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Nr. 45 Herbst - Winter 2015 / 2016

ITM (In The Mood) Magazine N°45 F/W 2015 De

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  • 1Nr. 45

    Herbst-Winter2015 / 2016

  • Das wahre Mysterium der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsichtbaren.

    Wer sonst als Oscar Wilde knnte das geschrieben haben? Und wer sonst als die Mode knnte das

    besttigen?

    Das Mysterium eines Mantels, der eine Silhouette zum Blickfang macht. Das Mysterium eines Kleids,

    das beschwingt und Lust zum Tanzen macht oder um andere tanzen zu lassen! Das Mysterium

    eines perfekt sitzenden Anzugs, der Autoritt verleiht - ohne Sympathieeinbusse. Das Mysterium

    eines Duftes, der Erinnerungen weckt.

    Diese Ausgabe von IN THE MOOD ist der Mode mit all ihren Mysterien gewidmet. Lassen Sie sich

    von der naturinspirierten Fotostrecke zum Thema Eine Heldin im Winter verzaubern, die uns

    in Graubnden vor einer Kulisse von Schnee, Bergen und wallenden Capes das kreative Potenzial

    unserer Garderobe vor Augen fhrt. Oder blttern Sie um und bewundern Sie die exquisite Auswahl

    an beschwingten Taschen, Handschuhen und Schuhen. Oder das Talent der Illustratoren, die auf

    Seite 11 und 39 Banales zu Delikatem, Vergngliches zu Ewigem verwandeln. Oder lassen Sie sich

    von den Interviews und Portrts der kreativen Kpfe Albert Kriemler, Stphane Lambiel, Anna

    Zegna, Stefano Pilati und Franois Nars faszinieren. Und natrlich auch von der Feder der Schrift-

    stellerin Laurence Benam, die uns auf Seite 38 von den poetischen Regungen erzhlt, die sie jeweils

    beim Betreten eines grossen Kaufhauses berkommen

    Herbst/Winter-Kollektionen 2015. Oscar Wilde, neue Horizonte. Bye-bye, grauer Alltag, hello,

    pralles Leben! Eleganz mit Visionen. Jetzt sind Sie dran!

    Mode-MysterienTEXT / STPHANE BONVIN

    E d i t o r i a l

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    Impressum September 2015. Das Magazin In the Mood ist eine Publikation der Bongnie Grieder-Stores. Auflage: 145000 Exemplare. Nchste Ausgabe:

    Frhling 2016. Chefredaktoren: Stphane Bonvin und Valrie Fromont PR und Koordination: Claudia Torrequadra Fotografen BG Studio: Thanos Verveniotis,

    Nicolas Haeni, Guillaume Collignon Transphre SA - www.transphere-com.ch bersetzung: Barbara Matas-Zeltner und

    Stphane Bonvin Fotolitho: Bombie Druck: IRL plus SA

    Cover: Jennifer Messelier trgt einen Alpaka-Mantel (Fr. 4250.-) und eine Hemdbluse (Fr. 880.-) von Brunello Cucinelli. Fotografie: Stian Foss

    Bongnie Grieder

  • L i e b l i n g s s t c k e

    Handtasche mit Schulterriemen Lili Radu Fr. 490.- / Handschuhe Agnelle Fr. 215.- / Sonnenbrille Valentino Fr. 495.-Ankle Boots Triver Flight Fr. 220.-

    KONZEPT UND FOTOGRAFIE / SANDRA POINTET

    Seasonal Paintings

    Die schnsten Accessoires von Grieder zelebrieren den Herbstanfang: herrlich beschwingt

    Ankle Boots Repetto Fr. 490.- / Regenschirm mit Bulldogenkopf-Knauf Pasotti Fr. 250.- / Handtasche Lanvin Fr. 2380.- Sonnenbrille Valentino Fr. 470.-

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  • Stiefeletten (grau) Sam Edelman Fr. 270.- / Stiefeletten (braun, bestickt) Ralph Lauren Fr. 1060.- / Stiefeletten (geschnrt) Chlo Fr. 795.-Tasche Ralph Lauren Mini Ricky Fr. 1690.- / Handschuhe Agnelle Fr. 145.-

    Pumps Bongnie Grieder Fr. 260.- / Murmeltierpelzkragen Yves Salomon Fr. 190.- / Tasche Tods Shark Small Fr. 1680.-Sneakers Ash Fr. 210.-

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  • FOTOGRAFIE-ASSISTENZ UND STYLING / MAGALI DOUGADOS

    REALISATION / STPHANE BONVIN

    Schuhe Brunello Cucinelli Fr. 1350.- / Handtasche Lili Radu Fr. 415.- / Schuhe (Schnallen) Anne Thomas Fr. 290.- Stiefel Stuart Weitzman Fr. 680.- / Schuhlffel mit Totenkopf Pasotti Fr. 135.- / Schuhlffel mit Windhundkopf Pasotti Fr. 135.-

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    ISAIApe2015IntheMoodMag210x285.indd 1 03/06/15 09:34

  • Tr e n d

    TEXT / JEROEN VAN ROOIJEN *

    ORIGINALILLUSTRATION / AURORE DE LA MORINERIE

    Luxus zum AnfassenMode, Eleganz und Schnheit wirken nicht

    nur ber das Auge: Neu erschliessen sie sich auch ber die Haut.

    Herbst/Winter-Silhouette 2015 des Designers Brunello Cucinelli aus der Sicht der Illustrato-rin Aurore de La Morinerie. Sinnlicher Luxus zum Anfassen.

    Brunello Cucinelli schlendert, wie so oft in seinem ty-

    pischen Zweireiher gekleidet, gemessenen Schrittes

    durch den Mailnder Showroom, lsst seine Finger

    ber die aufgehngten Musterteile gleiten und mur-

    melt: Touch, touch!. Er fordert mich auf, die Augen zu

    schliessen und in die Stoffe zu greifen. Ich komme sei-

    nem Ansinnen gerne nach, denn die Cashmeres, die hier

    verwendet werden, sind wirklich aussergewhnlich: Mit

    ihren ultrafeinen Fasern schalten sie fr einen Moment

    den Verstand aus.

    Brunello Cucinelli hat Sanftheit, Weichheit und taktilen

    Genuss zu seinem Markenzeichen

    gemacht. Touch & feel sind so

    wichtig wie die schmeichelnde Optik

    und die subtilen Naturfarben seiner

    Kollektionen. Sein Stil erschliesst

    sich ber die Sinne. Und lsst das

    Unternehmen raketenhaft abheben.

    Cucinelli eilt von Erfolg zu Erfolg,

    weil er ein neues Verstndnis von

    Luxus etabliert hat.

    Luxus, so lese ich immer wieder, habe in den letzten zehn

    Jahren seine Bedeutung vollkommen verndert. Statt

    sichtbarer Statussymbole sucht der reife Luxuskunde un-

    serer Breitengrade heute nach Sinn, Inhalt, Erlebnissen

    und Ruhe. Wenn Prominente gefragt werden, was ihr

    grsster Luxus sei, erwhnen sie Zeit, Familie und Le-

    bensraum, nicht ein schnelles Auto, eine exklusive Uhr

    oder eine ausladende Villa. Wir besitzen schon so vieles

    da erregt nur noch das, was einem neue Sinnesfreuden

    beschert, und zwar jenseits von Glanz und Gloria.

    Brunello Cucinelli macht es vor, und die Designer und

    grossen Kaufhuser, die sich dem Trend anschliessen,

    besttigen es: Luxus wird stiller, persnlicher und intro-

    vertierter. Es reicht dem avancierten Konsum-Feinschme-

    cker zu wissen, dass die guten Dinge, die er besitzt, auch

    wirklich rar und besonders sind. Sehen muss man das

    nicht. Aber fhlen sollte man es unbedingt!

    Brunello Cucinellis Modelle wirken

    wie eine sanfte Massage, die einen

    weich werden und alle Vernunft ber

    Bord werfen lsst. Der Verstand kehrt

    erst zurck, wenn man die Kredit-

    karte zurck ins Portemonnaie steckt

    und beschwingt mit seinem Einkauf

    den Laden verlsst im Bauch das

    gute Gefhl, dass gute Dinge nicht nur einen stol-

    zen Preis, sondern vor allem einen hohen Wert haben

    knnen.

