1
82 Buclibcsprecliungen blick auf die spez!,ellen Probleme - ein besonderes Kapitel gewidniet, deni sich folgerichtig ein weiteres zur Okologie anschlieBt. Alle Teile des \\'erkes lassen das Bemuhen des Ver- fassers erkennen, den rielfachen Ubergang ron der autotrophen zur het.erotrophen Lebens- weise nicht nur aus deiii niorpliologischen Vergleicli zu erschlieBen, sondern ihn auch aus den jeweiligen inneren Moglichkeiten der Organisinen und der Wirksamkeit bestimmter Unin-eltbedingungen zu verstehen. \Venn schon die Zusamnienstellung und Deutung der niorphologischen Befunde wegen der haufigen Widerspruche und Ungenauigkeiten in der z. T. weit zuriickliegenden Literatur ein aul3erst niuliseliges und teilneise unbefriedigendes Unterfangen ist, so sind dem Versuch einer Kausalanalyse der Umweltprozesse sehr bald Grenzen gesetzt, zumal viele der fruheren pliysiologischen Beobachtungen nicht an Itein- kulturen vorgenonimen wurden. Der Autor ist sich dessen bendit, und das notwendig Spekulatire wird stets als solches gekennzeichnet. Ebenso kritisch wird die Taxonomie behandelt. Begriffe wie Thallophyten, Protisten, Flagellaten, Phytoflagellaten, Pj-rrophyta usw. werden verworfen, weil ihnen keine Realitat im Sinne des natiirliclien Systems zukonirnt. Da andererseits im besclireibenden Sinn unter Algen relativ niedere, in der vegetativen Phase unbewegliche Organismen verstanden werden, und nicht die in der vorliegenden Bearbeitung so wesentlichen Flagellaten, niuB der Titel ,;Farblose Algen" miBverstandlich erscheinen. Zu bedauern ist es auch, daB bei den Erorterungen zur Ableitung der hoheren Taxa die sehr urnfangreichen neueren Beitrage von SCHUSSXIG weder erwahnt noch diskutiert nerden. DaB die Monograpliie in die Hand aller Protophytologen. Prot,ozoologen und Phylogene- tiker gelangen sollte, bedarf keiner weiteren Begrundung. Wesentlich erscheint es dem Referenten, auch die Vertreter ganz anderer Fachrichtungen auf das Werk hinzuweisen. Cytologen - insbesondere die Elektronenmikroskopiker - , Physiologen und Biochemiker nerden in dem hier behandelten groBen und iiuBerst niannigfaltigen Bereich geeignete Ob- jekte zur Klarung anstehender Fragen finden, und damit. unser LVissen von den Lebens- fornien und -vorgangen wesentlich erweitern konnen. H. PRAUSER (Jena) J. R'. S. FIXCHAM und P. R. Dal-, Fungal Genetics. 300 S., 52 Abh., 34 Tab. Oxford 1963: Blackwell Scientific Publications geb. . $ 50. - In der Reihe der von W. 0. JAMES herausgegebenen Botanischen Monographien erschien als Band 4 die Pilzgenetik von FIXCHAM und DAY. Damit, wurde im genetischen Schrifttum eine empfindliche Lucke geschlossen. Die Lekture des Buches vermittelt ein eindrucksvolles Bild von der Bedeutung der Pilze fur die Losung genetischer Fragestellungen. Einerseits zeigt sich, daB die genetische Bearbeitung der Pilze durch die in den letzten Jahren er- zielten Egebnisse der Bakterien- und Phagengenetik eine Fiille von Impulsen erhalten hat. Andererseits wird deutlicli, nie sich gerade die Pilze auf Grund der biologischen und cyto- logischen Gegebenheiten als besonders geeignete Objekte anhieten, die auf der molekula,ren Ebene geivonnenen Erkenntnisse uber das Vererbungsgeschehen auf die Ebene der echten chromosoinalen Organisation zu ubertragen. Daniit erhalten die Pilze wieder eine zentrale Stellung fur die genetische Forschung. Es ist dalier sehr zu begruBen, daB nun eine um- fassende Darstellung der I'ilzgenetik 7-orliegt, die zurerlassig inforniiert, offene Probleme sehr deutlich kennzeichnet nnd somit die Plattforni bietet, von der aus neitere Forschung betrieben werden kann. In den ersten beiden Kapiteln werden die Chroniosonientheorie ani Beispeil iinurosporu und die Ent.wicklungsgeschichte der wichtigsten Pilze ron genetischem Interesse beschrie- ben. Es folgt' (Kapitel3 und 4) eine Darstellung der Prinzipien der Gewinnung definierter Mutant'en und der genetischen Kartierung. Sach Betrachtungeii uber die genetischen Konsequenzen reriinderter Chromosomenzalilen (Kap. 5) werden in den Ka'p. 6-8 die Gene als funktionelle Einheiten, die Feinstruktur der Gene und der Mechanismus des gene- tisclien Ahstausches, solvie die biocliemische Analyse dcr (:enfunktion besprochen. Kap. 9 bringt vergleichende Genetik und Pliysiologie der Paarungstypen und der sexuellen Ent- wicklung und in Kap. 10 wird die extranukleare Vererbung behandelt. Kap. 11 beschaftigt sich schlieBlich mit der Genetik der Pathogenitat, n-obei Phytophthora und die Rost- und Brandpilze irn Nittelpunkt. stehen. Ein kurzes Kapitel iiber Desoxyribonueleinsaure (Struktur, Reduplikation, hiformationsiibertragurlg.) und eine Liste der Gensymbole der Neurospora-Genetik beschlieBen das Buch. Der Text ist mit: rielen scliematischen Darstellungen und einigen ansgezeichneten Photos angeniessen illustriert. U. TAUBENECK (Jena)

