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Schlesischer Gottesfreund ISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 3,- Euro H 6114 66. JAHRGANG – FEBRUAR 2015 – NR. 2 NACHRICHTEN UND BEITRÄGE AUS DEM EVANGELISCHEN SCHLESIEN

ISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 3,- Euro H 6114 ... Gottesfreund/… · und Terroristen auch in unserem Land ist es gut, ... sicht zu Angesicht, ... sondern Gottes völlige Gnade,

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Page 1: ISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 3,- Euro H 6114 ... Gottesfreund/… · und Terroristen auch in unserem Land ist es gut, ... sicht zu Angesicht, ... sondern Gottes völlige Gnade,

Schlesischer GottesfreundISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 3,- Euro H 6114

66. JAHRGANG – FEBRUAR 2015 – NR. 2

NACHRICHTEN UND BEITRÄGE AUS DEM EVANGELISCHEN SCHLESIEN

Page 2: ISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 3,- Euro H 6114 ... Gottesfreund/… · und Terroristen auch in unserem Land ist es gut, ... sicht zu Angesicht, ... sondern Gottes völlige Gnade,

Woran glauben wir?Matthäus 3, 13-17

In dieser Zeit, in der viele unter uns unsicher sind undAngst haben vor dem Einfluss islamistischer Gewalttäterund Terroristen auch in unserem Land ist es gut, wenn

unsere Aufmerksamkeit auf Jesus gelenkt wird: auf den Judenaus Nazareth, der als Nachkomme Davids hineingenommenist in die jahrtausendealte Geschichte Gottes mit seinem Volk,den wir Christen als Heiland und Retter der Welt bekennenund dem auch Menschen muslimischen Glaubens Hochach-tung und Ehrfurcht entgegen bringen. In ihm begegnet unsGottes Wahrheit – die Wahrheit, die Liebe heißt und Furchtüberwindet.

Der verstorbene Pariser Kardinal Lustiger, von Geburtpolnischer Jude, der als Christ seinem Volk bis zuletzt tiefverbunden blieb, hat in einer Meditation über die Taufe Jesudavon gesprochen, wie Jesus hier die Fülle des Geistes Gottesempfängt und als der wahre Sohn bezeichnet wird, an demGott sein Wohlgefallen hat und so der ist, in dem sich die anganz Israel gerichtete Verheißung verwirklicht. Er ist der viel-geliebte und gehorsame Sohn, der in der Lage ist, im Kampfder Treue den Willen des Vaters vollständig zu erfüllen. Unddas, weil er die Fülle des Geistes empfangen hat und Gott inihm alle Verheißungen verwirklicht, bis einschließlich derVerheißung vom besiegten Tod. Denn auch das gehört ja zurHoffnung Israels: die Heiligkeit, die Gottesschau von Ange-sicht zu Angesicht, die Auferstehung der Toten, die Überwin-dung allen Leides, von Hass und Gewalt.

In Jesus erfüllt sich diese Hoffnung, erfüllt sich die ge-samte Hoffnung der Menschheit auf das Heil der Welt, dar-auf, dass das Leben stärker ist als der Tod und die Liebe allenHass überwindet und am Ende alle Tränen getrocknet werden.

Wer nach Orientierung sucht, der meditiere diese Worte:„dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe”.Könnte, wer diese Worte im Herzen trägt, einem andern Bö-ses wollen?

Könnte, wer sich vom Geist des göttlichen Wohlgefallensleiten lässt, etwa dem Geist der Zwietracht und Ausgrenzungdienen?

Woran glauben wir? Mancher hat angesichts erfahrenenUnrechts oder angesichts der nicht enden wollenden Horror-meldungen den Glauben an die Menschheit verloren. Anderesind von den Äußerungen kirchlicher Leitungspersonen, dienicht ihren Erwartungen entsprechen, so enttäuscht, dass siesich voll Bitterkeit von der Kirche abwenden.

Woran glauben wir? – Jesus kommt zu Johannes, um sichvon ihm taufen zu lassen. Doch Johannes wehrt das ab. Wiesosoll er Jesus taufen? Der müsste ihn doch taufen! Jesus bleibtdabei: Johannes, taufe du mich! Wie bescheiden, wie demütigist Jesus, wie hoch ist seine Bereitschaft, nicht nur zu geben,sondern selber zu empfangen. An diesen Jesus können wirglauben: an den bescheidenen, demütigen, der anderen sooffen begegnet, dass er dadurch selber reich beschenkt wird.Der Sinn seines Lebens, seine Berufung wird in demAugenblick deutlich, in dem er ganz Empfangender ist. Es istnicht sein Verdienst, sondern Gottes völlige Gnade, die ihmGottes Wohlgefallen zu teil werden lässt.

Geistliches Wort18

Die Mährisch-Schlesischen Beskiden im Winter

Wikimedia Commons

Fotograph: Pudelek (Marcin Szala), 2008

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BEITRÄGE 19

Wer sich an Jesus orientiert, wer sein Leben auf ihn aus-richtet, kann an den Gott der Gnade glauben.

Seine Gnade gilt auch uns, und sie gilt sogar denTerroristen dieser Welt. Das verbindet Jesus, den SohnGottes mit uns und mit jedem Übeltäter dieser Welt, mitjedem Christen und Muslim und Atheisten und Buddhi-sten…. – Sie können die Reihe weiterführen. Das verbindetJesus, den Sohn Gottes, mit den Opfern und den Tätern.

Wenn ich das so formuliere, wird mir deutlich, wie un-glaublich es ist, dass uns in Jesus Gottes Gnade begegnet.Er ist die Hoffnung für die Welt, die Hoffnung für uns!

Gottes Gnade ist nicht die Legitimierung von Gewaltund Terror, nicht die Relativierung der Wahrheitsfrage,nicht das Kleinreden von Schmerz und Leid. Aber sie istGarant für die Hoffnung, dass in einer Welt, in der man denGlauben an die Menschheit verlieren kann, am Ende dochdie Liebe siegt.

Ich muss noch einmal auf Johannes, den Täufer kom-men. Das ist ja wirklich ein starkes Stück, was da ge-schieht: Er soll Jesus taufen? Wieso er? – Ja, er soll! Er sollihn taufen und so zur Sendung Jesu beitragen.

Vermutlich erinnern wir uns alle daran, wie Erwachseneuns einst baten, etwas bestimmtes zu tun und wir Kinderpostwendend antworteten: „Wieso ich?”

Aber auch Erwachsene fragen so. Wir kennen es schonaus der Bibel. Als Mose berufen wird, steht seine Frage imRaum „Wieso ich?” Beim Propheten Jeremia ist es ganzähnlich. Und mancher, der in seiner Kirchengemeinde an-gefragt wurde, eine Aufgabe zu übernehmen, hat schon ge-antwortet: „Wieso ich? Das können doch andere viel besser.”

Mit einem Augenzwinkern könnte man sagen, Johannesder Täufer ist so etwas wie der Schutzheilige aller „Wieso-ich-Frager”. Es kann wirklich richtig und notwendig und

gut sein, das zu tun, worum wir gebeten werden, auch wennwir uns dazu nicht für besonders geeignet halten. Auf jedenFall gilt das für alles, was Jesus uns sagt: „Liebe deinenNächsten, wie dich selbst” und: „Liebe deine Feinde!” Dakönnte man doch auch fragen: wieso gerade ich? Soll ichWirklich jeden Nächsten lieben? Sogar meine Feinde?Auch die Nachbarin, die mich schon so lange aufregt unddie ehemalige Kollegin, die ich noch nie leiden konnte?Und die Leute mit den Bierflaschen auf den Bänken unse-res Ortes?

Und die Asylbewerber? Gut, die politisch Verfolgten ja,aber auch die, die aus ‚nur' wirtschaftlichen Gründen kom-men? – Ja, liebe deinen Nächsten, ohne Ausnahme. Ichtraue dir das zu. – Das ist die Botschaft für Sie und für michvon dem, in dem Gott alles Gute zu uns kommen lässt: seinlieber Sohn, an dem er Wohlgefallen hat.

Wer oder was gefährdet das christliche Abendland? Weroder was ist die größte Gefahr für Deutschland? Ich bin festdavon überzeugt, weder die Moslems im Allgemeinen nochdie Islamisten im Besonderen, sondern wir alle gefährdendas Wohl unserer Gesellschaft, wenn wir nicht im GeisteJesu leben. Wenn das aber geschieht und wir unser Ver-trauen auf Jesus setzen, wenn wir damit rechnen, dass unsund allen Menschen Gottes Gnade gilt und die Liebe stär-ker ist als der Tod, dann gewinnen wir Orientierung in un-serer so unübersichtlichen Zeit und Halt, wenn uns Angstund Bange wird. Dann lernen wir, einander in unserer Un-terschiedlichkeit zu ertragen und können darüber dankbarstaunen, wozu wir im Geiste der Nächstenliebe alles fähigsind. So gesehen, muss uns weder um Deutschland, nochum das christlich-jüdische Abendland Bange sein.

