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1 Einleitung: Die Papier-, Bɒro- und Schreibwarenbranche Eine besondere Herausforderung fɒr Un- ternehmen zur Reduzierung der Transakti- onskosten mit Hilfe von E-Procurement- Systemen stellen die sogenannten C-Arti- kel dar. Eine wichtige Rolle spielen dabei Papier-, Bɒro- und Schreibwaren (PBS), deren Kleinteiligkeit, individueller und schwer planbarer Verbrauch sowie gerin- ger Wert den Einkauf in Unternehmen zu- meist zu wenig standardisierten und auto- matisierten Bestellungen per Fax oder Te- lefon zwingt. Entsprechend hoch ist der Aufwand der manuellen Auftragserfas- sung beim Lieferanten. Die hieraus resul- Dipl.-Volkswirt Roman Beck, Johann Wolfgang Goethe-UniversitȨt Frankfurt am Main, Institut fɒr Wirtschaftsinformatik, Mertonstr. 17, D-60054 Frankfurt am Main, Tel.: (0 69) 7 98-2 32 78, E-Mail: [email protected], http:// www.wiwi.uni-frankfurt.de/~rbeck/ tierenden Einsparpotenziale durch Bɒnde- lung und Systematisierung des Auftrags- wesens durch EDI, WebEDI oder elektro- nische MarktplȨtze sind bezogen auf das Umsatzvolumen erheblich. Untersuchun- gen bei Bɒrobedarfsproduzenten haben er- geben, dass bei durchschnittlich 98 elek- tronisch eingehenden Bestellungen pro Tag je Bestellung ca. 4,50 DM gegenɒber konventionellen AuftragseingȨngen einge- spart werden [ Beck00]. Auf Grund der heterogenen Artikel und des hohen Beratungs- und Serviceaufwands gehɆrt die PBS-Branche zu einer stark mit- telstȨndisch geprȨgten Industrie. Dabei hȨngen Handel und Vertrieb der produzie- renden Unternehmen ebenfalls ɒberwie- gend von kleinen Unternehmen ab, die in der Regel weder fɒr EDI noch fɒr elektro- nische MarktplȨtze ausreichend gerɒstet sind. Des Weiteren erschweren die Markt- struktur und das Marktvolumen der Bran- che den Einsatz eines Standards zur Daten- ɒbermittlung. Das Marktvolumen fɒr alle in der PBS-Branche vertriebenen Produkt- gruppen lag im Jahr 1997 bei 15,160 Mrd. DM und stieg bis zum Jahr 1999 auf 15,475 Mrd. DM [BBW00] 1 . Im Folgenden wird gezeigt, dass es selbst in einer solchen Bran- che mɆglich ist, erfolgreich eine elektro- nische Supply Chain zu etablieren. 1.1 Unternehmensstruktur in der PBS-Branche Die PBS-Branche ist geprȨgt durch eine große Anzahl von meist familiengefɒhrten FachhandelsgeschȨften. Auf Lieferanten- bzw. Produzentenseite stehen dem Handel ca. 150 Anbieter gegenɒber, deren Unter- nehmensgrɆßen vom Kleinstunternehmen bis zu global agierenden Großunterneh- men reichen. Zahlreiche Akquisitionen auf Handels- und Anbieterseite fɒhrten zu ei- nem sich verschȨrfenden Wettbewerbs- druck. Trotz des Konzentrationsdrucks hat sich die als zweiseitiges Polypol zu be- zeichnende Nachfrager-Anbieter-Struktur kaum verȨndert, wie eine im Jahr 2000 durchgefɒhrte Untersuchung belegt [ Beck00]. Ɛhnliche Entwicklungen lassen sich auf der Handelsseite beobachten. Nicht nur die Zahl der unabhȨngigen Bɒrobedarfs- geschȨfte ist seit Jahren rɒcklȨufig sondern sie mussten auch kontinuierlich Markt- anteile an FachmȨrkte und sonstige Distri- butionskanȨle abgeben [BBW00]. Trotz dieser Entwicklung konnte der Fachhan- del seine Marktfɒhrerschaft zumindest be- haupten und gilt nach wie vor als wichtigs- ter Vertriebspartner fɒr die Industrie, wenn es darum geht, neue und beratungs- intensive Produkte im Markt zu etablie- ren. 1.2 Die BetriebsgrɆßen der PBS-Fachhandels Die weitaus grɆßere Zahl der FachhȨndler erwirtschaftet einen Umsatz von unter ei- ner Million DM pro Jahr (88% aller Fach- hȨndler); sie stellen somit nach herrschen- der Meinung keine potenziellen Nutzer von EDI dar, da die damit verbundenen hohen Einrichtungskosten i. d. R. nur von großen Unternehmen aufgebracht werden kɆnnen. Um dennoch die fɒr diese Bran- che wichtige Gruppe elektronisch anzu- binden, wurde mit WebEDI, direktem EDI und E-Mail-EDI eine Reihe von MɆglichkeiten geschaffen, um selbst Kleinstunternehmen in die Supply Chain zu integrieren. Internetquellen zu elektronischen MarktplȨtzen in der Papier-, Bɒro- und Schreibwarenindustrie Roman Beck WI – Fɒr Sie gesurft 630 WIRTSCHAFTSINFORMATIK 43 (2001) 6, S. 630–633

