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0 SIP 1/2009 SIP: Bei UV-Druckern werden zur Här- tung immer häufiger LEDs eingesetzt. Er- warten Sie, dass dieser Härtungstechnolo- gie die Zukunft gehört, auch wenn sie es erforderlich macht, dass die Tinten sehr ge- nau auf das Spektrum der entsprechenden LEDs abgestimmt sind? Drucker-Produzenten bzw. Anbieter Wolfgang Hey (TEPEDE): Danke für Ihre Einschränkung hinsichtlich der präzisen Ab- stimmung der Tinten auf das Spektrum der LEDs, denn dies wird von Verkäufern die- ser Technologie meist verschwiegen. LEDs werden sich bei bestimmten Druckern, ge- baut für feste Anwendungen, durchsetzen. Aber nur ein Beispiel von Teckwin: Je nach Material und Tinte werden unterschiedliche Intensitäten benötigt, um die Tinte optimal auszuhärten. Rupert Pinzel (Mimaki-nbn GmbH): Das schmalbandige Spektrum ist der große Vor- teil der LED-Technik, denn dadurch muss Energie nur im relevanten Bereich abgege- ben werden. Tinten werden stets in Abstim- mung mit dem Hardware-Hersteller entwi- ckelt – hier besteht also kein Nachteil. Von den Halbleiterherstellern sind für die Zukunft LEDs mit noch höherer Leistungs- abgabe bei den Arbeitswellenlängen um 300 nm zu erwarten, was zusammen mit der niedrigen Temperaturabstrahlung und der unaufwändigen Stromversorgung einen weiteren Vorteil gegenüber Metall-Haloge- nid-Lampen bringen wird. Die Lebensdau- er (= Kosten) ist heute schon ein gewich- tiges Argument für LED-Technik. Patrick Lutz (Pada- Luma): Die LED-Här- tung ist am Anfang ihrer Entwicklung. Si- cher werden für An- wendungen wie Fo- lien, wo es auf nied- rigen Hitzeeintrag ankommt, LEDs ihren Siegeszug feiern. Als problematisch ist die Durchhärtung der Tin- ten zu sehen. Da nicht ausgehärtete Tinten wegen der damit verbundenen Geruchs- belästigung zu Problemen mit den Kun- den führen, ist dies bei PadaLuma als KO- Kriterium definiert. Man darf auch nicht vergessen, dass die von herkömmlichen UV-Strahlern abgegebene Infrarotstrah- lung (Erwärmung) auch zur Durchhärtung der Tinten beiträgt. Michael Lackner (Durst): Die LED-Tech- nologie befindet sich noch im Entwicklungs- stadium. Eine ausreichende Härtung ist derzeit nur bei sehr geringer Produktivität bzw. bei sehr hohem Kostenaufwand rea- lisierbar. In den nächsten Jahren erwarte ich aber eine deutliche Performance-Stei- gerung und damit eine Verbreitung dieser Technologie. Emiel Veenstra (Océ): LED-Technik ist günstig, langlebig, energiebewusst und – das ist der größte Vorteil – LEDs haben kaum Abwärme. Im Bereich der radika- lischen Härtung scheint hier bisher noch kein vielversprechender Ansatz gefunden worden zu sein. Aber auch LED-Technik hat noch ein enormes Entwicklungspoten- zial. Wenn ein sinnvoller Einsatz von LEDs möglich wäre, würde sicher auch Océ die- se Technologie einsetzen. Chuck Dourlet (EFI Vutek): Die Techno- logie des Härtens mit LEDs stellt eine inter- essante Entwicklung dar und ist es wert ein Auge darauf zu haben. Aber der Vorteil der Energieeinsparung muss mit erheblichen Geschwindigkeitseinbußen erkauft werden. Für die absehbare Zukunft ist zu erwarten, dass traditionelle UV-Lampenlösungen den Markt hinsichtlich Preis und Leistungsfähig- keit am besten bedienen. Zulieferer Wolfgang Pöhlau (Staedtler): Gegen- wärtig ist die Leistungsdichte der LEDs noch nicht ausreichend; dies ist aber wohl eher eine Frage der Zeit, bis es so weit ist. Eine Abstimmung der Tinten auf das Leistungsspektrum der LEDs mag auf den ersten Blick verlockend erschei- Inkjet – Wohin geht die Reise? (Teil 2) Die SIP befragt Drucker-Anbieter, Zulieferer und Anwender Special Zukunft der Inkjet-Technologie Wir hatten ja bereits in der letzten Ausgabe der SIP Drucker-Produzenten bzw. Anbieter, Zulieferer und Anwender zu einigen The- men rund um das Thema Inkjet-Technologie befragt – angefangen bei den wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre über noch existierende Schwächen des Digitaldrucks bis hin zur Frage, ob das Drucken mit Lösemittelfarben noch eine Daseinsberechtigung hat. Im zweiten Teil unseres dreiteiligen Specials zur Zukunft des Inkjet geht es nun zum einen um technologische Fragen, u.a. hin- sichtlich der Härtung mit LEDs und den Einsatz von Grayscale-Köpfen; zum anderen beschäftigen wir uns auch beispielsweise da- mit, ob heutzutage überhaupt noch mit dem Drucken ein wesentlicher Profit zu erwirtschaften ist oder ob die Dienstleister Gewinne eher mit weiterführenden Service-Leistungen erzielen. LEDs als die Zukunft der Härtung beim UV-Druck? So so... jetzt also auch Härtung mit LEDs...

Inkjet Wohin geht die Reise? (Teil 2) - Marabu Druckfarben · men rund um das Thema Inkjet-Technologie befragt angefangen bei den wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre über

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Page 1: Inkjet Wohin geht die Reise? (Teil 2) - Marabu Druckfarben · men rund um das Thema Inkjet-Technologie befragt angefangen bei den wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre über

�0 SIP 1/2009

SIP: Bei UV-Druckern werden zur Här-tung immer häufiger LEDs eingesetzt. Er-warten Sie, dass dieser Härtungstechnolo-gie die Zukunft gehört, auch wenn sie es erforderlich macht, dass die Tinten sehr ge-nau auf das Spektrum der entsprechenden LEDs abgestimmt sind?

Drucker-Produzenten bzw. Anbieter

Wolfgang Hey (TEPEDE): Danke für Ihre Einschränkung hinsichtlich der präzisen Ab-stimmung der Tinten auf das Spektrum der LEDs, denn dies wird von Verkäufern die-ser Technologie meist verschwiegen. LEDs werden sich bei bestimmten Druckern, ge-baut für feste Anwendungen, durchsetzen. Aber nur ein Beispiel von Teckwin: Je nach Material und Tinte werden unterschiedliche Intensitäten benötigt, um die Tinte optimal auszuhärten.

Rupert Pinzel (Mimaki-nbn GmbH): Das schmalbandige Spektrum ist der große Vor-teil der LED-Technik, denn dadurch muss Energie nur im relevanten Bereich abgege-ben werden. Tinten werden stets in Abstim-mung mit dem Hardware-Hersteller entwi-ckelt – hier besteht also kein Nachteil.

Von den Halbleiterherstellern sind für die Zukunft LEDs mit noch höherer Leistungs-abgabe bei den Arbeitswellenlängen um 300 nm zu erwarten, was zusammen mit der niedrigen Temperaturabstrahlung und der unaufwändigen Stromversorgung einen weiteren Vorteil gegenüber Metall-Haloge-nid-Lampen bringen wird. Die Lebensdau-er (= Kosten) ist heute schon ein gewich-tiges Argument für LED-Technik.