Generalsuperintendent Martin Herche, Görlitz

Was mich bewegt ...ANDREAS NEUMANN-NOCHTEN

Zweifelsohne ist der Schlesische Gottesfreund eine Mo-natszeitschrift und insofern nur bedingt für aktuelle Be-richterstattungen geeignet. Dennoch soll an dieser Stelleein Nachdenken über gegenwärtige Ereignisse stehen, dieuns alle betreffen und betroffen machen.

Generalsuperintendent Martin Herche hat es bereits inseinem Geistlichen Wort angesprochen: es brodelt in Eu-ropa und ganz besonders auch in Deutschland. Zehntau-sende, die mittlerweile die Straßen Dresdens bevölkern undunter dem Namen PEGIDA ihre Befürchtungen, Ängste undUnzufriedenheit in die Öffentlichkeit tragen und weitereTausende, die bemüht sind mit Gegendemonstrationen dasBild vom „guten” Deutschland aufrecht zu erhalten, ma-chen zumindest eines deutlich, es ist nichts so, wie wir esgern hätten. Menschen sind wieder allzu gern bereit, einerstarken Stimme zu folgen, ja, sie sehnen sich regelrecht da-nach.

Besonders deutlich wurde mir das nach dem Mordan-schlag auf die Redakteure des französischen Satireblatts

„Charlie Hebdo”. Schon wenige Stunden später machteder Slogan „Je sui Charlie – Ich bin Charlie” als Willens-kundgebung die Runde – „Ich bin für Meinungsfreiheit,Pressefreiheit, ich lasse mich nicht einschüchtern, ich haltedie Werte der Demokratie hoch, ich bin weltoffen und tole-rant!” Ein starkes Wort, eine starke Stimme und diesmalsind es Millionen, die sich vollkommen unreflektiert diesemMotto anschließen, auch viele Freunde und Bekannte, dieich persönlich für gute Christenmenschen halte. Nur weni-ge haben sich die Mühe gemacht, hinter die Kulissen desBlattes zu schauen, unter dessen Namen sie ihre Betroffen-heit und ihren Protest formulieren.

Es steht ja vollkommen außer Frage, dass die Terror-anschläge, denen so viele Menschen zum Opfer fielen inhöchstem Maße verabscheuungswürdig und durch nichts zurechtfertigen sind. Doch dieses muss auch auf anderemWege und mit anderen Mitteln möglich sein, als mit demNamen einer Zeitung, die selbst mit ihren Beiträgen es ge-radezu darauf anlegte, religiöse Gefühle zu verletzen.

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BEITRÄGE20

Diese Ansicht habe ich wiederholt auch öffentlich geäußertund bin dafür „Extremistensympathisant” gescholten wor-den. Die Sächsische Zeitung gab mir die Möglichkeit, mei-nen Standpunkt in einem am letzten Wochenende erschiene-nen Interview offen zu legen. Zahlreich waren die Anrufe,die mich infolgedessen erreichten, auch aus den Reihen derGemeinschaft evangelischer Schlesier, die mich überdiesermutigten, das Interview auch an dieser Stelle weiter zugeben. Das Gespräch führte der Chefredakteur der GörlitzerAusgabe der Sächsischen Zeitung, Herr Sebastian Beutler.

SZ: Der mörderische Anschlag auf die französischeSatirezeitschrift „Charlie Hebdo” bewegt viele. Das trifftauch auf den Karikaturisten Andreas Neumann-Nochtenzu, dessen Arbeiten auch schon in der SZ erschienen. Sosehr er die Tat des Al-Quaida-Kommandos verurteilt, sosehr wundert er sich aber zugleich über das massenhafteBekenntnis „Je suis Charlie – Ich bin Charlie”. Warumer trotz alledem auf Distanz zu der französischenZeitschrift geht, erklärt er im SZ-Gespräch.

SZ: Herr Neumann-Nochten, Sie haben im sozialenNetzwerk Facebook gepostet, Sie sind nicht „Charlie”.Warum wollen Sie es nicht sein?

Ohne Frage ist das Attentat auf die Redaktion von„Charlie Hebdo” ein Akt höchster Menschenverachtung,der einfach unerträglich ist. Ich wehre mich aber gegen denSlogan „Je suis Charlie”.SZ: Warum?

Frankreich geht seit der Aufklärung und der Revolutionvon 1789 mit Religion ganz anders um, viel laxer als dasbeispielsweise in Deutschland und in den meisten LändernEuropas der Fall ist. Das gehört zu der NationalgeschichteFrankreichs. „Charlie Hebdo” war eine Stimme dieses Um-gangs, dieser Zeitschrift war und ist nichts „heilig”. Undweil ich kein Franzose bin, finde ich es schwierig, selbstnach einem solchen mörderischen Akt, mich mit der Stoß-richtung und den Zielen eines solchen Blattes zu identifi-zieren.

SZ: Die Mohamed-Karikaturen der französischen Zeit-schrift sind mittlerweile auch durch Nachdruck inDeutschland bekannt. Haben Sie aber auch ein Beispielfür den von Ihnen beklagten Umgang mit den christ-lichen Konfessionen?

Ich habe ein Titelblatt gesehen, auf dem Gott Vater, GottSohn und Gott Heiliger Geist entblößten Gesäßes miteinan-der Sex haben. Aus meiner Sicht haben die Karikaturistendamit ohne Not christliche Glaubensinhalte in den Dreckgezogen, die für viele Menschen heilig sind. Das ist fürmich eine klare Grenze. Einfach etwas lächerlich machen,nur um der Lächerlichkeit willen, das ist nicht nötig. SZ: Die Provokation gehört doch aber zur Karikatur dazu.

Natürlich. Karikaturen sollten immer provozieren, sonstsind sie sinnlos. Aber „Charlie Hebdo” geht darüber hin-aus. Die Mitarbeiter sind sicher kreativ, manchmal brillant,manchmal weniger. Aber sie sind in ihrem ideologischenAntiklerikalismus geradezu blind geworden für die Werte,die Religion vermitteln kann. SZ: Sollten Religionen nicht karikiert werden?

Nein, das meine ich nicht. Aber jede Weltanschauung,jede Religion, die ausschließlich und ohne Vorbedingungauf das Wohl des Nächsten zielt, verdient höchsten Re-spekt. Und das bedeutet, dass ich mich mit der jeweiligenReligion und Weltanschauung auch intensiv befasse, bevorich sie zum Ziel meines Spottes mache. Und entsprechendhabe ich Dinge, die dieser Religion heilig sind, unangeta-stet zu lassen. Religionen, Weltanschauungen und Ideolo-gien sowieso, sind ohnehin nur bedingt demokratiefähig.Auch „Charlie Hebdo” ist in seiner strikten Ablehnung al-ler religiösen Dinge eben sehr ideologisch. Aber das recht-fertigt natürlich keinen Mord, ja nicht einmal einen Stein-wurf. SZ: „Je suis Charlie” steht für Sie also für falsch verstan-dene Solidarität?

Nein, ganz bestimmt nicht. Nur sollte dieser Slogannicht als das allein gültige Synonym für Mitgefühl und So-lidarität verstanden werden. Und ebenso sollte nicht jeder,der aus den genannten Gründen es nicht mit zu tragen ver-

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BEITRÄGE 21

Von Landeshut nach Hamburg: Christian Samuel Ulber (1714-1776)PASTOR. EM. PETER MERX

mag, als Sympathisant demokratiefeindlicher Kräfte diffa-miert werden. Es gehört zu den Errungenschaften einerfunktionierenden Demokratie, dass Zeitschriften wie „Char-lie Hebdo” ihre Karikaturen veröffentlichen können, dassman sie gut oder schlecht finden und das auch uneinge-schränkt artikulieren darf. – So weit das Interview.

In diesen Tagen geht mir ein Vers aus dem Lukasevan-gelium nicht aus dem Sinn: „So schaue darauf, dass nicht dasLicht in dir Finsternis sei.” (Lk. 11,35).

Bei aller verständlichen Sorge angesichts der zu beob-achtenden Entwicklungen sollten wir nie vorschnell undohne intensive Abwägung Partei ergreifen und uns instru-

mentalisieren lassen. Wie schnell sich „Gutgemeintes” insGegenteil verkehren kann und vermeintlich Böses sich beigenauerer Betrachtung als durchaus bedenkenswert her-ausstellt, dürfte hinlänglich bekannt sein. Darum ist es soimmens wichtig, sich mit den Dingen, den guten, wie denschlechten, unvoreingenommen auseinanderzusetzen undsie eigenverantwortlich beim richtigen Namen zu nennen.

Gott hat uns die Fähigkeit dazu gegeben. An uns ist es,sie am Leben zu erhalten und sie immer wieder neu ein-und auszuüben. Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzenfür die Zeit, die vor uns liegt.

