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wir . Heilpraktiker Januar 2015/Dezember 2014 | 4/2014 | www.freieheilpraktiker.com Fachzeitschrift für Naturheilkunde, Berufs- und Medizinalpolitik ISSN 1430-7847 1391 Praxis.Forum Der Heilpraktiker und das Gesundheitsamt 36 Erfahrung und Wissen Wasser: Die Quelle der Gesundheit 6 Klassische Homöopathie Die Arzneimittel- bilder von Kindern 24 ® Zur Zukunft der Heilpraktiker Impressionen und Redebeiträge Heilpraktikerkongress Düsseldorf 20/21.9.2014 Heilpraktiker-Symposium Dresden 22.11.2014 Ab Seite 40 Mikronährstoffe und Ernährung in der biologischen Krebstherapie Ab Seite 10

Januar 2015/Dezember 2014 | 4/2014 | Leseprobe 042014.pdf · Erscheinungsweise alle drei Monate jeweils April, Juli, Oktober und Januar. Sofern die Lieferung nicht f r einen ... dass

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wir.HeilpraktikerJanuar 2015/Dezember 2014 | 4/2014 | www.freieheilpraktiker.com

Fachzeitschrift für Naturheilkunde, Berufs- und MedizinalpolitikISSN 1430-7847 1391

Praxis.ForumDer Heilpraktiker und das Gesundheitsamt 36

Erfahrung und WissenWasser: Die Quelle der Gesundheit 6

Klassische HomöopathieDie Arzneimittel - bilder von Kindern 24

®

Zur Zukunft der HeilpraktikerImpressionen und RedebeiträgeHeilpraktikerkongress Düsseldorf 20/21.9.2014Heilpraktiker-Symposium Dresden 22.11.2014

Ab Seite 40

Mikronährstoffe und Ernährung in der biologischen KrebstherapieAb Seite 10

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Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e.V. (NHV Theophrastus), Sitz München

Kontaktadresse:NHV Theophrastus – OrganisationsbüroBayreuther Str. 1209130 Chemnitz

Ansprechpartner: Maria Vogel, Tel. 03 71/6 66 58 12, Fax 03 71/6 66 58 13, [email protected]

Ausbildungsstätte für „medizinischeHeilhypnose“, 37603 Holzmindenwww.heilhypnoseausbildung.de

Professionelle Ausbildung in medizi-nischer Heilhypnose seit 32 Jahren. Ich bilde in kleinen Gruppen aus, keine Massenabfertigung. Ich führe Grundkurse durch als Wochendkurse fünf mal Sonnabend/Sonntag und in Blockseminaren zwei mal eine Wo-che jeweils von Montag bis Freitag.

Seit dem Jahr 1980 besitze ich die Lehrbeauftragung für das Fach „me-dizinische Heilhypnose“. Viele Kolle-gen kennen mich bereits von meinen Vorträgen auf nationalen und inter-

nationalen Kongressen verschiede-ner Berufsverbände. Mit der Hypno-seforschung und Therapie befasse ich mich seit über 37 Jahren, davon 34 Jahre in der Praxis.

Die medizinische Heilhypnose erfor-dert eine gewissenhafte Ausbildung damit Sie in Ihrer Praxis mit dieser Therapie erfolgreich sind. Darum ist es wichtig schon während der Aus-bildung unter Aufsicht Hypnose durchzuführen. Sie lernen in meinen Seminaren alle Formen und Möglich-

keiten der medizinischen Heilhyp-nose kennen und zu beherrschen.

Die nächsten Kurstermine erfahren Sie:www.heilhypnoseausbildung.de

Ausbildungsstätte für medizinische HeilhypnosePeter Berg, HeilpraktikerAllersheimer Straße 37603 HolzmindenTel.: 05531/2220, Fax: 05531/[email protected]

Anzeige

Zwiebel ist Heilpflanze des Jahres 2015Die Zwiebel (Allium cepa) wurde durch eine Jury des NHV Theophrastus zur Heil-pflanze des Jahres 2015 gewählt. Das gab der Verein am 3. Juni 2014 bekannt.