    Luxus wird stiller, persnlicher,

    introvertierter.

    * Jeroen van Rooijen, einer der bekanntesten Journalisten und Kolum-nisten der Schweiz, hat ursprnglich Modegestaltung studiert. Seine Artikel und Kolumnen sind namentlich in der NZZ zu lesen und auf www.vanrooijen.ch.

    10

  • Manchmal reicht eine Flocke, um dem Lauf des All-

    tags Einhalt zu gebieten. Frischer Schnee dmpft die

    Geruschkulisse der Welt. Es ist, als ob sie sich im dia-

    phanen Licht der weissen Pracht einen belletristischen

    Mantel umhngt. Geschfte, Nachbarn, Bume, Autos,

    Sitzungen: Ein epischer Lufthauch scheint das Hand-

    lungsgerst des Alltags hinwegzutragen. Ich ffne

    meinen Schrank und sehe pltzlich nicht mehr Klei-

    der vor mir, sondern all die Heldinnen aus den Filmen,

    Romanen oder dem echten Leben, die meine Fantasie

    beflgelt und meinen Geist geformt haben.

    Die Heldinnen, die still und heimlich ber den

    Schaufenstern der diesjhrigen Herbst/Winter-Saison

    schweben, ziehen sich wie ein roter Faden durch die

    anschliessende Fotostrecke. Sie sind es, die mein Bild

    der weiblichen sthetik geprgt, meine Gedankenwelt

    mit Idealen der Beherztheit, der Menschlichkeit und

    der Schnheit durchwoben haben. Die Stoffe in meinem

    Schrank haben dem Duft nach Abenteuer Platz gemacht.

    Das faszinierende Parfum haftet an meinem Military-Man-

    tel, meinem Maxirock und an all den anderen Teilen, in

    denen ich mich durch die Steppen ziehen und die herbe

    Sinnlichkeit der Landschaft geniessen sehe, und weckt

    Erinnerungen an die vergilbten Seiten der Taschen-

    buchausgabe von Anna Karenina, die mich als junges

    Mdchen bis in die frhen Morgenstunden fesselte. Hel-

    dinnen sind grundstzlich ephemere Figuren. Doch ihre

    Quintessenz lebt in mir weiter und begleitet mich durchs

    Leben. Egal ob in Zeiten der Freude oder in dunklen

    Stunden: Die Heldin kennt keine Furcht, schon gar nicht

    vor dem Alltag, den sie mhelos meistert. Sie kennt keine

    Langeweile, denn sie trgt ein ganzes Reich an Bildern in

    sich. Sie ist das Symbol der Freiheit im Geist, ein Bollwerk

    gegen den grauen Alltag, die Verkrperung des Rechts

    zum Trumen das nirgends so schn zum Ausdruck

    kommt wie in der Mode. Sich neu erfinden ... und in die

    Haut einer Heldin schlpfen.

    In Geschften und Schrnken schlummern unzhlige

    seidig weiche, herrlich gewobene, wohlig warme Kleider,

    die die Silhouette wie eine Wolke umgeben. Ein Schuss

    Fantasie dazu, und die Mode erffnet uns eine ganze

    Welt! Die Begegnung zwischen Materie und Fantasie

    sprich Mode ist wie ein Wunder: die wunderbare Fusion

    zwischen der Beschaffenheit eines Stoffes, dem Know-

    how eines Modehauses, dem Genie eines Schpfers, dem

    Wesen eines Kleides und der Fantasie der Person, die es

    trgt oder ertrumt.

    Die Silhouetten der folgenden Seiten erzhlen von Frau-

    en im Winter. Mode lieben heisst Heldin sein.

    Mantel Pablo Fr. 485.-Merino-Pullover

    Bongnie Grieder Fr. 150.-

    FOTOGRAF / STIAN FOSS

    GESTALTUNG / VALRIE FROMONT

    STYLING / PHILIPP JUNKER

    TEXT / VALRIE FROMONT

    E p h e m e r e F i g u r e n

    Diese Saison huldigen die Designer der belletristischen Seite der Wintergarderobe. Was wre die Mode ohne die Heldinnen aus Film und

    Literatur, die unseren Trumen und Sehnschten Gestalt verleihen?

    Eine Heldin im WINTER

    12 13

  • Cape Max & Moi Fr. 640.-Poncho Masscob Fr. 440.-Pullover BA&SH Fr. 275.-

    Hose Seductive Fr. 210.-Stiefel Stuart Weitzman Fr. 750.-

    14 15

  • Cape aus Merinillo-Lammfell Ventcouvert Fr. 1900.-

    Cashmere-Pullover Bongnie Grieder Fr. 240.-Lederhose J Brand Fr. 1300.-

    Mtze Grevi Fr. 190.-

    Pullover Masscob Fr. 340.-Hose REDValentino Fr. 295.-

    Schuhe Bongnie Grieder Fr. 350.-

    16 17

  • Mantel Akris Punto Fr. 1480.-

    Rock Victoria Beckham Fr. 780.-Long-Cardigan Caren Pfleger Fr. 1250.-

    Pullover Taille Masscob Fr. 340.-

    18 19

  • Mantel aus Toskana-Schaffell Yves Salomon Fr. 2700.-

    Merino-Pullover Bongnie Grieder Fr. 150.-Hut Grevi Fr. 220.-

    Pullover Fabiana Filippi Fr. 880.-Cashmere-Pullover Bongnie Grieder Fr. 240.-

    20 21

  • PRODUKTION / BMR FOTOGRAFEN

    MODEL / MONIKA SAWICKA @ MODELWERK

    MAKE-UP UND HAIRSTYLING / RACHEL BREDY

    STYLING-ASSISTENTIN / JENNIFER TSCHUGMELL

    Rock Fr. 880.- und Pullover Fr. 850.- Fabiana FilippiFellweste Yves Salomon Fr. 375.-

    Ein guter Magier Ein neuer Hairstyling- und Beauty-Salon im Herzen

    von Grieder Zrich. Ein Augenschein.

    FOTOS / BG STUDIO

    TEXT / STPHANE BONVIN

    Zu Ihrer Linken, leicht erhht, drei grosse weisse Sessel

    mit riesigen Rckenlehnen, die geradewegs einer Welt-

    raumstation der Seventies entsprungen scheinen. Zu

    Ihrer Rechten drei grosse klassische Spiegel auf elegant

    gemusterter Tapete in Schwarz-Weiss. Im Zentrum des

    Salons das Team der Hairdresser, heute unter der Lei-

    tung des Stylisten Pablo Alvarez, der fr seine prgnante

    Schnittfhrung sowie seinen unfehlbaren Instinkt fr

    Highlights bekannt ist und auch bei berhmten Kpfen

    hoch im Kurs steht: Willkommen bei Grieder Beaut, die

    Verwhnoase, die sich an der Bahnhofstrasse im Herzen

    von Grieder Zrich eine helle und schicke Location ein-

    gerichtet hat.

    Grieder Beaut ist ein Hairstyling-Salon mit Extras: So schalten und walten im Behandlungsraum je nach

    Wunsch Spezialistinnen fr Wimpernverlngerung,

    Waxing und Permanent Make-up. Die riesigen futuris-

    tisch-barok anmutenden Sessel ihrerseits sind fr Pre-

    mium-Pedikren reserviert, die mit saisonfrischen Df-

    ten (Zitrusfrchte, Salz, Zitrone oder Cassata-Ice-Cream),

    poetisch gefrbten Namen und Schriftzgen in den Neon-

    farben des American Dreams alle Sinne ansprechen. So

    konnten die Kundinnen im vergangenen Frhling etwa

    neben den klassischen Optionen zwischen den Pedik-

    ren VIP Miami, VIP Los Angeles und VIP Big Apple

    whlen.

