in Deutschland und in Indien 61

4.4.1.1 K1M1 Fragebogen: Arbeitest du mit? 624.4.1.2 K1M2 Fragebogen: Welche Aufgaben verrichtet ihr? 634.4.1.3 K1M3 Hallo, mein Name ist Assan 644.4.1.4 K1M4 Hintergrundinformationen 664.4.1.5 K1M5 ILO-Konventionen 138 und 182 67

4.4.2 K2 Arbeiten zum Überleben 684.4.2.1 K2M1 Allgemeine Information, Geschichte von Israr 704.4.2.2 K2M2 Papiertütenfabrikation 714.4.2.3 K2M3 Ereigniskarten Papiertütenfabrikation 724.4.2.4 K2M4 Auswertungsbogen Papiertütenfabrikation 734.4.2.5 K2M5 Papiertütenfabrikation – Warenpreise in Rupien 74

4.4.3 Angedacht 75

4.5 Straßenkinder 764.5.0 Lernziele 764.5.1 S1 „So lebe ich“ 77

4.5.1.1 S1M1 Arbeitsblatt: So sieht mein Tag aus 794.5.1.2 S1M2 Bilderset Straßenkinder 804.5.1.3 S1M3 Arbeitsblatt: Straßenkinder 81

4.5.2 S2 „Hillbrow Kids“ 824.5.2.1 S2M1 Porträt eines Straßenkindes 834.5.2.2 S2M2 Informationen zum Film: „Hillbrow Kids“ 844.5.2.3 S2M3 Jugendzentrum bringt Hoffnung nach Hillbrow 86

4.5.3 S3 „Mit der Schuhputzkiste auf der Straße“ 884.5.3.1 S3M1 Hallo, mein Name ist José 904.5.3.2 S3M2 Bauanleitung für eine Schuhputzkiste 914.5.3.3 S3M3 Vorlage Autorisierungsschreiben Schuhputzprojekt 92

4.5.4 Angedacht 93

4.6 Bildung 944.6.0 Lernziele 944.6.1 B1 Bild – bilden – Bildung 96

4.6.1.1 B1M1 Bilder des flämischen Malers Pieter Bruegel d. Ä. 98

4.6.2 B2 Bildung bei uns 1044.6.2.1 B2M1 Ist-Stundenplan 1064.6.2.2 B2M2 Wunsch-Stundenplan 1074.6.2.3 B2M3 Berufswunschkarten 1084.6.2.4 B2M4 Etiketten mit Fähigkeiten/Eigenschaften 109

4.6.3 B3 Bildung in einer traditionellen Gesellschaft – die Honigsammler in Indien 110

4.6.3.1 B3M1 Vertrauensspiele 111

4.6.4 B4 Gesellschaften im Umbruch – die Kulina 1124.6.4.1 B4M1 Präsentation: Ein Tag im Leben des Kulina Borai 1144.6.4.2 B4M2 Begriffsbeschreibungen 1174.6.4.3 B4M3 Kleiner Sprachführer der Kulina 118

4.6.5 B5 Universelle Werte 1194.6.5.1 B5M1 Kopiervorlage: Insel im Ozean der Möglichkeiten 1224.6.5.2 B5M2 Ereigniskarten im Ozean der Möglichkeiten 1234.6.5.3 B5M3 Ethische Regeln für alle Menschen 1244.6.5.4 B5M4 Ubuntu, Manako, Goldene Regel 1264.6.5.5 B5M5 Arbeitsblatt: Kurzgeschichten 127

4.6.6 Angedacht 129

5 Medien, Materialhinweise, Links 130

Inhaltsverzeichnis

.de

um Gottes willen – der Welt zuliebe

3Grußwort

Impressum

Herausgeber: Evangelisches Missionswerk in Deutschland (EMW) für die Träger von mission.deRedaktion: Erich Fiebig (ELM) verantwortlich, Lars Dedekind (ELM), Ingrid Höse (ELM), Niels von TürkDesign: Buttgereit und Heidenreich, Haltern am See, www.gute-botschafter.deSchreibschrift: Jens Kutilek, www.netzallee.deDruck: MHD Druck und Service, HermannsburgHamburg, November 2010

Liebe Mitarbeitende in der Konfirmandenarbeit,

passend zu dem Kampagnenthema „mission.de: um Gottes willen – der Welt zuliebe“ hat das Evangelisch-lutherische Missi onswerk in Niedersachsen (ELM) eine Arbeits mappe erstellt.

