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Jahresbericht 2011
Haus im Park „HIP“ e.V. Kontaktcafe für Drogenabhängige Dipl. Sozialarb. Marcus Reckert Dipl. Päd. Sabrina Leonhardt Päd. Meike Arndt Lutherstr. 20a, 58452 Witten
2
Inhalt:
Vorwort .............................................................................................................................3
1. Der Verein Haus im Park „HIP“ e.V. ...........................................................................5
2. Besucherstatistik des „HIP“ im Jahr 2011 ....................................................................5
2.1. Zielgruppe .............................................................................................5
2.2. Besucherzahlen .....................................................................................7
3. Angebotsstatistik des „HIP“ 2011 ................................................................................9
3.1. Versorgende Angebote ........................................................................10
3.2. Sozialarbeiterische Tätigkeiten ...........................................................10
4. Das Projekt „AM HIP 2011“ ......................................................................................15
5. Kooperation, Arbeitskreise und Fortbildungen ..........................................................17
6. Finanzierung der Mitarbeiter ......................................................................................14
6.1. Personal ............................................................................................18
6.2. Zuschüsse für Personal .....................................................................18
6.3. Ausgaben für Personal ......................................................................19
7. Fazit/Ausblick ..............................................................................................................19
8. Anlagen
3
Vorwort
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir in der Regel die männliche Schreibweise
verwendet. Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die männliche
als auch die weibliche Schreibweise gemeint ist.
Das niedrigschwellige Angebot wurde von der Drogenszene im Jahr 2011 intensiv
angenommen. Die Statistik ist im Vergleich zum Vorjahr in vielen Bereichen erneut
angestiegen. Insgesamt haben 65 neue Klienten das „HIP“ aufgesucht. Die Besucherzahlen,
die Anzahl der Beratungen und der Spritzentausch sind so angestiegen, dass wir personell
Unterstützung benötigten. Dieser Trend zeichnete sich in den Vorjahren so schon ab.
Unser besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang den drei Kirchengemeinden der
„Offenen Kirche“: Der Ev.- Luth. Johannis-Kirchengemeinde Witten, der Selbständigen Ev.-
Luth. Kirche (SELK) und der Vinzenz-Konferenz der St. Mariengemeinde, die seit dem
01.03.2011 eine Pädagogin als zusätzliche Mitarbeiterin auf 400 € Basis finanzieren. Um
unsere Arbeit der Gemeinde vorzustellen, nahmen wir an einem Ökumenischen Gottesdienst
der „Offenen Kirche“ unter dem Motto „Selbst in Schuld“ teil.
Wir bedanken uns auch bei allen Spendern: Privatpersonen aus Witten, beim Stadtverband
Witten der AWO EN, bei Thorsten Eckstein vom Marktforschungsinstitut GmbH und bei der
Wittener Tafel, die uns mit Sachspenden unterstützte. Allein aufgrund einer privaten Spende
konnte eine größere Unterdeckung in den Personalkosten vermieden werden, die den Verein
schon seit 2006 jedes Jahr aufs Neue wegen der Reduzierung der Landeszuschüsse belastet.
Das „Safer Use Projekt“ wurde in 2011 von der Volksbank Bochum Witten eG gefördert, der
wir hier ebenfalls unseren Dank für diese Unterstützung aussprechen.
In Kooperation mit dem Jobcenter EN wurde das Projekt „AM HIP 2011“ vom 01.01.11 bis
zum 31.12.2011 weitergeführt. In diesem Arbeitsprojekt des „HIP“ konnten bis zu 8 ALG II -
Empfänger beschäftigt werden.
Im Juni 2011 konnte endlich ein Spritzenautomat aufgestellt werden, der eine sehr gute
Ergänzung zu unserem Safer Use Angebot darstellt. So können die Drogenabhängigen ihre
gebrauchten Spritzen auch außerhalb unserer Öffnungszeiten entsorgen und steriles
Spritzbesteck, Konsumzubehör und Kondome am Automaten kaufen.
4
Zum ersten Mal haben wir am 21.07.2011 in unserer Einrichtung eine Veranstaltung zum
Gedenktag verstorbener Drogenabhängiger organisiert, den Pfarrerin Julia Holtz von der
Evangelisch-Lutherischen Johannis-Kirchengemeinde begleitet hat. Seit 1998 ist der
Gedenktag zum bundesweiten Aktions-, Trauer- und Präventionstag für gestorbene
Drogenkonsumenten geworden.
