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J:>A$ "KAfUÄRINEUM .M IT TEl LVN Ci 5BLATT für die Eltern, SdJüler und Freunde 'unserer Schule . .. HEFT 38 , . .. AP R.I L 1960 Dte' bilUgHchtchtltdle €ntrotd\lung Ot6 Kathartneume ,. .. . . unO Oer K'llthartnenklrdle JAHRCANC 11 Auf die ehrwürdige Tradition unserer Schule' als Stätte humanistischer Bildung wurde häufiger in diesem Rahmen hingewiesen. Daß auch das Gehäuse in seiner architekto- ni&chen Gestaltung ehrwürdige und be- deutende züge aufweist, spürt jeder. Unseren Schü- lern, Kollegen und Freunden einige Gedäcl1tnisstützen zur Würdigung des Katharineums als'oeachtenswertes hanse- städtisches Baudenkmal norddeutscher Backsteingotik zu • geben, ist die einer Artikelfolge, welche sich'mit· der baugeschichtlichen Entwicklung unserer Schule befaßt. Zunächst sollen die Gtündungsgeschichfe und die 'räum- . liehe Gliederung vQn und Klosteranlage werden. 1 Im Jahre 1225 wird auf dem und einem Teil des Schulgrundstücks' von Mönchen des Fran- ziskaner-Ordens (\I{egen ilires auch Mino- riten' oder Minderbrüder genannt) ein bescheidenes Kio- ster errichtet. Mit Zuteilung des Baugrundes inner- .. halb der Mauern der ßU.p.t würqigte der Rat LübecKs die VerdIenste dest Ordens um die Armenfürsorge und Kran- der sich die Brüder zimächs'vor. de'm Burgtot gewidmet haben. Die heilige von Alexandrien wurde Schutz- patronin des Klosters. Im 4.,Jahrhundert n. Chr. starb sie für "'ihren Glauben den Märtyrertod. Der Legende wurde sie auf das Rad' geflochten, das. bei der zer- braCh, so daß jhre Peiniger die Heilige mit dem Schwert töteten. Schwert und Rad sind bis heute die Kathari- neumszeichen. Nähere Angaben über das falte Kloster sind nicht über- liefert: Mit einiger Sicherheit darf man vermuten, daß die einzelnen Gebäude in der damals in Lübeck üblichen Fach- werkbauweise wurden, welche erst nach den beiden Großbränden, die 1253 und 1273' weite Bezirke der 'Stadt' einäscherten, verboten und durch die massive Back:- abgelöst wurde. Das Katharinenkloster über- stand die Großbrände offensichtlich ohne größeren Scha- den, so daß,' Heimstatt der Mönche blieb, bis es um 1300 reparaturb 7 dürftig Wld baufällig wurde. In .der Anöränung seiner einzelnen Gebäude entsprach es aller - nach dem für das ganze Mitt'elalter verbin.dlichen Gr'llndtypus einer Klosteranlage, wie sie der )leilige Benedikt im 6: Jahrhundert n. ehr. auf . . Qem Monte Cassino (Mittelitalien) in Anlehnung an die antike "villa urbana" entwickelte. An eine West-Ost ge- richtete basilikale'Kirche mit Ostchor schließt nach Süden ein mit Zugang zu den kirchennahen Klausuren und den kirchenfernen Wirtschaftsgebäuden an. Als einzige erhaltene Bauteile des ersten Klosters dürfen wir ,""ohI eine Anzahl romanischer Säulen ansehen, die sich tlt? Unterdlor der KU'che eingebaut finden, sowie einige frühgotische Kapitelle, die im UI1Iteren Mittlel!lur der Schule noch teilweise zu sehen sind. UJll das Jahr 1300 wurde Lübeck von einer großartigen gotischen Modernisierungswelle erfaßt, durdl. welche die . fünf Hauptkircben -. z. T. über älteren romanischen Grundmauern - ihr gotisches Gepräge erhielten und das . die vier Stadttore und die Stadt- mauer entstanden. In dieser Zeit wurde wohl auch der Plan gefaßt, das schon baufällige, bescheidene Katharinen- kloster im gotischen Stil, der von Nordfrankreicl1 herüber- kam, neu zu gesialien, ein Vorgang, der sich in drei deut- lieh erkennbaren Bauphasen vollzieht. Bis zum Jahre 1322 wird zunächst der Ostcbor der Kirche errichtet, bis zum Kreuzschiff, das durch die nörd- lichen und südlichen Doppelgiebel betont ist. Der Chor, über KreiIzrippen gewölbt, zeigt einen oktogonalen Ab- schluß mit hohen Spitzbogenfenstem und als einmalige eine.5 m hohe dreischüfige Halle, die, von Säulenreihen getragen, über quadratischen Grundrissen eingewölbt ist. So entsteht, liturgisch erfordert, ein Unter- chor, der Laien zugänglich ist, ,und der sogenannte "hohe Chor", welcher den Ordensbrüdern vorbehalten bleibt. Er ist mit kostbarem Fußbodenbelag und prächtigem, reich geschmücktem und bemaltem Chorgestühl ausgestattet und bildet das Kleinod des Klosters. Die Datierung des ersten Bauabschnittes ist möglich durch die Stiftungs- urkunde der Katharina Strobukes, welcher man 1322 im südlichen unteren Chor eine SeitenkapeUe als Erbbe- gräbnis überlassen hat. Die schöne, mit einem gotischen Sterngewölbe Strobukeskapelle (1 a) dient heute der russisch-orthodoxen KirChe als Gottesdienst- raum und ist vom übrigen Chor durch eine eingezogene Abgrenzungsmauer getrennt. Die noch heute deutlich ,. sichtbare Baunaht an dem nordwestlichen Vierungspfeiler zeigt.. wie weit der erste Bauabschnitt der Kirche geführt wurde.

J:>A$KAfUÄRINEUM · 2007. 8. 29. · J:>A$"KAfUÄRINEUM.M I T TEl L V N Ci 5 B L A T T für die Eltern, SdJüler .und Freunde 'unserer..Schule • HEFT 38,. •.. A P R.I L 1960

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.M I T TEl L V N Ci 5 B L A T Tfür die Eltern, SdJüler und Freunde 'unserer Schule. ..

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A P R.I L 1960

Dte' bilUgHchtchtltdle €ntrotd\lung Ot6 Kathartneume,. .. . .

unO Oer K'llthartnenklrdle•

JAHRCANC 11

Auf die ehrwürdige Tradition unserer Schule' als Stättehumanistischer Bildung wurde häufiger in diesem Rahmenhingewiesen. Daß auch das Gehäuse in seiner architekto­ni&chen Gestaltung ehrwürdige und kunstge~chichtlichbe­deutende züge aufweist, spürt ~ast jeder. Unseren Schü­lern, Kollegen und Freunden einige Gedäcl1tnisstützen zurWürdigung des Katharineums als'oeachtenswertes hanse­städtisches Baudenkmal norddeutscher Backsteingotik zu •geben, ist die Aufgab~ einer Artikelfolge, welche sich'mit·der baugeschichtlichen Entwicklung unserer Schule befaßt.Zunächst sollen die Gtündungsgeschichfe und die 'räum-

. liehe Gliederung vQn Kirch~ und Klosteranlage b~handeltwerden. 1

Im Jahre 1225 wird auf dem heutige~ :f5:ir~en- undeinem Teil des Schulgrundstücks' von Mönchen des Fran­ziskaner-Ordens (\I{egen ilires A~utsgelübdesauch Mino­riten' oder Minderbrüder genannt) ein bescheidenes Kio­ster errichtet. Mit de~ Zuteilung des Baugrundes inner-

.. halb der Mauern der ßU.p.t würqigte der Rat LübecKs dieVerdIenste dest Ordens um die Armenfürsorge und Kran­k~npflege, der sich die Brüder zimächs'vor. de'm Burgtotgewidmet haben.

•Die heilige Kat~arina von Alexandrien wurde Schutz-patronin des Klosters. Im 4.,Jahrhundert n. Chr. starb siefür "'ihren Glauben den Märtyrertod. Der Legende na~

wurde sie auf das Rad' geflochten, das. bei der FoltJ~r zer­braCh, so daß jhre Peiniger die Heilige mit dem Schwerttöteten. Schwert und Rad sind bis heute die Kathari-neumszeichen. •

Nähere Angaben über das falte Kloster sind nicht über­liefert: Mit einiger Sicherheit darf man vermuten, daß dieeinzelnen Gebäude in der damals in Lübeck üblichen Fach­werkbauweise aufge~ührt wurden, welche erst nach denbeiden Großbränden, die 1253 und 1273' weite Bezirke der'Stadt' einäscherten, verboten und durch die massive Back:­~teinbauweise abgelöst wurde. Das Katharinenkloster über­stand die Großbrände offensichtlich ohne größeren Scha­den, so daß,' ~s Heimstatt der Mönche blieb, bis es um1300 allmähl~ch reparaturb7dürftig Wld baufällig wurde.

In .der Anöränung seiner einzelnen Gebäude entspraches aller - Wahrsche~nlichkeit nach dem für das ganzeMitt'elalter verbin.dlichen Gr'llndtypus einer Klosteranlage,wie sie der )leilige Benedikt im 6: Jahrhundert n. ehr. auf

. .Qem Monte Cassino (Mittelitalien) in Anlehnung an dieantike "villa urbana" entwickelte. An eine West-Ost ge­richtete basilikale'Kirche mit Ostchor schließt nach Südenein Kreujlg~ngmit Zugang zu den kirchennahen Klausurenund den kirchenfernen Wirtschaftsgebäuden an.

