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Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler und dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung Von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften Abteilung Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft Fachgebiet Allgemeine Psychologie: Kognition der Universität Duisburg-Essen zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) genehmigte kumulative Dissertation von Benjamin André Stodt aus Iserlohn Gutachter: Prof. Dr. Matthias Brand Gutachter: Prof. Dr. Christian Montag Tag der mündlichen Prüfung: 03.12.2018

Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

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Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler und dysfunktionaler

Facetten der Internetnutzung

Von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften

Abteilung Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft

Fachgebiet Allgemeine Psychologie: Kognition

der Universität Duisburg-Essen

zur Erlangung des akademischen Grades

Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)

genehmigte kumulative Dissertation

von

Benjamin André Stodt

aus

Iserlohn

Gutachter: Prof. Dr. Matthias Brand

Gutachter: Prof. Dr. Christian Montag

Tag der mündlichen Prüfung: 03.12.2018

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Wir haben so viel Ungeklärtes auf dieser Welt;

damit das so bleibt, haben wir die Wissenschaft.

Otto Waalkes

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Danksagung I

Danksagung

Hätte mir jemand zu Beginn meines Studiums gesagt, dass ich fast auf den Tag genau zehn Jahre später meine

Dissertation abgebe, hätte ich dies wahrscheinlich eher belächelt und für unmöglich befunden. Wie so häufig kam

es aber nunmal anders als ich dachte. Die Entscheidung zu promovieren fiel mir infolge meines Studiums sehr

leicht und heute kann ich sagen, dass sie richtig war. Rückblickend war es jedoch auch nicht immer einfach. Häufig

ging es eher zwei Schritte zurück, als einen vorwärts. Aber was sang bereits ein berühmter Mann mit Hut?

„Du gehst deinen Weg, ob grade, ob schräg, ist doch egal - du machst dein Ding.“

An dieser Stelle möchte ich mich nun bei den Menschen bedanken, die mich auf meinem Weg, bei „meinem Ding“,

begleitet und unterstützt haben.

Allen voran bedanke ich mich bei Prof. Matthias Brand, der meine Promotion betreut hat. Danke für dein frühes

Vertrauen, deine Unterstützung und die Chance, zu einem spannenden Thema zu forschen.

Bedanken möchte ich mich auch bei meinem Zweitgutachter Prof. Christian Montag. Vielen Dank für den

spannenden Austausch und deine wertvollen Ratschläge beim gemeinsamen Projekt.

Ebenfalls möchte ich mich bei Mechthild Appelhoff und Dr. Meike Isenberg von der Landesanstalt für Medien

NRW für die Förderung der gemeinsamen Projekte zu einem höchst spannenden und wichtigen Thema, das

Interesse an unserer Arbeit sowie die stets netten Kooperationstreffen bedanken.

Ich bedanke mich bei allen Co-Autorinnen und Co-Autoren der dieser Dissertation zugrunde liegenden Schriften

für ihre Unterstützung und ihr Feedback während des Schreibens.

Natürlich bedanke ich mich beim gesamten Team der Allgemeinen Psychologie: Kognition. In den vergangenen

acht Jahren habe ich hier viele tolle Menschen kennengelernt, viele interessante und lehrreiche Gespräche geführt

und in vielen spannenden Projekten gearbeitet. Aus meiner Sicht wäre es unfair, einzelne Menschen aus diesem

Team namentlich hervorzuheben. Deshalb richte ich meinen Dank an alle Weggefährtinnen und Weggefährten der

letzten acht Jahre. Danke für die Motivation, den konstruktiven Austausch und die vielen Erlebnisse außerhalb

und innerhalb Duisburgs.

Ich bedanke mich bei Sina Ostendorf für dein Feedback, deine Korrekturen und deine Unterstützung bei der

Finalisierung dieser Arbeit. Danke für deine motivierenden Worte und dein offenes Ohr.

Bei meinen Freunden und meiner gesamten Familie bedanke ich mich für den Rückhalt und die wichtigen

Momente der Abwechslung in den letzten Jahren und Monaten. Tanja Gorba danke ich für das eifrige

Korrekturlesen dieser Arbeit. Nicht zuletzt danke ich meiner Mutter Dagmar Stodt-Welz. Danke für deine

Unterstützung beim Verfolgen meines Ziels, deine Geduld, deinen Glauben an mich und den mir zugesprochenen

Mut.

Danke.

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II Erklärung über die eigenständige Verfassung der vorgelegten Dissertation

Erklärung über die eigenständige Verfassung der vorgelegten Dissertation

Hiermit versichere ich, dass die vorgelegte Dissertation gemäß §9 der Promotionsordnung der

Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität Duisburg-Essen vom 06. August 2015

eine selbstständig durchgeführte und eigenständig verfasste Forschungsleistung darstellt und

ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel und Quellen benutzt habe. Alle Stellen, die

wörtlich oder sinngemäß aus anderen Schriften entnommen sind, habe ich als solche kenntlich

gemacht. Die Arbeit lag weder in gleicher noch in ähnlicher Form einem anderen

Prüfungsausschuss vor.

Duisburg, den

Ort, Datum Benjamin Stodt, M.Sc.

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Publikationshinweise III

Publikationshinweise

Schrift 1:

Stodt, B., Wegmann, E., & Brand, M. (2016). Predicting dysfunctional Internet use: The role

of age, conscientiousness, and Internet literacy in Internet addiction and cyberbullying.

International Journal of Cyber Behavior, Psychology and Learning, 6, 28-43.

doi:10.4018/IJCBPL.2016100103

Schrift 2:

Stodt, B., Brand, M., Sindermann, C., Wegmann, E., Li, M., Zhou, M., … Montag, C. (2018).

Investigating the effect of personality, Internet literacy, and use expectancies in Internet-use

disorder: A comparative study between China and Germany. International Journal of

Environmental Research and Public Health, 15, 579. doi:10.3390/ijerph15040579

Schrift 3:

Stodt, B. & Brand, M. (in revision). Perceiving online-communication overload can be

explained by the interaction of Internet-use expectancies and specific Internet literacy domains.

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IV Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Danksagung ................................................................................................................................. I

Erklärung über die eigenständige Verfassung der vorgelegten Dissertation ........................... II

Publikationshinweise ................................................................................................................ III

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. VII

Tabellenverzeichnis ................................................................................................................ VIII

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................. IX

Zusammenfassung .................................................................................................................... 10

General Abstract ....................................................................................................................... 11

1 Einleitung ......................................................................................................................... 12

2 Theoretischer Hintergrund ............................................................................................ 15

2.1 Zahlen zur Internetnutzung ........................................................................................ 15

2.2 Dysfunktionale Facetten der Internetnutzung ............................................................ 18

2.2.1 Cybermobbing ..................................................................................................... 20

2.2.1.1 Fallbeispiele ................................................................................................. 21

2.2.1.2 Definition, Kriterien und Formen des (Cyber-)Mobbings ........................... 22

2.2.1.3 Häufigkeiten, Alters- und Geschlechtereffekte ............................................ 26

2.2.1.4 Folgen, Ursachen und weitere Beteiligte ..................................................... 29

2.2.1.5 Zusammenfassung Cybermobbing ............................................................... 34

2.2.2 Internet Use Disorder .......................................................................................... 34

2.2.2.1 Beispielhafte Szenarien der Entstehung und Aufrechterhaltung einer

Internet Use Disorder ................................................................................... 35

2.2.2.2 Terminologie ................................................................................................ 36

2.2.2.3 Prävalenz ...................................................................................................... 38

2.2.2.4 Klassifikation und Diagnostik ...................................................................... 39

2.2.2.5 Empirische Befunde ..................................................................................... 44

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Inhaltsverzeichnis V

2.2.2.6 Theoretische Rahmenmodelle und Konzeptionen zur Entstehung und

Aufrechterhaltung einer Internet Use Disorder ............................................ 49

2.2.2.7 Zusammenfassung Internet Use Disorder .................................................... 55

2.2.3 Technostress ........................................................................................................ 56

2.2.3.1 Definition ..................................................................................................... 57

2.2.3.2 Aktueller Forschungsstand und empirische Befunde .................................. 64

2.2.3.3 Zusammenfassung Technostress .................................................................. 67

2.3 Medien- und Internetnutzungskompetenz .................................................................. 68

2.3.1 Konzepte, Modelle und Definitionen der Medien- sowie

Internetnutzungskompetenz ................................................................................ 69

2.3.2 Internetnutzungskompetenz als Determinante dysfunktionaler Facetten der

Internetnutzung ................................................................................................... 77

2.3.2.1 Die Rolle der Internetnutzungskompetenz beim Cybermobbing ................. 78

2.3.2.2 Die Rolle der Internetnutzungskompetenz bei der Entwicklung einer

Internet Use Disorder ................................................................................... 80

2.3.2.3 Die Rolle der Internetnutzungskompetenz beim Erleben von

Technostress ................................................................................................. 81

2.3.3 Zusammenfassung Medien- und Internetnutzungskompetenz ............................ 83

3 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus ................ 84

3.1 Schrift 1: Predicting dysfunctional Internet use: The role of age, conscientiousness,

and Internet literacy in Internet addiction and cyberbullying .................................... 89

3.2 Schrift 2: Investigating the effect of personality, Internet literacy, and use

expectancies in Internet-use disorder: A comparative study between China and

Germany .................................................................................................................... 91

3.3 Schrift 3: Perceiving online-communication overload can be explained by the

interaction of Internet-use expectancies and specific Internet literacy domains ....... 95

4 Diskussion ........................................................................................................................ 98

4.1 Diskussion der Effekte einer Internetnutzungskompetenz im Rahmen einer

Cybermobbing-Täterschaft ........................................................................................ 99

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VI Inhaltsverzeichnis

4.2 Diskussion der Effekte einer Internetnutzungskompetenz im Rahmen der

Entstehung und Aufrechterhaltung einer Internet Use Disorder ............................. 101

4.3 Diskussion der Effekte einer Internetnutzungskompetenz im Rahmen des Erlebens

von Technostress ..................................................................................................... 103

4.4 Zwischenfazit ........................................................................................................... 106

4.5 Weitere Korrelate einer Internetnutzungskompetenz ............................................... 107

4.6 Zusammenführung der Ergebnisse und abschließende Diskussion der Relevanz

einer Internetnutzungskompetenz ............................................................................ 110

4.7 Praktische Implikationen und Handlungsempfehlungen ......................................... 118

4.8 Limitationen und Ausblick ....................................................................................... 122

4.9 Zusammenfassung und Konklusion ......................................................................... 125

5 Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 127

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Abbildungsverzeichnis VII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Kognitiv-behaviorales Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer

Internet Gaming Disorder (eigene Darstellung und Übersetzung nach

Dong & Potenza, 2014). ................................................................................. 52

Abbildung 2. I-PACE Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer spezifischen

IUD (eigene Darstellung und Übersetzung nach Brand et al., 2016). ............ 55

Abbildung 3. Eigene grafische Darstellung der Konzeption der Medienkompetenz nach

Baacke (1999). ............................................................................................... 70

Abbildung 4. Überarbeitetes Konzept der New Media Literacy (eigene Darstellung und

Übersetzung nach T.-B. Lin et al., 2013). ...................................................... 74

Abbildung 5. Eigene grafische Darstellung der 21st-Century Digital Skills nach van Laar

et al. (2017). ................................................................................................... 75

Abbildung 6. Grafische Darstellung des Modells der Internetnutzungskompetenz nach

Stodt et al. (2015). .......................................................................................... 77

Abbildung 7. Vereinfachte grafische Darstellung der untersuchten Faktoren in den

einzelnen Schriften des Kumulus. .................................................................. 88

Abbildung 8. Schematische Darstellung der Zusammenhänge zwischen den vier

Dimensionen der Internetnutzungskompetenz und den drei untersuchten

dysfunktionalen Facetten einer Internetnutzung. ......................................... 107

Abbildung 9. Theoretisches Modell der Entstehung dysfunktionaler Facetten der

Internetnutzung. ............................................................................................ 118

Abbildung 10. Medienkompetenzrahmen NRW (eigene grafische Darstellung nach LVR

Zentrum für Medien und Bildung, 2018). .................................................... 121

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VIII Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1. Diagnosekriterien einer unspezifischen IUD in Anlehnung an die

Diagnosekriterien einer Internet Gaming Disorder inklusive beispielhafter

Erläuterungen (vgl. American Psychiatric Association, 2013) ...................... 42

Tabelle 2. Definitionen der fünf Arten von Technostressoren im beruflichen Kontext

(in Anlehnung an Tarafdar et al. (2007) und Krishnan (2017)). .................... 59

Tabelle 3. Überblick über die Dimensionen eines technologieinduzierten Overloads

samt allgemeiner Definition und OKA-spezifischer Beispiele. ..................... 63

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Abkürzungsverzeichnis IX

Abkürzungsverzeichnis

DSM-5 Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (5th Edition)

I-PACE Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution

ICD-11 International Classification of Diseases and Related Health Problems (11th

Revision)

IUD Internet Use Disorder

OKA Onlinekommunikationsanwendung(en)

SNS Soziale Netzwerkseite(n)

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10 Zusammenfassung

Zusammenfassung

Neben den vielen Vorteilen, die das Internet tagtäglich bietet, sind immer häufiger Phänomene

zu beobachten, die mit negativen Konsequenzen für Nutzerinnen und Nutzer sowie deren

Mitmenschen einhergehen. Zu solchen dysfunktionalen Facetten zählen zum Beispiel das

Schikanieren anderer Personen online (Cybermobbing), die pathologische Nutzung des

Internets (Internet Use Disorder) sowie das Erleben einer kognitiven Überlastung, welche durch

die Nutzung neuer Technologien entstehen kann (Technostress). Die psychologische Forschung

zu diesen drei Phänomenen beschäftigte sich vor allem mit zugrunde liegenden

Personenmerkmalen, Prädispositionen, Kognitionen und deren Wirkmechanismen sowie

möglichen Konsequenzen. Nur wenige Arbeiten untersuchten protektive Faktoren, die das

Risiko dysfunktionaler Nutzungsweisen beziehungsweise negative Konsequenzen mindern

können. Die vorliegende kumulative Dissertation beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle

spezifische Internetnutzungskompetenzen beim Cybermobbing, bei der Entwicklung und

Aufrechterhaltung einer Internet Use Disorder sowie beim Erleben von Technostress spielen

können. Des Weiteren wird untersucht, in welchem Zusammenhang

Internetnutzungskompetenzen, Personenmerkmale sowie internetbasierte Kognitionen stehen

und auf welche Weise sie die genannten dysfunktionalen Facetten gemeinsam erklären können.

Schrift 1 zeigt, dass neben einem jüngeren Alter und einem niedrigen Grad an

Gewissenhaftigkeit vor allem niedrige reflektierende Kompetenzen die Wahrscheinlichkeit

einer Cybermobbing-Täterschaft vorhersagen. Eine höhere Ausprägung einer Internet Use

Disorder zeigte sich vor allem bei Personen mit höheren technischen und interaktiven

Kompetenzen sowie einer niedrigen Selbstregulation. Diese Korrelate werden durch die

Befunde von Schrift 2 bestätigt, wobei hier zusätzlich nationale Unterschiede zwischen einer

deutschen und einer chinesischen Stichprobe hinsichtlich einer Internet Use Disorder und deren

Korrelaten zu beobachten sind. In der dritten Schrift zeigen sich produktive und interaktive

Kompetenzen sowie eine schlechtere Selbstregulation als Determinanten von Technostress.

Zusammenfassend weisen die Schriften darauf hin, dass höhere reflektierende und

selbstregulatorische Kompetenzen mit einem geringeren Aufkommen dysfunktionaler Facetten

der Internetnutzung einhergehen. Eine höhere Ausprägung in den Kompetenzdimensionen der

technischen Expertise sowie Produktion und Interaktion können das Auftreten von

Internetrisiken hingegen verstärken. Die Befunde werden unter Berücksichtigung bisheriger

Forschungsergebnisse gemeinsam diskutiert und anschließend in einem theoretischen Modell

zur Erklärung eines dysfunktionalen Internetnutzungsverhaltens integriert.

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General Abstract 11

General Abstract

Next to many advantages offered by the Internet, phenomena encompassing negative

consequences for its users and their peers are becoming increasingly common. Such

dysfunctional facets include, for example, the harassment of others online (cyberbullying), the

pathological use of the Internet (Internet-use disorder), and the experience of a cognitive

overload caused by the use of new technologies (technostress). Psychological research on these

three phenomena mostly investigated underlying personal characteristics, predispositions,

cognitions, psychological mechanisms and potential consequences. Only a few studies

examined protective factors that could reduce the risk of a dysfunctional Internet use or negative

consequences. The present cumulative PhD-thesis deals with the question which role specific

Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and

maintenance of an Internet-use disorder, and in the experience of technostress. It also examines

the relationship between Internet literacy domains, personal characteristics, and Internet-based

cognitions as well as how they can collectively explain the three dysfunctional facets. Scripture

1 shows that in addition to a younger age and a lower degree of conscientiousness, low reflective

competencies predict the likelihood of cyberbullying perpetration. A higher level of an Internet-

use disorder was particularly evident in individuals with higher technical expertise, higher

productive and interactive competencies, and low self-regulation. These correlates are

replicated by the findings of scripture 2, where additional national differences between a

German and a Chinese sample regarding symptoms of an Internet-use disorder and its correlates

have been observed. The third scripture shows productive and interactive competences as well

as a lower self-regulation as determinants of technostress. In summary, the scriptures indicate

that higher levels of reflective and self-regulative competences are associated with lower levels

of dysfunctional facets of Internet use. However, higher technical expertise as well as higher

competencies regarding production and interaction can increase the occurrence of Internet risks.

The findings will be discussed by taking previous research into account and will subsequently

be integrated into a theoretical model to explain dysfunctional Internet use behavior.

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12 Einleitung

1 Einleitung

„Michael, this is your official welcome to CSNET.”

Diese Nachricht erhielt Michael Rotert, Wissenschaftler an der Universität Karlsruhe, am

3. August 1984. Verschickt wurde diese Nachricht bereits einen Tag zuvor über das 1981

gegründete Forschungsnetzwerk CSNET, einem Vorläufer des heutigen Internets. Sie gilt als

erste innerhalb Deutschlands verschickte E-Mail. Über 30 Jahre später hat sich das Internet zu

einem Netzwerk entwickelt, welches nicht nur Universitäten weltweit miteinander vernetzt,

sondern mittlerweile knapp vier Milliarden Menschen erreicht (International

Telecommunication Union, 2017; Internet Live Stats, 2018). Während die erste in Deutschland

verschickte E-Mail noch einen ganzen Tag zur Übermittlung benötigte, vergeht heute je nach

Inhalt und Verbindung keine Sekunde für die Übertragung einer Nachricht über das Internet,

sei es per E-Mail, Instant Messenger oder über soziale Medien und Netzwerke. Allein über den

Messenger WhatsApp werden heute weltweit durchschnittlich fast 21 Millionen Nachrichten

pro Minute verschickt (Haufe, 2016). Doch das Internet wird heute nicht nur zur

Kommunikation und Interaktion mit anderen genutzt. Es wird auch dazu genutzt, um schnell

an Informationen zu gelangen, von zu Hause aus einzukaufen, die nächste Bahnverbindung

herauszusuchen, mit anderen gemeinsam zu spielen oder sich schlichtweg unterhalten zu lassen.

Und dabei ist der Nutzer/die Nutzerin heute nicht mehr an einen bestimmten Ort gebunden.

Denn seit der Entwicklung des Smartphones haben immer mehr Menschen das Internet stets in

der Hosentasche. Nicht zuletzt hat dies zur Folge, dass das Internet mit seiner Vielzahl an

Möglichkeiten aus dem beruflichen und privaten Alltag vieler Menschen nicht mehr

wegzudenken ist.

Doch neben allen Vorteilen und Chancen, die das Internet als solches bietet, und zwar

genau dann, wenn es funktional genutzt wird, werden immer häufiger dysfunktionale und

gefährdende Verhaltensweisen erkennbar. Dabei wird das Internet zum einen als erweiterte

Plattform genutzt, um zum Beispiel Daten auszuspähen, andere Menschen online zu

schikanieren oder anderweitig anzugreifen. Zum anderen wird immer häufiger von Personen

berichtet, die Probleme aufgrund ihrer persönlichen Internetnutzung erfahren, beispielsweise,

weil sie die Nutzung einer bestimmten Anwendung selbst nicht mehr kontrollieren können und

andere wichtige Dinge aufgrund ihres exzessiven Nutzungsverhaltens vernachlässigen. Darüber

hinaus berichten Personen, dass sie sich häufig gestresst fühlen und sie die vielen Nachrichten

und Informationen, die über soziale Netzwerke und Messenger verschickt werden, zum Teil

überfordern.

Page 17: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Einleitung 13

Die Zahl solcher Fälle steigt weiter an und auch die Forschung in diesen Bereichen

gewinnt immer mehr an Aufmerksamkeit. Dabei steht häufig die Forschungsfrage im

Vordergrund, welche personenbezogenen Faktoren beim Entstehungs- und

Fortsetzungsprozess eines solchen Verhaltens eine zentrale Rolle spielen. Was sind die Gründe

dafür, dass Menschen das Internet nutzen, um andere zu beleidigen? Welche Merkmale machen

es wahrscheinlicher, dass sie sich dazu entscheiden? Wie kommt es, dass sich eine Person

immer häufiger dem Internet oder einer bestimmten Applikation zuwendet und dafür alltägliche

Pflichten und Hobbies vernachlässigt? Warum schaffen es viele Menschen nur noch schwer,

für eine bestimmte Zeit nicht auf ihr Smartphone zu schauen? Und wie kann man diesen

Verhaltensweisen möglicherweise vorbeugen?

Die vorliegende kumulative Dissertation verfolgt daher das Ziel, Antworten auf diese

Fragen zu finden und die bisherige Erkenntnislage zu erweitern. Genauer betrachtet soll als

zentraler Untersuchungsgegenstand die Rolle verschiedener Internetnutzungskompetenzen im

Zusammenspiel mit prädisponierenden Persönlichkeitsfacetten und weiteren internetbezogenen

Variablen bei drei dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung eruiert werden. Dabei soll sich

im Konkreten sowohl mit der Thematik des Cybermobbings, der Internet Use Disorder (IUD)

sowie dem Erleben von Technostress empirisch auseinandergesetzt werden. Cybermobbing

beschreibt dabei das absichtliche Schikanieren und Bloßstellen anderer mittels elektronischer

Kommunikationsmittel. Eine IUD, die häufig auch als Internetsucht bezeichnet wird, beschreibt

die exzessive oder pathologische Nutzung des Internets und das Erfahren der daraus

resultierenden negativen Konsequenzen. Das Erleben von Technostress umfasst die kognitive

Überforderung des Nutzers/der Nutzerin, unter anderem aufgrund einer steigenden Interaktion

über soziale Medien.

Wie bereits erwähnt, soll bei der Betrachtung dieser Phänomene stets die Rolle

verschiedener Facetten einer Internetnutzungskompetenz untersucht werden. Die

Internetnutzungskompetenz stellt, wie auch die Medienkompetenz, ein medienpsychologisches

und -pädagogisches, mehrdimensionales Konstrukt dar, bestehend aus verschiedenen

Kompetenzen, die dem Nutzer/der Nutzerin eine funktionale und gewinnbringende Nutzung

des Internets ermöglichen sollen. Internetnutzungskompetenzen sowie Medienkompetenzen im

Allgemeinen werden als notwendiges „Handwerkszeug“ verstanden, um verantwortlich mit

dem Internet und anderen Medien umgehen zu können und stehen daher bereits in vielen

Schulen auf dem Lehrplan. Bislang weitestgehend ungeklärt ist jedoch, welche Kompetenzen

wichtig sind, um die Wahrscheinlichkeit des Eingehens und Auftretens dysfunktionaler und

risikobehafteter Verhaltensweisen im Internet zu reduzieren.

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14 Einleitung

Nachdem sich im theoretischen Hintergrund dieser Arbeit systematisch mit den

bisherigen Forschungserkenntnissen und Theorien in den Bereichen der generellen

Internetnutzung (Kapitel 2.1), des Cybermobbings (Kapitel 2.2.1), der IUD (Kapitel 2.2.2), dem

Technostress (Kapitel 2.2.3) sowie der Internetnutzungs- und Medienkompetenz (Kapitel 2.3)

auseinandergesetzt wurde, werden im Anschluss die zentralen Untersuchungsziele abgeleitet

(Kapitel 3). Auf die Zusammenfassung der im Rahmen dieser kumulativen Dissertation

durchgeführten Studien (Kapitel 3.1 bis 3.3) folgend, werden die Hauptergebnisse der Studien

unter Berücksichtigung der zugrunde liegenden theoretischen Annahmen und weiterer

Forschungsarbeiten diskutiert (Kapitel 4.1 bis 4.5). Auf Grundlage der Befunde der Schriften

des Kumulus und bisherigen Forschungsarbeiten wird anschließend ein theoretisches

Rahmenmodell zur Entstehung dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung hergeleitet und

präsentiert (Kapitel 4.6). Im Anschluss werden praktische Implikationen abgeleitet (Kapitel

4.7). Die Arbeit schließt mit der Anführung von Limitationen sowie einem Ausblick auf

weiteren Forschungsbedarf (Kapitel 4.8) und einer kurzen Zusammenfassung samt Konklusion

(Kapitel 4.9).

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Theoretischer Hintergrund 15

2 Theoretischer Hintergrund

2.1 Zahlen zur Internetnutzung

Das Internet stellt heute ein in vielerlei Hinsicht unverzichtbares Medium dar, um verschiedene

alltäglich aufkommende Bedürfnisse zu befriedigen, sei es bei der Suche nach Informationen,

(z.B. das Finden des schnellstmöglichen Weges zum Hotel via Google Maps), beim Spielen

von Onlinespielen, Schauen von Serien und Filmen, beim Hören von Musik oder im Rahmen

eines sozialen Austausches. Im Folgenden werden verschiedene Statistiken zur welt- sowie

deutschlandweiten Internetnutzung zusammengefasst. Der Fokus liegt dabei auf Statistiken

zum Internetzugriff, den meistgenutzten Internetanwendungen und der mobilen

Internetnutzung.

Die weltweite Zahl an Internetnutzerinnen und -nutzern hat sich in den letzten zehn

Jahren beinahe verdreifacht (International Telecommunication Union, 2017), was maßgeblich

auf neue technologische Innovationen zurückzuführen ist, die einen einfachen mobilen und

standortunabhängigen Zugang ermöglichen. Hochrechnungen zufolge wird auch in der Zukunft

die Anzahl an Internetnutzerinnen und -nutzern weiter steigen (International

Telecommunication Union, 2017). Derzeit nutzen weltweit zwischen 3.6 und 4.2 Milliarden

Menschen das Internet, was einem Anteil von circa 50 Prozent der Weltbevölkerung entspricht

(International Telecommunication Union, 2017; Internet Live Stats, 2018; Internet World Stats,

2018b). In Deutschland waren 2017 sogar knapp 90 Prozent der Bevölkerung online (Internet

World Stats, 2018a) und 64 Prozent besaßen einen mobilen Internetzugang (Initiative D21,

2018). Deutsche verbringen im Durchschnitt 149 Minuten täglich im Internet (ARD/ZDF-

Onlinestudie, 2017b). Die Nutzungszeit von Jugendlichen liegt mit durchschnittlich 221

Minuten pro Tag deutlich höher (Feierabend, Plankenhorn & Rathgeb, 2017). Insgesamt lässt

sich hier erkennen, dass sich das Smartphone als wichtigstes Endgerät zur Internetnutzung

etabliert hat: Allein mit ihm wird das Internet weltweit täglich über drei Stunden genutzt

(Statista, 2018e). Knapp zwei Drittel der Befragten einer Studie aus 2017 bestätigten, dass das

Smartphone für sie das wichtigste Gerät für den Zugriff auf das Internet ist (Statista, 2018j).

Lediglich jeweils circa 20 Prozent nannten Laptops und Desktop PCs als wichtigstes Gerät. Das

Tablet war es nur für zwei Prozent der Befragten. Unter deutschen Jugendlichen stellt das

Smartphone eine noch zentralere Rolle dar. In der aktuellen JIM-Studie des

Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (JIM steht für Jugend, Information,

(Multi-) Media) gaben 81 Prozent der befragten Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19

Jahren an, dass das Smartphone am häufigsten für den Internetzugriff genutzt wird (Feierabend

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16 Theoretischer Hintergrund

et al., 2017). Der Computer folgt weit abgeschlagen bei lediglich acht Prozent der Jugendlichen

(Feierabend et al., 2017).

Blickt man genauer auf die häufigsten Onlineaktivitäten, meistbesuchten Internetseiten

und mobilen Apps, wird deutlich, dass neben der Nutzung von Suchmaschinen die Nutzung von

Entertainment-Plattformen und Social Media bei vielen Nutzern und Nutzerinnen den

Hauptanteil der Internetnutzung ausmacht (Feierabend et al., 2017; Initiative D21, 2018;

Nielsen Digital Content Measurement, 2018). Social Media wird verstanden als „a group of

Internet-based applications that build on the ideological and technological foundations of Web

2.0, and that allow the creation and exchange of user generated content [eine Gruppe von

internetbasierten Anwendungen, die auf den ideologischen und technischen Grundlagen des

Web 2.0 basieren und das Erstellen und den Austausch von nutzergenerierten Inhalten

erlauben]” (Kaplan & Haenlein, 2010, S. 61). Zu diesen Anwendungen zählen unter anderem

soziale Netzwerke (wie zum Beispiel Facebook, Twitter und Instagram), Instant Messaging

Services (wie zum Beispiel WhatsApp, der Facebook Messenger und Snapchat) oder Blogs.

Allein das soziale Netzwerk Facebook weist monatlich weltweit 2.2 Milliarden aktive

Nutzerinnen und Nutzer auf, wovon 1.4 Milliarden das Netzwerk täglich besuchen

(AllFacebook.de, 2018). Die am zweithäufigsten genutzte Anwendung stellt die Video-

Plattform YouTube dar (1.5 Milliarden Nutzerinnen/Nutzer), gefolgt vom Facebook Messenger

und WhatsApp (jeweils 1.3 Milliarden Nutzerinnen/Nutzer; Statista, 2018h). Es wird

angenommen, dass unter allen 16- bis 24-Jährigen, die einen Zugang zum Internet haben,

jeder/jede mindestens eine Social Media Anwendung nutzt beziehungsweise dort angemeldet

ist (Statista, 2018a). Mindestens ein soziales Netzwerk nutzen geschätzt 46.3 Millionen

Deutsche aktiv (56 Prozent der Gesamtbevölkerung; Statista, 2018c). Der Anteil sinkt mit

zunehmendem Alter, wobei schätzungsweise weiterhin 93 Prozent der 55- bis 64-jährigen

Internetnutzer und -nutzerinnen auch mindestens ein soziales Netzwerk nutzen (Statista,

2018a). Im gesamten Jahr 2018 sollen schätzungsweise 2.18 Milliarden Nutzerinnen und

Nutzer auf ihr soziales Netzwerk über das Smartphone zugreifen (Statista, 2018b). Bis 2021

soll diese Zahl auf bis zu 2.62 Milliarden steigen (Statista, 2018b). In Deutschland nutzen über

ein Fünftel der Gesamtbevölkerung täglich Facebook, ein Drittel mindestens einmal pro Woche

(ARD/ZDF-Onlinestudie, 2017a). Jedoch lassen sich unter Jugendlichen im Alter zwischen 14

und 29 Jahren zuletzt rückläufige Zahlen beobachten (Feierabend, Plankenhorn & Rathgeb,

2015). Demnach nutzten 2015 nur noch 58 Prozent der befragten Jungen und 56 Prozent der

befragten Mädchen täglich oder mehrmals die Woche eine soziale Netzwerkseite (SNS). Im

Jahr 2011 beliefen sich die Anteile noch auf 73 Prozent (Jungen) beziehungsweise 83 Prozent

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Theoretischer Hintergrund 17

(Mädchen; Ebert, Feierabend, Karg & Rathgeb, 2011). Insgesamt lässt sich in den letzten Jahren

außerdem beobachten, dass sich die inhaltliche Verteilung der Internetnutzung bei deutschen

Jugendlichen von der Nutzung von Kommunikationsanwendungen (2008: 48 Prozent; 2017: 38

Prozent) zur vermehrten Nutzung von Unterhaltungsplattformen (2008: 18 Prozent; 2017: 30

Prozent) verlagert (Feierabend et al., 2017). Dabei stellt YouTube heute das wichtigste

Internetangebot unter Jugendlichen dar, insbesondere unter jüngeren und männlichen Nutzern

(Feierabend et al., 2017). Auf den Plätzen dahinter liegen WhatsApp, Instagram und Snapchat

(mit jeweils häufigeren Nennungen durch weibliche Jugendliche). Facebook spielt bei beiden

Geschlechtern eher eine untergeordnete Rolle (Feierabend et al., 2017).

Die Wichtigkeit des sozialen Austauschs als Funktion verschiedener Internetangebote

wird diversen Studien zufolge allerdings immer deutlicher. Bei der Frage, auf welche App im

Alltag zu keiner Zeit verzichtet werden will, nannten über drei Viertel der deutschen Befragten

den Messenger-Dienst WhatsApp, gefolgt vom sozialen Netzwerk Facebook inklusive

Facebook Messenger (23 Prozent) und dem Kartendienst Google Maps (20 Prozent; Statista,

2018d). Über WhatsApp und den Facebook Messenger werden weltweit zusammen täglich um

die 100 Milliarden Nachrichten verschickt (AllFacebook.de, 2018). Knapp 80 Prozent der

weltweit aktiven Nutzerinnen und Nutzer von WhatsApp nutzen den Messenger täglich, über

50 Prozent öfter als einmal pro Tag (Statista, 2018f). Eine deutschlandweite Umfrage zeigte,

dass 55 Prozent der Bevölkerung WhatsApp täglich nutzen, 64 Prozent mindestens wöchentlich

(ARD/ZDF-Onlinestudie, 2017a). Dabei wird WhatsApp seltener rein passiv genutzt

(Nachrichten lesen, Bilder und Videos ansehen), sondern in erster Linie aktiv (Verfassen

eigener Nachrichten und Beiträge, kommentieren, Bilder oder Videos hochladen; Statista,

2018g). Bei Facebook ist die Nutzungsweise ausgeglichen, beim Video-Netzwerk YouTube

werden Inhalte eher passiv konsumiert als aktiv produziert (Statista, 2018g). Neben der sozialen

Interaktion werden soziale Netzwerke weltweit in den vergangenen Jahren auch immer häufiger

zum Konsum von Nachrichten genutzt. Dazu dienen am häufigsten Facebook und YouTube

(Statista, 2018i).

Die dargestellten Nutzungszahlen, Statistiken und Voraussagen verdeutlichen, dass sich

die Nutzung des Internets sowie insbesondere der Zugriff über mobile Endgeräte als tägliche

Routine im Leben vieler Menschen nicht nur in Deutschland, sondern sogar weltweit etabliert

hat. Sprach man früher noch davon „online zu gehen“ und den Zugang zum Internet aktiv

herbeizuführen, heißt der Normalzustand heute „Permanently Online, Permanently Connected

[permanent online, permanent verbunden]“ (Vorderer & Kohring, 2013). Der von Peter

Vorderer geprägte Ausdruck zielt dabei auch auf die Tatsache ab, dass der Konsum von

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18 Theoretischer Hintergrund

Onlineinhalten und die Interaktion mit anderen Personen häufig parallel zu anderen

(Offline-)Aktivitäten stattfinden, was durch verschiedene Motivationen und Bedürfnisse des

Nutzers/der Nutzerin begründet ist (Vorderer, 2015; Vorderer & Kohring, 2013; Vorderer,

Krömer & Schneider, 2016). Die vorliegende Arbeit verfolgt allerdings nicht das Ziel, negative

Effekte des Internets in den Vordergrund zu stellen oder aber das Internet zu verteufeln. Der

mediatisierte Alltag hat wie bereits dargelegt, vieles erleichtert und wird auch in Zukunft noch

weitere Möglichkeiten eröffnen, von denen viele Bereiche profitieren werden. Die Intention

dieser Arbeit ist es daher vielmehr, ein Auge auf das risikohafte Potential des Internets zu

werfen und dabei insbesondere auf Menschen, die von problematischen Verhaltensweisen und

negativen Gefühlszuständen aufgrund ihrer Internetnutzung berichten. Dabei soll vor allem

eruiert werden, welche personenspezifischen Faktoren und Internetnutzungskompetenzen

Prädiktoren dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung darstellen.

2.2 Dysfunktionale Facetten der Internetnutzung

Das Internet und verschiedene Onlineangebote sind heute mit vielen Vorteilen für den

Nutzer/die Nutzerin verbunden. Sie vereinfachen zum Beispiel die Kommunikation mit

Freunden, ermöglichen eine schnelle Informationssuche und bieten vielfache

Unterhaltungsmöglichkeiten (vgl. Blank & Lutz, 2016). Jedoch wird das Internet neben den

genannten positiven Nutzungsweisen immer häufiger auch dysfunktional genutzt. Dabei gehen

Nutzerinnen und Nutzer häufig unbewusst ein Risiko ein, wie zum Beispiel beim Kontakt zu

fremden Personen und einer möglichen Einladung zu persönlichen Treffen oder aber bei der

Konfrontation mit pornografischem oder gewalthaltigem Material (z.B. Endrass et al., 2009;

Livingstone, Haddon, Görzig & Ólafsson, 2011; Peterson & Densley, 2017; Segatto, 2012).

Oder aber es kommt erst im Verlauf der eigenen Internetnutzung zu Ereignissen, die nicht in

der eigentlichen Absicht des Nutzers oder der Nutzerin lagen (z.B. eine Verschlechterung des

allgemeinen Wohlbefindens oder das Erleben von negativen Gefühlen wie Stress und Angst,

wenn man nicht online sein kann). Auf der anderen Seite gibt es auch Internetnutzerinnen und

-nutzer, die bewusst Risiken und Gefahren für sich selbst oder andere Personen in Kauf nehmen

(z.B. strafrechtliche Verfolgung infolge des Konsums illegaler Inhalte im Internet, die

Vernachlässigung alltäglicher Pflichten, um mehr Zeit im Internet verbringen zu können oder

Mobbing gegenüber anderen Internetnutzerinnen und -nutzern).

In der vorliegenden Arbeit sollen die soeben dargelegten bewussten dysfunktionalen

Verhaltensweisen zusammen mit dem unbeabsichtigten Eingehen oder Erleben von

Onlinerisiken unter dem Terminus der dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung

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Theoretischer Hintergrund 19

zusammengefasst werden. Es wird dabei angenommen, dass knapp ein Fünftel aller

Jugendlichen bereits eine oder sogar mehrere solcher Facetten erlebt hat und dass die Zahl an

Betroffenen weiter steigt (Livingstone & Smith, 2014). Eine weitere Studie geht sogar von

knapp 46 Prozent an jugendlichen Internetnutzern und -nutzerinnen aus, die mit mindestens

einem der genannten Phänomene oder Risiken bewusst oder unbewusst in Kontakt kamen

(Mascheroni & Cuman, 2014). Dies verdeutlicht die ernstzunehmende Problematik, welche

sich auch in der steigenden Zahl an Forschungsarbeiten widerspiegelt, die in den letzten 20

Jahren zu diesem Themenbereich veröffentlicht wurden. Dabei wurden insbesondere die

Problematiken des Cybermobbings (vgl. Kowalski, Giumetti, Schroeder & Lattanner, 2014;

Watts, Wagner, Velasquez & Behrens, 2017; Zych, Ortega-Ruiz & Del Rey, 2015) und der

exzessiven Nutzung des Internets (vgl. Brand, Young, Laier, Wölfling & Potenza, 2016; Kuss,

Griffiths, Karila & Billieux, 2014; Spada, 2014) betrachtet. Ein relatives neues Thema im

Bereich der Nutzung von Onlinekommunikationsanwendungen (OKA) stellt das Erleben einer

kognitiven Überlastung aufgrund zu vieler Kommunikationsanfragen und Informationen dar,

was auch als Technostress bezeichnet wird (vgl. X. Cao & Sun, 2018; LaRose, Connolly, Lee,

Li & Hales, 2014). In den nachfolgenden Kapiteln wird die aktuelle Forschungslage zu den drei

genannten dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung – dem Cybermobbing und der

exzessiven und unkontrollierten Internetnutzung (IUD) sowie dem Erleben von

Technostress – zusammengefasst. Dabei werden verschiedene theoretische Ansätze sowie

empirische Befunde zu grundlegenden Einflussfaktoren und psychologischen Mechanismen

der jeweiligen dysfunktionalen Facette erläutert. Genauer gesagt wird sich vor allem auf die

zugrunde liegenden Mechanismen und Prädiktoren der Entscheidung, das Internet in einer

dysfunktionalen Art und Weise zu nutzen (IUD und Cybermobbing) sowie der Anfälligkeit, im

Rahmen der eigenen Internetnutzung Technostress zu erleben, konzentriert. Letzteres

Phänomen stellt dabei wie zuvor bereits dargelegt eine unbeabsichtigte dysfunktionale Facette

der Internetnutzung dar und unterscheidet sich in diesem Gesichtspunkt von den Phänomenen

des Cybermobbings und der IUD. Jedoch wird auch hier angenommen, dass es sich beim

Technostress um eine Konsequenz aus der Interaktion verschiedener Prädispositionen und

Merkmalen der persönlichen Internetnutzung handelt.

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20 Theoretischer Hintergrund

2.2.1 Cybermobbing

Das Thema Cybermobbing1 ist in den vergangenen Jahren nicht nur in den Medien aufgrund

prominenter Fälle verstärkt thematisiert worden. Auch die psychologische Forschung hat sich

vermehrt mit den Fragestellungen auseinandergesetzt, welche Personen sich dazu entscheiden,

eine andere Person online zu schikanieren oder welche Faktoren dazu führen können, dass eine

Person überhaupt von anderen im Internet gemobbt wird. Dabei lag der Fokus insbesondere auf

den grundlegenden Personenmerkmalen, Motiven und situativen Einflüssen. Eine Basis dafür

bildet die empirische Forschung zum klassischen beziehungsweise traditionellen Mobbing, zu

der die Befunde aus der Cybermobbing-Forschung viele Überschneidungen offenbaren. Das

Mobbing im virtuellen Raum weist jedoch auch einige Alleinstellungsmerkmale auf, die im

weiteren Verlauf dieses Kapitels aufgezeigt werden.

Insbesondere junge Internetnutzerinnen und -nutzer stufen Cybermobbing

beziehungsweise die Tatsache „online fertiggemacht zu werden“ als ein ernstzunehmendes

Risiko ein, unabhängig davon, ob sie bereits selbst Erfahrungen gesammelt haben oder nicht

(Borgstedt, Roden, Borchard, Rätz & Ernst, 2014). Des Weiteren werden die Konsequenzen

von Cybermobbing schlimmer empfunden als die des traditionellen Mobbings (Borgstedt et al.,

2014). Dabei werden Fotos und Videos als besonders schädlich für die Opfer bewertet, da sie

in den meisten Fällen reale Situationen abbilden, einfach weiterzuverbreiten, aber nur schwer

restlos zu löschen sind, und somit schnell ein großes Publikum erreichen können (Slonje &

Smith, 2008).

Im Folgenden sollen zunächst prominente Beispiele von Cybermobbing-Fällen

dargelegt werden, welche die Besonderheiten des Cybermobbings im Vergleich zu

traditionellen Mobbing-Formen sowie die Tragweite des Handelns der Täter und Täterinnen

und die Folgen für die Opfer verdeutlichen sollen. Anschließend wird auf Grundlage der

Definition traditionellen Mobbings das Phänomen des Cybermobbings inklusive seiner

Definition, Erscheinungsformen und Prävalenzraten thematisiert. Des Weiteren werden die

verschiedenen zugrunde liegenden Motive der Täterinnen und Täter sowie weitere Ursachen

des Cybermobbings dargelegt, ehe darauffolgend die in der Literatur berichteten

Persönlichkeitsmerkmale der im Rahmen einer Cybermobbing-Handlung beteiligten Personen

zusammengefasst werden.

1 Im Folgenden werden die im deutschsprachigen Raum geläufigeren Begriffe „Mobbing“ (abgeleitet vom

englischen Begriff „to mob“ = anpöbeln, fertigmachen) beziehungsweise „Cybermobbing“ synonym zum in der

internationalen Literatur verbreiteten Terminus „Bullying“ („to bully“ = quälen, schikanieren) beziehungsweise

„Cyberbullying“ verwendet.