Auf dem Wittener Weihnachtsmarkt waren wir mit einem Informationsstand vertreten und
verkauften selbstgebaute Vogelhäuser und Nistkästen. Dabei unterstützten uns unsere
Klienten, unsere Vereinsmitglieder, Dr. Will, Heinz Göbeler und Klaus Lohmann, und
weitere ehrenamtliche Helfer, denen wir an dieser Stelle noch mal danken.
Unser Dank gilt auch unserem Vereinsmitglied Dr. Will. Durch sein Engagement konnten wir
unsere Arbeit Wittener Bürgern näher bringen und er entwickelte im letzten Jahr unsere
Homepage, die man unter www.hip-witten.de findet.
Dipl. Sozialarbeiter Marcus Reckert Dipl. Päd. Sabrina Leonhardt
(Einrichtungsleitung) Pädagogin Meike Arndt
5
1. Der Verein Haus im Park „HIP“ e.V.
Das Kontaktcafé Haus im Park („HIP“) ist ein offenes Angebot für Drogenkonsumenten,
ehemalige Konsumenten und Substituierte. Das Haus liegt zentral im Lutherpark der Wittener
Innenstadt. Der Arbeitsansatz ist niedrigschwellig und akzeptanzorientiert, d.h. die Nutzung
des Angebots ist freiwillig und anonym.
Das „HIP“ ist ein wichtiger Bestandteil der Drogenhilfe in Witten und näherer Umgebung,
weil es das einzige niedrigschwellige Kontaktcafe für drogenabhängige Menschen im Ennepe
Ruhr Kreis ist. Der Verein ist korporatives Mitglied der AWO EN und wurde 1998 von
Vertretern aus Politik und Verwaltung der Stadt Witten, dem Ärzteverein, den Wittener
Wohlfahrtsverbänden und Privatpersonen gegründet.
2. Besucherstatistik des „HIP“ im Jahr 2011
2.1. Zielgruppe
Die Zielgruppe des „HIP“ sind Frauen und Männer jeden Alters, die von illegalen Drogen
abhängig sind oder waren. Auch Substituierten steht das Kontaktcafe offen. Die Altersspanne
der Besucher liegt ca. zwischen 18 und 60 Jahren und die der Kinder zwischen 0 und 17
Jahren. Kinder kommen in Begleitung ihrer Eltern in das „HIP“ und werden ebenfalls
statistisch erfasst.
Bis zum Ende des Jahres 2011 stieg die Zahl der uns bekannten Personen (Besucherstamm)
auf 514 an, welche die Einrichtung seit dem Jahr 2003 genutzt hatten. Dieser Personenkreis
setzt sich aus 70% männlichen und 20% weiblichen Besuchern zusammen. Die restlichen
10% sind Kinder der Klienten (siehe Abb. 1, S. 6).
Die drogenabhängigen Besucher kommen aus Witten (86%), Herdecke (3%), Wetter (6%)
und anderen Städten (5%), Bochum, Dortmund und Hagen. Im Jahr 2011 kamen 65 neue
Personen ins „HIP“, so dass sich der uns bekannte Personenkreis aus der Drogenszene auf
insgesamt 514 Personen erhöhte (siehe Tab.1, S. 6). Dies macht eine Erhöhung von 15% im
Vergleich zum Vorjahr 2010 aus.
6
Tab. 1: Gesamtheit der uns bekannten „HIP“- Besucher von 2003 – 2011
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Männer 71 102 123 159 185 235 279 310 359
Frauen 27 42 49 52 63 72 83 91 105
Kinder 10 13 14 34 34 39 44 48 50
Gesamt 108 157 186 245 282 346 406 449 514
Tabelle 1 verdeutlicht, wie sich der Besucherstamm des „HIP“ in den Jahren von 2003 bis
2011 erhöht hat.
Abbildung 1 zeigt die aktuelle Zusammensetzung des Besucherstammes im Jahr 2011:
Abbildung 1: Besucherstamm 2011
Kinder
10%
Frauen
20%
Männer
70%
Männer
Frauen
Kinder
Bei den Besuchern des „HIP“ handelt es sich um:
� Heroinabhängige, die intravenös konsumieren,
� Heroinabhängige, die oral/ nasal konsumieren,
� Langzeitabhängige (mehrere Jahre),
� Substituierte,
� Drogenabhängige Spätaussiedler,
� chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängige (CMA),
� Cannabiskonsumenten, Partydrogenkonsumenten (XTC, Amphetamine, LSD etc.),
� psychisch erkrankte Abhängige,
� Ex – User (ehemalige Drogenkonsumenten) und
� Abhängige mit dem Schwerpunkt Alkohol neben zusätzlichem Beikonsum von
Medikamenten, Cannabis, Amphetamine und/ oder Kokain.