Als einzige erhaltene Bauteile des ersten Klostersdürfen wir ,""ohI eine Anzahl romanischer Säulen ansehen,die sich tlt? Unterdlor der KU'che eingebaut finden, sowieeinige frühgotische Kapitelle, die im UI1Iteren Mittlel!lur derSchule noch teilweise zu sehen sind.

UJll das Jahr 1300 wurde Lübeck von einer großartigengotischen Modernisierungswelle erfaßt, durdl. welche die

. fünf Hauptkircben -. z. T. über älteren romanischenGrundmauern - ihr gotisches Gepräge erhielten und das

. Heiligen-Gei~t-Hospital, die vier Stadttore und die Stadt­mauer entstanden. In dieser Zeit wurde wohl auch derPlan gefaßt, das schon baufällige, bescheidene Katharinen­kloster im gotischen Stil, der von Nordfrankreicl1 herüber­kam, neu zu gesialien, ein Vorgang, der sich in drei deut­lieh erkennbaren Bauphasen vollzieht.

Bis zum Jahre 1322 wird zunächst der Ostcbor derKirche errichtet, bis zum Kreuzschiff, das durch die nörd­lichen und südlichen Doppelgiebel betont ist. Der Chor,über KreiIzrippen gewölbt, zeigt einen oktogonalen Ab­schluß mit hohen Spitzbogenfenstem und als einmaligeBesonderh~it eine.5 m hohe dreischüfige Halle, die, vonSäulenreihen getragen, über quadratischen Grundrisseneingewölbt ist. So entsteht, liturgisch erfordert, ein Unter­chor, der Laien zugänglich ist, ,und der sogenannte "hoheChor", welcher den Ordensbrüdern vorbehalten bleibt. Erist mit kostbarem Fußbodenbelag und prächtigem, reichgeschmücktem und bemaltem Chorgestühl ausgestattetund bildet das Kleinod des Klosters. Die Datierung desersten Bauabschnittes ist möglich durch die Stiftungs­urkunde der Katharina Strobukes, welcher man 1322 imsüdlichen unteren Chor eine SeitenkapeUe als Erbbe­gräbnis überlassen hat. Die schöne, mit einem gotischenSterngewölbe ein~edeckte Strobukeskapelle (1 a) dientheute der russisch-orthodoxen KirChe als Gottesdienst­raum und ist vom übrigen Chor durch eine eingezogeneAbgrenzungsmauer getrennt. Die noch heute deutlich

,. sichtbare Baunaht an dem nordwestlichen Vierungspfeilerzeigt.. wie weit der erste Bauabschnitt der Kirche geführtwurde.

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Grundriß des Katbarineums und der Katbarinenkirche

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"~..~o.."

I(ÖNI<i$TR.A.~St

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1b

Slisi Napp, Oll ag (nach "Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien lind Hansestadt Lübeck", Band 4)

Grundrißerklärung

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_ erhallene Bauteile

abgebrochene alle Bauteile

I t neue Bauteile (Schule nach 1880)

~ über Kreuzrippen gewölbte Räume

I. Katharinenkirme

Chor 1320, LangschHf 1335 geweiht3schiffige. hochgolische Basilika mitdoppelstöckigem hohem Chor, Grufl·kapellen und Dadtreiter iiber derVierung

KapeJlen im unteren Chor:

a) Strobukes-Kapellcb) Crispin-KapelJecl Lüneburg-Kapeltcd) Bartels-Kapelle

Kapellen im südlidlen Langsdlirt:

el Wittik-Kapellef) Papendorp-Kapelle

g) Tode- oder Green-Kapelleh) RevenUow-Kapelle

Kapelle im nördlichen Langschiff:

i) Zirkelbrüder·Kapelie

Das Katharinenkloster 1353-1356

2. Großer Klosterhofmit doppelstöckigem gewölbtem Kreuz­gang 3seitig umgeben, mit Zugang zurKlausur

:1. Erdgeschoß: Libraria-Klosterbücherei

J. Stock: Guardianswohnung

4. Guardiansgarten

5. Erdgesdloß: Großer Remter u. Lektoriurn

I. Stock: Dormitorium mit Zugangzum hohen Chor lweitge­gespanntes Gurtrippenge­wölbe)

6. Kleiner Klosterhofmit Kreuzgang an der N· u. O-Seite

7. Refektorium-Speisesaal8. Südlicher Klosterhof9. Küchenlrakt

10. Gästehaus / Rektorat11. Wirtschaflshof12. Vorrats- und Backhaus13. Krankenslation14. Brauhaus (? nicht sicher)15. Klostcrgarlen (Turnbof)16. Aulaflügel (1890 zum alten Kloster­

grundstück bis zur Hundestraße für denErweiterungsbau der Sdlllie hinzuer­worben)

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Der zweite Abschnitt, die Errichtung des basilikalendreischiffigen Langhauses einschließlich der Westfassadean der Königstraße, ist am 23. Juli 1335 fertiggestellt, alsBischof Hinrich (Bockholt) die Kirche weiht, wie uns dielateinische Inschrift der Sandsteinplatte neben demHauptportal mitteilt.

Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 75 m, die Höhe desMittelschiffes 24 m, seine Breite 10 m. Die Seitenschiffehaben eine Scheitelhöhe von 16 m. Durch die beengte Lagean der Straßenkreuzung GlockengießerstraßefKönigstraßeist das nördliche Seitenschiff verkümmert, 2,5 bis 4. mbreit; das südliche ist durchgehend 6 m breit. Daranschließen sich nach Süden vier Begräbniskapellen an,von Ost nadl West: die Wittik-Kapelle Cl e), die Papcn­dorp-Kapelle Cl f), sowie die Tode- oder Green-Kapelle Cl g)und die Reventlow-Kapelle Cl h). Diese werden architek­tonisch durch das Einbeziehen der sonst am Außenbausichtbaren, d?s Gewölbe tragenden Strebepfeiler in dasKircheninnere gewonnen. In den verschiedenen Jahr­hunderten wechselten ihre Besitzerfamilien, woraus sichdas Auftreten unterschiedlicher Stilelemente im Kapellen­schmuck ergibt, die von spätgotischen über Renaissance-,Bar<X:k- und Rokokoformen vorhanden sind. In dieserKapellenanlage wie auch in der Turmlosigkeit - dieKatharinenkirche besitzt lediglich einen Dad1reiter ­zeigt sich eine Eigentümlichkeit in der Bauweise derFranziskaner, die mit dem Gelübde der Eigentumslosigkeitdes Ordens zusammenhängt. Man war auf Zuwendungenzahlungskräftiger Bürger angewiesen, denen man dafürGrabplätze in den Kirchen einräumte. So ist auch derBoden des Langsdliffes fast nur aus Grabp!atten gebildet!

Die einzelnen Joche der Kirche sind, im Gegensatzzum unteren Chor, über rechteckigen Feldern, wie derPlan zeigt, eingewölbt. Die stark gebusten Schildkappen,welche nur einen halben Stein stark sind, werden vonKreuzrippen getragen, die Rundstabdienste stützen, welcheden kräftigen achtedtigen Pfeilern vorgeblendet sind. DieRaumwirkung ist betont großzügig und schlicht. Bis aufwenige Ausnahmen ist auf sonst üblichen> Kapitellschmuckverzichtet worden. Die Hochwandgliederung zeigt in derDehnung von Pfeiler- und Fensterzone sowie in demZusammenschrumpfen der mittleren Zone der dr~lteiligen

Hochwand, des Triforiums, charakteristische spät.gotischeMerkmale der Wandauflösung·. Hohe Spitzbogenfensterlassen das Licht in den Raum fluten, wodurch der Bau­gedanke, die Materie durch Vergeistigung zu überwinden,in seiner feierlichen Würde sinnfällig wird.

In genialer Weise wird die Gestaltung der WesUassadegelöst, die durch ihre besondere Lage an der Straßen­kreuzung nicht einfach, wie sonst üblich, der basilikalenOrdnung entsprechend, symmetrisch hochgeführt werdenkonnte weil das verkümmerte nördlich.e Seitensclliff dieseMÖglichkeit ausschloß. Ein außen symmetrisdl gegliedertesPortalgeschoß wird zunächst unsymmetrisd1 von einerhohen spitzbogenfenstergeschmückten Giebelwand über­ragt. Diese beiden nicht zusammenstimmenden Bauteilewerden nun durch die originale Erfindung des spitzbogigenBlendnischenmotivs optisch harmonis~ert.. Ein echt eigen­sd1öpferischer Gestaltungsakt!

Er läßt die Frage nach dem Baumeister wieder auf~

tauchen, dessen Idee hier architektonische Gestalt gewann.In der dritten Phase des Klosterbaus wird er uns als derGuardian Emeke deuUid1, der damalige Abt des Klosters.Der Sage nach hat Bruder Emeke den Slein der Weisen

besessen, den er in: einem Pfeiler der Katharinenkircheverborgen haben soll.

Nach 1335 waren zunächst die Mittel zur Weiterführungdes Bauprojekts wohl erschöpft. Da sollte im Jahre 1350ein Ereignis die Ausführung des gesamten Bauplans biszum Jahre 1353 möglich machen, - die Pest! Die Weih­in<schrift des Klosters im westlichen unteren Kreuzgang(heute noch am alten Platz!) sagt darüber folgendes aus:

"Eintausenddreihundertundfünfzig Jahre waren esDir Christus, als die Pest mehr als die Hälfte (derBevölkerung) dieses Lands hinwegraffte, da stehtein neues Kloster nach Süden gelegen (von dervorhandenen Kirche aus gesehen). Auch eine Büche­rei steht nahe an diesem Wege. Durch die, welcheder Tod zu Boden streckte, stellte Gott diesesKloster wieder her. Da ihnen die Körper genommensind, möge es ihren Seelen wohl sein!"