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Theoretischer Hintergrund 21

2.2.1.1 Fallbeispiele

In der Vergangenheit trugen sich bereits eine Vielzahl von Cybermobbing-Fällen zu, die auch

medial für Aufmerksamkeit sorgten. So nahm sich zum Beispiel die damals 13-jährige

Amerikanerin Megan Meier das Leben, nachdem sie plötzlich von ihrem virtuellen Freund über

das soziale Netzwerk MySpace vermehrt beleidigt und gedemütigt wurde (Spiegel Online,

2007). Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich bei ihrer Onlinebekanntschaft nicht

um den gutaussehenden Jungen handelte, für den Megan ihn hielt, sondern um eine ehemalige

Freundin, die sich bei ihr lediglich für die gescheiterte Freundschaft rächen wollte, und, dass

diese ehemalige Freundin nicht allein handelte, sondern von ihrer Mutter sowie einem 18-

jährigen Bekannten darin unterstützt wurde, den Fake-Account zu erstellen und die Nachrichten

an Megan zu verfassen.

Ein weiterer ernster Fall von Cybermobbing ist der des amerikanischen Studenten Tyler

Clementi, welcher im Alter von 18 Jahren ebenfalls in Folge fortwährender Demütigungen und

Bloßstellungen Suizid beging (The Guardian, 2010). Von Tyler wurden Videos und

Livestreams aus seinem Zimmer an Mitstudierende verbreitet, in denen zu sehen war, wie Tyler

einen anderen Mann küsste. Aufgenommen wurden diese Videos heimlich von Tylers

Zimmergenossen. Nach der Veröffentlichung der Videos wurde Tyler online sowie in der

Universität schikaniert und beschimpft. Das Eindringen in die eigene Privatsphäre und die

widerwillige Offenlegung seiner sexuellen Orientierung setzten Tyler einem öffentlichen,

psychischen Druck aus, der letztlich zu seinem Suizid führte.

Der wohl bekannteste Cybermobbing-Fall ist der von Amanda Todd (Welt, 2012).

Nachdem die 15-jährige Schülerin über mehrere Jahre hinweg online schikaniert wurde, da

Nacktaufnahmen von ihr an die Öffentlichkeit gelangten, stellte sie selbst ein Video online, in

dem sie auf handbeschriebenen Karten von ihrem Schicksal und ihren Gefühlen infolge des

fortwährenden Mobbings erzählte. Sie musste aufgrund der Cybermobbing-Attacken auch

mehrfach die Schule wechseln, was jedoch nicht dazu führte, dass die Beleidigungen ihr

gegenüber abnahmen. Die Bilder verbreiteten sich unwiderruflich und zudem so schnell, dass

sie selbst keinen Einfluss mehr darauf nehmen konnte. Auch Amanda Todd hielt den

öffentlichen Demütigungen letzten Endes nicht Stand und begann eine Woche, nachdem sie das

Video online stellte, Suizid.

Die dargestellten Beispiele stellen Cybermobbing-Fälle dar, die die Rolle des Internets

bei dieser neuen Form des Mobbings illustrieren. Im Fall von Megan Meier war es mithilfe

einer SNS möglich, ein Fake-Profil zu erstellen, mit dem die Täter beziehungsweise Täterinnen

unerkannt und ungehemmt ihr Opfer schikanieren konnten. Im Fall von Tyler Clementi stellten

Page 26: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

22 Theoretischer Hintergrund

neue OKA, die eine schnelle Verbreitung der Videos ermöglichten, für den Täter die geeigneten

Kanäle dar, um ihn bloßzustellen. Tyler war es zudem nicht möglich, die Inhalte zu entfernen,

da diese schon mehrfach über verschiedene Kanäle geteilt wurden. Im Falle von Amanda Todd

führten die schnellen Kommunikationswege über OKA dazu, dass sich das diffamierende

Bildmaterial schnell und unaufhaltsam an ein Publikum von nicht abschätzbarer Größe

verbreitete. Jedoch nutzte sie für ihren öffentlichen Hilferuf auch die Möglichkeiten des

Internets, um Gehör zu suchen und vielen Menschen sowie anderen möglichen Mobbing-

Opfern von ihren Erfahrungen zu berichten.

An dieser Stelle soll ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass nicht jede

Cybermobbing-Handlung bis zum Suizid des Opfers führen muss. Wie im späteren Verlauf

dieses Kapitels dargelegt wird, gibt es auch Personen, die infolge einer Cybermobbing-Attacke

von wenigen bis keinen psychischen Problemen oder anderen negativen Konsequenzen

berichten (vgl. Ortega, Elipe, Mora-Merchán, Calmaestra & Vega, 2009). Andere wiederum

erleben emotionale Schwierigkeiten, welche sie im Laufe der Zeit überstehen. Insgesamt

betrachtet stellt Cybermobbing allerdings ein aus psychologischer Sicht ernstzunehmendes

Thema und Phänomen dar, welches daher in dieser Arbeit als eine dysfunktionale Facette der

Internetnutzung nähere Betrachtung finden soll.

2.2.1.2 Definition, Kriterien und Formen des (Cyber-)Mobbings

Die Forschung im Bereich Mobbing begann vor 45 Jahren mit den Arbeiten von Dan Olweus,

der in seinen Büchern das Mobbing in Schulen thematisierte (Olweus, 1973, 1993). Neben der

Schule oder dem Pausenhof als bekannter Mobbing-Schauplatz, kann Mobbing auch am

Arbeitsplatz oder innerhalb anderer sozialer Gruppen, wie zum Beispiel dem Sportverein,

auftreten (z.B. Leymann, 1996; Pontzer, 2009). Definiert wird Mobbing dabei als eine

wiederholte und über einen längeren Zeitraum stattfindende negative Handlung einer Person

oder Personengruppe gegenüber einer anderen Person oder Personengruppe (Olweus, 1993).

Dabei ist der wiederholende Charakter der Handlung entscheidend und unterscheidet das

Mobbing von einmaligen Hänseleien oder Beschimpfungen. Solberg und Olweus (2003)

sprechen in diesem Rahmen von zwei bis drei monatlichen aggressiven Handlungen gegenüber

einer Person oder Personengruppe, die notwendig sind, um diese als Mobbing zu deklarieren.

Des Weiteren stellen die Absicht des Täters/der Täterin das Opfer schädigen zu wollen sowie

ein zugrunde liegendes Macht- und Kräfteungleichgewicht zwischen Täter/Täterin und Opfer

entscheidende Aspekte und Kriterien einer Mobbing-Handlung dar (Olweus, 1993; Stephenson

& Smith, 1989). Diese drei Komponenten (Wiederholung über längeren Zeitraum, Absicht und

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Theoretischer Hintergrund 23

Macht- beziehungsweise Kräfteungleichgewicht) haben sich in der Vergangenheit als zentrale,

strenge Merkmale einer Mobbing-Handlung etabliert (vgl. Smith, del Barrio & Tokunaga,

2013).

Ferner wird zwischen den drei folgenden Arten einer Mobbing-Handlung

unterschieden: dem verbalen, physischen und relationalen Mobbing (vgl. Cassidy, Jackson &

Brown, 2009; Ortega et al., 2009). Verbales Mobbing umfasst dabei Beleidigungen oder

Beschimpfungen des Täters/der Täterin gegenüber dem Opfer, wobei physisches Mobbing

körperliche Gewalt wie Schläge oder Tritte umfasst. Als relationales Mobbing wird das

Verbreiten von Gerüchten über das Opfer oder der absichtliche Ausschluss aus sozialen

Gruppen verstanden. Akte des verbalen und physischen Mobbings, bei denen es zu einem

direkten Kontakt (Face-to-Face) zwischen Täter/Täterin und Opfer kommt, werden dabei als

direkte Formen von Mobbing zusammengefasst, während relationales Mobbing, bei der die

Handlung häufig mediiert über Dritte ausgeführt wird beziehungsweise es zu keinem direkten

Kontakt zwischen Täter/Täterin und Opfer kommen muss, als indirekte Form verstanden wird

(vgl. Cassidy et al., 2009; Ortega et al., 2009). Zur indirekten Form zählt einigen Autorinnen

und Autoren zufolge auch das Cybermobbing (Jackson, Cassidy & Brown, 2009; Ortega et al.,

2009), welches sich im Zuge der Digitalisierung und neuen technologischen Entwicklungen in

den letzten Jahren als ein ernstzunehmendes Internetrisiko und eine weitere Form des Mobbings

etablierte. In ihrem Beginn vor knapp 15 Jahren griff die wissenschaftliche Forschung zum

Thema Cybermobbing zunächst auf die grundlegenden Befunde und Theorien aus der

Forschung zum traditionellen Mobbing zurück, zum Beispiel auf die bereits untersuchten

Motive und Merkmale der involvierten Personen, um die Gründe einer Cybermobbing-

Handlung zu erläutern und näher zu untersuchen. Zusätzlich wurden die technologischen

Merkmale, die es unter anderem ermöglichen, dass eine Person unerkannt eine andere Person

mittels Textnachrichten verletzen oder mit einer einzigen Handlung bereits ein breites

Publikum erreichen kann, berücksichtigt.

In den meisten Arbeiten wird Cybermobbing somit in Anlehnung an die Definition

traditionellen Mobbings als eine aggressive, absichtliche Handlung gegenüber einer anderen

Person definiert. Hinzu kommt, dass im Falle von Cybermobbing dafür elektronische

Kommunikationsmittel eingesetzt werden. Smith et al. (2008) definieren Cybermobbing

dementsprechend als „aggressive, intentional act, carried out by a group or individual, using

electronic forms of contact, repeatedly and over time against a victim who cannot easily defend

him or herself [aggressive, intentionale Handlung, die von einer Gruppe oder einem einzelnen

Individuum mithilfe elektronischer Kommunikationsmittel wiederholt und über einen längeren

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24 Theoretischer Hintergrund

Zeitraum gegenüber einem Opfer, welches sich nicht ohne weiteres dagegen wehren kann,

durchgeführt wird]“ (S. 376). Eine weitere häufig verwendete und zitierte Definition von

Tokunaga (2010) beschreibt Cybermobbing als „any behavior performed through electronic or

digital media by individuals or groups that repeatedly communicates hostile or aggressive

messages intended to inflict harm or discomfort on others [jedes Verhalten, bei dem

elektronische oder digitale Medien von einem einzelnen Individuum oder einer Gruppe dazu

genutzt werden, feindselige und aggressive Nachrichten zu verschicken, um anderen bewusst

zu schaden oder Schmerz zuzufügen]” (S. 278).

Die Definitionen verdeutlichen, dass auch im Rahmen des Mobbings im virtuellen

Raum bestimmte Kriterien erfüllt sein müssen, um eine Handlung als Mobbing zu

klassifizieren. So herrscht Einigkeit darüber, dass eine Mobbing-Handlung als Cybermobbing

deklariert werden kann, wenn dabei elektronische Kommunikationsmittel (z.B. der Computer

oder das Smartphone) beziehungsweise bestimmte Internetapplikationen (z.B. SNS oder Instant

Messenger) genutzt werden. Studien zufolge findet Cybermobbing dabei heutzutage

insbesondere auf SNS (z.B. Facebook), über Instant Messenger (z.B. WhatsApp) oder in

Chatrooms statt (Glüer & Lohaus, 2015; Leest & Schneider, 2017; Lenhart et al., 2011). Durch

die Nutzung des virtuellen Raumes ist ein „Face-to-Face“-Kontakt zwischen Täter/Täterin und

Opfer dementsprechend nicht mehr notwendig.

Die Definition nach Smith et al. (2008) umfasst außerdem den Wiederholungsaspekt

des Cybermobbings. Dieser Aspekt wird heute jedoch von verschiedenen Autorinnen und

Autoren kritisch erachtet und nicht zwangsläufig als festes Kriterium einer Cybermobbing-

Handlung angesehen, da beim Cybermobbing durch die Nutzung elektronischer

Kommunikationsmittel bereits mit einer einmaligen Handlung (z.B. dem Verschicken eines

diffamierenden Bildes oder peinlichen Videos) ein großes Publikum erreicht werden kann und

die Empfänger das Material wiederum selbst an andere weiterschicken können (vgl. Dooley,

Pyżalski & Cross, 2009; Peter & Petermann, 2018). Diese Dynamik macht es für das Opfer

umso schwieriger, zu erfahren, wer aus dem Freundes- und Bekanntenkreis das Material bereits

gesehen oder selbst auch weiterverbreitet haben könnte. Dies kommt der relationalen Form des

traditionellen Mobbings am nächsten, wo zum Beispiel ein Gerücht über das Opfer verbreitet

wird und es schwierig ist, nachzuempfinden, inwieweit sich dieses bereits weiterverbreitet hat.

Das Nicht-Wissen über die aktiven und/oder die passiven Täterinnen und Täter, über die Anzahl

der Empfängerinnen und Empfänger eines bloßstellenden Bildes oder Videos sowie die

öffentlich sichtbare Anzahl an Likes und Kommentaren zu einem solchen Bild oder Video kann

auf Seiten des Opfers zu negativen psychischen und psychosomatischen Konsequenzen führen

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Theoretischer Hintergrund 25

(z.B. Campbell, Spears, Slee, Butler & Kift, 2012; Fisher, Gardella & Teurbe-Tolon, 2016;

Kowalski, Limber & McCord, 2018; Popow, Ohmann & Paulus, 2018; Vieno et al., 2014; Watts

et al., 2017). Mehr zu den in einer Cybermobbing-Handlung involvierten Personen und

negativen Konsequenzen für die Opfer sind Kapitel 2.2.1.4 zu entnehmen.

Auch der Aspekt des Macht- und Kräfteungleichgewichts spielt im virtuellen Raum eine

andere Rolle als im klassischen Mobbing-Kontext, da im Internet eine physische Überlegenheit

des Täters/der Täterin gegenüber dem Opfer weniger relevant ist (vgl. Peter & Petermann,

2018). Eine Dominanz des Täters/der Täterin gegenüber dem Opfer kann sich verschiedenen

Autorinnen und Autoren zufolge jedoch auf Basis einer höheren technischen Expertise, zum

Beispiel im Umgang mit Bild- oder Videobearbeitungssoftware oder einem geübteren Umgang

mit OKA äußern (Olweus & Limber, 2018; Vandebosch & Van Cleemput, 2008). Ein weiteres

mögliches Ungleichgewicht zwischen Täter/Täterin und Opfer kann durch den sozialen Status

oder die Position in einer Gruppe (was sich zum Beispiel an der Anzahl an Freunden

widerspiegelt) ergeben (Solberg & Olweus, 2003). Des Weiteren kann die Anonymität des

Täters/der Täterin, die er/sie zum Beispiel durch die Erstellung eines Fake-Profils auf einer

SNS erreichen kann, dazu beitragen, dass sich das Opfer nur schwer gegen die Handlung(en)

wehren kann (vgl. Ferrara, Ianniello, Villani & Corsello, 2018). Auch dies kann zu einem

ungleichen Machtverhältnis führen, in dem sich das Opfer unterlegen fühlt. Die Anonymität

kann es dem Täter beziehungsweise der Täterin zudem erleichtern, das Opfer online zu

schikanieren, was er/sie sich im realen Leben vielleicht nicht trauen würde (Dredge, Gleeson

& de la Piedad Garcia, 2014; Hinduja & Patchin, 2008). Die größere physische Distanz

zwischen den Protagonisten im virtuellen Raum kann darüber hinaus zu einem enthemmenden

und somit auch verstärkenden Effekt auf Seiten des Täters/der Täterin führen (R. Y. M. Wong,

Cheung & Xiao, 2018). Dieser generell im Internet zu beobachtende Effekt wird auch als Online

Disinhibition Effect [Onlineenthemmungseffekt] bezeichnet (Suler, 2004). Hinzu kommt, dass

durch die indirekte und asynchrone Kommunikation sowie durch die Distanz zum Opfer der

Täter beziehungsweise die Täterin keine Rückmeldung darüber erhält, wie das Opfer auf eine

diffamierende Nachricht oder ein peinliches Bild reagiert (Ferrara et al., 2018). Diese fehlende

Rückmeldung über die emotionalen Reaktionen des Opfers sowie den weiteren Auswirkungen

der eigenen Handlung können dazu führen, dass der Täter beziehungsweise die Täterin das

Mobbing fortsetzt, vor allem, wenn dieser/diese eine generell niedrig ausgeprägte

Empathiefähigkeit aufweist (Kokkinos & Voulgaridou, 2017; Slonje, Smith & Frisén, 2013;

Zych, Baldry, Farrington & Llorent, 2018).

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26 Theoretischer Hintergrund

Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass sich bei einer Cybermobbing-

Handlung ein Macht- bzw. Kräfteungleichgewicht zwischen dem Täter/der Täterin und dem

Opfer anders darstellt als beim traditionellen Mobbing beziehungsweise dass sich das

Ungleichgewicht eher durch die mögliche Anonymität, einen höheren sozialen Status oder einer

höheren technischen Expertise des Täters/der Täterin äußern kann (Dooley et al., 2009).

Außerdem können die oben genannten Faktoren es auch unterlegenen Personen erleichtern, sich

im Internet oder mithilfe des Smartphones aggressiv gegenüber anderen zu verhalten (z.B.

Dredge et al., 2014; Hinduja & Patchin, 2008; R. Y. M. Wong et al., 2018).

Wie eingangs bereits erläutert, ordnen verschiedene Autorinnen und Autoren das

Cybermobbing als indirekte, relationale Mobbingform ein (Jackson et al., 2009; Ortega et al.,

2009), da der direkte Kontakt zwischen Täter/Täterin und Opfer nicht erforderlich ist und das

Mobbing über elektronische Kommunikationsmittel viele Überschneidungen zum

traditionellen Mobbing aufweist (Alonso & Romero, 2017; Englander, Donnerstein, Kowalski,

Lin & Parti, 2018; Olweus & Limber, 2018). Langos (2012) sowie Peter und Petermann (2018)

schlagen wiederum vor, Mobbing-Akte im virtuellen Raum nochmals in direkte und indirekte

Akte zu unterteilen. So stellen zum Beispiel private Chats zwischen Täter/Täterin und Opfer

eine direkte Form des Cybermobbings dar, wohingegen Gruppenchats mit mehreren

Mitgliedern, die allesamt zum Beispiel ein peinliches Video des Opfers erhalten, eine indirekte

Form darstellen. Im Rahmen der indirekten Form muss das Opfer unter Umständen auch nicht

Mitglied des Gruppenchats sein.

Auf Grundlage der bisherigen Literatur und theoretischen Annahmen wird insgesamt

deutlich, dass Cybermobbing eine neue Form aggressiver Verhaltensweisen darstellt, die

keineswegs bloß eine Erweiterung des traditionellen Mobbings in einer neuen Umgebung ist.

Mobile Endgeräte, das Internet sowie verschiedene Applikationen bringen neue Möglichkeiten

und Funktionen mit sich, welche potentielle Täterinnen und Täter heutzutage dysfunktional und

unzweckmäßig nutzen können. Diese Möglichkeiten machen sich immer mehr Personen

zunutze, um anderen gezielt zu schaden. Folgend sollen die Häufigkeit des Auftretens von

Cybermobbing sowie empirische Ergebnisse zu Alterseffekten und Geschlechterunterschieden

näher beleuchtet werden.

2.2.1.3 Häufigkeiten, Alters- und Geschlechtereffekte

Eine Vielzahl empirischer Studien zum Thema Cybermobbing zeigt, wie häufig die

Probandinnen und Probanden der jeweiligen Studie in der Vergangenheit bereits als

Täter/Täterin oder als Opfer in einer oder mehreren Cybermobbing-Handlungen involviert

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Theoretischer Hintergrund 27

waren. Vergleicht man diese Studien miteinander und zieht man aktuelle Meta-Analysen hinzu,

fällt auf, dass die berichteten Zahlen stark variieren, was insbesondere auf die in der

entsprechenden Studie verwendete Methodik sowie die zugrunde liegende Definition des

Phänomens zurückzuführen ist (Kowalski et al., 2014; Peter & Petermann, 2018). Bislang hat

sich noch kein geeignetes, global einsetzbares Messinstrument basierend auf einer einheitlichen

Cybermobbing-Definition etabliert, was die Vergleichbarkeit der verschiedenen Befunde und

Viktimisierungsraten erschwert. So variiert in den verschiedenen empirischen Arbeiten unter

anderem die Begrifflichkeit des Phänomens (z.B. Cybermobbing, Cyberbullying,

Onlinebelästigung, Cyberviktimisierung oder auch Onlineaggression), die Fragestellung (z.B.

„Wie häufig wurdest du online belästigt?“, „Wurdest du bereits einmal online belästigt?“ oder

„Kennst du jemanden, der bereits einmal über das Internet fertiggemacht wurde?“) und auch

der gefragte Zeitraum der Handlung (z.B. „in den letzten sechs Wochen“, „in den letzten sechs

Monaten“, „im letzten Jahr“ oder schlicht „in der Vergangenheit“; Kowalski et al., 2014). Des

Weiteren muss beim Vergleich und der Einordnung der jeweiligen Zahlen berücksichtigt

werden, dass es sich dabei selten um bevölkerungsrepräsentative Studien handelt und demnach

auch die untersuchte Altersgruppe, der Zeitpunkt der Untersuchung sowie das Land, in der die

Studie durchgeführt wurde, einen Einfluss auf die berichteten Prävalenzraten haben kann (vgl.

Kowalski et al., 2014; Kowalski et al., 2018; Olweus, 2013). Unter Berücksichtigung der oben

genannten Aspekte soll folgend dennoch auf die in verschiedenen Studien berichteten

Häufigkeiten von Cybermobbing eingegangen werden.

In einer Überblicksarbeit von Brochado, Soares und Fraga (2017), in der die Autorinnen

insgesamt 159 internationale Studien aus den Jahren 2004 bis 2014 verglichen, wurden

Viktimisierungsraten zwischen 4.5 und 65 Prozent berichtet. Täter/Täterinnen von

Cybermobbing waren der Arbeit zufolge 1.4 bis 44.1 Prozent der jeweils untersuchten

Stichproben. Die Zahl von Personen, die bereits sowohl Täter- als auch Opfer-Erfahrungen

hatten, belief sich auf fünf bis 64.3 Prozent. In der jährlich erscheinenden JIM-Studie ließen

sich unter deutschen Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren zuletzt insgesamt

steigende Prävalenzraten beobachten (Feierabend et al., 2017). Dabei gaben acht Prozent der

Befragten an, bereits einmal selbst von Cybermobbing betroffen gewesen zu sein. Vierzig

Prozent berichteten außerdem, mindestens eine Person zu kennen, die bereits Opfer von

Cybermobbing geworden ist. Zudem scheint Cybermobbing ebenfalls häufig mit traditionellem

Mobbing einherzugehen. So zeigen weitere Studien, dass Opfer von Cybermobbing häufig zur

gleichen Zeit auch Mobbing außerhalb des Internets ausgesetzt sind (Alonso & Romero, 2017;

Englander et al., 2018; Kowalski et al., 2018; Olweus & Limber, 2018). In einer Studie von

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28 Theoretischer Hintergrund

Waasdorp und Bradshaw (2015) berichteten zum Beispiel über die Hälfte der Probandinnen

und Probanden sowohl bereits in traditionellem als auch in Cybermobbing involviert gewesen

zu sein. Lediglich fünf Prozent gaben an, ausschließlich online schikaniert worden zu sein.

Verschiedene Befunde lassen sich außerdem bezüglich geschlechterspezifischer

Unterschiede beobachten. Verschiedene Studien zeigen, dass männliche Personen häufiger

sowohl als Täter als auch als Opfer von Cybermobbing in Erscheinung treten (z.B. Dilmac,

2009; Erdur-Baker, 2010; Faucher, Jackson & Cassidy, 2014; Francisco, Veiga Simão, Ferreira

& Martins, 2015; Q. Li, 2006; Ozturk & Akcan, 2016). Nach Kowalski et al. (2018) fand

allerdings eine Vielzahl von Studien heraus, dass Mädchen häufiger Cybermobbing zum Opfer

fallen als Jungen, auf Täterseite jedoch kein Geschlechterunterschied festzustellen ist.

Zusätzlich wird in einigen Studien angenommen, dass Mädchen eher das Internet als Plattform

nutzen, um jemanden zu schikanieren, und auch generell häufiger relationales Mobbing

betreiben, wie das Verbreiten von Gerüchten oder den absichtlichen Ausschluss anderer aus

sozialen Gruppen, als Jungen (Bergmann & Baier, 2018; Cassidy, Brown & Jackson, 2012;

Smith et al., 2008). In einer Studie unter deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen

berichteten mehr Jungen als Mädchen bereits einmal mittels bloßstellender Bilder oder Videos

gemobbt worden zu sein (Leest & Schneider, 2017). Bei allen weiteren Formen waren jeweils

die befragten Mädchen häufiger betroffen (Beschimpfungen und Beleidigungen, Verbreiten

von Gerüchten, Ausgrenzung sowie Erpressung). Weitere Studien fanden weder auf der Täter-

noch auf der Opferseite signifikante Geschlechterunterschiede (Tokunaga, 2010; Wolak,

Mitchell & Finkelhor, 2007; N. Wong & McBride, 2018).

Weiter wurde in Studien gezeigt, dass Cybermobbing am häufigsten unter Teenagern

zu beobachten ist (vgl. Brochado et al., 2017), und dass Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren

häufiger betroffen sind als Kinder oder junge Erwachsene (Tokunaga, 2010). Dennoch ist

Cybermobbing auch immer häufiger unter jungen Erwachsenen und Studierenden zu

beobachten (z.B. Francisco et al., 2015; Gahagan, Vaterlaus & Frost, 2016; Kokkinos, Baltzidis

& Xynogala, 2016; Kowalski, Morgan, Drake-Lavelle & Allison, 2016; Lund & Ross, 2017;

Selkie, Kota, Chan & Moreno, 2015; Washington, 2015; Watts et al., 2017). Einer Studie unter

amerikanischen College-Studierenden zufolge waren bereits 19 Prozent der Befragten selbst

ein- oder zweimal über das Internet schikaniert worden, drei Prozent häufiger als zweimal

(MacDonald & Roberts-Pittman, 2010). Selbst die Täterrolle eingenommen haben der Studie

zufolge neun Prozent der Befragten (MacDonald & Roberts-Pittman, 2010). Jedoch zeigte sich

in der Vergangenheit auch, dass mit zunehmendem Alter und steigender Bildung die Ablehnung

gegenüber Cybermobbing steigen kann (Boulton, Lloyd, Down & Marx, 2012). Daher stellt

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Theoretischer Hintergrund 29

sich die Frage, warum dennoch unter älteren Personen (z.B. Studierenden) Cybermobbing

betrieben wird. Verschiedene Arbeiten stellten hier heraus, dass Jugendliche beziehungsweise

junge Erwachsene, die bereits in unteren Schulklassen Erfahrungen als Cybermobbing-Täter/-

Täterin gesammelt haben, auch in höheren Klassen, auf einer neuen Schule oder in der

Universität Cybermobbing betreiben oder diesem zum Opfer fallen (z.B. Ak, Özdemir &

Kuzucu, 2015; Beran, Rinaldi, Bickham & Rich, 2012; Chapell, Hasselman, Kitchin & Lomon,

2006; Kraft & Wang, 2010; Lappalainen, Meriläinen, Puhakka & Sinkkonen, 2011; Patchin &

Hinduja, 2006).

Trotz heterogener Befunde hinsichtlich der Verbreitung des Phänomens sowie

Geschlechterunterschieden wird deutlich, dass Cybermobbing heutzutage ein nicht zu

unterschätzendes internetbezogenes Problem unter Jugendlichen und auch jungen Erwachsenen

darstellt. Ausgehend von den niedrigsten berichteten Prävalenzraten konnte ein bedeutsamer

Anteil von Personen identifiziert werden, der in der Vergangenheit bereits eine oder mehrere

Personen online schikaniert hat. Außerdem wurde eine relevante Anzahl an Personen bereits

einmal online belästigt, was häufig mit negativen Konsequenzen für die Opfer einhergeht.

Folgend sollen empirische Befunde zu Ursachen von Cybermobbing sowie die möglichen

Folgen für die Opfer näher betrachtet werden.

2.2.1.4 Folgen, Ursachen und weitere Beteiligte

Wie bereits die Fallbeispiele verdeutlichen, kann Cybermobbing starke negative Einflüsse auf

das psychologische Wohlergehen der Betroffenen haben (Baier, Hong, Kliem & Bergmann,

2018; Englander et al., 2018). Opfer von Cybermobbing berichten zum Beispiel von

psychosozialen Problemen, sozialer Ängstlichkeit, Traurigkeit, Wut, Frustration, Hilflosigkeit

und Minderwertigkeitsgefühlen, welche häufig zu schlechten schulischen Leistungen,

Konzentrationsschwierigkeiten oder gar Suizidgedanken führen können (z.B. Balakrishnan,

2018; Kraft & Wang, 2010; Leest & Schneider, 2017; Popow et al., 2018; Tokunaga, 2010;

Watts et al., 2017; Wright, 2017; Ybarra, Diener-West & Leaf, 2007). In einer Studie von

Ortega et al. (2009) wurde herausgestellt, dass Opfer von traditionellem Mobbing mit

unterschiedlichen Gefühlen und emotionalen Zuständen auf eine Mobbing-Handlung reagieren.

So ergab sich zum Beispiel eine inhaltliche Clusterung bestehend aus Opfern, die infolge einer

Viktimisierung entweder gestresst und verärgert reagierten, von Gefühlen der Ängstlichkeit und

Unruhe berichteten oder aber keinerlei negative Emotionen erlebten. Unter den Opfern von

Cybermobbing hingegen zeigten sich lediglich zwei Cluster hinsichtlich der emotionalen

Reaktionen: Entweder berichteten die Opfer von keinen oder von einer Kombination aller in

Page 34: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

30 Theoretischer Hintergrund

der Studie berücksichtigten negativen Emotionen. Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass

Cybermobbing im Vergleich zu traditionellen Arten des Mobbings einen deutlich

gravierenderen negativen Einfluss auf die Gefühlszustände der Opfer haben kann. In einer

deutschen Studie gaben knapp ein Drittel der Personen mit Opfererfahrungen an, dass sie

zurückliegende Cybermobbing-Handlungen auch nach einer längeren Zeit noch belasten (Leest

& Schneider, 2017). Zum Teil können durch eine Viktimisierung auch längerfristige

gesundheitliche Folgen entstehen. So berichten Opfer von überdauernden

psychopathologischen Symptomen, wie Depressivität und Ängstlichkeit, sowie häufig

auftretenden psychosomatischen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen (Balakrishnan,

2018; Campbell et al., 2012; Englander et al., 2018; Fahy et al., 2016; Fisher et al., 2016;

Kowalski et al., 2018; Popow et al., 2018; Selkie et al., 2015; Vieno et al., 2014; Watts et al.,

2017). Außerdem konnten verschiedene Studien zeigen, dass sich Opfer von Cybermobbing

(zum Teil aus Scham) nur selten Freunden, Eltern, Lehrern oder anderen Personen anvertrauen

und stattdessen versuchen, alleine mit der Situation zurechtzukommen beziehungsweise sich

häufig zurückziehen, um weiteren Konflikten aus dem Weg zu gehen (z.B. Q. Li, 2006; Patchin

& Hinduja, 2010).

Häufig liegt es an bestimmten Alleinstellungsmerkmalen des Opfers, warum er oder sie

gemobbt wird. Dazu zählen zum Beispiel die Nationalität oder Herkunft, die Religion, die

sexuelle Orientierung, körperliche Eigenschaften, Behinderungen, das äußere

Erscheinungsbild, auffällig gute oder schlechte Schulnoten oder aber besondere Fähigkeiten

(vgl. Cassidy et al., 2009; Kowalski et al., 2018; Kowalski et al., 2016; Zerach, 2016).

„Typische“ Opfer ziehen sich zusätzlich häufig aus ihrem sozialen Umfeld zurück und sind

dementsprechend weniger beliebt (Kowalski et al., 2018). Weiter konnten die Häufigkeit der

Internetnutzung sowie die verbrachte Zeit auf SNS als signifikante Prädiktoren einer

Cybermobbing-Täterschaft sowie -Viktimisierung eruiert werden (Álvarez-García, Pérez,

González & Pérez, 2015; Athanasiou et al., 2018; Bergmann & Baier, 2018; Didden et al., 2009;

Floros, Siomos, Fisoun, Dafouli & Geroukalis, 2013; Kowalski et al., 2018; Park, Na & Kim,

2014; Ybarra & Mitchell, 2004b). Andere Studien stellten Zusammenhänge zwischen einer

problematischen beziehungsweise pathologischen Internetnutzung und einer Cybermobbing-

Viktimisierung heraus (Boniel-Nissim & Sasson, 2018; Hsieh et al., 2018; Jia et al., 2018; Jung

et al., 2014; Strittmatter et al., 2014; Yudes-Gómez, Baridon-Chauvie & González-Cabrera,

2018; Zsila et al., 2018). Auch wird von verschiedenen Autorinnen und Autoren angenommen,

dass ein erhöhter Konsum antisozialer und gewaltsamer Medieninhalte (z.B. Videos oder

Page 35: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 31

Videospiele) in einem positiven Zusammenhang mit einer Cybermobbing-Täterschaft steht

(Bergmann & Baier, 2018; den Hamer & Konijn, 2015).

Individuelle Charakteristiken, die mit einer Viktimisierung in Zusammenhang stehen,

stellen unter anderem eine erhöhte emotionale Instabilität sowie Introversion und ein niedriger

Grad an Gewissenhaftigkeit dar (Alonso & Romero, 2017; Cassidy et al., 2009). Opfer von

Cybermobbing gelten zudem als durchsetzungsschwach und besitzen einen niedrigeren

Selbstwert (Brewer & Kerslake, 2015; Fisher et al., 2016; Kowalski et al., 2018; Patchin &

Hinduja, 2010). Außerdem zeigen sie niedrigere soziale Kompetenzen (Hunt, Peters & Rapee,

2012; Kowalski et al., 2018).

In einem Überblicksartikel zu 18 Meta-Analysen, welche die Zusammenhänge

verschiedener individueller sowie gemeinschaftlicher Faktoren und einer Cybermobbing-

Viktimisierung untersuchten, stellten Zych, Farrington und Ttofi (2018) verschiedene

protektive Faktoren heraus, welche das Cybermobbing-Risiko verringern können. Hier stellten

sich unter anderem ausgeprägtere selbstorientierte Kompetenzen als entscheidende protektive

Faktoren dar. Zusätzlich zeigten ein positives Schul- und Familien-Klima sowie ein hoher

sozioökonomischer Status und soziale Unterstützung einen protektiven Einfluss. Auf

individueller Ebene zeigten sich unter anderem eine seltenere Technologie-Nutzung, ein

höherer Selbstwert sowie höhere soziale Kompetenzen als protektive Faktoren (Zych,

Farrington, et al., 2018).

Täterinnen und Täter von Cybermobbing verfolgen häufig bestimmte Motive, wie zum

Beispiel die Aufwertung des eigenen Ansehens oder Selbstbildes (Cassidy et al., 2009; Romera,

Cano, García Fernández & Ortega-Ruiz, 2016). Dabei sehen sie Cybermobbing als Möglichkeit

an, sich mitzuteilen und von anderen wahrgenommen zu werden (Cassidy et al., 2009).

Jemanden im Internet zu schikanieren, sehen sie zudem als einfache Möglichkeit an,

Überlegenheit zu demonstrieren und schnell eigene Bedürfnisse zu befriedigen, ohne dass sie

dabei erwischt werden (Smith et al., 2008). Als weitere Gründe werden das Erleben von Spaß,

Langeweile, Eifersucht und Rache am Opfer genannt, oder weil es andere auch tun (Leest &

Schneider, 2017; Slonje & Smith, 2008; Smith et al., 2008; Smith, Talamelli, Cowie, Naylor &

Chauhan, 2004; Varjas, Talley, Meyers, Parris & Cutts, 2010). Ferner berichten Täter und

Täterinnen, dass sie sich infolge des Cybermobbing-Aktes humorvoll, bekannt, kraftvoll und

gut fühlen (Leest & Schneider, 2017; Mishna, Cook, Gadalla, Daciuk & Solomon, 2010;

Patchin & Hinduja, 2006). Im Hinblick auf grundlegende Persönlichkeitsmerkmale eines

Cybermobbing-Täters oder einer Cybermobbing-Täterin wurden in vergangenen Studien

insbesondere ein niedriger Grad an Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit sowie ein höherer

Page 36: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

32 Theoretischer Hintergrund

Grad an Neurotizismus herausgestellt (z.B. Resett & Gamez-Guadix, 2017; van Geel,

Goemans, Toprak & Vedder, 2016; Zych, Farrington, et al., 2018). Studien zum Einfluss des

Persönlichkeitsspektrums der Dark Triad (Charakteristika, die vor allem mit gefühlloser

interpersoneller Manipulation einhergehen) konnten zeigen, dass Täterinnen und Täter in allen

drei Merkmalen (Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus) hohe Ausprägungen

aufweisen und demnach häufig selbstverliebt, egoistisch und rücksichtslos handeln (z.B. Fanti,

Demetriou & Hawa, 2012; Gibb & Devereux, 2014; Goodboy & Martin, 2015; Pabian, De

Backer & Vandebosch, 2015; Paulhus & Williams, 2002; van Geel et al., 2016). Zusätzlich

handeln Cybermobbing-Täter und -Täterinnen häufig impulsiv und zeigen eine niedrige

Selbstkontrolle (z.B. Bayraktar, Machackova, Dedkova & Cerna, 2014; Gámez-Guadix & Gini,

2016; Kokkinos, Antoniadou & Markos, 2014). Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass auch

Cybermobbing-Täter und -Täterinnen einen niedrigen Selbstwert aufweisen können (Bergmann

& Baier, 2018; Brewer & Kerslake, 2015; Zych, Farrington, et al., 2018) und, dass ihre sozialen

sowie emotionalen Kompetenzen weniger stark ausgeprägt sind, was sich insbesondere darin

äußert, dass sie häufig antisoziale, aggressive Strategien verfolgen, eine positive Einstellung

gegenüber Gewalt zeigen und eine niedrige Empathiefähigkeit aufweisen (z.B. Agatston,

Kowalski & Limber, 2007; Bergmann & Baier, 2018; Brewer & Kerslake, 2015; Jung et al.,

2014; Kokkinos et al., 2014). Demnach unterschätzen sie auch häufig den negativen Einfluss

ihres Handelns auf das Wohlergehen der betroffenen Person (Campbell et al., 2012). Auf Seiten

technologiebezogener Kompetenzen wird ihnen eine ausgeprägtere technische Expertise

zugeschrieben (Didden et al., 2009; Walrave & Heirman, 2011). Darüber hinaus konnte

herausgestellt werden, dass Täterinnen und Täter sowohl online als auch offline häufig riskante

und delinquente Verhaltensweisen offenbaren, wie zum Beispiel Substanzmissbrauch oder den

Konsum gewalthaltiger Medien und Videospiele (Bergmann & Baier, 2018; den Hamer &

Konijn, 2015; den Hamer, Konijn & Keijer, 2013; Kowalski et al., 2014). Ebenfalls konnten

Zusammenhänge zwischen einer problematischen/pathologischen Internetnutzung und einer

Cybermobbing-Täterschaft identifiziert werden (Casas, Del Rey & Ortega-Ruiz, 2013; Eksi,

2012; Jung et al., 2014; Kırcaburun et al., 2018; Yudes-Gómez et al., 2018).

Im Überblicksartikel von Zych, Farrington und Ttofi (2018) zu protektiven Faktoren

beim Cybermobbing stellten sich insbesondere eine gute akademische Leistung sowie

ausgeprägtere Sozialkompetenzen als starke protektive Faktoren hinsichtlich einer

Cybermobbing-Täterschaft dar. Des Weiteren zeigten Faktoren wie eine positive schulische

und häusliche Umgebung, eine gute Beziehung zu den Eltern sowie ein höherer Peer-Status

einen protektiven Einfluss. Als individuelle Faktoren erwiesen sich außerdem eine niedrigere

Page 37: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 33

Technologie-Nutzung, ein höherer Selbstwert sowie ein gutes emotionales Management als

schützende Faktoren (Zych, Farrington, et al., 2018).

Neben den Opfern von Cybermobbing sowie den Tätern und Täterinnen können noch

weitere Personen an einer Cybermobbing-Handlung beteiligt sein. Die sogenannten Opfer-

Täter/Opfer-Täterinnen stellen Personen dar, die bereits mindestens einmal selbst Opfer von

Cybermobbing waren, jedoch bereits auch mindestens einmal eine andere Person online

schikaniert haben. Zu den prädisponierenden Merkmalen von Opfer-Tätern/Opfer-Täterinnen

gibt es im Vergleich zu den Rollen der reinen Täter/Täterinnen und Opfer nur wenige

empirische Erkenntnisse. Opfer-Täter/Opfer-Täterinnen werden jedoch als vorwiegend einsam,

durchsetzungsschwach, impulsiv, aggressiv und emotional instabil beschrieben (Bayraktar et

al., 2014; Brewer & Kerslake, 2015; Pontzer, 2009). Zudem handeln Opfer-Täter/Opfer-

Täterinnen im Vergleich zu reinen Tätern/Täterinnen online enthemmter, haben häufiger

schulische Probleme, sind anfälliger für Langeweile und zeigen häufiger Ängstlichkeit und

Unsicherheit im Sozialkontakt (Haynie, Eitel, Saylor, Yu & Simons-Morton, 2001; Kokkinos

et al., 2014; Völlink, Bolman, Dehue & Jacobs, 2013).

Des Weiteren können neben dem Täter/der Täterin, der/die das Cybermobbing aktiv

initiiert, auch Personen involviert sein, die bereits vorhandenes Material (z.B. Bilder, Videos

oder Gerüchte) weiterverbreiten, liken oder kommentieren und das Opfer somit indirekt weiter

schädigen. Diese Art der Beteiligung wird auch als passives oder sekundäres Cybermobbing

bezeichnet (Bhat, Chang & Linscott, 2010) und ist im Mobbingprozess durchaus üblich. Dies

zeigt eine Studie von Slonje, Smith und Frisén (2013), in der neun Prozent der untersuchten

Stichprobe angaben, bereits einmal Material, durch das andere Personen online schikaniert

wurden, an Freunde weitergeleitet zu haben. Dies passierte laut der Studie zwar häufig

unbewusst, in über der Hälfte der Fälle jedoch mit der klaren Intention, dem Opfer zu schaden.

Bislang gibt es keine empirischen Befunde zu dezidierten Persönlichkeitseigenschaften

passiver Cybermobbing-Täter/-Täterinnen, jedoch ist anzunehmen, dass es hierbei deutliche

Überschneidungen zu den bekannten Charakteristika der aktiven Täter und Täterinnen gibt.

Die Rolle der passiven Täter/Täterinnen beim Cybermobbing wird von verschiedenen

Autorinnen und Autoren auch mit der Rolle der aus dem traditionellen Mobbing bekannten

Bystander gleichgesetzt (Gahagan et al., 2016; Shultz, Heilman & Hart, 2014). Jedoch gibt es

neben den Bystandern, die den Täter/die Täterin durch Befürwortung der Handlung oder durch

das Weiterleiten von Inhalten unterstützen, auch diejenigen, die dem Opfer dabei zu helfen, das

Cybermobbing zu stoppen (DeSmet et al., 2016; DeSmet et al., 2014; Gahagan et al., 2016).

Auch zu den Persönlichkeitseigenschaften von Bystandern gibt es bislang nur wenige

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34 Theoretischer Hintergrund

empirische Befunde (vgl. Balakrishnan, 2018). Es konnte aber beispielsweise bereits gezeigt

werden, dass eine höhere Impulsivität eher dazu führt, das Opfer nicht zu unterstützen

(Erreygers, Pabian, Vandebosch & Baillien, 2016).

2.2.1.5 Zusammenfassung Cybermobbing

Cybermobbing stellt eine Form des Mobbings dar, die über elektronische

Kommunikationsplattformen, wie zum Beispiel OKA, stattfindet. Im Gegensatz zur

traditionellen Form des Mobbings tragen digitale Kommunikationsplattformen dazu bei, dass

bereits eine einzelne aggressive, schikanierende Handlung ein für das Opfer meist

unabschätzbares Publikum erreicht. Außerdem ermöglichen verschiedene Internetplattformen

den Täterinnen und Tätern, anonym und mit einer physischen Distanz zu handeln, was

wiederum enthemmend wirkt und die Onlineschikane erleichtert. Die in den vorherigen

Kapiteln dargestellten Studien verdeutlichen insgesamt, dass Cybermobbing ein

ernstzunehmendes internetbezogenes Problem unter Jugendlichen und auch Studierenden

darstellt. Trotz der genannten methodischen Limitationen, die unter anderem eine Schätzung

von Prävalenzraten erschweren, herrscht in bisherigen Arbeiten Einigkeit über die negativen

Konsequenzen des Cybermobbings für die Opfer. Weitere Studien geben Aufschluss über

mögliche Ursachen des Cybermobbings sowie Persönlichkeitseigenschaften und soziale

Kompetenzen von Cybermobbing-Opfern. Auf Seiten der Täterinnen und Täter konnten in

bisherigen Arbeiten verschiedene Motive, Persönlichkeitseigenschaften sowie soziale und

emotionale Kompetenzen herausgestellt werden, welche zu aktivem und passivem

Cybermobbing führen beziehungsweise dieses begünstigen können.

