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1Nr. 45
Herbst-Winter2015 / 2016
Das wahre Mysterium der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsichtbaren.
Wer sonst als Oscar Wilde knnte das geschrieben haben? Und wer sonst als die Mode knnte das
besttigen?
Das Mysterium eines Mantels, der eine Silhouette zum Blickfang macht. Das Mysterium eines Kleids,
das beschwingt und Lust zum Tanzen macht oder um andere tanzen zu lassen! Das Mysterium
eines perfekt sitzenden Anzugs, der Autoritt verleiht - ohne Sympathieeinbusse. Das Mysterium
eines Duftes, der Erinnerungen weckt.
Diese Ausgabe von IN THE MOOD ist der Mode mit all ihren Mysterien gewidmet. Lassen Sie sich
von der naturinspirierten Fotostrecke zum Thema Eine Heldin im Winter verzaubern, die uns
in Graubnden vor einer Kulisse von Schnee, Bergen und wallenden Capes das kreative Potenzial
unserer Garderobe vor Augen fhrt. Oder blttern Sie um und bewundern Sie die exquisite Auswahl
an beschwingten Taschen, Handschuhen und Schuhen. Oder das Talent der Illustratoren, die auf
Seite 11 und 39 Banales zu Delikatem, Vergngliches zu Ewigem verwandeln. Oder lassen Sie sich
von den Interviews und Portrts der kreativen Kpfe Albert Kriemler, Stphane Lambiel, Anna
Zegna, Stefano Pilati und Franois Nars faszinieren. Und natrlich auch von der Feder der Schrift-
stellerin Laurence Benam, die uns auf Seite 38 von den poetischen Regungen erzhlt, die sie jeweils
beim Betreten eines grossen Kaufhauses berkommen
Herbst/Winter-Kollektionen 2015. Oscar Wilde, neue Horizonte. Bye-bye, grauer Alltag, hello,
pralles Leben! Eleganz mit Visionen. Jetzt sind Sie dran!
Mode-MysterienTEXT / STPHANE BONVIN
E d i t o r i a l
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Impressum September 2015. Das Magazin In the Mood ist eine Publikation der Bongnie Grieder-Stores. Auflage: 145000 Exemplare. Nchste Ausgabe:
Frhling 2016. Chefredaktoren: Stphane Bonvin und Valrie Fromont PR und Koordination: Claudia Torrequadra Fotografen BG Studio: Thanos Verveniotis,
Nicolas Haeni, Guillaume Collignon Transphre SA - www.transphere-com.ch bersetzung: Barbara Matas-Zeltner und
Stphane Bonvin Fotolitho: Bombie Druck: IRL plus SA
Cover: Jennifer Messelier trgt einen Alpaka-Mantel (Fr. 4250.-) und eine Hemdbluse (Fr. 880.-) von Brunello Cucinelli. Fotografie: Stian Foss
Bongnie Grieder
L i e b l i n g s s t c k e
Handtasche mit Schulterriemen Lili Radu Fr. 490.- / Handschuhe Agnelle Fr. 215.- / Sonnenbrille Valentino Fr. 495.-Ankle Boots Triver Flight Fr. 220.-
KONZEPT UND FOTOGRAFIE / SANDRA POINTET
Seasonal Paintings
Die schnsten Accessoires von Grieder zelebrieren den Herbstanfang: herrlich beschwingt
Ankle Boots Repetto Fr. 490.- / Regenschirm mit Bulldogenkopf-Knauf Pasotti Fr. 250.- / Handtasche Lanvin Fr. 2380.- Sonnenbrille Valentino Fr. 470.-
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Stiefeletten (grau) Sam Edelman Fr. 270.- / Stiefeletten (braun, bestickt) Ralph Lauren Fr. 1060.- / Stiefeletten (geschnrt) Chlo Fr. 795.-Tasche Ralph Lauren Mini Ricky Fr. 1690.- / Handschuhe Agnelle Fr. 145.-
Pumps Bongnie Grieder Fr. 260.- / Murmeltierpelzkragen Yves Salomon Fr. 190.- / Tasche Tods Shark Small Fr. 1680.-Sneakers Ash Fr. 210.-
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FOTOGRAFIE-ASSISTENZ UND STYLING / MAGALI DOUGADOS
REALISATION / STPHANE BONVIN
Schuhe Brunello Cucinelli Fr. 1350.- / Handtasche Lili Radu Fr. 415.- / Schuhe (Schnallen) Anne Thomas Fr. 290.- Stiefel Stuart Weitzman Fr. 680.- / Schuhlffel mit Totenkopf Pasotti Fr. 135.- / Schuhlffel mit Windhundkopf Pasotti Fr. 135.-
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ISAIApe2015IntheMoodMag210x285.indd 1 03/06/15 09:34
Tr e n d
TEXT / JEROEN VAN ROOIJEN *
ORIGINALILLUSTRATION / AURORE DE LA MORINERIE
Luxus zum AnfassenMode, Eleganz und Schnheit wirken nicht
nur ber das Auge: Neu erschliessen sie sich auch ber die Haut.
Herbst/Winter-Silhouette 2015 des Designers Brunello Cucinelli aus der Sicht der Illustrato-rin Aurore de La Morinerie. Sinnlicher Luxus zum Anfassen.
Brunello Cucinelli schlendert, wie so oft in seinem ty-
pischen Zweireiher gekleidet, gemessenen Schrittes
durch den Mailnder Showroom, lsst seine Finger
ber die aufgehngten Musterteile gleiten und mur-
melt: Touch, touch!. Er fordert mich auf, die Augen zu
schliessen und in die Stoffe zu greifen. Ich komme sei-
nem Ansinnen gerne nach, denn die Cashmeres, die hier
verwendet werden, sind wirklich aussergewhnlich: Mit
ihren ultrafeinen Fasern schalten sie fr einen Moment
den Verstand aus.
Brunello Cucinelli hat Sanftheit, Weichheit und taktilen
Genuss zu seinem Markenzeichen
gemacht. Touch & feel sind so
wichtig wie die schmeichelnde Optik
und die subtilen Naturfarben seiner
Kollektionen. Sein Stil erschliesst
sich ber die Sinne. Und lsst das
Unternehmen raketenhaft abheben.
Cucinelli eilt von Erfolg zu Erfolg,
weil er ein neues Verstndnis von
Luxus etabliert hat.
Luxus, so lese ich immer wieder, habe in den letzten zehn
Jahren seine Bedeutung vollkommen verndert. Statt
sichtbarer Statussymbole sucht der reife Luxuskunde un-
serer Breitengrade heute nach Sinn, Inhalt, Erlebnissen
und Ruhe. Wenn Prominente gefragt werden, was ihr
grsster Luxus sei, erwhnen sie Zeit, Familie und Le-
bensraum, nicht ein schnelles Auto, eine exklusive Uhr
oder eine ausladende Villa. Wir besitzen schon so vieles
da erregt nur noch das, was einem neue Sinnesfreuden
beschert, und zwar jenseits von Glanz und Gloria.
Brunello Cucinelli macht es vor, und die Designer und
grossen Kaufhuser, die sich dem Trend anschliessen,
besttigen es: Luxus wird stiller, persnlicher und intro-
vertierter. Es reicht dem avancierten Konsum-Feinschme-
cker zu wissen, dass die guten Dinge, die er besitzt, auch
wirklich rar und besonders sind. Sehen muss man das
nicht. Aber fhlen sollte man es unbedingt!
Brunello Cucinellis Modelle wirken
wie eine sanfte Massage, die einen
weich werden und alle Vernunft ber
Bord werfen lsst. Der Verstand kehrt
erst zurck, wenn man die Kredit-
karte zurck ins Portemonnaie steckt
und beschwingt mit seinem Einkauf
den Laden verlsst im Bauch das
gute Gefhl, dass gute Dinge nicht nur einen stol-
zen Preis, sondern vor allem einen hohen Wert haben
knnen.