    Und mit welchen Season Specials werden Sie uns diesen

    Herbst berraschen?, fragen wir Shanty, die Dame des

    Hauses, die auch das zwei Etagen tiefer gelegene Nagel-

    studio Nail Couture leitet. A good magician never reveals

    his secrets!, antwortet diese schelmisch lchelnd. Na

    dann, Abrakadabra!

    S h o p p i n g

    22 23

  • Ultimative Fashion-Designer haben

    einen Hund an ihrer Seite. Beweis

    gefllig? Azzedine Alaa und Pa-

    tapouf, der Yorkshire, den der Mo-

    deschpfer gern in die Tasche sei-

    ner Kittelschrze steckte. Tom Ford

    und John, der Jack Russel. Yves Saint

    Laurent und Moujik, die Bulldog-

    ge, die von Warhol verewigt wurde.

    Der Mann, fr den wir uns heute

    interessieren, macht da keine Aus-

    nahme: Auch er gehrt zur Gattung

    der kreativen Hundeherrchen. In

    seinem Studio ist er ein Asket der

    Schnittfhrung und der Disziplin. Sein weisser Boxer

    (der Inbegriff von Klasse!) heisst Bepi, nach einem Gross-

    onkel aus Mailand. Er selbst heisst Stefano Pilati, feiert

    dieses Jahr seinen 50sten und entwirft seit zwei Jahren

    die Damen-Kollektion der Premium-Klasse fr Agnona.

    Seine Momente im Scheinwerferlicht hatte Pilati bei Yves

    Saint Laurent, wo er von 2004 bis 2012 Kreativdirektor

    war. Das waren seine Pariser Jahre, fr die er eine noble

    Maisonette kaufte. Er erzhlt, dass er als Kind von den

    Dchern von Paris trumte, nachdem er die Aristocats

    gesehen hatte. Das letzte Wort in der Sache hatte aller-

    dings Bepi: Pilati, Architektur-Fan und sthet, entschied

    sich fr den kleinen hundegerechten

    Garten im Erdgeschoss.

    Der Rotblonde im Mnchsaufzug mit

    feurigem Blick hat mit 17 Jahren bei

    Nino Cerruti angefangen. Nchste

    Stationen waren Armani und Prada.

    Mit 30 ging er das Problem seines

    Lebens an: Er reiste nach Kanada fr

    eine sehr harte Entziehungskur, die

    ursprnglich fr Vietnamveteranen

    bestimmt war. Pilati erzhlt, dass er

    als Kind oft allein, von seiner Familie

    getrennt war und sich langweilte.

    Er hat etwas von Yves Saint Laurent, wenn er sagt: Die

    Kreativen haben eine labile Gefhlswelt. Auch er liess

    sich fr Vogue nackt ablichten. Und er ist nicht brav:

    Seine Tattoos im Stile der Fussballer des AC Milano

    sprechen fr sich. Fr das Haus Agnona, das auf edle Wolle, Pelze und wertvolle Seide spezialisiert ist, entblsste

    er eine Intellektuelle der Laufstege: Dree Hemingway,

    Urenkelin des Literaturnobelpreistrgers, posierte nackt,

    ein Lamm in den Armen, Symbol fr Opfer und Reinheit.

    Seine Modelle knnen Sie im Grieder befhlen. Sie sagen

    alles ber den grossen und doch so bescheidenen Stefano

    Pilati.

    S h o p p i n g

    Stefano Pilati, Streichelweiches aus

    diskreter HandDas Label Agnona meldet sich bei Grieder zurck. Portrt des

    rotblonden Hausdesigners und Schattenknstlers im Mnchsaufzug.

    TEXT / AURORE JACKSON

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    Allgood CoatSundance Jacket

    Paolo Ventura for WoolrichArt

    shop online woolrich.eu

    InThe Mood_CH_Woolrich_FW15-16_Caffee.indd 1 25/06/15 17:26

  • TEXT / EMILIE VEILLON

    S h o p p i n gS h o p p i n g

    1 2

    4

    3

    5

    Transparenz: Zu wissen, woher unsere Lebensmittel und

    Informationen stammen, wird zunehmend zum Bedrf-

    nis. In der heutigen global vernetzten Welt, in der immer

    schneller produziert und konsumiert wird, kommt vie-

    lerorts der Wunsch nach Rckverfolgbarkeit auf. Gut, dass

    Grieder zwei Labels fhrt, die diesen Trend aufnehmen

    und ihre Kundschaft ber den Ursprung ihrer Materia-

    lien ins Bild setzen.

    Yves Salomon ist ein solches Label. Der franzsische

    Krschner, der bei Grieder wunderschne Bekleidungs-

    artikel und Accessoires anbietet, gibt auf jedem Etikett

    ausfhrlich Auskunft ber die verwendeten Hute. Damit

    erfllt er die Auflagen der eidgenssischen Verordnung

    vom Mrz 2013, die vorschreibt, dass fr jedes Pelzteil

    der wissenschaftliche und zoologische Name der Tierart,

    seine Herkunft und die Gewinnungsart anzugeben sind

    eine Art Stammbaum fr jedes verarbeitete Pelzteil.

    Die zweite richtungsweisende Initiative dieser Art stammt

    vom exklusiven italienischen Label Lorena Antoniazzi,

    bei dem jedes Kleidungsstck anhand eines Etiketts mit

    einem QR-Code und einer Identifikationsnummer verse-

    hen wird. Scannt der Kunde den Code mit seinem Smart-

    phone ein oder erfasst er die entsprechende Nummer auf

    der Website des Labels, wird er sowohl ber die Herkunft

    der verwendeten Materialien als auch ber die Fertigung

    und die erfolgten Kontrollen informiert. So kann sich

    die Kuferin oder der Kufer davon berzeugen, dass

    das erstandene Teil in identifizierbaren Werksttten in

    Italien unter Einhaltung der entsprechenden Gesetze

    und in schnster italienischer Handwerkskunst gefertigt

    wurde. Die Initiative drfte eine neue Shopping-ra ein-

    luten, in der Rckverfolgbarkeit und Verantwortungs-

    bewusstsein ausschlaggebend sind.

    Rckverfolgbarer Luxus: Schnes mit Stammbaum

    TEXT / STPHANE BONVIN

    Spurensuche

    3. Callens

    Den Kragen hochschlagen. Dem

    Gerusch der Ellbogen an der

    Taille lauschen. Die Finesse der mit

    High-Tech-Materialien veredelten

    Strickstoffe geniessen Callens

    heisst die neue transalpine Marke,

    die einer grossen Zukunft entgegen

    geht! Ein weicher Griff, atmungsak-

    tive Texturen, leichte Stoffe und ele-

    gante Linien sorgen fr natrlichen

    Glamour an der Schnittstelle zwi-

    schen Sport und femininem Chic.

    1. Joseph

    Wintermrchen. Capes, die verhei-

    ssungsvoll im Wind flattern. Zartes

    Leder und flauschige Wollstoffe,

    die der Haut schmeicheln. Ein ver- wunschener Wald. Spuren im

    Schnee ... Joseph, das 1972 in Lon-

    don gegrndete britische Kult-Label

    kehrt zu Grieder zurck. Mit einer

    teils wilden, teils manierlichen

    Kollektion, die Sie einldt, neue

    Wege zu beschreiten. Swinging

    London? Swinging Fall 2015!

    2. Santoni

    Stil in Hochform. Eine ungezwunge-

    ne Gypset-Inspiration, die zu grossen

    Sprngen anregt. Die Vitalitt, mit

    der das italienische Edel-Label in

    dieser Herbst-Winter-Saison 2015

    daherkommt, ist eklatant: Modelle

    fr selbstbewusste Frauen, die sich

    der traditionellen (Schuh-)Zwnge entledigt haben. Morgens lssig, mit-

    tags amazonenhaft, abends glamour.

    Bald stark, bald schwach: Freiheit

    total, Schritt fr Schritt.