2.2.2 Internet Use Disorder

Während beim Cybermobbing das Internet lediglich den Zweck des erweiterten

Handlungsraumes erfüllt, um anderen Personen zu schaden, können das Internet selbst oder

bestimmte Angebote und Anwendungen wie Onlinespiele oder soziale Netzwerke für einzelne

Personen zum Teil so reizvoll und gratifizierend sein, dass sie ihre Nutzung im Laufe der Zeit

immer schwerer kontrollieren können und dadurch negative Konsequenzen erfahren. Eine

solche exzessive, unkontrollierte und pathologische Nutzung des Internets wird heute in

Fachkreisen auch als Internet Use Disorder [Internetnutzungsstörung] bezeichnet. Beim

Verständnis einer IUD ist es wichtig zu konstatieren, dass der zeitliche Faktor – also die Zeit

wie lange oder wie häufig eine Person das Internet nutzt, um einer bestimmten Aktivität

nachzugehen – nicht das (einzige) entscheidende Kriterium darstellt. Einen bedeutsameren

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Theoretischer Hintergrund 35

Stellenwert nehmen hier negative Konsequenzen ein, die eine Person aufgrund ihrer

Internetnutzung zum Beispiel im Alltag erlebt. Im Folgenden sollen kurze Beispiele dazu

dienen, die Problematik einer solchen exzessiven Nutzung darzustellen.

2.2.2.1 Beispielhafte Szenarien der Entstehung und Aufrechterhaltung einer Internet Use

Disorder

Beispiel 1: Ein Familienvater, welcher abends um 18 Uhr von der Arbeit nach Hause kommt

und sich unmittelbar an seinen Computer setzt, um für zwei bis drei Stunden Onlinepoker zu

spielen, verbringt zwar objektiv gesehen nicht viel Zeit am Tag im Internet, vernachlässigt aber

womöglich das gemeinsame Abendessen mit seiner Frau und seinen Kindern, geht keinen

häuslichen Verpflichtungen nach oder erzeugt Misstrauen, da er seiner Familie nicht erzählt,

was er online macht. Es kann sogar sein, dass er seiner Familie verschweigt, dass er viel Geld

beim Onlinepoker verloren hat. Trotz mehrfacher Gespräche mit seiner Familie, die ihn bereits

eindringlich darum gebeten hat, die Internetnutzung einzustellen oder zu verringern, ändert er

sein Verhalten nicht. All dies kann neben den finanziellen Problemen letztlich dazu führen, dass

sich seine Frau und seine Familie von ihm trennen.

Beispiel 2: Ein Schüler spielt zunächst lediglich ein bis zwei Stunden nach der Schule

ein Onlinerollenspiel, ohne dabei seine Hausaufgaben, Hobbies oder alltägliche Pflichten zu

vernachlässigen. Mit der Zeit investiert er aufgrund verschiedener Faktoren (z.B. Belohnungen

innerhalb des Spiels, die nur ab einer bestimmten Spielzeit erreicht werden können) mehr und

mehr Zeit für das Onlinerollenspiel und sagt dafür Treffen mit Freunden oder das wöchentliche

Fußballtraining ab. Immer häufiger findet er keine Zeit mehr dafür, gewissenhaft seine

Hausaufgaben zu erledigen, was im späteren Verlauf auch dazu führt, dass sich seine

Schulnoten verschlechtern. Häufig fehlt ihm Schlaf, da er bis spät in die Nacht spielt, er

verschläft die ersten Schulstunden oder bleibt ganz zu Hause und das Onlinerollenspiel

entwickelt sich zu seiner Hauptbeschäftigung während soziale Kontakte und alltägliche

Pflichten vernachlässigt werden.

Beispiel 3: Eine Schülerin verbringt viel Zeit damit, mit Freundinnen und Freunden über

soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste zu kommunizieren. Sie ist Mitglied in vielen

Gruppenchats und bleibt so in ihrem Freundeskreis immer auf dem neuesten Stand. Wenn sie

etwas Spannendes erlebt, teilt sie dieses mit anderen, indem sie in ihrem sozialen Netzwerk

Bilder oder Einträge postet, auf die sie in Form von Likes und Kommentaren positive

Rückmeldungen erhält. Auch wenn es ihr einmal schlechter geht, nutzt sie diesen Weg, um zum

Beispiel ihr eigenes Selbstbild aufzuwerten. Dies führt letztlich dazu, dass sie immer häufiger

Page 40: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

36 Theoretischer Hintergrund

Dinge von sich postet und immer mehr Zeit damit verbringt, auf Kommentare zu antworten,

die Posts anderer Onlinefreunde zu verfolgen oder aber sich in Gruppenchats zu beteiligen. Ihre

Gedanken drehen sich mit der Zeit nur noch um ihre sozialen Netzwerke und Messenger,

weshalb sie regelmäßig und immer häufiger ihr Smartphone auf neue eingegangene

Nachrichten prüft. Weil sie nichts verpassen will oder sogar Angst davor entwickelt, dass sie

etwas zu spät mitbekommt, fällt es ihr immer schwerer, ihr Smartphone zur Seite zu legen und

sich auf andere Dinge zu konzentrieren, worunter ihre sozialen „Face-to-Face“-Interaktionen,

ihre Aufmerksamkeit im Schulunterricht oder ihre Leistungen bei wichtigen Aufgaben leiden.

Diese beispielhaften Szenarien verdeutlichen die neben der online verbrachten Zeit

entscheidenden Symptome und Kriterien einer IUD, wie zum Beispiel die häufigen Gedanken

an die Internetnutzung, die Vernachlässigung sozialer Beziehungen, der Kontrollverlust über

die eigene Internetnutzung oder die Inkaufnahme negativer familiärer, beruflicher oder

schulischer Konsequenzen (Byun et al., 2009; C. Chou, Condron & Belland, 2005; Weinstein

& Lejoyeux, 2010). Wie im weiteren Verlauf dieser Arbeit deutlich wird, nutzt die Mehrheit

aller Nutzerinnen und Nutzer das Internet zwar in einem funktionalen Umfang, ohne die

Kontrolle über die eigene Nutzung zu verlieren, ein beachtlicher Teil erfährt jedoch negative

Konsequenzen im Alltag und einen subjektiven Leidensdruck aufgrund einer dysfunktionalen

Internetnutzung (siehe Kapitel 2.2.2.3). Nachdem auf die Terminologie und die Klassifikation

sowie Diagnostik einer IUD eingegangen wird (Kapitel 2.2.2.2 und 2.2.2.4), werden empirische

Arbeiten fokussiert, die Aufschluss darüber geben, welche Merkmale und Faktoren einen

Einfluss darauf haben können, dass das Internet vermehrt auf eine dysfunktionale und

exzessive, unkontrollierte Weise genutzt wird (Kapitel 2.2.2.5). Die aus diesen empirischen

Befunden abgeleiteten theoretischen Rahmenmodelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung

einer unspezifischen oder spezifischen IUD schließen dieses Kapitel ab (Kapitel 2.2.2.6).

2.2.2.2 Terminologie

In der empirischen Forschung lassen sich bis heute verschiedene Begrifflichkeiten, welche

allesamt eine exzessive, unkontrollierte und mit negativen Konsequenzen verbundene

Internetnutzung beschreiben, finden. Kimberly Young beschrieb in ihrer ersten Arbeit zur

Thematik den Fall eines Patienten, der im Rahmen einer Therapiesitzung von einer

übermäßigen Nutzung des Internets und damit verbundenen Problemen in seinem Alltag

berichtete (Young, 1996). Diese Problematik bezeichneten sie und weitere Autorinnen und

Autoren in darauffolgenden Arbeiten als Internet Addiction [Internetsucht] (Byun et al., 2009;

C. Chou et al., 2005; z.B. Griffiths, 2000; Kuss et al., 2014; Widyanto & Griffiths, 2006; Young,

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Theoretischer Hintergrund 37

1998b, 1999). Aufgrund der damals noch fehlenden Evidenz hinsichtlich der Klassifizierung

einer unkontrollierten Nutzung des Internets als Suchterkrankung, führten weitere Autorinnen

und Autoren unter anderem die Begriffe des Problematic Internet Use [problematische

Internetnutzung], Pathological Internet Use [pathologische Internetnutzung], Compulsive

Internet Use [zwanghafte Internetnutzung] oder Excessive Internet Use [exzessive

Internetnutzung] ein (vgl. Laconi, Tricard & Chabrol, 2015). Zuletzt hat sich angelehnt an den

Terminus der Internet Gaming Disorder, der Terminus Internet Use Disorder für eine

unspezifische, nicht an eine spezifische Anwendung gebundene, unkontrollierte Nutzung des

Internets etabliert (vgl. Brand et al., 2016). Die verschiedenen Begrifflichkeiten lassen sich

jedoch weitestgehend synonym verwenden, da sie alle ein problematisches

Internetnutzungsverhalten beschreiben, welches nicht kontrolliert werden kann und zu

negativen Konsequenzen im Alltag und einem subjektiven Leidensdruck führt.

Neben der unspezifischen IUD, welche die unkontrollierte, exzessive Nutzung des

Internets ohne eine klare Präferenz für eine bestimmte Anwendung, Applikation oder

Nutzungsform umfasst, wurde sich in Arbeiten der letzten Jahre aber auch auf spezifische

Facetten einer IUD fokussiert. Young, Pistner, O'Mara und Buchanan (1999) beschrieben

bereits Ende der 90er Jahre die folgenden fünf Cyber Disorders: Cybersexual Addiction (die

zwanghafte Nutzung von Cybersex- und Onlinepornografieseiten), Cyber Relationship

Addiction (übermäßige Beteiligung an Onlinebeziehungen), Net Compulsions (zwanghaftes

Onlinekaufen, Onlineglückspiel oder Onlinehandel), Information Overload (zwanghaftes

Surfen durch das Internet und die Nutzung von Suchmaschinen) sowie Computer Addiction

(zwanghaftes Spielen von Computerspielen).

In den vergangenen Jahren haben empirische Arbeiten insbesondere die folgenden fünf

Facetten einer spezifischen IUD untersucht: Onlinespiele, Onlineglücksspiele, Cybersex und

Onlinepornografie, Onlineshopping und -kaufen sowie Onlinekommunikation (vgl. Brand et

al., 2016). Anders als bei der unspezifischen, generalisierten Internetnutzung wird dabei

angenommen, dass Personen eine „First Choice“-Applikation oder -Facette im Internet

exzessiv und unkontrolliert nutzen, wie zum Beispiel das Spielen von Onlinespielen, die

Nutzung von OKA oder das Anschauen von Videos auf Pornografie-Seiten. Neben dieser

„First Choice“-Applikation oder -Facette spielen die anderen Nutzungsformen jeweils keine,

oder wenn überhaupt, dann eine untergeordnete Rolle. Somit spielt bei Personen, die Symptome

einer spezifischen IUD aufweisen, nicht das Internet und seine Vielfalt an verschiedenen

Angeboten und Nutzungsmöglichkeiten die entscheidende Rolle, sondern die Attraktivität

einzelner Nutzungsmöglichkeiten, Websites oder Applikationen.

Page 42: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

38 Theoretischer Hintergrund

Verschiedene Studien konnten zeigen, dass für die Entwicklung einer spezifischen IUD

individuelle Nutzungsmotive zugrunde liegen können (vgl. Brand et al., 2016). So wird

angenommen, dass diese spezifischen Motive die Wahl der jeweiligen Internetanwendung

prädisponieren können. Diese Nutzungsmotive müssen dabei jedoch nicht zwangsläufig auf das

Internet bezogen sein. Bereits Davis (2001) vermutete, dass das Internet die Entwicklung eines

süchtigen Verhaltens wahrscheinlicher macht oder beschleunigen kann, wenn sich bereits

pathologische Verhaltensweisen außerhalb des Internets entwickelt haben. Personen, die

exzessives Onlineglücksspiel betreiben, können demnach auch außerhalb des Internets eine

gewisse Affinität gegenüber Glücksspiel aufweisen (Gainsbury, Wood, Russell, Hing &

Blaszczynski, 2012). Exzessive Nutzer von Internetpornografie weisen gegebenenfalls generell

eine höhere sexuelle Erregbarkeit auf oder besitzen andere spezifische Nutzungsmotive (Laier

& Brand, 2014; Paul & Shim, 2008). Jedoch können verschiedene Eigenschaften des Internets

und der jeweiligen Anwendungen und Angebote (z.B. die schnelle und einfache Verfügbarkeit

sowie die Möglichkeit der Anonymität) ebenfalls dazu beitragen, dass sich im Laufe des

„Sucht“-Prozesses die Nutzung des spezifischen Onlineangebots zur alltäglichen

Hauptbeschäftigung entwickelt. Der Einfluss prädisponierender Faktoren sowie Interaktions-

und Mediationseffekte bei der Entwicklung einer spezifischen IUD wird im Kapitel zu

theoretischen Rahmenmodellen (Kapitel 2.2.2.6) näher betrachtet.

2.2.2.3 Prävalenz

Unterschiedliche verwendete Diagnosekriterien und -instrumente zur Erfassung der

Symptomatik einer IUD sowie das Fehlen repräsentativer epidemiologischer Studien

erschweren derzeit noch die Bestimmung valider Auftrittshäufigkeiten einer IUD in der

nationalen und internationalen Bevölkerung (siehe Kapitel 2.2.2.4). In verschiedenen

internationalen Überblicksartikeln wurden Prävalenzraten von unter einem bis 13 Prozent

berichtet (Morris & Voon, 2016; Spada, 2014; Weinstein & Lejoyeux, 2010). Je nach Nation

oder Stichprobe konnten sogar Prävalenzen von bis zu 26.7 Prozent beobachtet werden (Kuss

et al., 2014). In einer deutschen repräsentativen Umfrage wurde die Prävalenz einer IUD auf

einen Prozent der Bevölkerung geschätzt, wobei die Verbreitung unter 14- bis 24-Jährigen mit

geschätzten 2.4 Prozent höher ausfiel (Rumpf, Meyer, Kreuzer & John, 2011).

Hinsichtlich der Verbreitung spezifischer Formen einer IUD gibt es ebenfalls

heterogene Befunde. So wiesen in einer Studie von K. W. Müller et al. (2015) zum Beispiel 1.6

Prozent der Stichprobe Kriterien einer Internet Gaming Disorder auf und weitere 5.1 Prozent

wurden als gefährdet eingestuft. In einer Überblicksarbeit von Kuss und Griffiths (2012)

Page 43: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 39

wurden Studien mit Prävalenzraten einer Internet Gaming Disorder von bis zu zwölf Prozent

berichtet, je nach Alter, Geschlecht und den zugrundliegenden Diagnosekriterien der jeweiligen

Stichprobe. Andreassen (2015) berichtet in ihrer Überblicksarbeit zur pathologischen SNS-

Nutzung von Prävalenzraten zwischen 1.6 Prozent und 34 Prozent und kritisiert dabei zum

einen den Einsatz zu vieler verschiedener Messinstrumente über unterschiedliche Studien

hinweg und zum anderen das Arbeiten mit meist kleinen, nicht repräsentativen Stichproben,

was eine valide Schätzung von Prävalenzraten zudem erschwere. In einer belgischen Studie

wurde eine pathologische Nutzung von SNS auf 2.9 Prozent in der Gesamtbevölkerung

geschätzt (De Cock et al., 2014). Ross, Månsson und Daneback (2012) berichteten in ihrer

Studie zur pathologischen Nutzung von Internetpornografie innerhalb einer schwedischen

Stichprobe, dass fünf Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer ein leicht problematisches

Verhalten zeigten und sich zwei Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer mit

ernstzunehmenden Problemen hinsichtlich der Nutzung von Onlinepornografieseiten

konfrontiert sahen.

Insgesamt zeigt sich bei diesen Prävalenzschätzungen, dass sowohl die unspezifische

als auch die spezifische IUD ein Problem bei einer bedeutenden Anzahl an Personen darstellen

kann. Jedoch fehlen für eine valide Schätzung derzeit noch repräsentative Studien für die

jeweilige Gesamtbevölkerung sowie einheitliche Diagnosekriterien.

2.2.2.4 Klassifikation und Diagnostik

Die klinische Bedeutsamkeit einer exzessiven Nutzung des Internets oder spezifischer

Onlineangebote steht aufgrund der bisherigen empirischen Befundlage außer Frage. Bislang

wurde jedoch lediglich das exzessive, unkontrollierte Onlinespielen in die gängigen

internationalen Klassifikationssysteme psychischer Störungen sowie anderer Erkrankungen

aufgenommen. So wurde die Internet Gaming Disorder als Forschungsdiagnose in die Sektion

III der aktuell fünften Version des diagnostischen und statistischen Manuals psychischer

Störungen (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, DSM-5; American

Psychiatric Association, 2013) integriert. In der Sektion III des DSM-5 sind klinische

Erscheinungsbilder aufgeführt, bei denen insgesamt noch weiterer Forschungsbedarf für eine

offizielle Klassifizierung und mögliche Diagnose notwendig ist. Die Aufnahme als

Forschungsdiagnose unterstreicht jedoch, dass die bisherigen Befunde auf eine Existenz dieser

Störung hinweisen.

Die Gaming Disorder (Predominantly Online) wurde jüngst als diagnostizierbare

Verhaltenssucht in der Kategorie Disorders Due To Addictive Behaviours [Störungen aufgrund

Page 44: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

40 Theoretischer Hintergrund

süchtigen Verhaltens] in die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und

verwandter Gesundheitsprobleme (International Classification of Diseases and Related Health

Problems, ICD-11; World Health Organization, 2018) aufgenommen. Dabei werden die

folgenden Kriterien zur Diagnose einer Gaming Disorder herangezogen:

1) Beeinträchtigte Kontrolle über das Spielen (z.B. hinsichtlich Beginn, Häufigkeit,

Intensität, Dauer, Beendigung, Kontext).

2) Zunehmende Priorität des Spielens in dem Maße, dass das Spielen Vorrang vor

anderen Lebensinteressen und täglichen Aktivitäten hat.

3) Fortsetzung oder Eskalation des Spielens trotz des Auftretens negativer Folgen.

Laut ICD-11 (World Health Organization, 2018) kann es im Rahmen einer Gaming

Disorder sowohl in persönlichen, familiären, sozialen, erzieherischen, beruflichen als auch in

anderen wichtigen Lebensbereichen zu erheblichen Beeinträchtigungen kommen. Dabei kann

das exzessive Spielverhalten entweder kontinuierlich oder wiederkehrend episodisch auftreten.

Für die Diagnose einer Gaming Disorder wird vorgeschlagen, dass die Symptome des

exzessiven Spielens in den zurückliegenden zwölf Monaten zu beobachten sind, dieser

Beobachtungszeitraum kann jedoch verkürzt werden, sofern alle diagnostischen Kriterien

erfüllt sind und eine schwerwiegende Symptomatik festgestellt wurde. Ebenfalls unter der

Kategorie Disorders Due To Addictive Behaviours ist im ICD-11 die Gambling Disorder

(Predominantly Online) verortet, welche die exzessive Nutzung von Glücksspiel im Internet

(z.B. Poker oder Lotterien) umfasst (World Health Organization, 2018).

Über die Existenz weiterer spezifischer IUDs beziehungsweise einer unspezifischen,

exzessiven Nutzungsart des Internets herrscht bislang noch Uneinigkeit. Neben der Internet

Gaming Disorder und Internet Gambling Disorder, welche die vergleichsweise höchsten

empirischen Evidenzen aufweisen, weisen weitere Studien sowie Überblicksartikel auch auf

die Problematiken einer Internet Communication Disorder (die unkontrollierte Nutzung von

OKA wie soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste), Internet Buying Disorder

beziehungsweise Internet Shopping Disorder (auch als Onlinekaufsucht bezeichnet) sowie

einer Internet Pornography Use Disorder (die pathologische, exzessive Nutzung von Cybersex

und Onlinepornografieseiten) hin (vgl. Brand et al., 2016). Im Rahmen der empirischen

Untersuchung von Korrelaten sowie Entstehungs- und Aufrechterhaltungsmechanismen dieser

spezifischen IUDs sowie der unspezifischen Nutzungsform werden die Kriterien einer

Symptomatik an den vorgeschlagenen Diagnosekriterien einer Internet Gaming Disorder sowie

Page 45: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 41

anderer Verhaltenssüchte (wie zum Beispiel dem pathologischen Glücksspiel) angelehnt.

Tabelle 1 umfasst die an die im DSM-5 vorgeschlagenen diagnostischen Kriterien einer Internet

Gaming Disorder angelehnten Kriterien für eine unspezifische IUD (vgl. Brand & Laier, 2013;

Griffiths, 2005).

Page 46: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

42 Theoretischer Hintergrund

Tabelle 1

Diagnosekriterien einer unspezifischen IUD in Anlehnung an die Diagnosekriterien einer

Internet Gaming Disorder inklusive beispielhafter Erläuterungen (vgl. American Psychiatric

Association, 2013)

Kriterium Erläuterung

Hauptbeschäftigung - Vorherrschende Gedanken über vergangene oder

zukünftige Onlineaktivitäten

- Nutzung des Internets als dominierende Aktivität im

Alltag

Entzugssymptome - Symptomatik auf kognitiver und mentaler Ebene, zum

Beispiel eine erhöhte Reizbarkeit oder Gefühle wie

Ängstlichkeit und Traurigkeit, wenn das Internet nicht

genutzt werden kann

Toleranzentwicklung - Bedürfnis, immer mehr Zeit für die Nutzung des

Internets oder der favorisierten Anwendung

aufzubringen

Kontrollverlust - Versuche, die eigene Internetnutzung zu kontrollieren

und zu reduzieren, bleiben erfolglos

Interessensverlust - Andere Hobbies, Freizeitaktivitäten oder auch soziale

Kontakte werden vernachlässigt, um mehr Zeit online

zu verbringen

Fortsetzung - Auch bei bereits erfahrenen negativen Konsequenzen

und psychosozialen Folgen wird die Nutzung des

Internets fortgeführt

Verfälschte Darstellung - Gegenüber Therapeuten, Freunden oder

Familienmitgliedern wird die Dauer der eigenen

Internetnutzung verfälscht dargestellt oder gar

verschwiegen

Reduktion negativer Stimmung - Nutzung des Internets, um einer negativen

Stimmungslage zu entfliehen oder diese zu reduzieren

Riskieren negativer

Konsequenzen

- Inkaufnahme des Verlustes sozialer Beziehungen oder

schulischer/beruflicher Chancen aufgrund der eigenen

Internetnutzung

Page 47: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 43

Die meisten bis heute entwickelten Fragebögen zur Diagnose einer unspezifischen oder

spezifischen IUD basieren auf den in Tabelle 1 zusammengefassten Kriterien oder den Kriterien

anderer substanzgebundener oder -ungebundener Süchte (Verhaltenssüchte) und ermöglichen

eine Erfassung der subjektiven Belastung aufgrund der eigenen Internetnutzung. Der erste

publizierte diagnostische Fragebogen stammt von Kimberly Young (1998b), die acht Items mit

einem dichotomen Antwortformat (ja/nein) entwickelte, welche die Hauptsymptome einer IUD

abbildeten. Dabei kann bei Personen, die fünf oder mehr dieser Fragen mit ja beantworten, von

einer IUD-Symptomatik ausgegangen werden. Zu kritisieren ist hier, dass dieser Fragebogen

keine Auskunft darüber gibt, wie schwer die Symptomatik bei der jeweiligen Person ausgeprägt

ist. So wurden in den darauffolgenden Jahren insbesondere Fragebögen mit Intervallskalen

entwickelt und in Studien eingesetzt. Der etablierteste und in internationalen Studien am

häufigsten eingesetzte Fragebogen stammt ebenfalls von Kimberly Young (1998a): Der

Internet Addiction Test (IAT) erfasst mittels 20 Items verschiedene Anzeichen einer

unspezifischen IUD. Jedes Item umfasst dabei eine Frage oder Aussage, welche vom Probanden

oder von der Probandin auf einer fünf-stufigen Skala von „nie/selten“ bis „immer“ zu

beantworten ist. Der sich daraus ergebende Gesamtsummenscore aus allen 20 Items ermöglicht

schließlich eine Einschätzung über die Höhe der jeweiligen Symptombelastung. Der IAT weist

über verschiedene Studien hinweg gute psychometrische Werte auf (Widyanto & McMurran,

2004) und wurde unlängst in verschiedene Sprachen übersetzt (vgl. Pawlikowski, Altstötter-

Gleich & Brand, 2013). Außerdem liegt mit dem Short Internet Addiction Test (s-IAT;

Pawlikowski et al., 2013) bereits eine valide, gekürzte und somit für den Einsatz in Studien

ökonomischere Version des IATs vor, welche auf insgesamt zwölf Items die Symptomschwere

einer IUD erfasst. Der Vorteil dieses Fragebogens besteht außerdem darin, dass seine Items

leicht auf spezifische Formen einer IUD anzupassen sind. So wurde der s-IAT bereits in

verschiedenen Studien zur Erfassung der Symptombelastung hinsichtlich einer Internet

Communication Disorder (z.B. Wegmann, Stodt & Brand, 2015), Internet Pornography Use

Disorder (z.B. Antons & Brand, 2018), Internet Buying Disorder/Pathological Buying (z.B.

Trotzke, Starcke, Müller & Brand, 2015) oder auch Internet Gaming Disorder (z.B. Vogel et

al., 2018) eingesetzt. Neben dem IAT und seiner Kurzversion finden sich in der empirischen

Forschung weitere Instrumente zur Erfassung einer unspezifischen IUD beziehungsweise

spezifischer pathologischer Nutzungsformen, wie zum Beispiel die Compulsive Internet Scale

(Meerkerk, Van den Eijnden, Vermulst & Garretsen, 2009), die Generalized Problematic

Internet Use Scale (Caplan, 2002), die Skala zur Erfassung von Internet- und

Computerspielsucht (Wölfling, Beutel & Müller, 2012), die Smartphone Addiction Scale

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44 Theoretischer Hintergrund

(Kwon et al., 2013), die Bergen Facebook Addiction Scale (Andreassen, Torsheim, Brunborg

& Pallesen, 2012) oder der IGD-20 Test (Pontes, Király, Demetrovics & Griffiths, 2014). Für

eine ausführliche Übersicht über verschiedene Fragebögen zur Erfassung einer IUD und eine

kritische Auseinandersetzung wird an dieser Stelle auf die Überblicksarbeit von Laconi,

Rodgers und Chabrol (2014) verwiesen. Der Einsatz verschiedener Fragebögen und

diagnostischer Instrumente hat, wie bereits in Kapitel 2.2.2.3 erwähnt, zur Folge, dass der

studienübergreifende Vergleich von Forschungsergebnissen, wie zum Beispiel von

Prävalenzraten, nur bedingt möglich ist. Auch wenn sich die meisten der eingesetzten

Fragebögen an den Diagnosekriterien einer Internet Gaming Disorder oder anderer

Verhaltenssüchte orientieren, ist ein valides, global einsetzbares Instrument von enormer

Wichtigkeit, und dies sowohl für die Therapie als auch für die zukünftige Forschung und die

empirische Evidenz einer unspezifischen IUD sowie spezifischer Formen (vgl. Laconi et al.,

2014).

2.2.2.5 Empirische Befunde

Neben der Forschung zur Diagnostik und Epidemiologie einer IUD wurden in vergangenen

Studien auch individuelle prädisponierende Einflussfaktoren bei der Entstehung und

Aufrechterhaltung einer IUD untersucht. Im Folgenden soll zunächst ein Überblick über die

empirischen Befunde zur Rolle von Persönlichkeitsmerkmalen, persönlichen Prädispositionen,

soziodemografischen Variablen sowie sozialen Einflussfaktoren im Rahmen einer IUD

gegeben werden. Daran anschließend folgt ein kurzer Überblick zu neuropsychologischen

Korrelaten einer IUD.

Eine Vielzahl von Studien konnte aufzeigen, dass das Auftreten einer unspezifischen

oder spezifischen IUD häufig mit psychopathologischen Symptomen wie einer erhöhten

Depressivität, Ängstlichkeit oder sozialen Unsicherheit assoziiert ist (Banjanin, Banjanin,

Dimitrijevic & Pantic, 2015; Brand, Laier & Young, 2014; Caplan, 2007; Ha et al., 2007; Ho

et al., 2014; C.-H. Ko, Yen, Yen, Chen & Chen, 2012; Laconi et al., 2015; Peper & Harvey,

2018; Prizant-Passal, Shechner & Aderka, 2016; Wegmann & Brand, 2016; Wegmann et al.,

2015; Weinstein & Lejoyeux, 2010; Whang, Lee & Chang, 2003; Yen, Ko, Yen, Wu & Yang,

2007). Weitere Studien konnten Zusammenhänge zwischen einer erhöhten IUD-Symptomatik

und aggressiven, feindseligen Tendenzen sowie einem vermehrten Substanzmissbrauch

eruieren (Adiele & Olatokun, 2014; Chamberlain et al., 2016; Floros, Siomos, Stogiannidou,

Giouzepas & Garyfallos, 2014b; Chih-Hung Ko, Yen, Liu, Huang & Yen, 2009; Sung, Shin &

Cho, 2013). Auf Ebene der korrelierenden Persönlichkeitsmerkmale konnten außerdem eine

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Theoretischer Hintergrund 45

erhöhte Schüchternheit (F. Cao, Su, Liu & Gao, 2007; Chak & Leung, 2004; Odacı & Çelik,

2013; Pawlikowski, Nader, Burger, Stieger & Brand, 2014), ein geringer Selbstwert (H.-K. Kim

& Davis, 2009; Nie, Zhang & Liu, 2017; Sariyska et al., 2014; Stieger & Burger, 2010; Yao,

He, Ko & Pang, 2013), eine niedrige Selbstausrichtung (Hahn, Reuter, Spinath & Montag,

2017; Montag, Jurkiewicz & Reuter, 2010; Sariyska et al., 2014), geringe

Selbstwirksamkeitserwartungen (z.B. Ceyhan & Ceyhan, 2008; M.-P. Lin, Ko & Wu, 2008),

fehlende soziale Unterstützung (z.B. Brand, Laier, et al., 2014; Griffiths, 2000; Hardie & Tee,

2007) sowie eine erhöhte subjektiv empfundene Einsamkeit (Brand, Laier, et al., 2014; Caplan,

2007; Hardie & Tee, 2007; J. Kim, LaRose & Peng, 2009; W. Li, Zhang, Xiao & Nie, 2016)

herausgestellt werden. Als weitere koexistierende Faktoren zeigten sich in verschiedenen

Studien die Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS; z.B. Sariyska, Reuter,

Lachmann & Montag, 2015; Yen et al., 2007; Yoo et al., 2004) und eine erhöhte Impulsivität

(F. Cao et al., 2007; Floros et al., 2014b; H. W. Lee et al., 2012; W. Li et al., 2016). Zahlreiche

Studien untersuchten außerdem die Zusammenhänge zwischen einer IUD und den Big Five

Persönlichkeitsmerkmalen. Die stabilsten und am häufigsten replizierten signifikanten

Prädiktoren für eine IUD stellten dabei ein erhöhter Grad an Neurotizismus (Floros et al.,

2014b; Hardie & Tee, 2007; Tsai et al., 2009; C.-W. Wang, Ho, Chan & Tse, 2015; Yan, Li &

Sui, 2014) sowie eine niedrige Extraversion (z.B. Hardie & Tee, 2007; Xiuqin et al., 2010; Yan

et al., 2014) und eine niedrige Gewissenhaftigkeit (z.B. Charlton & Danforth, 2010;

Pawlikowski et al., 2013; C.-W. Wang et al., 2015) dar. Des Weiteren berichten verschiedene

Arbeiten, dass genetische Faktoren (Deryakulu & Ursavaş, 2014; Hahn et al., 2017; M. Li,

Chen, Li & Li, 2014; Montag & Reuter, 2017) sowie frühkindliche Erfahrungen (z.B. Lam,

Peng, Mai & Jing, 2009; C. Zhang, Brook, Leukefeld & Brook, 2016) einen Einfluss auf die

Entwicklung einer IUD haben können.

Offen bleibt hierbei die Einordnung der genannten Faktoren im

„Suchtentstehungsprozess“. Es ist davon auszugehen, dass die grundlegenden

Persönlichkeitsfaktoren (Traits), wie die Big Five Persönlichkeitseigenschaften, sowie

Merkmale wie Schüchternheit, Selbstwert oder Impulsivität stabile Personenmerkmale

beschreiben, die individuell fest verankert sind und demnach persönliche Prädispositionen bei

der Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD darstellen (Brand et al., 2016). Anzeichen

einer Psychopathologie, wie Depressivität, soziale Unsicherheit oder Ängstlichkeit können

wiederum sowohl der Auslöser einer verstärkten Nutzung des Internets oder spezifischer

Nutzungsformen sein oder komorbid auftreten beziehungsweise die Folge einer exzessiven

Nutzung sein (vgl. Brand et al., 2016; Floros, Siomos, Stogiannidou, Giouzepas & Garyfallos,

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46 Theoretischer Hintergrund

2014a; Ho et al., 2014). Beispielhaft können eine erhöhte Unsicherheit im Sozialkontakt oder

Schüchternheit dazu führen, dass eine Person lieber über die Nutzung von SNS soziale Kontakte

pflegt, statt dies in der Freizeit zu tun, da sie hier nicht in direktem Kontakt mit anderen stehen

muss. Ein weiteres Beispiel kann eine Person sein, bei der das Spielen von Onlinespielen die

Hauptbeschäftigung im Alltag darstellt und sich dadurch im Laufe der Zeit immer mehr ihrem

sozialen Umfeld entzieht, was letztlich dazu führen kann, dass bei ihr depressive Symptome

oder Gefühle der Einsamkeit auftreten.

Neben den oben dargelegten Personenmerkmalen wurden in verschiedenen Studien

ebenfalls neuropsychologische Korrelate einer unspezifischen oder spezifischen IUD eruiert.

So stehen unter anderem Defizite im Entscheidungsverhalten, verminderte

Arbeitsgedächtnisleistungen oder Schwierigkeiten hinsichtlich der eigenen Impulskontrolle mit

der Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD in Zusammenhang (Dong, Lu, Zhou & Zhao,

2010; Sun et al., 2009; Z.-H. Zhou, Yuan, Yao, Li & Cheng, 2010). Demnach fällt es Personen

mit Symptomen einer IUD unter anderem schwer, langfristig vorteilhafte Entscheidungen zu

treffen oder Handlungsimpulse zu unterdrücken. Dabei weisen Studien zur IUD,

substanzgebundenen und substanzungebundenen Süchten sowie Impulskontrollstörungen

konvergierende Befunde zu zugrunde liegenden Mechanismen auf, was letztlich auch die

klinische Relevanz einer IUD unterstreicht (Brand et al., 2005; Brand, Rothbauer, Driessen &

Markowitsch, 2008; Dong et al., 2010; Goudriaan, De Ruiter, Van den Brink, Oosterlaan &

Veltman, 2010; Goudriaan, Grekin & Sher, 2011; Sun et al., 2009; Verdejo-García, Bechara,

Recknor & Pérez-García, 2006; Verdejo-García et al., 2010; Z.-H. Zhou et al., 2010). Für einen

Überblick über die Rolle von exekutiven Funktionen und Entscheidungsprozessen bei einer

IUD sei an dieser Stelle auf die Arbeit von Schiebener und Brand (2017) verwiesen.

Darüber hinaus konnten verschiedene Bildgebungsstudien neuronale Strukturen

herausstellen, die mit einer unspezifischen oder spezifischen IUD assoziiert sind (z.B. Dong,

Hu, Lin & Lu, 2013; Hong et al., 2013; D. Lee, Park, Namkoong, Kim & Jung, 2018; W. Li et

al., 2015; Montag et al., 2018; Pan et al., 2018). Die Mehrheit dieser Studien stützt dabei vor

allem die Annahme ähnlicher neurobiologischer Mechanismen und zugrunde liegender

Suchtkonzepte wie bei substanzgebunden Abhängigkeiten (vgl. Brand & Laier, 2013). Ein

häufig eingesetztes Verfahren stellt der Vergleich der Hirnaktivitäten von Probanden mit und

ohne eine IUD-Symptomatik dar, zum Beispiel während der Präsentation von suchtassoziierten

Reizen (z.B. Bilder/Screenshots aus Onlinerollenspielen). Unter Einsatz funktionaler

Magnetresonanztomografie zeigten sich zum Beispiel unter exzessiven Spielern des

Onlinerollenspiels World of Warcraft stärkere Aktivierungen in Hirnregionen, die vor allem

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Theoretischer Hintergrund 47

mit Craving-Reaktionen assoziiert sind (rechter dorsolateraler präfrontaler und orbitofrontaler

Kortex, Nucleus accumbens, bilateraler anteriorer Gyrus cinguli und medialer frontaler Kortex;

C-H. Ko et al., 2009). Im Rahmen dieser Studie standen höhere Aktivierungen in den genannten

Hirnregionen ebenfalls im Zusammenhang mit einem erhöhten Spieldrang infolge der

Präsentation der Stimuli, was ebenfalls die Annahme der Rolle des Cravings bei der Entstehung

und Aufrechterhaltung einer IUD stützt (C-H. Ko et al., 2009). Eine weitere Studie konnte

aufzeigen, dass pathologische Onlinespieler während der Bearbeitung eines

kognitionspsychologischen Entscheidungsparadigmas im Vergleich zu Nicht-Spielern höhere

Aktivierungen im rechten orbitofrontalen Kortex und schwächere Aktivierungen im anterioren

Gyrus cinguli aufzeigten (Dong, Huang & Du, 2011). Aus den jeweiligen Aktivierungen und

der Leistung im experimentellen Paradigma schlussfolgerten die Autoren, dass Personen mit

einer IUD-Symptomatik eher kurzfristige Belohnungen bevorzugen und langfristige

beziehungsweise später auftretende Konsequenzen in Kauf nehmen, was sich ebenfalls mit

Befunden aus der Forschung zu substanzgebundenen Süchten deckt (z.B. Bechara & Martin,

2004; Brand et al., 2008). Des Weiteren zeigen sich unter Personen mit einer IUD veränderte

Hirnstrukturen, die als neuronales Korrelat einer niedrigen kognitiven Kontrolle gelten (Y.

Zhou et al., 2011). Aus diesen Ergebnissen kann geschlussfolgert werden, dass Suchtkonzepte,

die vor allem aus dem Bereich der substanzgebundenen Abhängigkeiten bekannt sind, wie zum

Beispiel Craving und das Streben nach unmittelbarer Belohnung und die Inkaufnahme

langfristiger Konsequenzen, ebenso zentrale Mechanismen bei der Entstehung und

Aufrechterhaltung einer IUD darstellen können, was die klinische Relevanz des Phänomens

nochmals stützt (vgl. Brand & Laier, 2013).

Die Mehrheit empirischer Arbeiten konnte zusätzlich aufzeigen, dass Männer einem

höheren Risiko der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer unspezifischen IUD ausgesetzt

sind als Frauen (z.B. H. Cao, Sun, Wan, Hao & Tao, 2011; Chang et al., 2015; Durkee et al.,

2012; Chih-Hung Ko et al., 2009; Lam et al., 2009; Pezoa-Jares, Espinoza-Luna & Vasquez-

Medina, 2012; Vigna-Taglianti et al., 2017; Yen et al., 2007; Yu & Shek, 2013). Andere Studien

konnten keine Geschlechterunterschiede in der Symptomausprägung einer unspezifischen IUD

nachweisen (z.B. Koyuncu, Unsal & Arslantas, 2014; Kuss, Griffiths & Binder, 2013; H. Wang

et al., 2011) und lediglich eine kleine Anzahl von Untersuchungen konnte eine höhere

Ausprägung einer unspezifischen IUD unter Frauen zeigen (King, Delfabbro, Zwaans &

Kaptsis, 2013; Rehbein & Mößle, 2013). Betrachtet man die spezifischen Facetten einer IUD,

zeigt sich ein differenzierteres Bild. So konnte gezeigt werden, dass Symptombelastungen

hinsichtlich einer Internet Gaming Disorder (z.B. Gentile et al., 2011; Haagsma, King, Pieterse

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48 Theoretischer Hintergrund

& Peters, 2013; Ho et al., 2014; King et al., 2013), Internet Gambling Disorder (z.B. Tsitsika,

Critselis, Janikian, Kormas & Kafetzis, 2011) und Internet Pornography Use Disorder (z.B.

Rehbein & Mößle, 2013) vermehrt unter Männern auftreten, wohingegen der Anteil von Frauen

bei einer Internet Communication Disorder (z.B. De Cock et al., 2014; Rehbein & Mößle, 2013)

und einer Internet Buying Disorder (z.B. Rose & Dhandayudham, 2014) höher ausgeprägt ist.

Die derzeitige empirische Befundlage verdeutlicht außerdem, dass die Entstehung und

Aufrechterhaltung einer unspezifischen IUD insbesondere unter Jugendlichen und jungen

Erwachsenen ein Risiko darstellt (vgl. Chakraborty, Basu & Vijaya Kumar, 2010; Kaess et al.,

2016; Kawabe, Horiuchi, Ochi, Oka & Ueno, 2016; Kuss, van Rooij, Shorter, Griffiths & van

de Mheen, 2013). So stellen Jugendliche die Altersgruppe dar, die das Internet häufig nutzt

beziehungsweise diesem ausgesetzt ist und zudem besonders anfällig für süchtige

Verhaltensweisen erscheint (Grant, Potenza, Weinstein & Gorelick, 2010; Vigna-Taglianti et

al., 2017). Dabei gelten verschiedene Internetanwendungen für sie als beliebte Tools, die sie

täglich nutzen, zum Beispiel zur Unterhaltung, um neue Freundschaften zu knüpfen oder

bestehende aufrecht zu halten, um die eigene Identität zu entwickeln, aber auch um sie als

(Zufluchts-)Ort aufzusuchen, um negativen Gefühlen aus dem Weg zu gehen (Castiglione,

2008; Van den Eijnden, Meerkerk, Vermulst, Spijkerman & Engels, 2008). Nach Vigna-

Taglianti et al. (2017) sind es insbesondere weibliche Internetnutzerinnen, die im jüngeren Alter

eine IUD-Symptomatik aufweisen. Erst mit steigendem Alter berichten häufiger männliche

Internetnutzer von Symptomen einer IUD (Vigna-Taglianti et al., 2017). Es wird zusätzlich

angenommen, dass ein Suchtverhalten, welches sich in der Jugend entwickelt, häufig bis ins

Erwachsenenalter aufrechterhalten bleibt (Coffey, Carlin, Lynskey, Li & Patton, 2003).

Es konnte ebenso gezeigt werden, dass Personen bei aufkommenden Problemen oder

Konflikten insbesondere dann das Internet als Zufluchtsort nutzen, wenn sie eine erhöhte

Stressanfälligkeit aufweisen (z.B. W.-P. Chou et al., 2015; Yan et al., 2014). Die Nutzung des

Internets entwickelt sich somit zu einer problemvermeidenden Strategie oder auch einem

dysfunktionalen Copingstil und es entstehen bestimmte Erwartungen an die eigene Nutzung,

wie zum Beispiel die Nutzung des Internets zum Erleben von Freude oder zur Flucht vor einer

negativen Stimmungslage (Brand, Laier, et al., 2014; Brand, Young & Laier, 2014; Ebeling-

Witte, Frank & Lester, 2007). Solche Internetnutzungserwartungen aber auch dysfunktionale

Copingstrategien konnten in einer Studie von Brand, Laier und Young (2014) als mediierende

Faktoren zwischen bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen (niedriger Selbstwert, niedrige

Selbstwirksamkeitserwartungen und erhöhte Stressanfälligkeit), psychopathologischen

Symptomen (Depressivität und soziale Ängstlichkeit) sowie sozialen Kognitionen (emotionale

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Theoretischer Hintergrund 49

Einsamkeit und fehlende soziale Unterstützung) und einer exzessiven, unspezifischen

Internetnutzung eruiert werden. Die möglichen Interaktionen zwischen verschiedenen

Kernmerkmalen einer Person, Copingstilen, internetbezogenen Kognitionen sowie

kognitiven/affektiven Reaktionen und verminderten Exekutivfunktionen inklusive

verschiedener Verstärkungsmechanismen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer

spezifischen IUD werden im theoretischen Rahmenmodell von Brand et al. (2016) abgebildet,

welches im kommenden Kapitel näher erläutert wird.