Ocr Chronist Dettmar berichtet dazu, daß in deI'Fastenzeit des Jahres 1351 der Guardian Emeke das alteKloster abreißen ließ und es schöner denn je wiedererrichtete. Die Mittel dafür flossen so reichlich ausSpenden und Nachlässen Lübecker Bürger als Dank fürselbstlose Hilfe in der Notzeit, für das Lesen der Toten­messen, daß ..ut dem vullen BÜdel gebowet." werdenkonnte.

Um den großen Klosterbof (2), der südlich an dieKirche anschließt, gruppieren sich die Klausurgebäude.Sie sind von dem heute noch in wichtigen Teilen vor­handenen repräsentativen, doppelstöckigen, kreuzripp~n­

gewölbtEn Kreuzgang aus zu betreten. Im westlichenErdgeschoß (3) schloß sich an den Kreuzgang die Kloster­bücherei an, welche in der Weihinschrift erwähnt wird.Darüber lag, mit Blick über den Garten(4) auf die König­straße, die Wohnung des Guardian. Auf der Ostseite (5)kam man im Erdgeschaß in den großen Remter, einenzweisd1iffigen, über 4 MittelpfeiIern kreuzrippengewölb­ten Saal. Hier tagten die großen Franziskanerkonvente.zu denen die Ordensoberen aus dem gan.zen Ostseeraum InLübeck zusammenkamen. (1356 bedeutender Konvent!)Durch einen schmalen gewölbten Gang getrennt, schließtsüdlich ein heute noch vorhandener quadratischer, übereiner Mittelsäule kreuznppengewölbter Raum, da~ Lek­tarium (5 a) an. Die Mittelsäule zeigt an St~lle eines Ka­pitells das in der gotischen Architektur seltene Motivablaufender Gurtrippen, weshalb hier besser die Bezeich­nung "Rundpfeiler" angebracht ist.

Im ersten Stock befindet sich, die ganze Länge desTraktes einnehmend, das Dormitorium. eine weite, vonGurtrippen überspannte Halle mit wechselnder Scheitel­höhe von großzügigel1 RaumwIrkung. Von hier aushatten die Mönche unmittelbaren Zugang zum hohenChor der Kirche, und zwar durch eine Sakristei im oberensüdlidlen Querschiff. Die Zellen der Brüder waren nachoben offene Holzverschläge, die von zwei Gängen ausbetreten werden konnten, ähnlich wie die heutige An­ordnung im Heiligen-Geist-Hospital. Südlich vom Klau­surbezirk folgen der kleine Mönchshof (6), im Norden undOsten von einem schmalen Kreuzgang umgeben, und wei­ter das große Refektorium (7), ein über 4 MiUelsäulengewölbter zweischitriger Speisesaal, ähnlich angelegt wieder Remter. Aus breiten Spitzbogenfenstern blickt manauf den schmalen Südhof (8) (Aula-Hof). Westlich davonlagen die Küchenräume (9), das Gästehaus (10) und dasBack. und Vorratshaus (12). Auf dem zur Straße offenenHof (11) konnten Fuhrwerke die für das Kloster bestimm-

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ten Güter ausladen, Hungrige gespeist und Hilfesuchendeberaten werden.

Die Verwendung der südöstlich an das Refektoriumanschließenden Gebäudeteile ist nicht mit Sicherheit fest­zustellen, doch ist zu vermuten, daß hier die häufigerwähnte, jedoch nicht lokalisierte Krankenstation (13)und dahinter das Brauhaus (14) der Mönche lagen, mitdem Blick auf den nördlich davon gelegenen größerenlKlostergarten (15). Das Brauhaus wird in and·~ren Ur­kunden als an der Glockengießerstraße liegend erwähnt.So berichtet sarkastisch der Lübecker Chronist ReimarKock im Jahre 1499 über den Brand der Klosterbrauerei:"Am 28. Oktober brannte es ab, aber die armen Brüderhaben es eilig mit den Almosen frommer Leute wied'eraufgebaut, was viertausend Mark lübsch gekostet hat.".,Das Fundament zur Straße liegt tiefer, als der Giebelhoch ist". "Auch wenn man Schlangen und Kartätschendarauf abschießt und das Haus oben brennen würde,könnte man doch drinnen ungestört backen und brauen,obgleich man sonst kaum in der Lage ist, die Gemeinde­kirchen in Ordnung zu halten!"

Die in diesem Bericht spürbare Kritik an den Ent­artungen des Klosterlebens sollte u. a. die Refonnationheraufbeschwören und das Schicksal des Franziskaner­klosters zu St. Katharinen besiegeln. Die Mönche müssen,nachdem Lübeck evangelisch geworden ist, die Stätte ihresWirkens aufgeben. Der letzte von ihnen, Gerhard vonUtrecht, verläßt im Jahre 1542 die Stadt.

Am 19. März 1531 richtet Bugenhagen im Auftragedes Reformators Dr. Martin Luther und des Rates derHansestadt in den: freigewordenen Räumen des ehema­ligen Klosters die erste Lübecker Gelehrtenschule, dasKatharineum, ein. Gleichzeitig plant er, die zentrale Stadt­bücherei hierher zu verlegen. Für die Klassenl I-V undmehrere Lehrerwohnungen werden von ihm geeigneteRäume bestimmt. Noch im 16. Jahrhundert wird dieSchule um zwei neue Klassen (VI und VII) erweitert.Mit Zwischenwänden wird das Refektorium (7) aufgeteilt(heute Musiksaal und Physikzimmer), um die höherenKlassen I, II und! IU aufzunehmen. Die VI. und VII., alsodie unteren Klassen, richtet er in der ehemaligen Kloster­bücherei (3) ein. Aus den Kojen der Mönche im' ehemaligenDonnitorium macht man zunächst Lehr:erwohnungen,die aber 1620 geräumt werden müssen, als hier die zen­trale Lübecker Stadtbücherei einzieht, die auch· die alteKlosterbücherei des Katharineums wie alle in Lübeckvorhandenen kirchlichen Büchersammlungen übernimmt.Das Gästehaus (10) wird Rektoratswohnung. Die Schülerdes Katharineums sind während des 16., 17. und 18. Jahr­hunderts in sieben Klassen untergebracht. Erst 1826wächst die Schülerzahl und führt dazu, daß im ehemalig~n

.Vorratshaus (12) vier weitere Klassenräume geschaffenwerden müssen.

Im 19. Jahrhundert dehnt sich die Schule mächtig aus.Das alte, zum Teil baufällige Kloster ist mit seinen Räu­men den Anforderungen einer neuen Zeit immer wenigergewachsen. Am 20. November 1836 stürzt zunächst der~ltersschwache Vordergiebel des Rektoratshauses (10) bei·einem Or~an auf die Königstraße. 1837 wur'!en beideGiebel (10 und 12) im "altdeutschen Stil" ohpe Haustüran der Königstraße wieder aufgebaut. Auf dem altenWirtschaftshof (11) dazwischen entstand, durCh. Tor undMauer. von der Straße getrennt, der Schülerhof. NeueKlassen werden eingerichtet. 1875 entstehen östlich deralten Prima (7) - jetzt Musiksaal - die Physikräume

und im Remter (5) dJe Chemieräume. Immer stärkerwächst die Schülerzahl. 1880 wird eine durchgreifendeErweiterung und Anpassung an die moderne Zeit er­forderlich. Der nördliche Flügel zur Königstraße (10) wirdabgebrochen und an seiner Stelle- der dreistöGldge Traktparallel zur Königstraße bis zum südlichen Flügel durch­geführt, der 1890/91 ebenfalls der Hacke zum Opfer .fällt.Danach kann- der Neubau bis zur Hundestra'ße durch­geführt werden.

Osterrv 1892 wird die Aula (16) ihrer Bestimmungübergeben. Darunter, in den jetzigen Werkräumen, liegtdie Wohnung des Kusto5:.

Der Zeichensaal entsteht im Zuge der Erweiterungvom Jahre 1880 über dem südlichen Kreuzgang. 1910 wirddi'e zweistöckige Turnhalle an dem heutigen Turnbof (15)errichtet. Im Kriege (1942) zerstören Fli'egerbomben dasDachgeschoß des ganzen Traktes an der Königstraße sowiedie Aula. Beides wurde inzwischen wiederhergestellt, aller­dings mit einem Notdach versehen. Im Jahre 1958 könnenin Räumen, die von der Stadtbibliothek an die Schulezurückgegeben werden, ein neues Lehrerzimmer, ein Pro­jektionsraum und Vorbereitungsräume eingerichtet werden.

Die Katharinenkirche ist nach der Reformation Neben~

kirche der Gemeinde VOi1 St. Marten; als solche fristet sieein bescheidenes Dasein. Viele ihrer wertvollen Besitzun­gen, wie z. B. ihre Orgel und ihre großen Radleuchter,wandern in die Hauptkirche ab. Doch den Tiefpunkt er­reicht sie im Jahre 1806, als sie in den Franzosenkriegensäkularisiert und als Pferdestall und Lazarett benutztwird. Damals verarbeitete man das wertvolle Chorgestühl,von dem nUr noch geringe Reste zeugen, zu Brermholz!

Im 19. Jahrhundert wird S1. Katharinen zum erstenLübecker Kunstmuseum, welches der Maler und lang­jährige Zeichenlehrer am Katharineum Julius Mi I d ein der unbenurt,zten Kirche einrichtet. Besonders auf demhohen Chor stellt er lübsche Kunstwerke auf, die errestauriert und vor dem drohenden Verfall bewahrt. ImLangschiff, das durch Vorhänge abgeteilt wird, zeIgt manKunstausstellungen; sogar Verkaufsmessen finden hierstat:t. Einen gewissen Höhepunkt bildet im Jahre 1926 zur700-Jahr-Feier der Lübecker Reichsfreiheit die große reli­giöse Kunst:ausstellung, in der Nachbildungen bedeutenderLübecker Skulpturen, vor allem aus Skandinavien, gezeigtwerden. Von ihnen ist u. a. die Kopie des Hl. Georg vonBernt Notke, ein Werk, das 1471 der schwedische Reichstagals Befreiungsdenkmal für den Sieg über die Dänen­herrschaft in Auftrag gibt, noch heute aufgestellt.

