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(Aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut fiir Arbeitsphysiologie, Dortmund-Miinster.) Intravitale Bestimmung des Chlorgehaltes bei Menseh und Tier. Von Alexander Szak~ll. Mit 3 Textabbildungen. (Einffegangen am 20. April 1940.) Werden Bilanzversuche fiber l~ngere Zeit fortgesetzt, so k(innen durch Addition der ti~glichen kleinen Fehler allm~hlich recht betr~eht- ]iche Abweichungen yon den tatsiiehliehen Verhhltnissen entstehen. Es wird immer mSglich sein, fiber die Richtung der Bilanzkurve etwas auszusagen; es ist aber nicht mSglich, festzustellen, ob der Bestand des K6rpers nach einigen Versuchswochen gr6Ber oder kleiner ist als zu Beginn, sofern es sich nieht um sehr groBe Abweichungen handelt. Dieser l~Iangel aller Bilanzversuche wurde uns besonders bei der wieder- holten Durchf/ihrung yon Chlorbilanzen 1, 2, a, 4, ~ klar und veranlaBte uns, eine Methode zu suchen, mit der der gesamte Chlorbestand eines lebenden lgenschen odor Tieres festgestellt werden kann. Im Besitze einer derartigen Methode w/~re es m6glieh, den Anfangs- und Endpunkt einer Bilanzkurve gewissermaBen zu verankern und die Schwankungen in Beziehung zum gesamten Bestand des K6rpers zu setzen. DaB darfiber hinaus eine Bestimmung des Chlorbestandes des Menschen zur Kenn- zeiehnung seines konstitutionelIen und funktionellen Zustandes vorteil- haft sein kann, sei hier nur nebenbei erw/~hnt. Einer Anregung von Prof. G. Lehmann foigend wurde unserer Methode folgende l~berlegung zugrunde gelegt. Wird dem KSrper ein Salz zu- gefiihrt, dessen Anion sich in genau der gleichen Weise im K6rper ver- teilt wie das Chlorion, so ist aus der zugefiihrten Salzmenge und dem im Blutplasm~ ermittelten Verh~ltnis der Konzentrationen zwischen den beiden Ionenarten der Best~nd des K6rpers an Chlor zu errechnen. Man Wird fiir diesen Zweck ein Ion verwenden, das dem Chlorion chemisch m6glich nahe steht und das andererseits ungiftig genug ist, um in der n6tigen Menge zugeffihrt werden zu k6nnen. Aus diesem Grunde ver- wendeten wir zur Durehfiihrung unserer Versuche Bromsalze. Unabh/~ngig yon uns hat Weir ~ die gleiche Methode zur Bestimmung des Chlorbestandes ausgearbeitet. ]~r verwendet jedoeh erheblich gr6Bere ]~rommengen und hat die Bestimmungen nur an narkotisierten Hunden ausgefiihrt *. Unser Prinzip fuBt auf den neueren Erkenntnissen fiber das sog. extraeelluli~re Wasser. Man versteht hierunter das Blutwasser und diejenige Wassermenge, die * Ehm Beschreibung unserer Methode wurde bereits im JuU 1939 als Vortrag f(ir die geplante Tagung der Deutsehen Physiologischen Gesellschaft angemeldet.

Intravitale Bestimmung des Chlorgehaltes bei Mensch und Tier

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(Aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut fiir Arbeitsphysiologie, Dortmund-Miinster.)

Intravitale Bestimmung des Chlorgehaltes bei Menseh und Tier. Von

Alexander Szak~ll.

Mit 3 Textabbildungen.

(Einffegangen am 20. April 1940.)

Werden Bilanzversuche fiber l~ngere Zeit fortgesetzt, so k(innen durch Addition der ti~glichen kleinen Fehler allm~hlich recht betr~eht- ]iche Abweichungen yon den tatsiiehliehen Verhhltnissen entstehen. Es wird immer mSglich sein, fiber die Richtung der Bilanzkurve etwas auszusagen; es ist aber nicht mSglich, festzustellen, ob der Bestand des K6rpers nach einigen Versuchswochen gr6Ber oder kleiner ist als zu Beginn, sofern es sich nieht um sehr groBe Abweichungen handelt. Dieser l~Iangel aller Bilanzversuche wurde uns besonders bei der wieder- holten Durchf/ihrung yon Chlorbilanzen 1, 2, a, 4, ~ klar und veranlaBte uns, eine Methode zu suchen, mit der der gesamte Chlorbestand eines lebenden lgenschen odor Tieres festgestellt werden kann. I m Besitze einer derartigen Methode w/~re es m6glieh, den Anfangs- und Endpunkt einer Bilanzkurve gewissermaBen zu verankern und die Schwankungen in Beziehung zum gesamten Bestand des K6rpers zu setzen. DaB darfiber hinaus eine Bestimmung des Chlorbestandes des Menschen zur Kenn- zeiehnung seines konstitutionelIen und funktionellen Zustandes vorteil- haft sein kann, sei hier nur nebenbei erw/~hnt.