Internetquellen zu elektronischen Marktplätzen in der Papier-, Büro- und Schreibwarenindustrie

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Page 1: Internetquellen zu elektronischen Marktplätzen in der Papier-, Büro- und Schreibwarenindustrie

1 Einleitung:Die Papier-, B�ro- undSchreibwarenbranche

Eine besondere Herausforderung f�r Un-ternehmen zur Reduzierung der Transakti-onskosten mit Hilfe von E-Procurement-Systemen stellen die sogenannten C-Arti-kel dar. Eine wichtige Rolle spielen dabeiPapier-, B�ro- und Schreibwaren (PBS),deren Kleinteiligkeit, individueller undschwer planbarer Verbrauch sowie gerin-ger Wert den Einkauf in Unternehmen zu-meist zu wenig standardisierten und auto-matisierten Bestellungen per Fax oder Te-lefon zwingt. Entsprechend hoch ist derAufwand der manuellen Auftragserfas-sung beim Lieferanten. Die hieraus resul-

Dipl.-Volkswirt Roman Beck,JohannWolfgang Goethe-Universit�tFrankfurt amMain, Institut f�rWirtschaftsinformatik, Mertonstr. 17,D-60054 Frankfurt amMain,Tel.: (0 69) 7 98-2 32 78, E-Mail:[email protected], http://www.wiwi.uni-frankfurt.de/~rbeck/

tierenden Einsparpotenziale durch B�nde-lung und Systematisierung des Auftrags-wesens durch EDI, WebEDI oder elektro-nische Marktpl�tze sind bezogen auf dasUmsatzvolumen erheblich. Untersuchun-gen bei B�robedarfsproduzenten haben er-geben, dass bei durchschnittlich 98 elek-tronisch eingehenden Bestellungen proTag je Bestellung ca. 4,50 DM gegen�berkonventionellen Auftragseing�ngen einge-spart werden [Beck00].

AufGrund der heterogenenArtikel unddes hohenBeratungs- undServiceaufwandsgeh�rt die PBS-Branche zu einer stark mit-telst�ndisch gepr�gten Industrie. Dabeih�ngen Handel und Vertrieb der produzie-renden Unternehmen ebenfalls �berwie-gend von kleinen Unternehmen ab, die inder Regel weder f�r EDI noch f�r elektro-nische Marktpl�tze ausreichend ger�stetsind. Des Weiteren erschweren die Markt-struktur und das Marktvolumen der Bran-che den Einsatz eines Standards zur Daten-�bermittlung. Das Marktvolumen f�r allein der PBS-Branche vertriebenen Produkt-gruppen lag im Jahr 1997 bei 15,160 Mrd.DM und stieg bis zum Jahr 1999 auf 15,475Mrd. DM [BBW00]1. Im Folgenden wirdgezeigt, dass es selbst in einer solchenBran-che m�glich ist, erfolgreich eine elektro-nische SupplyChain zu etablieren.