Patrick Lutz (Pada-Luma): Die LED-Här-tung ist am Anfang ihrer Entwicklung. Si-cher werden für An-wendungen wie Fo-lien, wo es auf nied-rigen Hitzeeintrag

ankommt, LEDs ihren Siegeszug feiern. Als problematisch ist die Durchhärtung der Tin-ten zu sehen. Da nicht ausgehärtete Tinten wegen der damit verbundenen Geruchs-belästigung zu Problemen mit den Kun-den führen, ist dies bei PadaLuma als KO-Kriterium definiert. Man darf auch nicht vergessen, dass die von herkömmlichen UV-Strahlern abgegebene Infrarotstrah-lung (Erwärmung) auch zur Durchhärtung der Tinten beiträgt.

Michael Lackner (Durst): Die LED-Tech-nologie befindet sich noch im Entwicklungs-stadium. Eine ausreichende Härtung ist

derzeit nur bei sehr geringer Produktivität bzw. bei sehr hohem Kostenaufwand rea-lisierbar. In den nächsten Jahren erwarte ich aber eine deutliche Performance-Stei-gerung und damit eine Verbreitung dieser Technologie.

Emiel Veenstra (Océ): LED-Technik ist günstig, langlebig, energiebewusst und – das ist der größte Vorteil – LEDs haben kaum Abwärme. Im Bereich der radika-lischen Härtung scheint hier bisher noch kein vielversprechender Ansatz gefunden worden zu sein. Aber auch LED-Technik hat noch ein enormes Entwicklungspoten-zial. Wenn ein sinnvoller Einsatz von LEDs möglich wäre, würde sicher auch Océ die-se Technologie einsetzen.

Chuck Dourlet (EFI Vutek): Die Techno-logie des Härtens mit LEDs stellt eine inter-essante Entwicklung dar und ist es wert ein Auge darauf zu haben. Aber der Vorteil der Energieeinsparung muss mit erheblichen Geschwindigkeitseinbußen erkauft werden. Für die absehbare Zukunft ist zu erwarten, dass traditionelle UV-Lampenlösungen den Markt hinsichtlich Preis und Leistungsfähig-keit am besten bedienen.

Zulieferer

Wolfgang Pöhlau (Staedtler): Gegen-wärtig ist die Leistungsdichte der LEDs noch nicht ausreichend; dies ist aber wohl

eher eine Frage der Zeit, bis es so weit ist. Eine Abstimmung der Tinten auf das

Leistungsspektrum der LEDs mag auf den ersten Blick verlockend erschei-

Inkjet – Wohin geht die Reise? (Teil 2)Die SIP befragt Drucker-Anbieter, Zulieferer und Anwender

Special Zukunft der Inkjet-Technologie

Wir hatten ja bereits in der letzten Ausgabe der SIP Drucker-Produzenten bzw. Anbieter, Zulieferer und Anwender zu einigen The-men rund um das Thema Inkjet-Technologie befragt – angefangen bei den wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre über noch existierende Schwächen des Digitaldrucks bis hin zur Frage, ob das Drucken mit Lösemittelfarben noch eine Daseinsberechtigung hat. Im zweiten Teil unseres dreiteiligen Specials zur Zukunft des Inkjet geht es nun zum einen um technologische Fragen, u.a. hin-sichtlich der Härtung mit LEDs und den Einsatz von Grayscale-Köpfen; zum anderen beschäftigen wir uns auch beispielsweise da-mit, ob heutzutage überhaupt noch mit dem Drucken ein wesentlicher Profit zu erwirtschaften ist oder ob die Dienstleister Gewinne eher mit weiterführenden Service-Leistungen erzielen.

LEDs als die Zukunft der Härtung beim UV-Druck?

So so...jetzt also auch Härtung mit

LEDs...

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nen. Dadurch könnte der Dru-ckerhersteller Alternativanbie-ter von Tinten außen vor hal-ten. Andererseits würde er sich damit selbst der Möglichkeit berauben, irgendwann später eine verbesserte Tintengenera-tion anzubieten. Das wäre sehr kurzsichtig.

Friedrich Goldner (Mara-bu): Ja, eindeutig. Die UV-LED Härtung wird unserer Mei-nung nach mehr und mehr Ein-satz finden. Die Leistungsfort-schritte, die in den letzten fünf Jahren bei 395 nm gemacht wurden, sind enorm. Wichtig ist auch, dass es jetzt mehr Her-steller für die UV-LEDs und die dazugehörigen Chips gibt und die Technologie günstiger an-geboten wird. Wir haben be-reits gute Erfahrung mit der Ab-stimmung von Druckfarben auf die UV-LED-Härtung und wir können nur unterstreichen, dass die Druckfarbe konsequent auf das Spektrum abgestimmt wer-den muss.

Anwender/Analyst

Rainer Schmid (Stiefel Digi-talprint GmbH): Wird man seh-en. Bei den normalen UV-Lam-pen sehe ich noch großes Ent-wicklungspotenzial. Wenn sich allerdings herausstellt, dass die Kombination LED und spezielle Tinten die bessere Alternative ist, wird sich der Markt natürlich schnell darauf einrichten.

Erich Regler (Regler GmbH): Bedingt durch die fast unend-liche Lebensdauer der LEDs ist diese Härtung auf alle Fälle wünschenswert. Das wird auch die Zukunft sein. Der Wartungs-aufwand wird minimiert.

Uwe Fischer (LPS Digital-druck GmbH): Da bin ich eher skeptisch. Die Qualität bishe-riger LED-Systeme ist nach mei-ner Meinung bei weitem nicht ausreichend.

Nicholas Hellmuth (FLAAR): Chemiker und Ingenieure von Sun LLC aus Novosibirsk, Russ-land, dokumentierten bereits vor drei Jahren, dass LED-Lam-pen in Kombination mit ihren Sunflower UV-Tinten akzep-tabel in ihren Großformatdru-ckern arbeiteten. Im selben Jahr jedoch stellte sich das LED-Här-tungssystem des in der Schweiz gefertigten Lüscher JetPrint als einer der Gründe heraus, war-um dieser riesige Drucker zum Blindgänger wurde. Heute hat jeder Hersteller einen LED-Pro-totypen – ob nun Dilli, Summit, Mimaki oder Roland.

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SIP: In Bezug auf UV-Drucker fällt ge-genwärtig recht regelmäßig das Schlag-wort “kationisch härtende Tinte”. Wie ist Ihre Einstellung zu diesem Thema?

Drucker-Produzenten bzw. Anbieter

Emiel Veenstra (Océ): Für die katio-nischen Tinten spricht die Verwendbarkeit von LEDs zum Anstoßen der Härtung. Ge-gen sie spricht ihr Preis, der Geruch, die eingesetzte Che-mie, das Handling, die langsamere und auch unmotivierte Aushärtung der Tin-ten. Wir sehen die kationischen Tinten als noch nicht markt-reif an.