Einer Anregung von Prof. G. Lehmann foigend wurde unserer Methode folgende l~berlegung zugrunde gelegt. Wird dem KSrper ein Salz zu- gefiihrt, dessen Anion sich in genau der gleichen Weise im K6rper ver- teilt wie das Chlorion, so ist aus der zugefiihrten Salzmenge und dem im Blutplasm~ ermittel ten Verh~ltnis der Konzentrat ionen zwischen den beiden Ionenarten der Best~nd des K6rpers an Chlor zu errechnen. Man Wird fiir diesen Zweck ein Ion verwenden, das dem Chlorion chemisch m6glich nahe steht und das andererseits ungiftig genug ist, um in der n6tigen Menge zugeffihrt werden zu k6nnen. Aus diesem Grunde ver- wendeten wir zur Durehfiihrung unserer Versuche Bromsalze.

Unabh/~ngig yon uns hat Weir ~ die gleiche Methode zur Best immung des Chlorbestandes ausgearbeitet. ]~r verwendet jedoeh erheblich gr6Bere ]~rommengen und hat die Best immungen nur an narkotisierten Hunden ausgefiihrt *.

Unser Prinzip fuBt auf den neueren Erkenntnissen fiber das sog. extraeelluli~re Wasser. Man versteht hierunter das Blutwasser und diejenige Wassermenge, die

* Ehm Beschreibung unserer Methode wurde bereits im JuU 1939 als Vortrag f(ir die geplante Tagung der Deutsehen Physiologischen Gesellschaft angemeldet.

176 Alexander Szaks

den l'r zwischen Gefiii]capillaren und Zellwgnden erffillt. Von Peter8 ~, Darrow und Yannet s, Hastings und Eichelberger 9 wird die Auffassung vertreten, daft die Chloride des KSrpers ebenso wie das Natrium ausschlieftlich im extracellul~tren Wasser enthalten sind. Diese Ionen verm6gen nicht in die normale Parcnchym- zelle einzudringen. Durch die Tatsache, daft die gesunde Parenchymzclle gewissen Substanzen den Ein$rRt in das Zellinnere verwehrt, ist die MSglichkeit gegeben, die Menge des extracellul/~ren Wassers zu bestimmen.

Dic Konzentration einer ill bekarmtcr ]~enge injizierten geeigneten Substanz im Blutplasma ergibt die Gcsamtmenge des cxtracellul~iren l, Vassers. Die injizierte Suhstanz daft selbstverst/~ndlich im K6rper h6chstens in Spuren vorhanden sein, sic daft nicht allzu sehnell ausgesehieden oder zerst6rt werden und sehlieDlieh muft ihr der Eintritt in die Parenchymzellen verwehrt bleiben. Von Lavietes, Bourdillon und Klingh6[/er lo wurde fiir diesen Zweck z.B. :Natriumsulfat oder Natriumrhodanld verwendet. Die Ergebnisse zeigten, dal~ man mit ttilfe dieser Methode im gesunden K6rper zuverl~ssige Werte erhalten kann. Der Gr6ften- ordnung nach betragt die Menge des extracellulfiren Wassers etwa 24--30% des K6rpergewichtes. Versuehe der Eppingersehen Sehule n zeigten, daft gcwisse Krankheiten mit PermeabilithtsstSrungen der Parenehymzelle verbunden sind, welche den Eintritt der normalerweise nieht eindringenden Substanz in das Zell- inhere erm6gliehen, also den extracellularen Raum gr6Ber erscheinen lassen. In der Tat finder Roller n in solchen Fhllen den extracelluli~ren Raum stark vergr6ftert, wobei aueh Werte, die etwa 70 % des K6rpergewichtes betr~gen, vorkommen.