    5. Pablo

    Schicker Auftritt, schicke Preise: Das franzsische

    Fasion-Label Pablo setzt auf erschwinglichen Seven-

    ties-Chic. Mit Seide, Pelz, flauschigem Strick, Bohemian

    Prints, Lammfell und Flare-Jeans, die von Freiheit, Love-

    storys und einer Hommage an die Natrlichkeit sprechen,

    nimmt Pablo den strksten Trend dieser Herbstsaison

    auf. Auf temperamentvolle Pariser Art.

    4. REDValentino

    Und noch ein Neuzugang bei Grieder. Antikonventio-

    nell, mit einer unverkennbaren Art, klassische Eleganz

    modern aufzumischen, ldt das Label zum Stilmix ein.

    Wo immer die Linie REDValentino auftaucht, lst sie

    die gleichen Begeisterungsstrme aus wie ihre grosse

    Schwester Valentino, dem erklrten Star der letzten zwei

    Jahre. Aufregend romantisch.

    Links: Pelzkragen Yves Salomon (Detailansicht); Mitte: jedes Kleidungsstck von Lorena Antoniazzi ist mit einem Booklet mit Informationen zu seiner Herkunft versehen; rechts: Lederkleid, Fransenmantel aus Merinowolle und Leder Yves Salomon.

    2726

  • Kleid Paul & Joe Sister Fr. 380.-

    24 Stunden im Leben einer Frau

    FOTOGRAF / STIAN FOSS

    GESTALTUNG / VALRIE FROMONT

    STYLING / PHILIPP JUNKER

    Mantel Balenciaga Fr. 1980.-

    2928

  • Mantel Yves Salomon Fr. 6800.-Ankle Boots Alaa Fr. 1020.-

    Blazer Fr. 3315.- und Hose Fr. 850.- Akris

    30 31

  • Bluse Chlo Fr. 1950.-

    JumpsuitStella McCartney Fr. 1200.-Schuhe Triver Flight Fr. 240.-

    32

  • Kleid Alaa Fr. 2080.-Schuhe Alaa Fr. 1280.-

    Kleid VictoriaVictoria Beckham Fr. 950.-

    35

  • Mantel Fr. 3740.- und Hemd Fr. 865.- Ralph Lauren

    Hose Barbara Bui Fr. 380.-

    Mantel Max Mara Fr. 1640.-Rollkragenpullover Twin-Set Fr. 159.-

    Jeans J Brand Fr. 360.-Ankle Boots Stuart Weitzman Fr. 650.-

    PRODUKTION

    BMR FOTOGRAFEN

    MODEL

    JENNIFER MESSELIER

    @ WOMEN MANAGEMENT

    MAKE-UP UND HAIRSTYLING

    RACHEL BREDY

    STYLING-ASSISTENTIN

    JENNIFER TSCHUGMELL

    3736

  • T

    adah

    iro U

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    trat

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    com

    I n s p i r a t i o n

    Der Grieder-Store in Basel, Eingang Fischmarkt; Winterszene des japanischen Zeichners Tadahiro Uezugi.

    * Die in Paris lebende Journalistin und Schriftstellerin Laurence Benam schreibt wie keine andere ber die Mode und deren Trume. Ihrer ultrasensiblen Feder verdanken wir auch das Por-trt ber die franzsische Knstlerin und Mzenin Marie Laure de Noailles sowie eine unbedingt lesenswerte Biografie ber Yves Saint Laurent (Grasset). Weiter ist sie Direktorin des von ihr gegrndeten Verlags Stiletto Editions, der die Publikation Stiletto Daily herausgibt, sowie Redaktionsberaterin bei der franzsischen Tageszeitung Le Figaro. (St.Bo.)

    TEXT / LAURENCE BENAM*

    ORIGINALILLUSTRATION / TADAHIRO UESUGI

    DasGlcks-

    labyrinthWenn ich ein grosses Kaufhaus betrete,

    fhle ich mich jedes Mal, als ginge ich auf Schnitzeljagd

    Laurence Benam, Chefredaktorin des Fashion-Magazins Stiletto

    und Autorin faszinierender Bcher ber die Mode, verrt uns, wie sie grosse Kaufhuser erlebt: wie praktische Seelentrster oder elegante

    Segelschiffe, die sie aus dem Alltag entfhren.

    38

  • Sein Kind in einem grossen Kaufhaus zu verlieren, ist

    einer der schrecklichsten Albtrume junger Eltern.

    Wachsende Panik, versteckte Scham und unterdrcktes

    Schluchzen hinter dem Kabinenvorhang begleiten die

    gefrchtete Durchsage: Die kleine Laurence wird am

    Empfang erwartet .... Kinder sind Meister in der Kunst

    des Verschwindens. Dass einem sein Kind im Gedrnge

    eines Marktes abhandenkommt, geht ja noch durch. Die

    Strasse ist voll von Polizisten, hilfsbereiten Mttern, wach-

    samen Kseverkuferinnen und Marktfrauen mit Augen

    so gross wie Bonbons. Es im Kaufhaus zu verlieren, ist eine

    andere Sache: Mit seinem Labyrinth an Rolltreppen von

    den kleinen Knirpsen mit Vorliebe entgegen der Fahrt-

    richtung genutzt und berfllten Aufzgen, so weitlu-

    fig und anonym wie ein stdtischer Irrgarten, beschwrt

    das Einkaufsparadies schreckliche Horrorszenarien von

    ausverkaufswtigen Horden herauf,

    die achtlos ber einen kleinen Krper

    hinwegtrampeln.

    Which floor please? An keinem anderen Ort kommen sich Touristen und Alt-

    eingesessene mit VIP-Karte so nah:

    Alle fhlen sie sich auf eine Weise

    im Kaufhaus zuhause. Wenn ich ein

    grosses Kaufhaus betrete, fhle ich

    mich jedes Mal, als ginge ich auf

    Schnitzeljagd. Mit einem Hauch Nostalgie im Herzen

    geniesse ich die aufregenden Ausflge in die Welt der

    tausend Facetten, die mir wie ein riesiger Rubiks Cube er-scheint, und stelle mir vor, ich knnte mit einer Hand

    hineingreifen und ein bunt zusammengewrfeltes Sam-

    melsurium an Makronen, Schreibstiften, Heftern und

    Decken, Bchern und Bndern zutage frdern Ich

    liebe grosse Warenhuser, weil die Betten dort so winzig

    klein und herrlich weich wirken, weil die Damen, die an

    den Make-up-Stnden ihre Ware feilbieten, mich mit rosa

    Lippen und meist ultramarinblau umrandeten Au-

    gen bezirzen. Hier setzt man sich nicht auf ein Sofa, man

    probiert es aus ... Die Stunden vergehen wie im Fluge, die

    Lust am Flanieren besiegt die Zeiger, die Wnsche ber-

    flgeln die Vernunft, die Notlgen erobern das Handy:

    Ich bin gerade beschftig, ich rufe dich nach meinem

    Termin zurck. Stimmt ja auch fast, zumindest! Frauen

    auf hohen Abstzen eilen vorbei, auf dem Weg zu ihrem

    Stck Kuchen, glutenfrei versteht sich. Grosse Kaufhuser

    sind die Seelentrster jeder Metropole. Einmal drin, wird

    ein jeder zum Einzelkmpfer, der keine Prsenz an seiner

    Seite duldet. Nach der verdienten White-Tea-Pause ist die

    drngende Freundin vergessen. Ich liebe es, wie in einem

    Traum herumzuwandeln, der mich durch alle meine

    Reisen fhrt. Ich liebe es, die Abteilungsleiterin bei ihrer

    Vorinventarkrise zu berraschen, die gerunzelte Stirn der

    Ausstatter der Abteilung Schulanfang zu beobachten,

    den freundschaftlichen Blick einer Verkuferin zu

    kreuzen: Wollen Sie nicht lieber das hier nehmen . Ich

    liebe es, mich an einem ebenso flchtigen wie aufrichtigen

    Lcheln zu ergtzen, das mir so zeremoniell geschenkt

    wird, als handle es sich um ein Antifaltencrme-Muster.

