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M it Beginn der Kanalbauarbei- ten am 2. Februar und bis zum Oktober 2010 fährt keine Stadtbahn mehr zwischen Siegesdenkmal und Hornusstraße. Der Autoverkehr kann jedoch vorerst in beiden Rich- tungen weiter laufen; erst ab Herbst 2009 muss der stadteinwärts fah- rende Verkehr über die Stefan- Meier-Straße umgeleitet werden. Ganz wichtig: Alle Geschäfte blei- ben durchgängig anfahrbar. Die Kunden und Lieferanten der rund 150 Gewerbetreibenden in der Habsburgerstraße können ihren Geschäften also treu bleiben. Trotz engem Zeitplan bleibt die Straße befahrbar Insgesamt sind für alle Bauarbeiten rund zweieinviertel Jahre angesetzt. Das klingt viel – und ist doch für ein Projekt dieser Größenordnung sehr wenig. Ge- meinsam mit der VAG hat die Stadt eine Projektstruktur entwickelt, die die einzel- nen Bauphasen optimal aufeinander ab- stimmt. Der so entstandene Zeitplan ent- hält jedenfalls kaum Puffer für Verzöge- rungen. „Zur Not müssen die beauftrag- ten Firmen auch samstags arbeiten“, macht Projektleiter Franz Bühler schon im Vorfeld deutlich. Bislang hat das auch bestens funktioniert. Seit August hat die Badenova auf der kompletten Länge neue Leitungen für Gas, Wasser und Strom verlegt – und die Arbeiten pünkt- lich abgeschlossen. Lediglich im Bereich der Haltestellen sind noch Restarbeiten zu erledigen. „Da gehen wir erst jetzt ran, wenn die Stadtbahn nicht mehr fährt“, er- klärt Karl Hilzinger von der Badenova. Nächster Bauabschnitt ist ab 2. Fe- bruar die Erneuerung der in der Straßen- mitte verlaufenden Abwasserkanäle und die Verlegung des Glasbachs (siehe Bei- trag auf Seite 4). Neun Monate hat die mit den Arbeiten betraute Abwasser Freiburg GmbH hierfür Zeit. Im September 2009 startet dann mit den Gleis- und Straßen- bauarbeiten die eigentliche Umgestal- tung der Straße, die voraussichtlich ab November 2009 eine rund einjährige Umleitung des stadteinwärts fahrenden Autoverkehrs über die Stefan-Meier- Straße erforderlich macht. Der stadtaus- wärts fahrende Verkehr wird hingegen durchgängig über die Habsburgerstraße geführt. Die Stadtbahn wird mit dem extra auf diesen Termin verschobenen Fahr- planwechsel am 2. Februar gleich zwei- fach ersetzt: Den Anschluss nach Zährin- gen stellt die verlängerte Linie 5 sicher und zwischen Siegesdenkmal und Hor- nusstraße verkehrt während der Bauzeit die neue Buslinie 28 (siehe Beitrag auf Seite 3). Straßengestaltung mit vielen Problemen Obwohl sich seit der letzten Umge- staltung im Jahr 1956 Einwohnerzahl und Kraftfahrzeugdichte vervielfacht ha- ben, blieb der Straßenraum selbst unan- getastet. Was damals modern und großzügig war, ist aus heutiger Sicht schlicht unzureichend und wird den An- forderungen an eine der zentralen Ver- kehrsachsen der Stadt nicht gerecht. Ein Großteil des Verkehrs aus Her- dern und Zähringen sowie aus dem nörd- lichen Umland gelangt auf dieser Route in die Innenstadt. Außerdem ist die Habs- burgerstraße die zentrale Erschließungs- achse für die angrenzenden Wohnviertel und das Gewerbe entlang der Straße. Die hohe Verkehrsbelastung mit durch- schnittlich etwa 24000 Pkw pro Tag führt immer wieder zu Problemen. Weil aus- weichende, überholende oder abbie- gende Autos die Gleise mitbenutzen, werden Straßenbahnen blockiert oder gefährdet. Die kommen aber ohnehin nicht sonderlich schnell voran, weil die maroden Gleise schon seit Jahren maxi- mal Tempo 30 zulassen. Gänzlich von gestern sind die Haltestellen, deren Si- cherheit und Komfort gefühlte Lichtjahre vom heutigen Standard entfernt sind. Heikel ist die Verkehrssituation auch für Fahrräder. Schlechter Fahrbahnbelag und fehlende Radwege oder -streifen schrecken zu Recht viele Radlerinnen und Radler ab, obwohl die Straße als schnelle und direkte Verbindung eigent- lich sehr gut für den Radverkehr geeignet wäre. Stiefmütterlich behandelt müssen sich auch die Fußgänger fühlen, deren Wege teils recht schmal sind und nicht eben zum Verweilen einladen. Alles neu ab Herbst 2010 Alle diese Probleme sollen durch die umfassende Umgestaltung gelöst wer- den. Ab Herbst 2010 rollt die Stadtbahn in weiten Teilen auf einem eigenen, von den Auto-Fahrspuren abgetrennten und be- grünten Gleiskörper. Nur im Bereich der Haltestelle „Hauptstraße“ reicht der Platz hierfür nicht aus, sodass sich Bahnen und Autos die Straße teilen müssen. „Diesen dynamischen Gleiskörper ha- ben wir schon seit einigen Jahren unter den Bahnbrücken in der Basler und der Merzhauser Straße. Das funktioniert dort völlig problemlos“, berichtet Ralph Uhle, der seitens der VAG für den Stadtbahn- bau verantwortlich ist. Konflikte zwischen Autos und Straßenbahnen werden damit der Vergangenheit angehören. Auch Fahrräder und Autos werden sich künftig nicht mehr in die Quere kom- men. „Durch eigene Radfahrstreifen wird der Verkehrsablauf und die Verkehrssi- cherheit entscheidend verbessert“, ist sich Klaus Neidhart, Projektleiter „Straßenbau“ beim Garten- und Tiefbau- amt, sicher. Davon profitieren auch die Fußgänger, denen künftig deutlich mehr Raum zur Verfügung steht. Nicht zuletzt werden die drei Stadtbahnhaltestellen dann endlich den heute üblichen Kom- fort- und Sicherheitsstandards genügen und mobilitätseingeschränkten Men- schen einen barrierefreien Zustieg er- möglichen. Aus Alt mach Neu D ie Umgestaltung der Habsburger- straße ist eine der größten Baumaßnahmen in der Freiburger Nachkriegs- geschichte. Die Gründe: Die Gleise sind völlig marode und zwingen die Stadtbahnen schon seit Jahren zum Schneckentempo. Die Abwasserkanäle im Un- tergrund stammen noch aus Kaiser Wil- helms Zeiten. Und auch die Gestaltung des Straßenraums aus der Zeit der 50er-Jahre ent- spricht nicht mehr den heutigen Anforderun- gen. Kurzum: Eine Generalsanierung mit einer völligen Neuge- staltung von „Haus- kante bis Hauskante“ steht jetzt auf dem Pro- gramm. Das hat jedoch zur Folge, dass erstmals in der Geschichte Frei- burgs eine bestehende Stadtbahnlinie für 21 Monate, also fast zwei Jahre, außer Be- trieb genommen und durch Busse ersetzt werden muss. Auf den folgenden Sonderseiten, infor- miert das AMTSBLATT über alles Wissens- werte rund um das 21,5 Millionen Euro teure Projekt zur Umge- staltung der Habsbur- gerstraße. 31. 10. 2010 Fertigstellung: Inbetriebnahme Stadtbahn Aufhebung der Umleitung 2.2.2009 Stadtbahn außer Betrieb (bis Oktober 2010) Kanalbau (bis Okt. 2009) 1.9.2009 Tief-, Gleis- und Straßenbau (14 Monate bis Okt. 2010) 1.11.2009 Umleitung des Verkehrs stadteinwärts (12 Monate bis Okt. 2010) 4.8.2008 Leitungsverlegungen Gas / Wasser / Strom (Dauer: 6 Monate) Umgestaltung der Habsburgerstraße Januar 2009 Auf 1,6 Kilometern wird die Habsburgerstraße komplett umgekrempelt: 21 Monate fährt keine Stadtbahn, Straße bleibt durchgängig befahrbar, Umleitungen erst im Spätjahr, Wiedereröffnung im Herbst 2010 Heute und morgen im direkten Vergleich: Links die triste Ausgangssituation, rechts die Vorschau, wie es in der Habsburgerstraße nach der Umgestaltung aussehen soll. (Foto/Montage: GuT) Flickschusterei: Der Sanierungsbedarf ist schon seit Jahren augenfällig. (Foto: R. Buhl)