Ist dam oben erwi~hnte Prinzip, wonach Chlor ]edig]ich im extra- ce]lulhren Wasser entha]ten ist, riehtig, so l~lilt sich der Chlorbestand auch nach der Ermittlung der extracellul~ren Wassermenge bUS der Chlorkonzentration des Blutplasmas errechnen, Wir sehen demnach, dal~ sich der Chlorbestand des K6rpers auf zwei versehiedenen Wegen ermitteln ]~i3t: 1. Aus dem Verhi~ltnis der Konzentrationen einer dem Chlorion nahestehenden, dem K6rper in bekannter Menge zugefiihrten Substanz und des Chlors selbst im Blutplasma, 2. aus der Menge des extracellul~ren Wassers und der ChIorkonzentration des Blutplasmas.

Die einfaehen Verteilungsverh~ltnisse des Chlors im extracelluli~ren Wasser ]assen vermuten, dal~ sich auch dam dem Chlor sehr nahestehende Bromion in seiner Verteilung im KSrper ebenso wie das Chlor verhi~lt. Dies wurde bereits in /s Versuchen yon 2Yencki und Schoumow- S imanowsIcy 1~ angedeutet. Sie konnten nach wiederholter Bromzufuhr in den Organen den grSflten Bromgehalt ermitteln, welche auch am ehlorreiehsten waren. B6nniger ~a land den Quotienten C1/Br im Blut- plasma und in den roten Blutk6rperchen gleieh grol3. Neuere, in grol3em Umfange ausgeftihrte Organanalysen yon Weir und Hast ings 14, ferner yon Wallace und .Brodie 15 liefern den iiberzeugenden Beweis ffir die gleiehmaBige Verteilung yon Chlor und Brom im TierkSrper. Sie unter- suehten das Verh~ltnis Brd-C1/Br nach Bromffitterung in den einzelnen Organen, wie Muskel, Haut, Zentralnervensystem, Intestinum usw. und fanden, dab diese Organe die gleichen Verhaltniszahlen zeigen wie das Blutplasma. Hierdurch wird der Behauptung einer selektiven Speicherung yon Brom in einzelnen Organen, wie sie auf Grund ~lterer Versuche 5fters behauptet wurde, der Boden entzogen.

Intravitale Bestimmung des Chlorgehaltes bei Menseh und Tier. 177

A us / i&rung der Bes t immung . Das Natriumbromid wird beim Mensch per os gegeben. Es empfiehlt sich,

das Salz in Bouillon zu geben, da nach Eingabe des Bromids als Substanz Reiz- erseheinungen seitens des l~agens auftreten k6nnen. Im Tierversuch kann das Bromid ebenfalls per os, aber auch intraven6s in 20%iger L6sung gegeben werden. Die Einspritzung in die Vene mui] langsam erfolgen. Der bei zu schneller Einfuhr auftretende Shock 1/~Bt sich durch Herzmassage und ktinstliche Atmung nur miih- sam beheben. Bei peroraler Zufuhr wird das Bromid niiehtern gegeben; naeh iNahrungsaufnahme erfolgt die Resorption erheblich langsamer. Die fiir unseren Zweck gegebene Bromidmenge be- /4////t/r tr~gt 0,07--0,09 g Brom pro Kilo- gramm KSrpergewicht. Bei diescr Dosierung wird im Blutplasma eine Bromidkonzentration crreicht, die sich mit Hilfe der unten beschrie- benen 1~1ethode mit Sieherheit be- stimmen lgBt.

Es war zuerst festzustel- len, wann m i t dem Eintrit t ei- nes Konzentrations~msgleiehes nach der Bromzufuhr zu reeh- non ist. Dies lgBt sieh aus dem Verlauf des Plasmabromspie- gels erkennen. Das Verhalten des Bromspiegels nach Brom- zufuhr zeigt Abb. 1. Er beginnt umnittelbar nach der Brom- Zufuhr anzusteigen. Naeh Er- reichen eines Maximalwertes bleibt er stunden]ang auf der gleichen H6he. Selbst bei

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2~bb. I.

Wiederholten Bromgaben, we also im K6rper bereits vor der Bromgabe be- tr~chtliche Brommengen enthalten waren, stellt sich - - wie es die Abb. 1 zeigt - - e inder eingefiihrten Brommenge entsprechender, neuer Brom- spiegel schnell ein. Man braucht demnach vor einer zweiten oder dritten ]]estimmung des Chlorbestandes in kiirzeren Zeitabstgnden nicht die restlose Ausscheidung des zuletzt gegebenen Broms abzuwarten.