1.1 Unternehmensstrukturin der PBS-Branche

Die PBS-Branche ist gepr�gt durch einegroße Anzahl von meist familiengef�hrtenFachhandelsgesch�ften. Auf Lieferanten-bzw. Produzentenseite stehen demHandelca. 150 Anbieter gegen�ber, deren Unter-nehmensgr�ßen vom Kleinstunternehmenbis zu global agierenden Großunterneh-men reichen. Zahlreiche Akquisitionen aufHandels- und Anbieterseite f�hrten zu ei-nem sich versch�rfenden Wettbewerbs-druck. Trotz des Konzentrationsdruckshat sich die als zweiseitiges Polypol zu be-zeichnende Nachfrager-Anbieter-Strukturkaum ver�ndert, wie eine im Jahr 2000durchgef�hrte Untersuchung belegt[Beck00].

�hnliche Entwicklungen lassen sich aufder Handelsseite beobachten. Nicht nurdie Zahl der unabh�ngigen B�robedarfs-gesch�fte ist seit Jahren r�ckl�ufig sondernsie mussten auch kontinuierlich Markt-anteile an Fachm�rkte und sonstige Distri-butionskan�le abgeben [BBW00]. Trotzdieser Entwicklung konnte der Fachhan-del seine Marktf�hrerschaft zumindest be-haupten und gilt nach wie vor als wichtigs-ter Vertriebspartner f�r die Industrie,wenn es darum geht, neue und beratungs-intensive Produkte im Markt zu etablie-ren.

1.2 Die Betriebsgr�ßender PBS-Fachhandels

Die weitaus gr�ßere Zahl der Fachh�ndlererwirtschaftet einen Umsatz von unter ei-ner Million DM pro Jahr (88% aller Fach-h�ndler); sie stellen somit nach herrschen-der Meinung keine potenziellen Nutzervon EDI dar, da die damit verbundenenhohen Einrichtungskosten i. d. R. nur vongroßen Unternehmen aufgebracht werdenk�nnen. Um dennoch die f�r diese Bran-che wichtige Gruppe elektronisch anzu-binden, wurde mit WebEDI, direktemEDI und E-Mail-EDI eine Reihe vonM�glichkeiten geschaffen, um selbstKleinstunternehmen in die Supply Chainzu integrieren.

Internetquellenzu elek t ronischenMar k tp l�t zenin der Papier-, B�ro- undSchreibwarenindust r ie

Roman Beck

WI – F�r Sie gesurft

630 WIRTSCHAFTSINFORMATIK 43 (2001) 6, S. 630–633

Page 2: Internetquellen zu elektronischen Marktplätzen in der Papier-, Büro- und Schreibwarenindustrie

2 Nutzung vonPBS-Marktpl�tzen

In der Vergangenheit gab es eine Reihe vonVersuchen, eine branchenweit einheitlicheelektronische Kommunikationsl�sung inder PBS-Branche zu realisieren. Bereits1993 versuchte eine vom BundesverbandB�rowirtschaft ins Leben gerufene Initia-tive unter dem Namen EDIOFFICE eineKonsensl�sung unter allen Marktteilneh-mern in Form eines eigenen EDIFACTSubset zu etablieren [Dedi99]. Zu diesemZeitpunkt verf�gten die Einzelh�ndler je-doch vielfach noch �ber keine geeigneteWarenwirtschaftssoftware, sodass die Ini-tiative ihr Ziel einer EDI-Integration beikleinen und mittelgroßen Unternehmennicht erreichte.

Dar�ber hinaus konnten sich die Teil-nehmer der Initiative nicht auf eine ge-meinsame L�sung einigen. Uneinigkeit be-stand insbesondere dar�ber, ob kundenin-dividuelle und damit kritische, unterneh-mensbezogene Daten zentral gespeichertwerden sollen. Die Einrichtung eines zen-tralen Marktplatzes bzw. eines Intermedi-�rs zur Organisation des elektronischenDatenaustausches scheiterte deshalb.

