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Dokumentation Kinder- und Jugendprojekt Internationaler Musikwettbewerb Köln Laufzeit des Projekts: 01.03. – 30.11.2011 Projekt-Nr. K-10-2-031

Internationaler Musikwettbewerb Kölnimwk.hfmt-koeln.de/fileadmin/redaktion/downloads/IMWK... · 2012. 5. 23. · _ Dieter Bohlen immer Kritik _ Frau: alles gut _ Mann stimmt Bohlen

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  • DokumentationKinder- und Jugendprojekt

    InternationalerMusikwettbewerbKöln

    Laufzeit des Projekts: 01.03. – 30.11.2011Projekt-Nr. K-10-2-031

  • Inhalt

    1. Projektbeschreibung

    1.1 Kurzbeschreibung

    1.2 Beteiligte

    1.3 Zeitraum

    2. DokumentationexemplarischerUnterrichtseinheiten

    2.1 ZusammenfassungdererstenUnterrichtseinheit

    2.2ZusammenfassungderzweitenUnterrichtseinheit

    2.3ZusammenfassungderdrittenUnterrichtseinheit

    2.4ZusammenfassungderviertenUnterrichtseinheit

    2.5ZusammenfassungderfünftenUnterrichtseinheit

    2.6ZusammenfassungdersechstenUnterrichtseinheit

    2.7ZusammenfassungdersiebtenUnterrichtseinheit

    2.8ZusammenfassungderachtenUnterrichtseinheit

    2.9ZusammenfassungderneuntenUnterrichtseinheit

    3. ProbenbesuchederFinalrunde

    3.1 BewertungderFinalisten

    3.2ErmittlungderPreisträger

    3.3Preisübergabe

    4. InterviewsmitJurymitgliedernundTeilnehmern

    4.1InterviewmitausgewähltenJurymitgliedern

    4.2InterviewmitausgewähltenTeilnehmernderFinalrunde

    5. Reflexionen

    5.1ReflexionenderSchülerinnenundSchüler

    5.2ReflexionenderLehrer

    5.3ReflexionenderStudierendenundderProjektleitung

    6. Verbesserungsvorschläge

    füreinEducation-ProjektzumnächstenIMWK

    7. Fazit

    566

    78

    11 12

    1516181921

    232424

    2631

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    37

    38

  • Imwk kinder- und Jugendprojekt Projektbeschreibung IMWK

    1.1Kurzbeschreibung

    Das Projekt ist eine Kooperation der Hochschule für Musik und Tanz Köln, vertreten durch die Projektlei-tung Frau Prof. Dr. Corinna Vogel und Studierende der Musikpädagogik, dem Ursulinengymnasium und dem Hildegard-von-Bingen-Gymnasium Köln, vertre-ten durch zwei Klassen der Jahrgangsstufe 9 und ih-ren Musiklehrern.

    An der Hochschule für Musik und Tanz Köln findet in regelmäßigen Abständen (alle drei Jahre) ein inter-nationaler Solowettbewerb in den Kategorien Ge-sang, Klavier und Violine (IMWK) statt. Die Preisträ-ger der Wettbewerbe werden von einer renommier-ten, international besetzten Jury in mehreren Durch-gängen ausgewählt. Zusätzlich zu den Gewinnern der jeweiligen Instrumentengattung wird ein Publikums-preis vergeben. Das Abschlusskonzert findet in der Kölner Philharmonie statt.

    Das Jugendprojekt setzt sich zum Ziel, Jugendliche mit unterschiedlichem Bildungshintergrund einer-seits allgemein für die sogenannte »ernste« Musik und den professionellen Konzerttrieb zu interessieren, an-dererseits ganz speziell über musikalische Wettbe-werbe zu informieren.

    Ziel des Projekts ist es, die Schülerinnen und Schüler, vermittelt durch Studierende der Musikpädagogik, _ für die so genannte »ernste« Musik,_ den Konzertbetrieb und Musikwettbewerbe im Bereich der so genannten Klassik sowie _ die qualitative Bewertung von Musik anhand von Bewertungskriterien zu sensibilisieren.

    Schülerinnen des Ursulinengymnasiums entwickeln Fragestellungen für die Interviews

    54

    wenn man das bildsieht, scheinen die tönenicht mehr schief.AussageeinerSchülerinbeiderAnsichteinesVideos

  • 76

    IMWK Kinder- und Jugendprojekt Dokumentation IMWK

    1.2Beteiligte

    10 Studierende der HfMT Köln aus den Studiengängen _ Lehramt Musik_ Bachelor of Music in Education mit dem Schwerpunkt Instrumental- bzw. Gesangspädagogik_ Bachelor of Music in Education mit dem Schwerpunkt Elementare Musikpädagogik

    Die Studierenden haben entweder das Berufsziel _ Lehrer für das Fach Musik in der Sekundarstufe 1 und 2 oder_ Musiklehrer an Musikschulen mit dem Schwerpunkt im Gruppen- und Klassenmusizieren

    33 Schülerinnen der Klasse 9 a des Ursulinengymnasiums Köln Herr Andreas Förster, Musiklehrer der Klasse

    30 Schülerinnen und Schüler des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums Herr Oliver Stratmann, Musik-Referendar der Klasse

    Projektleitung und Verbindungsperson: Prof. Dr. Corinna Vogel

    2DokumentationexemplarischerUnterrichtseinheiten

    In der vorbereitenden Phase (Juli 2011) wird gemeinsam mit den Jugendlichen die Thematik der internationalen Wettbewerbe erarbeitet. Ab September 2011 werden Bewertungskriterien erarbeitet, sowie die Interviews und die Proben- bzw. Konzertbesuche vorbereitet.

    2.1ZusammenfassungdererstenUnterrichtseinheit(3Unterrichtsstunden):

    Zunächst werden verschiedene Aspekte von Wettbewerben gemeinsam mit den SchülerInnen herausgearbeitet. Was ist Sinn, Zweck und Ziel eines Wettbewerbs? Welche Wettbewerbe mit welchen Bewertungskri-terien sind den SchülerInnen bekannt?

    1.3Zeitraum

    01.03. - 01.07.2011: _ Vorbereitende Recherche der Studierenden zum IMWK sowie zu den Musikstücken der Endrunden _ Vorbereitung der Unterrichtseinheiten

    01.07. - 15.07.2011 _ Unterrichtseinheiten in den beteiligten Schulen (Detaillierter Zeitplan s.u.)

    12.09. - 30.09.2011 _ Unterrichtseinheiten in den beteiligten Schulen _ Besuch der Proben der Endrunden des IMWK _ Durchführung der Interviews mit ausgewählten Teilnehmern und Jurymitgliedern

    01.10. und 2.10.2011 Besuch der Preisträgerkonzerte

    03.10. - 31.12.2011 Auswertung und Reflexion

    01.01. - 31.01.2012 Fertigstellung der Dokumentation

    Das Projekt ist ein Pilotprojekt der

    Hochschule für Musik und Tanz Köln.

    Da das Projekt in der Durchführung und

    Auswertung sehr erfolgreich war, ist ein

    Kinder- und Jugendprojekt (Education-

    Projekt) für den nächsten IMWK in

    der Planung.

    Folgende Aufstellung dient als Diskussionsgrundlage:

    Bewertungskriterien in Wettbewerben

    Musikwettbewerbe:Allgemeine Kriterien_ Künstlerische Gestaltung/Interpretation/Kreativität_ Auseinandersetzung m. d. dargebotenen Werk/Stilistik_ technisch-musikalisches Können_ Qualität des Zusammenspiels_ Bühnenwirksamkeit/-präsenz_ Überzeugungskraft_ Auswahl des Programms (nach Leistungsniveau)_ Sicherheit

    Technisch-musikalische Kriterien_ Grundstimmung/Intonation_ Ton- und Klangqualität_ Phrasierung und Artikulation_ Rhythmik und Zusammenspiel_ Dynamik und Klangausgleich_ Tempo und Agogik

    Tanzwettbewerbe:_ Tanztechnik_ Zänzerische Darbietung_ Figurenausführung_ Interpretation

    Sportwettbewerbe:_ Technik_ Geschwindigkeit_ Ausdauer_ Höhe_ Weite

    Lachwettbewerbe:_ Bestes diabolischstes Lachen_ Ansteckendstes Lachen

    Bartwettbewerbe:_ Natürlichkeit_ Bart darf nicht ins Kopfhaar integriert sein_ kreative Gestaltung

    Schreiwettbewerbe:_ Lautstärke

    Schülerinnen und Schüler des Hildegard-von-Bingen- Gymnasiums erarbeiten Bewertungskriterien

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    IMWK Kinder- und Jugendprojekt Dokumentation IMWK

    Die Kriterien werden erklärt und diskutiert. Eine Fokussierung auf mu-sikalische Wettbewerbe findet durch die in der Diskussion von den SchülerInnen häufig genannten Shows »Deutschland sucht den Super-star« und »Supertalent« statt.

    Bewertung von zwei Musikvideos

    Um typisch musikalische Kriterien von u.a. sportlichen Kriterien zu un-terscheiden sehen und hören die SchülerInnen den Hummelflug von Rimski-Korsakow. Einmal interpretiert von einem zwölfjährigen Jungen, einmal gespielt von David Garrett auf Zeit (in der RTL-Guiness World Record Show; eingestellt auf »myvideo« am 20.12.2008)

    Im Anschluss wird darüber diskutiert, ob es allein auf Tempo an-kommt, wie wichtig die persönliche Ausstrahlung ist und was neben der Technik noch zählt. Begriffe wie »Musikalität«. »Gestaltung« und »Ehr-lichkeit« werden genannt.

    Als zweites Videobeispiel wird ein von Toyota entwickelter Geige spielender Roboter gezeigt (eingestellt auf »clipfish.de« am 02.02.2008). Wieder schließt sich die Diskussion an, ob das Spiel musikalisch zu nen-nen ist, ob es eine gute Leistung ist, ob das Stück auch ohne persönlich-menschliche Ausstrahlung wirkt. Sehr interessant waren die unter-schiedlichen Argumentationslinien zwischen Mädchen und Jungen: Während die Mädchen das Spiel fast durchweg ablehnten, weil es zu me-chanisch sei und »nicht schön« klinge, würdigten die Jungen die Leis-tung der Programmierer, die den Roboter so gut programmiert hatten bzw. überhaupt so einen Roboter entwickelt haben, der dazu in der Lage ist, Geige zu spielen.

    Als Ergebnis der Diskussionen wird festgehalten: Musikalische Wett-bewerbe unterscheiden sich von sportlichen Wettbewerben durch As-pekte, die man schwierig bewerten kann. Was ist Musikalität? Was be-deutet »gute Klangqualität«? Wie bewertet man die Persönlichkeit, Aus-strahlung und Perfomance von Musikern?

    2.2ZusammenfassungderzweitenUnterrichtseinheit(3Unterrichtsstunden):

    Um diesen Fragen weiter nachzugehen wurde in der 2. Unterrichtsein-heit Videos von DSDS und »Supertalent« zunächst ohne Bild, dann mit Bild gezeigt. Zum Einstieg wird ein Musikbeitrag des Wettbewerbs »Deutschland sucht den Superstar« (DSDS) gezeigt.

    Die Schüler bewerten den Beitrag, während die Lehrperson auf die Kriterien eingeht (»Woran macht ihr das fest?«, »... das zielt auf den Schwierigkeitsgrad des Stückes ab«)

    Die Schüler geben qualifizierte Kommentare ab bezüglich Vibrato, Stimmausbildung, Stimmfarbe, Wiedererkennungswert, Musikrichtung der Stückes, Tonspektrum usw.

    Im Anschluss erfolgt die Erarbeitung von:

    a) visuellen Kriterien:_ Performance_ Aussehen_ Ausstrahlung

    b) akustischen Kriterien:_ Individualität der Stimme_ Tonspektrum_ Intonation_ Technik_ Klangfarbe_ Aussprache_ mit Gefühl musizieren

    c) persönlichen Kriterien:_ Schicksal_ Aussehen_ Persönlichkeit_ Lebensgeschichte_ Ausstrahlung

    Die Diskussion kommt auf die Ziele der Sendung:_ hohe Einschaltquoten_ Unterhaltungswert_ Vermarktung/Marketing_ Geld

    Den SchülerInnen ist sehr bewusst, dass es in die sen Shows nicht primär um musikalische Qualitäten geht. Weit reflektierter und kritischer als angenommen, steht ein Großteil der SchülerInnen in Distanz zu die-sen Shows.

