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Institut für Sportwissenschaft (ISPW) © Margrit Bischof, ISPW, Universität Bern Praxis des Tanzes verstehen Margrit Bischof Bern, 26.10.12

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Praxis des Tanzes verstehen

Margrit Bischof Bern, 26.10.12

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Praxis des Tanzes verstehen: Inhalte

VS 1 19.10.12 Merkmale von Tanz: Gemeinsamkeiten und

Unterschiede > Populäre Tanzformen am Beispiel von Volkstanz, Bal

Moderne, Ballroomdancing (Salsa), HipHop, > Vermittlungsformen: Mimetisches Lernen

VS 2 26.10.12 Wissen durch Tanz: Tanz als Anthropologie

> Künstlerische Tanzformen am Beispiel von Klassischem Ballett, Tanztheater, Zeitgenössischem Tanz

> Vermittlungsformen: Improvisieren und Gestalten

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Inhaltsübersicht 26.10.12 1. Das Phänomen Tanz als Kunst Tanz / Tanzen ist…. 2. Wissen durch Tanz – Tanz als Anthropologie 3. Künstlerische Tanzformen > am Bsp des Klassischen Tanzes / Balletts > des Tanztheaters > des Zeitgenössischen Tanzes 4. Vermittlungsformen: > Mimetisches Lernen (Folien letzte Veranstaltung) > Improvisieren und Gestalten

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Das Phänomen Tanz als Kunstform Tanz /Tanzen ist…

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Tanz ist die Kunst der bewegten Körper in Raum und Zeit (Gabriele Brandstetter)

Aussagen verschiedener Wissenschaftlerinnen

Tanz ist eine Körperkunst. In ihr wird das Verhältnis von Körper, Zeit und Raum ästhetisch aufbereitet und körperlich fühlbar (Gabriele Klein) Tanz ist das körpergewordene Mysterium unseres Selbst (Walter Sorell)

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über Sprachlosigkeit

Die Sprache ist zu arm und der Tanzgehalt zu reich, um ihn in einer Metapher fassen zu können. Er ist nur antlitzhaft zu begreifen – sein „Antlitz“ ist der Bewegungsausdruck (Dorothee Günther, 1962)

Über Tanz zu schreiben bedeutet etwas ausdrücken zu

wollen, für das es gar keine Begrifflichkeit gibt (Gabriele Klein)

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Sport ist spielhafte Effizienz, Tanz ist spielhafte Existenz.

Unwissenschaftliche Aussagen, poetische und philosophische

Die Sprache sucht die Präzision der Mitteilung, Der Tanz sucht die Ganzheitlichkeit der Mitteilung. Tanz ist das spielerischste aller Spiele (Huizinga)

Tanzen ist poetisch vergeudete Energie

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2. Wissen durch Tanz: Tanz als Anthropologie

Tänze • repräsentieren, vermitteln und aktualisieren

Wissen vom Menschen • weisen auf unterschiedliche historische und

soziokulturelle Voraussetzungen hin • tun dies auf ihre spezielle Art • haben eine soziale und ästhetische Relevanz Tänze sind • Darstellungs- und Ausdrucksformen des

Menschen • kulturelle Veranstaltungen > Performanz

zeigt ästhetische Wirkung (Brandstetter/Wulf, 2007)

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„Wenn Tänze Darstellungsformen von Kulturen sind, dann spiegelt sich in ihnen auch die kulturelle Vielfalt wieder, die trotz der vereinheitlichenden Tendenzen der Globalisierung das kulturelle Leben in der Welt bestimmt.“ (Christoph Wulf, 2007)

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3. Künstlerische Tanzformen

Künstlerischer Tanz reflexiv > Erfahrungen der modernen Gesellschaft

werden in ästhetischen Konzepten umgesetzt komplexes Zusammenspiel vielfältige Ausdrucksformen Inszenierung und Ausdruck von

Lebenssituationen, stellt Fragen - gibt mögliche Antworten

Zuschauende berühren arbeitet mit Symbolen, Andeutungen, Stimmungen

> Bewegungen bekommen Bedeutung

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Klassischer Tanz / Ballett

Ballett > „balletto“, „ballo“, „ballare“ > tanzen, Tanzfest > Theatrale Kunstform des Tanzes, Bühnenwerk > künstlerischer Bühnentanz (neuzeitliches Ballett, Ballett der