Rupert Pinzel (Mimaki-nbn GmbH): Zu beachten ist zum einen die heute noch lang-samere Polymerisation bei kationisch här-tender Tinte gegenüber radikalischer Här-tung; der Druck braucht eine Ruhezeit vor der Weiterverarbeitung. Eine weitere Ei-genschaft ist, dass die einmal angestoßene Polymerisation, anders als bei radikalischer Härtung, auch durch Luftsauerstoff nicht zu stoppen ist, Druckköpfe also systembedingt erst mal gefährdet sind und der Reinigung besondere Bedeutung zukommt.

Michael Lackner (Durst): Kationische Tinten haben die Eigenschaft vollständig durchzuhärten. Daher wären sie für An-wendungen, wo Geruch und Migration von Monomeren bzw. Photoinitiatoren proble-matisch sind, gut einsetzbar. Offene Punkte sind die Zuverlässigkeit der Druckköpfe und die mögliche Bildung von Benzol.

Zulieferer

Wolfgang Pöhlau (Staedtler): Vom Prin-zip her ein guter Ansatz, leider wird man von der Realität eingeholt. Es gibt einfach zu wenig Rohstoffe und die sind horrend teuer.

Friedrich Goldner (Marabu): Wir haben kationische Druckfarben anlässlich verschie-dener Projekte mit den radikalischen Druck-

farben verglichen und bis heute haben wir keine Standardfarbserie im Programm. Nach wie vor ist die Rohstoffpalette für katio-nische Druckfarben deutlich limitierter.

Thomas Pötz (�P InkJet Textiles): Ent-scheidend ist: Welche Anwendung kann ich wie gut damit bedienen; das gilt aber ganz generell. Von der Entwicklungssei-te werden hierzu viele Vorteile verspro-chen, wie schnelle Härtung und die damit verbundenen hohen Druckgeschwindig-keiten, bessere Adhäsion auf Substraten ohne jegliche Vorbehandlung, höhere Fle-xibilität, Geruchsarmut usw. Was sich hier-von tatsächlich realisieren lässt, bleibt ab-zuwarten.

Anwender/Analyst

Nicholas Hellmuth (FLAAR): Ich miss-traute kationischer Tinte seit die kationische Tinte von Sericol schon vor dem Jahr 2004 bei Inca Digital versagte; genauso war es 2004 mit Zünd. Und kati-onische Tinte einer an-deren Marke stellte sich als Desaster her-aus, als ihr Einsatz im Durst Rho 351R ge-testet wurde (mit radika-lisch härtenden Tinten arbei-tete der Drucker gut). Doch bei der drupa 2008 gab es

am Stand von Konica Minolta den Proto-typ eines Großformatdruckers zu sehen, der mit einer Kombination aus kationischer Tinte und LED-Lampen gut funktionierte. Und auch die Gerber Solara druckte bei der SGIA und der Graph Expo jeden Tag erfolg-reich – zwar langsam, aber die Farben wa-ren großartig.

Jeder sagte den Gebrüdern Wright, dass ihr Flugzeug niemals fliegen würde; und auch zu Christopher Kolumbus meinten die Leute, sein Schiff würde über die Kante der Erde fallen. Wenn wir Menschen auf den Mond und Roboter auf den Mars bringen können, sind Chemiker sicherlich auch dazu in der Lage, kationische Tinte zu zähmen.

Uwe Fischer (LPS Digitaldruck GmbH): Sie sprechen hier von der Gerber Solara Ion. Es ist ein interessanter Ansatz, die Druck-punktgröße von 40 Picolitern ist aber nicht mehr zeitgemäß. Hier bieten andere Sys-teme deutliche Vorteile. Zudem habe ich

Bedenken, dass unter ungünstigen Um-ständen die Tinte in den Köpfen aushär-ten könnte.

Bernhard Roesch (C. & B. Roesch

GmbH): Das ist abhängig vom Substrat auf das gedruckt werden soll. Dabei spie-len elektrostatische Kräfte zwischen dem „sauren“ (anionischen) Substrat und den

kationischen Farb-stoffen (mit entge-gengesetzter La-dung) die entschei-dende Rolle für die Haftung der Tinten. Auch hier gilt wie-derum, dass das zu

bedruckende Material passend zu den Tinten sein muss.

Erich Regler (Regler GmbH): Dem Anwender ist es völlig egal, ob die Poly-

merisation der Farbe kationisch oder mit Ra-dikalen initiiert wird. Das ist lediglich von wissenschaftlichem Interesse.

Rainer Schmid (Stiefel Digitalprint GmbH): Die Ergebnisse, die ich gesehen habe, sahen gut aus. Man wird sehen, was die Entwicklung hervorbringt.

Kationisch härtende Tinten

Special Zukunft der Inkjet-Technologie

Gar nicht so einfach das mit

der Chemie!

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XXLSIP: Der direkte Digitaldruck auf Textilien

kann beständig Zuwächse verbuchen. Wo liegen momentan noch Nachteile des di-rekten Textildrucks und wird er den Trans-ferdruck in absehbarer Zukunft überflüs-sig machen? In welchen Bereichen hat der Transferdruck noch Vorteile gegenüber dem digitalen Direktdruck?

Drucker-Produzenten bzw. Anbieter

Wilko van Oostrum (Canon): Der direkte Druck auf Textilien stellt einen wachsen-den Markt dar. Aller-dings könnte die Qua-lität der Bedruckstoffe noch ausgebaut wer-den (Beschichtung, Lauffähigkeiten etc.). Der Markt wächst und nimmt dadurch dem Transferdruck entsprechend Marktanteile weg.

Emiel Veenstra (Océ): Der Nachteil beim digitalen Direktdruck im Bereich der Be-kleidung sind die immer noch oft fehlen-den Öko-Tex-Zertifizierungen. Damit ist der Einsatz auf Dekoration und Werbung beschränkt. Ein anderes Problem sind hohe Sättigungen im Bereich von feinen Details. Je nach Textil/Faser verlaufen feine Details

gerne. Hier bietet der Umdruck/Trans-ferdruck noch eindeutig Vorteile.

Rupert Pinzel (Mimaki-nbn GmbH): Wir gehen davon aus, dass der digitale Textil-Direktdruck künftig noch weiter an Bedeutung gewinnt. Und wenn erstmal auch weiße Textiltinte mit hoher Deck-kraft zur Verfügung steht, wird der Trans-ferdruck nur noch dort zur Anwendung kommen, wo der direkte Druck nicht mög-lich ist. Produktiver und kostengünstiger ist definitiv der Direktdruck, da man sich hierbei einen Arbeitsgang spart – nämlich den Druck auf Transferpapier. Auf jeden Fall liegt hier noch einiges an Potenzial, auch im Hinblick auf die Digitaldruckma-schinen selbst.

Chuck Dourlet (EFI Vutek): Der Textil-markt hat in letzter Zeit vermehrt Aufmerk-samkeit erfahren, da im POP-Bereich dif-ferenzierende Anwendungen möglich ge-worden sind. Der am besten aussehende Output im Textil-Segment lässt sich ge-genwärtig mit Sublimationslösungen er-reichen, da beim Einsatz dieser die Farben eine hohe Farbbrillanz aufweisen.

Guido Häussler (HP): Der Transferdruck hat bis heute einige unschlagbare Vorteile, gera-de bei der Erstellung von Druckerzeugnissen mit Spezialfarben und -effekten. Demnach

bleibt dieses Verfahren auch in Zukunft für spezifische Anwendungen hochinteressant. Der Digitaldruck bietet dennoch echte Al-ternativen zu herkömmlichen Methoden und damit auch eine höhere Flexibilität, zum Beispiel bei kurzfristigen Kleinaufträ-gen, durch schnellere Umsätze (Wirtschaft-lickeit), kürzere Produktionszeiten und mehr Variationen im Design und Format.