Luxus wird stiller, persnlicher,
introvertierter.
* Jeroen van Rooijen, einer der bekanntesten Journalisten und Kolum-nisten der Schweiz, hat ursprnglich Modegestaltung studiert. Seine Artikel und Kolumnen sind namentlich in der NZZ zu lesen und auf www.vanrooijen.ch.
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Manchmal reicht eine Flocke, um dem Lauf des All-
tags Einhalt zu gebieten. Frischer Schnee dmpft die
Geruschkulisse der Welt. Es ist, als ob sie sich im dia-
phanen Licht der weissen Pracht einen belletristischen
Mantel umhngt. Geschfte, Nachbarn, Bume, Autos,
Sitzungen: Ein epischer Lufthauch scheint das Hand-
lungsgerst des Alltags hinwegzutragen. Ich ffne
meinen Schrank und sehe pltzlich nicht mehr Klei-
der vor mir, sondern all die Heldinnen aus den Filmen,
Romanen oder dem echten Leben, die meine Fantasie
beflgelt und meinen Geist geformt haben.
Die Heldinnen, die still und heimlich ber den
Schaufenstern der diesjhrigen Herbst/Winter-Saison
schweben, ziehen sich wie ein roter Faden durch die
anschliessende Fotostrecke. Sie sind es, die mein Bild
der weiblichen sthetik geprgt, meine Gedankenwelt
mit Idealen der Beherztheit, der Menschlichkeit und
der Schnheit durchwoben haben. Die Stoffe in meinem
Schrank haben dem Duft nach Abenteuer Platz gemacht.
Das faszinierende Parfum haftet an meinem Military-Man-
tel, meinem Maxirock und an all den anderen Teilen, in
denen ich mich durch die Steppen ziehen und die herbe
Sinnlichkeit der Landschaft geniessen sehe, und weckt
Erinnerungen an die vergilbten Seiten der Taschen-
buchausgabe von Anna Karenina, die mich als junges
Mdchen bis in die frhen Morgenstunden fesselte. Hel-
dinnen sind grundstzlich ephemere Figuren. Doch ihre
Quintessenz lebt in mir weiter und begleitet mich durchs
Leben. Egal ob in Zeiten der Freude oder in dunklen
Stunden: Die Heldin kennt keine Furcht, schon gar nicht
vor dem Alltag, den sie mhelos meistert. Sie kennt keine
Langeweile, denn sie trgt ein ganzes Reich an Bildern in
sich. Sie ist das Symbol der Freiheit im Geist, ein Bollwerk
gegen den grauen Alltag, die Verkrperung des Rechts
zum Trumen das nirgends so schn zum Ausdruck
kommt wie in der Mode. Sich neu erfinden ... und in die
Haut einer Heldin schlpfen.
In Geschften und Schrnken schlummern unzhlige
seidig weiche, herrlich gewobene, wohlig warme Kleider,
die die Silhouette wie eine Wolke umgeben. Ein Schuss
Fantasie dazu, und die Mode erffnet uns eine ganze
Welt! Die Begegnung zwischen Materie und Fantasie
sprich Mode ist wie ein Wunder: die wunderbare Fusion
zwischen der Beschaffenheit eines Stoffes, dem Know-
how eines Modehauses, dem Genie eines Schpfers, dem
Wesen eines Kleides und der Fantasie der Person, die es
trgt oder ertrumt.
Die Silhouetten der folgenden Seiten erzhlen von Frau-
en im Winter. Mode lieben heisst Heldin sein.
Mantel Pablo Fr. 485.-Merino-Pullover
Bongnie Grieder Fr. 150.-
FOTOGRAF / STIAN FOSS
GESTALTUNG / VALRIE FROMONT
STYLING / PHILIPP JUNKER
TEXT / VALRIE FROMONT
E p h e m e r e F i g u r e n
Diese Saison huldigen die Designer der belletristischen Seite der Wintergarderobe. Was wre die Mode ohne die Heldinnen aus Film und
Literatur, die unseren Trumen und Sehnschten Gestalt verleihen?
Eine Heldin im WINTER
12 13
Cape Max & Moi Fr. 640.-Poncho Masscob Fr. 440.-Pullover BA&SH Fr. 275.-
Hose Seductive Fr. 210.-Stiefel Stuart Weitzman Fr. 750.-
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Cape aus Merinillo-Lammfell Ventcouvert Fr. 1900.-
Cashmere-Pullover Bongnie Grieder Fr. 240.-Lederhose J Brand Fr. 1300.-
Mtze Grevi Fr. 190.-
Pullover Masscob Fr. 340.-Hose REDValentino Fr. 295.-
Schuhe Bongnie Grieder Fr. 350.-
16 17
Mantel Akris Punto Fr. 1480.-
Rock Victoria Beckham Fr. 780.-Long-Cardigan Caren Pfleger Fr. 1250.-
Pullover Taille Masscob Fr. 340.-
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Mantel aus Toskana-Schaffell Yves Salomon Fr. 2700.-
Merino-Pullover Bongnie Grieder Fr. 150.-Hut Grevi Fr. 220.-
Pullover Fabiana Filippi Fr. 880.-Cashmere-Pullover Bongnie Grieder Fr. 240.-
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PRODUKTION / BMR FOTOGRAFEN
MODEL / MONIKA SAWICKA @ MODELWERK
MAKE-UP UND HAIRSTYLING / RACHEL BREDY
STYLING-ASSISTENTIN / JENNIFER TSCHUGMELL
Rock Fr. 880.- und Pullover Fr. 850.- Fabiana FilippiFellweste Yves Salomon Fr. 375.-
Ein guter Magier Ein neuer Hairstyling- und Beauty-Salon im Herzen
von Grieder Zrich. Ein Augenschein.
FOTOS / BG STUDIO
TEXT / STPHANE BONVIN
Zu Ihrer Linken, leicht erhht, drei grosse weisse Sessel
mit riesigen Rckenlehnen, die geradewegs einer Welt-
raumstation der Seventies entsprungen scheinen. Zu
Ihrer Rechten drei grosse klassische Spiegel auf elegant
gemusterter Tapete in Schwarz-Weiss. Im Zentrum des
Salons das Team der Hairdresser, heute unter der Lei-
tung des Stylisten Pablo Alvarez, der fr seine prgnante
Schnittfhrung sowie seinen unfehlbaren Instinkt fr
Highlights bekannt ist und auch bei berhmten Kpfen
hoch im Kurs steht: Willkommen bei Grieder Beaut, die
Verwhnoase, die sich an der Bahnhofstrasse im Herzen
von Grieder Zrich eine helle und schicke Location ein-
gerichtet hat.
Grieder Beaut ist ein Hairstyling-Salon mit Extras: So schalten und walten im Behandlungsraum je nach
Wunsch Spezialistinnen fr Wimpernverlngerung,
Waxing und Permanent Make-up. Die riesigen futuris-
tisch-barok anmutenden Sessel ihrerseits sind fr Pre-
mium-Pedikren reserviert, die mit saisonfrischen Df-
ten (Zitrusfrchte, Salz, Zitrone oder Cassata-Ice-Cream),
poetisch gefrbten Namen und Schriftzgen in den Neon-
farben des American Dreams alle Sinne ansprechen. So
konnten die Kundinnen im vergangenen Frhling etwa
neben den klassischen Optionen zwischen den Pedik-
ren VIP Miami, VIP Los Angeles und VIP Big Apple
whlen.