Das Missionswerk lädt Sie mit dieser Arbeitshilfe ein, Impulse aus unseren Partnerkirchen aufzunehmen und mit Ihren Konfirmanden und Konfirmandinnen welt-weite Gemeinschaft zu entdecken:

Wir leben in Einer Welt, in der wir Verantwortung für einander tragen um Gutes Leben für alle zu ermög-lichen. „Gestaltet die Erde und pflegt das Leben!“ ruft Gott den Menschen zu.

Wir alle haben auf der Erde nur Gastrecht auf Zeit. Keine Welt sollte entstehen, in der das Gesetz des Stärke ren herrscht, keine Welt nach dem Motto „Fressen und Gefressen werden!“, sondern eine Welt, die auf Gemeinschaft zwischen allem, was lebt, angelegt ist und in der Entfaltung möglich ist.

Wer jedoch durch die Großstädte Indiens, Äthiopien oder Lateinamerika reist, weiß: Kinderarbeit und Straßen kinder sind hier bitterste Wirklichkeit, Schul-bildung wird zum unerschwinglichen Luxusgut für Wenige und Armut ist eine Realität, die die Hoffnung auf ein besseres Morgen oder gar ein gutes Leben ver-siegen lässt. Die Last, die diese Kinder und Jugendlichen tragen, ist ihnen nicht zufällig aufgelegt.

Unsere Mitarbeitenden haben Hintergrundinforma-tionen zu diesen Themen zusammengetragen, um sie Ihnen und so auch vielen Jugendlichen in Ihren Gemein-den nahe zu bringen. Wir glauben, dass es wichtig ist, in einer globalen Welt den Blick für die anderen offen zu halten, weil wir eine weltweite Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern sind.

Wir bieten Ihnen dazu themenbezogene Unterrichts-einheiten, Spiele und Andachten, die von unseren Mit-arbeitenden bereits erprobt wurden und z. B. für einen Konfirmandentag, ein Konfirmandenwochenende oder eine Schulung für Mitarbeitende gut verwandt werden können.

Ein herzlicher Dank an dieser Stelle geht an das Autorenteam mit Lars Dedekind, Erich Fiebig, Ingrid Höse und Niels von Türk. Sie haben nicht nur eine Konfirmanden mappe erstellt, sondern einen wichtigen Material baustein für die Werkstatt: Ökumenisches Lernen in Hermannsburg gelegt!

Wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungen mit unseren Arbeitsmappen und freuen uns auf Ihre Rückmeldun-gen! Wir wünschen Ihnen gute Gespräche und erfüllte Begegnungen, wenn Sie sich mit auf den Weg machen um nach „Gutem Leben“ für alle zu suchen!

Herzlichst, Ihre Martina Helmer-Pham Xuan Direktorin des ELM

Grußwort

4

„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Galater 6,2)

Die Welt im 21. Jahrhundert verändert sich stetig und rückt, besonders virtuell, immer näher zusammen. Neuig keiten werden in Sekundenschnelle ausgetauscht. Per Mausklick ist es möglich, aktuelle Informationen über die entlegensten Winkel der Erde zu bekommen sowie schnell und relativ einfach Kontakt zu Menschen in anderen Ländern zu halten. Politische, soziale, kultu-relle und religiöse Grenzen verwischen und stellen uns vor neue Herausforderungen.

Von Beginn an ist auch die christliche Botschaft grenzüberschreitend und hat den anderen Menschen im Blick. Gottes Liebe, die in Jesus Christus menschliche Gestalt angenommen hat, verbindet eine weltweite christliche Gemeinschaft. Kirche existiert nicht nur lokal begrenzt, sondern im globalen Kontext. Daher sind wir aufgefordert, über den eigenen Kirchturm hinaus zu schauen und als Teil einer größeren Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen (um Gottes willen – der Welt zuliebe).

Im politisch-ethischen Kontext bedeutet dieses unter anderem: Es ist unsere Aufgabe als Christen zu hinter-fragen, welche Zusammenhänge es zwischen unserem Lebensstil und weltweiter Ungerechtigkeit gibt. Welchen Beitrag können bzw. müssen wir leisten, um Menschen auch anderswo in Lateinamerika, Afrika oder Asien ein gutes, erfülltes Leben zu ermöglichen?