1931 plant der norddeutsche Bildhauer Ernst Barlacheinen Figurenfries für die Blendni-schen der Fassade vonSt. Katharinen. Nur drei Gestalten konnten 1947 auf­gestellt werden, sechs weitere schuf der BildhauerG. Marcks. Diese Terrakottafiguren fügen sich kongenialmit der Formsprache unserer Zeit der Bauidee Emekesglücklich ein. Eine besch·ämende Epoche deutscher Ge­schichte bringt Lübeck und St. Katharinen um ~ie Aus­führung des großen von Barlach geplanten Figurenzyklus.

Seit Ostern 1959 finden jeden Montag früh die Morgen­andach'tlen uns-erer Schule in der Kirche statt. Damit wirdzUffi-"erstenmal seit langer Zeit der gesamte Bezirk desalten Klosters mit der Kirche und der Schule zu einerGaI)Zh.eit zusammengefaßt. Außerdem ist St. Katharinenheilte wieder Gotteshaus, das drei Konfessionen Raumgibt, der evangelisch-lutherischen, der katholischen undder russisch-orthodoxen Kirche. Mögen wir hierin eintröstliches Zeichen sehen!

Schmidt

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In der Stadthalle

AB IT V R

Drei Cienerationen Abiturienten

1 960

Die Abiturientenrede

(LN·Photo)

Gahrmannseine Ver-

Auch in diesem Jahr feierte unsere Schule wieder dieAbiturientenentlassung in der festlich geschmückten Stadt­halle. Während es früher eine exklusive Veranstaltungwar, von der die meisten Schüler überhaupt keine Notiznahmen, ist die Verabschiedung der Abiturienten nun dieeinzige Feier, wo die ganze Schule einmal "unter einemHut" ist. Hinzu kommt noch. daß wir als einzige LübeckerSchule zu diesem Tage das fünfundzwanzigste bzw. fünf­zigste Jubiläum von Abiturienten unserer Schule feiern.

So waren in diesem Jahr als "goldene Abiturienten"erschienen: Dr. H. Kittner, Dr. H. Niemann, Dr. H. Hirsch,Dr. F. v. Borries, OStR Fr. Möhler, MinDir. a. D. Dr.W. Studemund; von den "Silbernen": Dr. W. Crohn, Dr.R. Gahrmann, Kaufmann B. Gäde, Pastor A. Lüdemann,ObSteuerinspektor O. Hauschild, Dr. W. Wagner.

Doch sei auch an dieser Stelle noch einmal der vielensilbernen Abiturienten gedacht, die im Krieg ihr Lebenließen, sei daran erinnert, daß VOn den Abiturienten desJahrgangs 1935 nicht einmal mehr zehn am Leben sind.

Die Feier leitete eine Kantate ein, die Herr Krägel nachSprüchen von Goethe selber komponiert hat. Dem Chorund Orchester, die für stundenlanges Proben viel Zeit undMühe aufwandten, sei herzlich gedankt, ganz besondersaber Herrn Krägel, der mit dieser Kantate eine schöne,"schuleigene" Abiturientenkantate geschaffen hat.

Der Herr Direktor erinnerte die scheidenden Primanerin seiner Rede an die Werte, die ihnen die Schule ver­mittelte, und an die schwierige Zeit, die diese Nach­kriegsgeneration in den ersten Schuljahren gemeinsammit Lehrern und Eltern durchstehen mußte. Auf die Redevon Gerd Hohmeister (0 I ag) braucht hier nicht nähereingegangen zu werden, sie ist an anderer Stelle imWortlaut abgedruckt.

Für die Jubilare sprach Dr. Rudolf(Abiturient 1935), der in warmen Wortenbundenheit mit der alten Schule ausdrückte.

Nach der Feier in der Stadthalle trafen sich die Ehe­maligen noch zu einem Stehkonvent im Musiksaal undabends zu einem gemeinsamen Essen im Schabbelhaus.

Wolf-Diete.. Hauschild (U I bg)

Erlauben Sie mir bitte, daß ich einfach mitten hinein­gehe in einen Fragenkomplex, der Iür manche von unswohl schon lange akut ist und von dem wir meinen, daßman ihn heute zur Sprache bringen kann.

Unterliegen nicht Elternhaus und Schule, diese beidenGrundordnungen unseres bisherigen Lebens, in vielerHinsicht dem Geist der Unsicherheit und Ratlosigkeit?Das Recht, das man uns als Heranwachsenden zugestand,ging oft so weit, daß der Eindruck entstand, der Schülersei es, der seinen Lehrer, oder das Kind, das seine Elternunter Druck setzen konnte. Es sieht hin und wieder so aus,als sei der Ungeschütztere in der Schule der Lehrer. Un­geschützter nicht von den Schülern her gesehen, sondernungeschützter vom Elternhaus, von der nächsthöherenDienststelle, ungeschützter von oben. Um dieser fatalenLage auszuweichen und um in ihr leben zu können, habenEltern und Lehrer oft genug nichts anderes zu tun, alsKompromisse zu schließen, die man als Schüler ebensowie als Kind nicht nur erkennt, sondern auch ausnutzt.Diese Milde und Kompromißfreudigkeit geht bis zu demPunkt, wo Persönlichkeit und Autorität einem kollegialenVerhältnis weichen. Die Nivellierung nimmt Schülern undLehrern schöpferisch wirkende Reibungsflächen, an denenKräfte wachsen könnten. Zumindest in Unter- und Ober­prima ergibt sich daheraus die Frage, ob denn Elternhausund Schule als Institution, als Vertreter einer Ordnung,noch glaubwürdig sind.

Nehmen Sie mir bitte ab, daß es mir sehr fern liegt,in irgendeiner Weise gegen Sie als Eltern oder gegen Sieals unsere Lehrer Stellung zu beziehen und anzuklagen.Wenn die Frage, die ich jetzt nach der Autorität und Bil­dung stelle, audl so aussieht, als solle da im Rückblickzur Rechenscha1t gezogen werden, so sehen Sie dann bitteim Folgenden, daß diese Grundlage einfach notwendig ist.Einige von uns werden vielleicht audl in einigen Jahrenals Pädagogen in dieser Ordnung Genorsam und Unter­ordnung verlangen und werden in der gleidlen Situationsein. Deshalb das Fragen.

Ich hatte die Frage gestellt nach der Glaubwürdigkeitder Eltern und Lehrer, aber nicht nur danach, sondern·etwas weitergehend nach der Glaubwürdigkeit von Eltern­haus und Schule an sich. Im 4. Gebot ist von "Eltern undHerren" die Rede. Es ist dort die Rede von "gehorchen unduntertan sein" und alles beginnt mit "Du sollst". Von hieraus bleibt nun die Frage zu stellen: wer wagt es heute,

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dieses "Du sollst" unüberhörbar nicht nur zu sagen, son­dern für Gehorsam zu sorgen und Konsequenzen zu ziehenfür den Ungehorsamen? Wo wird Gehorsam eigentlichnoch geleistet, ja wo gefordert? Ich meine nicht den oppor­tunen Gehorsam, diese Bauernschläue, die nach Vorteilenfragt und nur eine egoistische Gefälligkeit ist, sondern ichmeine den würdigen Gehorsam: ein freies Sich-Fügen demAmt und der Vollmacht eines anderen. Dazu muß aberauch der Befehl aus dem Amt und dem Auftrag des an­deren kommen, er darf keJne Laune oder ein Herrschen­Wollen sein. Wo sind! solche Eltern - ich weiß wohl, daßes sie auch gibt, aber zu wenig -, die sich ihrer Autoritätso bewußt und ihres Elternamtes so sicher sind, daß sievon ihren Kindern, auch von ihren heranwachsenden Kin­dern, Gehorsam verlangen? Wo sind die Eltern, die ihrenKindern auch den Lehrern gegenüber den Gehorsam zueiner Selbstverständlichkeit machen, die ihren Kindernimmer wieder über das individuelle Unmaß des einzelnenLehrers hinaus Maß und Würde seines Amtes vor Augenhalten? Welch eine Rolle spielt es im Letzten, ob einLehrer reizbar, zu streng, schrullig, oder was auch immerist? Er ist ein Lehrer, ein Träger eines hohen Amtes, unddarf Gehorsam verlangen. Nicht Gehorsam seiner. Personwegen, das wäre verletzend und unsachgemäß, sondernGehorsam um der Sache willen, die ei 11 e Voraussetzungfür Bildung ist.