    DieSchülerInnenmeinungenzumBeitrag,ohnedenMusikerzusehen(nurTon):_ bestimmt ein affektierter Typ_ nicht mein Musikstil_ konnte einigermaßen singen_ nicht tolle Stimmfarbe_ Töne gezittert_ ich mochte die Stimme_ keine Stimmtechnik, kein Vibrato, keine ausgebildete Stimme_ ganz in Ordnung, nicht schief gesungen_ normale Stimme, keine besondere Stimme, nicht herausstechend, kein Wiedererkennungswert_ nicht unser Musikgeschmack –> besonders kritisch_ kein breites Tonspektrum, leichte Melodie_ eintönig

    DieSchülermeinungenzumVideomitBild:_ eintönige Performance_ wenig bewegt_ Dieter Bohlen immer Kritik_ Frau: alles gut_ Mann stimmt Bohlen zu_ Schüler bewerten plötzlich verstärkt das Äußere (Gesamtpaket, äußere Erscheinung)_ Fokus wird erneut auf die Kritiken gelenkt, nach denen der Sänger mutmaßlich bewertet werden sollte_ Schülerkommentar: »Früher wäre er besser angekommen, als heute.«

    Fazit: Es gibt bei den Castingshows

    eine Entwicklung weg von der Qualität des

    Gesangs hin zur performativen Leistung.

    Die SchülerInnen sehen die Shows und die

    Bewertungskriterien kritisch und kommen

    zu einer Bewertung der DSDS-Kriterien:

    _ geht um Show, nicht um Gesang_ Entwicklung bewertet_ Kritik hat nichts mit Singen zu tun_ keine Kriterien, nicht auf Gesang eingegangen_ im Finale sowieso keine Kriterien, keine Kritik, um sich weiterzuentwickeln_ nicht inhaltlich, keine Kriterien_ Sprüche für Publikum, lustige Sprüche/Beleidigung_ Aussehen_ nichts zum Gesang, man weiß nicht, was er macht_ Schicksalserzählungen –> Mitleid_ Schweres Schicksal ist Voraussetzung um teilzunehmen, Vermarktung des persönlichen Schicksals

  • Imwk kinder- und Jugendprojekt

    1110

    Dokumentation IMWK

    Um die Bewertungskriterien der Jury von DSDS und »Supertalent« zu veranschaulichen wird den SchülerInnen eine Zusammenfassung von Kommentaren verschiedener Shows vorgestellt:

    Zitate aus Wettbewerben

    HeidiKlum(Germany’sNextTopmodel)inder3.Staffel2008»Du bist wie eine mäßige Mahlzeit: Ganz lecker, aber ziemlich fad.«»Ein kleines Bisschen sieht sie aus wie ein geprügelter Hund!«

    HeidiKlum(Germany’sNextTopmodel)inder4.Staffel2009:»Bist du schwanger geworden, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben?«»Wackel mal mit deinem Hintern. Wackeln, wackeln, wackeln.«»Tessa, mach’ ein bisschen mehr sexy. Du siehst im Moment aus, als ob du ein bisschen besoffen wärst.«»Ich mach mir Sorgen bei dir. Top-Kunden möchten niemanden haben, der so negativ daherlabert.«»Du hast Potenzial, aber bist so tollpatschig und hast kein Gefühl für deinen Körper – und es nicht wirklich besser geworden.«

    PeymanAmin(Germany’sNextTopmodel)inder4.Staffel2009:»Letztendlich ist es so, dass eine Schaufensterpuppe mehr Leben hat als du.«

    BruceDarnell(Germany’sNextTopmodel)inder1.Staffel2006:»Ich will nicht 100%, ich will 200%!«»The Jacket was Good, the Walking was Shit and the Face was Horrible«

    BruceDarnell(Germany’sNextTopmodel)inder2.Staffel2007:»Die Handetasche war wirklich tot. Und wenn eine Frau eine Handetasche hat, mit Geld drin, die muss einfach lebendig sein. Die Handetasche muss au leben.«

    Sido(Popstars)inder7.Staffel2008:»Ich will dir keine Hoffnungen machen. Lern einen Beruf, aber nicht singen!«»Wenn man so viele Takte singt und nicht einen Ton trifft, bringt das nüscht.«»Du solltest singen für Leute, die sich umbringen möchten.«»Ich bin gerade vor Scham im Boden versunken. Fremdschämen, kennst du das?«»Was bringt dir Selbstbewusstsein ohne etwas, dessen du dir bewusst sein kannst?«

    Detlef»D«(Popstars)inder7.Staffel2008:»Du singst, als hättest du eine Zwangsjacke an, aus der du nicht raus kommst!«»Du musst auf Toilette? Vergiss es! Pinkeln oder Popstar werden – du musst dich entscheiden!«

    Zusätzlich werden Sequenzen aus Bewertungen von Beiträgen bei DSDS und »Supertalent« auf DVD vorge-stellt.

    Schülerkommentare

    »Die Jury hat keine Kriterien genannt.« »Sie ist nicht auf den Gesang eingegangen.« »Die Jury übt keine konstruktive Kritik aus, die den Sänger weiterbringen könnte.«

    AustauschüberdieSprüchevonDieterBohlenSchülerkommentare:

    »Die Sprüche sind lustig, aber keine echte Bewertung.« »Das ist eher Beleidigung, als Kritik.«

    AnsehenderBewertungvonDarkobei»Supertalent« Schülerkommentare:

    »Die Bewertung sagt nichts aus, bis auf die Tatsache, dass es der Juror toll fand.«

    »Das sind alles nur Kommentare über das Aussehen, aber nichts über den Gesang.«

    »Man weiß immer noch nicht, was der Künstler eigent-lich gemacht hat, da nicht seine Performance bewertet wird, sonder nur sein Aussehen und seine Wirkung.« »Erst am Ende wird klar, dass er gesungen hat, sonst wird nur über Persönlichkeit geredet.«

    »Ohne schweren Schicksalsschlag muss man gar nicht bei diesen Shows teilnehmen, da man sonst eh keine Chance hat.«

    Es steht fest, dass die Kriterien der Jury aus den Shows kaum objektive Qualitätskriterien enthalten. Somit stellt sich die Frage, wie diese Bewertungskriterien aussehen könnten.

    2.3ZusammenfassungderdrittenUnterrichtseinheit:

    Weiterarbeit an dem Kriterienkatalog

    1. Sammlung bisheriger Bewertungskriterien von Seiten der Jury aus den Shows:

    VisuelleKriterien: AkustischeKriterien: PersönlicheKriterien: ZielderSendung:

    Performance Individualität der Stimme Schicksal Hohe Einschaltquote

    Aussehen Tonspektrum Aussehen Unterhaltung

    Ausstrahlung Intonation Lebensgeschichte Marketing

    Gesangstechnik / Technik Ausstrahlung Geld

    Klangfarbe Aussprache

    Aussprache Emotionen

    Emotionen

    Im Folgenden werden weitere Kriterien der Schüler-Innen zusammengetragen, welche diese aus den Dar-bietungen der Shows ableiten. Dieses sind:

    MimikTonqualitätGestikTechnikMotivationKleidungBewegungOutfit

    Die Kriterien werden auf weitere DSDS-Videos angewendet und diskutiert. Es wird deutlich, wie unterschiedlich die Bewertungen ausfallen und wie oft von den SchülerInnen Vermutungen (»Die kann bes-timmt nicht leise singen! Der singt bestimmt immer nur so hauchig! Die ist bestimmt ’ne Zicke, wie die aus-sieht!«) in die zukünftigen Superstars hinein interpre-tiert werden, die sich von der Darbietung her nicht ab-leiten lassen.

  • 1312

    IMWK Kinder- und Jugendprojekt Dokumentation IMWK

    2.4ZusammenfassungderviertenUnterrichtseinheit

    In der nächsten Unterrichtseinheit sollen die bisher erarbeiteten Kriterien auf Teilnehmer des IMWK an-gewendet werden.

    Dabei wird unterschieden in Hör eindrücke mit und ohne visuelle Unterstützung (Bild). Es wird ein Video einer Geigerin und eines Pianisten ausgewählt.

    In dieser Unterrichtseinheit argumentieren die Schü-lerInnen der beiden Schulformen sehr unterschiedlich. Sie kommen auch aufgrund völlig anderer Vorlieben auf unterschiedliche Einschätzungen und Favoriten, ob-wohl es sich um die gleichen Videos handelt.

    Fazit

    In den Antworten wird deutlich, wie persönlich und emotional die SchülerInnen reagieren. Der Hauptau-genmerk liegt nicht auf musikalischen Details, son-dern auf dem Raum, der Performance usw.

    Darauf angesprochen antworten die HvB Schüle-rInnen, dass sie es mehr gewohnt sind, auf Visuelles zu reagieren und das zu beurteilen, als auf Auditives, zumal auf ernste Musik.

    Auch bei Musikvideos, so die einhellige Aussage, achten die SchülerInnen mehr auf das Visuelle (Klei-dung, Perfomance, Aussehen) als die Musik. Dieser Hinweis ist hinsichtlich der Musikrezeption sehr in-teressant.

    Bei den Ursulinenschülerinnen ist das Überge-wicht des Visuellen aufgrund der eigenen musikali-schen Vorerfahrung nicht so stark ausgebildet. Zwar überwiegen auch hier die visuellen Aspekte, jedoch werden auch hinsichtlich der musikalischen Leis-tung Bewertungen eingebracht, die von Sachverstand herrühren (z.B. »Doppelgriffe«).

    Schülermeinungen

    Ursulinengymnasium

    BewertungeinesYouTube-VideosmitVioline,ohneBild:_ feminin gespielt_ hat mir nicht gut gefallen: schiefe Töne_ schönes Stück_ hohen Töne haben gequietscht

    BewertungdesselbenYouTube-VideosmitVioline,mitBild:_ Gesicht und Geige zu wenig aufgenommen_ nicht so auf die schiefen Töne gehört_ Töne waren nicht mehr schief, Gesamteindruck_ hektische Musik_ Bewegungen passten zur Musik_ Mimik und Gestik haben gepasst_ über Geige und Gesicht kann man mehr ausdrücken_ wild/stürmisch –> Freiheit _ schweres Stück, Doppelgriffe

    BewertungeinesYouTube-VideosmitKlavier,ohneBild:_ unemotional gespielt_ hart gespielt_ Stück hat wenig Wiedererkennungswert, Melodie bleibt nicht hängen_ mich macht das aggressiv, keine Abwechslung_ alle hämmern auf den Tasten am Anfang_ Stück ist schön, ich mag die Version nicht_ wenig musikalisch_ im schnellen Stück kann man keine Emotionen zeigen_ immer das Gleiche_ wütend gespielt_ gehämmert_ ist bestimmt ein Mann, ist so hart gespielt_ wütende Person

    BewertungdesselbenYouTube-VideosmitKlavier,mitBild:_ wippt nicht mit/bewegt sich nicht mit_ beeindruckend, wenn man das sieht_ eindrucksvoll, wie anstrengend es ist_ unbegeistert gespielt_ einfach hingesetzt und gespielt_ Kleidung_ hab ich recht gehabt, ist ein Mann_ Raum passt nicht zur Musik

    Favorit der Ursulinenschülerinnen: Geigerin

    Schülermeinungen

    Hildegard von Bingen (HvB) Gymnasium

    BewertungeinesYouTube-VideosmitVioline,ohneBild:»Es ist auf jeden Fall eine Frau. Es gab zwar wenig Vibrato, aber ich fand’s gut.« »Ich habe viele schiefe Töne gehört.« »Die hohen Töne haben gequietscht.«