Ebenfalls 1993 entstand das von LouisLeitz initialisierte Projekt EDI-Part, dasaus sechs Markenherstellern und einemWarenwirtschaftssoftwareanbieter be-stand. Das Projekt kam jedoch �ber diePlanungsphase nicht hinaus. Erstmalswurde eine allgemeine Definition der be-n�tigten EDI-Nachrichtentypen verein-bart und die m�gliche Umsetzung in ei-ner Warenwirtschaft analysiert. Proble-

matisch war jedoch, dass man mit EDI-Part auf Basis eines eigenen ASCII-For-mates einen propriet�ren Nachrichten-standard definiert hatte. Als besondersschwierig stellte sich dar�ber hinaus dieDiffusion von EDI-Anwendungen imHandel heraus. Entsprechend der herr-schenden Meinung war bei geringem Be-legaufkommen und begrenzten Rech-nungsbetr�gen der Einsatz von EDI f�rkleine und mittelgroße Unternehmen un-wirtschaftlich. Um diesem generellenProblem zu begegnen, wurde nicht zu-letzt auf Anregung aus der Wissenschaftdurch st�rkere Fokussierung auf die Be-d�rfnisse der mittelst�ndischen Unter-nehmen mit PBSeasy ein elektronischerMarktplatz und eine E-Mail-EDI-L�sungentwickelt und angeboten, auf die im fol-genden Kapitel n�her eingegangen wird.

Tabelle 1 �bersicht �ber elektronische B2B-B�robedarfsmarktpl�tze

URL Information Besonderheiten

http://www.emaro.de Jointventure-Unternehmen der Deutschen Bank und SAPMarkets auf Basisvon mySAP.com. Vertr ieben werden neben B�robedar f auch B�rom�bel und-technik. Bemerkenswert ist die Integrationsm�glichkeit in bestehendeERP-Systeme.

+ ERP-Integrat ion+ Bestellstatusver folgung

http://www.quibiq.de Marktplatz der Baden-W�rttembergischen Bank f�r mit telst�ndischeUnternehmen. Die Produktpalet te umfasst neben B�robedar f auchEDV und Elektro-Kleinteile. Parallel bietet die BW-Bank eine Online-Zahlungsl�sung an.

+ B2B-Zahlungsverkehrsl�sung+ Sammelrechung+ Einkaufsagent+ Beschwerdemanagement

http://www.mercateo.de Mit telstandsorient ierter Marktplatz f�r B�robedar f und Zubeh�r aller Art.Unter www.mercateo.de bietet der deutsche Energiekonzern E.ON einenMarktplatz f�r B�robedar f, Industr iebedar f und Dienstleistungen an, dersich speziell an mit telst�ndische Unternehmen richtet. Der angeboteneService ist nur f�r Anbieter kostenpflicht ig (Grundgeb�hr zzgl. Provision),Kunden k�nnen in einer Suchmaske nach Produktgattung und Region (PLZ)eine Suchanfrage starten. �ber R�ckfragen und eingehende Angebote wirdder Kunde per E-Mail informier t, die er dann im Kundenbereich im Interneteinsehen kann. Die eingehenden Anfragen werden an die in Frage kom-menden Anbieter gesendet, die ein Angebot abgeben k�nnen. DieserVorgang er folgt nicht elektronisch, die gesendeten Angebote k�nnen auchper Post an den Marktplatzbetreiber �bermit telt werden.

+ Pool-Buying bzw. Power-Shopping+ Anbieterbewertung durch Kunden+ Verschl�sselung aller Internetsei ten

http://www.mondus.de Ein �hnliches Ver fahren wie mercateo wird auch von www.mondus.de ver-wendet. Der Kunde hat hier zus�tzlich die M�glichkei t, die gew�nschtenArt ikel durch Auswahl der entsprechenden Warengruppen zu best immen,unabh�ngig von Herstellernamen. Die Information �ber eingegangeneAngebotszusendungen er folgt ebenfalls per E-Mail an den Kunden.

