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9format magazine no 8
mung sowie des Denkens, Fühlens und Handelns er-
fasst und begreift. Frühere Erfahrungen werden frei
von Vorurteilen miteinbezogen und erweitert. Auch
ist die Bereitschaft zum Dazulernen sehr ausgeprägt.
Dabei geht es nicht allein um den Umgang mit
der fremden, sondern auch um den Umgang mit der
eigenen Kultur. Ein differenziertes Verständnis von
Kulturen bezieht sich auch auf das Bewusstsein, dass
die eigene eben nur eine unter vielen ist und die ei-
genen Normen und Werte nicht der einzig richtige
Weg sind, sich mit seiner Umwelt auseinanderzu-
setzen. Interkulturelle Kompetenz ist demnach nicht
eine Fähigkeit, sondern ein ganzes Bündel an Kom-
petenzen (s. Tabelle 1), die es einem ermöglichen,
adäquat und flexibel auf Situationen zu reagieren,
in denen die eigene mit einer anderen Kultur kon-
frontiert wird.
Bedeutung der interkulturellen Kompetenz für
die Polizeiarbeit
Im Rahmen einer Forschungsarbeit an der Zür-
cher Hochschule für angewandte Wissenschaf-
ten (ZHAW) wurde eine Online-Umfrage zu die-
sem Thema durchgeführt, welche von über 500
Polizisten/-innen aus der ganzen deutschsprachigen
Schweiz vollständig ausgefüllt wurde (Hirt, 2012).
Mehr als die Hälfte antwortete, dass 50–70 % aller
Personen, mit welchen sie beruflich regelmässig zu
tun haben, aus einem anderen Kulturkreis kommen
als sie selbst. 64 % der Befragten denken, dass inter-
kulturelle Kompetenzen für ihre Arbeit als Polizist/
-in wichtig oder sogar sehr bedeutend sind.
Interkulturelle Kompetenzen sind demnach un-
verzichtbar und finden ihre Anwendung in allerlei
unterschiedlichen Situationen. Sie werden als Teil
der Professionalität von Polizisten/-innen erwar-
tet. Wissen über andere Kulturen hilft diesen, ihre
Arbeit zu erledigen, schneller an benötigte Infor-
Interkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, mit Einzel-
personen und Gruppen anderer Kulturkreise angemes-
sen und erfolgreich zu interagieren und einen beidseitig
zufriedenstellenden Umgang miteinander zu finden.
Durch die fortschreitende Globalisierung nehmen die
Interaktionen zwischen Menschen aus unterschied-
lichen Kulturen immer mehr zu. Dies ist insbesonde-
re auch bei der Polizei der Fall: Schweizer Polizisten/
-innen haben in ihrem Berufsalltag immer häufiger
mit Personen aus fremden Kulturen zu tun. Um diese
Herausforderungen im Berufsalltag erfolgreich meis-
tern zu können, sind interkulturelle Kompetenzen für
Polizisten/-innen deshalb besonders wichtig. Aufbau-
end auf einer Studie an der Zürcher Hochschule für an-
gewandte Wissenschaften (ZHAW) mit 500 Polizisten/
-innen legt der Artikel dar, was unter interkultureller
Kompetenz zu verstehen ist, geht auf deren Bedeutung
für die Polizeiarbeit ein und zeigt auf, was bei der Schu-
lung im Allgemeinen zu beachten ist und wie diese kon-
kret an der Polizeischule Ostschweiz umgesetzt wird.
Interkulturelle Kompetenz in der PolizeiarbeitErkenntnisse und Ausbildung im Ostschweizer Polizeikonkordat
Roland Hemmi
Stadtpolizei Chur, Kommandant Stellvertreter
Begriffsbestimmung
Unter interkultureller Kompetenz wird die Fähigkeit
verstanden, mit Einzelpersonen und Gruppen ande-
rer Kulturkreise angemessen und erfolgreich zu in-
teragieren und einen beidseitig zufriedenstellenden
Umgang miteinander zu finden (Hirt, 2012). Diese Fä-
higkeit kann schon in jungen Jahren vorhanden sein,
aber auch entwickelt und gefördert werden, was als
interkulturelles Lernen bezeichnet wird. Die Basis für
erfolgreiche interkulturelle Kommunikation ist emoti-
onale Kompetenz und interkulturelle Sensibilität.