    BewertungdesselbenYouTube-VideosmitVioline,mitBild:»Es war ungeschickt, dass man nur ihren Unterkörper gesehen hat.« »Es war schöner, als ohne Bild.« »Wenn man das Bild sieht, scheinen die Töne nicht mehr schief.« »Der Raum hat nicht zum Stück gepasst. Das Stück war hektisch, während der Raum Ruhe ausstrahlt.« »Das Leistungsniveau war hoch. Zwar war nicht alles 100% sauber, aber insgesamt war es richtig gut.«

    BewertungeinesYouTube-VideosmitKlavier,ohneBild:»Der Spieler hat es nur ‚runtergerattert’, d.h. ohne Emotionen gespielt.«»Das Stück bleibt nicht hängen.«»Das Stück ist eigentlich schön, aber die Version dieses Pianisten (Interpretation) war nicht schön.«»Die Soundqualität beeinflusst das Bewertungsvermögen.«»Man kann sich nicht sicher sein, aber offensichtlich war der Spieler sauer auf jemanden.«»Ich denke, dass der Spieler ein Ausländer ist.«(Schüler sind sich einig, dass es ein Mann sein müsste)

    BewertungdesselbenYouTube-VideosmitKlavier,mitBild:»Jetzt, wo man das Bild sieht, ist es irgendwie beeindruckender.«, »Wenn man sieht, wie schwierig das ist, dann wird es interessanter.«, »Der Raum passt zur Musik!«, »Sehr emotional gespielt. Sehr beeindruckend!«

    Favorit der HVB-SchülerInnen: Pianist

  • IMWK Kinder- und Jugendprojekt Dokumentation IMWK

    Fortsetzung in beiden Schulen:Im Anschluss an die Diskussion wird eine Aufstellung der bisher erarbei-teten Parameter gemacht und diese werden in Kategorien eingeteilt:

    BeweRTUNGSKATAlOG

    MusikalischeParameter:_ Dynamik (Lautstärke, Anschlag)_ Artikulation_ Klangfarbe_ Intonation_ Tempo/-schwankungen/-variation_ Schnelligkeit_ Rhythmik (Gleichmäßigkeit)_ Fluss (fließend/stockend, weich/hart)_ Ausdruck (Stimmung, Gefühl, Agogik, Gleichmäßigkeit, Monotonie)_ Fehlerfreies Spiel

    VisuelleKriterien:_ Inszenierung (Ablenkung, Untermalung)_ Performance_ Aussehen/Ausstrahlung des Künstlers

    Künstlerpersönlichkeit:_ Ausdruck (Gestik, Mimik, Körperhaltung, Emotionen, Gefühl)_ Vorbereitung_ freies Spiel_ Virtuosität (Technik, Schnelligkeit)_ Musikalität

    PersönlicheVorlieben:_ Bauchgefühl_ Erwartungshaltung (Vorurteile)_ Bekanntheitsgrad_ Faszination (Effekte)

    Frage der Schülerinnen, die intensiv und kontrovers diskutiert wurde: Wie sollen wir folgende Eindrücke bewerten?_ »deprimierende Ausstrahlung«_ »komische Frisur«_ »merkwürdiger Raum« _ »komischer Pullover« _ »Musikstück passte besser zum Raum/zur Umgebung« _ »Person passte besser zum Stück« _ »gefühlvoll gespielt« _ »seltsam aufgenommen«

    2.5ZusammenfassungderfünftenUnterrichtseinheit

    Im nächsten Schritt werden verschiedene Möglich-keit ausprobiert, nach welchem Schema die Kriterien bewertet werden können. Die Bewertungskataloge werden anhand von Videos der Teilnehmer des IMWK ausprobiert und modifiziert. Im Folgenden eine Über-sicht, über die verschiedenen Erprobungsstadien der Bewertungskataloge. Die Kataloge werden allein oder zu zweit ausgefüllt.

    Erster Entwurf eines Kataloges mit + und – sowie Platz für Verbesserungsvorschläge:

    BeweRTUNGSKATAlOGI

    Bewertungskriterium +/–

    MusikalischeParameter:

    Dynamik (Lautstärke, Anschlag)

    Artikulation

    Klangfarbe

    Intonation

    Tempo/-schwankungen/-variation

    Schnelligkeit Zu persönliche Bewertung des Komponisten, des Stückes,

    nicht mehr der Spieler wird bewertet. Kein Vergleich.

    Rhythmik (Gleichmäßigkeit)

    Fluss (fließend/stockend, weich/hart)

    Ausdruck (Stimmung, Gefühl, Agogik, Gleichmäßigkeit, Monotonie)

    Fehlerfreies Spiel

    VisuelleKriterien:

    Inszenierung (Ablenkung, Untermalung)

    Performance

    Aussehen/Ausstrahlung des Künstlers

    Künstlerpersönlichkeit:

    Ausdruck (Gestik, Mimik, Körperhaltung, Emotionen, Gefühl)

    Vorbereitung

    Freies Spiel Mit Orchester nicht ganz möglich, daher unnötig

    Virtuosität (Technik, Schnelligkeit)

    Musikalität

    PersönlicheVorlieben:

    Bauchgefühl

    Erwartungshaltung (Vorurteile)

    Bekanntheitsgrad

    Faszination (Effekte)

    1514

    _Zusätzlichzu+/-nochKommentarmöglichkeiten,umzu beschreiben,wasbesondersgut/schlechtgefallenhat._+/–festlegen,sonstbewertetjederunterschiedlich. Z.B.proZeilenur10Zeichen(+/-)_EinführungeinesDrittenSymbols(Bsp0),dannhatman eineMitteundmusssichnichtfestlegen,fallsz.B.dasStück gutistabereinemselbstnichtgefällt._EinführungeinerBewertungsleiste,womanzwischen gutundschlechteineSpannehat.

  • BeweRTUNGSKATAlOGII

    Bewertungskriterium +/–

    MusikalischeParameter:

    Dynamik (Lautstärke, Anschlag)

    Artikulation (kurze/lange Töne)

    Klangfarbe (hell/dunkel)

    Intonation (Sauberkeit/Genauigkeit der Töne)

    Tempo/Schnelligkeit

    Temposchwankungen (gut/schlecht)

    Rhythmik (Gleichmäßigkeit)

    Fluss (fließend/stockend, weich/hart)

    Ausdruck (Stimmung, Gefühl, Monotonie)

    Agogik (Rhythmische Interpretation)

    Fehlerfreies Spiel

    VisuelleKriterien:

    Inszenierung (Ablenkung, Untermalung)

    Performance (Bewegung des Künstlers)

    Aussehen/Ausstrahlung des Künstlers (Kleidung, Auftreten)

    Künstlerpersönlichkeit:

    Ausdruck (Gestik, Mimik, Körperhaltung, Emotionen, Gefühl)

    Virtuosität (Technik, Schnelligkeit)

    PersönlicheVorlieben:

    Musikalität

    Erwartungshaltung (Vorurteile)

    Bekanntheitsgrad

    Faszination (Effekte)

    KriterienkatalogmiteingeschränkterAnzahlan+und–

    NamederSchule: NamedesKünstlers:

    Parameter

    Dynamik

    (Lautstärke, Anschlag)

    Artikulation

    (kurze/lange Töne)

    Klangfarbe

    (hell/dunkel)

    Intonation

    (Sauberkeit/Genauigkeit)

    Tempo

    (Schnelligkeit)

    Fluss

    (fließend/stockend)

    MusikalischerAusdruck

    (Stimmung/Gefühl)

    Agogik

    Tempovariation

    FehlerfreiesSpiel

    Inszenierung

    (Ablenkung, Untermalung)

    Performance

    (Bewegung des Künstlers)

    Aussehen/Ausstrahlung

    (Kleidung/ Auftreten)

    Ausdruck

    (Gestik, Mimik)

    Virtuosität

    (Technik, Schnelligkeit)

    Musikalität

    erwartungshaltung

    (Vorurteile)

    Bekanntheitsgrad

    Faszination

    PersönlicherFavorit

    IMWK Kinder- und Jugendprojekt Dokumentation IMWK

    Beispiele für Bewertungsbögen der sechsten Unterrichtseinheit

    2.6ZusammenfassungdersechstenUnterrichtseinheit

    Zu Beginn der Unterrichtseinheit wird die Terminolo-gie der Kriterien anhand von praktischen Beispielen am Klavier erläutert.

    _ Verteilen der Arbeitsblätter mit Bewertungskatalog _ Besprechung der Kriterien: Schüler erklären und können den Katalog ergänzen bzw Notizen machen; zur Veranschaulichung spielt die Lehrkraft am Klavier vor._ Artikulation_ Klangfarbe (hell/dunkel)_ Intonation (v.a. bei Geige und Gesang wichtig)_ Temposchwankungen, Interpretation_ Stimmung (Dur oder Moll)_ Agogik

    Anschließend werden die Kriterien an einem weiteren live gespielten Klavierstück angewendet und disku-tiert. Der adäquate Gebrauch der musikalischen Fach-termini stellt besonders für die SchülerInnen des HvB ein Problem dar. Es wird deutlich, wie wenig sie mit dieser Terminologie vertraut sind.

    Anders ist dies bei den Ursulinenschülerinnen. In dieser Klasse spielen viele Mädchen ein Instrument und sind mit der musikalische Fachsprache vertraut. Dieser Unterschied hat jedoch keine Auswirkungen auf das Engagement und die Ernsthaftigkeit, mit wel-cher die beiden Klassen in der Finalrunde die Musike-rInnen bewerten.

    1716

    ––– ––– ––– –– – –– – + ++ +++ +++ +++ + ++

    Modifizierter Bewertungsbogen nach der ersten Gruppenauswertung; die Ergänzungen sind farbig hervorgehoben.

    Die SchülerInnen probieren das System mit unter-schiedlicher Anzahl von + und – aus. Manche machen 10 + Zeichen, andere fordern eine Begrenzung auf max. 5 + oder – Zeichen, andere fordern die 0 als neu-trale Größe.

    Nach mehreren Durchgängen wird die Bewertung mit unbegrenzter Anzahl an Zeichen + und – als unge-nau verworfen, satt dessen wird eine Benotung mit Schulnoten oder mit +1, +2 erwogen. Auch dies wird wieder verworfen. Letztendlich geeinigt wurde sich auf folgendes Polaritätsprofil:

  • Imwk kinder- und Jugendprojekt

    Das Polaritätsprofil wird in Kleingruppen angewandt auf ein Stück aus dem Repertoire des IMWK:

    Hörbeispiel:Bruch,3.Satz

    Hörauftrag: Schüler bewerten das Stück für sich auf dem Bewertungskatalog.

    Sammeln der Ergebnisse in den Gruppen und Ergän-zen des Katalogs; Schülerkommentare:_ »Ich finde, es waren zu viele Instrumente, sodass man nicht so richtig hören konnte, ob es hell oder dunkel war. Insgesamt fand ich es aber eher traurig.« (Klangfarbe)_ »Es war immer wechselnd, ohne einen einheitli- chen Rhythmus.« (Rhythmik)_ »Ich fand es fließend, aber manchmal auch hart. Also weich und hart.« (Fluss)_ »Ich fand die Stimmung des Stücks nicht so toll. Gefühl war aber schon da.« (Ausdruck)_ »Wenn man das Stück nicht kennt, ist es ein biss- chen schwierig, die Fehlerquote zu bestimmen. Dazu bräuchte man die Noten.« (fehlerfreies Spiel)_ »Tempo und Schnelligkeit ist ja ungefähr das gleiche. Es ist schwierig, die Schnelligkeit zu bewerten, also zu sagen, ob diese gut oder schlecht war.« (Schnelligkeit)_ »Ich finde Artikulation wichtig.« (Artikulation)

    Zusammentragen der Ergebnisse (+/-) in der Klasse; Auffälligkeiten:_ Rhythmik wurde mit keinem + oder sogar – bewer- tet. Schülerkommentar: »Das Stück hatte einen ko- mischen Rhythmus.«_ Probleme mit der Bewertung einiger Kriterien, wie z.B. »fehlerfreies Spiel«. Schülerkommentar: »Wie kann man wissen, ob die Musiker fehlerfrei spielen, wenn man das Stück gar nicht kennt?«

    Dokumentation IMWK

    2.8ZusammenfassungderachtenUnterrichtseinheit

    Das Polaritätsprofil wird auf zwei Teilnehmer des IMWK angewendet, welche das gleiche Stück auf You-Tube eingestellt haben.