Und mit welchen Season Specials werden Sie uns diesen
Herbst berraschen?, fragen wir Shanty, die Dame des
Hauses, die auch das zwei Etagen tiefer gelegene Nagel-
studio Nail Couture leitet. A good magician never reveals
his secrets!, antwortet diese schelmisch lchelnd. Na
dann, Abrakadabra!
S h o p p i n g
22 23
Ultimative Fashion-Designer haben
einen Hund an ihrer Seite. Beweis
gefllig? Azzedine Alaa und Pa-
tapouf, der Yorkshire, den der Mo-
deschpfer gern in die Tasche sei-
ner Kittelschrze steckte. Tom Ford
und John, der Jack Russel. Yves Saint
Laurent und Moujik, die Bulldog-
ge, die von Warhol verewigt wurde.
Der Mann, fr den wir uns heute
interessieren, macht da keine Aus-
nahme: Auch er gehrt zur Gattung
der kreativen Hundeherrchen. In
seinem Studio ist er ein Asket der
Schnittfhrung und der Disziplin. Sein weisser Boxer
(der Inbegriff von Klasse!) heisst Bepi, nach einem Gross-
onkel aus Mailand. Er selbst heisst Stefano Pilati, feiert
dieses Jahr seinen 50sten und entwirft seit zwei Jahren
die Damen-Kollektion der Premium-Klasse fr Agnona.
Seine Momente im Scheinwerferlicht hatte Pilati bei Yves
Saint Laurent, wo er von 2004 bis 2012 Kreativdirektor
war. Das waren seine Pariser Jahre, fr die er eine noble
Maisonette kaufte. Er erzhlt, dass er als Kind von den
Dchern von Paris trumte, nachdem er die Aristocats
gesehen hatte. Das letzte Wort in der Sache hatte aller-
dings Bepi: Pilati, Architektur-Fan und sthet, entschied
sich fr den kleinen hundegerechten
Garten im Erdgeschoss.
Der Rotblonde im Mnchsaufzug mit
feurigem Blick hat mit 17 Jahren bei
Nino Cerruti angefangen. Nchste
Stationen waren Armani und Prada.
Mit 30 ging er das Problem seines
Lebens an: Er reiste nach Kanada fr
eine sehr harte Entziehungskur, die
ursprnglich fr Vietnamveteranen
bestimmt war. Pilati erzhlt, dass er
als Kind oft allein, von seiner Familie
getrennt war und sich langweilte.
Er hat etwas von Yves Saint Laurent, wenn er sagt: Die
Kreativen haben eine labile Gefhlswelt. Auch er liess
sich fr Vogue nackt ablichten. Und er ist nicht brav:
Seine Tattoos im Stile der Fussballer des AC Milano
sprechen fr sich. Fr das Haus Agnona, das auf edle Wolle, Pelze und wertvolle Seide spezialisiert ist, entblsste
er eine Intellektuelle der Laufstege: Dree Hemingway,
Urenkelin des Literaturnobelpreistrgers, posierte nackt,
ein Lamm in den Armen, Symbol fr Opfer und Reinheit.
Seine Modelle knnen Sie im Grieder befhlen. Sie sagen
alles ber den grossen und doch so bescheidenen Stefano
Pilati.
S h o p p i n g
Stefano Pilati, Streichelweiches aus
diskreter HandDas Label Agnona meldet sich bei Grieder zurck. Portrt des
rotblonden Hausdesigners und Schattenknstlers im Mnchsaufzug.
TEXT / AURORE JACKSON
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InThe Mood_CH_Woolrich_FW15-16_Caffee.indd 1 25/06/15 17:26
TEXT / EMILIE VEILLON
S h o p p i n gS h o p p i n g
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Transparenz: Zu wissen, woher unsere Lebensmittel und
Informationen stammen, wird zunehmend zum Bedrf-
nis. In der heutigen global vernetzten Welt, in der immer
schneller produziert und konsumiert wird, kommt vie-
lerorts der Wunsch nach Rckverfolgbarkeit auf. Gut, dass
Grieder zwei Labels fhrt, die diesen Trend aufnehmen
und ihre Kundschaft ber den Ursprung ihrer Materia-
lien ins Bild setzen.
Yves Salomon ist ein solches Label. Der franzsische
Krschner, der bei Grieder wunderschne Bekleidungs-
artikel und Accessoires anbietet, gibt auf jedem Etikett
ausfhrlich Auskunft ber die verwendeten Hute. Damit
erfllt er die Auflagen der eidgenssischen Verordnung
vom Mrz 2013, die vorschreibt, dass fr jedes Pelzteil
der wissenschaftliche und zoologische Name der Tierart,
seine Herkunft und die Gewinnungsart anzugeben sind
eine Art Stammbaum fr jedes verarbeitete Pelzteil.
Die zweite richtungsweisende Initiative dieser Art stammt
vom exklusiven italienischen Label Lorena Antoniazzi,
bei dem jedes Kleidungsstck anhand eines Etiketts mit
einem QR-Code und einer Identifikationsnummer verse-
hen wird. Scannt der Kunde den Code mit seinem Smart-
phone ein oder erfasst er die entsprechende Nummer auf
der Website des Labels, wird er sowohl ber die Herkunft
der verwendeten Materialien als auch ber die Fertigung
und die erfolgten Kontrollen informiert. So kann sich
die Kuferin oder der Kufer davon berzeugen, dass
das erstandene Teil in identifizierbaren Werksttten in
Italien unter Einhaltung der entsprechenden Gesetze
und in schnster italienischer Handwerkskunst gefertigt
wurde. Die Initiative drfte eine neue Shopping-ra ein-
luten, in der Rckverfolgbarkeit und Verantwortungs-
bewusstsein ausschlaggebend sind.
Rckverfolgbarer Luxus: Schnes mit Stammbaum
TEXT / STPHANE BONVIN
Spurensuche
3. Callens
Den Kragen hochschlagen. Dem
Gerusch der Ellbogen an der
Taille lauschen. Die Finesse der mit
High-Tech-Materialien veredelten
Strickstoffe geniessen Callens
heisst die neue transalpine Marke,
die einer grossen Zukunft entgegen
geht! Ein weicher Griff, atmungsak-
tive Texturen, leichte Stoffe und ele-
gante Linien sorgen fr natrlichen
Glamour an der Schnittstelle zwi-
schen Sport und femininem Chic.
1. Joseph
Wintermrchen. Capes, die verhei-
ssungsvoll im Wind flattern. Zartes
Leder und flauschige Wollstoffe,
die der Haut schmeicheln. Ein ver- wunschener Wald. Spuren im
Schnee ... Joseph, das 1972 in Lon-
don gegrndete britische Kult-Label
kehrt zu Grieder zurck. Mit einer
teils wilden, teils manierlichen
Kollektion, die Sie einldt, neue
Wege zu beschreiten. Swinging
London? Swinging Fall 2015!
2. Santoni
Stil in Hochform. Eine ungezwunge-
ne Gypset-Inspiration, die zu grossen
Sprngen anregt. Die Vitalitt, mit
der das italienische Edel-Label in
dieser Herbst-Winter-Saison 2015
daherkommt, ist eklatant: Modelle
fr selbstbewusste Frauen, die sich
der traditionellen (Schuh-)Zwnge entledigt haben. Morgens lssig, mit-
tags amazonenhaft, abends glamour.
Bald stark, bald schwach: Freiheit
total, Schritt fr Schritt.
5. Pablo
Schicker Auftritt, schicke Preise: Das franzsische
Fasion-Label Pablo setzt auf erschwinglichen Seven-
ties-Chic. Mit Seide, Pelz, flauschigem Strick, Bohemian
Prints, Lammfell und Flare-Jeans, die von Freiheit, Love-
storys und einer Hommage an die Natrlichkeit sprechen,
nimmt Pablo den strksten Trend dieser Herbstsaison
auf. Auf temperamentvolle Pariser Art.