2.2.2.6 Theoretische Rahmenmodelle und Konzeptionen zur Entstehung und

Aufrechterhaltung einer Internet Use Disorder

Folgend soll auf verschiedene theoretische Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung

einer IUD eingegangen werden. Außerdem werden Konzepte, die vorwiegend aus der

Erforschung substanzgebundener Süchte bekannt sind, in letzter Zeit jedoch auch im Rahmen

von unspezifischen sowie spezifischen IUDs diskutiert und adaptiert wurden, vorgestellt.

Abschließend soll die Arbeit von Brand et al. (2016) fokussiert werden, welche die bisherigen

empirischen Befunde zu Korrelaten und Entstehungsmechanismen einer IUD und die Konzepte

der Suchtforschung in einem Prozessmodell der Entstehung und Aufrechterhaltung einer

spezifischen IUD zusammenbringt.

Das erste theoretische Rahmenmodell zur Entwicklung einer IUD lieferte Davis (2001).

In seinem kognitiv-behavioralen Modell zur pathologischen Internetnutzung unterscheidet er

(wie viele weitere Autorinnen und Autoren nach ihm) zwischen einer generalisierten und einer

spezifischen IUD. Die generalisierte IUD umfasst dabei die Nutzung des Internets als

multidimensionales Werkzeug inklusive der Nutzung von Kommunikationsmöglichkeiten.

Dabei wird eine generalisierte IUD insbesondere durch soziale Isolation, fehlende soziale

Unterstützung und maladaptive Kognitionen (Gedanken über die Welt und einen selbst)

bedingt. Eine spezifische IUD beschreibt Davis hingegen als exzessive Nutzung einer

bestimmten Internetanwendung, wie Internetsexseiten oder Onlineglücksspiel. Er nimmt

zudem an, dass eine sich online zeigende pathologische Verhaltensweise auch außerhalb des

Internets existieren beziehungsweise fortgesetzt werden kann. So kann eine Person, die

Symptome einer Internet Gambling Disorder aufweist, auch außerhalb des Internets, zum

Beispiel in Spielcasinos, diese pathologische Verhaltensweise zeigen. Beide Formen der IUD

werden nach Davis von maladaptiven Kognitionen der Person beeinflusst, welche wiederum

während der Nutzung des Internets von situativen Reizen und psychopathologischen

Symptomen, wie Depressivität oder soziale Ängstlichkeit, verstärkt werden können. Die

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50 Theoretischer Hintergrund

Nutzung des Internets wird von Davis dabei als eine Copingstrategie angesehen, um mit

externen Stressoren und psychopathologischen Symptomen umzugehen. Des Weiteren geht

Davis davon aus, dass eine wiederholte erfahrene Belohnung infolge der Internetnutzung

ähnlich wie bei Konditionierungsprozessen maladaptive Kognitionen verstärken kann, was

wiederum dazu führt, dass sich häufiger dem Internet oder einer spezifischen Anwendung

zugewandt wird. Das Modell von Davis stellte zu Beginn der Forschung in diesem Bereich eine

wichtige Grundlage für die ersten empirischen Arbeiten zur Entstehung und Aufrechterhaltung

einer unspezifischen oder spezifischen IUD sowie für die mögliche Einordnung einer IUD als

Suchterkrankung dar.

Heute finden im Rahmen der Forschung zu den Entstehungsprozessen einer

unspezifischen oder spezifischen IUD auch immer häufiger Konzepte aus dem Bereich der

stoffgebundenen Süchte Einzug. Dazu zählt zum Beispiel das Konzept des Wanting-Liking-

Learning, welches die drei Phasen der Suchentwicklung beschreibt (Berridge, Robinson &

Aldridge, 2009). Dabei wird angenommen, dass die Entwicklung eines Suchtverhaltens mit

einer Vorliebe zur positiven Wirkung einer Substanz beginnt (Liking), was in der zweiten Phase

dazu führt, dass die jeweilige Person die Substanz immer häufiger einnehmen möchte

(Wanting). Die dritte Phase umfasst das Lernen (Learning) dieser Handlungsmuster

beziehungsweise die Reaktion auf einen Suchtreiz oder einen internen Reiz mit der Absicht,

die jeweilige Substanz zu konsumieren. So kann zum Beispiel bei einer Person das Sehen einer

Flasche Alkohol dazu führen, dass er/sie den Drang entwickelt, unmittelbar Alkohol

konsumieren zu wollen. Neben einem solchen externen Reiz kann im fortgeschrittenen Prozess

der Entstehung einer Sucht auch eine negative Stimmung dazu führen, dass die Person den

Alkohol konsumieren möchte, wenn sie zuvor „erlernt“ hat, dass sie die negativen Gefühle so

kompensieren kann und sich im Anschluss besser fühlt. Die beschriebene Reiz-Reaktion wird

in der Suchtforschung auch unter den Begriffen Cue Reactivity (das „Anspringen“ auf einen

bestimmten suchtassoziierten Reiz) und Craving (das durch eine internen oder externen Reiz

induzierte Substanzverlangen beziehungsweise im Falle einer IUD die Begierde, das Internet

oder eine bestimmte Anwendung zu nutzen) zusammengefasst (vgl. Carter & Tiffany, 1999;

Starcke, Antons, Trotzke & Brand, 2018). Beide Reaktionen können dabei auch auf

neuropsychologischer und physiologischer Ebene deutlich werden. So konnten verschiedene

Studien neuronale und physiologische Reaktionen von Probanden auf spezifische

suchtrelevante Stimuli nachweisen (vgl. Kuss & Griffiths, 2012 sowie Kapitel 4.2.2.5). Auch

im Kontext der Erforschung von Entstehungsmechanismen einer IUD konnten mehrere

Untersuchungen zeigen, dass die Konfrontation mit spezifischen suchtrelevanten Reizen, wie

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Theoretischer Hintergrund 51

zum Beispiel Bilder von Onlinespielen oder Smartphonetöne, zu Reaktionen auf Seiten der

Probanden und Probandinnen führen, die ähnlich den Reaktionen im Rahmen von

Substanzabhängigkeiten sind (vgl. Kuss & Griffiths, 2012; Wegmann, Stodt & Brand, 2017).

Diese Ergebnisse stärken dementsprechend die Gemeinsamkeiten einer IUD mit anderen

Suchterkrankungen.

Im Rahmen von Substanzabhängigkeiten argumentieren verschiedene Autoren, dass

positive und negative Verstärkungsmechanismen sowie Fähigkeiten zur Verhaltenssteuerung

und -kontrolle eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer

Suchterkrankung spielen (Carter & Tiffany, 1999; Robinson & Berridge, 2008). Überträgt man

diese Annahmen auf den Bereich der Verhaltenssucht beziehungsweise einer exzessiven und

unkontrollierten Internetnutzung, stellen solche positiven Verstärker zum Beispiel das Erleben

von Spaß während eines Onlinespiele oder die Unterhaltung beim Besuch von SNS dar.

Negative Verstärkung umfasst hingegen die Vermeidung negativer/unangenehmer externer

oder interner Reize, indem eine bestimmtes Verhalten gezeigt wird. Dies kann zum Beispiel

das Aufsuchen einer Videoplattform zur Ablenkung von Problemen oder zum Abbau von

erlebtem Stress sein. Sofern dieses Verhalten dann für die jeweilige Person zum gewünschten

Ziel führt, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Verhalten erneut und gegebenenfalls

auch häufiger und länger gezeigt wird (vgl. Brand et al., 2016).

Ein weiteres theoretisches Rahmenmodell wurde von Dong und Potenza (2014)

veröffentlicht. In ihrem kognitiv-behavioralen Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung

einer Internet Gaming Disorder nehmen die Autoren unter anderem Bezug auf klassische

Theorien und Konzeptionen der Suchtforschung, wie das Konzept des Wanting-Liking-

Learning, der Cue Reactivity, dem Craving sowie der Belohnungserwartung. Des Weiteren

fokussiert sich das Modell auf die Interaktion zwischen Personenmerkmalen und kognitiven

Komponenten im Suchtprozess. Eine zentrale Komponente stellen für Dong und Potenza dabei

die Aspekte des Strebens nach Motivation beziehungsweise (Craving) dar, welche letztlich zum

Suchtverhalten führen können und dabei vornehmlich von vier Komponenten beeinflusst

werden (vgl. Abbildung 1). So gehen die Autoren davon aus, dass das Streben nach Belohnung

und Stressabbau sowie eine reduzierte exekutive Kontrolle (Inhibitionskontrolle,

Fehlerüberwachung und weitere exekutive Funktionen) und Prozesse des

Entscheidungsverhaltens (Abwägen zwischen kurzfristiger Belohnung und Erleben

langfristiger negativer Konsequenzen) das Craving nach Onlinespielen sowie die Absicht des

Spielens erhöhen. Konditionierungsprozesse und wiederholte Verhaltensweisen können dabei

dazu führen, dass exekutive Kontrollfunktionen weiter beeinträchtigt sowie das Streben nach

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52 Theoretischer Hintergrund

Belohnungsgefühlen und der Wunsch nach Stressabbau weiter verstärkt werden, was wiederum

langfristig das pathologische Verhalten bedingen kann. Dong und Potenza verorten in ihrem

Modell zudem verschiedene therapeutische Ansätze, welche an bestimmten Komponenten im

Suchtprozess ansetzen und für die Behandlung einer Internet Gaming Disorder hilfreich

erscheinen. Auch wenn es sich bei der Internet Gaming Disorder (neben der Internet Gambling

Disorder) bislang um die einzige anerkannte und klassifizierte Form einer IUD handelt (vgl.

ICD-11; World Health Organization, 2018) und Dong und Potenza sich im Rahmen ihres

Modells dementsprechend auf die im klinischen und therapeutischen Kontext relevanteste Form

einer spezifischen IUD konzentrierten, erscheint ein Rahmenmodell sinnvoll, welches mit Blick

auf zukünftige Studien Interaktionen zwischen affektiven und kognitiven Prozessen sowie

zugrunde liegenden persönlichen Prädispositionen abbildet.

Abbildung 1. Kognitiv-behaviorales Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer

Internet Gaming Disorder (eigene Darstellung und Übersetzung nach Dong & Potenza, 2014).

Ausgehend von den bisherigen theoretischen Rahmenmodellen und Konzeptionen aus

dem Bereich der substanzgebundenen und -ungebundenen Suchterkrankungen entwickelten

Brand et al. (2016) das theoretische Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution Model

(I-PACE Modell), welches ein Prozessmodell zur Entstehung und Aufrechterhaltung

verschiedener spezifischer Formen einer IUD darstellt und bisherige Modelle um weitere

psychologische und neurobiologische Ansätze aus der Suchtforschung erweitert. Das Modell

bezieht sich dabei ausschließlich auf die Nutzung der jeweiligen „First Choice“-

Internetanwendung, die für eine Person die Hauptbeschäftigung darstellt, und baut auf den

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Theoretischer Hintergrund 53

bisherigen empirischen Befunden zur exzessiven und unkontrollierten Nutzung von

Onlinespielen, Onlineglücksspiel, Onlinepornografie und OKA auf. Das Modell geht dabei von

mehreren Ebenen der Entstehung und Aufrechterhaltung einer spezifischen IUD aus (siehe

Abbildung 2). Die erste Ebene umfasst die Kernmerkmale einer Person und geht von der

Relevanz bestimmter prädisponierender, stabiler Persönlichkeitsmerkmale wie sozialen

Kognitionen, Persönlichkeitseigenschaften, biopsychologischen Konstitutionen,

psychopathologischen Symptomen und spezifischen Nutzungsmotiven aus. All diese

Merkmale haben sich bereits in verschiedenen empirischen Arbeiten als prädisponierende

Faktoren und Korrelate einer IUD herausgestellt (siehe Kapitel 2.2.2.5). Bis auf die

spezifischen Motive für die Nutzung einer bestimmten Anwendung wird davon ausgegangen,

dass die dargestellten Merkmale, wie zum Beispiel ein niedriger Grad an Gewissenhaftigkeit,

impulsives Verhalten, Stressanfälligkeit sowie depressive Symptome, global mit allen

spezifischen Formen einer IUD in Zusammenhang stehen. Des Weiteren wird angenommen,

dass die Kernmerkmale einer Person einen Effekt darauf haben, wie bestimmte Situationen

wahrgenommen werden (z.B. Situationen, in denen die Person mit einem suchtrelevanten

Stimulus konfrontiert ist, Stress erlebt oder vor einem persönlichen Konflikt steht). Im Modell

wird davon ausgegangen, dass solche Situationen wiederum dazu führen, dass die jeweilige

Person eine affektive oder kognitive Reaktion zeigt, welche sich zum Beispiel im Drang, die

präferierte Internetanwendung zu nutzen, äußert (vergleiche auch die Konzepte des Liking-

Wanting-Learning und Cue Reactivity/Craving). Darüber hinaus wird im Modell angenommen,

dass der Einfluss der Kernmerkmale einer Person auf die affektiven und kognitiven Reaktionen

unter anderem durch dysfunktionale Bewältigungsstrategien (Copingstile) oder auch

internetbezogene kognitive Tendenzen, wie bestimmte Erwartungen gegenüber der Nutzung

des Internets (z.B. negativen Emotionen zu entfliehen oder Spaß zu erleben), mediiert wird.

Zusätzlich wird angenommen, dass diese Erwartungshaltungen und Problemlösestrategien

sowie mögliche reduzierte Exekutivfunktionen und fehlende Inhibitionskontrolle mit den

genannten kognitiven und affektiven Prozessen interagieren und im Zusammenspiel letztlich

dazu führen können, dass sich zur Nutzung einer bestimmten Anwendung entschieden wird.

Die eigentliche Nutzung führt anschließend zur Befriedigung individueller Bedürfnisse und

zum Erleben von Gratifikation. Diese Gratifikation verstärkt letztlich die internetbasierten

Kognitionen insofern, dass die Person lernt, dass die Nutzung von zum Beispiel OKA dabei

helfen kann, Freude zu erleben oder neue Kontakte zu knüpfen. Außerdem etabliert sich die

Nutzung der präferierten Internetanwendung immer stärker als Vermeidungs- und

Problemlösestrategie (Copingstrategie). In Folge dieser Konditionierungsprozesse sucht die

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54 Theoretischer Hintergrund

Person immer häufiger das Internet auf, um ihre individuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Die

Nutzung der Anwendung stellt schließlich ihre Hauptbeschäftigung dar, wodurch sie negative

Konsequenzen in ihrem Alltag erfährt (vergleiche Kapitel 2.2.2.4). Im späteren Verlauf des

Suchtprozesses wird die spezifische Anwendung dann jedoch nicht mehr nur zu

Gratifikationszwecken genutzt, sondern vor allem, um Defizite oder Probleme zu kompensieren

(z.B., wenn die Nutzung von OKA zur Kompensation von negativen Gefühle oder fehlenden

sozialen Kontakten im realen Leben führen soll). Des Weiteren verdeutlicht das I-PACE

Modell, dass das wiederholte exzessive Verhalten mit der Zeit dazu führt, dass bestimmte

Symptomatiken stabilisiert und intensiviert werden können, zum Beispiel Depressivität oder

Gefühle der Einsamkeit. Für eine detaillierteren Überblick über die einzelnen Einflussfaktoren

sowie Interaktionseffekte und Verstärkungsmechanismen des Modells sowie die theoretischen

Grundlagen wird auf die Arbeit von Brand et al. (2016) verwiesen.

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Theoretischer Hintergrund 55

Abbildung 2. I-PACE Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer spezifischen IUD

(eigene Darstellung und Übersetzung nach Brand et al., 2016).

2.2.2.7 Zusammenfassung Internet Use Disorder

Die IUD bezeichnet das Störungsbild einer exzessiven, pathologischen Nutzung des Internets.

Unterschieden wird dabei zwischen einer unspezifischen IUD, bei der das Internet vom

Nutzer/von der Nutzerin ohne eine klar präferierte Internetanwendung exzessiv genutzt wird

und einer spezifischen IUD, bei der eine Person lediglich eine bestimmte Internetanwendung

oder ein bestimmtes Internetangebot exzessiv nutzt. Bisherige Studien fokussierten sich dabei

insbesondere auf die spezifischen Formen des Onlinespielens, des Onlineglückspiels, des

Onlinekaufens, der Onlinepornografienutzung sowie der Onlinekommunikation. Namentlich

wurden die Gaming Disorder (Predominantly Online) sowie die Gambling Disorder

(Predominantly Online) bereits als eine spezifische IUD in das internationale

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56 Theoretischer Hintergrund

Klassifikationssystem ICD-11 aufgenommen. Aufgrund der bisherigen empirischen Befunde

ist die klinische Bedeutsamkeit einer IUD sowie weiterer spezifischer Formen neben der

Gaming Disorder ersichtlich. So verdeutlichen auch verschiedene internationale

Prävalenzschätzungen (auch wenn diese mit Vorsicht zu interpretieren sind), dass sowohl die

unspezifische als auch die spezifische IUD eine ernstzunehmende Problematik darstellt. Zur

Diagnose einer möglichen Symptomatik werden Diagnosekriterien vorgeschlagen, die sich an

substanzgebundenen Abhängigkeiten und Verhaltenssüchten orientieren. Dazu zählen unter

anderem die Nutzung des Internets als tägliche Hauptbeschäftigung, das Erleben eines

Kontrollverlustes über die eigene Internetnutzung sowie die vermehrte Nutzung des Internets

zur Reduktion negativer Stimmung. Weitere empirische Arbeiten konnten verschiedene

begünstigende Faktoren im Rahmen der Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD

herausstellen. Dazu gehören unter anderem bestimmte Persönlichkeitsfacetten, soziale

Kognitionen, psychopathologische Symptome, Copingstile sowie internetbasierte Kognitionen.

Dabei fassen verschiedene theoretische Rahmenmodelle wie das I-PACE Modell die

Wirkmechanismen dieser Determinanten im Rahmen eines Suchtprozesses zusammen und

geben Aufschluss über mögliche Interaktions- und Mediationseffekte bei der Entstehung und

Aufrechterhaltung einer spezifischen IUD. Auch im Rahmen der Erforschung dieser

dysfunktionalen Facette der Internetnutzung lag bisher wenig Aufmerksamkeit auf möglichen

Faktoren, welche im Entstehungsprozess einer spezifischen IUD einen protektiven Einfluss

nehmen und negative Konsequenzen aufgrund einer dysfunktionalen Nutzung des Internets

vermeiden können. Ähnlich wie im Bereich des Cybermobbings erscheint auch hier die

Eruierung des Effekts spezifischer medien- beziehungswiese internetbezogener Kompetenzen

als Präventionsmöglichkeiten sinnvoll.

2.2.3 Technostress

Akuter Stress kann in verschiedensten alltäglichen Situationen ausgelöst werden, sei es im

Beruf, bei privaten Konflikten oder in der Freizeit. Menschen empfinden Stress, wenn ihre

individuellen mentalen oder physischen Kapazitäten durch eine bestimmte Situation oder bei

besonderen Anforderungen, die dann häufig als unvorhersehbar und schwer zu kontrollieren

empfunden werden, überschritten werden (Dickerson & Kemeny, 2004; Koolhaas et al., 2011).

Das Empfinden von Stress kann im weiteren Verlauf sowohl zu psychologischen (sinkendes

Wohlempfinden, Nervosität, Ängstlichkeit) als auch physiologischen Reaktionen (erhöhte

Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck, neuronale Veränderungen, Steigerung der elektrodermalen

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Theoretischer Hintergrund 57

Aktivität) führen (z.B. Hellhammer, Wüst & Kudielka, 2009; Thayer, Åhs, Fredrikson, Sollers

III & Wager, 2012).

Im Rahmen neuer Medien und Technologien wird angenommen, dass unter anderem

immer neue Innovationen, die ständige Erreichbarkeit über das Smartphone und die damit

einhergehende „Always On“-Mentalität (vgl. Knop, Hefner, Schmitt & Vorderer, 2015) einen

negativen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden haben können (vgl. Maier, Laumer,

Eckhardt & Weitzel, 2015; Maier, Laumer, Weinert & Weitzel, 2015). Im Folgenden soll der

sogenannte Technostress, welcher bereits Mitte der 1980er Jahre zum ersten Mal näher definiert

wurde (z.B. Brod, 1984; Hiltz & Turoff, 1985), und seine verschiedenen Dimensionen und

Erscheinungsformen näher beleuchtet werden. Im Anschluss an die Definition verschiedener

Begrifflichkeiten werden die verschiedenen Dimensionen des Technostresses, die sich zunächst

eher auf den allgemeinen Einfluss neuer Technologien auf das menschliche Empfinden und

Verhalten bezogen, auf den Bereich der sozialen Medien und OKA übertragen. Anschließend

werden verschiedene empirische Studien vorgestellt, die sowohl Einflussfaktoren beim

Entstehen von Technostress als auch mögliche Konsequenzen eines erhöhten Stressempfindens

untersucht haben.

2.2.3.1 Definition

Technostress wird definiert als „a modern disease of adaptation caused by an inability to cope

with the new technologies [eine moderne Erkrankung der Anpassung, die durch eine

Unfähigkeit, mit den neuen Technologien umzugehen, verursacht wird]“ (Brod, 1984; S. 6).

Andere Autoren verstehen Technostress als „any negative impact on attitudes, thoughts,

behaviors, or body physiology that is caused either directly or indirectly by technology [jegliche

negative Auswirkung auf Einstellungen, Gedanken, Verhaltensweisen oder Körperphysiologie,

die entweder direkt oder indirekt durch Technologie verursacht wird]“ (Weil & Rosen, 1997;

S. 5).

Das Erleben von Technostress, welches zunächst im beruflichen Kontext untersucht

wurde (Brod, 1984; Ragu-Nathan, Tarafdar, Ragu-Nathan & Tu, 2008), kann dabei durch

verschiedene situative und individuelle Faktoren hervorgerufen werden. In diesem Zuge

wurden fünf Typen von Techno Creators (im Folgenden bezeichnet als Technostressoren)

definiert, die dazu führen können, dass Personen durch die Nutzung von Informations- und

Kommunikationstechnologien Technostress erleben (Krishnan, 2017; Tarafdar, Tu, Ragu-

Nathan & Ragu-Nathan, 2007). Im beruflichen Kontext unterschieden die Autorinnen und

Autoren dabei zwischen den folgenden fünf Technostressoren: Techno Overload [Überlastung],

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58 Theoretischer Hintergrund

Techno Insecurity [Unsicherheit], Techno Invasion [Invasion], Techno Uncertainty

[Ungewissheit] und Techno Complexity [Komplexität]. Die jeweiligen Definitionen dieser fünf

Technostressoren sind Tabelle 2 zu entnehmen.

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Theoretischer Hintergrund 59

Tabelle 2

Definitionen der fünf Arten von Technostressoren im beruflichen Kontext (in Anlehnung an

Tarafdar et al. (2007) und Krishnan (2017))

Technostressor Definition

Techno Overload

[Überlastung]

Entsteht, wenn Arbeitskräfte durch die Nutzung neuer Technologien

- schneller und mehr arbeiten müssen als sie in der Lage sind

- ihre vertrauten Arbeitsabläufe ändern und anpassen müssen

- mit einer höheren generellen Arbeitsbelastung konfrontiert sind

Techno Insecurity

[Unsicherheit]

Entsteht, wenn Arbeitskräfte

- ihren Arbeitsplatz aufgrund der Einführung neuer Technologien

sowie durch Kolleginnen oder Kollegen gefährdet sehen, die

besser mit neuen Technologien umgehen können

- es als notwendig empfinden, ihr Wissen und ihre Kompetenzen

im Umgang mit neuen Technologien stets aufbessern zu müssen,

da sie sonst ersetzt werden könnten

Techno Invasion

[Invasion]

Entsteht, wenn Arbeitskräfte

- das Gefühl haben, dass neue Technologien in ihren privaten

Alltag eindringen

- auch Zeit in ihrer Freizeit oder ihrem Urlaub Zeit aufbringen

müssen, um auf dem Laufenden zu bleiben

Techno Uncertainty

[Ungewissheit]

Entsteht, wenn Arbeitskräfte

- das Gefühl haben, dass es ständig neue Entwicklungen

hinsichtlich des Einsatzes neuer Technologien in ihrem

Unternehmen geben kann

- das Gefühl haben, dass es ständig neue Entwicklungen und

Updates in Soft- und Hardware geben kann, die sie für ihre

Arbeit nutzen müssen

Techno Complexity

[Komplexität]

Entsteht, wenn Arbeitskräfte

- neue Technologien und ihre Nutzung als zu komplex

wahrnehmen

- nicht genug über die Technologien wissen, die notwendig sind,

um ihre Arbeit zufriedenstellend zu erledigen

- nicht genug Zeit haben, um neue Technologien zu verstehen

sowie ihr IT-Wissen und ihre Kompetenzen zu verbessern

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60 Theoretischer Hintergrund

Allgemein beschreibt Technostress einen durch die Nutzung neuer Technologien

hervorgerufenen Zustand, der sowohl psychologische als auch körperliche Reaktionen auslösen

kann. Dabei wird angenommen, dass dieses Stressempfinden seinen Ursprung vor allem in

einer kognitiven Überlastung (vergleiche Stressor Techno Overload) hat. Dieser Overload

entsteht genau dann, wenn ein Nutzer oder eine Nutzerin mit mehr Input konfrontiert ist, als

er/sie effizient verarbeiten oder funktional für sich nutzen kann, beziehungsweise wenn die

Anforderungen einer Technologie die von ihm/ihr wahrgenommene Leistungsfähigkeit

übersteigen und es ihm/ihr schwerfällt, damit umzugehen (vgl. Ayyagari, Grover & Purvis,

2011; Tarafdar et al., 2007). Dabei wird angenommen, dass dieser Zustand zu weiteren

negativen Konsequenzen führen kann, wie zum Beispiel Erschöpfung oder Kummer

(X. Cao & Sun, 2018). Über die Definition von zum Beispiel Tarafdar et al. (2007) hinaus

unterscheiden vergangene Arbeiten zusätzlich zwischen verschiedenen Arten des

technologieinduzierten Overloads, welche sich hinsichtlich des Triggers, der zur

Überforderung auf Seiten des Individuums führt, unterscheiden. Dabei wird zwischen den

folgenden inhaltlichen Dimensionen eines technologieinduzierten Overloads unterschieden, die

nicht mehr nur im arbeitsbezogenen Kontext eine Rolle spielen, sondern auch im Rahmen der

privaten Nutzung an Relevanz gewinnen: System Feature Overload [Überlastung durch

Systemfunktionen], Information Overload [Überlastung durch Information], Communication

Overload [Überlastung durch Kommunikation] und Social Overload [soziale Überlastung] (X.

Cao & Sun, 2018; Karr-Wisniewski & Lu, 2010; Maier, Laumer, Eckhardt, et al., 2015). Diese

Dimensionen sollen im Folgenden näher erläutert werden.

System Feature Overload bezeichnet den Zustand, wenn eine Technologie als zu

kompliziert für eine bestimmte Aufgabe wahrgenommen wird. Zusätzlich kann die Erweiterung

bestehender Technologien um weitere Funktionen dazu führen, dass der jeweilige Nutzer/die

jeweilige Nutzerin das System als zu komplex wahrnimmt, was ihn/sie zunehmend überfordert

und daran hindert mit der Technologie effizient umzugehen (Karr-Wisniewski & Lu, 2010).

Diese Art der Überlastung ähnelt auch dem Konzept der Techno Complexity (vgl. Tabelle 2).

Information Overload tritt auf, wenn ein Individuum in kurzer Zeit zu vielen

Informationen über technologiebasierte Kanäle ausgesetzt ist, die er/sie weder aufnehmen noch

effektiv verarbeiten kann (X. Cao & Sun, 2018; Misra & Stokols, 2012).

Communication Overload (oder auch Connection Overload) beschreibt die

Überlastung, die auf eine zu hohe Menge eingehender Nachrichten und

Kommunikationsanfragen zurückzuführen ist, welche die Kapazitäten des Individuums

übersteigen (Cho, Ramgolam, Schaefer & Sandlin, 2011; LaRose et al., 2014). Manche

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Theoretischer Hintergrund 61

Autorinnen und Autoren setzen die Dimensionen des Information und Communication

Overload gleich, da es sich in beiden Fällen um eine Überforderung auf Seiten des Rezipienten

von Inhalten handelt (z.B. Hiltz & Turoff, 1985; Misra & Stokols, 2012). Im Folgenden sollen

die Dimensionen jedoch weiter getrennt voneinander behandelt werden, was auch die im

späteren Verlauf gegebenen Beispiele bezüglich des wahrgenommenen Technostresses bei der

Nutzung von Social Media und OKA begründen.

Social Overload bezeichnet das Gefühl eines Nutzers oder einer Nutzerin, zu häufig von

anderen online um soziale Unterstützung gebeten zu werden, aber auch die Überlastung, zu

häufig und zu vielen anderen Personen online Hilfe anzubieten und sich zu kümmern (Maier,

Laumer, Eckhardt, et al., 2015).

Das Konzept des Technostresses bzw. technologieinduzierten Overloads, seine

Prädiktoren sowie sein Einfluss auf das menschliche Verhalten wurden in der vergangenen

Forschung insbesondere im beruflichen Kontext untersucht (siehe Kapitel 2.2.3.2), wobei sich

dabei auf die grundlegende, vom Medium unabhängige Definition des Phänomens bezogen

wurde. Im privaten Kontext aber nimmt die tägliche Onlinekommunikation heutzutage immer

mehr Zeit und kognitive Kapazitäten der Nutzerinnen und Nutzer ein, welche ständig mit neuen,

eingehenden Nachrichten und Kommunikationsanforderungen konfrontiert sind (A. R. Lee,

Son & Kim, 2016; Reinecke et al., 2016). Auch in diesem Zusammenhang wird davon

gesprochen, dass die Nutzerinnen und Nutzer von OKA eine Art Technostress erleben. Für die

vorliegende Arbeit erscheint es demnach sinnvoll, die bestehenden Konzepte und Dimensionen

des Technostresses zu spezifizieren und auf die private Nutzung des Internets beziehungsweise

von OKA zu übertragen.

Im Kontext von OKA lässt sich der System Feature Overload als wahrgenommene

Überlastung beschreiben, die zum Beispiel auf die wachsende Anzahl verschiedenster

Applikationen oder auf die häufigen Updates, die den Anwendungen neue Funktionen

hinzufügen, zurückzuführen ist. Diese Änderungen können insbesondere bei Personen mit einer

niedrigeren technischen Expertise dazu führen, dass sie gegebenenfalls eine Aversion

gegenüber neuen Funktionen und technischen Innovationen entwickeln (vgl. Karr-Wisniewski

& Lu, 2010; S. Zhang, Zhao, Lu & Yang, 2016).

Eine Person kann darüber hinaus einen Information Overload empfinden, wenn sie mehr

Informationen ausgesetzt ist, als sie im Endeffekt effektiv wahrnehmen und verarbeiten kann.

Ein Beispiel im Rahmen von Social Media und OKA kann die Facebook-Timeline darstellen,

die es einem Facebook-Nutzer/einer Facebook-Nutzerin erschwert, zwischen persönlich

relevanten und irrelevanten Informationen zu unterscheiden beziehungsweise die für sie

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62 Theoretischer Hintergrund

wichtigen Informationen herauszufiltern (vgl. A. R. Lee et al., 2016; Maier, 2014; Misra &

Stokols, 2012; S. Zhang et al., 2016).

Überfüllte Gruppenchats oder private Nachrichten über OKA können beim Empfänger

oder bei der Empfängerin einen Communication Overload auslösen, wenn sie dabei zum

Beispiel das Gefühl haben, nicht schnell genug auf Mitteilungen antworten zu können, der

häufige Nachrichteneingang ihre derzeitige Tätigkeit unterbricht oder sie in Chats mit mehreren

Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht direkt erkennen, welche Mitteilungen für sie relevant

sind (X. Cao & Sun, 2018; A. R. Lee et al., 2016; Maier, 2014; S. Zhang et al., 2016). Eine

Studie von Blabst und Diefenbach (2017) konnte zum Beispiel zeigen, dass eine hohe Anzahl

offener Chats in WhatsApp zu einem erhöhten Stresslevel führt.

Communication Overload unterscheidet sich vom Information Overload dabei wie

folgt: Communication Overload beschreibt die persönliche Überlastung aufgrund von direkter

Kommunikation mit anderen beziehungsweise aufgrund des Erhalts von Mitteilungen, die an

einen selbst oder an eine eindeutig definierte Gruppe von Empfängerinnen/Empfängern

gerichtet sind. Information Overload bezieht sich dahingegen auf Schwierigkeiten bei der

Rezeption von Inhalten, die nicht persönlich an einen selbst gerichtet sind, sondern eine breite

Masse erreichen sollen, wie zum Beispiel Inhalte zur Unterhaltung, aktuelle Nachrichten oder

der Post eines Freundes/einer Freundin, der/die damit seine gesamte Freundesliste oder

gegebenenfalls die Öffentlichkeit erreichen will.

Das Empfinden von Social Overload bei der Nutzung von OKA entspricht (ähnlich zum

Communication Overload) einer Überlastung aufgrund direkter „Peer-to-Peer“-

Kommunikation. Die steigende Nutzung von OKA führt auch dazu, dass deren Nutzerinnen

und Nutzer häufiger mit sozialen Anfragen von Kommunikationspartnerinnen und -partnern

konfrontiert werden, welche gemäß sozialer Normen eine schnelle Reaktion erfordern. Social

Overload bezeichnet dabei das Gefühl, zu viele Anfragen zu sozialer Unterstützung über OKA

zu erhalten, aber auch zu viel soziale Unterstützung über verschiedene Applikationen zu geben

(vgl. Maier, 2014; Maier, Laumer, Eckhardt, et al., 2015).

Für einen zusammenfassenden Überblick über die Dimensionen/Arten eines

technologieinduzierten Overloads, deren allgemeine Definitionen sowie Beispiele in Bezug auf

die empfundene Überlastung durch OKA dient Tabelle 3.

Page 67: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 63

Tabelle 3

Überblick über die Dimensionen eines technologieinduzierten Overloads samt allgemeiner

Definition und OKA-spezifischer Beispiele

Dimension Allgemeine Definition Beispiel im Rahmen von OKA

System Feature

Overload

[Überlastung durch

Systemfunktionen]

- Technologie oder neue

Funktionen durch Updates

werden als zu kompliziert

und komplex

wahrgenommen und können

nicht effizient genutzt

werden

- Überforderung bei der Wahl der

richtigen Applikation mit den

persönlich wichtigen

Funktionalitäten

- Überforderung durch Updates,

welche neue Funktionalitäten mit

sich bringen, die man zunächst

erlernen muss

Information

Overload

[Überlastung durch

Information]

- das Gefühl, mehr

Informationen ausgesetzt zu

sein, als man aufnehmen

oder effektiv verarbeiten

kann

- Überforderung durch die

Konfrontation mit zu vielen

Informationen (z.B. in einer

Facebook-Timeline) und das

daraus resultierende

Herausfiltern von relevanten

Informationen

Communication

Overload

[Überlastung durch

Kommunikation]

- Konfrontation mit einer

Menge an eingehenden

Nachrichten und

Kommunikationsanfragen,

welche die eigenen

Kapazitäten übersteigen

- Überforderung, auf Mitteilungen

in zum Teil unpassenden

Situationen schnell reagieren zu

müssen

- Überforderung, in Gruppenchats

persönlich relevante Nachrichten

zu erkennen

Social Overload

[soziale

Überlastung]

- das Gefühl, zu häufig um

Hilfe oder Unterstützung

gebeten zu werden

- das Gefühl, sich zu häufig

um die Belange anderer zu

kümmern und zu helfen

- das Gefühl, zu häufig private

Nachrichten zu erhalten, in

denen um Hilfe oder

Unterstützung gebeten wird

- das Bedürfnis/Gefühl,

unmittelbar auf diese antworten

zu müssen, da es den eigenen

sozialen Normen entspricht

Page 68: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

64 Theoretischer Hintergrund

2.2.3.2 Aktueller Forschungsstand und empirische Befunde

Die Anzahl an Studien zum Erleben von Technostress bei der Nutzung sozialer Medien und

OKA fällt im Vergleich zu den Studien zu anderen internetbezogenen Problematiken noch

relativ gering aus. Im arbeitsbezogenen Kontext wurde die Rolle des Technostresses allerdings

bereits tiefergehend untersucht, wie zum Beispiel der Einfluss von Technostress auf die

Produktivität von Arbeitskräften (z.B. Hwang & Cha, 2018; Karr-Wisniewski & Lu, 2010). Im

Folgenden soll zunächst auf Studien eingegangen werden, die den negativen Einfluss neuer

Technologien auf die individuelle Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden im

arbeitsbezogenen Kontext erforscht haben. Diese sollen als Grundlage für die im Anschluss

vorgestellten Studien zum Einfluss verschiedener Determinanten auf das Erleben von

Technostress durch die Nutzung von OKA sowie den daraus folgenden persönlichen

Konsequenzen dienen.

Im organisationalen Bereich konnten verschiedene empirische Arbeiten zeigen, dass die

Einführung neuer Technologien in den Arbeitsalltag zu einer Überforderung auf Seiten der

Arbeitskräfte führen kann, beispielsweise, wenn die Nutzung dieser mit zu häufigen Updates

der jeweiligen Systeme, sich stetig ändernden Funktionen und einer dadurch erhöhten

Komplexität einhergeht (vgl. Ragu-Nathan et al., 2008; Riedl, 2013; Riedl, Kindermann,

Auinger & Javor, 2012). Diese Überforderung kann letztlich zu einer schlechteren Produktivität

auf Seiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer führen (Maier, Wirth, Laumer & Weitzel,

2017; Ragu-Nathan et al., 2008; Tarafdar et al., 2007). Weiteren Autorinnen und Autoren

zufolge kann Technostress auch einen Einfluss auf längerfristige gesundheitliche Aspekte

haben (Boonjing & Chanvarasuth, 2017; Maier et al., 2017). Im Zuge der Etablierung neuer

internetbasierter Kommunikationstechnologien am Arbeitsplatz (z.B. der E-Mail) konnte

zusätzlich gezeigt werden, dass die ständige Verfügbarkeit über computervermittelte

Kommunikationsmöglichkeiten zu einem erhöhten Erleben von Technostress auf Seiten der

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer führen kann. Rennecker und Derks (2013) führen dabei

an, dass insbesondere der empfundene Druck, schnellstmöglich auf eine E-Mail antworten zu

müssen, die fehlende Kontrolle über eingehende Nachrichten, häufige Unterbrechungen im

Alltag durch den Eingang neuer E-Mails sowie das Aufkommen neuer, unerwarteter Aufgaben

zu einer wahrgenommen Überlastung auf Seiten der Arbeitskräfte führen kann. Subjektiv

störende Funktionen eines Systems konnten als weitere Determinanten von Technostress und

einer daran anschließenden subjektiven Belastung herausgestellt werden (Ayyagari et al.,

2011). Karr-Wisniewski und Lu (2010) untersuchten den Zusammenhang zwischen den

Technostress-Dimensionen System Feature Overload, Information Overload sowie

Page 69: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 65

Communication Overload und der Produktivität bei Knowledge Workers (Arbeitskräfte, deren

Hauptkapital das eigene Wissen darstellt). Dabei stellte sich ein signifikanter, negativer

Zusammenhang zwischen Communication Overload und der arbeitsbezogenen Produktivität

heraus. Zudem konnten bei Personen, die auf den Einsatz von Technologien bei der Ausführung

ihrer Arbeit angewiesen sind, mittlere bis hohe negative Effekte zwischen allen Dimensionen

des Technostresses und der Arbeitsproduktivität beobachtet werden. Knowledge Workers, die

nicht auf den Einsatz von Technologien angewiesen waren, wurden dementsprechend weniger

von einer technologischen Überlastung beeinträchtigt (Karr-Wisniewski & Lu, 2010). Des

Weiteren konnten Zusammenhänge zwischen den in Kapitel 2.2.3.1 dargestellten

Technostressoren (Techno Overload, Techno Insecurity, Techno Invasion, Techno Uncertainty

und Techno Complexity) und den Big Five Persönlichkeitsmerkmalen herausgestellt werden

(Krishnan, 2017). So zeigte sich, dass eine höhere Verträglichkeit, ein höherer Neurotizismus

sowie eine niedrigere Offenheit für neue Erfahrungen mit einer erhöhten Wahrnehmung von

Technostressoren einhergehen. Weitere Studien zeigten einen negativen Einfluss der (privaten)

Nutzung von OKA und dem damit einhergehenden Technostress auf die akademische sowie

arbeitsbezogene Leistung, unter anderem durch häufige Ablenkungen durch das Smartphone

(z.B. Boonjing & Chanvarasuth, 2017; Brooks, 2015; Brooks & Califf, 2017; Duke & Montag,

2017; Ou & Davison, 2011; Samaha & Hawi, 2016). Dabei kann die private Nutzung von OKA

am Arbeitsplatz zu vermehrten Unterbrechungen und somit auch zu einer schlechteren

Arbeitsleistung führen (Duke & Montag, 2017; Ou & Davison, 2011).

Im Zuge der „Always On“- beziehungsweise „Permanently Online“-Mentalität (vgl.

Knop et al., 2015; Vorderer & Kohring, 2013) wurde sich erst in den vergangenen Jahren

verstärkt empirisch mit dem Thema Technostress außerhalb des arbeitsbezogenen Kontexts

auseinandergesetzt und mögliche Einflussfaktoren sowie insbesondere Folgen einer

entsprechenden Überlastung des Nutzers/der Nutzerin sozialer Medien oder OKA eruiert.

Dabei lag der Fokus insbesondere auf den Konsequenzen des empfundenen Technostresses. In

einer Längsschnittstudie mit subjektiven Maßen konnte der Effekt einer erhöhten

technologiebasierten Überlastung auf einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand, ein

höheres Stresserleben sowie weniger Zeit für kontemplative Aktivitäten gezeigt werden (Misra

& Stokols, 2012). Reinecke et al. (2016) stellten bei der Untersuchung verschiedener

Altersgruppen den Effekt von wahrgenommenem Stress aufgrund eines Communication

Overloads und gesteigertem Internetmultitasking auf das Auftreten eines Burnouts sowie

psychopathologischer Symptome (Depressivität und Ängstlichkeit) heraus. Weitere Studien

zeigten den Effekt von erhöhtem Connection Overload auf eine negative Stimmung (LaRose et

Page 70: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

66 Theoretischer Hintergrund

al., 2014). Maier und Kollegen (2015) konnten den Einfluss verschiedener Stressoren auf das

Gefühl einer Erschöpfung durch die Nutzung von SNS nachweisen und dementsprechend

Befunde aus dem organisationalen Bereich (Ayyagari et al., 2011; Tarafdar et al., 2007;

Tarafdar, Tu, Ragu-Nathan & Ragu-Nathan, 2011) auf den Bereich der Nutzung von SNS

übertragen. Des Weiteren kann nach einer Studie von X. Cao und Sun (2018) eine erhöhte

Überlastung durch die Nutzung von sozialen Medien sowohl zu einem Regret [Bedauern] als

auch einer Exhaustion [Erschöpfung] auf Seiten der Nutzerinnen und Nutzer führen. Diesen

Befund stützen die Ergebnisse einer Studie von A. R. Lee et al. (2016), die herausfanden, dass

erhöhter Information, Communication und System Feature Overload zu einer sogenannten SNS

Fatigue führen können, was die Autorinnen und Autoren als subjektives Gefühl der Ermüdung

durch die Nutzung von SNS definieren. Diese mentalen Zustände können wiederum dazu

führen, dass Personen die Nutzung von sozialen Medien reduzieren oder gar vollständig

einstellen (X. Cao & Sun, 2018; S. Zhang et al., 2016). In einer weiteren Studie konnten Maier,

Laumer, Eckhardt, et al. (2015) sowohl psychologische (erhöhte Erschöpfung und niedrige

Zufriedenheit) als auch behaviorale Konsequenzen (Intention, die SNS-Nutzung zu beenden)

als Folgen einer erhöhten sozialen Überlastung durch die Nutzung von SNS aufzeigen. Eine

erhöhte soziale Überlastung entsteht den Autorinnen und Autoren zufolge wiederum durch eine

erhöhte Nutzung von SNS, eine höhere Anzahl an Freunden auf SNS und bestimmte

Beziehungskriterien (wie zum Beispiel die Wichtigkeit sozialer Normen).