Januar 2009 Umgestaltung der Habsburgerstraße€¦ · werden Straßenbahnen blockiert oder gefährdet. Die kommen aber ohnehin nicht sonderlich schnell voran, ... ie Umgestaltung

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Page 1: Januar 2009 Umgestaltung der Habsburgerstraße€¦ · werden Straßenbahnen blockiert oder gefährdet. Die kommen aber ohnehin nicht sonderlich schnell voran, ... ie Umgestaltung

Mit Beginn der Kanalbauarbei-ten am 2. Februar und bis zum

Oktober 2010 fährt keine Stadtbahnmehr zwischen Siegesdenkmal undHornusstraße. Der Autoverkehrkann jedoch vorerst in beiden Rich-tungen weiter laufen; erst ab Herbst2009 muss der stadteinwärts fah-rende Verkehr über die Stefan-Meier-Straße umgeleitet werden.Ganz wichtig: Alle Geschäfte blei-ben durchgängig anfahrbar. DieKunden und Lieferanten der rund150 Gewerbetreibenden in derHabsburgerstraße können ihrenGeschäften also treu bleiben.

Trotz engem Zeitplan bleibtdie Straße befahrbar

Insgesamt sind für alle Bauarbeitenrund zweieinviertel Jahre angesetzt. Dasklingt viel – und ist doch für ein Projektdieser Größenordnung sehr wenig. Ge-meinsam mit der VAG hat die Stadt eineProjektstruktur entwickelt, die die einzel-nen Bauphasen optimal aufeinander ab-stimmt. Der so entstandene Zeitplan ent-hält jedenfalls kaum Puffer für Verzöge-rungen. „Zur Not müssen die beauftrag-ten Firmen auch samstags arbeiten“,macht Projektleiter Franz Bühler schonim Vorfeld deutlich. Bislang hat das auchbestens funktioniert. Seit August hat dieBadenova auf der kompletten Längeneue Leitungen für Gas, Wasser undStrom verlegt – und die Arbeiten pünkt-lich abgeschlossen. Lediglich im Bereichder Haltestellen sind noch Restarbeitenzu erledigen. „Da gehen wir erst jetzt ran,wenn die Stadtbahn nicht mehr fährt“, er-klärt Karl Hilzinger von der Badenova.