4. REDValentino
Und noch ein Neuzugang bei Grieder. Antikonventio-
nell, mit einer unverkennbaren Art, klassische Eleganz
modern aufzumischen, ldt das Label zum Stilmix ein.
Wo immer die Linie REDValentino auftaucht, lst sie
die gleichen Begeisterungsstrme aus wie ihre grosse
Schwester Valentino, dem erklrten Star der letzten zwei
Jahre. Aufregend romantisch.
Links: Pelzkragen Yves Salomon (Detailansicht); Mitte: jedes Kleidungsstck von Lorena Antoniazzi ist mit einem Booklet mit Informationen zu seiner Herkunft versehen; rechts: Lederkleid, Fransenmantel aus Merinowolle und Leder Yves Salomon.
2726
Kleid Paul & Joe Sister Fr. 380.-
24 Stunden im Leben einer Frau
FOTOGRAF / STIAN FOSS
GESTALTUNG / VALRIE FROMONT
STYLING / PHILIPP JUNKER
Mantel Balenciaga Fr. 1980.-
2928
Mantel Yves Salomon Fr. 6800.-Ankle Boots Alaa Fr. 1020.-
Blazer Fr. 3315.- und Hose Fr. 850.- Akris
30 31
Bluse Chlo Fr. 1950.-
JumpsuitStella McCartney Fr. 1200.-Schuhe Triver Flight Fr. 240.-
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Kleid Alaa Fr. 2080.-Schuhe Alaa Fr. 1280.-
Kleid VictoriaVictoria Beckham Fr. 950.-
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Mantel Fr. 3740.- und Hemd Fr. 865.- Ralph Lauren
Hose Barbara Bui Fr. 380.-
Mantel Max Mara Fr. 1640.-Rollkragenpullover Twin-Set Fr. 159.-
Jeans J Brand Fr. 360.-Ankle Boots Stuart Weitzman Fr. 650.-
PRODUKTION
BMR FOTOGRAFEN
MODEL
JENNIFER MESSELIER
@ WOMEN MANAGEMENT
MAKE-UP UND HAIRSTYLING
RACHEL BREDY
STYLING-ASSISTENTIN
JENNIFER TSCHUGMELL
3736
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esug
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ipha
ine-
illus
trat
ion.
com
I n s p i r a t i o n
Der Grieder-Store in Basel, Eingang Fischmarkt; Winterszene des japanischen Zeichners Tadahiro Uezugi.
* Die in Paris lebende Journalistin und Schriftstellerin Laurence Benam schreibt wie keine andere ber die Mode und deren Trume. Ihrer ultrasensiblen Feder verdanken wir auch das Por-trt ber die franzsische Knstlerin und Mzenin Marie Laure de Noailles sowie eine unbedingt lesenswerte Biografie ber Yves Saint Laurent (Grasset). Weiter ist sie Direktorin des von ihr gegrndeten Verlags Stiletto Editions, der die Publikation Stiletto Daily herausgibt, sowie Redaktionsberaterin bei der franzsischen Tageszeitung Le Figaro. (St.Bo.)
TEXT / LAURENCE BENAM*
ORIGINALILLUSTRATION / TADAHIRO UESUGI
DasGlcks-
labyrinthWenn ich ein grosses Kaufhaus betrete,
fhle ich mich jedes Mal, als ginge ich auf Schnitzeljagd
Laurence Benam, Chefredaktorin des Fashion-Magazins Stiletto
und Autorin faszinierender Bcher ber die Mode, verrt uns, wie sie grosse Kaufhuser erlebt: wie praktische Seelentrster oder elegante
Segelschiffe, die sie aus dem Alltag entfhren.
38
Sein Kind in einem grossen Kaufhaus zu verlieren, ist
einer der schrecklichsten Albtrume junger Eltern.
Wachsende Panik, versteckte Scham und unterdrcktes
Schluchzen hinter dem Kabinenvorhang begleiten die
gefrchtete Durchsage: Die kleine Laurence wird am
Empfang erwartet .... Kinder sind Meister in der Kunst
des Verschwindens. Dass einem sein Kind im Gedrnge
eines Marktes abhandenkommt, geht ja noch durch. Die
Strasse ist voll von Polizisten, hilfsbereiten Mttern, wach-
samen Kseverkuferinnen und Marktfrauen mit Augen
so gross wie Bonbons. Es im Kaufhaus zu verlieren, ist eine
andere Sache: Mit seinem Labyrinth an Rolltreppen von
den kleinen Knirpsen mit Vorliebe entgegen der Fahrt-
richtung genutzt und berfllten Aufzgen, so weitlu-
fig und anonym wie ein stdtischer Irrgarten, beschwrt
das Einkaufsparadies schreckliche Horrorszenarien von
ausverkaufswtigen Horden herauf,
die achtlos ber einen kleinen Krper
hinwegtrampeln.
Which floor please? An keinem anderen Ort kommen sich Touristen und Alt-
eingesessene mit VIP-Karte so nah:
Alle fhlen sie sich auf eine Weise
im Kaufhaus zuhause. Wenn ich ein
grosses Kaufhaus betrete, fhle ich
mich jedes Mal, als ginge ich auf
Schnitzeljagd. Mit einem Hauch Nostalgie im Herzen
geniesse ich die aufregenden Ausflge in die Welt der
tausend Facetten, die mir wie ein riesiger Rubiks Cube er-scheint, und stelle mir vor, ich knnte mit einer Hand
hineingreifen und ein bunt zusammengewrfeltes Sam-
melsurium an Makronen, Schreibstiften, Heftern und
Decken, Bchern und Bndern zutage frdern Ich
liebe grosse Warenhuser, weil die Betten dort so winzig
klein und herrlich weich wirken, weil die Damen, die an
den Make-up-Stnden ihre Ware feilbieten, mich mit rosa
Lippen und meist ultramarinblau umrandeten Au-
gen bezirzen. Hier setzt man sich nicht auf ein Sofa, man
probiert es aus ... Die Stunden vergehen wie im Fluge, die
Lust am Flanieren besiegt die Zeiger, die Wnsche ber-
flgeln die Vernunft, die Notlgen erobern das Handy:
Ich bin gerade beschftig, ich rufe dich nach meinem
Termin zurck. Stimmt ja auch fast, zumindest! Frauen
auf hohen Abstzen eilen vorbei, auf dem Weg zu ihrem
Stck Kuchen, glutenfrei versteht sich. Grosse Kaufhuser
sind die Seelentrster jeder Metropole. Einmal drin, wird
ein jeder zum Einzelkmpfer, der keine Prsenz an seiner
Seite duldet. Nach der verdienten White-Tea-Pause ist die
drngende Freundin vergessen. Ich liebe es, wie in einem
Traum herumzuwandeln, der mich durch alle meine
Reisen fhrt. Ich liebe es, die Abteilungsleiterin bei ihrer
Vorinventarkrise zu berraschen, die gerunzelte Stirn der
Ausstatter der Abteilung Schulanfang zu beobachten,
den freundschaftlichen Blick einer Verkuferin zu
kreuzen: Wollen Sie nicht lieber das hier nehmen . Ich
liebe es, mich an einem ebenso flchtigen wie aufrichtigen
Lcheln zu ergtzen, das mir so zeremoniell geschenkt
wird, als handle es sich um ein Antifaltencrme-Muster.
Wer ein Land kennenlernen will, so hrt man oft, bleibt
am besten in seinem Hotelzimmer und sieht fern. Meine
erste Expedition gilt jeweils einem Einkaufspalast, wo ich
etwa in New York die Verkaufsgtter der Uptown-La-
dies von Manhattan bestaune, die
eleganter als jeder Oberkellner daher-
kommen, oder etwa in Tokio end-
lose Minuten lang grazile Kreaturen
mit aufgepinselten Augenbrauen be-
obachte, die das Gekaufte dem japa-
nischen Geschenkritual getreu ver-
packen ...