Bei diesem Rückblick auf unsere Schulzeit kam mir dieFrage: wenn es mehr Elternhäuser gäbe, in denen so denLehrern das Feld frei gemacht würde zum Unterrichten,würde es nicht auchr zugleich umgekehrt so sein, daß dieSchüler freigemacht würden zum Lernen? Wie unsinnigviele Kräfte werden damit vertan, sich über die Persondes Lehrers zu erregen, Anstoß zu nehmen an seinerUnterrichtsmethode usw. Fiele dies weg, so wären diegleichen Kräfte frei für die Auseinandersetzung mit dem,was der Lehrer im Eigentlichen zu geben hat, nämlich mitdem Stoff. Und! täuschen wir uns nicht: ein echter Gehor­sam an diesem Punkt heißt nicht nur Unterordnung unterdas Amt des Lehrers, sondern auch Unterordnung unterden Stoff, unter die Sache mit ihrer ganzen Kleinarbeit inGrammatik und Vokabeln und auch mit ihrer großengeistigen Freiheit. Liegt nicht an' dieser Stelle eine Er­klärung für die vielen Klagen, die man so oft hört, daßder Wissensstoff zwar viel umfangreicher, das tatsächlicheWissen aber geringer geworden sei? Vergeuden nichtLehrer und Schüler unsinnige Kräfte in ihrem Kampfumeinander und gegeneinander? Wieviel könnte dasElternhaus geben an echter Autorität und wieviel ebensodie Lehrer. Aber die Beziehung zwischen der Autoritätder Eltern und der Autorität des Lehrers ist irgendwozerrissen, und einen engen, produktiven Kontakt gibt esnur noch selten. Das Fonnale regelt man auf dem Wegeüber den Kadi. Leider nicht immer nur das Formale, son­dern oft auch das Menschliche. Hier werden Särge ge­zimmert. Hat nicht der Mangel an Autorität bei beideneinen spürbaren Mangel an Wissen und Bildung zurFolge?

Möglich wäre, daß nun der Zwischenruf käme: stammtdieser Ruf nach Autorität nicht aus der Anerkennung desFührerprinzips? Von mir aus nicht. Aber es gibt da einMeistertum der Reife, der Erfahrung, dem man sichbeugen muß, gerade in der Demokratie.

Es ist aber auch möglich, daß da, wo wir intensivhelfen, Autorität wieder zu begründen, diese Macht in dieHände eines Menschen fällt, der sie nicht zu gebrauchenweiß, sondern nun an seinem Platz als Vater oder Mutterals Studienrat oder Direktor in negativer Form zu eine~Diktator wird, den jede Kritik kränkt und jedes offeneWort in seiner Ehre verletzt. Möglichkeit zwn Mißbraucheines Amtes gi·bt es doch immer, aber sollte uns' diesenegative Seite dahin bringen, deswegen das Amt des Er­ziehers schlechthin abzulehnen? Fragwürdig ist ja nichtdas Amt, sondern allein der Mensch, der es innehat. DieFrage an jeden Menschen ist die des 4. Gebotes, ob er das"Du sollst", ehe er es weitergibt, selber als an sich persön­lich gerichtet hört! und befolgt. Ich fühle mich nicht befugthier so eine Art Predigt zu halten, aber wenn man a~diese Frage überhaupt herangeht, bleibt es einem nichterspart, den Vetsuch zu unternehmen, ob man nicht anden Kern herankommt, und es scheint mir, als ob er hierliege.

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Es sindi sicher einige unter uns, die wir jetzt dasAbitur gemacht haben, die bisher nicht nur kritisch denE~tern und der Schule gegenüber gelebt haben, sonderndIe schon wußten, in welche Richtung dies alles führt. Wirhaben nicht mehr viele Jahre vor uns; es ist bald soweit,daß wir ein Amt zu übernehmen haben, wo undJ in welcherArt das auch geschieht. Die gestellten Fragen sind alsonicht nur Rückblick, sondern sie sind Frage um unsermenschliches und berufliches Leben, in das wir nun an­fangen hineinrzugehen.

Wir sehen, daß die Ordnung ein gefährdeter Bau ist,der gerade dadurch, daß er seine Gesetzmäßigkeit er­kennen läßt, seinen Feinden Angriffsflächen bietet. DieBewegung zwn Verfall hin ist natürlich, die Bewegungzur Ordnung, zur Größe, zum Anspruchsvollen hin istmühsam und muß erzwungen werden durch Formen. DasChaos ist mythologisch das Natürliche, der Kosmos aberdas Geordnete, das Göttliche, das Gefährdete. Dieser Kos­mos, diese Ordnung, offenbarte sich bei den Griechen demErkennenden als Gesetzlichkeit, dem Empfindenden alsSchönheit, dem Handelnden als Rech{, wie Eduard Schwarzsagt. Wir müssen den für uns vielleicht noch irgendwoirrationalen Weg. vom Mythos zum Logos gehen. Müssen":r.ir uns ~ier nicht aktiv gefordert fühlen, Ordnung er­fullen, nutgestalten? Woher kommen aber die Span­nungen auf diesem Weg? Spannungen und Widerständetreten immer da auf, wo Vertreter einer Ordnung ­Lehrer, Eltern - Gehorsam verlangen. Um diesem Ge­horsam auszuweichen, sucht man sich ein Feigenblatt.Man wehrt sich aber vor allem gegen den tieferen Grundnämli~, daß der Gehorsam seine Begründung und Be~grenzung nur in dem findet, der als Schöpfer der Ordnungdem Menschen Gebote gab, das heißt, in die persönlicheFreiheit des einzelnen eingriff. Nur' von hier aus habenVertreter einer Ordnung Größe und Grenze.

Und - gibt es einen unter uns der sagen würde: ichbi~ bisher keinem Menschen begeg~et, von dem ich sagenmochte: er hatte echte Autorität? Ich meine, daß auch wirnoch Gelegenheit hatten, solchen Menschen still zu haltenund sie auf uns wirken zu lassen. Vielleicht war da~unsere letzte Chance, uns zwischen 17 und 19 Jahren zumGehorsam zwingen zu lassen, oder aber mit einer Selbst­erziehung anzufangen, die das gleiche Ziel hatte: bewußteUnter- und Einordnung zu üben. Wir können ja nichtglauben, daß uns erlassen würde, was alle, die wir soschlechthin "Persönlichkeit" nennen, taten: nämlich Ge­horsam bewußt üben und das auch da wo man natur­gemäß gegen den Menschen, der Gehorsam verlangt,revoltieren möchte. Nur auf diesem Wege wird ja echteBildung möglich. Bildung als Wissen und besonders alsFormung der Person. In den Oberklassen muß dieserdoppelte Anspruch von seiten der Erziehung da sein undsich begegnen mit dem bewußten Willen jedes einzelnen.Da erwächst dann die Bildung, die untrennbar mit derAutorität verflochten ist.

Darf icbt nun am Ende im Namen aller Abiturienten- obgleich gerade dies jeder persönlich tun muß bei denendie er mit seinem Dank erreichen möchte - allen Elter~u?d Erziehern danken, und besonders denen unter ihnen,die un>s vorgelebt haben, daß es eine schöne, glaub­würdige Autorität, freie, maßvolle Kritik an Mensch undSache und daher echte Bildung auch heute noch gibt undweiter geben wird.

Gerd Hohmeister (0 lag)

Unsere AbiturientenJahrgang 1960

Olag

Georg-Wilhelm von Brandt (unbestimmt), Günter Dieck(Studienrat), Hiltrud Dose (Studienrätin), Bert HeinrichEd'elhoff (Physiker), Arno Engelhardt (Zahnarzt), HartmutFreytag (Studienrat), Birgill Hemmersam (Ärzti.nl), LutzJoachim Heuer (Arzt), G€rhard Hohmeister*) (Studienrat),

') Von der mündlidlen Prüfung befreit.

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Wolfgang Kausch (Ant), Christine Meßmer (Bibliothe­karin), Heinrich Moonnann (Elektroingenieur), EckartOehlenschläger·) (unbestimmt), Peter Rathjen (unbe­stimmt), Henner Redelstortf (Arzt), Joacllim Sander(Bankfach), Geert Schmidt-Stohn (Biologie), Dietrich­Eckert Schröter (unbestimmt), Ludwig Sternel (Studien~

rat), Wendula Voß (Archäologil1l).

01 bg

Lutz Bauer (Jurist), Detlef Berndt (Jurist), GerhardBlonski (unbestimmt), Horst Bunte (Elektroingenieur),Hans-Erik Clar (Arzt), Peter Dahm (Arzt), Dieter Döring(Theologe), Christian Gülzow (Theologe), Dietrich' Kisten­macher (Tierarzt), Dierk Krause (Jurist), Harald Kremmer(unbestimmt), Christian Kröner·) (Naturwissenschaftler),Georg Matz (Jurist oder Philologe), Nils Nentwig (Arzt),Wulf Winrich Neugebauer (Landwirtschaft), JürgenPreuner (Arzt), Hubert Sommer (Naturwissenschaftler),Holger Spitzbarth (Finanzbeamter), Bernd Struckmeyer(Biochemiker), Jürgen Vietig·) (Soziologe), Klaus-JürgenWilcke (Psychologe).

Oles

Hans'-Peter Boeck (Kaufmann), Sighart Czeczatka (Antl,Wilfried Eymer (Erdölin:genieur), Hagen Haese (Apo­theker), Eckart Harland (Nationalökonom), ManfredHerbst (Arzt), Peter Kuschewitz (Studienrat), KarinMoreyko (Studienrätin), Hinnerk Oldag (Architekt), RainerPrasse (Jurist), Michael Rux·) (Lehrer), Gerd Schubert(Apotheker), Brigitta Stoermer (Jugendrichterin), ElkeTobleI' (Physikerin), Lucas Walter (Journalist).

Olds

Uwe Bernzen (Studienrat), Eberhard Damitz (Ingenieuroder Lehrer), Karlheinz Dreiock:er (Studienrat), ThomasGrau (Betriebswirt), Jürgen Hinzpeter (Architekt), DieterIhde (Studienrat), Klaus Januschke (Studienrat), IlseKüchel (Gennanistin), Joachim Mohr (Lehrer),. HelmutNörenberg (Kunsterzieher), Joachim Petscb (Kunsthisto­riker), Gerda von Radloff (Apothekerin), Michael Rehaag(Studienrat), Wolfgang Webecke (Volkswirt oder Dipl.­Kaufmann).