Nächster Bauabschnitt ist ab 2. Fe-bruar die Erneuerung der in der Straßen-

mitte verlaufenden Abwasserkanäle unddie Verlegung des Glasbachs (siehe Bei-trag auf Seite 4). Neun Monate hat die mitden Arbeiten betraute Abwasser FreiburgGmbH hierfür Zeit. Im September 2009startet dann mit den Gleis- und Straßen-bauarbeiten die eigentliche Umgestal-tung der Straße, die voraussichtlich abNovember 2009 eine rund einjährigeUmleitung des stadteinwärts fahrendenAutoverkehrs über die Stefan-Meier-Straße erforderlich macht. Der stadtaus-wärts fahrende Verkehr wird hingegendurchgängig über die Habsburgerstraßegeführt. Die Stadtbahn wird mit dem extraauf diesen Termin verschobenen Fahr-planwechsel am 2. Februar gleich zwei-fach ersetzt: Den Anschluss nach Zährin-gen stellt die verlängerte Linie 5 sicherund zwischen Siegesdenkmal und Hor-nusstraße verkehrt während der Bauzeitdie neue Buslinie 28 (siehe Beitrag aufSeite 3).

Straßengestaltung mit vielen Problemen

Obwohl sich seit der letzten Umge-staltung im Jahr 1956 Einwohnerzahlund Kraftfahrzeugdichte vervielfacht ha-ben, blieb der Straßenraum selbst unan-getastet. Was damals modern undgroßzügig war, ist aus heutiger Sichtschlicht unzureichend und wird den An-forderungen an eine der zentralen Ver-kehrsachsen der Stadt nicht gerecht.

Ein Großteil des Verkehrs aus Her-dern und Zähringen sowie aus dem nörd-lichen Umland gelangt auf dieser Routein die Innenstadt. Außerdem ist die Habs-burgerstraße die zentrale Erschließungs-achse für die angrenzenden Wohnviertelund das Gewerbe entlang der Straße.Die hohe Verkehrsbelastung mit durch-

schnittlich etwa 24000 Pkw pro Tag führtimmer wieder zu Problemen. Weil aus-weichende, überholende oder abbie-gende Autos die Gleise mitbenutzen,werden Straßenbahnen blockiert odergefährdet. Die kommen aber ohnehinnicht sonderlich schnell voran, weil diemaroden Gleise schon seit Jahren maxi-mal Tempo 30 zulassen. Gänzlich vongestern sind die Haltestellen, deren Si-cherheit und Komfort gefühlte Lichtjahrevom heutigen Standard entfernt sind.Heikel ist die Verkehrssituation auch fürFahrräder. Schlechter Fahrbahnbelagund fehlende Radwege oder -streifenschrecken zu Recht viele Radlerinnen

und Radler ab, obwohl die Straße alsschnelle und direkte Verbindung eigent-lich sehr gut für den Radverkehr geeignetwäre. Stiefmütterlich behandelt müssensich auch die Fußgänger fühlen, derenWege teils recht schmal sind und nichteben zum Verweilen einladen.

Alles neu ab Herbst 2010Alle diese Probleme sollen durch die

umfassende Umgestaltung gelöst wer-den. Ab Herbst 2010 rollt die Stadtbahn inweiten Teilen auf einem eigenen, von denAuto-Fahrspuren abgetrennten und be-grünten Gleiskörper. Nur im Bereich derHaltestelle „Hauptstraße“ reicht der Platzhierfür nicht aus, sodass sich Bahnenund Autos die Straße teilen müssen.„Diesen dynamischen Gleiskörper ha-ben wir schon seit einigen Jahren unterden Bahnbrücken in der Basler und derMerzhauser Straße. Das funktioniert dortvöllig problemlos“, berichtet Ralph Uhle,der seitens der VAG für den Stadtbahn-bau verantwortlich ist. Konflikte zwischenAutos und Straßenbahnen werden damitder Vergangenheit angehören.

Auch Fahrräder und Autos werdensich künftig nicht mehr in die Quere kom-men. „Durch eigene Radfahrstreifen wirdder Verkehrsablauf und die Verkehrssi-cherheit entscheidend verbessert“, istsich Klaus Neidhart, Projektleiter„Straßenbau“ beim Garten- und Tiefbau-amt, sicher. Davon profitieren auch dieFußgänger, denen künftig deutlich mehrRaum zur Verfügung steht. Nicht zuletztwerden die drei Stadtbahnhaltestellendann endlich den heute üblichen Kom-fort- und Sicherheitsstandards genügenund mobilitätseingeschränkten Men-schen einen barrierefreien Zustieg er-möglichen.

Aus Alt mach NeuDie Umgestaltungder Habsburger-straße ist eineder größten

Baumaßnahmen in derFreiburger Nachkriegs-geschichte. Die Gründe:Die Gleise sind völligmarode und zwingendie Stadtbahnen schonseit Jahren zumSchneckentempo. DieAbwasserkanäle im Un-tergrund stammennoch aus Kaiser Wil-helms Zeiten. Und auchdie Gestaltung desStraßenraums aus derZeit der 50er-Jahre ent-spricht nicht mehr denheutigen Anforderun-gen. Kurzum: EineGeneralsanierung miteiner völligen Neuge-staltung von „Haus-kante bis Hauskante“steht jetzt auf dem Pro-gramm. Das hat jedochzur Folge, dass erstmalsin der Geschichte Frei-burgs eine bestehendeStadtbahnlinie für21 Monate, also fastzwei Jahre, außer Be-trieb genommen unddurch Busse ersetztwerden muss.

Auf den folgendenSonderseiten, infor-miert das AMTSBLATTüber alles Wissens-werte rund um das21,5 Millionen Euroteure Projekt zur Umge-staltung der Habsbur-gerstraße.