Im Vergleich zum Supermarkt, der
in unfrmigen XL-Trainingsanz-
gen daherkommt, trgt das grosse Kaufhaus immer
Schale. Trotz seines oft fortgeschrittenen Alters zeigt es
Haltung und Stil. Trumpft mit limitierten Stckzahlen
und Premium-Angeboten auf. Selbstgefllig thront es
an der besten Einkaufsstrasse, elegant wie ein altes Se-
gelschiff und vornehm wie eine Luxus-Limousine. Seine
Passerellen gleichen schwebenden Verbindungsgliedern
zwischen zwei Leben, zwischen zwei Verabredungen. Und
ich frage mich, ob das Leben ohne grosse Kaufhuser,
ohne die Leichtigkeit dieses intimen gepcklosen Travel-
lings berhaupt lebenswert wre.
Was, wenn ich am gleichen Tag Lust auf eine Miniatur-
gusspfanne, einen Morgenrock aus kuschelweichem Frot-
tee in Baltic Blue, ein Lesekissen aus beigem Leinen und
eine exklusive Haarsplung habe? Und auf unzhlige an-
dere Dinge, die sich mit selbstredender Attraktivitt und
lagenweise Seidenpapier mit meinem Kaufrausch verbn-
den? Die richtige Antwort anstelle des (un)angebrachten
Du brauchst einen Psychiater lautet ganz einfach:
Geh doch ins Kaufhaus!!
I n s p i r a t i o n
Ich wandle herum, wie in einem Traum, der mich durch alle meine Reisen fhrt.
40 41
Einen Schritt voraus.
Das Schweizer Wirtschaftsmagazin
ww
w.b
ilan
z.ch
BIL_Image_rotes_Kleid_210x285_d_Modd.indd 1 29.05.15 15:43
I n s p i r a t i o nI n s p i r a t i o n
Bilder schliesslich auf Georgette und matte Pailletten.
Als beim Defilee in Paris die berraschende und neue
Ausstrahlung dieser Arbeiten zu spren war, wurde mir
klar, was Fotoprints in Zukunft fr uns bedeuten wrden.
Drei Orte, die Sie gerne fotografieren? Paris, New York,
Appenzell.
Drei Fotos, die Sie ansprechen? Bestimmte Fotos haben
meine Kreationen beeinflusst. So etwa die Luftansicht
des Dachgartens des Landschaftsarchitekten Roberto
Burle Marx. Dann gab es die Saison, wo alle ber Ani-
mal Prints geredet haben. Ich wollte unseren eigenen
Ausdruck dafr finden, fand aber lange keine Lsung
dafr. Bis dieses Bild in einer Zeitung vor mir lag: eine
Berglandschaft, die sich in einem See spiegelte. Um 90
Grad gedreht, sah sie mit einem Mal wie die Struktur
eines Animal Prints aus. Das Bild war mein Zugang zu
diesem Trend. Mit Fotoprint macht man viel mehr, als Fo-
tos wiederzugeben. Das Ergebnis war sozusagen eine po-
tenzierte berraschung und hat uns den ersten grossen
Artikel ber unsere Fotodrucke in der New York Times
beschert.
Was inspiriert Sie im Bro? Wir haben eine sehr schne
Aussicht auf die Berge und auf St. Gallen. Dann auch vie-
le Bcher und Stoffe. Und das wichtigste: die Menschen,
mit denen ich arbeite.
Befolgen Sie ein Ritual, bevor Sie mit dem Zeichnen be-
ginnen? Wenn ich die Stoffe anfasse, sehe ich vor mei-
nem inneren Auge, was daraus entstehen kann. Inspira-
tion ist konstant: Wohin man auch geht, was man auch
sieht, es gibt berall neue Ideen.
Wo finden Sie Ihre Einflle? Ich reise viel und habe im-
mer eine Mappe mit Stoffen und Skizzen dabei.
Was hat Ihnen Ihre Grossmutter vermacht? Sehr viel:
Sie hat Akris gegrndet. Im Stoffarchiv liegen viele ihrer
Spitzen, Stickereien und Stoffe. Und natrlich den Geist
des Hauses, das von einer unabhngigen, unternehme-
rischen und schicken Frau gegrndet wurde.
Sie nehmen oft die Jacke als Ausgangspunkt fr eine
Kollektion. Was, wenn eine Frau nur eine einzige Jacke
whlen knnte? Dann sollte sie das Modell nehmen, das
In Ihren Kollektionen finden sich immer wieder An-
spielungen an minimalistische Architektur und minera-
lische Elemente. Entspricht Ihr Haus diesem Bild? Die
Architektur inspiriert mich schon seit Adolf Loos, und
nicht nur ihr Erscheinungsbild, sondern auch ihr Ethos.
Und mindestens genauso wichtig ist mir die Kunst. Wenn
man so will, reprsentiert mein Haus diese beiden Ein-
flsse: Es sind zwei weisse Wrfel, erbaut von Christoph
Sattler, und ich lebe dort mit der Kunst, die ich liebe.
an den Schultern perfekt sitzt. Eine Jacke darf nicht kom-
pliziert sein. Fr Frauen, die viel reisen, sollte sie rever-
sibel sein. Oder ein Blazer, den sie mit Zippern in eine
Biker-Jacke verwandeln kann. Heute sollte eine Jacke
oder auch ein Mantel relaxed wirken. Entscheidend fr
eine tolle Jacke sind neben dem Schnitt der Look des
Stoffs, sein Fall und seine Farbe.
Einflussreiche Frauen lieben Ihre Kollektionen. Was
definiert diese Frauen? Es ist sehr erfreulich, dass im-
mer mehr Frauen in solche Positionen gelangen. Sie
mssen aber damit leben, dass sie viel mehr als Mnner
nach ihrem usseren beurteilt werden. Hillary Clinton
hat das in ihrem Buch Hard Choices sehr unterhalt-
sam beschrieben. Was diese Frauen tragen, ist Teil ihrer
nonverbalen Kommunikation. Es geht darum, einen weib-
lichen Ausdruck fr Autoritt zu finden, sich in seiner
Garderobe wohlzufhlen und auch nach langen Sitzun-
gen oder Langstreckenflgen eine gute Figur zu machen.
Darum, einen Business-Suit in ein Outfit fr ein ele-
gantes Dinner oder einen Opernbesuch zu verwandeln.
Und das alles oft nur mit einem Handgepck. Frauen
haben Mglichkeiten, zu beeindrucken, die Mnner nie
haben werden. Schauen Sie sich die grossartigen neuen
TV-Serien aus den USA an, sie sind stilbildend: Ob in
Scandal, House of Cards oder Damages die Pro-
tagonistinnen wirken auf eine mhelose, unangestreng-
te Weise gut angezogen. Und viele tragen Akris: diskret,
aber wirkungsvoll.
Ein weiterer Einfluss ist die Fotografie. Warum diese
Wahl? Eine neue Technik machte es mglich, digitale
Fotos auf Stoff zu drucken. Ich wollte einen Blumen-
druck realisieren, der aber anders und cooler sein sollte
als die herkmmlichen floralen Muster. 2007 habe ich
bei einem Besuch beim Knstler Ian Hamilton Finlay in
Schottland Fotos von einer Waldlichtung sowie von den
Seerosen auf seinem Gartenteich gemacht. Das St. Galler
Unternehmen Jakob Schlaepfer druckte die bearbeiteten
Paris, New York, AppenzellAlbert Kriemler leitet den Schweizer Familienbetrieb Akris und
gehrt heute zu den renommiertesten Modedesignern der Welt. Er spricht mit uns ber seinen knstlerischen Nhrboden,
seine Lieblings-TV-Serien und seine besten Tipps.