Ihr Andreas Neumann-Nochten

„Ich bin ein echter lutherischer Prediger, der sich schlech-terdings an das Wort Gottes hält, wie der Buchstabe lautet,und darauf will ich leben und sterben. Dabei will ich auchzeigen, daß ich mit Recht ein evangelischer Prediger heiße,und ich kann nicht leugnen, daß ich das Wort vom Kreuz,ich meine, von Buße und Glauben an Christum, zu meinemHauptwerk mache” – diese Worte sprach Christian SamuelUlber (1714-1776) in seiner Antrittspredigt zu seiner neuen

Gemeinde an der Hauptkirche St. Jacobi zu Hamburg. Erwar dort Nachfolger des verstorbenen Hauptpastors undKirchenliederdichters Erdmann Neumeister (1671-1756).Dieser war ein streitbarer Vertreter lutherischer Orthodoxiegewesen, und Ulber wollte ganz in dessen Bahnen wan-deln: „Hiermit biete ich Beelzebub mit allen seinen Gei-stern Trotz und kündige ihm mit diesem Augenblick vonneuem den Krieg an. Ich werde ihm keinen Schritt wei-chen. Je mehr er toben wird, je mutiger werde ich sein, undje mehr werde ich mich freuen, weil ich daraus merke, daßich sein Reich zerstöre und ihm vielleicht noch manchSchäflein wieder aus den Zähnen rücke.”

Der diese markigen Worte sprach, war ein LandeshuterKind. Christian Samuel Ulber erblickte am 26. August1714 in Landeshut das Licht der Welt. Sein Vater, HansUlber (1674-1741) war 1709 als einer der ersten Pastorenan die neuerrichtete Gnadenkirche zu Landeshut berufenworden. Christian Samuel besuchte das Gymnasium seinerVaterstadt und studierte ab 1732 Theologie an der Univer-sität Jena. Nach Abschluss seiner Studien begab er sich1735 zurück in seine schlesische Heimat und wurde Haus-lehrer der Kinder bei Baron von Richthofen zu Peterwitz.Zwei Jahre später – 1737 – empfing er die Ordination zumAmt der Kirche und übernahm das Pfarramt in Heinersdorfbei Liegnitz. 1740 rief ihn seine HeimatgemeindeLandeshut, und Ulber wirkte noch ein Jahr zusammen mitseinem Vater an der Gnadenkirche als Diakonus. Nach demTode des Vaters rückte er auf ins Archidiakonat und wurde1748 Senior des Ministeriums, wie es sein Vater auch ge-wesen war. 1742 ging er die Ehe ein mit Rosina Liehr, derTochter eines angesehenen Landeshuter Bürgers. Leiderblieb die Verbindung kinderlos.

Am 6. Oktober 1752 verunglückte er auf dem Weg zueinem Kranken in der näheren Umgebung Landeshuts: diePferde scheuten und gingen durch, der Wagen fiel um, Ul-ber brach sich den linken Arm und erkrankte schwer. AufGrund der Krankheit mußte er sich in den beiden folgendenJahren jeweils einer Kur in Karlsbad unterziehen. Hier trater in Verbindung zu einigen Hamburger Kaufleuten, die da-für sorgten, daß er Neumeisters Nachfolger wurde.

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22 BEITRÄGE

Leicht fiel Ulber der Abschied von seiner Vaterstadt nicht:„nicht zehn, wohl hundert schlaflose Nächte, nicht hundert,wohl tausend Thränen und Seuffzer” rief der bevorstehen-de Wechsel hervor, und seine Abschiedspredigt hatte alsThema „Die weinende Liebe bei dem Abschied einesLehrers aus seinem alten Vaterlande.”

Am 28. Oktober 1757 trat er sein Hamburger Pfarramtan, und Tränen und Seufzer versiegten bald: „Ach, wojemand Ursach hat, mit Gott und der Zeit zufrieden zu seyn,so sind es wir, die wir in Dir, glückseliges Hamburg, woh-nen. Hier ist ein Gosen mitten in Ägypten, hie ist einCanaan, das im Segen blühet und solche geistliche undweltliche Vorzüge hat, daß es ein Wunder seiner Zeit heißenmag. Hie ist Freyheit und ungestörter Gottesdienst!”

An der Gnadenkirche zu Landeshut gehörte Ulber zurzweiten Generation der Prediger. Die Verfolgung der Evan-gelischen in seiner Heimat durch die katholische Kirchehatte er selbst nicht mehr erlebt, sondern kannte sie nur ausErzählungen seiner Eltern und älterer Gemeindeglieder. Erwusste also aus eigenem Erleben nichts von den großen„Kirchfahrten”, zu denen man in manchen Gegenden schonam frühen Sonnabendnachmittag aufbrach, um dannabends an der Friedens- oder Zufluchtskirche anzukom-men, in Pfarrscheunen übernachtete, um dann am Sonntagden Gottesdiensten beizuwohnen und danach wieder denlangen und beschwerlichen Heimweg anzutreten. Für ihnwar die Verfolgungszeit der schlesischen Lutheraner nurein Ereignis der Vergangenheit, das ihn jedoch sehr beweg-te.

1763 gab er eine Liedersammlung heraus, die ein Liedenthält, welches diese Zeit als warnendes Beispiel der Ge-meinde vor Augen stellt. Es hat 8 Strophen, von denen dieerste das Thema nennt:

Wie +chön i+t’s nicht an einem Orte,wo Licht und Recht im Schwange geht;wie +chön, wo man aus Gottes Worte

den Weg zum Leben recht ver+teht.O daß man doch +o +chlecht bedenkt,

was Gott für Gnad und Ehre +chenkt.

Vielleicht hatte Ulber hier ein Lied Benjamin Schmolcks(1672-1737) im Sinn, das dieser 1704 veröffentlicht hatte,welches mit ähnlichen Worten beginnt:

Wie +elig i+t ein Ort zu nennen,da Gottes Wort im Schwange geht,

wo Licht und Recht ganz helle brennenund Zion niemals wü+te +teht.

Da opffert man im heilgen Schmuckund findet Licht und Tro+t genug.

Schmolck dichtete damals aus eigener leidvoller Erfah-rung, denn er war Pastor an der Schweidnitzer Friedenskir-che und sah jeden Sonnabend die Scharen der Kirchfahrervon weither ankommen. Ulber dagegen nimmt SchmolcksLied zum Aufhänger für eine seelsorgerliche Anrede:

O daß man doch +o +chlecht bedenkt,was Gott für Gnad und Ehre +chenkt.

Das klingt gegenüber den Schmolckschen Worten „Da opf-fert man im heilgen Schmuck / und findet Licht und Trostgenug” eher etwas schulmeisterlich.

50 Jahre nach Errichtung der Gnadenkirchen und gut 20Jahre nach der Übernahme Schlesiens durch Preußenscheint auch dort die Normalität eingekehrt und ungehin-derter Kirchgang als selbstverständlich angesehen zu wer-den.

In seiner zweiten Strophe ruft Ulber mit starken Wortenzum Lobpreis Gottes auf:

Kommt, Chri+ten, laßt uns niederfallen,die Steine +chrein, wofern ihr +chweigt.

Gott läßt +ein Wort noch bei uns +challen,das uns den Weg zum Leben zeigt.Dank ihm, der uns +o manches Fe+t,

+o manchen Sonntag feiern läßt.

Das Wörtchen „noch” im dritten Verse deutet leise an, dassGott seinen Segen auch wieder nehmen kann, wenn mansich in zu großer Sicherheit wiegt. Zugrunde liegt dieserStrophe das Wort Jesu Lukas 19, 41, als er auf den Vorwurfder Pharisäer, seine Jünger singen zu laut, antwortet:„Wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien.”Dies Wort hat Ulber offenbar sehr beeindruckt, denn ineiner Betrachtung in seinem Andachtsbuch „Der recht-schaffene Naturalist mit seinem christlichen Auge undHerzen bei natürlichen und weltlichen Dingen (1765)”heißt es: „Weißest du auch, daß die Steine schreyen kön-nen? Ich will mich davor hüten, und deßwegen in meinemAmte kein stummer Hund seyn, der die Wahrheit ver-schweigt. Hüte du dich auch, daß du dein Haus nicht mitUnrecht bauest, und Seuffzer der Armen darauf ladest,denn da fangen die Steine in den Mauern an zu schreyenund die Balken am Gesperr werden ihnen antworten. Dasist ein Geschrey, das durch die Wolcken dringet und gewißder Richter im Himmel höret.”

Die dritte Strophe bringt dann den Dank für das unge-hinderte Hören des Wortes zum Ausdruck:

Nun, Herr, wir ehren deinen Namen,wir rühmen deine Freundlichkeit.

Wie reichlich ha+t du deinen Samenauf die+em Acker ausge+treut!

Die letzten beiden Verse erinnern wieder an die Zeiten derVerfolgung:

Dein Wort i+t bei uns offenbar,mehr als es un+ern Vätern war.

An dieser Stelle müssen wir noch einmal auf das weiteroben zitierte Lied von Benjamin Schmolck hinweisen, des-sen dritte Strophe ähnliche Wendungen aufweist:

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23BEITRÄGE

Doch nur getro+t! auch in der Wü+tentrifft Jacob wol ein Bethel an.

Wo waren denn die er+ten Chri+ten,als +ie den Heyden unterthan?

Sie +chlo++en +ich in Grüfften ein,da mu+ten ihre Tempel +eyn.

