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Intergenerationale Bindungen, Trauma und Dissoziation: Ursachen, Therapie und Prävention Karl Heinz Brisch Kinderklinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie Ludwig-Maximilians-Universität München

Intergenerationale Bindungen, Trauma und Dissoziation ... · Intergenerationale Bindungen, Trauma und Dissoziation: Ursachen, Therapie und Prävention Karl Heinz Brisch Kinderklinik

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Intergenerationale Bindungen, Trauma und Dissoziation:

Ursachen, Therapie und Prävention

Karl Heinz BrischKinderklinik und Poliklinik

im Dr. von Haunerschen KinderspitalAbteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie

Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen

© Copyright K. H. Brisch München 2011. Alle Rechte vorbehalten.

Übersicht• „Weitergabe“ von Bindungsmustern• Bedeutung der Gene• Bedeutung der „Umwelt“• Traumatische Erfahrungen• Wie entsteht Psychopathologie?• Zusammenspiel zwischen Genen, Umwelt und Verhalten• Wechselspiel mit Psychodynamik• Therapie• Prävention• Beispiele

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Bindung zwischen den Generationen

• Zusammenhang zwischen Bindung der Eltern und des Kindes– sichere Eltern mit sicheren Kindern

• Mutter-Kind ca. 75%• Vater-Kind ca. 65%

– unsichere Eltern mit unsicheren Kindern– traumatisierte Eltern mit desorganisierten Kindern– traumatisierende Eltern mit bindungsgestörten Kindern

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Wie entstehen Übergänge zur Psychopathologie?

• Gene sind eine basale Ausstattung für die Produktion von Proteinen– Körperliche Funktionen - GEHIRN– Verhaltensbereitschaften

• Aktivierung der Genexpression durch– Interaktions- und Umwelterfahrungen

• Regelkreisläufe und Feedback-Prozesse

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Gen-Expression - Regelkreislauf

• Erfahrungen im Bereich des Körpers, des Verhaltens, der Kognition und der Emotion verändern Gen-Aktivierung und Expression

• Beeinflussung der Protein-Produktion durch Interaktionserfahrungen

• Veränderungen in neuronalem Wachstum und synaptischen Verbindungen

• Einfluss auf psychisches Erleben und Verhalten

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Neuronales Wachstum (1)

• Produktion von neuronalem Wachstumshormon durch Gen-Aktivierung

• Aktivierung durch positive psychische Erfahrung– Feinfühlige Mutter-Kind-Interaktion

• Wachstum in synaptischen Verbindungen und Netzwerken

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Neuronales Wachstum (2)

• Blockierung durch negative Erfahrung– Deprivation– Misshandlung

• Hemmung des neuronalen Wachstums• Einfluss auf

– Motorik– Kognition– Verhalten– Affektausdruck und Regulation

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Stresshormon Cortisol

• Produktion des Stresshormons durch Aktivierung des Gens für Cortico-Releasing-Hormon in der Hypophyse

• Aktivierung der Genexpression durch Stresserfahrung– Z. B. in der Mutter-Kind-Interaktion

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Cortisol (2)

• Einfluss des Cortiols auf z. B.– Blutdruck– Immunabwehr– Blutzucker– Emotion – Depression– Kognitive Wachheit und Gedächtnis– Schrumpfung des Hippocampus bei Dauerstress

und hohen Cortisolwerten

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Psychodynamik• Mutter-Kind-Interaktion

– Einfluss auf neuronale Wachstumsprozesse mit Auswirkungen auf

– Motorik, Kognition, Verhalten, Affekt• Einfluss auf alle Verhaltensbereiche des Kindes• Einfluss auf die Wahrnehmung des Kindes durch

die Mutter• Einfluss auf mögliche mütterliche Projektionen

von eigenen Konflikten• Einfluss auf Verhalten der Mutter in der

Interaktion

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Psychodynamik und Gene

• Psychodynamik der Mutter – beeinflusst Verhalten der Mutter gegenüber dem Kind

• Erleben des mütterlichen Verhaltens durch Kind – beeinflusst Gen-Expression beim Kind

• Gen-Expression – beeinflusst die Hormonproduktion

• Hormone – beeinflussen z. B. neuronales Wachstum und Verhalten

• Verhalten des Kindes – beeinflusst wiederum die Mutter in ihrem Erleben

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Stress-Toleranz-Fenster und Gefühle

ÜÜbererregung bererregung ParasympathikusParasympathikus Dissoziation Dissoziation ERSCHLAFFUNG ERSCHLAFFUNG