Als unentbehrliches Nahrungs- und Würzmittel verzehrt jeder deutsche Bürger etwa sieben Kilogramm Zwiebeln im Jahr. „Wir wollen mit der Wahl den heilenden Aspekt der Zwiebel wieder mehr hervorheben“, äußerte Christina Schäfer, Vorsitzende der Jury. So ist die Zwiebel unter anderem bei Appetitlosigkeit und zur Vorbeugung altersbeding-ter Gefäßveränderungen wirksam. Dabei gedeihen Zwiebeln gut im mitteleuropäischen Klima. In Deutschland werden sie auf einer Fläche von etwa 9.000 Hektar angebaut.

Weiteres rund um die Pflanze und ihre gesundheitsfördernden Wirkungen wird der NHV Theophrastus im Laufe des Jahres 2015 veröffentlichen.

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Liebe Kolleginnen

und Kollegen,

2009 generalisierte das Bundesverwaltungsgericht in einem Klageverfahren die Mög-lichkeit einer Heilpraktiker-Teilzulassung unter bestimmten Bedingungen. Vor allem Physiotherapeuten nahmen die ihnen richterlich gegebene Möglichkeit wahr. Viele

dachten, sie würden dadurch das Recht erwerben, die heilkund-liche Methode der Osteopathie legal ausüben. In ihren Richtlinien stellen die Gesundheitsminister der meisten Bundesländer inzwi-schen klar, dass Heilpraktiker, eingeschränkt auf das Gebiet der Physiotherapie, nicht berechtigt sind, eigenständig Osteopathie auszuüben. Das darf nach wie vor nur der Arzt und der Heilprak-tiker (Voll-Heilpraktiker ohne Einschränkung). Andere Physio-therapeuten streben die Teil-Zulassung an, weil sie dadurch für ihr Gebiet der Physiotherapie diagnostizieren dürfen. Das hilft ihnen bei der Steuer. Bisher mussten sie Mehrwertsteuer für die Behand-lungen abführen, die nach dem Auslaufen eines Arztrezeptes durchgeführt wurden. Teil-Zugelassen kann nun die heilkund-liche Diagnose selber erstellt werden, die Behandlung bleibt um-satzstreuerbefreit, muss aber als Heilpraktiker und nicht als Phy-

siotherapeut erbracht werden und wird auch nicht von der gesetzlichen Kasse bezahlt.In manchen Bundesländern sind weitere Gesundheitsberufe in die Teilzulassungs-

möglichkeit genommen worden, z. B. die Podologen. Ob andere folgen, ist derzeit nicht bekannt.

Wir sind mit dieser Entwicklung nicht einverstanden. Nicht-Heilpraktiker aus an-deren Gesundheitsberufen benutzen unser Heilpraktikergesetz, um die Regelungen der eigenen berufsrechtlichen Gesetze zu umgehen. Nicht wenige Gesundheitsämter fühlen sich mit Teilzulassungs-Überprüfungen überfordert. Von dort und einigen Ge-sundheitsministerien der Länder wird der Ruf nach einer Heilpraktikergesetzesände-rung laut. Wir haben uns dagegen ausgesprochen, das Bundesgesundheitsministe-rium hat derzeit auch kein Verlangen danach.

Unsere Forderung an die politisch Handelnden dagegen ist:Aufklärung und Überwachung der Teil-Heilpraktiker; sie dürfen schließlich nur

das therapeutisch durchführen, was Teil ihrer medizinischen Grundausbildung ist. Dagegen wird oft verstoßen.

Erarbeitung einer bundeseinheitlichen Länder-Richtlinie, dass Teilheilpraktiker sich nicht als scheinbare Fach-Heilpraktiker darstellen, sondern deutlich als einge-schränkte Heilpraktiker auftreten müssen: Heilpraktiker, eingeschränkt auf das Gebiet der Physiotherapie. Nur zu firmieren als Heilpraktiker Physiotherpie ist eine Verbrauchertäuschung.

Die in vielen Gesundheitsämtern eingeführte Überprüfung nach Aktenlage bei den sektoralen Anträgen darf nur in begründeten Einzelfällen greifen. Auch Teil-Heil-praktiker sollen schriftlich und mündlich überprüft werden. Die heutige Praxis der Aktenlagenüberprüfung ist eine nicht zu akzeptierende Bevorteilung.

Viele von uns Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker arbeiten gut mit Physiothera-peuten zusammen. Viele Physiotherapeuten sind Voll-Heilpraktiker geworden. Das ist der richtige Weg.

Ich wünsche Ihnen ein kraftvolles neues Jahr.