Auch Schmolck greift in die Geschichte, doch es fehlt derBezug zur jüngsten Vergangenheit, der bei Ulber durch die„Väter” durchaus vorhanden ist. Wenn er Schmolcks Liedgekannt hat, so ist er jedenfalls frei damit umgegangen.

Freie und ungehinderte Religionsausübung ist jedochkein fester Besitz, sondern ist immer abhängig von GottesGnade, die er auch wieder entziehen kann. Darum erklingtin den nächsten beiden Strophen wieder unüberhörbar diebewegende Bitte um fernere Erhaltung dieses hohen Gutes:

Bleib, treuer Hirt, bei deiner Herde,+teh, Vater, deinen Kindern bei,

daß un+er Haus nicht wü+te werde,daß deine Gnade bei uns +ei.

Scheint uns dein Licht auch noch +o +chön -wie plötzlich kann es untergehn!

Hilf, daß wir dich noch ferner hören,laß deiner Rede freien Lauf.

Nichts mü+s´ uns in der Andacht +tören,tu die ver+chloßnen Herzen auf,

und lehre uns durch Wort und Gei+t,was wahre Buß und Glauben heißt.

Wir Menschen sind leicht geneigt, Unangenehmes undSchreckliches zu verdrängen, damit es uns nicht zu sehrbelastet. Darum pocht Ulber nachdrücklich auf das Erin-nern auch unangenehmer Dinge und verbindet dies in der 6.Strophe mit dem Wort Jesu „Selig sind, die Gottes Wort hö-ren und bewahren”:

Gib, daß wir auch dein Wort bewahrenund laß uns nicht vergeßlich +ein;gib, daß wir +eine Kraft erfahren

und nicht nur immer Herr, Herr! +chrein.Mach uns dem be+ten Acker gleichund +tets an guten Früchten reich.

Die siebente Strophe enthält dann eine Fürbitte für dieGleichgültigen und Gott Fernstehenden:

Bekehre +elb+t die fal+chen Beter,die Herzen, die noch hart und blind,

die Hörer, welche keine Täter,die Täter, die nur Heuchler +ind,daß allen deines Wortes Kraft

ein neues Herz und Leben +chafft.

In der Schlussstrophe nimmt der Dichter auch die in seineFürbitte hinein, welche jetzt noch unter Verfolgung undDrangsal leiden müssen:

Gedenk, o Herr, der armen Seelen,die nichts von un+rer Freude +ehn

und jetzt vielleicht in bangen Höhlenum Freiheit des Gewi++ens flehn.Bring uns und +ie in jene Welt,wo man dort ewig Sabbat hält.

Dieses Lied erschien 1763 – wie schon erwähnt – in Ham-burg unter dem Titel: „Die Gott bittenden und lobendenStimmen der Andacht an Sonn-, Fest- und Passions-tagenin heiligen Liedern.”

Stilistisch und inhaltlich liegen Ulbers Lieder zwischendenen des späten Pietismus und denen Christian Fürchte-gott Gellerts; damit sind Reflexion und Erlebnispoesie glei-chermaßen vertreten. Etwas überspitzt formuliert, könnteman sagen: sie waren bereits bei ihrem Erscheinen unmo-dern. Auf jeden Fall erregten sie so die AufmerksamkeitJoh. Samuel Diterichs (1721-1797), der vier von ihnen fürsein Gesangbuch „Lieder für den öffentlichen Gottes-dienst, Berlin 1765” umdichtete, um sie dem damaligenZeitgeschmack anzupassen. In dieser „überarbeiteten”Form kamen sie ins Lüneburger Gesangbuch von 1767.

Unser Lied haben wir bisher in keinem zeitgenössi-schen Gesangbuch nachweisen können. Die von uns her-ausgestellten historischen Bezüge weisen auch weit übereine Verwendung als beliebiges „Sonntagslied” hinaus.Wollte man seinen „Sitz im Leben” näher bestimmen, sokäme am ehesten die 50-Jahrfeier der LandeshuterGnadenkirche 1759 in Betracht. Ulber befand sich damalsschon in Hamburg. Hat er das Lied wohl im Gedenkendaran gedichtet, oder sandte er es gar für die Festlichkeitenin seine Heimatstadt?

Das erste, uns zugängliche Gesangbuch, das es aufge-nommen hat, ist der „Berliner Liederschatz” von 1832.Dort steht es unter den „Sonntagsliedern.” Nun ist dieseSammlung nicht als Gemeindegesangbuch gedacht gewe-sen, sondern eher als eine Art Anthologie alter und neuerergeistlicher Lieder.

Spätere Auflagen dieser Sammlung wurden allerdingsin altlutherischen Gemeinden in Preußen verwendet. Dortkönnte es auf Grund der historischen Bezüge, die auch aufdie Anfänge der altlutherischen Bewegung wieder ange-wendet werden konnten, im Gottesdienst gesungen wordensein. Als hier aber eigene Gesangbücher geschaffen wur-den, wie dasjenige von Theodor Crome 1856 oder das Bres-lauer Gesangbuch von 1898, fehlt es auch dort. Offenbarwaren die historischen Bezüge seiner Verbreitung hinderlich.Als Zeitdokument jedoch ist es von bleibendem Wert, unddarum haben wir es zum 300. Geburtstag seines Dichters –etwas verspätet zwar – unseren Lesern vorgestellt undmöchten zu weiterer Beschäftigung mit ihm, seinen Lie-dern und Andachts- sowie Predigtbüchern anregen.

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Zweimal fand Königshain Eingang in die neuere Kir-chengeschichte: 1791 erschien die erste Auflage des„Anhangs zu dem in Königshayn eingeführten Ge-

sangbuche”, womit sich Königshain von den Orten seinerUmgebung deutlich abhob, und am 26. Juli 1826 trat derehemalige katholische Priester Johannes EvangelistaGoßner, Begründer der späteren Goßner-Mission, in Kö-nigshain zur evangelischen Kirche über.

Lassen Sie mich mit einer persönlichen Erinnerung be-ginnen: Als ich im März 1999 mit meiner Mutter zumersten Mal nach Görlitz kam – um Forschungen in derBibliothek in der Neißstraße zu betreiben – besuchte ich amUntermarkt ein Antiquariat, das heute nicht mehr existiert.Dort hoffte ich auf Neuerwerbungen für meine Gesang-buchsammlung. Nach einigem Suchen fand ich mit Hilfedes Antiquars ein ehrwürdiges Exemplar, in Leder gebun-den und vom Zahn der Zeit reichlich benagt: das Titelblattund ein Teil der Vorrede fehlten, und der Zustand desEinbandes ließ auf eifrigen Gebrauch schließen. Der Restder Vorrede war unterzeichnet mit „Zittau, den 1. Novem-ber 1745. M. Christian Gottlieb Pitzschmann, Predigerdaselbst.” Interessant waren auch handschriftliche Eintra-gungen auf dem vorderen Innendeckel und unter der Vor-rede. Hier war zu lesen: „1745. Eigenthum des Hausbesit-zer Kitte in Königshain. Nachfolge Dorothea Kitte, geb.1833 in Ebersbach, verheiratet mit Schumacher K. G. En-dert aus Arnsdorf, wohnhaft in Königshain 1869.” Und et-was weiter unten: „Frau Anna Zschütter 25.8. 70 geborneEndert in Königshain, verheiratet 15.7. 1894 mit Schmie-demeister Ernst Zschütter in Dobschütz. Bibelausstellung11.11. 1934 in Melaune.” Unter der Vorrede standen dannweitere Familiennachrichten: „Eigenthum des K.G. Endert,gestorben 1872, dessen Ehefrau Dorothea geb. Kitte

Königshain, gestorben 1916 28.11. in Dobschütz. ist imBesitz des Schmiedemeister Ernst Zschütter geb. 1864 undFrau Anni, geb. Endert, geb. 1870. 11.11. 1934.”

Nachdem ich das Buch gekauft hatte, sah ich es mir inunserer Pension genauer an und entdeckte beigebunden den„Anhang zu dem in Königshain eingeführten Gesangbuche.Görlitz, gedruckt bey Johann Gottfried Burghart 1798.”

In einem ersten Schritt soll nun das in „Königshain ein-geführte Gesangbuch” in Augenschein genommen und ineinem zweiten Schritt der „Königshayner Anhang” zu die-sem Buch betrachtet werden.

I.Die erste Ausgabe des Zittauer oder Oberlausitzer Gesang-buches erschien im Jahre 1712 unter dem Titel „Andäch-tiger Seelen Vollständiges Gesangbuch, darinnen nichtallein Lieder Dr. Martini Lutheri und anderer geistreicherMänner, sondern auch des seligen Christians Weisens zufinden. – Nebst einem Morgen- Abend- und etlichen Kir-chengebeten u. Collecten wie auch einer Vorrede M. MartinGrünwalds, Mittags-Prediger zu SS Petri und Pauli. Zittauund Leipzig. J.J. Schöps 1712.”