Interkulturell kompetent ist eine Person, die bei
der Zusammenarbeit mit Menschen aus ihr fremden
Kulturen deren spezifische Konzepte der Wahrneh-
INTERKULTURELLE KOMPETENZ IN DER POLIZEIARBEIT
10 format magazine no 8
INTERKULTURELLE KOMPETENZ IN DER POLIZEIARBEIT
mationen zu kommen und kann zu ihrer Sicher-
heit beitragen. Die grosse Herausforderung hier-
bei besteht darin, dass sie dennoch ihrer Rolle und
Aufgabe als Ordnungsbehörde gerecht werden.
Bei Interaktionen mit Menschen aus anderen
Kulturen ist es nicht nur hilfreich, sondern mitunter
auch unverzichtbar, zu verstehen, weshalb sie sich
in bestimmten Situatio-
nen anders verhalten als
Angehörige unseres Kul-
turkreises. Menschliche
Wahrnehmungs- und
Verhaltensmuster sind
kulturell verankert, ext-
rem vielfältig und je nach
Kultur anders. Aus der eigenen Sicht verhält sich das
Gegenüber aus einer anderen Kultur oft nicht rational,
nicht «normal». Umso wichtiger ist es, dass Polizisten/
-innen über ein Repertoire an interkulturellen Deu-
tungs- und Verhaltensmustern verfügen, auf das sie in
entsprechenden Interaktionen zurückgreifen können.
Es geht bei der interkulturellen Kompetenz nicht
darum, jede kulturelle Eigenheit eines Landes zu
kennen, doch sind Kenntnisse zu den wesentlichsten
Kommunikations- und Interaktionsformen eine gute
Orientierungshilfe bei der täglichen Arbeit. Insbe-
sondere, wenn im eigenen Einsatzgebiet bestimmte
Nationalitäten oder ethnische Gruppen überpro-
portional vertreten sind, ist es unabdingbar, sich mit
deren Kultur auseinanderzusetzen (s. z.B. Leenen et
al., 2005).1
Polizisten/-innen tendieren genauso zur Bildung
von Vorurteilen und Stereotypen wie andere Men-
schen auch. Aufgrund ihrer Tätigkeit sind sie jedoch
mehr zu Neutralität verpflichtet. Sie müssen folglich
einen Weg finden, eventuell vorhandene Vorurteile
oder Stereotype nicht handlungswirksam werden zu
lassen. Dazu gibt es einige Strategien, die Polizisten/
-innen in kritischen Situationen helfen können.
Grundsätzlich sind zwei Stufen polizeilichen Ein-
schreitens zu unterscheiden: der normale Alltagskon-
takt und die Konfliktsituation. Beim Alltagskontakt,
also in Situationen, in denen der Betroffene keine per-
sönlichen Konsequenzen zu befürchten hat, bezieht
sich die interkulturelle Kompetenz auf den normalen
zwischenmenschlichen Umgang und hat zum Ziel,
Missverständnisse zu vermeiden. In der Konfliktsitu-
ation hingegen müssen gegebenenfalls Massnahmen
getroffen werden, die dem Willen des Betroffenen
widersprechen, woraus sich verschiedene Probleme
ergeben können. Eine solche Situation bedeutet Stress
für alle Beteiligten und mit zunehmendem Stresslevel
fallen rationale Überlegungen schwerer. So können
Reaktionen, die aufgrund unterschiedlicher kultureller
Hintergründe vielleicht anders als gewohnt ausfallen,
von beiden Seiten schwerer eingeschätzt werden. Da
die emotionale Beteiligung oft hoch ist, dominieren
zudem (auf beiden Seiten) häufig Ängste und Bedro-
hungsgefühle.
Interkulturelle Kompetenz schulen – aber wie?