31.10.2010Fertigstellung:

Inbetriebnahme StadtbahnAufhebung der Umleitung

2.2.2009Stadtbahn außer Betrieb

(bis Oktober 2010)Kanalbau (bis Okt. 2009)

1.9.2009Tief-, Gleis- und

Straßenbau(14 Monate bis Okt. 2010)

1.11.2009Umleitung des Verkehrs

stadteinwärts(12 Monate bis Okt. 2010)

4.8.2008LeitungsverlegungenGas / Wasser / Strom(Dauer: 6 Monate)

Umgestaltung der Habsburgerstraße

Januar 2009

Auf 1,6 Kilometern wird die Habsburgerstraße komplett umgekrempelt: 21 Monate fährt keine Stadtbahn,Straße bleibt durchgängig befahrbar, Umleitungen erst im Spätjahr, Wiedereröffnung im Herbst 2010

Heute und morgen im direkten Vergleich: Links die triste Ausgangssituation, rechts die Vorschau, wie es in der Habsburgerstraße nach der Umgestaltung aussehen soll. (Foto/Montage: GuT)

Flickschusterei: Der Sanierungsbedarf istschon seit Jahren augenfällig.

(Foto: R. Buhl)

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Umgestaltung derHabsburgerstraße

Dass man von der Kaiser-Jo-seph- geradewegs in die Habs-

burgerstraße kommt, mag zwar ein-leuchtend klingen – historisch istdie Verbindung von Namen undStraße allerdings längst nicht sonaheliegend. Denn ausgerechnetunter den Österreichern tat sichnicht allzu viel an der heutigenHauptverkehrsachse im FreiburgerNorden. Zähringer Straße, wie sielange hieß, war da passender, dennetwa hier entlang führte der Wegschon unter den Stadtgründern insebenfalls nach ihnen benannteNachbardorf.

Schon bald nach dem Tod des letztenZähringers war den Freiburgern dasStädtchen zu eng geworden. Nördlichder ummauerten Kernstadt wuchs daherder Stadtteil Neuburg heran: Zuerst ka-men die Zisterzienser, die hier 1220 ei-nen Wirtschaftshof erwarben, dannließen sich die Johanniter in der Vorstadtnieder, schließlich zogen immer mehrHandwerker und Ackerbürger nach, dieihre Hofstätten und Weingärten entlangeiner Hauptachse in der Verlängerungder zähringischen Marktstraße anlegten.Bis zum 1263 erstmals erwähntenMönchstor (an der Kreuzung der heuti-gen Habsburgerstraße mit der Hermann-Herder- und der Johanniterstraße) er-streckte sich diese erste FreiburgerStadterweiterung.

Ihr Ende kam mit der Eroberung durchdie Franzosen 1677: Für den Bau derFestungsanlage ließ Vauban die Vorstadtschleifen. Erst zu Beginn des 19. Jahr-hunderts wurde der Bereich nördlich derAltstadt wieder besiedelt: Nach den Plä-nen des Kreisbaumeisters Christoph Ar-nold entstand hier die „Zähringer-Vor-stadt“, die bereits die Entwicklungslinienfür den späteren Ausbau des Instituts-viertels vorgab und den Straßenverlauf

festlegte. Entlang der Habsburgerstraße,als wichtige Zufahrtsachse zur Stadt wir-kungsvoll in Szene gesetzt, wuchsen re-präsentative Bauten empor: Von Arnoldssymmetrisch angelegten Rondellhäu-sern über die Ludwigskirche, die 1839 alserster eigener evangelischer KirchenbauFreiburgs eingeweiht wurde, bis zumklassizistischen Merianhaus, das derFreiburger Wohltäter an der Stelle desbarocken Christoffelstors und seines mit-telalterlichen Vorgängers errichten ließund dessen Turm noch heute die EckeLeopoldring/Habsburgerstraße bewacht.

Mit der beginnenden Industrialisierungund dem weiteren Wachstum der Stadtwurde auch die Verkehrsinfrastrukturausgebaut: Schon bald nach seiner Ein-führung im Jahr 1891 kutschierte ein vonPferden gezogener Omnibus bis zumGasthaus „Stadt Wien“ an der Kreuzungzum Rennweg. 1901 fuhr die ersteStraßenbahn von hier aus über das Sie-gesdenkmal in Richtung Günterstal.Neun Jahre später wird auch das 1906eingemeindete Zähringen ans Tramnetzangeschlossen. Inzwischen war dieStraße auch zum Schulweg für dieSchüler der neuen Oberrealschule, desspäteren Kepler-Gymnasiums, gewor-den, gegenüber bezog der Herderverlagseinen neuen Firmensitz, am nördlichenEnde der heutigen Habsburgerstraßehatte sich eine Möbelfabrik niedergelas-sen. Unter den Nationalsozialisten dannwurde der südliche Teil der Zähringergemeinsam mit der Kaiser- und Günters-talstraße in „Adolf-Hitler-Straße“ umbe-nannt. Beim Luftangriff am 27. November1944 wurde große Teile des Areals zer-stört, nur wenige Gebäude im Norden derInnenstadt und im Institutsviertel über-standen das Flächenbombardement.Nach Kriegsende bekam die Habsbur-gerstraße ihren heutigen Namen – undmit dem Ausbau 1956 auch ihre bis heutefast unverändert gebliebene Gestalt.

Eine Straße mitGeschichte

Bild oben: Die damalige Zähringer Straße an der Einmündung der heutigen Rhein- und Bernhardstraße. Die Tramlinie nachZähringen wurde im Jahr 1906 eröffnet. In etwa aus dieser Zeit dürfte unser Bild stammen. Die historische Bausubstanz wurdeim Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Bild unten: 1956 erhielt die Habsburgerstraße ihre bis heute weitgehend un-veränderte Gestaltung. (Fotos: Stadtarchiv)

Von der Zähringer zur Habsburgerstraße

Internet undBaubüro

Um die Bevölkerung möglichst um-fassend und frühzeitig über das Bau-geschehen zu informieren, hat dieStadt bislang zwei öffentliche Bürger-versammlungen abgehalten und in ei-ner Veranstaltung speziell die Gewer-betreibenden informiert. Einen weite-ren Informationsabend wird es voraus-sichtlich Ende Juli 2009 geben, bevorder Gleis- und Straßenbau beginnt.Termin und Ort werden rechtzeitig imAmtsblatt, der Tagespresse sowie imInternet bekannt gegeben.