ÜÜbererregung bererregung Sympathikus Sympathikus DissoziationDissoziationEINFRIERENEINFRIEREN

++

--

Modifiziert nach Lutz Ulrich Besser © Copyright Besser 2008

PanikPanikTodesangstTodesangst

Aktiviertes BindungsbedAktiviertes Bindungsbedüürfnisrfnis

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Traumatisierungen von Kindern sind die "Krebserkrankungen der Psyche"• Gravierende Gesundheitsschädigungen mit

– Sozialem Tod– Seelischem Tod– Körperlichem Tod

• Chronifizierung• Heilung ist mit speziellen stationären

therapeutischen Intensivkonzepten möglich

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Stationäre Intensiv-Psychotherapievon frühen Störungen

Komponenten der Behandlung– Körperliche Behandlung

– Sozialarbeit

– Milieutherapie

– Einzel- und Gruppenpsychotherapie

– Traumatherapie

– Pädagogik

„Lena“, 9 Jahre

Eine Behandlung aus der stationären Intensiv-Psychotherapie der

Kinderpsychosomatik

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Genetische Reparatur durch positive Umwelterfahrungen von

schwangeren Angstmäusen• Aufhebung der Angstreaktion durch angereicherte

Umwelterfahrung der schwangeren Mäuse• Übertragung der Effekte und genetischen

Veränderungen während der Embryogenese durch DNA-Methylierung auf Fetus

• Vererbung in die nächste Generation• Arai, J. A., et al. (2009). Neuroscience, 29, 1496-

1502.

SSICHERE AAUSBILDUNG

FFÜR EELTERN www.safe-programm.de

Karl Heinz BrischKinderklinik und Kinderpoliklinik

im Dr. von Haunerschen KinderspitalAbteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie

Ludwig-Maximilians-Universität München

SAFESAFE®®

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Multiplikatoren

• Weiterbildung in SAFE für Menschen, die mit Schwangeren, Eltern und Säuglingen arbeiten– Schwangerschaftsberaterinnen – Hebammen und Stillberaterinnen– Krankenschwestern– Geburtshelfer– Psychologen – Kinderärzte– Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten– Sprachheilpädagogen und Sprachtherapeuten – Und andere

SAFE SAFE -- MentorMentor -

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Ausbildung zum SAFE-Mentor

• Modul I: Pränatale Inhalte von SAFE• Modul II: Postnatale Inhalte von SAFE I• Modul III: Postnatale Inhalte von SAFE II• 1-2 Praxistage

– Erwachsenen-Bindungs-Interview– Video-Feedback-Technik– Fragebogen

• Traumatische Erfahrungen• Zertifizierung als "SAFE-Mentor"• Supervisionsgruppen

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www.base-babywatching.de

B.A.S.E.B.A.S.E.BabywatchingBabywatching

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Ein Präventionsprogramm zurVorbeugung von aggressiven und ängstlichen

Verhaltensstörungen

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Beziehungsprobleme heute -Beginn in der Kindheit?

• Antwort: JA!!!– Frühe Störungen in der Bindungsentwicklung mit ihren

Bezugspersonen führen zu späteren Beziehungsproblemen

• Veränderung ist möglich!!!• Veränderung durch

– neue Beziehungserfahrungen– Psychotherapie– PRÄVENTION

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Zusammenfassung• Behandlung von frühen Störungen sollte möglichst früh

beginnen• Intensiv-Psychotherapie• Bindungsfähigkeit • Affekt- und Impulskontrolle• Stressregulation• Soziale Integration• Immer Arbeit mit ALLEN im System auf der äußeren

UND inneren „Bühne“ (Eltern, Kinder, Jugendamt, Pädagogen, u.a.)

• Bio-psycho-soziale gesunde Entwicklung

Internationale Konferenz14. - 16. Oktober 2011 in München

Bindungen und Sucht

Information and Programm

www.khbrisch.deEmail an:

[email protected]

Internationale Konferenz12. - 14. Oktober 2012 in München

BINDUNG UND JUGENDINDIVIDUALITÄT, GRUPPE UND

AUTONOMIE

Information and Programm

www.khbrisch.de

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Frühe Kindheit – Brücken bauen: Wissenschaft und Praxis im Dialog• 17. Jahrestagung der GAIMH • German Speaking Association for Infant

Mental HealthDatum: 2. – 4. Februar 2012Ort: Universität Basel

• www.gaimh.org

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[email protected]