Antike, indisches Ballett, neoklassisches Ballett) > auch Organisationsbegriff (Ballett des Stadttheaters Bern,

Ballettabend, Ballettchefin) > auch Begriff für Technik (Ballettechnik, Ballettstunden,

Ballettangebote, auch im Usp) Klassischer Tanz > klassisches Ballet > Tanztechnik und Ästhetik > hochspezialisiertes Zeichensystem,

akademisch formulierter Tanzstil, festgelegter Bewegungskodex

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soziokulturelle Umgebung, historische Einordnung > Anfänge 15./16. Jhr. > vom Höfischen Tanz zum

Schautanz, Tanzmeister, Tanzschüler > 19. Jhr. Zeit der grossen Ballettkompositionen>

Handlungsballette, romantisches Ballett (Märchen, Phantasiewelten)

Geprägt durch die Akademisierung der Bewegungen und den Zeitgeist des 19. Jhr. Sehnsucht nach etwas Überirdischem, Perfektem, der realen Welt Entschwindendem

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Körperkonzept

> schmale, aufgerichtete, feingliedrige, Körper > Vertikales Prinzip

> Übermässig grosse Beweglichkeit > Öffnung des Körpers (en dehors)

> Standfestigkeit (aplomb) > Spitzenschuh > Überwindung der

Schwerkraft

Körper als Instrument, durch spezifische Technik geformt, dem Alltag entrückte Wesen

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Bewegungskonzept

> Geführte Bewegungen, Bewegungskodex > Fusspositionen als Ausgangspunkt > Plié, relevé, port de bras > franz. einheitliche Begriffe > Sprünge, Pirouetten, stilisierte Fortbewegungen

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Klar vorgegebene Bewegungssprache in äusserst kontrollierter Ausführung, um Illusionen und Perfektionismus zu verdeutlichen

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Raumkonzept

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> Zentralperspektive mit

Raumbedeutungen > Formalisierter Raum > klare

Raumausrichtungen > Achsen und Linien im Körper,

genaue Ausrichtung > body design and space projection

Klar strukturierter Raum,

Ordnung, Raum als Bedeutungsmittel für Choreographen

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Musikkonzept (Bewegung, Rhythmus, Raum)

> Üppige Orchesterwerke, eigens komponierte Werke > Klassische Musik

unterstützt Narration, Handlung untermalt Stimmung vermittelt Gefühle

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Ausdruckskonzept (Intention, Handlung) > Unterhaltung auf künstlerisch hohem Niveau > Darstellung einer klaren Botschaft > Verführung in andere (Traum-,

Märchenwelten) > Illusionen > Darstellung von Geschichten

Meist Narration durch einen chronologischen,

linearen und leicht verständlichen Handlungsverlauf

Spiegelung der Gesellschaft durch klar definierte Charaktere 17

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Tanztheater

> „Im Grunde interessiert es mich nicht, wie sich Menschen bewegen, sondern was die Menschen bewegt“ Pina Bausch

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soziokulturelle Umgebung, historische Einordnung > Erscheinungsform des 20. Jhr, erlebt in

Deutschland in den 70er Jahren mit Pina Bausch einen Neuanfang

> Grundlage: Rudolf von Labans Theorien zur Vielfältigkeit der menschlichen Bewegung

> Wichtiger Impuls: Kurt Jooss 1932 Choreographie „der Grüne Tisch“, Tanzwerk mit theatraler Ausprägung

beeindruckende Aussage (Verhandlung am grünen Tisch, während draussen Krieg geführt wird)

Blick auf gesellschaftliche und politische Themen

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Körperkonzept

> Neue Körperbezogenheit - Rückkehr nach Innen > Alltagsmenschen > Alltagskleider > Sprache oft als Ergänzung des

körperlichen Ausdrucks

Tanztheater lebt von der Persönlichkeit und dem Ausdruck der einzelnen Tanzenden > Präsenz im Augenblick des Geschehens

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Bewegungskonzept

> Alltagsbewegungen, zwischenmenschliches Verhalten und subjektive Erfahrungen in rhythmisch-dynamischer Form