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein begabter Musi-
ker und planen, am Abend in der Altstadt mit einem
Strassenkonzert ein paar Franken zu verdienen. Wie
bringen Sie möglichst viele Personen dazu, Geld in
Ihren Hut zu werfen? So ähnlich gestaltet sich die
Ausgangslage, wenn Sie eine Schulung zur Stär-
Polizisten/-innen tendieren genauso zur Bildung von Vorur-
teilen und Stereotypen wie andere Menschen auch. Aufgrund ihrer
Tätigkeit sind sie jedoch mehr zu Neutralität verpflichtet.
Persönliche Kompetenzen
Soziale Kompetenzen
Kulturallgemeine Kompetenzen
Kulturspezifische Kompetenzen
Belastbarkeit Differenzierte und realisti-sche Selbstwahrnehmung und -einschätzung
Bewusstsein, dass das menschliche Denken und Handeln generell von Kultur abhängig ist
Sprachkompetenz
Unsicherheitstoleranz Fähigkeit, verschiedene As-pekte der eigenen Persönlich-keit flexibel einzusetzen
Fähigkeit zur interkulturellen Kommunikation
Interkulturelle Vorerfahrungen
Gedankliche Flexibilität Fähigkeit, andere Perspekti-ven einzunehmen
Vertrautheit mit Akkultura-tionsvorgängen
Spezielles Wissen zur Interpre-tation von Verhaltensweisen
Offenheit für Erfahrungen
Tabelle 1: Kompetenzen mit interkultureller Relevanz (nach HfPolBW 2016)
1 Prof. Dr. Wolf Rainer Leenen war unter anderem Leiter des For-schungsschwerpunktes und der Kompetenzplattform «Migration, Interkulturelle Bildung und Organisationsentwicklung» an der FH-Köln. Heute ist er 1. Vorsitzender des Kölner Instituts für in-terkulturelle Kompetenz (KIIK).
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INTERKULTURELLE KOMPETENZ IN DER POLIZEIARBEIT
kung der interkulturellen Kompetenz von Polizisten/
-innen planen. Wie können Sie erwirken, dass sich
am Schluss der Ausbildung möglichst viele Mitarbei-
tende bei interkulturellen Begegnungen möglichst
kompetent verhalten?
Wirkungsfaktor «Information»
Eine weit verbreitete Annahme lautet, dass zusätzli-
ches Wissen bei Menschen zu einer Verhaltensände-
rung führt. Wir gehen davon aus, dass Polizisten/-innen
durch Informationen zu anderen Kulturen sensibilisiert
werden, sich in einem entscheidenden Moment an
diese Informationen erinnern und sich dadurch kul-
turell kompetent verhalten (beispielsweise, indem sie
den Stressfaktor «Fasten» erkennen und in ihre opera-
tive Tätigkeit miteinbeziehen). Die Wirkungsforschung
zeigt aber, dass reine Informationsvermittlung für eine
Verhaltensänderung lediglich eine untergeordnete Rol-
le spielt (Leenen et al., 2005). Oft kann man im ent-
scheidenden Moment nicht anwenden, was man in
der Theorie eigentlich weiss.
Wirkungsfaktor «Einstellung»
Eine weitere Annahme lautet, dass Menschen ihr Ver-
halten ändern, wenn es gelingt, ihre Einstellung zu än-
dern. Im konkreten Fall würde dies bedeuten, dass in-
terkulturell kompetente Handlungen wahrscheinlicher
sind, je offener die Haltung einer Person gegenüber
anderen Kulturen ist. In diesem Sinn wäre beispiels-
weise der Austausch zwischen der Polizei und Kultur-
vereinen oder Sachverständigen anderer Religionen
zu fördern. Durch direkte Begegnungen wird neben
Wissen auch Verständnis und Empathie gefördert. Da-
durch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass wäh-
rend eines Polizeieinsatzes die kulturell heiklen Fak-
toren als solche erkannt und berücksichtigt werden.
Die Resultate der Wirkungsforschung deuten
aber darauf hin, dass dieser Zusammenhang eher in
umgekehrter Richtung verläuft. Mit solchen Mass-
nahmen werden am ehesten Personen erreicht, die
schon sensibilisiert sind und aus früheren Erfahrun-
gen bereits eine offene Grundhaltung gegenüber
anderen Kulturen mitbringen (Leenen et al., 2005).