Alle Infos unter www.freiburg.de/habsburger

Umfangreiches und regelmäßig ak-tualisiertes Informationsmaterial gibtes auf der städtischen Internetseite un-ter www.freiburg.de/habsburger. Dortgibt es beispielsweise auch detaillierteBaupläne und zahlreiche Visualisie-rungen, wie die Straße nach Abschlussder Umgestaltung aussehen wird.

Baubüro in der Habsburgerstraße 98

Mit Beginn der heißen Bauphase imHerbst wird ab September 2009 in derHabsburgerstraße 98 ein Baubüro ein-gerichtet. Dort wird zu bestimmten Zei-ten ein Ansprechpartner Auskunft zuallen Fragen rund um die Baustelle ge-ben.

IG Habsburgerstraße setzt sich für die Interessen der Gewerbetreibenden ein

Hoffnung auf die Treue der KundenDie Umgestaltung der Habsbur-

gerstraße weist gegenüber bis-herigen Großprojekten eine Beson-derheit auf: Entlang der rund 1,6 Ki-lometer langen Strecke habenannähernd 150 Gewerbetreibendeund Freiberufler ihre Geschäfts-räume. Um ihre Interessen so gutwie möglich zu wahren, hat derGemeinderat die Ausarbeitung ei-nes Marketingkonzepts beschlos-sen. Außerdem hat sich mittler-weile die InteressengemeinschaftHabsburgerstraße e.V. gegründet.

„Die Straße wird nicht gesperrt unddie Läden bleiben erreichbar!“ AndreasWölfle, zweiter Vorsitzender der „IGHabsburgerstraße“, muss nicht langeüberlegen, was aus seiner Sicht die der-zeit wichtigste Botschaft ist. Dass esdiese Interessengemeinschaft mit be-reits 50 Mitgliedern überhaupt gibt, ist fürProjektleiter Franz Bühler ein gutes Zei-chen: „Die Stadt kann nur effektiv helfen,wenn sie einen festen Ansprechpartnerhat.“ Und umgekehrt hat die Stimme derGewerbetreibenden viel mehr Gewicht,hat Andreas Wölfle festgestellt. „Wir ha-ben unter anderem erreicht, dass eswährend der Bauzeit bessere Parkmög-lichkeiten gibt. Außerdem können wirkostenlos Werbereiter aufstellen. Ein

Einzelner hätte diese Anliegen sichernicht durchsetzen können.“ Die Zusam-menarbeit mit der Stadt, so Wölfle zu-frieden, klappt bislang sehr gut.

Die schwierigste Zeit steht abernatürlich noch bevor. WolfgangSchwehr von der Freiburg Touristik Wirt-schaft und Messen hofft, dass die Kun-den den Geschäften die Treue halten.„Die Straße bleibt durchgängig befahr-bar. Es gibt also keinen Grund, seine

Einkaufsgewohnheiten zu verändern.“Letztlich, so Schwehr, haben es dieKunden selbst in der Hand, welches Ein-kaufsangebot sie nach Abschluss derBauarbeiten vorfinden.

Auch Andreas Wölfle hofft, trotz Bau-stelle seine Stammkunden zu behalten.Unter anderem mit Anzeigenkampa-gnen will er sicherstellen, dass die Ge-schäfte in der Habsburgerstraße nicht inVergessenheit geraten.

IG Habsburgerstraße e.V.Die Mitgliedschaft kostet für Gewer-

betreibende und Freiberufler pro Monat10 Euro. Kontakt: Andreas Viesel(1. Vorsitzender), Habsburgerstr. 92, Tel.24931, E-Mail: [email protected] Andreas Wölfle (2. Vorsitzender),Habsburgerstr. 121, Tel. 32404, E-Mail:[email protected]. WeitereInfos (ab 5. Februar) unter www.habs-burgerstrasse.de.

Die Habsburgerstraße ist nicht nur eine Verkehrsachse, sondern auch eine Einkaufsmeile. Rund 150 Gewerbetreibende habenhier ihre Geschäftsräume. Von A wie Apotheke bis Z wie Zoofachhandel findet man hier jede Menge Geschäfte, Dienstleistungs-und Gastronomiebetriebe, die während der langen Bauzeit auf die Treue ihrer Kunden angewiesen sind. (Foto: R. Buhl)

Page 3: Januar 2009 Umgestaltung der Habsburgerstraße€¦ · werden Straßenbahnen blockiert oder gefährdet. Die kommen aber ohnehin nicht sonderlich schnell voran, ... ie Umgestaltung

Umgestaltung derHabsburgerstraße

Mit Beginn der Kanalerneue-rung muss ab dem 2. Februar

der Stadtbahnbetrieb in der Habs-burgerstraße für 21 Monate einge-stellt werden. Da damit zwangsläu-fig Änderungen im Fahrplan derVAG verbunden sind, haben dieVerkehrsbetriebe eigens den Wech-sel des Jahresfahrplans vom ange-stammten Dezembertermin auf denFebruar verlegt, um den Fahrgä-sten einen doppelten Wechsel zuersparen.