    Wer ein Land kennenlernen will, so hrt man oft, bleibt

    am besten in seinem Hotelzimmer und sieht fern. Meine

    erste Expedition gilt jeweils einem Einkaufspalast, wo ich

    etwa in New York die Verkaufsgtter der Uptown-La-

    dies von Manhattan bestaune, die

    eleganter als jeder Oberkellner daher-

    kommen, oder etwa in Tokio end-

    lose Minuten lang grazile Kreaturen

    mit aufgepinselten Augenbrauen be-

    obachte, die das Gekaufte dem japa-

    nischen Geschenkritual getreu ver-

    packen ...

    Im Vergleich zum Supermarkt, der

    in unfrmigen XL-Trainingsanz-

    gen daherkommt, trgt das grosse Kaufhaus immer

    Schale. Trotz seines oft fortgeschrittenen Alters zeigt es

    Haltung und Stil. Trumpft mit limitierten Stckzahlen

    und Premium-Angeboten auf. Selbstgefllig thront es

    an der besten Einkaufsstrasse, elegant wie ein altes Se-

    gelschiff und vornehm wie eine Luxus-Limousine. Seine

    Passerellen gleichen schwebenden Verbindungsgliedern

    zwischen zwei Leben, zwischen zwei Verabredungen. Und

    ich frage mich, ob das Leben ohne grosse Kaufhuser,

    ohne die Leichtigkeit dieses intimen gepcklosen Travel-

    lings berhaupt lebenswert wre.

    Was, wenn ich am gleichen Tag Lust auf eine Miniatur-

    gusspfanne, einen Morgenrock aus kuschelweichem Frot-

    tee in Baltic Blue, ein Lesekissen aus beigem Leinen und

    eine exklusive Haarsplung habe? Und auf unzhlige an-

    dere Dinge, die sich mit selbstredender Attraktivitt und

    lagenweise Seidenpapier mit meinem Kaufrausch verbn-

    den? Die richtige Antwort anstelle des (un)angebrachten

    Du brauchst einen Psychiater lautet ganz einfach:

    Geh doch ins Kaufhaus!!

    I n s p i r a t i o n

    Ich wandle herum, wie in einem Traum, der mich durch alle meine Reisen fhrt.

    40 41

    Einen Schritt voraus.

    Das Schweizer Wirtschaftsmagazin

    ww

    w.b

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    z.ch

    BIL_Image_rotes_Kleid_210x285_d_Modd.indd 1 29.05.15 15:43

  • I n s p i r a t i o nI n s p i r a t i o n

    Bilder schliesslich auf Georgette und matte Pailletten.

    Als beim Defilee in Paris die berraschende und neue

    Ausstrahlung dieser Arbeiten zu spren war, wurde mir

    klar, was Fotoprints in Zukunft fr uns bedeuten wrden.

    Drei Orte, die Sie gerne fotografieren? Paris, New York,

    Appenzell.

    Drei Fotos, die Sie ansprechen? Bestimmte Fotos haben

    meine Kreationen beeinflusst. So etwa die Luftansicht

    des Dachgartens des Landschaftsarchitekten Roberto

    Burle Marx. Dann gab es die Saison, wo alle ber Ani-

    mal Prints geredet haben. Ich wollte unseren eigenen

    Ausdruck dafr finden, fand aber lange keine Lsung

    dafr. Bis dieses Bild in einer Zeitung vor mir lag: eine

    Berglandschaft, die sich in einem See spiegelte. Um 90

    Grad gedreht, sah sie mit einem Mal wie die Struktur

    eines Animal Prints aus. Das Bild war mein Zugang zu

    diesem Trend. Mit Fotoprint macht man viel mehr, als Fo-

    tos wiederzugeben. Das Ergebnis war sozusagen eine po-

    tenzierte berraschung und hat uns den ersten grossen

    Artikel ber unsere Fotodrucke in der New York Times

    beschert.

    Was inspiriert Sie im Bro? Wir haben eine sehr schne

    Aussicht auf die Berge und auf St. Gallen. Dann auch vie-

    le Bcher und Stoffe. Und das wichtigste: die Menschen,

    mit denen ich arbeite.

    Befolgen Sie ein Ritual, bevor Sie mit dem Zeichnen be-

    ginnen? Wenn ich die Stoffe anfasse, sehe ich vor mei-

    nem inneren Auge, was daraus entstehen kann. Inspira-

    tion ist konstant: Wohin man auch geht, was man auch

    sieht, es gibt berall neue Ideen.

    Wo finden Sie Ihre Einflle? Ich reise viel und habe im-

    mer eine Mappe mit Stoffen und Skizzen dabei.

    Was hat Ihnen Ihre Grossmutter vermacht? Sehr viel:

    Sie hat Akris gegrndet. Im Stoffarchiv liegen viele ihrer

    Spitzen, Stickereien und Stoffe. Und natrlich den Geist

    des Hauses, das von einer unabhngigen, unternehme-

    rischen und schicken Frau gegrndet wurde.

    Sie nehmen oft die Jacke als Ausgangspunkt fr eine

    Kollektion. Was, wenn eine Frau nur eine einzige Jacke

    whlen knnte? Dann sollte sie das Modell nehmen, das

    In Ihren Kollektionen finden sich immer wieder An-

    spielungen an minimalistische Architektur und minera-

    lische Elemente. Entspricht Ihr Haus diesem Bild? Die

    Architektur inspiriert mich schon seit Adolf Loos, und

    nicht nur ihr Erscheinungsbild, sondern auch ihr Ethos.

    Und mindestens genauso wichtig ist mir die Kunst. Wenn

    man so will, reprsentiert mein Haus diese beiden Ein-

    flsse: Es sind zwei weisse Wrfel, erbaut von Christoph

    Sattler, und ich lebe dort mit der Kunst, die ich liebe.

    an den Schultern perfekt sitzt. Eine Jacke darf nicht kom-

    pliziert sein. Fr Frauen, die viel reisen, sollte sie rever-

    sibel sein. Oder ein Blazer, den sie mit Zippern in eine

    Biker-Jacke verwandeln kann. Heute sollte eine Jacke

    oder auch ein Mantel relaxed wirken. Entscheidend fr

    eine tolle Jacke sind neben dem Schnitt der Look des

    Stoffs, sein Fall und seine Farbe.

    Einflussreiche Frauen lieben Ihre Kollektionen. Was

    definiert diese Frauen? Es ist sehr erfreulich, dass im-

    mer mehr Frauen in solche Positionen gelangen. Sie

    mssen aber damit leben, dass sie viel mehr als Mnner

    nach ihrem usseren beurteilt werden. Hillary Clinton

    hat das in ihrem Buch Hard Choices sehr unterhalt-

    sam beschrieben. Was diese Frauen tragen, ist Teil ihrer

    nonverbalen Kommunikation. Es geht darum, einen weib-

    lichen Ausdruck fr Autoritt zu finden, sich in seiner

    Garderobe wohlzufhlen und auch nach langen Sitzun-

    gen oder Langstreckenflgen eine gute Figur zu machen.

    Darum, einen Business-Suit in ein Outfit fr ein ele-

    gantes Dinner oder einen Opernbesuch zu verwandeln.

    Und das alles oft nur mit einem Handgepck. Frauen

    haben Mglichkeiten, zu beeindrucken, die Mnner nie

    haben werden. Schauen Sie sich die grossartigen neuen

    TV-Serien aus den USA an, sie sind stilbildend: Ob in

    Scandal, House of Cards oder Damages die Pro-

    tagonistinnen wirken auf eine mhelose, unangestreng-

    te Weise gut angezogen. Und viele tragen Akris: diskret,

    aber wirkungsvoll.

    Ein weiterer Einfluss ist die Fotografie. Warum diese

    Wahl? Eine neue Technik machte es mglich, digitale

    Fotos auf Stoff zu drucken. Ich wollte einen Blumen-

    druck realisieren, der aber anders und cooler sein sollte

    als die herkmmlichen floralen Muster. 2007 habe ich

    bei einem Besuch beim Knstler Ian Hamilton Finlay in

    Schottland Fotos von einer Waldlichtung sowie von den

    Seerosen auf seinem Gartenteich gemacht. Das St. Galler

    Unternehmen Jakob Schlaepfer druckte die bearbeiteten

    Paris, New York, AppenzellAlbert Kriemler leitet den Schweizer Familienbetrieb Akris und

    gehrt heute zu den renommiertesten Modedesignern der Welt. Er spricht mit uns ber seinen knstlerischen Nhrboden,

    seine Lieblings-TV-Serien und seine besten Tipps.