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Der Königshainer AnhangPASTOR. EM. PETER MERX

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BEITRÄGE 25

Das bedeutete folgendes: Der Zittauer Buchhändler JohannJakob Schöps hatte die Idee, ein Gesangbuch für die StadtZittau herauszugeben, da diese Stadt bisher über kein eige-nes verfügte. Durch den alleinigen Übertritt Augusts desStarken zum Katholizismus wurde in Sachsen ein Ober-konsistorium eingesetzt, das die Belange der lutherischenUntertanen vertreten sollte. Diese Behörde aber schuf keinverbindliches Landesgesangbuch – das geschah erst 1883 –,sondern jede größere Stadt hatte ihr eigenes Gesangbuchoder benutzte das einer Nachbarstadt. Auch die Land-gemeinden der Oberlausitz schufen sich eigene Gesang-bücher: so gab es z.B. in Meffersdorf, Leuba, Seidenberg,Berthelsdorf und Großhennersdorf jeweils eigene Gesang-bücher. Diese Bücher gaben entweder die Pfarrer herausoder, wie in den Städten, ein dort ansässiger Buchhändler.

Nun sind Buchhändler in der Regel keine Theologen,und so versicherte sich J. J. Schöps in Zittau der Mitarbeitdes Pastors Martin Grünewald, der das Gesangbuchzusammenstellte und eine Vorrede beisteuerte. In dieserVorrede stellte Grünewald drei Regeln auf:„1. Man schlage die Lieder allemal auf, welche man beidem öffentlichen Gottesdienste mitsingen soll, oder dererman sich bei seiner Privatandacht bedienen will.

2. Man sinne einer jedweden Zeile lehrbegierig nach undsei um den rechten Verstand eines jedweden Wortes sorg-fältig bekümmert.

3. Man gebe unter dem Singen auf die innere Bewegungdes Herzens an heiliger Stätte Achtung.”

Dadurch sollte sich der richtige Wortlaut des Textes ein-prägen, und Gedächtnisfehler sollten vermieden werden.Die dritte Regel bezieht sich auf das andächtige und zucht-volle Singen, nicht etwa rhythmisches Singen, sondern iso-metrisch, d.h. auf jede Note entfielen zwei Schläge.

Die Erwähnung des Zittauer Gymnasialrektors Christi-an Weise (1642-1708) weist auf eine Besonderheit des Ge-sangbuches hin: Weise war ein bekannter Barockdichter,der besonders auf dem Gebiet des Schultheaters tätig war.Darüber hinaus verfasste er viele geistliche Lieder, die nunins Gesangbuch aufgenommen wurden. Außer seinen ka-men noch andere Lieder Zittauer Pastoren und denen um-liegender Gemeinden ins Gesangbuch, so daß das ZittauerGesangbuch ein großes Lokalkolorit aufwies. Das letzteschlesische Gesangbuch enthielt noch ein Sterbelied (Nr.495) aus seiner Feder.

Die erste Auflage des Zittauer Gesangbuches erschienin Schmal-Oktav und enthielt 731 Lieder. Allerdings ver-mehrte sich bei jeder Auflage die Liederzahl, und mit derAusgabe von 1730 hatte man mit 1054 Liedern die Endzahlerreicht. Nun änderte sich auch der Titel. Es hieß : „M. G.andächtiger Seelen vollständiges Gesangbuch, darinnender Kern der schönsten Lieder geistreicher Männer auf1054 zu finden, deren sich ein frommer Christ bei öffentli-chem Gottesdienste in Königl. und Herzogl. Sächs. Lan-den, besonders Ober-Lausitz und anderen evangelischenOrten, an Sonn- und Festtagen bei der Beichte und Heili-gem Abendmahl, Begräbnissen, auch täglicher Hausan-dacht bedienen kann.” Neben dem Titelblatt befindet sichein Titelbild, das in seinem unteren Teil eine Ansicht der

Stadt Zittau zeigt; darüber schweben drei Engel, dereneiner eine Harfe hält, während zwei ein aufgeschlagenesBuch mit der Inschrift „Heilig, heilig, heilig ist Gott, derHerre Zebaoth” in ihren Händen halten. Darüber schwebtder Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Das Titelblattmacht nun deutlich, das an eine weitere Verwendung desGesangbuches über Zittau hinaus gedacht war: nicht nurfür Zittau, sondern in ganz Sachsen, besonders aber in derOberlausitz sollte man es verwenden können. Durch einKöniglich Sächsisches Druckprivileg war es vor unberech-tigtem Nachdruck weitgehend geschützt. 1745 erschiendann eine Ausgabe in „grobem” Druck, d.h. in etwas größe-ren Buchstaben für alte Augen. Diese Ausgabe habe ich sei-nerzeit erworben.

Wir dürfen annehmen, daß es um diese Zeit in Königs-hain eingeführt worden ist – entweder von P. Thomas Gott-fried Felsner, der hier von 1734-1749 amtierte, oder von des-sen Nachfolger Johann Christian Kammerhof, in Königshainvon 1750-1788. Beide waren vorher in Oberlausitzer Ge-meinden tätig: Felsner in Kottmarsdorf und Tauchritz, Kam-merhof in Waldau.

Man könnte nun fragen: warum wurde gerade dies Ge-sangbuch in Königshain eingeführt und nicht das Görlitzer– schließlich liegt Görlitz doch ganz in der Nähe? Aber –ist Königshain nicht heute noch eine politisch und kirchlichselbständige Gemeinde? Wer auch immer dieses Gesang-buch hier eingeführt hat, ohne Zustimmung des Patronswar das nicht möglich.

II.Gut vierzig Jahre wurde aus diesem Gesangbuch gesungen– 1054 Lieder bieten ja auch eine reichliche Auswahl –dann erschien 1791 der besondere Königshainer Anhang inerster Auflage, gedruckt bei Johann Gottfried Burghart inGörlitz.

Verantwortlich für diesen Anhang war Christian SamuelSchmidt, seit 1788 Pastor in Königshain.

Stellen wir ihn zuerst einmal vor: Christian SamuelSchmidt wurde am 26. Juli 1756 als Sohn eines Bürgersund Tuchmachers in Görlitz geboren. Er besuchte das Gör-litzer Gymnasium Augustum und bezog anschließend dieUniversität Leipzig zum Studium der Theologie. Nach demExamen war Schmidt eine Zeitlang als Hauslehrer tätig, sowar das damals üblich. Dabei kam er wohl in Kontakt zurHerrnhuter Brüdergemeine und trat ihr auch bei. Nach derHauslehrerzeit ging er als Lehrer ans Herrnhuter Pädago-gium in Christiansfeld im Herzogtum Schleswig.

Einige Jahre später kehrte er als Kandidat der Theologiein seine sächsische Heimat zurück, empfing die Ordinationund wurde 1786 Diakonus in den Gemeinden Berthelsdorfund Großhennersdorf in der Nähe von Herrnhut. Hier lern-te er ein Gesangbuch kennen, das wenige Jahre vorher vonden Pastoren beider Gemeinden gesammelt und herausge-geben worden war. Es enthielt viele Lieder aus der Zeit desPietismus, und auch Lieder aus der Herrnhuter Traditionstanden darin.

Zwei Jahre blieb Schmidt in den beiden Gemeinden,dann wechselte er nach Königshain. Dort starb er am 10.Dezember 1792 im Alter von 36 Jahren.

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In dieser Aufmachung kamen wir im Schlosshof an, woFrau Wirsching mich und meine Schwester aus derMasse herausfischte und zum Mittagessen einlud.

Danach begleitete sie uns bis an den Platz der Probestreckeund redete dort nachdrücklich mit den Kontrolleuren, dieuns daraufhin „durchwinkten”. Ich hatte also (s. o.) bezüg-lich der Dame nicht zu viel versprochen und habe langeZeit sehr bedauert, dass es nicht möglich war, per PostKontakt zu ihr aufzunehmen, um mich zu bedanken.

Ja, auch dagegen, schlichten Dank abzustatten, bestan-den Bedenken; denn man musste damit rechnen, dass diePost kontrolliert werde und dass ein Wort des Dankes FrauWirsching in Verdacht aller möglichen „antipolnischen”Kollaborationen bringen werde.

Wir schoben also unseren Korb bis zum Bahnhof, wowir zum Übernachten in eine Baracke eingewiesen wurden.

Am nächsten Vormittag zogen wir zu den bereitstehen-den Güterwagen, die vollständig leer, aber sauber waren.Wie viele Personen in unseren Wagen kamen, haben wirdamals sicherlich gezählt. Die exakte Zahl ist mir entfallen;es werden um die 30 gewesen sein.

Soweit ich mich erinnere, waren in unserem Waggonaußer uns dreien: Edgar Rosenberger und seine Elternsowie seine Schwester, Schuster Rosenberger und Frau,deren Cousine, Frau Weihrauch, nebst Sohn (dieser etwa inmeinem Alter), Hubert Walter und Eltern mit seinerSchwester, drei ehemalige Soldaten, die bei Kriegsende inMittelwalde hängen geblieben waren, Elfriede Malten mitihren zwei Kindern, ihrer Schwester und ihrer Mutter, dieaus Oberschlesien stammten, also auch in Mittelwaldeschon Flüchtlinge gewesen waren, sowie auch eine Damemittleren Alters und deren Tochter (in meinem Alter, beideebenfalls Flüchtlinge). In dieser Zusammensetzung er-reichten wir auch unseren Bestimmungsort, den wir vorerstnicht kannten. Jede Familie oder Clique richtete sich ir-gendwo ein Plätzchen ein. Man hatte aber genügend Platz,um sich die Beine zu vertreten. Die Schiebetüren wurdennicht von außen verschlossen, sondern konnten von unsbedient werden.