Zulieferer

Wolfgang Pöhlau (Staedtler): Wir seh-en den digitalen Direktdruck als Spektrums-erweiterung des Textildrucks, weniger als Konkurrenz oder Ablösung des Transfer-drucks. Die farblichen Möglichkeiten des Transferdrucks (z.B. Neonfarben, Glitzer-

BELICHTUNGSGERÄTE:

MH-Sofortkopierlampen AKTICOP SSieb-KopierrahmenSieb-TrockenschränkeSieb-KopieranlagenKompakt-KopieranlagenSiebkopiergeräte VARIOCOP SPlattenkopiergeräte VARIOCOP PLED-Belichter AKTISPEED

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SpecialZukunft der Inkjet-Technologie

Digitale Textilveredelung: Transfer- vs. Direktdruck

Textilbanner machen schon

ganz schön was her!

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�� SIP 1/2009

farben, reflektierende Farben) sind mit Di-rektdruck nicht erreichbar.

Thomas Pötz (�P InkJet Textiles): Der einzige Vorteil des Transferdrucks auf Textil liegt darin, dass die Investitionen großteils schon getätigt sind. Der Direktdruck hat viele Vorteile, zum Beispiel höhere Produk-tivität, Einsparung von Kosten (kein Trans-ferpapier), Zeit, Investition, besserer Durch-druck…

Claude Tschäppeler/Julia Schütze (Ergo-Soft AG): Der Nachteil beim Direktdruck ist sicher die Vorbehandlung der Stoffe. Die-se muss sorgfältig und reproduzierbar sein. Wenn das aber gegeben ist hat der Direkt-

druck sicher seine Berechtigung. Transfer wird aber auch in Zukunft nicht wegzuden-ken sein. Es wird außerdem immer mehr in-dustrielle Anwendungen geben, welche auf Polyester-Oberflächen drucken, und da hat der Transferdruck seine Vorteile.

Anwender/Analyst

Erich Regler (Regler GmbH): Die Brillanz von Sublimationsfarben ist nach wie vor die Beste. Direktdruck geht hingegen schneller. Das kann sich aber ändern.

Rainer Schmid (Stiefel Digitalprint GmbH): Wir setzen seit Jahren ausschließ-lich auf den direkten Textildruck. Ich möchte mir daher kein Urteil über den Transfer-druck erlauben.

Ich sehe den Vorteil beim Direktdruck dar-in, dass ich nur eine Maschine und nur ei-nen Bediener brauche. Mein Druck ist nach einem Durchlauf von einem Meter fertig. Probleme können schnell erkannt werden.

Größter Nachteil ist, dass die Maschinen immer noch semiprofessionell sind. Eine 3,2 Meter-Maschine oder gar 5 Meter-Maschi-ne fehlt. Die vorhandenen Maschinen sind nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt.

Simon Pless (Erler+Pless): Als Nachteile des Direktdruckes können die Schärfe sowie die Schwierigkeit, elastische Gewebe zu ver-arbeiten, genannt werden. Hinzu kommt, dass die Maschinen für den Direktdruck in der Regel kostenintensiver sind.

Nicholas Hellmuth (FLAAR): Ja, beim Di-gitaldruck auf Textilien ist jetzt wirklich ein Wachstum zu verzeichnen, jedoch ist dieses nicht annähernd so stark, wie seit 2000 je-

des Jahr aufs Neue immer wieder vorherge-sagt. Diese wiederholten Vorhersagen wa-ren sehr irreführend. Hier ist entwicklungs-seitig übrigens anzumerken, dass es nicht ausreicht, auf einen Eco-Solvent-Drucker das Label „Textildrucker“ aufzukleben.

Die Nachteile des Transferdrucks gegen-über dem Direktdruck sind eindeutig die zu-sätzlich benötigte Zeit sowie der Arbeitsauf-wand, nicht zu vergessen die Kosten eines Kalanders.

Uwe Fischer (LPS Digitaldruck GmbH): Der Vorteil des Transfers ist die höhere Kan-tenschärfe, dazu lassen sich auch stretchige Medien bedrucken. Vorteile des Direktdru-ckes sind die wesentlich höhere Fertigungs-geschwindigkeit sowie ein fast 100 %iger Durchdruck bei Fahnenmaterial. Dazu be-nötigt man kein Transferpapier, spart hier-durch Kosten und Zeit. Mit Direktdruck mei-ne ich hier den Direktdruck sublimiert, nicht den UV-Direktdruck oder etwa Lösemittel-direktdruck auf Textilien. Die Qualität die-ser Druckverfahren finde ich vollkommen inakzeptabel.

Drucker-Produzenten bzw. Anbieter

Emiel Veenstra (Océ): Wir werden si-cherlich auch in den nächsten Jahren noch Maschinen sehen, die mit Light-Farben arbeiten. Qualitativ hochwertige Systeme können immer noch gut mit Graustufen mithalten. Auch die Binär-Köpfe werden si-cher viele weitere Jahre im Markt bleiben. In bestimmten Anwendungsbereichen sind

sie nach wie vor gut im Rennen. Trotz-dem denken wir, dass die Graustufen-köpfe in Zukunft zum Standard wer-den. Ihre Vorteile sind einfach beste-chend und machen sie sehr attraktiv für Hersteller und Anwender.

Frank Schenk (Epson): Epson kann dank seiner Micro-Piezo-Technologie schon seit langem variable Tropfen-

größe anbieten. Die Vorteile einer steuer-baren Tintentropfengröße liegen auf der Hand: Große, homogen eingefärbte Par-tien eines Druckes lassen sich beschleunigt herstellen, an Stellen mit hohem Detailgrad

Grayscale-Druckköpfe und Light-Farben

SIP: Wirft man einen Blick auf die Entwicklungen in der Druckkopftechnologie, so fällt auf, dass in Großformatdruckern immer häufiger Grayscale-Druckköpfe (Druckköpfe mit variablen Tropfengrößen) Einsatz finden. Darf damit gerechnet werden, dass bald kaum mehr Druckköpfe mit festen Tropfengrößen von mehr als – sagen wir einmal – 60 pl ein-gesetzt werden, oder haben sie noch immer ihre Daseinsberechtigung, vor allem wenn es um Hochgeschwindigkeitsanwendungen geht? Machen die Grayscale-Köpfe Light-Farben letztendlich überflüssig?

Unterschiedliche Punktgrößen?

Aha!

Special Zukunft der Inkjet-Technologie

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kann auf eine höhere Auflösung umge-schaltet werden. Somit lässt sich ein Pie-zodruckkopf den jeweils notwendigen Be-dingungen optimal anpassen.

Guido Häussler (HP): Es wird auch wei-terhin Druckköpfe geben, die mit festen Tropfengrößen arbeiten, auch bei hohen Geschwindigkeiten. Letztendlich entschei-det der Anwender, welche Flexibilität in Be-zug auf Produktion und Druckkosten be-nötigt wird. Auch Light-Farben haben in Bezug auf die Bildqualität weiterhin ihre Daseinsberechtigung, wobei es hier mit Si-cherheit weitere Optimierungen zur Maxi-mierung des Farbraumes geben kann. Letzt-endlich geht es doch immer um die beste Qualität zum günstigsten Preis.