Herzlichst, IhrDieter SiewertsenVorsitzender Freie Heilpraktiker e.V.

Editorial

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Inhalt

10 Erfahrung und Wissen

EDITORIAL3 Eingeschränkte Heilpraktiker

ERFAHRUNG UND WISSEN6 Wasser: Die Quelle der Gesundheit10 Die Bedeutung von Ernährung und Mikro-Nährstoffen in der

biologischen Krebs-Therapie

NEURALTHERAPIE16 Was heißt Neuraltherapie überhaupt?

HOMÖOPATHIE20 Homöopathen ohne Grenzen – Hilfe zur Selbsthilfe

Homöopathie unterrichten auf Lamu (Kenia) und in Makeni (Sierra Leone)

24 Die Arzneimittelbilder von Kindern – Teil 1 Lycopodium

PSYCHOTHERAPIE28 Was ist systemische Familientherapie und wofür kann sie

genutzt werden?

VERBAND DER FREIEN COLON-HYDRO-THERAPEUTEN E.V.32 Die Erfolgstherapie von Psoriasis und Colitis ulcerosa – Teil 1

PRAXIS.FORUM36 Der Heilpraktiker und das Gesundheitsamt38 Rechtsformen der Zusammenschlüsse von Heilpraktikern –

Die Partnerschafts gesellschaft als Alternative zur GBR

AUS DEM VERBAND40 17. Heilpraktikerkongress Freie Heilpraktiker Düsseldorf/

Neuss 20./21. September 2014 – Die Zukunft der Heilpraktiker44 18. Heilpraktiker-Symposium Dresden/Mitteldeutscher

Heilpraktikerkongress 22.11.2014 – Eckpunkte zum Erhalt der Heilpraktiker/innen

AKTIV.FORUM48 Analysen Informationen Politik Praxis

6 Erfahrung und Wissen

Inhalt

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IMPRESSUMHerausgeber:Freie Heilpraktiker e.V.Benrather Schloßallee 49–53, 40597 DüsseldorfT: 02 11/9 01 72 90, F: 02 11/3 98 27 10E: [email protected]

Redaktionelle Leitung:Dieter Siewertsen, Heilpraktiker,Geschäftsführender Vorsitzender Freie Heilpraktiker e.V.E: [email protected]

Konzeption und Realisation:Merlin Digital GmbHMaxstraße 64, 45127 Essen

Anzeigen:Freie Heilpraktiker e.V. Berufs- und Fachverband Benrather Schloßallee 49–53, 40597 Düsseldorf T: 02 11/90 17 29-0, F: 02 11/3 98 27 10 E: [email protected] www.freieheilpraktiker.com

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1. Januar 2012. Ein Anspruch auf Anzeigenaufnahme besteht nicht.

Druck:Druckerei und Verlag Peter Pomp GmbHGabelsbergerstraße 4, 46238 BottropAuflage: 5.200

Bezugspreis und Erscheinungsweise:Jährlich im Dauerbezug 18,00 Euro bei Lieferung von vier Heften pro Jahr, zuzüglich Postgebühren (4,00 Euro). Für Mit-glieder Berufsverband „Freie Heilpraktiker e.V.“ im Mitglie-derbeitrag enthalten. Bestellungen an den Herausgeber.

Erscheinungsweise alle drei Monate jeweils April, Juli, Oktober und Januar. Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich vereinbart ist, läuft das Abonnement bis auf Widerruf. Die Kündigung zum Ende des bezahlten Bezugszeitraumes ist jederzeit möglich. Bei Nicht-erscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Nachlieferung oder Gebühren-erstattung.

Nachdruck: Fotomechanische Wiedergabe, sonstige Verviel-fältigung sowie Übersetzung des Text- und Anzeigenteils, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder sowie Berichte aus der Industrie wird keine Gewähr übernommen. Bei den Beiträgen unter der Rubrik „Industrie-mitteilungen“ handelt es sich um keine redaktionellen Bei-träge.

WIR ist unabhängig und überverbandlich ausgerichtet. Ge-kennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autoren, nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für alle Veröffentlichungen werden keine Haftung und keine Gewähr übernommen.

Hinweis zu den Vereinsseiten des Verein Freier Colon-Hydro-Therapeuten e.V. Bitte beachte Sie, dass ausschließlich der Verein Freier Colon-Hydro-Therapeuten die redaktio- nelle/inhaltliche Verantwortung für die hier veröffentlichten Inhalte trägt.