    INTERVIEW / EMILIE VEILLON & STPHANE BONVIN

    KURZBIO

    Albert Kriemler wird in St. Gallen geboren. 1980 macht er seine ersten Schritte bei Akris. Das zunchst auf Spitzen und Premium-Kollek-tionen spezialisierte Haus wurde 1922 von seiner Grossmutter gegrndet. Unter seiner Leitung wird Akris zu einer Referenz im Bereich der luxurisen Damenmode. Das Haus kleidet elegante Celebritys und schicke berufst-tige Frauen ein. Die Devise des Hauses: Specta-cularly unspectacular.2004: erstes Defilee an der Pariser Fashion Week. 2008: Gewinnt den Grand Prix Design der Schweiz. Zwei Jahre spter kommt eine Auszeichnung an den Fashion Group International Awards in New York hinzu.Das bei Grieder erhltliche Label umfasst die Linien Akris, Akris Punto und Akris Accessoires mit insge-samt 10 Kollektionen pro Jahr und zhlt rund 15 Stores an den elegantesten Shopping-Meilen der Welt.

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    Fotos: Albert Kriemler mit Details seines Labels Akris, Herbst 2015.

    42 43

  • I n s p i r a t i o n

    Wenn Sie nicht Galeristin wren? Dann wre ich Psychiaterin. Ich interessiere mich fr Persnlichkeiten. Das fasziniert

    mich auch an meinem Beruf: dass die menschlichen Beziehungen im Vordergrund stehen. Eine elegante Galeristin

    ist jemand, der sich kompromisslos fr Kunst und Knstler einsetzt. Und die Mode? Mode hat ein anderes Tempo

    als Kunst, aber zwischen den beiden findet ein reger Austausch statt. Ihr Mode-Favorit? Meine Louis Vuitton X Rei

    Kawakubo. Eine Website oder eine Modezeitschrift, die Sie inspiriert? Purple Magazine und Style. Lieber hochhackig

    oder flach? Flach, ohne Frage! Ihr privater Stil? Bei mir sind Arbeit und Freizeit kaum voneinander zu trennen. Mein

    Outfit muss deshalb sowohl fr den Aufbau einer Ausstellung als auch fr eine elegante Cocktail-Party passen.

    Marina OlsenGaleristin der Extraklasse

    BERUF KUNSTHISTORIKERIN UND GALERISTIN GALERIE KARMA INTERNATIONAL, ZRICH, MITBEGRNDET MIT KAROLINA DANKOW

    TALENT VERTRETUNG IN- UND AUSLNDISCHER KNSTLER AKTUALITT SEASON OPENING MIT DEM JUNGEN ZRCHER MALER

    URBAN ZELLWEGER. IM OKTOBER SOUNDINSTALLATIONEN DES NEW YORKER KNSTLERS SERGEI TCHEREPNIN.

    Marina Olsen hier in der Galerie Karma International, die sie in Zrich mitbegrndet hat trgt eine Jacke von Ralph Lauren, eine Hose von J Brand und Schuhe von Valentino, alles von Grieder.

    REALISATION UND TEXT / STPHANE BONVIN

    FOTO / SANDRA POINTET & MAGALI DOUGADOS

    REALISATION UND TEXT / ANNE NIEDEROEST - FOTO / SBASTIEN AGNETTI

    I n s p i r a t i o n

    Wenn Sie nicht Eiskunstlufer wren? Dann wre ich Tnzer! Ich liebe es, mich ber meinen Krper auszudrcken.

    Mir gefllt der Widerspruch zwischen Leichtigkeit und Przision. Ein eleganter Eiskunstlufer ist jemand, der do-

    sieren kann. Wer zu dick auftrgt, langweilt schnell. Und die Mode? Die Mode hat meine Karriere stark beeinflusst.

    Meine Kostme sind Teil meiner Programme und Figuren. Ihr Mode-Favorit? Schals. Und fr diesen Herbst? Eine

    Strickjacke, etwas, was mir Geborgenheit vermittelt ... Ihr privater Stil? Ich liebe die Mode. Aber ich mag es auch einfach,

    also meistens Hose und T-Shirt. Und auf dem Eis? Das Gleiche, nur aus einem anderen Material! Eine Sportregel, die

    nicht stimmt? Zu glauben, dass man sich fr den Sport aufopfern muss: Seine Leidenschaft zu leben, ist niemals Opfer.

    Stphane LambielEiskunstlufer der Superlative

    ERFOLGSBILANZ ZWEIFACHER WELTMEISTER, OLYMPIA-SILBERMEDAILLENGEWINNER. BERUFE INTERNATIONALER

    PROFI-EISKUNSTLUFER, PRODUZENT, COACH UND CHOREOGRAF. AKTUALITT BEREITET SICH AUF SEINE NEUE EIGENE EISREVUE

    VOR, DIE IM APRIL 2016 STARTEN WIRD. KURSBEGINN AN DER SCHULE FR EISKUNSTLAUF, DIE ER IN CHAMPRY ERFFNET HAT.

    Stphane Lambiel trgt einen Parka und ein T-Shirt von Woolrich sowie eine Reise-tasche von Paul Smith. Schuhe und Hose stammen aus seiner eigenen Garderobe.

    Sie sind kreativ, inspirierend und bekannt. Sie kleiden sich bei Grieder ein natrlich nicht nur. Und sie zeigen Stil: ihren Stil.

    Mit

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  • Weste Eleventy Fr. 235.-Hemd Barba Napoli Fr. 260.-Krawatte Tom Ford Fr. 198.-

    Anzug Isaia Fr. 2580.-Hemd Brunello Cucinelli Fr. 370.-

    Krawatte Tom Ford Fr. 198.-Einstecktuch Altea 45.-

    Schuhe Santoni Fr. 720.-

    FOTOGRAF / STIAN FOSS

    REALISATION / VALRIE FROMONT

    STYLING / PHILIPP JUNKER

    A TRUEMAN

    4746

  • Sakko Tom Ford Fr. 2880.-Pullover Bongnie Grieder Fr. 290.-

    Hose Paul Smith Fr. 420.-Schuhe Santoni Fr. 720.-

    Sakko Brunello Cucinelli Fr. 2950.-

    Einstecktuch Altea Fr. 79.-Pullover Malo Fr. 640.-

    Hose PT01 Fr. 270.-

    4948

  • Mantel Paul SmithFr. 2800.-

    Pullover Altea Fr. 250.-Schal Andreas Fr. 420.-Hose Dondup Fr. 255.-

    Schuhe Santoni Fr. 720.-Pullover Malo Fr. 895.-

    Hose Etro Fr. 295.-

    50 51

  • Cardigan Malo Fr. 1150.-Hemd Woolrich Fr. 180.-

    Schal Fedeli Fr. 385.-Hose Incotex Fr. 320.-

    Schuhe Santoni Fr. 680.-

    52 53

  • Anzug Tom Ford Fr. 2850.-Hemd Artigiano Fr. 195.- Krawatte Kiton Fr. 240.-

    Mantel aus zweifdigem Cashmere Brunello Cucinelli Fr. 5700.-

    Pullover Bongnie Grieder Fr. 290.-Hose PT01 Fr. 260.-

    Schuhe Santoni Fr. 710.- Tasche Orciani Fr. 650.-

    54 55

  • Cashmere-Mantel Isaia Fr. 3480.-

    Weste Eleventy Fr. 235.-Hemd Barba Napoli Fr. 260.-Krawatte Tom Ford Fr. 198.-

    Schal Fedeli Fr. 395.-Schuhe Santoni Fr. 780.- Hut Borsalino Fr. 240.-

    PRODUKTION

    BMR FOTOGRAFEN

    MODEL

    TOM WARREN @ NEW MADISON

    MAKE-UP UND HAIRSTYLING

    RACHEL BREDY

    STYLING-ASSISTENTIN

    JENNIFER TSCHUGMELL

    Mehr Luft! Mehr Horizont!