Irgendwann setzte sich der Zug in Bewegung; ein letz-tes Mal – das war wohl allen bewusst – rollten wir aus dem(von mir so viel benutzten) Bahnhof. Da stimmte unsere

Mutter das Schlesierlied an, das mit dem Refrain „...wirseh’n uns wieder, mein Schlesierland, wir seh’n uns wie-der, am Oderstrand”. Weder der Text noch die Melodie bie-ten künstlerisch Außerordentliches. Aber es war das Schle-sierlied und hatte diesen Refrain. Alle im Wagen fielen ein.Und der Gesang breitete sich von Waggon zu Waggon aus. So passierten wir das Stellwerkhäuschen am nördlichenEnde des Bahnhofs. Dann sagte Herr Rosenberger (EdgarsVater): „Na, Frau Kantor, jetzt haben wir aber eine Stär-kung verdient”, und zog aus seinem Rucksack ein Fläsch-chen Hochprozentigen.

Als der Zug Mittelwalde verlassen hatte, sahen wir aufder Höhe der Straße nach Rosental Herrn Cocol, den Fuhr-unternehmer aus Herzogswalde. Er war Tscheche und des-halb von der Aussiedlung nicht betroffen – jedenfalls nichtäußerlich. Seinem Winken konnte man aber ansehen, dasshier mehr als irgendein Eisenbahnzug an ihm vorbeifuhr.

Am Abend des ersten oder zweiten Reisetages fuhrenwir in den Breslauer Hauptbahnhof ein. Zunächst Ausrufe

Das schwer beschädigte Breslauer Rathaus 1945Foto: Wikimedia Commons, Autor: Unbekannt.

FluchtberichteAAnnkkuunnfftt iimm NNoorrddeenn –– FFoorrttsseettzzuunngg

CHRISTHARD SCHILLER

Georg Friedrich Otto nennt ihn in seinem Lexikon derOberlausitzischen Künstler und Schriftsteller einen „Mannvon großem Genie, der glänzende Rednergaben besaß.”(Otto, Bd. III, 1)

Patron der Gemeinde war damals Carl Adolph Gottlobvon Schachmann (1725-1789). Er setzte sich als Gutsherrbesonders für seine Untertanen ein, indem er die Leibei-genschaft aufhob und der Landbevölkerung den Weg zueinem unabhängigen Bauerntum ebnete. Er hob das patriar-

chalische Verhältnis Gutsherr - Arbeiter auf und verändertees in ein partnerschaftliches.

Seit 1740 gehörte Schachmann zur Herrnhuter Brüder-gemeine, hielt sich viel in Herrnhut auf, wurde auf denBerthelsdorfer und Großhennersdorfer Diakonus aufmerk-sam und holte ihn nach Königshain. Kurz nach SchmidtsAmtsantritt 1788 zog sich das Ehepaar Schachmann nachHerrnhut zurück. Gut Königshain wurde Majorat unterKarl v. Heynitz als Majoratsherrn. Fortsetzung folgt.

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BEITRÄGE 27

freudigen Erstaunens „da steht ja noch alles”. Bei längeremHinschauen (der Zug fuhr langsam) sahen wir, dass das,was da stand, nur die Fassaden völlig ausgebrannter Häuserwaren. Und dieses Bild begleitete uns durch die restlichenTeile des Stadtgebietes.

Sonderbarerweise hat uns während der Reise der Ge-danke, dass wir in der „russischen Zone” ausgeladen wer-den könnten, nicht so stark beschäftigt, dass ich mich anDiskussionen hierüber erinnern könnte. Zwar haben wir dieDienste von Frau Weihrauch, die per Kartenlegen in dieZukunft schauen konnte, umfänglich in Anspruch genom-men. Täglich hieß es mehrfach „ach, Frau Weihrauch ...”.Und sie genoss ihre Nähe zur Transzendenz – und die all-gemeine Aufmerksamkeit. Aber an eine Frage „Sowjetzoneja oder nein” kann ich mich nicht erinnern. Vielleicht lag esdaran, dass wir uns auch zu Hause letztlich als von Russenbesetzt gefühlt hatten, vielleicht hatten wir aber auch garkeine konkrete Vorstellung von den Besatzungszonen im„Restdeutschland”.

Mit Anspannung haben wir aber darauf geachtet, ob derZug durch Schlesien die Richtung „Westen” beibehielt.Und sehr erleichtert waren wir schließlich doch, als wir beiBraunschweig in die britische Zone einfuhren (es war wohldas Unterbewusstsein, das uns das englische Lexikon hatteeinpacken lassen).

In welcher Gefahr wir bezüglich der Sowjetzone ge-schwebt hatten, ist uns erst später aufgegangen, als andereMittelwalder, darunter Maria Weiß (Minke) und Familie,aber auch Tante Käthe, in der Sowjetzone gelandet waren –und zum Teil halsbrecherische Nacht- und Nebel-Aktionenauf sich nehmen mussten, um über die „grüne Grenze” inden Westen zu kommen.

Die Reise von Mittelwalde bis in ein Sammellager beiBraunschweig hatte etwa eine Woche gedauert. WelcheEntfernungen wir in dieser Zeit täglich zurückgelegt habenund ob sich eine Durchschnittsgeschwindigkeit ausmachenließ, weiß ich nicht.

Andererseits aber war auf die Langsamkeit kein Verlass.So kam es, dass ich irgendwo zwischen Kohlfurt undBraunschweig einen längeren Aufenthalt in einem Bahnhofzum inzwischen dringend gewordenen Besuch des beiländlichen Bahnhöfen immer etwas abseits stehenden Toi-lettenhäuschens nutzen wollte. Offenbar hatte ich zu viel anWartezeit verstreichen lassen. Jedenfalls unterbrach einscharfer Pfiff der Lokomotive meine Muße, und dann hörteich auch schon das typische Geräusch eines anfahrendenZuges. An weitere Einzelheiten kann ich mich nicht mehrerinnern; ich weiß nur noch, dass ich plötzlich – meineHose war ca. auf Kniehöhe – auf einem sogenannten Jäger-zaun stand. Unter vielstimmigen Anfeuerungsrufen habeich schließlich ein Trittbrett bei einem Bremserhäuschenerreicht und konnte mich dort in Ruhe landfein machen.

Ab dem Sammellager bei Braunschweig hatten wirunsere Güterwagen gegen normale Personenwagen ge-tauscht (Frau Weihrauch saß mir gegenüber; ihre Dienstewaren nach wie vor gefragt). Und eigentlich war erstaun-lich, dass wir es relativ gelassen hinnahmen, uns im übri-gen frei bewegen zu können.

Wohin genau es gehen werde, wussten wir allerdings auchjetzt noch nicht. Auch Frau Weihrauch konnte da nicht hel-fen.

Dieser zweite Teil der Eisenbahnreise endete in Syke,ca. 20 km südlich von Bremen. Dort warteten jüngere Bau-ern mit Treckern und angehängten Plattenwagen, mit Sei-tenwänden. Auf die verfrachteten wir unsere Habe undsetzten uns obenauf. Wir passierten den Ort Harpstedt undhielten schließlich in einem Dorf namens Reckum, das ausverstreut liegenden Einzelhöfen bestand; ein Zentrum ließsich nicht ausmachen.

Auf dem Hof, auf dem wir unsere Sachen abluden, wur-den wir gebeten, uns nach Familien aufzustellen. Zur Be-sichtigung, wie sich zeigte. Die heimischen Familienober-häupter, die uns auf ihren Höfen aufzunehmen hatten,dachten natürlicherweise daran, ob die Leute, die ihnen da,eventuell für längere Zeit, ins Haus kamen, zu irgendwel-chen Arbeiten tauglich wären. Als erste waren die drei Sol-daten weg. Dann bröckelte die Ansammlung immer langsa-mer auseinander.

Zuletzt waren meine Mutter, der man die Strapazen derFlucht durch die Tschechoslowakei noch immer ansah,meine damals neun Jahre alte Schwester (die sich unter-wegs eine Krätze eingefangen hatte) und ich übrig. Unsmitzunehmen, konnte Bauer Deppe als letzter (er hatte sichoffensichtlich nicht vorgedrängt) nicht vermeiden.

Sein Hof lag nebenan. Er bestand aus einem typischenniedersächsischen Bauernhaus, wie wir es aus dem Schul-buch kannten. Am Giebel über dem Eingang zwei gekreuz-te hölzerne Pferdeköpfe. Der Eingang, ein großes Tor, führ-te auf die breite Diele, die zu beiden Seiten Stallungen ent-hielt.