J. R. S. Fincham und P. R. Day, Fungal Genetics, 300 S., 52 Abb., 34 Tab. Oxford 1963: Blackwell Scientific Publications geb. $ 50.—

Embed Size (px)

Citation preview

82 Buclibcsprecliungen

blick auf die spez!,ellen Probleme - ein besonderes Kapitel gewidniet, deni sich folgerichtig ein weiteres zur Okologie anschlieBt. Alle Teile des \\'erkes lassen das Bemuhen des Ver- fassers erkennen, den rielfachen Ubergang ron der autotrophen zur het.erotrophen Lebens- weise nicht nur aus deiii niorpliologischen Vergleicli zu erschlieBen, sondern ihn auch aus den jeweiligen inneren Moglichkeiten der Organisinen und der Wirksamkeit bestimmter Unin-eltbedingungen zu verstehen. \Venn schon die Zusamnienstellung und Deutung der niorphologischen Befunde wegen der haufigen Widerspruche und Ungenauigkeiten in der z. T. weit zuriickliegenden Literatur ein aul3erst niuliseliges und teilneise unbefriedigendes Unterfangen ist, so sind dem Versuch einer Kausalanalyse der Umweltprozesse sehr bald Grenzen gesetzt, zumal viele der fruheren pliysiologischen Beobachtungen nicht an Itein- kulturen vorgenonimen wurden. Der Autor ist sich dessen bendi t , und das notwendig Spekulatire wird stets als solches gekennzeichnet.

Ebenso kritisch wird die Taxonomie behandelt. Begriffe wie Thallophyten, Protisten, Flagellaten, Phytoflagellaten, Pj-rrophyta usw. werden verworfen, weil ihnen keine Realitat im Sinne des natiirliclien Systems zukonirnt.

Da andererseits im besclireibenden Sinn unter Algen relativ niedere, in der vegetativen Phase unbewegliche Organismen verstanden werden, und nicht die in der vorliegenden Bearbeitung so wesentlichen Flagellaten, niuB der Titel ,;Farblose Algen" miBverstandlich erscheinen.