> Einbezug von Requisiten, Objekte, Materialien

Bewegung aus subjektiver Erfahrung > Einbezug der Geschichten der Einzelnen

Zur Verdeutlichung in repetitiver Form

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Raumkonzept

> Verwandlung der Bühne: naturnahe Räume und/oder theatermässige Inszenierungen

> Ausnutzung des ganzen Raumes, Parallelisierung von Szenen, Diagonalen

> Einbezug von Boden, Wand und Bühnenrand

Räume der Gesellschaft, des alltäglichen Handelns,

neue und alte Wirklichkeiten Räume als Eingrenzung, Begrenzung, Einengung Räume als Orte der Selbstinszenierung und der

Kommunikation mit dem Publikum 23

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Musikkonzept (Bewegung, Rhythmus, Raum) > Breites Spektrum, Auswahl themenbezogen (Folklore,

Popsongs, Schlager aus den früheren Jahren) > Filmmusik > Musik aus anderen Kulturen

Musik als Stimmungsträger Musik als Erinnerungsauslöser schafft Nähe zum Alltag der Zuschauenden bietet Identifikationshilfen

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Ausdruckskonzept (Intention, Handlung) > Alltagssituationen und -bewegungen in repetitiver Form > Darstellung zwischenmenschlichen Verhaltens > Subjektive Erfahrungen, die bei der Erarbeitung der

Choreographien sehr entscheidend sind > Gebrauch von Stimme und Sprache

Reflexion und Auseinandersetzung

mit zwischenmenschlichen Verhalten anregen

neu entdeckten Körperlichkeit auf der Bühne inszenieren

Subjektive Reaktionen provozieren

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Charakteristisch für Tanztheater: > Zuschauende sind wichtige Partner im Tanztheater

(Brecht‘s Theatertheorie) > Kollektives Theater; keine Rollendifferenzierung in Haupt-

und Nebenrollen > Anstelle eines linearen Verlaufes > Montage von Bildern;

Beziehungen zu einzelnen Bildern schaffen die Zuschauenden

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Zeitgenössischer Tanz

> Bezeichnung für künstlerischen Tanz, > heute auf anerkannten Bühnen von freien und festen

Truppen, von Einzelkünstlerinnen und –künstlern getanzt > an zeitgenössischen Schulen unterrichtet > aus dem Modern Dance entwickelt

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soziokulturelle Umgebung, historische Einordnung > Epoche seit den 80er Jahren, Beginn mit

individualisierenden Tendenzen der Gesellschaft > Historisch schwierig einzuordnen, Haltung zur Bewegung

entscheidend: kontinuierlicher Wandel von Form und Denken

> Offenheit für Bewegungen aus Subkulturen und anderen Kulturen

> Omnipräsente Mediengesellschaft > beliebige Vernetzungen > Unzählige neue Festivals für freischaffende Tanzcompanien

Diffusionen heterogener Stile, choreografischer

Verfahrensweisen (Traub, 2001)

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Körperkonzept

> unterschiedliche Körperbilder, keine Norm > Blick nach Innen: wahrnehmen des

eigenen Körpers > Impulse aus dem Körper

> Körper als Handelnder, weniger als Instrument

> Forschungsobjekt Körper > Suche nach neuen Körperfiguren

Heterogener Umgang mit Körperlichkeit gewohnte Wahrnehmungsmuster

aufbrechen

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Bewegungskonzept

> Schwerkraft als Bewegungsmotivation, kein festgelegter Bewegungskodex

> Spiel mit Überraschung, sich permanent neu organisieren

> Gebrauch des Atems zentrale Rolle > unmittelbare physische Kommunikation (Contact /

Partnering)

Spiel mit der Bewegung und dem Körper Suche nach Aussagen > jede

Bewegung erhält Bedeutung Bewegung mit situationsspezifischem

Ausdruck

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Raumkonzept

> Spiel mit prekären Situationen, speziell Bodenbezug, Boden als Partner

> Körper im Raum und Weite des Raums > Spezifische Orte: Bühne und ausserhalb

von Theatern

Neu zu entdeckender Raumbezug, neue Raumdeutungen und Raumwahrnehmungen

Wahrnehmungsverschiebungen

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Musikkonzept (Bewegung, Rhythmus, Raum)