    Anschauen von zwei YouTube-Videos des gleichen Stücks (»Paganini: Capriccio No. 14«) und Bewertung in Zweiergruppen mit Hilfe zwei verschiedener Far-ben auf dem Polaritätsprofil.

    Beispiel 1 wird auf Wunsch der Schüler zwei Mal angeschaut _ Einsetzen der Punkte in das Polaritätsprofil _ Wiederholte Erklärung einiger Bewertungskrite- rien durch die Studenten

    Beispiel 2 wird zwei Mal angeschaut _ Einsetzen der Punkte in dasselbe Profil mit einer anderen Farbe_ Verbinden der jeweiligen Punkte um zu veranschaulichen, welche Interpretation besser bewertet wurde.

    Dieses Polaritätsprofil ermöglicht es, die Bewertung einzelner Parameter herauszudifferenzieren. Um die einzelnen Parameter differenzierter zu sehen werden Spezialisten für einzelne Parameter festgelegt.

    In einer folgenden Unterrichtseinheit werden Spezia-listenteams für jeden Parameter bestimmt.

    Acht Teilnehmer des IMWK werden auf Video angese-hen und von den Spezialisten nur bezüglich dieses einen Parameters bewertet. Schnell wird deutlich, das manche Parameter leichter zu bewerten sind als ande-re. Insgesamt wird durch die Fokussierung deutlich, dass auch die Bewertung scheinbar objektiver Kriteri-en wie Tempo und Lautstärke sehr stark von den per-sönlichen Vorlieben eines jeden abhängen. Die einzel-nen Kriterien werden in der Klasse intensiv diskutiert und Lösungen gesucht, um die Kriterien möglichst objektiv bewerten zu können.

    Beispiele für Bewertungsbögen der achten Unterrichtseinheit

    2.7ZusammenfassungdersiebtenUnterrichtseinheit

    Die Kriterien werden in mehreren Durchgängen ausprobiert. Die einzelnen Kriterien werden diskutiert:

    SammelnvonVorschlägenzurÄnderungdesBewertungskatalogs:

    _ Sollte man Schnelligkeit und Tempo zusammenfassen? Gegenargument: Schnelligkeit bedeutet auch Fingertechnik und -schnelligkeit

    _ Sollte man die Null als mögliche Bewertung zu + und – hinzunehmen?

    _ Das Kriterium »Vorbereitung« kann man nur schwer bewerten. Gegenargument: Beim Spielen kann man diese allerdings erkennen

    _ Sollte man das Kriterium »Ausdruck« in verschiedene Bewertungs- kriterien aufteilen?

    _ »Temposchwankungen« kann man bei klassischen Stücken nur schwer bewerten.

    _ Sollte man »fehlerfreies Spiel« und »Intonation« zusammenfassen?

    _ Sollte man die Kriterien »Bauchgefühl« und »Faszination« weglassen?

    ÄnderungdesKriterienkatalogs:

    _ Null kommt als weitere Bewertungsmöglichkeit dazu

    _ Das Kriterium »Ausdruck« wird in mehrere Kriterien aufgeteilt

    _ »fehlerfreies Spiel« und »Intonation« werden zusammengefasst

    Der geänderte Kriterienkatalog wird auf ein weiteres Stück aus dem Repertoire des IMWK angewendet:

    Hörbeispiel:Mozart(ca.20Min.)

    Hörauftrag: Schüler bewerten das Stück auf dem DIN A3-Katalog in den Gruppen mit den geänderten Be-wertungskatalogen und fügen Kommentare hinzu

    Meinungsaustausch in der Klasse; Schülerkommentare:_ »Manchmal war das Stück eher traurig. Wir fanden die Stimmung nicht so gut.« (Ausdruck/Stimmung)_ »Das Kriterium ›Gefühl‹ haben wir mit Null bewer- tet.« (Ausdruck/Gefühl)_»Wir fanden es positiv, dass sich das Tempo immer wieder geändert hat und das Stück mal schneller, mal langsamer war.« (Schnelligkeit)_»Das Konzert hat insgesamt eine gute Klangfarbe.« (Klangfarbe)

    1918

  • IMWK Kinder- und Jugendprojekt Dokumentation IMWK

    2.9ZusammenfassungderneuntenUnterrichtseinheit

    In einem weiteren Arbeitsschritt wurden Fragen an die Jury und an die Wettbewerbsteilnehmer diskutiert und formuliert.

    DIeeRGeBNISSe

    FragenkatalogandieJury

    SchülerInnen des HvB-Gymnasiums:1. Was hat der Wettbewerb Ihrer Meinung nach für Auswirkungen auf die Teilnehmer?2. Welches Studium/Ausbildung haben Sie absolviert?3. Mussten Sie sich auf den Wettbewerb vorbereiten und wenn Ja, dann wie?4. Wenn Sie übernatürliche Kräfte hätten, welche wären es?5. Was für Musik hören Sie privat?6. Sollte die Jugend heutzutage mehr Klassik oder doch lieber Rock -, Rap-, oder Popmusik hören?

    Fragenkatalog der SchülerInnen des Ursulinengymnasiums:

    Eingangsfragen: Name/Herkunft/Beruf/Motivation in der Jury zu sitzenFragenkatalog:1. Welches Bewertungskriterium ist Ihnen am wichtigsten?2. Was halten Sie von Castingshows wie »DSDS« oder »Das Supertalent«?3. Sitzen sie öfter in einer Jury? Machen Sie das gerne? Was interessiert Sie daran?4. Wahrscheinlich sind Sie selbst ein Vorbild für einige, doch haben Sie selbst eins?5. Was ist Ihr Lebensmotto?

    Gruppenauswertung/Polaritätsprofil

    Um die Diskussion über die Bewertungskriterien zu intensivieren wurden die SchülerInnen in Kleingrup-pen eingeteilt und aufgefordert, jeweils drei Videos, die mit Bild und Ton vorgestellt wurden, in der Grup-pe zu bewerten. Aus den Kriterien soll ein Graph er-stellt werden, um die Bewertungslinien zu verdeutli-chen. In dieser Unterrichtseinheit wurden alle Krite-rien intensiv diskutiert und teilweise in Frage gestellt. Letztendlich sollten die Kriterien alle enthalten blei-ben, auch wenn sich mehr und mehr die Erkenntnis durchsetzte, dass das »Bauchgefühl« eine alles ent-scheidende Größe ist. Das führte zu der Diskussion, ob sich die Jurymitglieder von diesem »Bauchgefühl« frei machen und professionell bewerten können.

    2120

  • IMWK Kinder- und Jugendprojekt Finalrunde IMWK

    3.PROBeNBeSUcHeDeRFINAlRUNDe

    3.1BewertungderFinalisten

    Nach den vorbereitenden Schulbesuchen trafen sich die Schülerinnen und Schüler beider Schulen mit ih-ren Musiklehrern und den Studierenden zu den Pro-ben der Finalisten in der Hochschule. Für die Schüle-rInnen stellten diese Besuche in der Hochschule den Höhepunkt dar. Nicht nur, dass manche von ihnen noch nie in einem Konzertsaal waren oder ein Or-chester live gehört hatten, auch war diese Bewertung endlich »real«, nachdem sie die Bewertung lange ge-übt und differenziert haben. Die Probenatmosphäre war für viele SchülerInnen neu, die Länge der Proben ungewohnt und vor allem das lange Stillsitzen und still sein, stellte für viele eine Herausforderung dar.

    JedeR EndrundenteilnehmerIn wurde angehört und anhand des Kriterienkatalogs bewertet. Intensive Diskussionen über die Bewertung der einzelnen Teil-nehmerInnen schlossen sich an.

    Nach Abschluss der Finalistenrunde in Klavier und Geige traf sich die gesamte Gruppe in der Hoch-schule, um die Preisträger des Schülerpreises zu er-fahren, die, basierend auf den ausgewerteten Kriteri-enkatalogen, zwischenzeitlich durch ein ausgeklügel-tes System seitens der Studierenden ermittelt wurden.

    Zunächst sammelten die SchülerInnen in Kleingrup-pen mögliche Fragen, die in der Großgruppe disku-tiert und reduziert wurden.

    FragenkatalogandieTeilnehmer

    Fragenkatalog der SchülerInnen des HvB-Gymnasiums:1. Wie alt sind Sie? Wo kommen Sie her? Aus welchen Gründen wollten Sie an diesem Wettbewerb teilnehmen?2. Was erhoffen Sie sich vom Wettbewerb?3. Wie schätzen Sie Ihre Konkurrenten ein und wie sehen Sie Ihre Chancen im Wettbewerb?4. Was für ein Schulabschluss haben Sie? Und was für ein Studium/Ausbildung haben Sie bereits absolviert oder absolvieren Sie noch?5. Haben Sie ein Glücksbringer?6. Welche Musik hören Sie in Ihrer Freizeit?7. Spiegelt klassische Musik Ihre Emotionen wieder?

    Fragenkatalog der SchülerInnen des Ursulinengymnasiums:1. Seit wann spielen Sie Ihr Instrument? Warum? Wie lange üben Sie pro Tag und wie viel vor dem Wettbewerb?2. Gab es Zeiten, in denen Sie keine Lust mehr hatten Ihr Instrument zu spielen? Haben Sie selbst den Wunsch geäußert dieses zu lernen oder wollten es Ihre Eltern?3. Haben Sie schon an einem anderen Wettbewerb teilgenommen und wie waren die Ergebnisse?4. Was sind die Wünsche, Träume und Ziele für Ihre Zukunft?5. Worauf legen Sie Wert in Ihrem Alltag? (z.B. Essen, Aussehen usw.). Worauf legen Sie bei anderen Leuten Wert, wenn Sie sie näher kennenlernen wollen?6. Wie lautet Ihr Lebensmotto?7. Was machen Sie, wenn Sie den Wettbewerb gewonnen haben?

    Nach der Bewertung der Finalistenrunde Violine schließt sich eine Unterrichtseinheit zur Reflexion an.

    1. EinstiegSchüler geben Feedback zur ersten Bewertungsrunde mit Violine. Kommentare:_ »Das lange Zuhören war anstrengend.« _ »Es war interessant, die Personen vom Video nun real zu sehen.«_ »Es war schwierig zu bewerten, da alle gut spielten.«

    Fazit von Seiten der SchülerKommentare: _ »Wir können eigentlich nur das Aussehen bewerten, da alle Musiker gut spielen.«_ »Das Aussehen können wir besser bewerten, weil wir darin mehr Übung haben.«_ »Hören wir auch mal jemanden, der schlecht spielt?«

    Exemplarische Auswertungsbögen einzelner SchülerInnen:

    2322

    hören wir auchmal jemanden, derschlecht spielt?

  • IMWK Kinder- und Jugendprojekt Preisübergabe IMWK

    3.2ermittlungderPreisträger

    Die Klavierpreisträgerin Mayumi Sakamoto war von beiden Schulklassen gleichermaßen als Favoritin ge-wählt worden. Der Preisträger für Violine, Roman Kim, war überwiegend der Favorit des Hildegard-von-Bingen Gymnasiums, aufgrund der gesamten Mehr-heit der Stimmen, wurde er der Preisträger der gesam-ten Gruppe.