7
Abbildung 2: Herkunft der Besucher in %
3%2%
4%
10%
81%
deutsch
russisch*
polnisch
türkisch
andere
* russlanddeutsche Immigranten
2.2. Besucherzahlen
Tab. 2: Die Besucherzahlen des „HIP“ im Jahr 2011:
Das „HIP“ hatte durchschnittlich an 20 Tagen im Monat für die Klienten geöffnet. Im
Monatsdurchschnitt kamen 586 Besucher (481 Männer, 100 Frauen und 4 Kinder) in das
„HIP“. Jeder Besucher wurde statistisch nur einmal pro Tag erfasst, auch wenn er das
Kontaktcafe täglich mehrmals aufsuchte. Die Aufenthaltszeiten und die Frequentierung des
„HIP“ waren sehr unterschiedlich:
Manche Besucher kamen nur kurz ins „HIP“, dafür aber öfter am Tag, um z.B. Spritzen zu
tauschen. Andere Besucher hielten sich dagegen länger, d.h. mehr als 1 Stunde, im „HIP“ auf
und kamen dafür nur einmal am Tag, um Freizeitangebote, sozialarbeiterische und/ oder
versorgende Angebote (z.B. Kickern, Zeitung lesen, „Ausruhen“, Essen oder Beratung) in
Anspruch zu nehmen. Der Tagesablauf im „HIP“ gestaltet sich also sehr unterschiedlich und
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez ges. Jahr Ø/ Monat
Männer 353 424 469 371 590 474 603 607 495 372 534 483 5575 481
Frauen 52 96 86 60 131 126 143 146 99 66 110 88 1203 100
Kinder 6 2 3 8 3 0 5 8 5 1 4 5 50 4
Gesamt 411 522 558 439 724 600 751 761 599 439 648 576 7028 586
8
ist von uns nicht vorhersehbar. Dies ist ein Merkmal des offenen und akzeptanzorientierten
Angebotes des „HIP“ für die Klienten.
Im Jahr 2011 kamen insgesamt 7028 Besucher in das „HIP“. Das entspricht einem Anstieg
der Besucherzahlen um 26% im Vergleich zum Vorjahr 2010. In Abbildung 3 sind die
Besucherzahlen und deren Verteilung über die Monate aus den zurückliegenden Jahren 2009
bis 2011 im Vergleich zu sehen:
Abbildung 3: Besucher 2009 bis 2011
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Monat
Besucher Besucher 2009
Besucher 2010
Besucher 2011
Die Besucherzahlen erreichten im Sommer 2011, zwischen den Monaten Mai und September,
einen Höhepunkt. Im Januar, April und Oktober hatten wir mit etwa 400 Besuchern im Monat
etwas weniger als in der übrigen Zeit des Jahres, weil das „HIP“ an jeweils 3 Tagen in diesen
Monaten geschlossen hatte. In diesen drei Monaten hatten wir aufgrund unserer Fortbildung
nur an 17 Tagen geöffnet und somit weniger Tagesbesucher. Im gesamten Jahr 2011 war das
„HIP“ im Durchschnitt an 20 Tagen im Monat geöffnet.
Abbildung 3 veranschaulicht den Anstieg der Besucherzahlen in den letzten drei Jahren.
Während der Monatsdurchschnitt im Jahr 2009 noch bei 336 Besuchern pro Monat lag, stieg
er im Jahr 2010 bereits um 27 % auf 463 an und 2011 noch einmal um 27 % auf 586 Besucher
im Monat. Vergleichen wir die Besucherzahlen von 2009 mit dem Jahr 2011 stellen wir eine
Erhöhung der Besucherzahlen im Monatsdurchschnitt von insgesamt 62 % fest.
Zu einer Szeneverlagerung vom Lutherpark in die Innenstadt aufgrund ordnungspolitischer
Maßnahmen kam es im Jahr 2011 unserer Einschätzung nach nicht in größerem Maße.