Da das Brom den K6rper hauptsgohlich durch die l~ieren verlgBt, k6nnte man daran denken, dab bereits in der Zeit zwischen Bromzufuhr und Blutentnahme Brommengen ausgeschieden werden, die die Er- gebnisse beeinflussen. Die Menge des durch die Nieren ausgeschiedenen ]~roms ist abet sehr gering. Sic betrggt in den ersten 4--5 Stunden nach der Bromzufuhr nut 0,2--0,4% der eingefiihrten Brommenge. Dieser :Betrag kann bei Borechnung des Chlorbestandes beriicksichtigt werden.

Dem Verhalten des Blutbromspiegels entsprechend wird beim Men- Schen 2, beim Hund 3 Stunden nach der Bromzufuhr dutch Venen-

178 Alexander Szaks

punktion etwa 8 ccm Blur entnommen. Das mit Heparin vermengte Blu~ wird abzentrifugiert und je 1 ccm Blutplasma auf Chlor- und Brom- gehalt analysiert. Die zwischen Bromeinfuhr und Blutentnahme ge- bildete Harnmenge wllrde in unseren Versuchen gesammelt und der Bromgehalt ermittelt . Die Ergebnisse wurden aber durch die Beriick- sichtigung des im H a m ausgeschiedenen Broms nur unwesentlich beeinflul~t.

Die Bestimmung .des Broms. Die in einem Kubikzent imeter Blutplasma zu bestimmende Brom-

konzentr~tion betrug in unseren Versuchen nur etwa 2- -5 M.-~qu. je

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3

tb]~. 2.

Liter. Qleichzeitig sind aber im Blutplasma auch etwa 100 M.-~qu. Cl enthalten. Es muBte also eine Methode verwendet werden, welche die Bestimmung yon geringen Brommengen in einer relativ chlorreiehen L6sung ermSglichte. Diese Aufgabe 16sten mit ihrer fi ir technische Zwecke gut verwendbaren Methode zur Best immung des Bromgehaltes in dem chlorreichen Rohcarnali t _~riedheim und R. J. Meyer 1% Die zu analysierende Substanz wird mit Wasser sehr s tark verdiinnt und der Bromwasserstoff bei Anwesenheit yon Schwefels~ure dureh Chroms~ure oxydiert. Der starken Verdfinnung ist as zu vordanken, dab die Chloride noch unversehrt bleiben, w~hrend die Bromide bereits abgespalten und iiberdestilliert werden.

UnsererMikromethode liegt das gleiche Prinzip zugrunde: 1 ccm Blutplasmawird mR der zehnfachen Menge KOH geschmolzen. Die kohlefreie Schmelze wird in e i n e n 50 c c m f a s s e n d e n Mikro.K~ehldahl.Kolben iibergefiihrt und mi~ Wasser auf 50 ccm verdiinnt. Nach Zugabe van 1--2 g Kaliumbichromat wird der mit Normalschliff versehene Kolben an dem in der Abb. 2 gezeigten Destillierapparat befes~ig~.

Intravitale Bestimmung des Chlorgehaltes bei Menseh und Tier. 179

Die Apparatur ist yon dem Kolben C, der die bromhaltige LSsung enth/~l~, his zu Vorlagekolben D, der mit einer 10%igen KJ-L6sung beschiekt wird, mit Normalschliffen versehen. Ledigl/ch der Kolben A, der ffir die Destillation Wasser- dampf liefert, erhi~lt Sehlauchverbindungen. Die Vorlage D wird mit soviel KJ- L6sung gefiillt, dab das Siebchen des Abflul]rohres E darin vollkommen einzu- tauchen vermag.

Beim schwachen Saugen wird nun durch den Triehter B 5 cem 50 % ige Schwefel- s/~urel6sung in den Kolben C gefiihrt, und der Inhalt desselben zum Sieden ge- bracht. Unmittelbar darauf beginnt die Abspaltung yon Brom, die sich durch die Ausscheidung von Jod in der Vorlage erkennen lggt. Die Destillation wird solange fortgesetzt, bis der Inhalt des Kolbens auf ein Volumen yon 20 ccm ein- .geengt wird. Beim Erreichen dieser Grenze wird die Verbindung zum Kolben A, la welchem das Wasser inzwischen ebenfalls zum Sieden gebracht wurde, her- gestellt und die Destitlation dureh Einfiihren yon Wasserdampf in den Kolben C fortgesetzt. Hierdureh wird eine weitere Einengung der LSsung verhindert, die sonst berei~s zur Abspaltung yon Chloriden fiihren wiirde, andererseits kfnnen die restliehen Bromteile vom Kolben und Kiihler dureh den Wasserdampf in die Vor- lage gespiilt werden.