Chuck Dourlet (EFI Vutek): Grayscale ist sicherlich eine wesentliche Zukunftstechno-logie. Aber wie mit jeder neuen Entwicklung müssen erst noch die Kosten sinken, damit sie massenhaft Ein-satz finden kann und existierende Alter-nativen ersetzt. Für viele Großformat-Applikationen wer-den Tropfengrößen von 60 pl noch eini-ge Zeit Verwendung finden. Das Aufre-gende an Grayscale ist der fotorealistische und extrem hochqualitative Output, den diese Technologie ermöglicht. Grayscale wird neue Märkte für das Großformat öff-nen, zu denen in der Vergangenheit noch kein Zugang möglich war.

Im Hinblick auf Light-Farben ist theore-tisch anzunehmen, dass bei vielen Applika-tionen Grayscale-Köpfe den Bedarf an die-sen reduzieren.

Wolfgang Hey (TEPEDE): Das hängt von der Anwendung ab. Große Tropfen können keine feinen Schriften generieren, decken aber eine große Fläche schneller ab. Die Grayscale-Köpfe versprechen zunächst das Gleiche, wobei sie aber im Moment mehr für den qualitativen Druck eingesetzt wer-den. Also für Drucker für riesige Poster sind kleine Tropfen und damit auch die Vorteile der Grayscale-Köpfe nicht interessant.

Ich sehe aber ein anderes Thema – näm-lich was hinter dem Begriff Grayscale steckt

und was es wirklich für den Anwender be-deutet. Variable Tropfengröße wird oft falsch benutzt. Es werden dann (wie frü-her bei elektrostatischen Druckern) einfach zwei neben einander liegende Düsen mit der gleichen Information gespeist. Dies re-duziert natürlich die Auflösung und kann auch nur auf Job-Basis erfolgen. Viele RIPs können übrigens richtige Grayscale-Köpfe gar nicht unterstützen bzw. nur sehr ein-geschränkt.

Zum Thema Light-Farben: Bei großen Drucken spielen die Light-Farben eine we-sentliche Rolle für die Kalkulation des Tin-tenherstellers, denn er verdient letztendlich daran. Mit Grayscale-Köpfen werden an-nähernd gleiche Ergebnisse erzielt, aber zu bedeutend geringeren Tintenkosten. Die-se Kosteneinsparungen können 30 % und mehr betragen. Bei knappen Kalkulationen ist dies beträchtlich. Bei kleinen Ausdrucken wiederum machen Light-Farben durchaus Sinn, da hier die Betrachtungsabstände sehr gering sind und das Auge sensibler reagiert. Unterschiede sieht man aber nur, wenn zwei Drucke nebeneinander liegen.

Rupert Pinzel (Mimaki-nbn GmbH): Light-Farben bleiben sinnvoll bei kurzem Betrachtungsabstand; z.B. Hauttöne wer-den homogener wiedergegeben als bei Voll-farb-Dots mit notwendig weißer Umge-bung („Pfeffer-Effekt“). Bei Anwendungen ohne Schutzlaminat kann der bei Light-Farben höhere Tintenauftrag die Haltbar-keit erhöhen, bei Planen und allgemein bei hohem Kopfabstand zum Medium emp-fehlen sich für optimale Verankerung bzw. Haftung möglichst große Tröpfchen, be-sonders bei Lösemitteldruck. Neben Fix-dot sollte ein Druckkopf also auch Verfah-ren mit variabler Punktgröße inklusive Mul-tidot bieten.

Michael Lackner (Durst): Auch für groß-formatige Anwendungen wird heute eine nahezu fotorealistische Qualität verlangt. Daher geht der Trend bei der Druckkopf-entwicklung ganz klar in Richtung kleinere Tröpfchen und variable Tropfengrößen. Die höhere Frequenz von Druckköpfen mit klei-nen Tröpfchen ermöglicht neben einer bes-seren Bildqualität auch eine höhere Druck-geschwindigkeit. Dadurch werden große Tropfengrößen im grafischen Bereich ihre Daseinsberechtigung verlieren.

SpecialZukunft der Inkjet-Technologie

Kleines Gäßchen 13-15D- 63075 OffenbachTel: 0 69 / 98 64 57 0

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(Installation bei einer unserer Tochtergesellschaften)

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�6 SIP 1/2009

Zulieferer

Wolfgang Pöhlau (Staedtler): Die Da-seinsberechtigung der herkömmlichen Druckköpfe wird sich wohl auf den Bereich reduzieren, wo niedrige Auflösungen aus-reichend sind. Abgesehen davon, dass ja auch Grayscale-Köpfe so eingestellt wer-den, dass sie nur eine Tropfengröße feu-ern. Die Light-Farben sind für die Drucker-hersteller ein prima Geschäft, insofern be-antwortet sich diese Frage eigentlich von selbst.

Thomas Pötz (�P InkJet Textiles): Im Tex-tildruck genügen meistens geringere Auflö-sungen von 150 bis 600 dpi, die Produktivi-tät ist dabei wichtiger. Solange es nicht um hochwertigste Seidendrucke und Canvas-Prints geht, genügen die herkömmlichen Druckköpfe. Allerdings ist ein unbestreit-barer Vorteil der Grayscale-Köpfe ihr gerin-gerer Tintenverbrauch. Dies und die Mög-lichkeit, auf zusätzliche Köpfe verzichten zu können, wird sich langfristig wahrscheinlich auch im Textildruck durchsetzen.

Claude Tschäppeler/Julia Schütze (Er-goSoft AG): Wir sind uns da nicht so ganz sicher. Nach dem, was wir bis jetzt gese-hen haben, bieten die Light-Tinten gera-de in den hellen Bereichen noch Vorteile. Das hängt aber auch wieder von dem zu bedruckenden Medium ab. Da wird es si-cher spannend, welches System sich durch-setzen wird.

Friedrich Goldner (Marabu): Wir gehen davon aus, dass fixe Tropfengrößen von

30 bis 50 pl für die Großformatwer-bung auch wei-terhin noch zum Einsatz kommen werden. Für diese spricht die große Robustheit der Druckköpfe und die völlig ausrei-chende Auflösung. Dagegen werden für Anwendungen, die eine kurze Betrach-tungsdistanz haben, ohne jeden Zweifel Druckköpfe mit variabler Tropfengröße ein-gesetzt werden müssen. Wenn die Trop-fengröße in Bereichen von weniger als 10 pl liegt, kann auf zusätzliche Light-Farben verzichtet werden.

Anwender/Analyst

Erich Regler (Regler GmbH): Die variable Tröpfchengröße ist für kleine Formate inter-essant, wenn bei geringem Betrachtungs-abstand eine gute Kantenschärfe bei klei-nen Schriften erforderlich ist, oder winzige Details exakt abgebildet werden müssen. Bei größeren Formaten völlig unnötig. Setzt man mehr Punkte, dann braucht man mehr Daten, dann muss die Maschine mehr ar-beiten, also druckt sie langsamer.

Nicholas Hellmuth (FLAAR): Ich per-sönlich bevorzuge die Kombination von Grayscale-Köpfen UND Light-Farben. Wenn man sich aber auf die vier Prozess-farben beschränken will, sind Grayscale-Köpfe von Natur aus besser als traditi-

onelle Druckköpfe. Ich muss allerdings zu-stimmen, dass 40 Picoliter-Köpfe weiterhin für den Druck von Billboards und Bannern Einsatz finden werden.