Das ganze Jahr über hielt sich ein relativ konstanter Personenkreis im Park auf und es kam
9
nur zu kurzen Auflösungen der Szene nach Kontrollen, die regelmäßig von Polizei und
Ordnungsamt durchgeführt wurden. Somit fanden viele Besucher häufiger den „kurzen“ Weg
in unsere Einrichtung und auch wir führten einige Male aufsuchende Arbeit („Parkwork“) in
der Drogenszene durch, um mit der Szene in Kontakt zu kommen und einzelne Personen für
Hilfemaßnahmen ans „HIP“ weiterzuleiten.
3. Angebotstatistik des „HIP“ 2011
Die Zielsetzung der Arbeit im „HIP“ besteht darin, die gesundheitliche, psychische und/oder
soziale Situation der Drogenkonsumenten zu stabilisieren, zu erleichtern und/oder zu
verbessern. Dafür werden konkrete Hilfen für das Überleben angeboten, wie z.B. die Vergabe
von Mahlzeiten und die Nutzung von Telefon, Computer oder Internet für die Bearbeitung
von persönlichen Problemen. Darüber hinaus sollen Selbsthilfepotentiale, soziale Integration
und Handlungsfähigkeit der Klienten gefördert werden.
Tabelle 3: Angebote des „HIP“ für die Klienten in 2011:
Angebote Gesamtzahl 2011 Monatsdurchschnitt 2011
Mahlzeiten 3530 294
Beratungen 4220 352
Hausverbote/Verwarnungen 95 8
Spritzentausch „Safer Use“ 5742 479
Nadeltausch „Safer Use“ 15042 1254
Herausgabe v. Alu – Folie 591 49
Wundversorgungen/ 1. Hilfe 173 14
Kriseninterventionen 50 4
Fahrten/ Begleitungen 83 7
Vermittlungen 116 10
Telefonate 1430 119
Computer-/Internetnutzung 304 25
Briefe/ Kopien/ E-Mails 1250 124
10
3.1. Versorgende Angebote
Im Jahr 2011 wurden 3530 Mahlzeiten an die Besucher des „HIP“ herausgegeben. Das
entspricht 294 Mahlzeiten im Monat. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 2%.
Die Küche war durchgehend besetzt, so dass wir regelmäßig Essen anbieten konnten. Die
Stellen für „1 € Jobber“ im Cafébereich, vermittelt über das Jobcenter EN, waren fast
kontinuierlich besetzt und eine ehrenamtliche Hilfskraft half zusätzlich in der Küche aus. Der
wöchentlich wechselnde Essensplan ist bei den Besuchern des „HIP“ sehr gut angekommen.
Er wird als Handzettel („Give away“) in der Vorwoche an der Theke ausgelegt und kann von
den Klienten als Info mitgenommen werden (siehe Anlage).
Durch die Unterstützung der Wittener Tafel konnten wir den Besuchern frische und selbst
zubereitete Mahlzeiten sehr kostengünstig anbieten (siehe Abbildung 4). Ergänzt wurde das
Angebot durch die Ernte aus dem eigenen Obst- und Gemüsegarten.
Ein Brötchen kostet zurzeit 0,70 € oder 0,80 €, das Mittagessen mit Vorspeise, Salat und/ oder
Nachtisch 1,50 €.
Abbildung 4: Mahlzeitenvergabe 2011
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittagessen
Frühstück
3.2. Sozialarbeiterische Tätigkeiten
Die Beratung im „HIP“
Die Beratung im „HIP“ ist ein Gespräch mit den pädagogischen Fachkräften der Einrichtung,
das in helfender Absicht geführt wird und in der Regel durch eine Beziehungssituation
(Vertrautheit) gekennzeichnet ist. Die Beratung wird entweder vom Hilfesuchenden initiiert
oder durch Motivationsarbeit von den pädagogischen Mitarbeitern eingeleitet.
11
Aus den Beratungsgesprächen können sich weitere Hilfeangebote ergeben, z.B.
� Vermittlungen z.B. in Entgiftungsbehandlung, weiterführende Hilfeeinrichtungen,
� Fahrten (z.B. Therapie, Entgiftung, Krankenhaus, Arzt etc.),
� Begleitungen zu Ämtern, Ärzten, Drogenberatung, zum Jobcenter EN etc.) und/ oder
� die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen (Kooperationspartnern) telefonisch,
postalisch oder in direkter Zusammenarbeit.