Für die Planung und Gestaltung von Schulungen
zu interkultureller Kompetenz bei Polizisten/-innen
bedeutet dies, dass der grösste Erfolg zu erwarten ist,
wenn die Wirkungsfaktoren praxisbezogen kombi-
niert werden. Konkret werden dazu kulturell sensib-
le Situationen aus dem Polizeialltag identifiziert und
den Lernenden in der Ausbildung ein kompetentes
Verhalten demonstriert. Nach Möglichkeit lässt man
sie dies anhand von Simulationen oder praktischen
Beispielen auch selbst erleben. Der Einsatz von
Demonstrationsvideos kann deshalb ein wirksames
Schulungsmedium sein. Es erübrigt sich auch der
Anspruch, dass sämtliche Mitarbeitende eine ent-
sprechende Weiterbildung durchlaufen müssen, da
der sogenannte role mo-
del effect (Vorbildfunk-
tion) durchaus greifen
kann. Der Effekt sorgt
dafür, dass die Schulung
von Schlüsselpersonen
aus relevanten Einheiten
als role models automa-
tisch zu einer Verbreitung kompetenter Handlungen
beiträgt. Einen Kernpunkt in der Ausbildung bilden
sicherlich die Vorgesetzten aller Stufen (Leenen et
al., 2005).
Was können Sie also tun, wenn Sie heute Abend
in den Strassen musizieren? Den grössten Erfolg ha-
ben Sie vermutlich, wenn Sie einen Kollegen anstel-
len, der ab und zu ein paar Geldstücke in Ihren Hut
wirft. Es ist umso wahrscheinlicher, dass ein fremder
Gast Geld aus seiner eigenen Tasche nimmt, je öfter
jemand anders vor ihm demonstriert hat, dass dies
ein erwünschtes Vorgehen ist (Stamm, 2017).
Interkulturelle Kompetenz an der Polizeischule
Ostschweiz
Wenn nun also interkulturelle Kompetenzen für die
Polizeiarbeit so bedeutend sind, wie steht es aktuell
um diese Kompetenzen bei Schweizer Polizisten/
-innen? Die Umfrage an der ZHAW hat ergeben,
dass die subjektive Wahrnehmung der Polizisten/
-innen bezüglich ihrer interkulturellen Kompetenz
sich folgendermassen präsentiert: 7.9 % der Be-
fragten halten ihre interkulturellen Kompetenzen
für «schlecht» oder «sehr schlecht». 44.2 % haben
geantwortet, dass sie ihre eigenen interkulturellen
Kompetenzen als «neutral» einschätzen würden und
weitere 47.9 % halten ihre Kompetenzen in diesem
Bereich sogar für «gut» bis «sehr gut» (Hirt, 2012).
Im Herbst 2006 startete die Eidgenössische Kom-
mission gegen Rassismus (EKR) eine Initiative, um
Polizeikorps und Ausbildungsstätten der Polizei dafür
zu gewinnen, die Thematik «interkulturelle Konflikte
und Rassismus» in ihre Grundausbildungen und Wei-
Der [role model effect] sorgt dafür, dass die Schulung von Schlüsselpersonen aus relevanten Einheiten [...] zu einer Verbrei-tung kompetenter Handlungen beiträgt.
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INTERKULTURELLE KOMPETENZ IN DER POLIZEIARBEIT
terbildungen aufzunehmen (EKR, 2007). Die EKR ver-
wies dabei auf die positiven Erfahrungen, welche das
Schweizerische Ausbildungszentrum für Strafvollzug
in einer entsprechenden Weiterbildung im Jahr 2006
in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für
interkulturelle Konflikte (TikK) gemacht hatte.
Im August 2008 wurden zu diesem Thema an der
Polizeischule Ostschweiz mit den Schülern/-innen des
Lehrgangs 2007/2008 Workshops durchgeführt, in de-
ren Rahmen klar wurde, dass ein von anderen Unter-
richtseinheiten isoliertes Modul «Interkulturelle Kom-
petenz in der Polizeiarbeit» nicht sinnvoll war. Zudem
wurde die Thematik im be-
stehenden Lehrplan in den
Fächern «Menschenrecht/
Ethik», «Community Poli-
cing», «Häusliche Gewalt»
und «Psychologie» bereits
ansatzweise behandelt.