    Der Bongnie-Store in Lausanne hat sein Mens Depart-

    ment komplett umgestaltet. Unbedingt sehenswert!

    TEXT / STPHANE BONVIN - FOTO / ALINE KNDIG

    Macht die Alpen platt: Wir wollen das Meer sehen!,

    lautete die Parole der revolutionren Lausanner

    Jugendbewegung in den frhen 1980ern. Und genau

    dies scheinen die Architekten, die mit der kompletten

    Umgestaltung des Erdgeschosses des Bongnie-Stores in

    Lausanne beauftragt waren, gemacht zu haben: Was fr

    ein Anblick! Was fr ein Ausblick! Wow!

    Es scheint, als habe sich der Horizont geweitet: Die bis-

    herigen Unterteilungen der Verkaufsflche sind einer

    fliessenden Dynamik gewichen. Auf 400 Quadratmetern

    zelebrieren erlesene Materialien den herrlichen Aus-

    blick auf die nahen Berge und den blau glitzernden See.

    Whrend die Beschaffenheit des Bodens an die Berge

    erinnert, sorgen virile Ruchereiche, zahlreiche Spie-

    gel und jede Menge Glas fr den angesagten urbanen

    Touch. Im hinteren Bereich signalisiert ein flauschiger

    Teppich in schillernden Kupfertnen eine Art Piazza,

    die zum gemtlichen Kaffeetrinken einldt. Lackierte

    Elemente tauchen das Ganze in ein dezent blaugrnes

    Licht, das die saisonbedingt wechselnden Farben des

    Genfersees aufnimmt und dem Ort eine durchgehende

    Identitt verleiht.

    Genau so wie die Kleiderstile des modernen Mannes

    heute fliessend ineinander bergehen, so kommunizie-

    ren auch die verschiedenen Rayons bergangslos unter-

    einander mit Ausnahme der zwei separaten Lounges,

    in denen Mass fr Made-to-measure -Anzge genom-men wird. Klassische Anzge werben hier ebenso um

    Kundschaft wie farbenfrohe Casual Friday-Outfits, Looks fr fantasievolle Bohemians oder schicke Sportler und stadttaugliche Outdoor-Wear in technischen Materialien. Dazu gibt es Taschen, Schuhe, Sneaker, Krawatten und

    Geschenke. Relaxtes fr tagsber, Black Tie fr abends.

    Moncler, Hackett, Tods, Paul Smith, und, und, und:

    Auch die Label haben ihr Alphabet neu geordnet und

    aufgestockt: von Artigiano bis Zegna, vom Alpha-Look

    fr den CEO bis zur Zen-Attitude fr den modernen

    Hipster ist alles vertreten, was Rang und Namen hat.

    Herrenabteilung Bongnie Lausanne: gelungene Neugestaltung durch das Architekturbro Version B

    M e n s

    57

  • Nicht alle Hipster tragen Vollbart. Es gibt auch solche,

    die einen Parka von Woolrich tragen Wer heute in

    der City hip sein will, kommt um die Outdoor-Jacke, das

    Karohemd oder eine stattliche Bart-

    pracht nicht herum.

    Stimmt bis hierher. Aber weshalb muss

    es unbedingt ein Woolrich sein? Ganz

    einfach: weil das Label authentisch

    ist. Weil es 1830 gegrndet wurde und

    seinen Namen von einem kleinen Ort

    im US-Staat Pennsylvania hat. Mit stol-

    zen 185 Jahren ist das Haus Woolrich

    das lteste noch existierende US-Out-

    door-Bekleidungslabel. Respekt!

    Die Story von Woolrich ist zugleich

    auch die des Mannes der westlichen

    Welt und seiner Beziehung zur Na-

    tur. Als John Rich seine Fabrik grndete, belieferte er

    vorwiegend Immigranten, die die Eisenbahn bauten. Mit

    einem Maulesel zog er durchs Land, um seine Decken,

    Stoffe und Socken an den Mann zu bringen. Und da

    die Pioniere Qualitt brauchten, fertigte John beson-

    ders strapazierfhige und wetterfeste Jacken mit soliden

    Taschen an. Das Familienunternehmen wuchs, es ent-

    standen verschiedene Linien, die Materialien wurden

    besser und die Welt hat sich verndert. Geblieben ist die

    Sorge um die Strapazierfhigkeit. Schon bald konnte

    Woolrich auch die Abenteurer der Pol-Expeditionen und

    die US-Navy zu seinen Kunden zhlen.

    Und der brtige Pionier wandelte sich

    zum glatt rasierten Stdter.

    Im Verlauf der letzten 10 Jahre hat

    sich das Haus zum trendigen Fashion-

    label mit Produktionssttten in Italien

    gewandelt. Heute kleidet es eine ganze

    Generation von Businessmen und krea-

    tiven Kpfen ein, in erster Linie dank

    Stoffen mit Teflonbeschichtung, passge-

    nauer Ergonomie, geringem Gewicht,

    hochkartigen Schnitten und einem

    gekonnten Formenmix. Aus der Wolle

    Loro Piana Storm System gefertigt,

    ist der wasserabweisende und atmungs-

    aktive Polar Parka mit Kojoten-Pelzkragen und durch-

    dachtem Futterteil ein Paradebeispiel dieser labelty-

    pischen Art, Traditionen neu zu interpretieren.

    Fassen wir zusammen: Der Parka ist mehr als eine Jacke; er

    ist Ausdruck einer Suche nach Wurzeln. Bleibt nur noch,

    eine passende Bezeichnung fr den woolrichophilen

    Mann zu finden: Country-Dandy oder Urban-Ranger?

    Foto: Der stilbildende Polar Parka. Signiert: Woolrich John Rich & Bros. Modell 2015, bei Grieder.

    UNSERE STYLINGTIPPS

    - Tragen Sie Ihren Parka zum klassischen Anzug oder zum eleganten City-Outfit. Er sorgt fr den virilisierenden Touch und bleibt bei formellen Anlssen sowieso in der Garderobe.- Halten Sie Mass: Parka + Lumberjack-Hemd + Boots + Mtze = Trapper auf Citytrip.

    M e n s M e n s

    Country-Dandy

    Der Woolrich Parka: die Nummer eins unter den Outfits,

    die den wahren Mann ausmachen. Wir erklren, weshalb.

    TEXT / STPHANE BONVIN

    KultobjektDrfen wir vorstellen? Das unverzichtbare Multitasking-Piece fr die anstehende Herbst/Winter-Saison oder besser frs ganze Leben!

    Gestrickt wie ein Cardigan, schulterbetont wie ein Sakko und Passform wie eine Safarijacke, erinnert

    das Teil halb an einen Havanna-Raucher, halb an einen Schriftsteller in seiner Mansarde und halb an einen

    verwegenen Abenteurer. Macht zusammen drei Hlften. Genau! Schliesslich ist der Mann von heute ja auch

    ein guter Ehemann, ein guter Vater und ein guter Liebhaber! Zuverlssig und rebellisch zugleich!

    Was Sie hier sehen, ist kein Kleidungsstck: Was Sie hier sehen, ist das Spiegelbild

    des modernen Mannes. Punkt, Schluss!

    FOTO / SANDRA POINTET - ASSISTENTIN / MAGALI DOUGADOS

    Long-Cardigan 100% reine Schurwolle, Maurizio Baldassari Fr. 680.-

    58 59

  • E i n b l i c k e E i n b l i c k e

    Meine Insel ist mein Studio

    Franois Nars, Star-Visagist und Grnder des gleichnamigen

    Make-up-Labels mit Kultstatus, ist auch ein begnadeter

    Fotograf. Von seiner Privatinsel in der Lagune von Bora Bora

    aus steht er uns Rede und Antwort.