Im Jahr 2011 fanden insgesamt 4220 Beratungen statt. Dies entspricht einem Durchschnitt
von 352 Beratungen im Monat. Im Vergleich zum Vorjahr macht dies einen Anstieg der
Beratungen um 38 % aus. Gründe dafür sind die intensiver gewordene sozialpädagogische
Begleitung der Hilfskräfte und die gestiegenen Besucherzahlen. Abbildung 5 zeigt die
Verteilung der monatlichen Beratungen:
264
315345
216
445
321
473 486
358
283
370344
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Abbildung 5: Beratungen im "HIP" 2011
Die Hausregeln im „HIP“
Im „HIP“ gelten Hausregeln, die den Konsum von Drogen, Gewalt und den Handel mit
Gegenständen jeglicher Art verbieten. Die Nichteinhaltung der Regeln führt zu Verwarnungen
oder Hausverboten (siehe Anlage). Die Hausregeln sind im „HIP“ gut sichtbar ausgehängt.
Sie werden neuen Klienten bekannt gegeben und erklärt.
12
„Safer Use“: Spitzentausch, Wundversorgung und Infektionsprophylaxe
Der Tausch von Spritzen und Nadeln dient der persönlichen Gesundheit des Konsumenten
und der Gesundheit anderer Menschen (Infektionsprophylaxe). Im Spritzenprojekt des „HIP“
können unsere Klienten benutzte Spritzutensilien gegen neue, sterile Spritzutensilien
kostenlos tauschen. Dabei wird der sichere Gebrauch, „Safer Use“, für sie selbst und andere
Konsumenten thematisiert. Neben den Spritzen, Nadeln und Alufolien werden auch
Aufkochpfännchen (als sterile Alternative zum Löffel), Alkoholtupfer, steriles Wasser, Filter
und Ascorbinsäure herausgegeben.
Die Drogenkonsumenten benutzen weniger gebrauchte Spritzen, ihr Gesundheitsbewusstsein
verbessert sich und trägt so zum Schutz vor Aids-Infektionen, Hepatitis-Infektionen und
anderen Erkrankungen bei. Aber nicht nur der Konsument, sondern auch die Bevölkerung
wird geschützt, da die benutzten Spritzen fachgerecht entsorgt und nicht in der Öffentlichkeit
weggeworfen werden.
Abbildung 6 veranschaulicht die im „HIP“ 2011 getauschten Spritzen und Nadeln sowie die
herausgegebenen Alu-Folien zum Rauchen und die Alu-Pfännchen zum Aufkochen des
Heroins:
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Abbildung 6: Safer Use 2011
Spritzen
Kanülen
Alu-Folien
Alu-Pfännchen
Das Safer Use Angebot bietet neben den positiven gesundheitlichen Aspekten die Chance,
Kontakt zum Klientel aufzunehmen und eine Vertrauensbasis zu schaffen, so dass weitere
Hilfemaßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation eingeleitet werden können.
Ende März 2011 wurden wieder benutzte Spritzen im Lutherpark gefunden. Da jede nicht
sachgerecht weggeworfene Spritze eine Gefahr für die Mitmenschen darstellt, leisteten wir
13
Aufklärungsarbeit über mögliche Konsequenzen. und wiesen verstärkt auf unser kostenlosen
Spritzentausch hin, der im Jahr 2011 mit 15.042 getauschten Nadeln einen Höhepunkt
erreichte (siehe Abb. 7):
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
16000
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Abbildung 7: Spritzentausch 2004 - 2011
Spritzen
Nadeln
Abbildung 7 zeigt den Spritzentausch von 2004 bis 2011, gemessen an der Zahl getauschter
Spritzen und Nadeln pro Jahr. 15.042 Nadeln wurden insgesamt im Jahr 2011 getauscht. Das
entspricht einem Anstieg getauschter Nadeln um 30% gegenüber dem Vorjahr 2010.
Der Spritzenautomat der AIDS Hilfe
Das „Safer Use“ Angebot wurde durch die Unterstützung der AIDS Hilfe NRW e.V.
ausgebaut:
Nach Absprache mit Stadt und Polizei betreibt unser Verein in Kooperation mit der AIDS
Hilfe NRW seit Ende Juni 2011 vor dem Gelände des „HIP“ einen Spritzenautomaten. Die
Drogenkonsumenten können dort außerhalb unserer Öffnungszeiten neue Spritzen kaufen und
ihre gebrauchten Spritzen und Nadeln entsorgen.
Wundversorgung und 1. Hilfe (Tab. 3, S. 9)
Im Rahmen von erster Hilfe bietet das „HIP“ bei Bedarf eine Erstversorgung mit Verbänden
und Salben an, wie z.B. bei Abszessen. Auch hier wird darauf hin gearbeitet, die betroffene
Person möglichst schnell an einen Arzt oder ein Krankenhaus anzubinden. Im gesamten Jahr
2011 versorgten wir in 173 Fällen Wunden.