Titelfoto: © EpicStockMedia – Fotolia.com

ISSN 1430-7847 1391

24 Homöopathie

REGIONALVERANSTALTUNGEN UND SEMINARE FREIE HEILPRAKTIKER E.V.

50 Landesbereiche53 Seminare, Facharbeits- und Übungskreise

INDUSTRIEMITTEILUNGEN57 Aktuelle Meldungen

REZENSIONEN34 Aktuelle Meldungen

KLEINANZEIGEN51 Stellen-, Kauf-, Verkaufs-, Gelegenheits- und

Ausbildungsangebote

KONGRESSE DÜSSELDORF/DRESDEN 2015 60 Kongresse und Symposien 2015

28 Psychotherapie

Inhalt

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WasserDie Quelle der Gesundheit

Wasser ist der Hauptbestandteil des menschlichen Körpers und nimmt folglich eine zentrale Rolle im gesamten Organismus ein. Alle Körperfunktionen werden maßgeblich von der Flüssigkeits-versorgung beeinflusst. Wasser ist im Körper z. B. Lösungs- und Transportmittel für Vitamine, Gift und ist ein wichtiger Bestand-teil als Baustoff für Zellen. Wasser ist der Grundbaustein des Lebens. Kein Lebensmittel ist so überlebenswichtig wie Wasser – Wasser ist das wichtigste Lebensmittel.

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Ein regelmäßiger Kreislauf kann durch keine Medikamente, mögen sie heißen, wie sie wollen, bewirkt werden. Ein solches Meisterstück kann nur das Wasser liefern.

Sebastian Kneipp

Wasser zur Prophylaxe von KrankheitenWie wichtig Wasser für die chemischen und physikalischen Abläufe im menschli-chen Organismus ist, zeigt der Wasseran-teil der Organe:

Gehirn ca. 85 bis 90 % – Blutplasma ca. 92 % – Nieren ca. 84 % – Lunge und Le-ber ca. 76 bis 86 % – Herz und Muskeln ca. 73 bis 77 % – Haut ca. 72 % – Fettge-webe ca. 30 % – Skelett ca. 25 %, Glaskör-per des Auges (Corpus vitreum) ca. 99 %.

Schon ein geringes Flüssigkeitsdefizit macht sich sowohl physisch als auch psy-chisch schnell bemerkbar.

Das GesamtkörperwasserWasser ist der Hauptbestandteil des Kör-pers. Viele Körperflüssigkeiten des mensch-lichen Körper bestehen vorwiegend aus Wasser. Die WHO (World Health Orga-nisation) gibt für eine normalgewichtige Person folgende Prozentsätze Wasseranteil am Körpergewicht an:

Neugeborenen bis zu 79 %Kinder 60 bis 75 %Frauen 50 bis 55 %Männer 60 bis 65 %

Diese Angaben variieren je nach Alter, Körperbau und -verfassung. Der Wasserge-halt des Körpers nimmt im Alter ab.

Der Wassergehalt der fettfreien Körper-masse liegt bei ca. 75 %, das des Fettgewe-bes bei ca. 30 %, das lässt den Schluss zu, dass adipöse Menschen einen wesentlich geringeren Körperwasseranteil im Ver-gleich zum normalgewichtige bzw. schlan-ke Menschen haben.

Die Wasserbilanz des KörpersDer durchschnittliche Wasserverbrauch des menschlichen Körpers liegt bei 2 bis 3 Liter täglich. Er verliert durch Atmung, durch Stoffwechselvorgänge und über die Haut ständig Wasser.

Der DGE-Referenzwert über die Vertei-lung der täglichen Wasserabgabe des menschlichen Organismus stellt sich wie folgt dar: > Urin 1440 ml > Haut 550 ml > Lunge 500 ml > Stuhl 160 ml

Der tägliche Wasserverlust variiert je nach Temperatur, körperlicher Anstrengung und Krankheit.

Der Körper eines Erwachsenen verliert im Laufe des Tages etwa 5 bis 6 Prozent des Gesamtkörperwassers (beim Säugling ca. 20 Prozent) über die Nieren, Lunge, Leber, Magen-Darm-Trakt, Haut, Schleimhäute, Drüsen, Prostata.