    Nach der Bekanntgabe der Preisträger entwickelte sich eine intensive Diskussion über die Kriterien zur Bewertung der Musiker und Musikerinnen, die Wich-tigkeit des »Bauchgefühls« wurde thematisiert, per-sönliche Vorlieben hinterfragt und Argumente ausge-tauscht. Ein Hauptpunkt war die Länge der Musikstü-cke, die teilweise beklagt wurde. Einstimmig wurde die Überzeugung geäußert, dass sich durch die Anwen-dung der Kriterienkataloge und die Sensibilisierung für das Musik Hören die eigene auditive und auch visu-elle Wahrnehmung von Musik geändert hat. Diese Än-derung bleibt nicht auf die »klassische« Musik be-schränkt, sondern wirkt sich auch auf die von den Schülerinnen und Schülern in ihrer Freizeit gehörten Musik aus. Deutlich wurde das in Kommentaren wie z.B.: »Ich höre jetzt auch meine Musik ganz anders. Ich achte viel mehr auf die Parameter, die wir kennen ge-lernt haben.« Oder: »Ich finde viele Musikvideos jetzt ziemlich eintönig. Da passiert ja gar nichts in der Mu-sik.« Der Rektor der Hochschule, Herr Prof. Schuhenn, nahm zeitweise an dem Gespräch teil. Seine Anteilnah-me und sein ehrliches Interesse freute und beeindruck-te die SchülerInnen sehr.

    Bei diesem Treffen wurden die Schülerinnen fest-gelegt, welche die Preise beim Abschlusskonzert so-wie beim Matineekonzert übereichen durften.

    3.3Preisübergabe

    Der Schülerpreis belief sich auf ein Preisgeld von 500 Euro, gestiftet von der RheinEnergieStiftung. Die je-weils ausgewählte Schülerinnengruppe überreichte nach den Konzerten den Schülerpreis, zunächst in Form eines großen Plakats um deutlich zu machen, um welchen Preis es sich handelt. Es waren weit mehr Schülerinnen des HvB-Gymnasiums, also der Schule, mit den weniger musikalisch vorgebildeten SchülerIn-nen, anwesend, als des Ursulinengymnasiums.

    Für die Schülerinnen war es ein großes Erlebnis, auf der Bühne der Philharmonie bzw. des Konzert-saals der Hochschule zu stehen, neben den Musikern, den Preisträgern und weiteren Sponsoren. Sie freuten sich besonders darüber, dass beide Schülerpreisträger Mayumi Sakamoto und Roman Kim, die großen bun-ten Pappen des symbolischen Schülerpreises mitneh-men wollten und dem Votum der SchülerInnen da-durch ein besonderes Gewicht verliehen.

    Die Besuche der Konzerte wurde von den anwesen-den Schülerinnen als sehr beeindruckend erlebt.

    2524

    Professor Reiner Schuhenn, Rektor der HfMT Köln, moderierte die Preisverleihung in der Kölner Philharmonie

  • Interviews IMWKIMWK Kinder- und Jugendprojekt

    4.1InterviewmitausgewähltenJurymitgliedern

    Ariadne Daskalakis, Vorsitz der Violinen Jury

    Anthony Spiri, Vorsitz der Klavier Jury

    Sehr geehrter Herr Spiri, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um unsere Fragen zu beantworten.Spiri: Ich freue mich sehr, dass ich hier sein darf und bin gespannt auf Ihre Fragen. Frau Daskalakis kommt etwas später, daher werde ich die ersten Fragen beant-worten. Dazu sei noch gesagt, dass wir in manchen Ge-bieten und Themenbereichen etwas vorsichtig sind.

    Woher kommt Ihre Vorsicht?Spiri: Der Wettbewerb ist ja noch nicht zu Ende. Es könnte sein, dass ein Finalist versucht die Mentalität der Juroren zu nutzen. Er könnte sich fragen »wie muss ich spielen, um denen zu gefallen«. Wenn man da als Juror zu viel des eigenen Geschmacks mitteilt und ein Teilnehmer das hört, dann versucht er wohl-möglich uns zu gefallen. Daher können wir in diesem Interview noch nicht über konkrete Leute sprechen. Aber vielleicht machen Sie am Ende des Wettbewerbs noch ein Interview mit uns, dann sind wir völlig frei.

    Dann kommen wir zur ersten Frage: Was hat Ihrer Mei-nung nach der Internationale Musikwettbewerb für Aus-wirkungen auf die Teilnehmer?Spiri: Nun, wie schon gesagt, ist der Wettbewerb noch nicht zu Ende, sondern mittendrin. Im Moment befin-den wir uns zwischen Semi-Finale und Finale. Ich kann hier nur spekulieren und von ausgeschiedenen Teil-nehmern sprechen. Diese wollten nach ihrem Aus-scheiden ein Feedback von uns Juroren haben. Ich fin-de, dass das eigentlich eine sehr gute Frage ist. Jeder geht mit anderen Erwartungen und Absichten in die-sen Wettbewerb. Die Wenigsten kommen wegen dem Preis und dem Preisgeld hierher. Egal, wie man spielt, es ist immer ein Roulette Spiel. Es gab 80 Bewerber. Die-se wurden für die erste Runde auf 36 reduziert, davon sind drei nicht erschienen. Bleiben also 33, von denen nur zwölf in die zweite Runde kommen. Im Finale wer-den diese zwölf dann auf drei Teilnehmer reduziert. Da

    kann man sich ja ausrechnen, wie die Chancen sind. Es geht ja auch darum, dass man vor anderen Leuten spielt. Es geht ums Feedback von Juroren aus anderen Ländern. Da kann man nicht mal eben hinfahren und vorspielen. Es geht auch um die eigene Professionalität. Schließlich ist es nicht immer so nett und angenehm wie zu Hause. Es gibt nur beschränkte Zeit, alles wird benotet. Da muss man sich dran gewöhnen. Man soll sich also selbst in der Situation beobachten.

    Für die Gewinner sind die Auswirkungen natür-lich konkreter. Für die ersten drei Plätze gibt es 10.000 Euro, 6.000 Euro und 3.000 Euro Preisgeld. Die Gewin-ner werden auch öffentlich gehört, es wird ja übertra-gen und gesendet. Außerdem bekommt man nicht mal eben die Chance mit einem Orchester zu spielen. Man kann nicht sagen »ach, ich miete mir grad ein Orchester und einen Saal und nehme ein Stück auf«. Dazu kommen noch die Presse und der Bekanntheits-grad, der steigt. Diese Auswirkungen sind fast wert-voller als das Preisgeld.

    Mussten Sie sich auf den Wettbewerb vorbereiten?Spiri: Ja, natürlich. Ich war in erster Linie mit der Be-wertung der YouTube-Videos beschäftigt. Ich habe ei-nen Kollegen mit eingebunden und es hat trotzdem ei-ne Woche gedauert. Die Montage der Videos hat nicht ganz geklappt. Im Grunde bereitet man sich aber durch sein ganzes Berufsleben vor. Die eigene Ausbildung zählt da auch zu. Ich habe also Videos verwertet, muss-te Repertoire auflisten und jedes Stück, das ich nicht kannte, kennenlernen und mich damit beschäftigen.

    Was sind Sie von Beruf?Spiri: Ich bin selber Pianist und unterrichte hier an der Hochschule. Es hat nur Sinn Leute zu bewerten, die dasselbe Fach belegen. Wir haben dieses Mal aller-dings eine kleine Ausnahme, denn von sieben Juroren sind zwei keine Pianisten. Also quasi eine fachfremde Jury. Ich selbst war auch mal als Gitarrenjury ange-meldet. Das ist auch nicht schlecht, wenn man sozu-sagen einen Joker hat, also eine Meinung von jeman-dem, der das Instrument nicht so gut kennt.

    Nach welchen Kriterien bewerten Sie?Spiri: Das ist natürlich die Hauptfrage. Wir Juroren gehen nicht durch eine Art Kriterienkatalog. Ich kann ja nicht anderen Leuten sagen, was beim Klavierspie-

    Parallel zu den Proben führte ein Kleingruppe der SchülerInnen,

    zusammengesetzt aus beiden Schulen, Interviews mit ausgewählten

    Juryteilnehmern sowie den Finalisten durch. Im Folgenden wird die

    SchülerInnengruppe zusammenfassend als »Reporter« bezeichnet.

    4.InterviewsmitJurymitgliedernundTeilnehmern

    Anthony SpiriVorsitz der Klavier-Jury

    Ariadne DaskalakisVorsitz der Violinen-Jury

    >>>

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  • len wichtig ist. Es ist ja nicht wie bei einem 100-Meter Lauf das Motto »Wer zuerst da ist, gewinnt«. Natür-lich geht es um technische Stabilität. Der Musiker muss die schwierigen Passagen gut spielen können. Dann kommt die persönliche Ausstrahlung. Das, was gespielt wird, soll von einem selbst kommen. Die Texttreue wird auch unterschiedlich bewertet. Mit Texttreue ist gemeint, ob das Gespielte auch zu dem notierten Stück passt. Da muss man das Stück dann kennen. Ich hatte von den Stücken immer Noten da-bei. Sonst ist das etwas unprofessionell. Die Zusam-menstellung des Programms wird auch untersucht. Manche haben den Klavierwettbewerb als Liszt-Wett-bewerb betrachtet. Manchmal gab es da sehr einseiti-ge Programme. Für Klavier gibt es ja eine Million Stü-cke. Da kann man nicht das ganze Leben nur mit zwei oder drei Komponisten verbringen.

    Haben Sie selbst Vorbilder?Spiri: Uff, Ja, viele davon sind aber weder Pianisten noch Musiker. Das wäre wohl eine sehr lange Liste. Wenn ich die alle nennen würde, dann sprengt das den Rahmen. Aber das ist eine gute Frage, ich bin jetzt auch etwas vorsichtig, da ja die dritte Runde erst noch kommt. Wenn ich jetzt meine Meinung sage, kann es sein, dass jemand versucht darauf einzugehen.

    Wenn Sie Superkräfte haben könnten, welche sollten das sein?Spiri: Ich glaube Superkräfte hat sowieso jeder. Ein Musiker muss etwas wie Instinkt oder Intuition ha-ben. Das ist schon etwas Übernatürliches, da man es nicht messen kann, obwohl wir doch alle wissen, dass es da ist.

    Nun ist auch Frau Daskalakis hier. Sehr geehrte Frau Daskalakis, vielen Dank, dass Sie gekommen sind und sich unseren Fragen stellen.

    Spiri: Wir kommen beide aus den USA. Ich denke aber – da ich ja auch schon älter bin –, dass ich früher weggegangen bin.Daskalakis: Ich komme ursprünglich aus Boston. Seit fast 20 Jahren bin ich nun in Deutschland.

    Was war der Grund für Ihren Heimatwechsel?Daskalakis: Die Liebe. Und natürlich auch die Musik.

    Was für Musik hören Sie privat?Daskalakis: Ich höre alles Mögliche. Nicht nur Klas-sik – diese sicher auch. Ich glaube, dass viele Kollegen in der klassischen Musikszene keine klassische Musik hören, um sich zu entspannen. Denn da konzentriert man sich immer automatisch drauf. Das ist nicht un-bedingt entspannend. Es gibt natürlich auch andere Momente und Ausnahmen. Ich selber höre auch ger-ne Popmusik. Ich habe eine zehnjährige Tochter. Da kriegt man mit, was gerade so angesagt ist.Spiri: Ich hege zunehmendes Interesse für nicht-euro-päische Musik. Ich höre viel arabische Musik und chi-nesische Oper. Wir haben ja eben über Instinkt ge-sprochen. Ich finde, wenn man das Bedürfnis hat und zum Beispiel Popmusik hören will, dann sollte man das auch tun. Anscheinend gibt es da ein inneres Be-dürfnis und es ist schön, wenn man die Möglichkeit hat, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Ich denke Beet-hoven hatte keine Möglichkeit eine chinesische Oper oder arabische Musik zu hören. Wir haben diesen Lu-xus, wir können eine CD von allem Möglichen kaufen und es wäre furchtbar, wenn man das nicht wahr-nimmt. Allerdings kenne ich wirklich auch Pianisten, die nur Klaviermusik hören. Oder Sänger, für die die Opernmusik alles bedeutet. Aber ich finde das fatal.