14
Vermittlungen (Tab. 3, S. 9)
Vermittlungen sind erste Kontaktaufnahmen mit Kooperationspartnern oder der erneute
Wiederaufbau eines Kontaktes zwischen Klient und Hilfesystem mit der Vereinbarung eines
konkreten Termins für einen Entgiftungsplatz im Krankenhaus, mit der Schuldnerberatung
oder dem Jobcenter EN etc. Dabei leisten wir beraterische Vorarbeiten, die den Umgang für
die Mitarbeiter der weiterhelfenden Einrichtung wesentlich erleichtern bzw. erst ermöglichen
(z.B. Motivationsarbeit, Abbau von Hemmschwellen, organisatorische Unterstützung usw.).
Telefonate (Tab. 3, S. 9)
Bei den in der Statistik aufgeführten Telefonaten handelt es sich um Telefonate, die sowohl
von den Klienten selbst (im Beisein der Mitarbeiter) geführt werden, so dass es hier zu einer
Beratungssituation oder weiteren Hilfemaßnahme kommen kann, als auch um Telefonate, die
von den Mitarbeitern für die Klienten geführt werden. Oft geht es um Terminvereinbarungen
und Vermittlungen in Krankenhäusern, Schuldnerberatung, Ambulant betreutes Wohnen und
die weiterführenden Drogenhilfe oder um eine schnelle unbürokratische Regelung von
persönlichen Angelegenheiten mit Ämtern (z.B. Gericht, Ordnungsamt, Jobcenter EN,
Sozialamt).
Briefe, E-Mails, Kopien (Tab. 3, S. 9)
Briefe werden von uns für die Klienten, zum Teil auch gemeinsam mit den Klienten, verfasst
und können ggf. auf dem schnellen Weg per E-Mail versendet werden. Dabei geht es oft um
die Regelung von Angelegenheiten z.B. mit den Gerichten oder dem Jobcenter EN.
Computer- und Internetnutzung (Tab. 3, S. 9)
Der Internetanschluss des „HIP“ bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich zu informieren,
Stellenausschreibungen zu recherchieren, wichtige Formulare auszudrucken oder
Bewerbungen zu schreiben. Wir bieten dabei Hilfestellung, schreiben Bewerbungen und
zeigen hilfreiche Seiten oder Informationen zu nützlichen Themen. Von uns werden auch
Online - Überweisungen für die Klienten geregelt, ohne dass für diese weitere Kosten
entstehen. Dieses Angebot wird vor allem für Ratenzahlungen, Ordnungsstrafen und
Strafsachen regelmäßig genutzt.
15
Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen im „HIP“
• 06.04.11: „Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft im EN-Kreis“ im „HIP“
• 20.05.11: Fußballturnier „DROBS Cup“ in Emsdetten
• 5 Treffen zum Fußballtraining mit der Drogentherapeutischen Ambulanz Hagen
• 17.07.11: Vorstellung des „HIP“ im Rahmen des Parkgottesdienstes
• 21.07.11: Gedenktag der verstorbenen Drogenabhängigen
• 22.08.11: Informationsabend für Wittener Bürger zum Thema Sucht und Vorstellung
unserer Einrichtung
• 30.11.11: Fußballturnier mit anderen Drogenhilfeeinrichtungen aus NRW
• 28.11., 01.12. und 19.-23.12.11: Info-Stand auf dem Wittener Weihnachtsmarkt
• 22.12.11: Weihnachtsfeier mit 65 Klienten
4. Das Projekt „AM HIP 2011“
Das „HIP“ beschäftigt seit Beginn des Jahres 2005 vom Jobcenter EN zugewiesene ALG II -
Empfänger, so genannte „1,50 € - Jobber“, die im hauswirtschaftlichen oder handwerklichen
Bereich und als Bürogehilfe, sowie im Garten- und Landschaftsbau arbeiten.
Das Projekt „AM HIP 2011“ wurde von der Koordinierungsstelle des Jobcenters EN vom
01.01.11 an bis zum 31.12.11 bewilligt. Der Verein erhält gemäß §16d Sozialgesetzbuch
Zweites Buch (SGB II) eine Maßnahmekostenpauschale für die Beschäftigung und die
sozialpädagogische Begleitung der Hilfskräfte. In dem Arbeitsprojekt „AM HIP 2011”
können bis zu acht ALG II – Empfänger („AM – Kräfte“) beschäftigt werden.