+ Experten- und Verbrauchert ipps(ciao.de)

+ Liquidi t�tspr�fung

http://www.atradapro.de Atradapro bietet neben der Aukt ionsl�sung eine weitere, dem B2B-Marktvorbehaltene Reverse Auct ion auf einem vom B2C-Bereich getrenntenHandelsplattform. Eine Besonderhei t ist das Offline-Er fassungswerkzeugzum Herunterladen.

+ Offline-Er fassungswerkzeug+ Power-Shopping+ Ausschreibungen (Reverse Auct ion)

http://www.econia.com Bei Econia k�nnen Unternehmen ihren Jahresbedar f an B�romaterial aus-schreiben und Gebote einholen. Der Marktplatzbetreiber versucht damitgezielt Beh�rden, �mter und große Unternehmen als Kunden zu gewinnen.

+ Ausschreibungen (Reverse Auct ion)

ElektronischeMarktpl�tze in der Papier-, B�ro- und Schreibwarenindustrie

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Page 3: Internetquellen zu elektronischen Marktplätzen in der Papier-, Büro- und Schreibwarenindustrie

Neben den beschriebenen Bem�hungenzur Anbindung von Handelspartnern in-nerhalb der B�robedarfsbranche existierenheute eine Reihe von horizontalen elektro-nischen B�robedarfsmarktpl�tzen, die denBedarf unterschiedlicher Branchen abde-cken. Fast alle horizontalen B2B-Markt-pl�tze bieten neben b�romaterialspezi-fischen Warengruppen auch B�rom�belund EDV-Zubeh�r. Nachfolgend werden�berwiegend reine Anbieter von C-Arti-keln, also Verbrauchsg�tern im B�robe-darfsumfeld, beschrieben. Eine enge Ab-grenzung zu B2C-Marktpl�tzen ist nichtm�glich, da die Marktplatzbetreiber teil-weise auch an Privatkunden bzw. Selbst�n-dige als Endverbraucher liefern. Aufgrundder hohen Anzahl kann nur eine Auswahlder namhaftenMarktpl�tze in Tabelle 1 ge-geben werden. Etwaige Besonderheiten,die �ber die �blichen Serviceleistungen wiePreisvergleich, detaillierte Produkt-beschreibung oder qualifizierte Auswahlder Anbieter hinausgehen, werden geson-dert dargestellt.

Von besonderer Bedeutung f�r eine rei-bungslose und (zumindest teilweise) auto-matisierte Vorgehensweise auf Marktpl�t-zen sind �hnlich wie bei bidirektionalemEDI gepflegte und standardisierte Daten-s�tze. Im nachfolgenden Marktplatzbei-spiel PBSeasywurde deshalb imVorfeld in-tensiv an der Pflege von einheitlichen Wa-rengruppen, Farbcodes, Gattungsbegrif-fen, Verpackungseinheiten, Preiseinheitenund Umverpackungen gearbeitet, damitdie auf EANCOM basierenden Preis- undKatalogdaten (PRICAT-)Daten seman-tisch �ber die Vorgaben von EDIFCAT hi-naus f�r alle Marktteilnehmer einheitlichsind. Dazu geh�rt die eindeutige Zuord-nung einerEAN-Nummer (Barcode) zu ei-nem einzigen Produkt, um eine eineindeu-tige Zuordnung vonArtikel undDatensatzzu erm�glichen.UmdieDatenpflege zu in-tensivieren und f�r XML-basierte Anwen-dungen tauglich zu machen, arbeitet derPBS-Marktplatz seit Mitte 2000 mit BME-cat, dem sich als de facto Industriestandardabzeichnenden Katalogsystem f�r struktu-rierteDatenpr�sentation.