Otem

Peter Czygan (Studienrat), Dietrich Fey (Elektro­physiker), Bodo Hennann (Elektrophysiker), Edgar Hofer(Chemiker), Klaus Klement (Studienrnt), Hans Krings(Journalist), RaU Kulschewski (Germanist), Eckard Mar­witz (Studienrat), Hubertus Reimer (Studienrat), JörnWeißbach (Tierarzt), Manfred Wenkhausen (Bundesbahn­beamter), Helmut Zech (Chemiker), Udo Zimmer (Dipl.­Physiker).

Die Berufswahl der 83 Abiturienten ergab:

22 Lehrer (!)

18 naturwissenschafUich.-technischer Beruf13 Ärzte

6 Juristen und von den übrigen nur2 Theologen.

'1 Von der mündlichen Prüfung befreit.

Endlidt - nie wieder Sdtule!("Freuen Sie sich, daß Ihre Schulzeit zu Ende geht? -")

Ja, ich freue mich! Ich brauche keine Klassenarbeitenmehr zu schreiben, wenn ich mit der Scllule fertig bin,insbesondere keine Deutschaufsätze, über die ich michimmer furchtbar ärgere, brauche keine Angst mehr zuhaben vor schlechten Zensuren, wenn ich keine Haus­aufgaben gemacht habe. werde nid'lt mehr ins Klassen­buch eingetragen und bin nicht den ganzen lieben Vor­mittag in einen Kasten eingesperrt, mit schlechter Luftund entsetzlichen, gräßlichen Lehrern! Ich muß keineVokabeln mehr lernen und keine Goethe-Gedichte undHoraz-Oden; in Griechisch muß ich nicht mehr nach­übersetzen, und wie hoch der Mount Everest ist, inter­essiert mich dann nicht mehr! Jetzt fange ich an, meinLeben zu genießen - die Schule ist ein für allemal aus!

Das hast du dir so gedacht, Arno Engelhardt! Nachdem Abitur wirst du einen Monat vielleicht dein "Lebengenießen" können, dann wirst du für eineinhalb Jahrezur Bundeswehr gehen, wirst dort wieder Lehrer haben,denen du noch viel weniger widersprechen kannst alsdenen in der SdlUle - sie heißen hier zwar Offiziere,doch besteht kaum ein Unterschied zwischen ihnen undden Sdlulmeistern, beide wollen dich ausbilden. Ein ganzesJahr lang wirst du dich hinlegen. wenn sie es wollen,wirst du aufstehen, wenn sie es wollen: dann wirst du ein'halbes Jahr lang zur Schule gehen und wirst wieder lernenmüssen, Schularbeiten zu machen. Du wirst zwar kaumGriechisch und Latein lernen, auch keine Goethe-Gedichte,aber auch Physik und Mathematik sind nicht ganz ohne.Außerdem bekommst du wieder Zensuren und Zeugnisse.

Nach der Bundeswehr willst du jö. wohl studieren.Glaubst du denn, da brauchst du nichts zu tun. kannstdein "Leben genießen"? Das dürfte doch wohl ein kleinerIrrtum sein. Du mußt genau wie in der Schule, ja viel­leicht sogar noch mehr, arbeiten und dich anstrengen,um es zu etwas zu bringen. Und nach dem Studium ist esgenau dasselbe. Immer nur Arbeit, ohne die du einfachnicht weiterkommst. Die Lehrer werden überaIl sein,Klassenarbeiten gibt es auch, nur heißen sie dann anders,vielleicht Tests oder Examina. von denen es abhängt, wiein der Schule, ob du es sdlaffst, versetzt zu werden.

Welchen Grund hast du denn, dich. zu freuen? Dennwas du da eben sagtest, ist ja Unsinn! Du kommst dannvon Hause weg, kannst dir die Nächte um die Ohrenschlagen, rauchen und trinken, wann du willst? Dasstimmt dich natürlich jetzt froh. doch später wirst duvieIleidlt einsehen, daß deine EItern es gar nicht soschled1t mit dir gemeint haben. was du jetzt ja nichtglauben willst. Aber du freust dich doch nicht nur des­wegen, du mußt doch auch noch andere Gründe haben.Ja, sicher kommst du unter andere Menschen: mag jasein, daß sie netter zu dir sind als die, die du jetztkennst; jedoch wird das kaum der Fall sein, denn dieMenschen ähneln sich überall und du wirst enttäuschtsein in deinen Erwartungen.

Erwartungen - ich glaube, da habe ich es. Du freustdich nicht, du bist nur neugierig, neugierig auf das, wasdir die Zukunft bringen solL Und Freude ist etwas anderesals Neugier. Du hast, so glaube ich. diese beiden Begriffeverwechselt. - Du meinst, du freust dich doch? DieAufgaben, die dir gestellt werden, sind neu für dich undwerden dir sid1er viel Freude machen? Das ist doch nureine Vermutung, die sich noch gar nicht bestätigt hat.Als kleines Kind "freutest" du dich doch auf die Schule,weil du vermutetest, sie würde dir Spaß machen. Zuersttat sie es auch und du freutest dich wirklich. Jetzt machtsie dir keinen Spaß mehr und du "freust" didl auf ihrEnde? Nein, du erwartest nur. daß es nach der Schuleetwas für dich geben wird, worüber du dich freuen kannst,du empfindest es als eine Erleichterung, wenn das Abiturvorbei ist. Freuen. rid1tig freuen könntest du dich nur,wenn du audl. wirkliche Freude an der Schule gehabthättest, wenn du nicht zu bequem gewesen wärest, dirMühe zu geben und zu arbeiten. Du könntest dich dannnämlich freuen, weil du etwas geleistet hast und derAbschluß der Schule dir die Möglichkeit gibt, noch weitausmehr zu leisten und daran Freude zu haben. Duhast nicht den geringsten Grund, dich zufreuen.

Amo Engelhardt (0 lag)

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Eine Neugründung:

Der evangelische Arbeitskreisam Katharineum

Traditionen in der Schule ­Bindung oder Fessel?

In der Il't:ft'n Ausgabr Jer Smuluitllng re~tl'n ""ir <In. d;,fJ unstre Lestr.In (iie~er Stell.. sich zu bl'stimmten, .'on uns "or~esdJI.lIZ..nl'n Themtn äufkrn.Aus dr" Zuschrift.." :u arm obl'ngl'n.annten l'rsten Themil ...·iihlten ..·ir denn.Jmstehenden 8eitriJg .u/s ",im"rn Brief V,," Professor Woll/her BjÖrkm,,".Uppsill".Sch,.'edeI1. Er fehrll' I'or elem Krie.~e an den Unil'ersit.Hl'n in Her/inlind BresJ.lu orilmt.Jfisene SprJch ..n lind ging später niHn Anbr.l.

Da be.;;ann man sich vor etwa einem Jahr auf diesealte Binnung und vpr<:1'chte dort an711knüpfen. wo Bugen­hagen damals ~ufgehört hatte ;ndpm rTl%\n w:edpr mitden More;en~ndachten in St Katharippn be~ann. Ger~de

die Schwieri~keiten die bei der Durr~füilrune;dieser An­dachten auftauchten riefen eini,ge Schüler auf den Plan,die meinten daß man d;ese H;nd"'rpisse durch Selbc:lhilfebeseitigen müsse. Dec:halb wUl'de der evangelische Arbeits­kreis an unserer Schule gegründet.

Das Problem Bugenhagens. Christentum und Huma­nismus zu verbinden !=oJlte auch um: hf'uti~e K~th::a.rineer

bewegen! Zu seiner Lö.;;un~ will auch d;'ec:er Arbeitskreisdurch Al'ldachten. Got1p~dipm:te und Diskuc:~;ol'len bei­tragen. Die Mauer. die St. Katharinen vom Katharineumtrennt, muß fallen! Vom Anfang an wurden wir npbendiesen Gedanken durch die Tatsache fasz;niert. daß inSt. Katharinen drei Konfess:onen - Protpc:tllnten. Katho­liken und Griechisch-Orthodoxe - friedlich zusammen­leben. Daraus entstand für uns ein zweiter Arbei1s­bereich: eine Verb;ndung zu dF-n andpren KonF~sionen

zu finden. Neben diesen - mehr ideellen - Gedankensoll unser Kreis auch g~mz bewußt ein Arbeitskreis sein.Wieviel Mühe hat es alleine schon gemacht. die Kircheeinigermaßen für den Refo"mationsgottesdienst wiederherzurichten! Da sich jedoch Pro~ramme und' Tdeen sehrleicht aufstellen lassen. ohne daß man sich später daranhält. muß man sich fragen: was wurde getan, um diesenZielen ein wenig näher zu kommen?

Vor allem mußten wir natürlich versuchen die Morgen­andachten gerade in der winterlichen Zeit fortzuführen.Deshalb taten einige von uns Küsterdienst in St. Katha­rinen und befreiten die Kirche VO:1 ihrer djcksten Staub­schicht So haben sie ihren Anteil an der Tatsache. daßdie Zahl derer. die sich jeden Montag in St. Katharinenversammeln. trotz der kühlen Witterung gleich gebliebenist. Der Höhepunkt wal' aber ohne Zweifel das Refor­mationsfest. an dem zum ersten Male seit langpr Zeitwieder öffentlich die Verbindung zwischen unserer Schuleund der Katharinenkirche dokumentiert wurde. So sindfür uns Schulgottesdienste in greifbare Nähe gerückt, dadoch gerade das Reformationsfest zeigte. daß es möglichsein müßte, die Schüler neben den Morgenandachten zuGottesdiensten zu versammeln. Vom Gedanken des fried­lichen Zusammenlebens der drei Konfessionen ausgehend,versuchten wir dann. Verbindung zu der. Katholiken undzu den Orthodoxen anzuknüpfen. So konnten wir an dreiAbenden mit dem kathoHschen Schulpastor, KaplanNölker, und katholischen Mitschülern diskutieren undversuchen, einander in Gesprächen über den verschiedenenAufbau der Kirchen, die Mariologie und die Ökumenenähe,'zukommen. Für die meisten von uns wurde danebenein Besuch der orthodoxen Messe zu einem starken Er­lebnis. Diese uns so merkwürdig und fremd anmutendeGlaubens- und Gefühlswelt versuchte uns ein orthodoxerPope an einem Abend näherzubringen. Beide Begegnun­gen, sowohl mit den Katholiken wie mit den Orthodoxen,waren hochinteressant und halfen uns zum Verständnisdieser anderen Welt. Hierzu gesellte sich noch eine Dis­kussion in der Schule und verschiedene Gespräche inkleinerem Kreis.