Zu bedauern ist es auch, daB bei den Erorterungen zur Ableitung der hoheren Taxa die sehr urnfangreichen neueren Beitrage von SCHUSSXIG weder erwahnt noch diskutiert nerden.

DaB die Monograpliie in die Hand aller Protophytologen. Prot,ozoologen und Phylogene- tiker gelangen sollte, bedarf keiner weiteren Begrundung. Wesentlich erscheint es dem Referenten, auch die Vertreter ganz anderer Fachrichtungen auf das Werk hinzuweisen. Cytologen - insbesondere die Elektronenmikroskopiker - , Physiologen und Biochemiker nerden in dem hier behandelten groBen und iiuBerst niannigfaltigen Bereich geeignete Ob- jekte zur Klarung anstehender Fragen finden, und damit. unser LVissen von den Lebens- fornien und -vorgangen wesentlich erweitern konnen. H. PRAUSER (Jena)

J. R'. S. FIXCHAM und P. R. Dal-, Fungal Genetics. 300 S., 52 Abh., 34 Tab. Oxford 1963: Blackwell Scientific Publications geb. .$ 50. -

I n der Reihe der von W. 0. JAMES herausgegebenen Botanischen Monographien erschien als Band 4 die Pilzgenetik von FIXCHAM und DAY. Damit, wurde im genetischen Schrifttum eine empfindliche Lucke geschlossen. Die Lekture des Buches vermittelt ein eindrucksvolles Bild von der Bedeutung der Pilze fur die Losung genetischer Fragestellungen. Einerseits zeigt sich, daB die genetische Bearbeitung der Pilze durch die in den letzten Jahren er- zielten Egebnisse der Bakterien- und Phagengenetik eine Fiille von Impulsen erhalten hat. Andererseits wird deutlicli, n ie sich gerade die Pilze auf Grund der biologischen und cyto- logischen Gegebenheiten als besonders geeignete Objekte anhieten, die auf der molekula,ren Ebene geivonnenen Erkenntnisse uber das Vererbungsgeschehen auf die Ebene der echten chromosoinalen Organisation zu ubertragen. Daniit erhalten die Pilze wieder eine zentrale Stellung fur die genetische Forschung. Es ist dalier sehr zu begruBen, daB nun eine um- fassende Darstellung der I'ilzgenetik 7-orliegt, die zurerlassig inforniiert, offene Probleme sehr deutlich kennzeichnet nnd somit die Plattforni bietet, von der aus neitere Forschung betrieben werden kann.

In den ersten beiden Kapiteln werden die Chroniosonientheorie ani Beispeil iinurosporu und die Ent.wicklungsgeschichte der wichtigsten Pilze ron genetischem Interesse beschrie- ben. Es folgt' (Kapitel3 und 4) eine Darstellung der Prinzipien der Gewinnung definierter Mutant'en und der genetischen Kartierung. S a c h Betrachtungeii uber die genetischen Konsequenzen reriinderter Chromosomenzalilen (Kap. 5) werden in den Ka'p. 6-8 die Gene als funktionelle Einheiten, die Feinstruktur der Gene und der Mechanismus des gene- tisclien Ahstausches, solvie die biocliemische Analyse dcr (:enfunktion besprochen. Kap. 9 bringt vergleichende Genetik und Pliysiologie der Paarungstypen und der sexuellen Ent- wicklung und in Kap. 10 wird die extranukleare Vererbung behandelt. Kap. 11 beschaftigt sich schlieBlich mit der Genetik der Pathogenitat, n-obei Phytophthora und die Rost- und Brandpilze irn Nittelpunkt. stehen. Ein kurzes Kapitel iiber Desoxyribonueleinsaure (Struktur, Reduplikation, hiformationsiibertragurlg.) und eine Liste der Gensymbole der Neurospora-Genetik beschlieBen das Buch.

Der Text ist mit: rielen scliematischen Darstellungen und einigen ansgezeichneten Photos angeniessen illustriert. U. TAUBENECK (Jena)