3 MarktplatzbeispielPBSeasy.de

Um das Ziel einer schnellen und verbesser-ten Beschaffung zu erreichen, wurde von

verschiedenen Unternehmen der PBS-Branche in den letzten Jahren zur Abwick-lung ihres Kerngesch�fts eine elektro-nische Vernetzung des B�robedarfhandelsin Form eines vertikalen Marktplatzes aus-gearbeitet. Eine �hnlich weit entwickelteelektronische Anbindung von KMU imB�robedarfssektor ist weder in den USAnoch in Japan vorhanden und darf deshalbauf diesem Gebiet als E-Commerce-Vor-reiter zwischen B�robedarfsindustrie undHandel bezeichnet werden. Aktuell bildetder Marktplatz unter www.pbseasy.derund 6.000 aktive Kunden-Lieferanten-Beziehungen ab. Dabei generieren dieH�ndler nach Betreiberangaben derzeitrund 120 Millionen DM Umsatz p. a.. Da-rin enthalten sind allerdings auch PBSeasy-direct-Ums�tze auf Basis klassischer EDI-Anwendungen, die ebenfalls angebotenwerden. Der katalogbasierte Marktplatzerlaubt die Verwaltung von �ber 115.000Artikeln mit rund 7,5 Millionen kundenin-dividuellen Preisdaten. Das System um-fasst Artikelstammdaten von derzeit 40 ge-listeten Lieferanten und erlaubt Preisver-gleiche zwischen den Anbietern. Zus�tz-lich bietet der Marktplatz Artikel- undBilddaten in verschiedenen Formaten zumHerunterladen an, um diese anschließendin vorhandene Warenwirtschaftssystemeeinpflegen zu k�nnen.

F�r online georderte Waren gew�hrtder Marktplatzbetreiber den mehr als1.000 registrierten H�ndlern einen Bestell-bonus von einem Prozent ihres Umsatzes.F�r H�ndler mit Warenwirtschaft undEDI-Konverter wird die Versendung einerBestellung im EDIFACT-Format mit je-weils 10.– DM verg�tet. Bereits im letztenJahr wurde als weiteres Produkt zur elek-tronischen Integration von KMU zus�tz-lich PBSeasy mail eingef�hrt. Bei diesemSystem k�nnen Artikelstammdaten perE-Mail empfangen und Bestellungen vers-endet werden. Als Datenschnittstelle ge-n�gt die von der Warenwirtschaftssoftwa-re vorgegebene ASCII-Struktur mit festenoder variablen Satzl�ngen. Die Bestellun-gen im ASCII-Format werden von einemWebserver empfangen und je nach Versen-der gem�ß der vorher festgelegten Strukturin EDIFACT ORDERS konvertiert unddem EDI-f�higen Empf�nger zugestellt.F�r mittelgroße und große Unternehmenbietet die auf klassischem EDI beruhendeL�sung PBSeasy direct den gr�ßten Auto-mations- und damit Nutzenvorteil. Elek-tronische Stammdaten, Bestellungen, Lie-

ferschein- und auch Rechnungsdaten wer-den so direkt zwischen Lieferant und Kun-de in EDIFACT-Nachrichtentypen aus-getauscht und automatisch verarbeitet.

4 E-Commerceim PBS-Markt

Trotz der beschriebenen Integrationspro-bleme von KMU – der mit �ber 80% Um-satzanteil vorherrschenden Betriebsgr�ßein der PBS-Branche – in elektronische Be-schaffungssysteme ist die deutsche B�ro-wirtschaft mit deren vertikalen Markt imVergleich zu anderen Konsumg�terbran-chen auf dem Gebiet der elektronischenAnbindung von Gesch�ftspartnern f�h-rend. Die Boston Consulting Group hat ineiner Untersuchung aus dem Jahr 2000 f�rdie US-amerikanische B�robedarfsindus-trie eine B2B-E-Commerce-Nutzung in2003 von lediglich 12% prognostiziert[BCG00]. Vergleicht man den US-B�ro-bedarfsmarkt mit anderen Industrien, soist er von seinem Branchenumsatz (386Mrd. $ in 1999) vergleichbar mit der Tele-kommunikationsbranche (41% E-Com-merce-Nutzung) und ist sogar gr�ßer alsder Finanzdienstleistungssektor mit einemE-Commerce-Anteil von 39% [BCG00].Vergleichbare Zahlen liegen f�r den deut-schen Markt nicht vor, jedoch ist dieDurchdringung mit IT-gest�tzten-Auf-tragsabwicklungssystemen hierzulandeschon heute wesentlich h�her [Beck00].