    Sitzen Sie öfters in einer Jury?Daskalakis: Nicht allzu oft. Ehrlich gesagt möchte ich es auch nicht allzu oft machen. Das ist eine wirk-liche Ausnahmesituation. Herr Spiri hat das sehr gut beschrieben: es ist nicht wie Sport, wie Rennen oder Springen. Trotzdem ist da dieses Element des Wettbe-werbes. Jury zu sein hat aber eigentlich sehr wenig mit Kunst zu tun, daher möchte ich das nur in Ab-ständen machen.Spiri: Ganz ausschließen kann man das Wettbe-werbselement nicht. Wir machen musikalische Wett-bewerbe in Europa seit 2.700 Jahren. Die olympischen Spiele hatten ja zunächst eine Musiksparte, die inzwi-schen weg ist. Anscheinend haben wir also auch das Bedürfnis uns nicht nur im Sport- sondern auch im

    Daskalakis: Hallo. Ich freue mich auch und bin ge-spannt. Hoffentlich hat Herr Spiri nicht schon alles verraten.

    Was halten Sie von Casting-Shows?Daskalakis: Ich kann den Reiz sehr gut verstehen. Was ich sehr gefährlich finde, ist, wenn Leute runter-gemacht werden. Es nützt niemandem außer dem En-tertainment der Massen. Es bringt einen Kandidaten auch nicht weiter. Allgemein verbreitet es keinen gu-ten Umgangston.Spiri: Ich sehe die Gefahr, dass diese Methode an der klassischen Musik angewandt wird. Für sich gesehen, wenn jemand so etwas gerne sieht, ist das OK. Es ist ja jedermanns eigene Sache. Man muss schon auseinan-derhalten, dass das, was wir hier machen, nichts damit zu tun hat. Wir setzen ja andere Maßstäbe. Sie sehen ja, dass manche sich bewusst optisch präsentieren. Von vielen wird das vielleicht sogar erwartet. Andere latschen auf die Bühne und sagen sich »ich muss wirk-lich gut spielen«. Es ist eher die Gefahr, dass diese Art von Bewertung auf die Kunstbereiche übergeht.Daskalakis: Ich glaube auch, dass die Casting-Shows anders gemacht werden sollten. Es sollte um Feinhei-ten gehen. Im Vordergrund sollte stehen, dass Leute besser werden und dass das Image dieser Leute be-sprochen wird. Aber bei den aktuellen Casting-Shows ist es klar, dass es um etwas anderes geht.Spiri: Wir sind ja auch durch Werbung beeinflusst. Wir sind gewohnt, dass sich ein Produkt optisch ver-kauft. Unbewusst denkt man dann »aha, Musiker sind auch Produkte«. Die müssten auch verpackt und ver-marktet werden. Man wird also unbewusst davon be-einflusst. Dann ist es immer ein Kampf zu sagen »es muss erst einmal das Produkt an sich gut sein«.

    Stellen wir nun ein paar persönlichere Fragen. Woher kommen Sie?

    Kunstbereich zu messen. Auch wenn man findet, dass es oft nicht angenehm ist oder wenn Kriterien nicht klar sind, so hat es trotzdem keinen Sinn dieses Be-werten generell zu verbannen. Wir finden es aber un-glaublich anstrengend, weil wir ein Urteil abgeben müssen über jemanden, den wir nicht kennen. Oder aber wir müssen über jemanden urteilen, den wir kennen, und müssen diesen dann vergleichen mit dem, den wir nicht kennen. Es ist schon sehr schwer, fair zu sein, zu wissen wie weit man seinen eigenen Geschmack spielen lassen darf und wie weit man den Geschmack des Marktes berücksichtigen muss. Das alles in irgendeine Zahl zu legen ist sehr anstrengend und wenn man das ernst nimmt, dann ist man danach recht fertig. Ich habe mal eine Film-Bewertung ge-macht. Da dachte ich, dass ich vielleicht jemanden übersehen oder ein Talent nicht beachtet habe. Das kann einen wirklich quälen.Daskalakis: Wir wissen, dass junge Menschen sich voll und ganz da reinhängen und sehr viel Energie in solche Wettbewerbe stecken. Das ist dann schon eine Verantwortung, die man hat, wenn man solche Men-schen bewertet. Wahrscheinlich werden wir ein- bis zweimal pro Jahr in einer Jury sitzen. In der Hochschu-le sitzt man sowieso immer wieder in einer Kommissi-on, insofern bekommt man eine gewisse Routine.

    Wie sind Sie zu Ihrem Instrument gekommen?Spiri: Tja, das war ganz eigenartig! Wir haben ja schon öfter über Instinkt gesprochen. Ich hatte eine Nachba-rin, diese war Pianistin. Ich war ganz angetan und fas-ziniert von diesem Instrument, dass ich nicht mehr aufhören wollte zu spielen. Das war schon als Kind so. Dann bekam ich Unterricht und habe mich fast am Klavier festgeklammert, so könnte man das sehen.Daskalakis: Also, das klingt wirklich nach einer wunderbaren Geschichte. Bei mir war das eher Zufall. Ich war vier und meine Mutter suchte nach Möglich-keiten, um mich zu fördern. Jemand schlug das Gei-genspiel vor und wir haben das ausprobiert.Spiri: Das klingt jetzt wieder Interessant. Ein ganz an-derer Instinkt. Ich hatte mal eine Geige bekommen

    Jury zu sein hat aber eigentlich sehr

    wenig mit Kunst zu tun, daher möchte ich

    das nur in Abständen machen.AriadneDaskalakis

    Interviews IMWKIMWK Kinder- und Jugendprojekt

    2928

    Jurymitglieder und Schülerinnen im Gespräch

  • 4.1InterviewsmitausgewähltenTeilnehmern

    Mayu Kishima, Finalrunde Violine

    Hallo Frau Kishima. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.Ich freue mich, dass ich hier sein kann.Wie alt sind Sie?Ich bin 24 Jahre alt.Woher kommen Sie?Geboren und aufgewachsen bin ich in Japan. Seit ca. zehn Jahren lebe ich in Köln.Seit wann spielen Sie Ihr Instrument?Ich habe mit dem Violine spielen mit drei Jahren an-gefangen. Also vor gut 21 Jahren.Kommen wir zu der Probe heute. Wie haben Sie sich ge-fühlt? Hat alles geklappt?Heute war nicht alles so, wie es sein sollte. Zwischen-durch hat es etwas gehakt, aber ich denke, dass es morgen besser wird. Schließlich haben das Orchester und ich heute zum ersten Mal zusammen gespielt.Was waren Gründe für eine Unterbrechung während der Probe?Es waren hauptsächlich Unstimmigkeiten zwischen mir und dem Orchester. Manchmal habe ich falsch eingesetzt. Da hat der Dirigent natürlich abgebro-chen. Allerdings habe ich auch zwischendurch abge-brochen, weil ich das Stück an einigen Stellen etwas schneller bzw. langsamer haben wollte.Wie haben Sie sich während der Probe auf der Bühne ge-fühlt? Und wie ist es sonst für Sie auf einer Bühne zu stehen?Naja, gerade heute war es etwas stressig, das Orchester und ich sind das erste Mal zusammengetroffen. An-sonsten ist es eigentlich sehr gemütlich auf der Büh-ne. Ich fühle mich frei und genieße das.Wieso machen Sie beim Internationalen Musikwettbe-werb mit?Vor vier Jahren hatte ein Freund von mir am IMWK teilgenommen. Er erzählte mir davon. Und da ich Zeit hatte, dachte ich »warum nicht?«.Ließ sich der Aufwand für den Wettbewerb mit Ihrem ei-gentlichen Studium gut vereinbaren?

    und sie überhaupt nicht gemocht. Natürlich hat mir niemand gesagt, dass man Kolophonium auf den Bo-gen machen muss. Also fragte ich mich, warum da kein ordentlicher klangvoller Ton rauskommt. Ich ha-be auch mal Flöte, Bariton, Horn und Orgel auspro-biert. Alles, was ich davon toll fand, war die Orgel. Es mussten also Tasteninstrumente sein. Cello hat mich auch fasziniert, aber ich hatte keinen Spaß gehabt die-ses Instrument selber zu spielen. Singen war natür-lich auch etwas! Ich habe gerne im Chor gesungen, allerdings leider nur bis zum Stimmbruch. Danach ist die Stimme leider nicht mehr zurückgekommen.

    Haben Sie ein Lebensmotto?Spiri: Uff, das sind immer diese privaten Fragen… Ei-gentlich nicht. Es gibt so viele schöne Sprüche. Ob ich ein Lebensmotto habe? Das kann ich nur verneinen. Wenn ja, dann würde sich das wöchentlich ändern.Daskalakis: Hmm, bei mir würde es wahrscheinlich so klingen: »Man sollte es immer so gut versuchen, wie man kann«. Also das Bestmögliche in der Situati-on zu geben, sich dabei aber nicht zu quälen.Spiri: Für Musiker ist das Wort »Arbeit« und die Defi-nition dieses Wortes wichtig, wir machen das ja ei-gentlich freiwillig. Wir hätten auch andere Berufe ausüben können. Wenn man viel Stress hat, dann kann das eine Last sein. Man muss versuchen das alles als freiwillige Sache zu sehen, es soll mit Freude ge-schehen, ansonsten stimmt etwas nicht. Vielleicht gäbe es ein Sprichwort in dieser Richtung. Man sollte versuchen Freude an seiner Arbeit zu haben. Das Wort »Arbeit« darf aber nicht negativ besetzt werden. Dann geht die Kreativität verloren. Wenn man merkt, dass ich meine Sache als Arbeit ansehe, dann hat nie-mand Freude. Im Wettbewerb sieht man auch, dass manche Teilnehmer sehr gut gespielt haben. Aller-dings wirkten sie nicht wirklich glücklich dabei.

    Sollte die Jugend heute eher Klassik oder eher Pop oder Rap hören?Spiri: Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Der Begriff »Musik« ist so weit gefächert. Man muss Un-terschiede kennen und nicht vermengen. Popmusik hat einen ganz anderen Zweck. So lange es die Ohren nicht schädigt – mit Kopfhörern laut hören ist wirk-lich tödlich, die Schäden sind irreparabel. Ich finde, in der Klassik gibt es Stücke für virtuose Produktion und Stücke wie Beethoven, mit denen man platonische und biblische Ideen musikalisch gestalten kann. Wie soll man das vergleichen? Zum Beispiel vergleiche ich

    Ja, im Unterricht habe ich ein neues Stück lernen können und durch den Wettbewerb kommt man an das Spielen von anderen Stücken. So kommt etwas Abwechslung in das Ganze. Und wenn man dann noch Musik spielt, die einem selbst gefällt, macht es noch mehr Spaß.Was erhoffen Sie sich von diesem Wettbewerb?Ich war sehr überrascht, dass ich überhaupt an der Fi-nalrunde teilnehmen durfte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es so weit schaffe, weil ich in den letzten Run-den nicht so gut gespielt hatte. Daher bin ich jetzt schon zufrieden, gebe aber noch weiterhin mein Bestes.Was wissen Sie über Ihre Konkurrenten?Da gibt es noch Roman Kim. Ich kenne ihn, weil er auch hier an der Hochschule studiert. Weiter Weiß ich aber nichts über ihn. Ich kann ihn auch nicht ein-schätzen.Wie lange üben Sie für den Wettbewerb?Im Moment sind es vier bis fünf Stunden pro Tag. Normalerweise ist es allerdings nicht so viel.Haben Sie schon an anderen Wettbewerben teilgenom-men?Als ich 13 war, habe ich an einem Wettbewerb in Polen teilgenommen. Dann noch an einem Wettbewerb in England vor fünf Jahren.Welche Arten von Musik hören Sie denn in Ihrer Freizeit?Klassik, Jazz und auch Pop. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.Wenn Sie sich eine Superkraft aussuchen könnten, welche sollte das sein?Ich möchte fliegen können. Und am liebsten essen, oh-ne Fett zu werden.Worauf legen Sie in ihrem Alltag Wert?Ich versuche schon seit längerer Zeit herauszufinden, wie ich besser spielen kann ohne zu üben. Im Moment teile ich mir die Übezeit in Üben und Entspannen auf. Während ich entspanne, höre ich ganz andere Musik.Haben Sie einen Glücksbringer?Einen wirklich materiellen Glücksbringer habe ich nicht. Ich denke da eher an meine Familie in Japan.Was erhoffen Sie sich von der Zukunft?Es ist schwierig, wenn man als Japanerin in Europa spielen will. Ich möchte gerne weiterhin Solo spielen und in Deutschland bleiben.Eine letzte Frage: Was haben Sie für ein Lebensmotto?Naja, ich investiere viel meiner Zeit in die Musik, ich denke viel darüber nach. Also würde ich sagen: Alles für die Musik.Frau Kishima, wir bedanken uns sehr herzlich für dieses Interview.

    mal Kuchen mit einem Rindersteak. Die haben ganz andere Nahrungsstoffe. Ebenso gibt es Musik mit we-nigen Nahrungsstoffen und solche mit vielen. Was sagst Du dazu?Daskalakis: Sehr gut ausgedrückt. Ich kann dem nur zustimmen.Spiri: Meine Einstellung zu Popmusik hat sich geän-dert. Das ist aber altersbedingt. Irgendwann konnte ich das nicht mehr aushalten. Dafür höre ich jetzt ger-ne chinesische Musik. Die wiederum fand ich vor zehn Jahren unausstehlich. Man darf das Ganze nicht verwechseln – stellen Sie sich vor, dass man in der Kneipe Klassik als Hintergrundmusik hören würde. Das würde keiner tun.