Bernhard Roesch (C. & B. Roesch GmbH): Light-Farben haben lediglich einen geringe-ren Farbanteil in ihrer Lösung. Das ist nur bei saugenden Untergründen von Vorteil. Bei nichtsaugenden Substraten und lösemit-telbasierenden Systemen sind Light-Farben eher kontraproduktiv.

Uwe Fischer (LPS Digitaldruck GmbH): Die Grayscale-Köpfe machen die Light-Far-ben nach meiner Einschätzung ganz sicher überflüssig. Dennoch werden z.B. Spectra-Köpfe mit 80 Picolitern, wie sie in Vuteks und unserer Mutoh Osprey verbaut sind, noch lange ihre Daseinsberechtigung ha-ben. Sie sind äußerst stabil und erlauben eine enorme Farbbrillanz.

Rainer Schmid (Stiefel Digitalprint GmbH): Grayscale-Köpfe machen Light-Farben überflüssig. Zumindest im großfor-matigen Druck. In der Praxis sind z.B. Light Cyan und Light Magenta letztendlich nur mehr Tintenauftrag, der getrocknet werden will. Im Fotodruck oder bei High-Quality-Anwendungen besteht noch eine Daseins-berechtigung für Light-Farben.

Druckköpfe mit festen Tropfengrößen finden weiterhin Anwendung in den Hoch-geschwindigkeits-Maschinen. Wünschens-wert sind aber auch Maschinen die beides können – hohe Geschwindigkeit und hohe Qualität. Da liegt die Zukunft aber in Köp-

fen mit variablen Tropfengrößen.

SIP: Immer mehr Druckerproduzenten bieten auch Systeme an, die Weiß verar-beiten können, und die Anwender verlan-gen zunehmend auch nach dieser Option. Spricht man dann aber mit diesen Anwen-dern, so gesteht ein Großteil von ihnen ein, von der Weiß-Option letztendlich so gut wie keinen Gebrauch zu machen. Handelt es sich hier also letztendlich ein Stück weit um einen Hype? Und existiert inzwischen nicht mehr das Problem, dass Titanoxid-Pigmente, die in Weiß-Tinten zum Einsatz kommen, äußerst abrasiv wirken und die

Druckköpfe recht schnell zerstö-ren können?

Drucker-Produzenten bzw. Anbieter

Emiel Veenstra (Océ): Hinsichtlich des Themas Abrasion muss man sicher-lich erst einmal abwarten, wie modernste Kopf-Technologien auf länge-re Sicht damit klar kommen. Die Ansätze sind heute schon bewährt und funktionieren

gut und zuver-lässig. Natürlich ist das Titanoxid nicht einfach zu handeln. Dieje-

nigen Anwender, die schon länger in

der Branche sind, wis-sen, dass dieses Thema nicht

neu ist. Die Hersteller haben in den vergangenen Jahren viel Erfahrung ge-sammelt und können mittlerweile gut da-mit umgehen. Verkaufen ist auch „Psy-

Druck mit Weiß ein Hype?

Special Zukunft der Inkjet-Technologie

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chologie“. Sicher wird manche Entscheidung nicht immer nach ganz streng wirtschaftlichen Kri-terien getroffen.

Es gibt aber bestimmte An-wendungen, wo Weiß erfor-derlich ist.

Wolfgang Hey (TEPEDE): Die oben gemachte Aussage beruht einfach darauf, dass Anbieter Weiß nicht haben, oder einfach die Problematiken, die sicher-lich vorhanden sind, nicht ver-stehen und in den Griff bekom-men. Weiß eröffnet dem „ge-beutelten“ Dienstleister neue Märkte und es ist ein Akt der Ehrlichkeit, dies den Kunden auch zu sagen.

Guido Häussler (HP): Der Ein-satz von weißer Tinte ist beson-ders bei industriellen Einsätzen

wichtig, bei Anwendungen im Verpackungsbereich und dem POP/POS Markt. Herkömm-liche Anwendungen im Verpa-ckungsdruck benutzen Weiß häufig zur Kompensierung von eingefärbten Materialien wie Wellpappe und Leder oder zu einfacher Grundierung. Di-gitales Weiß verbessert die Bild-qualität erheblich und ermögli-cht die möglichst genaue Wie-dergabe von Orginialvorlagen oder die Erzeugung exakter Far-ben bei Firmenlogos.

Diese Methode ist eine Erwei-terung der Anwendungsmög-lichkeiten und hängt von der

Einsatzfreude des Print Service Providers bzw. dem Anwen-dungsnutzen für den Kunden ab.

Rupert Pinzel (Mimaki-nbn GmbH): Weißdruck mit der neuesten Tintengeneration fin-det auch im Lösemitteldruck sinnvolle Anwendungen, z.B. im Verpackungs-Proof. In je-dem Fall sollte der Händler den Anwender vor der Umstellung auf weiße Tinte sorgfältig be-raten und den Nutzen abschät-zen. Ansonsten wird es für ihn enttäuschend sein, dass ein rein weißer Layer unter oder über der Farbschicht bei Lösemittel-druck nicht möglich ist; die Tin-ten lösen sich auch gegenseitig an. Die Domäne weißer Tinte liegt im UV-Druck auf nicht-weißen oder transparenten Ma-terialien. Nach unseren Daten wird Weiß bei UV-Druckern von den meisten Anwendern nicht nur vorgehalten, sondern tat-sächlich auch genutzt, wobei der Nutzen, bestimmte Drucke überhaupt anbieten zu kön-nen, die Kosten durch u.U. et-was verminderte Lebensdau-er der Köpfe bei weitem über-wiegt.

Chuck Dourlet (EFI Vutek): Das Drucken mit Weiß ist de-finitiv kein Hype. Erfolgreiche Druckdienstleister setzen wei-ße Tinte ein, um einzigartigen Output zu erzeugen, der sich zu hohen Preisen verkaufen lässt. Weiße Tinte ist heutzutage viel-leicht einer der wichtigsten Be-reiche, auf den Drucker ein Auge werfen sollten. Natürlich erfor-dert nicht jede Applikation wei-ße Tinte und dies mag erklären, dass einige Drucker sie nicht in so großem Maße einsetzen wie die traditionellen Farben. Aber die Fähigkeit, auch Weiß dru-cken zu können, ist im heutigen Markt ein Muss für jede erfolg-reiche Druckerei.

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�� SIP 1/2009

?Zulieferer

Friedrich Goldner (Marabu): Weiß im Inkjet hat seine Daseinsberechtigung. Weiß stellt aber gleichzeitig enorme Anforde-rungen an Druckfarben- und Maschinen-hersteller. Es ist wichtig Kunden klar zu ma-chen, dass Weiß einen besonderen Umgang erfordert. Seitens der Druckkopfentwick-lung kommen gute Ideen, den Umgang mit Weiß zu verbessern. Dazu gehört die „Through Flow“ Technologie, die bereits heute eingesetzt wird.