Um den normalen Wasserverlust auszu-gleichen, die für alle Körperfunktionen notwendig sind, muss Flüssigkeit zuge-führt werden, weil es sonst zu schweren gesundheitlichen Schäden kommen kann.

Aufgaben des Wassers im Körper > Wasser ist aufgrund der guten elektri-schen Leitfähigkeit unentbehrlich für das Nervensystem und das Hirn.

> Wasser füllt die Hohlräume zwischen den Zellen, es ist Stütze und Stoßdämp-fer zugleich.

> Wasser lässt das Blut zirkulieren, es ist das Transportmittel der Blutkörperchen.

> Wasser ist Energiequelle (Wasser erzeugt in jeder Körperzelle elektrische und ma-gnetische Energie)

> Wasser ist Lösungsmittel für wasserlös-liche Stoffe, es ist maßgeblich an kom-plexen chemischen Vorgängen in allen Bereichen des Stoffwechsels beteiligt.

> Wasser reguliert die Energie und das os-motische Gleichgewicht im Körper.

> Wasser verbindet die festen Zellstruktu-ren und hält sie zusammen.

> Wasser unterstützt die Zellreparaturme-chanismen.

> Wasser beeinflusst alle hormonellen Funktionen (z. B. Spermienbildung).

> Wasser reduziert Stress.

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> Wasser unterstützt das Immunsystem und stärkt dadurch die Immunabwehr.

Wassermangel im KörperEntstehung von WassermangelZu kleine Trinkmenge, zu große Trink-menge in zu kurzer Zeit, ungeeignete Ge-tränke (z. B. Alkohol, Cola etc.), anstren-gende körperliche Tätigkeiten, Hitze, Er-brechen, Durchfall, Essstörungen, Fieber, Nierenerkrankungen, Schilddrüsenerkran-kungen, Entzündungen, Verbrennungen, Hormonstörungen, Medikamente (z. B. Laxantien, Diuretika), Diabetes mellitus, hoher Blutverlust.

Das Gehirns bei WassermangelObwohl das Gehirn nur ca. 2 Prozent der Gesamtkörpermasse ausmacht, benötigt es ca. 20 Prozent des gesamten Körperwasser-haushalts. Ist das Gehirn mit Wasser unter-versorgt, reagiert sehr sensibel.

Schon bei einem Flüssigkeitsmangel von 2 bis 4 % ist die Blutzirkulation so ver-langsamt, dass die Versorgung der Gehirn-zellen nicht mehr ausreichend ist. Die Fol-ge ist eine erhöhte Produktion und Freiset-zung von Histamin.

Histamin wirkt u. a. regulierend auf den Wasserhaushalt und den Durstmechanis-mus. Ist zu wenig Flüssigkeit da, wird eine größere Menge freigesetzt und die Folge ist eine Wasserrationierung innerhalb des Körpers. Der gesamte Organismus mit all seinen lebenswichtigen Funktionen stellt sich auf den Wassermangel ein – es kommt zu Einschränkungen bei den Stoffwechsel-prozessen.

Histamin ist in höheren Mengen durch-aus giftig:

„… Histamin oder Histamin-ähnliche Substanzen entstehen bei jeder Schädigung menschlicher und tierischer Zellen und ver-ursachen Reaktionen des umgebenden Gewe-bes. Histamin aktiviert die Nervenendigun-gen von Schmerzfasern und unterstützt so die Schmerzentstehung (Schmerz). (Ausschnitt: Lexikon der Neurowissenschaft/spektrum.de).

Körperliche Anzeichen bei WassermangelBei einem Wassermangel von ca. 2 % des Körpergewichtes sind z. B. Müdigkeit, Durstgefühl, Mundtrockenheit, Trocken-heitsgefühl im Rachen, Kopfschmerzen erste Warnsignale. Bei einem Flüssigkeits-defizit von 5 % den Körpergewichtes kann es z. B. zu Übelkeit, Herz- und Kreislauf-

probleme (Schwindel, Tachykardie, Brady-kardie etc.), Muskelspasmen, verminderte Speichel- und Harnproduktion kommen. Bei einem Wasserdefizit von 10 % des Kör-pergewichtes machen sich neuromuskuläre und vegetative Störungen (unkoordinierte Bewegungsabläufe, Verwirrtheitszustände) bemerkbar und bei einem Flüssigkeitsdefi-zit von über 15 % des Körpergewichts folgt meist der Tod.