An der Stirnseite fand sich eine Wand aus Holz undGlas, die diesen Ökonomieteil von dem dahinter liegendenWohnbereich abtrennte. Zu diesem Wohnbereich gehörteauch die Küche, in der wir an den gemeinsamen Mahlzei-ten teilnehmen durften. Zum sonstigen Verbleib erhieltenMutter und Uschi eine Gesindekammer neben demSchweinestall zugewiesen. Ich wurde außerhalb des Hau-ses in einem Kotten untergebracht, der aus einem Raumbestand, der seinerseits wiederum fast zur Gänze von ei-nem hölzernen Bett ausgefüllt wurde, dessen Liegeflächeeine schiefe Ebene darstellte, so dass man nach längeremLiegen in der linken Ecke der Fußseite aufwachen konnte.

Der anfangs widerstrebende Herr Deppe hatte – gemes-sen an seinen wahrscheinlichen Erwartungen – mit mir dasgroße Los gezogen; da ich schon am übernächsten Tag mitseinen drei Pferden (schönen Oldenburgern) einen Ackerbearbeitet habe. Mutter versuchte, sich in der Küche nütz-lich zu machen, und lernte, dass man Besteck nach Ge-brauch nicht abwäscht, sondern mit einem immer präsentenLappen abwischt und danach mit dem Lappen in der allge-meinen Schublade verwahrt. Andere Länder, andere Sitten;das ist nicht weiter des Aufregens wert.

Für mich fiel allerdings ein Weltbild in sich zusammen.Niedersachsen war in meiner Vorstellung – gleich nachOstpreußen – das Pferdeland. Ich habe mir deshalb nichtsBöses dabei gedacht, als ich einen der Zossen, dessen Fell

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MELDUNGEN28

Die nächste Jahrestagung des Vereins für Schlesische Kir-chengeschichte findet vom 7. bis 10. September 2015 in derKreuzbergbaude in Jauernick-Buschbach statt.

Die Tagung wird sich, aus Anlass des 200jährigen Jubi-läums, mit der Angliederung der östlichen Oberlausitz andie Kirchenprovinz Schlesien beschäftigen. ln Vorträgensoll es um den politischen Hintergrund des Wiener Kon-gresses und seiner Auswirkung auf Sachsen und die beidenLausitzen, die politische Situation in der Oberlausitz unddie kirchlichen Veränderungen in diesem Gebiet gehen, daszunächst als eigene Generalsuperintendentur „PreußischeOberlausitz” bezeichnet wurde.

Ein weiterer Vortrag wird die Persönlichkeit des erstenGeneralsuperintendenten der Preußischen Oberlausitz,Johann Gottlieb Worbs, beleuchten, dessen kürzlich errich-teter Gedenkstein in Priebus während der Exkursion imvergangenen Jahr besichtigt werden konnte. Als Referenten

für die Tagung sind unter anderen Dr. Dietrich Meyer, Dr.Steffen Menzel (Oberlausitzische Gesellschaft der Wis-senschaften) und Frau Prof. Harc (Universität Breslau) an-gefragt. Der Besuch des Schlesischen Museums Görlitz,der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften, eineExkursion nach Priebus und zur Grenzkirche Podrosche ge-hören ebenfalls zum Tagungsprogramm.

Für eine ausgewogene Planung ist es allerdings notwen-dig, dass alle an einer Teilnahme Interessierten dies bis spä-testens Ende Februar 2015 anzeigen. Die Einladung mitProgramm und den nötigen Informationen mit der Bitte umeine verbindliche Anmeldung wird danach erfolgen.

Kontakt und Informationen:Verein für Schlesische Kirchengeschichte

Dr. Thomas Koppehl Bautzener Straße 4

02906 Niesky

Vom Verein für Schlesische KirchengeschichteSUPERINTENDENT DR. THOMAS KOPPEHL

Neues vom Schlesischen Konvikt in Halle

von Staub und getrocknetem Schweiß verklebt war, nachdem Füttern aus dem Stall geholt und mit Striegel undBürste zu bearbeiten begonnen habe. Bei Meister Deppestieß das auf Unverständnis; das solle ich lassen, „wir put-zen die Pferde nur, wenn wir mal nach Wildeshausen fah-ren oder so”.Fürs erste fuhren wir nicht nach Wildeshau-sen!

Am Tag nach unserer Ankunft in Reckum begrüßte meinekleine Schwester mich mit einem Strauß Buschwind-röschen, die sie in dem Buchenhain rund ums Haus ge-pflückt hatte, und gratulierte mir zu meinem 17. Geburts-tag. Frau Deppe, die dies mitbekommen hatte, überraschteuns drei mit einem spontan und eigens für uns gebackenenKuchen.

Kürzlich wurde Herr Fi-litz (re.) in seine Tätig-keit als Pfarrer am Schle-sischen Konvikt in Halle/Saale, und in seinen Pre-digtauftrag an der Lau-rentiuskirche eingeführt,desgleichen auch FrauSaskia Lieske (3. v. li.)als Inspektorin des Kon-vikts.

Der Gottesdienst ausdiesem Anlass fand am 3.Advent 2014 in der Lau-rentiuskirche statt.

Anwesend waren u. a.Propst Dr. Johann Schnei-der (1. v. l.) – er ist Regio-nalbischof für den Propst-sprengel Halle-Witten-berg – und Friedrich Kra-mer (2. v. l.), Vorsitzenderdes Kuratoriums der Stif-tung Schlesisches Kon-vikt.

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LESERPOST – VERANSTALTUNGEN 29

Liebe Frau Kempgen,lieber Herr Neumann-Nochten,nachdem nun wieder einmal in der Dezemberausgabe aufSeite 187 von Ihnen Wünsche, Vorstellungen, Bestandsauf-nahmen von Einsendungen zur Veröffentlichung im„Gottesfreund” geäußert wurden, melde ich mich mit mei-nen Erfahrungen. Im März 2014 erschien im Gottesfreundder ausführliche Artikel über die Wiederherstellung desFriedhofes in Zedlitz, Kreis Ohlau, mit allen namhaftenPersönlichkeiten, die dieses freudige Ereignis möglichgemacht hatten. Ich denke mir, dass die ehemaligenVerantwortlichen und Bewohner der Gemeinde Zedlitzneben den heutigen Förderern des Ortes auch noch einmalins Blickfeld kommen können. ...

Nach wie vor verfolge ich die Veröffentlichungen des„Schlesischen Gottesfreundes”, begleite kirchliches Lebenin und um Görlitz. So erfuhr ich auch von der Ausstellungin der Görlitzer Nikolai-Kirche über die schlesischen

Grenzkirchen und überlege, ob dabei auch die mir gut be-kannte Gebhardsdorfer Grenzkirche berücksichtigt wurde.

Noch zu meiner Zeit läuteten im heimatlichen Buch-wald jeden Sonnabend um 14 Uhr die Kirchglocken in Er-innerung an die Dorfbewohner, die zur Zeit der Gegenrefor-mation zu dieser Mittagszeit zur Wanderung nach Probst-hain, Kreis Goldberg, zum sonntäglichen Gottesdienst auf-brachen.

An den vielseitigen Themenkreisen sowohl im „Gottes-freund” wie auch speziell in den Jahrbüchern für Schle-sische Kirchengeschichte erfreue ich mich und benutze siegern als Nachschlagewerke. ...

Mit diesem Schreiben möchte ich allen Herausgebern,Verfassern und Mitarbeitern unseres Schlesienverbandesfür ihre vielfachen Bemühungen danken.

Mit guten Wünschen für die ZukunftMechthild Thümmel, Greifswald

Leserpost

EVANGELISCHE GOTTESDIENSTEIN DEUTSCHER SPRACHE IN SCHLESIEN

BBrreessllaauu:: an jedem Sonntag um 10 Uhr in der Christophorikirche, pl. Św. Krzysztofa 1.

LLaauubbaann::an jedem 2. Samstag um 10 Uhr in der Frauenkirche, al. Kombatantów.

LLiieeggnniittzz:: am 1. und 3. Sonntag um 13 Uhr in der Liebfrauenkirche, pl. Mariacki 1.

SScchhwweeiiddnniittzz:: an jedem 4. Sonnabend um 9 Uhr.Ort bitte telefonisch erfragen: 0048 - 713 487 317

WWaallddeennbbuurrgg::an jedem 2. Sonntag und jedem 4. Sonnabend um 14 Uhr in der Erlöserkirche, pl. Kościelny 4.

BBaadd WWaarrmmbbrruunnnn::an jedem 2. Sonnabend in der Erlöserkirche, pl. Piastowski 18.

JJaauueerrFriedenskircheAuf Anfrage: Park Pokoju 2, 59-400 Jawor.Tel. (+4876) 870 51 45. E-Mail: [email protected]

PPffaarrrraammtt:: ul. Partyzantów 60, PL-51-675 Wrocław. Tel. 0048 - 713 487 317. Pfarrer Andrzej [email protected]

VERANSTALTUNGEN DERGEMEINSCHAFT EVANGELISCHER SCHLESIER

LAG Baden-Württemberg/Stuttgart: Jahrestagung der LAGSamstag, 7. Februar in Plochingen, 9.30 Uhr –16 Uhr. Thema: Der gegenwärtige Stand des deutsch-polnischen Mitein-anders im Raum Görlitz, mit Frau Margrit Kempgen, Görlitz.In diesem Zusammenhang wird auch die von deutschen undpolnischen Schülern erarbeitete Ausstellung „HeimatKirche” zusehen sein.