Wolfgang Pöhlau (Staedtler): Hier muss man die Märkte differenzieren. Für gra-fische Anwendungen, wo fast ausschließlich auf weißes Papier gedruckt wird, braucht das echt niemand. In der industriel-len Anwendung, beispielsweise Le-derbedruckung, ist Weiß ein ab-solutes Muss. Das erwähnte Druck-kopfsterben liegt aber nach unseren Erfahrungen nicht an der Abrasivität des Farbstoffs, sondern an der starken Sedimen-tationsneigung der Titanoxid-Pigmente.

Thomas Pötz (�P InkJet Textiles): Im her-kömmlichen Textildruck mit Pigmenttin-ten ist weiße Tinte eine denkbare Option, der bisherige Einsatz krankt etwas an feh-lendem Marketing der neuen Möglichkeiten und dem passenden Angebot an farbiger Ware. Im Direktdruck mit Sublimationstin-ten wird es weiße Tinten nicht geben, und ob eine Form der Ätztechnik wie im klas-sischen Textildruck digital jemals eingeführt wird, bleibt fraglich.

Anwender/Analyst

Nicho las He l lmuth (FLAAR): Ja, es ist absolut zu-treffend, dass die meisten Druckdienst-leister Maschinen kaufen, die auch Weiß drucken können, von der Weiß-Option je-doch selten Gebrauch machen. Es ist je-doch eine Tatsache, dass die meisten Druckdienst-leister, die die Anschaf-fung einer neuen Maschine planen, sicher-stellen wollen, dass diese auch Weiß dru-cken kann.

Bernhard Roesch (C. & B. Roesch GmbH): Zum ersten Punkt denke ich auch, dass eine Weiß-Option eine „nice to have“ Option ist, und dass die meisten Drucker sie zu max. 2 % nutzen werden. Zum zweiten Punkt ist eine relative Aussage nötig: Wenn ich die Farbe Weiß stark nutzen muss, dann werde ich die Kosten für den Verschleiß ent-sprechend in die Kalkulation einbeziehen müssen. Bei einem „hin und wieder“ Nut-zer spielen diese Kosten keine Rolle, hier stellt sich eher die Frage wie oft MUSS ich Weiß drucken, um ein Absetzen der Farbe zu verhindern und damit einen eventuellen Druckkopftausch zu vermeiden.

Erich Regler (Regler GmbH): Bei unseren Maschinen mit Lösemittelfarben würden wir uns diese Option wünschen, dann bräuch-ten wir nicht mehr im Siebdruck Weiß über-drucken oder transluzent weiß laminieren. Bei unserer UV-Maschine nutzen wir den Weißdruck regelmäßig.

Das Weiß wird mit anderen Düsen ge-druckt.

Uwe Fischer (LPS Digitaldruck GmbH): Ich denke, es gibt eine Berechtigung für

Weiß. Wenn man an transpa-rente Aufkleber denkt oder

Bedruckstoffe wie Glas, Holz etc. ist Weiß durchaus sinn-voll. Allerdings glaube ich, dass hier in der Tat zu viel

„Wind” gemacht wird, dies sind eher Ausnahmen als die

Regel. Dass die Tin-ten Probleme berei-ten, höre ich von al-

len Kollegen, welche damit zu arbeiten ver-suchen.

Wir haben kürzlich eine Summa DC4 Harztransfermaschine gekauft, welche ne-ben Weiß auch Gold, Silber sowie Spotfarben druckt. Allerdings nur als besonderen Service für unsere Kunden; rein wirtschaftlich wird dies sicherlich kein Erfolg, sondern es geht hier eher um die Kundenbindung.

Rainer Schmid (Stiefel Digitalprint GmbH): Als Beta-Tester der ersten NUR Tempo hat-ten wir auch sehr früh Zugriff auf Weißdruck. Die Ergebnisse waren sehr gut, es konnten beeindruckende Anwendungen produziert werden. Hinterglasdruck, Lentografie oder Druck auf eingefärbte Materialien. Natürlich ist Weißdruck auch ein Hype der Hersteller, ein weiteres Verkaufsargument. Aber auch unsere Erfahrung zeigt, dass die Nachfrage nach Weiß sehr gering ist. Wir können Weiß-druck bieten, aber nicht bei kleinen Jobs. Da ist das Umschalten auf Weiß nicht rentabel oder wird nicht so bezahlt, dass es rentabel wäre. Besser ist es zu wissen, wer Weißdruck öfter einsetzt und dann diese Kleinaufträge dorthin zu vergeben. Aus dieser Vorrede kann erahnt werden, dass wir keine Lang-zeiteinsatz-Erfahrung mit der Verwendung von Weiß in unseren Druckköpfen haben. Hier kann ich nur auf Druckereien verwei-sen, die mehr Jobs mit Weiß drucken.

SIP: In Bezug auf welche Applikation rechnen Sie für den Inkjetdruck in den nächsten Jahren mit dem größten Wachs-tumspotenzial?

Drucker-Produzenten bzw. Anbieter

Wilko van Oostrum (Canon): Erwartet wird, dass Tintenstrahl in alle Lebens- und

Geschäftbereiche noch intensiver Einzug hält als bisher erkennbar. Schon jetzt zeich-net sich eine Vielfalt an Anwendungen ab, wo sich die Technologie aufgrund des sim-plen und einfachen Umgangs bei hoher Ausgabequalität durchsetzt.

Frank Schenk (Epson): Wir gehen da-von aus, dass insbesondere im industriel-

len Drucksegment noch großes Potenzial für Inkjetdruck zu adressie-ren ist. Laut einer Stu-die des BDI wird eine Zunahme des Druckvo-lumens im industriellen Bereich bis 2011 um bis zu 80 % erwartet.

Wo gibt es noch Wachstumspotenzial?

Special Zukunft der Inkjet-Technologie

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Emiel Veenstra (Océ): Bei dem Druck auf starre Materialien. Alle Bereiche, in de-nen wir tätig sind, werden enorm wach-sen – auch auf Kosten der analogen Tech-nologie.

Rupert Pinzel (Mimaki-nbn GmbH): Hier sind vorrangig Applikationen mit (flexib-ler) UV-härtender Tinte zu nennen, die mit früherer Technik entweder technisch oder wirtschaftlich nicht erschlossen wer-den konnten. In der Werbetechnik z.B. Di-rektdruck auf Platten und andere unbe-schichtete Medien wie Glas oder Metalle. Industrielle Beispiele sind Folientastaturen und tiefgezogene Bauteile.

Zulieferer

Friedrich Goldner (Marabu): Inkjet hat in einigen Bereichen gute Wachstumschan-cen: Direct Mail (HP Web Press, Kodak Stream, Oce JetStream), Etiketten- und Verpackungsdruck, weiterhin großforma-tiger grafischer Druck, Textildirektdruck für mittlere Jobgrößen etc.

Thomas Pötz (�P InkJet Textiles): Beim Digitaldruck auf Textilien rechne ich mit dem größten Wachstumspotenzial.

Anwender/Analyst

Nicholas Hellmuth (FLAAR): Hier sind individuelle Dekorationen zu nennen – allerdings nicht beschränkt auf das Seg-ment Textilien, sondern auch in den Berei-chen Glas, Fließen, Tapeten etc. Billboards und Banner sind billige Massenwaren; das höchste Profit-Potenzial liegt heute und in der Zukunft bei Nischen-Applikationen.