    Sehr geehrte Frau Daskalakis, sehr geehrter Herr Spiri, vielen Dank für diese ausführlichen Antworten.Daskalakis: Die Freude war auf unserer Seite.Spiri: Ich finde, dass Sie sehr gut gewählte Fragen ge-stellt haben.

    Interviews IMWKIMWK Kinder- und Jugendprojekt

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  • 4.1InterviewsmitausgewähltenTeilnehmern

    Roman Kim, Finalrunde Violine

    Sehr geehrter Herr Kim, vielen Dank, dass Sie sich für die-ses Interview Zeit genommen haben. Vielen Dank auch an Julia, die sich als Dolmetscherin zur Verfügung stellt.Kommen wir direkt zur ersten Frage: Woher stammen Sie?Geboren wurde ich in Kasachstan. Dort lebte ich bis zu meinem achten Lebensjahr. Dann kam ich nach Russland. Mit 16 Jahren kam ich dann nach Köln.Was erhoffen Sie sich von der Teilnahme am Internationa-len Musikwettbewerb?Ich wünsche mir natürlich, dass ich gewinne. Aber vielleicht klappt es auch nicht. Wir werden sehen.Seit wann spielen Sie ihr Instrument?Ich habe mit fünf Jahren angefangen. Zuerst habe ich nicht so gerne gespielt. Bis ich acht war, habe ich auch sehr wenig geübt. Als ich in Moskau war, habe ich in-tensiver geübt.Wie lange üben Sie am Tag?Mein Pensum beträgt sechs Stunden.Üben Sie für den Wettbewerb mehr?Vielleicht sind es sieben Stunden. Ich weiß es nicht genau, ich übe einfach nur.Hatten Sie in Ihrer Jugend Phasen, in denen Sie keine Lust mehr am üben hatten?Sicher gab es da einige Momente, in denen ich die Geige lieber weggelegt hätte. Aber durch einige wun-derschöne Konzerte habe ich weitergemacht. Wenn man vor dem Publikum steht, dann bekommt man so viel Energie. Das macht wirklich Mut und gibt Kraft weiterzumachen.Was denken Sie über David Garrett?Ich mag ihn sehr gerne. Er ist ein wirklich guter Musi-ker. Allerdings macht er ja eine andere Richtung als ich. Die ist aber auch interessant.Wollen Sie nach dem Wettbewerb im Orchester spielen?Ich möchte solo spielen. Das ist mein Berufsziel.Haben Sie schon an anderen Wettbewerben teilgenom-men?

    Mit 16 habe ich einen Jugendwettbewerb gewonnen. Wettbewerbe für Erwachsene habe ich aber noch nicht gewonnen.Was bedeutet Ihnen die Geige? Was finden Sie daran be-sonders?Die Geige hat einen wunderschönen Klang. Außer-dem finde ich es so faszinierend, dass man mit der Geige so ausdrucksvoll spielen kann.Welche Art von Musik hören Sie in Ihrer Freizeit?Klassik höre ich natürlich. Aber sehr gerne höre ich auch Rock, vorzugsweise 80er Jahre.Halten Sie die klassische Musik für zeitgerecht? Ist diese Musik für Jugendliche geeignet?Ich finde diese Musik viel tiefer. Es kann so unendlich tiefgründig sein in der klassischen Musik, das ist viel-leicht nicht für jeden Jugendlichen etwas.Was haben Sie für ein Lebensmotto?Nun ja, ich übe sehr viel. Ich komme um 12 Uhr in die Hochschule und übe bis 9. Manchmal übe ich auch in der Nacht, das brauche ich einfach. Aber daraus ergibt sich kein wirkliches Lebensmotto für mich. Es gibt ein Zitat aus Russland. Übersetzt heißt es so viel wie »Vor den Großen habe ich keine Angst, zu den Unter-drückten bin ich nicht arrogant.«Was haben Sie für Wünsche für die Zukunft? Was haben Sie für Träume?Mein größter Traum ist es, Konzerte in der ganzen Welt zu spielen.Wie schätzen Sie Ihre Konkurrenten ein?Meine Konkurrenten sind sehr stark. Mayu Kishima zum Beispiel ist eine sehr gute Finalistin. Aber ich denke, dass das schon klappt, wenn man daran glaubt.Haben Sie einen Glücksbringer?Nein, so etwas habe ich nicht. Auch meine Geige ist nicht so besonders, die ist auch einfach nur aus Holz.Auf was legen Sie im Alltag Wert?Mir sind Ausstrahlung und Charakter sehr wichtig. Man muss mit einer Person auch klarkommen. Aber das kann man sehr gut merken, wenn man sich mit einem Menschen unterhält.Was haben Sie nach dem Wettbewerb vor?Ich habe von Bach ein Stück bearbeitet. Normalerwei-se ist das für ein Quartett, aber ich habe das für pizzi-cato Geige umgeschrieben. Das möchte ich sofort spielen und aufnehmen.Herr Kim, vielen Dank für dieses Interview.

    Interviews IMWKIMWK Kinder- und Jugendprojekt

    3332

    Schlussmoderation des Rektors der HfMT Köln, Herr Prof. Schuhenn, nach der Übergabe des Schülerpreises an Mayumi Sakamoto in der Kölner Philharmonie

  • 5.1.ReflexionenderSchülerinnenundSchüler

    Gut

    _ ein Bewertungskatalog wird selbst erstellt

    _ durch Besprechung und Erklärung des

    Projekts bekommt man einen guten Eindruck

    _ Am Anfang ist es sehr interessant

    _ Die Studenten haben einen Sinn für Humor

    und Verständnis für Unruhe

    _ Es gibt viele Videos zur Veranschaulichung

    _ Der Unterricht findet in der Aula statt

    _ Der Umgang mit dem Kriterienkatalog

    wird gelernt

    _ Die Studenten geben gute Einführungen und

    verständliche Erklärungen

    _ Man kann selbst Eindrücke sammeln

    _ Neutrales Bewerten wird gelernt

    _ Das Radio (wdr) war da

    _ »DSDS war spannend«

    _ Videos aus Castingshows waren gut, weil bekannt

    _ Vergleich mit hören und sehen war gut

    _ Es wurden sehr interessante Videos gezeigt

    _ Es gibt viele Ausflüge und Abwechslung

    _ Man kann selbst entscheiden, wieviel man

    den Stücken zuhört

    _ Kostenloser Eintritt zu Konzerten

    _ Differenzierter Fragebogen

    _ Man kann Musiker live erleben

    _ Jeder durfte bei einem Interview zuhören

    _ Die Konzertbesuche waren freiwillig

    _ Musik und Videos (auch die Musik des

    eigenen Musikgeschmacks) wird differenzierter

    wahrgenommen und kritischer gehört

    _ Die Verleihung des Preises vor Publikum

    _ »Wir fühlten uns ernst genommen!«

    _ Durch das Projekt kommt jeder Schüler in

    Berührung mit klassischer Musik

    _ Umgang im bewerten von klassischer Musik

    _ gemeinsames Erarbeiten von Bewertungskriterien

    _ Interviews waren toll

    _ viel Musik gehört

    _ Musikgeschmack weiter entwickelt

    _ neue Hörerlebnisse

    _ Philharmoniebesuch war toll

    _ »Ich höre Musik jetzt anders!«

    _ viel Neues gelernt

    _ der Schülerpreis war ein richtiger Geldpreis,

    das war super

    _ unsere Meinung war wichtig, nicht nur die der Jury

    Schlecht

    _ Die Diskussionsrunden sind zu lang

    _ Zu lange Arbeitsphasen in der Schule

    _ Das Internet sollte besser funktionieren

    _ Es gibt zu wenig kreatives Arbeiten

    _ Die Studenten sind schüchtern und

    haben die Klasse nicht unter Kontrolle

    _ Später ist es langweilig

    _ Der Kriterienkatalog musste zu oft neu

    aufgestellt werden

    _ Das Beurteilen wurde nur an unbekannten

    Liedern geübt

    _ Zu lange Unterrichtszeiten

    _ zu Kurze Pausen

    _ Das Besprechen der Musikstücke ist zu lang

    _ man konnte nicht wirklich sagen wer

    besser ist weil alle gut waren

    _ Die Studenten waren unfreundlich und

    unsicher, daher war manches unorganisiert

    (wurde aber besser)

    _ Das Zuhören bei den Proben war zu lang

    _ Die ganze Klasse konnte nicht bei allen

    Interviews zuhören

    _ Die Zeit im Aufführungsraum war zu lang

    _ Die Musikstücke waren zu lang

    _ Zu wenig Pausen

    _ Man musste zu lange warten

    _ Es war immer wieder das Gleiche

    _ Schlechte Organisation

    _ Die Bewertung bei den Proben war schwierig,

    weil es nur Proben waren

    _ Gesang wurde nicht bewertet

    _ viele Bewertungen, viele Stücke anzuhören

    _ viele Wiederholung

    _ zu wenig Vielfalt

    _ man konnte während den Bewertungen

    gar nicht richtig zuhören

    _ Dirigent bei den Proben

    _ Organisation bei den Proben

    _ Interviews haben manchmal nicht

    stattgefunden

    _ sehr wenig Kommunikation zwischen den

    beiden Schulen

    _ Bewertung der Kleidung schwer

    _ Konflikte mit Mitarbeitern, Musikern,

    Dirigenten

    Verbesserung

    _ 15 min zuhören reichen

    _ ein bekanntes Stück nehmen um den

    Bewertungskatalog auszuprobieren (z.B. Charts)

    _ nicht die Proben anhören, sondern das Konzert,

    dann ist die Bewertung (Performance, Aussehen)

    einfacher

    _ Alle sollen bei allen Interviews dabei sein

    _ nicht so viel anhören, Schüler verstehen es auch so

    _ Bewertungskatalog nicht ganz so feingliedrig

    _ Besser Gesamteindruck von der Aufführung

    als von einer Probe

    _ unter dem Bewertungskatalog noch Platz für

    Kommentare und eigene Stichpunkte sowie

    Resümee

    _ lieber bewerten, wenn Jury auch da ist,

    nicht bei den Proben

    _ mehr Austausch mit der anderen Schule

    BeiträgezurFrage,obmandasProjektauchmitei-

    nerHauptschul-undeinerGymnasiumsklasse(statt

    zweiGym-Klassen)durchführenkönnte:

    _ nicht mit einer Hauptschulklasse, weil Hauptschü-

    ler möglicherweise aggressiv sind und schlagen

    _ Hauptschüler meinen dass Meinung von Gymna-

    siasten mehr wert ist und fühlen sich daher schlecht

    _ Hauptschüler haben Angst ihre Meinung zu äußern

    _ Hauptschüler stören immer

    _ bei einem (bereits erfolgten) gemeinsamen Projekt

    haben Hauptschüler den gemeinsamen Unterricht

    unmöglich gemacht.