Was heißt nun überhaupt gutes Leben? Auf einen philosophischen Begriff lässt es sich wahrscheinlich nur schwer bringen. Vielmehr muss man es wohl eher als Patchwork verstehen, zu dem so unterschiedliche Bausteine wie Konsum, Wohnen, Geselligkeit, Muße und Genuss, aber auch Liebe, Familie, Arbeit, Freundschaft, Gesundheit und Lebenssinn gehören. Im Einzelnen sieht ein erfülltes Leben für jeden Menschen anders aus. Und alles, was als gutes Leben empfunden wird, kann sich im Laufe eines Lebens immer wieder ändern. Die meisten Menschen wollen aber ein gutes und sinnvolles Leben führen: Sie wollen in ihrer Einzigartigkeit anerkannt und geliebt werden, nicht Not leiden müssen und das Dasein genießen. Und sie wollen etwas tun, das für andere und für sie selbst Bedeutung hat. An dieser Stelle gibt das Evangelium eine Antwort, die mehr ist als die Bestäti-gung sozialer, kultureller und ökonomischer Forderun-

gen. Es antwortet auf die menschlichen Grundbedürfnisse nach Anerkennung der eigenen Würde, nach Zugehörig-keit und nach Zukunft 1.

Als europäische Christinnen und Christen sind wir spätestens durch die Globalisierung angefragt, unsere eigenen religiösen und kirchlichen Gewohnheiten zu relativieren und zu überdenken. Denn in Europa ist die Distanz gegenüber den traditionellen religiösen Institu-tionen unübersehbar. Der Glaube spielt nur noch eine untergeordnete Rolle in unserem Leben. Die Aufklärung, die wissenschaftliche und technische Entwicklung sowie die materielle Sicherheit scheinen für viele einen Gott überflüssig zu machen.

Dennoch, trotz Säkularisierung, ist die Religion nicht verschwunden. Vielmehr ist Religion eine wichtige Dimension im Leben vieler moderner Menschen. Was unter Religion verstanden wird, ist jedoch nicht ohne weiteres identisch mit dem Christentum, das die großen Kirchen repräsentieren. 2 Ein Blick über den eigenen Tellerrand in die weltweite Kirche hinein kann dabei helfen, den eigenen Glauben bewusster wahrzunehmen und eigene ethische Einstellungen und Wertmaßstäbe zu überprüfen.

Mit diesem Unterrichtsmaterial möchten wir einen Beitrag dazu leisten, die weltweite Ökumene als einen integralen Bestandteil von Kirche für Konfirmandinnen und Konfirmanden anschaulich und begreifbar zu machen. Dabei geht es nicht nur darum, kognitiv Wissen über das Thema Mission und die Eine Welt zu vermitteln, sondern Bezüge zu den Menschen dort und ihrem Leben zu schaffen. 3 Durch den Perspektivwechsel sollen die Konfirmandinnen und Konfirmanden ermutigt werden, einen Zusammenhang zwischen fremden Lebenssitua-tionen und Normen mit ihrer eigenen Lebenswirklichkeit und ihren Wertvorstellungen herzustellen. So wird es möglich, dass scheinbar Selbstverständliches hinterfragt wird und nach neuen Antworten gesucht werden kann.

1 Vgl. Ahrens, Theodor, Warum Mission? Thesen und Anstöße, in: mission.de: um Gottes willen – der Welt zuliebe, Materialheft 1, Studientexte, Reportagen, Hintergründe, Hamburg 2008, S. 9.

2 Vgl. Ziebertz, Hans-Georg, Warum die religiöse Dimension der Wirklichkeit erschließen?, in: TheoWeb – Zeitschrift für Religionspädagogik,www.theo-web.de/zeitschrift/ ausgabe-2002-01/ziebertz02-1.pdf, S. 46 (04.11.2009).

3 Vgl. Karibuni Gott heißt uns willkommen – Leben als Christin-nen und Christen hier und in Afrika, Eine Arbeitsmappe für ein Wochenende mit Konfirmanden und Konfirmandinnen, ems, Stuttgart 1998, S. 4.

Didaktische Vorbemerkungen

1 Didaktische Vorbemerkungen

1.1 Allgemeine Vorüberlegungen

.de

um Gottes willen – der Welt zuliebe

5

Bei dem Begriff Kinderarbeit assoziieren Deutsche meistens Bilder von ausgebeuteten Kindern, die hart arbeiten müssen, um das Überleben der eigenen Familie zu sichern, und die kaum eine Chance auf eine ange-messene Ausbildung haben. Dabei ist aber Kinderarbeit auch in Deutschland durchaus nicht unbekannt. Viele Kinder und Jugendliche suchen sich einen Job (Zei-tungen austragen, babysitten etc.), um eigenes Geld zu verdienen, über welches sie frei verfügen können. Weitere Motive können das Sammeln von Erfahrungen oder besondere Anerkennung sein. Der wesentliche Unterschied zur Kinderarbeit in weniger entwickelten Ländern besteht jedoch darin, dass deutsche Kinder und Jugendliche in der Regel nicht auf Arbeit zur Existenz-sicherung angewiesen sind. Normalerweise entscheiden sie selbst, ob sie arbeiten wollen und wann sie aufhören möchten.