Eine sichere Trennung yon Brom und Chlor ist nur unter der strengsten Be- aehtung der Volumverhi~Imisse mSglich. Bei tier Einengung der verdiinnten Kaliumhydroxydschmelze yon 50 auf 20 eera wird nur das Brom oxydiert. Diese Einengung entsprieht einer Zunahme der Schwefelsi~urekonzentration yon 5 auf 15 %. Eine weitere Fortsetzung tier Destillation bis zur Einengung der Lfsung auf 9 ccm, also eine Zunahme der Schwefelsi~urekonzentration auf 28 %, bewirkt immer noch keine Abspaltung yon Chlor. Erst nach dieser Grenze erscheinen Chlordi~mpfe in der Vorlage. Dureh die breite Zone zwischen dem Ende des Abspaltens yon ~rom und dem Anfang der 0xydation yon Chloriden wird eine sichere Bestimmung der Bromide in tier relativ chlorreichen LSsung gewi~hrleistet. Die gezeigten ~onzenr gelten bis zu einer Chlorkonzentration yon 200 M.-Xqu. je Liter. Wird die Konzentration in der zu analysierenden Substanz an Chlor gr6lter, so mu$ man bei tier Destillation yon grSl~eren Verdtinnungen ausgehen. Die Menge des in der Vorlage freigemaehten Jods wird durch n/100 Natrium- thiosulfatlSsung titrimetrisch bestimmt.

Bestimmun 9 des Chlorgehaltes. 1 cem Blutplasma wurde auf nassem Wege unter Zugabe von Salpeters/~ure

Und Kaliumpermanganat veraseht. Das bereits vor der Veraschung im ~bersehul] ZUgefiigte n/50 Silbernitrat wurde nach dem Volhardschen Prinzip zurtiektitriert.

E inen Beweis fiir die R ich t i gke i t des a n g e w a n d t e n Pr inz ipes zur ]~estimmung des Chlorbes tandes l iefer t die Ta t sache , dab zus/~tzlich ZUgef/ihrtes Chlor m i t Hi l fe de r B r o m m o t h o d e q u a n t i t a t i v wieder- gefunden wird . E i n e m 16,2 kg sehweren H u n d wurde 93,3 ~.-:~qu. B r o m Per os zugefi ihrt . Die 3 S tunden sp/~ter er folgte B l u t e n t n a h m e zeigte folgende ]~rgebnisse:

B romgeha l t des P l a s m a s : 9,9 M.-Xqu. je L i t e r ; Chlorgehal t des Plas- mas: 101 ]~f.-Xqu. je L i te r .

9,9 : 101 = 93,3 : x ---- 953 M.-_~qu., ---- 33,8 g Gesamt-C1-Bestand. l~unmehr wurden dem H u n d in t ravenSs 2,43 g Chlor zugeft ihr t . Die

]~rgebnisse der 2 S tunden sp/~ter e r fo lg ten B l u t e n t n a h m e e rgaben : ]~romgehalt des P l a s m a s : 9,3 M.-~qu. j e ,L i t e r ; Chlorgehal t des Plas-

mas: 101,2 M..J~qu. je Li te r .

180 Alexander Szaks

9,3 : 101,2 = 93,3 : x == 1017 M.-~qU. ~ 36,2 g Gesamt-C1-Bestand. Wir sehen, dail diese zweite Best immung des Cl-Bestandes einen

um 2,4g h6heren C1-Bestand ergab. Die Zunahme entspricht also quanti tat iv der zugef/ihrten Chlormenge.

Ergebnisse.