INTERVIEW / EMILIE VEILLON & STPHANE BONVIN
KURZBIO
Albert Kriemler wird in St. Gallen geboren. 1980 macht er seine ersten Schritte bei Akris. Das zunchst auf Spitzen und Premium-Kollek-tionen spezialisierte Haus wurde 1922 von seiner Grossmutter gegrndet. Unter seiner Leitung wird Akris zu einer Referenz im Bereich der luxurisen Damenmode. Das Haus kleidet elegante Celebritys und schicke berufst-tige Frauen ein. Die Devise des Hauses: Specta-cularly unspectacular.2004: erstes Defilee an der Pariser Fashion Week. 2008: Gewinnt den Grand Prix Design der Schweiz. Zwei Jahre spter kommt eine Auszeichnung an den Fashion Group International Awards in New York hinzu.Das bei Grieder erhltliche Label umfasst die Linien Akris, Akris Punto und Akris Accessoires mit insge-samt 10 Kollektionen pro Jahr und zhlt rund 15 Stores an den elegantesten Shopping-Meilen der Welt.
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Fotos: Albert Kriemler mit Details seines Labels Akris, Herbst 2015.
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I n s p i r a t i o n
Wenn Sie nicht Galeristin wren? Dann wre ich Psychiaterin. Ich interessiere mich fr Persnlichkeiten. Das fasziniert
mich auch an meinem Beruf: dass die menschlichen Beziehungen im Vordergrund stehen. Eine elegante Galeristin
ist jemand, der sich kompromisslos fr Kunst und Knstler einsetzt. Und die Mode? Mode hat ein anderes Tempo
als Kunst, aber zwischen den beiden findet ein reger Austausch statt. Ihr Mode-Favorit? Meine Louis Vuitton X Rei
Kawakubo. Eine Website oder eine Modezeitschrift, die Sie inspiriert? Purple Magazine und Style. Lieber hochhackig
oder flach? Flach, ohne Frage! Ihr privater Stil? Bei mir sind Arbeit und Freizeit kaum voneinander zu trennen. Mein
Outfit muss deshalb sowohl fr den Aufbau einer Ausstellung als auch fr eine elegante Cocktail-Party passen.
Marina OlsenGaleristin der Extraklasse
BERUF KUNSTHISTORIKERIN UND GALERISTIN GALERIE KARMA INTERNATIONAL, ZRICH, MITBEGRNDET MIT KAROLINA DANKOW
TALENT VERTRETUNG IN- UND AUSLNDISCHER KNSTLER AKTUALITT SEASON OPENING MIT DEM JUNGEN ZRCHER MALER
URBAN ZELLWEGER. IM OKTOBER SOUNDINSTALLATIONEN DES NEW YORKER KNSTLERS SERGEI TCHEREPNIN.
Marina Olsen hier in der Galerie Karma International, die sie in Zrich mitbegrndet hat trgt eine Jacke von Ralph Lauren, eine Hose von J Brand und Schuhe von Valentino, alles von Grieder.
REALISATION UND TEXT / STPHANE BONVIN
FOTO / SANDRA POINTET & MAGALI DOUGADOS
REALISATION UND TEXT / ANNE NIEDEROEST - FOTO / SBASTIEN AGNETTI
I n s p i r a t i o n
Wenn Sie nicht Eiskunstlufer wren? Dann wre ich Tnzer! Ich liebe es, mich ber meinen Krper auszudrcken.
Mir gefllt der Widerspruch zwischen Leichtigkeit und Przision. Ein eleganter Eiskunstlufer ist jemand, der do-
sieren kann. Wer zu dick auftrgt, langweilt schnell. Und die Mode? Die Mode hat meine Karriere stark beeinflusst.
Meine Kostme sind Teil meiner Programme und Figuren. Ihr Mode-Favorit? Schals. Und fr diesen Herbst? Eine
Strickjacke, etwas, was mir Geborgenheit vermittelt ... Ihr privater Stil? Ich liebe die Mode. Aber ich mag es auch einfach,
also meistens Hose und T-Shirt. Und auf dem Eis? Das Gleiche, nur aus einem anderen Material! Eine Sportregel, die
nicht stimmt? Zu glauben, dass man sich fr den Sport aufopfern muss: Seine Leidenschaft zu leben, ist niemals Opfer.
Stphane LambielEiskunstlufer der Superlative
ERFOLGSBILANZ ZWEIFACHER WELTMEISTER, OLYMPIA-SILBERMEDAILLENGEWINNER. BERUFE INTERNATIONALER
PROFI-EISKUNSTLUFER, PRODUZENT, COACH UND CHOREOGRAF. AKTUALITT BEREITET SICH AUF SEINE NEUE EIGENE EISREVUE
VOR, DIE IM APRIL 2016 STARTEN WIRD. KURSBEGINN AN DER SCHULE FR EISKUNSTLAUF, DIE ER IN CHAMPRY ERFFNET HAT.
Stphane Lambiel trgt einen Parka und ein T-Shirt von Woolrich sowie eine Reise-tasche von Paul Smith. Schuhe und Hose stammen aus seiner eigenen Garderobe.
Sie sind kreativ, inspirierend und bekannt. Sie kleiden sich bei Grieder ein natrlich nicht nur. Und sie zeigen Stil: ihren Stil.
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Weste Eleventy Fr. 235.-Hemd Barba Napoli Fr. 260.-Krawatte Tom Ford Fr. 198.-
Anzug Isaia Fr. 2580.-Hemd Brunello Cucinelli Fr. 370.-
Krawatte Tom Ford Fr. 198.-Einstecktuch Altea 45.-
Schuhe Santoni Fr. 720.-
FOTOGRAF / STIAN FOSS
REALISATION / VALRIE FROMONT
STYLING / PHILIPP JUNKER
A TRUEMAN
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Sakko Tom Ford Fr. 2880.-Pullover Bongnie Grieder Fr. 290.-
Hose Paul Smith Fr. 420.-Schuhe Santoni Fr. 720.-
Sakko Brunello Cucinelli Fr. 2950.-
Einstecktuch Altea Fr. 79.-Pullover Malo Fr. 640.-
Hose PT01 Fr. 270.-
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Mantel Paul SmithFr. 2800.-
Pullover Altea Fr. 250.-Schal Andreas Fr. 420.-Hose Dondup Fr. 255.-
Schuhe Santoni Fr. 720.-Pullover Malo Fr. 895.-
Hose Etro Fr. 295.-
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Cardigan Malo Fr. 1150.-Hemd Woolrich Fr. 180.-
Schal Fedeli Fr. 385.-Hose Incotex Fr. 320.-
Schuhe Santoni Fr. 680.-
52 53
Anzug Tom Ford Fr. 2850.-Hemd Artigiano Fr. 195.- Krawatte Kiton Fr. 240.-
Mantel aus zweifdigem Cashmere Brunello Cucinelli Fr. 5700.-
Pullover Bongnie Grieder Fr. 290.-Hose PT01 Fr. 260.-
Schuhe Santoni Fr. 710.- Tasche Orciani Fr. 650.-
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Cashmere-Mantel Isaia Fr. 3480.-
Weste Eleventy Fr. 235.-Hemd Barba Napoli Fr. 260.-Krawatte Tom Ford Fr. 198.-
Schal Fedeli Fr. 395.-Schuhe Santoni Fr. 780.- Hut Borsalino Fr. 240.-
PRODUKTION
BMR FOTOGRAFEN
MODEL
TOM WARREN @ NEW MADISON
MAKE-UP UND HAIRSTYLING
RACHEL BREDY
STYLING-ASSISTENTIN
JENNIFER TSCHUGMELL
Mehr Luft! Mehr Horizont!