Erste Ziele für die „AM – Kräfte“ sind z.B.:
• Persönliche Stabilisierung
• Geregelte Tagesstruktur
• Hilfe bei Problemlösungen
• Bewältigung des Lebensalltages
• Verbesserung des Gesundheitszustandes etc.
Gemeinsam werden weitere Ziele und Perspektiven erarbeitet, Bewerbungstraining angeboten
und Bewerbungsmappen erstellt, so dass es durch die Beschäftigung im „HIP“ zu
16
Vermittlungen in weiterführende Maßnahmen oder in ein Arbeitsverhältnis kommen kann.
Die Beschäftigungsmaßnahme dient der Integration in den Arbeitsmarkt und dauert in der
Regel 6 Monate, bei einer Wochenarbeitszeit von 30 Stunden.
Vom Gericht verurteilte Klienten haben bei Geldstrafen oft Probleme, diese bezahlen zu
können. Das Haus im Park bietet verurteilten Klienten an, ihre Ersatzfreiheitsstrafen durch
gemeinnützige Arbeit abzuleisten („Freie Arbeit“, auch bekannt als “Sozialstunden”).
Im Jahr 2011 waren insgesamt 16 Hilfskräfte im „HIP“ beschäftigt.
• 12 AM-Kräfte,
• 2 Personen, die „freie Arbeit“ leisteten,
• 1 ehrenamtliche Hilfskraft in der Küche, die im Anschluss in eine AM-Maßnahme
vermittelt wurde und
• 2 Praktikantinnen.
An folgenden Vermittlungen von Teilnehmern des Projekts war das „HIP“ beteiligt:
• 1 Personen → 1. Arbeitsmarkt
• 1 Person → Rente
• 1 Person → Tagesklinik
• 2 Personen → Bürgerarbeitsplätze
Auffallend ist wieder ein hoher Anteil von Hilfskräften, die einen problematischen Umgang
mit Suchtmitteln haben. Insgesamt betraf das 11 von 16 Hilfskräften im Jahr 2011. Damit
erhöhte sich der Arbeitsaufwand für uns, da die Hilfskräfte eine hohe pädagogische
Betreuung, Anleitung und Beaufsichtigung benötigen. Trotz dieser Vermittlungshemmnisse
können wir auf (Vermittlungs-)Erfolge für diese Hilfskräfte zurückblicken.
Eine konstante Beschäftigung im „HIP“ mit sozialpädagogischer Begleitung kann zu einer
Stabilisierung der persönlichen Lebenslage führen. Durch die intensive Betreuung und auf die
Personen zugeschnittenen Maßnahmen, wie beispielsweise medizinische Behandlungen,
Schuldenregulierung, die Eröffnung eines Bankkontos etc., werden positive Veränderungen in
den persönlichen Verhältnissen angestoßen.
17
Die zu Geldstrafen verurteilten Täter können ihre Strafen durch gemeinnützige Arbeit im
„HIP“ tilgen. Ein Tagessatz der Ersatzfreiheitsstrafe wird mit 6 Stunden gemeinnütziger
Arbeit abgearbeitet. Dies nutzten im Jahr 2011 insgesamt 2 Personen. Auch hier stehen wir
beratend zur Seite und es können sich sozialarbeiterische Angebote wie Vermittlungen in
Entgiftung, Schuldenregulierung, Bewerbungstraining etc. ergeben.
5. Kooperation, Arbeitskreise und Fortbildungen
Unsere wichtigsten Kooperationspartner sind:
� AWO Ennepe – Ruhr (VIA - Beratungszentrum für Suchtfragen und Suchtprävention
in Wetter und Herdecke und der AWO Stadtverband Witten)
� Stadt Witten
� Jobcenter EN
� Wittener Tafel e.V.
� Diakonisches Werk (Sucht- und Drogenhilfe, Schuldnerberatung, Beratungsstelle für
Wohnungslose)
� Aids-Hilfe NRW e.V.
� Deutsches Roten Kreuz „DRK“ Kreisverband Witten e.V.