Mit der beschriebenen Methode fiihrten wir zun~chst eine Reihe von Messungen bei gesunden Menschen und Tieren aus. Tabelle 1 zeigt, dab der Chlorbestand bei l~{s zwischen 60,1 und 85,8 g schwankt, bei Frauen zwischen 47,4 und 81,1 g CI; pro Kilogramm KSrpergewicht

g

1,2

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berechnet entsprechen diese Schwankungen bei MS, nnern 0,60--1,19 g, bei Frauen 0,65--1,28 g C1. Sucht man nach der Ursache dieser recht betrs Schwankungen, so ist es an Hand der Tabelle festzustellen, dab die cxtrem niedrigen pro Kilogramm Gawicht berechneten Cl-Werte zu fettleibigen, die extrem hohen dagegen zu mageren Personen gehSren. Da des Fettgewebe sehr wasserarm ist, so ist zu verstehen, dab im Fett- gewebe auch nur wenig Chloride enthalten sind. Der wechselnd grol]e Fettanteil 1/tilt demnach den prozentuellen Chlorgehalt des K5rpers verschieden gro] erscheinen. In der Abb. 3 sind unsere auf Kilogramm KSrpergewieht bezogenen CI-Bestandwerte nach dem Index Gewicht/ GrS]o geordnet. Der Wert dieses Index wird im wesentlichen durch den Fettantei l beeinfluBt. Es ist zu sehen, dab der Chlorgehalt mit zunohmender Indexzahl, also mit zunehmendem Fettanteil , im all- gemeinen abnimmt. ~hnliehe, nicht unbedeutende Schwankungen des C1-Bestandes fend auch Weir 6 Er erkl~rt sic dadurch, dal3 die Schwan- kungen des CI-Bestandes durch Differenzen des Fettgehaltes bedingt sein k6nnen, wenn aueh der versehieden h0he C1-Gehalt der Haut , die

Intravitale Bestimmung des Ohlorgehaltes bei Mensch und Tier. 181

Vp. ~ r .

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 ]3 14 15

G O o schlecht

J c~ d~ d' c~

d~

d~

?

?

Tabe l l e 1.

Alter OrSl3e

Jahre cm

16 17 26 27 28 31 38

46 46 62

17 18 20 20 22 25 25 27 29 32 38 38 44 47 49

171,6 176,8 172,0 184,3 170,3 165,8 165,7 183,0 173,0 176,0 163,3 163,8

162,2 160,1 171,5 162,8 165,0 159,1 165,8 154,3 158,7 169,4 164,5 171,1 141,2 163,4 163,3

Gewlcht _ _

kg

Gewicht

0,41 0,37 0,35 0,40 0,38 0,46 0~37 0,61 0,48 0,41 0,43 0,43

0,32 0,35 0,37 0,37 0,34 0,31 0,36 0,44 0,38 0,50 0,34 0,43 0,29 0,45 0,58

( ] o s a l n t - Gesamt- Wassor-

CI- Gehalt gehalt g k g

60,2 78,3 60,1 81,3 71,4 67,~ 67,~ 67,( 69,] 85,~ 65,1 73,~

47,4 58,( 75,( 49,~ 49,~ 61,~ 67fl 68,( 65,, 81,1 46,( 57,~ 52fl 67,~ 61,~

C1-Ge- ~Vasser- halt gehalt

pro kg pro kg - - g k g

0,855 0,240 1,200 0,328 1,002 0,277 1,113 0,306 1,095 0,293 0,890 0,240 1,116 0,310 0,603 0,I64 0,833 0,223 1,190 0,318 0,923 0,254 1,046 0,276

0,912 0;245 1,070 0~286 1,180 0i321 0,820 0~221 0,900 0i242 1,240 0i334 1,120 0,297 1,010 0,275 1,080 0,295 0,960 0,260 0,843 0,227 0,780 0,198 1,276 0,335 0,930 0,252 0,648 0,170

C1 und Wasser in breitem Rahmen speichern kann, nicht unberiicksichtigt bleiben daft. Fiir die mafigebende RoIIe des Fettanteiles spricht auch eine Versuchsreihe yon Harrison u n d Mitarbei ter 17. Sie bes t immten bei Hunden durch direkte Analysen den Chlor- und Fettgehalt. Der pro Kilogramm K6rpergewicht berechnete Gehalt zeigte reeht er- hebliche Schwankungen. Wurde aber der C1-Gehalt auf das fettfreie K6rpergewicht umgereehnet, so konnten identische Cl-Ziffern erhalten werden.