Neben den von Maier, Laumer, Eckhardt, et al. (2015) dargelegten Prädiktoren eines

erhöhten Social Overloads konnten weitere Determinanten des Technostresses und dessen

Subformen herausgestellt werden. Dazu zählen neben grundlegenden

Persönlichkeitseigenschaften, wie den Big Five (Hsiao, 2017; Hsiao, Shu & Huang, 2017;

Korzynski, Treacy & Kets de Vries, 2016) auch eine höhere externale Kontrollüberzeugung

(Locus of Control) und ein höherer Materialismus (Hsiao, 2017), Sensationssuche (Sensation

Seeking; Misra & Stokols, 2012), ein niedrigerer Selbstwert (Korzynski et al., 2016), IT-

bezogene Achtsamkeit (Maier et al., 2017), sozialer Druck und die Angst, außen vor zu bleiben

(Fear of Missing Out; Beyens, Frison & Eggermont, 2016; Reinecke et al., 2016),

Internetmultitasking (Reinecke et al., 2016) sowie IT-Selbstwirksamkeit (Shu, Tu & Wang,

2011).

Verschiedene Arbeiten beleuchteten zudem den Zusammenhang von Technostress und

einer exzessiven, pathologischen Nutzung des Internets beziehungsweise des Smartphones zur

Nutzung von OKA. Dabei herrscht bislang jedoch Uneinigkeit darüber, ob die Symptomatik

einer IUD den Prädiktor (Boonjing & Chanvarasuth, 2017; Hsiao, 2017; Hsiao et al., 2017; Y.

Page 71: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 67

K. Lee, Chang, Cheng & Lin, 2016; Y. K. Lee, Chang, Lin & Cheng, 2014) oder die

Konsequenz erlebten Technostresses (Brooks, Longstreet & Califf, 2017) darstellen oder sich

beide Phänomene gegenseitig bedingen (Samaha & Hawi, 2016).

2.2.3.3 Zusammenfassung Technostress

Technostress beschreibt einen durch die Verwendung neuer Technologien hervorgerufenen

Zustand, der sowohl psychologische als auch körperliche Reaktionen auf Seiten der

Nutzerinnen und Nutzern hervorrufen kann. Dieses Phänomen wurde zunächst im

arbeitsbezogenen Kontext näher erforscht, wobei verschiedene Arten von technologischen

Stressoren herausgestellt wurden. Dazu gehört neben der Annahme und Befürchtung, dass

komplexe und vorrangig beruflich genutzte Technologien mehr und mehr in den privaten Alltag

eindringen, insbesondere die auf Seiten des Nutzers/der Nutzerin erlebte kognitive Überlastung

aufgrund der stetig wachsenden Anzahl neuer technologischer Entwicklungen und deren

Funktionen, mit denen sie sich konfrontiert sehen. Diese beschriebene wahrgenommene

Überlastung kann dabei zu negativen Konsequenzen führen, wie zum Beispiel einer

Unzufriedenheit im Job oder einer verminderten Arbeitsleistung. Des Weiteren unterscheiden

bisherige Arbeiten zwischen einem System Feature Overload, Information Overload,

Communication Overload sowie Social Overload. Dabei spielen diese Formen des Overloads

nicht nur im beruflichen Kontext eine Rolle, sondern auch immer mehr im privaten Alltag bei

der Nutzung von OKA. So können zum Beispiel überfüllte News Feeds oder Gruppenchats

dazu führen, dass sich Nutzerinnen und Nutzer schnell überfordert fühlen und Stressreaktionen

zeigen. Erste empirische Ergebnisse zeigen dabei, dass die häufige Nutzung von OKA und eine

damit einhergehende Überlastung unter anderem einen negativen Einfluss auf das

Wohlbefinden des Nutzers/der Nutzerin haben kann. Ebenfalls konnten bisherige Arbeiten

bereits Zusammenhänge zwischen einem erhöhten Technostress/Overload und

Persönlichkeitsmerkmalen sowie der exzessiven und unkontrollierten Nutzung des Internets

beziehungsweise von OKA herausstellen. Insgesamt handelt es sich hier jedoch noch um einen

relativ neuen Forschungsbereich, bei dem es – ähnlich wie bei den Phänomenen des

Cybermobbings und der IUD – insbesondere noch an empirischen Untersuchungen zu

protektiven Mechanismen fehlt. Die Eruierung von individuellen Kompetenzen, die ein

Stresserleben, welches auf die Nutzung von neuen Technologien zurückzuführen ist, auffangen

beziehungsweise mindern können, erscheint insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden

Nutzerzahlen von OKA und der stets wachsenden Integration neuer Technologien in den Alltag

von enormer Bedeutsamkeit.

Page 72: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

68 Theoretischer Hintergrund

2.3 Medien- und Internetnutzungskompetenz

Wie in den zurückliegenden Kapiteln dargelegt, sind unter Internetnutzerinnen und -nutzern

neben funktionalen Nutzungsweisen immer häufiger auch dysfunktionale und risikobehaftete

Verhaltensweisen zu beobachten. Dazu gehören unter anderem Erfahrungen mit Cybermobbing

(vgl. Kapitel 2.2.1), die exzessive und unkontrollierte Nutzung des Internets beziehungsweise

spezifischer Anwendungen (vgl. Kapitel 2.2.2) sowie das Erleben von Technostress, zum

Beispiel in Form einer kognitiven Überlastung durch die Nutzung von OKA (vgl. Kapitel

2.2.3). Zur Vorbeugung solcher dysfunktionalen Nutzungsfacetten werden verschiedene

Präventions- und Interventionsmaßnahmen diskutiert, unter anderem die Förderung

verschiedener Medien- beziehungsweise Internetkompetenzen (z.B. Gui, Fasoli & Carradore,

2017; Leung & Lee, 2011, 2012; Livingstone, 2008; Livingstone et al., 2011; Livingstone &

Helsper, 2009). So erscheint es aufgrund der fortwährenden Digitalisierung, des immer

stärkeren Einzugs des Internets in den menschlichen Alltag sowie stets neuer technologischer

Entwicklungen sinnvoll, den souveränen Umgang mit Medien gezielt zu fördern, um sowohl

die Potentiale des jeweiligen Mediums gewinnbringend für sich zu nutzen als auch mit

möglichen Risiken umgehen und sich vor negativen Konsequenzen schützen zu können.

Die Entwicklung digitaler Kompetenzen stellt für die European Commission (2018)

eine dringliche Bildungsaufgabe dar. Digitale Kompetenzen umfassen dabei „die sichere,

kritische und verantwortungsvolle Nutzung von und Auseinandersetzung mit digitalen

Technologien für die allgemeine und berufliche Bildung, die Arbeit und die Teilhabe an der

Gesellschaft“. Im Gegensatz zur 2006 herausgegebenen Definition von Computerkompetenz2

verdeutlicht die neue Definition der European Commission noch einmal die Relevanz der

verantwortungsvollen, kritischen Nutzung und Auseinandersetzung mit neuen Technologien

mit dem Ziel, gesellschaftliche Teilnahme zu unterstützen, digitales Wohlergehen zu fördern

und (funktionale) Problemlösefähigkeiten zu entwickeln.

Im Folgenden sollen weitere Definitionen und Konzepte der Medien- sowie

Internetnutzungskompetenz dargelegt werden, um im Anschluss die Rolle eines kompetenten

Internetnutzungsverhaltens im Rahmen der dysfunktionalen und risikobehafteten

Internetnutzung zu verdeutlichen.

2 2006er Definition von Computerkompetenz der European Commission: „Computerkompetenz umfasst die

sichere und kritische Anwendung der Technologien der Informationsgesellschaft (TIG) für Arbeit, Freizeit und

Kommunikation. Sie wird unterstützt durch Grundkenntnisse der IKT: Benutzung von Computern, um

Informationen abzufragen, zu bewerten, zu speichern, zu produzieren, zu präsentieren und auszutauschen, über

Internet zu kommunizieren und an Kooperationsnetzen teilzunehmen“ (European Commission, 2018).

Page 73: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 69

2.3.1 Konzepte, Modelle und Definitionen der Medien- sowie

Internetnutzungskompetenz

In der Literatur lassen sich heute viele verschiedene Konzeptionen und Definitionen des

Medien- beziehungsweise Internetkompetenz-Begriffs finden. Im Folgenden sollen die

einschlägigen Konzepte und Modelle erläutert und angeführt werden, bevor im anschließenden

Kapitel empirische Befunde zum Einfluss verschiedener Kompetenzen auf die dysfunktionale

Nutzung des Internets zusammengefasst werden.

Das in Deutschland wohl bekannteste und am häufigsten referenzierte

Medienkompetenz-Modell stammt von Baacke (1999). Er definiert Medienkompetenz als eine

Teilmenge der übergeordneten Kommunikationskompetenz und stellt sie als eine menschliche

Grundausstattung dar, die im Laufe eines Lebens auch aufgrund neuer gesellschaftlicher und

technologischer Entwicklungen stets weitergebildet werden muss. Bei seiner Konzeption

berücksichtigt er insbesondere Aspekte der massenmedialen Kommunikation und hebt hervor,

dass rein technische und praktische Kompetenzen mit einer reflektierten Herangehensweise und

Mediennutzung einhergehen müssen. Sein auf verschiedene Medienformate anwendbares

Medienkompetenzmodell besteht dabei aus vier Dimensionen, wobei die ersten beiden

Dimensionen (Medienkritik und Medienkunde) die Vermittlung und den Erwerb von

Medienkompetenz abbilden und die dritte und vierte Dimension (Mediennutzung und

Mediengestaltung) die Ziele und das Handeln der Mediennutzerinnen und -nutzer umfassen.

Die vier Dimensionen sollen im Folgenden kurz zusammengefasst werden.

Die Dimension der Medienkritik umfasst die Kompetenz, auf Grundlage bisheriger

Erfahrungen und vorhandenem Wissen mit Medien und medialen Inhalten kritisch-reflektiert

umzugehen. Diese Kompetenz ist notwendig, um zum Beispiel die Vertrauenswürdigkeit eines

Mediums beziehungsweise einer medial-verbreiteten Nachricht oder Information zu bewerten.

Zusätzlich ermöglicht diese Kompetenzfacette die kritische Betrachtung des eigenen

Medienhandelns. Bei der Analyse von Medieninhalten und der Reflexion des eigenen

Verhaltens spielen hier auch ethische und soziale Bewertungspunkte eine entscheidende Rolle.

Die Dimension der Medienkunde beinhaltet das reine theoretische und praktische Wissen über

heutige Medien und Mediensysteme. Baacke (1999) unterscheidet hier nochmal zwischen

informativem Wissen, also das theoretische Wissen über ein Medium, und instrumentell-

qualifikatorischem Wissen, welches den Nutzer/die Nutzerin von Medien dazu befähigt,

sein/ihr Wissen zu übertragen und so auch unbekannte Medien oder technische Geräte ohne

spezifisches Vorwissen bedienen zu können. In der dritten Dimension (Mediennutzung)

verortet Baacke (1999) sowohl die Rezeption und Verarbeitung/Anwendung von

Page 74: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

70 Theoretischer Hintergrund

Medieninhalten, als auch das interaktive Handeln beziehungsweise die Produktion eigener

Inhalte, falls das Medium den Nutzer/die Nutzerin dazu auffordert. Die vierte und letzte

Dimension der Medienkompetenz umfasst die Mediengestaltung. Heutige Medien und

Mediensysteme besitzen nicht mehr nur einen rezeptiven Charakter, sondern können auch

interaktiv genutzt werden. Dabei haben jede Nutzerin und jeder Nutzer heute die Möglichkeit,

Medien selbst aktiv mitzugestalten und weiterzuentwickeln. Eine hohe Kompetenz in dieser

Dimension ermöglicht es, eigene Inhalte, Meinungen und Beiträge einzubringen

beziehungsweise zu produzieren. Abbildung 3 stellt die Dimensionen des

Medienkompetenzmodells nach Baacke (1999) nochmals schematisch dar.

Abbildung 3. Eigene grafische Darstellung der Konzeption der Medienkompetenz nach Baacke

(1999).

Nach Livingstone (2004) umfasst Media Literacy [Medienkompetenz] „the ability to

access, analyse, evaluate and create messages across a variety of contexts [die Fähigkeit, in

verschiedenen Kontexten auf Informationen zuzugreifen, sie zu analysieren, auszuwerten und

zu erstellen]“ (S. 2). Die vier Dimensionen ihrer Medienkompetenz-Definition (Access

[Zugriff], Analysis [Analyse], Evaluation [Bewertung] und Content Creation [Produktion von

Inhalten]) lassen sich ähnlich wie die Dimensionen des Medienkompetenz-Modells nach

Baacke (1999) auf die Nutzung verschiedener Medienformate anwenden, beziehen sich jedoch

insbesondere auf die funktionale und sichere Nutzung neuer Informations- und

Kommunikationstechnologien. Die Dimension Access beschreibt dabei den generellen Zugriff

auf Medien und die Möglichkeit, diese selbstbestimmt nutzen zu können. Nach Livingstone

(2004) muss der Zugang zu Medien in der Bevölkerung möglichst gleichverteilt sein, da es

ansonsten zu einer Ungleichheit in Wissen, Kommunikation und Partizipation über und mit

Medien führt. Die Dimension Analysis umfasst die Entwicklung eines Verständnisses für unter

anderem Medientechnologien, -kategorien sowie das Publikum bestimmter Medien und

Medieninhalte. Analytische Kompetenzen, insbesondere im Rahmen der Internetnutzung, seien

nach Livingstone (2004) wichtig, um alle Möglichkeiten und Potentiale des Mediums

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Theoretischer Hintergrund 71

auszuschöpfen und für sich nutzen zu können. Die Dimension Evaluation umfasst die kritische

Auseinandersetzung mit Medien und Medieninhalten wie zum Beispiel die Bewertung der

Qualität eines Beitrags oder des eigenen Wissens über Medien (z.B., ob man genügend

Kenntnisse zur Nutzung eines bestimmten Mediums besitzt) und dem eigenen Medienwissen

(z.B. ausreichende Kenntnisse für die Nutzung eines Mediums). Die letzte Dimension Content

Creation umfasst Kompetenzen zur Erstellung und Veröffentlichung eigener Medieninhalte.

Die Produktion eigener Inhalte fördert nach Livingstone die Auseinandersetzung mit

beziehungsweise ein besseres Verständnis für professionell produzierte Beiträge. Diese

Dimension gewinnt insbesondere im Rahmen neuer Medien an Relevanz für alle

Mediennutzerinnen und -nutzer.

Neben den beiden oben dargelegten bekannten Medienkompetenzmodellen haben sich

in der Vergangenheit noch weitere Konzeptionen etabliert (z.B. Aufenanger, 1997; Groeben,

2002; Theunert & Schorb, 2010). Auch diese Modelle beschreiben Medienkompetenz allesamt

als ein mehrdimensionales Konstrukt oder Kompetenzbündel, bei denen rein technische

Kompetenzen oder Wissen nicht ausreichen, um ein Medium funktional, selbstbestimmt und

erfolgreich nutzen zu können. Vielmehr scheinen eine kritische Auseinandersetzung mit

Medieninhalten, eine verstärkte Reflexion über die eigene Mediennutzung sowie ein kreativer

und produktiver Zugang zu (neuen) Medien von Bedeutung. Ähnliche Kompetenzen stellen

auch einen Bestandteil in spezifischen Kompetenzmodellen, welche den Umgang mit dem

Internet als Medium fokussieren, dar.

Ähnlich wie in anderen Forschungsfeldern (vgl. Kapitel 2.2.2.2) fehlt es auch bei der

Beschreibung einer spezifischen Internetkompetenz an einer einheitlichen Begrifflichkeit. So

finden sich in der deutschsprachigen Literatur zum Beispiel die Termini

Informationskompetenz (Hapke, 2007) und Internetnutzungskompetenz (Glüer & Lohaus,

2018; Stodt, Wegmann & Brand, 2015), in internationalen Arbeiten die Begriffe Internet

Literacy (Livingstone, Bober & Helsper, 2005), Computer Literacy (Richter, Naumann &

Groeben, 2001), Digital Literacy (Buckingham, 2008), Information Literacy (Hobbs, 2006),

Social Media Literacy (Vanwynsberghe, Boudry & Verdegem, 2011) oder New Media Literacy

(Chen, Wu & Wang, 2011; T.-B. Lin, Li, Deng & Lee, 2013). Dabei ist zu beachten, dass die

in der Literatur zu findenden Konzeptionen und Modelle jeweils unterschiedliche Facetten und

Schwerpunkte umfassen. Folgend sollen Konzeptionen einer Internetnutzungskompetenz (ab

sofort als Synonym für die oben genannten, verschiedenen Begrifflichkeiten verwendet)

vorgestellt werden, die allesamt Kompetenzen eines selbstbestimmten, kritischen und

reflektierten Umgangs mit dem Internet umfassen und die Grundlage verschiedener

Page 76: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

72 Theoretischer Hintergrund

theoretischer sowie empirischer Arbeiten darstellen. Das zum Ende diesen Kapitels vorgestellte

Modell der Internetnutzungskompetenz von Stodt et al. (2015) sowie dessen

Operationalisierung, die einen zentralen Bestandteil der adressierten Fragestellungen dieser

kumulativen Dissertation darstellt, baut dabei maßgeblich auf diese Konzepte auf. Außerdem

soll die Darstellung der verschiedenen Konzepte dazu dienen, die bisherigen empirischen

Befunde zum Zusammenhang von Kompetenzen und dysfunktionalen Verhaltensweisen im

Internet im späteren Verlauf besser einordnen zu können. Einen Überblick über weitere

einschlägige Modelle und Konzepte gibt die Arbeit von Iordache, Mariën und Baelden (2017).

Für Döring (2003) stellt eine funktionale Internetnutzung das Einbringen bereits

vorhandener Kommunikations- und Sozialkompetenzen dar, genauso wie die Kompetenz,

Potentiale und Risiken des Internets und des eigenen Nutzungsverhaltens wahrzunehmen.

Neben einem generellen medientechnischen Wissen rückt hier vor allem die reflektierte

Integration des Internets in den Alltag sowie der kritische Umgang mit eigenen

Wissensdefiziten in den Vordergrund. Zudem befürwortet die Autorin, dass neben kreativen

Kompetenzen zur Produktion von Inhalten auch selbstregulatorische Kompetenzen für eine

funktionale Internetnutzung vorhanden sein müssen. Eine solche Selbstregulation äußert sich

dabei durch eine zeitliche Strukturierung und Kontrolle der eigenen Internetnutzung.

Buckingham (2008, 2010) spricht sich in seinem Rahmenwerk zur Digital Literacy

dafür aus, dass neben reinen technischen Kompetenzen, welche schnell zu erlernen sind,

insbesondere bewertende, reflektierende und analytische Kompetenzen für eine funktionale

Internetnutzung an Bedeutsamkeit gewinnen. Den Hauptgrund für die Relevanz solcher

Kompetenzen sieht er dabei in den immer stärker verschwimmenden Grenzen zwischen der

Rezeption und der eigenen Produktion von Onlineinhalten. Neben den technischen Grundlagen

sieht Buckingham die vier folgenden Kompetenzfacetten als entscheidend an: Representation

[Darstellung] (das Wissen darüber, wie digitale Medien die Welt darstellen sowie die

Kompetenz, Information hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit zu bewerten, die Motivationen der

Autorinnen und Autoren zu verstehen und diese mit anderen Quellen zu vergleichen), Language

[Sprache] (das Verständnis über Sprache, Rhetoriken und audio-visuelle Inhalte sowie die

Kompetenz, diese zusammen mit den zugrunde liegenden Absichten der Verfasser zu verstehen

und zu bewerten), Production [Produktion] (das Verständnis darüber, dass digitale Inhalte auch

dazu genutzt werden können, um Nutzerinnen und Nutzer auf kommerzielle aber auch nicht-

kommerzielle Art und Weise zu beeinflussen) und Audience [Publikum] (das Bewusstsein über

die eigene Position als Rezipient und Produzent sowie das Verständnis darüber, wie digitale

Inhalte aufgebaut sind, um ein bestimmtes Publikum zu erreichen). Buckingham spricht sich

Page 77: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 73

deutlich dafür aus, dass diese vier grundlegenden Kompetenzen wichtig für das Verständnis

sind, wie das Internet als Medium funktioniert, wie Inhalte dort dargestellt werden, welche Ziele

damit verfolgt werden und welche Rolle der Nutzer/die Nutzerin dabei selbst spielt. Die

Vermittlung einer Digital Literacy fernab von rein technischem Wissen erscheint insbesondere

unter dem Gesichtspunkt sinnvoll, dass das Internet heute nicht mehr nur ein technisches Tool

darstellt, sondern sich vielmehr zu einem wichtigen Bestandteil des kulturellen und sozialen

Miteinanders entwickelt hat (Buckingham, 2008, 2010).

Das Konzept der New Media Literacy stellt eine Erweiterung der bekannten Konzepte

der Digital Literacy und Information Literacy dar und bezieht sich vordergründig auf die

Nutzung des Internets und das im Rahmen des Web 2.0 zu beobachtende Phänomen der

Medienkonvergenz (Chen et al., 2011). In diesem Modell wird das Kontinuum zwischen dem

Konsumieren und Prosumieren3 von Inhalten mit den von Buckingham (2003) vorgestellten

Facetten der funktionalen und kritischen Medienkompetenz kombiniert. Auf der

konsumierenden Seite befinden sich dabei die Kompetenzen, die für den Zugang zu neuen

Medien, zur Analyse und Bewertung von rezipierten Inhalten, zur Nutzung von

Kommunikationsmöglichkeiten sowie zum Ausüben von Kritik und Synthese relevant sind.

Auf der prosumierenden Seite stehen Kompetenzen zur Erstellung und Produktion von

Medieninhalten sowie zur aktiven und interaktiven Teilnahme im Web 2.0. Die einzelnen

Kompetenzfacetten sind dabei sowohl funktionalen Medienkompetenzen (z.B. der Zugriff oder

die reine Nutzung des Internets für einen bestimmten Zweck) als auch den kritischen

Medienkompetenzen zuzuordnen (z.B. die Analyse und Bewertung von konsumierten Inhalten

sowie die Berücksichtigung des gesellschaftlichen Einflusses eigens produzierter Inhalte).

Dementsprechend unterscheiden die Autorinnen und Autoren zwischen den folgenden vier

Rollen, die eine kompetente und souveräne Nutzung neuer Medien ermöglicht: die beiden

Rollen des funktionalen und des kritischen Medienkonsumenten und die beiden Rollen des

funktionalen und des kritischen Medienprosumenten. Das Modell der New Media Literacy

wurde mittlerweile von T.-B. Lin et al. (2013) überarbeitet, wobei den vier Rollen des

Mediennutzers/der Mediennutzerin insgesamt zehn Indikatoren einer kompetenten

Internetnutzung zugeordnet wurden. Außerdem wurden im aktualisierten Rahmenwerk die

Möglichkeiten und Potentiale des Web 2.0 stärker berücksichtigt und hervorgehoben. Zur

Nutzung dieser Potentiale seien den Autorinnen und Autoren zufolge insbesondere die

Kompetenzen der Verteilung, Produktion und Erstellung von Inhalten sowie die aktive

3 Als Prosument wird eine Person bezeichnet, die sowohl als Produzent als auch als Konsument von

Medieninhalten in Erscheinung tritt.

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74 Theoretischer Hintergrund

Teilnahme am Onlinegeschehen von Bedeutung. Dieses Rahmenwerk wurde später als

Grundlage zur Entwicklung eines Testinstruments zur Erfassung der individuellen New Media

Literacy genutzt (L. Lee, Chen, Li & Lin, 2015). Eine grafische Darstellung des überarbeiteten

Konzepts der New Media Literacy findet sich in Abbildung 4. Für detailliertere Definitionen

der einzelnen Indikatoren einer New Media Literacy wird auf die Arbeiten von T.-B. Lin et al.

(2013) und L. Lee et al. (2015) verwiesen.

Abbildung 4. Überarbeitetes Konzept der New Media Literacy (eigene Darstellung und

Übersetzung nach T.-B. Lin et al., 2013).

Van Laar, van Deursen, van Dijk und de Haan (2017) übertrugen und erweiterten das

Konzept der 21st-Century Skills [Fertigkeiten des 21. Jahrhunderts], welche ursprünglich als

notwendige Kompetenzen für einen erfolgreichen Einstieg in das heutige Berufsleben galten

(vgl. Voogt & Roblin, 2012), auf den digitalen Kontext und konnten in ihrem Review-Artikel

aus insgesamt 75 Artikeln zwölf 21st-Century Digital Skills [digitale Fertigkeiten des 21.

Jahrhunderts] extrahieren. Die Autorin und die Autoren merkten dabei kritisch an, dass beim

Page 79: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 75

ursprünglichen Konzept der 21st-Century Skills, in dem digitale Kompetenzen bereits eine

eigene Dimension darstellten, zu wenig Aufschluss darüber gegeben wurde, welche

Kompetenzen relevant sind, um das volle Potential heutiger Informations- und

Kommunikationstechnologien auszuschöpfen. Unter die 21st-Century Digital Skills fallen

sowohl allgemeine Kernkompetenzen als auch bestimmte kontextbezogene Kompetenzen.

Dabei sind die Kernkompetenzen für die Ausübung eines breiten Spektrums an Aufgaben

erforderlich und stellen die Grundlage für die kontextbezogenen Kompetenzen dar. Zu den

Kernkompetenzen gehören unter anderem technische Kompetenzen (Nutzung von Hard- und

Software sowie Onlineumgebungen, um praktische Aufgaben zu erledigen),

Kommunikationsfähigkeiten (funktionale Nutzung von OKA, um Wissen und Informationen

mit anderen zu teilen), kritisches Denken (Nutzung von Informations- und

Kommunikationstechnologien, um beurteilen zu können, ob eine Information oder erhaltene

Nachricht glaubwürdig erscheint) sowie Problemlösefähigkeiten (durch die Nutzung von

Informations- und Kommunikationstechnologien und gleichzeitiger Anwendung eigenen

Wissens die Lösung für ein Problem finden). Zu den kontextbezogenen Kompetenzen zählen

unter anderem das ethische Bewusstsein (sich online sozial verantwortlich verhalten sowie

Bewusstsein und Wissen über rechtliche und ethische Aspekte), Flexibilität (das eigene Denken

und Verhalten an sich stets weiterentwickelnde Informations- und

Kommunikationstechnologien anpassen) sowie die Selbstgerichtetheit (sich im Rahmen der

Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien Ziele setzen und den eigenen

Fortschritt beurteilen). Alle 21st-Century Digital Skills sind in Abbildung 5 zusammengefasst.

Für eine detaillierte Darstellung der einzelnen Dimensionen wird auf den Überblicksartikel von

van Laar et al. (2017) verwiesen.

Abbildung 5. Eigene grafische Darstellung der 21st-Century Digital Skills nach van Laar et al.

(2017).

Page 80: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

76 Theoretischer Hintergrund

Auf Grundlage verschiedener Konzeptionen und Definitionen medien- und

internetbezogener Kompetenzen sowie empirischer Befunde zu deren Einfluss im Rahmen

dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung (siehe Kapitel 2.3.2) stellten Stodt et al. (2015)

das vierdimensionale Modell der Internetnutzungskompetenz auf (siehe Abbildung 6). Jede der

vier Dimensionen umfasst dabei ein Bündel an Kompetenzen, welches einen

Internetnutzer/eine Internetnutzerin dazu befähigt, das Internet funktional zu nutzen und dabei

alle Potentiale und Möglichkeiten auszuschöpfen. Die Autoren und die Autorin verfolgten

insbesondere das Ziel, ein Modell zu etablieren, welches zwar aus mehreren Dimensionen

besteht, im Gegensatz zu anderen bestehenden und zum Teil komplexen Konzeptionen dennoch

eingängig ist und dessen Dimensionen insbesondere die relevanten Kompetenzen umfassen, die

bei der Prävention verschiedener dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung eine

bedeutungsvolle Rolle einnehmen. Zusätzlich wurde das Ziel einer praktischen Anwendbarkeit

und leichten Operationalisierbarkeit verfolgt. Das Modell samt seiner vier Dimensionen bildet

demnach auch die theoretische Grundlage des Fragebogens zur Erfassung einer

selbstwahrgenommenen Internetnutzungskompetenz, der in den drei Studien des Kumulus eine

zentrale Rolle spielt. Inhaltlich stellen sich die vier Dimensionen nach Stodt et al. (2015) wie

folgt auf:

1) Technische Expertise: Die Dimension der technischen Expertise stellt die Grundlage

für weitere Kompetenzfacetten dar und umfasst die Kompetenz, sowohl Hard- und

Software als auch Internetanwendungen bedienen zu können. Dazu gehört auch die

Motivation, sich selbstständig neues Wissen und neue Kenntnisse anzueignen und

auf dem neusten Stand hinsichtlich neuer Entwicklungen zu sein. Darüber hinaus

sind für diese Dimension Kenntnisse darüber entscheidend, wie beziehungsweise

mithilfe welcher Anwendung ein bestimmtes Ziel erreicht werden kann.

2) Produktion und Interaktion: Diese Dimension umfasst zum einen Wissen darüber,

auf welchem Weg man sich online beteiligen kann, zum anderen fällt es Personen,

die eine hohe Kompetenz in dieser Dimension aufweisen, leicht, sich online

mitzuteilen. Dabei beinhaltet diese Dimension nicht nur das technische Wissen über

zum Beispiel die Nutzung sozialer Netzwerke, sondern vielmehr das Bewusstsein

darüber, sich auf verschiedene Weisen online kreativ einbringen zu können, zu

kommunizieren, Kontakte zu pflegen und eigene Inhalte zu produzieren.

3) Reflexion und kritische Analyse: Personen mit einer hohen Kompetenz in dieser

Dimension können die Glaubwürdigkeit und den Zweck von Onlineinhalten sowie

Page 81: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 77

vom Onlineverhalten anderer bewerten, einordnen und relevante Informationen

herausfiltern. Zusätzlich umfasst diese Dimension das Wissen über mögliche

Konsequenzen des eigenen Onlineverhaltens (z.B. beim Posten von Beiträgen oder

bei der Angabe persönlicher Informationen).

4) Selbstregulation: Diese Dimension umfasst die Kompetenz, das eigene

Internetnutzungsverhalten anhand bestimmter Maßstäbe kontrollieren und

regulieren zu können. Im Vordergrund steht dabei die Vermeidung einer

dysfunktionalen, mit negativen Konsequenzen verbundenen Nutzung des Internets.

Dazu zählt zum Beispiel ein festgelegter zeitlicher Rahmen der eigenen Nutzung,

um alltägliche Pflichten oder soziale Belange nicht zu vernachlässigen.

Abbildung 6. Grafische Darstellung des Modells der Internetnutzungskompetenz nach Stodt et

al. (2015).

2.3.2 Internetnutzungskompetenz als Determinante dysfunktionaler Facetten der

Internetnutzung

Trotz der Existenz verschiedener theoretischer Modelle und Konzeptionen einer Medien- oder

Internetnutzungskompetenz, die allesamt individuelle Kompetenzen für eine funktionale und

selbstbestimmte Nutzung des Internets umfassen, gibt es derzeit noch wenige Arbeiten, die den

Zusammenhang verschiedener Kompetenzen und einer dysfunktionalen, risikohaften Nutzung

des Internets empirisch untersucht haben. Dennoch wird angenommen, dass bestimmte

Internetnutzungskompetenzen das Erleben von Onlinerisiken vermeiden oder auch begünstigen

können. In einer Studie von Livingstone und Helsper (2009) konnte gezeigt werden, dass

Internetnutzungskompetenzen den Einfluss von demografischen Variablen auf eine vorteilhafte

Nutzung des Internets mediieren. Jedoch zeigte sich hier auch, dass Personen, die die Vorteile

und Möglichkeiten des Internets effektiv für sich nutzen, auch anfälliger für das Erleben von

Internetrisiken und dem Eingehen dysfunktionaler Nutzungsarten sind. Diesen Effekt erklären

Page 82: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

78 Theoretischer Hintergrund

die Autorinnen damit, dass Personen, die die Chancen des Internets wahrnehmen, auch mehr

Zeit online verbringen und somit auch wahrscheinlicher Onlinerisiken zum Opfer fallen

können. Des Weiteren zeigten Lee und Chae (2012), dass niedrigere

Internetnutzungskompetenzen eher zu riskanten Onlineverhaltensweisen führen. Dabei wird

dieser Effekt nochmals verstärkt, wenn ebenfalls eine hohe Onlinepartizipation vorliegt.

Im Folgenden wird ein Überblick über die Ergebnisse empirischer Arbeiten zur Rolle

von Medien- und Internetnutzungskompetenzen beim Erleben der im Vorfeld vorgestellten

dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung (Cybermobbing, IUD, Technostress) gegeben.

Da nur wenige Studien den Effekt mehrdimensionaler Kompetenzmodelle untersucht haben,

werden dabei auch Arbeiten berücksichtigt, die den Einfluss von spezifischen, nicht in einem

Kompetenzmodell verankerten, internetbezogenen Kompetenzen untersuchten.

2.3.2.1 Die Rolle der Internetnutzungskompetenz beim Cybermobbing

Aufgrund der weitreichenden negativen Folgen von Cybermobbing auf der Opferseite (siehe

Kapitel 2.2.1.4) stellt die Untersuchung präventiver Faktoren zur Reduktion von Cybermobbing

einen wichtigen Forschungsbereich dar. In diesem Zusammenhang wird der Vermittlung von

Medien- und Internetnutzungskompetenzen ein großer Stellenwert zugeschrieben (vgl. Bhat et

al., 2010). Bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Internetnutzungskompetenzen

und Cybermobbing konnte die Mehrheit an Studien herausstellen, dass niedrigere allgemeine

Kompetenzen (z.B. das Verhalten in unangenehmen oder riskanten Situationen online) mit

einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Cybermobbing-Täterschaft sowie einer

-Viktimisierung einhergehen (z.B. Chang et al., 2015; Leung & Lee, 2011). Unter

Cybermobbing-Opfern konnte zudem ein negativer Zusammenhang zwischen

Internetnutzungskompetenzen und dem Erleben von Stress gezeigt werden (Staude-Müller,

Hansen & Voss, 2012). Opfer mit höheren Kompetenzen empfinden demnach weniger negative

Gefühle infolge eines Vorfalls. Reine technische Kompetenzen zeigen verschiedene Studien

hingegen als positive Determinante einer Cybermobbing-Täterschaft. Dabei machen sich

Täterinnen und Täter diese häufig zu Nutze, um Macht und Stärke gegenüber anderen zu

demonstrieren (z.B. Livingstone et al., 2011; Slonje et al., 2013). Eine höhere wahrgenommene

technische Expertise stellt zudem eine entscheidende Komponente im Rahmen des

angenommenen Kräfte- und Machtungleichgewichts zwischen Täter/Täterin und Opfer dar und

ist dementsprechend eher eine begünstigende Kompetenzfacette (Walrave & Heirman, 2011;

Ybarra & Mitchell, 2004a).

Page 83: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 79

Van Royen, Poels, Vandebosch und Adam (2017) konnten einen positiven Effekt einer

zur Reflexion anregenden Nachricht auf die Entscheidung, einen schikanierenden Kommentar

zu posten, nachweisen. Die Autorinnen und der Autor gingen dabei davon aus, dass unter

Jugendlichen, welche häufig impulsive und unkontrollierte Verhaltensweisen zeigen, die auch

häufig zur Schikane anderer im Internet führen, die Schaffung eines reflektierten Verhaltens

die Wahrscheinlichkeit reduzieren kann, andere Personen online zu schikanieren. Es zeigte

sich, dass die jugendlichen Probandinnen und Probanden in einem fiktiven Szenario infolge

einer Nachricht, die zum Beispiel über die möglichen Folgen des eigenen Kommentars

aufklärte, weniger wahrscheinlich einen verletzenden Kommentar posten würden. Am

effektivsten stellte sich diese Methode unter Personen dar, die generell eine bessere

Verhaltenskontrolle aufwiesen. Die Studie verdeutlicht somit den positiven Einfluss eines

reflektierteren Verhaltens auf die Reduktion einer Onlineschikane.

Eine weitere Kompetenzfacette, die im Rahmen von Cybermobbing untersucht wurde,

ist die sogenannte Online Netiquette. Diese umfasst insbesondere die Reflexion der eigenen

Internetnutzung unter Betrachtung moralischer und ethischer Werte. Eine niedrig ausgeprägte

Online Netiquette steht dabei mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Cybermobbing in

Verbindung (Kumazaki, Suzuki, Katsura, Sakamoto & Kashibuchi, 2011; Park et al., 2014).

Zudem zeigte die Studie von Kumazaki et al. (2011), dass eine erhöhte technische Expertise im

Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien zwar wahrscheinlicher zu einer

Cybermobbing-Täterschaft führen kann, gleichzeitig aber Wissen über Online Netiquette eine

Aufhebung dieses Effekts ermöglicht. Ähnliche Werte sind Bestandteil des Konzeptes der

ethischen Medienkompetenz (C. R. Müller, Pfetsch & Ittel, 2014). Eine höhere ethische

Medienkompetenz konnte dabei als moderierender Faktor identifiziert werden, welcher den

signifikanten Einfluss eines erhöhten Mediennutzungsverhaltens auf die Wahrscheinlichkeit

einer Cybermobbing-Täterschaft sowie -Viktimisierung aufhebt (C. R. Müller et al., 2014).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Rahmen des Cybermobbings

verschiedene internetbasierte Kompetenzen eine entscheidende Rolle einzunehmen scheinen.

Wohingegen eine höhere technische Expertise einen positiven Effekt auf das Ausüben von

Cybermobbing zu haben scheint (z.B. Livingstone et al., 2011), sind reflektierende

Kompetenzen eher mit einer möglichen Vermeidung von Cybermobbing assoziiert (z.B. das

Überdenken des eigenen Verhaltens unter Berücksichtigung moralischer und ethischer Werte;

vgl. C. R. Müller et al., 2014; Van Royen et al., 2017). Dennoch bedarf es weiterer

Untersuchungen, welche die Rolle spezifischer Medien- und Internetnutzungskompetenzen

beim Cybermobbing eruieren. Es fehlt dabei vor allem an Studien, welche protektive und auch

Page 84: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

80 Theoretischer Hintergrund

begünstigende Kompetenzen, die allesamt Bestandteil von mehrdimensionalen Modellen der

Medien- oder Internetnutzungskompetenz sind, im Rahmen einer Cybermobbing-Handlung

untersuchen.

2.3.2.2 Die Rolle der Internetnutzungskompetenz bei der Entwicklung einer Internet Use

Disorder

Auch im Rahmen der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer IUD konnte bereits ein Einfluss

verschiedener internetbezogener Kompetenzen eruiert werden. Verschiedene Studien

berichteten dabei von einer negativen Korrelation zwischen der selbstbewerteten

Internetnutzungskompetenz und der Symptomschwere einer IUD (Chang et al., 2015;

Langarizadeh, Naghipour, Tabatabaei, Mirzaei & Eslami Vaghar, 2018). Leung und Lee (2011,

2012) konnten ebenfalls Zusammenhänge zwischen Internetnutzungskompetenzen und

Symptomen einer IUD unter Jugendlichen identifizieren. Dabei standen höhere Kompetenzen

hinsichtlich der Produktion eigener Onlineinhalte und ein höheres Interesse bezüglich neuer

Technologien mit einer höheren Ausprägung einer IUD in Verbindung. Außerdem korrelierten

verschiedene (eher technisch ausgerichtete) Dimensionen einer Internetnutzungskompetenz mit

einer besseren schulischen Leistung, höhere IUD-Symptome hingegen mit einer schlechteren

Leistung (Leung & Lee, 2012).

Des Weiteren konnte die Durchführung eines Medienkompetenz-

Interventionsprogramms im Schulkontext einen Effekt auf die exzessive Nutzung von

Onlinespielen zeigen (Walther, Hanewinkel & Morgenstern, 2014). So zeigte sich unter den

Schülerinnen und Schülern, die das Programm in vier Schulstunden durchlaufen haben, im

Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Interventionsprogramm ein niedrigerer Anstieg an täglicher

und wöchentlicher Spielzeit sowie eine geringere Anzahl an Schülerinnen und Schülern mit

einem exzessiven Onlinespielverhalten.

Als spezifische Kompetenzfacette konnte in verschiedenen Arbeiten insbesondere die

individuelle Selbstregulationskompetenz und Selbstkontrolle als protektiver Faktor hinsichtlich

der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer IUD identifiziert werden (z.B. Billieux & Van

der Linden, 2012; Gökçearslan, Mumcu, Haşlaman & Çevik, 2016; Haagsma et al., 2013; Van

den Eijnden, Spijkerman, Vermulst, van Rooij & Engels, 2010; van Deursen, Bolle, Hegner &

Kommers, 2015; Wegmann et al., 2015). Eine mangelnde Selbstregulationskompetenz stellt im

Rahmen verschiedener Suchterkrankungen einen entscheidenden Prädiktor dar (Billieux & Van

der Linden, 2012; LaRose, Lin & Eastin, 2003). Dabei wird angenommen, dass eine fehlende

Selbstregulation vorrangig durch Emotionen und von konditionierten automatischen Prozessen

Page 85: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 81

hervorgerufen wird (Billieux & Van der Linden, 2012; Metcalfe & Mischel, 1999). Mangelnde

Selbstregulation wird in der Suchtforschung auch häufig mit defizitären kognitiven Funktionen

wie fehlender Impuls- und Inhibitionskontrolle sowie Problemen im Abschätzen langfristiger

Konsequenzen gleichgesetzt (vgl. Billieux & Van der Linden, 2012). Im Rahmen dieser Arbeit

wird die Selbstregulationskompetenz jedoch als internetbezogene Kompetenz definiert, die es

einem Individuum ermöglicht, seine eigene Internetnutzung zu kontrollieren, keine Pflichten

und soziale Beziehungen aufgrund der eigenen Internetnutzung zu vernachlässigen sowie das

eigentliche Ziel der Internetnutzung nicht aus den Augen zu verlieren (vgl. Stodt et al., 2015).

Die Rolle der Selbstregulation wurde in bisherigen Studien hauptsächlich bei

spezifischen IUDs untersucht. Im Rahmen einer pathologischen Nutzung des Smartphones

zeigten van Deursen et al. (2015), dass ein niedrigeres Alter eher zu Defiziten in der

Selbstregulationskompetenz führen kann, dies wiederum sozialen Stress und Symptome eines

süchtigen Smartphoneverhaltens begünstigt. Eine weitere Studie bestätigte den negativen

Effekt der Selbstregulation auf eine pathologische Nutzung des Smartphones (Gökçearslan et

al., 2016). Wegmann et al. (2015) konnten darüber hinaus die Selbstregulationskompetenz als

mediierende Variable innerhalb des Effekts von psychopathologischen Symptomen auf die

Symptome einer Internet Communication Disorder eruieren. Des Weiteren stellten Haagsma et

al. (2013) den Einfluss von Defiziten in der Selbstregulation auf die zu beobachtenden

negativen Konsequenzen durch Onlinespiele heraus.

Insgesamt zeigt die bisherige Befundlage einen bedeutsamen Einfluss der

Selbstregulationskompetenz auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung exzessiver und

unkontrollierter Verhaltensweisen im Internet, wobei Defizite in der eigenen Selbstregulation

zu höheren Problematiken führen können (z.B. van Deursen et al., 2015; Wegmann et al., 2015).

Darüber hinaus zeigte sich auch, dass interaktive Kompetenzen sowie ein höheres technisches

Interesse mit einer höheren Symptombelastung hinsichtlich einer IUD in Zusammenhang

stehen (Leung & Lee, 2011, 2012). Der Effekt einer Medienkompetenzschulung zur Prävention

exzessiven Onlinespielens konnte ebenfalls bestätigt werden (Walther et al., 2014). Dennoch

mangelt es auch hier an Studien, die den Effekt mehrdimensionaler Medien- oder

Internetnutzungskompetenz-Modelle auf die Symptombelastung hinsichtlich einer IUD

untersuchen.