    Reflexionen IMWKIMWK Kinder- und Jugendprojekt

    3534

    5.Reflexionen

    Anschließend an die Gespräche wurde mit den Jugendlichen über die Erfahrungen reflek-

    tiert. Deutlich wurde die Überraschung der SchülerInnen, dass die Wettbewerbsteilneh-

    merInnen auch »ganz normale Menschen« sind. Auch das Interview mit der Jury wurde

    durchweg positiv aufgenommen. Das macht deutlich wie wichtig der persönliche Kontakt

    der SchülerInnen mit den KünstlerInnen ist. Durch diesen Kontakt verlieren die SchülerInnen

    ihre Scheu vor den KünstlerInnen und dem Konzertbetrieb. Häufig ist den SchülerInnen

    nicht klar, dass auch Künstler ein Privatleben haben, und »morgens die Kinder in die Schule

    bringen und nachmittags einkaufen gehen.«

  • Gut

    _ Reaktion der Schüler, d.h. was sie gut und

    schlecht fanden

    _ Kontakt der Schüler mit Musikern

    _ Interessant für Schüler, weil Anknüpfung an DSDS

    _ alles ist ein Wettbewerb, egal ob DSDS oder IMWK

    _ gute Möglichkeit, Schüler für ernste Musik

    zu interessieren

    _ gute Möglichkeiten für Studierende, in der

    Schule zu unterrichten

    _ Faszination über ein Thema, auf das sie sonst

    nicht gekommen wären

    _ Kontakt mit Profimusikern sind ohne so

    ein Projekt nicht möglich

    _ insgesamt ein tolles Projekt

    _ Das Education-Projekt sollte von Anfang mitgedacht und in die frühzeitige Planung der HfMT mit einbezogen werden._ Das Projekt sollte über mindestens zwei Semester angelegt werden, um eine gute Vorbereitung der Schulklassen zu ermöglichen._ Die Zusammenarbeit mit den Schulen sollte über ein Schuljahr laufen, um die Thematik umfassend vorzubereiten.

    _ Die beteiligten Lehrer sollten als Mentoren intensiv eingebunden werden und entsprechend bezahlt werden._ Ein bis zwei studentische Hilfskräfte mit je 3 SWS sind zur Durchführung notwendig._ Die leitende Dozentin muss mit 4 SWS pro Semester für das Projekt eingeplant werden.

    _ Die Absprachen im Haus ( mit Dirigenten, Orchester und Wettbewerbsteilnehmern) muss besser abgestimmt sein. Die beteiligten Person müssen darüber informiert sein, dass ein Education-Projekt durchgeführt wird._ Für die Belange des Education-Projekts muss eigene Zeit eingeplant werden: _ Die Interviewzeiten mit der Jury sollten länger sein. _ Die Wettbewerbsteilnehmer müssen über die Interviews informiert sein. Auch hierfür muss mehr Zeit eingeplant werden. _ Alle Schülerinnen und Schüler sollen bei den Interviews anwesend sein.

    _ Eine Führung durch das Haus vor Beginn der Konzertbesuche wäre sinnvoll, um die Schülerinnen und Schüler für das Geschehen zu sensibilisieren._ Eine Bewertung in allen drei Disziplinen ist sinnvoll._ Um das Finalrundenstück mit den Schulklassen entsprechend vorbereiten zu können, ist die Festlegung auf ein Konzert pro Gattung notwendig._ Ein Besuch der Konzerte statt der Proben ist sinnvoll. (Müssen die Vorrundenkonzerte abends stattfinden?)._ Die Konzentration auf eine Schülergruppe, die im Wahlpflicht- bereich dieses Projekt belegt, erscheint für die Motivation und Disziplin sinnvoll.

    6.VerbesserungsvorschlägefüreinEducation–ProjektzumnächstenIMWK

    Reflexionen IMWKIMWK Kinder- und Jugendprojekt

    3736

    Schlecht

    _ zu wenig Kontakt mit Musikern, kein persönliches

    Kennenlernen möglich

    _ Schüler haben uns nur als Pädagogen und nicht

    auch als Musiker gesehen

    _ Schüler erkannten nicht, dass es etwas zwischen

    Hochleistungsmusiker und Nichtmusiker gibt.

    _ zu lange Probenzeit zum Zuhören, für die

    SchülerInnen anstrengend

    _ Umgang mit Bewertungsbögen schwierig

    _ schlechte Organisation in den Proben

    seitens der Hochschule

    Gut

    _ gute Einstiege in Thematiken

    _ Kontakt mit einem professionellen Orchester,

    was sich die Schule sonst nicht leisten kann

    _ Kontakt mit Studierenden war sehr gut

    _ neue Unterrichtsideen

    5.1.Reflexionenderlehrer/Ursulinengymnasium

    5.1.Reflexionenderlehrer/HVB-Gymnasium

    Gut

    _ außerschulische Lernorte

    _ neue Eindrücke für die Schüler

    _ Veränderung der Hörgewohnheiten

    _ Interesse für klassische Musik geweckt bei

    SchülerInnen, die sonst keinen Zugang zu

    dieser Art von Musik haben

    _ wdr Interview sehr motivierend für die Schüler

    _ Sensibilisierung für den Konzertbetrieb und

    Wettbewerbe

    Schlecht

    _ zu lange Phasen im Unterricht

    _ zu langer Redevortrag

    _ zu enge Fragen, ermüdend

    _ manche Begriffe für Schüler nicht nachvollziehbar

    Schlecht

    _ Schüler teilweise mit der Bewertung überfordert

    _ Probleme in den Stunden, die die Studierenden

    alleine unterrichtet haben, wenige Lehramts-

    studenten dabei

    _ zu wenig Anerkennung der Schüler von Seiten

    der Musikhochschule

    Verbesserung

    _ Alle Materialien vor der Stunde vorbereiten

    _ Stunden, die von Studierenden alleine

    unterrichtet werden, mehr straffen

    _ Vorarbeit des Lehrers, wenn dieser früher

    von dem Projekt gewusst hätte

    _ Gesang dazu nehmen, weil Schüler einen

    besseren Zugang dazu haben

    Verbesserung

    _ kurzer Input, dann Schülerarbeitsphase

    _ Unterrichtsgestaltung ändern, wie kann man es

    machen, dass Schüler Sachen selbst erarbeiten

    können

    _ Schüler sollten musikalische Erfahrungen

    selber machen

    _ Anstandsregeln wiederholen, »wie benehme

    ich mich im Konzert«

    _ Stücke müssen besser bekannt sein

    _ Wartezeiten bei den Proben nutzen

    _ das Projekt sollte länger laufen

    _ Grundlagenklärung: was ist ein Konzert?

    Was macht ein Komponist?

    _ Engere Zusammenarbeit mit den Lehrern,

    Lehrer als Mentoren

    5.3ReflexionenderStudierendenundderProjektleitung

  • 38

    IMWK Kinder- und Jugendprojekt

    7.Fazit

    Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Projekt von allen Beteiligten als voller Erfolg gewertet wurde. Die Schülerinnen und Schüler waren ebenso begeistert wie die beteiligten Lehrer und Studierenden. Neben dem Wissenserwerb, der Sensibilisierung für Musik und der Bewertung von Musik stand vor allem der Kontakt mit »wirklichen« Künstlern, dem Konzertbe-trieb und der Kontakt mit den Studierenden (seitens der SchülerInnen) bzw. den SchülerInnen (seitens der Studierenden) im Mittelpunkt der positiven Kritik. Die Musiklehrer waren von dem Kontakt mit den au-ßerschulischen Lernorten besonders beeindruckt, da sich von diesen Erfahrungen ausgehend im Anschluss viele Themen des Musikunterrichts lebendig und er-fahrungsgestützt erarbeiten lassen.

    Besonders hervorgehoben von den Schülerinnen und Schülern und damit maßgeblich für den Erfolg des Projekts verantwortlich war das »tatsächlich vorhan-dene« Preisgeld für den Schülerpreis. Dadurch erhielt das Anliegen des Projekts mehr als eine rein symboli-sche Wirkung, was die Glaubhaftigkeit des Projekts und damit die Motivation für die beteiligten Schüler-gruppen entscheidend steigerte.

    Das Projekt soll zu den nächsten IMWK unter Berück-sichtigung der Verbesserungsvorschläge wiederholt werden. Es lässt sich vom Aufbau und der Durchfüh-rung her problemlos auf ähnliche Projekte übertragen.

    Trotz intensiver Bemühungen durch die Projektlei-tung, die Dekanin Frau Prof. Dr. Christine Stöger und die Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros Frau Dr. Sauer war es nicht möglich, einen Hauptschullehrer und damit verbunden eine Hauptschulklasse für eine Projektteilnahme zu gewinnen. Neben zahlreichen Schulen, die sich auf eine telefonische oder schriftliche Anfrage hin nicht gemeldet haben, gab es Lehrer, wel-che sich aufgrund von Vorbehalten nicht auf eine Ko-operation einlassen wollten. Als Hauptgrund wurde bei Nachfragen genannt, dass diese Form der Auseinan-dersetzung mit Musik nicht dem Lebens- und Erfah-rungshorizont der Schülerinnen und Schüler entsprä-che. Diese Auffassung ließ sich auch durch konkrete Angebote auf die besonderen Bedürfnisse der Schüle-rinnen und Schüler ausführlich einzugehen und dass Konzept entsprechend anzupassen nicht ändern. Nicht einmal der Hinweis, dass die Projektleitung über reich-

    lich Erfahrung als Lehrerin in einer Brennpunktschu-le verfügt und bereits erfolgreich Projekte mit Haupt- und Gesamtschulen durchgeführt hat, konnte zu ei-ner Bereitschaft der Lehrenden beitragen, sich zumin-dest einmal näher mit der Idee zu befassen bzw. es auf einen Versuch ankommen zu lassen.

    Mögliche Ursachen für diese Vorbehalte seitens der Lehrer können negative Erfahrungen mit ähnlichen Projekten sein oder eine Überforderung der Schüler-Innen sehen. Diese Auffassung deckt sich mit den Erfahrungen der Projektleitung nicht. Ganz im Ge-genteil gehen besonders die SchülerInnen ohne Bil-dungshintergrund extrem unbefangen und offenen mit vergleichbaren Angeboten um, wie zahlreiche er folgreiche Projekte gezeigt haben.

    Auch der in diesem Projekt feststellbare Unter-schied zwischen den Ursulinenschülerinnen, die mu-sikalisch weit mehr vorgebildet sind, als die Schüle-rInnen des HVB, waren weder motivierter noch enga-gierter in der Beteiligung. Die höhere musikalische Fachkompetenz führte nicht zu einer höheren Moti-vation. Eher im Gegenteil: Es waren die HvB Schüle-rinnen, die auch beim Preisträgerkonzert der zweiten und dritten Preise bis zum Schluss freiwillig blieben, und nicht nach der Preisübergabe den Saal verließen. Die Schülerinnen mit der geringeren musikalischen Vorbildung waren durchschnittlich engagierter und motivierter. Dieses Ergebnis spricht dafür, das Pro-jekt auf unterschiedliche Schulformen auszuweiten und gerade Kinder aus benachteiligten Familien Zu-gang zur kulturellen Bildung zu ermöglichen.

    Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch die beteiligten Gymnasiasten voller Vorurteile gegenüber Hauptschülern sind und Urteile von Haupt schülern antizipieren, ohne diese zu hinterfra-gen. An diesem Punkt herrscht Handlungsbedarf.

    Ein künstlerisch-pädagogisches Forschungsprojekt, welches sich das Entwicklungspotenzial benachtei-ligter SchülerInnen zum Thema macht, wird mo-mentan von der Projektleitung entwickelt und von Seiten der Hochschule intensiv unterstützt.

    Mehr dazu in einem eigenen Projektentwurf.

    Übergabe des Schülerpreises an Roman Kim im Rahmen des Preisträger-konzerts an der HfMT Köln

  • schulmusik

    HochschulefürMusikundTanzKölnUnterKrahnenbäumen8750668Köln

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    HochschulefürMusikundTanzKöln

    StabsstelleI

    UnterKrahnenbäumen87

    50668Köln

    www.hfmt-koeln.de

    DasSchülerprojektsowiediedamitverbundenenPreisgelder

    unddieDokumentationwurdenermöglichtundfinanziertvon

    derRheinEnergieStiftungKultur