> Vielfältige Auswahl > alles ist möglich: Stille, Minimal Art, schrille Geräusche,

live-Musik, Klassische Musik, Jazz, Neukompositionen

Heterogener Umgang mit Musik, Geräusch, Ton, Klang gewohnte Wahrnehmungsmuster aufbrechen

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Ausdruckskonzept (Intention, Handlung) − Suche nach individuellen und innovativen Ansätzen

einzelner Choreografinnen / Choreografen − Suche nach Sein und Identität − Herausforderung und Provokation

des Publikums − Betonung des choreographischen Prozesses Fragmentierung: Verwendung von Zeichen gesellschaftlicher

und kultureller Fragmente Ablehnung der Kohärenz und des Überblicks Keine allgemein gültige Botschaften Wahrnehmungsverschiebungen

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4 Vermittlungsform: Improvisieren und Gestalten

Improvisation ist primär kreative Aktivität

„Improvisation als Erfahrung, als spontane und individuelle Auseinandersetzung, als Kontaktnahme und spielerisch-experimentelle Beziehung zu Fakten führt von aussen über den Weg der Wahrnehmung und Bewusstwerdung zur eigenen Innenwelt.“(Haselbach 1993)

Sammeln und Entdecken von Bewegungs- und Ausdrucksmaterial, Erweitern des persönlichen Repertoires

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„Improvisation als Gestaltung führt von innen nach aussen.“ „Dabei entsteht eine neue, vom Individuum oder von der Gruppe in Inhalt, Ausdruck und Form bestimmte und gebildete Aussenwelt.“ (Haselbach 1993) Anwenden von entdecktem oder erlerntem

Bewegungs- und Ausdrucksmaterial in vorgegebenem Rahmen oder in Strukturen

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Strukturierte Improvisation (Klein 2006)

Ausführen, anwenden von Erlerntem (Schrittmaterial, Techniken, Bewegungen, Begegnungen) in einem von Regeln definiertem Rahmen, in einer bestimmten Struktur, zB Tango

Anwenden des Körperwissens in

neuen Situationen zB Salsachoreo

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Gestalten

Gestaltung ist ein kreativer Schaffensprozess > Gestalten im Tanz: Form und Inhalt zusammenbringen >

aus (vorgegebenem oder selber entdecktem) Bewegungs-, Ausdruckmaterial eine Gestalt entwickeln, kreieren, bewusst machen • meist als Gruppenaufgabe: sich einigen, Unnötiges wegwerfen,

am „Werk“ putzen, üben, Klarheit schaffen, auch im Ausdruck • mit Präsenz vorführen, zeigen, tanzen • sich identifizieren mit dem Erarbeiteten • der Gestaltung Bedeutung, Ausdruck geben

Etwas eigenes Kreieren!

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Zusammenfassung

> 1. Tanz als Anthropologie > impliziert Wissen vom Menschen

> 2. Künstlerische Tanzformen > Mitteilungscharakter, Menschen berühren > 3. Vermittlungsformen Improvisieren und Gestalten > kreative

Handlungsweisen, um Eigenes zu schaffen

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Literatur

> Brandstetter, Gabriele & Wulf, Christoph (2007). (Hrsg.). Tanz als Anthropologie. München: Fink.

> Bischof, Margrit & Stalder, Peter (1995). Sich begegnen: ich – du – wir. TanzTheatertreffen europäischer Universitäten. Bern: ISSW

> Clavadetscher, Reto & Rosiny, Claudia (2007). Zeitgenössischer Tanz. Körper – Konzepte – Kulturen. Eine Bestandesaufnahme. Bielefeld: transcript.

> Dahms, Sibylle (2001).(Hrsg.). Tanz. Stuttgart: Bärenreiter, Metzler. > Haselbach, Barbara (1993, 6.Aufl.). Improvisation, Tanz, Bewegung.

Stuttgart: Klett > Klein, Gabriele (1992). FrauenKörperTanz. Eine Zivilisationsgeschichte des

Tanzes. Berlin: Quadriga-Verlag. > Krautschild, Jutta (2005). Tanz. Bühnentanz von den Anfängen bis zur

Gegenwart. Schnellkurs. Köln: Dumont.

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Danke für die Aufmerksamkeit

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