2.3.2.3 Die Rolle der Internetnutzungskompetenz beim Erleben von Technostress

Auch zur Vermeidung von Technostress beziehungsweise einer kognitiven Überlastung durch

die Nutzung von OKA wird der individuellen Kompetenz zur Selbstregulation ein wichtiger

Page 86: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

82 Theoretischer Hintergrund

Stellenwert zugeschrieben. X. Cao und Sun (2018) gehen davon aus, dass Internetnutzerinnen

und -nutzer, die eine gute Selbstregulationskompetenz ihr Eigen nennen, trotz steigender

Kommunikationsanfragen und Bedürfnissen anderer Nutzerinnen und Nutzer in der Lage sind,

in diesen Situationen zum Beispiel die Nutzung ihrer sozialen Medien zu reduzieren, um einen

möglichen Overload zu vermeiden. Auf der anderen Seite sehen sie Personen, die ihre eigene

Nutzung schlecht regulieren und kontrollieren können, mit verschiedenen Arten eines

Overloads konfrontiert. Im Rahmen des Konzepts des Digital Well-Beings [digitales

Wohlbefinden] wird sich dafür ausgesprochen, dass Internetnutzerinnen und -nutzer spezifische

Kompetenzen benötigen, um effektiv mit digitalen Stimuli (z.B. Informationen oder

Kommunikationsanfragen) umgehen, diese hinsichtlich ihrer Relevanz für persönliche

Bedürfnisse, Ziele und das subjektive Wohlbefinden filtern und ein übermäßiges Multitasking,

eine exzessive Nutzung eines Mediums oder zeitliche Verluste vermeiden zu können (Gui et

al., 2017). Diese Kompetenzen sollten es dem Nutzer/der Nutzerin zudem ermöglichen, Stress

zu reduzieren, sich auf wichtige Aufgaben zu konzentrieren, die Aufmerksamkeit auf

irrelevante Inhalte oder Anfragen zu minimieren und bei der Verfolgung eines bestimmten Ziels

nicht unterbrochen zu werden. Neben solchen regulatorischen Kompetenzen gehören dazu auch

technische Kompetenzen, beispielsweise das Wissen darüber, wie Mitteilungen auf dem

Smartphone oder auf SNS ausgeschaltet werden können.

Trotz einer Vielzahl theoretischer Annahmen über mögliche Kompetenzen zur

Vermeidung von Technostress haben sich bislang wenige Arbeiten konkret mit diesem Thema

empirisch auseinandergesetzt. Im organisationalen Kontext konnten Tu, Wang und Shu (2005)

zum einen zeigen, dass sich Arbeiterinnen und Arbeiter mit einer niedrigeren Computer

Literacy bei einem Techno Overload weniger gestresst fühlen, zum anderen jedoch einen

erhöhten Grad an Stress bei hoher Techno Complexity erleben. Ebenfalls konnten Ragu-Nathan

et al. (2008) auf organisationaler Ebene Faktoren identifizieren, die das Erleben von

Technostress bei der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationssysteme verhindern

können. Dazu zählen zum einen technischer Support von Seiten des Unternehmens sowie Kurse

zur Vermittlung von technischem Wissen und möglichen Strategien zur Stressreduktion. Im

Kontext der privaten Nutzung sozialer Medien führen nach einer Studie von LaRose et al.

(2014) Defizite in der eigenen Selbstregulation zunächst zu negativen Folgen aufgrund des

eigenen Nutzungsverhaltens, was darauffolgendes Stresserleben und eine negative Stimmung

hervorrufen kann. Des Weiteren konnte ein negativer Effekt der Selbstregulationskompetenz

auf das Erleben sozialen Stresses im Rahmen einer exzessiven Nutzung des Smartphones

herausgestellt werden (van Deursen et al., 2015).

Page 87: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Theoretischer Hintergrund 83

So zeigt sich, dass insbesondere eine höhere Selbstregulationskompetenz sowie

technisches Wissen eine protektive und präventive Rolle bezüglich des Erlebens von

Technostress zu spielen scheinen (z.B. LaRose et al., 2014; Ragu-Nathan et al., 2008).

Theoretische Arbeiten nehmen darüber hinaus die Wirksamkeit weiterer spezifischer

Kompetenzen zur Reduzierung von Technostress an (siehe Konzept des Digital Well-Beings;

Gui et al., 2017), bislang steht die empirische Bestätigung relevanter Facetten eines

mehrdimensionalen Kompetenzmodells jedoch noch aus.

2.3.3 Zusammenfassung Medien- und Internetnutzungskompetenz

In der Literatur lassen sich verschiedene Termini, Konzepte und Definitionen einer Medien-

oder Internetkompetenz finden. Die beschriebenen Konzepte umfassen dabei neben reinen

technischen Kompetenzen auch solche, die Nutzerinnen und Nutzer dazu befähigen sollen,

reflektiert, kritisch und kreativ mit (neuen) Medien umzugehen. Ebenso wird in verschiedenen

Konzepten der Entwicklung sozialer Medien Rechnung getragen, indem die Rolle des

Nutzers/der Nutzerin sowohl als Rezipient/Rezipientin als auch als Produzent/Produzentin

verstärkt berücksichtigt wird. Das dieser Arbeit zugrundliegende mehrdimensionale Konzept

der Internetnutzungskompetenz baut auf die im Vorfeld vorgestellten Definitionen und

Konzepte von Medien- und Internetkompetenzen auf und umfasst die Dimensionen der

technischen Expertise, Produktion und Interaktion, Reflexion und kritischen Analyse sowie der

Selbstregulation. Empirische Arbeiten schenkten in der Vergangenheit nur wenig

Aufmerksamkeit auf den potentiellen Zusammenhang zwischen verschiedenen

internetbezogenen Kompetenzen und dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung. Dennoch

weisen erste empirische Arbeiten darauf hin, dass das Ausüben von Cybermobbing, die

Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD sowie das Erleben von Technostress in

Zusammenhang mit verschiedenen internetbasierten Kompetenzen stehen kann. Insgesamt

bedarf es jedoch weiterer systematischer Untersuchungen des protektiven oder auch

verstärkenden Charakters von Internetnutzungskompetenzen im Rahmen funktionaler und

dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung, auch um daraus mögliche Präventions- und

Interventionsmöglichkeiten abzuleiten.

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84 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus

3 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus

Die in den vorherigen Kapiteln dargelegten theoretischen Grundlagen verdeutlichen, dass das

Internet von der Mehrheit seiner Nutzerinnen und Nutzer auf verschiedenste Weise funktional

und gewinnbringend genutzt wird (siehe Kapitel 2.1), jedoch immer wieder auch Gefahren und

Risiken zu beobachten sind, die durch dysfunktionale Internetnutzungsfacetten entstehen

können (siehe Kapitel 2.2). Dabei können dysfunktionale Facetten der Internetnutzung

verschiedenartig ausfallen. Zum Beispiel kann das Internet als Plattform genutzt werden, um

aggressives Verhalten zu zeigen und andere Nutzerinnen und Nutzer absichtlich zu

schikanieren oder aber es wird auf eine unkontrollierte Weise genutzt, was letztlich negative

Konsequenzen im privaten oder beruflichen Umfeld des Nutzers/der Nutzerin nach sich zieht.

Verschiedene Beispiele solcher dysfunktionalen Facetten und Onlinerisiken erlangten in den

vergangenen Jahren vor allem mediale Aufmerksamkeit. Doch auch die Zahl wissenschaftlicher

Veröffentlichungen zum Thema Cybermobbing sowie zur Entstehung und Aufrechterhaltung

einer IUD hat seit den ersten Publikationen vor 15 bis 20 Jahren stets zugenommen. In beiden

Bereichen konnte die bisherige Forschung darüber aufklären, welche Merkmale und

Charakteristiken von Nutzerinnen und Nutzern und welche situativen Einflüsse eine

dysfunktionale Nutzung des Internets begünstigen können (siehe Kapitel 2.2.1.3 bis 2.2.1.4

sowie 2.2.2.5 und 2.2.2.6). Dazu zählen unter anderem soziodemografische Faktoren,

grundlegende Persönlichkeitseigenschaften, spezifische Motive und Kognitionen sowie zum

Teil auch kognitive und exekutive Funktionen. Neben der Erforschung prädiktiver Faktoren

eines dysfunktionalen Nutzungsverhaltens beschäftigten sich weitere Arbeiten mit den

möglichen Konsequenzen des Cybermobbings sowie einer IUD. Dabei kann es sowohl bei den

Opfern einer Cybermobbing-Attacke als auch bei Personen mit einem exzessiven,

pathologischen Nutzungsverhalten zu weitreichenden gesundheitlichen und sozialen

Problemen kommen (siehe Kapitel 2.2.1.4 und 2.2.2.4). Im Rahmen der Forschung zur Nutzung

sozialer Medien und OKA stellt die Problematik des Technostresses ein noch recht

unerforschtes, aber aufgrund der stetigen Weiterentwicklung sozialer Medien, der

dazugehörigen „Always On“-Mentalität sowie ersten empirischen Ergebnissen, die bei

manchen Nutzerinnen und Nutzern auf die Existenz eines technologieinduzierten Overloads

hinweisen, ein höchst relevantes Thema dar. Auch hier liegen bereits erste empirische

Evidenzen hinsichtlich begünstigender Faktoren sowie möglichen Folgen des erlebten

Technostresses vor (siehe Kapitel 2.2.3.2). Aufgrund der weitreichenden negativen

Konsequenzen, die mit den beschriebenen dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung

einhergehen können, ist die Notwendigkeit spezifischer Präventionsmaßnahmen zur

Page 89: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus 85

Vermeidung eines solchen Verhaltens oder für einen besseren Umgang mit einer anfallenden

Problematik klar ersichtlich. So machen auch Vondráčková und Gabrhelík (2016) in ihrem

Überblicksartikel zur Prävention einer IUD deutlich, dass zukünftige Forschungsarbeiten ihren

Fokus noch stärker auf die Bewertung spezifischer individueller Kompetenzen legen sollten,

die relevant für die Prävention einer IUD sind. Im Rahmen aller drei genannten

Forschungsfelder konnten bereits bestimmte internetbasierte Kompetenzen identifiziert

werden, die in Abhängigkeit des Untersuchungsgegenstandes mal verstärkend, in den meisten

Fällen jedoch präventiv und protektiv wirken (siehe Kapitel 2.3.2.1 bis 2.3.2.3). Die meisten

Kompetenzen ließen sich dabei einer bestimmten inhaltlichen Dimension verschiedener

etablierter Definitionen oder Modelle einer Medien- oder Internetnutzungskompetenz zuordnen

(siehe Kapitel 2.3.1) und manche Kompetenzen wurden unabhängig davon untersucht. Dazu

gehören neben reinen technischen Kompetenzen hinsichtlich des Umgangs mit Informations-

und Kommunikationstechnologien unter anderem Kompetenzen zur effektiven Interaktion über

das Internet sowie reflektierende und selbstregulatorische Kompetenzen. Als Limitation der

bisherigen Forschung bleibt anzumerken, dass sowohl Internetnutzungskompetenzen als auch

die Maße der jeweiligen Internetrisiken in der Vergangenheit häufig mit verschiedenen

Messinstrumenten erfasst wurden, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert, zumal

die Messinstrumente zur Erfassung von Medien- oder Internetnutzungskompetenzen selten

einem theoretischen Modell zugrunde liegen.

Um diesem Problem entgegenzutreten, verfolgt die vorliegende Dissertation vor allem

das Ziel, die Rolle verschiedener Kompetenzen, die Bestandteil eines mehrdimensionalen

Modells der Internetnutzungskompetenz sind, beim Aufkommen dysfunktionaler Facetten der

Internetnutzung zu prüfen. Als Grundlage soll dafür das Modell der Internetnutzungskompetenz

von Stodt et al. (2015) dienen, dessen vier distinkte Dimensionen allesamt Kompetenzen eines

funktionalen Umgangs mit dem Internet umfassen und zusätzlich nicht auf eine bestimmte

Form einer dysfunktionalen Internetnutzung oder ein spezifisches Onlinerisiko zugeschnitten

sind. Außerdem wurde das Modell bereits in Form eines Fragebogens operationalisiert, weshalb

die Möglichkeit eines Einsatzes in verschiedenen Studiendesigns besteht. Die gewonnenen

Erkenntnisse können für die Praxis dazu dienen, Maßnahmen zur Prävention von

dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung wissenschaftlich fundiert gestalten zu können

und spezifische Handlungsempfehlungen zu formulieren. Durch die Überprüfung des

präventiven Wertes eines mehrdimensionalen Kompetenzmodells können universelle

Trainingsmaßnahmen abgeleitet werden, die eine Prävention von verschiedenen

dysfunktionalen Onlineverhaltensweisen oder Onlinerisiken gewähren. Außerdem gilt es im

Page 90: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

86 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus

Rahmen aller drei dysfunktionalen Verhaltensweisen das Verständnis über die zugrunde

liegenden psychologischen Mechanismen zu erweitern. So soll auch die Frage beantwortet

werden, wie sich die Zusammenhänge zwischen Internetnutzungskompetenzen und

dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung in die bisherige Forschung integrieren lassen. Es

erscheint daher sinnvoll zu untersuchen, wie Internetnutzungskompetenzen in Kombinationen

mit weiteren grundlegenden Personenmerkmalen und internetbezogenen Kognitionen das

Eingehen oder Erleben dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung erklären können. Eine

Grundlage dazu bietet das theoretische Rahmenmodell I-PACE von Brand et al. (2016),

welches im Rahmen der Entstehung und Aufrechterhaltung einer spezifischen IUD die

Interaktion verschiedener prädisponierender Personenmerkmale mit spezifischen Kognitionen,

Motivationen und exekutiven Funktionen annimmt. Aufgrund der eher dünnen Erkenntnislage

und fehlenden empirischen Evidenz hinsichtlich des Effekts spezifischer

Internetnutzungskompetenzen im Entstehungsprozess einer spezifischen IUD, hielten solche

Kompetenzen noch keinen Einzug in das I-PACE Modell oder anderen theoretischen

Rahmenmodellen. Auf Basis der theoretischen Annahmen und bisherigen empirischen

Befundlage ist es jedoch denkbar, dass solchen Kompetenzen sowohl im Rahmen der

Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD sowie der Entscheidung zum Betreiben von

Cybermobbing und der Entstehung von Technostress eine entscheidende Rolle spielen können.

Dementsprechend stellt das übergeordnete Ziel der drei Studien des Kumulus die

Identifikation und empirische Prüfung relevanter Dimensionen einer

Internetnutzungskompetenz im Rahmen der möglichen Prävention dysfunktionaler Facetten der

Internetnutzung dar. Dabei wird sich auf die Phänomene der IUD, des Cybermobbings sowie

des Technostresses konzentriert. Zusätzlich soll der Einfluss der verschiedenen

Kompetenzdimensionen unter gleichzeitiger Berücksichtigung stabiler Personenmerkmale,

(sozio-)demografischer Variablen sowie weiteren internetbasierten Kognitionen untersucht

werden, um diesbezüglich die bisherige empirische Befundlage zu erweitern. Insgesamt soll

mit der vorliegenden Dissertation ein besseres Verständnis hinsichtlich möglicher präventiver

sowie auch verstärkender psychologischer Wirkmechanismen beim Eingehen und Erleben

dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung ermöglicht werden. Die gewonnenen

Erkenntnisse sollen insbesondere zur Ableitung von Handlungsempfehlungen und möglichen

Präventionsmaßnahmen zur Vermittlung spezifischer Internetnutzungskompetenzen dienen.

Basierend auf den zuvor dargestellten theoretischen Grundlagen und Forschungslücken

lautet die Leitfrage der vorliegenden kumulativen Dissertation wie folgt:

Page 91: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus 87

Welche Rolle spielen spezifische Internetnutzungskompetenzen in Ergänzung zu

Personenmerkmalen und internetbasierten Kognitionen bei dysfunktionalen Facetten der

Internetnutzung?

Auf Grundlage dieser Leitfrage sollen in den Schriften des Kumulus dabei die folgenden

Fragestellungen adressiert werden:

Fragestellung 1: Welche Rolle spielen spezifische Internetnutzungskompetenzen bei

a) der aktiven und passiven Beteiligung an Cybermobbing?

b) der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer IUD?

c) dem Erleben von Technostress?

Fragestellung 2: In welchem Zusammenhang stehen spezifische Internetnutzungs-

kompetenzen und (sozio-)demografische Faktoren, verschiedene

Personenmerkmale sowie internetbasierte Kognitionen und auf welche

Weise erklären sie gemeinsam

a) die aktive und passive Beteiligung an Cybermobbing?

b) die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer IUD?

c) das Erleben von Technostress?

Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen wurden im Rahmen dieser kumulativen

Dissertation drei Studien durchgeführt. Die erste Schrift des Kumulus adressiert die

Fragestellung, welche Rollen die vier Dimensionen einer Internetnutzungskompetenz (Stodt et

al., 2015) bei einer Cybermobbing-Täterschaft (Fragestellung 1a) sowie der Entstehung und

Aufrechterhaltung einer unspezifischen IUD spielen (Fragestellung 1b). Zusätzlich wurden in

dieser Studie die Rollen des Alters als soziodemografische Variable sowie des Grades an

Gewissenhaftigkeit als stabile Persönlichkeitseigenschaft untersucht. Die Studie soll dabei

einen ersten Aufschluss darüber geben, inwiefern die Ausprägung bestimmter

Kompetenzdimensionen unter Berücksichtigung des Alters und der grundlegenden

Gewissenhaftigkeit das Eingehen einer Cybermobbing-Täterschaft (Fragestellung 2a) oder die

Symptombelastung einer IUD (Fragestellung 2b) vorhersagen kann. Gleichzeitig kann der

Vergleich zwischen zwei dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung hinsichtlich des

Einflusses spezifischer Kompetenzen erfolgen, um den universellen Wert des Modells zur

Internetnutzungskompetenz zu prüfen.

Page 92: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

88 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus

Die zweite Schrift des Kumulus beschäftigt sich ausschließlich mit der dysfunktionalen

Internetnutzung am Beispiel einer unspezifischen IUD und deren Ausprägung innerhalb einer

deutschen und einer chinesischen Stichprobe. Diese beiden Nationen wurden gewählt, weil sie

zwei Repräsentanten einer fortschrittlichen Digitalisierung und Verbreitung des Internets

darstellen (vgl. Internet Live Stats, 2017; Internet World Stats, 2017). Die Studie verfolgt dabei

vor allem zwei Ziele. Zum einen gilt es zu untersuchen, inwiefern bisherige Ergebnisse zum

Zusammenhang der Symptomschwere hinsichtlich einer IUD, Persönlichkeitseigenschaften,

internetbezogenen Kognitionen (Internetnutzungserwartungen) und spezifischen

Internetnutzungskompetenzen innerhalb beider Stichproben repliziert werden können

(Fragestellung 1a und 1b). Das zweite Ziel umfasst die Identifikation potentieller nationaler

Unterschiede im Einfluss von Internetnutzungskompetenzen und -erwartungen sowie stabilen

Persönlichkeitseigenschaften auf die Symptombelastung bei einer unspezifischen IUD

(Fragestellung 2b).

Das Ziel der dritten Schrift des Kumulus besteht darin, zu prüfen, ob internetbezogene

Kognitionen und Kompetenzen ebenfalls im Rahmen einer noch recht unerforschten

dysfunktionalen Facette – dem Empfinden von Technostress aufgrund einer häufigen Nutzung

von OKA – entscheidende Prädiktoren darstellen können. Dabei wird zusätzlich untersucht,

inwiefern Internetnutzungserwartungen und -kompetenzen bei der Vorhersage von

Technostress miteinander interagieren, um die zugrunde liegenden psychologischen

Wirkmechanismen weiter zu eruieren (Fragestellung 1c und 2c).

Abbildung 7 stellt die inhaltliche Ausrichtung der drei Schriften des Kumulus samt

deren Überschneidungen visuell dar.

Abbildung 7. Vereinfachte grafische Darstellung der untersuchten Faktoren in den einzelnen

Schriften des Kumulus.

Page 93: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus 89

Im Folgenden werden die drei Schriften des Kumulus zusammengefasst. Dabei wird

insbesondere auf die zugrunde liegenden Hypothesen, Hauptergebnisse und

-schlussfolgerungen der jeweiligen Studie eingegangen. Für eine detaillierte

Studienbeschreibung samt Limitationen und weiterem Forschungsbedarf wird auf die

jeweiligen Artikel im Anhang verwiesen.

3.1 Schrift 1: Predicting dysfunctional Internet use: The role of age, conscientiousness,

and Internet literacy in Internet addiction4 and cyberbullying

Das Internet bietet seinen Nutzerinnen und Nutzern eine Vielzahl von Chancen und neuen

Möglichkeiten, wie zum Beispiel die schnelle Informationssuche, der einfache Austausch mit

Freunden oder Bekannten oder aber verschiedene Unterhaltungsmöglichkeiten. Dies sind nur

wenige Beispiele dafür, wie das Internet bzw. verschiedene Onlineplattformen und

Anwendungen funktional genutzt werden können. Personen berichten jedoch auch immer

häufiger von negativen Konsequenzen aufgrund einer dysfunktionalen oder risikohaften

Nutzung des Internets (z.B. Guan & Subrahmanyam, 2009; Livingstone, 2008). Zwei sowohl

in der medialen Berichterstattung als auch in der wissenschaftlichen Forschung prominente

Beispiele einer solchen dysfunktionalen Internetnutzung, insbesondere unter Jugendlichen und

jungen Erwachsenen, stellen die IUD und das Cybermobbing dar (z.B. Kowalski et al., 2014;

Rumpf et al., 2011; Slonje & Smith, 2008; Spada, 2014). Dabei lässt sich die IUD den

Verhaltenssüchten zuordnen und beschreibt die exzessive und unkontrollierte Nutzung des

Internets aufgrund derer die betroffene Person unter anderem negative Konsequenzen im

privaten Alltag oder beruflichen Umfeld erlebt sowie einen subjektiven Leidensdruck erfährt

(z.B. Brand, Young, et al., 2014; Young, 1999). Auf der anderen Seite wird Cybermobbing als

eine aggressive Handlung beschrieben, bei der eine Person eine andere Person vorsätzlich

mittels moderner elektronischer Kommunikationsmittel schikaniert (Smith et al., 2008).

Unterschieden wird dabei zusätzlich zwischen aktivem Cybermobbing, bei dem der Täter/die

Täterin die Onlineschikane selbst initiiert, und passivem Cybermobbing, bei dem der Täter/die

Täterin bereits vorhandenes, schädigendes Material kommentiert, likt oder weiterverbreitet. In

4 Beim Verfassen der ersten Publikation dieser kumulativen Dissertation wurde der Begriff „Internet Addiction“

beziehungsweise „Internetsucht“ als Terminus für eine suchtartige, exzessive und unkontrollierte Internetnutzung

verwendet. In Anlehnung an die Klassifizierung der „Internet Gaming Disorder“ als Forschungsdiagnose im

DSM-5 (American Psychiatric Association, 2013) sowie der „Gaming Disorder“ als Verhaltenssucht im ICD-11

(World Health Organization, 2018) wurde sich erst nach Veröffentlichung dieses Artikels auf die Verwendung des

Terminus „Internet Use Disorder“ für eine generalisierte „Internetnutzungsstörung“ geeinigt (siehe auch Brand et

al., 2016). Die Begriffe „Internet Addiction“ („Internetsucht“) und „Internet Use Disorder“ sind dementsprechend

synonym zu verstehen.

Page 94: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

90 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus

beiden Bereichen verfolgte die empirische Forschung in den vergangenen Jahren unter anderem

das Ziel, Prädiktoren der Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD sowie der

Cybermobbing-Täterschaft zu eruieren. Dabei wurden für beide Phänomene unter anderem ein

jüngeres Alter (z.B. Kowalski et al., 2014; Van den Eijnden et al., 2008) sowie ein niedriger

Grad an Gewissenhaftigkeit (z.B. Charlton & Danforth, 2010; Del Barrio, Aluja & García,

2004) als begünstigende Personenmerkmale herausgestellt. Aufgrund der hohen und zum Teil

steigenden Prävalenzraten beider Phänomene erscheint die Entwicklung und Etablierung von

spezifischen Präventionsprogrammen von besonderer Bedeutung. Insbesondere werden in

diesem Rahmen verschiedene Medien- beziehungsweise Internetnutzungskompetenz-Konzepte

diskutiert, welche neben reinen technischen Kompetenzen auch reflektierende und analytische

sowie selbstregulierende Kompetenzen umfassen und das Risiko einer dysfunktionalen

Internetnutzung verhindern sollen (Bhat et al., 2010; Chang et al., 2015; Leung & Lee, 2011,

2012; Livingstone, 2008).

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Rolle des Alters und der Gewissenhaftigkeit

sowie vier neu konzipierter Dimensionen einer Internetnutzungskompetenz sowohl bei der

Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD als auch bei einer Cybermobbing-Täterschaft zu

untersuchen. Dabei wurde angenommen, dass ein junges Alter, ein niedriger Grad an

Gewissenhaftigkeit, eine hohe technische Expertise, eine positive Einstellung gegenüber

Onlineproduktion und -interaktion, niedrige reflektierende Kompetenzen sowie eine niedrige

Selbstregulationskompetenz sowohl die Symptomschwere hinsichtlich einer IUD als auch

aktives sowie passives Cybermobbing vorhersagen. Zusätzlich wurde angenommen, dass

Personen, die bereits einmal Cybermobbing aktiv oder passiv betrieben haben, eine höhere

Symptomschwere hinsichtlich einer IUD aufweisen, als Personen, die noch nie eine andere

Person online schikaniert haben.

Zur Prüfung der Hypothesen beantworteten 631 (365 weibliche und 266 männliche)

Probandinnen und Probanden im Alter von 14 bis 29 Jahren (M = 19.86, SD = 4.58) Fragebögen

zur Erfassung der Internetnutzungskompetenz, des Persönlichkeitsfaktors Gewissenhaftigkeit,

der Symptomschwere einer IUD sowie der Erfahrung als aktiver und passiver Cybermobbing-

Täterinnen und -Täter. Die untersuchte Stichprobe bestand dabei mehrheitlich aus Schülerinnen

und Schülern (40.1 Prozent) sowie Studierenden (20.3 Prozent).

Schrittweise lineare Regressionsanalysen konnten zeigen, dass ein jüngeres Alter, eine

niedrigere Gewissenhaftigkeit, eine höhere technische Expertise, positivere Einstellungen

gegenüber Onlineproduktion und -interaktion sowie eine geringere

Selbstregulationskompetenz signifikante Prädiktoren einer IUD darstellen. Hinsichtlich des

Page 95: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus 91

Cybermobbing-Verhaltens (sowohl aktiv als auch passiv) erwiesen sich in binär-logistischen

Regressionsanalysen ebenfalls ein niedrigeres Alter und ein niedrigerer Grad an

Gewissenhaftigkeit als signifikante Prädiktoren. Als weiterer Prädiktor konnte hier eine

niedrigere Ausprägung der Internetnutzungskompetenz-Dimension der Reflexion und kritische

Analyse herausgestellt werden. Außerdem wiesen Cybermobbing-Täterinnen und -Täter im

Vergleich zu Personen ohne Erfahrungen als Täterin/Täter höhere Kompetenzen in der

Dimension der Produktion und Interaktion und niedrigere Kompetenzen in den Dimensionen

der Reflexion und kritischen Analyse sowie der Selbstregulation auf. Zusätzlich zeigte sich ein

schwacher positiver Zusammenhang zwischen einer Cybermobbing-Täterschaft (sowohl aktiv

als auch passiv) und der Symptomschwere einer IUD.

In der vorliegenden Studie konnten ein jüngeres Alter und ein niedrigerer Grad an

Gewissenhaftigkeit als Prädiktoren beider dysfunktionalen Internetnutzungsfacetten repliziert

werden (Andreassen et al., 2013; Morrison & Gore, 2010; Pawlikowski et al., 2013; Slonje &

Smith, 2008; Widyanto & McMurran, 2004). Die Ergebnisse verdeutlichen außerdem die

Relevanz bestimmter Dimensionen einer Internetnutzungskompetenz im Rahmen einer

funktionalen und dysfunktionalen Internetnutzung (Bhat et al., 2010; Leung & Lee, 2011,

2012). So zeigte sich zum einen, dass höhere Kompetenzen in den Dimensionen der technischen

Expertise sowie Produktion und Interaktion die Symptomschwere einer IUD positiv verstärken

können. Zum anderen zeigte sich, dass eine höhere Selbstregulationskompetenz (bei der

Vorhersage einer suchtartigen Nutzung des Internets) und eine erhöhte Reflexionskompetenz

(bei der Vorhersage einer Cybermobbing-Täterschaft) präventiv wirken können und somit eine

IUD-Symptomatik beziehungsweise die Wahrscheinlichkeit einer Cybermobbing-Täterschaft

verringern können. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie wird vorgeschlagen, aktuelle

Lehrpläne und Präventionsprogramme zur Vermittlung von Medien- und

Internetnutzungskompetenzen hinsichtlich reflektierender und regulatorischer Kompetenzen zu

erweitern.

3.2 Schrift 2: Investigating the effect of personality, Internet literacy, and use

expectancies in Internet-use disorder: A comparative study between China and

Germany

In den letzten 20 Jahren rückte das Phänomen der IUD immer stärker in den wissenschaftlichen

Fokus und dessen klinische Relevanz wurde durch viele empirische Arbeiten unterstrichen.

Zurückliegende Studien und Meta-Analysen wiesen dabei auch auf variierende Prävalenzraten

einer IUD hin, je nach Abhängigkeit der Nationalität und des kulturellen Hintergrunds der

Page 96: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

92 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus

untersuchten Stichproben. Das globale Aufkommen einer IUD wurde dabei auf ungefähr sechs

Prozent beziffert (Cheng & Li, 2014). In einer repräsentativen Studie innerhalb Deutschlands

wurde die Prävalenz einer IUD auf 1 Prozent geschätzt, mit einem höheren Anteil bei 14- bis

24-Jährigen (2.4 Prozent; Rumpf et al., 2011). Für asiatische Länder wurden Prävalenzraten

von bis zu 38 Prozent berichtet (C.-H. Ko et al., 2012; Kuss et al., 2014; Spada, 2014). Die

Diskrepanz zwischen den berichteten Prävalenzraten lässt sich unter anderem auf den Einsatz

verschiedener Diagnoseverfahren und zugrunde liegender Cut-Off Scores zurückführen (Kuss

et al., 2014), was eine vorsichtige Interpretation der genannten Prävalenzen erfordert. Neben

der Forschung zur Prävalenz einer IUD beschäftigten sich vergangene Studien ebenso mit den

psychologischen Einflussfaktoren und Mechanismen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung

einer IUD, wobei nur wenige länderübergreifende Studien kulturelle Unterschiede hinsichtlich

des Einflusses von Persönlichkeitsfacetten und internetbezogenen State-Variablen

(Zustandsvariablen) untersuchten. In länderspezifischen Studien konnte unter anderem der

Einfluss der Big Five Persönlichkeitseigenschaften bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung

einer IUD aufgezeigt werden (z.B. hohe Ausprägung an Neurotizismus sowie niedrige

Ausprägung hinsichtlich Extraversion und Gewissenhaftigkeit; vgl. Brand et al., 2016), wobei

auch grundlegende kulturelle Unterschiede hinsichtlich der Ausprägung der Big Five

Persönlichkeitseigenschaften herausgestellt wurden (D. P. Schmitt, McCrae, Bennett &

Grammer, 2007). Zusätzlich zu individuellen Prädispositionen und Persönlichkeitsmerkmalen

(Traits) konnten vergangene Studien ebenfalls den Einfluss internetbezogener

Zustandsvariablen (States) auf eine IUD-Symptomatik hervorheben. Dabei wurden

insbesondere Internetnutzungserwartungen (z.B. die Erwartung, ein bestimmtes Bedürfnis

durch die Nutzung des Internets zu befriedigen) und spezifische Internetnutzungskompetenzen

(insbesondere höhere produktive/interaktive und niedrigere selbstregulatorische Kompetenzen)

als signifikante Einflussfaktoren und Korrelate bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer

IUD eruiert (Brand, Laier, et al., 2014; Brand et al., 2016).

In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss dieser Variablen auf die

Symptomschwere hinsichtlich einer IUD in Deutschland und China (als zwei Repräsentanten

für eine fortschrittliche Digitalisierung und Verbreitung des Internets innerhalb ihres jeweiligen

Kontinents; Internet Live Stats, 2017; Internet World Stats, 2017) untersucht. Das erste Ziel der

Studie bestand darin, zu untersuchen, inwiefern bisherige Befunde zum Zusammenhang

zwischen Personenmerkmalen, Internetnutzungserwartungen sowie spezifischen

Internetnutzungskompetenzen und einer IUD innerhalb einer deutschen und einer chinesischen

Stichprobe repliziert werden können. Dabei wurde angenommen, dass in beiden Ländern

Page 97: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus 93

insbesondere eine niedrigere Extraversion und ein höherer Neurotizismus mit einer höheren

Symptomschwere hinsichtlich einer IUD einhergehen. Zusätzlich wurde für beide Länder

angenommen, dass höhere Internetnutzungserwartungen sowie höhere produktive/interaktive

Kompetenzen und eine niedrigere Selbstregulationskompetenz hinsichtlich der eigenen

Internetnutzung in Verbindung mit einer IUD stehen. Als weiteres Ziel sollten potentielle

Unterschiede zwischen den beiden Nationen hinsichtlich der oben genannten Faktoren und

deren Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD untersucht werden.

Insgesamt 411 deutsche (M = 20.70 Jahre, SD = 3.34 Jahre) und 410 chinesische (M =

20.72 Jahre, SD = 2.65 Jahre) Teilnehmerinnen und Teilnehmer bearbeiteten in verschiedenen

Onlinestudien Fragebögen zur Erfassung von Tendenzen hinsichtlich einer IUD, den Big Five

Persönlichkeitsmerkmalen, Internetnutzungserwartungen sowie den vier Dimensionen der

Internetnutzungskompetenz. Beide (für die jeweilige Gesamtbevölkerung nicht

repräsentativen) Stichproben bestanden mehrheitlich aus Studierenden.

In der deutschen Stichprobe wiesen 13 Prozent eine problematische und sechs Prozent

eine pathologische Nutzung des Internets auf. Unter den chinesischen Teilnehmerinnen und

Teilnehmern zeigten 28 Prozent eine problematische und 23 Prozent eine pathologische

Internetnutzung (jeweils erfasst mittels Short Internet Addiction Test; Pawlikowski et al., 2013).

Im Vergleich zur deutschen Stichprobe wies die chinesische Stichprobe insgesamt eine

signifikant höhere Symptomatik hinsichtlich einer IUD, höhere Internetnutzungserwartungen

(sowohl hinsichtlich positiver Verstärkung als auch Vermeidungserwartungen) sowie höhere

produktive/interaktive und niedrigere reflektierende Kompetenzen auf. Innerhalb der deutschen

Stichprobe konnten signifikante bivariate Korrelationen zwischen der Symptomschwere einer

IUD und einem höheren Grad an Neurotizismus sowie einem niedrigeren Grad an Extraversion

und Gewissenhaftigkeit aufgezeigt werden. In der chinesischen Stichprobe korrelierten alle

Facetten der Big Five signifikant mit der Ausprägung einer IUD (bis auf einen positiven

Zusammenhang zwischen Neurotizismus und IUD ausschließlich negative Korrelationen). Die

Effektstärken der Korrelationen fielen dabei in der chinesischen Stichprobe insgesamt

signifikant höher aus als in der deutschen Stichprobe (mit Ausnahme der Korrelation zwischen

Extraversion und IUD, bei der kein signifikanter Unterschied zwischen den Nationen gefunden

wurde). Hinsichtlich der Internetnutzungserwartungen zeigten sich in beiden Nationen gleich

hohe Zusammenhänge mit einer IUD. Während in der deutschen Stichprobe eine höhere

technische Expertise, höhere produktive/interaktive Kompetenzen sowie eine niedrigere

Selbstregulationskompetenz mit einer erhöhten Tendenz hinsichtlich einer IUD einhergingen,

stellten in der chinesischen Stichprobe lediglich höhere produktive/interaktive Kompetenzen

Page 98: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

94 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus

und eine höhere Reflexionskompetenz signifikante Korrelate dar. Die Korrelationen zwischen

der Ausprägung einer IUD und den Kompetenzen der Reflexion sowie Regulation

unterschieden sich dabei signifikant in ihren Effektstärken zwischen den Nationen. In zwei

zusätzlichen Analysen wurde der Effekt der Internetnutzungskompetenz-Dimension Reflexion

und kritische Analyse sowie Selbstregulation auf die Symptomatik einer IUD näher betrachtet.

Dabei zeigte sich, dass chinesische Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit höheren

reflektierenden Kompetenzen die höchste IUD-Symptomatik aufwiesen, wobei die

Reflexionskompetenz keinen Effekt innerhalb der deutschen Stichprobe zeigte. Zusätzlich

wiesen innerhalb der deutschen Stichproben die Personen mit einer niedrigeren

Selbstregulationskompetenz die höchsten Symptome einer IUD auf, wohingegen im Vergleich

der Effekt in der chinesischen Stichprobe nur gering ausfiel.

Die Ergebnisse dieser Studie geben Hinweise auf potentielle kulturelle Unterschiede

zwischen Deutschland und China hinsichtlich der Ausprägung einer IUD, dem Einfluss

verschiedener Persönlichkeitsmerkmale sowie internetbezogenen Erwartungen und

Kompetenzen. Mit der Nutzung desselben diagnostischen Fragebogens in beiden Nationen

konnten signifikant höhere Prävalenzen einer IUD in der chinesischen Stichprobe gefunden

werden. Auch wenn das Aufkommen einer IUD unter chinesischen Teilnehmerinnen und

Teilnehmern weitaus höher ausfiel als in bisherigen Studien (H. Cao et al., 2011; Chi, Lin &

Zhang, 2016; Liu, Fang, Deng & Zhang, 2012), konnten höhere Prävalenzen in asiatischen im

Vergleich zu westlichen Ländern repliziert und bestätigt werden (Kuss et al., 2014; L. Zhang,

Amos & McDowell, 2008). Die gefundenen signifikanten Zusammenhänge zwischen den Big

Five Persönlichkeitsmerkmalen und einer IUD in beiden Nationen standen in Einklang mit

bisherigen Studien (z.B. Brand et al., 2016; K. W. Müller, Beutel, Egloff & Wölfling, 2014;

Pawlikowski et al., 2013; C.-W. Wang et al., 2015), wobei in der chinesischen Stichprobe

insgesamt stärkere Korrelationen zu beobachten waren. Ebenso haben sich die positiven

Zusammenhänge zwischen Internetnutzungserwartungen und den Symptomen einer IUD

bestätigt (Brand, Laier, et al., 2014; Brand et al., 2016), wobei hier keine Unterschiede zwischen

den Nationen gefunden wurden. Dass die Selbstregulationskompetenz im Vergleich zur

deutschen Stichprobe in der chinesischen Stichprobe in keinem Zusammenhang mit einer IUD-

Symptomatik stand, dafür aber eine höhere Kompetenz hinsichtlich Reflexion und kritischer

Analyse, lässt auf unterschiedliche länderspezifische Mechanismen bei der Entstehung und

Aufrechterhaltung einer IUD schließen, welche unter anderem auf kulturelle und

gesellschaftliche Unterschiede zurückzuführen sind. Die Befunde hinsichtlich des Einflusses

internetbezogener Erwartungen und Kompetenzen ermöglichen zudem die Ableitung

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Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus 95

praktischer Implikationen sowohl für Deutschland als auch für China, wie zum Beispiel die

Förderung bestimmter funktionaler Kompetenzen in Präventions- oder

Interventionsprogrammen.

3.3 Schrift 3: Perceiving online-communication overload can be explained by the

interaction of Internet-use expectancies and specific Internet literacy domains

Seit der ersten Veröffentlichung und weltweiten Etablierung des Smartphones hat sich die Art

und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren und schnell an Informationen gelangen

können, bedeutsam verändert. Neben den vielen Vorteilen, die soziale Netzwerke (z.B.

Facebook) oder Instant Messenger (z.B. WhatsApp) bieten, wurde in der Vergangenheit auch

immer häufiger von negativen Konsequenzen, die durch die Nutzung von OKA entstehen

können, berichtet. Eine solche negative Konsequenz beschreibt auch das Erleben von

Technostress, welcher grundlegend durch eine empfundene Schwierigkeit, mit neuen

Technologien effizient umzugehen, entstehen kann (Brod, 1984). Dabei wurden bereits die

Auswirkungen von Technostress im arbeitsbezogenen Kontext untersucht und dort zum

Beispiel der negative Effekt auf die Arbeitsleistung aufgezeigt (Brooks & Califf, 2017; Hwang

& Cha, 2018; Ragu-Nathan et al., 2008). Im Rahmen der Onlinekommunikation wurden

verschiedene Arten des Technostresses beschrieben. Dabei lag der Fokus der vorliegenden

Studie zum einen auf dem Gefühl, in kurzer Zeit zu vielen Informationen über

technologiebasierte Kanäle ausgesetzt zu sein, die weder aufgenommen noch effektiv

verarbeiten werden können (im Folgenden bezeichnet als Online Information Overload; vgl.

Schrift 3; X. Cao & Sun, 2018; Misra & Stokols, 2012), und zum anderen auf der Überlastung,

die aufgrund zu vieler eingehender Mitteilungen, welche die mentalen Kapazitäten des

Individuums übersteigen, entstehen kann (im Folgenden bezeichnet als Online Commuication

Overload; vgl. Schrift 3; Cho et al., 2011; LaRose et al., 2014). Neben den psychologischen

und behavioralen Konsequenzen von Technostress beziehungsweise technologieinduziertem

Overload konnte bereits der Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen und sozialen Bedürfnissen

auf das Empfinden von Technostress ergründet werden (z.B. Beyens et al., 2016; Korzynski et

al., 2016). In verwandten Forschungsbereichen wurden Internetnutzungserwartungen sowie

spezifische Internetnutzungskompetenzen als signifikante Determinanten einer exzessiven und

unkontrollierten Nutzung des Internets sowie von OKA eruiert (z.B. Brand, Laier, et al., 2014;

Wegmann & Brand, 2016; Wegmann et al., 2015). In der vorliegenden Studie wurde

angenommen, dass diese internetbezogenen Kognitionen und Kompetenzen ebenfalls beim

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96 Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus

Empfinden von Technostress im Zuge der Nutzung von OKA signifikante Prädiktoren

darstellen können.

Es wurden die Hypothesen aufgestellt, dass verschiedene Ausprägungen hinsichtlich der

Dimensionen der Internetnutzungskompetenz (höhere technische Expertise und

produktive/interaktive Kompetenzen sowie eine niedrigere Reflexions- und

Selbstregulationskompetenz) sowohl mit einer erhöhten Wahrnehmung eines Online

Information Overloads als auch eines Online Communication Overloads einhergehen. Des

Weiteren wurde ein positiver Zusammenhang zwischen Internetnutzungserwartungen und einer

erhöhten Wahrnehmung eines technologieinduzierten Overloads angenommen. Zusätzlich

wurde untersucht, inwiefern Internetnutzungserwartungen und -kompetenzen bei der

Vorhersage von Technostress miteinander interagieren.

Zur Adressierung der Hypothesen und der Fragestellung nahmen insgesamt 208

Probanden (122 weiblich, 86 männlich) im Alter von 18 bis 57 Jahren (M = 24.51, SD = 8.46)

an einer Onlinestudie teil. Dabei sollten Fragebögen zum Empfinden von Technostress,

Internetnutzungserwartungen und den vier Dimensionen der Internetnutzungskompetenz

bearbeitet werden. Die Stichprobe bestand mehrheitlich aus Studierenden, Angestellten sowie

Auszubildenden.

Die Wahrnehmung von Online Communication Overload korrelierte signifikant mit

höheren Internetnutzungserwartungen sowie höheren produktiven/interaktiven und niedrigeren

selbstregulativen Kompetenzen. Lediglich ein schwacher, positiver Zusammenhang lag

zwischen internetbezogenen Vermeidungserwartungen und dem Grad an wahrgenommenem

Online Information Overload vor. Moderierte Regressionsanalysen konnten zudem signifikante

Interaktionseffekte zwischen Internetnutzungserwartungen sowie den

Internetnutzungskompetenz-Dimensionen Produktion und Interaktion sowie Selbstregulation

bei der Vorhersage eines Online Communication Overloads aufzeigen.

Die angenommenen Hypothesen konnten dementsprechend teilweise bestätigt werden.

Die signifikanten Interaktionseffekte verdeutlichten insgesamt, dass der Online

Communication Overload dann anstieg, wenn auch hohe positive Internetnutzungserwartungen

und hohe produktive/interaktive Kompetenzen vorlagen. Ein niedriger Grad an Online

Communication Overload wurde dabei bei Personen gefunden, die eine gute

Selbstregulationskompetenz und niedrigere positive Erwartungen an die eigene Internetnutzung

besaßen. Einen hohen Grad an Overload verzeichneten wiederum Personen mit hohen positiven

Erwartungen und gleichzeitig niedriger Selbstregulationskompetenz und hohen

produktiven/interaktiven Kompetenzen. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Personen mit hohen

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Untersuchungsziele und Zusammenfassung der Schriften des Kumulus 97

Vermeidungserwartungen. Diese wiesen bei gleichzeitig hohen produktiven/interaktiven

Kompetenzen sowie einer niedrigeren Selbstregulation den höchsten Online Communication

Overload auf. Die vorliegende Studie erweitert die bisherigen Erkenntnisse zum Einfluss

bestimmter Personenmerkmale auf Verhaltensvariablen (Beyens et al., 2016; Hsiao et al., 2017;

Y. K. Lee et al., 2014) und gibt weiteren Aufschluss darüber, wann Personen die Nutzung von

OKA als belastend wahrnehmen. Zukünftige Studien sollten diese Befunde nutzen, um den

ganzheitlichen Prozess der Entstehung von Technostress im Zuge der Nutzung von OKA

abzubilden. Hohe selbstregulatorische Kompetenzen hinsichtlich der eigenen Internetnutzung

zeigten sich auch in dieser Studie als protektiver Faktor. In der Praxis können sowohl die

Stärkung der eigenen Selbstregulation als auch das Aufzeigen alternativer technologiebasierter

Copingstrategien Möglichkeiten zur Vermeidung von Technostress darstellen.