� Ev.- Luth. Kreuzgemeinde (SELK) Witten und Ev.- Luth. Johannisgemeinde
� Justizbehörden (Gericht, Staatsanwaltschaft und Ambulanter sozialer Dienst der Justiz
Witten)
� Anbieter des ambulant betreuten Wohnens
� HAZ Arbeit + Zukunft
Folgende Fortbildungen/ Supervisionen führten wir in 2011 durch:
� Sieben Supervisionen für die hauptamtlichen Fachkräfte
� Fortbildung zum systemischen Berater und Therapeut
18
An folgenden Arbeitskreisen waren wir beteiligt:
� PSAG, Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Fachgruppe „Sucht“
� Netzwerk „Sucht und Suchtprävention“
� Gesine Netzwerk Gesundheit. EN - Intervention gegen häusliche Gewalt
� Arbeitskreis Rund um die Platte/ S1 Schiene, Zusammenschluss niedrigschwelliger
Einrichtungen in NRW
� Kooperationstreffen mit dem VIA - Beratungszentrum und der Sucht- und Drogenhilfe
Witten
� Arbeitskreis der Fachberatungsstellen
6. Finanzierung der Mitarbeiter
6.1. Personal im HIP
Im März kam eine zusätzliche Mitarbeiterin hinzu, die an 2 Tagen in der Woche im
HIP arbeitet. Die pädagogische Arbeit im HIP wird jetzt von
1 Dipl. Sozialarbeiter (Vollzeit),
1 Dipl. Pädagogin (Vollzeit) und
1 Pädagogin (Minijob auf 400 € Basis) ausgeführt.
6.2. Zuschüsse für Personal
Der Verein erhielt in 2011 für zwei Vollzeitkräfte und für eine Minijobberin auf
400 € - Basis insgesamt folgende Zuschüsse:
34.500,00 € Ennepe-Ruhr-Kreis
34.500,00 € Stadt Witten
20.500,00 € Land NRW
10.000,00 € private Spende für Gehälter
5.400,00 € Vinzenz-Konferenz der St. Mariengemeinde Witten
463,01 € Ev.- Luth. Johannis-Kirchengemeinde Witten
500,00 € Selbständige Ev.- Luth. Kirche (SELK)
579,85 € Kollekte aus dem Parkgottesdienst
Insgesamt: 106.442,86 €
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6.3. Ausgaben für Personal
Die Personalkosten für die drei Mitarbeiter betrugen 109.225,45 €. Hinzu kommen
noch 3.500 € für die Fortbildung zweier Mitarbeiter und die Supervisionen.
Insgesamt betrugen die Ausgaben für das Personal somit 112.725,45 €.
Das bedeutet für das Jahr 2011 eine Unterdeckung in Höhe von 6.282,59 €, die
aus Vereinsmitteln ausgeglichen werden musste.
Die Spende von 10.000 € diente dazu, das durch die Kürzung des Landes und durch
die gestiegenen Personalkosten entstandene Defizit für die zwei Vollzeitstellen
auszugleichen.
Die Zuschüsse der drei Kirchengemeinden waren zweckgebunden für die
Finanzierung der Pädagogin als Minijobberin.
7. Fazit/ Ausblick
Für das Jahr 2012 ist mit einer höheren Unterdeckung als in 2011 zu rechnen, da in 2011
überdurchschnittlich viel gespendet wurde. Die seit 2006 bestehende Kürzung des Landes von
10.000 € und die gestiegenen Personalkosten wurden in diesem Jahr durch eine besonders
hohe Spende abgeschwächt.
Die Besucherzahlen sind im Jahr 2011 um 26%, der Spritzentausch um 30% und die
Beratungen sind um 38% angestiegen. Dies sind die höchsten Werte seit Vereinsgründung
und diese sprechen für die positive Annahme der Einrichtung von den Klienten. Es zeigt aber
auch, dass ein erhöhter Betreuungsbedarf besteht und es Sinn macht, unser bestehendes
Hilfeangebot zu aktualisieren und den mittlerweile sehr individuellen Hilfebedarf der
Klienten optimal abzudecken. Dies könnten wir durch zwei eigene Angebote wie „Ambulant
Betreutes Wohnen“ und aufsuchende Arbeit („Streetwork“) erreichen und würden so zu einer
Verbesserung der Lebens- und Betreuungssituation unserer Klienten entscheidend beitragen.
Das Arbeitsprojekt des Jobcenters EN ist erneut vom 01.01.2012 bis zum 31.12.2012
bewilligt worden. Die enge Kooperation mit der Jobcenter EN führte bisher zu positiven
Ergebnissen für Projektteilnehmer.
Seit dem 01.01.12 haben wir für drei Jahre zwei Bürgerarbeitsplätze im „HIP“, die auch
schon besetzt sind.