Der Bongnie-Store in Lausanne hat sein Mens Depart-
ment komplett umgestaltet. Unbedingt sehenswert!
TEXT / STPHANE BONVIN - FOTO / ALINE KNDIG
Macht die Alpen platt: Wir wollen das Meer sehen!,
lautete die Parole der revolutionren Lausanner
Jugendbewegung in den frhen 1980ern. Und genau
dies scheinen die Architekten, die mit der kompletten
Umgestaltung des Erdgeschosses des Bongnie-Stores in
Lausanne beauftragt waren, gemacht zu haben: Was fr
ein Anblick! Was fr ein Ausblick! Wow!
Es scheint, als habe sich der Horizont geweitet: Die bis-
herigen Unterteilungen der Verkaufsflche sind einer
fliessenden Dynamik gewichen. Auf 400 Quadratmetern
zelebrieren erlesene Materialien den herrlichen Aus-
blick auf die nahen Berge und den blau glitzernden See.
Whrend die Beschaffenheit des Bodens an die Berge
erinnert, sorgen virile Ruchereiche, zahlreiche Spie-
gel und jede Menge Glas fr den angesagten urbanen
Touch. Im hinteren Bereich signalisiert ein flauschiger
Teppich in schillernden Kupfertnen eine Art Piazza,
die zum gemtlichen Kaffeetrinken einldt. Lackierte
Elemente tauchen das Ganze in ein dezent blaugrnes
Licht, das die saisonbedingt wechselnden Farben des
Genfersees aufnimmt und dem Ort eine durchgehende
Identitt verleiht.
Genau so wie die Kleiderstile des modernen Mannes
heute fliessend ineinander bergehen, so kommunizie-
ren auch die verschiedenen Rayons bergangslos unter-
einander mit Ausnahme der zwei separaten Lounges,
in denen Mass fr Made-to-measure -Anzge genom-men wird. Klassische Anzge werben hier ebenso um
Kundschaft wie farbenfrohe Casual Friday-Outfits, Looks fr fantasievolle Bohemians oder schicke Sportler und stadttaugliche Outdoor-Wear in technischen Materialien. Dazu gibt es Taschen, Schuhe, Sneaker, Krawatten und
Geschenke. Relaxtes fr tagsber, Black Tie fr abends.
Moncler, Hackett, Tods, Paul Smith, und, und, und:
Auch die Label haben ihr Alphabet neu geordnet und
aufgestockt: von Artigiano bis Zegna, vom Alpha-Look
fr den CEO bis zur Zen-Attitude fr den modernen
Hipster ist alles vertreten, was Rang und Namen hat.
Herrenabteilung Bongnie Lausanne: gelungene Neugestaltung durch das Architekturbro Version B
M e n s
57
Nicht alle Hipster tragen Vollbart. Es gibt auch solche,
die einen Parka von Woolrich tragen Wer heute in
der City hip sein will, kommt um die Outdoor-Jacke, das
Karohemd oder eine stattliche Bart-
pracht nicht herum.
Stimmt bis hierher. Aber weshalb muss
es unbedingt ein Woolrich sein? Ganz
einfach: weil das Label authentisch
ist. Weil es 1830 gegrndet wurde und
seinen Namen von einem kleinen Ort
im US-Staat Pennsylvania hat. Mit stol-
zen 185 Jahren ist das Haus Woolrich
das lteste noch existierende US-Out-
door-Bekleidungslabel. Respekt!
Die Story von Woolrich ist zugleich
auch die des Mannes der westlichen
Welt und seiner Beziehung zur Na-
tur. Als John Rich seine Fabrik grndete, belieferte er
vorwiegend Immigranten, die die Eisenbahn bauten. Mit
einem Maulesel zog er durchs Land, um seine Decken,
Stoffe und Socken an den Mann zu bringen. Und da
die Pioniere Qualitt brauchten, fertigte John beson-
ders strapazierfhige und wetterfeste Jacken mit soliden
Taschen an. Das Familienunternehmen wuchs, es ent-
standen verschiedene Linien, die Materialien wurden
besser und die Welt hat sich verndert. Geblieben ist die
Sorge um die Strapazierfhigkeit. Schon bald konnte
Woolrich auch die Abenteurer der Pol-Expeditionen und
die US-Navy zu seinen Kunden zhlen.
Und der brtige Pionier wandelte sich
zum glatt rasierten Stdter.
Im Verlauf der letzten 10 Jahre hat
sich das Haus zum trendigen Fashion-
label mit Produktionssttten in Italien
gewandelt. Heute kleidet es eine ganze
Generation von Businessmen und krea-
tiven Kpfen ein, in erster Linie dank
Stoffen mit Teflonbeschichtung, passge-
nauer Ergonomie, geringem Gewicht,
hochkartigen Schnitten und einem
gekonnten Formenmix. Aus der Wolle
Loro Piana Storm System gefertigt,
ist der wasserabweisende und atmungs-
aktive Polar Parka mit Kojoten-Pelzkragen und durch-
dachtem Futterteil ein Paradebeispiel dieser labelty-
pischen Art, Traditionen neu zu interpretieren.
Fassen wir zusammen: Der Parka ist mehr als eine Jacke; er
ist Ausdruck einer Suche nach Wurzeln. Bleibt nur noch,
eine passende Bezeichnung fr den woolrichophilen
Mann zu finden: Country-Dandy oder Urban-Ranger?
Foto: Der stilbildende Polar Parka. Signiert: Woolrich John Rich & Bros. Modell 2015, bei Grieder.
UNSERE STYLINGTIPPS
- Tragen Sie Ihren Parka zum klassischen Anzug oder zum eleganten City-Outfit. Er sorgt fr den virilisierenden Touch und bleibt bei formellen Anlssen sowieso in der Garderobe.- Halten Sie Mass: Parka + Lumberjack-Hemd + Boots + Mtze = Trapper auf Citytrip.
M e n s M e n s
Country-Dandy
Der Woolrich Parka: die Nummer eins unter den Outfits,
die den wahren Mann ausmachen. Wir erklren, weshalb.
TEXT / STPHANE BONVIN
KultobjektDrfen wir vorstellen? Das unverzichtbare Multitasking-Piece fr die anstehende Herbst/Winter-Saison oder besser frs ganze Leben!
Gestrickt wie ein Cardigan, schulterbetont wie ein Sakko und Passform wie eine Safarijacke, erinnert
das Teil halb an einen Havanna-Raucher, halb an einen Schriftsteller in seiner Mansarde und halb an einen
verwegenen Abenteurer. Macht zusammen drei Hlften. Genau! Schliesslich ist der Mann von heute ja auch
ein guter Ehemann, ein guter Vater und ein guter Liebhaber! Zuverlssig und rebellisch zugleich!
Was Sie hier sehen, ist kein Kleidungsstck: Was Sie hier sehen, ist das Spiegelbild
des modernen Mannes. Punkt, Schluss!
FOTO / SANDRA POINTET - ASSISTENTIN / MAGALI DOUGADOS
Long-Cardigan 100% reine Schurwolle, Maurizio Baldassari Fr. 680.-
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E i n b l i c k e E i n b l i c k e
Meine Insel ist mein Studio
Franois Nars, Star-Visagist und Grnder des gleichnamigen
Make-up-Labels mit Kultstatus, ist auch ein begnadeter
Fotograf. Von seiner Privatinsel in der Lagune von Bora Bora
aus steht er uns Rede und Antwort.
Was sehen Sie morgens als Erstes auf Ihrer Insel Motu
Tane? In der Frhe setze oder lege ich mich gern irgend-
wo hin, um den Himmel, das Wasser und die Natur zu
bewundern. Langeweile kenne ich hier nicht: Die Tage
vergehen oft so schnell, dass ich das Zeitgefhl verliere.