Um eine klare thematische
Ausrichtung und Botschaft
vermitteln und unnötige Doppelspurigkeiten vermei-
den zu können, war jedoch eine fächerübergreifende
Implementierung des Themas notwendig.
Als thematische Orientierung diente dem Pro-
jektteam das Modell «Interkulturelle Kompetenz
in der Polizeiarbeit» des TikK (s. Grafik 1). Diese
Fachorganisation wurde als externe Begleiterin im
Projektteam aufgenommen. Während des gesamten
Prozesses der thematischen Aufarbeitung und Ent-
wicklung des Unterrichtsstoffs wurde ausserdem ein
enger Kontakt zur Fachstelle für Rassismusbekämp-
fung des Bundes gepflegt und periodisch in einem
Reporting die geplante Zielausrichtung abgeglichen.
Auf der Grundlage der zuvor genannten Wir-
kungsfaktoren und des Modells der interkulturellen
Kompetenz des TikK wurden die Lektionen an der
Polizeischule Ostschweiz aufgebaut. Aktuell umfasst
das Fach «Interkulturelle Kompetenz» insgesamt
18 Lektionen, welche fixer Bestandteil der Unter-
richtsplanung sind. Der Unterricht wird durch zwei
Polizeioffiziere des Ostschweizer Polizeikonkordats
vermittelt. Beide haben bei der Konzeptentwick-
lung mitgearbeitet und unterrichten das Fach seit
2008. Das TikK, welches ebenfalls bei der Konzept-
entwicklung mitgewirkt hat und in früheren Jahren
auch selbst an der Polizeischule unterrichtete, stellt
seine Organisation in einer Unterrichtseinheit per-
sönlich vor. Im Rahmen des Unterrichts findet auch
ein Besuch einer Moscheegemeinde statt. Das Fach
hat im Rahmen der Berufsprüfung zu den Fächern
«Community Policing», «Menschenrecht/Ethik» oder
«Häusliche Gewalt» wichtige Schnittstellen.
2016 liessen sich die politischen Vorgesetzten,
die Sicherheitsdirektoren/-innen der Ostschweiz
sowie die Kommandanten des Ostschweizer Poli-
zeikonkordats anlässlich des Unterrichtsbesuchs der
Schulklassen bei einer Moscheegemeinde durch
den Fächerchef 1:1 über die Ausbildung informieren.
Mit ihrem Besuch, aber auch mit den getätigten Aus-
sagen haben sie die Wichtigkeit dieser Ausbildungs-
thematik klar untermauert.
Um eine klare thematische Ausrichtung und Botschaft
vermitteln und unnötige Dop-pelspurigkeiten vermeiden zu können, war [...] eine fächer-
übergreifende Implementierung des Themas notwendig.
?
Orientierung zu:• Migration• Schweiz und Zuwanderung• Herkunftsländern• Kultur, Interkultur, Religionen, Rassismus• Gesetzlichen Grundlagen
Sozialkompetenzen:• Ich reflektiere…• Ich suche den Faden zum Gegenüber.• Ich nehme die Intimgrenze des Gegenübers wahr und überschreite sie nicht.
Handlungskompetenzen:• Wie reagiere ich, wenn der Vorwurf an mich oder meine Arbeitskollegen/-innen gemacht wird, wir seien Rassisten?• Was mache ich, wenn ich in meiner Organisation Rassismus feststelle?
Handlungskompetenzen:• Wie gehe ich mit unerwartetem Verhalten der Klientel um?• Wie kann ich meinen Auftrag wahrnehmen, wenn die Kommunikation mit der Klientel wegen sprachlicher Schwierigkeiten erschwert oder unmöglich ist?