Dies alles ist erst ein Anfang, und es bleibt noch so vielzu tun übrig, daß wir allein es gar nicht bewältigenkönnen. Deshalb ist der evangelische Arbeitskreis keinabgeschlossener Klub von Snobisten oder Superfrommen.Im Gegenteil, je der Kat haI' i n e e r sei auf g e­f 0 r der t mit z u hel f e n, damit St. Katharinen undKatharineum wieder eine Einheit bilden und daß soS1. Katharinen wieder unsere Schulkirche wird!

Henning Paulsen (U II ag)

Die Red"ktion

Uns",r "eutt Themen.'orschl.lg l.i1utd:

»Wir wollen eine neue Schule h..,ben!<I.(Sol! d,H Kilfh,Jrineum .1bgerissen werden?)

,- "\I DAS FORVM I'--~ J

Es ist uns allen bewußt. daß unsere Schule reich anTradition ist, aber wohl keiner von uns hat diese Tra­dition als eine Fessel empfunden. eher als eine Ver­pflichtung und einen Ansporn. vielleicht auch als Grundfür einen ge\.vissen Stolz. ohne deshalb in einen falschenDünkel zu verfallen Mir persönlich hat schon von Ju~end

an mein Vater das Wesen dieser Tradition und den Sinnsolcher Verpflichtung klarzumachen versucht: er empfandso etwas besonders stark. obwohl er (oder vielleicht geradeweil er) als Schwede zeitlebens mit Stolz sich seinereigenen Schule in Gefle an der mein Großvater Griechischund Lateinisch unterrichtet hatte, und der Universitäts­jahre in Uppsala erinnert.e. Für meinen Vater war esselbstverständlich, daß ich das Katharineum besuchensollte. und er sudlte mir die stolze Tradition der Schuleso oft und so nachdrücklich einzuprägen, daß es mir inmeinem jugendlichen Sinn fast zu v;el wurde. Aber späterhabe ich eingesehen wie recht er damit hatte. Er führtemich auch zuerst in die Stadtbibliothek und das Staats­archiv. wo ich entscheidende Eindrücke erhielt und michgerade auch für die Geschichte des Katharineums inter­essierte Von unseren Lehrern waren es besonders Ohne­sorge und Friedrich. die ganz von der Tradition unsererSchule erfüllt waren und sie geradezu verkörperten. Unddann natürlich unser unvergeßlicher Direktor Reuter deruns auch mit solchen Dingen zu packen wußte. weil erselbst davon erfüllt war. Das Geheimnis seines Erfolgeswar, wie mir scheint. daß er zwar für gute alte Traditiongcrn eintrat aber auch für neue und nel!este Erkenntnissestets zugänglich war. Ich glaube, daß die Saat solcherMänner in uns bis jetzt nachgewirkt und Frucht getragenhat ob wir es wußten oder nicht, selbst bei den Mit­schülern, die damals in der "guten alten Zeit" vor 1914anscheinend nicht so sehr für so etwas zu haben waren.Es ist. selbstverständlich. daß wir auch jetzt noch an derEntwicklung unserer alten Schule Anteil nehmen und ihrvon Herzen Gutes wünschen.

Walther Björkman (Abiturient 1915)

Als Bugenhagen 1531 das Katharineum gründete, ver­suchte Er mit voller Absicht, in seiner Schulordnung analte Traditionen anzuknüpfen und eine Verbindung zwi­schen St. Katharinen und unserer Schule zu schaffen. Somußten die Schüler zum Beispiel in den. Andacht.en helfenund hatten auch sonst kirchliche Pflichten. Diese Bindung,die Bugenhag€n erstrebt haUe, wurde aber später immermehr gelockert und geriet schließlich ganz in Ver­gessenheit.

Schülermitverantwortung - eine Belastung?

Wenn wir den Vorteil haben, frei zu leben, so ent­bindet uns die Freiheit nicht der Verantwortung. Freiheitfordert vielmehr die Verantwortung, denn gerade sieerhält uns die Freiheit. Wir müssen unspre Grenzen undPflichten erkennen und einhalten. Nur so beweisen wir,daß wir würdig und berechtigt sind, frei zu leben, nur sozeigen wir uns verantwortlich.

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Wir überlassen die VerantwOl'tung für eine Sache all­zu gern einzelnen Idealisten, die wirklich VerantwortungwoUen, und vergessen, daß wir an uns selbst verant­wortungslos handeln. Wir erkennen den Sinn der Ver­antwortung nicht und wollen möglichst wenig mit ihr zutun haben. Vielleicht ist uns Mitverantwortung zu un­sicher, zu umständlich, vielleicht aber scheint sie auchdiesem und jenem aufdringlich und unberechtigt. Wer sodenkt, gibt das Kostbarste und Schönste auf, was erbesitzt: das Recht, frei seine Gedanken auszusprechen.

Wir müssen Verantwortung tragen, denn wir sind auchfür das Handeln unserer Mitmenschen verantwortlich.

Wer Verantwortung trägt, der tritt hervor, der fälltauf, der muß Kritik ertragen. Aber gerade an diesemHervortreten, dem Mut zum lauten Mitdenken an einerSache, liegt eine Notwendigkeit der Mitverantwortung ­sie ist Erzieher unserer selbst und wirkt vielleicht durchihr Beispiel erzieherisch auf unsere Umwelt.

Wir haben heute das Recht, an dem Leben unsererSchulgemeinschaft mitverantwortlich zu sein. Es ist keinRecht, das wir uns mühsam erkämpft haben. Noch wenigerdarf dieses Recht als Geschenk angesehen werden. DieSchülermitverantwortung ist das Ergebnis einer Entwick­lung. Vor dem ersten Weltkrieg war SMV undenkbar. DieBegründung hierfür liegt an der grundsätzlich verschie­denen Auffassung des Verhältnisses von Lehrer' undSchüler und in den unrterschiedlichen Ansichten über denjungen Menschen als Schüler.

Wir haben das Recht zur Mitverantwortung. Wenn wirvon dem Recht Gebrauch machen, dann verpflichten wiruns zu jeder Zeit. Wer Verantwortung übernehmen will,der soll zuerst Forderungen an sich stellen - das erstberechtigt und macht ihn würdig, Verantwortung zutragen -, dann erst beginnt die Verantwortung und wirdsinnvoll. übernehmen wir Verantwortung, dann könnenwir sie nicht gleich einer unbequemen Last von Zeit zuZeit abwerfen. Sie fordert von uns immer RechensdlafLGerade die Schülermitverantwortung kann nicht auf sechsStunden begrenzt sein, denn sie ist im weiteren SinneSelbstverantwortung, Wenn wir zeigen wollen, daß wiruns ein Recht erhalten können. dann kann) das nur durchAchten dieses Rechts, durch Erhalten und Erw~itern deseigenen Betätigungsfeldes geschehen. Mitverantwortungkann daher nie Belastung sein, sondern sie muß Selbst­verständlichkeit werden.

WolCgang Gieth. Landesschulsprecher (U 1 c s)

Und wieder eine Geschichte:

Der Stein der WeisenEs wird berichtet, der Baumeister der Katharinen­

kirche habe den Stein der Weisen besessen. Wir wollenes gern glauben, denn wie hätte sonst über einem so un­gleichmäßigen Grundriß ein so herrlicher Bau entstehenkönnen. Der Stein soU später in der Kirche eingemauertgewesen sein.

Wir sind jedoch, nachdem wir uns länger mit dieserSache beschäftigt haben, geneigt anzunehmen., der Steinbefinde sich heute zwar noch in Lübeck, aber nicht mehrin der Katharinenkirche.

Es lebte nämlich um 1500 hier ein geschätzter undkunstreicher Steinmetz, der einen Sohn hatte, der sich"iuris utriusque doctor" nennen durfte und also ein ge­lehrter Mann war. Doch daß er sich deshalb seinem Vatergegenüber oft hochmütig zeigte, das ärgerte den, und erüberlegte, wie er es seinem Sohne an Gelehrsamkeitgleichtun könnte. Ihm fiel ein, daß der Stein der Weisenin Lübeck sei. Und da er nicht nur in der Kunst einesSteinmetzen bewandert war, sondern auch mit den Gerät­schaften eines Maurers umzugehen verstand, drang ereines Nachts, ausgerüstet mit allem, was nötig war, in dieKatharinenkirche ein und wechselte den Stein gegen einenganz normalen Ziegelstein aus. Es soll aber in dieserNacht ein furchtbares Donnergetöse gehört worden sein,doch hat nur der Steinmetz gewußt, woher es gekommenwar. Die Mönche fanden später nur die aufgebrocheneSeitenpforte..