Die in der Tabelle 2 zusammengestellten C1-Best~ndwerte yon Hunden Zeigen, auf das KSrpergewicht bezogen, erheblich h6here Betr~ge als die Menschen. Der im Durchschnitt geringere Fettgehalt des Hundes gegentiber dem Menschen dfiffte zwar etwas hShere C1-Bestandwerte bedingen, aber nieht so grebe Unterschiede bewirken, wie sie hier be- 0bachtet werden. Unsere Ergebnisse zeigen C1-Bestandwerte, die 0,76 bis 2,34 g C1 pro Kilogramm KSrpergewicht betragen. Der extreme Wert yon 0,76 g C1 pro Kilogramm K6rpergewicht stammt Yon einem Hund, der der Rasse nach kleinwiiehsig war. Sein Gewicht betrug aber infolge fibernormaler Fettbildung 31,3 kg: Dieser'Fall bildet also eine ParMlele

Arbeitsphyslologte. 11. Bd. 13

182 Alexander SzakMl:

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16a 16b 17 18 19 20

Gesamt- Gewlcht kg C1- Gehalt

20,2 26,0 18,0 30,9 25,0 31,1 17,0 33,2 16,7 28,2 16,9 25,5 22,6 35,8 21,7 50,8 21,6 38,9 20,6 35,6 20,3 39,5 18,3 19,9 17,5 27,7 16,2 33,7 8,0 12,4

24,0 35,4 24,0 35,1 22,6 29,7 9,3 14,8

26,0 46,9 31,1 23,6

Tabelle 2. Hunde. Gcsamt-

Wassergehalt kg

6,55 7,84 7,83 7,84 6,71 6,39 8,57

13,20 10,13 9,27

10,05 5,12 6,80 8,50 3,16 8,72 8,38 7,28 3,89

12,20 6,07

GI-Gehalt Wasscrgehalt prOgkg pro kg kg

1,29 0,32 1,72 0,43 1,25 0,31 1,95 0,46 1,68 0,40 1,51 0,38 1,58 0,38 2,34 0,61 1,80 0,47 1,74 0,45 1,95 0,49 1,09 0,28 1,58 0,39 2,18 0,52 1,55 0,39 1,48 0,36 1,46 0,35 1,32 0,32 1,60 0,42 1,80 0,47 0,76 0,20

NaBr intraven6s NaBr per os

zu unseren fettleibigen Versuchspersonen. Betrachten wir die pro Kilo- g ramm KSrpergewicht berechneten C1.Bestandwerte der Tabelle 3, die auch die Ergebnisse anderer Autoren enth/~lt, so sehen wir, da$ diese mit den unserigen in guter ~bere ins t immung stehen.

Tabel le 3.

Autoren

W e i r e . . . . . . . . . . .

. R o s e m a n n la . . . . . . . .

H a r r i s o n u. Mitarbeiter 17 . . W a h l f f r e e n 19 . . . . . . . .

. R o l l e r 11 . . . . . . . . . .

Unsere Daten . . . . . . .

CI-Gehalt Anzahl pro kg Gewlcht der H u n d e

9 / 1,00--1,42 3 1,05--1,36 2 1,13--1,27 1 1,74 1 1,62

20 1,09--2,34

Art der Bcstimmung

Brommethode Direkte Bestimmung Direkte Bestimmung Direkte Bestimmung Rhodanidmethode Brommethode

Wir sehen demnach, dab gesunde Hunde, auf die Gewichtseinheit bezogen, einen erhoblich h6horen C1.Best~nd besitzon als Monschon. Wenn das Chlor nur im extracellu]~ren l ~ u m enthalten ware, so miiBten Hunde auch einen grSBoren extracelluls Raum besitzen. In den Tabellen 1 und 2 sind auch die an Hand des Chlorgehaltos errechneton Mengen des extraco]luli~ren Wassers zusammengoste]l t. Wir sehen, da~ dieses bei unseron m~nnlichen Personen 0,16---0,33 kg, bei den Frauen 0,17--0,34 kg pro Kilogramm K6rpergewicht botr~gt. Dieso Ergebnisso stehen also mi$ den Daten anderer Autoren in guter ]~bereinstimmung. Die nicht unerheblichen Schwankungen sind, wie w i r e s bei der Be-

Intr~vitale Bestimmung des Chlorgehaltes bei Mensch und Tier. 183

trachtung des C1.Bestandes bereits besprochen batten, auf den ver. schieden groBen Fettanteil zuriickzufiihren. W~hrend also die an Men- schen gewonnenen Zahlen durchaus glaubwfirdige Werte zeigen, sehen wir bei den Hunden Werte, die unmSglich richtig sein kSnnen. Ab- gesehen yon dem Hund Nr. 20, bei dem infolge der enormen Fettbildung die Menge des extracellul~ren Wassers mit 0,2 kg pro Kilogramm KSrper- gewicht relativ niedrig ist, sehen wir bei den anderen Hunden Werte, die sich in einem Bereiche yon 0,28--0,61 kg pro Kilogramm KSrper- gewicht bewegen.