Der menschliche Körper kann kein Wasser speichern. Einen Wassermangel kann er eine zeitlang kompensieren, indem er Körperflüssigkeiten wie z. B. Urin und Schweiß reduziert ausscheidet, um Wasser zu sparen.

MerkeSchon eine geringe Schwankung im Was-serhaushalt des Körpers kann schwerwie-gende Folgen für die Gesundheit haben – ein andauerndes Flüssigkeitsdefizit schä-digt den Organismus nachhaltig.

Anzeichen für chronischen WassermangelDunkler, übelriechender Urin, Durst wäh-rend des Essens, Obstipation, Beinödeme, trockene Haut, ständige Müdigkeit, Mus-kel- und Gelenkschmerzen – die Körper-zellen werden nicht ausreichend mit le-benswichtigen Nährstoffen versorgt und die Konzentration der Giftstoffe im Kör-pergewebe nimmt zu. Die Zellen haben Durst und der Körper vergiftet sich selbst – die Folgen sind: Zellen und Organe ver-kümmern.

Wassermangel könnte die Ursache von Zivilisationskrank-heiten sein – hier ein paar BeispieleMagen-Darm-Erkrankungen (Sodbren-nen, Reflux, Kolitis, Gastritis, Ulzera des Magen-Darm-Traktes usw.), Allergien (Histaminüberproduktion durch Wasser-mangel), Autoimmunerkrankungen, Hy-pertonie/Hypotonie, Diabetes mellitus, Gefäßerkrankungen, Herz- und Kreislau-ferkrankungen, Hautkrankheiten (Neuro-dermitis, Akne, Ekzeme), Arteriosklerose, Atemwegserkrankungen, Migräne, chron. Kopfschmerzen, Nierenerkrankungen (Nierensteine, chron. Harnwegsinfektio-nen), Skelett- und Muskelerkrankungen (Arthrose, Bandscheibenprolaps etc.), Fib-romyalgie, Augenleiden (z. B. Glaukom), Osteoporose, Neuritis, Stress, Unruhe,

Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen (ADHS), Depressionen, Angst, Adipositas, Neurologische Erkrankungen, Verwirrtheit (bei alten Menschen häufig als Demenz diagnostiziert), Bewusstseinsstörungen, Morbus Parkinson, Alzheimer (evtl. Aus-trocknung der Gehirnzellen?), MS usw.

Ein chronisch unausgeglichener Wasser-haushalt macht krank – Flüssigkeitsmangel und die damit verbundene erhöhte Hista-minaktivität ist für den gesamten Organis-mus eine ständige Alarmsituation, also hef-tiger Stress.

Eine Dehydration fördert Stress, die Hirnfunktionen sind eingeschränkt und das verstärkt den Stress – Wasser hilft Stresshormone abzubauen.

Beispiele für die Funktionen des Wassers im menschlichen OrganismusLösungs- und TransportmittelWasser ist Hauptbestandteil des Blutes. Wasser hält das Blut fließfähig, bekommt der Körper zu wenig Flüssigkeit, wird das Blut dickflüssiger (erhöhte Viskosität des Blutes), dadurch können wichtige Nähr-stoffe wie Sauerstoff, wässerlösliche Vita-mine, Kohlenhydrate und auch körper-schädliche Substanzen nur langsam ab-transportiert werden und zusätzlich steigt die Gefahr für die Arteriosklerose.

Regulierung der Körpertemperatur (Thermoregulation)Die normale Körpertemperatur beim Menschen liegt je nach Tageszeit, körperli-

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AUTORINElvira BosseErnährungsberaterin, Fachautorin

cher Aktivität zwischen 36,3 und 37,4 °C. Bei dieser Temperatur ist der Körper in der Lage alle Stoffwechselprozesse und die me-chanischen Abläufe des Körpers optimal zu erfüllen.

Zu den wichtigsten temperaturabhängi-gen Abläufen im menschlichen Organis-mus gehören: > Stoffwechselreaktionen wie Diffusions- und Osmoseverhalten

> Zellmembranfluidität > Enzymreaktionen > Sauerstofftransport (bei Temperaturer-höhung: Abnahme der Sauerstoffbin-dung an Hämoglobin)

> Muskelaktivität

Eine adäquate Regulierung der Körper-temperatur ist nur mit einer ausreichenden Wasserzufuhr möglich.