Gleichzeitig möchten wir Sympathie und Neugier für das Fremde wecken. Die Fähigkeit und die Bereitschaft, Misstrauen gegenüber Menschen anderer kultureller, religiöser oder nationaler Herkunft zu korrigieren und eigene Vorurteile zu überwinden, soll gestärkt werden. 4 Wir möchten Konfirmandinnen und Konfirmanden ermutigen, Problemen anderer Menschen gegenüber offen zu sein sowie sich für Gerechtigkeit, Frieden, die Bewahrung der Schöpfung und die Verwirklichung der Menschenrechte weltweit einzusetzen.

Das didaktische Modell, an dem sich das vorliegende Material orientiert, ist das vom „Sehen – Urteilen – Handeln“. Ausgangspunkt ist dabei das Sehen, die Konfirmandinnen und Konfirmanden sollen sich und ihre Umwelt im Spannungsfeld von sozialen, wirtschaftlichen, politischen und religiösen Strukturen wahrnehmen. Im Urteilen werden dann Fragen gestellt, die sie, gemessen am Maßstab des Evangeliums, für Gerechtigkeit, Menschenwürde, Freiheit, Solidarität und Bewahrung der Schöpfung sensibilisieren sollen. Beim Handeln soll dann gemeinsam überlegt werden, welche konkreten Schritte im eigenen Umfeld getan werden können 5.

Um die Thematik für Konfirmandinnen und Konfir-manden greifbar zu machen, ist es wichtig, konkrete und anschauliche Beispiele zu wählen. In diesem Zusammen-hang wird das Thema MISSION durch die Bausteine

4 Vgl. Afrikanissimo macht Schule!, Aktion Afrikanissimo (Hg.), Bönen/Westfalen 2000, S. 11.

5 Vgl. Landgraf, Michael, Eine Welt – unterwegs zu mehr Gerech-tigkeit, Reli Bausteine 5, Stuttgart 2008, S. 13 bis 15.

Armut, Kinderarbeit, Straßenkinder und Bildung entfal-tet. Diese vier Inhalte knüpfen in besonderer Weise an die Erfahrungswelt und Lebenswirklichkeit deutscher Jugendlicher an:

■ Denn Armut von Kindern ist auch in Deutschland leider keine Seltenheit mehr. Sie ist vielfach eine Folge geminderter Erwerbs- und Einkommenschancen der Eltern. Für die Kinder und Jugendlichen bedeutet sie oft eine starke Einschränkung ihrer Erfahrungs-, Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten. 6

■ „Nach Expertenschätzungen verbringen in Deutsch-land ca. 7.000 Jugendliche einen erheblichen Teil ihres Lebens auf der Straße. Sie werden von ihren Sorgepflichtigen vernachlässigt oder entziehen sich deren Aufsicht. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie oftmals durch Bettelei, Diebstahl, Prostitution oder Drogenhandel.“ 7

■ Wenn Jugendliche die Schule verlassen, erleben sie hautnah, wie wichtig qualifizierte Schulabschlüsse für ihre weitere Entwicklung und Lebensperspektiven sind. Ohne gute Bildung ist es schwer, eine geeignete Lehrstelle zu finden. Es drohen Arbeitslosigkeit und sozialer Abstieg.

Eine Annäherung über fremde Lebenssituationen erleichtert den Einstieg in die Thematik, weil die Jugendlichen so zunächst etwas distanzierter bleiben können. Gleichzeitig bieten sich so viele Anknüpfungs-punkte, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden schnell die entsprechenden Bezüge zu ihrem eigenen Erfahrungshorizont herstellen können. Wichtig ist, dass die Jugendlichen nicht nur isoliert ihre eigene Lebens-situation betrachten, sondern dass sie sich als Teil einer globalisierten Welt wahrnehmen, in der alles miteinan-der vernetzt ist und in der jeder eine Mitverantwortung für den anderen trägt.

Das vorliegende Materialpaket beruht inhaltlich auf Angeboten der Werkstatt: Ökumenisches Lernen in Hermannsburg.

6 Siehe dazu auch Dr. Margot Käßmann, „Zukunft(s)gestalten – allen Kindern eine Chance“, Pressekonferenz zum Thema Kinder-armut 07.07.2008.

7 Lebenslagen in Deutschland. Der erste Armuts- und Reichtums-bericht der Bundesregierung 2001, S. 116.

Didaktische Vorbemerkungen