Die Stadtbahnlinie 2 wird zwischenZähringen und dem Siegesdenkmal ein-gestellt. Freiburgs nördlichster Stadtteilmit den Haltestellen Reutebachgasseund Tullastraße behält dennoch seinenStadtbahnanschluss, in dem die beste-hende Stadtbahnlinie 5 über ihre bishe-rige Endhaltestelle Hornusstraße hinausbis Zähringen verlängert wird. Für dieZähringer bedeutet das einen kleinenUmweg über die „Friedhofsachse“ undden Hauptbahnhof in die Innenstadt.Etwa drei Minuten wird die Fahrt zumBertoldsbrunnen künftig länger dauern.Fahrgäste, die von Zähringen RichtungHauptbahnhof oder in die westlichenStadtteile fahren wollen, haben dagegendeutliche Zeitvorteile und sparen sichdarüber hinaus noch das Umsteigen.

Aus Richtung Günterstal kommendendet die Linie 2 tagsüber an der Halte-stelle „Siegesdenkmal“. Um das Umstei-gen in die Busse zu erleichtern, ist derAusstieg hier auf der linken Seite. DieHaltestelle wird entsprechend umgebaut,um auch auf der „falschen“ Seite einennahezu niveaugleichen Ausstieg zu er-möglichen.

In umgekehrter Fahrtrichtung fährt dieLinie 2 dann zunächst auf dem „falschen“Gleis zurück Richtung Bertoldsbrunnenund wechselt erst auf Höhe der Rathaus-gasse wieder auf das „richtige“ Fahrgleis.Im Früh- und Abendverkehr sowie anSonn- und Feiertagen, wenn es einen di-rekten Anschluss an die übrigen Linienam Bertoldsbrunnen gibt, endet die

Linie 2 grundsätzlich schon hier. Werweiter zum Siegesdenkmal möchte,kann in diesen Zeiten den neuen Bus derLinie 28 nutzen, der die Stadtbahn in derHabsburgerstraße ersetzt.

Buslinie 28 statt Stadtbahn Der 28er-Bus startet in der Hornus-

schleife und fährt über die Habsburger-straße bis zum Siegesdenkmal (Bahn-steig 8) und auf dem selben Weg wiederzurück. Im Bereich der Hornusstraßewird für diese neue Omnibuslinie eine zu-sätzliche Haltestelle auf der Südseite er-stellt, um den Fahrgästen den Einstieg zuerleichtern. Entlang der Habsburger-straße gibt es Ersatzhaltestellen in Höheder heutigen Straßenbahninseln, wobeije nach Baufortschritt mit Verschiebun-gen der Haltestellen zu rechnen ist.

Zu Zeiten des direkten Anschlussesfährt die Omnibuslinie 28 über das Sie-gesdenkmal hinaus bis zum Bertolds-brunnen. Die Rückfahrt führt dann überden Rotteckring (mit Zusteigemöglichkeitim Bereich des Stadttheaters) und Fried-richring zum Siegesdenkmal und weiterRichtung Hornusstraße. In dieser Ver-kehrszeit werden darüber hinaus dieOmnibuslinien 28 und 15 miteinanderverknüpft. Dies bedeutet, dass Fahr-gäste Richtung Zähringen, Wildtal undGundelfingen bereits an der HaltestelleBertoldsbrunnen in den 28er-Bus steigenkönnen und ohne Umsteigen ihr Fahrzielerreichen können. Gleiches gilt in derumgekehrten Fahrtrichtung von Gundel-fingen Richtung Innenstadt.

Umleitung ab Herbst 2009Ab Herbst 2009 wird die Habsburger-

straße stadteinwärts gesperrt. Genauwie der Restverkehr wird dann auch der28er-Bus über die Stefan-Meier-Straßeumgeleitet und erreicht das Siegesdenk-mal über den Friedrichring. DieseStreckenführung gilt vermutlich bis zumHerbst 2010, wenn die Sanierung derHabsburgerstraße abgeschlossen istund die neue, alte Stadtbahnlinie 2 wie-der ihren Betrieb aufnimmt.

Bus statt Bahn in der HabsburgerstraßeLinie 5 künftig bis Zähringen – Neue Buslinie 28

Kosten undFinanzierung

Für die Umgestaltung der Habsbur-gerstraße sind Gesamtkosten von21,5 Millionen Euro veranschlagt. Da-von schlagen die Leitungsverlegun-gen (Gas, Wasser, Strom) derBadenova mit 1,3 Millionen Euro zuBuche. 4,5 Millionen Euro muss dieAbwasser Freiburg GmbH aufwen-den, um den Kanal zu erneuern.

Für die Erneuerung der Stadtbahn-trasse einschließlich der Haltestellen,Geh- und Radwege sind rund 15,7 Mil-lionen veranschlagt. Bund und Landbeteiligen sich an diesen Kosten ausMitteln des Gemeindeverkehrsfinan-zierungsgesetzes (GVFG) mit 8,7 Mil-lionen Euro. Der Zweckverband Re-gio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) steuerteinen regionalen Mitfinanzierungsan-teil für Planung und Bau in Höhe von0,5 Millionen Euro bei.

Unterm Strich verbleiben für dieVAG Kosten in Höhe von rund 5,8 Mil-lionen Euro und für die Stadt Kostenvon rund 0,7 Millionen Euro.

125 Millionen bis 2018Für das ab 2010 geplante Stadt-

bahnprogramm (Schwarzwaldstraße,Zähringen, Messe, Rotteckring, Gun-delfingen und Littenweiler) sind bis2018 Investitionen von rund 125 Millio-nen Euro geplant, von denen etwa20 Millionen die Stadt und weitere25 Millionen die VAG zu tragen hätte.

Freiburg setzt auf die Stadtbahn:Vor genau 40 Jahren fällten die

Stadtväter und -mütter den weit-sichtigen Entschluss, die Straßen-bahn nicht abzuschaffen, sondernzu einem modernen Stadtbahnnetzauszubauen. Landwasser (1984),Weingarten und Haid (1994), Rie-selfeld (1997), Haslach (2004) undVauban (2006) heißen die Meilen-steine dieser Entscheidung. Dassdem schon bald weitere folgenwerden, ist beschlossene Sache.