Grafik 1: Interkulturelle Kompetenz in der Polizeiarbeit, Modell des TikK
13format magazine no 8
INTERKULTURELLE KOMPETENZ IN DER POLIZEIARBEIT
Ab dem Lehrgang 2018/2019 steht dem Instrukto-
renteam erstmals ein neues Script/Lehrmittel zur Ver-
fügung, welches durch die Fachlehrer und das TikK
in Zusammenarbeit mit der Polizeischule Ostschweiz
entwickelt wurde. Das neue Lehrmittel wurde vorgän-
gig der Konferenz der Ostschweizer Polizeikomman-
danten vorgestellt. Diese haben ihre Überzeugung
der Wichtigkeit dieser Ausbildung an der Polizeischu-
le Ostschweiz mit der Auftragserteilung für die Erstel-
lung dieses Lehrmittels klar zum Ausdruck gebracht.
Dies ist ein Meilenstein in der Ausbildung der
interkulturellen Kompetenz im regionalen Ausbil-
dungszentrum des Ostschweizer Polizeikonkordats
in Amriswil. Anzumerken gilt noch, dass die Bundes-
fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) jährlich
mittels eines Berichts der Polizeischule Ostschweiz
über die in der Ausbildung behandelten Themen in-
formiert wird. Auch dies soll zur Qualitätssicherung
in dieser Thematik beitragen.
Literatur
Eidgenössische Kommission gegen Rassismus [EKR] (2007), Jahresbericht 2006 Eidgenössische Kommission gegen Rassismus, Bern: EKR.Hirt, Thomas (2012), Culture Training in Law Enforcement, Bachelorarbeit, Zürich: ZHAW.Hochschule für Polizei Baden-Württemberg [HfPolBW] (2016). Institut für Ausbildung und Training Biberach, «Umgang mit
RiassuntoLe competenze interculturali nel lavoro di polizia
La competenza interculturale è la capacità di intera-
gire in modo adeguato con singole persone e singoli
gruppi provenienti da altre culture e di instaurare un
rapporto soddisfacente tra le parti. La crescente glo-
balizzazione favorisce l’incremento delle interazioni
tra persone provenienti da diverse sfere culturali.
Questo riguarda in particolare anche la polizia: nel
loro lavoro quotidiano, gli agenti di polizia svizze-
ri interagiscono sempre di più con persone prove-
nienti da culture straniere. Per poter superare que-
ste sfide quotidiane, è fondamentale che gli agenti
di polizia dispongano di competenze interculturali.
Basandosi su uno studio svolto dalla Zürcher Ho-
chschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW)
che ha coinvolto 500 agenti di polizia, l’articolo
si propone di mostrare cosa si intende con com-
petenza interculturale, approfondisce il significato
di questo concetto per il lavoro svolto dalla po-
lizia e illustra gli aspetti da considerare nella for-
mazione in generale e come metterli in pratica
presso la scuola di polizia della Svizzera orientale.
ausländischen Mitbürgern und Asylbewerbern», Lerndokumentation Psychologie, Villingen-Schwenningen: HfPolBW.Leenen, Wolf Rainer, Harald Grosch, Andreas Gross (Hrsg.) (2005), Bausteine zur interkulturellen Qualifizierung der Polizei, Münster: Waxmann.Stamm Sybille (2017), Newsletter Perspektiven Migration. Verfügbar: www.markmoser.ch/newsletter/ (Zugriff am 10.01.2019).
RésuméLes compétences interculturelles dans le travail
de la police
Les compétences interculturelles représentent l’apti-
tude à interagir avec des individus et des groupes de
personnes issus d’autres cultures de manière à parvenir
à une entente qui soit satisfaisante pour les deux parties.
La mondialisation croissante entraîne une intensifica-
tion des interactions entre personnes de cultures diffé-
rentes. Cela se répercute notamment sur le travail de la
police. En effet, les policiers·ières suisses ont toujours
plus à faire à des personnes de tous horizons culturels.
D’où l’importance pour les policiers·ières de
savoir déployer des compétences interculturelles
au cours de leurs missions quotidiennes. Repre-
nant une étude sur 500 policiers·ières menée au-
près de la Haute école des sciences appliquées
de Zurich (ZHAW), l’article offre une définition
des compétences interculturelles. Il se penche,
par ailleurs, sur son importance pour le travail de
la police, sur les aspects à observer en matière de
formation et sur l’enseignement concrètement dis-
pensé à l’École de police de Suisse orientale.