Produzent von SchleimWasser spielt eine wesentliche Rolle bei der Produktion von Schleimstoffen, die für den menschlichen Körper unentbehrlich sind. Die Aufgaben des Schleims sind viel-fältig, er bildet eine Gleitschicht im Gewe-be und hat eine Schutz- und Transport-funktion. Auch ist er Schutzbarriere gegen Mikroorganismen.

Regulierung des Säuren-Basen-Haus-haltesUm den menschlichen Organismus gesund zu erhalten, ist ein ausgewogenes Verhält-nis zwischen Säuren und Basen erforder-lich. Eine chronische Übersäuerung behin-

dert die Ausscheidung von Giftstoffen (Schlackestoffen), die sich im Körper an-sammeln und zu schweren chronischen Er-krankungen (Allergien, Gicht, Arterioskle-rose, Neurodermitis Diabetes mellitus usw.) führen können. Eine adäquate Was-serzufuhr führt durch eine vermehrte Aus-scheidung von sauren Stoffwechselproduk-ten über die Nieren zu einer positiven Be-einflussung des Säuren-Basen-Haushalt.

Richtwerte zur täglichen TrinkmengeDie tägliche Trinkmenge richtet sich im Wesentlichen nach Alter, Körpergewicht, Aktivität (körperlicher und geistiger An-strengung) und nach der Temperatur (Hit-ze, Wärme, Fieber). Die Mindesttrinkmen-ge liegt bei 30 ml pro Kilogramm Körper-gewicht. Das bedeutet bei einem Körper-gewicht von 75 kg ca. 2,3 Liter und bei einem adipösen Menschen mit einem Kör-pergewicht von 90 kg benötigt der Körper-täglich 2,7 Liter Flüssigkeit. Die zugeführ-te Flüssigkeit soll kalorienarm sein und keinen Alkohol enthalten, da Alkohol dem Körper Flüssigkeit und wichtige Mineral-stoffe entzieht.

Bei Menschen, die bisher zu wenig ge-trunken haben, soll die Trinkmenge lang-

sam gesteigert werden. Weil der menschli-che Körper nicht in der Lage ist Wasser zu speichern, ist es wichtig regelmäßig zu trin-ken, also die Trinkmenge gleichmäßig über den Tag zu verteilen.

Wichtig: Bei gesteigerter Wasserauf-nahme braucht der Körper mehr Salz, in der Regel reicht 1/4 Teelöffel auf 2 Liter Wasser.

Bemerkung: Bei Erkrankungen, die eine reduzierte Flüssigkeitszufuhr erfor-dern, z. B. bestimmte Herz- und Nierener-krankungen, muss ein Arzt befragt werden.

FazitWasser ist die Lebensgrundlage jeglichen Lebens. Ohne Wasser gibt es kein Leben. Jede Körperzelle enthält Wasser, es ist Trä-ger aller körperlichen und geistigen Infor-mationen und regelt durch die Zellkom-munikation alle Abläufe im Organismus. Deshalb muss der Mensch, damit Körper und Geist gesund sind und bleiben, täglich ausreichend Flüssigkeit aufnehmen. Was-ser soll dabei das bevorzugte Getränk sein. Wasser stärkt aktiv das Immunsystem, denn ist für den Körper ein effektives Transportmittel für Nährstoffe, Sauerstoff und auch für Stoffwechselschlacken und Kohlendioxid (Gifte). Wasser ist durch sei-ne mannigfaltigen wichtigen Aufgaben im menschlichen Körper durch nichts zu er-setzen.

Wasser ist das wichtigste Lebensmittel und eine preiswerte Medizin. Wasser ist ein aktiver Unterstützer der Gesundheit – Wasser ist „Lebenselixier“. _

Quellen:1. Biesalski HK et al. (Hrsg.): Ernährungsmedi-

zin. 3., erweiterte Auflage. Thieme, Stuttgart (2004)

2. www.charite.de3. www.dge.de4. dgk.de5. www.gesundheit.de6. www.gesundheit.gv.at7. www.medizin-netz.de8. www.onmeda.de9. www.pflegewiki.de10. www.wikipedia.de

Das Wasser ist mein bester Freund und wird es bleiben, bis ich sterbe.

Sebastian Kneipp

Erfahrung und Wissen

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