Nach Abschluss der Neubauprojekteder vergangenen Jahre stehen seit 2008zunächst große Bestandssanierungenauf der Agenda. So wurde im vergange-nen Jahr die Günterstalstraße kompletterneuert. Auch hier musste wegen derKanalsanierung der Stadtbahnbetriebeingestellt werden, allerdings „nur“ fürfünf Monate. Dennoch war diese Bau-stelle ein gelungener Probelauf für dieHabsburgerstraße, deren Umgestaltungbis 2010 im Mittelpunkt steht.

Im Jahr darauf gehen die Gleisbauerdann in der Schwarzwaldstraße ansWerk: Dort fahren die Stadtbahnen derLinie 1 seit kurzem nur noch mit redu-zierter Geschwindigkeit, weil die Gleise

erneuerungsbedürftig sind.Diese Arbeiten sind bereits Bestand-

teil des großen Stadtbahnausbaupro-gramms, das der Gemeinderat im Okto-ber 2007 beschlossen hat. Sofern dieHaushaltsentwicklung es zulässt, sollennach derzeitiger Planung 2011 zeitgleichdie Verlängerung der Zähringer Linie biszur Gemarkungsgrenze nach Gundelfin-gen (Fertigstellung 2014) sowie dieStadtbahn über Werthmannstraße undRotteckring (2015) in Angriff genommenwerden. Bereits ein halbes Jahr späterist der Startschuss für die Messelinie(2015) geplant.

Falls das Geld nicht für alle drei Neu-bauprojekte reicht, soll nach dem Willendes Gemeinderats mit oberster Prioritätdie Zähringer Linie gebaut werden. De-ren Weiterführung nach Gundelfingen istebenso im Ausbauprogramm enthaltenwie die Verlängerung der Stadtbahn Lit-tenweiler bis zum Kappler Knoten. Diesebeiden Projekte können aber frühestensab 2015 realisiert werden. Nicht im Pro-gramm enthalten, aber vom Verkehrs-entwicklungsplan 2020 empfohlen, sinddarüber hinaus die Stadtbahn nachSt. Georgen und durch die WaldkircherStraße (siehe Plan). Der Ausbau, so vielist sicher, wird also weitergehen.

Der weitere Ausbau des Stadtbahnnetzes ist beschlossene Sache

Zähringen, Messe und Ring

Der neue Fahrplan für Freiburgs Norden: Statt mit der 2er-Tram geht’s künftig – grün gestrichelt – mit der Buslinie 28 durch dieHabsburgerstraße. Nach Zähringen fährt dafür die Stadtbahn mit der blauen Nummer 5. (Plan: VAG)

Innerhalb der nächsten zehn Jahren soll das Freiburger Stadtbahnnetz weiter aus-gebaut werden. Die schwarzen Linien zeigen das vorhandene Netz, rot sind dieneuen Teilstrecken markiert. (Grafik: Garten und Tiefbauamt)

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Umgestaltung derHabsburgerstraße

Ansprechpartner bei Fragen rund um die Sanierung der Habsburgerstraße

Leiter Gesamtprojekt

Franz Bühler(Garten- und Tiefbauamt)Tel. 0761/[email protected]

Stellvertreter / Projekt-leiter StadtbahnbauRalph Uhle(Freiburger Verkehrs AG)Tel. 0761/[email protected]

ProjektleiterStraßenbauKlaus Neidhart(Garten- und Tiefbauamt)Tel. 0761/[email protected]

Projektleiter Glasbach-/KanalbauEckhard Hohwieler(Abwasser Freiburg)Tel. 0761/[email protected]

Projektleiter Erdgas,Wasser und StromKarl Hilzinger(Badenova)Tel. 0761/[email protected]

ProjektleiterBaustellenmarketingWolfgang Schwehr(FWTM)Tel. 0761/3881-806wolfgang.schwehr@ fwtm.freiburg.de

Während oben der Verkehrfließt und die Menschen ihre

Besorgungen machen, fließt eineEtage tiefer, unter der Habsburger-straße, das Abwasser durch meter-dicke Kanäle Richtung Norden. Seit1892 leiten sie die häuslichen Ab-wässer aus der Neustadt und Her-dern und sorgen für gesundeWohn- und Lebensverhältnisse.Zwei dieser historischen Misch-wasserkanäle, die auch das Regen-wasser von Straßen und Dächernaufnehmen, verlaufen direkt unterder Habsburgerstraße: einer be-ginnt beim Siegesdenkmal, der an-dere kommt von der Burgunder-straße hinzu.

An beiden Kanälen, die aus eiförmi-gen Betonrohren bestehen und zu denältesten der Stadt Freiburg zählen, hatder Zahn der Zeit seine Spuren hinterlas-

sen, wie Eckhard Hohwieler, verantwort-lich für die Projektleitung bei der Ba-denova, erklärt. Der mittransportierteSand hat in vielen Jahrzehnten den Steindurchgeschmirgelt, Erschütterungen desVerkehrs haben Risse und Einstürze ver-ursacht und teilweise behindern sogareingewachsene Wurzeln den Wasserab-lauf. Im schlimmsten Fall könnte ein al-tersschwaches Abwasserrohr sogar ein-brechen und eine Überschwemmungauslösen. Außerdem kann Abwasserüber undichte Stellen in den Boden ge-langen und das Grundwasser belasten.Aus diesen Gründen wird die Badenovaim Auftrag der Abwasser Freiburg GmbHim Zuge der Straßensanierung dieKanäle durch neue Stahlbetonrohre er-setzen. Mit einem Durchmesser zwi-schen einem und zwei Metern könnensie bis zu 8 Kubikmeter Wasser pro Se-kunde ableiten – etwa so viel wie die bei-den alten Rohre zusammen.