Haben Sie sich auf der Insel ein Bro eingerichtet? Nein,
aber ich habe hier ein riesiges Studio vor der Haustr,
wo ich die Bilder fr meine Foto- und Pressekampagnen
schiessen kann.
Welcher Wohnraum gefllt Ihnen am besten auf Motu
Tane? Ich liebe sie alle! Ich hatte das Glck, mit dem
franzsischen Designer Christian Liaigre zusammenzuar-
beiten. Gemeinsam haben wir das Design fr das 2500
Quadratmeter grosse Haupthaus mit seinen zwei Master-
Arbeiten Sie mit Notizbchern oder am Bildschirm? Ich
halte alle meine Ideen und auch die Namen fr meine
Farben in einem Herms-Notizbuch fest. Es begleitet
mich berall hin.
Wo fhlen Sie sich abgesehen von Ihrer Insel am
glcklichsten? In Japan. Aber die Wahl fllt mir nicht
leicht, denn Reisen sind ebenfalls eine meiner Inspira-
tionsquellen. Die japanische Kultur ist extrem reich an
Traditionen und berlieferungen, die noch so authen-
tisch gelebt werden, dass ich mich dort nie fremd fhle,
wohin ich auch gehe. Dann liebe ich auch die Landschaf-
ten des Landes und seine einzigartige Architektur, ange-
fangen bei der Art, wie sich Altes mit Neuem vermischt,
ber die magischen Grten bis hin zu den dichten Bam-
buswldern. Bei jedem Besuch entdecke ich etwas Neues,
was meine Sinne anregt: ein tiefblaues Pigment etwa oder
eine Fashionstreet im Tokioter Stadtviertel Harajuku
Sie haben Charlotte Rampling und Tilda Swinton abge-
lichtet. Was gefllt Ihnen an diesen Frauen? Charlotte ist
eine fantastische Schauspielerin. Nicht nur ihre grnen
Augen, auch ihre Arbeit als Schauspielerin lassen ihr Ge-
sicht erstrahlen. Es imponiert mir, wie sie ihr Leben fhrt.
Das ist es, was sie immer schner werden lsst. Tilda ist
mitreissend und selbstbewusst, genau wie Nars. Ich liebe
ihre Arbeit und ihren mutigen Stil. Sie lsst ihre Wand-
lungsfhigkeit auch in ihr Leben einfliessen.
Welche Kollegen bewundern Sie als Fotografen? Heute
gibt es so viele gute Fotografen. Ich liebe Mario Sorrenti.
Fotografieren bedeutet nicht einfach, Fotos zu machen.
Mario ist Fotograf mit Leib und Seele. Und genau das
zhlt: sich voll und ganz seiner Kunst zu widmen.
suiten und natrlich auch fr die anderen Unterknfte
der Insel Gstehuser, Strandbungalows usw. erstellt.
Die Innengestaltung verbindet franzsisches Design mit
lokalen Einflssen. Mobiliar, Decken und Bden sind
passend zu den Strohdchern in dunklem Holz gehalten,
was einen idealen Kontrast zu den vibrierenden Farben
des Meers sowie der Blatt- und Blumenpracht der Insel
schafft.
Wo holen Sie sich Ihre Inspiration? In der Natur, schon
immer, insbesondere auch fr meine Make-up-Farben.
Auf Motu Tane stimulieren mich die Blumen, das Azur
und das Trkis des Ozeans und die leuchtenden Sonnen-
untergnge in Orange und Rosa. Ich setze das Gesehene
aber nicht einfach eins zu eins um: Vielmehr versetzen
mich die Farben in unterschiedliche Stimmungen.
INTERVIEW / SARAH JOLLIEN-FARDEL
KURZBIO
1959 Geburt in Sdfrankreich1994 Prominenter Make-up-Artist (Modeschauen, Ma-gazine). Launcht seine erste Kollektion: 12 Lippenstifte.1996 Erste Kampagne. Stellt sich hinter die Kamera. 2009 Bringt 15x15 heraus, einen Bildband mit Portrts von Celebritys und unbekannten Personen, von ihm persn-lich geschminkt. Einige der Fotos erlangen Kultstatus (z. B. das von Marc Jacobs).2000 Verkauft seine Firma an Shiseido, bleibt jedoch Creative Director von Nars Cosmetics. Kauft eine Insel in Franzsisch-Polynesien, die er auch vermietet ab 30000 Dollar pro Nacht.2014 Mit den Lippenstiften Audacious Lipstick (Foto) feiert das Haus Nars seinen 20. Geburtstag. Durchschla- gender Erfolg. 40 Farbnuancen. Extra lange Haftung. Elegantes Packaging in Schwarz. So Nars!
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Anna Zegna
Mode ist wandelbar, Mode ist
vergnglich. Anna Zegna* erzhlt,
welchen Werten sie treu bleibt
und welche Persnlichkeiten sie
inspirieren. Fr immer.
INTERVIEW / STPHANE BONVIN
M e i n e W e r t e
* Anna Zegna, Image-Direktorin von Zegna, gehrt zur dritten Generation, die das 1910 von ihrem Grossvater gegrndete Label leitet. Sie hat in Lausanne Politologie studiert. Zegna ist eine der Kult-Marken von Bongnie Grieder.
Ein Knstler, der mich immer wieder inspi-riert? Alberto Giacometti: Seine surrealistische Inter-
pretation des menschlichen Krpers fasziniert mich seit
eh und je. Hinter seinen Werken, die auf den ersten Blick
schlicht und einfach erscheinen, steckt in Wahrheit eine
tiefgrndige Vision des menschlichen Wesens, die mich
neugierig macht und zum Nachdenken anregt.
Der Ort, wo ich meine Batterien auflade, ist der Naturpark Oasi Zegna, die Hgellandschaft ber Trivero, nordstlich von Mailand, wo unsere Werksttten
liegen und wo unsere Geschichte begonnen hat. Die
Oasi ist mein eigentliches Zuhause, der Ort, an dem ich
aufgewachsen bin und wo ich meine Kindheitserinnerun-
gen gesammelt habe. Wenn ich mde bin, brauche ich
nur die spriessende Natur der Oasi zu betrachten, um
meinen Krper und Geist wieder zu beleben. Ein Spazier-
gang durch dieses Paradies aus Tausenden von Pinien,
Rhododendren und Hortensien verleiht mir eine enorme
Lebensenergie und Ausgeglichenheit. Wen wir von Ener-
gie tanken reden, muss ich unbedingt auch das Hotel Bu-
caneve in Bielmonte mit seinem atemberaubenden Blick
ber die Oasi und die Tler des Piemonts erwhnen.
Mein Ritual ist ein Spaziergang im Bosco del Sorriso zu Deutsch Wald des Lchelns. Mit seinen
Buchen, Dften und Geruschen ist dieser Fleck un-
berhrter Natur ein magischer Ort innerhalb der Oasi
Zegna. Ausserdem bietet er eine regenerierende Er-
fahrung, seitdem 18 Bume nach der Methode Bioener-
getic Landscape gepflegt werden. Die Methode, die auf
wissenschaftlich besttigten berlieferungen beruht,
geht davon aus, dass jede Baumart elektromagnetische
Felder mit Wirkung auf die Krperorgane produziert.
Ich wnsche mir, dass dieser Ausflug ins Herzen des
Bosco del Sorriso nicht nur fr mich, sondern auch fr
viele andere Besucher zu einem wohltuenden Ritual wird.
Der Satz, der mich durchs Leben begleitet, stammt von Eleanor Roosevelt: Die Zukunft gehrt jenen, die an
die Schnheit ihrer Trume glauben.
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