    Was sehen Sie morgens als Erstes auf Ihrer Insel Motu

    Tane? In der Frhe setze oder lege ich mich gern irgend-

    wo hin, um den Himmel, das Wasser und die Natur zu

    bewundern. Langeweile kenne ich hier nicht: Die Tage

    vergehen oft so schnell, dass ich das Zeitgefhl verliere.

    Haben Sie sich auf der Insel ein Bro eingerichtet? Nein,

    aber ich habe hier ein riesiges Studio vor der Haustr,

    wo ich die Bilder fr meine Foto- und Pressekampagnen

    schiessen kann.

    Welcher Wohnraum gefllt Ihnen am besten auf Motu

    Tane? Ich liebe sie alle! Ich hatte das Glck, mit dem

    franzsischen Designer Christian Liaigre zusammenzuar-

    beiten. Gemeinsam haben wir das Design fr das 2500

    Quadratmeter grosse Haupthaus mit seinen zwei Master-

    Arbeiten Sie mit Notizbchern oder am Bildschirm? Ich

    halte alle meine Ideen und auch die Namen fr meine

    Farben in einem Herms-Notizbuch fest. Es begleitet

    mich berall hin.

    Wo fhlen Sie sich abgesehen von Ihrer Insel am

    glcklichsten? In Japan. Aber die Wahl fllt mir nicht

    leicht, denn Reisen sind ebenfalls eine meiner Inspira-

    tionsquellen. Die japanische Kultur ist extrem reich an

    Traditionen und berlieferungen, die noch so authen-

    tisch gelebt werden, dass ich mich dort nie fremd fhle,

    wohin ich auch gehe. Dann liebe ich auch die Landschaf-

    ten des Landes und seine einzigartige Architektur, ange-

    fangen bei der Art, wie sich Altes mit Neuem vermischt,

    ber die magischen Grten bis hin zu den dichten Bam-

    buswldern. Bei jedem Besuch entdecke ich etwas Neues,

    was meine Sinne anregt: ein tiefblaues Pigment etwa oder

    eine Fashionstreet im Tokioter Stadtviertel Harajuku

    Sie haben Charlotte Rampling und Tilda Swinton abge-

    lichtet. Was gefllt Ihnen an diesen Frauen? Charlotte ist

    eine fantastische Schauspielerin. Nicht nur ihre grnen

    Augen, auch ihre Arbeit als Schauspielerin lassen ihr Ge-

    sicht erstrahlen. Es imponiert mir, wie sie ihr Leben fhrt.

    Das ist es, was sie immer schner werden lsst. Tilda ist

    mitreissend und selbstbewusst, genau wie Nars. Ich liebe

    ihre Arbeit und ihren mutigen Stil. Sie lsst ihre Wand-

    lungsfhigkeit auch in ihr Leben einfliessen.

    Welche Kollegen bewundern Sie als Fotografen? Heute

    gibt es so viele gute Fotografen. Ich liebe Mario Sorrenti.

    Fotografieren bedeutet nicht einfach, Fotos zu machen.

    Mario ist Fotograf mit Leib und Seele. Und genau das

    zhlt: sich voll und ganz seiner Kunst zu widmen.

    suiten und natrlich auch fr die anderen Unterknfte

    der Insel Gstehuser, Strandbungalows usw. erstellt.

    Die Innengestaltung verbindet franzsisches Design mit

    lokalen Einflssen. Mobiliar, Decken und Bden sind

    passend zu den Strohdchern in dunklem Holz gehalten,

    was einen idealen Kontrast zu den vibrierenden Farben

    des Meers sowie der Blatt- und Blumenpracht der Insel

    schafft.

    Wo holen Sie sich Ihre Inspiration? In der Natur, schon

    immer, insbesondere auch fr meine Make-up-Farben.

    Auf Motu Tane stimulieren mich die Blumen, das Azur

    und das Trkis des Ozeans und die leuchtenden Sonnen-

    untergnge in Orange und Rosa. Ich setze das Gesehene

    aber nicht einfach eins zu eins um: Vielmehr versetzen

    mich die Farben in unterschiedliche Stimmungen.

    INTERVIEW / SARAH JOLLIEN-FARDEL

    KURZBIO

    1959 Geburt in Sdfrankreich1994 Prominenter Make-up-Artist (Modeschauen, Ma-gazine). Launcht seine erste Kollektion: 12 Lippenstifte.1996 Erste Kampagne. Stellt sich hinter die Kamera. 2009 Bringt 15x15 heraus, einen Bildband mit Portrts von Celebritys und unbekannten Personen, von ihm persn-lich geschminkt. Einige der Fotos erlangen Kultstatus (z. B. das von Marc Jacobs).2000 Verkauft seine Firma an Shiseido, bleibt jedoch Creative Director von Nars Cosmetics. Kauft eine Insel in Franzsisch-Polynesien, die er auch vermietet ab 30000 Dollar pro Nacht.2014 Mit den Lippenstiften Audacious Lipstick (Foto) feiert das Haus Nars seinen 20. Geburtstag. Durchschla- gender Erfolg. 40 Farbnuancen. Extra lange Haftung. Elegantes Packaging in Schwarz. So Nars!

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  • Anna Zegna

    Mode ist wandelbar, Mode ist

    vergnglich. Anna Zegna* erzhlt,

    welchen Werten sie treu bleibt

    und welche Persnlichkeiten sie

    inspirieren. Fr immer.

    INTERVIEW / STPHANE BONVIN

    M e i n e W e r t e

    * Anna Zegna, Image-Direktorin von Zegna, gehrt zur dritten Generation, die das 1910 von ihrem Grossvater gegrndete Label leitet. Sie hat in Lausanne Politologie studiert. Zegna ist eine der Kult-Marken von Bongnie Grieder.

    Ein Knstler, der mich immer wieder inspi-riert? Alberto Giacometti: Seine surrealistische Inter-

    pretation des menschlichen Krpers fasziniert mich seit

    eh und je. Hinter seinen Werken, die auf den ersten Blick

    schlicht und einfach erscheinen, steckt in Wahrheit eine

    tiefgrndige Vision des menschlichen Wesens, die mich

    neugierig macht und zum Nachdenken anregt.

    Der Ort, wo ich meine Batterien auflade, ist der Naturpark Oasi Zegna, die Hgellandschaft ber Trivero, nordstlich von Mailand, wo unsere Werksttten

    liegen und wo unsere Geschichte begonnen hat. Die

    Oasi ist mein eigentliches Zuhause, der Ort, an dem ich

    aufgewachsen bin und wo ich meine Kindheitserinnerun-

    gen gesammelt habe. Wenn ich mde bin, brauche ich

    nur die spriessende Natur der Oasi zu betrachten, um

    meinen Krper und Geist wieder zu beleben. Ein Spazier-

    gang durch dieses Paradies aus Tausenden von Pinien,

    Rhododendren und Hortensien verleiht mir eine enorme

    Lebensenergie und Ausgeglichenheit. Wen wir von Ener-

    gie tanken reden, muss ich unbedingt auch das Hotel Bu-

    caneve in Bielmonte mit seinem atemberaubenden Blick

    ber die Oasi und die Tler des Piemonts erwhnen.

    Mein Ritual ist ein Spaziergang im Bosco del Sorriso zu Deutsch Wald des Lchelns. Mit seinen

    Buchen, Dften und Geruschen ist dieser Fleck un-

    berhrter Natur ein magischer Ort innerhalb der Oasi

    Zegna. Ausserdem bietet er eine regenerierende Er-

    fahrung, seitdem 18 Bume nach der Methode Bioener-

    getic Landscape gepflegt werden. Die Methode, die auf

    wissenschaftlich besttigten berlieferungen beruht,

    geht davon aus, dass jede Baumart elektromagnetische

    Felder mit Wirkung auf die Krperorgane produziert.

    Ich wnsche mir, dass dieser Ausflug ins Herzen des

    Bosco del Sorriso nicht nur fr mich, sondern auch fr

    viele andere Besucher zu einem wohltuenden Ritual wird.

    Der Satz, der mich durchs Leben begleitet, stammt von Eleanor Roosevelt: Die Zukunft gehrt jenen, die an

    die Schnheit ihrer Trume glauben.

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