Ein Teil der Kanalerneuerung ist schongeschafft, nämlich zwischen dem Kom-turplatz und der Okenstraße. Erst im ver-gangenen Herbst wurde der neue Kanal-abschnitt unter der Bahnlinie durchge-presst. Die Hauptstrecke mit einer Ge-samtlänge von 1,6 Kilometern und denSeitenanschlüssen soll bis Ende Oktober2009 geschafft sein. Kein leichtes Unter-fangen, weshalb die Badenova ab Fe-bruar gleich mit vier Bautrupps loslegenwird. Dabei müssen die einzelnen Bau-abschnitte immer mit einem Kanal-By-pass versehen werden, denn die Abwas-serentsorgung muss natürlich auchwährend der Bauarbeiten reibungslosfunktionieren.

Der Kanal mündet unter dem Komtur-platz in ein großes unterirdisches Sam-melbecken mit zwei Kammern und ei-nem Fassungsvermögen von 1200 Ku-bikmetern. Dieses Bauwerk aus den50er-Jahren dient dazu, die Kanalisationbei Starkregen zu entlasten und die Was-sermassen vorübergehend aufzufangen.Während bei trockenem Wetter dieHausabwässer in einem Rinnsal vorbei-fließen, tritt der Kanal bei starken Nieder-schlägen über eine Überlaufkante unddas Sammelbecken füllt sich. Nach demUnwetter fließt das Wasser dann über ei-nen Auslauf wieder zurück in die Kanali-sation. Auch für den stärksten Regen-guss gibt es ein Notventil: Reicht dasFassungsvermögen des Sammel-beckens nicht aus, kann überschüssigesWasser in den Rossgässlebach austre-ten. Das kommt allerdings statistisch nurdreimal im Jahr vor und das ist auch gutso. Denn in diesem Fall wird der natürli-che Bachlauf mit Abwasser belastet –auch wenn sich durch die Konstruktiondes Sammelbeckens die gröbstenSchmutzpartikel am Boden absetzenund nur das relativ saubere Regenwas-ser überläuft. Ein solches Überlaufventilist allerdings unvermeidlich, weil keineKanalisation auf das maximale Nieder-schlagsereignis ausgelegt werden kann.

Ersatz für undichte Kanäle

25 Meter lang ist das Sammelbecken unter dem Komturplatz. Wenn der Abwasserkanal (rechts) überläuft, können hier bis zu1200 Kubikmeter Abwasser „zwischengelagert“ werden. (Foto: R. Buhl)

Der Zahn der Zeit hat seine Spuren hinterlassen

Entlang der Habsburgerstraßefließt, teils offen, teils unter dem

Gehweg, der Glasbach. Er kommtvom Rosskopf herunter, begleitetdie Hauptstraße und die Habsbur-gerstraße und vereinigt sich vor derBahnunterführung mit dem Gewer-bekanal. Im Zuge der Straßensanie-rung erhält der Glasbach auf einerStrecke von 300 Metern ein neuesBachbett. Das ist deshalb erforder-lich, weil das aus den 50er-Jahrenstammende Bachprofil nicht aus-reicht, um ein 100-jähriges Hoch-wasser aufnehmen zu können.„Schafft“ das bestehende Bachbettmaximal 2 Kubikmeter pro Sekunde,tritt der Bach nach der Sanierungerst ab 5 Kubikmeter über die Ufer.

Der neue Glasbach wird ein Bett ausStahlbeton erhalten, der in den offenenPassagen, zum Beispiel zwischenHaupt- und Schänzlestraße, durch Na-turstein verkleidet und mit einem Guss-eisengeländer gesichert wird. Mit dem

Neubau ändert sich teilweise auch derVerlauf des Bachs. Unterquert er dieHabsburgerstraße jetzt erst kurz hinterdem „Vorderhaus“, wird er künftig rund100 Meter vorher unter der Straße hin-durchfließen. Das Anschlussbauwerk andem Gewerbekanal ist bereits im ver-gangenen Oktober beim Bachabschlagfertiggestellt worden, sodass der Kanalnicht extra trockengelegt werden muss.Das alte Bachbett im Bereich des Vor-derhauses wird stillgelegt, verfüllt und dieFläche als Geh- und Radweg genutzt.

Heikel sind die Arbeiten überall dort,wo Anliegergrundstücke jederzeit er-reichbar sein müssen. Besondersschwierig ist die Unterquerung der Zu-fahrt zur Tankstelle und dem dahinter lie-genden Einkaufsmarkt, die von schwe-ren Tanklastzügen und Lebensmittel-transportern genutzt wird. Während desgesamten Umbaus sind aufwändige Um-leitungen für den Bach erforderlich,schließlich fließt das Wasser des Glas-bachs auch während der Bauarbeitenweiter.

Ein neues Bett für den Glasbach

Wenn am Rosskopf ein Gewitter niedergeht, kann aus dem „Bächle“ schnell einereißendes Gewässer werden: der Glasbach am Vorderhaus. (Foto: Badenova)

Besserer Schutz vor Hochwasser

Redaktion:Presse- und ÖffentlichkeitsreferatRathausplatz 2–4, 79098 FreiburgTelefon 0761/201-1340, 1341, 1345E-Mail: [email protected]: Walter PrekerVerlag: Freiburger StadtkurierVerlagsgesellschaft mbHHerstellung: Freiburger Druck GmbH & Co. KGStand: Januar 2009

Überall in der Stadt müssen nach und nach alte Abwasserrohre gegen neue ausge-tauscht werden. Wie hier in der Eschholzstraße jetzt auch in der Habsburgerstraße.

(Foto: Badenova)