F�r den deutschen B2B-Markt ins-gesamt erwartet die Studie einen Zuwachsim klassischen, EDI-gebundenen Gesch�ftvon j�hrlich 8% bis 2003, im internet-gebundenen E-Commerce-Umfeld sogarvon 68% p. a.. Aus heutiger Sicht ist diedeutsche B�robedarfsbranche f�r die sichverst�rkende Nutzung von E-Commerce-Anwendungen bestens vorbereitet undkann in Zukunft durch die bereits voll-zogene EDI-Durchdringung sogar zu ei-nem Vorreiter auf dem Gebiet des elektro-nischen Datenaustauschs bei KMU avan-cieren.

5 Fazit

Sowohl der vertikale Marktplatz PBSeasyals auch die horizontalen C-Artikel-

Roman Beck

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Page 4: Internetquellen zu elektronischen Marktplätzen in der Papier-, Büro- und Schreibwarenindustrie

Marktpl�tze mit B�romaterial zeigendeutlich, dass ein großes Interesse an elek-tronischen Abwicklungssystemen zur Be-schaffung dieser G�ter besteht. Insbeson-dere der skizzierte PBSeasy-Marktplatzmit seiner schwierigen Handels- und Un-ternehmensstruktur darf als beispielhaftf�r andere Branchen angesehen werden, daes sowohl Anbieter als auch H�ndler undSoftwarehersteller verstanden haben, dieelektronische Standardisierung �ber einenzentralen und f�r alle offenen Intermedi�rvoranzutreiben, um selbst Kleinstunter-nehmen durch einen gelungene technischeUmsetzung und zus�tzliche Bonifizierungelektronisch in die Supply Chain zu inte-grieren. Die Kooperation mit BMEcat unddie strikte Einhaltung der Normungsvor-gaben haben zu einem gut gepflegten Da-tenpool gef�hrt, wie ihn vergleichsweisenur die CCG2 im Lebensmittelbereich mitSINFOS vorh�lt.

Anzumerken bleibt, dass bisher leiderkeine Anbindung von branchenfremdenUnternehmen an diesen Markt geplant ist.Große Unternehmen und Beh�rden k�nn-ten ebenfalls großen Nutzen aus der direk-ten Bestellung bei den Herstellern ziehenoder aber die f�r eine Bestellung aus demERP-System heraus notwendigen Datenherunterladen. Mit seiner Artikeltiefe undDatenvorhaltung ist der B2B-B�robe-darfsmarktplatz PBSeasy nicht nur weg-weisend f�r andere Branchen, sondernauch f�r die bestehenden horizontalen B�-robedarfsmarktpl�tze.

Anmerkungen

1 Die Umsatzzahlen und Daten zur Branchen-struktur werden vom Bundesverband B�ro-wirtschaft e. V. (BBW) j�hrlich erhoben. DerBundesverband B�rowirtschaft ist die Interes-

senvertretung der b�rowirtschaftlichen Fach-handels- und Dienstleistungsunternehmen inDeutschland.

2 Centrale f�r Coorganisation Gesellschaft(CCG). Die CCG pflegt neben dem SINFOS-Datenpool auch das EDIFACT Subset EAN-COM.

Literatur

[Beck00] Beck, R.: Electronic Commerce Stan-dards in der PBS-Branche: Empirische Unter-suchung zu EDI und XML. Arbeitspapier(00-15) Universit�t Frankfurt 2000.

[BBW00] Bundesverband B�rowirtschaft e.V.(BBW): BBE-Branchenreport, 2000.

[BCG00] Kipferle, A., The Boston ConsultingGroup: B2B E-Commerce in der Automobil-industrie. http://www.sesames.net/bcg.pdf, 2000.

[Dedi99] Deutsche EDI-Gesellschaft: EC/EDI-Jahrbuch, 1999.

ElektronischeMarktpl�tze in der Papier-, B�ro- und Schreibwarenindustrie

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