Rainer Schmid (Stiefel Digitalprint GmbH): POS-Anwendungen haben

Wachstumspotenzial. Die verstärkte Nach-frage nach zunehmender Individualisierung zeigt sich deutlich in der Auftrags-lage, die sich auf diesem Ge-biet immer mehr von analogen Druckverfahren auf den Di-gitaldruck verlagert. Hier hat speziell der Textil-druck noch viel Po-tenzial.

U w e F i s c h e r (LPS Digitaldruck GmbH): Beim UV-Platten- und Rol-lendruck rechne ich mit dem größ-ten Wachstums-potenzial, jeden-falls dann, wenn die Systeme ausgereift sind. Davon sind sie beim jetzigen Stand aber noch weit ent-fernt.

Unbenannt-1 1 06.09.2007 10:54:49

SpecialZukunft der Inkjet-Technologie

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�0 SIP 1/2009

SIP: Welches ist der Bereich, mit dem Druckdienstleister den Löwenanteil ihrer Profite erwirtschaften? Ist es wirklich das Drucken selbst, oder sind es inzwischen doch eher das Fi-nishing bzw. andere Dienstleis-tungen?

Drucker-Produzenten bzw. Anbieter

Emiel Veenstra (Océ): So-wohl als auch. Manche Druck-dienstleister sind auf das Dru-cken spezialisiert und werden hier die höchsten Profite erwirt-schaften. Andere Dienstleister verkaufen ihre Dienstleistung oder Werbeanlagen und damit automatisch (aber zweitrangig) die Drucke. Die Weiterverarbei-

tung wird aber immer wichtiger werden.

Sinnvoll ist es für die Anbie-ter auch deshalb Finishing und weitere Dienstleistungen anzu-bieten, damit Preisvergleich – und infolge dessen Preisverfall – vermieden werden und eine Kundenbindung eintritt. Wei-terhin kann der Dienstleister in manchen Fällen sogar die Ar-beit von Werbeagenturen über-nehmen.

Wolfgang Hey (TEPEDE): Fra-gen Sie das die Dienstleister, die meisten wissen es selbst nicht. Alleine die Frage wie schnell ist denn der und wie viel dpi macht denn der…

Die Antwort gibt Oba-ma: „YES we can“ oder auf

deutsch: es geht nicht darum wie schnell, sondern dass ich es überhaupt machen kann. Di-ese Leistung bezahlt der Kun-de. Kundenbindung ist natürlich ein Thema. Dienstleister müs-sen anders als Präsidenten jeden Tag ihre Wähler erneut finden (schade eigentlich, oder?)

Wilko van Oostrum (Canon): Auffallend ist, dass eine einzel-ne Leistung nicht reicht. Wirt-schaftlich interessanter sind zu-sätzliche Dienstleistungen. Der Kunde wird den Dienstleister wählen, wo er alles komplett und fachkompetent erhält und ihm ein vollständiger Workflow angeboten wird. Dabei wird die Kundenberatung ein wichtiger Verdienstfaktor sein. Hier beste-hen die größten Chancen „Ge-schäft“ zu machen.

Guido Häussler (HP): Zur Profitabilität unserer Kunden kann ich keine Aussage ma-chen. Jedoch geben die digi-talen Produktionsmöglichkeiten heute dem Print Service Provi-der genügend Spielraum, um kreative markt- bzw. anwen-derspezifische Lösungen zu kre-ieren, die im Gesamtpaket sehr profitabel sind. Hierzu gehört der Zusatzservice, wie spezi-elles Finishing oder komplette Rack-Installationen, Verkauf

von selbsterstellten Produk-tideen, wie Taschen, Verklei-dungen, Verpackungsservice, etc. Wo die höchsten Mar-gen erzielt werden, hängt da-bei sehr stark vom jeweiligen Business-Modell des Dienst-leisters ab.

Michael Lackner (Durst): Die Geschäftskonzepte der einzel-nen Druckdienstleister sind sehr vielfältig. Es hat sich in den letz-

ten Jahren aber gezeigt, dass das Drucken alleine zuneh-mend keine erfolgreiche Ge-schäftsstrategie mehr ist. Die Betriebe entwickeln sich daher zu Gesamtdienstleistern für ihre Kunden und wickeln komplette Kampagnen ab.

Zulieferer

Wolfgang Pöhlau (Staedtler): Bei dieser Frage gibt es wohl kompetentere Ansprechpartner

Profite mit dem Drucken oder durch weiterführende Leistungen?

Special Zukunft der Inkjet-Technologie

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�1 SIP 1/2009

als STAEDTLER Ink Jet. Es ist aber ein of-fenes Geheimnis, dass der Hauptumsatz zwar mit dem Kernprodukt erzielt wird, ein großer Teil des Profits aber außerhalb des Kernprodukts. Nehmen Sie die Autoindus-trie! Mit Sonderausstattungen wie Navi-gationssystem etc. wird der Gewinn ge-macht.

Ralf Koenig (Re-gulus): Heute be-reits das Finishing; einfache Druckjobs stehen zu sehr un-ter Wettbewerbs-druck.

Thomas Pötz (�P InkJet Textiles): Das hängt ganz von Größe, Service und Ange-bot der jeweiligen Druckdienstleister ab. Mittlerweile ist das Angebot sehr unüber-sichtlich und vielfältig geworden, da gibt es vom 1-Mann Betrieb bis zu respektablen Mittelständlern eine sehr große Spannweite, entsprechend sind auch die erbrachten Leis-tungen sehr variabel. Ich kann mir durch-

aus vorstellen, dass bei aufwändigen Kon-fektionierungen und einem umfassenden Service dieser Anteil den des Druckens sehr wohl übersteigen kann.

Claude Tschäppeler/Julia Schütze (Ergo-Soft AG): Es ist das Gesamtpaket. Firmen, die funktionierende Lösungen für Kun-den verkaufen, werden überleben. Sich nur auf den Druck zu konzentrieren, um dann im Preiskampf unterzugehen, ist kei-ne zukunftsweisende Geschäftspolitik. Di-ese Firmen werden früher oder später Pro-bleme bekommen.

Anwender

Erich Regler (Regler GmbH): Das Dru-cken selbst kann es nicht mehr sein, wenn man sieht, welche Preise manche Kolle-gen machen.

Uwe Fischer (LPS Digitaldruck GmbH): Das wird von Unternehmen zu Unterneh-men unterschiedlich sein. Bei uns hält es sich in etwa die Waage – sowohl der Druck als

auch die Weiterverarbeitung und Monta-ge erwirtschaften den Profit.

Simon Pless (Erler-+Pless): Soweit man noch von Löwenan-teil sprechen kann, im Finishing etc.

Rainer Schmid (Stiefel Digitalprint GmbH): Das Drucken kann sehr profitabel sein, weil man mit wenig Manpower viel produzieren kann. Wer diesen Profit dann außer Haus in Finishing stecken muss, hat nicht viel davon. Wenn allerdings die Prei-se für das Drucken am unteren Limit sind, muss mehr durch das Finishing erwirtschaf-tet werden. Da hier aber auch mehr Perso-nal beschäftigt wird, kann nicht davon aus-gegangen werden, dass im Finishing der ganze Profit steckt. Je nach Job schlägt das Pendel Richtung Druck oder Finishing aus. Der Workflow muss vom Auftragseingang bis zur Lieferung und Montage stimmen. Dann kann aus jeder Produktionsstufe Ka-pital geschlagen werden.

SpecialZukunft der Inkjet-Technologie