Fiir eine Erkli~rung dieser Erscheimmg kommen zwei MSglichkeiten in Frage: Enorm hohe Gewebswasserwerte kSnnten durch ungleichm~Bige Verteilung des Broms im KSrper vorgets werden. Eine selektive Speicherung yon Brom durch einzelne Organe wiirde z. B. eine niedrige Bromkonzentration im Blutplasma ergeben, die ihrerseits bei der Be- rechnung des C1-Bestandes, diesen zu hoch erscheinen lassen wiirde. Aus an Hunden durchgefiihrten direkten Organanalysen wissen wir jedoch, da[3 eine Speicherung nicht vorkommt. Die zweite Erkli~rungs- mSglichkeit ist die Annahme des Eindringens yon Brom und Chlor in die Zelle selbst, ttiernach wfirden die Zellen des ttundes im Gegensatz zum Menschen bereits in normalem Zustande Chlor enthalten, ein Urn- stand, der selbstversti~ndlich auch das Eindringen des dem Chlorion nahestehenden Bromions ermSglicht. Hierdurch wurde aber mit der Brommethode ein grSBerer Raum erfaBt, als der wahre extracellul~re l~aum. Roller 11 gibt a;ls Ursache ffir die unwahrscheinlich hohen Ge- webswasserwerte beim Hund ebenfalls die Durchl~sigkeit der Zellen gegen das Chlor- und Rhodanion an. Unterstiitzt wird diese Erkl~rung durch die Tatsache, dal] HundeerythrocyCen an Chlor und Natrium nahezu den gleichen Gehalt wie das Plasma aufweisen. Beim I-Iund sind also die Anionenmethoden, welche zur Bestimmung des extra- cellul~ren Raumes dienen, nicht anwendbar. Die mit diesen Methoden ermittelten Werte des Chlorbestandes sind dagegen richtig, well hier- durch sowohl die im extracellu]~ren Wasser als auch die in den Zellen enthaltene Chlormenge erfaBt wird.

Zusammen/assung.

:Der Chlorbestand des lebenden Menschen und Tieres wird durch Zufuhr yon Natriumbromid bestimmt: Die Verteilung des Bromids im K~irper erfolgt in der gleichen Weise wie die des Chlors. Infolgedessen ist es mSglich, aus der eingeffihrten Bromidmenge und dem im Blur- plasma ermittelten Verh~ltnis zwischen Chlor und Brom den Bestand des KSrpers an Chlor zu errechnen.

Der prozentua]e Chlorgehalt des KSrpers wird durch den l~ettgehalr beeinfluBt. Mit zunehmendem l%ttansatz wird der relative Chlorgehalt

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184 SzakAlh In t rav i t a le Bes t immung des Chlorgehaltes bei Menseh und Tier.

g e r i n g e r . D i e E r s c h e i n u n g w i r d a u f d ie W a s s e r a r m u t des F e t t g e w e b e s

z u r t i c k g e f i i h r t . U n t e r Z u h i l f e n a h m e d e r A n n a h m e a n d e r e r A u t o r e n , d a b d a s C h l o r i d

l e d i g l i c h i m ex t r ace l lu l i~ ren W a s s e r e n t h a l t e n i s t , w i r d v e r s u c h t , a n I - i~nd de s C h l o r b e s t a n d e s d ie M e n g e de s e x t r a c e l l u l t t r e n W a s s e r s zu

e r r e c h n e n . B e i m M e n s c h e n e r g e b e n s i ch g l a u b h a f t e W e r t e . D i e u n -

w a h r s c h e i n l i c h h o h e n G e w e b s w a s s e r w e r t e b e i m ] - Iund w u r d e n d u r c h d ie A n n a h m e e r k l ~ r t , d a b h i e r d i e Z e l l e n m e m b r a . n f i i r C h l o r u n d B r o m

du rchg /~ng ig is t .

L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s .

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