Sehr geehrter Herr Neumann-Nochten,Ich gehöre nicht zu den regelmäßigen Lesern Ihrer Publi-kation und bin auch keine Schlesierin, wenn auch mitschlesischen Wurzeln behaftet. Dennoch komme ich hinund wieder mit dem „Schlesischen Gottesfreund” in Be-rührung, und zwar durch eine Verwandte, die seit vielen,vielen Jahren der monatlichen Ankunft Ihres Blattes ent-gegenfiebert. Aber selbst die sporadische Lektüre hat michzu der Erkenntnis geführt, dass Sie selbst, obwohl zu denNachgeborenen zählend, mit einer ausgesprochen bewe-genden Vergangenheit behaftet sind. ...

Um so mehr erstaunte es mich, dass Sie in ihrem umfan-greichen Artikel zum „Großen Krieg” auf den ersten Blickso viel Milde mit den „Deutschen” walten lassen. Wie

kommt ein Mensch jüdischer Herkunft – dessen Familiefast nahezu ausgelöscht wurde – dazu, das Volk der Täterso ausgewogen zu betrachten?! Ich wage einen Versuch derAntwort: Sie wollen in der Zusammenschau der Geschich-te, dem deutschen Volk Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Ich behaupte, dass Ihnen das nicht wirklich gelungenist, dazu scheinen Sie mir zu sehr Theologe und zu wenigHistoriker zu sein, aber ich bin Ihnen von Herzen dankbar,dass Sie den Versuch unternommen haben und dass Siehoffentlich weit mehr Menschen, als nur mich, zu erneutemNachdenken gebracht haben.

Mit herzlichen Grüßen, Ihre M. Kunschke, Berlin

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AUS DER LESERGEMEINDE30

Hamburg: Gemeindenachmittage der evangelischen SchlesierFreitag, 6. Februar, 16 Uhrim Gemeindesaal von St. Petri in Altona, Schmarjestr. 33.

GEBURTSTAGE AUS DER LESERGEMEINDE

97. Am 01.02. Frau Ilse Müller, 44866 Bochum, frü-her Goldberg.94. Am 08.02. Frau Charlotte Fiala, 98617 Meinin-gen, früher Wüstegiersdorf. Am 09.02. Herr Forstdirek-tor i.R. Joachim Viebig, 69412 Eberbach, früher Breslau.93. Am 10.02. Frau Lenore Gerst, 75417 Mühlacker,früher Obernigk.91. Am 03.02. Frau Waltraud Hauke, 70565 Stuttgart,früher Laasan/Schweidnitz. Am 10.02. Frau UrsulaWiesner, 74076 Heilbronn. Am 18.02. Herr Pastor i.R.Will-Feodor v. Neumann, 31162 Bad Salzdetfurth, früherKl.Muritsch/Trebnitz.90. Am 03.02. Frau Ingeborg Rokitte, 71638 Lud-wigsburg, früher Breslau. Am 21.02. Herr SiegfriedHornig, 26388 Wilhelmshaven, früher Dittersbach/Wal-denburg.89. Am 07.02. Herr Hans-Joachim Wendland, 60599Frankfurt, früher Weigelsdorf, Krs. Reichenbach. Am22.02. Frau Annelies Tzschoppe, 02829 Neißeaue, früherBreslau.85. Am 27.02. Frau Helga Weinhold, 68199 Mann-heim, früher Schweidnitz.84. Am 16.02. Herr Dankwart Jüngling, 79576 Weil,früher Sagan. Am 28.02. Herr Dekan i.R. Klaus Loreck,91154 Roth, früher Sagan.83. Am 24.02. Herr Heinz Fuchs, 73431 Aalen/Württ.,früher Ratibor. Am 29.02. Frau Eveline v. Rennen-kampff, 31655 Stadthagen, früher Oppeln.82. Am 14.02. Frau Christa Kohli-Dietrich, 02826Görlitz.81. Am 05.02. Herr Helmut Dudel, 14089 Berlin-Spandau, früher Breslau. Am 12.02. Frau Gisela Kitzig,58708 Menden, früher Waldenburg. Am 21.02. HerrAlexander Engler, 06502 Thale/OT Neinstedt, früher Schö-nau/Katzbach. Am 23.02. Herr Karl Kuschick, 50389Wesseling, früher Langemark/Glogau.80. Am 05.02. Herr Alfred Norbert Hufnagel, 67549Worms-Hochheim. Am 08.02. Herr Arnulf Knappe,65207 Wiesbaden, früher Strehlen.79. Am 11.02. Herr Sup. i. R. Hans-Wolfgang Hennig,02906 Niesky. Am 13.02. Herr OKR i. R. EberhardVölz, 02826 Görlitz. Am 15.02. Herr Ulrich Goede,31848 Bad Münder, früher Grünberg. Am 20.02. HerrProfessor Dr. Jürgen Böhm, 55130 Mainz, früherSchleswig. Am 23.02. Frau Elfriede Heckenthaler,50259 Pulheim, früher Dorfbach-Falkenberg.78. Am 05.02. Herr Wolfgang Rokitte, 31789 Hameln,früher Weißensee, Oels. Am 10.02. Frau EdeltraudAnders, 30982 Pattensen, früher Schmiedeberg/Riesgb. Am 10.02. Frau Hildegard Graf, 73117 Wangen, früherLiegnitz. Am 13.02. Frau Christa Burghardt, 35683

Dillenburg, früher Kohlfurt bei Görlitz. Am 14.02. HerrWolfgang Prahl, 71634 Ludwigsburg.77. Am 05.02. Frau Ingrid Kelch, 75173 Pforzheim,früher Breslau. Am 11.02. Schwester Renate Boldt,30171 Hannover, früher Hannover. Am 22.02. HerrPfarrer i. R. Eberhard Hinze, 73278 Schlierbach. Am24.02. Frau Irmgard Spittler, 40822 Mettmann, früherDorfbach/Eulengbg. Am 27.02. Agathe Gräfin v. Wedel,14552 Michendorf.76. Am 02.02. Frau Anna-Elisabeth Kramer, 30890Barsinghausen, früher Ober Struse/Breslau. Am 06.02.Frau Gerda Wamser, 75172 Pforzheim (Mutter geb. inNiedersalzbrunn, Krs. Waldenburg).75. Am 29.02. Herr Helmut Schubert, 06502 Thale,früher Gutschdorf b. Striegau.74. Am 06.02. Frau Helga Hufnagel, geb. Waber-czeck, 67549 Worms-Hochheim, früher Breslau.73. Am 11.02. Frau Anneliese Abu El-Ez, 55268Nieder-Olm, früher Ober-Wiesenthal/Brieg. Am 13.02.Frau Ulrike Müller-Goerth, 55124 Mainz, früher Breslau.72. Am 12.02. Herr Diakon Gottfried Tepper, 02929Rothenburg/OL, früher Frankenstein/Schl. Am 28.02.Herr Pastor i. R. Wilfried Waschek, 26127 Oldenburg, frü-her Großburg, Krs. Strehlen.70. Am 16.02. Herr Gerhard Hartmann, 38259 Salz-gitter, früher Kammerswaldau, Hirschberg. Am 25.02.Herr Jürgen Waschek, 26123 Oldenburg, früher Bayreuth.62. Am 21.02. Herr Generalsuperintendent MartinHerche, 02827 Görlitz, früher Wriezen.61. Am 13.02. Herr Herbert Engel, 54552 Dockwei-ler, früher Kasbach-Ohlenberg.

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Es tut sich was in

Harpersdorf... nur was?! Vor kurzer Zeit erreich-

te die Redaktion das kleine neben-

stehende Bild des Turms der Har-

persdorfer Kirche. Unschwer er-

kennbar sind die Teile eines Ge-

rüstes, die den Baukörper um-

schließen. Allerdings war bis zum

heutigen Zeitpunkt nicht zu erfah-

ren, was genau geschehen soll.

Aber Harpersdorf war schon im-

mer für eine Überraschung gut.

Beheimatete die Ruine im Jahr

2007 noch einen „dichten Wald”,

so zeigte sie sich im Jahr 2009

urplötzlich sehr aufgeräumt. Wir

sind gespannt, wie es weitergeht

und werden zu gegebener Zeit in-

formieren. Fotos: ANN/Dave Luz

2007

2009

2014

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Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,

ich hab' nichts, was mich freuet,

verlassen steht der Baum im Feld,

hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht

und rüttelt an dem Baume,

da rührt er seinen Wipfel sacht

und redet wie im Traume.

Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,

Von Grün und Quellenrauschen,

Wo er im neuen Blüten-Kleid

Zu Gottes Lob wird rauschen.

Joseph von Eichendorff (1788-1857)