Page 102: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

98 Diskussion

4 Diskussion

Das Ziel der vorliegenden Dissertation und der Schriften des Kumulus besteht darin, die Rolle

verschiedener internetbezogener Kompetenzen im Rahmen von drei dysfunktionalen Facetten

der Internetnutzung – einer Cybermobbing-Täterschaft, einer IUD sowie dem Erleben von

Technostress – zu eruieren. Dabei werden unter anderem gemeinsame Einflüsse von

Kompetenzen und Personenmerkmalen sowie soziodemografischen Variablen auf bestimmte

dysfunktionale Facetten betrachtet, aber auch Interaktionen mit internetbezogenen Kognitionen

untersucht und zudem nationale Unterschiede beleuchtet. Die Ergebnisse der ersten Schrift des

Kumulus verdeutlichen dabei, dass neben einem jüngeren Alter und einem niedrigeren Grad an

Gewissenhaftigkeit bestimmte Dimensionen einer Internetnutzungskompetenz Prädiktoren

einer höheren IUD-Symptomatik darstellen, aber auch mit einer aktiven und passiven

Cybermobbing-Täterschaft einhergehen. Genauer betrachtet zeigt sich, dass höhere technische

sowie produktive und interaktive Kompetenzen die Symptomschwere einer IUD positiv

verstärken können. Außerdem ist zu beobachten, dass im Rahmen einer IUD vor allem eine

höhere Selbstregulationskompetenz und im Rahmen einer Cybermobbing-Täterschaft höhere

Reflexions- und kritische Analysekompetenz präventiv wirken können. Die Ergebnisse

verdeutlichen demnach sowohl den negativ verstärkenden Charakter als auch den protektiven

Wert einzelner Dimensionen der Internetnutzungskompetenz. Die Effekte der vier

Dimensionen einer Internetnutzungskompetenz auf eine IUD-Symptomatik konnten im

Rahmen der zweiten Schrift des Kumulus innerhalb einer deutschen Stichprobe repliziert

werden. Des Weiteren existieren den Daten zufolge kulturelle Unterschiede zwischen

Deutschland und China hinsichtlich der Ausprägung einer IUD und dem Einfluss von

Internetnutzungskompetenzen, von Internetnutzungserwartungen und von

Persönlichkeitsmerkmalen. Dabei steht (anders als in der deutschen Stichprobe) die

Selbstregulationskompetenz in der chinesischen Stichprobe in keinem Zusammenhang mit der

Symptombelastung einer IUD. Auf der anderen Seite korreliert eine höhere

Reflexionskompetenz in der chinesischen Stichprobe positiv mit einer Symptomausprägung

einer IUD, was letztlich auf kulturell unterschiedliche Mechanismen bei der Entstehung und

Aufrechterhaltung einer IUD schließen lässt. Die dritte Schrift des Kumulus, in der wieder eine

rein deutsche Stichprobe untersucht wurde, weist vor allem darauf hin, dass das Erleben eines

Online Communication Overloads mit höheren Internetnutzungserwartungen (sowohl

Vermeidungserwartungen als auch positive Erwartungen), höheren produktiven und

interaktiven Kompetenzen sowie einer niedrigeren Selbstregulationskompetenz einhergeht.

Des Weiteren zeigen sich signifikante Interaktionseffekte zwischen

Page 103: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 99

Internetnutzungserwartungen sowie den Kompetenzdimensionen Produktion und Interaktion

sowie Selbstregulation bei der Vorhersage eines Online Communication Overloads.

Im Folgenden werden die Hauptergebnisse hinsichtlich des Einflusses von

Internetnutzungskompetenzen für die jeweiligen dysfunktionalen Facetten einer

Internetnutzung getrennt betrachtet und vor dem Hintergrund bisheriger Forschung diskutiert.

Anschließend werden die Befunde zu weiteren Korrelaten einer Internetnutzungskompetenz

zusammengefasst und theoretisch eingeordnet. Darauf folgt eine gesamtheitliche Diskussion

der Relevanz einer Internetnutzungskompetenz im Rahmen von dysfunktionalen Facetten der

Internetnutzung sowie die Integration der Befunde in ein theoretisches Rahmenmodell. Daran

anschließend werden auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse und Annahmen praktische

Implikationen und Handlungsempfehlungen abgeleitet, welche für zukünftige

Trainingsmaßnahmen zur Prävention und Reduktion einer von dysfunktionalen Facetten der

Internetnutzung genutzt werden können. Abschließend werden Limitationen aufgezeigt, ein

Ausblick über weiteren Forschungsbedarf wird gegeben und ein kurzes Fazit gezogen.

4.1 Diskussion der Effekte einer Internetnutzungskompetenz im Rahmen einer

Cybermobbing-Täterschaft

Die Ergebnisse der ersten Schrift des Kumulus weisen auf signifikante Unterschiede

hinsichtlich produktiver und interaktiver Kompetenzen sowie der Reflexions- und

Selbstregulationskompetenz zwischen Cybermobbing-Tätern/-Täterinnen und denjenigen

Personen hin, die noch nicht in der Rolle des Täters/der Täterin waren. Diese Ergebnisse stehen

zum Teil in Einklang mit Befunden bisheriger Forschungsarbeiten. So konnten in anderen

Studien zum Beispiel höhere ethische Medienkompetenzen sowie eine höhere Online

Netiquette als protektive Faktoren einer Cybermobbing-Täterschaft aufgezeigt werden

(Kumazaki et al., 2011; C. R. Müller et al., 2014; Park et al., 2014). Beide Konzepte umfassen

dabei Kompetenzen der Reflexion des eigenen Handelns hinsichtlich ethischer und moralischer

Werte. Führt man diese Befunde mit den Ergebnissen aus der ersten Schrift des Kumulus, die

eine geringere Reflexionskompetenz als signifikanten Prädiktor der Wahrscheinlichkeit einer

Cybermobbing-Täterschaft aufzeigten, zusammen, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass es

Cybermobbing-Tätern/-Täterinnen offenbar generell schwerfällt, Inhalte, die sie rezipieren,

hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit und Absicht kritisch zu hinterfragen. Außerdem lässt sich

darauf schließen, dass es Cybermobbing-Tätern/-Täterinnen schwerer fällt, das eigene Handeln

kritisch zu reflektieren und über mögliche Konsequenzen und Folgen nachzudenken. Dies steht

auch in Einklang mit dem Ergebnis früherer Studien, dass Cybermobbing-Täter und

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100 Diskussion

-Täterinnen ein höheres impulsives, unkontrolliertes Verhalten aufzeigen, weniger

Empathiefähigkeit und Einfühlungsvermögen besitzen und dementsprechend die

Konsequenzen für das Opfer nicht richtig einschätzen können (z.B. Del Rey et al., 2016; Floros

et al., 2013; Vazsonyi, Machackova, Sevcikova, Smahel & Cerna, 2012; Zych et al., 2015).

Hinsichtlich der technischen Expertise zeigten sich im Gruppenvergleich (allerdings) wider

Erwarten keine Unterschiede zwischen Tätern/Täterinnen und Nicht-Tätern/Nicht-Täterinnen,

was zunächst im Widerspruch zu bisherigen Studien und Annahmen steht, die davon ausgehen,

dass das Macht- und Kräfteungleichgewicht (siehe Kapitel 2.2.1.2) beim Cybermobbing auch

auf eine höhere technische Expertise des Täters/der Täterin zurückzuführen ist (z.B. Festl,

2016; Kumazaki et al., 2011; Livingstone et al., 2011; Slonje et al., 2013). Zieht man jedoch

die Ergebnisse zur Dimension der Produktion und Interaktion heran, so bestätigt die höhere

Ausprägung auf Seiten der Cybermobbing-Täter/-Täterinnen die Annahme, dass

Täter/Täterinnen gute Kenntnisse über die Eigenschaften und Möglichkeiten des Internets und

insbesondere sozialer Medien besitzen und sich diese in ihrem Vorgehen gezielt zu Nutze

machen (Floros et al., 2013; Kwan & Skoric, 2013; Park et al., 2014). So scheint im Rahmen

des Mobbings über OKA weniger eine reine Expertise hinsichtlich der technischen

Handhabung von Internetanwendungen und internetfähiger Hardware die ausschlaggebende

Rolle zu spielen, sondern vielmehr ein höheres Wissen darüber, wie das Internet als Plattform

genutzt werden kann, um mit anderen Nutzerinnen und Nutzern zu interagieren

beziehungsweise eine höhere Aufgeschlossenheit gegenüber der eigenen Partizipation auf

sozialen Medien (z.B. das Kommentieren von Postings anderer Nutzerinnen und Nutzer oder

dem Posten eigener Beiträge). Eine höhere Expertise der Täterin/des Täters kann demnach eher

in diesen Bereichen zu einem möglichen Kräfteungleichgewicht führen. Eine niedrigere

Selbstregulationskompetenz hinsichtlich der eigenen Internetnutzung auf Seiten der

Cybermobbing-Täter/-Täterinnen steht in Einklang mit Arbeiten, die bereits Zusammenhänge

zwischen Cybermobbing-Verhalten und Tendenzen zu einer problematischen, unkontrollierten

Internetnutzung feststellen konnten (z.B. Chang et al., 2015; Jung et al., 2014; Nartgün &

Cicioglu, 2015; Yudes-Gómez et al., 2018). So scheinen Internetnutzer/-nutzerinnen, die das

Internet übermäßig und unkontrolliert nutzen und demnach diesbezüglich eine geringe

Selbstregulationskompetenz besitzen, auch dazu zu neigen, Cybermobbing zu betreiben.

Auf regressionsanalytischer Ebene können die oben genannten Effekte allerdings nicht

gänzlich bestätigt werden. Lediglich eine niedrigere Reflexionskompetenz zeigt sich als

signifikanter Prädiktor bei der Vorhersage der Wahrscheinlichkeit einer aktiven oder passiven

Cybermobbing-Täterschaft und stellt zur Folge die einzige Dimension der

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Diskussion 101

Internetnutzungskompetenz dar, die in einer höheren Ausprägung zur Vermeidung oder

Reduktion von Cybermobbing-Verhalten dienen kann. Außerdem zeigt sich, dass die kritische

Reflexionskompetenz zusätzlich zum Alter der Probandinnen und Probanden sowie deren Grad

an genereller Gewissenhaftigkeit signifikante Varianzanteile eine Cybermobbing-Täterschaft

aufklärt. Bei jüngeren Personen, die generell wenig Selbstdisziplin zeigen und gleichzeitig

Probleme darin haben, Onlineinhalte und die Absichten anderer Internetnutzerinnen und

-nutzer kritisch zu reflektieren, scheint das Risiko höher zu sein, Cybermobbing zu betreiben.

Dabei stellt die Reflexionskompetenz unter diesen Variablen denjenigen Faktor dar, der von

außen, zum Beispiel durch Trainingsmaßnahmen, zu beeinflussen ist und als Zugangspunkt zu

einer möglichen Prävention von Cybermobbing-Verhalten dienen kann. So konnte bereits eine

andere Studie den protektiven Effekt einer zur Reflexion anregenden Mitteilung auf die

Intention, eine beleidigende Nachricht zu posten, demonstrieren (Van Royen et al., 2017).

Weitere mögliche Trainingsmaßnahmen und praktische Implikationen werden in Kapitel 4.7

näher beleuchtet.

Die weiteren Kompetenzdimensionen, bei denen zuvor eine unterschiedliche

Ausprägung zwischen Personen mit und ohne Erfahrungen als Cybermobbing-Täter/-Täterin

aufgezeigt wurde (eine offenere Einstellung gegenüber der Interaktion und Produktion über

soziale Medien sowie Probleme darin, das eigene Internetnutzungsverhalten anhand eigener

Standards zu kontrollieren und zu regulieren), klären demgegenüber keine weiteren

Varianzanteile auf und scheinen demnach weniger geeignet zur direkten Vorhersage von

Cybermobbing-Verhalten zu sein.

4.2 Diskussion der Effekte einer Internetnutzungskompetenz im Rahmen der

Entstehung und Aufrechterhaltung einer Internet Use Disorder

Der Zusammenhang zwischen spezifischen Internetnutzungskompetenzen und einer IUD stellt

ebenfalls den Untersuchungsgegenstand von Schrift 1 sowie von Schrift 25 des Kumulus dar.

Auf korrelativer Ebene zeigen sich in beiden Schriften fast durchgängig für alle vier

Dimensionen der Internetnutzungskompetenz signifikante positive sowie negative

Zusammenhänge mit der Symptomausprägung einer IUD. Lediglich die Dimensionen der

Reflexion und kritischen Analyse wies nur in Schrift 1 des Kumulus eine schwache negative

5 Im Folgenden werden zunächst nur die Ergebnisse der deutschen Stichprobe (Schrift 2 des Kumulus) diskutiert

und theoretisch eingeordnet. Die gefundenen Effekte innerhalb der chinesischen Stichprobe sowie nationale

Unterschiede werden im weiteren Verlauf des Diskussionsteils aufgegriffen und theoretisch eingeordnet.

Page 106: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

102 Diskussion

Korrelation mit der Symptomausprägung einer IUD auf. Personen, die das Internet pathologisch

und unkontrolliert nutzen, scheint demnach auch die Kompetenz zu fehlen, die

Glaubwürdigkeit und Absichten von Inhalten, die sie online konsumieren, einschätzen zu

können. Dieser Zusammenhang konnte in Schrift 2 des Kumulus jedoch nicht repliziert werden.

Zudem existieren bislang noch keine weiteren empirischen Arbeiten, die diesen

Zusammenhang explizit geprüft haben. Die empirische Evidenz eines Einflusses reflektierender

Kompetenzen, zumindest mit der inhaltlichen Ausrichtung der in dieser Arbeit geprüften

Dimension, auf die Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD ist demnach zu bezweifeln

und es benötigt weitere Studien, um einen möglichen Effekt zu eruieren.

Hinsichtlich technischer Kompetenzen zeigt sich in beiden Schriften ein kleiner

positiver Effekt und hinsichtlich produktiver/interaktiver Kompetenzen ein mittlerer positiver

Effekt. Personen, die demnach höhere technische Kompetenzen sowie einen höheren

produktiven und interaktiven Zugang zum Internet aufweisen, scheinen auch eher anfällig für

eine problematische oder pathologische Nutzungsweise des Internets zu sein, was sich mit den

in Kapitel 4.1 dargelegten Annahmen deckt und mögliche Verknüpfungspunkte zwischen den

Phänomenen des Cybermobbings und der IUD darstellen kann (eine Zusammenführung der

Ergebnisse erfolgt in Kapitel 4.6). Die Ergebnisse bestätigen ebenfalls frühere Studien, die

höheres technisches Wissen und eine positivere und offenere Einstellung gegenüber der

Nutzung von OKA als positive Prädiktoren einer IUD identifizieren konnten (Leung & Lee,

2011, 2012; Wegmann et al., 2015). Der positive Zusammenhang zwischen technischer

Expertise und den Symptomen einer IUD lässt sich aber möglicherweise auch darauf

zurückführen, dass Personen, die das Internet exzessiv nutzen, sich eventuell selbst auch eher

eine höhere Expertise im Umgang mit technischen Geräten und Funktionen von

Internetanwendungen zuschreiben, da sie diese auch täglich für einen großen Zeitraum nutzen.

Außerdem konnte herausgestellt werden, dass Personen, die eine positive Einstellung

gegenüber Onlineinteraktion und -partizipation haben, das Internet häufiger auch zu

Kommunikationszwecken nutzen (Ledbetter et al., 2011) und die Präferenz für OKA

gegebenenfalls zu einem gestörten Nutzungsverhalten führen kann (Fioravanti, Dèttore &

Casale, 2012). Diese Befunde weisen darauf hin, dass der Einfluss produktiver und interaktiver

Kompetenzen innerhalb der Entstehung und Aufrechterhaltung einer spezifischen IUD

beziehungsweise einer Internet Communication Disorder möglicherweise ausgeprägter

ausfällt. Die Untersuchung des Einflusses produktiver und interaktiver Kompetenzen (Schriften

1 und 2 des Kumulus) im Rahmen spezifischer IUDs (wie z.B. einer Internet Communication

Disorder) und die Prüfung möglicher Übereinstimmungen mit einer unspezifischen IUD

Page 107: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 103

beziehungsweise die Identifizierung möglicher Unterschiede sollte Gegenstand zukünftiger

Arbeiten sein.

Schriften 1 und 2 des Kumulus verdeutlichen außerdem, dass niedrigere

Selbstregulationskompetenzen mit höheren Symptomen einer IUD einhergehen. Dies bedeutet,

dass Personen, die sich im Rahmen ihrer eigenen Internetnutzung schlechter an persönliche

Standards halten können, wie zum Beispiel an einen vorher geplanten zeitlichen Rahmen zur

Nutzung des Internets, und Probleme damit haben, ihr Nutzungsverhalten selbstbestimmt zu

regulieren, eher eine exzessive und pathologische Nutzung des Internets aufweisen. Dies steht

in Einklang mit verschiedenen Studien, die bereits eine fehlende Selbstregulationskompetenz

als Einflussvariable bei einer exzessiven Internetnutzung identifiziert haben (z.B. Gökçearslan

et al., 2016; Haagsma et al., 2013; Van den Eijnden et al., 2010; van Deursen et al., 2015;

Wegmann et al., 2015). Zumal stellt eine mangelnde Kontrolle über die eigene Internetnutzung

ein wichtiges Diagnosekriterium einer IUD dar (vgl. Tabelle 1; Kriterien Kontrollverlust und

Fortsetzung; Brand & Laier, 2013; Griffiths, 2005).

In einer linearen Regressionsanalyse (Schrift 1 des Kumulus) gehörten die beiden

Dimensionen der Produktion und Interaktion sowie Selbstregulation zwar zu den Prädiktoren

mit den höchsten eigens aufgeklärten Varianzanteilen einer exzessiven Internetnutzung, die

Tatsache, dass alle Dimensionen eigene signifikante Varianzanteile aufklären, stärkt jedoch die

Annahme und Relevanz einer mehrdimensionalen Konzeption von Internetnutzungskompetenz

als Determinante der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer IUD. Die unterschiedlichen

Effekte der einzelnen Kompetenzdimensionen verdeutlichen, dass höhere internetbezogene

Kompetenzen nicht zwingend zu einer Reduktion von problematischem

Internetnutzungsverhalten führen. Die Analysen der ersten beiden Schriften des Kumulus

verdeutlichen vielmehr, dass technologiebasierte Kompetenzen wie Hard- und Softwareskills

sowie Wissen über die Nutzungsmöglichkeiten und Potentiale heutiger sozialer Medien und

OKA in einem positiven Zusammenhang mit den Symptomen einer IUD stehen und somit das

Risiko des Eingehens dysfunktionaler Verhaltensweisen im Internet erhöhen können.

Kompetenzen zur Selbstregulation scheinen hingegen negativ mit Tendenzen einer IUD

assoziiert zu sein, was für einen präventiven Wert dieser Dimensionen spricht.

4.3 Diskussion der Effekte einer Internetnutzungskompetenz im Rahmen des Erlebens

von Technostress

Die Befunde aus Schrift 3 des Kumulus legen nahe, dass das Erleben eines erhöhten Online

Communication Overloads, mit höheren Internetnutzungskompetenzen hinsichtlich der

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104 Diskussion

Produktion und Interaktion sowie niedrigeren Ausprägungen in der selbst eingeschätzten

Selbstregulationskompetenz einhergeht (mit jeweils schwachen bis mittleren Effektstärken).

Personen, die das Internet demnach als effiziente Plattform zur Partizipation und Interaktion

mit anderen Nutzerinnen und Nutzern wahrnehmen und/oder schlechter ihre eigene

Internetnutzung kontrollieren und regulieren können, scheinen auch eher von eingehenden

Mitteilungen überfordert. Bisherige Arbeiten fanden ähnliche Zusammenhänge (z.B. X. Cao &

Sun, 2018; LaRose et al., 2014), jedoch muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass es zum

jetzigen Zeitpunkt insgesamt noch zu wenige Studien gibt, welche die Prädiktoren und

Entstehungsmechanismen eines durch die Nutzung von OKA herbeigeführten Technostresses

systematisch untersucht haben. Die Befunde der dritten Schrift des Kumulus geben einen

Hinweis darauf, dass eine höhere Beteiligung in sozialen Medien, die zudem von einer geringen

Selbstregulationskompetenz hinsichtlich der eigenen Internetnutzung begleitet wird, zum

Erleben von Technostress führen kann. Außerdem zeigt sich, dass die technische Expertise

sowie reflektierende Kompetenzen keinen Einfluss auf die Höhe eines erlebten Online

Communication Overloads haben. Reine technische Kompetenzen führen demnach weder dazu,

dass eine individuelle Überlastung aufgrund einer übermäßigen Nutzung von OKA

beziehungsweise eingehenden Nachrichten entsteht, noch hilft technisches Wissen dabei, diese

zu vermeiden. Dabei wären beide Zusammenhänge denkbar gewesen, da sowohl angenommen

werden kann, dass höhere technische Kompetenzen zu einer häufigeren Nutzung des Internets

führen (z.B. Livingstone & Helsper, 2009) als auch, dass ein höheres Wissen über bestimmte

Funktionalitäten, zum Beispiel, wie man das Smartphone in den Nicht-Stören-Modus schaltet,

dazu führt, dass man sich weniger von Benachrichtigungen überlastet fühlt (vgl. Gui et al.,

2017).

Die Kompetenz der Reflexion und kritischen Analyse spielt in dieser Arbeit ebenso wie

die technische Expertise keine Rolle beim Erleben eines Online Communication Overloads.

Dies kann unter anderem an der inhaltlichen Ausrichtung der Skala des Fragebogens zur

Erfassung von Internetnutzungskompetenz liegen. Möglicherweise scheinen im Rahmen des

Erlebens von Technostress eher Kompetenzen relevant zu sein, die eine stärkere Reflexion des

Verhaltens des Nutzers/der Nutzerin selbst ermöglichen und weniger die Kompetenz,

einschätzen zu können, ob eine Information oder eine Nachricht glaubwürdig ist oder was ein

anderer Nutzer/eine andere Nutzerin mit seinem/ihrem Verhalten online bezwecken will.

Entscheidender scheint es, ob der Nutzer/die Nutzerin fähig ist, sein/ihr eigenes

Nutzungsverhalten zu reflektieren sowie der Frage nachzugehen, warum er/sie eine

Überlastung empfindet, um daraus mögliche Problemlösestrategien zu entwickeln. In diesem

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Diskussion 105

Zusammenhang bedarf es jedoch noch weiterer Forschung und den dargelegten Annahmen fehlt

derzeit noch die empirische Grundlage.

Personen, die einen Online Information Overload erleben beziehungsweise höhere

Werte in dieser Skala aufweisen, fühlen sich vor allem mit zu vielen irrelevanten Informationen

auf SNS oder über OKA konfrontiert, die sie zum Teil gar nicht aufnehmen oder verarbeiten

können (Maier, 2014). Dabei handelt es sich vor allem um Posts von Freunden/Freundinnen

oder Beiträge von Seiten, die der Nutzer/die Nutzerin abonniert hat, welche ihn/sie meist nicht

direkt erreichen, sondern erst, wenn er/sie die SNS besucht (außer es wurden dafür spezifische

Benachrichtigungen eingestellt). Außerdem zählen dazu Beiträge in Gruppenchats, die

meistens nicht direkt an eine bestimmte Person, sondern alle Gruppenteilnehmer gerichtet sind.

Der Nutzer/die Nutzerin kann demnach selbst entscheiden, wann er/sie diese Informationen

aufnehmen will und er/sie fühlt sich möglicherweise einem geringeren Druck ausgesetzt,

schnell reagieren zu müssen. Da der Hauptteil der Informationen auch nicht an den Nutzer/die

Nutzerin selbst gerichtet ist, kann es sein, dass er/sie keinen beziehungsweise nur einen

niedrigeren sozialen Druck empfindet, schnell alle neuen Informationen konsumieren zu

müssen. Die dabei fehlende soziale Komponente kann ein möglicher Hinweis darauf sein,

warum anders als beim Online Communication Overload, bei dem soziale Aspekte eine größere

Rolle spielen (vgl. Kapitel 2.2.3.1), produktive/interaktive sowie selbstregulatorische

Internetnutzungskompetenzen scheinbar keine einflussreiche Rolle spielen. Das soziale

Netzwerk Facebook wirbt zudem bei den Nutzerinnen und Nutzern damit, den eigenen News

Feed so gestalten zu können, dass sie nur noch relevante Inhalte von vorher festgelegten

abonnierten Seiten und Freunden/Freundinnen angezeigt bekommen (Facebook, 2017). Die

nötigen Einstellungen, um seinen News Feed zu individualisieren, sind dabei so einfach

vorzunehmen, dass dafür nicht zwingend eine hohe technische Expertise auf Seiten des

Nutzers/der Nutzerin vorliegen muss. So können auch Personen ohne ein großes technisches

Hintergrundwissen einer möglichen Informationsüberlastung aus dem Weg gehen, was den

nicht vorhandenen Einfluss der technischen Expertise auf den Grad des erlebten Online

Information Overloads erklären könnte. Die nicht vorhandene Korrelation zwischen der

Dimension der Reflexion und kritischen Analyse und dem Erleben eines Online Information

Overloads lässt sich, wie bereits zuvor dargelegt, auf die inhaltliche Ausrichtung der Skala des

genutzten Fragebogens zurückführen. Zudem scheint die Kompetenz, Inhalte hinsichtlich ihrer

Glaubwürdigkeit einschätzen zu können, erst relevant zu sein, wenn sich stärker mit einem

Beitrag auseinandergesetzt wird und noch nicht bereits bei der Sichtung relevanter Beiträge.

Insgesamt gesehen scheinen demnach keine höheren (oder niedrigeren)

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106 Diskussion

Internetnutzungskompetenzen notwendig zu sein, um unwichtige Informationen im Internet

auszublenden beziehungsweise sich aufgrund zu vieler irrelevanter Informationen nicht

überlastet zu fühlen. Es können vielmehr andere Kompetenzen eine Rolle spielen, die zu einem

besseren Umgang mit einer Informationsflut im Internet beitragen. Dies könnten zum Beispiel

eine höhere Selbstwirksamkeit sein, also die Überzeugung, selbst mit einer möglichen

Informationsflut umgehen und relevante Information herausfiltern zu können (J. B. Schmitt,

Debbelt & Schneider, 2018), oder eine generell höhere kognitive Belastungsfähigkeit, um auch

während parallel durchzuführender Aufgaben (Multitasking) eine gewissenhafte Rezeption und

Aufnahme von Informationen zu ermöglichen (Karr-Wisniewski & Lu, 2010).

Der gefundene Interaktionseffekt zwischen den Nutzungskompetenzen und

Nutzungserwartungen auf das Erleben eines Online Communication Overloads wird an

inhaltlich passender Stelle in Kapitel 4.5 diskutiert.

4.4 Zwischenfazit

Insgesamt zeigen die drei Schriften des Kumulus, dass die einzelnen Dimensionen der

Internetnutzungskompetenz relevante und distinkte Merkmale für sowohl die Entstehung als

auch die Vermeidung dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung beziehungsweise

möglichen Folgen darstellen können. So weisen die Ergebnisse darauf hin, dass vor allem

selbstregulatorische Kompetenzen dysfunktionale Facetten vermindern können, während

höhere Kompetenzen in der Onlinepartizipation und -interaktion das Risiko dysfunktionaler

Verhaltensweisen und Reaktionen erhöhen. Die Kompetenz der Reflexion und kritischen

Analyse zeigt einen kleinen Effekt im Rahmen einer Cybermobbing-Täterschaft sowie im

Rahmen einer IUD (nur in Schrift 1 des Kumulus) und erweist sich dabei als möglicher

präventiver Faktor. Zusätzlich zeigt sich, dass die technische Expertise nur einen kleinen,

jedoch positiven Effekt auf die Symptombelastung einer IUD aufweist und sich im Rahmen des

Cybermobbings und des Erlebens von Technostress eher nicht als relevante Determinante

erweist. Der positive Zusammenhang zwischen technischer Expertise und den Symptomen

einer IUD lässt sich möglicherweise auch darauf zurückzuführen, dass Personen, die das

Internet exzessiv nutzen, sich selbst auch eher eine höhere Expertise im Umgang mit

technischen Geräten und Funktionen von Internetanwendungen zuschreiben, da sie diese auch

täglich für einen großen Zeitraum nutzen. Daraus lässt sich schließen, dass eine grundlegende

Anwendungskompetenz und technisches Know-how nicht automatisch einen funktionalen

Umgang mit dem Internet ermöglicht, sofern keine weiteren Kompetenzen, wie zum Beispiel

eine erhöhte Reflexions- oder Selbstregulationskompetenz, vorhanden sind. Abbildung 8 fasst

Page 111: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 107

die Haupteffekte der einzelnen Kompetenzdimensionen auf die dysfunktionalen Facetten der

Internetnutzung grafisch zusammen.

Abbildung 8. Schematische Darstellung der Zusammenhänge zwischen den vier Dimensionen

der Internetnutzungskompetenz und den drei untersuchten dysfunktionalen Facetten einer

Internetnutzung. Schmale Pfade visualisieren kleine Effektstärken, dicke Pfade visualisieren

mittlere bis große Effektstärken. Die gestrichelte Linie weist auf einen möglichen Effekt hin,

der sich jedoch nur in einer Schrift des Kumulus zeigte. Pluszeichen stellen positive Effekte

dar, Minuszeichen negative Effekte. Dysfunktionales Verhalten verstärkende Kompetenzen

sind in der ersten, oberen Ebene dargestellt. Die zweite Ebene umfasst die protektiven

Kompetenzfacetten.

4.5 Weitere Korrelate einer Internetnutzungskompetenz

In den drei Schriften des Kumulus werden neben Zusammenhängen von

Internetnutzungskompetenzen und dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung außerdem

Zusammenhänge mit Personenmerkmalen und internetbezogenen Kognitionen aufgezeigt.

Dabei zeigen die ersten beiden Schriften des Kumulus widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich

eines Alterseffekts bei der Ausprägung spezifischer Kompetenzen. So zeigt sich in Schrift 1

des Kumulus ein schwacher negativer Zusammenhang zwischen dem Alter der Probandinnen

und Probanden und der Höhe einer produktiven/interaktiven Kompetenz. Die Ergebnisse der

zweiten Schrift des Kumulus können diesen Befund jedoch nicht bestätigen. So zeigt sich hier

kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Alter und der Höhe von produktiven und

interaktiven Kompetenzen, sondern stattdessen eine mit dem Alter steigende technische

Expertise, jedoch ebenfalls mit einer schwachen Effektstärke. In einer Studie von van Deursen

und van Dijk (2010) mit Probandinnen und Probanden in einem Alter von 18 bis 80 Jahren

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108 Diskussion

konnte gezeigt werden, dass ältere Probandinnen und Probanden bei Aufgaben, in denen

grundlegende technische Internetkompetenzen benötigt wurden, schlechter abschnitten als

jüngere Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Alter der Stichproben aus den Schriften 1 und

2 des Kumulus war mit durchschnittlichen 20 Jahren jedoch insgesamt recht jung und auch das

maximale Alter mit 29 beziehungsweise 30 Jahren befindet sich noch innerhalb des Ranges der

Digital Natives, die generell eine höhere Medien-Affinität und ausgeprägtere Kompetenzen

hinsichtlich neuer Medien aufweisen (Prensky, 2001), was insgesamt die nicht gefundenen

beziehungsweise kleinen Alterseffekte erklärt. Es ist davon auszugehen, dass der Alterseffekt

erst bei einem höheren Altersrange zu beobachten ist (vgl. van Deursen & van Dijk, 2010).

Des Weiteren zeigten sich Zusammenhänge zwischen der Persönlichkeitseigenschaft

Gewissenhaftigkeit und zwei spezifischen Kompetenzdimensionen (Schrift 1 des Kumulus).

Personen mit einer niedrigen Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals Gewissenhaftigkeit,

was unter anderem für eine niedrige Sorgfalt und Verlässlichkeit sowie schlechte

Organisationsfähigkeit und Disziplin schließen lässt, können demnach ebenfalls ihr eigenes

Onlineverhalten schlechter regulieren und sind auch eher aufgeschlossen hinsichtlich der

Teilnahme und Interaktion im Internet (Schrift 1 des Kumulus). Dies geht überein mit Studien,

die zeigen konnten, dass eine höhere Gewissenhaftigkeit in einem negativen Zusammenhang

mit der Nutzung des Internets und Formen der Onlinekommunikation stehen (z.B. Butt &

Phillips, 2008; Swickert, Hittner, Harris & Herring, 2002; Wilson, Fornasier & White, 2010).

Es wird dabei angenommen, dass Personen, die hoch gewissenhaft sind und demnach

pflichtbewusst und verantwortungsvoll ihren Aufgaben nachgehen, die Nutzung des Internets

oder von OKA gering halten, da sie diese als zu hohes Risiko der Ablenkung oder

Prokrastination empfinden (vgl. C. Ross et al., 2009). Moore und McElroy (2012) gehen davon

aus, dass hoch gewissenhafte Personen nicht dazu bereit sind, viel Zeit und viele Ressourcen

für die Nutzung von Facebook aufzubringen, da sie dies zu sehr vom Verfolgen ihrer Ziele

ablenkt. In ihrer Studie konnten sie diese Annahme bestätigen und aufzeigen, dass

gewissenhafte Personen weniger Beiträge auf Facebook posten. Landers und Lounsbury (2006)

sowie McElroy, Hendrickson, Townsend und DeMarie (2007) konnten außerdem zeigen, dass

gewissenhafte Personen das Internet eher zu akademischen Zwecken nutzen und weniger in

ihrer Freizeit. Die Ergebnisse der ersten Schrift des Kumulus stützen diese Befunde indem sie

zeigen, dass Personen mit einem niedrigeren Grad an Gewissenhaftigkeit zudem

aufgeschlossener gegenüber der Nutzung des Internets zu Kommunikationszwecken sowie zur

Produktion eigener Beiträge sind und Probleme hinsichtlich ihrer eigenen

Regulationskompetenz besitzen.

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Diskussion 109

Schrift 2 des Kumulus adressiert zusätzlich die Fragestellung, ob nationale Unterschiede

hinsichtlich der Ausprägung einzelner Internetnutzungskompetenzen existieren und ob deren

Effekte auf die Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD in zwei verschiedenen Kulturen

unterschiedlich ausgeprägt sind. Innerhalb der deutschen Stichprobe replizieren und stützen die

korrelativen Zusammenhänge zwischen den Dimensionen der Internetnutzungskompetenz und

der Symptomausprägung einer IUD die Befunde aus Schrift 1 des Kumulus. Innerhalb der

chinesischen Stichprobe zeigten sich jedoch andere Effekte. Hier stellten ausgeprägtere

Reflexions- und Analysekompetenzen signifikante positive Korrelate einer IUD dar,

wohingegen Selbstregulation keinen Effekt auf die Symptombelastung einer IUD zu haben

scheint. Die unterschiedlichen länderspezifischen Effekte lassen auf unterschiedliche

Mechanismen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD schließen, welche unter

anderem auf kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede, wie kollektivistische und

individualistische Hintergründe, zurückgeführt werden können (Hofstede, 1984; Wheeler, Reis

& Bond, 1989). Für eine ausführliche Diskussion möglicher kultureller Effekte wird auf Schrift

2 des Kumulus verwiesen. Das Modell der Internetnutzungskompetenz (vgl. Abbildung 6) gilt

es demnach für den internationalen Einsatz weiter zu prüfen.

Schrift 3 des Kumulus gibt zusätzlich Aufschluss darüber, in welchem Zusammenhang

Internetnutzungskompetenzen und spezifische Nutzungserwartungen stehen.

Internetnutzungserwartungen stellen im I-PACE Modell von Brand et al. (2016)

internetbezogene Kognitionen dar, welche den Einfluss persönlicher Kernmerkmale auf die

unkontrollierte Nutzung einer spezifischen Internetanwendung mediieren können. Sowohl

Vermeidungserwartungen als auch positive Internetnutzungserwartungen stehen in Schrift 3

des Kumulus in Zusammenhang mit höheren produktiven/interaktiven Kompetenzen als auch

einer niedrigeren Selbstregulationskompetenz. Personen, die demnach das Internet als

Möglichkeit wahrnehmen, einfach mit anderen interagieren und eigene Inhalte produzieren zu

können, scheinen auch eher die Erwartung zu haben, durch ihre Nutzung Freude zu erleben

oder negative Gefühle zu reduzieren, was sich in einer verminderten Kontrolle über ihre eigene

Internetnutzung widerspiegeln kann. Dies steht in Einklang mit Befunden von Wegmann et al.

(2015), die neben bivariaten Korrelationen zwischen den genannten Kompetenzdimensionen

und Nutzungserwartungen außerdem Selbstregulation auf der einen Seite sowie positive als

auch Vermeidungserwartungen auf der anderen Seite als zwei Mediatoren im

Entstehungsprozess einer exzessiven Nutzung von OKA identifizieren konnten. Zusätzlich

weisen die Ergebnisse der dritten Schrift des Kumulus darauf hin, dass der erlebte Online

Communication Overload am höchsten ausgeprägt ist, wenn hohe

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110 Diskussion

Internetnutzungserwartungen und gleichzeitig hohe produktive/interaktive und niedrige

selbstregulatorische Kompetenzen vorliegen. Personen, die demnach offen gegenüber der

Nutzung von OKA und SNS sind und diese gezielt aufsuchen, um sich eigentlich unterhalten

zu fühlen und/oder alltäglichen Problemen aus dem Weg zu gehen, gleichzeitig aber

Schwierigkeiten darin haben, das Internet selbstbestimmt und kontrolliert zu nutzen, sich eher

überfordert und gestresst von der sozialen Interaktion über OKA und SNS fühlen. Dieses

Ergebnis lässt sich in die Befunde aus Schrift 1 und 2 integrieren. Dort konnten

übereinstimmende Effekte der Kompetenzdimensionen der Produktion und Interaktion sowie

Selbstregulation und Internetnutzungserwartungen auf die Symptome einer IUD herausgestellt

werden. Demnach scheinen die Kompetenzfacetten und Nutzungserwartungen, die bei der

Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD eine Rolle spielen, auch im Rahmen des Erlebens

eines Online Communication Overloads entscheidende Prädiktoren zu sein. An dieser Stelle

stellt sich jedoch die Frage, ob das Erleben eines Online Communication Overloads Ursache,

Folge oder ein parallel zu beobachtendes Phänomen zu einer exzessiven Nutzung des Internets

darstellt. Bisherige empirische Arbeiten zeigen hier widersprüchliche Ergebnisse. So weisen

verschiedene Studien darauf hin, dass eine exzessive Nutzung des Internets oder des

Smartphones beziehungsweise die daraus resultierenden negativen Konsequenzen zum Erleben

von Technostress führen können (Hsiao, 2017; Hsiao et al., 2017; Y. K. Lee et al., 2014).

Demgegenüber stehen Studien, die einen umgekehrten Effekt annehmen (Brooks et al., 2017;

Choi & Lim, 2016; Maier, Laumer, Weinert, et al., 2015). Zukünftige Studien sollten diese

Zusammenhänge in Kombinationen mit weiteren prädisponierenden Variablen näher prüfen,

um so Aussagen über die Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Technostress und einer IUD

treffen zu können.

4.6 Zusammenführung der Ergebnisse und abschließende Diskussion der Relevanz

einer Internetnutzungskompetenz

Wie in den vorherigen Kapiteln dargelegt, lassen sich die Befunde des Kumulus gut in die

bisherige Literatur und theoretischen Annahmen zu Determinanten und psychologischen

Mechanismen einer dysfunktionalen Internetnutzung und dem Erleben möglicher

Konsequenzen einer übermäßigen Nutzung einordnen. Im Folgenden soll ein theoretisches

Rahmenmodell zur Entstehung dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung vorgeschlagen

werden, welches die Befunde des Kumulus mit den Ergebnissen bisheriger Forschungsarbeiten

verknüpft und die Gemeinsamkeiten zwischen den drei Facetten beleuchtet. Hierzu soll bereits

an dieser Stelle betont werden, dass das Modell keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat,

Page 115: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 111

sondern insbesondere versucht, die wichtigsten Befunde der einschlägigen Arbeiten aus den

Bereichen des Cybermobbings, der IUD sowie des Technostresses zu verknüpfen und die

Befunde des Kumulus dort zu integrieren. Das Modell erhebt außerdem nicht den Anspruch

eines testbaren pfadanalytischen Modells, sondern soll an dieser Stelle lediglich zur

Veranschaulichung der Ergebnisse und derzeitigen Forschungslage dienen. Das Modell kann

in der Zukunft ebenfalls genutzt werden, um Hypothesen zu generieren und potentielle

Fragestellungen abzuleiten. Das Modell beinhaltet demnach auch theoretisch angenommene,

jedoch noch nicht ausreichend empirisch geprüfte Zusammenhänge, die als Anstoß für

kommende Studien dienen können. Das grafische Modell ist Abbildung 9 zu entnehmen. Auf

dessen einzelne Komponenten und Wirkungspfade wird im Folgenden eingegangen.

Das vorgeschlagene Modell orientiert sich am schematischen Aufbau des I-PACE

Modells nach Brand et al. (2016), welches die Entstehungsmechanismen einer spezifischen

IUD beschreibt. Da das I-PACE Modell jedoch in erster Linie auf etablierten

Suchtprozessmodellen und fundierten Erkenntnissen zu Entstehungsmechanismen einer

Suchterkrankung basiert, worunter sich die Phänomene des Cybermobbings und

Technostresses nicht verorten lassen, wird das vorgeschlagene Modell folglich deutlich

reduzierter gestaltet. Es fokussiert sich dabei insbesondere auf die zugrunde liegenden

Mechanismen und Prädiktoren der Entscheidung, das Internet in einer dysfunktionalen Art und

Weise zu nutzen beziehungsweise anfällig dafür zu sein, im Rahmen der eigenen

Internetnutzung Technostress zu erleben. Letzteres Phänomen wird dabei etwas losgelöst vom

Cybermobbing und einer pathologischen Internetnutzung betrachtet, da sich der

Internetnutzer/die Internetnutzerin nicht bewusst dazu entscheidet, eine kognitive Überlastung,

zum Beispiel infolge einer erhöhten Onlinekommunikation, zu erleben. Vielmehr wird im

Folgenden angenommen, dass es sich dabei um eine Konsequenz aus der Interaktion

verschiedener Prädispositionen und Merkmale der persönlichen Internetnutzung handelt. Ein

weiterer Fokus in diesem Modell liegt auf der Rolle der einzelnen Dimensionen der

Internetnutzungskompetenz (im Modell in doppelt gerahmten Kästchen dargestellt), die in

dieser Dissertation vorrangig untersucht wurden.