Aber es sollte noch ein wunderbares Zeichen geschehen.Als der Steinmetz nämlich eines Morgens vor dem Steinstand und ihn betrachtete, begannen Meißel und Hammerin seiner Hand sich pl.ötzlich wie von selbst zu bewegen.Ohne daß der Steinmetz es verhindern konnte, entstandunter seinen Händen in rasender Eile und mit ungewohn­ter Leichtigkeit ein Relief. Es war, wie er sah, als erfertig war, ein Bild der Heiligen Katharina, der Heiligender Weisheit, die so noch damals Wunderzeichen tat.

Ob aber der Steinmetz die erwünschte Gelehrsamkeitdurch den Stein bekam, ist uns nicht bekannt geworden.Jedenfalls ist das Bildwerk später in das Katharinen­kloster gekommen und auch in den Neubau der Srhuleübernommen worden, die daraus entstanden war. Und esist gewiß, daß die Kraft des Steines und die wohlwollendeHand der Heiligen Katharina ihre Wirkung auf Klosterund Schule nicht verfehlt haben!

Günther Jaacks (U 1 bg)

SCHULCHRONIKVon Weihnachten bis Ostern

Der ewige Kreislauf

Wieder einmal ist es Ostern. Man hat sein Ziel erreicht,oder leider nicht, und man stellt unwillkürlich fest, daßman wieder ein Jahr älter geworden ist, da man nun jaeinen "Rang höher" rückt. Das ist der Rhythmus desSchullebens, schon seit Schülergenerationen. Und wer esnicht geschafft hat, der tröste sich mit dem Wort: "Beharr­lichkeit führt auch zum Ziel!"

Scheiden tut - .

- entgegen der Weisheit des alten Liedes - nicht immerweh. Jedenfalls wohl nicht den 83 Primanern, die jetzt alsglückliche Abiturienten, mit dem ersehnten Reifezeugnisunter dem Arm, unsere Schule verließen. Nachdem dieHürde der schriftlichen Prüfung genommen war, mußteman auf die mündliche Prüfung etwas länger als gewöhn­lich warten. Doch Anfang März war es soweit, daß auchbei uns (als der in dieser Hinsicht letzten Schule Lübecks)die Prüfungskommission Einzug hielt in unser ehrwürdigesGemäuer.

Am 19. März nahm dann in der Stadthalle in einerschönen Feier die ganze Schule Absdlied von. den be·

neidenswerten Abiturienten. Bezeichnend für die Ge­danken der Schüler, die als Zuschauer teilnahmen, ist derAusspruch eines Quartaners beim Auszug der Abi­turienten,: .,Mensch. haben die's gut!·· Aber trösten wir unsdamit, daß wir es auch einmal so gut haben werden.

Zwei Tage später sollte der "Abiturientenball" nocheinmal, nun zum allerletzten Male, Schüler, Lehrer undAbiturienten vereinen. Er tat das leider nur in be­schränktem Maße, denn alle drei Parteien waren nichtübermäßig stark vertreten. Außerdem sollten wir unsernsthaft überlegen, ob wir im nächsten Jahr nicht inanderen Räumlichkeiten feiern sollten, die dem Charakterdieses Festes besser entsprechen.

Auf den Spuren Tbomas Manns

Im März hatte unsere Schule hohen Damenbesuch.Frau Erika Mann, die Tochter des großen Dichters und"Schülers unserer Anstalt" Thomas Mann, stattete unsererSchule einen Besuch ab, um hier an dieser frühen "Wir­kungsstätte" ihres Vaters durch einen Einblick in alteZeugnis- und Klassenbücher seine Spuren zu verfolgen.Diese Untersudlung der zweifellos interessanten und viel­l~icht turbulenten Schülerzeit Thomas Manns soll Platz in

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Page 10: J:>A$KAfUÄRINEUM · 2007. 8. 29. · J:>A$"KAfUÄRINEUM.M I T TEl L V N Ci 5 B L A T T für die Eltern, SdJüler .und Freunde 'unserer..Schule • HEFT 38,. •.. A P R.I L 1960

Wolf-Dieter Hauschild (U I bg)

einer Biographie finden, die Frau Mann zu schreiben ge­denkt. Denn das Katharineum (und darauf konnte derDichter eigentlich stolz sein!) spielte ja eine entscheidendeRolle in s,einem Leben.

Der NDR im Katharineum

Zweimal besuchte in der letzten Zeit ein Aufnahme­team des Norddeutschen Rundfunks unsere Schule, umeinige Schüler zu bestimmten Themen zu "interviewen",Beim ersten Male ging es um die "Gretchenfrage": Wiehast Du's mit der Religion? Ein kleiner Ausschnittdieses "Interviews" wurde während des "Abends für jungeHörer" am 4. März im Kolosseum vom Band gespielt undgesendet. Beim zweiten Male wurde eine Schar Sekun­daner vor das Mikrophon geholt, um Fragen nach ihremInteresse für Politik zu be;antworten.

Wir sehen also: Das Katharineum ist bald aus demProgramm des NDR nicht mehr wegzudenken!

Wieder einmal: Auf den Spuren der Mönche

Beinahe hätten jetzt vor kurzer Zeit unsere Morgen­andachten in St. Katharinen ausfallen müssen. In und ander Kirche wird nämlich gebaut, und daher kann sie füreinen Gottesdienst nicht mehr benutzt werden. Doch dieserUmstand konnte uns nicht schrecken und so zogen wirkurzerhand mit unseren Morgenandachten, den Bänkenund Gesangbüchern auf den Hochchar. Abgesehen davon,daß es dort oben wärmer und gemütlicher ist als unten,möge man noch die andere Bedeutung dieses Schrittes be­achten. Im Hochchor war der Ort in St. Katha,rinen, wonur die Mönche von St. Katharinen Gottesdienst hieltenund halten durften, während die Gemeinde unten in derKirche saß. Wir wandeln also jetzt nicht nur wieder ein­mal auf den Spuren unserer lieben Mönche von St. Katha­rinen, sondern benutzen vielleicht zum ersten Male seitder Reformation wieder den Hochchor zu gottesdienstlichenZwecken.

Was sonst noch geschah

Ende Februar, während in den beiden Turnhallen dieBundesjugendspiele abgewickelt wurden, stellte sich inden Aufnahmeprüfungen der "Nachwuchs" ver, der zuOstern die Lücke, die der Fortgang der Abiturienten inunsere Schülerzahl gerissen hat, wieder schließen soll.

Der Politische Arbeitskreis (PAS) veranstaltete einengut besuchten Filmabend mit dem Film "Angst vor derGewalt". Es wäre zu wünschen, daß sich auch einmalebenso viele interessierte Schüler zu einem Diskussions­abend einfinden.

Bund der Freunde

des Katharineums

da h reshauploersal11l11/UH9

am Mittwoch, dem 11. MaL 20 Uhr

im Katharineum

Der Bestenpreis

Das Turnen um den Bestenpreis der Schule (Leicht·athletik und Geräteturnen) hatte folgende Ergebnisse:

Oberstufe:1, Gerd Maertens, U I ag 193,5 Pkl,

2, Peter Dahms, 0 2 dm 180,5 Pkt.

Mittelstufe:1. Henner Wolter, 03 cl 173,5 Pkl,

2. Albrecht Harland, U 2 dl 156,0 Pkt.

Unterstufe:1, Udo Bauer, 03 cl 137,5 Pkl,

2, H.-JÜrgen Braemer 130,0 Pkl.

Mädchen:1, Regina WiebIer, 03 cl 157,5 Pkt,

2. Renate Held, U I es 150,5 Pkt,

Hagelberg

Deutschaufsatz U I:"Eine engere Bedeutung (für das Wort "schenken")

wäre ausschenken. Daran bindet sich die Vorstellungeiner Schenke, ein Or1l der Freude." .

Deutschaufsatz 0 II (über die Germanen):"Die Frau besorgte das Haus und leichte Feldarbeit.

Sie wurde daher sehr verehrt (!)."

Deutschaufsatz 0 III (über die Schulordnung):"Ertappe ich im Fahrradkeller einen Jungen, der einem

anderen auf gemeine Art die Luft ent­w eie h e n I ä ß t. so bringe ich diesen zu einem Lehrer.der diesen bestraft."

Latein (U I, mit Mädchen!):Eine häufig gebrauchte Redewendung des Lehrers

lautet: "Zeigen Sie mal her Kürzlich war im Textcollum - der Hals unbekannt. Darauf der Lehrer: "KennenSie kein Dekollete?" - Stimme aus dem Hintergrund:"Z e i g e TI Sie mal her! !"

Erdkunde U I:Lehrer: "Was ist das Besondere an der Briefkapelle in

der Marienkirche?" - Antwort: "S i e k anTI geh e i z twerden !"

Latein (Klassenarbeit: Gewitter am Badestrand):Videres etiam viros crassos desperata salute in silvam

se occultantes. - Wird übersetzt: "Auch die, die die dickenMänner betrachteten, versteckten sich verzweifelt imWald!"

Latein:HeIi Lucius in aqua fluvii frigida natavit; hodie

aeger est. - Wird übersetzt: Gestern schwamm Luciusim kalten Wasser des Flusses; heu te ist es war m ! ! "

In der U I wird die Klassen1ahrt und im Zusammen­hang damit das Badeproblem besprochen. Vorschlag: Essoll immer eine DLRG-Mannschaft am Seeufer aufpassen.Der Klassenlehrer, am Erfolg dieses Unternehmens zwei­felnd: "I n die s e r K las ses i n d so wen i g K ö P f e,man sieht sie auf dem See sowieso nicht!"

Hagelberg

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Herausgeber und veraDtworllhh für den Inball: Studienrat R. Hag e 1 b erg, Oberstudienrat D r. Lud e w I g •. Druck.: Mn Sdlmldt·ROmbild. LObe<k

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