Die erste Ebene des Modells beinhaltet die persönlichen Merkmale oder auch

Prädispositionen des Internetnutzers/der Internetnutzerin. Bisherige Studien, inklusive den

Schriften des Kumulus, konnten aufzeigen, dass soziale Kognitionen, Persönlichkeitsfaktoren,

demografische Variablen sowie psychopathologische Symptome in allen der drei untersuchten

dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung eine wesentliche Rolle spielen (vgl. Kapitel

2.2.1.4, 2.2.2.5, 2.2.2.6 und 2.2.3.2). Sowohl im Rahmen einer Cybermobbing-Täterschaft als

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112 Diskussion

auch einer IUD zeigen sich soziales Misstrauen beziehungsweise fehlende/wenige soziale

Beziehungen als relevante soziale Kognitionen (Brand et al., 2016; Festl & Quandt, 2013;

Romera et al., 2016). Die Fear of Missing Out zeigte sich sowohl in der Technostress-

Forschung (Beyens et al., 2016; Reinecke et al., 2016) als auch bei der Entwicklung einer

spezifischen IUD (Elhai, Levine, Dvorak & Hall, 2016; Oberst, Wegmann, Stodt, Brand &

Chamarro, 2017; Stead & Bibby, 2017; Wegmann, Oberst, Stodt & Brand, 2017) in

vergangenen Arbeiten als relevanter Einflussfaktor, wobei sich die Fear of Missing Out im

Rahmen einer IUD weniger als stabiles Kernmerkmal erwies, sondern vielmehr als mediierende

internetbasierte Kognition (Wegmann, Oberst, et al., 2017). In Bezug auf die Entwicklung und

Aufrechterhaltung einer IUD sowie einer Cybermobbing-Täterschaft stellten sich in der

Vergangenheit ebenfalls eine fehlende soziale Unterstützung und eine erhöhte Einsamkeit als

prädiktive soziale Kognitionen heraus (z.B. Brand et al., 2016; Brewer & Kerslake, 2015; Peper

& Harvey, 2018; Yao & Zhong, 2014). Auf Seiten der stabilen Persönlichkeitsmerkmale zeigen

Studien aus allen drei Bereichen signifikante Zusammenhänge zwischen den Big Five und den

untersuchten dysfunktionalen Facetten. So konnte Schrift 1 des Kumulus einen niedrigeren

Grad an Gewissenhaftigkeit als korrelierende Persönlichkeitseigenschaft bei einer

Cybermobbing-Täterschaft sowie Symptomen einer IUD identifizieren, was in Einklang mit

weiteren Arbeiten steht, die zusätzlich Einflüsse der anderen Big Five Persönlichkeitsmerkmale

im Rahmen einer Cybermobbing-Täterschaft (niedrigere Gewissenhaftigkeit und

Verträglichkeit; van Geel et al., 2016), der IUD (höherer Neurotizismus sowie niedrigere

Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extraversion und Offenheit; Kayiş et al., 2016; Kuss, van

Rooij, et al., 2013; Pawlikowski et al., 2013; Yueyue Zhou, Li, Li, Wang & Zhao, 2017) sowie

des Erlebens von Technostress eruieren konnten (höherer Neurotizismus sowie niedrigere

Offenheit, Gewissenhaftigkeit und Extraversion; Krishnan, 2017). Eine weitere Facetten-

übergreifende Persönlichkeitseigenschaft stellt die Impulsivität dar, welche in hoher

Ausprägung sowohl beim Cybermobbing (Gámez-Guadix & Gini, 2016; Kokkinos et al., 2014)

als auch bei einer IUD eine Rolle spielt (F. Cao et al., 2007; Floros et al., 2013; H. W. Lee et

al., 2012). Außerdem konnten vergangene empirische Arbeiten einen niedrigeren Selbstwert

als Korrelat einer Cybermobbing-Täterschaft (Brewer & Kerslake, 2015; Fan, Chu, Zhang &

Zhou, 2016; Patchin & Hinduja, 2010), einer IUD (H.-K. Kim & Davis, 2009; Niemz, Griffiths

& Banyard, 2005; Sariyska et al., 2014; Servidio, Gentile & Boca, 2018) sowie des Entstehens

von Technostress feststellen (Korzynski et al., 2016). Hinsichtlich demografischer Variablen

zeigen Schrift 1 des Kumulus sowie bisherige Arbeiten, dass eher jüngere Internetnutzer und

-nutzerinnen als Cybermobbing-Täter/-Täterinnen in Erscheinung treten (z.B. Brochado et al.,

Page 117: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 113

2017) oder aber Symptome einer IUD aufweisen (z.B. Kaess et al., 2016; Kuss, van Rooij, et

al., 2013). Demgegenüber ist der Einfluss soziodemografischer Faktoren auf das Erleben von

Technostress bislang noch wenig untersucht, jedoch kann ein jüngeres Alter ebenfalls als

signifikantes Korrelat des Erlebens eines Online Communication Overloads angenommen

werden, da insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene OKA in großem Ausmaß nutzen

und durch die vielen Nachrichten, die sie täglich erhalten, auch einen höheren sozialen Druck,

schnell auf Nachrichten antworten zu müssen, empfinden (Pielot, Church & de Oliveira, 2014).

Psychopathologische Symptome konnten ebenfalls als persönliche Prädispositionen bei einer

Cybermobbing-Täterschaft (inbesondere eine höhere Agressivität; z.B. Jung et al., 2014;

Kokkinos et al., 2014), der Entwicklung einer exzessiven, pathologischen Nutzung des Internets

(vor allem depressive Symptomatiken, Aggressivität und Ängstlichkeit; z.B. Brand, Laier, et

al., 2014; Floros et al., 2014a, 2014b; Chih-Hung Ko et al., 2009; Sung et al., 2013) und dem

Erleben von Technostress (ebenfalls erhöhte Depressivität und Ängstlichkeit; Reinecke et al.,

2016) eruiert werden. In den bisherigen Arbeiten zum Thema Technostress besteht jedoch die

Frage, ob Technostress zu einer erhöhten Psychopathologie führt oder diese das Erleben von

Technostress eher begünstigt (Reinecke et al., 2016). Außerdem scheint es möglich, dass sich

beide Faktoren – ähnlich wie es im Prozess der Entstehung und Aufrechterhaltung einer IUD

angenommen wird (vgl. Brand et al., 2016) – mit der Zeit gegenseitig verstärken.

Die Ausführungen verdeutlichen, dass es durchaus Gemeinsamkeiten auf Ebene der

Merkmale und Charakteristiken einer Person gibt, die dazu beitragen können, dass ein

Nutzer/eine Nutzerin sich im Internet dysfunktional verhält, negative Konsequenzen aufgrund

seiner/ihrer Internetnutzung erfährt oder eine mögliche Überlastung aufgrund zu vieler sozialer

Interaktion online erlebt. So zeigten sich für alle drei dysfunktionalen Facetten vor allem

schlechte soziale Beziehungen und Kognitionen, verschiedene Ausprägungen hinsichtlich der

Big Five, ein geringer Selbstwert und depressive Symptome als signifikante Determinanten.

Im Rahmen des vorgeschlagenen Prozessmodells wird nun angenommen, dass die

beschriebenen dysfunktionalen Persönlichkeitsmerkmale einen Einfluss darauf haben, wie

Personen eine bestimmte Situation wahrnehmen und wie sie handeln, wenn sie mit einem

Problem oder Bedürfnis konfrontiert sind. Die Reaktion des Nutzers/der Nutzerin und die

darauffolgende Entscheidung, ein bestimmtes Onlineverhalten zu zeigen, wird dabei

maßgeblich von verwendeten Strategien, internetbezogenen Kognitionen und den

Internetnutzungskompetenzen beeinflusst. Auf die spezifischen Strategien und Kognitionen

wird im Folgenden getrennt nach der jeweiligen Nutzungsfacette näher eingegangen. Die Rolle

der Internetnutzungskompetenzen wird danach für alle drei Facetten beleuchtet.

Page 118: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

114 Diskussion

Arbeiten zum Thema Cybermobbing nehmen an, dass Täterinnen und Täter antisoziale

und aggressive Strategien verwenden, um ihren Opfern zu schaden (z.B. Bergmann & Baier,

2018; Jung et al., 2014; Kokkinos et al., 2014). Außerdem verfolgen Sie unter anderem das

Motiv, durch ihre Tat ihr eigenes Ansehen und Selbstbild aufzuwerten (Romera et al., 2016).

Diese Strategien und Motive können auch als sogenannte Copingmechanismen

beziehungsweise Bewältigungsstrategien verstanden werden. So ist anzunehmen, dass

Cybermobbing-Täterinnen und -Täter in Situationen, in denen sie sich schlecht fühlen, OKA

nutzen, um andere Personen zu schikanieren und sich dadurch besser zu fühlen oder sozial

wahrgenommen zu werden (vgl. Cassidy et al., 2009). Basierend auf dem Motiv und der

Absicht, Cybermobbing zu betreiben, stellt das Internet somit das Mittel zum Zweck dar. Dabei

wird davon ausgegangen, dass das Internet einen geschützten, anonymen Raum darstellt, um

das Bedürfnis zu befriedigen (vgl. Smith et al., 2008). Bestimmte Prädispositionen (z.B. ein

niedriger Selbstwert, Feindseligkeit und impulsives Verhalten) können demnach in bestimmten

Situationen (z.B. wenn der Täter/die Täterin selbst schikaniert wird oder aber vor einem

Problem steht; vgl. Calvete, Orue, Estévez, Villardón & Padilla, 2010; Wachs, Wolf & Pan,

2012) dazu führen, dass er/sie ein gewisses Bedürfnis entwickelt, sich seinen/ihren Problemen

zu entziehen, wofür er/sie bestimmte Strategien und Kognitionen entwickelt, die letztlich dazu

führen, dass auf Grundlage dessen eine bestimmte Reaktion gezeigt und sich für die Nutzung

des Internets und die jeweilige Handlung entschieden wird.

Ähnliche Verhaltensmuster zeigen sich bei der Entscheidung, das Internet immer wieder

aufzusuchen und eine exzessive und unkontrollierte Nutzungsart zu entwickeln. Der im

vorgeschlagenen Modell angenommene Prozess orientiert sich dabei am I-PACE Modell von

Brand et al. (2016), stellt die dort angenommen Wirkmechanismen jedoch vereinfacht und ohne

die dort angenommenen Verstärkungs- und Intensivierungsmechanismen dar, da die empirische

Evidenz zu Verstärkungsmechanismen oder Konditionierungseffekten für die anderen beiden

dysfunktionalen Facetten (Cybermobbing und Technostress) noch nicht ausreichend

beziehungsweise gar nicht vorliegen. Im Rahmen der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer

IUD wird davon ausgegangen, dass die Kernmerkmale einer Person den Ausschlag dafür geben,

wie eine bestimmte Situation subjektiv wahrgenommen wird. Dies kann zum Beispiel die

Konfrontation mit einem suchtrelevanten Stimulus oder das Erleben von Stress oder

persönlichen Konflikten sein. Solche Situationen führen wiederum zu einer individuellen

Reaktion, welche sich im Bedürfnis, das Internet zu nutzen, äußert. Mediiert wird der Einfluss

der Kernmerkmale auf die jeweilige Reaktion durch dysfunktionale Bewältigungsstrategien

beziehungsweise Copingstile (z.B. die Nutzung des Internets als Fluchtmöglichkeit vor

Page 119: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 115

persönlichen Problemen) oder auch internetbezogene Kognitionen, wie zum Beispiel

Internetnutzungserwartungen (z.B. die Nutzung des Internets, um sich besser zu fühlen und

Probleme zu vergessen; Brand, Laier, et al., 2014; Brand et al., 2016). Personen mit einer

Persönlichkeit, die zum Beispiel geprägt ist von erhöhter Einsamkeit, depressiven Symptomen

oder sozialer Ängstlichkeit, nehmen das Internet als Ort wahr, um persönliche Dissonanzen

auszugleichen. Die erlangte Gratifikation kann im weiteren Verlauf dann zur wiederholten und

exzessiven Nutzung führen, die mit negativen Konsequenzen und Problemen im Alltag

einhergeht.

Wie im Vorfeld dargelegt, stellt das Erleben von Technostress im Rahmen des

angenommenen theoretischen Modells nicht die Konsequenz einer aktiven Entscheidung des

Internetnutzers/der Internetnutzerin dar, sondern eher eine ungeplante Begleiterscheinung der

eigenen Internetnutzung. Auch wenn es noch an empirischer Evidenz zum Erleben von

Technostress im Rahmen der persönlichen Internetnutzung fehlt, soll das Phänomen des

Technostresses ebenfalls im angenommenen theoretischen Modell integriert werden, um im

Anschluss die Rolle der Internetnutzungskompetenz für alle drei Facetten gemeinsam

darzulegen. Eine gemeinsame Integration in das Modell macht insofern Sinn, als dass bei der

Darstellung der Kernmerkmale einer Person verdeutlicht werden konnte, dass bei Personen, die

Cybermobbing betreiben, eine IUD entwickeln oder aber durch die Nutzung von OKA Stress

erleben, ähnliche persönliche Prädispositionen (stabile Persönlichkeitsmerkmale,

psychopathologische Symptome, soziale Kognitionen) zugrunde liegend scheinen. Auch im

Rahmen der Entwicklung eines erhöhten Stresserlebens kann angenommen werden, dass

Personen mit diesen Merkmalen das Internet als möglichen Raum zur Flucht vor Problemen

oder zur Unterhaltung wahrnehmen und es dementsprechend auch wiederholt nutzen. Die

Befunde aus Schrift 3 des Kumulus zeigen außerdem, dass Personen, die eine höhere Erwartung

haben, dass das Internet dabei helfen kann, Probleme zu vergessen oder Spaß zu erleben, auch

eine höhere Belastung empfinden, die von der Nutzung von OKA ausgeht. Die häufige Nutzung

des Internets kann dann zu einer Überlastung auf Seiten des Nutzers/der Nutzerin führen,

welche sich in Gefühlen von Stress äußert (Blabst & Diefenbach, 2017; Maier, Laumer,

Eckhardt, et al., 2015). Dementsprechend wird das Erleben von Technostress beziehungsweise

eines Overloads als Resultat der persönlichen Internetnutzung sowie sozialen und

internetbasierten Kognitionen im Modell integriert. Dabei gilt auch hier das Zusammenspiel

und die Wechselwirkung von dysfunktionalen Persönlichkeitsmerkmalen und

Internetnutzungserwartungen sowie -kompetenzen als Auslöser des Erlebens von Technostress.

Page 120: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

116 Diskussion

Es bleibt die Frage offen, welche Rolle nun die Internetnutzungskompetenzen in diesem

beschriebenen Prozess spielen können. Die übereinstimmenden Ergebnisse aus den Schriften 1

und 2 des Kumulus zeigen, dass Symptome einer IUD positiv mit technischen und produktiven

Kompetenzen sowie negativ mit Selbstregulationskompetenzen zusammenhängen. Bei einer

Cybermobbing-Täterschaft hat sich vor allem die Kompetenzdimension der Reflexion und

kritischen Analyse als bedeutsamer Prädiktor gezeigt (Schrift 1 des Kumulus). Einen Online

Communication Overload erleben vor allem Personen, die hohe produktive und interaktive

sowie schlechte selbstregulatorische Kompetenzen aufweisen (Schrift 3 des Kumulus).

Dementsprechend stellen technische sowie produktive Kompetenzen eher positiv verstärkende

Kompetenzfacetten dar, wohingegen reflektierende und selbstregulatorische Kompetenzen eher

in einem negativen Zusammenhang mit den untersuchten Facetten stehen und deshalb

möglichem dysfunktionalen Verhalten und dessen Folgen entgegenwirken können. Im

vorgeschlagenen Modell sind die vier Dimensionen an verschiedenen Stellen im

Entscheidungs- und Entwicklungsprozess abgebildet. Zunächst wird angenommen, dass die

positiv verstärkenden Kompetenzen Einfluss auf den Effekt zwischen Personenmerkmalen und

der Wahrnehmung der Situation und der anschließenden Reaktion und Nutzungsintention

nehmen. Sowohl höheres technisches Wissen als auch eine positive Einstellung gegenüber

Onlineinteraktion ermöglichen einen offeneren Zugang zu neuen Medien und führen auch eher

zur Entscheidung, diese zu nutzen (z.B. Ledbetter et al., 2011; Leung & Lee, 2012). Ebenso

umfasst die Dimension der Produktion und Interaktion vor allem die Wahrnehmung des

Internets als möglichen Raum zur kreativen Produktion eigener Inhalte und zur Kommunikation

mit anderen (Stodt et al., 2015). Auf Grundlage der Befunde des Kumulus wird demnach auch

angenommen, dass höhere Ausprägungen in diesen beiden Dimensionen eher dazu führen,

häufiger das Internet als Mittel zu nutzen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder Bedürfnis

zu befriedigen. Niedrigere Ausprägungen dieser Kompetenzen hingegen führen

möglicherweise eher dazu, dass sich nicht als erstes dem Internet zugewendet wird oder

technische Hilfsmittel zur Lösung eines Problems beziehungsweise zur Bedürfnisbefriedigung

genutzt werden. Die beiden protektiven Kompetenzfacetten der Reflexion und Selbstregulation

werden im Modell als mögliche intervenierende Variablen zwischen der Reaktion auf eine

Situation sowie der anschließenden Nutzungsintention und der letztlichen Nutzung des

Internets integriert. Der Besitz reflektierender und regulatorischer Kompetenzen ermöglicht

direkt nach der Intention, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen oder eine bestimmte Anwendung

nutzen zu wollen, eine dysfunktionale Nutzung beziehungsweise Verhaltensweise abzuwenden.

Höhere reflektierende und regulatorische Kompetenzen tragen maßgeblich dazu dabei,

Page 121: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 117

verstärkt über die möglichen Konsequenzen des eigenen Handelns sowie über das eigene

Nutzungsmotiv nachzudenken, was letztlich dazu führt, dass sich entgegen der eigentlichen

Nutzungsintention entschieden wird (vgl. Stodt et al., 2015). Kann ein Internetnutzer/eine

Internetnutzerin dementsprechend gut über rezipierte Inhalte und das eigene Verhalten

reflektieren, sich an das eigene Zeitmanagement halten und mögliche entstehende

Problematiken im Auge behalten, kann dies auch dazu führen, dass die Internetnutzung an

dieser Stelle nicht fortgesetzt oder gar begonnen wird und das geplante Verhalten nicht gezeigt

wird. Wie bereits ausführlich dargelegt, stellen die Befunde der Schriften des Kumulus einen

ersten Schritt in der Identifizierung möglicher protektiver und verstärkender

Internetnutzungskompetenzen dar. Die im vorgeschlagenen Modell angenommenen

Wirkmechanismen der vier Kompetenzfacetten sollten demnach in zukünftigen Studien mit

Hilfe von Mediations- und Moderationsanalysen sowie Pfadmodellen weiter geprüft werden,

um mögliche präventive Mechanismen und Wechselwirkungen zu eruieren.

Zuletzt soll noch kurz auf mögliche direkte Überschneidungen und Zusammenhänge

zwischen den drei dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung eingegangen werden. Sowohl

Schrift 1 des Kumulus als auch vergangene Forschungsarbeiten konnten Zusammenhänge

zwischen einer pathologischen Internetnutzung und einer Cybermobbing-Täterschaft

feststellen (Casas et al., 2013; Chang et al., 2015; Eksi, 2012; Jung et al., 2014; Kırcaburun et

al., 2018; Yudes-Gómez et al., 2018). Demnach erscheint es durchaus möglich, dass Personen,

die zum Beispiel zunächst eine IUD entwickeln, im Rahmen ihrer Internetnutzung als

Hauptbeschäftigung weitere dysfunktionale Verhaltensweisen zeigen und zum Beispiel andere

Nutzerinnen und Nutzer schikanieren (vgl. Casas et al., 2013; Eksi, 2012). Andersherum kann

man vermuten, dass Personen, die andere online bloßstellen, gleichzeitig eine exzessive

Nutzung des Internets entwickeln, da sie zum Beispiel verfolgen wollen, was ihr Opfer gerade

tut, oder sie nach einer neuen Angriffsfläche suchen. Weitere Arbeiten konnten zudem den

Zusammenhang von Technostress und einer exzessiven, pathologischen Nutzung des Internets

herausstellen, wobei die Ursache-Wirkungs-Beziehung hier noch ungeklärt ist (Boonjing &

Chanvarasuth, 2017; Brooks et al., 2017; Choi & Lim, 2016; Hsiao, 2017; Hsiao et al., 2017;

Y. K. Lee et al., 2016; Y. K. Lee et al., 2014). Auch wenn es bereits erste empirische Evidenzen

hinsichtlich einer Koexistenz verschiedener dysfunktionaler Facetten oder Onlinerisiken gibt,

bedarf es hier jedoch ebenfalls noch weiterer empirischer Forschung, vor allem um mögliche

gemeinsame Determinanten zu eruieren, die dann in Präventions- und

Interventionsprogrammen gezielt adressiert werden können. Hierfür kann das dargestellte

Modell als theoretische Grundlage dienen.

Page 122: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

118 Diskussion

Abbildung 9. Theoretisches Modell der Entstehung dysfunktionaler Facetten der

Internetnutzung.

4.7 Praktische Implikationen und Handlungsempfehlungen

Im Folgenden sollen aus den Befunden der drei Schriften des Kumulus sowie den theoretischen

Annahmen praktische Implikationen abgeleitet werden. Dabei sollen auch erste Ideen zur

Integration der Ergebnisse, zum Beispiel im Rahmen von Medienkompetenz-Programmen,

angeführt werden.

Zunächst erscheint es wichtig nochmals zu verdeutlichen, dass das Internet mit all

seinen verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten trotz der aufgezeigten Gefahren und

dysfunktionalen Facetten von einer Vielzahl Menschen jeden Alters genutzt wird und die

weltweiten Nutzungszahlen auch in den nächsten Jahren weiter steigen werden (vgl. Kapitel

2.1). Viele Applikationen sind heute nicht mehr aus dem privaten und beruflichen Alltag vieler

Menschen wegzudenken, sei es das soziale Netzwerk, der Messenger-Dienst oder die

Suchmaschine. Das Internet stellt demnach vor allem ein Werkzeug dar, das viele alltägliche

Page 123: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 119

Aufgaben erleichtert und viele Nutzungsmöglichkeiten bietet. Des Weiteren ist klar ersichtlich,

dass sich das heutige Kommunikationsverhalten, nicht zuletzt durch die weite Verbreitung des

Smartphones, maßgeblich verändert hat. Auch dies bringt viele Vorteile mit sich. So kann

heutzutage zum Beispiel mit weit entfernt lebenden Verwandten oder Freunden ohne großen

Aufwand über Messenger-Dienste kommuniziert und Bilder oder Videos austauscht werden.

Wie eingangs bereits erwähnt, verfolgt diese Arbeit nicht das Ziel, das Internet oder das heutige

Nutzungsverhalten vieler Menschen zu verurteilen oder gar zu verteufeln. Der Hauptteil der

Internetnutzerinnen und Internetnutzer nutzt Onlineanwendungen und Apps in einer

funktionalen Art und Weise und integriert sie in den Alltag, ohne dass negative Konsequenzen

oder Probleme entstehen. Nichtsdestotrotz sind bei einigen Menschen diverse Problematiken

zu beobachten, die direkt oder indirekt mit der eigenen Nutzung des Internets oder der Nutzung

von anderen in Beziehung stehen (vgl. Kapitel 2.2). Die vorliegende Arbeit verfolgt daher das

Ziel, die Rolle von vermittelbaren Kompetenzen im Rahmen dysfunktionaler Facetten der

Internetnutzung herauszustellen. Dabei können und sollen die gewonnenen Ergebnisse auch

einen Anstoß für mögliche medienpädagogische Präventions- oder Trainingsprogramme geben.

Das Modell der Internetnutzungskompetenz stellte sich in der vorliegenden Arbeit als ein

Konstrukt dar, welches unterschiedliche Dimensionen umfasst, die mit verschiedenen

dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung in Beziehung stehen können. Auch wenn sich

eher technisch-orientierte Kompetenzen als positive Korrelate einer dysfunktionalen

Internetnutzung gezeigt haben, sollten diese Kompetenzen weiterhin einen fundamentalen

Bestandteil in Medienkompetenz-Programmen ausmachen. Technische Kompetenzen und

Wissen über heutige Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere im

Bereich Social Media, sowie eine offene Einstellung gegenüber OKA und SNS stellen

grundlegende Kompetenzen dar, die einen Zugang zu und effektiven Umgang mit neuen

Medien ermöglichen (vgl. Buckingham, 2007). Die Ergebnisse der Schriften dieser Dissertation

weisen jedoch darauf hin, dass diese Kompetenzen auch dysfunktionale Facetten der

Internetnutzung begünstigen können (vgl. Befunde zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer

IUD sowie zum Erleben von Technostress). Für eine mögliche Prävention dysfunktionaler

Facetten der Internetnutzung und deren Folgen scheinen allerdings vielmehr reflektierende und

selbstregulierende Kompetenzen eine entscheidende Rolle spielen (vgl. Befunde zu

Cybermobbing, IUD und Technostress). Die Vermittlung von Kompetenzen, die einen

Internetnutzer/eine Internetnutzerin dazu anleiten, Inhalte, mit denen sie online konfrontiert

sind, stärker hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit und Absicht zu reflektieren, selbst nicht

vorschnell und verantwortungslos im Internet zu handeln, sondern stets mögliche

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120 Diskussion

Konsequenzen zu berücksichtigen, persönlichen Regeln bezüglich der eigenen Internetnutzung

zu folgen und vor allem Wissen gewinnbringend einzusetzen, nehmen an dieser Stelle einen

zentralen Bestandteil ein und sollten einen verstärkten Einzug in heutige Medienkompetenz-

Programme und Lehrpläne erhalten. So kann bei einer gezielten Vermittlung reflektierender

und regulatorischer Kompetenzen zum Beispiel nicht nur dem Risiko der Entstehung einer

problematischen oder pathologischen Internetnutzung sowie der Bereitschaft, Cybermobbing

zu betreiben, vorgebeugt oder bereits einer existierenden Problematik entgegengewirkt werden,

sondern simultan auch das Risiko des Erlebens einer kognitiven Überlastung aufgrund

fortwährender Onlinekommunikation (Technostress) verringert werden. Die frühe Vermittlung

von reflektierenden und selbstregulatorischen Kompetenzen kann zudem einen

gewissenhafteren und selbstbestimmten Umgang mit dem Medium Internet fördern und somit

exzessiven, impulsiven oder delinquenten Verhaltensweisen entgegenwirken. Generell kann

kritisch hinterfragt werden, inwiefern es überhaupt sinnvoll erscheint, einen zu großen

Schwerpunkt auf die Vermittlung technischer Expertise und sogenannten Hard-Skills zu legen,

da sich Kinder und Jugendliche diese Kompetenzen bereits eigenständig im Rahmen ihrer

privaten Nutzung und persönlichen Interessen aneignen. Eine frühzeitige Vermittlung

reflektierender und selbstregulatorischer Kompetenzen ist insofern sinnvoller, da Kinder und

Jugendliche in diesem Alter wahrscheinlich empfänglicher für eine Kompetenzvermittlung sind

und gerade diese Kompetenzen die Entstehung dysfunktionaler Verhaltensweisen

beziehungsweise das Erleben von negativen Gefühlen aufgrund der eigenen Internetnutzung

vermeiden können.

Eine Orientierung für ein über die Vermittlung technischer Expertise hinausgehendes

Medienkompetenz-Programm stellt zum Beispiel der Medienkompetenzrahmen NRW (LVR

Zentrum für Medien und Bildung, 2018) dar. Dieser umfasst neben Kompetenzen zur

praktischen Handhabung von digitalen Medien auch Kompetenzen zur adäquaten

Kommunikation mit anderen, dem Produzieren und Präsentieren eigener Inhalte im Internet,

der kritischen Reflexion von Inhalten, Wissen über digitale Prinzipien und Hintergründe sowie

seit einer Aktualisierung im Oktober 2017 auch die Kompetenz der selbstregulierten

Mediennutzung (siehe Abbildung 10). Einzelne Subkategorien der sechs Hauptkompetenzen

lassen sich hierbei auch den Dimensionen des in dieser Arbeit untersuchten Modells der

Internetnutzungskompetenz (Stodt et al., 2015) zuordnen. So lässt sich die Dimension der

technischen Expertise vor allem in der ersten Kategorie des Medienkompetenzrahmens NRW

verorten (Subkategorien Medienausstattung und digitale Werkzeuge). Produktive und

interaktive Kompetenzen finden Einzug in Kategorie 4 (Produzieren und Präsentieren), diese

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Diskussion 121

ist jedoch stärker auf die praktische, kreative Beteiligung im Internet ausgerichtet. Die

Dimension der Reflexion und kritischen Analyse lässt sich sowohl in Kategorie 2

(Subkategorien Informationsbewertung und -kritik) sowie Kategorie 5 (Subkategorie

Medienanalyse) des Medienkompetenzrahmens NRW einordnen. Die

Selbstregulationskompetenz ist ebenfalls direkter Bestandteil von Kategorie 5 (Subkategorie

Selbstregulierte Mediennutzung). Die Befunde dieser Arbeit stützen demnach auch die

Aufnahme einzelner Kompetenzen als Bestandteil in den Medienkompetenzrahmen NRW.

Jedoch ist auch zu erkennen, dass das Modell der Internetnutzungskompetenz nicht alle der

vorgeschlagenen Kategorien umfasst sowie die inhaltlichen Ausrichtungen der einzelnen

Dimensionen leichte Unterschiede aufweisen. Eine Eruierung des direkten Einflusses weiterer

Kompetenzen, die Bestandteil des Medienkompetenzrahmens NRW sind (z.B. der Einfluss von

Wissen über Datenschutz und Informationssicherheit sowie Kommunikationsregeln),

beziehungsweise eine inhaltliche Justierung des derzeitigen Modells der

Internetnutzungskompetenz kann Gegenstand kommender Studien sein. Dieser Aspekt wird in

Kapitel 4.8 näher beleuchtet.

Abbildung 10. Medienkompetenzrahmen NRW (eigene grafische Darstellung nach LVR

Zentrum für Medien und Bildung, 2018). Fett dargestellte Kategorien stellen inhaltliche

Überschneidungen mit dem Modell der Internetnutzungskompetenz nach Stodt et al. (2015)

und den im Rahmen dieser Arbeit identifizierten einflussreichen Kompetenzdimensionen dar.

Es wird somit auf Grundlage der empirischen Ergebnisse dieser Dissertation

vorgeschlagen, die Vermittlung reflektierender und selbstregulatorischer Kompetenzen stärker

in aktuelle Medienkompetenz-Programme oder Lehrpläne zu integrieren. Dabei soll nicht von

der Vermittlung technischer Kompetenzen und Wissen über neue Medien abgesehen werden,

sondern vielmehr frühzeitig auf das Zusammenspiel verschiedener Kompetenzdimensionen

wertgelegt werden, um das eigene Wissen und die eigenen Kompetenzen funktional, reflektiert

und ohne sich selbst und anderen zu schaden, einzusetzen. Dabei sollten Jugendliche und junge

Erwachsene zum Beispiel dazu angehalten werden, im Rahmen ihrer eigenen Internetnutzung

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122 Diskussion

stets zu reflektieren, ob ein Beitrag wirklich gepostet oder geteilt werden sollte oder ob dies

eventuell mit negativen Konsequenzen für einen selbst oder andere verbunden sein kann und

es andere Personen eventuell verletzen könnte. Sie sollten zudem reflektieren, ob sie zu viel

Zeit im Internet verbringen und ob dies noch gewinnbringend und selbstbestimmt erfolgt, oder

ob es in bestimmten Situationen auch mal sinnvoll sein kann, für eine gewisse Zeit auf das

Internet oder das Smartphone zu verzichten, um anderen Dingen nachzugehen und weniger

kognitive Belastung zu erfahren. Zusätzlich sollte deutlich werden, dass das Internet zwar als

Mittel verwendet werden kann, um Bedürfnisse zu befriedigen, es selbst jedoch nicht die

Befriedigung darstellten sollte und dessen Nutzung sich auch nicht zur vornehmlichen Strategie

zur Lösung von Problemen entwickeln sollte.

Für verschiedene Ansätze, wie bestimmte Kompetenzen vermittelt werden können, soll

an dieser Stelle auf weiterführende medienpädagogische Angebote und Materialien wie die EU-

Initiative klicksafe.de, die Internetpräsenz des Internet-ABCs (internet-abc.de) sowie das

Medienkompetenzportal NRW (www.medienkompetenzportal-nrw.de) verwiesen werden.

4.8 Limitationen und Ausblick

Über die in den jeweiligen Diskussionsabschnitten in den drei Schriften des Kumulus

genannten Limitationen und möglichen weiteren Fragestellungen hinaus, sollen im Folgenden

weitere allgemeine Limitationen dieser Dissertation aufgezeigt und ein kurzer Ausblick auf

weiteren Forschungsbedarf gegeben werden.

Zum einen muss angemerkt werden, dass alle im Rahmen der drei Studien eingesetzten

Fragebögen auf Selbsteinschätzungen beruhen. Dies kann im Zuge des Fragebogens zur

Erfassung der Internetnutzungskompetenz zur Über- oder Unterschätzung der eigenen

internetbezogenen Kompetenzen geführt haben, was dementsprechend einen Einfluss auf die

gemessenen Zusammenhänge genommen haben könnte. Auch bei der Abfrage, ob ein

Proband/eine Probandin bereits als Täter/Täterin von Cybermobbing in Erscheinung getreten

ist, kann es zum Teil zu falschen Angaben gekommen sein, da sich Personen eventuell nicht

dazu bekennen wollten, dass sie in der Vergangenheit bereits einmal eine andere Person online

schikaniert haben. Außerdem ließen sich in Schrift 1 des Kumulus generell wenige

Probandinnen und Probanden mit einer Vergangenheit als Cybermobbing-Täter/-Täterin

identifizieren. Obwohl bei der Konstruktion der Fragebögen auf eine möglichst hohe

Standardisierung, zum Beispiel durch eindeutige Begriffsdefinitionen und ausführliche

Instruktionen, geachtet wurde, kann eine Beantwortung der Fragebögen nach sozialer

Erwünschtheit nicht vollends ausgeschlossen werden. Die daraus resultierende niedrige

Page 127: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 123

Varianz im Cybermobbing-Maß kann zu den relativ niedrigen beobachteten Effekten der

untersuchten Prädiktoren geführt haben. Es ist denkbar, dass innerhalb einer Stichprobe mit

einem größeren Anteil von Personen mit Erfahrungen als Cybermobbing-Täter/-Täterin größere

Effekte unter anderem in Bezug auf die korrelierenden Dimensionen der

Internetnutzungskompetenz aufzuzeigen gewesen wären. Ähnliches gilt für die Erfassung der

Symptomschwere hinsichtlich einer IUD. Alle drei Studien des Kumulus wurden innerhalb von

Gelegenheits- beziehungsweise Analogstichproben und nicht unter bestimmten

Patientengruppen mit einer diagnostizierten Problematik oder Pathologie durchgeführt. Es kann

demnach möglich sein, dass sich unter pathologischen Internetnutzerinnen und -nutzern andere,

stärkere Effekte beobachten lassen. Dass es sich dennoch um geeignete Stichproben zur

Prüfung der angenommenen Hypothesen handelte, zeigen zum einen die gefundenen

Prävalenzraten einer IUD, die im Einklang mit bisherigen Forschungsergebnissen stehen, sowie

die gefundenen Korrelate, die sich trotz einer nicht-diagnostizierten Pathologie mit den

Ergebnissen anderer Studien decken. Außerdem bestand ein Ziel der Studien darin,

Kompetenzdimensionen zu identifizieren, die in jüngeren Altersgruppen sowohl mit

funktionalen als auch dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung in Verbindung stehen.

Hierfür scheinen die untersuchten Stichproben insgesamt sinnvoll.

Des Weiteren muss berücksichtigt werden, dass auf Grundlage der gefundenen

Korrelationen zwischen spezifischen Internetnutzungskompetenzen und dysfunktionalen

Facetten der Internetnutzung noch keine Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge angenommen

werden können. Basierend auf den theoretischen Annahmen und der Tatsache, dass es bisher

noch wenig empirische Forschung in diesem Bereich gibt, stellen die Befunde jedoch einen

bedeutsamen Schritt zur Identifikation der Rolle spezifischer Kompetenzen im Rahmen einer

funktionalen und dysfunktionalen Internetnutzung dar. Um zu prüfen, inwiefern die

Vermittlung von spezifischen Kompetenzen einen Einfluss auf eine problematisches

Nutzungsverhalten haben kann beziehungsweise welchen präventiven Wert bestimmte

Kompetenzen aufweisen, werden in Zukunft Längsschnittstudien benötigt. Zusätzlich besteht

Verbesserungsbedarf bei der Operationalisierung der inhaltlichen Dimensionen des Modells

der Internetnutzungskompetenz (Stodt et al., 2015). So sollten vor allem die Dimensionen der

Produktion und Interaktion sowie Reflexion und kritische Analyse für die Durchführung

zukünftiger Studien um Items erweitert werden, die noch stärker den kreativen und produktiven

Zugang zu Social Media sowie die stärkere Reflexion des eigenen Internetverhaltens und nicht

nur die Kompetenz zur Bewertung fremder Inhalte erfassen. Ein Ansatzpunkt kann dafür die

inhaltliche Gestaltung der Kategorien des Medienkompetenzrahmens NRW (LVR Zentrum für

Page 128: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

124 Diskussion

Medien und Bildung, 2018) darstellen. Dort werden in den Kategorien Produzieren und

Präsentieren (Kategorie 4) sowie Analysieren und Reflektieren (Kategorie 5) unter anderem

zusätzliche Kompetenzen in der Medienproduktion, der eigenen Meinungsbildung und dem

Wissen über kreative Gestaltungsmittel integriert. Des Weiteren umfasst das Konzept der New

Media Literacy (T.-B. Lin et al., 2013) weitere Dimensionen einer kritischen Medienkompetenz

(Evaluation, Synthese, Analyse, Kreation und Partizipation), die ebenfalls als Grundlage und

Ausgangspunkt für mögliche inhaltliche Erweiterungen des Fragebogens zur Erfassung von

Internetnutzungskompetenz dienen können.

Die untersuchten Beispiele dysfunktionaler Facetten der Internetnutzung

(Cybermobbing, IUD und Technostress) haben im Rahmen dieser Arbeit einige

Gemeinsamkeiten aufgezeigt, zum Beispiel auf Ebene der persönlichen Prädispositionen sowie

Kognitionen und Kompetenzen, welche im angenommenen theoretischen Modell dargestellt

sind (siehe Abbildung 9). Dennoch dürfen sie nicht vollends vereinheitlicht werden. Zwar

wurden Zusammenhänge zwischen einer erhöhten Symptomausprägung einer IUD und einer

Cybermobbing-Täterschaft gefunden, dennoch ist nicht davon auszugehen, dass beide

Phänomene auf denselben psychologischen Wirkmechanismen beruhen beziehungsweise alle

Cybermobbing-Täter/-Täterin früher oder später eine pathologische Nutzung des Internets

aufweisen oder eine pathologische Internetnutzung irgendwann dazu führt, dass man selbst

andere Personen online schikaniert. Außerdem zeigten sich ähnliche zugrunde liegende Effekte

von prädisponierenden internetbezogenen Kompetenzen und Kognitionen bei einer IUD und

dem Erleben von Technostress. Dennoch ist auch hier davon auszugehen, dass den beiden

Phänomenen jeweils eigene spezifische Prädispositionen zugrundliegen und nicht jede Person

mit einer exzessiven Internetnutzung auch gleichzeitig oder infolgedessen eine kognitive

Überlastung oder Stress empfindet. Nichtsdestotrotz gibt es nun empirische Evidenzen dafür,

dass es gewisse Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Phänomenen geben kann, die

nicht unbeachtet bleiben sollten. Diese Erkenntnis erscheint insofern als wichtig, da sie die

mögliche globale, präventive oder intervenierende Wirksamkeit der

Internetnutzungskompetenz für verschiedene dysfunktionale Facetten der Internetnutzung

unterstreicht. Zukünftige Studien sollten die potentiellen Gemeinsamkeiten dieser und weiterer

dysfunktionaler Facetten und Onlinerisiken eruieren, um so mögliche übergreifende

Präventionsprogramme abzuleiten.

Page 129: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

Diskussion 125

4.9 Zusammenfassung und Konklusion

Die vorliegende kumulative Dissertation verdeutlicht den präventiven sowie begünstigenden

Wert verschiedener Dimensionen der Internetnutzungskompetenz beim Eingehen und Erleben

von dysfunktionalen Facetten der Internetnutzung. Dabei wurden drei dysfunktionale Facetten

der Internetnutzung fokussiert: das Betreiben von Cybermobbing, die Entwicklung und

Aufrechterhaltung einer exzessiven und unkontrollierten Internetnutzung (IUD) sowie das

Erleben von Technostress. Dabei zeigten sich sowohl jüngere Personen mit einem niedrigeren

Grad an Gewissenhaftigkeit und einem Mangel an reflektierenden Kompetenzen als Täterinnen

und Täter von Cybermobbing (Schrift 1 des Kumulus). Eine höhere Symptombelastung durch

eine exzessive und unkontrollierte Internetnutzung (IUD) wiesen demgegenüber jüngere

Personen mit höheren technischen und interaktiven Kompetenzen sowie insbesondere niedrigen

selbstregulatorischen Kompetenzen auf. Diese Effekte zeigten sich sowohl innerhalb der

Stichprobe der Studie aus Schrift 1 sowie der deutschen Stichprobe der Studie aus Schrift 2 des

Kumulus. In Schrift 1 zeigte sich zusätzlich ein schwacher negativer Zusammenhang zwischen

reflektierenden Kompetenzen und einer höheren IUD-Symptomatik, der sich in Schrift 2 jedoch

nicht bestätigen konnte. In Schrift 2 des Kumulus konnten zusätzlich nationale Unterschiede

im Einfluss von Internetnutzungskompetenzen auf Symptome einer IUD herausgestellt werden.

Innerhalb der chinesischen Stichprobe zeigte sich demnach kein signifikanter Einfluss der

Kompetenzdimension Selbstregulation, jedoch zeigten Personen mit höheren reflektierenden

Kompetenzen eine höhere Symptombelastung aufgrund einer exzessiven und pathologischen

Internetnutzung. Die dritte im Rahmen dieser kumulativen Dissertation untersuchte Facette

stellt der erlebte Technostress dar, der mit einer erhöhten wahrgenommenen Kommunikations-

und Informationsflut im Internet einhergeht (Schrift 3 des Kumulus). Hier zeigten sich ebenfalls

ein offenerer Zugang und eine positivere Einstellung zu OKA sowie schlechtere

Selbstregulationskompetenzen als Determinanten einer erhöhten Überlastung aufgrund

zunehmender Onlinekommunikation. Außerdem konnten signifikante Wechselwirkungen

zwischen Internetnutzungskompetenzen und -erwartungen bei der Aufklärung eines Online

Communication Overloads aufgezeigt werden, wobei Personen mit hohen

produktiven/interaktiven sowie niedrigen selbstregulatorischen Kompetenzen und gleichzeitig

hohen Erwartungen an das Internet zum Erleben positiver oder zur Vermeidung negativer

Gefühle die höchste Überlastung zeigten.

Somit zeigen die Ergebnisse aus den Schriften des Kumulus, dass spezifische

Kompetenzen dafür entscheidend zu sein scheinen, ob und wie jemand das Internet vorteilhaft

oder weniger vorteilhaft für sich oder andere nutzt. Dabei wiesen die Kompetenzdimensionen

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126 Diskussion

nicht immer dieselben Effekte auf und die Rolle der Dimensionen ist abhängig von der

jeweiligen untersuchten dysfunktionalen Internetnutzungsfacette. Die Ergebnisse des Kumulus

weisen darauf hin, dass die Effekte einzelner Prädispositionen und Kognitionen (z.B. eine

niedrige Gewissenhaftigkeit, hohe Internetnutzungserwartungen) auf das Eingehen

dysfunktionaler Internetnutzungsfacetten sowie das Erleben negativer Konsequenzen und

Probleme im Alltag mit Hilfe guter reflektierender und selbstregulatorischer Kompetenzen

aufgefangen werden können. Die Kompetenzdimensionen der technischen Expertise sowie

Produktion und Interaktion erwiesen sich insgesamt als weniger relevant für die Vermeidung

der untersuchten Facetten, sodass davon auszugehen ist, dass ein grundlegendes Wissen und

Anwendungskompetenzen nicht zwangsläufig einen funktionalen Umgang mit dem Internet

gewährleisten. Die Befunde der Schriften des Kumulus wurden im Rahmen dieser Arbeit

gemeinsam mit den Ergebnissen vorheriger Studien in dem theoretischen Gesamtmodell zur

Erklärung dysfunktionalen Internetnutzungsverhaltens integriert. Dadurch wurde die

allgemeine Relevanz der Internetnutzungskompetenz im Rahmen der Entwicklung einer IUD,

dem Eingehen einer Cybermobbing-Täterschaft und dem Erleben von Technostress

verdeutlicht und Gemeinsamkeiten zwischen den drei dysfunktionalen Facetten aufgezeigt. Das

theoretische Modell gilt es in Zukunft zu prüfen und soll künftigen Studien als Grundlage zur

Herleitung von Fragestellungen und Hypothesen bei der Erforschung möglicher

Wechselwirkungen zwischen Personenmerkmalen, Kognitionen und Kompetenzen dienen.

Die Befunde der drei Schriften des Kumulus stellen einen wichtigen Schritt zur

Aufklärung präventiver und protektiver Korrelate einer dysfunktionalen Internetnutzung dar

und sollten genutzt werden, um Präventions- und Interventionsprogramme sowie

Medienkompetenz-Trainings zu ergänzen und weiterzuentwickeln.

Page 131: Internetnutzungskompetenz als Determinante funktionaler ... · Internet literacy domains could play in performing cyberbullying, in the development and maintenance of an Internet-use

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